98
Master-Thesis zur Erlangung des Grades Master of Arts Titel der Abschlussarbeit: >Problemfelder bei der Integrierung des betrieblichen Gesundheitsmanagements aus der Sicht von kleinen und mittelständischen Unternehmen im Gesundheitswesen.< Vorgelegt von: Jana Lösche

Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

Master-Thesis

zur Erlangung des Grades

Master of Arts

Titel der Abschlussarbeit:

>Problemfelder bei der Integrierung des betrieblichen Gesundheitsmanagements aus der

Sicht von kleinen – und mittelständischen Unternehmen im Gesundheitswesen.<

Vorgelegt von:

Jana Lösche

Page 2: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

2/98

Inhaltsverzeichnis

VORBEMERKUNG ....................................................................................................... 4

1 EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG .................................................... 5

2 ZIELSETZUNG ..................................................................................................... 8

3 GEGENWÄRTIGER KENNTNISSTAND .......................................................... 9

3.1 Grundlagen zum Verständnis von Gesundheit und Krankheit .................................................... 9

3.2 Gesundheit und Krankheit in der neuen Arbeitswelt .................................................................. 10

3.2.1 Kennzeichen der neuen Arbeitswelt ........................................................................................ 10

3.2.2 Gesundheit und Krankheit in der neuen Arbeitswelt ............................................................... 15

3.2.3 Erfolgsfaktor Gesundheit – Arbeitsfähigkeit erhalten ............................................................. 16

3.3 Grundlagen des betrieblichen Gesundheitsmanagement ............................................................ 20

3.3.1 Entwicklung des betrieblichen Gesundheitsmanagement........................................................ 20

3.3.2 Akteure des betrieblichen Gesundheitsmanagement ............................................................... 22

3.4 Einheitliches Verständnis und Konzeptuelle Klärung ................................................................. 25

3.4.1 Betriebliches Gesundheitsmanagement ................................................................................... 25

3.4.2 Public Health Strategien und Betriebliche Gesundheitsförderung .......................................... 27

3.4.3 Betriebliches Eingliederungsmanagement .............................................................................. 29

3.4.4 Arbeitsschutz ........................................................................................................................... 29

3.4.5 Systematisierung gesundheitsbezogener Maßnahmen............................................................. 30

3.5 Ziele .................................................................................................................................................. 31

3.6 Gesundheitlicher und ökonomischer Nutzen ................................................................................ 32

3.7 Zusammenfassung aktueller Erkenntnisstand ............................................................................. 35

4 METHODIK ......................................................................................................... 39

4.1 Literaturrecherche .......................................................................................................................... 39

4.2 Forschungsfrage und Untersuchungsplan .................................................................................... 40

4.3 Stichprobe ........................................................................................................................................ 42

4.3.1 Branchenbeschreibung Gesundheitshandwerk und Stichprobe ............................................... 42

4.3.2 Rekrutierung der Interviewpartner .......................................................................................... 43

Page 3: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

3/98

4.4 Datenerhebung ................................................................................................................................ 44

4.4.1 Erhebungsinstrument Interview ............................................................................................... 44

4.4.2 Pretest ...................................................................................................................................... 45

4.4.3 Störvariablen ........................................................................................................................... 46

4.5 Datenauswertung - Qualitative Inhaltsanalyse ............................................................................ 46

5 ERGEBNISSE ....................................................................................................... 49

5.1 Zusammensetzung der Interviewpartner ..................................................................................... 49

5.2 Interviewablauf ............................................................................................................................... 51

5.3 Ergebnisdarstellung Interviewergebnisse ..................................................................................... 52

6 DISKUSSION ....................................................................................................... 65

6.1 Interpretation der Untersuchungsergebnisse ............................................................................... 65

6.2 Kritische Reflexion.......................................................................................................................... 68

6.2.1 kritische Reflexion zum Vorgehen .......................................................................................... 68

6.2.2 kritische Reflexion der Ergebnisse .......................................................................................... 69

6.3 Ausblick ........................................................................................................................................... 71

7 ZUSAMMENFASSUNG ...................................................................................... 75

8 LITERATURVERZEICHNIS ............................................................................ 80

9 ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS ........................................ 87

9.1 Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................... 87

9.2 Tabellenverzeichnis......................................................................................................................... 88

ANHANG ...................................................................................................................... 89

Anhang 1: Darstellung des Forschungsvorhaben für Interviewpartner ........................................ 89

Anhang 2: Interviewleitfaden Version 1 ............................................................................................ 90

Anhang 3: Interviewleitfaden Version 2 ............................................................................................ 93

Anhang 4: Beispiel Interviewmemo ........................................................................................................ 96

Page 4: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

4/98

Vorbemerkung

Die vorliegende Arbeit wurde sorgfältig erstellt. Trotzdem werden Leser nicht von der

Pflicht und Verantwortung befreit, die Angaben auf Vollständigkeit, Aktualität und

Richtigkeit selbst zu überprüfen.

Eine Vervielfältigung, auch nur auszugsweise, darf nur nach vorheriger Absprache und

ausdrücklicher Genehmigung erfolgen.

Im fortlaufenden Text sind Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen. Lediglich

aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde die männliche Sprachform verwendet. So-

weit nicht anders ausgedrückt ist in diesen Fällen ebenfalls die weibliche Sprachform

einbezogen.

Page 5: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

5/98

1 Einleitung und Problemstellung

Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) stellen einen wichtigen Unterneh-

menszweig der deutschen Wirtschaft dar. Hier werden ungefähr ein Drittel aller sozial-

versicherungspflichtigen Beschäftigten angestellt. Umso wichtiger ist es das Thema

Gesundheit in dieser Unternehmensgröße genauer zu betrachten, da Ausfallzeiten oder

Unfälle schnell existenzgefährdend werden können. Aufgrund dessen werden bspw. die

Kosten für Ausfallzeiten im Bereich von KMU mit 200 - 400 € pro Arbeitsunfähigkeits-

tag deutlich höher als im Durchschnitt angegeben (BAuA, 2011).

Erst seit wenigen Jahren und häufig nur in Ansätzen gelingt es, dass Thema Gesundheit

in KMU zu verankern. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und mit den Merkmalen

dieser Zielgruppe oder begrenzten Ressourcen der unterstützenden Institutionen be-

gründbar (Freigang - Bauer & Guisa, 2011).

Speziell im Bereich des Gesundheitswesens treten vermehrt KMU auf. Weitere Spezifi-

ka sind ein hoher Anteil weiblicher Beschäftigter sowie eine herausragende Anzahl an

Teilzeitbeschäftigten (Müller, 2012, S. 268).

Müller (2012) legt dar, dass die Expertenkommission Betriebliche Gesundheitspolitik

der Bertelsmann Stiftung und der Hans – Böckler – Stiftung zu der Schlussfolgerung

kommt, dass das Gesundheitswesen einer der bedeutendsten Beschäftigungsbereiche ist.

Gleichzeitig gilt dieser auch als Hochrisikobereich für die Gesundheit und das Wohlbe-

finden der Beschäftigten (Müller, 2012, S. 268). Dies wird unter anderem mit dem aus-

geprägten Dienstleistungscharakter des Gesundheitswesens begründet. Doch wird das

Thema betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) wenn in größeren Unternehmen

(z.B. Krankenhäuser) thematisiert. So verzeichnet Müller (2012, S. 270) bei einer Ana-

lyse von Krankenhausleitbildern oder deren Internetauftritten Verbesserungen bzw. Zu-

nahmen bei der Berücksichtigung von Gesundheit der Mitarbeiter. Allerdings werden

häufig systemische Interventionen gefunden, diese werden entweder durch externe

Promotoren oder Dienstleister unterstützt. Dabei sind dies zeitlich befristete Projekte

und in einzelnen Unternehmensbereichen integriert, statt in die Arbeitsstruktur des ge-

samten Unternehmens.

Betrachten Unternehmen das Themenfeld Gesundheit, so geschieht diese meist mit der

Hilfe von Betriebsinternen Statistiken. Häufig beobachten Unternehmen die Entwick-

lung der Fehlzeitenquote aufmerksam, da Fehlzeiten aufgrund von Arbeitsunfähigkeit

betriebliche Kosten erzeugen. In einigen Betrieben werden diese auch mit dem Kran-

kenstand gleichgesetzt, obwohl eine mangelnde Gesundheit nicht mit einem hohen

Page 6: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

6/98

Krankenstand einhergeht. Hingegen Faktoren wie eine fehlende Identifikation und Bin-

dung an die Organisationen eine Rolle spielen (Walter, Münch, 2008, S. 138 - 140).

Es gilt zu berücksichtigen, dass Fehlzeiten nur eine begrenzte Aussagekraft besitzen und

als Spätindikator gesundheitsrelevanter Probleme betrachtet werden sollten. Außerdem

geben Fehlzeiten keinerlei Auskunft über die zugrundeliegenden Ursachen und erfassen

letztlich nur unzureichend die im Unternehmen durch Krankheit real entstandenen Kos-

ten bzw. den entgangenen Nutzen (Präsentismus) - speziell im Fall der chronischen Er-

krankungen (Bundesagentur für Arbeit, 2007).

