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Wilhelm Biltz zum 60. Geburtstag 3 Wilhelm Biltz zum 60, Geburtstag (8. Marz 1937) Wenn sich heute die Fachgenossen, Freunde und Schuler ver- einen, urn dem Sechzigjahrigen Dank fur das Vergangene und Wiinsche fur die Zukunft auszusprechen, so gilt dies nicht nur dem erfolgreichen Forscher und Meister der anorganischen Chemie, sondern in gleicher Weise dem akademischen Lehrer und dem Menschen. Denn von dem, was wir an WILHELM BILTZ ruhmen diirfen, mogen gewiB vielen die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Forschungsarbeit, der er sich mit Leib und Seele verschrjeben hat, an erster Stelle stehen. Die- jenigen aber, denen die Entwicklung der anorganischen Chemie in Deutschland Freude und Sorge zugleich ist, rechnen wohl hoher die Tatsache, da13 er sich als einziger der fuhrenden Anorganiker Deutsch- lands eine ,,Schule" geschaffen hat. Und diejenigen, die dasGliickhatten, dem - bei aller Liebenswiirdigkeit nach auBen - so Zuriickhaltenden wirklich naherzukommen, sehen iiber beidem den Menschen, der die ganze Gute seines Wesens als fordernde Sorge fur den groBen Kreis seiner Mitarbeiter und Schuler ausstrahlt. Wie nahezu alle namhaften Anorganiker seiner Zeit, kommt auch WILHELM BILTZ von der organischen Chemie her. Seine unter SEMMLER'S Leitung ausgefuhrte Dissertation, mit der er 1898 in Greifswald promovierte, und spatere Arbeiten als Assistent dort betrafen die Terpenchemie, die er durch kryoskopische, d. h. also physikalisch-chemische Messungeii zu fordern strebte. Das ist sicher kein Zufall, hatte doch schon der Student den alteren Bruder HEINRICH bei der Ausfuhrung von Dampfdichtebestimmungen bei sehr hohen Temperaturen unterstiitzt und bei den Vorarbeiten zu dem Buch ,,Praxis der Molekelgewichtsbestimmungen" mitgeholfen. Schon hier zeigt sich eine Entwicklung, die fur alle wissenschaftlichen Arbeiten von BILTZcharakteristisch ist : Das Einzelproblem wurde nach dem Allgemeinen hin ausgeweitet. Der Abhandlung uber , ,Kryoskopische Untersuchungen in der Terpenreihe" folgte namlich bald eine Unter- suchung uber das ,,Kryoskopische Verhalten der Alkohole". Sie fiihrte zu dem wichtigen Ergebnis, da13 die Assoziation in benzolischer 1"

Wilhelm Biltz zum 60. Geburtstag (8. März 1937)

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Wilhelm Biltz zum 60, Geburtstag (8. Marz 1937)

Wenn sich heute die Fachgenossen, Freunde und Schuler ver- einen, urn dem Sechzigjahrigen Dank fur das Vergangene und Wiinsche fur die Zukunft auszusprechen, so gilt dies nicht nur dem erfolgreichen Forscher und Meister der anorganischen Chemie, sondern in gleicher Weise dem akademischen Lehrer und dem Menschen. Denn von dem, was wir an WILHELM BILTZ ruhmen diirfen, mogen gewiB vielen die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Forschungsarbeit, der er sich mit Leib und Seele verschrjeben hat, an erster Stelle stehen. Die- jenigen aber, denen die Entwicklung der anorganischen Chemie in Deutschland Freude und Sorge zugleich ist, rechnen wohl hoher die Tatsache, da13 er sich als einziger der fuhrenden Anorganiker Deutsch- lands eine ,,Schule" geschaffen hat. Und diejenigen, die dasGliickhatten, dem - bei aller Liebenswiirdigkeit nach auBen - so Zuriickhaltenden wirklich naherzukommen, sehen iiber beidem den Menschen, der die ganze Gute seines Wesens als fordernde Sorge fur den groBen Kreis seiner Mitarbeiter und Schuler ausstrahlt.

