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Es ist möglich, frei in diesem Modell zu navigieren und zusätzlich über jedes ange- zeigte Detail Informationen zu erhalten. Die Funktionen des Auges werden ani- miert dargestellt, und über Schaltflächen können Aktionen ausgeführt werden. Man kann in dieser virtuellen Welt auf Entdeckungsreise gehen, die Neugierde stillen, die Phantasie wecken oder das Mo- dell einfach als eine computerbasierte Schulungsanwendung nutzen. Sie finden das Modell auf der Website des Studien- gangs Augenoptik der Fachhochschule Aalen unter http://www.fh-aalen.de/sga. meisten Webbrowsern mit kostenlos er- hältlichen 3D-Erweiterungen, sogenannten VRML-Viewern, darstellbar ist. Viewer-Plug-ins für VRML Die Hauptaufgabe des Viewers ist, den VRML-Programm-Code, der im Prinzip nur aus Koordinaten, Vektoren und Verweisen auf Bilddateien besteht, in Graphiken und Bilder zu übersetzen. Dafür wird eine gro- ße Rechenleistung benötigt. Eine flüssi ge und somit wirklichkeitsgetreue Dar- Jetzt stellen wir uns doch mal vor, wir wären ganz klein. So richtig winzig. Kaum noch mit dem bloßen Auge zu erkennen. Und keine Frage: So klein wie wir wären, könnten wir auch überall hingehen. Bloß wohin? Wie wäre es denn mit einem Ausflug in den menschlichen Körper. Mal nachschauen, wie das da alles so funktioniert. Und beginnen wir doch mit einem Blick ins Auge. Also, los geht's! Eine Reise ins Ich - ein Mensch- heitstraum, der im Realen leider gar nicht zu verwirklichen ist. Die Vorstellung, in Wirklichkeit durch ein Auge zu spazieren, scheint utopisch. Aber ein kleiner Lichtblick ist da doch noch. Mit Hilfe eines Computers, spezieller Software und der 3D- Beschreibungssprache VRML (virtual reality modeling language) wurde an der FH Aalen im Rahmen einer Diplomarbeit ein dreidimensionales virtuelles Modells des menschlichen Auges geschaffen. Einleitung Da das Auge ein Sinnesorgan ist, das jeder gut behütet, wird zu seinem Schutz, zu seiner Leistungsverbesserung und zum Erhalt der Sehleistung viel investiert. Um das dazu notwendige komplexe Wissen über das Auge zu erwerben, muss man, egal ob Arzt oder Augenoptiker, ein intensives Studium durchlaufen. Es gibt hierfür viele gute Lehrbücher mit zahlreichen Illu strationen, die den Aufbau des Auges er läutern. Hier soll unser Modell eine Ergänzung darstellen: Durch den dreidimensio nalen Aufbau erleichtert es die Vorstel lung von Lehrinhalten und liefert ein mo tivierendes Lernerlebnis. Interaktionsmög lichkeiten bieten einen individuellen Zu gang zur Materie und erlauben dem Be nutzer, sich Schritt für Schritt sein eigenes Verständnis aufzubauen. So lässt sich Lerneffekt und Motivation steigern. Eine realistische Darstellung wird nicht nur durch die maßstabsgetreuen Objekte erreicht, sondern auch durch die digitalisierten Originalbilder, die in Teile des Augenmodells eingearbeitet wurden. Das Internet eignet sich hervorragend für die Veröffentlichung des Lernmodells, da sich dreidimensionale Inhalte, die in VRML geschrieben sind, in normale Web seiten einbetten lassen, so dass es mit den Stellung der Szene wird nur durch eine entsprechende Computer-Hardware er- reicht. Theoretisch kann man mit einem 386er-Prozessor und 8 Megabyte Arbeits- speicher arbeiten, wobei der Browser dann aber unerträglich langsam wird, so dass keine rechte Freude an der virtuellen Welt aufkommen wird. Minimum sollte ein Pentium-Prozessor mit 100MHz sein und nicht weniger als 16 Megabyte RAM. Noch besser sind natürlich modernere Pro-- zessoren mit Befehlssatzerweiterungen für multimediale Anwendungen (MMX), die unter anderen spezialisierte Befehle für 3D- Geometrietransformationen, Textur- und Beleuchtungsberechnung haben. Hier geht's ins Auge! Ein virtuelles dreidimensionales Augenmodell im Internet Abb. 1 Augenmodell 12 DOZ8/99

winzig. Kaum noch mit dem bloßen Auge zu erkennen. Und ... · Spezialhardware wie zum Beispiel Stereo-Helmdisplays oder Shutter-Brillen braucht man aber nicht. Neben der Aufgabe