Für die Erhebung gesundheitsrelevanter Problemfelder sollten somit nicht nur allein

Fehlzeiten, Einschätzungen von Experten, Führungskräften oder Mitarbeiten einbezo-

gen werden. Für eine objektivierte Diskussion und systematische Berichterstattung gilt

es verschiedene Datenquellen zu verwenden. Diese können sein:

o Routinedaten der Sozialversicherungsträger (Arbeitsunfähigkeit, Arbeitsunfälle,

Frühberentungsdaten)

o Daten aus medizinischen Untersuchungen

o Daten aus Mitarbeiterbefragung

o Daten, die im Dialog von Mitarbeitern (Workshops, Fokusgruppen)

o Beobachtungsdaten (zum Beispiel Arbeitsplatz Analyse)

o Routinedaten aus der Personalabteilung (Fehlzeiten, Fluktuationsdaten).

Mit Hilfe verlässlicher Daten über das gesundheitliche Wohlbefinden der Beschäftigten

sowie relevanter Einflussgrößen kann eine Identifizierung von problematischen Unter-

nehmensbereichen erfolgen. Die gewonnenen Ergebnisse dienen der Ableitung eines

prioritäreren Handlungsbedarfs. Ohne eine gezielte Diagnostik lassen sich Investitionen

in das betriebliche Humann- und Sozialkapital nicht begründen und der Erfolg durchge-

führter Maßnahmen nicht belegen (Walter, Münch, 2008, S. 138 – 140).

Eine weitere Besonderheit von KMU ist das der wirtschaftliche Erfolg, wie durch Um-

fragen belegt, mit der Innovationsfähigkeit von großen Unternehmen in Zusammenhang

gebracht werden kann (Badura, Greiner, Rixgens, Ueberle & Behr, 2013). Mitarbeiter

sind hierbei die Träger von Innovation, Leistungsfähigkeit und Kreativität.

Für eine Stärkung der Innovationsfähigkeit ist eine Investition in das Humankapital un-

umgänglich. Investiert ein Unternehmen darüber hinaus in das Sozialkapital, kann dies

zum Erfolg des Betriebes und somit zur Gesundheit der Beschäftigten beitragen (Badura

et al., 2013). Eine systematische Gesundheitsförderung stellt somit eine Investition in

das Human- als auch in das Sozialkapital eines Unternehmens dar.

Page 7: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

7/98

Das Sozialkapital ist hierbei entscheidend für das psychische Befinden. Dieses wird als

Umfang und Qualität sozialer Beziehungen verstanden. Zusätzlich gilt es als Vorrat

geteilter Überzeugungen und Werte – neben gut erforschten Faktoren wie Bildung

(„Humankapital“) und Kontrollspielraum („Stress“) (Badura, 2008, S.7).

Das psychische Befinden eines Menschen kann somit maßgeblich dessen Beziehungs-

und Arbeitsverhalten, die Lebensqualität sowie die Lebensdauer beeinflussen.

Auf dieser Grundlage und zur weiteren Festigung des geplanten Untersuchungsgegen-

standes erfolgte eine weitere Literaturrecherche. Dabei auffällig war, dass wie bereits

durch Müller (2012) beschrieben, die identifizierte Literatur zum Thema BGM im

Gesundheitswesen nur die Unternehmensspezifika große Unternehmen (z. B. Kranken-

häuser, Pflegeeinrichtungen) beinhaltete.

Es erfolgte eine ergänzende Recherche zu den Schwerpunkten Gesundheitswesen, BGM

und zu KMU. Die systematische Literaturrecherche zu diesen Themengebieten ergab

keine verwendbaren Materialien in dem Sinne, dass die Branche des Gesundheitswesens

und die Unternehmensspezifika KMU in den ausfindig gemachten Literaturergebnissen

(Studien, Projekte, Handlungshilfen) einbezogen werden konnte.

In Anbetracht der Tatsache, dass keinerlei verwendbare Literatur im gewählten Bereich

ausfindig gemacht werden konnte, wurde die Relevanz der wissenschaftlichen Untersu-

chung dieses Problemfeldes untermauert. Weiterführende Informationen zum abgeleite-

ten Forschungsziel (Kapitel 2) und zur Literaturrecherche (Kapitel 4) werden u.a. in den

nächsten Kapiteln dargestellt.

Abschließend soll aufgrund der zahlreichen Definitionen für KMU im vorliegenden

Untersuchungsgegenstand die Einteilung des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn

(IfM, 2015) verwendet werden. Nach dem IfM wird der Begriff wirtschaftlicher Mittel-

stand ausschließlich in Deutschland gebraucht. Durch Besonderheiten des deutschen

Mittelstands verwendet das IfM eine andere Definition als die Europäische Union.

Hierbei werden kleine und mittlere Unternehmen (KMU) von den Großunternehmen

mit Hilfe von quantitativen Kriterien wie dem Jahresumsatz und Beschäftigtenzahl ab-

gegrenzt. Kleine Unternehmen werden mit bis zu neun Beschäftigten und einem Umsatz

unter 1 Million definiert. Mittlere Unternehmen sind ebenfalls durch Beschäftigtenzah-

len (bis 499 Beschäftigte) oder durch den Umsatz (bis zu 50 Millionen Euro pro Jahr)

abgegrenzt.

Page 8: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

8/98

2 Zielsetzung

Zu Beginn bestand das Interesse, mehr darüber zu erfahren, ob in KMU im Gesund-

heitswesen ein BGM integriert ist. Aufgrund der Rechercheergebnisse, wie in Kapitel 1

dargestellt, konnte hierauf keine Antwort gefunden werden.

Das übergeordnete Untersuchungsziel ist, mit Hilfe strukturierter Interviews in der Ziel-

gruppe Orthopädietechnik und Orthopädieschuhtechnik festzustellen, ob und welche

Hindernisse bei der Integrierung von BGM auftreten.

Daraus lassen sich wie folgt Teilziele ableiten:

1. Der Erstkontakt zu den möglichen Unternehmen bzw. Interviewpartnern soll

ab dem 08.05.2015 erfolgen.

2. Zur Datenerhebung sollen Minimum acht, Maximum zehn Interviews

im Zeitraum 08.06. – 31.08.2015 geführt werden.

3. Ausweichtermine zur Datenerhebung sind bedacht und bis 18.09.2015 vorge-

sehen.

4. Die erste Auswertung der Interviews erfolgte durch strukturierte Interview-

memos, welche im direkten Anschluss an die Interviewtermine angefertigt wer-

den.

5. Im Zeitraum 28.09. – 09.11. 2015 soll die Auswertung des gesamten Daten-

materials (Interviews) erfolgen. Dazu zählt u. a. die allgemeine Darstellung des

Themas als Einführung, die schriftliche Aufbereitung der Daten sowie eine ge-

eignete Ergebnisdarstellung.

6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-

chen Ausarbeitung des Forschungsvorhabens eingeplant.

Die Teilziele eins bis vier beziehen sich direkt auf das Forschungsvorhaben bzw. auf die

Erhebung des Datenmaterials.

Die Teilziele fünf und sechs beziehen sich auf den Auswertungsprozess des For-

schungsvorhabens. Dieser muss beachtet werden, um zeitliche als auch personelle Res-

sourcen einzuplanen und zu berücksichtigen.

Eine ausführliche Darstellung des geplanten Forschungsvorhabens erfolgt in Kapitel 4.

Page 9: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

9/98

3 Gegenwärtiger Kenntnisstand

Inhaltlich wird im weiteren Verlauf auf die einzelnen Punkte der Gesundheits- und

Krankheitssituation, Fehlzeitengeschehen sowie auf die Darstellung zum Thema Ar-

beitsschutz, betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), betriebliche Gesundheits-

förderung (BGF) und Prävention näher eingegangen.

3.1 Grundlagen zum Verständnis von Gesundheit und Krankheit

Ein umfassendes Verständnis von Arbeit und Gesundheit ist notwendig, um eine Aus-

gestaltung des BGM mit allen daran beteiligten Akteuren zu ermöglichen.

Aufgrund der Vielfältigkeit der Zusammenhänge von Arbeit, Gesundheit sowie Arbeits-

fähigkeit ist es wichtig, zunächst ein einheitliches Verständnis von Gesundheit und

Krankheit zu schaffen (Rimbach, 2013, S. 11).

Gesundheit

Nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Gesundheit der Zustand vollkomme-

nen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesen-

heit von Krankheit und Gebrechen (Hurrelmann & Franzkowiak, 2003, S. 53). Gesund-

heit wird, im Sinne der WHO, als Prozess verstanden, welcher vielfältigen sozialen und

betrieblichen Einflussfaktoren unterliegt.

Somit ist für Gesundheit als auch für die Gesunderhaltung eine ständige Anpassung der

jeweiligen Lebens- und Arbeitssituationen an verfügbare Ressourcen und aktuelle Ge-

staltungsspielräume erforderlich.

Für einen lebenslangen Prozess der Gesunderhaltung sind sowohl Aktivieren und Reak-

tivieren durch Impulse und Aktivitäten als auch Nachjustierung sowie Reflexion not-

wendig (Rimbach, 2013, S. 14). Dadurch kann die Gesunderhaltung mit einem lebens-

langen Lernen und als Veränderungsprozess beschrieben werden. Auch im organisatio-

nalen Kontext ermöglichen Wissen, Erfahrungen, Strategien und Methoden die bewuss-

te Gestaltung von Veränderungsprozessen (Rimbach, 2013, S. 14).

Krankheit

Nach Franzkowiak (2011, S. 349) ist unter Krankheit im engeren medizinischen Sinne

eine Behandlungs- und / oder Pflegebedürftigkeit zu verstehen. Definiert wird Krank-

heit als das Vorhandensein subjektiv empfundener oder objektiv feststellbarer Verände-

Page 10: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

10/98

rungen bzw. Störungen körperlicher, geistiger oder seelischer Art (Franzkowiak, 2011,

S. 349).

Sämtliche Eingriffe, die dem Vermeiden, Eintreten oder Ausbreiten einer Krankheit

dienen, werden unter dem Begriff Krankheitsprävention verstanden (Hurrlemann, Klotz

& Haisch, 2007, S. 14).