Wie nahezu alle namhaften Anorganiker seiner Zeit, kommt auch WILHELM BILTZ von der organischen Chemie her. Seine unter SEMMLER'S Leitung ausgefuhrte Dissertation, mit der er 1898 in Greifswald promovierte, und spatere Arbeiten als Assistent dort betrafen die Terpenchemie, die er durch kryoskopische, d. h. also physikalisch-chemische Messungeii zu fordern strebte. Das ist sicher kein Zufall, hatte doch schon der Student den alteren Bruder HEINRICH bei der Ausfuhrung von Dampfdichtebestimmungen bei sehr hohen Temperaturen unterstiitzt und bei den Vorarbeiten zu dem Buch ,,Praxis der Molekelgewichtsbestimmungen" mitgeholfen. Schon hier zeigt sich eine Entwicklung, die fur alle wissenschaftlichen Arbeiten von BILTZ charakteristisch ist : Das Einzelproblem wurde nach dem Allgemeinen hin ausgeweitet. Der Abhandlung uber , ,Kryoskopische Untersuchungen in der Terpenreihe" folgte namlich bald eine Unter- suchung uber das ,,Kryoskopische Verhalten der Alkohole". Sie fiihrte zu dem wichtigen Ergebnis, da13 die Assoziation in benzolischer

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4 Zeitachrift fiir anorganische und allgemeine Chemie. Band 231. 1937

Losung um so geringer wird, je hoher das Molekulargewicht und je besser die Rydroxylgruppe abgeschirmt ist. Dabei wurde uber- raschend festgestellt, dal3 sich Lmalool wie ein te r t ia re r Alkohol verhalt, was chemische Untersuchungen spater bestatigten.

Es ware aber falsch zu glauben, dal3 sich der junge Forscher so ganz aus dem Innern heraus von der organischen Chemie weg zur allgemeinen Chemie hin entwickelt hatte. Im Gegenteil, der dringende Wunsch des 1900 als Assistent nach Got t ingen Obersiedelnden war es, hier bei dem fuhrenden Meister dieses Gebietes nun recht erfolg- reich Terpenchemie zu betreiben. Die Enttiiuschung mag grog gewesen sein, ale WALLACH dem neuen Assistenten erkliirte, er konne bearbeiten, was er wolle ; nur die Terpenchemie behielte sich WALLACH fur sick selbst und seine Schuler vor. Das war gewil3 bitter. Aber aus dieser Entttiuschung erwuchs ein starker Wille zum Neuen, und es folgte eine Zeit eines ungewohnlich raschen Aufstiegs. Es lag nahe, zunachst einmal diejenigen Arbeitsmethoden weiter zu benutzen, die sich schon in Greifswald als fruchtbar erwiesen hatten, namlich die Bestimmung von Molekulargewichten in Losungen. Diese wurden aber jetzt vor allem auf Probleme der anorganischen Chemie angewendet. Mit JULIUS MEYER wurden Dampfdrucke, Gefrier- punkts-Erniedrigungen und Siedepunkts-Erhohungen an wBDrigen Losungen der einfachsten anorganischen Verbindungen - von Alkali- metall-halogeniden, -nitraten usw. - gemessen, um dem Problem der Anomalien der starken Elektrolyte naherzukommen. Wieder ergab sich ein Ergebnis von allgemeiner Bedeutung, namlich der Nachweis, dal3 die Ionen hydra t i s ie r t sein mussen, und zwar in verdunnten Losungen stark, in konzentrierten weniger, so wie es das Massen- wirkungsgesetz verlangt . Von Bedeutung konnen ferner die Ein- flusse der Hydrolyse und der Autokomplexbildung sein. BILTZ mul3te auf diese Arbeit spiiter des ofteren zuruckkommen, um irrtumliche Ansichten anderer Forscher, vor allem von JONES, zuruckzuweisen und seine Prioritat zwc Anerkennung zu bringen. In diesen Polemiken lernen wir ihn, der - ein Meister des geschriebenen und des ge- sprochenen Wortes - auf die sprachliche Gestaltung seiner Arbeiten stets den grol3ten Wert gelegt hat, als einen in der Form ebenso vor- nehmen wie in der Sache unerbittlichen Kampfer fur das als richtig Erkannte kennen.

Fast gleichzeitig mit dieser Untersuchung, die noch eine starke innere Beziehung zu seinen Erstlingsarbeiten erkennen lafit, erschien eine erste Arbeit auf einem Gebiet, zu dem BILTZ dann eine Reihe grund-

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legender Beitrage geliefert hat, namlich der Kolloidchemie. 1904 wurde uber ,,diegegenseitige Beeinflussung kolloidal geloster Stoffe" berichtet, in der die Grundgesetze fur die Fallung eines Kolloids durch ein anderes als Folge der elektrischen Ladung der Kolloide festgestellt und der Begriff der ,,Zustandsaffinit&t" ent- wickelt wurde. Da die Ergebnisse dieser grundlegenden Arbeit, in der u. a. die Begriffe ,,Schutz- und Fallungskolloide" und ,,Adsorptions- verbindung" entwickelt wurden, in die zustandigen Lehrbucher uber- gegangen sind, braucht hier nicht naher darauf eingegangen zu werden. Hingewiesen sei nur darauf, daB sich bei dieser und vielen anderen kolloidchemischen Arbeiten die Gleichung cnadsofbiert = k *cfrei be- wiihrte, die in der Literatur vielfach unberechtigt als Gleichung von FREUNDLICH bezeichnet wird ').

