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MÖBEL, LICHT, DESIGN DER TAGESSPIEGEL WOHNEN EHRLICH Vincent Van Duysen FREITAG, 12. NOVEMBER 2010/ 20 796 BODENSTÄNDIG Zu Besuch bei Alessi

WOHNEN S01-S32 web - Der Tagesspiegel · 2010. 11. 12. · Cerruti Baleri einen thronartigen Sessel und ein Sofa, eingehüllt in weißen Canvas. Deutlich bodenständiger sind die

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  • MÖBEL, LICHT, DESIGN

    DER TAGESSPIEGEL

    WOHNEN

    EHRLICHVincent Van Duysen

    FREITAG, 12. NOVEMBER 2010/20796

    BODENSTÄNDIGZu Besuch bei Alessi

  • www.hoeffner.de

    1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de

    2)

    DIE GANZE WELT DES WOHNENS.

    2)

    www.hoeffner.de

    1)

    1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de2) Die Inhaberfamilie von Möbel Höffner hat eine lange Möbeltradition. 1910 begann Schreinermeister Wilhelm

    Krieger seine unternehmerische Tätigkeit.

  • Küche

    MadMen

    Emotion

    Die Küche wird wieder Zentrum des Geschehens,die Trennung zwischen Kochen und Wohnen

    wird wieder aufgehoben.

    Gesteckt

    Arik Lévy ist einer der gefragtesten Designer.Es geht das Gerücht, dass er in Interviewslieber über Liebe spricht als über Produkte

    Die Möbelbranche ruft gerne Trends aus,das gehört zum Geschäft. Lange hielt sichder Trend des „Cocooning“ – die Welt istschlecht, alsomachenwir es uns zu Hausegemütlich. Ein Trend, der den Möbelab-satz fördert – daher gibt es ihn immernoch, nur heißt er jetzt anders: „Homing“.Es scheint ein natürliches Bedürfnis nachSchubladen zu bestehen, da die sich Men-schen in einer immer unübersichtlicherenWelt nach Ordnung und Übersicht seh-nen. Das ist sogar verständlich.

    Mit diesem zweiten Wohnmagazin des Tagesspiegels versu-chen wir nicht, den Trend aufzuspüren, sondern die VielfaltderWelt des Designs zu zeigen – die immer bunter und vielfäl-tiger wird und immer wieder Überaschungen parat hält. Wa-rum auch nicht? Zudem es immer wieder Designer gibt, diesich dagegen wehren, in eine Schublade gesteckt zu werden.Wir stellen einige von ihnen in dieser Beilage vor. Daruntersind vielleicht auch Namen, die hier noch nicht so bekanntsind. Aber das ist ja gerade das Reizvolle.Interessant sind auch die stets neuen und bewundernswer-ten Versuche, scheinbar klassischen Themenwie Sofa oder Re-gal stets Neues abzugewinnen. Fast hat man den Eindruck,als würden Möbel zum Stecken zunehmen, aber das ist keinTrend – siehe oben – , sondern nur eine Beobachtung. LassenSie sich von der Vielfalt überraschen.

    Design-Chamäleon

    Die sechziger Jahre sind zurück – suggeriertzumindest die Kultserie „Mad Men“.

    Viele Designer lassen sich vom Zeitgeist inspirieren

    Der Traum aller Menschen mit zwei linken Händenoder anderen Begabungen:

    Wenn schon Möbel Marke Eigenbau, dann bitteohne Werkzeuge und damit ohne Verletzungsgefahr.Einige Designer haben es sich zum Prinzip gemacht,

    pfiffige Möbel einfach nur zusammenzustecken

    Jaime Hayón ist der spanische Shootingstar desProduktdesigns – unkonventionell und vielseitig.„Meine besten Einfälle hatte ich imHinterzimmer

    ganz bodenständiger Kneipen in Barcelona, währendummich getrunken und Fußball geschaut wurde“,

    verrät er in Berlin im Gespräch

    Vielfalt ist Trumpf

    10

    26

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    von ROLF BROCKSCHMIDT

    Gesteckt. Detail des Regalsystems von Oliver Conrad

    Jaime Hayón

    Leinen los zum Kochen: Marecucina von Alno.

    Redaktion:Rolf Brockschmidt

    Artdirektion:Simone Kitzinger, Bettina SeuffertHerstellung: Thomas Wurster

    Produktion: Detlev JackschentiesAnzeigen:

    Jens RobottaVerlag Der Tagesspiegel GmbHPostanschrift: 10963 BerlinTelefon: (030) 29021-0

    Titelfoto: ImageDesk.be /Wouter Van Vooren

    Inhalt

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    Fotos:Alno

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    Wohnen_Tagesspiegel_ 12. November 2010_3

    IMPRESSUM

  • In derMode ist es klar, wofür eine Jeans steht:Ihr Träger ist frei, ein bisschen unkonventio-nell und hat dank des Kleidungsstücks einesexy geformte Silhouette. Wäre diese eineJeans eine Lampe, wie würde sie dann ausse-hen?DieAntworthatDiesel-ChefRenzoRossoim vergangenen Jahr in Mailand gegeben.Während der dortigen Möbel- und De-signmesse stellte er die erste Home-Kollek-tion des italienischen Modekonzerns vor. Zu-sammen mit Moroso, bekannt als HerstellervonSofasundSesselnvonDesignernwiePatri-ciaUrquiolaoderRonArad,unddemLeuchten-hersteller Foscarini stellte er die Wohnland-schaft zur Hose vor: Bettwäsche mit Jeans-print, eine ironische Neuinterpretation desChesterfieldsofas mit seitlichüberhängendemStoffbezug, Kis-sen mit Nietenmuster, Tischeund Stühle mit Bluejeans-Wa-schung und Leuchten im Indus-trielook.In Sachen Home-Kollektion folgtDieselanderengroßenModemar-ken: Sowohl im günstigen Seg-mentbei Zara undH&Mals auchin hochpreisigen Sphären vonHermèsundVersacegibtesinzwi-schendieMöbelundWohnacces-soires passend zur Kleidung. AlsGrundfürdiesenBoomsiehtTrendforscherPe-ter Wippermann vom Trendbüro Hamburgden Umstand, dass die Interior–Welt insge-samtmodischergewordensei. „DieModegibtTrends vor, die dann nach und nach auch insInteriordesigndurchsickern“, sagter.Ablesbarsei das zum Beispiel an dem Stilwandel Endeder neunziger, beziehungsweise Anfang derNullerjahregewesen. „DamalswarsowohldieModealsauchdasInterieursehrpuristisch.Ge-rade Formen, vielWeiß und andere klare Tönebestimmten die Kollektionen. Als die Modewieder verspielterwurde, setzte sichdas auch

    imMöbeldesigndurch.Plötzlichsahmanüber-all Ornamente“, sagt er.Zudem strahlt der Glanz der Modemarkenauf die Home-Kollektionen ab. „Das Marken-bewusstsein in der Mode ist größer als im In-terior“, sagt PeterWippermann. „Davon profi-tieren die Home-Kollektionen.“DieModeistschnelllebigeralsdieMöbelindus-trie. Während auf den Laufstegen jedes JahrmindestenseineWinter-undeineSommerkol-lektiongezeigtwerden,bringenselbstdiegro-ßenMöbelfirmenzudenwichtigenMessen inKöln und Mailand meist nicht mehr als einDuzend neuer Stücke auf den Markt. Vieledavon sind Prototypen, die je nachdem, wiedie Resonanz der Fachbesucher ist, in Pro-duktiongehen oder auch nicht.Weniger aufwendig als der Entwurf unddie Herstellung eines Sofas oder Betts ist

    die Produktionvon Wohnaccessoi-res. „Kerzen sindein guter Indikatordafür, wo dieReise im Interior-design hingeht“,sagt Peter Wipper-mann. Ihre Farbenund Muster findetman später auf So-fabezügen und Kis-sen. Für ihn alsTrendforscher

    habe die Mode eine Vorreiterrolle, aberauch Subkulturen wie die Grafitti-Szeneseien Indikatoren für neue Farbtrends.Auch personell ist die Grenze zwischenMode- und Möbelszene inzwischen fließend.Der belgische Künstler, Designer und Archi-tekt Arne Quinze betreibt das MöbellabelQuinze &Milan, das Möbel aus Hartschaum-stoff in der Form von Bauklötzen herstellt.Doch das ist längst nicht der einzige Job desumtriebigen Künstlers: Neben riesigen Instal-lationen entwarf er auch Turnschuhe für diejapanischeMarkeOnitsuka Tiger. 2010 koope-

    rierte er mit der Rucksackfirma Eastpak undstellte mit ihr unter dem Motto „Built ToResi(s)t“ ein extrem strapazierfähiges Sofamit vielen praktischen Taschen her. Daran las-sen sich zumBeispiel Bücher,Magazine, Fern-bedienungen, der Laptop oder iPod ver-stauen. An der Spezial-Edition arbeiteten dieKreativ-Teams beider Firmen zusammen undvereinten ihr fachliches Knowhow und ihregestalterischen Erfahrungen.Auch Design-Ikone Philippe Starck tobte sichmodisch aus, obwohl er einmal schwor: „Ichwerde nie idiotisch genug sein, um Mode zumachen“. Sein Kunstoffstuhl „Mademoiselle“aus dem Jahr 2004 von Kartell wird abwech-selnd in neue Kleider gesteckt, sprich mitneuen Stoffen bezogen, seien es bunte Blu-menprints und Zeichnungen von Franco Mo-schino oder psychodelische Hippie-Mustervon Missoni. Ebenso gradlinig wie seine Mö-bel ist auch seine „für intelligente Menschengemachte“ Kollektion „Starck With Ballan-tyne“ aus ökologischer Kashmere-Wolle. Diehält der Designer allerdings für ebenso zeit-los wie seine Möbel – und damit ganz undgar nicht für modisch. Offenbar ist ihm derschnelllebige Fashion-Zirkus zuwider. Auchfür Puma hat der Designer Schuhe entwor-fen. Der Name Starck ist eben eine Marke,mit der sich vieles verkaufen lässt.Auch anders herum probieren sich alteMode-Hasen gerne mal an Interior aus. JeanPaul Gaultier hat sich nach dem Ende seinerArbeit als Chefdesigner für Hermès nachneuen Ufern umgesehen. Für die französi-sche Marke Roche Bobois entwarf er einenSessel auf Rollen, ein maritim gestreiftesoder mit bunten Prints versehenes Sofa undKofferschränke. Seit wenigen Wochen sindsie in den Läden. Gegenüber der „New YorkPost“ sagte der Erfinder vonMadonnas provo-kanten Bühnenoutfits: „Für mich geht es imLeben immer darum, sich auszudrücken, seies am Körper oder im Haus.“Das Modehaus Maison Martin Margiela ließdie Besucher auf der Mailänder Messe etwas

    ratlos mit seinen schneeweißen Raum-Inter-pretationen zurück. Sie glichen eher einerKunst-Installation. Konkret gestaltete das La-bel des belgischen Designers zusammen mitCerruti Baleri einen thronartigen Sessel undein Sofa, eingehüllt in weißen Canvas.Deutlich bodenständiger sind die Interior-Lö-sungen von Esprit. Seit Jahren erweitert dieFirma ständig ihr Bad-Programm, hat aberauch Bettwäsche, Vasen oder Teppiche imPortfolio.DabeiwirdnichtmitFarbengespart:Bordeauxrote Rollcontainer treffen auf grüneWandschränke, wenn der Verbraucher es somöchte. Auch der Stil-Mix ist eine Sache, diesich das Interiordesign von der Mode abge-guckt hat. „Selbst im Bad-Design werden dieKollektionen objekthafter“, meint Peter Wip-permann. Das bedeutet: Einzelne ElementelassensichfreikombinierenundmüssennichtalsSetgekauftwerden.Beflügeltvondemste-tenErfolgseinerBadserienmöchteEspritdem-nächst eine eigene Küche lancieren.Der Trend zur Nachhaltigkeit, die Wiederent-deckung von Holz und rohen, kaum bearbei-teten Materialien, die sich in den letzten Jah-ren vollzieht, verläuft parallel auch in derMode ab. Dort drückt sich der Wunsch nachImperfektion und Selbermachen in kuscheli-gem Strick und groben Texturen aus. Die bel-gische Firma Casalis hat diese Stoffe in ihreKollektion geholt und bezieht ihre Möbel wiedas Sitzkissen "Bonnet" mit gestrickten Hül-len. Sie strahlen dank des flauschigen Bezugsdie Gemütlichkeit eines Abends auf dem Sofain warmenWollsocken aus.Wie weit der Feldzug der Modemarken geht,zeigt die Eröffnung von Hotels, die Versaceoder Armani in allen Ecken derWelt eröffnen.Dort schlafen die Gäste in von den Modede-signern gestalteten Zimmern und speisen invon ihnen designten Restaurants. Vom Tep-pich bis zur Tapete spiegeln die Räume dieMarkenphilosophie wieder. Auch Diesel hatbereits eigene Häuser, zum Beispiel das coolePelican Hotel in Miami Beach – das passendeHotel zur Hose.