Ziel der Prävention ist es, gesundheitliche Risiken zu minimieren oder Krankheiten zu

vermeiden. Daher werden anhand des Interventionszeitpunktes drei Arten der Präventi-

on unterschieden (Hurrelmann & Laaser, 2006):

Primärprävention: Maßnahmen der Risikoreduktion vor Krankheitsbeginn

Sekundärprävention: Maßnahmen im Frühstadium von Krankheiten

Tertiärprävention: Maßnahmen zur Rückfallprophylaxe oder Behandlung bereits

eingetretener Erkrankungen.

3.2 Gesundheit und Krankheit in der neuen Arbeitswelt

Um die Veränderungen im Arbeitsfähigkeitsgeschehen der letzten Jahre zu verstehen,

wird zunächst der Blick auf den Wandel der Arbeitswelt im Kapitel 3.2.1 geworfen.

Danach erfolgt die Betrachtung der Gesundheits– und Krankheitsstatistiken im Kapitel

3.2.2. Zum Abschluss soll das zukünftige Arbeitsleben im Kapitel 3.2.3 näher beleuch-

tet werden.

3.2.1 Kennzeichen der neuen Arbeitswelt

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts stellt sich der Arbeitsmarkt neben global wirkenden

Flexibilisierungsprozessen auch einer Ausweitung des Dienstleistungssektors sowie den

Nachwirkungen aus der Wiedervereinigung.

Einer gesteigerten Bedeutung kommt dem soziodemographischen Wandel und der al-

ter(n)sgerechter Arbeitsgestaltung zu (Rigotti & Mohr, 2011; Tempel & Ilmarinen,

2013; Rimbach, 2013). Eine zunehmende Flexibilität in formalen Arbeitsverträgen, Ar-

beitszeitregelungen, Mobilitätsanforderungen und in Bereichen der Unabhängigkeit der

Erwerbsarbeit von einem bestimmten Arbeitsort ist zu erkennen (Rigotti & Mohr 2011,

S. 61).

Durch diese Veränderungen werden zwei für die Gesundheit kritische Bedingungen

verstärkt, da das menschliche Bedürfnis nach Selbstbestimmung und Einfluss auf das

eigene Leben verändert und gefährdet wird (Deci & Ryan, 2008; Ryan & Deci, 2000).

Page 11: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

11/98

Die Verantwortung für eine Beschäftigungsfähigkeit (Employability) wird von den Ar-

beitgebern auf die Arbeitnehmer übertragen.

Nach Rigotti und Mohr (2011, S. 61) gehen diese gesellschaftlichen und makroökono-

mischen Trends mit einer zunehmenden Diversität von Beschäftigungsmodellen und

Arbeitsbedingungen einher. Als Beispiel führen Rigotti und Mohr (2011, S. 62) die

Veränderung in der Gestaltung von Arbeitsbeziehungen auf, welcher einer Erosion des

normalen Arbeitsverhältnisses unterliegt und atypische Beschäftigungsverhältnisse an

Bedeutung gewinnen.

Formen der Erwerbstätigkeit in der neuen Arbeitswelt

Im Jahr 2013 konnten auf dem deutschen Arbeitsmarkt 42,2 Millionen Menschen als

erwerbstätig verzeichnet werden.

Rückblickend auf die letzten acht Jahre bedeutet dies einen Anstieg der Erwerbstätigen.

Im Vergleich zum Jahr 1991 ist die Zahl der Erwerbspersonen um etwa 3,4 Millionen

gestiegen, siehe Abbildung 1

Abbildung 1 Erwerbstätige und Erwerbslose 1991 bis 2013 (in Mio.) (Crößmann & Schüller, 2015, S.

12)

Page 12: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

12/98

Entgegengesetzt zum Normalarbeitsverhältnis können atypische Beschäftigungsformen

den Anspruch auf die Finanzierung des eigenen Lebensunterhaltes und eventueller An-

gehöriger nicht oder nur bedingt erfüllen.

Nach dem Mikrozensus im Jahr 2013 waren 7,6 Millionen Menschen (21,4 %) atypisch

beschäftigt. Zu diesen können befristet Beschäftigte, Teilzeitbeschäftigte mit bis zu 20

Wochenstunden, geringfügig Beschäftigte und Zeitarbeiter gezählt werden (Wingerter,

2009).

Im Vergleich zum Jahr 1993, in dem 13,1 % atypisch beschäftigt waren, ist ein deutli-

cher Anstieg zu erkennen (Crößmann & Schüller, 2015, S. 11). Der höchste Stand von

atypisch Beschäftigten lag hingegen im Jahr 2010, in dem 22,6 % der Bevölkerung in

dieser Beschäftigungsform tätig waren. Crößmann und Schüller (2015) sehen den

Rückgang vom Jahr 2010 bis 2013 aufgrund der Reduzierung befristeter Beschäftigter

(-4,4%), geringfügig Beschäftigter (-1,8%) und Zeitarbeiter (- 5,3%). Hingegen ist die

Zahl der Teilzeitbeschäftigten mit bis zu 20 Wochenstunden leicht angestiegen (+ 0,6

%).

Vor allem im Dienstleistungssektor sind atypische Beschäftigungen vorzufinden. So

verzeichnen das Gastgewebe 34,7%, das Gesundheits- und Sozialwesen 29% und der

Bereich Erziehung / Unterricht 27,8% an atypischen Beschäftigungen.

Näher betrachtet werden sollte, dass 2013 von den erwerbstätigen Männern 11,7 % aty-

pisch beschäftigt waren und im Gegenzug 32,5 % der Frauen (Crößmann & Schüller,

2015, S. 17).

Erwerbsformen im Gesundheitswesen

In Tabelle 1 werden die Daten der Erwerbstätigen verschiedener Erwerbsformen für das

Jahr 2008 und 2014 des Wirtschaftsabschnittes Gesundheitswesen dargestellt. Diese

Daten wurden aus der umfangreichen Tabelle des Statistischen Bundesamtes selektiert,

um eine bessere Übersichtlichkeit zu ermöglichen.

Page 13: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

13/98

Tabelle 1 Erwerbsformen der Jahre 2008 und 2014 (in tausend) (modifiziert nach Statistischem

Bundesamt, 2010, 2015)

Erwerbsform Erwerbstätige

2008

Erwerbstätige

2014

Wirtschaftsabschnitt

Gesundheitswesen 2014

Normalarbeitnehmer 22 930 24 515 2 845

befristet Beschäftigte 2 730 2 464 1 378

Teilzeitbeschäftigte 4 900 4 868 891

geringfügig Beschäftigte 2 580 2 335 324

Zeitarbeitnehmer 610 666 37

Anhand dieser Daten ist ebenfalls zu erkennen, dass im Zeitraum 2008 bis 2014 ein

Rückgang der atypischen Beschäftigungsverhältnisse erfolgte und die Zahl der Normal-

arbeitnehmer stieg. Trotzdem müssen atypische Beschäftigungsverhältnisse weiterhin

bei der Betrachtung von Gesundheit und Krankheit berücksichtigt werden.

Vergleichswerte für den Wirtschaftsabschnitt Gesundheitswesen und das Jahr 2008

können in Tabelle 1 nicht angegeben werden, da die Angaben des statistischen Bundes-

amtes im vorliegenden Bericht nur als prozentuale Anteile angegeben werden und keine

Berechnungsdaten in diesem Bericht zur Verfügung stehen (Statistisches Bundesamt,

2010).

Struktureller Wandel

Desweiteren gilt es, den strukturellen Wandel der deutschen Wirtschaft einzubeziehen.

Die Verschiebung der Erwerbstätigen zwischen den einzelnen Wirtschaftssektoren zeigt

auf, wie sich dieser gestaltet. Abbildung 2 stellt dabei die erwerbstätigen nach Wirt-

schaftssektoren dar.

Page 14: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

14/98

Abbildung 2 Erwerbstätige nach Wirtschaftssektoren (in %) (Crößmann & Schüller, 2015, S. 13)

Zum primären Sektor gehören Land- und Forstwirtschaft. Der sekundäre Sektor wird

durch produzierendes Gewerbe und der tertiäre Sektor durch Dienstleistungen gekenn-

zeichnet.

Erstmals seit Ende der 1970er Jahre hat die Beschäftigtenzahl im Dienstleistungsbereich

der Bundesrepublik Deutschland (BRD) den Anteil von Beschäftigten in dem Waren-

produzierenden Gewerbe (Industrie) überschritten (Rigotti & Mohr 2011, S. 61). Im

Jahr 2005 wurden 71,5 % der Beschäftigten dem Dienstleistungssektor zugeordnet.

Tendenzen geben an, dass dieser Anteil bis 2025 auf 77 % steigen soll (Schnur & Zika,

2007).

Einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige in der Bundesrepublik Deutschland und im

Dienstleistungsbereich ist das Gesundheitswesen. Im Vergleich zur Automobilindustrie

arbeiten in dieser Branche sieben Mal mehr Beschäftigte (Bundesministerium für Arbeit

und Soziales [BMAS] & Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin [BAuA],

2014, S. 131).

2012 waren rund 5,2 Millionen Menschen im Gesundheitswesen tätig, was seit dem

ersten Berechnungsjahr 2000 einen Anstieg von 22,6 % (950.000 Beschäftigte) ent-

spricht. Nach dem Statistischen Bundesamt (2015) wuchs die Zahl der Arbeitsplätze

dreimal so stark wie die in der Gesamtwirtschaft.

