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E E LT LT ERN ERN W W ir ir Die Millenniums-Ausgabe Die Millenniums-Ausgabe Limitierte Auflage für Mitglieder des V Limitierte Auflage für Mitglieder des Vereins HAK R ereins HAK R V NBW e.V V NBW e.V. von von Kindern Kindern mit Autismus mit Autismus Bundesweite Zeitschrift Bundesweite Zeitschrift von Eltern autistischer von Eltern autistischer Kinder Kinder für Eltern für Eltern autistischer Kinder autistischer Kinder Knnen spezielle F Knnen spezielle F arbfilter die arbfilter die W W ahrnehmungsstrungen von ahrnehmungsstrungen von Menschen mit Autismus lindern? Menschen mit Autismus lindern? Das Leitthema dieser Ausgabe: Das Leitthema dieser Ausgabe: IRLEN-SYNDROM IRLEN-SYNDROM

Wir von Kindern Kinder für Eltern mit Autismus

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Page 1: Wir von Kindern Kinder für Eltern mit Autismus

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Die Millenniums-AusgabeDie Millenniums-AusgabeLimitierte Auflage für Mitglieder des VLimitierte Auflage für Mitglieder des Vereins HAK Rereins HAK RV NBW e.VV NBW e.V..

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Das Leitthema dieser Ausgabe:Das Leitthema dieser Ausgabe:

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Die 7. Ausgabe zum Millennium

Wir

ELTERN vonKindern

mit Autismus2

Wenn ein Kind sich seltsam ent-wickelt, dann machen sich Elterndarüber Gedanken: Woran liegtes? Sie suchen eine Antwort undfinden vielleicht ein plausibleErklärung. Sie versuchen, dieSituation zu ändern, doch dasKind entwickelt sich nach wie vorseltsam weiter. Sie sind irgend-wann ratlos und fragen denKinderarzt. Vielleicht hat derschon eine Ahnung, woran es liegen könnte oder er rät, einfachnoch etwas abzuwarten. Dochirgendwann wird die Befürchtungbestätigt: Unser Kind ist behindert. - Und die Eltern sindschockiert!

Dem ersten Schock folgen vieleFragen ohne rechte Antworten:"Was ist das für eineBehinderung? Wie schwer ist sie?Was kann man dagegen tun? Istsie heilbar?" Ein recht starkesIndiz dafür, dass im Falle vonMenschen mit Autismus auch dieFachfrau oder der Fachmann dieFragen nur mit Mutmaßungenbeantworten kann, ist allein schondie Tatsache, dass es für dieseBehinderung viele Namen gibt:Asperger und Kanner Autismus,Frühkinderlicher Autismus undAutistisches Syndrom oder ganzeinfach nur Geistige Behinderungmit autistischen Zügen. Egal,

welche der Diagnosen das Kinderhält: Im Grunde sagen sie fürdie Eltern wenig oder gar nichtsaus. Man hat zunächst lediglicheine Bezeichnung für ein bis datounbekanntes Phänomen, das nachwie vor unbegreiflich bleibt.

Für Eltern bleibt nach wie vor dieFrage bestehen: Wie kann ichmeinem Kind helfen? Lassen wirzunächst einmal den therapeuti-schen Aspekt ganz beiseite, wo esgerade beim Autismus sehr ver-schiedene Ansätze und Streit dar-über gibt, welcher Ansatz wohlder beste sei. Eltern bleibt nachwie vor die Aufgabe, ihr Kind zuerziehen. (Es sei denn, sie bringenes frühzeitig in einem Heimunter.) Sicherlich kann auch hierder Therapeut mit Ratschlägenbehilflich sein, doch gibt es soviele verschiedene Alltags-situationen, dass Eltern selbstentscheiden müssen, wie sie ihrbehindertes Kind erziehen.

Jedes Kind braucht Erziehung,

auch das Kind mit Autismus.Ganz egal, wie stark dieser beidem Kind ausgeprägt ist. Nungibt es zwei verschiedeneExtreme: Man versucht ent-weder, das Kind so zu er-ziehen, als sei es gesund. Dasscheitert meist recht früh, denntraditionelle Erziehungs-methoden scheinen bei Kindernmit Autismus total zu versagen.Das andere Extrem wäre dies,dass das autistische Kind alles tunund lassen kann, wozu es Lust hat(also Narrenfreiheit genießt).Schließlich ist es ja stark behindert und unsere christlicheEinstellung gebietet Nachsichtgegenüber Behinderten.

Wir alle wissen, dass bei vielenDingen des Lebens die Wahrheitimmer in der Mitte liegt. Doch wobefindet sich zwischen derNotwendigkeit einer elterlichenErziehung und der Rücksicht aufeine starke Behinderung diese beiunserem autistischen Kind?

Ich würde so gerne ...

... mein Kind besser verstehen

lernen.

Das Kind verhält sichseltsam. Eltern vonautistisch behindertenKindern haben oft aufviele Fragen keineAntworten.

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mit Autismus3 Die 7. Ausgabe zum Millennium

Die Antwort darauf muss jedesElternpaar selbst finden, indem essein Kind und seine Problemenäher erforscht. Eine allgemeingültige Antwort kann niemandgeben, weil nicht nur jederMensch individuell verschiedenist, sondern sich auch dieBehinderung Autismus bei jedemBetroffenen individuell ver-schieden darstellt.

Die offizielle Definition vonAutismus ist dabei wenig hilfreich. Da ist zum Beispiel von Beziehungs- undKommunikationsstörungen dieRede, aber kein Wort davon,warum dies so ist. ImGegensatz zu früher, wonamhafte Wissenschaftlernoch die Gefühlskälte derMütter für die autistischeStörung verantwortlichmachen durften, so wissenwir heute immerhin schon,dass die Verarbeitung derSinnesreize im Gehirnbestört ist. Im Grunde wärees längst an der Zeit, dieBezeichnung Autismus mitZentraler Wahrnehmungs-störungzu ersetzen. Doch auch dieswürde nicht viel helfen, weil mansich auch darunter alles undnichts vorstellen kann. Und weilsich die zentrale Wahrnehmungs-störung bei jedem Betroffenenganz individuell darstellt.

Damit Eltern ihr autistischesKind erziehen können, müssensie möglichst viel von seinenStörungen wissen. Ein kleinesBeispiel soll dies verdeutlichen:Viele autistische Kinder reagieren

auf Ansprache nicht oder nur selten. Als Eltern stellt man sichdann die Frage: Will das Kindnicht oder versteht es mich nicht?Man wiederholt dieAufforderung, worauf das Kindvielleicht mit einem kleinenWutausbruch reagiert. Das kanneinerseits bedeuten, dass dasKind sehr wohl verstanden hat,was die Eltern von ihm wollen,aber ganz einfach jetzt andereWünsche oder Vorstellungen hat.In diesem Fall wäre Erziehungangebracht. Es kann aber auchsein, dass sich das Kind nurärgert, weil es zwar bemüht ist,

aber ganz einfach nicht versteht.Viele Kinder mit Autismus sindmassiv geräuschüberempfindlich,sodass sie die Aufforderung derMutter oder des Vaters nur des-halb nicht verstehen, weil einfachzu laut gesprochen wurde. Wäredies der Fall, dann würde eineerzieherische Maßnahme geradedas Gegenteil bewirken. Es wärein diesem Fall eher angebracht,mit dem Kind zu flüstern und dieAufforderung nochmals zu wiederholen.

Doch wie wissen Eltern, wo die

Probleme ihres Kindes liegen,was es leisten kann und wasnicht? Wen kann man fragen? Wiekann man das feststellen?

Es gibt bisher sehr wenig verläss-liche Diagnoseverfahren, um dieStörungen im Einzelnen festzu-stellen bzw. zu definieren. EineAntwort darauf erhält man nur,wenn man das Kind immer wieder beobachtet. Dabei sind dieEltern diejenigen, die ihr Kind ambesten kennen und es wohl diemeiste Zeit beobachten können.Im Gegensatz zum Therapeuten,der das Kind nur ein oder zwei

Stunden in der Woche siehtoder dem Erzieher oder demLehrer, der zwar mehr Zeitmit dem Kind verbringt,dabei jedoch noch andereKinder betreuen muss, sinddie Eltern diejenigen, die sichvornehmlich mit ihrem Kindbeschäftigen können. DieÄrztin oder der Arzt, dieTherapeutin oder derTherapeut, die Lehrerin oderder Lehrer sowie die

Erzieherin oder der Erzieher werden selbstverständlich mitihrem Fachwissen für die Elterneine große Hilfe sein, wenn esdarum geht, die Beobachtungenrichtig zu interpretieren. Doch esist vornehmlich Sache der Eltern,ihr Kind, seine Handlungen undseine Reaktionen immer wiederzu beobachten

Lernen wir von den wichtigstenHinweisgeber in SachenAutismus, nämlich denBetroffenen selbst.

... mein Kind besser verstehen lernen.

Damit Eltern ihr autistisches Kind

erziehen können, müssen sie

seine Fähigkeiten, aber auch

seine Störungen kennen. Sonst

besteht die Gefahr, dass sie ihr

Kind unter- oder überschätzen

und damit vermeidbare Fehler

bei der Erziehung machen.

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Dr. Carl H. Delacato, Autismus-Experte aus den USA, hat bereitsAnfang der siebziger Jahre in sei-nem Buch Der unh e im l i c h eFr emdl ing . . . dargelegt, dass dasseltsame Verhalten autistischeKinder (zum Beispiel die immerwiederkehrenden gleichenBewegungen und Handlungen,auch Stereotypien genannt) ihreUrsache darin haben, dass dieWahrnehmung bzw. dieWahrnehmungsverarbeitung beiautistischen Kindern massivgestört ist. Er hatte bei blindenKindern beobachtet, dass dieseähnliche Verhaltensmuster wieKopfschaukeln, Augenbohrenoder unaufhörliches Drehen einesGegenstandes vor dem Gesichtzeigten. Taube Kinder hingegenschlugen rhythmisch anGegenstände und erzeugtengleichmäßige Laute mit derStimme. Je mehr sich Delacatodamit beschäftigte, desto mehrverstärkte sich seine Annahme,dass die Wahrnehmung von autistischen Menschen gestörtsein müsse. Zeugnisse vonBetroffenen haben in derFolgezeit gezeigt, dass Delacatorichtig gelegen hat.

Im Gegensatz zu blinden odertauben Kindern, wo nur einSinneskanal gestört ist, sindjedoch bei autistischen Kindernalle Sinne davon betroffen, alsodas Sehen, das Hören, dasFühlen, das Riechen und dasSchmecken.

Da das Kind die Außenweltreize

nicht adäquat verarbeiten kann,erlebt es diese lt. Delacato als chaotisch und bedrohend. Diehäufig anzutreffenden Angst-zustände und unmotivierterscheinenden Wutausbrücheoder auch unmotiviertes Lachenkönnten hier eine Erklärung finden. Durch eine genaueBeobachtung des Kindes kannfestgestellt werden, welcheSinnesbahn nicht normal funktio-niert und ob die Störung hyper,hypo oder weißes Geräusch ist.

Mit den nachfolgendenBeispielen wollen wir denVersuch unternehmen, die ver-schiedenen Störungen derWahrnehmungsverarbei tungetwas zu veranschaulichen. Es istjedoch wichtig zu verstehen, dassdies nicht bedeutet, dass jedesautistische Kind die nachfolgendbeschriebenen Störungen habenmuss. Die Beispiele sollen vielmehr eine Art Checkliste dar-stellen, anhand der Eltern ihre

Kinder beobachten und dannfeststellen können, was bei ihremKind zutreffen könnte und wasnicht.

Sicherlich ist die Materie noch vielkomplizierter. Was zum Beispieldas Zusammenwirken von mehreren Sinnen betrifft, soberichten Betroffene, dass sie sichnur auf einen oder zweiSinneskanäle gleichzeitig konzen-trieren können. Die anderen bleiben so lange "abgeschaltet".

Auch was die Umsetzung vonWahrnehmung in entsprechendeHandlungsmuster betrifft,kommen noch andere Faktorenhinzu. Trotzdem vertreten wir dieAnsicht, dass selbst eine verein-facht dargestellte Beschreibungvon möglichen SinnesstörungenEltern mehr helfen kann, ihrKind verstehen zu lernen als diepauschale Diagnose "Autismus".

... mein Kind besser verstehen lernen.

Erklärungsansätze nach Dr. Carl H. Delacato

Erklärungsansatz nach Delacato (Grundschema)Die verschiedenen Sinnesbahnen auf drei Arten in ihrer Funktiongestört sein, wobei verschiedene Kombinationen sehr wahrscheinlichsind:

hyper: Ein überempfindliches Sinnessystem vermittelt dem Gehirnzu viele Sinneseindrücke, die dann nicht mehr normal bewältigt werden können.hypo: Ein unterempfindliches Sinnessystem vermittelt dem Gehirnzu wenige Sinneseindrücke. Das Gehirn leidet also unterReizmangel.Weißes Geräusch oder weißes Rauschen: KörpereigeneWahrnehmungen (das Schlagen des Herzes zum Beispiel) werdennicht mehr ausgefiltert, wodurch Wahrnehmungen aus derAußenwelt entstellt oder sogar vollkommen überdeckt werden können.

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mit Autismus5 Die 7. Ausgabe zum Millennium

Dieses Zitat stammt aus einemBuch von Donna Williams, einerFrau mit Autismus. Leider kön-nen sich (bisher) nur wenigeMenschen mit Autismus über ihreStörungen so verständlichäußern, wie dies Donna Williamsund ein paar andere getan haben.Wenn unserer Kind nicht spre-chen kann oder sich darüber nochnicht geäußert hat, dann bedeutetdies nicht, dass unser Kind dieseoder ähnliche Störungen nichthätte. Das Störungsbild beimAutismus ist jedoch so ver-schieden, dass andererseits dievon Donna Williams beschriebe-ne Störung nicht unbedingt beijedem Betroffenen in dieser Formauftreten muss.

Die wichtigsten Hinweisgebersind die Betroffenen selbst. Nichtnur, dass jedes autistische Kinddurch seine Zwangshandlungen,seine Stereotypien, also durchseine immer wieder kehrendenLieblingsbeschäftigungen ganzdeutliche Hinweise gibt, wie seineSinne gestört sind, so gibt es

zwischenzeitlich etliche autistischBetroffene, die darüber berichtethaben. Die erst seit einigen Jahrenhier in Deutschland bekannteMethode der GestütztenKommunikation (FC) hat dabeisicherlich einen entscheidenden

Anteil geleistet, dass wir heuteauch über die nicht-sprechendenBetroffenen mehr Bescheid wissen als früher, wo man sieganz einfach für geistigbehindertgehalten hat.

Wenn die Sinne rebellieren . . .

Wie die Verarbeitung der Wahrnehmung gestört sein kann

"Mein Bett was ganz und garvon winzigen Pünktchen um-geben und eingeschlossen. Siewaren eine Art mystischerGlassarg.

Inzwischen habe ich erfahren,dass das eigentlich Luft-teilchen sind. Aber meinGesichtssinn war so über-empfindlich, dass sie oft zueinem hypnotisierendenVordergrund wurden, hinterdem der Rest der Welt ver-blasste."

Störungen im Tastsinn

Der Tastsinn beinhaltet dasEmpfinden an der Hautober-fläche sowie das Tiefen-empfinden. Dabei kann bei vielenKindern die Besonderheit auftre-ten, dass sie in einem Bereichüber- und in dem anderen unter-empfindlich sind. Jede Berührungan der Hautoberfläche wird somassiv wahrgenommen, als hätteman einen Sonnenbrand; dagegenfühlen sie ihre Gliedmaßen (die Arme und/oder die Beine)so, als wären sie taub.

Wenn Kinder sich gegenBerührungen massiv wehren,wenn sie sich gerne ausziehen

und sich gegen das Tragen vonrauen oder engen Kleidungs-stücken wehren, dann ist dies einstarkes Indiz, dass das Kind jedeBerührung an der Hautoberflächeübermäßig stark empfindet. Siebevorzugen weiches oder pelz-artiges Spielzeug und streichelnoder kitzeln ihren Körper damit.Außerdem fällt eine großeSchmerzempfindlichkeit auf.Dazu gehören auch Kinder, dieschon in der Säuglingszeit großeSchwierigkeiten machen, wenn sieauf den Arm genommen werden,weil sie dies als schmerzlich empfinden. Es braucht also keineemotionale Störung zugrunde

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liegen, wie oft fälschlicherweiseangenommen wird. DieAmerikanerin Temple Grandinschrieb dazu folgendes:

Wenn Sie als Eltern dies beobachten, sollten Sie denKindern keine zu engen oder zurauen Pullover anzuziehen, aufkeinen Fall Rollkragenpullover!Beobachten Sie das Kind, wie esauf behutsamen Körperkontaktreagiert. Taktile Handlungen, diedas Kind selber bei sich ausführt,sollten dann durch eine anderePerson ausgeführt werden. DasKind lernt dadurch Berührungs-reize zu tolerieren, die von außenkommen und nicht von ihmselbst ausgeführt werden.

Wenn Kinder sich selbst ver-letzen, schlagen, beißen oder fort-während wunde Stellen berühren(z.B. eine Schnitt- oder eineSchürfwunde), so dass diese nichtheilen können, dann ist dies ein

großes Indiz dafür, das sie imTiefenempfinden fast nichtsfühlen. Bei ernsthaftenVerletzungen weinen dieseKinder auch nicht oder nur selten. Wir alle kennen dasGefühl, wenn einem einmal derArm oder ein Bein "einge-schlafen" ist. Deshalb ist es unsinnig, dem Kind selbstver-letzendes Verhalten durchErziehungsmaßnahmen abzuge-wöhnen wollen. Eine kurze, abertiefgehende Massage kann hiervielmehr bewirken. AusZeugnissen von Betroffenen wis-sen wir, dass diese Störungennicht jeden Tag gleich stark emp-funden werden. Deshalb ist esumso wichtiger, das Kind immerzu beobachten.