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Page 1: winzig. Kaum noch mit dem bloßen Auge zu erkennen. Und ... · Spezialhardware wie zum Beispiel Stereo-Helmdisplays oder Shutter-Brillen braucht man aber nicht. Neben der Aufgabe

Es ist möglich, frei in diesem Modell zunavigieren und zusätzlich über jedes ange-zeigte Detail Informationen zu erhalten.Die Funktionen des Auges werden ani-miert dargestellt, und über Schaltflächenkönnen Aktionen ausgeführt werden.Man kann in dieser virtuellen Welt aufEntdeckungsreise gehen, die Neugierdestillen, die Phantasie wecken oder das Mo-dell einfach als eine computerbasierteSchulungsanwendung nutzen. Sie findendas Modell auf der Website des Studien-gangs Augenoptik der FachhochschuleAalen unter http://www.fh-aalen.de/sga.

meisten Webbrowsern mit kostenlos er-hältlichen 3D-Erweiterungen, sogenanntenVRML-Viewern, darstellbar ist.

Viewer-Plug-ins für VRML

Die Hauptaufgabe des Viewers ist, denVRML-Programm-Code, der im Prinzip nuraus Koordinaten, Vektoren und Verweisenauf Bilddateien besteht, in Graphiken undBilder zu übersetzen. Dafür wird eine gro-ße Rechenleistung benötigt. Eine flüssige und somit wirklichkeitsgetreue Dar-

Jetzt stellen wir uns doch mal vor,wir wären ganz klein. So richtigwinzig. Kaum noch mit dem bloßenAuge zu erkennen. Und keine Frage:So klein wie wir wären, könnten wirauch überall hingehen. Bloß wohin?Wie wäre es denn mit einem Ausflugin den menschlichen Körper. Malnachschauen, wie das da alles sofunktioniert. Und beginnen wir dochmit einem Blick ins Auge. Also, losgeht's!

Eine Reise ins Ich - ein Mensch-heitstraum, der im Realen leider garnicht zu verwirklichen ist. DieVorstellung, in Wirklichkeit durch einAuge zu spazieren, scheint utopisch.Aber ein kleiner Lichtblick ist da dochnoch. Mit Hilfe eines Computers,spezieller Software und der 3D-Beschreibungssprache VRML (virtualreality modeling language) wurde ander FH Aalen im Rahmen einerDiplomarbeit ein dreidimensionalesvirtuelles Modells des menschlichenAuges geschaffen.

Einleitung

Da das Auge ein Sinnesorgan ist, dasjeder gut behütet, wird zu seinem Schutz,zu seiner Leistungsverbesserung und zumErhalt der Sehleistung viel investiert. Um dasdazu notwendige komplexe Wissen über dasAuge zu erwerben, muss man, egal ob Arztoder Augenoptiker, ein intensives Studiumdurchlaufen. Es gibt hierfür viele guteLehrbücher mit zahlreichen Illu strationen,die den Aufbau des Auges er läutern. Hiersoll unser Modell eine Ergänzung darstellen:Durch den dreidimensio nalen Aufbauerleichtert es die Vorstel lung vonLehrinhalten und liefert ein mo tivierendesLernerlebnis. Interaktionsmög lichkeitenbieten einen individuellen Zu gang zurMaterie und erlauben dem Be nutzer, sichSchritt für Schritt sein eigenes Verständnisaufzubauen. So lässt sich Lerneffekt undMotivation steigern. Eine realistischeDarstellung wird nicht nur durch diemaßstabsgetreuen Objekte erreicht, sondernauch durch die digitalisier ten Originalbilder,die in Teile des Augenmodells eingearbeitetwurden.

