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26.01.2010 Manfred Borutta (MScN) 1 Wissen Wissen systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliert reformuliert Gliederung Gliederung 1. Kritik des repräsentationalen Wissensbegriffs 2. Wissen als kondensierte und konfirmierte Beobachtung 3. Wissen als Gesamtresultat struktureller Kopplungen 4. Semantik als „Wissensvorrat“ (GuS) 5. Exkurs: Wissensmanagement – Von der lernenden zur kompetenten Organisation

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26.01.2010 Manfred Borutta (MScN) 1

Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert

GliederungGliederung

1. Kritik des repräsentationalen Wissensbegriffs

2. Wissen als kondensierte und konfirmierte Beobachtung

3. Wissen als Gesamtresultat struktureller Kopplungen

4. Semantik als „Wissensvorrat“ (GuS)

5. Exkurs: Wissensmanagement – Von der lernenden zur

kompetenten Organisation

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert

Wissen im Kontext von Gesellschaftsstruktur und Semantik

Bd. 1: Gesellschaftliche Struktur und semantische Tradition (Kap. 1, S. 9-71)

Bd. 4:Die Soziologie des Wissens: Problemeihrer theoretischen Konstruktion (Kap. 6, S. 151-180)

Wissen als Beobachtung (Kap. 3. I., S. 122-134)

Wissen als strukturelle Kopplung(Kap. 3. VIII., S. 163-166)

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert

1. Kritik des repräsentationalen Wissensbegriffs

Klassische Wissenssoziologie („institutionalistische Phase“: Genese des wissenschaftlichen Wissen; Mannheim,Scheler):

Grundannahme: Wissen ist eine beobachterunabhängige Repräsentation von Welt

Objektive Welt, die unabhängig vom Beobachter existiertSoziale Konditionierung des Denkens

Beeinflussung des Wissens durch KlasseninteressenWissenschaft = Sonderfall gesellschaftlicher Wissensproduktion

Unterliegt (nach Mannheim) nicht sozialen ProzessenNaturwissenschaft ist von sozialen Abhängigkeiten ausgenommen (und deshalb kein Gegenstand der WiSoz)Geisteswissenschaften hingegen sind durch ‚Aspektstrukturen des Denkens‘ (Mannheim) hochgradig beeinflussbar

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert

1. Kritik des repräsentationalen Wissensbegriffs

Wissenssoziologie („korrelationistische Phase“: Geltung des Wissens) Korrelationistischer Ansatz:

Verhältnis Wissenschaft zu anderen ‚gesellschaftlichen Bereichen‘ wie Wirtschaft, Politik, Religion (Merton 1977)

Analyse der sozialen Einflussfaktoren und Konstitutionsfaktoren auf das wissenschaftliche Wissen

Jetzt: Einbezug des gesamten wissenschaftlichen Wissensstrong programme (D. Bloor 1983)

Stark deshalb, weil es alles wiss. Wissen als sozial bedingt behandelt (durch soziale Faktoren determiniert)Wissen ist nicht mehr „wahre gerechtfertigte Überzeugung“, …das, was in einer Gesellschaft als ‚Wissen‘ akzeptiert wird,

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert

1. Kritik des repräsentationalen Wissensbegriffs

Wissenssoziologie (dritte Phase: Analyse der wiss. Praxis) „Dialektische Synthese“ der ersten beiden PhasenFrage der „Fabrikation von Erkenntnis“ (Knorr Certina 1981)Meinung als (neuer) Gegenstand der Wissenssoziologie„Universeller Bezug auf alles Wissen“ (Knoblauch)Reflexivität:

Wissen der Wissenssoziologie als Thema der WissenssoziologieWissenssoziologie selbst ist sozial bedingt

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert

1. Kritik des repräsentationalen Wissensbegriffs

Luhmanns Kritik (GuS):Repräsentationale Annahme der Wissenssoziologie:

Zugriff auf eine eindeutig gegebene (stabile) Außenwelt nicht möglichWiderspricht systemtheoretischen Grundannahmen:

Autopoiese, operative Geschlossenheit etc.„Alles, was im System als Kognition errechnet wird, wird vom System selbst errechnet“ (N.L.)

Beobachtbarkeit von Wissen in der Wissenssoziologie:Wissen versucht sich – systemtheoretisch betrachtet – stets unabhängig von Beobachtern zu machenBeobachterunabhängigkeit heißt nicht Beobachtungsunabhängigkeit

Adaptionistische Annahme der Wissenssoziologie:Wissensgewinn führe zu einer besseren Anpassung an die Umwelt

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert

2. Wissen als kondensierte und konfirmierte Beobachtung

Wissen, Erkennen, Wahrnehmen, Handeln, Kommunizieren werden systemtheoretisch auf den Begriff BeobachtungBeobachtung zurückgeführt. (S. 16)

