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kathrin-schaefer
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ADHS und Erziehung
Wie kann man betroffenen Eltern und ihren Kindern helfen?
ADHS – Elternstimmen
„Warum darf mein Sohn nicht so sein, wie er ist? Nicht er muss sich immer der erwachsenen Umgebung anpassen, sondern wir Erwachsenen sollten ihn annehmen so wie er ist.
Letzthin musste ich zu einem Elterngespräch wegen meinem ADS-Kind. Die Lehrerin und der Schulpsychologe liessen keinen guten Faden an ihm. Zuletzt fragten sie mich, wie denn unsere Familienverhältnisse seinen. Ich kam mir vor wie die grösste Versagerin.“
ADHS – Elternstimmen (2)
Ich bekam das Gefühl, Vater eines Monsters zu sein. Meine Frau und ich haben jeweils heftige Auseinandersetzungen, weil sie ihm alles durchgehen lässt. Obwohl ich meinen Sohn lieb habe, nehme ihm seine Art übel und mache meine Frau verantwortlich.
Irgendwie wurde unsere Tochter zum Sündenbock. Heute glaube ich, dass wir ihr die Botschaft vermittelt haben „Du schaffst es nicht, du bist nicht gut genug.“
Störung oder Ungehorsam?
Was Eltern wissen müssen
1. Fakten wie: Diagnose / Störungsbild,
2. Ursachen und Therapie
3. Auswirkungen auf das Kind
4. Auswirkungen für das Umfeld
5. Selbstreflexion der Eltern
6. Spezielle Erziehungshilfen
Die Fakten
Diagnose
1. Unaufmerksamkeit beachtet Einzelheiten nicht, häufige Flüchtigkeitsfehler Schwierigkeiten bei Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit beim
Spiel oder Arbeit scheint häufig nicht zuzuhören führt Anweisungen nicht vollständig durch hat häufig Schwierigkeiten Aufgaben oder Aktivitäten zu
organisieren Abneigung gegen länger dauernde Aufgaben verliert häufig Gegenstände lässt sich durch äussere Reize leicht ablenken ist bei Alltäglichkeiten häufig vergesslich
A: Entweder Punkt (1) oder (2) müssen zutreffen mit mindestens sechs Symptomen während sechs Monaten
Die Fakten
B: Hyperaktivität / Impulsivität tritt vor dem Alter von sieben Jahren auf
C: Deutliche Hinweise auf klinisch deutliche Beeinträchtigungen
D: Nicht Teil einer anderen Störung
Diagnose (2)
2. Impulsivität und Hyperaktivität zappelt mit Händen oder Füssen steht in Situationen, die Sitzenbleiben verlangen häufig auf läuft herum, klettert hat häufig Schwierigkeiten allein zu arbeiten oder spielen häufig auf Achse, gerieben redet übermässig viel platzt mit Antworten heraus kann schwer warten bis es an der Reihe ist unterbricht andere häufig, stört Gespräche
Die Fakten
Ursachen von ADHS
Hirnverletzungen im Frontalbereich Komplikation, Alkohol- und Nikotinkonsum in der
Schwangerschaft Anomalien in der Hirnentwicklung (Tumor) Genetische Anlagen (Erwachsene von ADHS-
Kindern haben erhöhtes Risiko, Kinder von ADHS-Eltern haben erhöhtes Risiko)
Nicht erwiesen:
Nahrung wie Zucker oder Zusatzstoffe
Erziehungsfehler
Beziehung zur Mutter
Die Fakten
Hirnbiochemie
1. Vernunft, Verhaltens-steuerung, Executiv Functions
2. Emotionen, Gedächtnis, Automatisierung von Fertigkeiten
LimbischesSystemHippocampus
2
Vernunft
1Stirnhirn
Die Fakten
Neurologische Befunde
Hirnbiochemie: gestörtes Zusammenspiel von Neurotransmittern
Hirnaktivität: im vorderen Hirnbereich niedriger, Reaktion auf Reize nicht altersgemäss ausgereift (Wender )
Durchblutung: signifikante Minderdurchblutung des Stamm- und Stirnhirns mit Auswirkungen auf das limbische System
Glukosestoffwechsel: vor allem bei ADHS-Mädchen links im Stirnhirn reduziert
Hirnstruktur: Verbindung zwischen rechter und linker Hirnhälfte verkleinert
Die Fakten
Problembereich: Wahrnehmung (1)
Erfassungsspanne: Kurzzeitgedächtnis kleiner, zu wenig Zeit zum Verarbeiten
Kanalkapazität: es können nicht mehrere Sinnesempfindungen auf einmal verarbeitet werden
Figur-Hintergrund-Differenzierung: Reize können nicht nach ihrer Wichtigkeit gebündelt werden
Diskriminationsfähigkeit: kleine Unterschiede werde nicht wahrgenommen
Reizschwelle: kleinste Geräusche lenken ab Kodieren: das Automatisieren von Abläufen ist verlangsamt Dyskalkulie und Legasthenie: oft mit ADHS verbunden
Die Fakten
Problembereich Motorik (2)
Bewegungen können nicht korrekt gesteuert werden: Hinfallen, Mühe bei komplexen Handlungen (Velo
fahren, Schuhe binden) Störung des Sprechens: sehr laut, abgehackt, monoton Bewegungsunruhe oder bewegungsarm
Die Fakten
Problembereich: Psychische Reifung (3)
Wahrnehmungs- und Motorikstörungen können sich negativ auf die psychische Reifung auswirken.
