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Wirtschaftliche Schafhaltung

Wirtschaftliche Schafhaltung - schafe-jandl.com · verdienen dem Herrn das Geld im Schlaf. Schlafe er aber nicht zu lang sonst wird ihm Angst und Bang! Engl. Sprichwort 1. Einleitung

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Wirtschaftliche Schafhaltung

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8. Vermarktung ..................................258.1 Vermarktungsformen ...............................268.2 Marktsegmente ........................................278.3 Öffentlichkeitsarbeit und Werbung .........29

9. Wirtschaftlichkeit...........................309.1. Deckungsbeitrag in der Lammfleischerzeugung .................................309.2 Deckungsbeitrag für die Milchschafhaltung ..........................................31

10. Der Schafstall ..............................3210.1 Futterraufe ..............................................3210.2 Hürden .....................................................3210.3 Tränkebecken .........................................3310.4 Bergeraum für Futter und Stroh ............33

11. Rassen ..........................................3311.1 Bergschaf ................................................3311.2 Merinolandschaf .....................................3411.3 Jura ..........................................................3411.4 Schwarzköpfiges Fleischschaf .............3411.5 Suffolk ......................................................3411.6 Texel .........................................................3411.7 Jura ..........................................................3511.8 Ostfriesisches Milchschaf .....................35

12. Förderungen .................................35

13. Fachliteratur .................................36

14. Kontaktadressen .........................37

IMpReSSuM: Herausgeber: Österreichischer Bundesverband für Schafe und Ziegen, Dresdnerstrasse 89/19, 1200 WienAutor: Dr. Ferdinand Ringdorfer,. Siegfried Illmayer, Ing. Michael ZeilerFotonachweis: Fotoarchiv des BMLFUW, Dr. Ferdinand Ringdorfer, LFZ Raumberg-Gumpenstein, Ing.Hannes Priller, agrarfoto.com, MEV-Verlag, bzw. die angegebene Quelle Gestaltung: G&L Werbe und Verlags GmbH, 1030 Wien Druck: Queiser, Scheibbs Copyright: Die Unterlagen wurden nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet. Hersteller, Herausgeber und Autoren können jedoch für eventuell fehlerhafte Angaben und deren Folgen keine Haftung übernehmen. Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil der Unterlage darf in irgendeiner Form ohne Genehmigung des Herausgebers reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Redaktionsschluss: Juli 2013Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums: Hier investiert Europa in die ländlichen Gebiete.

Inhalt

1. einleitung .........................................3

2. produkte der Schafhaltung ............42.1 Fleisch .........................................................42.2 Milch ............................................................42.3 Wolle ............................................................52.4 Felle .............................................................52.5 Dünger .........................................................52.6 Sonderprodukte ..........................................5

3. Haltungsformen ...............................53.1 Weidehaltung ..............................................63.2 Stallhaltung .................................................6

4. Zucht .................................................74.1 Leistungsprüfung .......................................74.2 Zuchtmethoden ..........................................8

5. Fütterung ........................................105.1 Fütterung der Mutterschafe ....................135.2 Fütterung der Lämmer .............................16

6. pflege- und Hygienemaßnahmen .........................206.1 Ablammung ...............................................206.2 Schur .........................................................206.3 Klauen ........................................................206.4 Kupieren des Schwanzes ........................206.5 Kastration ..................................................216.6 Stallhygiene ...............................................216.7 Zukauf ........................................................216.8 Weidepflege ..............................................21

7. Gesundheitsmaßnahmen ..............227.1 Virusbedingte Krankheiten ......................227.2 erkrankungen durch Bakterien ...............227.3 erkrankungen durch parasiten ...............23

Inhalt

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Biene, Fisch und Schafverdienen dem Herrn das Geld im Schlaf.Schlafe er aber nicht zu langsonst wird ihm Angst und Bang!Engl. Sprichwort

1. Einleitung

Der kleine Wiederkäuer Schaf hat in Österreich

eine sehr lange Tradition. Vor rund 150 Jahren

wurden ca. 1,5 Millionen Schafe gehalten. Die-

ser Höchststand ist bis 1972 auf einen absoluten

Tiefpunkt von 112.000 gerutscht. In den letzten 25

Jahren hat sich der Bestand wieder auf 350.000

Schafe erhöht (siehe Abb. 1). Im Vergleich mit

anderen EU-Ländern ist Österreich jedoch ein

„Zwerg“ unter den Schafhaltern (Tab. 1). Auch die

Betriebsstruktur ist sehr klein, die durchschnitt-

liche Herdengröße beträgt 21 Schafe.

Das Schaf ist als Wiederkäuer bestens geeignet,

das Futter von den Wiesen und Weiden zu verwer-

ten und in hochwertige Produkte umzuwandeln.

Aus Gras wird Fleisch, Milch, Wolle und Dünger.

Vor allem das Freiwerden von Grünlandflächen,

die nicht mehr mit Rindern bestoßen werden, hat

dazu beigetragen, dass der Schafbestand wie-

der zugenommen hat. Durch das relativ geringe

Gewicht sind Schafe bestens geeignet, steile Flä-

chen des Berggebietes ohne Narbenschäden zu

verursachen, zu beweiden und sie dadurch vor

der Verwaldung zu bewahren. Daneben sind aber

auch arbeitswirtschaftliche Überlegungen sowie

ein sich wandelndes Konsumbewusstsein dafür

verantwortlich, dass man wieder auf das Schaf

gekommen ist.

Der Verzehr von Fleisch aus der Schafhaltung ist mit

rund 1,4 kg pro Kopf in Österreich relativ niedrig.

Eines sollte jedoch klar am Beginn gesagt sein

– der Konsument wünscht sich hohe Qualitäten

beim Fleisch und auch der Milch – dies verlangt

von den Schafbauern neben der Freude zu den

Schafen auch Fachwissen, Arbeitseinsatz und En-

gagement in der Vermarktung.

3

1. Einleitung

Tabelle 1: Schafbestand in EU-Ländern 2006

Luxemburg 9.951

Malta 11.887

Litauen 58.500

Lettland 76.800

Estland 78.600

Finnland 129.091

Slovenien 129.788

Tschechien 209.052

Belgien 114.000

Dänemark 143.890

Zypern 355.944

Polen 250.966

Slowakei 394.175

Österreich 358.415

Schweden 622.711

Niederlande 1.088.490

Ungarn 1.181.000

Bulgarien 1.367.900

Deutschland 1.799.700

Portugal 2.169.900

Irland 4.694.700

Rumänien 8.417.440

Italien 7.900.020

Griechenland 8.956.000

Frankreich 7.633.910

Spanien 17.002.700

Großbritannien 31.634.000

Qualität ist nur durch Einsatz und Know-how erreichbar.

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2. Produkte der Schafhaltung

2. Produkte der Schafhaltung

2.1 Fleisch

Ein Großteil der Einnahmen in der Schafhal-

tung wird durch den Verkauf von Fleisch erzielt

(Ausnahme sind Milchschafbetriebe und reine

Zuchtbetriebe). Lammfleisch, wie es der Kon-

sument wünscht, hat einen geringen Fettanteil

und darf nicht nach Schaf schmecken. Der ty-

pische „schöpserne“ Geschmack, wie er von

Altschafen bekannt ist, wird vom Konsument

abgelehnt. Das typische Qualitätslamm muss

3 bis 5 Monate jung sein, eine gute Ausbildung

der Muskulatur aufweisen und nur eine geringe

Fettabdeckung haben. Daneben gibt es noch

das Milchlamm, welches ein Lebendgewicht von

15 bis 25 kg hat und dabei 6 bis 8 Wochen jung

ist. Natürlich muss auch das Milchlamm sehr gut

bemuskelt sein.

2.2 Milch

Schafmilch und Produkte daraus sind ein sehr hoch-

wertiges Nahrungsmittel. Schafmilch unterscheidet

sich von Milch anderer Tierarten vor allem in einem

höheren Anteil von Inhaltstoffen. Vor allem der Fett-

gehalt ist mit 6–10% im Vergleich zur Kuhmilch sehr

hoch (siehe Tab. 2). Weiters hat Schafmilch einen

hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und

Aminosäuren. Die vergleichsweise kleine Struktur

der Fettkügelchen macht Schafmilch besonders

geschmeidig und bekömmlich. Schafmilch ist be-

sonders für Allergiker gut verträglich. Im Zuge einer

wissenschaftlichen Studie konnte nachgewiesen

werden, dass sich der Einsatz von Schafmilch und

Schafmilchprodukte bei Neurodermitis sehr positiv

auswirkt. Durch den Einsatz von Schafmilch und

Abbildung 1: Entwicklung der Schafhalter und Schafe in Österreich.

SCHAFE/Schafe u. Halter (2) 16.07.2013

13.000

15.000

17.000

19.000

21.000

23.000

25.000

27.000

100.000

150.000

200.000

250.000

300.000

350.000

400.00019

72

1974

1976

1978

1980

1982

1984

1986

1988

1990

1992

1994

1996

1998

2000

2002

2004

2006

2008

2010

2012

Halte

r

Scha

feSchafe und Schafhalter in Österreich

1972 - 2012

Schafe HalterGrafik: LFZ Raumberg- GumpensteinAbteilung für Schafe und Ziegen Quelle: STATISTIK AUSTRIA

Unterschiedliche Qualitäten sind schwer zu vermarkten.

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3. Haltungsformen

Schafmilchprodukten und einer ausgewogenen

Mischkost konnte eine signifikante Verbesserung

des Hautzustandes erzielt werden, der Medikamen-

teneinsatz (vor allem cortisonhältige Medikamente)

konnte deutlich eingeschränkt werden.

2.3 Wolle

Die Bedeutung der Wolle ist grundsätzlich eine

untergeordnete, nimmt aber zunehmend einen

höheren Stellenwert ein. Wenngleich die Wolle in

der Bekleidungsindustrie kaum verwendet wird, so

werden im Zuge der Selbstverarbeitung sehr wohl

schöne Bekleidungsstücke, Teppiche etc. herge-

stellt. Ein wichtiger Verwendungszweck der Wolle

ist die Herstellung von Isoliermatten, für welche im

biologischen Wohnbau eine sehr gute Nachfrage

besteht. Eine weitere Schiene der Wollverwertung

ist die Erzeugung von Pellets aus Rohwolle, soge-

nannte „Woolets“, für den Einsatz als Dünger im

Gartenbau und für Blumen.

2.4 Felle

Der Vollständigkeit halber sollen auch noch die

Felle angeführt werden. Der Preis für Rohfelle ist

zwar derzeit sehr niedrig, jedoch kann in der Di-

rektvermarktung für ein schön gegerbtes Fell ein

sehr guter Preis erzielt werden.

2.5 Dünger

Während der Stallhaltungsperiode fallen bei Tief-

stallhaltung pro GVE (=ca. 7,15 Schafe) und Monat

rund 1 Tonne Schafmist an. Der Trockenmasse-

gehalt des Mistes beträgt 25–30%. Bei Ausbrin-

gung dieses Wirtschaftsdüngers auf das Grünland

werden wieder die wichtigsten Nährstoffe rückge-

liefert. Je Tonne Mist sind dies 8 kg Gesamtstick-

stoff, 3 kg Phosphor (P2O2), 7 kg Kali (K2O), 4 kg

Kalk (CaO), 2 kg Magnesium (MgO) und 200 kg

organische Substanz. Während der Weideperio-

de erfolgt bei den Schafen eine sehr regelmäßige

Verteilung der Ausscheidungen.

2.6 Sonderprodukte

Mit einigem Geschick und Erfahrung können ver-

schiedene Nebenprodukte wie Naturkosmetika

aus Schafmolke, Hautcremen aus Lanolin etc.

hergestellt werden. Für diese Produkte besteht

besonders bei Allergikern eine große Nachfrage.

3. HaltungsformenSo vielfältig wie die Produkte aus der Schafhal-

tung, so vielfältig sind auch die Haltungsformen.

Tabelle 2: Zusammensetzung von Milch verschiedener Tierarten

Merkmal Schaf Ziege Kuh

Fett % 5,6–7,8 2,8–3,9 3,8–4,2

Protein % 4,8–6,0 2,7–3,4 3,3–3,4

Casein % von Protein 4,2 2,3–2,5 2,6–2,7

Laktose % 4, –5,0 4,4–4,7 4,6–4,8

Vitamin C mg/kg 30–60 10–30 10–24

Ca mg/kg 1.620–2.590 1.020–2.030 1.100

Weidehaltung ist die natürlichste Form der Schafhaltung.

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3. Haltungsformen

3.1 Weidehaltung

Schafe sind als Wiederkäuer bestens dazu geeig-

net, Futter von den Wiesen und Weiden zu verwer-

ten. Während der Vegetationszeit ist die Haltung

auf der Weide die natürlichste Form. Die Leistungen

der Schafe hängen bei der Weidehaltung in erster

Linie von der Weideleistung ab. Darunter versteht

man den Nährstoffertrag je Hektar Fläche. Dieser

Ertrag ist abhängig von den jeweiligen Klima- und

Standortverhältnissen sowie der Bewirtschaftung,

d. h. Düngung der Grünlandflächen.

3.1.1 KoppelhaltungBei dieser Form der Weidehaltung weiden die Schafe

auf eingezäunten Flächen. Die Größe der Weideflä-

che oder Koppel sollte so bemessen sein, dass die

Tiere nach einer Woche die eingezäunte Koppel ab-

gefressen haben. Eine über einen längeren Zeitraum

andauernde Beweidung der gleichen Fläche ist we-

gen der Ansteckung mit Parasiten und der starken

Belastung der Grasnarbe nicht zu empfehlen.

Die Einzäunung der Weideflächen kann mit einem fi-

xen Maschenzaun, einem flexiblen elektrischen Kno-

tengitter oder aber auch nur mit einem Elektrozaum

mit 2-4 Litzen erfolgen. Sind Lämmer mit auf der

Weide, so ist ein Knotengitter oder Maschenzaun

zu empfehlen. Weiters sollten die Lämmer auch auf

der Weide die Möglichkeit haben, über einen Läm-

merschlupf in eine Box zu gelangen, wo Kraftfut-

ter angeboten wird. Die rechtzeitige Aufnahme von

Kraftfutter noch während der Säugezeit gewährlei-

stet nach dem Absetzen der Lämmer ein rasches

Weiterwachsen ohne Umstellungsprobleme.

3.1.2 AlmhaltungIn den alpinen Regionen Österreichs ist die Alpung

während der Sommermonate die gebräuchlichste

Haltungsform. Aufgrund der großen Flächen auf

denen die Schafe weiden, ist hier eine Ansteckung

mit Parasiten sehr unwahrscheinlich. Die Schafe

legen auf der Alm sehr weite Strecken zurück und

kommen auf ein und dieselbe Fläche oft erst nach

mehreren Tagen wieder zurück. Eine regelmäßige

Kontrolle der Schafe mit gleichzeitiger Verabrei-

chung von Salz ist anzustreben und erleichtert

auch den Almabtrieb im Herbst.