Wieder uberrascht, wie BILTZ bei diesen kolloidchemischen Arbeiten mit weitem Blick erkannte, welch groBe Zahl von Er- scheinungen sich in ahnlicher Weise behandeln la&: Das Verhalten der F a r b s t of f e z u r F a s er , die To xi n - An t i t o xin - R e a k t i on e n, die Abwasserreinigung u. a. Wie immer bei BILTZ, . wurden nicht nur theoretisch vorhandene Moglichkeiten aufgewiesen, sondern auch experimentell angefaBt. So wurde gezeigt, daB man auch mit anorganischen Stoffen farben kann, wenn man sie nur vorher in den kolloiden Zustand bringt. Als Beispiel fur die Toxinreaktion wurde nicht nur die von BUNSEN entdeckte Entgiftung der arsenigen SBure durch frisch gefalltes Eisenhydroxyd studiert, sondern auch - zum Teil in Gottingen, zum Teil in v. BEHRING'S Marburger Labora- torium - Versuche uber Serumtherapie ausgefuhrt. Diese kolloid- chemischen Versuche wurden nach den verschiedensten Richtungen hin erweitert. Durch ausgedehnte d i rek te osmotische Mes- sung en wurde der osmotische Druck von Kolloidlosungen bestimmt, das Altern der Kolloide verfolgt u. a. m. Bei der Bestimmung des aeitlichen Verlaufs des enzymatischen Starkeabbaues ergab sich fur diese wichtige Umsetzung ein stufenweiser Verlauf. Bei dieser Untersuchung erfolgte die Bestimmung der TeilchengroBe auf Grund der Beobachtung, daB die Vis kosit a t gleichkonzentrierter Losungen in diesem Falle in eindeutiger Weise von der MolekulargroBe abhangt. Vielfach wurde auch das damalsganzneue Ultramikroskop benutat, so z. B. zur Bestimmung der Loslichkeit schwerloslicher Sulfide.

Handelte es sich bei diesen Arbeiten, obwohl vorzugsweise an- organische Stoffe behandelt wurden, doch mehr urn allgemein-

l ) Uber das Geschichtliche vgl. W. BILTZ, Angew. Chem. 41 (1928), 169.

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chemische Probleme, so finden wir daneben in dieser Zeit nun auch die ersten rein anorganisch-chemischen Arbeiten. Das Er- wachen des Interesses fur diesen Zweig der Chemie mag gewiki der ganzen Veranlagung von BILTZ entsprochen haben ; es kamen aber auch Buf3ere Einflusse hinzu. Es war ja gerade damals die Zeit, als man sich in Deutschland, nicht zuletzt auf das Drangen der Industrie hin, entschlol3, in Unterricht und Forschung der anorganischen Chemie mehr Aufmerksamkeit zu scbenken. Es entstand das Verbands- examen, und in Gottingen drangte der weitschauende FELIX KLEIN auf die Errichtung eines Iiistituts fur anorganische Chemie, wobei man sich sehr bemuhte, CLEMENS WINKLER zu gewinnen, der damals der einzige wirklich bedeutende Anorganiker Deutschlands war. Als WINKLER wegen seines Alters ablehnte, muf3te man im Ausland suchen: T. W. RICHARDS lehnte ebenfalls ab. Aber dann erinnerte sich NERNST eines jungen Dorpater Professors : Mit GUSTAV TAMMANN kam eine der fruchtbarsten und starksten Personlichkeiten nach Gottingen, die der deutschen Chemie erwachsen sind.

Dieser Mange1 an geeignetem Nachwuchs verlangte dringende MaBnahmen. WALLACH schickte daher seinen jungen Assistenten BILTZ nach F r e i b e r g (Sa.) zu CLEMENS WINKLER. Dieser lieB den Gast mit den einfachsten Reagenzglasversuchen anfangen und lehrte ihn so von Grund auf die Kunst der klassischen Analyse, deren Tradition auch heute noch in Freiberg besonders gepflegt wird. SpSiter folgte eine Reise nach Washington zu BUNSEN’S SchiiIer HILLEBRAND, bei der weitere Erfahrungen auf dem Gebiete der Analyse gesammelt wurden. Diese grundliche analytische Ausbildung kam nicht nur dem Unterricht zugute, sie erleichterte auch die Losung der analytischen Sonderaufgaben, die sich bei den praparativen und messenden Arbeiten nahezu taglich ergaben.