Fremdeln: tritt später ein (Kindergarteneintritt), dauert länger oder tritt gar nicht ein.
Trotzphase: viel länger und heftiger Selbststeuerung: Müdigkeit, Angst, Hunger
Wetterwechsel, Kummer führen zu starken Stimmungsschwankungen
Vegetativer Bereich: Schlaf und körperliches Wohlbefinden und Schmerzempfindung können leicht gestört werden. Dies führt zu Missstimmungen.
Die Fakten
Mädchen mit ADHS
Mädchen haben andere Symptome als Jungen: Mehr Selbstanschuldigungen, weniger Selbstwertgefühl,
häufig Angstattacken, verstärkte Stimmungslabilität und emot. Reaktivität
Höheres Suchtrisiko Intensives Schmerzerlebnis Erscheinen übersozial, immer beschäftigt, spezielles
Charisma, chaotisch, schieben Schuld auf andere. Oder: tagträumerisch, lethargisch, eher passiv, schnell
entmutigt. Scheu und ängstlich, schnell überwältigt, Mühe sich flüssig auszudrücken.
(Nadau 2000)
Die Fakten
Jugendliche: 70% haben weiter Symptome, 25% antisoziales Verhalten, 30% Missbrauch von Suchtmitteln in stärkerem Mass, 58%
sind mindestens einmal nicht versetzt worden, 35% kein Schulabschluss, verstärkter Hang zu Depressionen, geringeres
Selbstvertrauen, 38% mit 19 Jahren schwanger, viermal so häufig Verkehrsdelikte.
Vorschulkinder: 57% aller Kleinkinder überaktiv, Hinweis auf Störung bei Dauer der ADS-Symptome von über 1 Jahr. Intensivere Betreuung der Kinder, Belastung für Mütter, Verunsicherung.
Schulkinder: Abweichendes Verhalten fällt auf, Klagen von aussen, Mühe in Gruppen und mit Freunden, unrealistisches Selbstbild.
Antisoziales Verhalten wie Lügen, Stehlen, Missachten von Regeln.
Verlauf beim ADHS
Gruppenarbeit
Wir wirkt sich die Störung auf das Selbstbild des Kindes aus?
Wie wirkt sich die Störung auf die Beziehung zu den Eltern /Lehrpersonen aus? Auswirkungen auf die Ehe?
Wie erleben die Geschwister / Mitschüler das ADS-Kind? Wie könnten sie darauf reagieren?
Auswirkungen auf die Eltern
Häufiger psychische Probleme weniger selbstbewusst in der Rolle als Mütter leiden deutlich häufiger unter Depressionen und
Selbstvorwürfen soziale Abkapselung (Vorwürfe, Anspannung) dreifache Trennungs- und Scheidungsrate
25% der Eltern sind selbst von ADHS betroffen, 28% der Geschwister sind ebenfalls betroffen, 25% zeigen antisoziales Verhalten, 20% Alkoholismus. Je aggressiver und antisozialer das Verhalten der Kinder ist, umso schwerwiegender sind die psychischen Probleme der Eltern.