3.1.3 HütehaltungEine in Österreich nicht sehr verbreitete Form der

Weidehaltung ist das Hüten der Schafe. Diese Hal-

tungsform spielt in der Landschaftspflege viel-

leicht in weiterer Zukunft eine größere Rolle und

soll in dieser Broschüre nur der Vollständigkeit

halber erwähnt werden.

3.2 Stallhaltung

Die klimatischen Verhältnisse erfordern im Großteil

von Österreich eine Stallhaltung in den Wintermo-

naten.

Schafe brauchen eine trockene und zugluftfreie

Stallumgebung. Ein zugluftfreies Stallklima ist am

besten mit einer Porenlüftung zu erreichen. Dabei

strömt die Frischluft gleichmäßig verteilt über die

gesamte Decke in den Stall, die verbrauchte und

feuchte Stallluft wird über Schächte abgeleitet.

Neben guter Luft ist auch ausreichend für Belich-

tung zu sorgen. Die Fensterfläche sollte mindestens

3% der Fußbodenfläche betragen.

Eine Unterteilung der Stallfläche in mehrere Boxen

kann entweder durch Futterraufen oder durch ein-

fache Hürden erfolgen. Diese Unterteilung ist für ei-

ne bedarfsgerechte Fütterung der Schafe notwen-

dig. Mutterschafe mit Lämmern sollten von nicht

tragenden bzw. niedertragenden Schafen getrennt

gehalten werden. Weiters ist es vorteilhaft, wenn Transportabler Lämmerschlupf für die Weide.

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4. Zucht

einige Ablammboxen zur Verfügung stehen, wo

Schafe vor allem mit Mehrlingsgeburten einige Ta-

ge vor und nach der Ablammung aufgestallt werden

können.

Bei Tiefstallhaltung kann der Mist während der

Wintermonate bis zu einem ¾ m anwachsen, ehe

er im Frühjahr ausgemistet wird. Die Futterraufen,

Hürden und Tränkeeinrichtungen müssen daher so

gebaut sein, dass sie mit dem wachsenden Mist-

stapel in der Höhe verstellbar sind.

4. Zucht

Die Bedeutung der Zucht liegt in einer gezielten

Veränderung der Leistungen zwischen den Ge-

nerationen. Als Zuchtziel wird meist eine Verbes-

serung der Fruchtbarkeits-, Fleisch-, Milch- und

Wollleistung sowie des Exterieurs angegeben.

Eine wichtige Voraussetzung für die Auswahl der

Paarungspartner ist deren Leistungspotential. Erst

durch das Anpaaren von Tieren mit überdurch-

schnittlichen Leistungen kann erwartet werden,

dass die Nachkommen dem Zuchtziel einen Schritt

näher sind als die Elterntiere.

Der sichtbare Erfolg der Zucht auf ein bestimmtes

Merkmal hängt von der Selektionsintensität und

dem Grad der Erblichkeit (Heritabilität) ab. Der

Heritabilitäskoeffizient gibt Auskunft über den

prozentuellen Anteil des erblich bedingten Unter-

schiedes zwischen den Leistungen zweier Tiere ei-

ner Paarungsgemeinschaft (sh. Tab. 3). Wenn sich

z. B. zwei leistungsgeprüfte Widder in den täg-

lichen Zunahmen um 200 Gramm unterscheiden,

dann beträgt bei einer Heritabilität von 0,6 (=60%)

der zu verbessernde Anteil in der Reinzucht 120

Gramm. Je höher der Heritabilitäskoeffizient ist,

desto weniger kann das betreffende Leistungs-

merkmal durch Veränderung der Umweltverhält-

nisse beeinflusst werden.

Tabelle 3: Heritabilitätskoeffizienten (h²) verschiedener Leistungsmerkmale

Merkmal h²

Wurfgröße 0,10–0,20

Ablammprozent 0,00–0,10

Milchertrag 0,10–0,20

Geburtsgewicht 0,10–0,40

Zunahme 0,14–0,63

Fleisch:Fett-Verhältnis 0,69

Eine gleichzeitige Zucht auf mehrere Merkmale

verringert den Erfolg jedes einzelnen Merkmales.

Es gibt auch markante Merkmale, die durch an-

dere Merkmale negativ beeinflusst werden. Sol-

che Merkmalsantagonismen liegen z. B. bei der

Zucht auf Fruchtbarkeit und Fleischleistung vor.

Die Zucht auf Fleischleistung führt aufgrund der

relativ hohen Heritabilität eher zu einem brauch-

baren Erfolg, bewirkt aber andererseits, dass die

Fruchtbarkeit darunter leidet.

4.1 Leistungsprüfung

Voraussetzung jeder Zuchtarbeit ist die Durch-

führung von Leistungsprüfungen. Wenn die

Leistungen der Elterntiere nicht bekannt sind,

kann auch keine gezielte Paarung durchgeführt

werden und die Leistungen der Nachkommen sind

reine Glücksache.

Die Durchführung der Leistungsprüfung obliegt

den Zuchtverbänden. Jedes Bundesland hat ei-

nen eigenen Schafzuchtverband (siehe Seite 36).

Vom Schafzuchtverband wird auch das Herde-

buch geführt. Im Herdebuch sind sämtliche für die

Zucht geeignete Tiere eingetragen. Die jeweiligen

Gut entwickelte Jungtiere sind eine gute Basis für eine erfolgreiche Zucht.

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4. Zucht

Anforderungen sind von Schafzuchtverband zu

Schafzuchtverband etwas unterschiedlich. Kenn-

zahlen für die Fruchtbarkeitsleistung sind der Auf-

zuchtindex, die Zwischenlammzeit und die Zwil-

lingshäufigkeit. In der Milchschafzucht sind dane-

ben noch die Milchmenge und Milchinhaltsstoffe

angegeben. Bezüglich Fleischleistung sollten die

täglichen Zunahmen, die Fleischigkeit und der

Verfettungsgrad angegeben sein. Diese Angaben

werden in Österreich aufgrund der Leistungsprü-

fungsmethode mittels Ultraschall gewonnen. Bei

diesem Verfahren werden die für die Zucht vorge-

sehenen Tiere im Alter bis maximal 130 Tagen und

einem Lebendgewicht zwischen 35–45 kg geprüft.

Ermittelt werden die Tageszunahmen, der Fett-

anteil, der Fleischanteil und eine Bewertung des

Körpers. Die Ergebnisse des Einzeltieres werden

mit dem jeweiligen Rassendurchschnitt verglichen

und die Abweichung in Form eines Punkteindex

dargestellt, wobei 100 Punkte dem Rassendurch-

schnitt entsprechen.

4.2 Zuchtmethoden

Eine wichtige Frage ist, wie das definierte Zucht-

ziel durch entsprechende Zuchtmaßnahmen er-

reicht werden kann. Eines muss dabei klar sein:

jede Zuchtmaßnahme kann nur so viel an Leistung

bringen, wie Leistungsgene in der Ausgangspopu-

lation vorhanden sind.

4.2.1 ReinzuchtDie Reinzucht beinhaltet die Zuchtwahl und Paa-

rung innerhalb einer Rasse bzw. Population. Ziel

ist eine Ausgeglichenheit in der Population in den

gewünschten Leistungseigenschaften zu erzielen.

Voraussetzung für den Erfolg ist eine gute Heritabi-

lität und genetische Variation der Leistungsmerk-

male. In kleinen Populationen ist darauf zu achten,

dass man nicht in die Inzucht kommt, weil es da-

durch wieder zu Leistungsdepressionen kommen

kann.

Die Variation der Mastleistung und des Schlacht-

körperwertes ist bei den meisten Schafrassen sehr

groß, sodass durch Reinzucht ein entsprechender

Fortschritt erzielt werden kann. Das heißt also,

dass bei den Fleischrassen die Reinzucht auf

Mast- und Schlachtleistung gute Erfolge bringt.

Erst wenn in einer Population keine Anlagen für ein

höheres Leistungsniveau vorhanden sind oder die

genetische Variation sehr eng ist, hat eine Selek-

tion keinen Sinn mehr.

Fruchtbarkeitsmerkmale

haben eine geringe Heri-

tabilität, jedoch eine große

Variation. Bei Rassen, wo

die Fruchtbarkeit im Vor-

dergrund stehen soll, ist

der Erfolg der Zucht nicht

so rasch sichtbar, es sollte

jedoch trotzdem in Rich-

Fleischleistungsprüfung mit dem Computertomograph. Fleischleistungsprüfung mit Ultraschall.

Messstellen am Ultraschallbild.

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4. Zucht

tung Reproduktionsleistung gezüchtet werden.

Es wäre sicher leichter, aus dem Bergschaf ein

„Fleischschaf“ zu machen, als die Fruchtbarkeit

zu verbessern.

Die Wirtschaftlichkeit der Schafhaltung und spezi-

ell der Lammfleischerzeugung hängt neben einer

guten Mast- und Schlachtleistung auch sehr we-

sentlich von der Fruchtbarkeit ab. Beide Merkmale

in einer Rasse zu vereinen ist wegen der bereits

erwähnten Merkmalsantagonismen nicht möglich.

Das Merinolandschaf ist eine Schafrasse, die eine

sehr gute Fruchtbarkeit mit asaisonalem Charak-

ter hat und dabei auch noch Schlachtkörper mit

sehr guter Qualität liefert. Voraussetzung ist jedoch,

dass die eingesetzten Böcke leistungsgeprüft sind.

4.2.2 KreuzungszuchtAuf die Methoden der Veredlungskreuzung (Verbes-

serung einiger erwünschter Leistungsmerkmale der

Ausgangsrasse durch eine neue Rasse, ohne die

charakteristischen Eigenschaften der Ausgangs-

rasse zu verändern) und der Verdrängungskreuzung

(wiederholtes Einkreuzen einer Leistungsrasse in

eine Ausgangsrasse, bis die Ausgangsrasse gleich

der Leistungsrasse ist) soll hier nicht näher einge-

gangen werden, sondern nur die Gebrauchskreu-

zung näher beschrieben werden.

GebrauchskreuzungWie der Name bereits zum Ausdruck bringt, han-

delt es sich dabei um Erzeugung von Nachkom-

men, die nicht für die weitere Zucht bestimmt

sind, sondern geschlachtet werden, also für die

Fleischerzeugung Verwendung finden. Bei der

Gebrauchskreuzung werden spezielle Kombina-

tionseffekte, sogenannte Heterosiseffekte, aus-

genützt. Der Heterosiseffekt ist umso größer, je

unterschiedlicher die genetische Struktur der Aus-

gangsrassen ist.

Die einfachste Form einer Gebrauchskreuzung

ist die Zweirassenkreuzung (siehe Abb. 2). Dabei

macht man sich die hohen Fruchtbarkeitsleistungen

einer Rasse und die hohen Mast- und Schlachtlei-

stungen einer anderen Rasse zu Nutze. Als Bei-

spiel ist die Kreuzung des Berg-

schafes als fruchtbare Mutterlinie

mit Fleischrassen zu erwähnen.

Die Kreuzungslämmer haben im

Vergleich zu den reinrassigen Läm-

mern eine bessere tägliche Zunah-

me und damit verbunden auch ei-

ne bessere Futterverwertung.

Eine bessere Futterverwertung be-

deutet weniger Kosten beim Fut-

teraufwand, die rasche Zunahme

Abbildung 2: Schematische Darstellung einer Zweirassenkreuzung.

Kreuzungslämmer zeichnen sich durch bessere Tageszunahmen und somit durch eine bessere Futterverwertung aus.

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5. Fütterung

bedeutet eine verkürzte Mastdauer und damit ver-

bunden weniger Arbeit, weniger Risiko und früher

Einnahmen. Weiters ist der Fleischanteil der Kreu-

zungslämmer höher und der Fettanteil niedriger.

Die Ergebnisse in Tabelle 4 stammen aus einem

Fütterungsversuch, der am LFZ Raumberg-Gum-

penstein durchgeführt wurde. Die Lämmer beka-

men Kraftfutter und Grummet zur freien Aufnah-

me. Der Versuch erstreckte sich von 20 und 42 kg.

5. Fütterung

Die Meinung, dass Schafe genügsam und an-

spruchslos sind, stammt vorwiegend aus der

Zeit, wo die Wollproduktion im Vordergrund stand.

Für das Wollwachstum ist ein geringer Nährstoff-

bedarf notwendig. Durch die Wolle wurde der

schlechte körperliche Zustand verdeckt. Möchte

man von den Schafen jedoch eine entsprechende

Leistung erzielen, wie beispielsweise eine hohe

Milchleistung oder kräftige, wüchsige Lämmer,

dann muss die Fütterung dem jeweiligen Bedarf

angepasst sein.

Das Schaf kann als Wiederkäuer rohfaserreiche

Futtermittel, speziell aus dem Grünland, beson-

ders gut verwerten. Die verhältnismäßig große

Länge des Verdauungstraktes bewirkt eine lange

Verweildauer des aufgenommenen Futters und

dadurch eine besonders gute Aufschließung der

Nährstoffe. Je mehr Rohfaser das aufgenommene

Futter hat, desto größer ist die Verweildauer im

Verdauungstrakt und umso weniger wird insge-

samt gefressen. Daraus darf allerdings nicht ge-

schlossen werden, dass die Schafe am besten mit

Stroh gefüttert werden, weil dadurch wenig Futter

gebraucht wird.

An Schafe können fast alle Futtermittel verfüttert

werden. Wichtig ist dabei nur, dass die Futter-

mittel in einwandfreiem Zustand sind, d. h. nicht

verschmutzt, verschimmelt, gefroren, verfault oder

fehl vergoren, und dass sie im richtigen Verhältnis

verabreicht werden. Um eine richtige Rationsge-

staltung vornehmen zu können, muss zunächst

die Zusammensetzung des verwendeten Futters

bekannt sein und weiters muss man wissen, wie

der Bedarf im entsprechenden Leistungsstadium

ist und wie viel die Schafe fressen können.

Die Nährstoffe der Futtermittel kann man entweder

durch Futtermittelanalyse in einem Labor feststel-

len lassen oder man bedient sich der Futterwert-

Tabelle 4: Mast- und Schlachtleistungsergebnisse von reinen Bergschaflämmern im Vergleich zu Kreuzungslämmern.

Merkmal BxB SxB SuxB TxB

Tägl. Zun., g 305 322 343 342

Futterverwertung, MJ ME/kg Zun. 46,96 45,27 43,2 42,42

Schlachtausbeute, % 49,48 48,26 48,64 49,16

Fleisch in der Keule, % 64,42 64,74 65,06 67,39

Rückenmuskelfläche, cm² 12,73 13,03 13,25 14,39BxB = weißes Bergschaf, SxB = Schwarzkopf mal Bergschaf, SuxB = Suffolk mal Bergschaf, TxB = Texel mal Bergschaf

Futter vom Grünland ist die Hauptnahrung der Schafe.

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5. Fütterung

tabelle (siehe Tab. 5) und sucht sich die Werte für

das entsprechende Futtermittel heraus.