Von den ersten anorganisch-chemischen Arbeiten, die in Got- tingen neben den kolloidchemischen entstanden, ist besonders eine gemeinsam mit E. WILKE-DORFURT durchgefuhrte Untersuchung uber die Polysulfide von Rubidium und Caesium zu nennen. Es ist weniger das Thema, was hier bedeutsam ist, als die Methode: Die Arbeit stellt die erste Anwendung der von G. TAMMANN mit so groRem Erfolge bei metallisohen Systemen benutzten thermischen Analy se auf ein nichtmetallisches System vor. In der Anwendung dieser Methode kam gleichsam eine Erkenntnis zum Ausdruek, die die Forschungsarbeiten von BILTZ immer wieder entscheidend beeinflukit hat : Dab ein Fortschritt solange nicht moglieh ist, als man irgendwelche

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Zufallsprodukte als Verbindung ansieht. Auch die Untersuchung von zwar definierten, aber doch instabilen Verbindungen erschien ihm solange wenig vordringlich, als nicht in jedem Falle eindeutig fest- gestellt worden ist, welches die im Gleichgewicht bestandigen Verbindungen sind.

Die Arbeiten des jungen Privatdozenten lenkten bald die Auf- merksamkeit weiterer Kreise auf ihn, und schon 1905 wurde der erst Achtundzwanzigjahrige als Or din a r iu s a n d ie B e r g a k a d emi e Clausthal berufen. Das schien gewiB ein Erfolg; in Wirklichkeit wurde es ein Ungluck. Denn einmal waren die Arbeitsmoglichkeiten in Clausthal mehr als bescheiden, selbst Leuchtgas war nicht vor- handen ! Mitarbeiter gab es kaum. Auch Assistenten waren schwierig zu bekommen; meist verliel3en sie Clausthal schon nach kurzer Zeit wieder, urn eine Industriestellung anzunehmen. In der kIeinen Berg- stadt mit Berghauptmannschaft und Bergakademie herrschte zudem ein oft unertriiglicher Kastengeist; so lieB sich z. B. die Rangordnungs- frage bei der alljahrigen Kaiser- Geburtstagsfeier nie befriedigend losen, so daB es in dem kleinen Clausthaler Kreis stets Verstimmungen und Zwiste gab. Kein Wunder, daB es den jungen Ordinarius nach Gottingen zuruckzog, in dessen akademischem Hochstande er sich so unendlich wohl gefuhlt hatte, und dessen wissenschaftliche und allgemeingeistige Anregung er so schmerzlich vermiBte. Da die Bahn- verbindungen CIausthals einen regelmaBigen Besuch der Sonnabend nachmittags in Gottingen stattfindenden ,,Chemisehen Gesellschaften" nahezu unmoglich machten, wurde ein Auto angeschafft, das allen alteren BImz-Schdern bekannte ,,Wanderer-Puppchen", das auch im Weltkriege bray seinen Dienst an der Front getan hat.

Trotz der ungiinstigen LuSeren Umstiinde sind aber in Clausthal wertvolle Arbeiten entstanden. So wurden die Arbeiten uber Kol- loide fortgesetzt. Mit E. MARCUS entstanden eine Reihe ana ly- t ischer Untersuchungen iiber Fragen der Kalisalzlager, vor allem der Salztone. Besonders aufmerken lafit eine Arbeit uber die Sulfide der sel tenen Erden , nicht nur deshalb, weil dabei die interessanten Polysulfide der Formel Me& entdeckt wurden, sondern vor allem deshalb, weil aus der Bildungswarme des Ce,S4 (aus Ce,S3 und 8) auf Grund des damaIs ja noch ganz neuen NERNST'SChen Warmetheorems die Zersetaungstemperatur berechnet und mit der direkt bestimmten verglichen wurde, wobei sich eine gute Ober- einstimmung ergab.

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In die Clausthaler Zeit fie1 auch der Weltkrieg, den BmTz von Anfang bisEnde mitgemacht hat. ImPelde war er, der dem Friedens-Garnison- dienst als Einjahrig-Freiwilliger in Wittenberg keine besonderen Reize abgewonnen hatte, mit Leib und Seele Soldat, und wenn man dem Leutnant der Landwehr am SchluB des Krieges einen der wenigen deutschen 24-Mann-Tanks an der Westfront zur Fuhrung anvertraute, so zeigt dies, daB er auch ein guter Soldat war.

Die Verhaltnisse in Clausthal besserten sich allmahlich, ins- besondere als in G. F. HUTTIG ein Mitarbeiter gefunden war, der der Wissenschaft mit der gleichen Hingabe anhing wie sein Chef. Immerhin wirkte es doch wie eine Erlosung, als 1921 die Berufung nach H a n n o v e r erfolgte, wo ein groBes neues Institut und zahlreiche Assistenten und Mitarbeiter zur Verfugung standen. Bald wurde auch die apparative Einrichtung erganzt - zum Teil mit Unterstutzung der Notgemeinschaft, zurn Teil mit Mitteln der ROCKEFELLER Foundation - SO daB heute das Hannover’sche Institut fur an- organische Chemie eines der allerbesten von Deutschland ist.