2013 wurden im Bereich Prävention – und Gesundheitsschutz 10.906 Millionen Euro

und insgesamt 314.939 Millionen Euro Gesundheitsausgaben verzeichnet (Statistisches

Bundesamt, 2015).

Page 15: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

15/98

3.2.2 Gesundheit und Krankheit in der neuen Arbeitswelt

Zur Darstellung der Inhalte wird der Bericht „Sicherheit & Gesundheit bei der Arbeit"

der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BMAS, BAuA, 2014) ver-

wendet sowie Daten des Statistischen Bundesamtes (2010).

Der Bericht zum Thema „Entwicklung von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“

(BMAS & BAuA, 2014) bezieht sich in seinen Ausarbeitungen im Bereich Gesund-

heitswesen auf die professionelle Pflege. Daher kann nicht gesondert auf kleine und

mittelständische Unternehmen im Gesundheitswesen eingegangen werden.

Nach dem Bericht des BMAS und der BAuA (2014) wurden 2013 insgesamt 959.143

Arbeitsunfälle gemeldet, was einen erneuten Tiefststand bedeutet. Im Vergleich zum

Jahr 2010 sind dies 8,3 % weniger gemeldete Arbeitsunfälle.

Das Statistische Bundesamt (2009, S. 34) gibt an, dass 2006 bundesweit rund 236 Milli-

arden Euro Krankheitskosten für Prävention, Behandlung, Rehabilitation und Pflege

erkrankter Menschen entstanden.

Die meisten Kosten wurden durch Erkrankungen des Kreislaufsystems mit einem Anteil

von 14,9% verursacht. Danach folgten Krankheiten des Verdauungssystems mit 13,8%,

Krankheiten des Muskel– Skelett – Systems sowie psychische und Verhaltensstörungen

mit 11,3%, siehe Abbildung 3.

Abbildung 3 Krankheitskosten 2006 (Statistisches Bundesamt, 2010, S. 34)

Zu beachten gilt, dass der Anteil von Arbeitsunfähigkeitstagen durch psychische Stö-

rungen in den letzten Jahren zugenommen hat, dieser lag 2008 bei 9 %. Im Vergleich

zum Jahr 2000 (5,3 %) konnte somit fast eine Verdoppelung verzeichnet werden

(BMAS & BAuA, 2014).

Page 16: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

16/98

Durch diesen strukturellen Wandel ist mit einer Belastungsverschiebung von physischen

zu psychischen Belastungen zu rechnen (Baumgart, Metz & Degner, 2003). Dennoch

werden körperliche Belastungen, bspw. in Berufen des Gesundheitswesens weiterhin

berücksichtigt und werden zukünftig eine herausragende Rolle einnehmen (Rigotti &

Mohr, 2011, S. 62).

Seit einigen Jahren steigt hingegen die Gesamtzahl der Arbeitsunfähigkeitstage. Insbe-

sondere bei Betrachtung der Fallzahlen pro 100 GKV - Mitglieder. Dieser hat sich von

114,7 (2010) auf 125,9 im Berichtsjahr erhöht (BMAS & BAuA, 2014, S. 152).

Bezogen auf das Gesundheits– und Sozialwesen bedeutet dies im Jahr 2013, dass 134

Arbeitsunfähigkeitstage je 100 GKV - Mitglieder mit einer durchschnittlichen Arbeits-

unfähigkeit von 12 Tagen je Fall auftraten (BMAS & BAuA, 2014, S. 156).

Kritisch anzumerken gilt es, dass in Arbeitsunfähigkeitsstatistiken in der Regel nur die

Erstdiagnose und nicht die wesentlich validere Abschlussdiagnose bei einer längeren

Behandlung aufgenommen wird. Weiterhin werden Arbeitsausfälle von weniger als vier

Tagen nicht in den Statistiken der Krankheitskrankenkassen aufgeführt, da in diesem

Zeitraum ein ärztliches Attest nur auf besondere Aufforderung vorgelegt werden muss

(Rigotti & Mohr, 2011, S. 64).

Präsentismus

Weiterhin bleibt in den Arbeitsunfähigkeitsstatistiken das Phänomen des Präsentismus

unberücksichtigt.

Dieses bezeichnet die physische Anwesenheit am Arbeitsplatz trotz einer krankheitsbe-

dingten Leistungsminderung. Die daraus entstehenden Kosten werden höher einge-

schätzt als jene durch Fehlzeiten (Rigotti & Mohr, 2011, S. 62). Die Erklärung begrün-

det sich hierbei in einem erhöhten Fehlerrisiko und der Möglichkeit, die Krankheit zu

verschleppen, was später zu einem längeren andauernden Ausfallen führen und zusätz-

lich eine erhöhte Ansteckungsmöglichkeit für Kollegen bedeuten kann.

3.2.3 Erfolgsfaktor Gesundheit – Arbeitsfähigkeit erhalten

In diesem Abschnitt wird genauer auf die Bedeutung des Settings Betrieb eingegangen.

Unter einem Setting bzw. dem Setting - Ansatz werden soziale Systeme, welche einen

starken Einfluss auf die Gesundheit haben, verstanden.

Bezogen auf den Setting - Ansatz Betrieb werden Rahmenbedingungen beschrieben, die

die Gesundheit in den Mittelpunkt stellen. Um eine Verbesserung von Gesundheit und

Wohlbefinden am Arbeitsplatz zu ermöglichen, sollten Arbeit und Arbeitsbedingungen

Page 17: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

17/98

so organisiert werden, dass diese für den Einzelnen eine Quelle der Gesundheit und

nicht der Krankheit sind (Meiler, 2010, S. 29; Wienemann & Rimbach, 2008, S. 11).

Nach der deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) (2004, S. 18) sind die

bestehenden Beziehungen zwischen den Einflussfaktoren auf Gesundheit, Leistungsfä-

higkeit und Arbeitsfähigkeit komplex und interdependent. Eine Vielzahl von Modellen

beschäftigt sich mit der Darstellung von Einflussfaktoren auf die Arbeitsfähigkeit von

Arbeitnehmern.

Für die korrekte Darstellung der betrieblichen Wirklichkeit benötigt es daher ein Kon-

zept, das sowohl auf einem arbeitswissenschaftlichen Verständnis als auch auf wissen-

schaftlichen Forschungen basiert und des Weiteren in der betrieblichen Praxis Anwen-

dung findet (Rimbach, 2013, S. 18).

Hierfür hat sich das Haus der Arbeitsfähigkeit nach Ilmarinen und Tempel bewährt.

Begründung findet dies darin, dass dieses Konzept Wege zur Wiederherstellung, Erhal-

tung und Verbesserung von Mitarbeiterpotenzialen nachvollziehbar für den betriebli-

chen Alltag beschreibt (Tempel, Geißler & Ilmarinen, 2010, S. 181).

Dieses Konzept beruht auf den Ergebnissen einer Längsschnittstudie von über elf Jah-

ren, unter Beteiligung von mehr als 6. 500 Arbeitern und Angestellten. Nach Ilmarinen

und Tempel (2002) ist dieses Ergebnis nicht nur ein Aspekt des Auslösers eines ge-

sundheitlichen Problems.

Mit diesem Konzept konnte die Wechselseitigkeit der Prozesse zwischen personalen

und organisationalen Ressourcen bewiesen werden (Ilmarinen & Tempel, 2002).

Abbildung 4 Haus der Arbeitsfähigkeit (Tempel & Ilmarinen, 2013)

Page 18: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

18/98

1. Stockwerk

Wie in Abbildung 4 dargestellt, besteht das Haus der Arbeitsfähigkeit aus insgesamt

vier Stockwerken. Im untersten Stockwerk sind psychische und physische Gesundheit

sowie die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter als Basis untergebracht. Negative und posi-

tive Veränderungen der Leistungsfähigkeit oder des Gesundheitszustands wirken sich

somit unmittelbar auf die Arbeitsfähigkeit aus (Ilmarinen & Tempel, 2002, S. 168 -

171). Eine stabile Grundlage für eine gute Arbeitsfähigkeit kann durch gezielte Förde-

rung erreicht werden. Arbeitsinduzierte altersabhängige und biologisch altersbedingte

Faktoren können zu einer Verschlechterung funktionaler Kapazitäten führen. Diese be-

einflussen in der Folge dadurch die Arbeitsbewältigungsfähigkeit (Ilmarinen & Tempel,

2002, S. 168 - 171). Mit Hilfe unterschiedlicher geeigneter Maßnahmen der Verhältnis-

und Verhaltensprävention können diese jedoch positiv unterstützt werden. Gleiches gilt

für den Einsatz geeigneter Maßnahmen für den Erhalt einer guten Arbeitsfähigkeit (Il-

marinen & Tempel, 2002, S. 202).

2. Stockwerk

Im zweiten Stockwerk wird der Schwerpunkt auf die Kompetenz gelegt. Inhalte in die-

sem Stockwerk sind Wissen, fachliche Qualifikation, Schlüsselkompetenzen und Kön-

nen. Treten in diesem Bereich Störungen oder Defizite auf, kann die Produktivität und

Arbeitsqualität beträchtlich reduziert werden. Auf langfristige Sicht kann eine Beein-

trächtigung in der Kompetenz für betroffene Beschäftigte ein Gesundheits - bzw.

Krankheitsrisiko darstellen. Hintergrund ist, dass diese in ihrer Gestaltungs - und Be-

wältigungsfreiheit beschränkt sind (Tempel, Geißler & Ilmarinen, 2010, S. 182 - 183).