In der Schafhaltung wird vor allem Futter von den

Grünlandflächen eingesetzt. Die Qualität des Futters

wird durch die Zusammensetzung des Pflanzenbe-

standes, durch den Erntezeitpunkt und für das Win-Diagramm2

Page 1

3

3,5

4

4,5

5

5,5

6

6,5

< 31 31-40 40-60 60-75 > 75

Wuchstage

MJ N

EL

50

55

60

65

70

75

80

Ve

rda

ulic

hke

it,%

MJNEL, 1. Aufw. MJNEL, weit. Aufw.Verdaulichk.1. Aufw. Verdaulichk.weit. Aufw.

Abbildung 4: Einfluss des Schnittzeitpunktes auf den Rohproteingehalt und Rohfasergehalt des Futters. Mit zunehmendem Alter steigt der Rohfasergehalt und der Rohproteingehalt sinkt. Beim 1. Aufwuchs ist dieser Einfluss besonders stark ausgeprägt.

Diagramm3

Page 1

5

7

9

11

13

15

17

< 31 31-40 40-60 60-75 > 75

Wuchstage

Rp

hp

rote

in,

%

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

Ro

hfa

se

r, %

xP, 1. Aufw. xP, weit. Aufw. xF, 1. Aufw. xF, weit. Aufw.

Abbildung 3: Einfluss des Schnittzeitpunktes auf den Energiegehalt und die Verdaulichkeit des Futters. Der energetische Futterwert und die Verdaulichkeit gehen mit dem Älterwerden des Futters rasch zurück. Besonders stark ist der Rückgang beim 1. Aufwuchs.

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nehmendem Alter des Aufwuchses (Abb. 3). Neben

den Inhaltsstoffen und dem energetischen Futterwert

ist noch die Verdaulichkeit entscheidend. Diese liegt

bei in der Qualitätsreife geerntetem Futter bei 70 bis

75 %, überständiges, spät genutztes Futter hingegen

hat nur mehr eine Verdaulichkeit von 50 bis 60%.

5. Fütterung

terfutter von der Art der Konservierung bestimmt.

Die sogenannte Qualitätsreife für die Heu- und Si-

lagebereitung ist zum Zeitpunkt des Rispen- bzw.

Ährenschiebens erreicht. Je länger mit dem Schnitt-

zeitpunkt gewartet wird, desto stärker nimmt der

Rohfasergehalt zu und der Rohproteingehalt (siehe

Abb. 4). ab. Es steigt zwar der Ertrag pro Fläche, doch

der Energiegehalt je kg Trockenmasse sinkt mit zu-

Tabelle 5: Auszug aus der Futterwerttabelle für einige in der Schaffütterung verwendete Futtermittel

FuttermittelTrocken-masse, g

Roh-protein, g

Umsetz-bare Ener-

gie, MJ

Umsetz-bare En-ergie, MJ

Ca, g P, g

Heu, Grünland, 2-3 Nutzungen, klee- und kräuterreich

1. Aufwuchs

1) volles Ähren-/Rispen-schieben

860 123 9,41 5,54 9,1 2,8

2) Beginn der Blüte 860 103 9,08 5,31 7,2 2,7

3) Mitte bis Ende Blüte 860 101 8,59 4,96 6,1 2,4

2. und folgende Aufwüchse

4) unter 4 Wochen 860 171 9,61 5,67 11,4 3,1

5) 4–6 Wochen 860 147 9,06 5,28 9,5 3,1

6) 7–9 Wochen 860 146 8,17 4,66 11,5 3,0

Silage, Grünland, 2-3 Nutzungen, klee- und kräuterreich

1. Aufwuchs

7) Beginn Ähren-/Rispen-schieben

350 171 10,75 6,51 6,7 3,3

8) Beginn der Blüte 350 149 9,84 5,84 7,4 3,2

9) Mitte bis Ende Blüte 350 141 9,59 5,66 7,7 3,0

2. und folgende Aufwüchse

10) unter 4 Wochen 350 183 10,43 6,28 7,5 3,5

11) 4–6 Wochen 350 163 9,80 5,82 11,8 3,3

12) 7–9 Wochen 350 146 9,13 5,34 12,1 3,1

Gerstenstroh 860 39 6,80 3,76 2,9 0,8

Trockenschnitzel 900 99 11,93 7,43 9,7 1,1

Sojaextr.Schrot aus unge-schälter Saat, dampferhitzt

880 510 13,75 8,63 3,1 7,0

Hafer, Körner 880 121 11,48 6,97 1,2 3,5

Gerste (Winter), Körner 880 124 12,84 8,08 0,7 4,1

Mais, Körner 880 106 13,29 8,39 0,4 3,2

Ackerbohne, Samen 880 298 13,62 8,61 1,6 4,8

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5. Fütterung

Empfindlichkeit auf KupferSchafe reagieren auf erhöhte Kupfergaben sehr

empfindlich. Diese Empfindlichkeit auf Kupfer

ist rassenspezifisch und hängt auch sehr stark

vom natürlichen Kupfergehalt im Boden ab. Bei

den Mineralstoffmischungen ist darauf zu achten,

dass sie frei von Kupfer sind. Keine Mineralstoff-

mischungen für Rinder verwenden!

Allgemeine Fütterungsgrundsätze• Nur einwandfreie Futtermittel von hoher Qualität

verwenden

• Leistungsgerechte Gestaltung der Rationen

• Energiereiche Fütterung vor und während der

Deckzeit sowie in der Säugezeit

• Vermeiden von krassem Futterwechsel

• Viehsalz und Mineralstoffe zur freien Aufnahme

anbieten

• Regelmäßiger Koppelwechsel

• Fütterung der Lämmer mit Kraftfutter im Läm-

merschlupf

5.1 Fütterung der Mutterschafe

Eine optimale Versorgung der Mutterschafe mit

Nährstoffen ist eine Voraussetzung für die Erzielung

von hohen Leistungen. Entsprechend dem jewei-

ligen Leistungsstadium ist auch der Nährstoffbe-

darf unterschiedlich. Grundsätzlich lassen sich beim

Mutterschaf drei Leistungsstadien unterscheiden,

die eine unterschiedliche Fütterung voraussetzen. Es

sind dies die Zeit, wo die Schafe weder trächtig bzw.

am Beginn der Trächtigkeit sind und keine Lämmer

säugen (leer und niedertragend); die letzten beiden

Trächtigkeitsmonate (hochtragend) und die Zeit, wo

die Lämmer säugen bzw. wo die Schafe gemolken

werden (laktierend). Bei den saisonalen Rassen ist

die Zeit 4 Wochen vor der Belegung fütterungsmäßig

auch noch entscheidend (Deckperiode – flushing).

Bei den Rationsberechnungen ist vom jeweiligen

Bedarf (siehe Tab. 6 und 7), den vorhandenen Fut-

termitteln mit den entsprechenden Inhaltstoffen und

dem Futteraufnahmevermögen auszugehen. Rei-

chen die Inhaltsstoffe der vorhandenen Futtermittel

nicht aus, um den Bedarf zu decken, sind entspre-

chende Ergänzungsfuttermittel zuzukaufen. Gerade

das Wissen über die Futteraufnahmemenge ist sehr

entscheidend für die Gestaltung der Ration. Es hilft

die beste Ration nichts, wenn sie nicht in entspre-

chender Menge aufgenommen wird. Daher genü-

gend lange Fresszeiten beachten. Die Raufe darf

nicht nach 1 Stunde schon leer sein! Die Schwan-

kungen der Futteraufnahme sind relativ groß und

hängen von der Größe der Tiere, von individuellen

Tabelle 6: Empfehlungen zur täglichen Protein- und Mineralstoffversorgung von Mutterschafen

Protein, g Ca, g P, g Mg, g Na, g

Erhaltung (incl. Wolle)

50 kg LG 60

4 5 1 1

70 kg LG 80

Zusätzlicher Bedarf

Niedertragend 35 1 0,5

Hochtragend, 1 Lamm 65 4 2 0,5 1

2 Lämmer 100

Zusätzlicher Bedarf f. Laktation

1.–8 Woche, 1 Lamm 140 10 4 1,5 1

2 Lämmer 195

9.–16 Woche, 1 Lamm 80 5 1 0,5 0,5

2 Lämmer 110

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5. Fütterung

Unterschieden, von der Schmackhaftigkeit der Fut-

termittel und auch von Umwelteinflüssen ab. Die

Angaben über die Futteraufnahme bewegen sich in

einem Bereich zwischen 2 und 4 kg Trockenmasse.

Es ist also wichtig, dass neben der bedarfsgerechten

Ration auch die gesamte Menge tatsächlich von den

Schafen aufgenommen wird. Neben der Versorgung

mit Nährstoffen ist auf eine ausreichende Deckung

des Mineral-, Vitamin-, Spurenelement- und Wasser-

bedarfes zu achten.

5.1.1 DeckperiodeEtwa 4 Wochen vor der geplanten Belegung erhalten

die Schafe eine um 20% über dem Erhaltungsbe-

darf gelegene Nährstoffversorgung (flushing). Dies

bewirkt eine Steigerung der Ovulationsrate und führt

zu einem besseren Ablammergebnis. Die erhöhte

Fütterung soll noch 3 Wochen nach der Belegung

fortgeführt werden, um die embryonale Sterblichkeit

zu verringern. Diese erhöhte Nährstoffversorgung ist

jedoch nur dann wirksam, wenn die Schafe vorher in

einem eher schlechteren körperlichen Zustand sind.

Bei guter körperlicher Kondition kann eine Flushing-

fütterung zur Verfettung führen und damit eine nega-

tive Wirkung auf die Fruchtbarkeit ausüben.

5.1.2 Leer und niedertragendIn diesem Leistungsstadium muss nur der Erhal-

tungsbedarf gedeckt werden. In den ersten 3 Mo-

naten der Trächtigkeit ist das Wachstum der Föten

noch sehr gering und daher ist mit dem Erhal-

tungsbedarf das Auslangen zu finden. Es ist auch

wichtig, dass die Tiere in dieser Zeit nicht allzu

intensiv gefüttert werden und dabei zu fett werden.

Auf der Weide kann der Bedarf selbst bei minderer

Qualität der Weide ohne weiteres abgedeckt wer-

den. Auch in der Stallfütterung ist mittleres Heu

oder Grassilage ausreichend (Tab. 8).

Tabelle 7: Empfehlungen zur täglichen Energieversorgung von Mutterschafen, MJ ME

Lebendmasse, kg

50 60 70 80

Leer und niedertragend 8,1 9,3 10,4 11,5

Hochtragend

Einling 3 kg 10,6 11,8 12,9 14,0

5 kg 12,3 13,5 14,6 15,7

Zwilling je 3 kg 13,1 14,3 15,4 16,5

Je 5 kg 16,4 17,6 18,7 19,8

Laktierend, Milchmenge kg/Tag

1 16,1 17,3 18,4 19,5

2 24,1 25,3 26,4 27,5

3 32,1 33,3 34,4 35,5

4 42,4 43,5

Tabelle 8: Rationsbeispiele für ein 70 kg schweres Schaf (die Zahl in Klammer deutet auf die jeweilige Qualität, wie sie in der Futterwerttabelle beschrieben ist, hin), Erhaltungsbedarf

kg TM g Rp MJ ME g Ca g P

Beispiel 1:Heu, (3) 1,3 131 11,2 7,9 3,1

Beispiel 2: Grassilage (9) 1 141 9,59 7,7 3

Gerstenstroh 0,3 11,7 2,04 0,9 0,2

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5. Fütterung

5.1.3 HochtragendDie beiden letzten Trächtigkeitsmonate sind von

Seiten der Fütterung für die Lämmer sehr ent-

scheidend. Das Geburtsgewicht hängt von der

Versorgung der Mutter in dieser Zeit ab. Durch

das Heranwachsen der Föten wird das Volumen

des Verdauungstraktes eingeengt und dadurch die

Futteraufnahme beeinträchtigt. Für die Rations-

gestaltung bedeutet dies, dass die eingesetzten

Futtermittel von hoher Qualität bzw. hoher Nähr-

stoffkonzentration sein müssen. Spät geerntetes,

grobes Heu zum Beispiel kann den hohen Nähr-

stoffbedarf nicht abdecken, da die Futteraufnah-

me zu gering ist (siehe Tab. 9). Speziell bei mehr-

lingsträchtigen Schafen ist die Futteraufnahme

stark eingeschränkt. Ein wichtiger Punkt ist die

Entwicklung des Euters. Dieses wird in den letzten

Wochen vor der Ablammung gebildet und dafür

ist ebenfalls eine entsprechende Nährstoffver-

sorgung notwendig. Gut ausgebildete Euter sind

ein Garant für eine gute Milchleistung und somit

auch Voraussetzung für ein rasches Wachstum

der Lämmer.

Wenn auch der Stellenwert der Wolle nicht mehr

so groß ist, so ist doch zu erwähnen, dass auch

die Wollqualität in der Zeit der Hochträchtigkeit

beeinflusst wird. Es kommt zu einer Einschnürung

der Wollhaare. Diese sogenannten Wollknicks tre-

ten bei bedarfsgerechter Fütterung weniger krass

in Erscheinung.

5.1.4 Fütterung laktierender SchafeDieser Leistungsabschnitt ist sowohl in der Läm-

mererzeugung wie auch in der Milchschafhaltung

für den wirtschaftlichen Erfolg maßgebend. Ho-

he Milchleistungen werden nur mit ausreichender

Nährstoffversorgung erreicht (siehe Tab. 10). Das

Futteraufnahmevermögen ist nach der Ablam-

mung auch wieder größer. Besonders wichtig ist

jetzt eine ausreichende Versorgung mit frischem

Wasser.

In den ersten 5 Wochen der Laktation, in denen die

Milchleistung am größten ist, muss neben gutem

Grundfutter auch eine entsprechende Kraftfutter-

menge verabreicht werden. Wird in dieser Zeit fast

nur Raufutter gefüttert, herrscht ein hohe Wieder-

kautätigkeit und damit auch ein hoher Speichel-

fluss vor. Dies bewirkt eine Erhöhung des pH-Wer-

tes im Pansen, das Essig-:Propionsäureverhältnis

wird sehr weit und die Milchmenge ist niedrig je-

doch mit hohem Fettgehalt. Weiters kommt es

zum Abbau von Körperreserven und somit steigt

die Gefahr der Ketose (beim Abbau von körperei-

genen Fettreserven entstehen als Zwischenpro-

dukte Ketokörper, die von der Leber nicht sofort

Tabelle 9: Rationsbeispiele für 70 kg schweres Schaf mit Zwillingsträchtigkeit

kg TM g Rp MJ ME g Ca g P

Beispiel 1: Heu, (1) 1,8 221 16,9 16,4 5

Beispiel 2: Heu (3) 1 101 8,6 6,1 2,4

Grassilage (7) 0,8 137 8,6 5,4 2,6

In der Hochträchtigkeit ist die Futteraufnahme begrenzt, die Ration muss konzentrierter sein.

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5. Fütterung

verarbeitet werden und zum Tod der Tiere führen

können, Acetongeruch).