    Ton in TonDie Mode gibt zunehmend Trends vor, die die Inneneinrichter übernehmen.

    Mehr noch – die Modelabels vertrauen auf die Kraft der Markeund lancieren ihre eigene Home-Collection.

    Und im Markenhotel trifft dann alles aufeinander

    von JUDITH JENNER

    Fotos:Ea

    stpak

    ,Esprit,D

    iesel

    Weniger aufwen-dig als Entwurfund Herstellungeines Sofas ist dieProduktion vonWohnaccessoires

    Wohnen_Tagesspiegel_ 12. November 2010_4

  • Rucksacksofa. Der belgische Designer ArnoQuinze mit demRucksackhersteller Eastpak das Sofa „Built to Resi(s)t“ kreiert. Espritarbeitet mit dem Bademöbelhersteller Puris zusammen (Mitte). Das DieselKreativ-Team hat für Moroso den Tisch „Pylon Primic“ entworfen.

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  • Am Schwung kannman ihn erkennen, dieseselegant Fließende, die kühnen Rundungenund Kurven, puristisch und organisch in derForm, dafür steht Stefan Heiliger. Das Modell„Morena“ für Leolux ist ein wunderbaresneues Besipiel für diese rasante Linienfüh-rung. Das Grundelement ist ein L, dessenEckenundKantenabervölligabgerundetsind.Die Seitenwand des Sofas verläuft aber nichtsenkrecht, sondernwechselt die Position. Erstist sie leicht schräg nach außen gestellt undwährenddieSitzfläche indie Innenkurvegeht,dreht sich die Seitenwand nach innen. Durchdieses Kippen der Seitenwand entsteht op-tisch ein enormer Schwung. Verstärkt wird erdurch die Rückenlehne, die nach außen ge-wölbt ist, am langen Ende langsam ansteigt,um nach der Kurve am kurzen Ende des L et-wassteilerabzufallen.Für sichgenommeneinsehrschönesModell.WerdenPlatzunddasnö-

    tigeKleingeldhat, kanndiesenSchwungnochdurch ein zweites, spiegelverkehrtes Sofa er-gänzen.Mit einemVerbindungselement lässtsichdarauseineWohnlandschaftkreieren,diedurcheinenwindschiefenHocker imZentrumnochmehr Dynamik bekommt. Die Elementegibt es mit Stoff- oder Lederbezug, man kannauch kombinieren und durch unterschiedli-che Farbtöne für die einzelnen Elemente wei-tere Akzente setzen.Weitaus geradliniger und puristischer, aberauch bestechend in der Form kommt „Noc-turne“ von Gabriele Assmann für Leolux da-her. Schon die schiere Länge von 230 Zentime-tern verleihen „Nocturne“ eine natürliche Ele-ganz, die dadurch unterstrichen wird, dassder Korpus des Sofas auf zwei langen Rohrenquer zumBetrachter ruht. So zieht dasMetall-rohr einen feinen Strich unter das Ledersofa,dessen Polster links und rechts in der Breiteasymmetrisch sind und einmal als Lehne fun-gieren, das andere Mal auf Sitzhöhe bleiben.Asymmetrisch sind auch die Nähte der Sitzflä-

    SchwungvollElegante Linienführung, Großzügigkeit und hohe Qualität –

    die neuen Sofas bestechen durch viele Charakteristika.Multifunktionaliätät und verborgene Funktionen werden bei hochwertigen

    Möbeln immer wichtiger – Ein Blick auf interessante Neuheiten

    von ROLF BROCKSCHMIDT

    Fotos:Leolux

    ,Ligne

    Roset

    Wohnen_Tagesspiegel_ 12. November 2010_6

    Dynamisch. Stefan Heiligerhat mit „Morena“ für Leoluxvielleicht einen neuenKlassiker geschaffen, derdurch einen kleinen schrägenHocker ergänzt werden kann.„Nocturne“ (links) vonGabriele Assmann für dasgleiche Label zeigt bei allerStrenge große Flexibilät.

  • che und der beiden Rückenlehnen, die sich insieben Positionen verstellen lassen, bis sieschließlich ganz nach unten geklappt ein Ta-gesbett ergeben, an dessen obe-rem Ende nun die Seitenlehneauf einmal recht klein wirkt.Einen ganz anderen Weg gehtInga Sempé, die es sich zur Auf-gabe gemacht hat, elegante Lö-sungen für den Alltag zu finden.„Ein Sofa zu entwickeln istschwierig. Noch schwieriger istes, eines für ein Unternehmenzu entwerfen, für das man be-reits ein Sofa gemacht hat“, hatsie einmal gesagt. Für Ligne Ro-set hat sie nun in Köln auf derMöbelmesse ein recht ungewöhnliches Sofapräsentiert, das sofort auffällt, weil es schonauf den ersten Blick ganz anders aussieht alsman sich landläufig ein Sofa vorstellt. Alshätte jemand beim Aufräumen eine Steppde-cke über eine Holzbank geworfen, eine längs,

    eine quer, so lässt sich das Prinzip von „Ru-ché“ salopp beschreiben. Das Gestell bestehtaus Buche natur, ruht auf vier schmalen Fü-

    ßen, ein schlichtesGrundmuster. Ma-ximal zwei Meterlang mit 45 Zenti-metern Sitzhöhe.Der Clou ist derÜberwurf, die Pols-terung. In Längs-richtung legt sicheine abgesteppte,dicke Decke überdie beiden Armleh-nen und die Sitzflä-che, sowie über die

    Rückenlehne. Die Steppstiche sind regelmä-ßig unregelmäßig, wodurch sich der Stoff einwenig aufbläst und so eineWaffelstruktur er-gibt, die wiederum mit Licht und Schattenspielt. Es gibt das Sofa als auch Méridiennemit eingeplanter Seitenablage, ein Teil der

    Sitzbank bleibt blank. Hier kannman ein Tab-lett abstellen oder Bücher oder was auch im-mer. Der ungewöhnliche Eindruck entstehtdurch das fast filigrane, geradlinige Gestellund den im Verhältnis dazu recht dicken De-ckenüberwurf. Wenn Inga Sempé auffallenwollte, ist ihr das mit „Ruché“ gelungen.Ungewöhnlich ist auch das Sofa „Ottoman“von Noé Duchaufour-Lawrance. Der Namedeutet schon auf die orientalische Tradi-tion, in der dieses Möbel steht. Duchauf-our-Lawrance hat das klassiche orientali-sche Sitzkissen neu interpretiert und einungewöhnliches Objekt geschaffen, das esvom Ein- bis zum Dreisitzer gibt nebst pas-sendem Hocker. Die Ziernähte und Abstep-pungen erinnern an Muster marokkani-scher Kachelwände. Die leicht asymmetri-sche, runde Form wird durch eine tiefeAbsteppung gekennzeichnet, die praktischdie Oberfläche in Sitzfläche und Lehne teilt,,die aber eigentlich vollkommen rund verlau-fen. Im Innern besteht „Ottoman“ aus hoch-

    wertigem Schaumstoff in unterschiedlicherStärke für Sitzfläche und Rückenlehne.Komfort und Bequemlichkeit wird auch beiStressless groß geschrieben. Bekannt ist dienorwegische Marke vor allem durch ihre Ses-sel, doch zwei neue Sofas, „E200“ und „E300“,verblüffen mit einer neuen, unsichtbarenTechnik. „E200“ kommt als Dreisitzer klas-sisch kubisch daher, die drei Rückenkissen lo-ckern das strengeDesign auf.Wennman sichaufdasSofasetzt,kipptdieSitzflächeautoma-tischnachuntenundstellteinebequemeBein-position her. Der Clou ist ein im Querschnitttrapezförmiger Mechanismus, der auf Ge-wichtsverlagerung reagiert und bei entspre-chender Belastung hinten nach unten sinkt.Nunmöchtemanaberauchaufdem250Zenti-meterlangenSofaruhen,ohnegleicheinzusin-ken. Bei gleichmäßiger Gewichtsverteilungbleibt das System „ErgoAdapt“ stabil und derNutzer bekommt eine ebene Ruhefläche.DieseTechnikgibtesauchfürdasSofa„E300“,das eher etwas runder undorganischerwirkt.

    Als hätte jemandeine Steppdeckeüber eine Bankgeworfen – dasist „Ruché“ vonInga Sempé

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    Inga Sempé stellt mit „Ruché“(links) für Ligne Roset einenradikalen Entwurf vor, NoéDuchaufour-Lawrance definiertdas orientalische Sitzkissen mit„Ottoman“ (Ligne Roset) neu.

  • LeichtwieeineHängematteschwingtdieSitz-fläche des Loungesessels „Loom“. Lässt mansich hineinfallen, will man am liebsten nichtmehr aufstehen, so bequem ist die Strukturaus geflochtenem Leder. Wer sich die Mühemachtundnäherhinsieht,erkennt,welchauf-

    wendigerHerstellungsprozesshinterdembe-quemenNetz steckt. FrancoPoli hat jahrelangnach einer Möglichkeit gesucht, dickes Lederso kunstvoll zu stanzen, dass es eine dreidi-mensionaleOberflächebekommt.Vorvier Jah-renbrachteerdasersteStückausder Seriehe-raus,dieinzwischenumeinenRaumteiler,Ess-tischstühle und einenDrehstuhl reicher ist.Ähnlich wie Designer Franco Poli werden

    viele Designer und Hersteller experimentier-freudig, wenn es darum geht, ihre Vorstel-lung von einer bestimmten Form oder Texturzu verwirklichen. Der vergleichsweise hohePreis von Designermöbeln erklärt sich oft da-durch, dass jahrelang geforscht und getüfteltwird, bevor ein Entwurf in Serie gehen kann.Stefan Diez, Produktdesigner aus München,kann ein Lied davon singen: Er entwarf füre15 die Stuhlfamilie „Houdini“. Die extremschlanke Silhouette mit der kur-vig geformten Sitzschale ist füreinen Stuhl aus Holz ungewöhn-lich. Um diesen Effekt zu errei-chen, bediente sich Diez vonTechniken aus dem Flugzeugmo-dellbau: Dünne, zweidimensio-nale Schichtholzplatten wurdenper Hand um einen kompliziertgefrästen Massivholzring gebo-gen. Um die zweidimensionalenElemente in Form zu halten, ver-wendete er weder Nägel nochSchrauben. Stattdessen sind dieübereinander lappenden Platten mit der Ba-sis verleimt und bilden so eine geschlosseneSitzschale.Eineganz andere Technikwendete er bei demStuhl „Chassis“ fürWilkhahn an. UmdenVor-gabenwie geringemGewicht und einer präg-nanter Form zu entsprechen, forschte der De-signer bei Automobilzulieferern. Die„Space-Frame-Technologie“ausdemKarosse-riebau bot die Lösung: Bei diesem Verfahrenwird Stahlblech im Tiefziehverfahren zu kom-plexen, dreidimensionalen Formen in engenRadien gepresst. Auf diese Weise werden derstabile Sitz- undRückenrahmen sowiedie vierAnschlusselemente der Stuhlbeine erzeugt.Ein Schweißroboter fügt die Elemente zu ei-

    nem fertigen Stuhl zusammen. Auf dieseWeise siehtder Stuhl auswieaus einemGuss.Um auf demMetallstuhl gemütlich sitzen zukönnen, istermiteinereinteiligenSitz-undRü-ckenmembran aus vier Millimeter starkem,fein genarbtem Polypropylen bespannt. Er istab 2011 lieferbar.Auch die Medizintechnik muss herhalten, da-mit man auf Designerstühlen bequem sitzenkann. Für seine Kollektion „Soft Cell“ für Za-

