1
Als nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, dem Ende der Monarchie und im Zuge revolutionärer Veränderungen eine Neuordnung von Staat und Gesell- schaft zwingend notwendig geworden war, wurde die schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts geführte und durch den Krieg nur unterbrochene bildungspo- litische Diskussion um den Stellenwert von staatlicher Erziehung und Bildung sowie um Aufgaben und Struktur des Schulwesens wieder aufgegriffen und mit zum Teil radikalen Positionen fortgesetzt. Die Kritik insbesondere am alt- sprachlichen Gymnasium ging einher mit der Forderung nach Gründung einer Form von höherer Schule, „die erzieherisch-unterrichtlich vor allem dem deut- schen Kultur- und Bildungsgut verpflichtet sein sollte 1 . Um der bildungspohtischen Verwirrung entgegenzuwirken und an den höheren Schulen einen „Geist des Friedens, ohne den Schularbeit nicht gedeihen kann" - so der damalige preußische Minister Dr. Otto Boelitz 2 - einkehren zu lassen, veranstalte- ten die staatlichen Stellen vom 11. bis 19. Juni 1920 eine Reichsschulkonferenz zur Klärung aller grundsätzlichen Fragen im Zusammenhang mit Erziehung, Unterricht und Struktur des gesamten Schulwesens. Die am 18. Februar 1922 als ein Ergebnis der angestrebten Neugestaltung des höhe- ren Schulwesens in Preußen veröffentlich- te „Denkschrift über die Aufbauschule" war der Beginn dieser neuen Oberschule in Aufbauform, die nach sieben Volksschul- jahren eine sechsjährige höhere Schule vorsieht, „die zur Reifeprüfung führt und die gleichen Berechtigungen erteilt wie die Deutsche Oberschule und die Oberreal- schule" 3 . Ziel der Aufbauschule war vor allem eine Förderung der begabten Dorf- und Klein- stadtkinder, die nicht mehr wie bisher mit ca. 13 Jahren zunächst die sogenannte Prä- parandenanstalt und anschließend das Se- minar besuchen mußten, um danach aus- schließlich den Lehrerberuf ergreifen zu können, sondern sich nun nach dem Be- such der neuen Aufbauschule und nach dem Abitur frei für irgendeinen Beruf ent- scheiden konnten. Die Bedeutung dieser Denkschrift für Petershagen zeigte sich darin, daß schon nach den Osterferien 1922 die erste Unter- tertia (8. Klasse) das aufzulösende Lehrer- seminar in Petershagen bezog und mit dem Unterricht begann, der fast ausschließlich im Gebäude des noch heute genutzten Alt- baus stattfand. Mit der ministeriellen Aner- kennung als „Höhere Lehranstalt in Ent- wicklung" im Jahre 1924 begann - im enge- ren Sinne - die Geschichte des heutigen Gymnasiums Petershagen. Nach der letz- ten Abgangsprüfung am Seminar in Peters- hagen (12/13. März 1925) und der an- schließenden Auflösung von Präparande, Seminar (seit 1831) und Rektoratsschule erhielt die neue Aufbauschule durch Erlaß vom 14. Oktober 1925 zur Erinnerung an den ersten Direktor des Lehrerseminars Friedrich-Wilhelm Vormbaum (13. Sep- tember 1795-21. November 1875) den Na- men „Vormbaumschule" und führte Ostern 1928 die erste Reifeprüfung durch. Am 1. April 1928 wurde die Petershäger Lehranstalt dann „Deutsche Oberschule in Aufbauform" (Ministerialerlaß vom 19. März 1928); der Name „Vormbaumschule" hatte danach noch fast fünfzig Jahre lang Bestand 4 . Das Ende der 20er und der Beginn der 30er Jahre verlangten von der neuen Schu- le vorwiegend die Bewältigung zweier Kri- sen: - Der Brand des Daches im heutigen Alt- bau am 9. Februar 1929 erfordert große An- strengungen zur Aufrechterhaltung des Unterrichts und hat eine erhebliche Verän- derung der räumlichen Nutzung zur Folge. - Der Rückgang der Neuanmeldungen und der Schülerzahl insgesamt auf den Tiefpunkt von 80 Schülern im Jahre 1933 kann nur durch den persönlichen Kontakt der Lehrer zu den Volksschulen im weite- ren Umkreis und durch den sich daraus er- gebenden allmählichen Wiederanstieg der Anmeldungen abgefangen werden. Während des Zweiten Weltkrieges und der damit zusammenhängenden Phase steigender Schülerzahlen infolge der Eva- kuierungen luftkriegsgefährdeter Familien aus dem Ruhrgebiet (1944: 132 Schüler, 1945: 175) konnte der Unterricht wegen gleichzeitig verminderter Anzahl der Lehr- kräfte - zum Teil bedingt durch den Einzug zum Kriegsdienst - unter anderem nur durch eine Erhöhung der Stundenzahl der noch zur Verfügung stehenden Lehrer gesi- chert werden. Nach der Wiedereröffnung der Schule am 21. August 1946-vom 5. April 1945 bis zum 20. August 1946 waren englische Truppen im Gebäude der Aufbauschule einquartiert - stieg die Schülerzahl rasch an, bedingt vor allem durch das Zusam- mentreffen zweier Faktoren: Auf der einen Seite wurden dringend Einschulungsmög- lichkeiten für Flüchtlingsschüler aus den damals deutschen Ostgebieten gesucht, auf der anderen Seite benötigte die noch klei- ne, aber aufstrebende Schule Schüler, da- mit der Fortbestand der Bildungseinrich- tung gewährleistet war. Diese Situation führte 1949 - im nicht mehr vorhandenen Gebäude zwischen heutiger Stadtbücherei und Altbau - zur Eröffnung des Internats, das als „Matthias-Claudius-Heim" zu- nächst nur acht, später dann über sechzig Jungen und damit einen zeitweise erhebli- chen Anteil an der Gesamtschülerzahl der Aufbauschule beherbergte^. Den zwischen dem Ende der 40er und der zweiten Hälfte der 60er Jahre steigen- den Schüler- und Lehrerzahlen an der Auf- bauschule, die 1955 zum Aufbaugymnasi- um wurde, entspricht eine deutliche Ver- änderung des baulichen „Gesichts" des Schulkomplexes: 1952 wurde das Internat um einen Anbau erweitert; 1954/55 erfolg- te der Neubau des Direktorenwohnhauses. Bis zu diesem Zeitpunkt wohnte der jewei- lige Schulleiter im Mittelgeschoß des heuti- gen Altbaus. 