Luhmann operiert den „Wissenden“ konsequent herausVgl. W. Wieland: Wissen ist auf einen Träger angewiesen, aber nicht auf einen individuell bestimmten WissendenWissen ist damit jedoch nicht eliminiert

Wissen als Zwei-Seiten-Form:Jedem Wissen steht die Alternative ihrer Negation gegenüber

Nicht Nicht-Wissen, sondern anderes Wissen

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert

2. Wissen als kondensierte und konfirmierte Beobachtung

Beobachtung als radikale Form der Verzeitlichung: (S. 17)

Es geschieht was geschieht stets momenthaftWissen verliert somit die Eigenschaft von etwas, was man ‚haben‘ oder ‚behalten‘ könnteDas, was beobachtet wird, gerät somit fast vollständig wieder in VergessenheitGedächtnis operiert stets aktuell (momentane Konsistenzprüfung), nicht im Zugriff auf längst VergessenesDas wenige was erinnert werden kann, ist das, was man als wiederholbar konstruieren kann

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert

2. Wissen als kondensierte und konfirmierte Beobachtung

Kondensierung von Beobachtung: (S. 18)

Wiederholbarkeit als konstitutive Voraussetzung fürRekonstruktion von Operationen und damitKonstruktion eines Begriffs von Wissen

Wiederholt wird nicht der Gegenstand, sondern die OperationDurch Replikation tritt eine Reduktion auf einen identischen Sinn auf = KondensierungWiederholbarkeit setzt die Spezifizierbarkeit der Bedingungena. der Selbigkeitb. der Wiedererkennbarkeitc. der Wiederverwendbarkeitvoraus

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert

2. Wissen als kondensierte und konfirmierte Beobachtung

Konfirmierung von Beobachtung: (S. 18)

Beobachtung von Identischemerfolgt a. in einer anderen Situation undwird b. als Andersheit eingearbeitet

Das Identische nimmt neue Sinnbezüge auf undes bewährt sich in anderen SituationenBsp. Passung: Anwendung von bereits bekannten (i.S.v. wiedererkannten u. wiederverwendeten) Regelwissen auf einen neuen Fall (Fallverstehen)

Wissen Wissen = BeobachtungenBeobachtungen, die sich im eigendynamischen Prozess des Beobachtens als stabile Operationen stabilisieren.

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert3. Wissen als Gesamtresultat struktureller Kopplungen

• „Strukturelle Kopplung regelt das Verhältnis, dass ein System zu seiner Umwelt einnimmt. Sie ist die Antwort auf das Problem, dass autopoietische Systeme operativ geschlossen sind.“

(T. Bardmann /A. Lamprecht, Systemtheorie verstehen, 1999)

• Der Begriff „…bezeichnet Beziehungen zwischen System und Umwelt, die zwar nicht strukturdeterminierend in das System eingreifen, (…) aber langfristig gesehen die im System selbst produzierten Strukturen beeinflussen und in diesem Sinne einen „structural drift“ auslösen.

(N. Luhmann, OuE, 2000, S. 337)

• Strukturelle Kopplungen sind Einrichtungen, die für die gekoppelten Systeme akzeptierte Irritationspotenziale darstellen.

(N. Luhmann, GdG, Bd. 1, 1998, S. 100)

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert3. Wissen als Gesamtresultat struktureller Kopplungen

• Wissen ist „das Gesamtresultat struktureller Kopplungen des Gesellschaftssystems.“

(N. Luhmann, WdG, 1992, S. 163)

• Wissen ist nur gesellschaftsintern (System-System-Beziehung) verwendbar,…

• …als Globalbezeichnung für das, was als Resultat struktureller Kopplung im Gesellschaftssystem anfällt (S. 38)

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert3. Wissen als Gesamtresultat struktureller Kopplungen

WissenWissen wird in den Prozessen der • Kondensierung = Verdichtung sinnhafter Ereignisse zu

– erkennbaren– wiederholbaren und– wieder verwendbarenidentischen Einheitenund

• Konfirmierung = Generalisierung dieser sinnhaften Ereignisse auf unterschiedliche Situationen

gegen Dauerirritationen konstant gehaltengegen Dauerirritationen konstant gehalten. (S. 38)

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Organisation als zweiseitig anschlussfähige Differenz

ORGANISATIONORGANISATIONAnschlussfähigkeit nach innen

Generierung von INFORMATIONENaus Umweltdaten

Frage der Systemrelevanz (1. Kontext)

Generierung von WISSENaus Informationen

Frage der systeminternen ERFAHRUNGSMUSTER

(in Erfahrung eingebettete Information)(2. Kontext)

UMWELTUMWELT

Anschlussfähigkeit von außen im Hinblick auf die

Verarbeitung von Irritationen

ausgehend von

psychischen Systemen

Interaktionen

Funktionssystemen und

ihren

Organisationen

kategoriale Interpretation

(substanzielle Interpretation)

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert3. Wissen als Gesamtresultat struktureller KopplungenLuhmann: „Wissen ist lediglich als gesellschaftsinternes ‚Produkt‘kommunizierbar.“ (S. 39)

• Mehrstufiges Unzugänglichkeits- und Gleichzeitigkeitsverhältnis:– zwischen Kommunikation und Bewusstsein– zwischen Bewusstsein und Gehirnen– zwischen Gehirnen und deren Außenwelt..