    notta nutzte Wer-ner AisslingerSoft-Gel als Polste-rung, das bis dahinvor allem immedi-zinischen Bereich,aber auch für Fahr-radsattel verwen-det wurde. Auchbei seinem „GelChair“ für Cappel-lini griff der Berli-ner auf diese Tech-nik zurück – mit

    dem Effekt, dass durch die Lichtdurchlässig-keit des Materials das darunterliegende Git-termuster sichtbar wurde. Aisslingers Gel-Ex-perimente gelten als wichtiger Schritt in derMaterialentwicklung des Möbeldesigns.Hohe Anerkennung erhielt auch KonstantinGrcic für seinen Freischwinger „Myto“ für dieitalienische Firma Plank. Um die netzartigeStruktur der Sitzschale und der Rückenlehneherzustellen, die von einer stabilen Rahmen-konstruktion getragen wird, und damit dastypische Freischwinger-Sitzgefühl zu errei-chen, goss er einen fließfähigen Kunststoff indie richtige Form. Behilflich war ihm dabeiBASF. Durch die enge Kooperation zwischenDesigner, Hersteller und Chemiekonzern dau-erte die Entwicklung nur ein Jahr.VonBienenwabenließensichdieinLondonan-sässigen Designer Jan Wertel und GernotOberfell zu der Leuchte „Dragonfly.mgx“ für

    die belgische FirmaMGXMate-rialize inspirieren. Dank der feingelöcherten, dreidimensiona-len Struktur beleuchtet sie denRaum besonders behutsam.Den Designern war wichtig,dass die Lampe aus Epoxidharz

    sowohl direktes als auch indirek-tesLichtspendet.Währendimobe-

    ren Teil nur wenig Licht nach außendringt, scheint sie nach unten hin immer hel-ler. Möglich ist die Herstellung durch „RapidPrototyping“, eine Technik, die bisher vor al-lem dem Modellbau vorbehalten war. Damit

    könnenKunststoffmodelle in 3D „ausge-druckt“werden. Die Datenwerdendirekt vomEntwurf auf dasModellübertragen.EigentlichgiltdieTech-

    nik als zu teuer für die Serienproduktion.Dank neuer Entwicklungen könnte sie auchfür denMassenmarkt tauglichwerden.

    Experimente

    Verdreht, vernetztUm Möbel mit ungewöhnlichen Oberflächen oder Formenherzustellen, werden Designer zu Tüftlern

    Ungewöhnlich Form für Holzstühle: die Serie „Houdini“ (E15) von Stefan Diez (links).Rechts die Tischserie „Module.MGX“ von WertelOberfell-Platform für MGX Materialize.

    von JUDITH JENNER

    Mit Hilfe der BASF hat KonstantinGrcic „Myto“ (Plank) entwickelt.

    Auch die Medizin-technik mussherhalten, damitman aufStühlen bequemsitzen kann.1.PLATZ

    2)

    Höffner wurde vom Deutschen Institut für Service-Qualitätbewertet: MÖBEL HÖFFNER IST DEUTSCHLANDS BESTESMÖBELHAUS 2009!

    1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de2) Die Inhaberfamilie von Möbel Höffner hat eine lange

    Möbeltradition. 1910 begann Schreinermeister WilhelmKrieger seine unternehmerische Tätigkeit.

    1)

    Fotos:MGX

    .Material

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    lank,E15

  • Es ist alles eine Frage der Perspektive und der Proportionen. Das gute alte Dampfradio ausden 50er Jahren weckt Kindheitserinnerungen, die Tastatur für die wellen, der runde Korpusaus Holz, die stoffbespannten Lautsprecher, die beiden runden Knöpfe links und rechts fürSendersuchlauf und Lautstärke, die beiden schrägen Füßchen, auf denen der Kasten zu

    schweben scheint, ja selbst die schwarze Scheibemit den für Kinder exotischen Namen der Sender,all das gehörte vor 50 Jahren zu einemmächti-gen Radioapparat, der der MP3-Generation wieein Relikt aus dem Technikmuseum vorkommenmuss. VM-Möbel-Design versucht Tradition undModerne miteinander zu verbinden. Sie blasendas alte Dampfradio zu einem hochmodernenMultimediamöbel im Look der 50er Jahre auf. Des-wegen scheint das kleine Radio plötzlich fastmannshoch. Nicht jedermanns Geschmack, aberein Blickfang für Leute mit Platz und Geldbeutel.Klaus Keller kommt aus demMessebau, und als

    das Geschäft in der Krise nicht mehr so gut ging, hater das erste Medienmöbel für sich alleine gebaut, das

    Know How war ja vorhanden. Dort, wo früher die stoffbe-spannte Front war, ist jetzt der Flachbildschirm eingelassen. Die Tasta-

    tur offenbart sich als Schublade für DVD, die schwarze Senderscheibe ist jetzt eine Weltzeit-uhr, klappt man sie hoch, zeigt sich das Platz für den Videorecorder, die runden Knöpfe las-sen sich ebenfalls als Schubladen für die Fernbedienungen herausziehen, die eine Seiten-wand hat Platz für einen Kühlschrank, die andere bietet das klassische Barfach. „Das ist na-türlich kein Möbel für die Masse“, sagt Klaus Keller, „eher etwas für Liebhaber. Wir könnennatürlich Kundenwünsche berücksichtigen.“ Das Model „Retro TV Viktoria“ kann frei imRaum stehen oder an der Wand, mit dem Flachbildfernseher Philipps Ambilight beleuchtenLED-Lampen den Hintergrund des Schirms indirekt, eine Referenz an das alte grüne „magi-sche Auge“, das einst die exakte Sendereinstellung zeigte. Die abgespeckte Version für dieWand kommt ohne Kühlschrank und Barfach aus. Retro und Hightech – eine ungewöhnlicheKombination. _Rolf Brockschmidt

    MikkoKärkkäinenkannsich freuen.Mit seinerelegantenLED-Leuchte„LED“hater für seinei-genesLabel„Tunto“einigeDesignpreiseerhal-ten.DieeleganteForm,diesparsamenLeucht-mittel, das Holz, all das ging einewunderbareKombination ein. Beflügelt durch den Erfolghat er nun „LED2“ auf denMarkt gebracht,eine Stehleuchte, die sich ebenfalls durch Be-rührungein-undausschalten lässt.DerFußistnaturgegeben etwas breiter, aber die Leucht-mittelundStärkesinddiegleichen,dieLEDge-ben ungefähr soviel Licht wie die klassische60-Watt-Leuchte. Damit ist auch „LED2“ viel-fältig einsetzbar.Ein Experiment wagt Angela Schlösser für ihrLabel La Paeng mit der Leuchte „Prisma“, die

    ein interessantes Licht verbreitet. In einemDoppelzylinder aus Metall sind kleine flacherechteckigeLöcherausgespart,dieLöchersindsoangeordnetwiedieBacksteineeinerZiegel-mauer. Darin eingesteckt werden unzähligeElemente aus satiniertem Acryl. So entstehteine reizvolle Leuchte, deren Kanten grünlichschimmern. Das Licht wird hingegen von derLeuchte inderMittedesZylindersdirekt indasAcrylglas geleitet, höchste Helligkeit ist alsonur frontal zu sehen. So ist ein Kronleuchterentstanden, der fasznierendglitzert, aber sichnur einer Lichtquelle bedient.Noch tüfteltAn-gela Schlösser an dem Objekt, denn zur Zeitwiegt es 35 Kilogramm. Aber sie ist von ihrerIdee ihrer Leuchte überzeugt. _R.B.

    Experimente

    Verdreht, vernetzt

    Dampfradiomit Hightech

    Mikko Kärkkäinen hat mit seiner Idee Preise gewonnen,Angela Schlösser feilt noch am Gewicht ihres Kronleuchters

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    1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de2) Die Inhaberfamilie von Möbel Höffner hat eine lange

    Möbeltradition. 1910 begann Schreinermeister WilhelmKrieger seine unternehmerische Tätigkeit.

    1)

    Innovativ.„Dragonfly.mgx“

    (MGX Materialize),rechts, besticht

    durch dieKonstruktion.

    „LED2“ spart elegantStrom (Tunto).

    Kronleuchter neu definiert. Angela Schlösser hat für ihr Label La Paeng diesenLeuchter aus Acrylglas entworfen, der zusammengesteckt wird.

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    Möb

    eldesign

  • Als Ludwig und Corinna Schulz den Umbauihrer Eigentumswohnung in PrenzlauerBerg planen, ist für die beiden klar: DieKüche muss in die Mitte. Sie soll das Zen-trum, die Schaltzentrale der großen Woh-nung sein, mit einer offenen Verbindungzum Wohnzimmer, einer Insel zum Kochenund Spülen und viel Arbeitsfläche. „Wir ko-chen beide sehr gerne. Und auch wennFreunde zu Besuch kommen, gehört dasZubereiten oder Anrichten des Essens häu-fig zum gemeinsamen Abend dazu“, sagtCorinna Schulz. Beim Kauf der Wohnungwar es dem Paar wichtig, dass sie Wändeversetzen und Räume auf diese Weise zu-sammenlegen konnten. „Während sich invielen Berliner Altbauwohnungen die Küchein eine schmalen, separaten Schlauch befin-det, wollten wir sie im Zentrum des Gesche-hens haben“, sagt Ludwig Schulz.So wie das junge Berliner Ehepaar wünschensich immer mehr Menschen eine offene Kü-che, weiß Frank Hüther, Geschäftsführer derArbeitsgemeinschaft DieModerne Küche e.V.(AMK). „In den letzten Jahren stellen wir fest,dass sich immermehr Kunden für eine Kücheentscheiden, die über eine Mittelinsel mitHerd und Spüle verfügt“, sagt er. Das habeden Vorteil, dass mehrere Menschen bei derZubereitung des Essens mithelfen können.Oft gäbe es eine Verbindung zum Essens-raum, oder die Küche sei so großzügig ange-legt, dass darin gegessen werden kann.Geschichtlich betrachtet hat sich die Küchein gewisser Weise also zu dem zurückentwi-ckelt, was sie vor hundert Jahren war, näm-lich zu einem Ort, an dem die Familie zusam-menkommt, an dem gegessen und gekochtwird, wo aber auch Hausaufgaben erledigtund Familienangelegenheiten besprochenwerden. Das war damals dadurch bedingt,dass die Wohnküche der einzige Ort war, andem geheizt wurde. Mit fortschreitender In-dustrialisierung änderte sich das. In den fünf-ziger und sechziger Jahren wurde die Küchevon denmeisten Architekten inMietwohnun-gen als separater Raum geplant. Die Einbau-

    küche nach dem Vorbild der 1926 von derWiener Architektin Margarete Schütte-Li-hotzky entworfenen „Frankfurter Küche“ bil-dete die Grundlage für die Ausstattung. Ge-plant wie ein industrieller Arbeitsplatz soll-ten zwischen den einzelnen Arbeitsschrittenmöglichst kurze Distanzen liegen. Alle Kü-chengeräte sollten leicht erreichbar sein. Zielwar es, die Hausfrau zu entlasten.„Von vielen Frauen wurde die Trennung vonWohnen und Kochen nicht sehr geliebt. Siehatten die Kinder nicht im Blick und warenauch sonst in der Zeit, in der sie das Essenvorbereiteten, vom Familienleben ausge-schlossen“, sagt Frank Hüther. Der Vorteil desseparaten Küchenraums war: Wenn Besuchkam, konnte man die Küchentür schließenund niemand sah die Unordnung.Das ist in offenen Küchen anders. Damiteinfach Ordnung gehalten werden kann,offenbaren sich hinter den Türen und inden Schubladen moderner Küchen durch-dachte Stauraumkonzepte. Es gibt Fächerfür verschiedene Größen von Besteck undKüchenwerkzeugen, Abroller für Frischhalte-folie und Küchenpapier, Abstellflächen fürGewürzgläser, Topfdeckel oder Flaschen.Dieses Innenleben ist so organisiert, dassalle Helfer und Vorräte schnell zur Handsind, wenn sie gebraucht werden, abernicht sichtbar herumstehen müssen. Durchdrehbare Einsätze lassen sich Vorräte ausden hinteren Ecken der Schränke leichtnach vorne holen. Diese Ordnungssystemelassen sich natürlich auch in kleineren Kü-chen einbauen.Farblich ist nach wie vor Weiß in allen Abstu-fungen gefragt. Der Trend zu gelacktenOber-flächen nimmt etwas ab, viele Kunden ent-scheiden sich laut Frank Hüther für matteFronten. „Eine Küche hat man in der Regel 15Jahre und mehr. Sie sollte nicht zu modischsein“, rät der Küchenfachmann.Unterstützung bei der Planung der Küchenleisten professionelle Küchenstudios. „Ein gu-ter Küchenplaner stellt viele Fragen“, weißFrank Hüther. Neben den Maßen und demSchnitt des Raums interessieren ihn Dingewie:Wieoft kochendieBewohner?Nutzen siedieKücheoft fürgroßegesellschaftlicheEssen

    Zentrum desGeschehensDie Küche als abgeschlossener Raum verliert Anhänger,

    die Trennung zwischen Kochen und Wohnen wird wiederaufgehoben. Hersteller reagieren auf diese Bedürfnisse

    von JUDITH JENNER

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    am7,Alno

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    Freisteher sind in. Bei der „K7“ von Team 7 (oben) lässt sichdie Höhe der Arbeitsplatte variieren, „Marecucina“ von

    Alno setzt Akzente, wenn es der Raum erlaubt.