Daher muss bei einer älterwerdenden Belegschaft eine ständige Überprüfung stattfin-

den, ob die vorhandenen Kompetenzen den Anforderungen entsprechen oder über Qua-

lifizierungsmaßnahmen Anpassungen erreicht bzw. ermöglicht werden können (Rim-

bach, 2009, S. 200).

3. Stockwerk

Rahmenbedingungen für einen gesunden Betrieb werden im dritten Stockwerk aufge-

zeigt. Hierbei fungieren Einstellungen, Werte sowie Motivation als wichtige Bausteine

für die Arbeitsfähigkeit. Sowohl Betriebsgröße und -klima als auch Kommunikation

und Dialog bilden hierbei ein Fundament für den Umgang mit Krisen, Herausforderun-

gen oder Problemen.

Hierzu zählen innerbetriebliche aber auch durch die äußere Unternehmensumwelt ent-

standene Probleme (Tempel, Geißler & Ilmarinen, 2010, S. 183).

Page 19: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

19/98

4. Stockwerk

Im vierten Stockwerk ist der große Komplex Arbeit angesiedelt. Arbeit wird dabei als

größtes Gewicht mit einer komplexen Struktur verstanden, welches mit seinen Auswir-

kungen die Vorgänge in den anderen Stockwerken durchdringen kann (Tempel, Geißler

& Ilmarinen, 2010, S. 183).

Beschäftigte müssen die gestellten Anforderungen erfüllen, da es sonst zu Konsequen-

zen kommt. Weiterhin nehmen in diesem Stockwerk Handlungsspielräume der Mitar-

beiter ab. Während die der Führungskräfte zunehmen.

Dementsprechend übernimmt die Führung in diesem Stockwerk einen bedeutenden

Stellenwert.

Nach Tempel, Geißler und Ilmarinen (2010, S. 183) haben Führungskräfte einen größe-

ren Einfluss auf die Gestaltung der Arbeitsabläufe, Arbeitsumgebung, Arbeitsplätze

sowie auf die Teamsituation. Dadurch entstehen Voraussetzungen, um handlungsfähige

Arbeits- und Produktionseinheiten mit einem ausgewogenen Verhältnis von Führung,

Individualität und Kooperationsfähigkeit zu schaffen.

Eine Balance dieser Handlungsfelder kann zu einer verbesserten Produktivität und Qua-

lität der Arbeit beitragen, da durch eine verbesserte Einstellung gegenüber Mitarbeitern

aller Altersklassen eine gesteigerte Arbeitsfähigkeit erzielt werden kann (Rimbach,

2013, S. 20).

Nach Rimbach (2009, S. 20) kann dieser umfassende Bezugsrahmen der Verhältnisprä-

vention nicht nur auf Gesetze, Normen und Richtwerte begrenzt werden, sondern wird

durch die Frage nach der Arbeitsorganisation sowie der Personalarbeit erweitert. Somit

finden in diesem Stockwerk die Arbeits- und Erfahrungsbereiche von Arbeitsschützern,

Arbeitsmedizinern sowie Experten des betrieblichen Gesundheitsmanagement ihren

Platz. Unternehmen können sich durch diese zum Thema Förderung und Erhaltung von

Gesundheit sowie Wohlbefinden der Mitarbeiter beraten lassen (Tempel, Geißler &

Ilmarinen, 2010, S. 183).

Dieses Modell wird durch den sozialen Support im Kollegenkreis, Familie, Partner-

schaft sowie Kultur, Politik, Gesetzgebung und Gesellschaft ergänzt. Diese sollen nach

Tempel, Geißler und Ilmarinen (2010, S. 183) nicht außer Acht gelassen werden, da

diese Faktoren die Arbeitsfähigkeit belasten oder fördern können. Weiterführende In-

formationen sind bei Tempel und Ilmarinen (2013) nachzulesen.

Page 20: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

20/98

3.3 Grundlagen des betrieblichen Gesundheitsmanagement

Um ein BGM in den Grundansätzen zu begreifen, erfolgt zunächst die Betrachtung der

zeitlichen Entwicklung des BGM (Kapitel 3.3.1) sowie der beteiligten Akteure (Kapitel

3.3.2).

3.3.1 Entwicklung des betrieblichen Gesundheitsmanagement

Ende des 19. Jahrhunderts lag der Ursprung der betrieblichen Gesundheitspolitik in der

Verhütung von Unfällen und in der Vermeidung von Berufskrankheiten. Durch die poli-

tische Bewegung der Demokratisierung des Arbeitslebens in den 60er und 70er Jahren

entstanden neue Leitbilder zur Humanisierung der Arbeit und der menschengerechten

Arbeitsgestaltung. Unter anderem schlugen sich diese 1972 im Betriebsverfassungsge-

setz (BetrVG) und 1973 im Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) nieder (Wienemann, 2012,

S. 176).

Weitere bedeutende Auslöser der Entwicklungslinien sind gesetzliche Regelungen auf

internationaler und nationaler Ebene, wie die Europäische Richtlinie zum Arbeitsschutz

(1980) und deren Umsetzung in deutsches Recht in Form des Arbeitsschutzgesetzes

(ArbSchG) (1996). Hierbei wurde zum bisherigen traditionellen sicherheitstechnisch

ausgerichteten Auftrag der deutschen Arbeitsschutzsysteme eine Erweiterung vorge-

nommen. Diese betraf erstmalig einen zusätzlichen Präventionsauftrag für die Arbeits-

schutzsysteme in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) (Meiler, 2010, S. 29).

Parallel erfolgte die Verabschiedung der Neufassung des Sozialgesetzbuches (SGB)

VII. In diesem erfolgte die Neuregelung von Aufgaben der Unfallversicherung, zu de-

nen eine Ausweitung der präventionsrechtlichen Bestimmungen zählte.

Ebenfalls stellt der Entwurf zum Präventionsgesetz von 2005 das Präventionsprinzip in

den Vordergrund (Meiler, 2010, S. 29).

In diesen rechtlichen Rahmenbedingungen und Grundlagen werden zweierlei Sichtwei-

sen angesprochen. Zum einem werden die Aspekte vorbeugen, vermeiden und ein-

schränken aller Arten von gesundheitlicher Gefährdung am Arbeitsplatz angesprochen.

Hinzu kommt die zweite Sichtweise, welche das vorbeugende Handeln bei der Gestal-

tung von Arbeitsplatzbedingungen, Gesundheitspotenzialen und die Verbesserung des

Wohlbefindens am Arbeitsplatz betrachtet (Meiler, 2010, S. 29).

Durch den § 20 SGB V erfolgte die Erweiterung des Handlungsrahmens von Kranken-

kassen in Bezug auf die Primärprävention (§ 20 Abs. 1) und der betrieblichen Gesund-

heitsförderung (§ 20 Abs. 2).

Page 21: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

21/98

Aufgrund des § 20 Abs. 1 und Abs. 2 des SGB V bauten die Krankenkassen Angebote

zum BGM für interessierte Unternehmen verstärkt auf und aus (Rimbach, 2013, S. 83).

Durch die Vorgabe gesetzlicher Regelungen entwickelten die Spitzenverbände der

Krankenkassen einen Handlungsleitfaden zur Umsetzung dieses Paragraphen. In diesem

sind unterschiedliche Empfehlungen und Ansätze für eine betriebliche Gesundheitsför-

derung aufgeführt. Zu beachten gilt, dass nur aufgeführte Maßnahmen durch die gesetz-

lichen Krankenkassen unterstützt und gefördert werden (Leitfaden Prävention, 2006, S.

9). Handlungsschwerpunkte beziehen sich hierbei sowohl auf die Förderung des persön-

lichen Gesundheitsverhaltens von Mitarbeitern als auch auf die Förderung gesundheits-

gerechter Bedingungen im Betrieb (Leitfaden Prävention, 2006, S. 27 - 46, S. 51 - 68).

Weiterhin können Krankenkassen den Arbeitsschutz ergänzende Maßnahmen zur be-

trieblichen Gesundheitsförderung anbieten.

Eine weitere gesetzliche Grundlage bietet der § 20 Abs. 2 des SGB V. Inhaltlich werden

in diesem Paragraphen die Krankenkassen, für die Verhütung arbeitsbedingter Gesund-

heitsgefahren, zur Kooperation mit den Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung

verpflichtet. Weiterhin sind Krankenkassen verpflichtet, ihre Kenntnisse über Zusam-

menhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Erkrankungen an die gesetzlichen Unfall-

versicherungen weiterzuleiten (Leitfaden Prävention, 2006, S. 7 - 10).

Erhöhte Qualitätsansprüche und begrenzte Personaldecken führten dazu, dass Fehlzei-

ten- oder Anwesenheitsquoten der Beschäftigten in das Zentrum der Betrachtung rück-

ten (Wienemann, 2012, S. 176). Diese Betrachtungen wurden im Rahmen des Human

Ressource Management durch erste Konzepte des Fehlzeitenmanagement umgesetzt

(Rimbach, 2013, S. 24). Aufgrund ihrer begrenzten Wirkung wurden die Ansätze des

Fehlzeitenmanagement in den letzten Jahren in das BGM integriert bzw. durch ein An-

wesenheitsmanagement abgelöst (Brandenburg & Nieder, 2009; Westermayer & Stein,

2006).

Durch diesen Perspektivwechsel erfolgte die Integrierung von Maßnahmen zur Mitar-

beitergesundheit im BGM seit Ende der 1990er Jahre.