Ab der 5. Lebenswoche sind die Lämmer bereits

in der Lage, Kraftfutter selbst aufzunehmen. Die

Verabreichung von Kraftfutter an die Mutterschafe

kann reduziert werden. Die Ausnützung der Nähr-

stoffe aus dem Kraftfutter erfolgt besser, wenn das

Kraftfutter direkt an die Lämmer verfüttert wird,

als wenn sie über das Mutterschaf zuerst noch

in Milch umgewandelt werden müssen. Dies gilt

allerdings nur in der Lämmererzeugung. In der

Milchschafhaltung sollte die Milchleistung natür-

lich länger als 5 Wochen anhalten und entspre-

chend der Milchleistung ist die Kraftfuttergabe

über einen längeren Zeitraum notwendig.

Für die Produktion von 1 kg Schafmilch ist mit

einem Energiebedarf von 8,0 MJ ME zu rechnen.

5.2 Fütterung der Lämmer

Die Fütterung der Lämmer hat sich grundsätzlich

nach den zu erzeugenden Produkten zu richten.

Es ist zwischen den Kategorien Milchlamm und

Mastlamm zu unterscheiden.

Das Milchlamm hat ein Lebendgewicht im Bereich

von 15 bis 25 kg und sollte nicht älter als 8 Wochen

sein. Hauptnahrungsmittel des Milchlammes ist

die Muttermilch oder in der Milchschafhaltung ein

Milchaustauscher. Zusätzlich wird den Lämmern

Kraftfutter zur freien Aufnahme angeboten.

Das Mastlamm erreicht ein Lebendgewicht von

35 bis 45 kg, wobei das Alter bei 3 bis 5 Monaten

liegt. In den ersten 5 Lebenswochen ist ebenfalls

die Muttermilch bzw. eine Milchaustauschertränke

das alleinige Nahrungsmittel. Danach können die

Lämmer auch bereits feste Futtermittel mit hoher

Ein gut ausgebildetes Euter ist eine wesentliche Voraussetzung für eine hohe Milchleistung.

Tabelle 10: Rationsbeispiele für ein 70 kg schweres Schaf und 2 kg tägliche Milchleistung

kg TM g Rp MJ ME g Ca g P

Beispiel1: Heu (1) 0,5 61,5 4,7 4,6 1,4

Grassilage (9) 1,4 197,4 13,4 10,8 4,2

Gerste 0,5 62 6,4 0,4 2,1

Trockenschnitzel 0,3 29,7 3,6 2,9 0,3

Beispiel 2: Heu (1) 0,5 61,5 4,7 4,6 1,4

Grassilage (8) 1,8 307,8 19,4 12,1 5,9

Trockenschnitzel 0,3 29,7 3,6 2,9 0,3

Die Aufnahme von genügend Kolostralmilch sowie eine gute Milchleistung des Schafes garantieren ein rasches Wachstum der Lämmer.

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5. Fütterung

Verdaulichkeit aufnehmen. Je nach Mastverfahren

ist die Säugeperiode unterschiedlich lang. Es ist

jedoch zweckmäßig, die Säugezeit nicht zu lange

andauern zu lassen und die Lämmer so rasch als

möglich mit hochverdaulichen Kraftfuttermitteln

zu versorgen.

Für jedes Lamm ist die Versorgung mit Kolostral-

milch (Biestmilch) in den ersten Lebensstunden

von äußerster Wichtigkeit. Ohne Kolostralmilch

haben die Lämmer praktisch keine Überlebens-

chance. Das Kolostrum enthält lebensnotwendige

Abwehrstoffe (Antikörper) gegen Krankheitserre-

ger. Unmittelbar nach der Ablammung ist dieser

Gehalt am höchsten und nimmt in den ersten

1 bis 2 Tagen rasch ab. Die Aufnahme von 100 cm³

Kolostralmilch ist ausreichend. Es empfiehlt sich

auch eine Reserve an Kolostralmilch anzulegen,

um in Notfällen dieses erste und lebenswichtige

Nahrungsmittel für das Lamm zur Verfügung zu

haben. Zu diesem Zweck werden einige Portionen

von sehr milchergiebigen Schafen fachgerecht

eingefroren und bei Bedarf langsam aufgetaut.

Diese Nahrungsreserven sollten jedoch innerhalb

eines halben Jahres aufgebraucht sein oder dem-

entsprechend erneuert werden.

5.2.1 Fütterung des MilchlammesDie einfachste und billigste Methode ist das Säu-

gen des Lammes beim Mutterschaf. Ist diese

Möglichkeit aus irgend einem Grund nicht mög-

lich, weil das Mutterschaf bei der Geburt verendet

ist oder das Mutterschaf keine Milch hat oder ein

Lamm von der Mutter nicht angenommen wird

oder weil es sich um Milchschafhaltung handelt,

so müssen die Lämmer künstlich bzw. mutterlos

aufgezogen werden.

Die mutterlose Aufzucht kann entweder mit einer

Warmtränke oder einer angesäuertern Kalttränke

erfolgen (siehe Tabelle 11).

Damit das Lamm die Milch oder Tränke verdau-

en kann, muss diese so schnell als möglich im

Labmagen gerinnen. Dies geschieht am ehesten,

wenn die Milch in kleinen Mengen und mit Körper-

Eine mutterlose Aufzucht der Lämmer erfolgt am besten mit einer kalten Sau-ertränke, wobei die Lämmer ständig freien Zugang zur Tränke haben müssen.

Tabelle 11: Ergebnisse der Lämmeraufzucht mit Warm- und Kalttränke

Merkmal Saure Kalttränke Warme Süßtränke, 3x täglich

Anfangsgewicht, kg 6,50 7,10

Endgewicht, kg 23,80 23,60

Mastdauer, Tage 49 52

Tägl. Zunahme, g 372 327

Milchpulver, g/kg Zun. 1082 927

Kraftfutter, g/kg Zun. 259 469

Grummet, g/kg Zun. 83 165

Schlachtausbeute, % 54,78 54,06

Fleisch, % 62,47 65,38

Fett, % 13,60 10,41

Knochen, % 23,93 24,21

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5. Fütterung

temperatur in den Labmagen gelangt. Die natür-

liche Aufzucht, wo das Lamm 15 bis 20 mal am Tag

kleine Mengen aus dem Euter saugt, trägt dieser

Anforderung am ehesten Rechnung.

Wird die künstliche Aufzucht mittels Warmtränke

durchgeführt, so ist darauf zu achten, dass die

Temperatur richtig ist (39° C) und dass nicht zu

große Mengen auf einmal aufgenommen werden.

Die Fütterung muss mindestens 3 bis 4 Mal am

Tag erfolgen. Es ist also für die Warmtränke ein

relativ hoher Energie- und auch Arbeitsaufwand

notwendig.

Bei der angesäuerten Kalttränke wird das Kasein

durch Säurezusatz zur Gerinnung gebracht. Daher

kann auf die für die Labmagengerinnung notwen-

dige Temperatur verzichtet werden. Für die Gerin-

nung wird am besten Ameisensäure verwendet.

Dabei werden auf 10 Liter Tränke 38 Gramm Amei-

sensäure gegeben. Der pH-Wert der Tränke liegt

bei rund 4,5. Durch das Ansäuern ist es möglich,

die Tränke für 1 bis 3 Tage im Vorrat anzurichten.

Das bedeutet weniger Arbeits- und Energieauf-

wand. Es muss nur täglich 1–2 Mal umgerührt

werden. Da die Tränke kalt und säuerlich ist, wird

pro Saugen weniger aufgenommen. Die Gefahr

von Verdauungsstörungen ist dadurch geringer.

Die Gesamtaufnahme pro Tag ist aber im Vergleich

zur Warmtränke höher. Damit verbunden ist ein

besseres Wachstum der Lämmer.

Bei allen Tränkeverfahren ist es wichtig, dass die

Lämmer womöglich nicht oder nur für kurze Zeit

bei der Mutter gesäugt haben. Dadurch fällt die

Gewöhnung an die Gummizitze viel leichter.

5.2.2 Fütterung der MastlämmerZ Zunächst sollte einmal definiert werden, was

man unter einem Mastlamm versteht bzw. wie

ein Mastlamm aussehen soll. Der Konsument

bestimmt weitgehend, wie das Lamm sein soll.

Gewünscht werden Schlachtkörper, die einen

hohen Anteil an wertvollen Teilstücken mit guter

Bemuskelung haben. Die Fleischfarbe soll mög-

lichst nicht zu dunkel und der Fettanteil muss

niedrig sein. Weiters darf der typische Schaf-

geschmack nicht dominant sein. Um all dies zu

erreichen, müssen die Lämmer eine gute ge-

netische Veranlagung zur Muskelbildung haben

und was genauso wichtig ist, sie müssen ent-

sprechend gefüttert werden, damit sie jung ge-

schlachtet werden können. Nur junge Lämmer

haben eine helle Fleischfarbe und schmecken

außerordentlich bekömmlich.

Das Futteraufnahmevermögen der Lämmer ist begrenzt, daher muss die Ration konzentriert sein, um die nötigen Nährstoffe aufnehmen zu können.

Tabelle 12: Bedarfswerte für Mastlämmer

LG, kg Zunahme, g Rp, g MJ ME Ca, g P, g

25 300 150 10,4 6 3

400 210 15,8

35 300 170 12,3 8 3,5

400 245 17,5

45 300 195 14,1 10 4,9

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5. Fütterung

Für den Lämmererzeuger ist der Einsatz von lei-

stungsgeprüften Widdern eine Voraussetzung. Ist

das genetische Potential vorhanden, muss noch

durch richtige Fütterung und auch Haltung die

Voraussetzung geschaffen werden, damit die ge-

wünschten Lämmer erzeugt werden können. Da

die Lämmer verhältnismäßig klein sind, ist auch das

Futteraufnahmevermögen relativ gering (Abb. 5).

Wird hauptsächlich wirtschaftseigenes Grundfutter

(Heu, Silage, Weide etc.) an die Lämmer verfüttert,

reicht die Futteraufnahme nicht aus, um den Nähr-

stoffbedarf (siehe Tabelle 12) für entsprechend hohe

Zunahmen zu decken. Lämmer brauchen nach der

Säugezeit konzentrierte Rationen mit einem hohen

Anteil an Kraftfutter. Mit dem Grundfutter sollte nur

der Rohfaserbedarf gedeckt werden.

Am einfachsten ist der Einsatz von einem pelletierten,

im Handel erhältlichen Fertigfutter. Mischt man sich

das Kraftfutter selber zusammen, so ist darauf zu

achten, dass die einzelnen Komponenten nicht zu

fein geschrotet werden. Besser ist es, das Getreide

zu quetschen. Es muss auch darauf geachtet wer-

den, dass es zu einer Entmischung kommt. Der En-

ergiegehalt der Mischung sollte mindestens 12 MJ

ME betragen. Weiters ist auf ein Calcium:Phosphor-

Verhältnis von mindestens 2:1 zu achten.

Tabelle 13: Futteraufnahme und Futterverwertung bei unterschiedlichem Kraftfutteranteil

Merkmal 40 % Krf 60 % Krf 80 % Krf

Grundfutter-TM, g 646 447 233

Kraftfutter-TM, g 453 732 977

Gesamt-TM, g 1099 1179 1210

MJ ME/Tag 11,72 12,99 13,68

kg TM/kg Zun. 4,36 3,97 3,77

MJ ME/kg Zun. 46,50 43,80 42,60

400

600

800

1000

1200

1400

1600

1800

20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42

Lebendgewicht, kg

tgl.

TM

-Au

fna

hm

e,

g

40

60

80

Abbildung 5: Die Trockenmasseaufnahme (TM-Aufnahme) von Lämmern hängt sehr stark vom Kraftfutteranteil in der Ration ab (40, 60, oder 80%) und dem Lebendgewicht ab. Je höher der Kraftfutteranteil, desto höher die Futteraufnahme.

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20

6. Pflege- und Hygienemaßnahmen

Beispiel einer einfachen Eigenmischung

Futtermittel %i.d.MischGerste 40

Wi-Weizen 20

Sojaextrschrot,ungeschä,dampf. 20

Trockenschnitzel 16

MinMischg 3

Kohlensaurer Futterkalk 1

6. Pflege- und Hygienemaßnahmen

Die Schafhaltung erfordert eine Reihe von Pfle-

ge- und Hygienemaßnahmen sowohl was das Tier

betrifft, wie auch die Weide und den Stall mit sämt-

lichen Einrichtungen und Gerätschaften.

6.1 Ablammung

Für den Zeitpunkt der Ablammung ist Sorge zu

tragen, dass die Tiere in sauberer Umgebung bzw.

in einer frisch eingestreuten Ablammbox gehalten

werden. Normalerweise geht die Ablammung ohne

menschliche Hilfe vor sich. Es sollte jedoch beo-

bachtet werden, ob das Neugeborene kräftig genug

ist, das Euter aufzusuchen und die lebensnotwen-

dige Biestmilch aufnimmt. Es ist auch darauf zu

achten, dass die Nachgeburt vollständig weg geht.

6.2 Schur

Schafe müssen regelmäßig geschoren werden.

Normalerweise erfolgt die Schur im Frühjahr und

im Herbst. Es kann aber auch von Vorteil sein, vor

allem in der Koppelschafhaltung mit asaisona-

len Rassen, die Schafe jeweils nach der Ablam-

mung zu scheren. Man hat dadurch einen schö-

nen Überblick, ob Schafe schon längere Zeit nicht

abgelammt haben. Verschmutzte Wolle sowie die

Bein- und Bauchwolle muss vom restlichen Woll-

vlies getrennt werden. Bis zum Verkauf muss die

Wolle luftig und trocken aufbewahrt werden. Luft-

durchlässige Säcke, keine Plastiksäcke, sind für

die Lagerung die richtige Wahl.

6.3 Klauen

Eine ganz wichtige Pflegemaßnahme ist die Klau-

enpflege. Auf weichem Boden wird das Klauen-

horn wenig abgenutzt und muss mehrmals im

Jahr geschnitten werden. Loses Horn wird ent-

fernt und die Spitzen gekürzt. Tragrand, Sohle

und Ballen sollen eine Ebene bilden. Als Werk-

zeug verwendet man ein Klauenmesser und eine

Klauenschere.

6.4 Kupieren des Schwanzes

Im neuen Tierschutzgesetz, welches mit 1.1.2005

in Kraft getreten ist, wurde auch das Kupieren des

Schwanzes neu geregelt:

Das Kupieren des Schwanzes ist erlaubt, wenn

• die Lämmer nicht älter als drei Tage sind oder

der Eingriff durch einen Tierarzt nach wirksamer

Betäubung durchgeführt wird und

• entweder ein Drittel oder im Falle einer tierärzt-

lich bestätigten betrieblichen Notwendigkeit bei

weiblichen Lämmern, die für die Zucht vorgese-

hen sind, höchstens die Hälfte des Schwanzes

entfernt wird und

Diese Klauen brauchen dringend ein Messer.

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21

6. Pflege- und Hygienemaßnahmen

• der Eingriff durch scharfes Abtrennen erfolgt.