  • Gehören Sie auch zu den Menschen, die bei so manchem Möbelstück oder Küchen-gerät, das so verchromt, stilisiert, abgehoben und schlichtweg einfach unpraktischist, den Drang verspüren, die Augen zuverdrehen? Haben Sie noch nie verstanden,wieso selbst Toaster immer auffälliger, minimalistischer oder unhandlicher ausse-hen, weil sie in ein bestimmtes „Designkonzept“ passen müssen? Dann wäre die„Blank Wall Clock“ des Katalanen Martí Guixé , eines „Ex-Designers“, wie er sichselbst bezeichnet, eine ernsthafte Alternative zu ihrer futuristischen Küchenuhr.

    Guixé, der einige Objekte für das italienische Kultlabel entworfen hat,wehrt sich auf spielerische Weise gegen die abgehobenen Variantendes Designs, er möchte den Nutzer seines Objekts mit einbezie-hen. Klingt schräg, aber was der „Ex-Designer“ designt (welchleichte Ironie), hat durchaus einen gewissen Charme: Das kreis-runde Zifferblatt und die Zeiger sind, wie schon der Name derUhr sagt, leer und warten nur darauf, mit dem beiliegendenabwaschbaren Filzstift beschrieben zu werden. Guixés An-satz, dass Zeitgefühl etwas Individuelles ist, lässt dem Nut-zer völlige Gestaltungsfreiheit- ob eine penible Einteilungdurch lange Striche für die vollen Stunden und kleinere fürdie Minuten, ob Bilder, die man mit den bestimmten Tages-zeiten verbindet, oder Wörter - alles ist möglich. Und weil dieZeit sich ständig ändert, lassen sich auch die Bezeichnungen,

    die wir für ihre Einteilung benutzen, laufend ändern. Wer glü-hender Bond-Fan ist, hat statt einer 7 eine 007, der begeisterte

    Lateinlehrer nur römische Zahlen. Oder man malt seinen Tagesab-lauf. Oder man benutzt die freien Stellen auf Zifferblatt und Zeiger

    dazu, dem Betrachter philosophische Botschaften zu übermitteln. Sie sind in IhrerZeitgestaltung völlig frei. _Annika Brockschmidt

    oderwärmensie sich lieber schnell etwasauf?Und daraus abgeleitet:WelcheWegewerdenin der Küche zurückgelegt? Auf Basis der ge-sammeltenInformationenwirddanneinePla-nung erstellt.WennmehrerePersonen imHaushaltkochen,dieeinesehrunterschiedlicheKörpergrößeha-ben, könntemanüber eine höhenverstellbareArbeitsplattenachdenken,wiezumBeispiel inder Küche „k7“ von Team 7. Jenachdem, ob die BewohnerLinks- oder Rechtshändler sind,sollte die Abtropffläche nebender Spüle entsprechend ange-ordnetwerden.Um sowohl den praktischen alsauch den gemütlichen Aspektder Küche auszukosten, ist eswichtig, auf eine gelungene Be-leuchtung zu achten. Frank Hüt-her von der AMK schlägt vor,einerseits ein blend- und schat-tenfreies Arbeitslicht einzupla-nen. „Zum anderen sollte sich das Lichtzum Essen oder Beisammensein dimmenlassen und auch indirekte Beleuchtungsele-mente umfassen“, sagt er. EnergiesparendeLEDs können im Wortsinne Highlights set-zen.Wie auch im Wohnzimmer muss die Küchenicht komplett ausdemProgrammeinesHer-stellers stammen. Viele Planer setzen auf ei-nen Materialmix, kombinieren zum Beispieleine Arbeitsplatte aus Holz mit Unterschrän-kenausEdelstahlodergelacktenFronten.Holzist trotz seiner Empfindlichkeit gegenWasserund Wasserdampf kein Tabu in der Küche –wennesrichtigbehandelt ist.WachsundÖler-halten die Struktur des Holzes und schützenesgegenFeuchtigkeitebensowiematteroderklarer Lack.Als nachwachsender Rohstoff hatHolz außer-dem einen nachhaltigen Ruf – ein Aspekt, dervielen Verbrauchern immer wichtiger wird.Elektrogeräte sollen energiesparend funktio-nieren,Materialienschadstoffarmverarbeitetund recyclebar sein. Der italienische Küchen-hersteller Valcucine hat eine hundertprozen-tigrecyclebareKüchehergestellt. Ihrewesent-lichenBestandteile sind AluminiumundGlas,

    die sich sauber voneinander trennen lassen.Für eine schöne Holz-Optik darf auch ge-schummelt werden: Von der Firma Alnogibt es den Frontentyp „Woodglas“ mitNussbaum-, Olive- und Palisanderholzmus-ter hinter Glas, der eine wohnliche unddoch pflegeleichte Front bildet. Ebenfallsvon Alno stammt die Konzeptstudie „Mare-cucina“, die auf der Messe Eurocucina im

    April in Mailandgezeigt wurde.Das bugförmig ge-formte Küchenele-ment mit einerhölzernen Arbeits-platte ist vomSchiffsbau inspi-riert. Ein wie einSchiffsmast ange-brachtes Beleuch-tungselementspendet weißesLicht. Die Schrank-

    elemente scheinen frei zu schweben undgeben dem Küchenblock seine spezifischeLeichtigkeit. Schaut man sich auf der Messeum, sind technische Spielereien überall prä-sent: Waschbecken verschwinden unter glei-tenden Arbeitsplatten, Mikrowellen oder Kü-chenmaschinen fügen sich fast unsichtbarin die Fronten ein, grifflose Schubladen öff-nen sich auf Knopfdruck, in Kühlschränkeeingelassene LCD-Bildschirme übertragendie Nachrichten oder verbinden sich überWLan mit dem Internet.Poggenpohl hat mit dem Entwurf seinesneusten Küchenprogramms bewusst den Ar-chitekten Hadi Teherani beauftragt. DerHamburger mit iranischen Wurzeln entwarfein Raumkonzept namens „Artesio“. Es gehtweit über die Idee der Einbauküche hinaus:„Die Funktionalität der Küche muss nichtzu ihrer prägenden Erscheinungsform wer-den, aber sie muss in jedem Detail präsentund unmittelbar abrufbar sein“, erläutertHadi Teherani. Bei seinem modernen Ent-wurf, der auch Decke und Boden mit ein-schließt, muss man fast daran erinnert wer-den, dass man sich in einer Küche befindetund nicht in einem Wohnzimmer.

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    Wohnzimmer oder Küche? So genaukann man das bei Hadi Teheranis Küche„Artesio“ nicht mehr sagen FürPoggenpohl hat er ein Raumkonzeptentworfen, dass die klassische Trennungvon Kochen und Wohnen aufhebt.

    Holz ist trotzseiner Empfindlich-keit gegenWasserundWasserdampfkein Tabuin der Küche

    Wohnen_Tagesspiegel_ 12. November 2010_11

  • Das französische Designgenie PhilippeStarck, der Entwerfer der legendären Alessi-Zi-truspresse, nannte Alberto Alessi einmal den„Kaufmann des Glücks“. Der italienische Ge-schäftsmann und Industrielle sorgte in denachtziger Jahren für eine vollständigeUmwäl-zung in dem Familienbetrieb, den sein Groß-vater 1921 gegründet hatte. Er wählte die al-lerbesten Designer und Architekten aus undgab ihnen die Freiheit, um bunte, spieleri-sche, exzentrische, experimentelle und provo-zierende Haushaltsartikel zu entwerfen. Er-gebnis: die Tabletts, Kaffeeservices, Korken-zieher, Pfefferstreuer, Käseraspeln und Toilet-tenbürsten von Alessi wurden wahnsinnigpopulär. Der Name Alessi stand nicht mehrfür eine ganz normale Fabrik für Haushaltsge-genstände, Alberto Alessi hatte „die Traumfa-brik“ erfunden.Die italienischenWettergötter sind uns nichtwohl gesonnen. Es regnet Bindfäden überdem Stronatal, wo das Geschlecht Alessischon seit acht Generationen am Rande desOrtasees wohnt. Die Wolken sind so dicht,dass wir die mächtigen Berggipfel kaum se-henkönnen. „Wenn ichmeinen französischenWeinratgebern in Reims erzähle, wie viel Nie-derschläge wir hier haben, glauben sie mirnicht“, erzählt Alberto Alessi hinter demSteuer seines Autos.WirsindaufdemWegvom Firmen-Haupt-sitzinCrusinallozusei-nem Bauernhof„Terra-ae“ in Prato-lungo.Er istgeradezu-rück von einem Wo-chenende in Paris, woereinenaltenWeinex-perten besucht hat, der ihm versicherte, dassdie Form eines Weinglases überhaupt nichtanders seinmuss für rotenoderweißenWein.Er ist darüber sehrglücklich, dennes sindguteNachrichten für Matali Crasset, die radikalefranzösische Designerin, die gerade dabei ist,neueWeingläser für Alessi zu entwerfen.In und um Crusinallo (Omegna) stehen nochimmer viele Fabriken, in denen im vergange-nen Jahrhundert Töpfe, Pfannen und Haus-haltsartikel aus Metall hergestellt wurden,aber die meisten haben ihre Tore schließenmüssen.Wir fahren eine Zeit entlang des Sees bis zueinem scharfen Abzweig. Ein schmaler, sich

    windender Weg führt uns gerade hinauf aufden Berg. Erst geht es quer durch das „Zen-trum“ von Pratolungo, einem verschlafenenDorf auf mehr als 400 Metern Höhe. EinigeKurven später sind wir am Ziel angelangt.Als das schwere Tor sich öffnet, entfaltet sichvor unseren Augen eine spektakuläre Land-schaft: ein grüner Weinberg auf einem stei-len Hang rund um eine ummauerte, düstere,weiße Villa. Oben auf dem Turmweht die ita-lienische Fahne. Unten, im nebligen Dunst,der blaue See mit kleinen pittoresken Inseln.Wir erreichen den Eingang des Wohntraktesüber eine schwere Treppe mit rau herausge-schlagenen Stufen. Sie stammen von Felsbro-cken, die sich auf dem Landgut befanden.„Wir haben vieleMaterialien benutzt, die hierschon vorhanden waren und die Treppe istnach den Prinzipien von Feng-Shui ausgerich-tet“, vermeldet mein Gastgeber en passant.Das Entrée der Wohnung führt mich zu-nächst in die Irre. Die Schränke, hinter denensich der Schreibtisch van Albertos FreundinLaura verbirgt, sind von Mendini entworfen.Sie sindmit aufgeweckten Farbmotiven in In-tarsienarbeit versehen. Ein braunes Leder-sofa in Form eines riesigen Baseballhand-schuhs, der „Joe“ von 1970 verstärkt die Erwar-tung eines lebendigen Interieurs mit spieleri-schen Designikonen. Aber in dem großen of-fenen Wohnzimmer, wo die Sitzecke mitHerd, das lange Esszimmer und die Küche

    mit der immensennierenförmigen Val-cucine-Insel ineinan-der übergehen, wirddie Erwartung ent-täuscht. Der großeRaum ist auffallendeinfach und in Holztö-nen gehalten. DasHaus selbst ist ziem-