Die Eltern
Eltern unter Druck
Eltern / Kind
Familie und Freunde
Schule, Arbeitsplatz
Gesellschaft
Die Eltern
Grundhaltung gegenüber den Eltern
Achtung: Eltern meistern eine kräfteraubende Aufgabe
Hoffnung: Das Problem ist lösbar, das Kind hat auch gute Seiten
Verständnis: Eltern sind nicht Ursache, leiden auch
Entlastung: Eltern dürfen sich schützen und sich selbst bleiben
Die Eltern
Einfluss auf die Eltern - Kind Interaktion
Mutter - Kind Kinder sprachen mehr mit der Mutter, verlangen mehr
Aufmerksamkeit, brauchen mehr Hilfe Mütter loben und tadeln mehr, fordern auf zur
Selbstbeherrschung, mehr Befehle, negative Rückmeldungen, gereizt.
Vater - Kind Kinder sind gehorsamer und unterbrechen ihre Arbeit weniger
im Beisein des Vaters, weniger negativ Väter bestrafen schneller, weniger Argumente, körperliche
Grösse schafft Überlegenheit
Die Eltern
Reaktionen der Eltern auf das Fehlverhalten
Unerwünschtes Verhalten ignorieren
Anweisungen und Befehle
Befehle und Drohungen, Abwertung
Strafe: Entzug, Schläge
Verstärkte Strafen
„Ich bin mit meiner Weisheit am Ende. Ich kann mich nicht mehr beherrschen. Er treibt mich zur Weissglut.
Ich muss ihn weggeben.“
Rückzug oder übermässige Strafen
Die Eltern
Selbstreflexion der Eltern
Wo stosse ich an Grenzen und warum? Wann fühle ich mich hilflos und warum? Was genau macht mich traurig oder wütend und
warum? Wann reagiere ich unpädagogisch und warum? Wie hoch sind meine Erwartungen an das Kind und
warum? Wo sehe ich mich selbst in der Gesellschaft? Wie verhalte ich mich gegenüber dem Kind
(Blickkontakt, Körperkontakt, Tonfall)?
Die Eltern
Themen der Elternarbeit
Trauerarbeit der Elternteile Einfluss der Persönlichkeit der Elternteile auf die
Konfliktlösung Erwartungen der Elternteile Kommunikationsmuster der Elternteile
Beachte:
Beide Elternteile gehen unterschiedlich mit einem Problem um.
Gegenseitige Achtung thematisieren
Die Eltern
Überleben als Eltern
Dem Stress vorbeugen: Stressauslöser finden - den eigenen Anteil beachten - andere Reaktionen bedenken - an einem Beispiel üben - jeden Tag wiederholen - an einem zweiten Stressauslöser arbeiten - usw.
Die persönlichen Reserven auffüllen: Wegfahren übers Wochenende, ein Hobby oder soziale Tätigkeit suchen, Selbsthilfegruppe, Teilen der elterlichen Aufgaben, Trost bei Freunden, den Augenblick geniessen, regelmässig Sport treiben
Negative Denkmuster erkennen und mit positivem Inhalt füllen
Die Eltern
Die sekundäre Neurotisierung
Eltern sehen das Kind als bockig, dumm und ungehorsam. Reaktion mit Strenge und Liebe.