Hier in Hannover konnte nun mit ganz anderen Mitteln gearbeitet werden als in Clausthal, und es entstanden die groBen Arbeitsreihen uber systematische Verwandtschaftslehre, Volumchemie, Schmelz- elektrolyte, Rheniumchemie, intermetallische Verbindungen und vieles andere. Es war dies eine Zeit der Ernte; der Same war freilich fur die meisten Gebiete schon in Clausthal gelegt. So erschien z. B. schon 1911 eine Arbeit, in der BILTZ zum ersten Male den Verlauf einer physikalischen Eigenschaft - hier der Schwingungszahl der Elemente - uber das ganze per iodische Sys t em hin verfolgte. In der Erarbeitung solcher allgemeiner, zahlenmaBig belegbarer Be- ziehungen zum periodischen System sah BILTZ in spaterer Zeit eine der wichtigsten Aufgaben der anorganischen Chemie. Immer wieder wies er seine Schuler darauf hin, daB das periodische System eine Fundgrube fur die Entdeckung allgemeiner GesetzmaBigkeiten sei, die noch viele ungehobene Schatze berge.

In Clausthal entstand auch die erste Arbeit uber Ammoniaka t e, der dann in Hannover zahlreiche andere folgten. Wie so oft in der Wissenschaft, hatte man bei dem ungunstigsten Falle angefangen, bei den von A. WERNER als besonders typische Komplexe erkannten Luteo-Verbindungen. Im Pruffeuer der Gleichgewichtsmessungen erwiesen sich diese jedocli als instabil. Trotz dieses MiBerfolges wurde dieses Gebiet weiter verfolgt. Dabei wurde stets entscheidender Wert da,rauf gelegt, daB wirklich von einwandfrei reinen Verbindungen aus-

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gegangen wurde und daB auch bei den Gleichgewichtsmessungen, die durch Tens ionsanalyse erfolgten, eindeutig blare Verhaltnisse erhalten wurden. Oberflachliche ,,Schnellbeobachtungen", die besten- falls eine erste Orientierung liefern konnen, lehnte BILTZ unter allen Umstanden ab. Als Ergebnis steht heute ein gut begrundetes Gebaude von Erfahrungen uber die Bildung von kr i s ta l l i s ie r t e n komplexen Ammoniakverbindungen vor uns, das in gewisser Weise der WERNER- schen Komplexchemie, die sich in erster Linie auf E i n z e 1 k om p 10 x e bezieht, an die Seite zu stellen ist. DieVerhEiltnisse sirid bei den kristalli- sierten Ammoniakaten in manchem ahnlich wie bei den WERNER'SChen Komplexverbindungen. So stellten z. B. P. SCHERRER und P. STOLL auf die wiederholte Bitte von BILTZ fest, daB auch in kristallisierten Ammoniakaten wie [Ni(NH,),]CI, die Ni2+-Ionen von einem Oktaeder vonNH,-Molekulen umgeben sind. Aber im allgemeinen sind die Dinge bei den kristallisierten Ammoniakaten komplizierter. Von bevorzugten Ver- bindungsverhaltnissen, die man etwa der Koordinationszahl WERNER'S

an die Seite stellen konnte, ist kaum die Rede. Doch ergeben sich viele allgemeine GesetzmaBigkeiten, so die Abhangigkeit von der GroSe des Anions und des Kations, von der Wertigkeit, Unterschiede zwischen Haupt- und Nebengruppen u. a. m. Als sehr allgemein anwendbar erwies sich der - mit H. G. GRIMM auch quantitativ ausgewertete - Ansatz, daS sich die Warmetonung bei der Amrnoniakat- bildung zusammensetzt aus der Arbeit fi ir die Aufweitung des Gitters, die aufzuwenden ist, und der Energie, die bei der Einlagerung des Ammoniaks in das geweitete Gitter gewonnen wird. Wieder verstand es BILTZ in meisterhafter Weise, diese fur ein Sondergebiet gewonnene Erkenntnis auf die verschiedensten Gebiete zu ubertragenl). SchlieSlich ergaben sich bei diesen Arbeiten zahlreiche Belege fiir die Tatsache, daB man nach der Art der Bindung der Ammoniakmolekule an ein Kation zwei Klassen von Ammoniak-Komplexen zu unter- scheiden hat : Die ,,normalen Komplexe" mit Ionen-Dipolbindung und die ,,Durchdringungskomplexe", in denen das Ammoniakmolekul durch Atombindungen mit dem Kation verbunden ist. Die Unter- scheidung kann oft durch magnetische Messungen erfolgen.