1958 wurde die Turnhalle re- noviert und erweitert, es entstand außer- dem ein Neubau an der Ostseite des Schul- geländes (der heutige B-Trakt); 1960 wur- den der innere Umbau des heutigen Alt- baus (begonnen 1957) abgeschlossen und der Park umgestaltet; 1963 übereignete die Stadt Petershagen dem Staatlichen Auf- baugymnasium das an der Bremer Straße gelegene Grundstück zwischen den Gärten des Lehrerwohnhauses und der Ösper. Mit diesen baulichen Veränderungen ging in den 60er Jahren eine Erweiterung der pädagogischen Aufgaben der Schule einher. Die vehement einsetzende Diskus- sion um eine Reform des Bildungswesens - Georg Picht erkennt in Deutschland eine „Bildungskatastrophe" (1964), andere re- klamieren ein „Bürgerrecht auf Bildung" - verfolgte vor allem zwei gesellschaftliche Ziele: 1. die generelle Anhebung des Bild- ungsniveaus der Bevölkerung, vorzeigbar an der Zunahme der Zahl der Kinder, die weiterführende Schulen, und hier beson- ders das Gymnasium besuchen; 2. den Aus- gleich sozialer Benachteiligungen, ables- bar an der Vergrößerung des Anteils vor allem von Arbeiterkindern, Mädchen und Kindern auf dem Lande an der Gesamtzahl der Gymnasiasten. Im Zuge der einsetzenden allgemeinen Verbreiterung des Bildungsangebotes wur- de dem Aufbaugymnasium Petershagen 1965 ein sogenanntes F-Gymnasium (ein eigens für Realschulabsolventen konzi- piertes Gymnasium zur Erlangung einer fachgebundenen Hochschulreife) mit ma- thematisch-naturwissenschaftlichem Schwerpunkt angegliedert; parallel dazu wechselte das Aufbaugymnasium selbst von der bisherigen Zwei- zur Dreizügig- keit, und ab 1966 werden zum ersten Mal auch Quarten (siebte Klassen) aufgenom- men. Auch die Änderung des Schulfinanzge- setzes im Jahre 1970 reihte sich ein in den Das Lehrerkollegium der Aufbauschule im Herbst 1925; unter ihnen: Prorektor Fuchs (vordere Reihe, links), Seminardirektor Bonsac (vordere Reihe, Mitte), Studienasses- sor Dr. Karl Großmann (hintere Reihe, 3. von links), Studienrat Drees (hintere Reihe, 5. von links), Seminarlehrer Heinrich Lindemann (hintere Reihe ganz rechts). Foto: W. Battermann Gesamtkatalog entscheidender bildungs- politischer Maßnahmen des Landes, er- möglichte sie doch die kostenlose Schüler- beförderung für Schüler aller Schulformen. Die unmittelbare Folge für Petershagen war die Einrichtung staatlich finanzierter Schulbuslinien im Einzugsbereich von Aufbaugymnasium und F-Gymnasium ab dem 1. August 1970. Damit ergab sich auch für jüngere Schüler aus dem ländlichen Umkreis Petershagens die Möglichkeit zum Besuch einer höheren Schule; der Be- ginn des grundständigen (neunklassigen) Gymnasiums ebenfalls am 1. August 1970 (Aufnahme der ersten Sexten, d. h. der fünften Jahrgangsstufe) bedeutete das En- de des Aufbaugymnasiums 6 . Der mit diesen Neuerungen verbundene Anstieg der Schülerzahlen von 291 (1964) auf 526 (1966 - die Steigerung beruhte im wesentlichen auf der Einrichtung des F- Gymnasiums und der erstmaligen Aufnah- me von Quarten - und über 653 (1971) auf 850 (1974) verschärfte das Raummproblem und zog weitere bauliche Veränderungen nach sich: 1967: Umbau des Erdgeschosses im B- Trakt zur „Physiketage" und Er- stellung weiterer Klassenräume im Altbau, 1967/68: Aufstellung eines Pavillons für Unterrichtszwecke, 1972: Neubau einer dreiteiligen Sport- halle an der Stelle des 1912 er- bauten Lehrerwohnhauses im Vorgriff auf den geplanten Ge- samt-Neubau, 1972/73: Umgestaltung von Internats- zimmern zu Klassenräumen, Ruine der Aufbauschule nach dem Brand vom 8./9. Februar 1929, der das Dach und das zweite Obergeschoß vollständig zerstörte. Foto: W. Battermann (Fortsetzung von der vorherigen Seite) Dreihundert Jahre nach Weslings Tod urteilte (1948) Francesco La Cava über den einstigen Gelehrten aus Padua, dieser habe die verschiedenen Lehrstühle der Universi- tät als ein sehr angesehener Mediziner mit großer Erfahrung in Forschung und Lehre inne gehabt, er habe als bedeutender Wis- senschaftler grundlegende Fachliteratur veröffentlicht und sei zudem auch ein Mann von umfassender humanistischer Bildung und mit geistigem Niveau ge- wesen 75 . Der Medizinhistoriker La Cava würdigt damit die Lebensleistung eines Wissenschaftlers des 17. Jahrunderts, einer Zeit, in der man begann, Medizin an den Universitäten auf der Grundlage der Natur- wissenschaften zu lehren. Johannes Wes- ling erwies sich dabei als hervorragender akademischer Lehrer, der seine wissen- schaftlichen Erkenntnisse vom menschli- chen Körper und seinen Funktionen mit besonderem pädagogischen Geschick wei- tergeben konnte. Sein „Syntagma Anato- micum" erreichte vor allem deshalb zahl- reiche Auflagen, weil das Buch so konzi- piert war, daß man danach „lernen" konn- te. Weslings wissenschaftliche Leistung war in seiner Fähigkeit begründet, natur- wissenschaftliche Vorgänge präzise zu be- obachten und zu beschreiben; sie machten ihn zum Begründer der vergleichenden Anatomie vor allem im Bereich der Embry- ologie. Wenn dennoch Weslings Bedeutung für die Medizin in medizinhistorischen Dar- stellungen heute kaum erwähnt wird, so liegt eine Ursache wohl auch darin, daß er schon zu seinen Lebzeiten in Italien als Deutscher, in Deutschland aber eher als „Italiener" galt. Und das wirkte sich offen- bar auch in der späteren medizinhistori- schen Forschung aus, obwohl er Professor in Padua, der Hochburg der europäischen Medizin während des 16. und 17. Jahrhun- derts, war und hier die Entwicklung der