Das Internet eignet sich hervorragend fürdie Veröffentlichung des Lernmodells, dasich dreidimensionale Inhalte, die in VRMLgeschrieben sind, in normale Web seiteneinbetten lassen, so dass es mit den

Stellung der Szene wird nur durch eineentsprechende Computer-Hardware er-reicht. Theoretisch kann man mit einem386er-Prozessor und 8 Megabyte Arbeits-speicher arbeiten, wobei der Browser dannaber unerträglich langsam wird, so dasskeine rechte Freude an der virtuellen Weltaufkommen wird. Minimum sollte einPentium-Prozessor mit 100MHz sein undnicht weniger als 16 Megabyte RAM. Nochbesser sind natürlich modernere Pro--zessoren mit Befehlssatzerweiterungen fürmultimediale Anwendungen (MMX), dieunter anderen spezialisierte Befehle für 3D-Geometrietransformationen, Textur- undBeleuchtungsberechnung haben.

Hier geht's ins Auge! Einvirtuelles dreidimensionalesAugenmodell im Internet

Abb. 1 Augenmodell

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Abb. 2 Das Armaturenbrett für den Walk-Modus des CosmoPlayers

lung erscheint dann übersichtlicher, und derAblauf der VRML-Szene ist aufgrund derkleineren Darstellung flüssiger. Aus diesemGrund haben wir auch in unserem Modelldiese Darstellungsart gewählt. Ei netypische Bildschirmansicht ist in Abb. 4gezeigt. Im linken Fenster können vier ver-schiedene Modellvarianten ausgewähltwerden: (1) 3D-Auge, (2) Muskelbewe-gungen, (3) Adaptation und (4) Korrektioneines myopen/hyperopen Auges. Das ge-wählte 3D-Modell wird im rechten oberenFenster dargestellt.

Im rechten unteren Fenster werden zu-sätzliche Informationen, zum Beispiel zurNavigation oder auch zu angeklickten in-teraktiven Schaltflächen im Modell, ange-zeigt.

VRML-Dateien sind leider zumeist rela tivgroß. Eine einigermaßen schnelle Ver-bindung zum Internet mit einer akzepta-

Spezialhardware wie zum Beispiel Stereo-Helmdisplays oder Shutter-Brillen brauchtman aber nicht.

Neben der Aufgabe der Bilddarstellungist der Viewer für die Navigation in der vir-tuellen Welt zuständig. Ein weit verbreite-ter, leistungsfähiger VRML-Viewer mit ei -ner guten Bilddarstellung ist der CosmoPlayer von Silicon Graphics, der über einenLink auf der Seite der FH Aalen geladenwerden kann. Er kann sowohl mit den be-kannten Browsern Netscape Communica-tor, Netscape Navigator und Microsoft In-ternet Explorer zusammenarbeiten. DerCosmoPlayer ist ein Viewer, der die in deraktuellen VRML-Spezifikation (VRML97)festgelegten Fähigkeiten der Sprache um-setzen kann. Die Navigation erfolgt überzwei umschaltbare Armaturenbretter. Die -se sind in den Abb. 2 und 3 dargestellt.Das erste unterstützt die Fortbewegung inder Welt und wird als „Walk-Modus" be-zeichnet, das andere kontrolliert die Er-kundung spezieller Objekte innerhalb derWelt und wird „Examine-Modus" ge -nannt. Die wichtigsten Funktionen sind je-weils in der Mitte der Armaturenbretterangeordnet, zum Beispiel Wechsel der Be-wegungsrichtung und -art etc. Nachdemein Bewegungsmodus auf dem Armatu-renbrett mit der Maus angewählt wurde,kann die Bewegung dann am einfachstenmit den Cursortasten gestartet werden.Hält man dabei die Strg-Taste fest, so wirddie Bewegung in größeren Schritten, alsoschneller, ausgeführt.