Ebenfalls in Clausthal begannen die ersten Betrachtungen uber die Raumbeanspruchung des Ammoniaks in Verbindungen. In Fort- setzung dieser Arbeiten wurde in Hannover ein sehr umfangreiches, uber alle Stoffklassen reichendes Versuchsmaterial uber Dichten und Molekularvolumina geschaffen. Die Auswertung dieser Ergebnisse

l) Vgl. insbesondere den Aufsatz in den Naturw. 13 (1925), 500-

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fiihrte zu einer an KOPP anlehnenden Volumchemie, die in dem Satze gipfelt: Das Volumen e iner Verb indung se t z t sich a d d i t i v a u s den Voluminkrementen d e r Bes t and te i l e zusammen. Als Bezugstemperatur dient dabei der absolute Null- punkt. Diese Grundannahme der Volumchemie, uber die in einem 1934 erschienenen Buche zusammenfassend berichtet wurde, ist grundsatzlich verschieden von der vielbenutzten Annahme GOLD- SCHMIDT'S, dab sich die R a d i e n a d d i t i v verhalten. Tatsachlich liegen die Verhaltnisse so, daB beide Satze Naherungen sind, die die Wirklichkeit von verschiedenen Seiten zu erfassen suchen. Welche von beiden den Vorzug verdient, ist im Einzelfalle verschieden. Der BILTz'sche satz ist allgemeiner giiltig, weil er von weniger Voraus- setzungen abhangig ist. Er ist auBerdem in einigen Fallen, z. 3. bei den intermetallischen Phasen, sicher eine sehr vie1 bessere Naherung und fuhrt ferner zu grundsatzlich wichtigen Erkenntnissen uber den Bindungszustand in intermetallischen Phasen.

SchlieBlich sind auch die Arbeiten uber die Bi ldungswarmen i n t e r m e t a Ili s c h e r Ver bin d u n ge n in Clausthal begonnen worden. Sie lieferten zum ersten Male einwandfreie Daten fur ein groBeres Versuchsmaterial. Es ergab sich, daB diese Bildungswarmen zum Teil von recht erheblicher GroBe und nur wenig kleiner sind als die von Salzen. Ferner zeigte sich eine ausgesprochene Abhangigkeit vom elektrochemischen Charakter : die Bildungswarmen sind um so geringer, je edler die Komponenten sind. In experimenteller Be- ziehung ist in diesem Zusammenhange die Ausarbeitung einer Methode fur genaue k a l o r i m e t r i s c h e Messungen be i h o h e r e n T e m p e - r a t u r e n (etwa looo) zu nennen .

Diese grol3en Arbeitsgebiete sind in neuerer Zeit besonders durch die Ausbi ldung e iner Tens ionsanalyse der Sul f ide u n d Phosph ide erweitert worden. Die hier erhaltenen Ergebnisse sind jedoch noch nicht zusammenfassend ausgewertet worden. Die Schaffung einer me t a 11 o gr a p h i s c h en A b t ei 1 ung des Institutes hat zudem die Moglichkeiten eroffnet, neben diesen halbmetallischen Verbindungen auch typisch metallische Stoffe systematisch zu unter- suchen.

Von allen den sonstigen Untersuchungen von BILTZ im ein- zehen zu reden, ist nicht moglich. Es gibt wenig Gebiete der an- organischen Chemie, die er nicht bearbeitet hatte. Charakteristisch ist, da13 Untersuchungen an waBrigen Losungen wenig Anziehungs- kraft fur ihn besakien, da es ihm klar war, daB hier das Losungsmittel

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vie1 zu stark ausgleicht. Ihn interessierten vor allem die wasser- freien Verbindungen, bei denen viele Eigenschaften krasse Unter- schiede zeigen. So vermittelten z. B. die Arbeiten uber die Leit- f ah igke i t von Salzschmelzen wertvolle Erkenntnisse uber den Aufbau der Halogenide. Bei Untersuchungen uber Kiese lsauren und andere O x y d h y d r a t e wurde im flussigen Ammoniak ein ausgezeichnetes Mittel gefunden, um feuchten Hydroxyden u. a. unter milden Bedingungen das Wasser zu entxiehen. Versuche uber die E inwi rkung v o n Chlor auf Gold bei verschiedenen Tempe- raturen lieferten Ergebnisse uber die ,,pneumatolytische" Uber- fuhrung von Metallen, deren Bedeutung weit uber diesen Sonderfall hinausgeht. Die Beitrage zur Rheniumchemie schliefilich fuhrten zu einer vollen Aufklarung der Chemie der Chloride, Oxyde, Sulfide und Phosphide dieses Elementes. Ferner seien mehr theoretische, zusammenfassende Arbeiten genannt, so z. B. uber die F a r b e n anorganischer Verb indungen und die S tab i l i s ie rung u n b e s t a n d i g e r Verb i n d u n g en durch energieliefernde Zusatz- reaktionen.