Wie sollte so eine Massage aus-sehen: Delacato empfiehlt, demKind viele taktile Stimulationenzukommen zu lassen. Das mussnicht lange sein, es kommt viel-mehr auf die Vielfalt an. Jeweilsein bis zwei Minuten erhält dasKind zuerst Reize mit einemFöhn, dann mit einem Vibratoroder Massagegerät, dann miteinem rauen Tuch und schließlicheine in die Tiefe gehendeMassage. Zunge, Mund undZähne sollen ebenfalls gerieben,stimuliert werden, wobei sich einein der Drogerie erhältliche Baby-Zahnbürste (ein Überzug für denZeigefinder aus Gummi, der mitNoppen versehen ist) besondersgut eignet. Bewährt hat sich auchdas Abklopfen des Gesichts mitdem Zeigefinger. In Apothekenist zudem ein spezieller Rollererhältlich, der die Haut sanft, aber

nachhaltig massiert. Wichtig istzudem, dass diese Massagenregelmäßig (am besten zweimaltäglich) durchgeführt werden.

Indizien für Weißes Rauschen imTastsinn sind, wenn sich Kinderhäufig kratzen, als hätten sie einenKörperausschlag oder Mücken-stiche. Oftmals bekommen sieVerzweiflungsausbrüche, beidenen sie sich selbst oder andereschlagen. Auch hier kann eineMassage Wunder bewirken.

Was die therapeutischeBehandlung betrifft, so sind unssehr gute Erfolge mit der in derErgotherapie angewandtenMethode der SensorischenIntegration bekannt. Wir ratendeshalb Eltern, eine(n)Ergotherapeutin(en) zu suchen,die/der damit Erfahrung hat.

Wie die Verarbeitung der Wahrnehmung gestört sein kann ...

Körpergefühl und Tastsinn

"Ich flüchtete, wenn Leute ver-suchten, mich zu umarmen,weil eine Umarmung eine über-wältigende Flutwelle anStimulationen durch meinenKörper sandte.

Ich wollte das angenehmeGefühl, gehalten zu werden,fühlen, aber dann, wennjemand mich hielt, war derEffekt auf mein Nervensystemüberwältigend.

Ich war ständig bemüht,Annäherungen zu vermeiden,aber nicht Ärger oder Angst,sondern die Wahrnehmungs-überempfindlichkeit verursach-te die Blockade (...)"

"Ich habe es immer sehr geliebt,wenn man mich fest angepackthat. Irgendwann habe ich danngemerkt, dass ich mir solcheangenehmen Gefühle auchselbst verschaffen kann, in demich mir z.B. auf die Nase haue.

Die Stimulation mit demMassagegerät hat mir eineMenge gebracht. Ich habe dasGefühl, dass mein ganzerKörper wichtiger wuder, weil ichihn differenzierter wahrnehme...

Wenn ich zuviel Stimulationbekomme, spielen aber dieNerven anschließend verrücktund es kann passieren, dass ichmeine Hände gar nicht mehrkontrollieren kann.

Dietmar Zöller

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Der Geruchssinn wird bei derBetrachtung Sinne gerne über-sehen. Dabei kann gerade hier dieUrsache für das eine oder andereVerhalten zu sehen sein. Dabeifallen eher die Kinder auf, die hierunterempfindlich sind, weil sieden eigenen Kot auf die Wändeoder ihren Körper schmierenoder einnässen, um mit dem eigenen Urin zu spielen. Fernerfallen sie dadurch auf, dass sie ersteinmal intensiv Personen undGegenstände beriechen, wenn sieeinen Raum betreten.

Wenn ein Kind jedoch hierüberempfindlich ist, dann ist diesschon schwieriger festzustellen.Das Kind kann keine Gerücheignorieren und fühlt sich vonbestimmten Gerüchen angezogenoder aber auch abgestoßen. Wirriechen Schweiß oder Mund-geruch erst, wenn wir einemanderen Menschen sehr nahesind. Diese Kinder riechen diesschon auf einige MeterEntfernung und richten ihrVerhalten entsprechend ein, ohnedass wir Gesunde dafür eineErklärung hätten. DurchDeodorants, Parfums, Mund-wasser, Sprays etc. werden fürdiese Kinder keine Gerüchebeseitigt, sondern neue Geruchs-komponenten hinzugefügt, die sienoch mehr irritieren. Und sienehmen Gerüche war, die wirGesunde überhaupt nicht wahr-nehmen können (Menstrations-gerüche z.B.).

Hat man den Verdacht, das Kindsei überempfindlich im Geruch,

so sollten alle Gerüche auf einMinimum reduziert werden. Dasbeinhaltet Essensgerüche, Sprays,aber auch die Seifen und dieWaschmittel. Hat man von derUmgebung des Kindes sämtlicheintensiven Gerüche entfernt,kann man beginnen, allmählichleichte und angenehme Gerücheanzubieten. Man sollte dann jedesMal sagen, um welchen Geruch essich handelt.

Leichter hat man es, wenn dasKind geruchsunterempfindlichist, weil man gleich beginnenkann, dem Kind verschiedeneGerüche anzubieten. Es solltenjedoch - zumindest am Anfang -sehr intensiver Gerüche sein, diejedes Mal benannt werden sollten.Die Intensität der Gerüche kannlangsam abgeschwächt werden.Wichtig ist, wie bereits beimTastsinn angesprochen, dass vielekurze Intervalle dem Kind ange-boten werden.

Ist der Geschmackssinn des auti-stischen Kindes gestört, so fälltdies vor allem dann auf, wenn dasKind unterempfindlich ist.Während die Gruppe derÜberempfindlichen höchstens

schlechte Esser sind, weil die mei-sten Nahrungsmittel zu intensivim Geschmack für sie sind (wasaber auch andere Gründe habenkann), muss man auf dieUnterempfindlichen ständig auf-passen. Kinder mit dieser Störungstecken nämlich alles in denMund. Wenn man nicht aufpasst,essen und trinken sie auchschlecht schmeckende Sachen,wie z.B. Seifen, Farben, Benzinund giftige Stoffe.

Wenn Kinder oft eine dickeZunge haben, weil sie ständigdaran saugen, um denGeschmack der Zunge und desSpeichels herauszufinden, dannkann dies auf das weiße Rauschenim Geschmack hinweisen. DieseKinder sind ständigGeschmacksempfindungen inihrem Mund ausgesetzt. DieseManipulationen nehmen dasKind so in Anspruch, dass es fürdie Vorgänge seiner Umgebungkeine Aufmerksamkeit mehr auf-bringt.

Die Behandlung dieser Störungenist nicht ganz einfach. Wir emp-fehlen, dass Eltern hier nur aktivwerden, wenn die Störung schlimme Ausmaße annimmt(wenn das Kind zum BeispielSeife oder andere giftige Dingeist). Da es auf diesem Gebietwenig einfache Tipps zurSelbsthilfe gibt, sollte einProfessioneller kontaktiert wer-den.

Wie die Verarbeitung der Wahrnehmung gestört sein kann ...

Riechen und Schmecken

Ich habe eine feine Nase undwerde darum von unangeneh-men Gerüchen sehr gestört ...

Heute rieche ich von ferne,wenn jemand geschwitzt hatoder wenn jemand einen üblenMundgeruch hat.

Dietmar Zöller

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Da vermutlich die meisten Kindermit Autismus massiv über-empfindlich sind, was das Gehörbetrifft, sind die nachfolgendenZeilen für Eltern undProfessionelle, die mit dem Kindzu tun haben, besonders wichtig.

Diese Kinder nehmen Geräuschewahr, die mit einem normalenGehör nicht mehr aufgenommenwerden können. Sie hören für unsnicht existierende Geräusche wiebeispielsweise die von Glüh-birnen, elektrischen Leitungen,Wasserrohren und Fernseh-apparaten. Da sie normaleUmweltgeräusche häufig alsunangenehm empfinden, haltensie sich oft die Ohren zu oderlaufen weg. Oftmals schaltendiese Kinder als Reaktion aucheinfach ab. Sie erwecken dann oftden Eindruck, als seien sie taub.In vielen Fällen haben sie Angstvor Tieren, besonders Hunden,und zwar weniger weil sie fürch-ten gebissen zu werden, als viel-mehr aus Furcht vor plötzlichen

Lauten. Auch das Geräusch desWindes kann ein besonderesProblem darstellen. MancheEltern sind verzweifelt darüber,dass ihr Kind schlecht einschläftoder nachts oft wach wird. Daskann daran liegen, dass das Kindauf jegliches Geräusch in derFerne reagiert.

Es fällt allerdings auf, dass einigedieser Kinder selbst häufiggroßen Lärm machen, entwedermit der eigenen Stimme oder mitGegenständen. Dieses sindjedoch Geräusche, die von denKindern selbst kontrolliert wer-den und die sie demzufolge nichtängstigen. Oft produzieren dieKinder selbst Geräusche, um dievon außen kommenden zu über-tönen. Unter den geräuschü-berempfindlichen Kindern findenwir nicht wenige mit derDiagnose "hochgradig schwer-hörig". Die Qual der Kinder, diedaraufhin ein Hörgerät bekamen,kann man sich kaum vorstellen.Die zuvor beschriebenenAuffälligkeiten wie Rückzugs-tendenzen oder extrem unruhigesVerhalten verstärkten sich in vielen Fällen.

Temple Grandin schreibt hierzu:

Im weiteren Verlauf ihresAufsatzes beschreibt sie, dass esfür sie unmöglich sei, in einerHotelhalle ein Telefongesprächzu führen. Wenn sie versuche, dieNebengeräusche auszublenden,dann würde sie auch ihren Partneram anderen Ende der Leitungnicht mehr hören. Will sie aberdas Telefongespräch verstehen,dann sind auch dieNebengeräusche ungefiltert da.

Für die Behandlung derGeräuschüberempfindlichkeitgibt es zwar bereits einige sehrwirkungsvolle Therapieverfahren,aber alle sind bedauerlicherweisenoch nicht wissenschaftlich anerkannt. In Form eines speziellen Hörtrainings werdendem Gehirn speziell modulierteakustische Reize angeboten, diedas Gehör einigermaßen normali-sieren. Wir haben in unsererersten Ausgabe speziell über die-ses Thema berichtet.Therapiemaßnahmen in Formeines Hörtrainings werden zwi-schenzeitlich vielerorts inDeutschland angeboten. Elternaus der Region des RV NBW e.V.verweisen wir derzeit an HerrnDr. Rosenkötter im Sozialpädia-drischen Zentrum Ludwigsburg.

Doch was sollten Eltern unbedingt tun, unabhängigdavon, ob eine Therapie-maßnahme zur Verfügung stehtoder nicht:

Dem Kind muss Gelegenheitgegeben werden, sich allmählichden Umweltgeräuschen

Wie die Verarbeitung der Wahrnehmung gestört sein kann ...

Das Gehör

Ich habe gehört, als trüge ichein Hörgerät, das auf die höchste Lautstärke eingestelltist. Meine Ohren sind wie einMikrofon, das jedes Geräuschaufnimmt. Dieser Effekt verändert sich jedoch mit denFrequenzen der verschiedenenTöne."

Ich war kaum in der Lage,ganze Sätze zu verstehen, weilmein Gehör sie verzerrte ...

Manchmal, wenn Kinder mit mirsprachen, konnte ich sie verstehen und andere Maleklangen sie wie Schüsse ...

Ich fürchtete mich vor demStaubsauger und demMixgerät, weil sie ungefähr fünf-mal so laut klangen, als siewirklich waren."

Daren White, 1987

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anzupassen. Es soll zunächst vonMassenansammlungen inKaufhäusern und Supermärktenfern gehalten werden. Man solldarauf achten, dass das Kindnicht durch laute Geräuscheerschreckt wird. Falls es nichtmöglich ist, den Schlafraum ineinen ruhigen Teil des Hausesverlegen, soll man alsGeräuschkulisse während derSchlafenszeit leise Musik spielenlassen. Geräusche, die das Kindsonst aufwecken würden, werdendadurch überdeckt. Besondersbewährt haben sich auch spezielleOhrstöpsel, weil sie die vonaußen kommenden Gehör-eindrücke vermindern.(Schaumstoffstöpsel, keinOropax, das zu wenig Geräusche

durchlässt). Bei gleichzeitiger taktiler Überempfindlichkeit viel-leicht erst mit Watte im Ohranfangen. Kein Transport imSchulbus, wenn das Kind dadurchüberfordert ist und aggressiv rea-giert.

Flüstern Sie mit dem Kind,sprechen sie leise in sein Ohr, dahörüberempfindliche Kinder häufig "abschalten" und somitkeine Sprache aufnehmen unddamit auch nicht wiedergeben.

Geräuschüberempf ind l i cheKinder haben auch oft Problememit dem Gleichgewicht. Einewirksame Übung ist das langsameHin- und Herrollen des auf demBoden liegenden Kindes oder das

Hin- und Herdrehen des auf demDrehstuhl sitzenden Kindes. DasDrehen muss durch eine anderePerson erfolgen.

Zu der Überempfindlichkeitkommt häufig das weißeRauschen. Die Kinder lauschenauf ihren Herzschlag und ihreVerdauungsgeräusche, sie hyper-ventilieren und lauschen hinge-bungsvoll auf das Atemgeräusch.Sie schaukeln oft mit ihrem Kopfund wenn sie das Schaukelnabbrechen, scheinen sie auf denUnterschied der Geräusche inihrem Kopf zu lauschen. Vieledieser Kinder summen oft vorsich hin und manche haben ohneersichtlichen Grund intensiveSchreianfälle.

Wie die Verarbeitung der Wahrnehmung gestört sein kann ...

Das Gehör

Das Sehen

Generell gilt, dass wir nur darübermutmaßen können, wie Autistenwirklich wahrnehmen. EinigeZeugnisse von Betroffenen kön-nen wir noch einigermaßen nach-vollziehen. Jeder hat schon einmaleinen Sonnenbrand gehabt undweiß daher, wie es ist, wenn manauf der Hautoberfläche über-empfindlich ist. Viele von unskennen den Lärmterror einerStraßenbaustelle oder könnensich den wenigstens vorstellen.

Was aber Betroffene über dieStörungen im Sehen berichten,das sprengt zuweilen unsereVorstellungskraft. Da berichtenBetroffene, dass sie plötzlich alles

grün oder rot oder blau sehen,wenn sie gewisse Geräuschehören. Da berichten andere, dasssie kein Gesicht als Ganzes erken-nen können, dass sie sich langeauf ein Objekt konzentrierenmüssen, um dieses visuelle auf-nehmen zu können. Andere hin-gegen scheinen (wie bei derFilmfigur Rainman) tatsächlichauf einen Blick alles aufnehmenzu können, wobei sie sich über-fordert fühlen, wenn ein Objektin Bewegung ist.

Wie aber kann ich erkennen, wiemein Kind visuell wahrnimmt?Augenärztliche Untersuchungs-methoden versagen hier total und

die angeführten Beispiele habengezeigt, dass es durchausGegensätze geben kann (langefixieren müssen - alles auf einenBlick erkennen können). Oder hatdas Kind vielleicht gar keine odernur wenige Probleme mit demSehen?

So lange das Kind sich nichtäußern kann, sind wir als Elternwieder auf Beobachtungen ange-wiesen. Wenn unserer Kind visuelle Stereotypien ausführt,dann dürfte mit Sicherheit auchmit dem Sehen nicht alles inOrdnung sein. Man sollte aufalles achten, was mitKörperbewegungen zu tun hat,

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wie Drehen um die eigene Achse,Schaukeln oder sprunghafteBewegungen. Alle rhythmischenBewegungen ohne Ton oderGeräuschproduktion, die vor denAugen ausgeführt werden, deutenauf Störungen im Sehsinn.Kinder mit visuellen Stereotypiennehmen nicht gerne Blickkontaktauf, was ja eines der klassischenErkennungsmerkmale desAutismus ist.

Gleich zu Beginn haben wirDonna Williams zitiert, dieberichtet hat, dass ihr Bett vonwinzigen Pünktchen umgebengewesen sei. Dies deutet daraufhin, dass Donna überempfindlichim Sehen war, dass sie dieStaubteilchen in der Luft sehenkonnte. Hypervisuelle Kinder lieben es, winzige Gegenstände zubetrachten. Sie beobachten dieBewegungen einer Uhr oder einersich auf den Plattenteller drehen-den Schallplatte. Sie haben einausgezeichnetes visuellesGedächtnis. An fast alles, was siegesehen haben, können sie sicherinnern. Häufig lernen sie sehrschnell und gut lesen. Telefonund Autonummern behalten siegut. Oft erstaunen uns dieseKinder auch durch äußerst komplizierte Zeichnungen. Mansollte sie vor grellem Sonnenlichtschützen. Ein Aufenthalt amMeer kann für diese Kinder unterUmständen eine Qual sein, es seidenn, sie können durch andereFaktoren (das ständige Rauschender Wellen z.B.) gut abschalten.

Wenn ein Kind unterempfindlich

im Sehen ist, wird die Sache etwaskomplizierter. Ein Kind, das ständig Bewegungen mit seinenFingern vor den Augen ausführtoder mit kleinen Gegenständenwie Bleistiften, Stöckchen usw.vor den Augen wedelt, ist meistens hyposensitiv im Sehsinnund versucht sich durch dieseStereotypien zu stimulieren.Manchmal kann man Kinderbeobachten, die langsam umeinen Gegenstand herumgehenund diesen dabei intensiv an-starren. Delacato betrachtet dieses Verhalten als einenVersuch, die Umrisse desGegenstandes visuell abzutastenund ihn als räumliches Gebilde zuerfassen.

Wegen ihrer Unterempfindlich-keit konnten diese Kinder keinräumliches Sehen und keineFigur-Grund-Wahrnehmung ent-wickeln. Wegen des fehlendenTiefensehens haben sie AngstTreppen hinauf- und hinunterzu-gehen. Sie fallen z.B. imSportunterricht auf, da sie Angsthaben, von einem kleinen Kastenherunterzuspringen. Vom Windbewegte Blätter üben eineFaszination aus. Oft blasen dieKinder mit kleinenPapierkügelchen oder mit Staub,sie lassen stundenlang Sand durchdie Finger rieseln oder sie schöp-fen stundenlang Wasser voneinem Eimer in den anderen undsie beobachten bei all denbeschriebenen Stereotypien dieBewegungen der Objekte ,.