    lich düster bei diesem schlechtenWetter. Diehängende Sitzkugel „Bubble“ (1968) des Fin-nen Eero Aarnio – ein Freund des Hauses –scheint der einzige andere Blickfänger zusein, der zu dem überschwänglichen Geistder Popjahre passt.„Feng Shui hat mich schon lange gefesselt.Auch schon, als Mendini vor rund 25 Jahrenmein erstesHaus entwarf. Ichwar damals be-reitsdavonüberzeugt, dassmanvorallemderPersönlichkeit der Bewohner bei der WahletwaderOrientierung,derAtmosphäre,schar-fer Kantenodermehr fließender Formen in ei-nem bestimmten Raum Rechnung tragenmuss.DaswarfürmichvielwichtigeralsArchi-

    tektur. Ehrlich gesagt, vertraue ich keinemAr-chitekten.Wissen Sie, was diewahre AufgabedesArchitektenvor langerZeitwar?Denrichti-gen Ort und die Ausrichtung für ein Haus be-stimmen. Der ganze Rest war eine Frage derAnwendung bestehender ästhetischer Tradi-tionen. Höchstens hier und da eine kleine Ab-weichung. Diesem alten Vorbild wollte ichhier folgen.“Mit seiner erstenWohnung verlief es ganz an-ders. Acht verschiedene tonangebende Archi-tekten entwarfen das Haus unter der Füh-rung von Mendini. Es wurde einSchulbeispiel des Postmodernis-mus. Alles war von der Ästhetikder achtziger Jahre bestimmt. Erhat daraus deutlich gelernt. Die-ses Mal sollte er seine jungeneue Familie nicht in ein ästheti-sches Korsett zwingen. Von An-fang an bezog er bei dem Projekt„Terra-ae“ (2001) den Feng Shui-Meister Eduardo Hess ein. Einefinnische Dame kam extra her,um barfuß über das ganze Land-gut zu laufen ummögliche nega-tive unterirdische Energie festzustellen. Skiz-zen und Pläne zeigen,wie dasHaus exakt zwi-schen zwei Bergen liegt. „Das ist sehr positiv.Das bietet Schutz“, sagt er.Dieses Mal gelang es ihm auch, seinen altenSpießgesellen und Designratgeber Mendininach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Auchwenn der Architekt kaum eine Wahl hatte.Seine ersten drei Entwurfsideen für das Land-hauswurden übrigens von den lokalen Behör-den verworfen. Beim vierten Entwurf tat erdann eher das, worum ihn die Behörden ba-ten: Er zeichnete Giebel, die soviel wie mög-lich an die des Gebäudes erinnerten, das hierzu Beginn des 19. Jahrhunderts stand, bevores zur Ruine gewordenwar. Daher all die klei-nen Fenster, die sehr wenig Licht hereinlas-sen im Vergleich zu dem, was wir in moder-nen Häusern gewohnt sind.„Alles, was Sie außen sehen, ist nun fast iden-tisch mit früher. Bis auf ein paar Kleinigkei-ten. Wir haben zum Glück die Erlaubnis be-kommen, einen Teil der Villa, die viel zu großfür uns war, zu opfern. Diesen frei geworde-nen Raum konnten wir dann nutzen für dasHallenbad und für denWeinkeller.“Beim Interieur waren sie vollkommen frei.„DasHauswar aufgeteilt in lauter kleine Zim-merundwirhabendenRaumvollkommenge-öffnet. Ichwollte,dasseshier inetwagenausoaussiehtwieandemOrt, wo Lauraund ichdie

    letzten zehn Jahre zusammen gewohnt ha-ben.DaswareineWohnungineineraltenVillaam LagoMaggiore. Klein, aber sehr praktisch,einmultifunktionalerRaummiteineratembe-raubenden Aussicht undmit einer ArtMezza-nine. Ich habe Mendini gebeten, dieselbeStruktur, in der wir uns wirklich gut fühlten,hier so getreu wiemöglich zu rekonstruieren,aber in einemetwas größerenMaßstab.“Mendini respektierte auch ihren Entschluss,viel Stein und Holz zu verwenden, und amliebsten Materialien, die auf dem Land schon

    vorhanden waren.Er entwarf die höl-zernen Balustra-den und Biblio-theksschränke fürAlessis einzigar-tige Büchersamm-lung. Für den Ka-minund für die su-perlangen Tischeim Wohnzimmerund auf der Ter-rasse verwendeteerdasHolzvonKas-

    tanienbäumen aus dem Garten. „Ich sitzewahnsinnig gerne an diesem langen Tisch“,sagt Alberto. „Das ist auch der Grund, warumich hier kein eigenes Büro habe, obwohl ichPläne habe, den großen Raum auf demDach-boden zu einem Privatmuseum umzubauen.Wirtunhierwirklichalles,sowiewiresinunse-rem früheren Appartement taten: Wir essen,reden, empfangen, treffen uns an diesemTisch, unsere kleine Tochter macht hier ihreHausaufgaben.“Um den Tisch stehen verschiedene Stühle.Manche verraten neue Kooperationsplänemit Designern, wie der experimentelle Stuhlvon Jerzy Seymour. Die Stühle setzen einigewillkommene Farbtupfer in den Raum. Solldas nun wirklich seine eigene Wahl sein, dietotale Abwesenheit von Farbe im Haus?„In Wirklichkeit müssen wir noch einige Ent-scheidungen über die Farbe treffen. Wir ha-ben von den acht Bereichen im Haus eineFeng-Shui-Karte machen lassen. Jeder Be-reich soll seine eigene Farbe bekommen. DieMauer des Kamins soll orange werden. Eskommt auch noch blau, rot und grün. Aberwenn es nach dem Feng-Shui-Meister ginge,müsste die Küchenwand schwarz werden.Das hat Mendini überhaupt nicht gepasst.Fragen Sie mich bitte nicht warum ausge-rechnet schwarz. So weit reicht mein Inte-resse an Feng Shui nun auchwieder nicht. Ich

    „Ich vertrauekeinemArchitekten“Zu Besuch bei dem Design-Industriellen Alberto Alessi,der nicht nur Einblick in sein Haus und die Bedeutungvon Feng-Shui gibt, sondern sich auch als ambitionierterProduzent von biodynamischem Wein gibt

    von CHRIS MEPLON

    Um den Tischstehen Stühle.Manche verratenneue Kooperati-onsplänemit Designern

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    Wohnen_Tagesspiegel_ 12. November 2010_13

    „Feng-Shui hat michschon lange

    gefesselt“, bekenntAlberto Alessi.

    Aber eine schwarzeKüchenwand gingihm doch zu weit.

  • betrachte Feng Shui vor allemals eine Art undWeise um dem mehr Aufmerksamkeit zuschenken,woranwirsindundwiewirsind,umbesser zuverstehen,warumwiruns indemei-nen Raum wohl fühlen und in dem anderennicht. Ich finde es sehr wichtig, um dabei aufdie eigene Intuition zu hören. Wir wollten ei-nenOrt,derwirklichvonunsselbst ist.Dashatauch zu vielmehr Schlichtheit geführt.“Die riesigen Tische drinnen und draußen, diegroße offene Küchemit dem gut gesichertenWeinkeller nebenan, das geräumigeSchwimmbad… robuste, pflegeleichte Mate-rialien wie stabile industrielle Sandsteinplat-ten auf dem Flur… dieses Haus scheint mirfür große Feste gewappnet zu sein. Ist es vorallem ein Ort, an dem viele Menschen emp-fangen werden können?„Nein, überhaupt nicht. Ich bin nicht so fürEmpfänge. Wir haben hier wirklich kein leb-haftes soziales Leben. Wir haben guteFreunde, aber die rennen einem nicht die Türein. Natürlich kommen auch manchmalmeine Designer hierher. Nächs-ten Samstag kommt der japani-sche Designer Noata Fukasawa.Er wird eine Serie von Töpfenund Pfannen für Alessi entwer-fen und daher haben wir einan-der versprochen, dass wir jedereinige unserer persönlichen Lieb-lingsrezepte füreinander zuberei-ten werden. Ich freue mich wirk-lich darauf, aber so eine Gelegen-heit ist eher die Ausnahme.“„Können wir dann jetzt meinenWein probieren? Es ist gerade elfUhr. Eine ideale Zeit“, wechselt er plötzlichdas Thema. Er geht mir durch seinen unterir-dischen Weinkeller voran in den Raum, indem seine Weine in Fässern reifen, die er ex-tra in Burgund hat anfertigen lassen. „Das istnun das, was ich am liebsten tue“, sagt er,während er einen jungen weißen Chardon-nay abfüllt. Seine stahlblauen Augen leuch-ten auf, als er die Gläser anreicht, in denen ermanchmal einen sehr großzügigen SchussChardonnay oder Pinot Noir ausschenkt. „Indieser Gegend wurde früher viel Wein ge-macht, aber die Menschen taten es für deneigenen Gebrauch. Eine Epidemie hat demEnde des 19. Jahrhunderts ein Ende gemacht.Ich träume nun davon, hier einen echtenQua-litätswein zu produzieren. Das hat noch nie-mals jemand getan.“Erwählte gleich die biodynamischeMethode.„Erst sah ich das so: Sie predigen wenig Inter-vention desMenschen. Die Erdemuss so blei-ben, wie sie ist. Alles verläuft so natürlich wiemöglich. Ich dachte: sehr schön, dann werdeich nicht so viel Arbeit haben“, sagt er undlacht. „Aber das war falsch gedacht“, fährt erfort und muss wieder lachen. „Dennoch sindwir froh, dass alles natürlich ist. Die Pflanzensind gesund – trotz des vielen Regens. Wennwir unseren Wein trinken, haben wir das Ge-fühl, dass es ein natürliches Produkt ist.“Er hatte gehofft, dass er etwas weniger Zeitin dem Betrieb verbringen würde und etwasmehr auf dem Land, aber das will nicht sorecht gelingen. „Täuschen Sie sich nicht: Ichbin noch immer der Direktor von Alessi, es istleider kein Ehrentitel. Es ist viel Arbeit imBüro. Und nun auch hier. Ich langweile michnicht. Aber was ich auch sagen muss: Es istdas ersteMal inmeinem Leben, dass ichwirk-lich fühle, wie uns die Natur umgibt. DerWein bringt mich in Kontakt mit den Jahres-zeiten. Das hatte ich noch nie so erlebt. DerWein zwingtmich auch, draußen zu sein, phy-sische Arbeit zu verrichten…Ich habe immerein wenig den irren Gedanken gehabt, dassich unsterblich sei, ich habemir nie vorstellenkönnen, dass ich einmal sterben sollte… Ichweiß es natürlich besser, aber wer weiß, da-durch, dass ich hier wirklich gut lebe, bin ichvielleicht physisch, moralisch und psycholo-gisch ein wenig auf dem guten Weg?“

    Aus demNiederländischen vonRolf Brockschmidt

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    „Der Weinzwingt michauch,draußen zu sein,physische Arbeitzu verrichten…“

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    Einblicke in das Reich Alessis auf seinemLandgut „Terra-ae“ in Pratolungo am Ortaseein der Nähe des Lago Maggiore. In seiner schlichteingerichteten Villa deutet einiges auf Produkteaus dem eigenen Hause, wie die Küche und Badverraten. Das Ledersofa „Joe“ von 1970 erinnertan die Pop-Kultur.