Anatomie und der Chirurgie entscheidend mitbestimmt hatte. Nach 350 Jahren medizinischer For- schung und Lehre mögen sich die Leistun- gen des „Mindeners in Padua" auf dem Hintergrund des heutigen Forschungs- und Erkenntnisstandes bescheiden und natür- lich auch veraltet bzw. überholt ausneh- men, noch immer aber beginnt ein Medi- zinstudium für die Studenten im Anato- miesaal, den nicht Vesal, sondern erst Wes- ling in Padua durchgesetzt und - im doppel- ten Wortsinn - zu einer festen Einrichtung gemacht hat. 67 G. Wolf-Heidegger und Anna Mana Cet- to, Die anatomische Sektion in bildlicher Darstellung, Basel/New York 1967, und Wolfgang-Uwe Eckart, Das Arztporträt als Titelbestandteil des medizinischen Lehrbuchs; in: Das Porträt 2. Der Arzt (wie Anm. 66), S. 38-48, geben wertvolle Hinweise zur In- terpretation der be- schriebenen Titelkupfer der Ausgaben des „Syntagma" Weslings. 68 Da die Kupferstichvorlage seitenverkehrt verwendet wurde zeigt Johannes Riolan mit der linken Hand auf den geöffneten Bauchraum der Leiche; auf der Vorlage, dem Kupferstich von de Passe, weist Ri- olan dagegen mit der rechten Hand auf die Leiche. 69 Vgl. Wolf-Heidegger und Cetto (wie Anm. 67), S. 477 und 482. 70 Vgl. dazuPremuda(wieAnm.64),S. 101. 71 Opitz (wie Anm. 8), S. 16. 72 Opitz (wie Anm. 8), S. 16-19. 73 Den Nachweis der Eintragung vom 30. August 1649 verdanke ich Frau Prof. Dr. Lucia Rossetti, Padua. 74 Das Epitaph hängt vom Hauptportal aus gesehen, am rechten Pfeiler zwischen Mittel- und Seitenschiff in einer Höhe von ca. 3,50 m, so daß der Text wegen der Lichtverhältnisse nicht vollständig lesbar ist. Eine Abbildung des Epitaphs war bis- her nicht zu beschaffen. 75 La Cava (wie Anm. 4), Schlußbetrach- tung. 1973/74: Aufstellung zweier weiterer Pa- villons auf dem heutigen Leh- rerparkplatz vor der Stadtbü- cherei, 1976: Bau des Bootshauses an der We- ser südlich Heisterholz. Das Internat, dessen Belegung schon seit der Wende zu den 60er Jahren - nicht zu- letzt wegen der Seßhaftwerdung der ehe- maligen Flüchtlingsfamilien - erkennbar zurückgegangen war, verlor durch das dichter werdende Netz an höheren Schu- len, d. h. durch die Ausweitung eines orts- nahen Bildungsangebotes, in der zweiten Hälfte der 60er Jahre zunehmend an Be- deutung, so daß das Johanneswerk Biele- feld das Internat zum 30. Juni 1970 aufgab. Es wurde dann noch vier Jahre auf privater Basis fortgeführt; am 30. Juni 1974 verließ der letzte Internatler die Schule. Die räumlichen Probleme des Gymnasi- ums verschärften sich in den folgenden Jahren trotz aller organisatorischen An- strengungen so dramatisch, daß der Neu- bau eines Schulgebäudes zwingend not- wendig wurde. Mit diesem Neubau von 1975/76 (heutiges Hauptgebäude mit Klas- senräumen, Verwaltung, Lehrerzimmer, Pädagogischem Zentrum und naturwissen- schaftlichem Trakt) und der zeitgleich durchgeführten Kommunalisierung der Schule ergaben sich weitere bedeutsame Entwicklungen. Die Schule ging von der staatlichen Trägerschaft in die der Stadt über, sie heißt seitdem „Städtisches Gym- nasium Petershagen", der Name „Vorm- baumschule" entfiel; das Gebäude des „Matthias-Claudius-Heimes" wurde 1976 abgerissen, Reste des Internatsgebäudes bilden heute die Stadtbücherei; der „Neu- bau" (das heutige Hauptgebäude) wurde mit einem Festakt und gleichzeitig einer zwei Jahre zuvor verschobenen Jubiläums- veranstaltung zum fünfzigjährigen Beste- hen der Schule feierlich bezogen. Ab den 70er Jahren nahm die Schüler- zahl - das „platte Land" bleibt vom Gebur- tenrückgang unberührt! - rapide zu: Be- suchten 1968 „nur" 525 Schüler das Gym- nasium, stieg diese Zahl im Jahre 1974 auf 850 und im Verlauf einer weiteren Schüler- generation auf 1122 (1983), um sich seit der Mitte der 90er Jahre auf diesem Niveau zwischen 1100 und 1200 einzupendeln. - In der Folge dieser zahlenmäßigen Ent-' wicklung hin zur Fünfzügigkeit - auch ein deutlicher Beleg für die große und seit Jahr- zehnten bestehende Attraktivität der Bil- dungseinrichtung bis in die angrenzenden Teile Niedersachsens und Mindens - war neben den pädagogischen Aufgaben und dem pädagogischen Profil auch das Äußere der Schule ständigen Veränderungen un- terworfen: 1993 erhielt der naturwissen- schaftliche Trakt einen Anbau; für die Er- probungsstufe, die Klassen 5 und 6, wurde der „C-Trakt" mit zehn weiteren Klassen- räumen fertig gestellt. Am Ende seiner 75jährigen Geschichte ist das Städtische Gymnasium Petershagen eines der schülerstärksten Gymnasien des Kreises Minden-Lübbecke. 1 Paul Becker: „Begabung, Kraft und Ge- sundheit". Aufbauschulen - zur Ge- schichte des höheren Schulwesens; in: Jahrbuch Westfalen 1996, Münster 1996, S.164-173; hier: S.167 2 2 Ebd., S. 168 3 Zitiert nach: Karl-Wolfgang Fischer: Rückblick auf die Geschichte der Schule; in: 50 Jahre Gymnasium Petershagen - Festschrift 1976, Petershagen 1976, S. 3-15; hier S. 3 4 Vgl.: Karl Großmann (Hg.): Das Lehrer- seminar zu Petershagen 1831-1925 - Festschrift zur Jahrhundertfeier 1931, Pe- tershagen 1931, S. 14-21 und S. 35^8 5 Vgl.: Hans-Jürgen Brasche: In memoriam Schülerinternat Petershagen (wie Anm. 3), S. 16 f. 6 Vgl.: Fischer (wie Anm. 3), S. 9 f. i' Von der Staatlichen Aufbauschule zum Städtischen Gymnasium Nummer 4 Jahrgang 71 • 1999 Beilage zum Mindener Tageblatt Anmerkungen Anmerkungen WOLFGANG BATTERMANN und JOACHIM RADI liiüencttiiiiotltter 75 Jahre Gymnasium Petershagen „Recht auf Bildung" Preußische Denkschrift Immer wieder Neubau Ein Mindener in Padua Zur Biographie des Anatomen Johannes Wesling (1598-1649)