Es ist somit das Kupieren mit Gummiringen ver-

boten.

6.5 Kastration

Die Kastration ist ebenfalls im Tierschutzgesetz

geregelt und gilt als zulässiger Einriff, wenn sie

durch einen Tierarzt oder einen Viehschneider, der

dieses Gewerbe auf Grund der Gewerbeordnung

rechtmäßig ausübt, nach wirksamer Betäubung

ausgeführt wird. Männliche Lämmer, die im Früh-

jahr geboren sind und den Sommer über auf die

Alm gehen, sollten unbedingt kastriert werden. Die

Kastration erfolgt am besten mit einem Alter von

3 bis 4 Wochen.

6.6 Stallhygiene

Der Stall und sämtliche Einrichtungsgegenstände

sind mindestens einmal im Jahr gründlich zu rei-

nigen und zu desinfizieren. Lediglich die Einrich-

tungen zu Milchgewinnung bei der Milchschafhal-

tung sind täglich nach Gebrauch zu reinigen und

zu desinfizieren. Meist erfolgt die Reinigung und

Desinfektion im Zusammenhang mit dem Ausmi-

sten. Dabei ist es wichtig, dass sämtliche Einrich-

tungsgegenstände wie Futterraufen, Kraftfutter-

tröge, Hürden, Tränkeeinrichtungen, Viehwaagen,

Stallgeräte etc. gereinigt und desinfiziert werden.

Die Reinigung der Kraftfuttertröge sollte mehrmals

im Jahr erfolgen, da sich aus den Feinteilen des

Kraftfutters in Verbindung mit dem Speichel der

Tiere leicht Krusten bilden, die ein idealer Nähr-

boden für Krankheitserreger sind.

6.7 Zukauf

Beim Zukauf von Tieren besteht immer eine ge-

wisse Gefahr, dass mit dem Tier auch Krankheiten

zugekauft werden. Zugekaufte Tiere sollen nicht

unmittelbar mit der eigenen Herde zusammenge-

bracht werden, sondern einige Wochen in einem

eigenen Stall unter Quarantäne gehalten werden.

Vorsorgen ist besser als langwierige Sanierungs-

maßnahmen durchführen zu müssen. Zukäufe

über organisierte Zuchtschafversteigerungen bie-

ten weitgehend eine Gewähr, gesunde Tiere zu

erwerben, da aufgrund von verschiedenen Be-

standsuntersuchungen und Gesundheitsauflagen

nur gesunde Tiere zugelassen werden.

6.8 Weidepflege

Die Pflege der Weide verfolgt den Zweck, einen

möglichst hohen Ertrag zu erzielen. Schafe sind

selektive Fresser, das heißt, sie fressen nicht alle

Pflanzen. Verschmähte Pflanzen und überstän-

dige Pflanzenreste sind mit einem Reinigungs-

schnitt zu beseitigen, damit wieder frischer Auf-

wuchs folgen kann. Werden diese Pflanzen nicht

beseitigt, kommen sie zur Blüte und Samenbil-

dung und vermehren sich dadurch immer mehr

und verdrängen die erwünschten Gräser und

Kräuter. Nicht zu vergessen ist auch eine ent-

sprechende Düngung der Weiden. Der Nährstoff-

entzug, der durch die Futteraufnahme entsteht,

muss dem Boden wieder zurückgeführt werden.

Die natürlichen Ausscheidungen der Schafe rei-

chen dazu nicht aus.

Auf dieser Fläche nimmt die Rasenschmiele stark Überhand.Ein Säuberungsschnitt ist dringend durchzuführen.

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7. Gesundheitsmaßnahmen

7. Gesundheitsmaßnahmen

Schafe können von einer Vielzahl von Erkran-

kungen betroffen sein. Diese hier alle anzuführen

und zu beschreiben würde sicherlich den Rahmen

sprengen. Die Ausführungen beschränken sich

daher lediglich auf einige wichtige, häufig auftre-

tende und wirtschaftlich relevante Erkrankungen.

Ein grundsätzliches Basiswissen über diese Er-

krankungen ist für Maßnahmen zur Vorbeugung

sicherlich von Vorteil. Ursachen für Erkrankungen

können Viren, Bakterien, Parasiten, Übergenuss

und Mangelerscheinungen sein.

7.1 Virusbedingte Krankheiten

7.1.1 Lippengrind, MaulgrindDer Lippengrind ist eine sehr ansteckende Erkran-

kung der feinen, wenig behaarten Hautbezirke im

Bereich des Mundes, des Euters und der Unterfü-

ße. Die Krankheit ist weltweit stark verbreitet und

verursacht vor allem bei jungen Tieren erhebliche

Verluste. An den genannten Stellen bilden sich zu-

nächst gerötete Pusteln, danach kleine Bläschen

und schließlich bräunliche Schorfe und Krusten.

Je nach Stärke des Befalles ist vor allem bei den

Sauglämmern die Nahrungsaufnahme mehr oder

weniger stark beeinträchtigt. Nach 2 bis 4 Wochen

fallen die Krusten ab. Zur rascheren Abheilung

können die Pusteln mit Jodtinktur oder einem An-

tibiotikum Spray behandelt werden. Dabei sind

Schutzhandschuhe zu tragen.

Ist die Herde befallen, so ist auf hygienisch ein-

wandfreie Haltungsbedingungen und Fütterung

der Lämmer mit weichen, gut verdaulichen Fut-

termitteln zu achten.

7.1.2 Maedi-VisnaHervorgerufen wird diese Krankheit durch Lentivi-

ren und ist in Mitteleuropa weit verbreitet. Maedi-

Visna führt zu zwei Krankheitsbildern. Einer Er-

krankung der Atemwege (Maedi = Atemnot) und

einer Enzephalitis (Visna = Abmagerung). Beide

verlaufen sehr langsam und können gemeinsam

in einem Tier oder einer Herde auftreten. Es sind

vorwiegend ältere Schafe betroffen, die einen

Leistungsrückgang von 10 bis 30% aufweisen.

Nicht alle Schafrassen sind gleich betroffen. Beim

Bergschaf z. B. tritt diese Krankheit fast nicht auf,

Milchschafe oder Texel sind stärker betroffen. Die

Übertragung erfolgt hauptsächlich über die Mut-

termilch. Eine Ansteckung über die Atemluft ist bei

engem Kontakt und schlechten stallklimatischen

Verhältnissen möglich. Maedi-Visna ist eine anzei-

gepflichtige Krankheit und Zuchtbetriebe müssen

ihren Bestand in regelmäßigen Abständen unter-

suchen. Erst wenn nach mehrmaliger Untersu-

chung keine positiven Tiere auftreten, ist der Be-

stand als Maedi-Visna frei anzusehen. Ein Zukauf

von Tieren sollte nur aus untersuchten und Maedi

Visna freien Betrieben erfolgen.

7.2 Erkrankungen durch Bakterien

7.2.1 ListerioseListeria monocytogenes ist ein weitverbreitetes

Kurzstäbchenbakterium. Die häufigste Krankheits-

form ist eine Enzephalitis. Aber auch Verlammen,

erhöhte Lämmersterblichkeit und Mastitiden können

die Folgen sein. Listeriose ist eine Faktorenkrankheit,

die vornehmlich in den Spätwintermonaten und im

zeitigen Frühjahr auftritt. Die Winterfutterqualität ist

oft nicht mehr gut und auch die stallklimatischen

Verhältnisse sind oft unbefriedigend. Diese Faktoren

wirken krankheitsauslösend. Vor allem schlecht ge-

säuerte Silagen mit einem pH-Wert von 6 enthalten

bis zu 12000 Listerien pro Gramm. In guten Silagen

mit pH 4–5 kommen sie hingegen kaum vor. Typische

Symptome der Krankheit sind Bewegungs- und Ori-

entierungsstörungen, Kreisbewegungen des Kopfes

bis hin zu Lähmungen im Kopfbereich. Vorbeugend

ist auf eine einwandfreie Qualität der Silage, auf ge-

nügende Vitamin- und Mineralstoffversorgung sowie

auf einen ausreichenden Rohfaser- und Eiweißgehalt

in der Ration zu achten.

7.2.2 BrucelloseBeim Schaf treten vor allem Brucella melitensis

und Brucella ovis auf. Die Brucellose ist eine Er-

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7. Gesundheitsmaßnahmen

krankung mit chronischem Verlauf. Vor allem B.

melitensis ist eine auch für den Mensch gefähr-

liche Seuche und ist als Maltafieber bekannt. Bei

starken Auftreten von B. melitensis kommt es zu

Aborten, Totgeburten und Geburt von lebens-

schwachen Lämmern. B. ovis tritt vor allem bei

Böcken auf und hier vor allem in Hoden, Neben-

hoden und akzessorischen Geschlechtsdrüsen.

Die Erkrankung ist manchmal verbunden mit einer

Schwellung und Schmerzhaftigkeit des Hodens.

Die Spermaqualität und Fruchtbarkeit lassen all-

mählich nach.

7.2.3 ModerhinkeDie Moderhinke ist eine ansteckend Entzündung

der Klauenlederhaut. Besonders in der Koppelhal-

tung und bei schlechter Klauenpflege tritt sie ver-

stärkt auf und führt zu starken Beeinträchtigungen.

Die Moderhinke ist eine Infektionskrankeit, deren

Erreger zwei verschiedene Bakterien sind. Erst das

gemeinsame Auftreten führt zu Entzündungen.

Bacteroides nodosus ist außerhalb des Tierkör-

pers nur 2 bis 4 Tage haltbar, überlebt jedoch in

Schrunden der Klauenlederhaut und Hornspalten

bis zu zwei Jahre, sodass befallene Herden län-

gere Zeit latent infiziert sind. Der zweite Keim ist

überall im Boden verbreitet. Feuchtigkeit, mittlere

Wärme, dichte Bestockung und schlechte Klauen-

pflege sind Faktoren, die zu einer Anreicherung der

Keime führen. Erkrankte Tiere fallen durch Lahmheit

auf. Die Entzündung ist dann jedoch schon ziemlich

weit fortgeschritten. Erkrankte Klauen sind sorgfäl-

tig auszuschneiden und zu desifizieren. Wichtig ist

auch, dass das infizierte, entfernte Klauengewebe

gut entsorgt wird (am besten verbrennen).

7.2.4 BreinierenkrankheitDiese Krankheit tritt vorwiegend bei Lämmern

auf. Es handelt sich um eine Enterotoxämie, die

durch Clostridium perfringens verursacht wird.

Meist werden Lämmer in gutem Ernährungszu-

stand von der Krankheit befallen. Häufig kommt

es nach Futterumstellungen, wie junge Weide

mit eiweißreichem, rohfaserarmen Futter oder

größere Mengen eiweißreichen Kraftfutters zum

plötzlichen Verenden von Lämmern. Ursache

sind Clostridien, die sich aufgrund gestörter Pan-

senfunktion im Dünndarm stark vermehren und

ihre Toxine ausscheiden. Die Giftstoffe erhöhen

durch Leber- und Nierenschädigung den Blut- und

Harnzuckerspiegel. Die Nierenrinde ist erweicht

(Breiniere). Eine Behandlung ist nicht möglich. In

gefährdeten Betrieben ist auf ausreichende Füt-

terung mit Rohfaser zu achten sowie eine sorgfäl-

tige Reinigung der Futterkrippen und Wassertröge

durchzuführen, damit nicht größere Mengen an

Krankheitskeimen aufgenommen werden.

7.3 Erkrankungen durch Parasiten

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Para-

siten, die an der Körperoberfläche schmarotzen

(=Ektoparasiten) und solchen, die im Körperinne-

ren leben (=Endoparasiten). Parasiten entziehen

dem Wirtsorganismus wichtige Nährstoffe und

führen darüber hinaus zu Gewebsschädigungen,

die Folgekrankheiten nach sich ziehen können.

7.3.1 RäudemilbenJe nach Milbenart ist zwischen der Körper-, Kopf-

und Fußräude zu unterscheiden. Die häufigste

Form ist die Körperräude, verusacht durch pso-

roptes ovis. Diese Saugmilben befallen vorwie-

gend die dichtbewollten Hautpartien Kreuz und Wenn die Schafe auf der Weide bereits „knien“, dann ist eine Klauenpflege und Behandlung dringend notwendig.

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7. Gesundheitsmaßnahmen

Rücken, Hals und Flanken. Die Milben stechen die

Haut an, scheiden juckreizerregenden Speichel

aus und saugen Gewebesaft. Es bilden sich Bläs-

chen und Krusten, die Wolle fällt an den befallenen

Stellen aus.

Die Behandlung erfolgt am besten durch Baden.

Dabei sollten die Tiere mindestens 1 Minute in der

Badeflüssigkeit verweilen und mindestens 2 mal

komplett untergetaucht werden. Nach 50 Tieren ist

die Badeflüssigkeit mit der doppelten Konzentra-

tion zu ergänzen, da manche Mittel stärker an der

Wolle haften, als die Flüssigkeit und somit mehr

Wirkstoff entzogen wird. Mit der doppelten Kon-

zentration sind auch der Stall, die Geräte, Hürden

etc. zu entseuchen. Gebadete Tiere dürfen nicht

mit ungebadeten in Kontakt kommen. Der beste

Zeitpunkt zum Baden ist 6 bis 8 Wochen nach der

Schur. Da Milbeneier nicht abgetötet werden, ist

nach 7 bis 8 Tagen ein weiteres Bad durchzuführen.

7.3.2 Magen-DarmwürmerWurmbefall ist weltweit und vor allem in den gemä-

ßigten Klimazonen stark verbreitet. Meist sind die

Tiere von mehreren Arten von Würmern befallen,

wodurch auch die Bekämpfung nicht so einfach

ist. Starker Befall mindert die Futteraufnahme und

reduziert die Zunahmen bis zu 40 %. Die Würmer

besiedeln vor allem den Labmagen und die vor-

deren Dünndarmabschnitte, führen zu schweren

Schleimhautschäden und verursachen ein mas-

siven Blutentzug.

Die Entwicklung vom Ei zur invasionsfähigen Larve

erfolgt meist außerhalb der Eihülle in der Außen-

welt, je nach Temperatur und Feuchtigkeit meist

innerhalb einer Woche. Diese invasionsfähigen

dritten Larven klettern bei genügend Feuchtigkeit

an Pflanzen empor und werden von den Schafen

mit dem Futter aufgenommen. Im Wirtstier dringen

diese Larven in die Labmagen- oder Dünndarm-

schleimhaut ein und wandeln sich binnen 2 bis

3 Wochen über das 4. und 5. Larvenstadium zu

geschlechtsreifen Würmern um. Ein Teil der Lar-

ven jedoch kann im 4. Stadium als sogenannte

entwicklungsgehemmte Larven verbleiben und so

über längere Zeit überleben. Diese entwickeln sich

meist im Frühjahr, wodurch einer Entwurmung vor

dem Weideaustrieb eine wichtige Rolle zukommt.