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  • Der erste Blick gilt seinen Socken. In den Arti-keln, die man über Jaime Hayón ließt, stehtnämlich, dass der ansonsten eher unauffälliggekleidete Mittdreißiger gerne durch grelleStrümpfeauffällt.Undtatsächlich:Auchbeim„Trendtalk“ im Berliner stilwerk an der Kant-straße passen seine Socken zumblaugestreif-tenSchal.AnsonstenscheintderDesigner,derfürtraditionsreicheFirmenwiedenKristallher-steller Baccarat oder die Porzellanfirma Llan-dró ebenso Produkte entwirft wie exzentri-sche Schuhe für Camper, ein ziemlich unprä-tentiöserMensch zu sein. Erwirkt bescheidenin der Gesprächsrunde – und fällt fast vomStuhl,als ihneineTrendforscherinalsAushän-geschildfürdieStilrichtung„HystericWonder-land“ bezeichnet, ihrer Interpretation nacheineWeiterentwicklung desNeo-Barocks.Jegliches Schubladendenken ist dem Spanierzuwider. „Ich habe immer versucht, Trendseher zu zerstören als sie zu setzenoder –nochschlimmer – zu befolgen“, sagt er. Er erklärtdas mit seiner Vergangenheit. Hayón war inseiner JugendSkaterundGrafitti-Sprüher.Da-

    rüber kam er zur Kunst. „IchhabefrüherauchvieleOb-

    jektegemachtundin

    Galerien ausgestellt. Irgendwannbatmich je-mand, ein gelbes Waschbecken zu designen.So kam ich zum Design“, sagt er. Studiert hater Industriedesign seiner Heimat Madrid undin Paris. Dann ging er an das Kommunikati-ons- und Forschungszentrum Fabrica in Ita-lien, das zum Benetton-Konzern gehört, undmauserte sich dort vom Studenten zum Chefder Design-Abteilung. 2000 machte er sichmit seinemDesign-Studio selbständig.Die Freiheit, ohne die Zwänge von Funktiona-lität und Kommerz entwerfen zu können, ver-misst ermanchmal an sei-nem jetzigen Job. Oft istder Entstehungsprozessseiner Produkte mit lan-genDiskussionenmit denAuftraggebern verbun-den. Immer wieder wer-den neue Skizzen und Pro-totypen angefertigt, bises schließlich zum ferti-gen Produkt kommt.„Manchmal leide ich un-ter meinen Kunden, abersie wohl auch unter mir“,sagt er.Auffallend ist, dass JaimeHayón häufig mit Traditi-onsunternehmen zusam-menarbeitet. Baccaratzum Beispiel, mit seinenschweren KristallvasenundeinemFirmensitzinei-nem ehemaligen PariserStadtpalais, ist nicht derOrt, an dem man einenehemaligen StreetArt-Künstler vermutenwürde. „Die Firma suchteneueWegeundeinenmo-dernenStil“, erklärtHayóndie Zusammenarbeit. „Ich profitiere von demhandwerklichen Knowhow, das sie über Jahr-zehnteaufgebauthaben.“Dochermusste ler-nen,dass dieArbeitmitGlas vielGeduld erfor-dert. Bis seine bunte „Crystal Candy“-Kollek-tionentstand,verstrichenmehralszwei Jahre.Für die Herstellungsprozesse interessiert sichJaime Hayón sehr. Anfang des Jahres fuhr ernach Japan, um sich in einem kleinen Dorf, indem drei Generationen zusammenarbeiten,die Herstellung von ganz feinem traditionel-

    len Porzellangeschirr anzusehen. „Das warunheimlich lehrreich“, sagt er. Seiner Mei-nung nach sei Japan deshalb so erfolgreichmitder Entwicklungneuer Technologien,weiles seine Tradition kenneund schätze.Jaime Hayón, der in Paris und Barcelona lebt,aufgrund seiner Porzellanfigürchen und Kris-tallvasendenStempel„Neo-Barock“aufzudrü-cken, wäre fatal. Denn er kann auch anders.Das beweisen zum Beispiel seine schlichtenLeuchten der „Bastoni“-Kollektion für Meta-larte. Man kann sie leicht im Haus herumtra-

    gen, je nachdem wo mansie gerade benötigt. „Ichbin ein Mensch, der sichviel bewegt, daher ist esfür mich das perfekte Pro-dukt“, sagt er. Eine gutePortionHumorsteckt inal-len seinen Projekten, soauch in den Restaurantsvon Ferran Adrià, dem be-rühmten Molekularkoch,der seine Läden in Barce-lona und Madrid vonHayón einrichten ließ.„Das Schöne an meinemJob ist, dass ich ständiglerneundmichimmerwie-der verändern kann“, sagter. Seine IdeenhältderDe-signer ganz altmodisch ineinem Skizzenbuch fest,das er ständigmit sich he-rumträgt. „Ich beobachtemeine Umgebung auf-merksam“, sagt er.„ManchmalseheicheinenMenschen oder einePflanze,diemichzueinemEntwurf inspiriert. Meinebesten Einfälle hatte ich

    im Hinterzimmer ganz bodenständiger Knei-pen in Barcelona, während um mich getrun-kenund Fußball geschautwurde“, sagt er.Dass er mit beiden Beinen auf dem Bodensteht, zeigt sich auch nach der Trend-Debatteim stilwerk. Umringt von einer Fangemeindeaus jungenDesignstudenten gibt er ihnen be-sonders einen Ratschlag mit auf den Weg:„Bleibt authentisch, erlaubt euch, euren eige-nen Stil zu haben.“ Sowie der junge Shooting-star selbst.

    Das Design-ChamäleonJaime Hayón ist der

    spanische Shootingstardes Produktdesigns

    von JUDITH JENNER

    „Manchmal leideich unter meinenKunden, aber siewohl auch untermir“, bekenntHaime Hayón

    „Copacabana“ heißt derLeuchter aus Stahl

    (metalarte), der rote„Lounger“ ist für

    BD Barcelona, die Lampe„redeco“ für Llandro

    Fotos:Jeroni

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  • EsistdasJahr1963.DieWerbeagenturSterlingCooper auf der Madison Avenue in New Yorkbetreibt ein florierenden Geschäft mit Wer-bung für Lucky Strike-Zigaretten, LippenstifteundHerrenslips.GeleitetwirddieKreativabtei-lung von dem gut-aussehenden undcharmanten DonDraper, gespieltvon Jon Hamm. Siebesteht aus verhei-rateten Männern,dieihrenSekretärin-nen nachstellenundständigeineZi-garette im Mundhaben. Hippiebe-wegung, Vietnam-krieg und die femi-nistischen Emanzipation sind noch Zukunfts-musik und tangierendie Serienheldennur amRande. In Deutschland lief die Serie bislangnur im Pay-TV. Seit kurzem kommt sie aufZDFneo.DerSenderwarbmitdemClaim„Hin-ter jeder erfolgreichen Frau steht ein Mann,der ihr auf den Arsch glotzt“ für die Ausstrah-lungder ersten Staffel.Den Erfolg von „MadMen“machen nicht nurdas authentische Abbild der damaligen Wer-belandschaft und die gut gespielten Charak-tereaus, sondern auchdasbis ins letzteDetaildurchgeplanteSet-Design.Verantwortlichda-für ist Produzent Metthew Weiner. Er ist ein„Fetischist des historischen und ästhetischenDetails“ (taz). Egal ob es um die Einrichtungvon Drapers Büro, Zigarettenetuis, Küchenra-dios oder Autos geht, jede Requisite ist beab-sichtigt und aufeinander abgestimmt. Natür-lich gilt das auch für die Kleidung. „MadMen“hat die Entwürfe der Mode- und Möbeldesig-ner geprägt. Labels wie Dior, Boss und Pradafeiern auf den Modenschauen die Rückkehrvon taillierten Tellerröcken, kurzen Pullis undKleidernmit schlanker Silhouette.VerantwortlichfürdieorginalgetreueAusstat-tungderRäume istSet-DesignerinAmyWells.Uman ihreRequisitenzukommen,durchfors-tet die Amerikanerin Secondhand-Shops undTrödelläden in Los Angeles und Long Beach.„Möbel über ebay zu kaufen würde zu langedauern“, sagt sie. Oft ist nur eineWoche Zeit,um die Kulisse für die nächsten Folge auszu-statten.AuchimaktuellenInteriordesignkommenStil-elementeausdenSechzigernzurück, zumBei-spiel in Form von Marmorplatten, die langeZeit auf dem Möbelmessen durch Abwesen-heit glänzten. Die italienische Firma Flexform

    hateineSerieausBeistelltischeninverschiede-nen Größen namens „Magaret“ herausge-brachtunderstmalsinMailandgezeigt.Mit ih-rer Geradlinigkeit und den leicht ausgestell-ten Holzbeinen würden sie gut in das Eigen-heimeines „MadMen“-Werbers passen.Hätte es 1963 bereits den Schreibtischsessel„Silver“von Interstuhlgegeben,gewisswürde

    er bei Sterling Cooper stehen. Be-sonders edel und von den Sechzi-ger Jahren inspiriert ist die Aus-führung als Holzschalenstuhlmit einem Fußkreuz aus Alumi-nium. Der Hamburger ArchitektHadi Teherani hat die Serie fürdas Familienunternehmen ent-worfen. Auch die abgerundetenEcken,wie sie bei PatriciaUrquio-las Serie „Bug“ von Poliform zusehen sind, sind eine Anleh-nung an den gemütli-chen Lounge-Stil der

    Sechziger. Ob als Sessel, Sofaoder Bett, „Bug“ gibt schondurch seine äußere Form einStück Geborgenheit, genau wiedamals der „Egg“-Sessel vonArne Jacobsen oder der „BallChair“ von Eero Aarnio.DieseEvergreensdesMöbelde-signs, deren Geburtstundezwischen Kubakrise undWa-tergate Affäre lag, sind ausmodernen Einrichtungennichtwegzudenken.Siege-hören zum globalen Ausdruck guten Ge-schmacks, egal ob in Singapur oder Paris.„WasdieDesignerindenSechzigernsokreativmachte,warenneueFertigungsmethodenfürKunststoffundPolsterungen,diesieMöbeler-schaffen ließen, diewie aus einemGusswirk-ten“, sagt Jacob Holm, Chef der dänischenFirma Fritz Hansen. Sein Unternehmen hatviele von Arne Jacobsens Klassikern bis heuteimProgramm,bringtaberauch immerwiederneue Stühle heraus. „Für die jungen Designerist es eine Herausforderung, mit diesem Erbearbeiten zu müssen und es weiterzuentwi-ckeln“, sagt er.Kein Wunder also, dass im-merwieder Formen ausdem Design der Sech-ziger in aktuelle Ent-würfe mit einfließen und mitder neusten Technik umgesetzt werden.Auch Altmeister des Designs wie PhilippeStarck sind davor nicht gefeit. Kartell zeigtein Mailand seinen Tisch „Kingtop“. Ein biss-chen erinnert er an den „Tulip Table“ vonEero Saarinen, der kürzlich seinen 50. Ge-burtstag feierte.

    Wohnen wieDon Draper

    Bewusst leben

    Die Erfolgsserie „Mad Men“ bringt denStil der Sechziger Jahre zurück in die Wohnzimmer.

    Für junge Designer ist diese Epoche eine Herausforderung

    Wohnen_Tagesspiegel_ 12. November 2010_20

    von JUDITH JENNER

    Hätte es 1963bereits „Silver“von Interstuhlgegeben, würdeer bei SterlingCooper stehen.

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    Hadi Teherani hat den Stuhl„Silver“ für Interstuhlgeschaffen, der „Kingtop“von Kartell spielt mit derFormensprache der sechzigerJahre.

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    Retro-Lebensgefühl. Don Draper (Jon Hamm, l.) und seine Frau Betty(January Jones, r.) kommen von einer Preisverleihung zurück.