Uberblicken wir diese wissenschaftlichen Ergebnisse, so zwingt uns nicht nur die Fulle des Geleisteten zur Anerkennung, sondern vor allem auch der innere Wert. Die Bestrebungen, die anorganische Chemie wieder fruchtbar zu machen, verlangten Tor allem eine Los- losung von einengenden Theorien und Vorstellungen und die Ruck- kehr von dem fur groBe Teile der anorganischen Chemie unbrauch- baren Schema der ,,Strukturchemie" zu den Tatsachen selbst. Nur durch eine eingehende Erforschung der wirklichen Verhaltnisse kann der Weg zu neuen Vorstellungen geebnet werden, die vom All- gemeinen ausgehen und nicht von einem Sonderfall - der Kohlen- stoffchemie - auf die Gesamtheit der Elemente und ihre Ver- bindungen extrapoliert werden. Der Fortschritt ist ferner nur zu er- reichen durch ein eingehendes Studium der Einzelverbindung mit physikalischen Methoden. DaB W. BILTZ auf diesen Wegen Schritt- macher gewesen ist und noch ist, stellt ein Verdienst dar, das eine Geschichtsschreibung auch dann noch anerkennen wird, wenn man uber die Einzelergebnisse seiner Arbeiten nicht mehr sprechen wird.

Der Bedeutung des Forschers BILTZ entsprach es, da13 man ihn nach dem Tode von R. LORENZ aufforderte, mit GUSTAV TAMMANN zusammen dieRedaktion der Zeitschrift fur anorganische und allgemeke Chemie zu ubernehmen. Dies war um so berechtigter, als er nach dem Weltkriege die Ergebnisse seiner Arbeiten fast ausschliel3lich in dieser

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Zeitschrift veroffentlich hat. Ferner war er lange Jahre im Standigen AusschuB der BUNSEN- Gesellschaft, deren Tagungen fur ihn wissen- schaftlich und menschlich immer besondere Feierstunden waren. Die Fachgruppe fur anorganische Chemie des Vereins Deutscher Chemiker stand einige Jahre unter seiner Leitung. Die von ihm vorbereiteten Fachgruppensitzungen in Jena und Rostock hatten ein erfreulich hohes wissenschaftliches Niveau.

In dem Vorbild, das W. BILTZ als Forscher gibt, liegt auch letzten Endes der Schliissel zu seinen Erfolgen als wissen- s cha f t l i che r Lehrer. Seiner Begeisterung fur seine Wissenschaft, seinem aneifernden VorwLrtsdrLngen konnte sich kaum einer seiner Mitarbeiter entziehen, zumal er selbst in seinem eigenen unermiid- lichen FIeiB stets das beste Vorbild gab. Seine Mitarbeiter verdanken ihm nicht nur die dauernden Anregungen eines Meisters des Ex- periments, der immer einen neuen Weg sieht, wenn sich der erste als nicht gangbar erweist, sondern daruber hinaus bei der Auswertung der Versuche eine stete Weitung des Blickes. Wie oft sah nicht ein Ergebnis recht mager aus, bis BILTZ die grol3en Zusammenhange aufwies, fur die auch die unscheinbarste Beobachtung von Wert sein kann. Dabei lernt der Schuler stets und immer, daB das Ex- periment die unerschutterliche Grundlage alles Fortschrittes ist. Theorien sind gewiB wichtig, aber verganglich. Ein richtig durch- gefuhrter Versuch behalt jedoch seinen Wert fur alle Zeiten!

BILTZ erkannte, daB die Forderung des angehenden Chemikers im ersten Semester des L a b or a t or i um sun t e r r ic h t es beginnen muB. Falsche Vorstellungen der ,,chemisehen Kinderjahre" sind be- kanntlich ebenso schwer eu beseitigen, wie es kaum moglich ist, einem Studenten erst bei seiner Doktorarbeit ZweckmaBiges und sauberes Arbeiten beieubringen. Deshalb sorgte er dafiir, da13 das, was er selbst in Freiberg bei CLEMENS WINKLER gelernt hatte, fur den Unterrichtsbetrieb seines Institutes mal3gebend wurde. Durch seine Schuler ist es dann auch in andere deutsche Laboratorien eingefuhrt worden, so daB jene Reise reichlich Zinsen getragen hat. Daruber hinaus hat W. BILTZ aber durch seine Bucher auch einem weiteren Kreise Hilfsmittel fur eine zweckmal3ige Ausgestaltung des Unter- richtes in der anorganischen Chemie an die Hand gegeben. Mit seinem Bruder HEINRICH BILTZ schrieb er : ,,Ubungsbeispiele aus der anorganischen Experimentalchemie" sowie ,,Ausfuhrung quanti- tativer Analysen" ; allein verfaBte er ,,Ausfuhrung qualitativer

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Analysen". AlIe diese Bucher sind weit verbreitet, besonders auch im Auslande.