Nach diesen Erklärungen und den Er-läuterungen in den Abb. 2 und 3 sollte

man in der Lage sein, ohne großes Hand-buchstudium im 3D-Auge zu manövrie-ren.

Mehr über Viewer kann man im Inter -net unter http://www.vrml-fokus.de oderhttp://www.sdsc.edu/vrml erfahren.

VRML-Weltenund HTML-Webseiten

VRML-Dateien können wie HTML-Da-teien auf einem Web-Server abgelegt wer-den und weltweit von Internetbesuchernaufgerufen werden. Dabei können mit Hilfeder Frame-Technik VRML- und HTML-Dokumente gleichzeitig in verschiedenenFenstern angezeigt werden. Die Darstel-

blen Datenübertragungsrate bekommt manmit einem ISDN-Adapter oder einem sehrschnellen Modem (56K). Mit einem 14k4-Modem geht es zwar auch, man kannwährend des Ladens aber dann in Ruheeinen Kaffee trinken .. .

VRML im Überblick

Virtuelle Realität im Internet ist eine re-lativ neue Erscheinung. Als das Internetmit dem World Wide Web in der erstenHälfte dieses Jahrzehnts weltweit an Be-deutung gewann, entwickelten sich eben-falls Systeme zur Realisierung von VirtualReality (VR) im Web. Es wurde ein Weg ge-sucht, virtuelle Welten in ein schon beste-

Abb. 3 Das Armaturenbrett für den Examine-Modus des CosmoPlayers

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hendes System zu integrieren. In denWorld Wide Web-Browser sollte eineHilfsanwendung eingebettet werden, mitdessen Hilfe der Anwender die Möglichkeitbekommt, virtuelle Welten zu betre-ten.

Auf dem ersten internationalen WorldWide Web-Kongress in Genf, im April 1994,wurde die Idee der virtuellen Welt im WorldWide Web mit dem Entwurf von VRMLvorgestellt. Der Durchbruch kam mit derErkenntnis, dass kein besonderes Gerät wieCyberhelm und Datenhand schuh zumErleben der virtuellen Realität notwendig ist,sondern dass der Benutzer sich von seinemSchreibtisch aus in den Cyberspace mitgewöhnlichen Hilfsmitteln wie Joystick undMaus hineinsteuern kann.

Die Darstellung der Objekte lässt sich inVRML97, der aktuellen Version von VRML,durch Texturen, Oberflächeneigenschaften,Hintergrund, Lichteffekte und Nebeleffektvoll gestalten.

Es können animierte Abläufe realisiertwerden, wobei sich Objekte bewegenoder verändern, auch können Anwenderauf vorbestimmten Wegen durch die vir-tuelle Welt gehen.

Mit Hilfe der VRML-Spezifikation und mitetwas Kreativität lassen sich die unter-schiedlichsten Ideen verwirklichen. Sie istzum Beispiel im Internet zu finden unterhttp://www.web3d.org/Specifications/VRML97.

Die Definition einervirtuellen Welt, mit VRML

Im Prinzip kann eine VRML-Welt durchdirektes Programmieren mit einem einfa-chen Texteditor erstellt werden. Das wirdbei komplexen Projekten aber sehr schnellunübersichtlich. Mit Hilfe von speziellenSoftwarepaketen (Autorenwerkzeugen)können Objekte geschaffen werden, diebeim „per-Hand-Erstellen" mit dem Editornur schwer realisiert werden können.Geometrien lassen sich leicht mit derMaus designen und vereinfachen. Auchkönnen bei einigen Programmen Hyper-links, Animationen und einfache Interak-tionen auf einfache Weise dem Objekthinzugefügt werden. Die Qualität einesWerkzeuges zeigt sich beim direkten Ver-

gleich zwischen dem erstellten Objekt in derWerkzeugansicht und der Darstellung imBrowser. Auf den Internetseiten http://www.vrml-fokus.de sind Beschreibungenzu VRML-Autorenwerkzeugen zu finden.Eine VRML-Szene besteht aus dreidi-mensionalen, zueinander in Beziehungstehenden Objekten. Das Dokument derSzene hat eine baumartige hierarchischeStruktur, die Szenengraph genannt wird.Die Objekte werden im VRML-Programm-code als Knoten (nodes) bezeichnet, diehierarchisch angeordnet sind. Es gibt dreiverschiedene Arten von Knoten, die Posi-tion, Eigenschaften und Erscheinungs formder Objekte beschreiben. Eine Verän-