  • In der angebrochenen Ära der Nachhaltig-keit zieht sich dieses Thema wie ein roter Fa-den durch alle Lebensbereiche – von der Ess-kultur bis zu Alltagsgegenständen und Klei-dung. Der dreisprachige Band „Product De-sign in the Sustainable Era“ zeigt eindrückli-che Beispiele aus aller Welt, wie wir jetztund in Zukunft schöner und bewusster le-ben können.Von energiesparenden, formschönen Haus-haltsgeräten, Lampen und Elektronikgadgetsüber FSC zertifizierten, funktionalen Möbelnund praktischen Accessoires bis hin zuBio-Kosmetik und trendigen Getränken ausnachhaltiger Produktion. Die Bandbreite istgroß und wird eingefleischte Designfans be-geistern. _Tong-Jin Smith

    DALCACIO REIS /JULIUS WIEDERMANN:PRODUCT DESIGN IN THE SUSTAINABLEAREATaschen, Köln 2010440 Seiten, 29,90 Euro

    Seit drei Jahren filtert das jeweils aktuelle„Yearbook Furniture“ die großen Trends undinteressanten Highlights aus den drei füh-renden Möbelmessen in Paris, Köln und Mai-land. Dabei finden die Autoren immer zielsi-cher die Designs, die nicht nur hübsch anzu-sehen sind, sondern auch funktional.Der Star der aktuellen Jahrbuchausgabe istDesigner Tom Dixon. Was den Londoner aus-zeichnet? In seiner Arbeit zählt nicht nur dieGestaltung, sondern auch und vor allem dieHerstellung, der Vertrieb und der Preis. Be-sonders interessant ist seine Vision der Mö-belfabrik von morgen. Allein das macht die-sen Band geradezu zumMust-Have für Mö-belbegeisterte. _tjs

    HERRET VON HAEFTENCARSTEN GEYER:JAHRBUCHMÖBEL /YEARBOOK FURNITURE2011/2012Edel:Books, Hamburg 2010224 Seiten, 39,95 Euro

    Rachel Ashwell ist die Königin des Retro-Re-designs. Der Wohntrend Shabby Chic – zuDeutsch schäbig schön – ist ihre Version derErhaltung alter Möbel und Accessoires, ge-paart mit der Wiederbelebung historischerEntwürfe. Seit 20 Jahren zeigt die gebürtigeEngländerin, wie man luxuriös und dennocheinfach lebt und dass Flohmarktschätze undErbstücke mit Patina ein Wohlfühlzuhauseschaffen. In ihrem neuen Buch zeigt sienicht nur ihr eigenes Haus und ihre persönli-chen Lieblingsstücke, sondern auch Häuservon Freunden und Promis, die viel Inspira-tion für diejenigen liefern, die Alt und Neukombinieren möchten. Fast will man sofortumdekorieren. _tjs

    RACHEL ASHWELLAMY NEUSINGER (FOTOS):CHIC! SHABBY CHIC.DER EINRICHTUNGSKULT.Christian Verlag, München 2010192 Seiten, 39,90 Euro

    Wenn es nach Leslie Geddes-Brown ginge,sollten Bücher überall in der Wohnung ste-hen. Man wisse schließlich nie, wann manplötzlich etwas nachlesen will. Außerdemhätten Bücher Suchtcharakter, wie die Auto-rin meint. Und sie hat Recht. So präsentiertsie in ihrem neuen Buch, wie Bücher nichtnur im Arbeits- oder Wohnzimmer, sondernauch im Schlafzimmer oder im Treppenhauszur Geltung kommen. Wer je daran gezwei-felt hat, dass Bücher auch Einrichtungsge-genstände sind, wir hier eindrücklich einesBesseren belehrt. Und wer Bücher liebt, wirdhier seine Bestätigung finden, dass es wich-tig ist, sie immer um sich zu haben. Ein wirk-lich schönes Buch. _tjs

    LESLIE GEDDES–BROWN:RÄUME FÜRMENSCHEN,DIE BÜCHER LIEBENDVA, München 2010160 Seiten, 29,95 Euro

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    Fürs RegalBücher gehören fest zur Einrichtung, sagt Leslie Geddes-Brown.

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  • Der Antwerpener Architekt Vincent Van Duy-senverbuchteseineersten internationalenEr-folge mit Inneneinrichtungen. Kürzlich er-schienbeiThames&HudsoninLondoneinelu-xuriöse Monografie mit einer Übersicht überseine zwanzigjährigeKarriere. InzwischenhateraucheineausgezeichneteReputationalsAr-chitekt erworben. Er baut momentan in Mai-land, London,NewYork,Dubai undSaudi-Ara-bien. Aber auch für Möbel findet er immernoch Zeit. Kürzlich wurden neue Designpro-jektevonihmbeiB&BItalia,Pastoe,Toscoquat-tro und Swarovski vorgestellt.In der Nachkriegsblüte des italienischen De-signsfandes jedermannganznormal,dassAr-chitekten in der Design-Industrie eine füh-rende Stellung einnahmen. Die „maestri“ desiatlienischenDesignswarenfastalleArchitek-ten. Berühmte Beispiele sind die Brüder Casti-glioni, Vico Magistretti, Ettore Sottsass oderAlessandroMendini.AuchfrüherwaresfürAr-chitekten selbstverständlich, Möbel und Ge-genständefürdieWohnungzuentwerfen. Siedachten noch nicht wirklich darüber nach, obdiese Objekte auch dazu geeignet waren, umsie in großen Serien zu produzieren. Die Ideewarvielmehr, sie indieArchitekturzu integrie-ren, sodass siemit ihr einGanzes formenwür-den. Der in Antwerpen geborene ArchitektundDesignerHenryVandeVelde,unterande-rem bekannt als Direktor der GroßherzoglichSächsischen Kunstgewerbeschule Weimar,gingselbst soweit,dasseraußerMöbelnauchTafelsilber, Vorhänge, Teppiche und sogar dieKleider für die DamedesHauses entwarf.Vincent Van Duysen überlässt das Entwerfenvon Kleidern gerne seinen berühmten Stadt-genossen, die einen Steinwurf von seinem ei-genen Haus entfernt prächtige Showroomshaben, wie die Modedesignerin Ann Demeu-lenmeester und Dries Van Noten, aber abge-sehen davon hat er doch deutlich einige Züge

    von Van de Velde. Er entwirft Sessel, Steingutund Schränke. Seine Realisierungen reichenvon der Türklinke bis zumWolkenkratzer.Gegenwärtig werden meistens schärfere Li-nien zwischen dem Beruf des Architekten,des Inneneinrichters und des Möbeldesig-ners gezogen. Das ergibt manchmal Missver-ständnisse über die Position von Vincent VanDuysen. Er wird oft in der Lifestyle-Presse alsDesigner aufgeführt, aber diese Sicht aufseine Aktivitäten ist etwas eingeschränkt.„Als junger Architekt bin ich umgekehrt andie Arbeit gegangen. Ich habe mich erst indie Frage vertieft: Wie lebt und wohnt derMensch in seinem Haus? Erst als ich diese Er-fahrung gemacht hatte, habe ich angefan-gen zubauen“, erklärt er.Wenn erMöbel oderObjekte entwirft, verliert er nie die Beziehungzur Architektur aus dem Auge. Als Architektvergisst er andererseits nie das Innere des Ge-bäudes und bleibt unter allen Umständenstark auf die Frage konzentriert, ob sich dieMenschen in einemRaumwohlfühlen.Schlagwörter seines Ansatzes sind: Ruhe, Ab-geklärtheit, Klarheit, Integrität, Gleichge-wicht,EmpfindsamkeitundunstreitigauchLu-xus, Geschmack und Verfeinerung im Detail.SeineArbeit trägt oft spartanischeZüge. Er ar-beitetmitmaximalerStrenge,wirdoftgesagt.Aber er legt auch vielGefühl in seineArbeit.VanDuysen hegt einedeutliche Vorliebe fürnatürliche Qualitäts-materialien: ehrlich,etwas brutal und amliebstenunbehandelt,miteinergroßenTakti-lität. Er scheut das Äs-thetische nicht. „Schön“ ist für ihn ein natürli-cher Bestandteil desWohlgefühls und der Le-benskunst, die emotionale Seite der Architek-tur.AuchtypischseinSinnfürDauerundKonti-nuität.ErbetrachtetdieVergangenheitmitei-nemAugenzwinkern.Seine besondere Laufbahn erklärt, warum erzumBeispiel imvergangenenJahrzum„Desig-nerdes Jahres2009“aufder 20. Scènesd'Inté-rieur, dem exklusiven und luxuriösen AblegerdesPariserSalonsMaison&Objetausgerufenwurde. Maison & Objet ist eine französischeMessemiteinertypischenfranzösischenInter-pretation der Lebenskunst und der Atmo-sphäre. Dass solch ein SalonVincent VanDuy-senwählt, beweist,wie stark seinWerkmit ei-nembestimmten Lebensstil verwoben ist.Es ist immernochsehrungewöhnlich,dasseinBelgier international als Designer oder Archi-tekt Aufsehenerregt. Belgienhat noch immerkeine allzu große Reputation als Design- oderArchitekturland, auch wenn einige außerge-wöhnliche Talente wie Vincent van Duysenund der verstorbene Maarten Van Severen(1956-2005) diese Reputation gegen Ende der90er JahrezumPositivenhinändernkonnten.Zufällig war das allererste InterieurprojektvonVanDuysen für einen deutschenAuftrag-geber.EswareinemoderneRenovierungeinerauthentischen spanischen Finca aufMallorcamit maximalem Respekt vor dem ursprüngli-

    chen Geist des rustikalen Landhauses.Deutschland ist allgemeingesprochenkein soeinfaches Land fürDesigner oder Architekten,findet er. Aber er hat die Zusammenarbeit inangenehmer Erinnerung behalten. Für einenkreativen Geist kann das deutsche Gefühl fürStruktur und Disziplin sehr bereichernd wir-ken, sagt er mit Überzeugung. Er habe so-wieso selbst ein großesGefühl für Präzision.Ein Teil der internationalen Lifestyle-Presseentdeckte Vincent Van Duysen während derMailänder Möbelmesse, wo 2000 sein „NidoChair“ bei Cappellini und 2002 sein „VVD Col-lection“ (LoungesesselmiteinersehrfeinenSil-houette) für B&B Italia präsentiert wurden.Der Enthusiasmus steigerte sich 2003mit sei-nem„CascadeChandelier“ fürSwarovski .Die-ser theatralische Kronleuchter kann, wie derName suggeriert, am besten umschriebenwerden als ein beeindruckender Wasserfallvon glitzernden Kristallen, die auf eine Tisch-oberfläche klirren. Integrierte LEDs liefern einatemberaubendesLicht-undReflektionsspiel.Als junger Architekt hatte Van Duysen schoneineauffallendeVorliebefürHolz.DieOberflä-chenbehandlung war dabei immer entschei-dend. Er gab dem Holz mit Vorliebe einendurchlebtenCharakter,was zudemZeitpunktnoch ungewöhnlich war. Dieses Irdische und

    Robuste kam an. Erpasste gut zum Zeit-geist. Das erklärt viel-leicht auch, warumsein „Pottery Table-ware“ für das exklu-sive belgische LabelWhen Objects Work(2004) viel Resonanzbekam.DerAusgangs-

    punkt in dem Fall war, dass er gerne auf eineinteressanteundzeitgenössischeArtmitKera-mik und Archetypen arbeitenwollte. Erwech-selte seine Keramikschalen abmit kontrastie-rendem Holz, sandgestrahlter Eiche, einemkleiner Seitenhieb auf Käse- und Brotbretter.In seinem neuen freistehenden Schrank „To-tem“ für Pastoe kommen einige Charakteris-tika seines „Pottery Tableware“ zurück. Die-ses Mal geht es nicht mehr um eine ästheti-sche Stapelung von Schalen sondern um Auf-bewahrungselemente oder Container. Auchsorgt der Kontrast zwischen dem farbigenRumpf des Schranks und der etwas brutaleranmutenden hölzernen Zwischenstücke füreine interessante Spannung. Hier entstehtein schönes Bildnis, das durch geometrischeFarbflächenAssoziationen zuMondriaan auf-ruft. Van Duysen bekam von Pastoe für die-ses Projekt freie Hand. Er arbeitete die Ideeeines frei stehenden Schrankes aus, der gutzu dem konsequenten, einfachen, calvinisti-schen und architektonischen Image derFirma Pastoe passenwürde. Die Zwischenstü-cke sorgen dafür, dass die Module rotierenkönnen, wodurch der strenge, statischeSchrank einen dynamischen und wechseln-den Charakter bekommt. Man wählt selbst,obman die offenen oder geschlossenen Teilesichtbar lässt. Das spartanische System istmultifunktional. Die Module können als nied-

    Ehrlichbleiben

    Der belgische Architekt und DesignerVincent van Duysen entwirft alles,

    von der Türklinke über Möbel bis zum Hochhaus

    von CHRIS MEPLON

    Wohnen_Tagesspiegel_ 12. November 2010_22

    Vincent Van Duysen,1962 in Lokeren

    geboren, ist seit 20Jahren erfolgreicherbelgischer Architekt

    und Designer mitbreitem Portfolio

    Klare Formen, spartanischeStrenge. Oben der „Easy Chair“für Tribu, unten die Installation

    „Frost“ für Swarovski. Ganzoben der Schreibtisch „Desk“für das belgische Label BULO.