Gegen die Überempfindlichkeit

empfiehlt Delacato, dass sie keinem intensiven Licht ausge-setzt sind. Das Kind solltedraußen in der Sonne eineSonnenbrille tragen. Um dieKinder an verschiedeneLichtvariationen zu gewöhnen,sollten zunächst die Eltern dieFührung einer Lichtquelle über-nehmen. Man bewegt eineTaschenlampe in einem dunklenRaum und lässt das Kind mit denAugen dem Licht folgen. Um dasKind von allen visuellenAktivitäten, die es selbst ausführt,abzubringen, sollten ihm visuelleAktivitäten von außen angebotenwerden. Da diese Kinder schnell

Wie die Verarbeitung der Wahrnehmung gestört sein kann ...

Das Sehen

Wenn ich Dich angucke, sohabe ich im Moment nochProbleme, weil ich nicht genugBilder von Dir gespeicherthabe. Das ist aber eineVoraussetzung, um einenMenschen ohne Verzerrungenwahrzunehmen. Ich weiß alsonoch nicht richtig, wie Du aus-siehst. (...)

Meine visuelle Wahrnehmungist starken Schwankungenunterworfen und das hängt mitder Wetterfühligkeit zusammen.Ich habe schon Zeiten erlebt, indenen keine Verzerrungenmehr vorkamen. Im Augenblickerlebe ich häufig, dass ich meinGegenüber nur schemenhaftwahrnehme, d.h. ohneKonturen. oder der Mensch zer-fällt mir in Stücke.

Bei sehr vertrauten Menschenkommt das aber seltener vor.Meine Mutter sehe ich auch anschlechten Tagen als ganzePerson.

Dietmar Zöller

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lesen lernen können - oft bevorsie sprechen gelernt haben - sollteman ihnen möglichst früh dasLesen beibringen.

Einem im Sehsinn unterempfind-lichen Kind sollten hingegenmöglichst viele Sehreize angebo-ten werden. Delacato geht davonaus, dass diese Kinder kein zen-trales Sehen ausgebildet habenund sie so alles peripher wahrneh-men; dass die visuelle Welt ver-schwommen erscheint, da peripher aufgenommene Objekteunschärfere Umrisse haben.Wenn dies der Fall ist, dann wärees hilfreich, wenn das Kind vieleGegenstände abtastet. Wenn einKind nur unscharf wahr genommenen Umrisse erkennenkann, dann ist es verwirrt und esfällt ihm schwer, sich sicher zubewegen. Man muss ihm bei-bringen, auf einen Gegenstandzuzugehen und diesen dabei festanzuschauen.

Nun gibt es aber eine Vielzahlvon Kindern, die Stereotypienwie Sand r i e s e ln lass en oder mitd en F ing e r n vo r d en Augenwede ln durchführen, aber sichautodidaktisch lesen und schrei-ben beigebracht haben und offen-sichtlich ein fotografischesGedächtnis haben. Während diegenannten Stereotypien auf eineUnterempfindlichkeit schließenlassen würden, sind das fotografi-sche Gedächtnis als auch dasLesevermögen sehr starkeIndizien für eine Überempfind-lichkeit. Wie passt das zusammen?

Beim Sehen ist eineDifferenzierung in Makula-Sehenund peripheres Sehen notwendig.Das Makula-Sehen ist zuständigfür das Differenzieren von Schriftund Farben, während das periphere Sehen für dasBewegungssehen und dasUnterscheiden von Hell undDunkel zuständig ist. Wenn einGegenstand seitlich der Augenbewegt wird, wird peripheresSehen stimuliert. Wedeln direktvor den Augen stimuliert Makula-Sehen. Die als letztes Beispielgenannten Kinder dürften alsoüberempfindlich im Makula-Sehen und unterempfindlich imperipheren Sehen sein.

Alle bisherigen Erklärungsansätzehinsichtlich visueller Störungenautistischer Menschen sind mitgroßer Wahrscheinlichkeit unzu-reichend bzw. unvollständig.Dabei ist zu vermuten, dass dergestörte Sehsinn eine ganz beson-dere, vielleicht sogar die entschei-dende Rolle beim Autismus spielt.Die Wahrnehmung / Umsetzung

von bewegten farbigen Bildernbeansprucht das Gehirn beson-ders. Schon ein PC braucht zurVerarbeitung von Bildern einevielfach höhere Kapazität als beider Verarbeitung von Text.Sicherlich kann dieser Metaphernicht gedankenlos auf diemenschliche Wahrnehmung über-tragen werden, doch ist esbezeichnend, dass gerade beimSehsinn es bis dato noch nichteinmal ansatzweise gelungen ist,entsprechende Therapieverfahrenzu entwickeln.

Hoffnung gibt eine Entdeckungder Amerikanerin Helen Irlen,dass gewisse Farben die Störunghervorrufen könnten. Abhilfe sollmit speziellen Filtern geschaffenwerden, die die Betroffenen alsBrille tragen können. Lesen Siemehr hierzu auf den folgendenSeiten.

Wie die Verarbeitung der Wahrnehmung gestört sein kann ...

Das Sehen

Birger Sellin (Berlin), bekannt durch Auftritte in stern-tv u.a.:

EINER SIEHT ALLES DURCHEINANDER - SIEHT AUCHALLE HEUTIGEN GEGENSTÄNDE AUS DER FIGUR-MACHART GERATEN - SACHEN DEHNEN SICH UNDWERDEN WIEDER ASTREIN WAHNSINNIG WINZIG.

Wenn Sie mehr Beiträge von Betroffenenüber Störungen der Wahrnehmungsver-arbeitung lesen wollen, empfehlen wir dasHeft AUTISTISCHE MENSCHEN VER-STEHEN LERNEN, Teil II (Herausgeber:RV Stuttgart e.V.). Ein Teil der abgedruck-ten Zitate stammt aus diesem Heft.

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In der Geschichte des Autismushat es sicherlich einigeErklärungs- und Behandlungs-ansätze gegeben, die heftig dis-kutiert wurden. Kontroversen gabund gibt es überall. Was Delacatound seine Heimprogrammebetrifft, ist er wohl zu denen zuzählen, wo die Spannbreite wirk-lich zwischen Verteufelung undVergötterung reicht. Vor allemaus Kreisen von Neurologen wur-den seine Theorien geradezu zer-rissen. Dagegen wissen vieleEltern, dass sie die Fortschritteihres Kindes eigentlich nur ihmzu verdanken haben.

Meine Frau und ich bekennengerne, dass wir zu den Anhängerngehören. Wir werden oft vonEltern um Rat gebeten, weil sieselbst ratlos sind. Wir denken beisolchen Momenten immer wiederzurück an die Zeit, wo wir alsjunge Eltern in der gleichenSituation waren, als uns dasVerhalten unseres Sohnes immerwieder frustrierte. "Warum tutunser Kind das bloß" und "Waskönnen wir nur dagegenmachen?" waren die häufigstenFragen, die wir uns stellten, ohnedarauf eine Antwort zu erhalten.

Am meisten machten uns seineseltsamen Spiele, also seineStereotypien, Sorgen, weil dasauch für uns ziemlich stressig war.Als dann auch noch scheinbarsinnlose und schädigendeHandlungen wie zum Beispiel dasKot-Schmieren dazu kamen, dawaren wir am Verzweifeln. Indem Kind muss doch der Teufel

stecken, um uns zu ärgern.Selbstverständlich fragten wirdamals die unseren Sohn behan-delnden Therapeuten, was wir tunkönnten. Nur funktioniertenderen Ratschläge nicht oder nursehr unzureichend.

Der erste Wendepunkt in derBeziehung zu unserem Kind warder Tag, an dem wir einen Mannkennen lernten, der uns nicht nurdie Augen für die Probleme unse-res Sohnes geöffnet, sondern unsauch praktizierbare und effektiveRatschläge gegeben hat, was wirdagegen tun könnten. Seine Blickfür die Probleme autistischerMenschen und seine Ratschlägesind auch heute noch aktuell undkönnten dem einen oder anderen"jungen Elternpaar" hilfreichsein. Ich bezeichne ihn gernerespektvoll als den Altmeister,gemeint ist der Amerikaner Dr.Carl H. Delacato.

Ich hatte meine erste Begegnungmit Dr. Delacato und seinemTeam in Alster bei Bonn, wo erdreimal im Jahr autistische bzw.hirnverletzte Kinder begutachtetund für die TherapieHeimprogramme erstellt. Ich warzugegeben sehr skeptisch, denweiten Weg auf mich zu nehmenund hätte dies nicht getan, wennmeine Frau nicht darauf bestan-den hätte. Da zu diesemZeitpunkt mit unserem Sohn reingar nichts anzufangen war und erauch sonst auf nichts reagierte,hielt ich es für Zeitver-schwendung, noch einen soge-nannten Experten aufzusuchen.

Unser Sohn war damals absoluttherapie-resistent gewesen undeine weitere Enttäuschung wollteich mir eigentlich nicht antun. Dasaßen wir nun mit einer unbe-stimmten Erwartungshaltung ineinem Raum der Kreissonder-schule für Geistigbehinderte (dortfanden die Konsultationen immerstatt) und warteten. Man hatteuns vorher gefragt, ob wir einenDolmetscher bräuchten. Ich hatteJA gesagt, weil ich mir zwar eng-lische Konversation, doch keineFachgespräche zugetraut hatte.

Plötzlich ging die Tür auf und einälterer, kleiner Mann trat in denRaum. "Hey Mummy, heyDaddy!" war seine Begrüßung.Unser Sohn stand oder lag amFenster und nahm von demGeschehen zunächst keine Notiz."Wo bleibt bloß der Übersetzer?Haben die mich falsch verstan-den? Was mache ich, wenn er dieganze Geschichte unseres Sohnesvon uns erfahren will?"

Während meine Gedanken noch

Eigentlich ist alles ganz einfach ...

Wirksame Hilfen mit HeimprogrammenDr. Carl H. Delacato und seine Methode, autistischen Kindern zu helfen

Dr. Carl H. Delacato (re.) mit seinem Sohn, Dr. David F. Delacato

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hektisch nach Lösungen suchten,schritt jener älterer Herr an unsvorbei und ging zu unseremSohn. Er beugte sich über ihnund nach kurzer Zeit bemerkteich, wie unser Sohn ihn anblickte,also richtig Blickkontakt aufnahmund ihn mit einer Geste begrüßte.Das war der Zeitpunkt, wo ichzunächst meinen Augen nichttraute und ich spontan dachte:"Der Mann muss ein Zauberersein!" So etwas hatte bis datonoch keiner bei unserem Sohnfertig gebracht. Und da mir meinVerstand sagte, dass das mit demZauberer nicht sein könne,begann ich, mich für ihnund das, was er zu sagenhatte, zu interessieren.

Der Knackpunkt anDelacato sind seineTherapiemethoden. Wer mitseiner Methode Erfolghaben will, muss sehr vielZeit und Energie investie-ren. Die eigentlicheTherapie führen nämlich dieEltern in von ihm aufgestelltenHeimprogrammen selbst aus unddiese dauern - zumindest amAnfang - mindestens zwei bis vierStunden täglich. Das hält keinElternpaar auf die Dauer langeaus, wenn es nicht alternativeLösungen findet.

Wer es trotzdem probiert, derwird bald den einen oder anderenTag Pause einlegen müssen. Jemehr man "schummelt", destoweniger stellt sich der Erfolg ein.Schließlich gibt man frustriert aufund kommt entweder zu derErkenntnis "Wir haben versagt!"

oder "Die Methode hat versagt!"Es ist verständlich, dass derMensch eher zu der letzterenAntwort neigt, denn - Hand aufsHerz! - wer gibt sich gerne selbstdie Blöße. Ich wiederhole deshalbgerne nochmals, weil es uns auchnicht anders ergangen ist: "Alleinsind die Heimprogramme kaumzu schaffen. Man braucht fremdeHilfe, alles andere wäre falscherEhrgeiz!"

Doch wer es schafft, sich entspre-chende Hilfen zu organisieren,der wird nicht nur feststellen, dasssich bei dem Kind peu-à-peu

Erfolge einstellen, mit der Zeitwird man sein Kind bzw. dessenProbleme immer besser verstehenund man kann sich besser daraufeinstellen. Delacatos Heim-programme bestehen aus einerVielzahl von einfachen Übungenvon kurzer Dauer, die erst in derSumme einen größeren Zeit-aufwand ausmachen. Das Schönean den Programmen ist, dass dieKinder recht bald (nach einerGewöhnungsphase von einigenTagen oder Wochen) zeigen, ob ihnen die Übungengefallen oder nicht und dabeigleichzeitig zurückmelden, ob die

richtigen Übungen ausgesuchtworden sind oder nicht.

Die in dieser Ausgabe erteiltenTipps zur Verbesserung derWahrnehmungsverarbei tungstammen größtenteils vonDelacato. Ein von ihm aufgestell-tes Heimprogramm ist jedochwesentlich umfangreicher. Wersich dazu entschließt, Delacatound sein Team einmal zu konsul-tieren, der sollte dies bzw. dendafür notwendigen Zeitaufwandbeachten. Ich kann mit größterÜberzeugung allen Eltern vonjungen Kindern nur raten,

Delacato zu konsultieren,wenn es finanzierbar ist. Ichrate aber zudem eindringlich,erst dann sich anzumelden,wenn man sich vorher erfolg-reich Gedanken darübergemacht hat, wie dieHeimprogramme dann auchtatsächlich durchgeführt wer-den. Denn ohne Hilfe ist derMisserfolg oft vor-programmiert.

Wie kann diese Hilfe aussehen?In unserem Fall sah das so aus,dass unser Sohn damals noch dieSchule für Geistigbehindertebesuchte (er legt Wert auf dieFeststellung, dass er zwischenzeit-lich die Realschule besucht). Erhatte dort eine Ziwi, der ihnbetreute. Als wir dort dieHeimprogramme vorstellten,erklärten sich Lehrer und Ziwibereit, zumindest die Hälfte derHeimprogramme während derSchulzeit durchzuführen. Damitkein Missverständnis aufkommt:Unser Sohn hatte ein

Eigentlich ist alles ganz einfach ...

Wirksame Hilfen mit Heimprogrammen

Heimprogramme von Delacato sindeine einfache, aber sehr effektiveMöglichkeit, die Störungen autistischer Kinder deutlich zu lindern.Der Erfolg stellt sich jedoch nur ein,wenn die Programme auch tatsächlich durchgeführt werden.Dies sollte bereits vor der erstenKonsultation organisiert sein.

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Heimprogramm bekommen, daszweimal am Tag durchzuführenwar. Den ersten Durchlauf führteder Ziwi, den zweiten meine Fraunach der Schule durch. Auchwenn wir (auch die Lehrer,Erzieher und der Ziwi) baldmerkten, wie gut ihm dies tat, sowar es mit der Zeit für uns Elterneine nicht unerheblicheBelastung, denn schließlich for-dert der Alltag seinen Tribut undwir durften nicht vergessen, dassunser kleiner Autist noch einengrößeren Bruder hatte.

Die Heimprogramme könnenvon jedermann durchge-führt werden, der etwasInteresse an der Sache hat.Deshalb rate ich Eltern, imVorfeld sich Gedanken zumachen, wer hier unter-stützen könnte: Freunde,Nachbarn, Verwandte. Inden meisten Fällen bekom-men Eltern für ihr autistisches Kind Pflege-geld. Damit lässt sich eini-ges organisieren. Es gibt genü-gend Schüler der Oberstufe einesGymnasiums, die sich ihrTaschengeld durch Nachhilfe-stunden aufbessern wollen. Ichselbst habe dies vor dem Abiturauch getan und war dankbar fürjeden Schüler, den ich bekommenkonnte.

Doch selbst wer keine Freunde,Nachbarn oder Verwandte hat,die er bitten kann oder möchte,und wer es sich auch nichtzutraut, einen Jugendlichen oderjungen Erwachsenen zu engagie-ren: Organisationen wie der

Arbeiter Samariter Bund organi-sieren gerne einen Ziwi, derregelmäßig vorbeischaut unddiese Organisationen sind auchnoch bei der Abrechnung (alsLeistung der Pflegeversicherungzum Beispiel) behilflich.

Wer sich vorher Gedankengemacht hat, der wird von derFülle des ersten Programms nichtgleich "erschlagen". Dann wirdsich der Besuch beim Team vonDr. Delacato auch lohnen, derzugegeben nicht billig ist. Ichkenne die aktuellen Preise nicht,aber in der Größenordnung bis

1.000 DM für eine Konsultationsollte man schon denken.

"Das ist aber teuer!" wird der eineoder andere jetzt spontan denken.Ich kann darauf antworten, dass"teuer" immer relativ zu sehen ist.Zum einen arbeiten im Delacato-Team mehrere Leute, unter ande-rem Dr. David F. Delacato, seinSohn. Zum anderen hat Delacatoseinen Sitz in den VereinigtenStaaten und es wäre mitSicherheit wesentlich teuerer,wenn man ihn nur dort aufsuchenkönnte. Schon allein wegen derFlugkosten.

Mit der Erstattung der Kostendurch die Krankenkasse oder imRahmen der Eingliederungshilfefür Behinderte würde ich nichtrechnen. Ich gebe Elternregelmäßig auch juristischeRatschläge und sage immer:"Probiert es unbedingt, aber rech-net nicht damit, dass es klappt!"Das ist meines Erachtens keinWiderspruch, auch wenn es sichzunächst so anhört. Ich kenneeinige Einzelfallentscheidungen,wo die Kosten (zumindest zueinem Teil) erstattet wurden.Diese Einzelfallentscheidungensind jedoch keine Präzedenzfälle,

auf die man sich berufenkönnte. Aber wenn es hierund da schon einmalgeklappt hat, dann ist eszumindest einen Versuchwert, es auch zu probieren.Doch wer die Erstattung derKosten einkalkuliert hat unddann scheitert, der ist sehrenttäuscht. Besser ist es, dasGeld vorher zu "organisie-ren" (zum Beispiel vom

Pflegegeld jeden Monat etwaszurück legen) und wenn dieKosten dann doch erstattet werden, ist die Freude umsogrößer.

Jürgen Greiner

Eigentlich ist alles ganz einfach ...