• Zur strukturellen Kopplung mit Bewusstsein bedarf es deshalb Sprache (S. 36 – 39)

– Kommunikation fasziniert Bewusstsein über Sprache– Bewusstsein fasziniert Kommunikation über Sprache

• Sprache verwandelt ein kontinuierliches Nebeneinander (unterschiedlicher Systemtypen) in ein diskontinuierliches Nacheinander (S. 27)

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert3. Wissen als Gesamtresultat struktureller Kopplungen

• Sprache ermöglicht eine gesellschaftsexterne strukturelle Kopplung zwischen sozialen (Kommunikations-)Systemen und Bewusstseinssystemen

• ABER: Beachtung „„struktureller Invariantenstruktureller Invarianten““ (S. 27)

– z.B. Grenzen des Tempos der Veränderung von Bewusstseinzuständen, die die Kommunikation nicht überfordern darf

• H. Willke (2002): „„RegimewechselRegimewechsel““ (S. 27)

– „Übertragung von einer inneren Logik der Verknüpfung von Gedanken in eine ganz andere Logik der Sprache.“

(H. Willke, Dystopia, 2002, S. 151)

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert3. Wissen als Gesamtresultat struktureller Kopplungen

• Sprache ist als Kopplungsmechanismus relativ zeitbeständig fixiert.

• „Labil und gleichsam lernfähig eingerichtet“ ist ein zweiter Mechanismus: SchemataSchemata (frames, cognitive maps, scrips…)

– „Sinnkombinationen, die der Gesellschaft und den psychischen Systemen dazu dienen, ein Gedächtnis zu bilden, das fast alle eigenen Operationen vergessen, aber einiges in schematisierter Form doch behalten und wiederverwenden kann.“ (GdG, S. 111)

– Standardisierte Formen der Bestimmung von etwas als etwas• Zeitschemata: Vergangenheit/Zukunft; Bewertungsschemata: gut/schlecht;

Besitzschemata: Eigentum/Nichteigentum• Attributsschemata, mit denen das Bewusstsein Ursachen und Wirkungen verknüpft

• Schemata können konkretisiert und jedem Bedarf angepasst werden– z.B.: Prügel nutzen/schaden der Erziehung

• Jedes beteiligte Bewusstsein weiß, was gemeint ist. Womit aber nicht festgelegt ist, wie die Bewusstseinssysteme mit dem Schema umgehen...

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert4. Semantik als gesellschaftlicher Wissensvorrat

•• Gesellschaftsstruktureller BedingungszusammenhangGesellschaftsstruktureller Bedingungszusammenhangzwischen sozialstrukturellen Veränderungen und gesellschaftlichem Wissensvorrat (Themenvorrat, Ideengut, Wissensbestand)

• Unter SemantikSemantik versteht Luhmann „einen höherstufig generalisierten , relativ situationsunabhängig verfügbaren Sinn.“ (42)

•• SemantikSemantik stellt insofern Regeln zur Verarbeitung von Sinn bereit.

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert4. Semantik als gesellschaftlicher Wissensvorrat

• Luhmann unterscheidet (44)

–– Semantik in einem umfassenden SinnSemantik in einem umfassenden Sinn: „Jeder Fluch der Ruderer in den Galeeren..“

–– „„gepflegte Semantikgepflegte Semantik““: seriöse, abstraktere, bewahrenswerte, verschriftete Kommunikation…

• Semantische Transformationen vollziehen sich in in KoevolutionKoevolutionmit dem Wandel gesellschaftlicher Strukturenmit dem Wandel gesellschaftlicher Strukturen.

• Semantische Entwicklungsmöglichkeiten und –chancen sind (nach Luhmann) in Abhängigkeit zu den sozialstrukturellen Entwicklungen der Gesellschaft zu sehen.

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert4. Semantik als gesellschaftlicher Wissensvorrat

• Stähli (1998) und Stichweh (1999) widersprechen der „linearen Nachträglichkeit“ der Semantik gegenüber der Sozialstruktur– Zirkuläres Verhältnis:

• Semantik kann konstitutiv sein für die Entwicklung bestimmter Sozialstrukturen

• Zumindest aber für die Genese einzelner Sozialsysteme oder relevanter Elemente in diesen Funktionssystemen

– Semantiken produzieren häufig preadaptive advances, die der sozialstrukturellen Entwicklung vorauseilen:

• z.B. bei Veränderungen der Verbreitungsmedien (Einführung der Schrift…) beobachtbar

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Wissen Wissen –– systemtheoretisch systemtheoretisch reformuliertreformuliert