Nach Wienemann (2012, S. 177) werden gegenwärtig verstärkt Konzepte eines inte-

grierten Gesundheitsmanagement durchgesetzt.

Diese Perspektiverweiterung beinhaltet, dass die Themen Sicherheit und Gesundheit im

Unternehmen nicht nur aus der Sicht des Arbeitsschutzes und der Sicherheit betrachtet

werden, sondern der vorrausschauende und umfassende Erhalt der Mitarbeitergesund-

heit integriert wird (Meiler, 2010, S. 29).

Page 22: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

22/98

Nach Rimbach (2013, S. 24) lässt sich dieser Perspektivwechsel auf verschiedene, teil-

weise nicht oder nur lose verknüpfte Auslöser und Entwicklungslinien zurückführen.

Dazu zählt die Entwicklung im Arbeits- und Gesundheitsschutz als auch in der Gesund-

heitsförderung. Weiterhin spielen moderne Managementstrategien, demographische

Entwicklungen und die Folgen der Veränderungen im Sozialversicherungssystem eine

entscheidende Rolle (Wienemann & Rimbach, 2008, S. 10-12; Rimbach, 2009, S. 195-

197; Meiler, 2010, S. 29 - 31).

Seit 2004 ist im SGB IX verbindlich geregelt, dass Beschäftigte mit längerer oder häu-

figer Krankheitsabwesenheit ein betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) nut-

zen können.

3.3.2 Akteure des betrieblichen Gesundheitsmanagement

Die gesundheitsbezogenen Interventionen der Arbeitswelt haben eine Vielfalt an Geset-

zen und Regelungen zur Grundlage. Somit ist die Voraussetzung gegeben die Gesund-

heit von Arbeitenden umfassend zu sichern und zu schützen. Die Autoren Bamberg,

Ducki und Metz (2011, S. 120) merken kritisch an, dass das rechtliche System des Ar-

beitsschutzes und der Gesundheitsförderung unübersichtlich und verwirrend ist. Somit

stellt die Realisierung der rechtlich gegebenen Möglichkeiten zum Gesundheitsschutz

und der Gesundheitsförderung eine Herausforderung für alle Akteure dar (Bamberg,

Ducki & Metz, 2011, S. 117 - 120).

In Deutschland zeichnet sich der Arbeits- und Gesundheitsschutz durch ein einmaliges

duales System aus. Abbildung 5 stellt das umfassende System des überbetrieblichen

Arbeitsschutzes dar, in welchem u.a. das duale Arbeitsschutzsystem der BRD integriert

ist.

Abbildung 5 Überbetrieblicher Arbeitsschutz (eigene Darstellung)

Page 23: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

23/98

Eine gemeinsame Zusammenarbeit der beiden Akteure, staatlicher und privatrechtlicher

Arbeitsschutz ist seit 2009 in der gemeinsamen Arbeitsschutzstrategie (GDA) verbind-

lich geregelt (§ 20 ArbSchG).

Aufgabe der staatlichen Arbeitsschutzbehörde ist es, die Betriebe bei der Realisierung

des Arbeitsschutzes zu beraten, zu überwachen und für einen Vollzug zu sorgen (§§ 21,

23 ArbSchG). Hierbei bilden Gesetze und Verordnungen, die im Arbeitsschutzgesetz

verankert sind, den Rahmen für ein gesundheitsbezogenes Handeln.

Ergänzend sind die Unfallversicherungsträger (UVT) zur Prävention verpflichtet. Nach

dem § 1 SGB VII gehört es zu den Ausgaben der UVT: „…mit allen geeigneten Mitteln

Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten sowie arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren zu

verhüten." Weiterhin zählen Rehabilitation und Entschädigung zum Aufgabenfeld der

UVT. Im Gegensatz zur staatlichen Arbeitsschutzbehörde erlassen die Unfallversiche-

rungsträger Unfallverhütungsvorschriften bzw. berufsgenossenschaftliche Vorschriften,

welche für Mitgliedsbetriebe verpflichtend sind.

Weitere Akteure sind Krankenkassen. Diese erbringen Leistungen zur betrieblichen

Gesundheitsförderung (BGF) und sind dazu angehalten, mit den UVT zusammenzuar-

beiten (§ 20 a, b SGB V). Hierbei ist anzumerken, dass das mögliche Engagement der

Krankenkassen von der politischen Lage beeinflusst werden kann (Bamberg, Ducki &

Metz, 2011, S. 116).

Krankenkassen sind durch den Gesetzgeber verpflichtet, Arbeitgebern und Arbeitneh-

mern Leistungen zur betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) anzubieten (§§ 20, 65

SGB V). Diese Maßnahmen setzt der Gesetzgeber ein um Strukturen und Anreize zu

schaffen, denn BGF kann nur durch Motivation und Überzeugung der Akteure realisiert

werden (Bamberg, Ducki & Metz, 2011, S. 117).

Weiterhin besteht die Möglichkeit für Krankenkassen, nach § 20, 65 SGB V einen Bei-

tragsbonus an Versicherte und Arbeitgeber für Maßnahmen der betrieblichen Gesund-

heitsförderung auszuschütten.

Abschließend werden alle am BGM beteiligten Akteure überschaubar, siehe Abbildung

6, dargestellt.

Page 24: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

24/98

Abbildung 6 Akteure eines BGM (eigene Darstellung)

Gesetzliche Grundlagen auf internationaler und nationaler Ebene

Im Allgemeinen werden die Rahmenbedingungen für gesundheitsbezogene Interventio-

nen in Unternehmen durch die internationalen Leitlinien wie die der Ottawa - Charta zur

Gesundheitsförderung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder der Luxemburger

Deklaration vorgegeben (Bamberg, Ducki & Metz, 2011, S. 117-120) (siehe Kapitel

3.4.2, S. 27). Weiterhin wird die internationale Ebene aufgrund der europäischen Richt-

linie zum Arbeitsschutz von 1989 und deren Umsetzung im deutschen Arbeitsschutzge-

setz von 1996 tangiert.

Externe Kontrollen, gesetzliche Vorgaben, Unfallverhütungsvorschriften und Regelun-

gen der am Arbeits- und Gesundheitsschutz beteiligten Akteure zielen u.a. auf das Ver-

meiden von Unfällen am Arbeitsplatz und Berufskrankheiten sowie auf die Verhinde-

rung krank machender Arbeitsbedingungen und Umgebungseinflüsse.

Zu den Gesetzen und Vorschriften zählen:

Gesetz über Betriebsärzte, Sicherheitsingenieure und andere Fachkräfte für Ar-

beitssicherheit (ASiG)

Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbes-

serung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der

Arbeit (ArbSchG)

SGB V, VII, IX

Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) bzw. Personalvertretungsgesetz (PersVG)

§ 3 Nummer 34 Einkommensteuergesetz (EStG).

Internationale und nationale Netzwerke, Foren und Initiativen

Der Einsatz nationaler und internationaler Netzwerke geht über die Mindestanforderun-

gen der rechtlichen Rahmenbedingungen hinaus. Durch ihre Tätigkeit und die Teilhabe

Page 25: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

25/98

wird ein Austausch über Hemmnisse und Erfolgsfaktoren im Bereich des BGM ermög-

licht. Zu den Netzwerken, Foren und Initiativen zählen:

Europäisches Netzwerk für betriebliche Gesundheitsförderung (ENBGF),

European Network for Workplace Health Promotion (ENWHP),

European Foundation for Quality Management (EFQM)

Deutsches Netzwerk für betriebliche Gesundheitsförderung (DNBGF)

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)

Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA)

Initiative Gesundheit und Arbeit (IGA).

3.4 Einheitliches Verständnis und Konzeptuelle Klärung

Wie bereits im Kapitel 3.3.1 erwähnt werden seit Ende der 1990er Jahre Maßnahmen

zum Erhalt und zur Förderung der Mitarbeitergesundheit zunehmend unter dem Dach

des BGM integriert. Der Begriff BGM wird jedoch innerhalb und außerhalb des Be-

schäftigungssystems in unterschiedlichen Bedeutungskontexten und Vorstellungen ver-

wendet. Nach Rimbach (2013, S. 27) werden bspw. Angebote gesundheitsbezogener

Dienstleister unter dem Begriff BGM firmiert, ohne das dahinter ein fundiertes Konzept

steht. Ebenfalls kommt es häufig vor, dass Begriffe wie Prävention, Gesundheitsförde-

rung und Gesundheitsmanagement synonym verwendet oder auch einzelne Angebote

bzw. punktuelle Projekte ebenfalls unter dem Begriff BGM eingeordnet werden.

Für eine bessere Übersichtlichkeit und ein einheitliches Verständnis folgt im Weiteren

die Darstellung der einzelnen Begrifflichkeiten.

3.4.1 Betriebliches Gesundheitsmanagement

Bevor die Darstellung des betrieblichen Gesundheitsmanagement vorgenommen wird,

gilt es eine kurze Erläuterung zum Begriff Gesundheitsmanagement vorzunehmen.

Gesundheitsmanagement wird einerseits im Sinne der Gesundheitsökonomie sowie an-

dererseits als betriebswirtschaftliche Leistung von Einrichtungen des Gesundheitswe-

sens verstanden. Diese Varianten gilt es zu betonen, da im Bereich des Gesundheitswe-

sens beide Ausprägungen auftreten und diese aufgrund spezifischer Belastungskonstel-

lationen als Hochrisikobereich für Gesundheit und Wohlbefinden der Beschäftigten

gelten (Seiler & Splitterber, 2010, S. 266 – 274; Gregersen, 2010, S. 43 – 48; Wiene-

mann & Rimbach, 2008, S. 5).