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Als nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg, dem Ende der Monarchie und imZuge revolutionärer Veränderungen eine Neuordnung von Staat und Gesell-schaft zwingend notwendig geworden war, wurde die schon seit dem Ende des19. Jahrhunderts geführte und durch den Krieg nur unterbrochene bildungspo-litische Diskussion um den Stellenwert von staatlicher Erziehung und Bildungsowie um Aufgaben und Struktur des Schulwesens wieder aufgegriffen und mitzum Teil radikalen Positionen fortgesetzt. Die Kritik insbesondere am alt-sprachlichen Gymnasium ging einher mit der Forderung nach Gründung einerForm von höherer Schule, „die erzieherisch-unterrichtlich vor allem dem deut-schen Kultur- und Bildungsgut verpflichtet sein sollte1.

Um der bildungspohtischen Verwirrungentgegenzuwirken und an den höherenSchulen einen „Geist des Friedens, ohneden Schularbeit nicht gedeihen kann" - soder damalige preußische Minister Dr. OttoBoelitz2 - einkehren zu lassen, veranstalte-ten die staatlichen Stellen vom 11. bis 19.Juni 1920 eine Reichsschulkonferenz zurKlärung aller grundsätzlichen Fragen imZusammenhang mit Erziehung, Unterrichtund Struktur des gesamten Schulwesens.Die am 18. Februar 1922 als ein Ergebnisder angestrebten Neugestaltung des höhe-ren Schulwesens in Preußen veröffentlich-te „Denkschrift über die Aufbauschule"war der Beginn dieser neuen Oberschule inAufbauform, die nach sieben Volksschul-jahren eine sechsjährige höhere Schulevorsieht, „die zur Reifeprüfung führt unddie gleichen Berechtigungen erteilt wie dieDeutsche Oberschule und die Oberreal-schule"3.