In der Zeit Ende Juni bis Anfang Juli haben die

Würmer eine verstärkte Aktivität in der Eiproduk-

tion. Es kommt zu einer verstärkten Verseuchung

der Weiden. Aber auch in der Zeit um die Ablam-

Beim Baden gegen Außenparasiten müssen die Tiere vollständig untertau-chen und kurze Zeit in der Badeflüssigkeit verweilen, damit der Wirkstoff überall hin gelangt.

Stark verschmutzte Tiere sind meist auch stark verwurmte Tiere. Eine Kotun-tersuchung ist durchzuführen, um sicher zu stellen, ob und um welche Wür-mer es sich handelt. Nicht immer ist Verwurmung die Ursache für so ein Bild, es kann auch die Fütterung sein.

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8. Vermarktung

mung ist eine verstärkte Eiausscheidung gegeben.

Bei der Bekämpfung der Magen- und Darmwür-

mer ist auf den richtigen Zeitpunkt zu achten, die

Konzentration des verabreichten Mittels muss ge-

nauestens eingehalten werden und eine gewisse

Resistenzbildung bei Einsatz von immer den glei-

chen Mittel ist zu berücksichtigen. Auf jeden Fall

sollte jedoch vor der Entwurmung eine Kotunter-

suchung durchgeführt werden, um eine gezielte

Bekämpfung vornehmen zu können.

7.3.3 LungenwürmerVon wirtschaftlicher Bedeutung ist der große Lun-

genwurm. Die Larven werden auf der Weide mit

dem Futter aufgenommen und dringen über den

Lymph- und Blutstrom in die Lunge. Nachdem sie

sich zu erwachsenen Würmern entwickelt haben,

beginnen sie in den Bronchien mit der Eiablage.

Aus den Eiern schlüpfen noch im Wirtstier die

Larven. Die Würmer verursachen eine Bronchitis

mit dem typischen trockenen Husten. Mit diesem

Husten werden die Larven aufgehustet und in der

Folge abgeschluckt und gelangen schließlich über

den Darm in den Kot und wieder auf die Weide.

Am stärksten befallen werden Lämmer ab einem

Alter von 2 Monaten und Jährlinge.

Die ausgeschiedenen Larven überwintern im Frei-

en kaum. Es ist daher im Frühjahr zu achten, dass

keine verseuchten Schafe auf die frischen Weiden

getrieben werden.

7.3.4 LeberegelBeim Schaf kommen der große und der kleine

Leberegel vor, wobei nur der große einen wirt-

schaftlichen Schaden anrichtet. Ausgewachsene

Egel leben in den Gallengängen und können sehr

alt werden. Diese zweigeschlechtlichen (Zwitter)

Schmarotzer scheiden täglich bis zu 20.000 Eier

aus. Die Eier gelangen über Galle und Kot ins Freie

und können im feuchten Kot mehrere Monate le-

bensfähig bleiben. Aus den Eiern schlüpfen nach

ca. 14 Tagen die sogenannten Flimmerlarven, die

innerhalb eines Tages eine Zwergschlammschne-

cke als Zwischenwirt erreichen müssen. In der

Schnecke entwickeln sie sich zu Schwanzlarven,

die die Schnecke verlassen. Sie schwimmen an

Pflanzen heran und setzen sich als Zysten fest.

Diese sogenannten Metazerkarien sind unter gün-

stigen Bedingungen mehrere Monate überlebens-

fähig. Aus den mit dem Futter aufgenommenen

Metazerkarien schlüpfen im Dünndarm kleine Jun-

gegel, die sich durch die Darmwand bohren und

zur Leber wandern und sich in den Gallengängen

festsetzen. Bei starkem Befall treten Abmagerung,

blasse Lidbindehäute, Vliesschäden, Durchfall auf.

Am Hals bildet sich eine sogenannte „Flasche“ als

typisches Zeichen eines Leberegelbefalles.

Die wirksamste Bekämpfung ist das Vermeiden

von Beweidung auf nassen Flächen. Futter von

solchen Flächen sollte siliert werden, weil in Sila-

ge die Metazerkarien nur 2 bis 4 Wochen anste-

ckungsfähig sind, in Heu jedoch bis zu 6 Monate.

Der Einsatz von Medikamenten sollte während

der Stallzeit im Oktober/November und im März

erfolgen sowie ein bis zwei weitere Behandlungen

im Spätsommer und Herbst.

8. Vermarktung

Kaum eine andere Produktionssparte umfasst eine

so vielseitige Produktpalette wie die Schafhaltung.

Die Marktanforderungen sind dementsprechend

umfangreich und verlangen einen universalen Ein-

satz aller Vermarktungsverantwortlichen.

Die Voraussetzung für einen funktionierenden

Markt ist einerseits eine entsprechende Qualität

und andererseits ein kontinuierliches, marktkon-

formes Angebot.

Aufgrund der kleinen Betriebsstrukturen und der

Rassenvielfalt stehen die Vermarktungsorganisa-

tionen oft vor schwer lösbaren Aufgaben, speziell

wenn es darum geht, einheitliche Qualitäten in grö-

ßeren Mengen bereitzustellen (z.B. für Handelsket-

ten). Länderüberschneidende Vermarktungsakti-

vitäten sind daher notwendig, um die vielseitigen

Käuferwünsche befriedigen zu können.

Sowohl der Lammfleisch- als auch der Schaf-

milchmarkt ist seit vielen Jahren liberalisiert, wo-

durch es aufgrund von Billigimporte zu entspre-

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8. Vermarktung

chenden Wettbewerbsverzerrungen am Inlands-

markt kommt.

Einerseits sind es außerordentlich begünstigte

Produktionsbedingungen sowie große Herdenbe-

stände und andererseits zum Teil unvergleichbare

Produktionsauflagen (z. B. Hygieneauflagen etc.),

die die Erzeugung von Lammfleisch und Schaf-

milchprodukten im Ausland enorm verbilligen bzw.

vereinfachen.

Der relativ große Anteil der Direktvermarktung

sowie verschiedenste Markenprogramme mit

Produktions- und Herkunftsgarantien, wie auch

besondere Serviceleistungen am Kunden schwä-

chen diesen Wettbewerbsnachteil in Österreich ab

und geben dieser Wirtschaftsform einen durchaus

interessanten Ansatz.

8.1 Vermarktungsformen

8.1.1 LebendvermarktungViele Schafzuchtverbände organisieren über verschie-

denste Händler bzw. Schlachtbetriebe sogenannte

„Schafverladungen“, bei welchen die Schafbauern

ihre Tiere (Lämmer oder Altschafe) zu Verladestellen

bringen, auf welchen die Tiere verwogen, die Qua-

lität festgestellt (Preisbildung) und direkt auf einen

Viehtransporter verladen oder in einen Handelsstall

gebracht werden. Dieser Absatzweg ist mit relativ

wenig Aufwand verbunden, der Schafbauer braucht

selbst keine Schlachteinrichtungen und hat mit der

Vermarktung von Lammfleisch keinen weiteren Auf-

wand. Der Preis ist vom Marktpreis abhängig, wel-

cher Angebot und Nachfrage und somit gewissen

Schwankungen unterliegt.

8.1.2 DirektvermarktungDer Vorteil der Direktvermarktung liegt sicherlich

in der wesentlich höheren Wertschöpfung (direkter

Weg zum Konsumenten), es ist aber natürlich ein

wesentlich höherer Zeitaufwand erforderlich.

Zu beachten sind allerdings die Auflagen, wel-

che Direktvermarkter zu erfüllen haben: Über Hy-

gieneverordnung, sozialversicherungsrechtliche

Bestimmungen, Steuerrecht, Gewerbeordnung,

u.v.m. sollte der Direktvermarkter gut informiert

sein. Sehr vorteilhaft in der Direktvermarktung ist

der unmittelbare Kontakt zum Konsumenten, wel-

che zu Direktvermarktern grundsätzlich gutes Ver-

trauen haben. Auch sind der Phantasie in Bezug

auf Produktentwicklungen sowie Präsentations-

und Verkaufsmanagement kaum Grenzen gesetzt.

Abzuklären ist, ob die Tiere selbst geschlachtet

werden (hohe Investitionskosten für Schlach-

träumlichkeiten durch entsprechende Auflagen)

oder ob die Tiere im Lohnschachtverfahren ge-

schlachtet werden und die Schlachtkörper zu-

rückgenommen, verarbeitet und direkt vermarktet

werden.

8.1.3 Totvermarktung bzw. Schlachtkörper-vermarktungEine weitere Vermarktungsform ist die Schlacht-

körpervermarktung – die Tiere werden an einen

Schlachtbetrieb geliefert, dort geschlachtet und

der Schlachtkörper klassifiziert. Preisfaktoren sind

Schlachtkörpergewicht und Qualitätsklasse. Der

Vorteil liegt in einer sehr objektiven Bewertung der

Qualität. Auch die Rückmeldung des Schlachtbe-

triebes über Schlachtausbeute und Qualitätsklas-

se ist für den Schafbauer sehr dienlich.

Der Verkauf am Bauernmarkt hängt sehr stark von der Präsentation der Produkte ab.

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8. Vermarktung

8.2.2 Lammfleisch- und AltschafmarktDer Lammfleisch- und Altschafmarkt wird sehr we-

sentlich von saisonalen Vermarktungshöhepunk-

ten beeinflusst (Ostern, Herbstüberangebot, etc.).

Eine wesentliche Zielsetzung muss jedoch ein

möglichst kontinuierlicher Marktverlauf über das

ganze Jahr hindurch sein. Der Einsatz von asai-

sonalen Rassen mutterseits, wie z.Β. Bergschaf,

Merino oder Jura, ermöglichen diese erforderliche

Kontinuität.

Des weiteren ist auch ein standardisiertes Quali-

tätsprodukt von besonderer Bedeutung. Größere

Unterschiede bei Schlachtgewichten, beim Alter,

verschiedenste Verfettungsgrade sowie sonstige

Qualitätsunterschiede sollten möglichst vermie-

den werden.

Neben dem Junglamm (Alter: 3 bis 5 Monate) ist

auch saisonal das Milchlamm (Alter: 6 bis 8 Wo-

chen) insbesonders in der Oster- und Weihnachts-

zeit sehr gefragt.

Für ältere Lämmer bzw. Lämmer schlechter Qua-

lität gibt es nur einen beschränkten Absatzbereich

der meist auch saisonal sehr eingegrenzt ist.

Die Erzeugung von Qualitätslämmern (jung, ge-

sund, kurzwollig, gute Ausbeute, hoher Anteil an

wertvollen Fleischteilen) ist die Grundvorausset-

zung für eine erfolgreiche Vermark-

tung.

Um diese Qualität produzieren zu kön-

nen, ist der Einsatz fleischbetonter

Widder und fruchtbarer Mutterschafe

mit guten Muttereigenschaften und ho-

hen Milchleistungen erforderlich. Hier

spielt der Einsatz von leistungsgeprüf-

ten Zuchttieren eine wesentliche Rol-

le. Auch die richtige Fütterung nimmt

Marktsegmente

Zuchtschafe Lammfleisch und Altschafe Schafmilch Wolle sonstige Produkte

Ein fleischiger Rücken eines Kreuzungslammes mit optimaler Fettabdeckung.

8.2 Marktsegmente

8.2.1 ZuchtschafmarktZuchtschafverkäufe werden über Zuchtschaf-

versteigerungen, Sammelauftriebe, freie Zucht-

schafmärkte sowie über Ab-Hof-Vermittlungen

organisiert und durchgeführt. Aufgrund strenger

Vorselektionen und umfassender Gesundheits-

maßnahmen sind Zuchttierankäufe über Zucht-

schafversteigerungen zu empfehlen. Auch ver-

schiedenste Gewährleistungsansprüche können

vom Käufer meist nur über Versteigerungsankäufe

genutzt werden.

An Zuchtschafversteigerungen oder sonstigen

Zuchttiermärkten können sich nur eingetragene

und kontrollierte Herdbuchzüchter beteiligen.

Während sich Herdebuchzuchtbetriebe meist nur

über Zuchtwidderankäufe neue Blutlinien schaf-

fen, um ihren Bestand verbessern zu können, ist

für Lämmererzeuger der Ankauf von guten Fleisch-

böcken wie auch von fruchtbaren weiblichen

Zuchttieren interessant und zu empfehlen.

Voraussetzung für einen befriedigenden Zucht-

tierabsatz ist das Angebot gut entwickelter, sofort

einsatzfähiger, gesunder und gepflegter Zuchttiere

mit guten Prüfungsergebnissen.

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8. Vermarktung

neben der Genetik einen wesentlichen Faktor ein.

Die Qualität des Lammfleisches hängt jedoch ne-

ben den vorhin genannten Faktoren auch von der

Hygiene des Schlachtens, einer guten Kühlung

des Schlachtkörpers und der entsprechenden Rei-

fezeit (4 bis 7 Tage) ab.

VermarktungsmöglichkeitenSeitens der Vermarktungsorganisationen wird

grundsätzlich der Inlandsmarkt forciert, nachdem

dieser bei entsprechender Betreuung eine größere

Absatzsicherheit darstellt, als der Exportmarkt.

Dennoch sind Exportgeschäfte zum Ausgleich des

Inlandsangebotes am Lämmermarkt von beson-

derer Bedeutung. Nur durch eine bestmögliche

Abstimmung des Angebotes und der Nachfrage

kann im Inland ein befriedigendes Preisniveau ge-

halten werden.

Insbesondere im Lammfleischbereich kann über

die Direktvermarktung durch entsprechende Vere-

delungsschritte (Feinzerlegung) eine höhere Wert-

schöpfung erzielt werden, als bei einer organisier-

ten Vermarktung.

Im Bereich des Altschafmarktes muss erwähnt

werden, dass befriedigende Absatzmärkte ins-

besondere vor mohammedanischen Feiertagen

möglich sind. Auch die Verarbeitung der Altscha-

fe zu Schafwürsten, Geselchtem, sowie auch zu

Qualitätstierfutter ist von zunehmend größerer

Bedeutung.

8.2.3 SchafmilchmarktDer Schafmilch- sowie Schafkäsemarkt ist eben-

falls von internationalen Markteinflüssen geprägt.

Während in der Direktvermarktung kaum Mark-

teinbrüche festzustellen sind, müssen sich größe-

re Produktions- und Vermarktungsgemeinschaften

meist dem internationalen Wettbewerb stellen. Es

gibt nur wenige Molkereien, die sich in Österreich

mit der Schafmilchverarbeitung beschäftigen. Die

erzeugten Schafmilchprodukte (Schafkäse, -jo-

ghurt, etc.) haben mittlerweile einen derart hohen

Qualitätsstandard erreicht, dass diese internatio-

nal im Spitzenfeld anzutreffen sind.

Auch das zunehmende Gesundheitsbewusstsein

der Konsumenten und der Trend zu besonderen

Spezialitäten haben zu einer enormen Marktstei-

gerung der Schafmilchprodukte geführt.

Für viele Betriebe war der Einstieg in diese Pro-

duktionssparte derart erfolgreich, dass sie ihren

Betrieb vom Neben- zum Vollerwerb ausgebaut

haben.