Page 26: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

26/98

Zum einheitlichen Verständnis wird BGM inhaltlich und konzeptionell als Rahmen für

die Umsetzung der betrieblichen Gesundheitspolitik gesehen, in welcher alle Aktivitäten

einfließen, die auf den Erhalt und die Förderung der Mitarbeitergesundheit gerichtet

sind, siehe Abbildung 7.

Abbildung 7 Einordnung des betrieblichen Gesundheitsmanagement (Wienemann, 2012, S. 176)

BGM vereint somit Angebote des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, des betrieblichen

Eingliederungsmanagements (BEM), der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF),

der betrieblichen Suchtprävention sowie Beratungs- und Unterstützungssysteme.

Über diese Inhalte hinaus ist eine Verknüpfung mit dem Qualitätsmanagement (QM),

der Organisationsentwicklung (OE), der Personalentwicklung (PE) und dem Personal-

management (PM) notwendig, genauso wie die Beteiligung an überbetrieblichen Netz-

werken (Nieder, 2004, S. 44; Faller & Schnabel, 2006, S. 206 - 210; Rudow, 2004, S.

23).

Nach Rudow (2004, S. 11) wird mit einem BGM versucht, den Menschen in seinen dy-

namischen und vielfältigen Wechselbeziehungen und Handlungskompetenzen ganzheit-

lich zu betrachten. Hierzu zählen Belastungen und Anforderungen am Arbeitsplatz, Kol-

legen und Mitarbeiter, Arbeitsumwelt, Arbeitsgruppen sowie Vorgesetzte.

BGM soll als bewusste Steuerung und Integration aller betrieblichen Prozesse verstan-

den werden, welche das Ziel haben, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Beschäf-

tigten zu erhalten und zu fördern.

Page 27: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

27/98

Dabei ist BGM als Führungsaufgabe zu verstehen, da diese in allen Managementebenen

als solche wahrgenommen und ausgeübt werden muss (Wienemann & Rimbach, 2008,

S. 9; Wienemann, 2005, S. 243 - 246; Jancik, 2002, S. 13 - 15).

Praktisch umgesetzt bedeutet dies, dass die Gesundheit aller Mitarbeiter als strategi-

scher Prozess in das Unternehmensleitbild, in die Unternehmenskultur sowie in Prozes-

se und Strukturen des Betriebes aufgenommen wird. Weiterhin gilt es zu beachten, alle

Ziele und Angebote der beteiligten Fachstellen untereinander abzustimmen (Wiene-

mann, 2006, S. 183 - 186).

Eine Ausgestaltung des BGM ist im Einzelfall von den jeweiligen Rahmenbedingungen

der Organisation abhängig. Dies begründet sich in der je nach Unternehmen variieren-

den Anzahl der Mitarbeiter, der wirtschaftlichen Stellung und der Unternehmenskultur

(Rimbach, 2013, S. 29).

3.4.2 Public Health Strategien und Betriebliche Gesundheitsförderung

Ottawa – Charta

Neben der allgemeinen Definition für Gesundheit wurde auch eine Definition für Ge-

sundheitsförderung durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellt. Diese wurde

im Rahmen einer internationalen Konferenz in Ottawa 1986 verabschiedet.

In der Ottawa – Charta (1986) wird Gesundheitsförderung durch die WHO wie folgt

definiert: „Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres

Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stär-

kung ihrer Gesundheit zu befähigen. Um ein umfassendes körperliches, seelisches und

soziales Wohlbefinden zu erlangen, ist es notwendig, dass sowohl einzelne als auch

Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und

verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern bzw. verändern können. In diesem Sinne ist

die Gesundheit als ein wesentlicher Bestandteil des alltäglichen Lebens zu verstehen

und nicht als vorrangiges Lebensziel. Gesundheit steht für ein positives Konzept, das in

gleicher Weise die Bedeutung sozialer und individueller Ressourcen für die Gesundheit

betont wie die körperlichen Fähigkeiten. Die Verantwortung für Gesundheitsförderung

liegt deshalb nicht nur bei dem Gesundheitssektor, sondern bei allen Politikbereichen

und zielt über die Entwicklung gesünderer Lebensweisen hinaus auf die Förderung von

umfassendem Wohlbefinden hin.“

Grundidee der Ottawa - Charta ist es, die Bevölkerung zu einem bestimmten Umgang

mit Gesundheit, als auch zu einer gesundheitsförderlichen Gestaltung der Lebenswelt zu

befähigen (Badura, Ritter, Scherf, 1999). In Bezug auf die Lebenswelt wird auch die

Page 28: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

28/98

berufliche Tätigkeit näher betrachtet (WHO, 2009): „Gesundheitsförderung schafft si-

chere, anregende, befriedigende und angenehme Arbeits- und Lebensbedingungen.“

Genau bedeutet dies, dass Arbeitsbedingungen so gestaltet werden sollten, dass diese

nicht zu Gesundheitsgefährdungen führen. Eine besonders hohe Bedeutung wird dabei

der systematischen Erfassung von Folgen auf die Gesundheit beigemessen (WHO,

2009).

Unter Berücksichtigung der Leitlinien der Ottawa - Charta wird die BGF als übergrei-

fendes Konzept verstanden, welches gesundheitsbezogene Maßnahmen (z.B. den be-

triebliche Arbeitsschutz) nicht ersetzt sondern erweitert (Bamberg, Ducki & Metz, 2011

S. 123).

Luxemburger Deklaration

Die Luxemburger Deklaration der EU stellt eine Erklärung der Mitglieder des europäi-

schen Netzwerkes für betriebliche Gesundheitsförderung dar. Diese wurde 1997 anläss-

lich eines Treffens in Luxemburg zu den Zielen und Inhalten betriebliche Gesundheits-

förderung verabschiedet. Grundlage dieses Netzwerkes stellt die EG-Richtlinie 89/391/

EWG des Rates der Europäischen Gemeinschaft und die wachsende Bedeutung des Ar-

beitsplatzes als Handlungsfeld öffentlicher Gesundheit dar.

Ziel dieser EG Richtlinie von 1989 (zuletzt geändert 22.10.2008) ist die Durchführung

von Maßnahmen zur Verbesserung von Gesundheitsschutz und Sicherheit von Arbeit-

nehmern am Arbeitsplatz (EG-Richtlinie 89 / 391 / EWG, Art. 1). Weiterhin stellt diese

die Grundlage für nationale Gesetze und somit letztlich auch für BGF dar.

Betriebliche Gesundheitsförderung

Die BGF soll den Beschäftigten ermöglichen, über Korrektur und Prävention hinaus

eigene Gesundheitspotenziale zu verwirklichen.

Ziel ist es, dass nicht nur der Schutz der Gesundheit oder die Reduktion von Risikofak-

toren erfolgt (präventive Maßnahmen), sondern das darüber hinaus die Beschäftigten

aktiv für die Förderung ihrer Gesundheit eintreten (Empowerment) (Bamberg, Ducki &

Metz, 2011, S. 126). Somit setzt die BGF die Mitbestimmung der Beschäftigten voraus.

Gesundheitsförderliche Ansätze zielen darauf ab, durch eine Verbesserung der Lebens-

bedingungen die gesundheitliche Entfaltungsmöglichkeit von Menschen zu stärken

(Bamberg, Ducki & Metz, 2011, S. 124 - 125).

Page 29: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

29/98

3.4.3 Betriebliches Eingliederungsmanagement

Seit Mai 2004 gilt für Betriebe die Verpflichtung zum Betrieblichen Eingliederungsma-

nagement (BEM) nach § 84 Abs. 2 SBG XI (Faller, 2010, S. 28). Zunächst erfolgt die

Zuordnung des BEM in der Tertiärprävention. Jedoch können im Rahmen des BEM

auch Faktoren aufgedeckt werden, die für andere Beschäftigte eine primärpräventive

Bedeutung haben (Faller, 2010, S. 28). Bei der Gestaltung menschengerechter Arbeit

findet Betriebliches Eingliederungsmanagement ebenfalls Beachtung (Blume, 2010, S.

119).

Dieses zielt auf die Erhaltung und Förderung von Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit

der Arbeitnehmer ab. Hinzu kommt, dass chronische Erkrankungen, Behinderungen

oder krankheitsbedingte Kündigungen durch das BEM vermieden werden sollen (Faller,

2010, S. 28). Sensibilisierung, eine fallbezogene Beratung und Prozessbegleitung sind

neben der Vernetzung und Koordination von Leistung und Angeboten Aufgabenbe-

standteile des BEM. Dabei kommt ihm eine Schnittstellenfunktion zwischen den be-

trieblichen Akteuren und dem außerbetrieblichen Feld, wie Rehabilitation und Gesund-

heitsprävention, zu. Aufgrund dieser Vielzahl an Aufgaben und Schnittstellen, die ein

BEM aufweist, ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit unumgänglich (Blume, 2010,

S. 119).

3.4.4 Arbeitsschutz

Historische Rückblende

Der Arbeitsschutz weist eine zurückreichende Verwurzelung auf, welche sich unter an-

derem im Alten Testament widerspiegelt. Beispielsweise soll nach dem 5. Buch Mose

der Hausherr bei einem Hausbau darauf achten, ein Geländer rings um das Dach anzu-

bringen, um sich nicht mit Blutschuld zu behaften wenn jemand herunter fällt (Kern &

Schmauder, 2005, S. 21). Auch Hippokrates berichtete etwa 400 v. Chr. über Haltungs-

schäden bei Schneidern als Folge ihrer unausgewogenen Arbeit und riet den Ärzten,

nach der Arbeit ihrer Patienten zu fragen (Kern & Schmauder, 2005, S. 22).