Ziel der Aufbauschule war vor allem eineFörderung der begabten Dorf- und Klein-stadtkinder, die nicht mehr wie bisher mitca. 13 Jahren zunächst die sogenannte Prä-parandenanstalt und anschließend das Se-minar besuchen mußten, um danach aus-schließlich den Lehrerberuf ergreifen zukönnen, sondern sich nun nach dem Be-such der neuen Aufbauschule und nachdem Abitur frei für irgendeinen Beruf ent-scheiden konnten.

Die Bedeutung dieser Denkschrift fürPetershagen zeigte sich darin, daß schonnach den Osterferien 1922 die erste Unter-tertia (8. Klasse) das aufzulösende Lehrer-seminar in Petershagen bezog und mit demUnterricht begann, der fast ausschließlichim Gebäude des noch heute genutzten Alt-baus stattfand. Mit der ministeriellen Aner-kennung als „Höhere Lehranstalt in Ent-wicklung" im Jahre 1924 begann - im enge-ren Sinne - die Geschichte des heutigenGymnasiums Petershagen. Nach der letz-ten Abgangsprüfung am Seminar in Peters-hagen (12/13. März 1925) und der an-schließenden Auflösung von Präparande,Seminar (seit 1831) und Rektoratsschuleerhielt die neue Aufbauschule durch Erlaßvom 14. Oktober 1925 zur Erinnerung anden ersten Direktor des LehrerseminarsFriedrich-Wilhelm Vormbaum (13. Sep-tember 1795-21. November 1875) den Na-men „Vormbaumschule" und führteOstern 1928 die erste Reifeprüfung durch.

Am 1. April 1928 wurde die PetershägerLehranstalt dann „Deutsche Oberschule inAufbauform" (Ministerialerlaß vom 19.März 1928); der Name „Vormbaumschule"hatte danach noch fast fünfzig Jahre langBestand4.

Das Ende der 20er und der Beginn der30er Jahre verlangten von der neuen Schu-le vorwiegend die Bewältigung zweier Kri-sen:

- Der Brand des Daches im heutigen Alt-bau am 9. Februar 1929 erfordert große An-strengungen zur Aufrechterhaltung desUnterrichts und hat eine erhebliche Verän-derung der räumlichen Nutzung zur Folge.

- Der Rückgang der Neuanmeldungenund der Schülerzahl insgesamt auf denTiefpunkt von 80 Schülern im Jahre 1933kann nur durch den persönlichen Kontaktder Lehrer zu den Volksschulen im weite-ren Umkreis und durch den sich daraus er-gebenden allmählichen Wiederanstieg derAnmeldungen abgefangen werden.

Während des Zweiten Weltkrieges undder damit zusammenhängenden Phasesteigender Schülerzahlen infolge der Eva-kuierungen luftkriegsgefährdeter Familienaus dem Ruhrgebiet (1944: 132 Schüler,1945: 175) konnte der Unterricht wegengleichzeitig verminderter Anzahl der Lehr-kräfte - zum Teil bedingt durch den Einzugzum Kriegsdienst - unter anderem nurdurch eine Erhöhung der Stundenzahl dernoch zur Verfügung stehenden Lehrer gesi-chert werden.