Wirksame Hilfen mit Heimprogrammen

Wer sich für Delacato's Heimprogrammeinteressiert, kann sich an folgendeAdresse wenden:

Delacato Konsultation inDeutschland

Waltraud Hunze / Schukri Attallah,Buschdorfer Strasse 8 - 53117 Bonn,

Tel. / Fax: 0228 - 673919 oder Fax 02222 - 65945.

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Ein Leserbrief

Anna:

Ich will endlich den mich umschließenden Kristall wegsprengen

Hallo Margitta, hallo Claudia!

Ich habe ( ... )

Diese Wahrnehmungsstörungen werden bei mir immer schlimmer, meineMitmenschen verstehen das oft nicht, wenn ich ihnen sage, sie sollennicht so nah an mir vorbeigehen, oder schmeiß mir das bitte nicht zu.

So sieht meine (Wahrnehmungs-) Welt aus:

Sehen / Normalzustand:

Gegenstände wirken auf mich nicht plastischJe größer mein Sehfeld ist, desto unschärfer sehe ichViele grüne Blätter eines Baumes sind für mich ein grüner Brei, eingelbes Blatt am selben Baum, sehe ich, mit seinen Rippen und die braunen StellenBildschirme, oder andere Flacker-Objekte sehe ich nach kurzer Zeit alssich bewegende Stücke, oft versuche ich durch schnelles Augen öffnenund wieder schließen das Flackern zu eliminieren, länger als 15 Minutenam Computer schaffe ich jedoch nicht auf einmal, und dann bin ich erst-mal müdeFahrende oder sich anderweitig bewegende Objekte (Autos, Straßenbahn,Tiere, Menschen) nehme ich, wenn sie langsam sind, als stehend wahr,und schnell fahrende nur noch als langgezogenes, verzerrtes FarbgemischViele Streifen dicht beieinander scheinen sich zu bewegen, zu ver-zerren, oder zu wandern

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Zum Abschluss unseres einleitenden Themas "WENN DIE SINNE REBELLIEREN" passt recht gut einLeserbrief von Anna (vollständiger Name und Anschrift der Redaktion bekannt), einer jungen Frau mitAutismus, den unsere Redaktion (bzw. Frau Margitta Briesenick) kurz vor Redaktionsschluss erhalten hat.Das hat uns sehr gefreut, dass sich eine Betroffene an der 7. Ausgabe beteiligt hat, denn nach wie vor giltunser Motto, dass wir für alle Beiträge aus den Reihen unserer Leser offen sein wollen.

Es ist eigentlich selbstverständlich und bräuchte deshalb nicht eigens erwähnt werden, dass eine Zeitschriftfür den Inhalt von Beiträgen Externer keine Garantie auf Richtigkeit übernehmen kann. Dies gilt für allenachfolgenden Beiträge. Wir müssen der Form halber eben darauf hinweisen.

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Ich will endlich den mich umschließenden Kristall wegsprengen

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Geht jemand nah an mir vorbei, denke ich, er hat mich berührt.Ich kann Räume nicht durchs Sehen erfassen, ich muß sie durchqueren,ertasten.Bis ich einem gesehenen Objekt ausweiche, dauert viele Sekunden.Sitze ich in einem fahrenden Fahrzeug, kann ich nicht lange nachdraußen sehen, da alles auf mich einzustürzen scheint.Ich kann mich nur auf ein sich bewegendes Objekt zur Zeit konzen-trieren.Kenne ich eine Person erst kurz, oder verändert eine Person einAttribut an sich erst nach langer Zeit, so kann ich, wenn sie sich z.B.anders anzieht, andere Frisur hat, sie nicht wiedererkennen.Flackernde Lichterketten, Stroposkop-Blitzer, Gewitterblitze,Lichtspiegelungen können bei mir Kopfschmerzen, Ohnmacht, Übelkeit undReizüberflutungen verursachen.Komplexe Muster (Teppich, Fliesen, Tapeten, Kleidung) tuen mir in denAugen weh.Ich muß immerzu die Augen schnell auf- und zumachen, damit das Sehennicht unerträglich wird.Schnelle Bewegungen auf mich zu, oder in meiner Nähe machen mir Angst

Sehen / Bei Reizüberflutung:

Farben werden extrem kräftigRänder werden übermäßig stark.Farben vermischen sich scheinbar mit grau, es kann sein, dass ich allesnur noch grau sehe.Alles blendet mich.Blaustichiges Licht, vor allem Neonlicht führt bei mir irgendwann zurReizüberflutung.Alles fließt ineinander, wird verzerrt.Ich sehe alles flackernd.Gleichmäßige Strukturen (Streifen, Karos) scheinen sich zu bewegen.Völlige Orientierungslosigkeit

Hören / Normalzustand:

Alles ist mir viel zu lautBei mehr als ein Geräusch auf einmal wird alles Gehörte für michundeutlicher, nuscheliger, verrauschter.Extrem tiefe Töne sind leise sehr angenehm, laut führen sie zurReizüberflutung.Knallgeräusche können Ohnmachtsanfälle bis zum Kreislaufschock bei mirauslösen.Leise Rauschen eines Lüfters, Blätterrascheln, Windrauschen,Katzenschnurren, Wasserrauschen sind sehr angenehm, mag ich sehr gerne,und sie beruhigen mich.Ich höre Fahrradfahrer aus großer Entfernung am Reifengeräusch,Verzerrungen in Musikstücken treiben mich zum Wahnsinn, ich höre selbstdas Fallen eines Blattes einige Meter hinter mir, ich höre Geräusche,

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Ich will endlich den mich umschließenden Kristall wegsprengen

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die andere nicht hören, usw..Ich kann die Richtung eines Geräusches schlecht oder gar nicht orten.

Hören / Bei Reizüberflutung:

Alles stürzt auf mich ein.Alles ist total verzerrt.Es tut nur noch weh.Es kommt zu Ohnmachtsanfällen bis hin zum Kreislaufschock.Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbrüche, Fieber, Untertemperatur könnenauftreten.Kopfschmerzen treten meistens auf.

Oberflächenwahrnehmung / Im Normzustand:

Jede Berührung von anderen Personen, Tieren tut mir weh, wie Feuer aufder Haut.Ich kann Personen in meiner Nähe nicht ertragen.Neue Kleidung kann ich nicht ertragen,sie ist wie Schleifpapier aufmeiner Haut.

Oberflächenwahrnehmung / Bei Reizüberflutung:

Dinge die nah bei mir sind scheinen mich zu berühren, und es tut mirweh:Ich spüre nur noch unerträglichen, brennenden Schmerz auf meiner Haut.

Tiefenwahrnehmung:

Ich muß doll an mir reiben, drücken, massieren, quetschen, kneifen,mich schlagen, kratzen, beißen, um Druck auf meinen Körper, bzw.Reibung oder Schmerz zu spüren.Oft spüre ich meinen Körper in Stücken, als fehlt mir ein Stück, einArm, ein Bein, mein Mund, mein Bauch, usw ...Meinen Magen und Darm spüre ich nur sehr selten, wohl daher esse ichoft zuwenig, trinke extrem viel, oder esse, was sehr selten ist, auchmal zuviel (z.B. 20 Schälchen Quark, o.ä.).Oft halte ich unnötig lange Urin oder Stuhl zurück, bis es nicht mehrgeht.

Hitze- / Kältewahrnehmung:

Hitze/Kälte durch Objekte, z.B. Wasser, Eis, heißen Kaffee, usw..:Spüre ich zuwenig.Je mehr, je stärker, desto angenehmer.Hitze/Kälte durch Strahlung:Spüre ich zuviel.Kann zu Fieber/Untertemperatur führen.Strahlungskälte kann mich bei Erregungszuständen,

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Schreianfällen beruhigen.Strahlungskälte läßt mich meinen Körper in seiner Form,Gegenständlichkeit spüren, was mir sehr gut tut.

Sonstige Wahrnehmungsauffälligkeiten:

Durch Zuhalten der Ohren höre ich nach ein paar Sekunden, was so inmeinem Körper geschieht.Durch Zuhalten der Ohren mit Hohlhand höre ich, was "Gegenständehören", ich höre also den Schall, der auf z.B. ein Gebäude trifft.Vibrationen lassen meinen Körper scheinbar verschwinden.Ich spüre selbst kleinste Vibrationen.

Wenn ich irgendwie an diese Irlenbrille und dieses Auricula-Hörtrainingherankäme, wäre ich sehr dankbar, denn ich will endlich raus aus dieserWelt aus Qual, Chaos, Leid und Verzweiflung, ich will endlich dieseGlaswand, den mich umschließenden Kristall endlich wegsprengen.

( ... )

Das, was du erreicht hast, und noch erreichen wirst, und was ich geschaffthabe (auch ich bin nicht mehr die, die ich einmal war), und noch er-reichen werde, damit können wir anderen Autist/Innen, und auch Eltern Mutmachen, dass es Möglichkeiten und Wege gibt, diesem Autismus die Gewaltüber uns zu nehmen, ihn vielleicht zu besiegen, es wird endlich Zeit, füreinen Aufbruch; auch die Asperger-Tagung ist eine Chance, um uns endlichGehör zu verschaffen!!

Margitta, wenn du diesen Brief auch für die Asperger-Tagung,Elternzeitschrift oder der Vorsitzenden des Bundesverbandes nehmenwillst, so darfst du dieses. Mein Name, Ort, Faxkennung, Adresse,Telefonnummer bitte restlos entfernen!!

Viele liebe Grüße

Anna

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Wir bedanken uns ganz herzlich bei Anna für den interessanten Beitrag. Wir denken, dass ihre Ausführungenuns ein Stück weit geholfen haben, etwas über zentrale Wahrnehmungsstörungen bei autistisch behindertenMenschen zu lernen.

Das eigentliche Leitthema dieser Ausgabe ist jedoch das IRLEN-Syndrom und seine Bedeutung fürMenschen mit Autismus. Um dieses Thema in seiner ganzen Bedeutung verstehen zu können, ist es jedochunerlässlich, sich zentrale Wahrnehmungsstörungen als Ganzes vorstellen zu können. Deshalb fiel unsereEinleitung zum eigentlichen Thema etwas lang aus.

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Eigentlich wollten die Elternnoch ein paar Minuten auf derTerrasse sitzen und mit ihrerGastgeberin Kaffee trinken, dochdaraus wird wohl nichts. DerSohn will nach Hause und nichtskann ihn davon abbringen. AlsEltern kennt man ja so eineSituation. Wenn es sich aber beidem Kind um einen Jungen mitAutismus handelt, dann ist Stressangesagt. Pausenlos läuft er hinund her, zerrt einmal den Vater,dann wieder die Mutter inRichtung Ausgang. Er beginnt zunerven, ganz schrecklich zu nerven. "W ir g eh en in e in e r ha lb en Stunde !" - Sinnlos, ernervt weiter, beginnt zu lautieren,läuft weiter ständig hin und her,nimmt Gegenstände in die Hand,legt sie (an einem anderen Platz)wieder weg und versucht erneut,einen der Eltern in RichtungAusgang zu schieben, zu zerren,zu bewegen.

Keine zwei Minuten später sitzendie Eltern doch beim Kaffee undihr Sohn sitzt etwas abgesetztvom Geschehen auf der Treppezur Terrasse. Doch er ist ganzruhig und scheint es gar nichtmehr eilig zu haben. Der einzigeUnterschied zwischen demunscheinbaren Jungen auf derTreppe und dem kleinen Kobold,der er noch vor kurzer Zeit war,ist der, dass er jetzt eine Brille mitfarbig eingefärbten Gläsern trägt.War das gerade Zufall, Zaubereioder hat das mit der Brille mit den

eingefärbten Gläsern zu tun, dasser plötzlich ganz ruhig gewordenist? - Um eine Antwort auf dieseFrage zu erhalten, muss ich etwasweiter ausholen:

Obwohl ich schon viel über denAutismus und seine ihm zu-grunde liegenden zentralenStörungen in der Verarbeitungder Sinneseindrücke gelesen,geschrieben und anderen berich-tet habe, ertappe auch ich michimmer wieder, dass ich inbestimmten Situationen meinenSohn behandle, als sei er gesund.Da reagiert er auf eineAnweisung nicht (oder nichtgleich) und ich wiederhole diese,indem ich etwas lauter werde. Daich aber davon ausgehen darf,dass er immer noch bzw. in-zwischen wieder (zumindest

leicht) geräuschüberempfindlichist, müsste ich eigentlich meineStimme senken. Beim drittenVersuch merke ich dann meistensmeinen Fehler und siehe da, esklappt. Theorie ist eben eineSache, der Alltag eine andere.

Autistisch Betroffene berichtenuns von Störungen in derWahrnehmungsverarbeitung, diewirklich so unvorstellbar sind,dass sie für uns Gesunde wirklichnur in Ansätzen nachvollziehbarsind. Ich hätte nie gedacht, dassein Mensch so gut hören könnte,dass er Gespräche am Besten vorder verschlossenen Tür verfolgenkann. Gleichwohl haben uns seitein paar Jahren, als die Auricula-Therapie in Deutschland bekanntwurde, die damit behandeltenKinder immer wieder gezeigt,

Irlen-Syndrom und Autismus:

KLEINE URSACHE - GROSSE WIRKUNG?Können spezielle Farbfilter die Wahrnehmungsstörungen von Menschen mit Autismus lindern?Eine Einführung in das Thema von Jürgen Greiner

UUnnsseerr LLeeiitttthheemmaa::

Mrs. Ann Wright (London), ILEN-Diagnostikerinmit IRLEN-Filtern zur Diagnose des Syndroms

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welche gewaltigen Unterschiedees zwischen vor und nach derBehandlung geben kann.

Während man sich aber zu lauteGeräusche noch vorstellen undsich so einigermaßen in dieBetroffenen hinein versetzenkann, so sprengt eine erst seitkurzem bekannt gewordeneEntdeckung fast die Vorstellungs-kraft des gesunden Betrachters:

Bestimmte Farben im Spektrumdes Lichts sollen dieWahrnehmung eines Menschenmit Autismus derart gravierendstören, dass sie (zumindest zueinem guten Teil) verantwortlichfür die seltsamen Verhaltens-weisen der Betroffenen sind. Alsoquasi eine Überempfindlichkeitgegen bestimmte Farben. DieRede ist vom Irlen-Syndrom.

Den Namen hat das Syndromvon seiner Entdeckerin, derAmerikanerin Helen Irlen. Da diePsychologin ihre Entdeckung inder Zusammenarbeit mitMenschen gemacht hat, die untereiner Lese-Rechtschreib-Schwäche (kurz LRS genannt) leiden, wird die Bedeutung desIrlen-Syndroms gerne verkannt.

Begonnen hatte alles damit, dassHelen Irlen durch einen Zufallentdeckt hatte, dass Personen mitLRS weniger Lese-Problemehatten, wenn eine entsprechendfarbige Folie über das Papiergelegt wurde. Die Buchstabenwürden aufhören, sich ständig zubewegen! berichteten dieBetroffenen.

Im Laufe weiterer Forschungenfand Mrs. Irlen heraus, dass etwadie Hälfte der Personen mit LRSdavon profitieren konnten. Siestellte zudem fest, dass es nichtegal war, irgend eine farbige Folieauf das Papier zu legen, sonderndass jeder, der davon profitierensollte, seine individuell farbig ein-gefärbte Folie benötigte. War dieFarbe falsch, dann wurden dieProbleme sogar noch schlimmer,als sie zu Anfang waren.

Es gibt bisher nur sehr wenigdeutschsprachige Literatur zumThema Irlen-Syndrom. Lediglichein Buch von Helen Irlen wurdeübersetzt. Es trägt den Titel Lesenmit Farben, was vielleicht einerder Gründe ist, dass dieProfessionellen, die schon einmaletwas vom Irlen-Syndrom gehörthaben, dies (zuerst) inZusammenhang mit LRS bringen.

Dass beim Lesen die Betroffenendas Gefühl haben, dieBuchstaben würden sich be-wegen, verschwimmen, ver-blassen oder sonst in einer anderen Weise unlesbar er-scheinen, ist nur eine von vielendenkbaren Auswirkungen desIrlen-Syndroms. Viele Personen,die unter ständiger oder häufigerMigräne leiden, haben das gleicheGrundleiden: Eine Unverträg-lichkeit auf ein bestimmtesSpektrum des Lichts.Unter diesen Personen könnensich hervorragende Leser befin-den, was verdeutlicht, dass dieAuswirkungen des Irlen-Syndroms total unterschiedlichsein können.

Gemeinsam ist allen Irlen-Syndrom-Betroffenen jedoch,dass ihre (verschiedenen)Probleme gelindert oder beseitigtwerden, wenn es gelingt, diestörenden Frequenzen aus demLichtspektrum herauszufiltern.

Farbige Folien helfen daher nureinem Teil der Betroffenen. Derandere Teil braucht einen speziellen Licht-Filter in Formvon farbig eingefärbtenBrillengläsern.

Doch was hat das Irlen-Syndrommit Autismus zu tun? Wir wollenin dieser Ausgabe versuchen,genau diese Frage zu klären.

Wir haben bereits in der 5.Ausgabe von WIR ELTERNeinen fachlich fundierten Aufsatzvon Frau Dorothee Perpeet überdas Irlen-Syndrom abgedruckt.Frau Perpeet geht darin ausführ-lich auf die Bedeutung des Irlen-Syndrom sowohl allgemein alsauch in Bezug auf Autismus einund führt auch einige wissen-schaftliche Erklärungsansätze an.Ich sehe deshalb meine und dienachfolgenden Ausführungennicht als Ersatz, sondern eher alsErgänzung zu diesem Aufsatz an,wobei wir als Redaktion nicht ver-suchen wollen, die o.g. Frage wissenschaftlich zu klären. UnserZiel ist dann erreicht, wennanhand unserer Ausführungenjeder autistisch Betroffene oderjede Mutter oder jeder Vater einesautistischen Kindes sich die Fragebeantworten kann: Könnt enIrlen Fil ter mir bzw mei-nem / unserem Kind hel -

IRLEN-Filter: Kleine Ursache - große Wirkung?

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auch in Sachen Autismus neueWege zu gehen. Im Umgang mitneuen Behandlungsmethodensollte deshalb zukünftig nicht derRuf nach Wissenschaftlichkeit,sondern die Hoffnung, damitvielleicht bedeutend helfen zukönnen, oberste Priorität haben.