Die Direktvermarktung von Schafmilchprodukten

ist zwar hinsichtlich des Deckungsbeitrages sehr

überzeugend, nicht unterschätzt darf jedoch der

dafür notwendige Arbeitsaufwand werden. Die

Erfahrung ist hier ein sehr wichtiger Faktor der

Wirtschaftlichkeit.

Gute Fleischqualitäten sauber zubereitet sind auch gut zu vermarkten. Schafkäse gibt es in den verschiedensten Variationen, die Zubereitung und Vermarktung sind jedoch sehr arbeitsintensiv.

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8. Vermarktung

8.2.4 Wollmarkt Der Schafwollmarkt hat sich im internationalen

Vergleich in den letzten Jahren relativ erfreulich

entwickelt. Die Produktion von hochwertigen

Dämmprodukten aus Schafwolle hat neben den

verschiedenen Handwerks- und Kunstarbeiten ei-

nen hohen Stellenwert erzielt. Umfassende Einzel-

initiativen in den verschiedensten Regionen haben

die Schafwollverarbeitung wieder aufleben lassen

und für neue Produktideen bzw. Verwendungs-

möglichkeiten gesorgt.

Aufgrund der zum Teil harten Haltungsbedin-

gungen (Almwirtschaft) sowie der verschiedensten

Rassen, können einheitliche Wollqualitäten in grö-

ßeren Mengeneinheiten nicht angeboten werden.

Derzeit kann durch den Erlös des Rohwollverkaufes

meist nur knapp die Schur finanziert werden.

8.2.5 Felle und sonstige Produkte Der Fellmarkt ist weitgehend von in-

ternationalen Wirtschaftseinflüssen ab-

hängig und daher mittel- bis langfristig

schwer kalkulierbar. Die Preisschwan-

kungen sind derart groß, dass diese

für den Fellhandel bzw. für Gerbereien

zu großen wirtschaftlichen Problemen

führen können.

Lammfelle, insbesondere medizinge-

gerbte Betteinlagen bzw. Vorleger und

Wandbehänge stellen jedoch ideale

Geschenksartikel dar, die immer wieder

guten Anklang finden. Die Produktent-

wicklung im Fellbereich ist praktisch unerschöpf-

lich und für die Direktvermarktung bestens geeig-

net.

Die umfassende Produktpalette des Schafes

schließt mit verschiedenen Nebenprodukten (z.

B. Naturkosmetika aus Schafmolke, Hautcremen

aus Lanolin, etc.) die zwar in der Verarbeitung

eine gewisse Erfahrung voraussetzen, jedoch am

Markt (insbesonders von Hautallergikern) sehr

gefragt sind.

8.3 Öffentlichkeitsarbeit und Werbung

Die Öffentlichkeitsarbeit und Werbung ist aufgrund

der vielseitigen Produktpalette sehr konsequent

und intensiv zu betreiben. Die Sensibilisierung der

Konsumenten in Bezug auf die natürlichen Hal-

tungsformen, auf die notwendige Landschafts-

pflege u.s.w. ist ebenso wichtig, wie eine konzen-

trierte Produktwerbung auf höchstem Niveau.

Der Bundesverband für Schafe und Ziegen, die

Landes-Schafzuchtverbände und Vermarktungs-

organisationen bemühen sich, umfassende Mar-

ketingaktivitäten zu betreiben, um ständig neue

Vermarktungsmöglichkeiten zu schaffen.

Kreativität und Innovation machten die vielsei-

tigen Produkte des Schafes in allen Gesellschafts-

schichten salonfähig, womit die Nachfrage in den

letzten 20 Jahren um ein Vielfaches gesteigert

werden konnte.

Aus Schafwolle lassen sich verschiedene Handwerks- und Kunstarbeiten herstellen.

Ein schönes Lammfell ist ein ideales Geschenk.

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30

9. Wirtschaftlichkeit

9. Wirtschaftlichkeit

Die Wirtschaftlichkeit der Schafhaltung wird ei-

nerseits bestimmt vom Erlös aus den verkauften

Produkten, andererseits von dem für die Erzeu-

gung notwendigen Aufwand. Der Verkauf der Pro-

dukte unterliegt dem harten Konkurrenzkampf

des freien Marktes und kann vom Schafhalter

nur teilweise beeinflusst werden. Billige Importe

wirken sich besonders erschwerend aus. Wo der

Schafhalter selbst etwas unternehmen kann, ist im

Bereich der Produktionskosten und der Qualität

der erzeugten Produkte. In beiden Fällen kommt

der Zucht bzw. dem Einsatz von Zuchttieren eine

sehr wichtige Rolle zu. Zuchttiere sind ein Garant

dafür, dass entsprechende Leistungen erbracht

werden. Tägliche Zunahmen, Futterverwertung

und Milchleistung sind die wichtigsten Leistungs-

eigenschaften, die die Wirtschaftlichkeit bestim-

men. Hohe tägliche Zunahmen sind meist auch

verbunden mit einem geringen Futteraufwand je

kg Zunahme (gute Futterverwertung). Dadurch

sind die Lämmer früher fertig, sie brauchen we-

niger Futter, weil der Erhaltungsbedarf nicht so

lange abgedeckt werden muss. Das Risiko ist

geringer und der Wunsch des Konsumenten nach

jungen Tieren wird ebenfalls erfüllt.

Den größten Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit hat

sicherlich die Anzahl der aufgezogenen Lämmer

je Mutterschaf und Jahr. In den alpinen Grünland-

gebieten, wo die Tiere fast das halbe Jahr im Stall

gehalten und mit konserviertem Futter gefüttert

werden müssen, sind die jährlichen Haltungsko-

sten der Mutterschafe sehr hoch. Ob das Schaf

ein Lamm oder drei Lämmer im Jahr aufzieht, das

beeinflusst die Haltungskosten nur gering.

Zur Ermittlung der Wirtschaftlichkeit wird der De-

ckungsbeitrag berechnet. Dieser errechnet sich

aus der Summe der Einnahmen (=Rohertrag), ab-

züglich aller variablen Kosten. Dazu ist zu sagen,

dass bei den meisten Berechnungen die Kosten

für die Winterfuttergewinnung nicht vom Rohertrag

abgezogen werden. In den hier angeführten Be-

rechnungen sind die Kosten für die Winterfutter-

gewinnung vom Rohertrag abgezogen, wodurch

die Ergebnisse mit den Standarddeckungsbei-

tragskalkulationen nicht mehr ganz vergleichbar

sind. Bei den Zahlen handelt es sich um Durch-

schnittswerte, Abweichungen nach oben oder un-

ten können durchaus auftreten, es soll auch nur

das Prinzip der Berechnung aufgezeigt werden.

9.1 Deckungsbeitrag in der Lammfleischerzeugung

Angenommen wird ein Lebendverkauf der Lämmer,

mit einem Gewicht von 42 kg, eine 5 jährige Nut-

zungsdauer der Mutterschafe und ein Zukauf für die

Bestandesergänzung, wobei für ein Jungschaf ein

Preis von a 182.- unterstellt wurde. Weiters wurde

angenommen, dass ein Fleischschafbock in einem

Lämmererzeugerbetrieb 5 Jahre gehalten werden

kann und einen Kaufpreis von

a 500.- hat. Die Herdengröße wurde mit 20 Schafen

angenommen. Als Wollpreis wurden

a 0,70.- zugrunde gelegt und für das Altschaf sind

a 0,70.- pro kg Lebendgewicht angenommen wor-

den. Für die Berechnungen des Futteraufwandes

wurde ein 70 kg schweres Schaf angenommen. Bis

zu 2 Lämmer wurde der Nährstoffbedarf für eine ein-

malige Ablammung pro Jahr berechnet, für mehr als

2 Lämmer wurde eine 2-malige Ablammung pro Jahr

angenommen.Die Anzahl verkaufter Lämmer je Mutterschaf und Jahr ist der wichtigste Wirtschaftlichkeitsfaktor.

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9. Wirtschaftlichkeit

Verkaufte Lämmer

1,5 2 2,5 3

Lämmer 126 168 210 252

Altschaf 9,8 9,8 9,8 9,8

Altbockanteil 0,84 0,84 0,84 0,84

Wolle 2,45 2,45 2,45 2,45

Rohertrag 139,09 181,09 223,09 265,09

Bestandes-ergänzung

36,4 36,4 36,4 36,4

Kraftfutter f. Mutterschaf

6,13 6,13 12,26 12,26

Kraftfutter f. Lämmer

37,13 49,50 61,88 74,25

Stroh 10,8 10,8 12,96 12,96

Lecksteine, Mineralfutter

7,67 7,67 7,67 7,67

Tiergesundheit 11 12 13 14

Bockabwertung 5 5 5 5

Verbandsbeitrag 2,2 2,2 2,2 2,2

Schur 3,00 3,00 3,00 3,00

Sonstige 4,5 5 5,5 6

var. Kosten 119 133 154 168

Winter-Fu.-Kosten 38 41 50 55

Deckungsbeitrag -18,53 7,63 18,51 42,20

DB bei a 2,20/kg LG

-5,93 24,43 39,51 67,40

DB bei a 1,80/kg LG

-31,13 -9,17 -2,49 17,00

Aus dieser Berechnung ist klar zu erkennen, dass

die Anzahl der verkauften Lämmer einen sehr großen

Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit ausübt. Bei nur 1,5

aufgezogenen Lämmern ist die Lämmererzeugung

eher als Hobby zu bezeichnen, das Geld kostet. Bei

drei aufgezogenen Lämmern hingegen kann der Le-

bendpreis sehr niedrig sein, es schaut trotzdem noch

ein positiver Deckungsbeitrag heraus.

In den beiden Deckungsbeitragskalkulationen

(Lammfleischerzeugung und Milchschafhaltung) sind

eventuelle Tierprämien sowie Flächenprämien oder

sonstige Förderungen nicht berücksichtigt.

9.2 Deckungsbeitrag für die Milchschafhaltung

Angenommen werden 1,6 aufgezogene Lämmer

pro Mutterschaf und Jahr sowie eine Bestandes-

ergänzung durch Zukauf, wobei für ein Jungschaf

a 182,– eingesetzt wurden. Die Nutzungsdauer

wird mit 5 Jahren festgelegt, für ein Altschaf wer-

den a 0,70 Lebendpreis bei Verkauf angenommen.

Die Lämmer werden mit 18 kg LG verkauft, wobei

ein Preis von a 2,54 eingesetzt wurde. Weiters

wird unterstellt, dass die Milch an die Molkerei

abgeliefert wird und ein Preis von a 0,88 pro Li-

ter erzielt wird. Für die Wolle wurde ein Preis von

a 0,70 eingesetzt.

Milchleistung, kg pro Laktation

300 400 500 600

Milch 264 352 440 528

Lämmer 51,2 51,2 51,2 51,2

Altschaf 9,8 9,8 9,8 9,8

Altbockanteil 0,84 0,84 0,84 0,84

Wolle 2,45 2,45 2,45 2,45

Rohertrag 328,29 416,29 504,29 592,29

Bestandes-ergänzung

36,4 36,4 36,4 36,4

Kraftfutter f. Mutterschaf

2,04 12,94 23,84 34,73

Milchaustauscher 42,00 42,00 42,00 42,00

Stroh 10,8 10,8 10,8 10,8

Lecksteine, Mineralfutter

7,67 7,67 7,67 7,67

Tiergesundheit 9 11 13 15

Bockabwertung 5 5 5 5

Kosten für Milchgewinnung

15 17 19 21

Verbandsbeitrag 2,2 2,2 2,2 2,2

Schur 3,00 3,00 3,00 3,00

Sonstige 9 11 13 15

var. Kosten 133 148 163 178

Grundfutter-Kosten 70 75 80 85

Deckungsbeitrag 125,45 193,51 261,58 329,64

DB bei a 0,9/kg Milch

131,45 201,51 271,58 341,64

DB bei a 0,86/ kg Milch

119,45 185,51 251,58 317,64

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10. Der Schafstall

Wird die Milch hingegen am Betrieb zu Käse ver-

arbeitet und dieser selbst direkt vermarktet, so er-

höht sich der Deckungsbeitrag um ein Vielfaches.

Der erhöhte Arbeitsaufwand bei der Käseerzeu-

gung und -vermarktung im Vergleich zur Milchlie-

ferung an die Molkerei muss jedoch berücksichtigt

werden.

10. Der SchafstallDie Ansprüche an den Schafstall sind relativ ge-

ring. Wie bereits im Punkt 3.2 angeführt, ist auf ein

gutes Stallklima zu achten. Meist sind Ställe von

anderen Tierarten vorhanden, die mit einfachen

Mitteln für die Schafe umgebaut werden. Die häu-

figste und auch tiergerechteste Haltungsform ist

der Laufstall mit Stroheinstreu. Es wird täglich

frisches Stroh oder nicht gefressenes Heu nach-

gestreut, sodass sich mit der Zeit ein Miststapel

bildet. Zum Ausmisten sollte der Stall mit dem

Traktor oder einem Hoftrack befahrbar sein, weil

der oft bis zu einem dreiviertel Meter hohe Mist-

stapel händisch nur sehr schwer auszumisten ist.

An Einrichtungsgegenständen sind Futterraufen,

Tränken und Hürden für die Abteilungen notwen-

dig. Es gibt eine Vielzahl von Varianten, wie diese

Gegenstände ausgeführt sein können. Sie hier alle

anzuführen würde zu weit gehen.

10.1 Futterraufe

Stellvertretend für Futterraufen ist eine begehbare

Trograufe dargestellt, die auch als Unterteilung

der Stallfläche in mehrere Abteilungen verwendet

werden kann. Die Raufe ist so ausgeführt, dass

sie in der Höhe verstellbar ist. Dies hat den Vorteil,

dass die Raufe mit dem Miststapel mitwachsen

kann. Weiters ist es für begehbare Raufen von

Vorteil, wenn sie absperrbar sind. Dies geschieht

in diesem Fall durch ein in der Höhe mittels Seil-

zug verstellbares Brett. Das Einfüttern bzw. das

Reinigen der Raufe wird dadurch sehr erleichtert.

10.2 Hürden

Es ist vorteilhaft, die Stallfläche in mehrere Buchten

zu unterteilen. Es sind dies separate Buchten für:

• Schafe mit Lämmern

• Schafe ohne Lämmer

• Schafe zur Ablammung (Ablammbucht)

• Männliche Mastlämmer

• Weibliche Mastlämmer

• Zuchtwidder

Kranke oder zugekaufte Tiere (Quarantäne-bucht)Die Unterteilung erfolgt entweder mit den Fut-

terraufen oder mit einfachen Hürden. Auch bei

Eine begehbare Futterraufe kann auch zur Stallunterteilung eingesetzt werden.Der Schafstall muss hell, luftig und gut eingestreut sein.

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11. Rassen

den Hürden ist es sinnvoll, wenn sie in der Höhe

verstellbar sind, um mit dem Mist mitwachsen zu

können.