Nach der Wiedereröffnung der Schuleam 21. August 1946-vom 5. April 1945 biszum 20. August 1946 waren englischeTruppen im Gebäude der Aufbauschuleeinquartiert - stieg die Schülerzahl raschan, bedingt vor allem durch das Zusam-mentreffen zweier Faktoren: Auf der einenSeite wurden dringend Einschulungsmög-lichkeiten für Flüchtlingsschüler aus dendamals deutschen Ostgebieten gesucht, aufder anderen Seite benötigte die noch klei-ne, aber aufstrebende Schule Schüler, da-mit der Fortbestand der Bildungseinrich-tung gewährleistet war. Diese Situationführte 1949 - im nicht mehr vorhandenenGebäude zwischen heutiger Stadtbüchereiund Altbau - zur Eröffnung des Internats,das als „Matthias-Claudius-Heim" zu-nächst nur acht, später dann über sechzigJungen und damit einen zeitweise erhebli-chen Anteil an der Gesamtschülerzahl derAufbauschule beherbergte^.

Den zwischen dem Ende der 40er undder zweiten Hälfte der 60er Jahre steigen-

den Schüler- und Lehrerzahlen an der Auf-bauschule, die 1955 zum Aufbaugymnasi-um wurde, entspricht eine deutliche Ver-änderung des baulichen „Gesichts" desSchulkomplexes: 1952 wurde das Internatum einen Anbau erweitert; 1954/55 erfolg-te der Neubau des Direktorenwohnhauses.Bis zu diesem Zeitpunkt wohnte der jewei-lige Schulleiter im Mittelgeschoß des heuti-gen Altbaus. 1958 wurde die Turnhalle re-noviert und erweitert, es entstand außer-dem ein Neubau an der Ostseite des Schul-geländes (der heutige B-Trakt); 1960 wur-den der innere Umbau des heutigen Alt-baus (begonnen 1957) abgeschlossen undder Park umgestaltet; 1963 übereignete dieStadt Petershagen dem Staatlichen Auf-baugymnasium das an der Bremer Straßegelegene Grundstück zwischen den Gärtendes Lehrerwohnhauses und der Ösper.

Mit diesen baulichen Veränderungenging in den 60er Jahren eine Erweiterungder pädagogischen Aufgaben der Schuleeinher. Die vehement einsetzende Diskus-sion um eine Reform des Bildungswesens -Georg Picht erkennt in Deutschland eine„Bildungskatastrophe" (1964), andere re-

klamieren ein „Bürgerrecht auf Bildung" -verfolgte vor allem zwei gesellschaftlicheZiele: 1. die generelle Anhebung des Bild-ungsniveaus der Bevölkerung, vorzeigbaran der Zunahme der Zahl der Kinder, dieweiterführende Schulen, und hier beson-ders das Gymnasium besuchen; 2. den Aus-gleich sozialer Benachteiligungen, ables-bar an der Vergrößerung des Anteils vorallem von Arbeiterkindern, Mädchen undKindern auf dem Lande an der Gesamtzahlder Gymnasiasten.

Im Zuge der einsetzenden allgemeinenVerbreiterung des Bildungsangebotes wur-de dem Aufbaugymnasium Petershagen1965 ein sogenanntes F-Gymnasium (eineigens für Realschulabsolventen konzi-piertes Gymnasium zur Erlangung einerfachgebundenen Hochschulreife) mit ma-thematisch-naturwissenschaftlichemSchwerpunkt angegliedert; parallel dazuwechselte das Aufbaugymnasium selbstvon der bisherigen Zwei- zur Dreizügig-keit, und ab 1966 werden zum ersten Malauch Quarten (siebte Klassen) aufgenom-men.

Auch die Änderung des Schulfinanzge-setzes im Jahre 1970 reihte sich ein in den

Das Lehrerkollegium der Aufbauschule im Herbst 1925; unter ihnen: Prorektor Fuchs(vordere Reihe, links), Seminardirektor Bonsac (vordere Reihe, Mitte), Studienasses-sor Dr. Karl Großmann (hintere Reihe, 3. von links), Studienrat Drees (hintere Reihe,5. von links), Seminarlehrer Heinrich Lindemann (hintere Reihe ganz rechts).

Foto: W. Battermann

Gesamtkatalog entscheidender bildungs-politischer Maßnahmen des Landes, er-möglichte sie doch die kostenlose Schüler-beförderung für Schüler aller Schulformen.Die unmittelbare Folge für Petershagenwar die Einrichtung staatlich finanzierterSchulbuslinien im Einzugsbereich vonAufbaugymnasium und F-Gymnasium abdem 1. August 1970. Damit ergab sich auchfür jüngere Schüler aus dem ländlichenUmkreis Petershagens die Möglichkeitzum Besuch einer höheren Schule; der Be-ginn des grundständigen (neunklassigen)Gymnasiums ebenfalls am 1. August 1970(Aufnahme der ersten Sexten, d. h. derfünften Jahrgangsstufe) bedeutete das En-de des Aufbaugymnasiums6.