Ob nun das Irlen-Syndrom als einspezieller Teil des autistischenSyndroms zu sehen ist oder alseigenständiges Syndrom quasidazu kommt, ist eine zwar eineinteressante akademische Frage,aber meines Erachtens imErgebnis egal. Eine Linderungdieser Lichtempf indl i chke i t ver-schafft dem sowieso schon sehrstark strapazierten Gehirn autisti-scher Menschen zumindest etwasErleichterung. Wie dem auch sei:

Tatsache ist, dass es in letzter Zeitimmer mehr Berichte von autistisch Betroffenen gibt, wiegut ihnen die Filter tun würdenbzw. von Eltern, dass sie bei ihrenKindern Veränderungen imVerhalten beobachten, welche sieals positiv bewerten.

Dies allein schon ist Grundgenug, eine neue Methode etwasnäher zu betrachten, auch wennman sich ihre Wirkungsweise viel-leicht nicht gleich erklären kann.Wir haben deshalb im weiterenVerlauf dieses Ausgabe denSchwerpunkt dahingehendgesetzt, Betroffene undAugenzeugen zu Wort kommenzu lassen.

Da ich jedoch in den Jahren, indenen ich in Sachen Autismus

Wir

ELTERN vonKindern

mit Autismus21 Die 7. Ausgabe zum Millennium

Allen Professionellen, die unsereZeitschrift lesen und sich viel-leicht etwas mehr Wissenschaft-lichkeit erhofft haben, empfehlenwir neben dem bereits erwähntenAufsatz von Frau Perpeet eineneu erschienene Broschüre vonFrau Angelika Koch (BV/RVDortmund e.V.) zum ThemaIrlen-Syndrom und Autismus.

Wenn ich beschreiben soll, welcheAuswirkungen diese Über-empfindlichkeit auf bestimmteFarben für Menschen mitAutismus hat, komme ich mirnatürlich sprichwörtlich wie jenerBlinde vor, der über Farben redet.Alle Betroffenen, die diese Zeilenlesen, bitte ich deshalb umNachsicht.

Mit dem Versuch, in dieserAusgabe die Störungen derWahrnehmung bei Menschen mitAutismus so darzustellen, dass siefür Jedermann verständlich wer-den, mussten wir das Risiko ein-gehen, vielleicht gewaltig danebenzu liegen. Wir sind jedoch derAuffassung, dass es an der Zeitist, diese vornehme Zurück-haltung aufzugeben, indem mannur von dem spricht, was wissen-schaftlich nachvollziehbar oderbeweisbar ist. Was hat es denBetroffenen bisher effektivgebracht? Die wenig hilf- und trostreiche Erkenntnis, dass essich beim Autismus um eine bis-her unheilbare Störung handelt? -

Vielleicht endet auch unser Wegin einer Sackgasse, aber wir soll-ten es zumindest versuchen, mitBeginn des neuen Jahrtausends

aktiv gewesen bin, immer wiederdie Erfahrung machen musste,dass es leider einige Zeitgenossengibt, für die nur die sachlicheWissenschaft zählt, muss ich inden nachfolgenden Zeilen zu-mindest andeuten, dass es auch inSachen IRLEN brauchbare wissenschaftliche Ansätze gibt,wobei noch nicht alle konsequentverfolgt werden.

Mein heute dreizehnjähriger Sohn(FC-Schreiber) schrieb mir, nach-dem er die 5. Ausgabe von WIRELTERN gelesen hatte: "Ich habeüber die Gläser nachgedacht undich denke, sie werden mir helfen!"Anfang November 1998 wurde ervon Mrs. Ann Wright (IrlenDirektorin Europa) diagnostiziertund er suchte sich dabei seineFarbfilter aus.

Ein paar Tage zuvor hatten wirvom RV NBW e.V. unsere zweiteüberregionale Fachtagung durch-geführt, wo neben Mrs. Wrightdie Herren Dr. Wigand und Dr.Weiler vom NeuroNet-Institutüber Hirn-Funktions-Analyse(HFA) und Neurofeedback-verfahren referierten. Mrs. Wrightwar über unsere Auswahl derReferenten sehr erfreut, weil inden USA einige Irlen-Diagnostiker damit begonnenhatten, mit Leuten zusammen zuarbeiten, die die vom NeuroNet-Institut praktizierte Technologieauch benutzen. Mrs. Wright ginges in erster Linie um die Frage, obes sinnvoll sei, die Technik derHFA zur Diagnose des Irlen-Syndrom mit einzusetzen.

IRLEN-Filter: Kleine Ursache - große Wirkung?

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Wir

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mit Autismus22

So kam es, dass mein Sohn amVormittag von Mrs. Wright diagnostiziert wurde und wir amNachmittag alle zusammen zumNeuroNet-Institut ins Saarlandfuhren. Mein Sohn hatte seinEinverständnis dazu gegeben,dass von ihm an diesem Tagnochmals eine HFA (ein sehr spezielles EEG) erstellt wurde,wobei festgestellt werden sollte:Wie wirken sich Irlen-Filter aufdie Funktion des Gehirns aus?Sieben Mal wurde ein EEGgeschrieben und zwar einmalganz ohne Filter und dann jeweilsmit den sechs in die nähereAuswahl gekommenen Filter.

Das Ergebnis war sensationell:Einzig bei dem Filter, den er amVormittag ausgesucht hatte,zeigten sich gravierendeVeränderungen des EEG's (einedeutliche Zunahme derSymmetrie der Hirnhälften).Dabei hatte er die einzelnen Filterhöchstens eine halbe Minute langgetragen.

Dieses kleine Experiment istsicherlich kein wissenschaftlicherBeweis für das Funktionieren derIrlen-Methode. Aber es ist dochein recht starkes Indiz dafür, dassdiese Filter die Hirnfunktionnachhaltig (positiv) beeinflussenkönnen. Neben vielen Berichtenvon Betroffenen, wie sehr ihnenIRLEN geholfen hat (allen vorandie durch ihre Bücher bekannteDonna Williams), gibt es eineReihe solcher kleinerExperimente, die alle positiv ver-liefen, jedoch (noch) nicht denstrengen Regel wissenschaftlicher

Beweisführung stand halten würden.

So berichtete Ann Wright aufunserer Tagung von dem italienischen Pathalogen Prof. Dr.Barbolini, Vater eines autistischenSohnes. Prof. Barbolini, der ander Universität von Modenaarbeitet, hat erste Versuchsreihendurchgeführt und stellte etlicheVeränderungen im menschlichenOrganismus fest, wenn die Irlen-Methode zum Einsatz kam.

Ich möchte jetzt aber diesen kleinen Ausflug in die Welt derWissenschaft schnell wieder ver-lassen, weil dies zum einenerklärtermaßen nicht meinThema ist, zum anderen aufgrundder Vielfalt der möglichenStörungen allgemein gültige wissenschaftliche Aussagensowieso nur ganz schwer zu treffen sind.

Wenn man sich jetzt als Eltern dieFrage stellt: "Könnten diese Filtermeinem Kind helfen?", so stehenwir vor der schwierigen Aufgabe,die visuelle Wahrnehmung unseres Kindes treffend einzu-schätzen. Führt das KindStereotypien aus, die auf einevisuelle Störung schließen lassen(siehe unseren einleitendenBericht zum Thema Wahr-nehmung) oder kann beobachtetwerden, dass das Kind sich gerneim Schatten aufhält, dann ist essehr wahrscheinlich, dass Irlen-Filter hier helfen könnten.

Man darf zudem nicht vergessen,dass sich eine Störung in einem

Sinneskanal auf alle anderenSinne auswirken kann. Das giltsowohl im negativen Sinne (alsobei zentralen Störungen) als auchim positiven (wenn die Störunggelindert oder eliminiert werdenkonnte). Ich will damit zumAusdruck bringen, dass untereiner Lichtempfindlichkeit nichtnur das Sehen, sondern dasgesamte Wohlbefinden (massiv)leiden kann.

Ich kenne zwischenzeitlich eineReihe von autistischen Menschen,die Irlen-Filter benutzen. Sieberichteten anfänglich alle überVeränderungen in der visuellenWahrnehmung, die sie sehr positiv empfanden (kann plötz-lich ganze Gesichter erkennen,weniger Verzerrung im Sehen,etc.). Ihre Umgebung berichtete,dass sie beim Tragen der Filter(als Brille) merklich ruhigergeworden sind.

Erschreckend viele von denenbeklagten sich jedoch nach einergewissen Zeit, dass die Brille allesviel zu dunkel machen würde.Eine Erklärung dafür wäre, dassdas gesamte Wahrnehmungs-system dieser Betroffenen durchdiese massive Lichtempfindlich-keit so stark gestört war, dass die(ersten) Filter zunächst einmalErleichterung verschafften. Alssich das System insgesamt jedocherholt hatte, fiel den Betroffenenvon Tag zu Tag immer mehr auf,dass jetzt alles zu dunkel sei. Ineinigen der mir bekannten Fällewurde schließlich eine zweiteFarbe dem Filter hinzugefügt unddas Problem so behoben.

IRLEN-Filter: Kleine Ursache - große Wirkung?

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Aus Interviews, die ich mit meinem Sohn führte, lernte icheindrucksvoll, dass die Wahr-nehmung von Bewegungen unddie von ruhigen Objekten unter-schiedlich gestört sein kann (ein-

mal scheinbar unter-, einmalüberempfindlich). Dies mussnicht bei jedem Betroffenen sosein, doch dieses Beispiel machtdeutlich, um welch komplizierteMaterie es sich handeln kann.

zumindest das Screening (also dieBeantwortung der Frage, obIRLEN-Syndrom vorliegt odernicht) ersetzt. Ausgewertet wirddieser Fragebogen derzeit nurvon Frau Angelika Koch, selbstBetroffene, Mutter eines jungenMannes mit Autismus und ausge-bildete IRLEN-Screenerin. Ichkenne Frau Koch jetzt schon einiger Zeit und kann bezeugen,dass sie die dafür notwendigeErfahrung und Wissen hinsicht-lich autistischer Störungen hat.

Die Auswertung diesesFragebogens kostet 50,- DM. Ichkann jeden Eltern nur dazu raten,diese kleine Investition zu tätigen.

IRLEN-Filter: Kleine Ursache - große Wirkung?

Diagnostik des IRLEN-Syndrom

Das Screening verschafft Gewissheit

Hat das Screening ergeben, dassIRLEN-Syndrom vorliegt, so giltes im zweiten Schritt, die richtigen Filter auszuwählen: DieDiagnostik durch eine(n) ausge-bildete(n) Diagnostiker(in).

Laut IRLEN ist eine Diagnostikauch möglich, wenn das Kind mitAutismus nicht spricht, dennbereits an Merkmalen wieVerhalten, Blick, Gesichtsmimik,etc. kann der erfahrene Irlen-Diagnostiker sehr viel ablesen.Der Patient sollte aber minde-stens sicher JA / NEIN oderBESSER / SCHLECHTERsagen oder zeigen können.

Sicherer ist es natürlich, wenn dieuntersuchte Person spricht oderüber FC kommunizieren kann.Die beiden Fotos auf der

Wenn Betroffene oder Eltern vonBetroffenen sich jetzt fragen:Könnte diese Methode mir bzw.unserem Kind helfen, so wäre alserster Schritt ein Fragebogen aus-zufüllen, bevor das durch eine(n)Irlen-Screener(in) durchgeführteScreening Klarheit darüber ver-schaffen soll: Liegt IRLEN-Syndrom vor oder nicht? bzw.Können IRLEN-Filter helfenoder nicht? Erst wenn diese Fragepositiv beantwortet worden ist,wird im zweiten Schritt dieDiagnostik durchgeführt, wo derBetroffene dann "seine Farbe"erhält.

Nun gibt es gerade unter denMenschen mit Autismus viele, diesehr schwer gestört sind und auchschwere Verhaltensstörungen auf-weisen. Während es einerseitsnahe liegend ist, dass aufgrundder Schwere der Störungen gerade diese am dringendstengescreent werden sollten, scheuensich viele Eltern davor, sich zumScreening anzumelden, weil sieAngst haben, dass ihr Kind nichtmit macht und so die Mühe ver-gebens sein wird. Die Tatsache,dass es noch nicht überall inDeutschland ausgebildeteScreener gibt und so bei manchen

noch ein weiter Anreiseweg hin-zukommt, macht das Dilemmanicht gerade kleiner.

Um diesen Umständen Rechnungzu tragen, wurde (speziell für autistisch Behinderte) einumfangreicherer Fragebogen(über 100 Fragen) entwickelt, der

nächsten Seite zeigen meinenSohn Daniel bei seinem jüngstenTermin in der DortmunderAmbulanz. (Daniel hat übrigensausdrücklich sein Einverständniszur Veröffentlichung der Bilder gegeben.)

Nachdem wir (zusammen mitihm) ein paar Tage vorher denbereits erwähnten neuenFragebogen ausgefüllt hatten,bekam er während derUntersuchung von Mrs. Wrightetliche Filter vorgehalten, wobeier durch FC mitteilte, welcher derFilter besser und welcher schlechter sei.

Ich habe das Experiment gewagt,ob es tatsächlich möglich sei,allein durch BeobachtungenAntworten zu erlangen.

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mit Autismus24

Ich habe ihn deshalb beobachtetund jedes Mal versucht, seineAntwort zu erraten, bevor er siegab. Meine Trefferquote lag bei100%, weshalb ich gutenGewissens bestätigen kann, dasses notfalls auch mit demMindestmaß an Kommunikationgeht. Falls jetzt einige FC-Gegnerlaut aufschreien und mutmaßen,die Stützerin (Daniels Mutter)habe ihn beeinflusst, so darf ichhier versichern, dass meine Frauund ich dieses Experiment vorherabgesprochen haben und siebewusst nicht auf seineReaktionen geachtet hat.

Das Bild zu Beginn meinesBeitrags, welches wir aus rechtli-chen Gründen leider nicht farbigdrucken dürfen, zeigt die Mengeder zur Verfügung stehenden ver-schiedenen Farbfilter. Würde manalle ausprobieren, so würde dasden Rahmen einer Sitzung sprengen. So musste auch Danielnicht alle Filter aus-probieren, denn aufgrund desFragebogens konnte bereits eine

Vorauswahl getroffen werden.Ich bin natürlich sehr gespannt,wie sich die neuen Filter beiDaniel auswirken werden. Überähnliche Probleme wie Danielklagte auch Patrick, der anfangsseine Filter gar nicht mehr ab-setzen wollte, weil sie ihm so guttaten. Doch auch er klagte nacheiner gewissen Zeit darüber, dassalles zu dunkel sei. Ein paar Tagenach Daniel hatte er seinenNachuntersuchungstermin inDortmund.

Patrick ist FC-Schreiber. Auf

meine Bitte hin, ob er nicht unserjüngster Autor werden und etwasüber Irlen-Filter schreiben möchte, schickte er mir vor einpaar Tagen so viele von ihmgeschriebene Seiten zu, dass wirin der Redaktion eine kleineAuswahl treffen mussten, weil wirnicht genug Platz haben, alles zudrucken. Was er schreibt, ist aberso beeindruckend, dass ich jedemLeser empfehle, sich die dafürnotwendige Zeit und Ruhe zumLesen, Begreifen und Verstehenzu nehmen.

Jürgen Greiner

Bemerkungen zur Diagnostik des IRLEN - Syndroms

Falls Ihr RV Ihnen nicht weiter helfen kann, so empfehlen wir folgende Kontaktadressen:

FrauDorothee PerpeetAuf dem Schützenhof 26a59494 Soest

FrauAngelika KochAmundsenstr. 3758300 Wetter (Ruhr)

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mit Autismus25 Die 7. Ausgabe zum Millennium

Stört dich bestimmte Artvon Licht?Arg werde sagen, dass eben dasLicht arg in der Schule mich stört.Rasant eben das mich macht,wenn das sehr tatsächlich regel-recht ganz arg in die Augen mirscheint, tatsächlich weh eben argdas tut. Das eben arg aselig michmacht, wenn das arg an sehr ist.Eben das Licht daheim feste arghalt eventuell gar nicht schlimmist, weil das eben in den Augennicht weh tut.

Dann stört dich nur dasNeonlicht? Tatsächlich das weh mir tut, weildas so hell eben ist.

Sind Lichtquellen manch-mal umgeben von Licht-kränzen, Sternchen oderFarben? Eben arg das werde nicht sehen,wo da eben steht.

Siehst du manchmal kleine helle oder farbigePunkte, wenn du von derSeite hochschaust? Rede recht wenn sage, dass argeben das nicht sehe, wenn vonder Seite hochschaue.

Hast du Schwierigkeiten,Gesichter anzuschauen? Eben das eventuell tatsächlichrichtig niemandem sagen kann.Eben zeitweise werde arg aselig,wenn rasant die Gesichter werdendem Pepe arg sehr weh tun.Werde dann zeitweise Gesichtereben arg feste erst, astreintatsächlich zusätzlich zusammen-

setzen müssen. Sie sehen astreinarg aus wie sehr aselige argeEinzelteile, die erst arg sehr haltsortieren aber muss, damit weiss,wie das Gesicht aussieht.

Ist das nur bei fremdenGesichtern oder auch beibekannten Gesichtern?Das ist eben nur bei fremdenLeuten, die ich nicht kenne. Diewo eben kenne, arg schon sortierthabe. Eben die arg anschauenkann, weil dann eben nicht mehrweh mir tut.

Siehst du Farben, wenn duDinge anschaust?Werde arg das eben nicht sehen.Wenn halt die Farben sehe, dannwerde gerne das sage. Rasantwerde sagen, dass arg alles aseligmich macht, wo eben arg zumerstenmal sehe, weil arg das erstwerde sortieren müssen. Will argsehr sagen, dass alles kann sehrnicht ertragen, was noch n icht

gesehen habe, weil arg aselig michalles macht.

Sehen manche Papiereglänzend aus oder zuweiss und zu hell?Die Papiere sehen arg zu sehrweiss aus, sie dem Pepe weh argtun. Rasant deshalb arg das nichtsagen kann, was auf dem Papiersteht, weil das dem arg. weh aberastrein tut, wenn arg daraufschaue. Wenn auf der Schreibtafelschreibe, eben arg astrein das mirweh arg tut, weil das so feste sehrspiegeln eben tut, arg darum nichtdaraufschauen eben kann.