Entsprechende Größenangaben zu den einzelnen

Buchten sind in der Tabelle 14 zu finden. Empfeh-

lenswert ist es, wenn die Buchten für Mastlämmer

sowie für zugekaufte oder kranke Tiere in einem

eigenen Stall untergebracht sind.

10.3 Tränkebecken

Ganz wichtig ist, dass sowohl die Schafe als auch

die Lämmer immer die Möglichkeit haben, frisches

Wasser aufzunehmen. Bei der Fütterung der Läm-

mer mit Kraftfutter ist frisches Wasser besonders

wichtig, weil dadurch die Futteraufnahme gestei-

gert wird und damit auch die Leistungen. Vorteil-

haft ist es auch, wenn die Tränkebecken in der

Höhe verstellbar sind.

10.4 Bergeraum für Futter und Stroh

Je nach Art des vorhandenen Winterfuttermittels

ist ein entsprechender Bergeraum notwendig.

Nachfolgende Tabelle 15 gibt die Gewichte für 1

m³ Futtermittel an. Daraus lässt sich der Raum-

bedarf für die vorhandene Tierzahl und entspre-

chende Ration ausrechnen.

Tabelle 15: Kubikmetergewichte von Futtermitteln

Futtermittel kg pro m³

Heu, lose am Stapel gelagert 50–75

Heu, hochdruckgepresst 200–270

Stroh, hochdruckgepresst 200–270

Kraftfutter 550–650

Grassilage, Fahrsilo 500

11. Rassen

11.1 Bergschaf

Es ist ein mittelgroßes bis großes Schaf mit sch-

malem, geramstem, hornlosem Kopf und mittellan-

gen Hängeohren. Der Rumpf ist tief mit langem Rü-

cken und guter Rippenwölbung. Die Beine sind kräf-

tig mit straffer Fessel und harter Klaue. Es hat weiße,

schlicht bis gewellte Wolle von mittlerer Feinheit.

Asaisonaler Brunstzyklus, sehr gute Fruchtbar-

keit (200–300%) und Säugeleistung sowie gut

ausgeprägter Mutterinstinkt zeichnen diese Ras-

se aus. Durch seine Steig- und Trittsicherheit ist

es besonders alptüchtig. Das Bergschaf ist als

Muttergrundlage für Gebrauchskreuzungen zur

Tabelle 14: Stallflächen- und Raufenlängenbedarf

Tier Raumbedarf, m²/Tier Raufenlänge, m/Tier

Mutterschaf ohne Lamm 0,8–1,0 0,4

Mutterschaf mit Lämmer 1,8–2,3 0,6

Lamm bis 6 Monate 0,5 0,2

Lamm 6 bis 12 Monate 0,6 0,3

Ablammbucht für Mutterschaf 2,0–2,5 0,5

Zuchtwidder in Einzelbox 2,5–3,5 0,5

Tränkebecken sollten in der Höhe verstellbar sein, damit sie bei steigendem Mist höher gestellt werden können und somit nicht verschmutzen.

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11. Rassen

Einkreuzung mit einem Fleischwidder besonders

geeignet.

Jährlingswidder: 70 kg

Jährlingsschafe: 60 kg

Altwidder: 120 kg

Altschafe: 80 kg

11.2 Merinolandschaf

Es ist ein mittelgroßes, rahmiges Schaf mit keil-

förmigem, langem Kopf mit breiten, leicht hän-

genden Ohren. Die Brust ist breit und genügend

vorgeschoben. Langer, breiter Rücken mit guter

Rippenwölbung. Breites Becken mit gut bemus-

kelten Außen- und Innenkeulen. Die weiße Wol-

le hat Merinocharakter. Das Merinolandschaf ist

aufgrund seiner Widerstands- und Anpassungs-

fähigkeit bestens für die intensive Koppelhaltung

geeignet. Es hat einen asaisonalen Brunstzyklus

mit guter Fruchtbarkeit (200–250%).

Jährlingswidder: 90 kg

Jährlingsschafe: 65 kg

Altwidder: 140 kg

Altschafe: 85 kg

11.3 Jura

Es ist ein mittelgroßes Schaf mit unbewolltem,

hornlosem Kopf. Der Rumpf ist tief mit langem

Rücken und fester Nierenpartie. Die Beine sind

kräftig mit straffer Fessel und harter Klaue. Die

Wolle ist schwarzbraun bis hellbraun von festem

Stapel und mittlerer Feinheit.

Die Frühreife, die hohe Fruchtbarkeit (200%) und

das asaisonale Brunstverhalten sowie die gute

Qualität seines Fleisches machen das Juraschaf

gut geeignet für die Qualitätslämmererzeugung.

Jährlingswidder: 75 kg

Jährlingsschafe: 55 kg

Altwidder: 110 kg

Altschafe: 75 kg

11.4 Schwarzköpfiges Fleischschaf

Mittelgroßes, wüchsiges Fleischschaf mit aus-

geprägten Fleischformen. Tiefe breite Brust mit

langem Rücken und tiefem, breitem Rumpf. Das

Becken ist lang und die Innen- und Außenkeu-

len sind voll bemuskelt. Mittelgroßer, hornloser,

bewollter, dunkelbrauner bis schwarzer Kopf mit

seitlich abstehenden, kräftigen Ohren. Die Beine

sind leicht bewollt, dunkelbraun bis schwarz.

Saisonaler Brunstzyklus mit verlängerter Brunst-

saison, guter Fruchtbarkeit (150–200%) und sehr

gute Froh- und Fleischwüchsigkeit. Die Widder

sind sehr gut geeignet als Kreuzungspartner in der

ganzjährigen Qualitätslämmererzeugung.

Jährlingswidder: 90 kg

½ Jährlingsschafe: 55 kg

Altwidder: 130 kg

Altschafe: 85 kg

11.5 Suffolk

Ist ein mittelgroßes bis großes Fleischschaf mit

schwarzem, unbewolltem, hornlosem Kopf. Die Bei-

ne sind ebenfalls tiefschwarz und unbewollt. Es hat

eine tiefe, vorgeschobene Brust, einen langen, brei-

ten Rücken, ein breites Becken und sehr gut ausge-

prägte Innen- und Aussenkeulen. Die reinweiße Wolle

ist eine Crossbred-Wolle.

Das Suffolk ist ein frühreifes, frohwüchsiges Schaf mit

sehr guter Fleischwüchsigkeit und Schlachtausbeu-

te. Saisonaler Brunstzyklus mit langer Brunstsaison,

Furchtbarkeit 150–200%. Männliche Tiere sind sehr

gut als Kreuzungspartner in der ganzjährigen Quali-

tätslämmererzeugung geeignet.

Jährlingswidder: 90 kg

½ Jährlingsschafe: 55 kg

Altwidder: 130 kg

Altschafe: 85 kg

11.6 Texel

Es ist ein mittelgroßes bis großes Fleischschaf mit

weißem, mittelbreitem, hornlosem, unbewolltem

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12. Förderungen

Kopf, flacher Stirn und pigmentiertem Flotzmaul.

Der Rücken ist breit mit guter Rippenwölbung

und breiter Nierenpartie. Breite, tiefe Brust so-

wie breites Becken. Die Innen- und Aussenkeu-

len sind voll bemuskelt. Die weiße Wolle ist eine

Crossbred-Wolle im geschlossenen Stapel, gute

Bauchbewollung.

Die Schafe sind besonders geeignet in der Kop-

pelhaltung, haben einen saisonalen Brunstzyklus,

sind frühreif und haben eine gute Fruchtbarkeit

(170%). Sehr hohe Fleischwüchsigkeit, beste

Schlachtkörperqualität bei geringer Verfettung.

Jährlingswidder: 80 kg

½ Jährlingsschafe: 50 kg

Altwidder: 120 kg

Altschafe: 80 kg

11.7 Jura

Es ist ein mittelgroßes Schaf mit unbewolltem,

hornlosem Kopf. Der Rumpf ist tief mit langem

Rücken und fester Nierenpartie. Die Beine sind

kräftig mit straffer Fessel und harter Klaue. Die

Wolle ist schwarzbraun bis hellbraun von festem

Stapel und mittlerer Feinheit.

Die Frühreife, die hohe Fruchtbarkeit (200%) und

das asaisonale Brunstverhalten sowie die gute

Qualität seines Fleisches machen das Juraschaf

gut geeignet für die Qualitätslämmererzeugung.

Jährlingswidder: 75 kg

Jährlingsschafe: 55 kg

Altwidder: 110 kg

Altschafe: 75 kg

11.8 Ostfriesisches Milchschaf

Es ist ein mittelschweres, rahmiges, frohwüch-

siges und geschlechtsfrühreifes, sensibles Schaf

mit edlem Ausdruck. Der Kopf ist länglich, leicht

geramst, hornlos und unbewollt. Die Ohren sind

lang, dünn und nach vorne gerichtet. Der Schwanz

ist dünn, lang und unbewollt. Tiefe, breite Brust

und langer Rücken. Die Gliedmaßen sind fein mit

straffer Fessel. Die Wolle ist weiß oder schwarz-

braun, lang und von mittlerer Feinheit. Das Euter

ist breit angesetzt und hat kräftige, seitlich nach

unten abstehende Zitzen.

Das Milchschaf zeichnet sich durch die überaus

hohe Milchleistung, einem langanhaltenden Lei-

stungsvermögen sowie durch einen saisonalen

Brunstzyklus mit hoher Fruchtbarkeit (180–220%)

aus.

Jährlingswidder: 70 kg

½ Jährlingsschafe: 50 kg

Altwidder: 120 kg

Altschafe: 80 kg

Milchleistung: 450–650 kg, 6% Fett, 5% Eiweiß

Weitere in Österreich gehaltene Rassen mit mehr

als 5 Herdebuchbetrieben sind:

Alpines Steinschaf, Berrichone du Cher, Braunes

Bergschaf, Dorperschaf, Ile de France, Kärntner

Brillenschaf, Krainer Steinschaf, Lacaune, Mon-

tafoner Steinschaf, Shropshire, Tiroler Steinschaf,

Waldschaf, Walliser Schwarznasen, Weißes Alpen-

schaf, Zackelschaf.

12. Förderungen

Wie bereits in der Deckungsbeitragsrechnung an-

geschnitten, gibt es in der Schafhaltung auch ei-

nige Förderungen. Da sich jedoch die Richtlinien,

der Voraussetzungen und die Höhen der Förde-

rungen ständig ändern, bzw. es auch zwischen

den Bundesländern gewisse Unterschiede gibt,

wird darauf nicht näher eingegangen. Die Ankaufs-

förderungen werden von den Gemeinden gewährt

und betreffen männliche Zuchttiere. Wie man die

Förderungen in Anspruch nehmen kann, darüber

informieren die jeweiligen Bezirksbauernkammern

oder die Landesschafzuchtverbände.

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13. Fachliteratur

13. Fachliteratur

Schafe und Ziegen aktuell, Fachzeitschrift für

Schaf- und Ziegenbauern, Leopold Stocker Verlag

Schafhaltung heute, Ferdinand Ringdorfer, Armin

Deutz, Johann Gasteiner, Leopold Stocker Verlag

Praktische Schafhaltung, Christian Mendel, Ul-

mer-Verlag, Bücherquelle Graz

Handbuch Schafhaltung, W. Schlolaut/G. Wa-

chendörfer, Österreichischer Agrarverlag Wien

Deckungsbeiträge und Daten für die Betriebs-beratung 2008, BMLFUW

Zeitgemäße Grünlandbewirtschaftung, Buch-

graber, Deutsch, Gindl, Leopold Stocker Verlag

Schafkrankheiten, E. Straiton, Österreichischer

Agrarverlag Wien

DLG Futterwerttabellen für Wiederkäuer, DLG

Verlag Frankfurt

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14. Kontaktadressen

14. Kontaktadressen

Österreichischer Bundesverband für Schafe und ZiegenBirgit Lang, BBakk.

Dresdner Straße 89/19

1200 Wien

Tel.: 01/334 17 21-40

Fax: 01/334 17 13

[email protected]

www.oebsz.at

Nö. Landeszuchtverband für Schafe und Ziegen Ing. Johann Hörth

Linzerstraße 76

3100 St. Pölten

Tel.: 050/259-46900 - 46903

Fax: 050/259-46999

[email protected]

www.schafundziege.at

Verband österreichischer Karakulzüchter Peter Krischke

Lainzer Straße 87

1130 Wien

Tel.: 0676/5447026

[email protected]

Wiener Landeszuchtverband für Schafe und Ziegen Dr. Karlheinz Demel

Streffleurgasse 3/10

1200 Wien

Tel.: 01/5038191

[email protected]

Landesverband für Ziegenzucht und -haltung OÖ Josef Stöckl

Auf der Gugl 3

4021 Linz

Tel.: 050/6902-1448

Fax: 050/6902-1697

[email protected]

www.ziegenland.com

Landesverband für Schafzucht und -haltung OÖ Volker Krennmair

Auf der Gugl 3

4021 Linz

Tel.: 050/6902-1313, 1317, 1339

Fax: 050/6902-1360

[email protected]

www.schafe-ooe.at

Salzburger Landesverband für Schafe und Ziegen

DI Franz Horn

Schwarzstraße 19

5020 Salzburg

Tel.: 0662/870571-257

Fax: 0662/870571-323

[email protected]

www.schafe-ziegen-salzburg.at

Tiroler Schafzuchtverband e.V. Ing. Johannes Fitsch

Brixner Straße 1

6020 Innsbruck

Tel.: 059/292-1861

Fax: 059/292-1869

[email protected]

www.bergschafetirol.com

Tiroler Ziegenzuchtverband Johann Jaufenthaler

Brixner Straße 1

6020 Innsbruck

Tel.: 059/292-1863

Fax: 059/292-1869

[email protected]

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14. Kontaktadressen

Vorarlberger Ziegenzuchtverband Christoph Vonblon

Unterfeldstraße 38

6700 Bludenz

Tel.: 05552/31591

Fax: 05552/31591-0

[email protected]

Vorarlberger Schafzuchtverband Martin Hager

Adelsgehr 1

6850 Dornbirn

Tel.: 0664/1499388

[email protected]

Schaf- und Ziegenzuchtverband Burgen-land DI Tamara Hettlinger

Esterhazystraße 15

7000 Eisenstadt

Tel.: 02682/702-503

Fax: 02682/702-590

[email protected]

Steirischer Schaf- und Ziegenzuchtverband eGenSiegfried Illmayer

Pichlmayergasse 18

8700 Leoben

Tel.: 03842/25333-33

Fax: 03842/25333-31

[email protected]

www.schafe-stmk-ziegen.at

Schaf- und Ziegenzuchtverband Kärnten Ing. Heinz Jury

Museumgasse 5

9020 Klagenfurt

Tel.: 0463/5850-1531

Fax: 0463/5850-1519

[email protected]

LFZ Raumberg-GumpensteinAbt. Schafe und Ziegen

Dr. Ferdinand Ringdorfer

Raumberg 38

8952 Irdning

Tel.: 03682/22451-280

Fax: 03682/22451-210

[email protected]

www.raumberg-gumpenstein.at

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