derung an einem Knoten wirkt sich immerauf die unterhalb im Szenengraph stehen-den Knoten aus, zum Beispiel beschreibtder Knoten Sphere eine Kugel. Verbundenwerden die Knoten unterschiedlicher Ebe-nen über spezielle Felder (fields). Die je -weils untergeordneten Knoten werden di-rekt in das Feld eingetragen. Hauptsäch-lich werden in den Feldern die spezifi-schen Eigenschaften der Knoten definiert.Das Feld radius 1.5 gibt die Größe einerKugel an.

Die einzelnen, zueinander in Beziehungstehenden Objekte müssen im dreidimen-sionalen Raum positioniert werden. DieGrundorientierung richtet sich nach demsogenannten Weltkoordinatensystem. In-nerhalb dieser Ordnung besitzt jeder Teildes Szenengraphen ein lokales Koordina-tensystem, das auf dem Weltkoordinaten-system basiert.

VRML soll eine realistische Welt zeigen,in der Farbe und Gestalt der Wirklichkeitsehr nahe kommen. Das Erstellen von Ob-jekten geschieht mit vier geometrischenBasisobjekten (Quader, Kugel, Zylinder,Kegel). Eine feinere (und schönere) Dar-stellung wird mit bestimmten Befehlen er-zeugt, die eine Oberflächengestaltungund die Einfügung digitaler Bilder erlau-ben. Der Einsatz von Lichtquellen, Kame-ras, Sensoren, Interpolatoren und Anima-tionen in der VRML-Welt lässt interessantedynamische Effekte entstehen, so kannzum Beispiel nach der Betätigung einesSchalters ein Licht angehen, sich eine Türknarrend öffnen oder ein Objekt durchAnklicken verschwinden. Der Besuchertritt in die Welt ein und kann sich frei in ihrbewegen.

Man sieht schon: Eine aufwendigeVRML-Welt „zu Fuß" zu schreiben, istziemlich mühselig. Wir haben daher alsAutorenwerkzeug das Programm 3D Stu-dio Max von Kinetix eingesetzt, mit demaufwendige Objekte deutlich einfacher er-stellt werden können.

VRML-Szenenerstellung mit3D-Studio Max

3D-Studio Max von Kinetix ist ein mäch-tiges Werkzeug zum Erstellen von virtuel-len Welten. Trickeffekte vieler Video-Clips,TV-Trailer und Kinofilme sind mit diesemProgramm schon von professionellen Stu-dios erstellt worden. Die Version 3D Stu-dio Max 2.5 von Kinetix ist als Animations-und Modellierungsprogramm in vielen Be-

Abb. 4 VRML- und HTML-Seiten in verschiedenen Fenstern

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Abb. 5 Bildschirmanschicht in 3D Studio Max (hier: Lederhaut)

aufnahmen der Augenabschnitte, nach-bearbeitete Aufnahmen oder selbst ent-worfene Bilder. Ausgehend von diesemGrundmodell wurden die einzelnen Lehr-modelle entwickelt.

1. Lehrmodell:Eine Exkursion durch das Auge

Dieses Lehrmodell entspricht demGrundmodell, nur dass zusätzlich die Be-zeichnungen der einzelnen Augenabschnittein einer dreidimensionalen Schrifthinzugefügt wurden. Man kann selbst durchdas Auge navigieren und es so er forschen.Es besteht aber auch die Mög lichkeit,zwischen verschiedenen Kamera-einstellungen zu wählen, um die Ansicht zuwechseln und von der neuen Position ausnun das Auge weiter zu erkunden und

reichen unschlagbar und gehört wohl zurSpitzenklasse der Designersoftware.