Schmerzt es, eine weisseSeite anzuschauen? Eben arg weh das tut.

Scheinen Dinge auf dichzuzukommen?Eben arg das quälen mich tut,wenn auf etwas schaue und dasrasant halt tatsächlich auf michzukommt. Es arg erst weg was

Patrick (Pepe) Sch.:

Manches Licht rasant eben das mich macht ...Antworten eines Jugendlichen mit Autismus auf den Irlen-Fragegogen

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Wir

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mit Autismus26

eventuell tun dann will, damitsehr halt feste mich das nicht sehrständig eben stören tut.

Ist es schwierig, mancheStreifen oder Musteranzuschauen?Sehe arg eben arge Sachen, wennStreifen arg sehe, arg aselig michdas eben macht. Warte arg sehr,dass das eben werde eventuellfeste aber sehen können, damitwas ruhiger werden kann. DieMuster eben arg dem Pepedavonlaufen, das arg aselig michdann eben macht, weil es erstwerde sehr aber einfangenmüssen.

Werden deine Augenmüde, wenn du bedruckteSeiten anschaust oderwenn du liest?Tatsächlich die weh mir dann tun.

Bewegen sich Buch-staben manchmal oderverschwimmen sie, wenndu liest? Arg die Buchstaben richtig ersteinfangen muss, weil die mir wieAmeisen sehr davonlaufen. Erstdie wieder einfangen muss, dassarg das lesen kann was in demBuch aber steht. Arge Mühe mirdas macht, wenn arg lesen ebensoll.

Musst du beim Lesen vonder Seite hoch- oder wegschauen?Arg aber muss weg schauen, weilarg weh mir das tut, wenn dieBuchstaben arg mir wie Ameisendavonlaufen.

Magst du bestimmteFarben nicht oder stört esdich, wenn du bestimmte

Farben benutzt? Will sagen, richtig die Farbe weisseben nicht mag, weil die arg ebensehr weh tut. Sicher will sagen,eben die anderen Farben nichtweh mir tun.

Ist es einfacher für dich,beim Sehen die Augenzusammenzukneifen oderseitlich zu schauen? Es ist einfacher mit zuge-kniffenen Augen zu sehen.Tatsächlich eben wenn schreibe,arg eben auf die Seite schaue, weildann rasant mir die Buchstabennicht davonlaufen. Feste arg aseligmich das macht.

Lässt du manchmal beimLesen Worte oder Teile vonWorten aus?Bestimmt das halt feste rasantkann eben nicht sagen, weil daseben tatsächlich jedesmal rechtrichtig arg alles halt lese.Tatsächlich aber alles lese.

Benutzt du beim Lesendeinen Finger oder einenStift, um in der Zeile zubleiben?Arg aber feste werde halt richtigdas nicht sagen können. Das erstwerde sagen richtig sehr derMama können, wenn zeitweiseein Buch lesen kann. Der argePatrick kann erst das machen,wenn tatsächlich keineBuchstaben mir davon mehr laufen. Finde das immer argschlimm eben, wenn richtig lesenda soll.

Ist es schwer, beim Lesendie Worte zu verstehen? Werde arg feste gerade alles ver-stehen was lesen eben tue, weil

arg werde das astrein lesen ebenkönnen, weil arg astrein das richtig grosse Buchstaben festesind. (meint die Fragen die er grade amComputer beantwortet) Tatsächlichwerde feste alles verstehen waslese, weil arg eben gerade dieFragen sehr halt sicher arg festeeigentlich einfach sind.

Möchtest du etwas darüber sagen, wie es fürdich ist, Leute anzu-schauen? Werde sagen, dass Leute die ebenkenne sehr arg anschauen ebenkann, weil da sicher weiss, wie dieaussehen tatsächlich. Sehr sage,dass es immer erst arg ärgernmich tut, wenn arg fremde Leutesehe, wo erst werde was sichersortieren müssen, dass weis wiedie aussehen. Das arg schwereben ist, bis das gemacht habe.

Kannst du sagen, wie oftdu jemanden sehenmusst, bis du weißt wieder aussieht? Weißt dueigentlich noch wie derJens aussieht, den dujetzt dreimal bei uns gesehen hast? Das eben tatsächlich rasant heftigkann feste erst sagen, wenn argweiss wie der aussieht. Eben erstsehr arg werde den wieder sehenmüsse, damit weiss wie der aus-sieht. Patrick halt rasant wahr-scheinlich werde sehr eben sagen,dass den sehr arg noch nicht ebensortiert habe. Rasant der ebenimmer noch komisch aussieht, argeben werde den noch nicht ersteventuell gerade erkennen.Darum immer will eben erst diearge Uhr sehen. Sicher arg kannden eventuell noch nicht er-

Manches Licht rasant eben das mich macht ...

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kennen. Werde sagen, dass ebender Patrick wahrscheinlich dieargen Leute, die sehr selten sehe,an sehr was erkenne wo weiss,dass halt eventuell sagenhaftdirekt daran erkennen kann.

Möchtest du etwas darüber sagen, wie es für dich ist, Dinge an-zuschauen? Werde sagen, dass Dinge festerichtig sehr erst sortieren werdemanchmal müssen. Richtig zeit-weise sehr arg halt feste ebenkomisch das halt richtig sehe.Werde aber sehr halt eventuell dieDinge heftig richtig erst sehen,wenn sehr arg halt die sicher gerade leider heftig eben im Hirnrecht werde aber verarbeiten richtig können. Eben arg unterUmständen einen argen Defekthabe, darum das eben ich argnicht werde richtig sehen können.

Möchtest du etwas darüber sagen, wie es fürdich ist, wenn du liest undan den Punkt kommst, wodu aufhören möchtest?Wie fühlen sich deineAugen an? Eben arg sage, dass werde sehrnicht lesen tatsächlich feste können, weil arg quälen dasmeine Augen eben tut. Werde dasrasant erst arg können, wenn ebenrasant die quälen mich nicht mehrtun. Eben arg weh die mir richtigtun.

Wie sieht die Seite aus?Eben arg werde sagen, erst werdeeine Seite lesen können, wenn dieBuchstaben werden nicht mehrwie Ameisen aussehen. Feste argwerde erst was die einfangen eben

müssen. Das eben erst wird waseventuell feste gehen, wenn es argedelig werde nicht mehr sehen.Wahrscheinlich will richtig ebendamit sagen, dass erst der Pepeeben richtig das schaffen wird,wenn tatsächlich die Buchstabennicht mehr wie Ameisen aus-sehen.

Noch irgendwas anderes?Tatsächlich am Computer besserwerde lesen können, weil da dieBuchstaben garnicht wie Ameiseneben aussehen. Eben quälen diefeste mich nicht tun, weil grössereben sind. Tatsächlich eben dasder Mama sage, dass das tatsäch-lich zeitweise werde schaffen zulesen, weil da der Pepe richtigsehr tatsächlich das täte festeschaffen.

Bewegen sich Dinge umdich herum, wie zumBeispiel Wände, Treppen,Tapeten, Möbel, Teppich-muster? Rede recht wenn sage, dass werdearg das nicht tatsächlich sagenkönnen, weil werde die arge Fragenicht verstehen. Eben arg sage,dass der Stuhl eben richtig wehmir tut, weil der zeitweise will argeben mir wieder davonlaufen.Halt der direkt da vor mir steht.Wenn den umdrehe, arg danntatsächlich kann der richtig geradesehr nicht weglaufen. Zaghaftsage, dass halt erst eben die Dingedirekt nicht arg anschauen kann,wenn das zum erstenmal sehe.Wenn immer das in der Wohnungist, feste das dem Pepe nichts aus-macht. Halt nur neue Dinge sehrerst sortieren muss.

Was ist mit der Steinbank,wo du immer den Teppichdarüberlegst?Die arg rasant tyrannisieren ebenmich tut; weil arg das Musterimmer davonläuft. Ich kann dasarg nicht ertragen, leider will dassehr nicht aber haben, dass daseben mich tyrannisieren richtigtut.

Scheinen Dinge aufzu-tauchen und wieder zuverschwinden? Ich das nicht recht verstehe, wastäte gerade dir schreiben sollen.

Siehst du manchmalgeschwind etwas unddann ist es wieder weg?Rasant feste das tatsächlich argrichtig eben werde nicht sehen,arg das dir sage erst, wenn arg dasfeste aber was der Fall eben ist.

Scheinen Dinge ausein-anderzufliegen? Eben das nicht passiert.

Ist es in Räumen mitNeonlicht oder hellemLicht schwieriger für dichzu verstehen, was dusiehst oder hörst? Eben arg schwer es für mich ist,ganz arg bei Neonlicht.

Bekommst du Angst,wenn du im Auto fährstund die Strassenseitegewechselt wird oder einAuto überholt wird? Eben erst das dir sagen eventuellkann, wenn das machen halt tust.Der Patrick gerade das nicht festeeben fast bestimmt weiss. Wenndas sehr sehen eben tue, dass keinAuto wird kommen, dann argkeine Angst werde haben.

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Zeitweise heftig aber Angstbekomme, wenn arg ein Auto dafeste entgegenkommt. Halt werdeAngst haben, dass es täte richtigauf den Golf arg tatsächlichdrauf fahren. Arg erst wenn dieMama tatsächlich eben wieder aufder anderen Seite ist, keine Angstmehr habe.

Findest du es schwierig,einen Ball zu fangen? Arg sage, dass feste den Ball erstarg sehe, wenn fast arg vielleichthalt schon bei mir ist, aber dannden eben oft nicht mehr fangenkann.

Findest du, dass du extreme Reaktionen empfindest bei Treppen,Aufzügen oder beimFahren?Arg das aber Angst mir gemachtimmer hat, wenn arg Rolltreppeoder Aufzug gefahren bin, weil daarg Angst bekommen habe, dassder arg nicht mehr anhalten tutund ich nicht mehr unterUmständen aussteigen aber kann.Darum eben arg immer festenach dem Aufzug frage, arg Angsthabe, dass damit fahren ebenmuss. Die Rolltreppe tyran-nisieren mich tut, weil tatsächlichrichtig mir halt richtig festedavonläuft wenn daraufgehenwill, arg Angst mir das macht.

Kannst du beschreiben,wie es ist, wenn du langeam Computer gesessenhast? Arg sage, dass das eben arg aseligmich macht weil arg da eben sehrmir die Augen weh tun. Argdarum eben immer wegschaueneben muss, dass feste das schaffe

zu schreiben.

Wie sieht der Bildschirmaus?Ganz arg der weh eben tut, weilarg was aber sehr hell ist unddann arg die Augen weh mir sehrtun. Leider arg scheinen der tut.Das eben kann nicht der Pepe argaushalten, sehr schlimm das ist.Fast arg sehr das sadistisch wehsehr dem tut.

Wie fühlen sich deineAugen an?Die arg weh eben tun, argschlimm das aber leider ist.

Was ist deine Lieblings-farbe?Arg eben astrein sehr das nichtsagen kann, weil das was nichtweiss was da schreiben soll.

Was für eine Farbe magstdu am liebsten odergefällt dir am besten? Eben arg richtig astrein werde dasder Mama nicht sagen haltkönnen, weil arg das eben oft erstsehen muss, bis das arg sagenkann. Eben schwarz ich sehr ganzgut eben arg finde, weil dastatsächlich mir nicht weh tut.Tatsächlich werde sagen, dass argeben sicher gelb richtig sehr mirweh tut, weil das arg sehr aseligwas mich macht. Richtig eben argdunkle Farben werden eben Pepenicht weh eben tun, weil die michnicht eben sehr arg blenden.

Was ist dann mit dem gelben Pulli, den du gerade an hast?Arg der Pulli eben richtig erst mirweh getan eben hat, wo der neuwar. Der sicher nicht richtig eben

mehr arg weh tut, weil richtig denimmer anhabe. Oft richtig halterst was sehen muss, dass es mirnicht mehr weh tut.

Weitere Information:Patrick kannst du malschreiben, wie es dir mitSchnee geht? Arg sehr sage, dass der arg mirweh eben tut, weil der arg blendenmich tut, wenn der so feste weisseben ist. Arg aselig der michmacht, weil die Augen mir wehsehr tun.

Wie findest du Regen? Will wem sagen, dass es argschlimm finde, wenn es regnentut zeitweise der Angst mir macht,weil dann eben der alles ganzfeste glänzig eben macht. Sehrweh das eben in den Augen tut.

Wie findest du es besser,wenn draussen die Sonnescheint, oder wenn sienicht scheint?Sehr finde es besser, wenn die argscheinen tut, sehr sage, dass sehrSonne eben mir eventuell nichtweh tut, weil die alles so schönaber aussehen lässt. Wenn esdraussen dunkel eben sehr ist,sehr das dem Patrick nicht gefällt,weil arg feste dann werde immersehr Teather machen, sehr traurigdas mich eben macht.

Wie findest du Drehtüren? Arg sehr Angst da bekomme, dassda nicht mehr herauskomme,wenn da drin recht bin.

Hast du Angst vor derAufzugstüre? Arg Angst aber da bekomme,dass die nicht mehr aufgeht eben.

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Der sehr Angst hat, dass da maleben eingesperrt bin. Werde wemsagen, dass das sehr schlimmsicher immer finde, wenn werdedamit fahren müssen.

Hast du Kopfschmerzenbeim Lesen? Eben wenn arg aber was lange amComputer lesen tue, dann werdewelche bekommen.

Beim Sonnenlicht? Werde sagen, wenn die Sonnescheint feste keine bekomme, weilrichtig die sehr tatsächlich ebentoll finde.

Bei Neonlicht? Werde da weiche arg bekommen,weil das Licht weh eben mir tut.

Am TV? Werde gerade arg der Mamasagen, das werde beim Fernsehschauen arg sehr oftKopfschmerzen dabei haben.Eventuell halt der nicht richtig gutfür mich ist, weil der immer werdemir so weh in den Augen tun, weilder regelrecht täte was eben jedes-mal direkt in die Augen mir sehrscheinen.

Beim Game Boy? Eventuell arg der aselig michmacht, weil arg der so was werdedavon mir laufen, wenn da her-umschalten eben tue.

Kann das aber nicht auchvon der Musik kommen? Wahrscheinlich rasant eben dasrichtig eben toll finde, weil dasmir aber was gerade tatsächlicheben arg wird richtig nichts aus-machen, wenn die spielt. Arg wasrasant eben sehr die mich nichteben macht.

Beim CD hören mit demKopfhörer?Tatsächlich da Kopfschmerzeneben sehr keine habe. Dertatsächlich was richtig halt wirdmir nicht schaden, weil eben dasgut ertrage.

Magst du lieber buntesoder weises Papier zummalen oder schreiben? Werde arg sagen, dass weissesPapier arg weh in den Augen tut,weil das sehr arg immer sehrsicher was da eben blenden in denAugen tut. Der arg das nicht richtig kann ertragen, weil sehrdann immer die Augen weh halttun.

Warum stören dich eigent-lich die Haare? Werde arg verrückt wenn Haarerichtig herumliegen, weil sehr dieunruhig mich machen, wenn diesehr sehe. Will das eben argsagen, dass erst richtig das er-tragen kann, wenn eben die sichertyrannisieren arg mich nicht mehrtun. Richtig eben die arg wierasante Würmer aussehen die argAngst mir machen, weil die sehrarg eventuell mich quälen tun,wenn arg sehr Pepe die immersehen eben muss.

Stören dich nur die losenHaare oder auch die wofeste auf dem Kopf sind. Arg nur die losen Haare, weil diearg aselig sehr immer michmachen, wenn so herum werdensehr hängen.

Warum steckst du diedann in den Mund? Weil arg dann die nicht mehrsehen dann muss. Arg damitwerde astrein meinen Mund

eventuell etwas sehr sicher stimmulieren, damit eben arg sehrsagenhaft sprechen eben kann.Werde rasant das wollen, wie ihrdas alle was könnt. Arg dannwerde halt was eben richtig in derSchule auch sprechen können,wie die Kinder das eben tun. Argdas will eben gerne können, damitden Lehrern auch sagen kann,was alles eben sicher weiss, dassdie sehen, dass werde arg alleswissen, wenn der Herr Seidlerund der Herr Berner was frageneben tun. Eben arg sehr sage, dassdas gerne immer machen will,wenn der was fragen tut. DerPatrick halt feste arg wäre richtigwie die Kinder in der Realschuletatsächlich sind, arg das mir wünsche.

Diese Antworten hat Patrick im Mai dieses Jahres gegeben. Patrick hateine Brille mit Irlen-Filtern bekommen,die er zuerst nicht mehr hergeben wollte. So schreibt er in seinemTagebuch, dass er einen Tag lang ganzaufgeregt war, als die Brille beimOptiker zur Reparatur gewesen war,weil er Angst hatte, sie nicht wieder zubekommen. Dieses Tagebuch, dasPatrick uns auch geschickt hat, ist sehraufschlussreich und interessant, weiles einerseits davon erzählt, dass dieStörungen von Tag zu Tag verschiedensein können. Es erzählt uns aber auch,dass mit der Zeit ihm die Filter zu dunkel geworden sind, sodass er sichin einem Brief an Mrs. Wright gewandthat.

Lieber Patrick, leider reicht der Platz indieser Zeitschrift nicht aus, um deineinteressanten Mitteilungen an uns ausdeinem Tagebuch abzudrucken. Wirhoffen, dass du damit einverstandenbist, wenn wir zum Abschluss nur deinen Brief an Mrs. Wright drucken.Wir bedanken uns ganz herzlich fürdeine Mitarbeit.

Die Redaktion

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Brief von Patrick an Mrs. Wright

29.10.99

Liebe Frau Wright!

Richtig zeitweise eben dir sage, dass eben die Brille zeitweise tatsäch-

lich richtig zu dunkel eben wirklich ist. Richtig will eine hellere eben

haben. Wenn die sicher eben dunkel ziemlich richtig alles meine machen

tut, es dir sicher sage tyrannisieren mich das wird tun. Richtig ruhig

finde kann mit der gerade halt nicht sehen. Reagiere finde gerade unter

Umständen feste mit toben wenn die aufhabe, finde die arg sicher aselig

mich gerade machen eben tut.