Nicht zuletzt ist auch der Vorlesungen zu gedenken, deren rednerische Eleganz und padagogische Klarheit auf die Studierenden stets von grol3er Wirkung waren und sein werden. Auch ihnen ist das eigen, was die Personlichkeit von BILTZ so auszeichnet: sie er- wecken Begeisterung. Und so hat sich im Laufe der Zeit eine statt- liche Zahl von Schulern und Mitarbeitern um ihn gesammelt. Sie alle zu nennen, verbietet der Raum. Wenn auDer den im Text be- reits angefhhrten noch die Namen: w. GEIBEL, w. MECKLENBunG, W. STOLLENWERK, B. FETKENHEUHR 7, E. BIRK 7, W. GEILMANN,

I?. WEIBKE und F. W. WnIGGE genannt werden, so mogen diese wenigen fur viele gelten.

Es nimmt nicht wunder, darj sich mehrfach andere Hochschulen um einen so hervorragenden Forscher und Lehrer bemuhten, so z. B. die Universitaten Jena und Leipzig. BILTZ blieb aber Hannover treu. Besonders erfreute ihn, da13 er 1929 zum Honorarprofessor in Gottingen ernannt wurde. 1st doch Gottingen, dem er so vie1 ver- dankt, fur ihn auch heute noch die Konigin aller deutschen Uni- versitaten. Auch Ehrungen aller Art fehlten nicht. So ernannten ihn die Technische Hochschule S t u t t g a r t und die Deutsche Tech- nische Hochschule P r a g zum Ehrendoktor, die Gesellschaft der Wissen- schaften in Go t t ingen und die Akademie in Ha l l e zu ihrem Mit- glied. Diesen Anerkennungen gegenuber ist er gewiD nicht gleich- gultig gewesen. Aber hoher steht ihm doch die Freude, da13 sein Werk in seinen Schulern wachst, und da13 der groBe, weitverstreute Mit- arbeiterkreis mit Freude und Verehrung an seinem Meister hangt !

w. FISCHER, R. H~LTJE, K. MEISEL, R. JUZA, H. HARALDSEN,

Und damit kommen wir vomForscher undLehrer zumMenschen. Wesentliches uber das Charakterbild ergibt sich bereits aus dem, was uber den Forscher und Lehrer gesagt ist; denn wohl selten bilden Wissenschaftler und Mensch eine so geschlossene Charakter- einheit wie bei BILTZ. Wenn es fiir den Forscher bezeichnend ist, auf der einen Seite zahe an dem bewahrten Alten festzuhalten, auf der anderen Seite die neuesten Ergebnisse der physikalischen Chemie fur seine anorganisch-chemischen Arbeiten auszunutzen, so halt er auch als Mensch nicht nur das als wertvoll erkannte Alte in Ehren, sondern er sucht auch stets in neuen Stromungen das zu erkennen und zu stutzen, was ihm als gut und bleibend

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erscheint. Und ist der Wissenschaftler eine Personlichkeit ureigenster Pragung, die unbeirrt von Zeit- und Modestromungen den Weg geht, der ihr als richtig erscheint, so ist auch der Mensch in der Be- urteilung der ihm bedeutungsvoll erscheinenden Ereignisse und in der Stellungnahme au den in seinen Blickkreis kommenden Person- lichkeiten weitgehend unabhangig von aufierer Beeinflussung. Diese Selbstandigkeit des Denkens macht ihn nicht nur in wissenschaft- lichen, sondern auch in personlichen Dingen zu einem wertvollen Berater, der bei Besprechungen oft Seiten eines Problems erkennt, die anderen verborgen bleiben. Jeder, der mit W. BILTZ in nSihere Beriihrung kommt, erkennt in ihm eine uberragende Personlich- keit von immer vornehmer und groBzugiger Gesinnung, deren hochstes Ziel es ist, durch die Forderung der deutschen Chemie dem deutschen Volke zu dienen. Und so vereinigen sich heute Freunde, Mitarbeiter und Schiiler in Verehrung und Dankbarkeit, um dem nach schwerer Krankheit wieder in jugendfrischer Tatkraft Schaffenden den ihm so vertrauten Bergmannsruf auzurufen :

,,Gluckauf".

WILHELM KLEMM.

Damwig-Lamgfuhr, Januar 1937.