Der mit diesen Neuerungen verbundeneAnstieg der Schülerzahlen von 291 (1964)auf 526 (1966 - die Steigerung beruhte imwesentlichen auf der Einrichtung des F-Gymnasiums und der erstmaligen Aufnah-me von Quarten - und über 653 (1971) auf850 (1974) verschärfte das Raummproblemund zog weitere bauliche Veränderungennach sich:

1967: Umbau des Erdgeschosses im B-Trakt zur „Physiketage" und Er-stellung weiterer Klassenräumeim Altbau,

1967/68: Aufstellung eines Pavillons fürUnterrichtszwecke,

1972: Neubau einer dreiteiligen Sport-halle an der Stelle des 1912 er-bauten Lehrerwohnhauses imVorgriff auf den geplanten Ge-samt-Neubau,

1972/73: Umgestaltung von Internats-zimmern zu Klassenräumen,

Ruine der Aufbauschule nach dem Brand vom 8./9. Februar 1929, der das Dach unddas zweite Obergeschoß vollständig zerstörte. Foto: W. Battermann

(Fortsetzung von der vorherigen Seite)Dreihundert Jahre nach Weslings Tod

urteilte (1948) Francesco La Cava über deneinstigen Gelehrten aus Padua, dieser habedie verschiedenen Lehrstühle der Universi-tät als ein sehr angesehener Mediziner mitgroßer Erfahrung in Forschung und Lehreinne gehabt, er habe als bedeutender Wis-senschaftler grundlegende Fachliteraturveröffentlicht und sei zudem auch einMann von umfassender humanistischerBildung und mit geistigem Niveau ge-wesen75. Der Medizinhistoriker La Cava

• würdigt damit die Lebensleistung einesWissenschaftlers des 17. Jahrunderts, einerZeit, in der man begann, Medizin an denUniversitäten auf der Grundlage der Natur-wissenschaften zu lehren. Johannes Wes-ling erwies sich dabei als hervorragenderakademischer Lehrer, der seine wissen-schaftlichen Erkenntnisse vom menschli-chen Körper und seinen Funktionen mitbesonderem pädagogischen Geschick wei-tergeben konnte. Sein „Syntagma Anato-micum" erreichte vor allem deshalb zahl-reiche Auflagen, weil das Buch so konzi-piert war, daß man danach „lernen" konn-te. Weslings wissenschaftliche Leistungwar in seiner Fähigkeit begründet, natur-wissenschaftliche Vorgänge präzise zu be-obachten und zu beschreiben; sie machtenihn zum Begründer der vergleichendenAnatomie vor allem im Bereich der Embry-ologie.

Wenn dennoch Weslings Bedeutung fürdie Medizin in medizinhistorischen Dar-stellungen heute kaum erwähnt wird, soliegt eine Ursache wohl auch darin, daß erschon zu seinen Lebzeiten in Italien alsDeutscher, in Deutschland aber eher als„Italiener" galt. Und das wirkte sich offen-bar auch in der späteren medizinhistori-schen Forschung aus, obwohl er Professorin Padua, der Hochburg der europäischenMedizin während des 16. und 17. Jahrhun-derts, war und hier die Entwicklung derAnatomie und der Chirurgie entscheidendmitbestimmt hatte.

Nach 350 Jahren medizinischer For-schung und Lehre mögen sich die Leistun-gen des „Mindeners in Padua" auf demHintergrund des heutigen Forschungs- undErkenntnisstandes bescheiden und natür-lich auch veraltet bzw. überholt ausneh-men, noch immer aber beginnt ein Medi-zinstudium für die Studenten im Anato-miesaal, den nicht Vesal, sondern erst Wes-ling in Padua durchgesetzt und - im doppel-ten Wortsinn - zu einer festen Einrichtunggemacht hat.

67 G. Wolf-Heidegger und Anna Mana Cet-to, Die anatomische Sektion in bildlicherDarstellung, Basel/New York 1967, undWolfgang-Uwe Eckart, Das Arztporträtals Titelbestandteil des medizinischenLehrbuchs; in: Das Porträt 2. Der Arzt(wie Anm. 66), S. 38-48, geben wertvolleHinweise zur In- terpretation der be-schriebenen Titelkupfer der Ausgabendes „Syntagma" Weslings.

68 Da die Kupferstichvorlage seitenverkehrtverwendet wurde zeigt Johannes Riolanmit der linken Hand auf den geöffnetenBauchraum der Leiche; auf der Vorlage,dem Kupferstich von de Passe, weist Ri-olan dagegen mit der rechten Hand aufdie Leiche.

69 Vgl. Wolf-Heidegger und Cetto (wieAnm. 67), S. 477 und 482.

70 Vgl. dazuPremuda(wieAnm.64),S. 101.71 Opitz (wie Anm. 8), S. 16.72 Opitz (wie Anm. 8), S. 16-19.73 Den Nachweis der Eintragung vom 30.

August 1649 verdanke ich Frau Prof. Dr.Lucia Rossetti, Padua.

74 Das Epitaph hängt vom Hauptportal ausgesehen, am rechten Pfeiler zwischenMittel- und Seitenschiff in einer Höhevon ca. 3,50 m, so daß der Text wegen derLichtverhältnisse nicht vollständig lesbarist. Eine Abbildung des Epitaphs war bis-her nicht zu beschaffen.