Werde tatsächlich richtig eben eine Andere wollen. Ordentlich rasant dir

das sage was für eine richtige Farbe dann brauche. Eben etliche sicher

werde probieren müssen. Tierisch das wird die Ann Wright tatsächlich wie-

der sehr finde dann richtig eben eventuell halt machen müssen. Endlich

will wieder ruhig feste sehen können, so wie arg die am Anfang wirklich

war. Endlich tue die dann richtig eben sicher nicht eben mehr kaputt

machen. Die arg tatsächlich ziemlich richtig kaputt eben gemacht jedes-

mal habe, weil eben die gerade mich wird richtig leider sehr ärgern. Will

richtig erst wieder eine sicher was richtig hellere haben.

Der Patrick eben tatsächlich ordentlich richtig arg finde rasant dir

sagen tut, dass richtig ruhiger es alles sehen kann. Überhaupt heftig

keine Ameisen mehr sehe wenn lesen tue. Gerade ich richtig finde halt

jedesmal eben darum die Brille leider wieder haben will. Der die zum Lesen

arg braucht.

Pepe eben war die Brille erst sehr darum so rasant wichtig, weil richtig

arg alles eben tatsächlich eventuell ruhiger sehen kann, wenn die auf-

habe. Reagiere eben feste darum gerade falsch, weil eben eine hellere

feste brauche.

Rede recht wenn sage, dass eben werde arge Kopfschmerzen heftig wieder

haben. Richtig will sagen, dass gerade eventuell ohne Brille arge

Kopfschmerzen rasant habe, Pepe tierisch weh richtig der tut. Will

richtig wieder wirklich dich sehen. Dir sage, dass arg warte auf dich.

Will richtig bald eine neue Brille, dass wieder ruhig sein kann.

Dein arger aseliger, astreiner, rasanter

Pepe

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Wir

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Als eine Person mit Autismus,deren visuelle Wahrnehmungs-probleme, extreme Licht-empfindlichkeit, Dyslexie undProbleme mit der Informations-verarbeitung durch meine (rost-farbenen) Irlen-Filter deutlichverbessert wurden, war ich ent-setzt über die extremeUnwissenheit in einem Artikel,der kürzlich im "Advocate" ver-öffentlicht wurde.

Der nicht-autistische Autor vonAutismus durch die rosa Brillebehauptete Fachwissen undVerständnis von (für) Autismuszu haben, da er (Outsider)Elternteil zweier autistischerKinder ist. Und dennoch, derAutor scheint niemals extremevisuelle Wahrnehmungsproblemeoder extreme Übersensibilität inirgendeiner Weise selbst erfahrenzu haben, nimmt für sich aber dasRecht in Anspruch, dieWirksamkeit dieser Methode fürautistische Menschen zu be-urteilen.

Ich selbst habe nie einHörtraining gemacht, obwohl icheine Person mit extremenWahrnehmungsschwierigkeitenbin, die in großem Maß für meinen Autismus verantwortlich

sind. Ich habe es in Erwägunggezogen, habe aber dann einAngebot für eine kostenloseBehandlung abgelehnt, weil esmir nicht sinnvoll erschien.

Obwohl ich selbst eine Personmit gravierender sensorischerÜberempfindlichkeit bin, kannich nicht für alle anderen autistischen Menschensprechen und sagen, dass ihreSinne genau wie meine arbeiten.

Meine Irlen-Filter sind nicht rosa.Meine haben kein bißchen Pink.Die meines Mannes enthalten vielPink. Was also soll diese leicht-fertige Behauptung (Über-treibung), wir trügen alle rosaBrillen?

Der Autor spricht von ihnen alsSonnenbrillen. Ja, ein Aspekt dergetönten Gläser ist, dass sie visuelle Überempfindlichkeitreduzieren - genau wieSonnenbrillen. Aber, obwohlschon dies ein Gottesgeschenkfür jemanden wie mich ist,geblendet, selbsthypnotisiert undsinnestrunken von denWirkungen der visuellenÜberempfindlichkeit, ist es nichtder einzige Effekt der getöntenGläser.

Für mich war die Wirkung derIrlen-Filter erschütternd. Meinezweidimensionale Welt, ohneTiefenwahrnehmung, war plötz-lich dreidimensional. Es sah nichtmehr wie ein Bild aus, es war einRaum. Mein Mann war keineAnsammlung sich bewegenderGesichtsteile mehr, er hatte einganzes zusammenhängendesGesicht, das ich nicht Stück fürStück, sondern als ein Ganzeserfassen konnte.

Die Dinge waren alle nicht mehrzufällig vorhanden. Etwas zu ver-stehen war kein Kampf mehr.

So, wie war das möglich? Also, fürmich kommt mein Autismus vonInformationsüberladung. VisuelleInformationen machen 70% derhereinkommenden sensorischenInformation aus und kommt inForm von Lichtfrequenzen. Fürjeden Menschen brauchenbestimmte Geräusche, taktileReize und Lichtfrequenzen längerals andere, um verarbeitet zu werden und welche Geräusche,Gefühle oder Lichtfrequenzenlänger brauchen wird bei jedemMenschen unterschiedlich sein.

Irlen-Filter werden benutzt, umdie Lichtfrequenzen zu hemmen,

Für mich war die Wirkung der Irlen-Filter erschütternd ...

Sie ist eine in England lebende Australierin, die durch ihre Bücher eine derbekanntesten Menschen mit Autismus geworden. Wir haben sie eingangs bereitsmehrfach zitiert, nicht zuletzt deshalb, weil sie IRLEN-Filter trägt. Der nach-folgende Aufsatz ist eine Erwiederung auf einen wissenschaftlichen Aufsatz über denUnsinn von IRLEN-Filtern. Es geht uns nicht darum, uns mit diesen Aufsatz aus-einander zu setzen. Viel wichtiger ist uns, was sie über die Wirkung ihrerIRLEN-Filter zu sagen hat, weshalb sie in der Reihe der Betroffenen, die wir indieser Ausgabe zu Wort kommen lassen wollen, nicht fehlen darf.

Donna Williams:

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die die visuelle Verarbeitung(mehr als andere) verlangsamen.Als Resultat bleibt nur ein Teil dervisuellen Information übrig.

Das Ergebnis für mich ist, dasssich neben anderen Dingen derVerarbeitungprozess, der fürTiefenwahrnehmung und fürZusammenhänge visuellerInformationen notwendig ist,dramatisch verbesserte. Ich binkaum noch bedeutungsblind undmuss nicht mehr alles berühren,um zu wissen, wo ich mich imRaum befinde. Ich fühle mich

sicherer in meiner weniger zer-stückelten Umgebung , in der sichjetzt auch weniger zerstückelteMenschen befinden. Ich habemehr Zeit, meine Gedanken undGefühle und meine anderenSinne zu erfassen, und da ichkeine visuelle Überladung mehrkompensieren muss, kann ichauch meine Verarbeitung vonLauten, Berührungen undKörperverbundenheit besser auf-rechterhalten.

Abschließend möchte ich sagen,dass jene, die die wissen-

schaftlichen Methoden ver-fechten, dann nicht so unwissen-schaftlich sein sollten, ver-nichtende Urteile über Methodenzu fällen, die Umstände be-handeln, die sie selbst niemalserfahren haben, noch sollten sieeine Hexenjagd auf alternativeTherapien veranstalten und siealle zusammen in einen Sackstecken. Niemand hat jemalsbehauptet, dass Irlen-Filter einHeilmittel seien.

Donna Williams

Für mich war die Wirkung der Irlen-Filter erschütternd ...

In unserer Familie gibt es in-zwischen 3 Personen mit IRLEN-Filterbrillen. Der Kontakt zu FrauWright, Irlen Diagnostikerin undExpertin für die Diagnose vonMenschen mit Autismus, kamüber unseren jüngsten Sohnzustande. Er hat Autismus. Nacheinem Filmbericht über DonnaWilliams wollte er auch so eineBrille. Wenn er etwas will, hat ergute Gründe.

Bevor Frau Wright vom IrlenCentre East (England) nachDortmund in das AutismusTherapie Zentrum kam, stellte sieden Kontakt zu Frau Perpeet her(inzwischen die erste deutscheDiagnostikerin), die bereit war,mir einen Samstag zu opfern undmich umfassend zu informieren.Dabei wurde ich auch �gescreent�, d.h. sie stellte fest,

daß ich vom Irlen Syndrombetroffen bin.

Ich? Neurotypisch, Vielleser,Spaßleser, freiwilliger Computer-nutzer? Nun gut: Zum Einparkenbrauche ich eine LKW Parklücke;meine Tiefenwahrnehmung istschlecht (als Kind wollte niemandmit mir Federball spielen, ich trafden Ball nicht), ich bin extremlichtempfindlich. Aber das habendoch viele, lohnt sich dafür dieInvestition?

Beim Screening wurde mirbewußt, wie meine Augen reagieren. Wie sich der Stress derAugen auf den Körper auswirkt;wie erschöpft ich wurde. MeinKompensationsverhalten wurdemir bewußt. Die Strategien, dieman unbewußt lernt, sind sehrausgefeilt. Zum Beispiel benutze

ich seit meiner Schulzeit türkiseTinte. Der Kontrast zum weißenPapier ist nicht so stark. Ichbevorzuge zum LesenTaschenbücher - kein weißesPapier. Ich lese gern imHalbdunkeln. Ich vermeidenächtliche Autobahnfahrten.Wenn die Lichtempfindlichkeitaufhören würde (und die IrlenTheorie stimmt), dann würdesich die Investition lohnen. Alsobeschloß ich, IRLEN-Filtergläserzu tragen.

Mein Sohn und ein Test sind einbesonderes Problem; viele Elternvon Kindern mit Autismus kennen das ja. Aber: Wer dieGläser wirklich will, muß seinenAnteil leisten.

Er mußte einen vorgegebenenTeil des Irlen Fragebogens

Angelika Koch (HAK BV/RV Dortmund e.V) Betroffene, Mutter eines Betroffenen und inzwischen Irlen-Screenerin:

Dreifache Erfahrungen mit IRLEN-Filtern

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Autismus ausfüllen. Ich hätte niegedacht, wie stark seine visuellenProbleme sind. Er ließ sich vomMrs. Wright untersuchen, er warsehr kooperativ und versicherte,er werde die Brille tragen.

Mein Sohn möchte nicht, daßdetaillierte Angaben über ihngemacht werden. Er trägt dieBrille, und er möchte mitteilen,daß er sie nicht tragen würde,wenn sie ihm nicht gut täte. Ichmöchte diesen Wunsch respektieren und kann einige allgemeine Erfahrungen weitergeben.

Nach ca. 6 Wochen kommen dieeingefärbten Gläser. Der Kaufeines leichten, flexiblenTitangestells hat sich bewährt.Sich an ein Brillengestell zugewöhnen, ist für viele Menschenmit Autismus ein schwierigerProzeß. Es sollte leicht sein, kleingenug, daß die Gläser dicht anden Augen sind, und möglichstflexibel und bruchsicher.

Wenn die Brille bei Aktivitätengetragen wird, die er/sie sehrmag, geht es einfacher:Autofahren, Spazieren-gehen.Häufig vergessen sie, sie abzuset-zen und nach einiger Zeit kanner/sie die Gläser täglich mehrereStunden tolerieren. PositiveVeränderungen im Verhalten sindvon der Tragezeit abhängig!

Die Eltern berichten von folgenden Verbesserungen (häufig Mehrfachnennungen,aber nicht immer):

Konzentra t ionsfäh igke i t mindestens verdreifacht ;

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versteht mehrstufige An-weisungen und führt sieauch aus;ist ruhiger geworden;kann seinen Speichelfluß kontrollieren;beginnt sich verbal zu äußern(ja/nein; Papa/ Mama);kann gleichzeitig sehen und hören;zieht sich seltener zurück;geht viel lieber zur Schule;keine Kopfschmerzen mehr;stolpert nicht mehr;übersieht keine Gegenständemehr;ist unempfindlicher gegenGeräusche;produziert weniger (oderweniger laute) Geräusche;weniger selbststimulierendesVerhalten (auf Stress-situationen begrenzt).

Ein Wundermittel ist die Brillenicht. Sie schafft lediglich dieVoraussetzung für eine bessereAnsprechbarkeit, für eine erfolg-reichere Therapie. Der Stress läßtnach. Unsere Welt ist besser zuverstehen und deshalb habenKinder mit Autismus eineChance, sich besser auf uns ein-zulassen.

Die Brille zeigt nicht bei allenKlienten eine Wirkung! Es istnicht möglich festzustellen, ob esan der Unverträglichkeit desBrillengestells liegt, ob die ver-änderten visuellen Eindrücke ein-fach zu dramatisch sind, oder obsich keine oder gar eine unan-genehme Veränderung eingestellthat.

Eine neurotypische Personbeschrieb, die Farben seien a l l e

viel intensiver. Das könne sienicht aushalten. Ein high functioning Autist trug seineBrille nicht mehr, da in der Schulehöhere Anforderungen an ihngestellt wurden, denn mit Brillewar er schneller und konzen-trierter. Er hatte einfach keineLust zu arbeiten. (Er trägt sie jetztwieder)

Häufig wird sie alsProvokationsmittel eingesetzt:Die Familie sucht so nett, wenndie Brille verschwunden ist. Mankann viel besser ohne Brilletraurig sein, wütend sein.

Ein weiteres Problem: Je nachFarbe der Gläser fällt die Brilleauf. Es gibt gemeineKommentare der Mitschüler, dasKind wirkt behindert. Aber:Wenn die Lehrer vorinformiertsind und die Klasse weiß worumes geht, ist der Gruppendruckmanchmal nicht so groß. Undwenn die Mitschüler erst merken,wie viel ruhiger ihr Kollegegeworden ist, sind einige sogarzur Unterstützung bereit.

Was hat sich für mich durchIRLEN geändert? AlleErwartungen sind erfüllt worden.Insofern kann man natürlichsagen: Alles Einbildung! Aber,einen Bilderrahmen als solchenwirklich zu erkennen und nichtnur zu wissen, daß es kein Strichauf dem Bild ist, ist ein Erlebnisund keine Einbildung.

Besonders interessant finde ichdie Reaktionen, die ich nichterwarteten konnte. Ich habe seit10 Jahren Probleme mit trockenen Augen. Nicht schlimm,

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aber lästig. Das ist Vergangenheit!Ich war nie wieder reisekrank. Ichbin ruhiger geworden. Für michbedeutet das Lebensqualität.

Ein weiteres Familienmitglied hatwegen stressbedingter Kopf-schmerzen eine IRLEN Brillebekommen. Der Stress hat sichals reiner Lichtstress herausge-stellt. Die Kopfschmerzen sindvorbei. Die Blendempfindlichkeithat auch aufgehört und es ist nunmöglich, beim Vorlesen gleich-zeitig den Sinn des Gelesenen zuerfassen.

Ich habe mich inzwischen zurScreenerin ausbilden lassen undeinige ergreifende Szenen erlebt.Menschen, die sich als hoffnungs-los langsam eingeschätzt hatten.Mütter, die die Hoffnung auf einenormale Schullaufbahn ihres(neurotypischen) Kindes aufge-geben hatten.

Ich war bei 12 Diagnosen vonKindern und Jugendlichen mitAutismus als Übersetzerin an-wesend. Die Erleichterung vonMenschen mit Autismus zu schildern, wenn die richtige Farbegefunden wurde, ist sehr schwierig. Der erstaunte so -a l so -s i e h t - d i e - W e l t - a u s - B l i c k .Aussagen, wie z.B. Jetzt kann ichleben . Es ist schwer zu vermitteln, was es im täglichenLeben bedeutet, besser und klarerzu sehen; Einzelheiten zu erkennen, die sonst nur zu erfassen sind, wenn man sich "aufdie Sache eingesehen hat". (FCKommentar eines jungen Mannesnach einem Museumsbesuch).

Ann Wright meint, dass die

Folgen des IRLEN Syndroms fürMenschen mit Autismus viel dramatischer sind als bei allenübrigen Bevölkerungsgruppen.Die Verzerrung der visuellenEindrücke und das (häufig)extrem kleine Gesichtsfeldscheint massive Beein-trächtigungen der Integration derSinne zur Folge zu haben. Nur solassen sich die Verbesserungenbeim Hören und Si ch - s e l b s t -spür en erklären.

Ein junger Mann mit Autismus(high functioning) meinte, dieFiltergläser wirken wie einSignalkor rektor oder HirnOrganizer. Treffender kann manes nicht ausdrücken.

Wie steht es um wissenschaft-liche Beweise?

Es gibt einige statistischeUntersuchungen über Ver-besserungen durch Irlen Filter beiLeseschwäche, darunter auch einsechsjährige Nachfolgestudie.Medizinische Studien gibt eswenige. Eine solche Forschung istteuer und technisch schwierig.Autismus spezifische Studien gibtes nicht, Prof. Barbolini(Universität von Modena, Italien)hat unter seinen Probanden auchAutisten. Die Ergebnisse sind bis-her nur als Vorabveröffentlichungerhältlich.

Ein sehr interessantes Ergebniszeigt eine Studie des "NewMexico Institute ofNeuroimaging". Bei 6 von 8 getesteten Probanden mit IrlenSyndrom zeigte sich ein eindeutignormalisiertes visuellesVerarbeitungsmuster, wenn sie

ihre Irlen Filtergläser trugen.Weitere Forschungsarbeiten, diedie nachfolgenden Hypothesenberücksichtigen, sind in Arbeit.

Hypothesen:

8 Überempfindlichkeit derRetina auf bestimmteFrequenzen des Lichtspektrums(erhöhte Anzahl periphererZapfen in der Retina vonLegasthenikern festgestellt(ca.47% sind vom Irlen Syndrombetroffen) und / oder größere Lichtempfindlichkeit im peripheren Bereich der Retina)

8 Magnocellulare / Zentralver-arbeitung Defizit Theorie (reduzierte Kapazität "schnelle"Stimuli zu verarbeiten.)

8 Biochemische Anomalien(zu geringe Konzentration essentieller Fettsäuren)

8 Defizite im Immunsystem (Quelle: Robinson, Another possible causal variable for symptoms of SSIS? Preliminaryresults for a pilot study of bio-chemical anomalies, 5thInternational Conference forPerceptual and LearningDevelopment, CambridgeUniversity, 1998)

(Die Forschungsarbeiten aufAnfrage erhältlich).