    Fotos:Tribu,

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    riger Beistelltisch, als Bibliothek, als Schränk-chen für die Küche oder das Büro zusammen-gestellt und gebrauchtwerden,mit dazu pas-senden Plateaus, kleinen Schränkchen undSchubladen…Ist es Zufall, dass Swarovski ihn indiesem Jahrzum zweiten Mal einlud, um an dem Projekt„Crystal Palace“ in Mailand teilzunehmen? Esschien ein Zeichen an derWand zu sein. Swa-rovski ging die vergangenenJahre stark mit dem sogenann-ten Decodesign-Trend mit. Wirkannten eine Periode von über-triebenemGlitter,Glamour,üppi-gemDekorunddekadentemMa-terialgebrauch… Dieser wildeTrend hat nun deutlich nachge-lassen. Das Publikum sehnt sichwiedernach Ehrlichkeit undZeit-losigkeit. Mit seiner linearen In-stallation „Frost“ –ganz einfachestarre vertikale Formen – komtVan Duysen der neuen Mentali-tät perfekt entgegen. Die eher trendigenMe-dien, die vor einigen Jahren noch geneigt wa-ren, ihneinwenig links liegenzulassen,weilerzu „minimalistisch“ war, haben ihn nun wie-der entdeckt. Seine neue Kollektion Sur-face-Beistelltische für B&B Italia, seine „Neu-tra“- Outdoor-Kollektion für die belgischeMarke Tribu, seine neue Kollektion vonObjek-ten für When Objects Work… alle diese Pro-jektewerdenwieder geschätzt. Die Bilanz der20-jährigen Karriere fällt überraschend posi-

    tiv aus. „Ich bin immer ein Prediger der Nach-haltigkeitgewesen. IndiesemSinnewar ichei-nigen aktuellen Themen voraus. Ich habe nie-mals mit modischen, technologischen Mate-rialien gearbeitet, sondern habe immer soli-den, dauerhaften, zeitlosen Materialien denVorzug gegeben. Es ist für mich immer eineselbstverständlicheHaltunggewesen, umbe-wusst mit der Formgebung umzugehen und

    dem gesellschaftli-chen und sozialenKontext Rechnungzu tragen. Nachzwanzig Jahrenstelle ich fest, dasssich meine Hand-schrift nicht verän-dert hat. Ichbinmirselbst treu geblie-ben. Ich bin nie-mals ein Spektakel-architekt gewesen.Icherlebenun,dass

    meineVision,meineHaltung,meineEntschei-dungen gut zu den Themen und Sorgen pas-sen, die heute wieder stark in den Vorder-grundtreten.Das istkeineFragevonHellsehe-rei. Keineswegs. Ich sehe mich selber als denKoch,der immermitseinenfrischen,ehrlichenProdukten aus der Region gearbeitet hat.Heißt es nicht: Ehrlichwährt am längsten?“.

    Aus dem Niederländischen vonRolf Brockschmidt

    Die Handschrift des Architekten ist unverkennbar: Oben „Totem“ für Pastoe ,in der Mitte die Beistelltische „Surface“ für B&B Italia und unten die Boxen

    „Primitives“ für When Objects Work.

    „Ich sehemich sel-ber als den Koch,dermit seinenfrischenProduktenaus der Regiongearbeitet hat“

  • Normalerweise besteht ein Regal aus zweiseitlichen Wangen und dann werden die Bö-den eingelegt. Oliver Conrad dreht den Regal-korpus um90Grad und gewinnt so eineHori-zontale, die mehr bieten kann, als das her-kömmliche Regal, selbst wenn es mit Türenausgestattet ist. In zwei Schlitzen oben undunten läuft eine Schiebetür, die wahlweisedie Regalfächer verdecken kann, je nach dem,wo man gerade aufgeräumt hat oder nicht.Die Türen sind in verschied-nen Farben lieferbar, mankann sich auch Lieblingsfo-tos aufbringen lassen.Die Fächer sind in der Re-gel 34 und 70 Zentimeterbreit und 30 Zentimetertief. Es gibt auch die Tiefeund Höhe für CD und Ta-schenbücher. Allerdingsmuss man sich danngleich für die geringereTiefe entscheiden, wegenderWangen. Das Grundele-ment hat 34 mal 34 Zenti-meter, aber durch einenvon vorne aufgeschobe-nen Boden kann man dasGrundelement für kleineFormate unterteilen. DieRegalbodenträger sinddurch das Aufschiebennicht sichtbar.Bedingung für die Stabili-tät des Steckregals – dieTeilewerdenmittels Schlit-zen ineinander gesteckt –sind mindestens vier Plat-ten an der Rückwand, die möglichst weit au-ßen in die Fächer hinein geschoben und festgeklicktwerden.DieRückwändesindinderRe-gelweiß, könnenaberauch farbigoder inHolzgeliefertwerden.DieBödensind 19MillimeterdickundhabenzweiMillimeterweißeKanten,dieMDF-PlattensindmiteinemweißenMela-ninfilm beschichtet. Schubladenelemente –immer zwei – sind ebenfalls erhältlich.Einen ganz anderenWeg geht Torsten Klockeaus Halle mit seinem Regalsystem aus Poly-propylenplatten, das er für sein eigenes De-signstudio Desarteur entwickelt hat. Manbraucht eigentlich nur drei verschiedeneTeile, um das Regal zusammen zu stecken.Da ist einmal die Frontplatte, die identischmit der Rückwand ist. Aus beiden Plattenwird die Fachgröße per Laser ausgeschnitten,die beiden ausgesägten Platten aus Vorder-und Rückwand ergeben Decke und Bodendes Regalfachs. Fehlen noch die beiden qua-dratischen Platten für die Seitenteile, dieauch wiederum identisch sind. Man musssich bei der Wahl dieses Systems von vorne-herein in etwa darüber im Klaren sein, wel-che Fachhöhe und Fachtiefe man haben will,denn die Höhe des Faches bedingt die Tiefe,

    wobei die vier eingesteckten Fachbretter einwenig vorstehen und so dem Regal eineStruktur geben.Wähle ich also 30 ZentimeterHöhe für Aktenordner oder LP, ist das Fachauch entsprechend tief, da die Platte im Prin-zip um 90 Grad gedreht und damit zum Bo-den wird. Ein Regalfach für Romane ist dannetwa 22 Zentimeter hoch und tief. Regale un-terschiedlicher Tiefe lassen sich nicht sta-peln, wohl aber Regale gleicher Tiefe.Besonders pfiffig ist Klockes Regal für Zeit-schriften. Gerade DIN A4 große dünneHefte lassen sich schlecht ins Regal stellen,

    knicken um, verbiegensich. Klocke verzichtethier auf den rechtenWinkel und hebt denRegalboden rechts einwenig an. Durch dieNeigung folgen dieHefte der Schwerkraft,stehen ordentlich undfallen nicht um.„Zuerst habe ich mitSperrholz gearbeitet“,sagt er „aber der Laserhinterlässt im HolzBrennkannten, das siehtnicht schön aus.“ DasSystem hat auch denVorteil, dass der Kundeein flaches Paket mitPlatten bekommt, die ernur zusammensteckenmuss. Das System ist inder Entwicklung, aberSonderteile könnenschon individuell abge-fragt werden.„Noch weniger ist nochmehr“, ist die Philoso-

    phie von Simone Korte, die unter dem LabelForm2Möbel entwickelt, die sich ohneWerk-zeug montieren lassen. „Physikalische Raffi-nesse, Aussparungen, Verkantungen“ sinddie Stichworte zu ihren Möbeln. Der Tisch„Herr Erich" bringt es auf sagenhafte dreiMe-ter Spannweite. Gehalten wird die 80 Zenti-meter breite weiße Platte von zwei Seiten-platten, die durch eine Aussparung kurz vorEnde der Tischplatte eingesteckt werden. Un-ter die Tischplatte werden zwei Stangenlängs eingesteckt, fertig ist „Herr Erich“. Er istbei Bedarf im Handumdrehen auseinandergenommen. Nach dem gleichen Prinzip funk-tioniert „Doktor Klaus“, ein Regal „um hässli-che Ecken zu schmücken“, sagt sie. Ein Stahl-stab lehnt in der Ecke, über eine Aussparung,die wegen der Passgenauigkeit trapezförmigist, werden beispielsweise drei quadratischePlatten aufgesteckt. Die Höhe ist variabel, dieoberste Platte, die an beiden Wänden anlie-genmuss, ergibt die Stabilität des Regals. Die-ses pfiffige Minimöbel lässt sich innen undaußen einsetzen und zeigt, was man unterBeachtung einfachster physikalischer Regelngestalten kann, ohne mit Werkzeugen undSchrauben zu hantieren.

    Gesteckt

    Mobile Möbel für flexible Menschen,drei Designer zeigen, wie man Möbelohne Werkzeuge aufbauen kann

    Nicht immerschafft der rechteWinkel Ordnung,manchmal hilftdie Schräglage –bei Zeitschriften

    von ROLF BROCKSCHMIDT

    Oliver Conrad steckt sein Regalzusammen und dreht es um 90 Grad,das ergibt Laufrinnen für Schiebtüren,

    die sich leicht auswechseln lassen.

    Fotos:Olive

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    1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de2) Die Inhaberfamilie von Möbel Höffner hat eine lange

    Möbeltradition. 1910 begann Schreinermeister WilhelmKrieger seine unternehmerische Tätigkeit.

    1)

    Torsten Klocke hat ein materialsparendes System erfunden (oben), währendSimone Korte „Doktor Klaus“ (links) und „Herrn Erich“ zusammensteckt.

  • Eleganz durch Reduktion

    Ein Baukasten zum Aufbewahren. WernerAisslinger hatte 2002 mit „cube“ eine puris-tische Serie von Kommoden und Schränkenfür interlübke entworfen, die das Zeug zumKlassiker hat. Vornehme Zurückhaltung, Ele-ganz durch Reduktion und schlichte For-men – die Wirkung kommt allein durch dieDimension und die Rasanz der Proportio-nen. „cube“ ist ein modulares System, dassich beliebig erweitern lässt. Es gibt Mo-

    dule, die 50 Zentimeter, 65 Zentimeter, 100und 130 Zentimeter breit sind, und das beiHöhen von 21,8 oder 46,6 Zentimetern. Dasergibt fließende Formen, die natürlich auchden entsprechenden Platz benötigen, umzur Wirkung zu gelangen.Mit „cube x“ hat Werner Aisslinger nun eineErgänzung dieser erfolgreichen Serie vorge-legt, die einerseits Akzente setzen kann, ande-rerseits auch Ruhe in den Raum bringt. Ge-rade in der lang gestreckten Version mit zweiodermehreren Schüben von 130 Zentimeternzeigt sich die Schönheit dieses Systems. DieKommode kann gerne an der Wand stehen,sie kann aber auch an der Wand förmlichschweben oder sie teilt den Raum intelligentund setzt den bewussten Akzent.Verstärkt wird dieser Effekt des Schwebensdurch den ein Zentimeter dünnenNussbaum-rahmen, der das farbige Korpus umgibt, einenoble Linie, die je nach Wahl des Holzes und

    der Farbe der Front dezente oder starke Kon-traste setzen kann. Bei den Hölzern stehenNussbaum, europäische Kirsche, Ahorn,dunkle und helle Eiche sowie Furniere in Ze-brano-Optik oder Makassar-Optik zur Verfü-gung. Ebenso kann Glas, Mattlack und Hoch-glanz verwendet werden.Clou des Möbels sind die grifflosen Schubla-den mit interessantem Innenleben, je nach-dem, welche Funktion man ihnen gibt. Diespeziellen Einsätze sind aus Holz, Kunststoffoder Velours gefertigt. Zum Innenleben gehö-ren beispielsweise ein System von Rillen, dasCDs übersichtlich leicht schräg stehend prä-sentiert oder kleine Stifte links und rechts, diedie DVD-Sammlung ordnen helfen. EinBesteckelement gehört natürlich auch dazu.Neu ist auch eine Klappe, die einen kleinenSekretär im höheren Cube-Modell ermöglichtoder ein Schminktischelement. „Cube x“ lässtviel Gestaltungsraum zu.

    Betten gibt es viele – einmal die verschnörkelt, romantisch-verspielte Himmelbett-Messing-rahmen-Fraktion, dann die praktischen und bequemen, die nicht nur optisch viel Raum fürsich beanspruchen und schließlich die minimalistischen, futuristischen Betten. Doch eswäre ungerecht, das Modell „Aura“ der Luxusmarke Accente in diese letztere Schublade zustecken. Mit ihren fließenden, klar strukturierten Linien, die trotz aller Schlichtheit Eleganzvermitteln, ist „Aura“ eine erfrischende Variante eines Bettes, das trotz seiner Reduziertheitauf das Wesentliche und dem Verzicht auf Schnickschnack keineswegs seinen Reiz verlo-ren hat. Ein pfiffiges Detail ist das zu beiden Seiten des Kopfteils herausragende, kom-

    pakte Holzbrett, das sich als Nachttisch oder als Ablage fürdas Frühstückstablett bei einem gemütlichen Morge