Die Möglichkeiten, die zur Erstellung ei-nes Objektes oder einer Szene gebotenwerden, sind beeindruckend. Fast jedeVorstellung kann verwirklicht werden, undda das Programm so komplex ist, liegt dieVermutung nahe, dass wir einige Fi nessenzur Gestaltung oder Darstellung noch nichtentdeckt haben. In diesem Punkt liegt einkleines Problem des Werkzeuges. Durch dengroßen Umfang der Möglichkeiten, diegeboten werden, ist ei ne langeEinarbeitungsphase erforderlich. Im Internetsind einige Tutorien zu finden, undaußerdem gibt es Handbücher undergänzende Literatur, die gut geeignet sind,sich den Umgang mit 3D Studio Max selbstbeizubringen.

In Abb. 5 ist die Bildschirmansicht desProgramms mit der fertig erstellten Leder-haut zu sehen.

Mit 3D Studio Max ist es möglich, sehrwirklichkeitsgetreue Szenen zu schaffen,und man ist auch versucht, dies auszunut-zen. Dabei sollte man jedoch immer dieObjekte so einfach wie möglich erstellen,denn die 3D Studio Max-Szene soll mit einergeringen Datenmenge in das VRML-Dateiformat exportiert werden. Ziel derDatenminimierung ist eine kurze Ladezeit imBrowser und ein flüssiges Navigieren in dervirtuellen Welt.

Das virtuelle Auge

Die vier entwickelten Lehrmodelle ba-sieren auf einem Grundmodell, das den

Abb. 6 Ansicht des Augeninneren

Augapfel darstellt und sich zusammensetztaus Lederhaut (Sclera), Aderhaut(Chorioidea), Netzhaut (Retina) mit Textur,Hornhaut (Cornea), Ziliarkörper (Corpusciliare) mit Textur, Regenbogenhaut (Iris) mitTextur, Augenlinse (Lens crystallina) und denZonulafasern mit Textur. Horn haut undAugenlinse werden im Modell zu 70 Prozenttransparent dargestellt, dann ergibt sicheine gute Erkennbarkeit auf dem Bildschirm.

Das menschliche Auge wurde für dasAugenmodell als Vorlage genommen undannähernd maßstabgetreu nachgebildet.Die verwendeten Texturen sind Original-

so gezielt durch das Auge zu reisen. DieBezeichnungen befinden sich in direkterUmgebung des dazugehörenden Augen-teiles. Der Mauszeiger verändert beim Be-rühren der Schrift seine Form, und beimBetätigen der linken Maustaste wird dieVerbindung zu der jeweiligen HTML-Seiteerstellt. Sie wird direkt unter dem Fensterder dreidimensionalen Welt sichtbar. Aufden Seiten erscheinen eingehende Erklä-rungen zu den ausgewählten Augenteilen.

Die Abb. 6 zeigt eine Vieweransichtvom Inneren des Auges mit Links zuHTML-Seiten.

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2. Lehrmodell:Die Augenmuskelbewegungen

Das Auge, eingebettet in die Augen-höhle, kann mit Hilfe seiner sechs Muskelnpräzise und flüssige Bewegungen vollzie-hen. Wie die sechs Muskeln zusammenwirken, ist verbal zumeist schwer ver-ständlich zu machen. Mit Hilfe des zwei-ten interaktiven Lehrmodells kann der Ein-satz der Augenmuskeln für die selbst ge-steuerten Augenbewegungen veran-schaulicht werden (Abb. 7). Der rote Ballist mit einem Sensor verbunden, der esmöglich macht, diesen Ball auf dem Bild-schirm zu verschieben. Die Form desMauszeigers verändert sich beim Berüh-ren des Balls, und dann kann der Ball mitder Maus bewegt werden. Das virtuelleAuge ist auf den roten Ball fixiert und ver-folgt ihn mit jedem Blick. Über die Muskel-stellungen kann man beobachten, welcheMuskeln für welche Blickbewegungen be-nötigt werden.