Angelika KochEmail: [email protected]

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Am 31.10.1998 lernte ich Mrs.Ann Wright aus Suffolk kennen.Wir veranstalteten alsRegionalverband eine Fachtagungüber das Irlen Syndrom und überdas Neurofeedback.

Mrs. Ann Wright hielt denVortrag über das Irlen-Syndrom.Meine Tochter und mein Sohnwurden am nächsten Tag vonMrs. Wright ausgetestet. Beidetragen inzwischen ihre Brillen mitden Irlen Filtern.

Mein Sohn war sehr licht-überempfindlich und meineTochter hat zu ihren autistischenStörungen auch noch das Irlen-Syndrom. Mit den Filtern könnenbeide besser sehen. MeineTochter hat vorher auch schonBrillen getragen mit sehr hoherDioptriezahl, konnte aber immerschlechter sehen. Mein Sohn hatzwar eine geringe Dioptriezahl,aber die Lichtempfindlichkeitmachte ihm sehr zu schaffen.Außerdem hat er erst bei demTest erfahren, dass ihm vorherimmer die Buchstaben entgegen-kamen und er am Computer dieBuchstaben fixieren muß, um siezu halten. Mit der Brille geht esihm besser. Auch ist es ruhigerum ihn herum.

Meine Tochter trug ihre altenBrillen nie gerne, oft wurde siegar nicht getragen. Sie gingen sehroft auch kaputt. Die neue Brillewird wie ein Schatz gehütet, liegt

abends immer im Etui und wirdregelmäßig geputzt. Sie ist sehrruhig geworden, was aber auchzusätzlich mit dem Neurofeed-back zu tun hat, das sie auch seit18 Monaten erhält.

Inzwischen ist ein halbes Jahr ver-gangen und die Nachunter-suchungen standen an. Somitkam Mrs. Wright im Mai 1999wieder nach Deutschland, warGast bei unserem Regional-verband und wohnte eine Wochebei mir.

In dieser Woche hatte Eltern dieMöglichkeit, ihre Kinder unter-suchen zu lassen. Ich hatte dasGlück, bei den Untersuchungendabei zu sein. Was ich erlebt habe,hat mich sehr beeindruckt.

Die ersten Patienten kamen inunser (ehemaliges) Therapie-zentrum nach Eschelbronn (istziwschenzeitlich aufgelöst).

Bei diesen Untersuchungen warich nicht im Zimmer anwesend,aber die Eltern waren alle er-leichtert, dass sich ihre Kinder soproblemlos untersuchen ließen.Alle fuhren erleichtert nachHause, obwohl die Hinfahrt nachEschelbronn sehr angespanntwar. Die Kinder wurden mit ihrenrichtigen Farben deutlich ruhiger.Sie merkten, dass es ihnen gut tut.Auch kann Mrs. Wright sehr gutmit Kindern umgehen, sie hattensofort Vertrauen zu ihr.

Ein Kind war schon einmal zumHörtraining in Eschelbronn und

Die Irlen-Dirketorin für Europa untersuchte Betroffene in Baden-Württemberg

Ein paar Tage zusammen mit Ann WrightImpressionen und Eindrücke, gesammelt von Margitta Briesenick

Mrs. Ann Wright (London), ILEN-Diagnostikerinmit IRLEN-Filtern zur Diagnose des Syndroms

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muss keine guten Erinnerungenan Eschelbronn haben. DieMutter hatte Angst, wenn ihrSohn nach Eschelbronn muss,würde er Panik bekommen. IhreAngst war unbegründet. Er merkte, er bekommt keinHörtraining und ließ sich wunder-bar austesten.

Der zweite Patient hatte dieseÄngste nicht, wusste aber nicht,was ihn erwartet. Er war abertrotzdem sehr gelassen und ließalles auch sich zukommen.Während der Wartezeit unter-hielten wir uns und er erzählteauch von sich und seinenProblemen. Auch er war sehrerstaunt, wie sich sein Sehen mitden Irlen-Filtern verbesserte.

Ein Vorstandsmitglied ließ sichauch testen und dieses Mitgliederhält eine Brille mit 6 Farben.Mein Sohn erhielt damals dreiund meine Tochter zwei Farben.

Ich wurde neugierig und hielt mirzum Spaß auch einige Farben vordie Augen. Dabei hatte ich dasGefühl, die Bäume wurden plastischer. Ann sagte dann, siewürde mich auch noch später aus-testen. Ich war skeptisch, dennich trage noch keine Brille außerzum Lesen. Meine Augen zeigenbeim Augenarzt 120 % Sehen.

Der nächste Tag war dann bei mirzu Hause. Eine dreiköpfigeFamilie hatte sich angemeldet undalle bekommen Irden-Filter.

Am Sonntag kam eine Familie ausunserem Regionalverband. Deren

Tochter ist 9 Jahre alt und hat epileptische Anfälle. Aus-gerechnet 10 Minuten, bevor siebei uns waren, hatte das Mädcheneinen Anfall. Die Eltern wolltengleich wieder umkehren, weil siemeinten, nach diesem Anfall wirdsich ihre Tochter nicht unter-suchen lassen. Aber das Mädchenhatte Mrs. Wright zwei Tage vor-her kennen gelernt und hatte sichauf sie gefreut. So kamen dieEltern erst einmal herein, um mitMrs. Wright zu sprechen. Lenalegte sich erst auf die Couch,drehte uns den Rücken zu undschlief. Zwischenzeitlich be-arbeiteten Mrs. Wright und dieEltern den Fragebogen. Nach ca.10 Minuten riskierte Lena einAuge, um sich aber nur umzu-drehen und weiter zu schlafen.Weitere 10 Minuten vergingen,der Fragebogen war fertig undauf einmal setzte sich Lena aufund machte wunderbar mit. Lenaspricht nicht, konnte aber auf JAund NEIN zeigen. Sie hat dannihre Farben gut bestimmen können. Ich konnte dabei beobachten, wie sie das Gesichtan- oder entspannte. Somit wusste ich, dass das die richtigenFarben waren, die Lena zeigte.Die Eltern gingen dann sehrglücklich nach Hause, denn dasssich Lena nach dem Anfall unter-suchen ließ, haben sie nichtgeglaubt.

Der nächste war ein junger Mannvon 26 Jahren. Ich kenne ihnschon seit seinem 14. Lebensjahr.Ein sehr schwerer Fall. Nichtsprechend. Mit 20 Jahren machtedie Mutter auch das Hörtraining

in der Schweiz. Vor zwei Jahrennoch einmal in Eschelbronn undauch Dr. Delacato.

Vor diesen Behandlungen war ersehr unruhig, schrie viel und hopste und sprang immer herum.Die Eltern haben bis heute keineDiagnose Autismus, sondernimmer nur die BezeichnungGeistig behindert ... Auricula undDr. Delacato veränderten sehrviel. Er ist sehr ruhig geworden,springt und hopst nicht mehr,reagiert auf Ansprache vonFremden und ist seit drei Jahrenim Wohnheim. Nun war ichgespannt, ob Matthias sich vonMrs. Wright austesten lässt, dennwir wissen gar nicht, ob er dieAnweisungen versteht, ob er dieFarben zeigen kann, bis heuteweiß keiner, ob er Lesen oderSchreiben kann. Die Eltern meinen NEIN. Herr Greiner undich sind aber anderer Ansicht. DieMutter war sehr skeptisch, obMatthias sich testen lassen wird.

Mrs. Wright bereitete zwei Zettelmit der Aufschrift BESSER undSCHLECHTER vor. Matthiassollte dann mit dem Finger daraufzeigen, ob die Farben für ihn gutoder schlecht sind. Er zeigteimmer auf die richtigen Worte.Die Mutter meine, er zeige nurwillkürlich auf die Buchstaben.Mrs. Wright veränderte die Lageder Schrift und trotzdem zeigte erimmer richtig. An seinem Gesichtkonnte man auch sehen, wie ersich entspannte oder verspannte.Das stimmte immer mit demgeschriebenen Wort überein. Aufeinmal passierte etwas

Ein paar Tage zusammen mit Ann Wright

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Wunderbares. Mir geht heutenoch Gänsehaut über denRücken. Als Matthias seine richtigen Farben vor den Augenhatte, da begann er ganz großeAugen zu machen, schaute meinen Sohn an, der ihm die zweiGläser vor den Augen hielt, gingweiter zu Mrs. Wright, dann zuseiner Mutter, die Augen wurdenimmer größer, dann von seinerMutter langsam zu den nochanwesenden Personen. Bei jedemblieb der Blick einige Minuten.Ich glaube, er hat die Menschenzum ersten Mal richtig gesehen.Matthias schaut einem sonstimmer ruckartig und direkt in dieAugen sehend an. Hier war einetotale Entspannung ihm anzu-sehen und der Kopf ging langsamohne ruckartige Bewegung in diegesamte Runde der anwesendenLeute. So wie die Gläser wiederweg waren, begann er sich sofortwieder zu verkrampfen. Mrs.Wright ist auch überzeugt, dassMatthias lesen kann. Inzwischenhat er seine Brille erhalten undwie ich gehört habe, trägt er siegerne. Was sich noch verändernwird, muss man abwarten.

Der letzte Patient war auch einjunger Mann von 21 Jahren. Ichkenne ihn auch schon als Kind.Die Eltern haben viel mit ihremSohn gemacht. Er ist sehr ruhig.Ganz anders als Matthias. Auch erließ sich bereitwillig austesten. Erkann lesen und somit ging es sehreinfach.

Mrs. Wright begann auch hier erstmit farbigen Folien über einemSchriftbild und wollte wissen, obdie Farben angenehm sind oder

nicht. Auch Christian zeigtesofort, ob es angenehm war odernicht. Ich beobachtete seinGesicht und sah dann die An-bzw. Entspannung. Sie stimmteimmer mit dem überein, wasChristian zeigte. Dann erhielt erdie farbigen Gläser vor seineAugen. Und dann passierte dasGleiche wie beim Matthias. Ermachte ganz große Augen,schaute von einem zum anderen,blieb bei seiner Mutter hängen,ging dann zu seinem Vater,schaute ihn groß an, ließ gar nichtmehr den Blick von ihm, sodassder Vater nur leiste sagte: JaChristian, ich bin's, dein Papa.Solche Augenblicke waren wirk-lich bewegend.

Zum Schluss war dann ich dran.Ich sollte ja auch ausgetestet wer-den. Viele Farben machten mirstarke Probleme. Ich bekamsofort Kopfschmerzen oder auchunangenehmes Gefühl bei denfalschen Farben. Es kristallisiertesich dann eine Farbe heraus, einhelles Grau, wo sich mein Kopfund der Nacken-/Schulterbereichsofort entspannte. Ich habe sehroft Kopfschmerzen oder Ver-spannungen im Schulterbereich.

Mrs. Wright stellte mir dann fürden Vormittag eine Brille mit meiner Farbe drin zur Verfügungund ich sollte darunter nochmeine Lesebrille aufsetzen. Essah sehr lustig aus, zumal wirdann noch auf der Straße liefen.Gott sei Dank waren keine Leuteunterwegs. Ich sollte ganz einfachausprobieren, wie es mir mit derBrille geht. Es war trotz der zweiBrillen auf der Nase sehr ange-nehm und die Verspannungenließen nach. Nun werde ich aucheine Brille mit Irlen-Filtern tragen.

Noch mal zurück zu Christian.Mrs. Wright gab ihm einSachbuch in die Hand und er sollte mit Filter und ohne Filterlesen. Ohne Filter ging der Fingervon den Zeilen immer weg. Erkonnte die Zeile nicht lange halten. Mit den Filtern blieb derFinger immer in der richtigenZeile. Christian war so begeistertüber das Buch, er wollte gar nichtmehr aufhören zu lesen.Anschließend gingen wir noch inden Garten. Auch dort staunte erüber den Himmel, die Blumen,die Straße. Für mich war das einesehr beeindruckende Woche.

Ein paar Tage zusammen mit Ann Wright

In eigener Sache:

Auf Wunsch einiger Leser stellen wir (die Redaktion) uns heute einmalvor (in alphabethischer Reihenfolge): Margitta Briesenick, Silvia Gottstein,Bettina und Jürgen Greiner, Sabine Melugin und Dieter Spanger. Wirsind ein Team von 6 Ehrenamtlichen, das sich regelmäßig trifft, um dieZeitung vorzubereiten. Unsere Arbeit wird etwas leichter, je mehrBeiträge, Anregungen oder Kritiken aus den Reihen unserer Leserkommen. Wir suchen für Sie auch gerne im InterNet, wenn Sie uns IhrAnliegen schreiben. Nur Mut, wir warten auf Ihren Brief.

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Florian (16 Jahre):

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Ein Schüler, der täglich von derMutter zur Schule gebrachtwurde. Am liebsten blieb er dortstehen, wo er aus dem Auto stieg;der Gang auf den Schulhof fielihm offensichtlich schwer. BeimKlingelzeichen ging er direkt -ohne irgendeine Kontakt-aufnahme zu seinen Mitschülern -in seine Klasse, direkt auf seinenPlatz, den er gerne in der letztenReihe in der Ecke auswählte.Einige Male entging er demSchulstress, indem er während derUnterrichtszeit in die Stadt aus-wich. (Dort war es langweilig! - seineAussage heute) Während derPausen stand er fast immer aneine Wand gelehnt, wobei erkaum Kontakte aufnahm, - auchkaum Blickkontakte. Er schauteeinfach auf die Erde, die Händein den Taschen versteckt, - passiv,isoliert. Nahmen Mitschüler zuihm Kontakt auf, konnte er sichkaum altersgemäß einbringen,entweder zog er sich völlig zurückoder er spielte den Clown.Häufige Hänseleien von Seitenseiner Mitschüler waren an derTagesordnung. Sportstunden:sehr unbeliebt für ihn. Er vermieddiese Stunden, indem er sich ver-steckte. Seine Bewegungen waren

wenig koordiniert; er hatte kaumRegelverständnis, kein Interessean Spielen. Kunst: kaum eineArbeit wurde vollendet, sach-gerechter Umgang mitMaterialien (Schere, Klebstoff,Farben) waren ihm nicht ver-traut; er zweckentfremdete siehäufig. Er konnte kein Blatt gliedern. Seine Schrift war ver-krampft, er konnte kaum denHeftrand einhalten. Ohne Linienschrieb er quer über das Blatt.Seine Hefte waren waren häufigverschwunden, weil sie so un-ordentlich waren. Seine Bücherwaren auf vielen Seiten bemalt,überschrieben, zerrissen.

Heute: Ein Schüler, der mor-gens aufrecht auf den Schulhofmarschiert, frei auf seineMitschüler zugeht, Gesprächebeginnt.... Er steht frei, benötigtkeine Wand. Kein Schul-schwänzen mehr. Er kommt häufig mit dem Rad zur Schule.Er betritt den Klassenraum sicherund selbstbewusst: Guten Morgen,hier bin ich. Was liegt an? Das kannich! Pausen: Er beteiligt sich anPausenaktivitäten, er reagiertnicht nur, er agiert. Er wird kaumnoch gehänselt und beleidigt, da

er sich adäquat mit seinemGegenüber auseinander setzt.Sport: - Beteiligt sich an denSportstunden, versucht, dieStunde durch seine Vorschlägezu beeinflussen, geht aber macheKompromisse ein. Bewegungenwerden deutlich fließender.Schrift: Deutlich unverkrampfter,flüssiger, Hefte und Bücher sindordentlicher geführt. Ein Schüler,der Spaß an der Arbeit findet undstolz auf seine Erfolge hinweist.Unterrichtsgespräch und Sozial-verhalten: Florian ist ein wert-voller Gesprächspartner ge-worden; der sensibel und auf-geschlossen ist. Die Klasseschätzt ihn sehr. Er zeigtInteressen, formuliert Ideen,kann sachlich bleiben, kann aufMitschüler direkt und ange-messen eingehen, zeigt aber auchEmotionen. Er kann mit allen imKreis sitzen und den Gesprächs-partner ansehen.

Florian ist 16 Jahre alt und diagnostizierter Autist. Er erhieltseine Irlen Filter im April 1999.Alle beschriebenen Änderungendes Verhaltens vollzogen sich inden vergangenen 7 Monaten.

Und Florians Lehrerin schreibt:

Und das planen wir für die nächste Ausgabe ...

Die Nachfrage auf unsere 6. Ausgabe (SEKRETIN) war so groß, dass die Auflage die 1.000-Marke über-schritten hat. Wir werden in der 8. Ausgabe weiter berichten, was sich zwischenzeitlich in Sachen Sekretingetan hat. Doch nicht nur dies: Seit einigen Monaten sammeln wir Informationen, Aufsätze und zwischenzeitlich auch erste positive Erfahrungen hinsichtlich biomedizinischer Interventionen. Auch gab eserste Reaktionen aus den Reihen unserer Leser, die wir so bald als möglich weiter geben möchten.

Wenn Sie zu diesem Thema Beiträge haben, so freuen wir uns darauf.

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Impressum:

Herausgeber: Hilfe für das autistische Kind, Vereinigung zur Förderung autistischerMenschen, Regionalverband Nördl. Baden-Württemberg e.V., Sitz in Hotschenbergstr. 3,75031 Eppingen 8Verantwortlicher im Sinne des Presserechts: Jürgen Greiner,Vorsitzender HAK RV NBW e.V. 8Redaktionsanschrift / Nachbestellungen: MargittaBriesenick, Beethovenstr. 20, 76593 Gernsbach, Tel.: 07224 - 990988 Fax: 9909878Herstellung und Druck: Fa. WABe Werbeagentur mit Schwerpunkt Behindertenselbsthilfe,Eppingen 8Preis (ohne Versand): 5,00 DM - Wir versuchen jedoch, die Zeitschrift mit Hilfevon Spenden und Sponsoren zu finanzieren. 8Spenden: Wenn Ihnen die Idee gefällt, dannsollten Sie diese unbedingt mit einer kleinen Spenden unterstützen. Wir bedanken uns beiden vielen Lesern, die dies bereits getan haben. 8Bankverbindung: HAK, RV NBW e.V.,Postbank Karlsruhe - BLZ 660 100 75 - Konto 3644 46-755