75 La Cava (wie Anm. 4), Schlußbetrach-tung.

1973/74: Aufstellung zweier weiterer Pa-villons auf dem heutigen Leh-rerparkplatz vor der Stadtbü-cherei,

1976: Bau des Bootshauses an der We-ser südlich Heisterholz.

Das Internat, dessen Belegung schon seitder Wende zu den 60er Jahren - nicht zu-letzt wegen der Seßhaftwerdung der ehe-maligen Flüchtlingsfamilien - erkennbarzurückgegangen war, verlor durch dasdichter werdende Netz an höheren Schu-len, d. h. durch die Ausweitung eines orts-nahen Bildungsangebotes, in der zweitenHälfte der 60er Jahre zunehmend an Be-deutung, so daß das Johanneswerk Biele-feld das Internat zum 30. Juni 1970 aufgab.Es wurde dann noch vier Jahre auf privaterBasis fortgeführt; am 30. Juni 1974 verließder letzte Internatler die Schule.

Die räumlichen Probleme des Gymnasi-ums verschärften sich in den folgendenJahren trotz aller organisatorischen An-strengungen so dramatisch, daß der Neu-bau eines Schulgebäudes zwingend not-wendig wurde. Mit diesem Neubau von

1975/76 (heutiges Hauptgebäude mit Klas-senräumen, Verwaltung, Lehrerzimmer,Pädagogischem Zentrum und naturwissen-schaftlichem Trakt) und der zeitgleichdurchgeführten Kommunalisierung derSchule ergaben sich weitere bedeutsameEntwicklungen. Die Schule ging von derstaatlichen Trägerschaft in die der Stadtüber, sie heißt seitdem „Städtisches Gym-nasium Petershagen", der Name „Vorm-baumschule" entfiel; das Gebäude des„Matthias-Claudius-Heimes" wurde 1976abgerissen, Reste des Internatsgebäudesbilden heute die Stadtbücherei; der „Neu-bau" (das heutige Hauptgebäude) wurdemit einem Festakt und gleichzeitig einerzwei Jahre zuvor verschobenen Jubiläums-veranstaltung zum fünfzigjährigen Beste-hen der Schule feierlich bezogen.

Ab den 70er Jahren nahm die Schüler-zahl - das „platte Land" bleibt vom Gebur-tenrückgang unberührt! - rapide zu: Be-suchten 1968 „nur" 525 Schüler das Gym-nasium, stieg diese Zahl im Jahre 1974 auf850 und im Verlauf einer weiteren Schüler-generation auf 1122 (1983), um sich seit derMitte der 90er Jahre auf diesem Niveauzwischen 1100 und 1200 einzupendeln. -

In der Folge dieser zahlenmäßigen Ent-'wicklung hin zur Fünfzügigkeit - auch eindeutlicher Beleg für die große und seit Jahr-zehnten bestehende Attraktivität der Bil-dungseinrichtung bis in die angrenzendenTeile Niedersachsens und Mindens - warneben den pädagogischen Aufgaben unddem pädagogischen Profil auch das Äußereder Schule ständigen Veränderungen un-terworfen: 1993 erhielt der naturwissen-schaftliche Trakt einen Anbau; für die Er-probungsstufe, die Klassen 5 und 6, wurdeder „C-Trakt" mit zehn weiteren Klassen-räumen fertig gestellt.

Am Ende seiner 75jährigen Geschichteist das Städtische Gymnasium Petershageneines der schülerstärksten Gymnasien desKreises Minden-Lübbecke.

1 Paul Becker: „Begabung, Kraft und Ge-sundheit". Aufbauschulen - zur Ge-schichte des höheren Schulwesens; in:Jahrbuch Westfalen 1996, Münster 1996,S.164-173; hier: S.167

2 2 Ebd., S. 1683 Zitiert nach: Karl-Wolfgang Fischer:

Rückblick auf die Geschichte der Schule;in: 50 Jahre Gymnasium Petershagen -Festschrift 1976, Petershagen 1976, S.3-15; hier S. 3

4 Vgl.: Karl Großmann (Hg.): Das Lehrer-seminar zu Petershagen 1831-1925 -Festschrift zur Jahrhundertfeier 1931, Pe-tershagen 1931, S. 14-21 und S. 35^8

5 Vgl.: Hans-Jürgen Brasche: In memoriamSchülerinternat Petershagen (wie Anm.3), S. 16 f.

6 Vgl.: Fischer (wie Anm. 3), S. 9 f. i'

Von der Staatlichen Aufbauschulezum Städtischen Gymnasium

Nummer 4 • Jahrgang 71 • 1999 Beilage zum Mindener Tageblatt

Anmerkungen

Anmerkungen

WOLFGANG BATTERMANN u n d JOACHIM RADI

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75 Jahre Gymnasium Petershagen

„Recht auf Bildung"

Preußische DenkschriftImmer wieder Neubau

Ein Mindener in PaduaZur Biographie des Anatomen Johannes Wesling (1598-1649)