Abb. 7 Augenmodell mit Muskeln

3. Lehrmodell: Die Irisadaptation

Die Regenbogenhaut (lat. Iris) ist für dieRegulierung der Lichtmenge, die in dasAuge gelangen soll, verantwortlich. Jenach Lichtintensität schließt oder weitetsie sich, so dass bei Helligkeit die resultie-rende Pupille klein ist und sich bei Dunkel-heit eine große Pupille ergibt.

Das dritte Lehrmodell zur Veranschauli-chung der Irisadaptation besteht aus demschon bekannten Augenmodell. Über einSteuerungselement kann ein Scheinwer -fer, der seinen Lichtstrahl direkt auf dasAuge richtet, gedimmt werden. Auf dieunterschiedliche Intensität des Lichts rea -giert die Iris mit einer Veränderung des Pu-pillendurchmessers. In Abb. 8 ist das Auge

Abb. 9 Auge mit Strahlengang

zusammen mit einer Lichtdimmer-Arma-tur zu sehen.

4. Lehrmodell:Das Auge im Längsschnitt

In dieser vierten Lehranwendung ist dasAugenmodell, das der Länge nach durch-geschnitten ist, von der Seite zu sehen. Soist der Aufbau gut zu erkennen, wie in Abb.9 gezeigt ist.

In diesem Modell befindet sich vor demAuge ein Objekt, das durch die Brechkraftder Medien Hornhaut und Augenlinse aufdie Netzhaut abgebildet wird. Über einSteuerungselement kann die Baulängedes Auges verändert werden, und so kanneine von der Augenlänge abhängige Hy-peropie bzw. Myopie dargestellt werden.Durch das Einsetzen einer Pluslinse (durchAnklicken der Linse) - wie in Abb. 10 ge-zeigt - bei einem zu kurzen übersichtigenAuge in den Strahlengang wird der Licht-strahl stärker gebrochen und die Abbil-dung des Objekts erfolgt nicht mehr hin-ter, sondern auf der Netzhaut. Analog istdas Verhalten beim Einsatz einer Minuslin-

se in den Strahlengang eines zu langenkurzsichtigen Auges. Der Ort des Bildes istnicht mehr vor der Netzhaut, sondern wirddurch die negative Brechkraft der Mi-nuslinse nach hinten auf die Netzhaut ver-lagert.

Zusammenfassungund Ausblick

Aus der Idee, ein virtuelles dreidimen-sionales Augenmodell zu schaffen, ist einSchulungsprogramm zum Kennenlernen derAnatomie des menschlichen Augesentstanden. Für die Veröffentlichung imInternet musste ein passender Rahmengeschaffen werden. Die Anwendungen

Abb. 8 Irisadaptation

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und die erläuternden HTML-Seiten wurdenin eigene Fenster plaziert, die gleichzeitigauf dem Bildschirm erscheinen. Über einzusätzliches schmales Index-Fenster kanndie gewünschte VRML-Anwen dungausgewählt werden.

Durch die Aufteilung ist es dem Anwen-der möglich, die für ihn interessanten Seitenin die Ansicht zu laden. Er kann durch dievirtuelle Welt reisen und sich gleichzei tigüber bestimmte Bereiche informieren.

Mit den Möglichkeiten, die VRML bietet,kann der Anwender Spaß haben und auchviel lernen. Die Navigation durch dreiDimensionen, die Interaktionen und dieLinks zu den HTML-Seiten fördern durch daseigene Erforschen die Auseinandersetzungmit dem Schulungsobjekt.

Das Erstellen einer Szene benötigt zwareinen großen Zeitaufwand und sehr vielGeduld, jedoch ist es ungeheuer motivie-rend, die ungeahnten Möglichkeiten vonVRML zu entdecken und damit zu experi-mentieren.

Durch das ständige Wachstum des In-ternets entwickelt sich ein äußerst mächti-ges Informationsmedium, das durch dieDarstellungsmöglichkeit der dritten Di-mension noch erweitert wird. Der Einsatzvon dreidimensionalen virtuellen Welten imInternet ist in der Aus- und Weiterbildung,zu Forschungszwecken und als Ver-kaufsförderung von Produkten undDienstleistungen denkbar.