Verunsicherung
Eltern sind verzweifelt, Schuldzuweisung, Überreaktionen, Unverständnis,
Etikettierung
Symptome des Kindes, Unsicherheit,
Misserfolge
Verunsicherung,ver-stärkte Symptome,
Bettnässen, Kopfweh, Bauchschmerzen, Schlafstörungen
Mangelhaftes Selbst-wertgefühl, Kampf um Aufmerksamkeit und
Überlegenheit,
Resignation
Das Kind
Das Kind im Familiengeflecht
VM
ADS
G G
V M
G G
ADS
Die Beziehung zum Kind pflegen
Nähe durch Körperkontakt signalisieren Positive Zeit mit dem Kind allein verbringen Probleme nicht persönlich nehmen, nicht verletzt
reagieren Verzeihen lernen: dem Kind, dem Umfeld, sich selbst Ein ruhiges und geregeltes Umfeld bieten,
Entspannungstechniken üben
„Das Prinzip der Vergebung trägt am meisten dazu bei, dass Sie in Frieden mit dem Kind zusammenleben können.“
Das Kind
Das Kind ermutigen
Die positiven Seiten des Kindes entdecken Erfolge planen (erreichbare Ziele setzen): Längere
Aufgaben in Teilschritte aufteilen (dem Kind Erfolgserlebnisse vermitteln, also lösbare Aufgaben stellen)
Nicht mit den „tüchtigen Kindern“ vergleichen Mit Humor reagieren Nicht vergessen, dass Ihr Kind behindert ist
Das Kind
Erziehung: Freundlich und konsequent
Klares Festsetzen, welches Verhalten vom Kind erwartet wird. (ruhig, liebevoll, fest)
Ankündigen, welche Tätigkeiten zu erledigen sind (schriftlich: Aufgabenliste, Regeln)
Unmittelbare Rückmeldungen und Konsequenzen bei Fehlverhalten (vorher festlegen)
Mit starken und wirksamen Konsequenzen / Verstärkern arbeiten (Belohnungssystem)
Häufige positive Rückmeldungen (Anstrengungsbereitschaft loben)
Das Kind
Phasen der Eskalation
Unerwünschtes Verhalten
Keine Veränderung
Verteidigung, Argumente, keine Veränderung
Zerstören von Gegenständen, Weglaufen
Wütendes Einlenken oder Verbüssen der Strafe
Oder: keine Konsequenz der Eltern: Sieg
Die Eltern
Verhalten ignorieren, schlechtes Gefühl
Anweisungen und Befehle Abwertung
Heftige Erwiderung, übermässige Drohungen
Verstärkte Strafen, Schläge
Befriedigung über Sieg
Oder: Verlierer, Abwenden vom Kind
Bewusste Konfliktlösung
Wichtige Regeln und Infos schriftlich festlegen (Kärtchen) Wutausbrüche dürfen nie belohnt werden De-Eskalieren: ruhig bleiben, nicht diskutieren, Mitgefühl für
schlechte Laune, im Hier und jetzt bleiben, evtl. den Raum verlassen,
Gespräch: Ich-Botschaften, Augenkontakt, Streitgespräche abbrechen, Regeln für Gesprächsführung
Taten statt Worte (logische Konsequenzen sprechen für sich, keine langen Schimpfthirraden)
Einen Plan für schwierige Situationen zurechtlegen: Stopp – sich beruhigen, den Inhalt des Streits finden, Regeln wiederholen / verbessern
Bei innerer Anspannung „Time out“ einführen, ohne Vorwurf Eigenes Verhalten in Konflikten reflektieren, Machtkampfgen
Das Kind
Wenn nur die Schule nicht wäre
Mit der Lehrperson sprechen und informieren Verständnis für den Standpunkt der Lehrperson zeigen Mit der Lehrperson in Verbindung bleiben Zusammenarbeit zwischen Therapeut - Lehrperson – Eltern
Den Arbeitsplatz verbessern Dem Kind eine Arbeit übertragen, die es vor den andern
erledigt Gezielt positives soziales Verhalten fördern Belohnungssysteme einführen
Hausaufgabenkontrolle Es gibt wichtigeres als Schulerfolg
Das Kind
Hilfe durch die Wunderdroge?
Positive Wirkungen von Stimulanzen Positive Wirkung auf Aufmerksamkeit und Ausdauer und auf
Sozialverhalten Verringerung der Unruhe und des Bewegungsdrangs Verbesserung der feinmotorischen Koordination, des Reaktionsvermögens
und der Impulsbeherrschung
Nebenwirkungen von Stimulanzen: Appetitrückgang, Erhöhung des Blutdrucks, Zunahme der elektrischen
Aktivität des Hirns, Schlaflosigkeit
Die Einnahme ist abhängig vom Alter des Kindes, vom Schweregrad der Störung, von der Einstellung zu Medikamenten, von anderen Störungen
und dem körperlichen Zustand. Eine sorgfältige Abklärung und Begleitung ist notwendig.
Das Kind
Die Vorzüge der ADHS-Kinder
Phantasiereichtum Fähigkeit zu unkonventionellen Problemlösungen sprudelnde Mitteilsamkeit hoher Sensibilitätsgrad überdurchschnittliches Wissen in einzelnen ganz
speziellen Bereichen Zuneigung zu kleineren Kindern und zu Tieren
Das Kind
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