Wie könnte es mit unserem Modell wei-tergehen? Hier sind verschiedene Erweite-rungen denkbar. Bei entsprechendemAufwand könnte aus dem Modell ein vir-tuelles Labor für Augenglasbestimmungenentwickelt werden. Auch kann eineAnpassungsübung für sphärische und to-rische, harte und weiche Kontaktlinsenrealisiert werden. Die dreidimensionaleVorführung des Objektes bietet eine ef-fektvolle Darstellung und steigert so dasInteresse und den Lerneffekt.

Die Vorteile des Einsatzes von VRML-Welten nicht nur zu Lehr- und Schulungs-zwecken wie in unserem Fall, sondern auchim industriellen Umfeld sind vielfältig:

• Neue (auch zukünftige) Produkte

können in einer 360°-Ansicht auf Inter-netseiten, CD-ROMs oder Messeständenvorgestellt werden.

• 3D-Objekte sind ein Augenfang undideal für Graphiken und Logos für dieWerbung im Internet.

• Die dreidimensionale Vorführung imInternet und Intranet erlaubt eine bessereräumliche Vorstellung des Objekts undvereinfacht damit die Kommunikation undInformationsaufnahme.

• Ein Ausbau von bestehenden Soft-ware-Anwendungen ist möglich, da auf-grund der VRML-Technologie 3D-Fensterin HTML-Seiten eingebettet werden kön-nen.

• Ein 3D-Gerätebauplan liefert Unter-stützung bei Wartung und Reparatur.

• Kostengünstiges virtuelles Prototypingspart den aufwendigen Modellbau.

• Virtuelle Begehung von Städten,Bauwerken, Immobilien und Grundstückenhilft, planerische Fehlentscheidungen zuvermeiden.

• Online-Training mit 3D-Simulationenwird möglich.

• Neue Möglichkeiten des Online-Shoppings und Katalogversands eröffnensich. Durch interaktive Elemente im Modellkann eine eigene Produktgestaltung durchMaterial- und Farbwahl erfolgen.

Bei VRML und dessen Weiterentwick-lungen handelt es sich nicht um ein kurz-lebiges Projekt, sondern es eröffnen sichneue Perspektiven, welche der zweidi-mensionalen Ebene des Mediums Internetdie dritte Dimension erschließen. Mit derHilfe dieser Technologie können die dreidi-mensionalen Darstellungen in vielen Be-reichen standardmäßig Einsatz finden. Dasentstandene Schulungsmodell zeigt eineEinsatzmöglichkeit im Lehr- und For-schungsbereich.

Wir wünschen eine angenehme Reise indie virtuelle Welt und beim Entdecken vielSpaß. Wir sehen uns unter http://www.fh-aalen.de/sga.

Danksagung

Das virtuelle Augenmodell wäre ohneEinsatz des Programms 3D Studio Max nichtzustande gekommen. Wir danken der FirmaAutodesk (München) für die kostenloseLeihgabe dieses Programms für dieZeitdauer der Diplomarbeit.

Literaturhinweise

[1] T Sperlich: Frischer Wind für 3D-StandardVRML, c't, Zeitschrift für Computertechnik,(6/1999)

[2] J. Klos, R. Rockwell, K. Szabó, M. Duchrow:VRML 97, Addison Wesley (1998)

[3] 3D Studio Max, Online-Referenz, VRML 2.0Export Plug-in

[4] St. Matsuba, B. Roehl: VRML - Das Kompen-dium, Markt und Technik (1996)

[5] Cosmo Player 2.0, Online-Referenz[6] A. Saad, G. Schäfer, T. Soeder: Welten vom

Reißbrett - Werkzeuge für Virtual Reality, c't,Zeitschrift für Computertechnik (11/1997)

[7] R. Warnke: 3D Studio Max, Addison Wesley(1997)

[8] P. Kakert, D. Kalwick: 3D Studio Max 2 TeachYourself, SAMS(1998)

Prof. Dr. Jürgen Nolting, AalenDipl.-lng. (FH) Ulrike Barth, Dresden

Abb. W Korrektur eines kurzsichtigen Auges

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