Der italienische Arzt Bernardino Ramazzini (1633 - 1717) kann als Gründer der neu-

zeitlichen Arbeitsmedizin benannt werden (Kern & Schmauder, 2005, S. 24). Ramazzini

befasste sich mit Fragen der Epidemiologie und beschrieb als Erster Krankheiten der

Gewerbetreibenden.

Als Vorreiter des Arbeitsschutzes bzw. des Jugend- und Kinderarbeitsschutzgesetzes

lassen sich die 1839 in Preußen erlassene Gesetzte bezeichnen. Aufgrund von stark ver-

Page 30: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

30/98

schlissenen Rekruten, die somit nicht wehrfähig waren, wurde der Arbeitsschutz durch

Friedrich den Großen eingeführt. Inhaltlich geregelt wurde z.B.:

keine Arbeit vor dem 9. Lebensjahr

vor dem 16. Lebensjahr keine Arbeit von mehr als 10 Stunden / Woche

3 Jahre Schulbildung.

Nach Gründung des deutschen Reiches erfolgt die Überarbeitung der 1845 eingeführten

Gewerbeordnung und die Unternehmen wurden zum Schutz der Mitarbeiter verpflichtet

(Kern & Schmauder, 2005, S. 24). Ab diesem Zeitpunkt erfolgten Kontrollen durch die

Gewerbeaufsicht, welche zum Teil noch heute diese Aufgabe innehalten.

Zeitgemäßes Verständnis des Arbeitsschutzes

Zeitgemäßer Arbeitsschutz beinhaltet den Schutz der Beschäftigten vor berufsbedingten

Gefahren und schädigenden Belastungen bei der Arbeit (Kern & Schmauder, 2005, S.

15). Dabei sind im Arbeitsschutz die Sachverhalte von Arbeitssicherheit und Gesund-

heitsschutz integriert. Die Arbeitssicherheit hat dabei das Ziel eines verletzungsfreien

Betriebes, während der Gesundheitsschutz das Ziel des krankheitsfreien Betriebes ver-

folgt (Kern & Schmauder, 2005, S. 15).

3.4.5 Systematisierung gesundheitsbezogener Maßnahmen

Aufgrund des breiten Spektrums gesundheitsbezogener Maßnahmen ist eine zusammen-

fassende Darstellung schwierig. Diese Vielfältigkeit spiegelt sich in zahlreichen Bedin-

gungen und Voraussetzungen wie bspw. einer Branchenzugehörigkeit, der Größe des

Unternehmens, der innerbetrieblichen Strukturen oder technologischen Entwicklungen

eines Unternehmens, in einer festgelegten Zielgruppe oder auch in gesundheitlichen

Risiken und Ressourcen wieder (Bamberg, Ducki & Metz, 2011, S. 123).

Um die Vielseitigkeit von Maßnahmen und Unterschiedlichkeiten übersichtlich zu ge-

stalten ist es sinnvoll, diese konzeptionell zu systematisieren. Hierfür erfolgt die Eintei-

lung in personenbezogene (verhaltensbezogen) und bedingungsbezogene (verhältnisbe-

zogen) Maßnahmen.

Zu den verhältnisbezogenen Maßnahmen zählen bspw. Maßnahmen der Arbeitsgestal-

tung und Veränderung von Organisationsstrukturen. Praktische Beispiele hierfür sind

die ergonomischen Veränderungen des Arbeitsplatzes oder der Arbeitsmittel.

Diverse Trainings oder Unterweisungen z. B. zum Thema richtig sitzen, heben und tra-

gen wären im Gesundheitswesen bei ambulanten oder stationären Einrichtungen denk-

bar. Diese würden zu den verhaltensorientierten Maßnahmen zählen.

Page 31: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

31/98

Eine Unterscheidung in verhältnis- oder verhaltensbezogene Maßnahmen ist nicht im-

mer eindeutig möglich, da teilweise beide Inhalte bedient werden. Ein Beispiel zur Ver-

deutlichung. Bei einer Orthopädietechnik werden im Rahmen eines Workshops Leitli-

nien für eine Unternehmenskultur entwickelt. Dadurch werden bestehende Normen und

Werte im Unternehmen verändert und die vorgegebene Zielerreichung wird als verhal-

tensbezogene Maßnahmen gewertet. Leitlinien dienen als Organisationswert und stellen

eine Orientierungshilfe dar. Diese Maßnahme ist auch verhältnisbezogen, da die verein-

barten Normen und Regeln auf das konkrete Verhalten der verschieden Arbeitnehmer

Einfluss haben.

Auch wenn Schwierigkeiten bei der Abgrenzung beider Maßnahmen auftreten, hat dies

Vorteile. Somit wird eine Systematisierung von Interventionsschwerpunkten und -

methoden ermöglicht. Weiterhin wird eine Grundlage für eine exakte Beschreibung

einzelner Maßnahmen geschaffen als auch der Entwicklung möglicher Kombinationen

von Maßnahmen (Bamberg, Ducki & Metz, 2011, S. 124).

3.5 Ziele

Nach Rudow (2004, S. 24) ist das Hauptziel des BGM ein gesundes Unternehmen, wel-

ches sich sowohl durch gesunde Mitarbeiter sowie sichere und gesunde Arbeit als auch

durch eine gesunde Umwelt auszeichnet. Dabei gilt es, gesundheitlichen Risiken am

Arbeitsplatz vorzubeugen, betrieblichen Ursachen der Gesundheitsbeeinträchtigung

nachzugehen und auf deren Beseitigung hinzuwirken. Somit können qualitative Verbes-

serungen erreicht werden. Ein weiteres Ziel ist es das Wohlbefinden und die Gesundheit

von Beschäftigten zu fördern sowie ihre Leistungsfähigkeit zu steigern.

Zusammengefasst wird durch ein BGM versucht, folgende Ziele zu erreichen:

Schaffung gesundheitsgerechter und persönlichkeitsförderlicher Arbeitsbedin-

gungen

Verbesserung der Gesundheitssituation von Beschäftigten

Steigerung der Arbeitszufriedenheit (Rimbach, 2013, S. 29).

Hierbei sollen die Ressourcen der Mitarbeiter gestärkt und ihre Gesundheitspotenziale

erweitert werden, wobei Unterschiede in Belegschaftsgruppen zu berücksichtigen sind

(Wienemann & Rimbach, 2008, S. 16; Nieder, 2004, S. 44; Wattendorff & Wienemann,

2004, S. 28).

Zur Zielerreichung des BGM arbeiten Unternehmensleitung bzw. Dienststellenleitung,

Führungskräfte aller Ebenen, Interessenvertretungen sowie zuständige in- und externe

Page 32: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

32/98

Fachexperten zusammen (Wienemann & Rimbach, 2008, S. 16 - 20; Wattendorff &

Wienemann, 2004, S. 28).

Die Hauptaufgabe des BGM reicht somit von der Prävention bis hin zum Erhalt und

Förderung der Gesundheit. Gesundheit und Krankheit befinden sich hierbei auf einem

Kontinuum, welches den Wirkungskreis der Gesundheitsförderung und der Prävention

aufzeigt, siehe Abbildung 8.

Abbildung 8 Gesundheits- Krankheitskontinuum (Rudow, 2004, S. 22)

Wirtschaftlich betrachtet dienen BGM Maßnahmen zur Steigerung der Leistungsbereit-

schaft und der Erhöhung der Gesundheitsquote. Infolgedessen sollen Motivationsverlus-

te und Fehlzeiten vermieden oder verringert werden, hingegen alter(n)sgerechte Perso-

naleinsatzstrategien verstärkt integriert und begleitet werden (Wienemann & Rimbach,

2010, S. 16). Zu einem hohen Stellenwert gelangt das Wohlbefinden der Mitarbeiter

sowie ein anregendes Arbeitsklima durch eine gesundheitsorientierte Führung im Un-

ternehmen (Wienemann & Rimbach, 2010, S. 16; Rimbach, 2009, S. 195 – 222).

3.6 Gesundheitlicher und ökonomischer Nutzen

Als Bestandteil und Vorteil einer modernen Unternehmensstrategie ist ein verstärktes

Bewusstsein für BGM, der BGF und Prävention vorhanden (Rimbach, 2013, S. 32).

Im Vergleich zu anderen Ressorts ist es für Akteure des BGM problematisch, eine Dar-

stellung der unmittelbaren oder erkennbaren finanziellen Rückflüsse aus Investitionen

für Maßnahmen des BGM vorzunehmen. Somit entsteht ein Anspruch an die For-

schung, die vermuteten Effekte von Interventionen, in Bezug auf den gesundheitlichen -

und ökonomischen Nutzen, durch aussagekräftige Kosten -Nutzen- und Wirksamkeits-

analysen zu belegen (Körper & Thiehoff, 2011, S. 84).

Page 33: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

33/98

In diesem Zusammenhang nimmt der Begriff der Evidenzbasierung eine entscheidende

Rolle ein. Ziel der Evidenzbasierung ist es, Entscheidungsgrundlagen zu schaffen, in-

dem die derzeitig beste verfügbare externe Evidenz zusammengestellt und beurteilt wird

(Sockoll, Kramer & Bödeker, 2008, S. 65).

Der Begriff Evidenz ist hierbei das Wissen aus systematischer Forschung zur Wirksam-

keit von Maßnahmen. Bisher gilt der gesundheitliche und ökonomische Nutzen für BGF

und Prävention als belegt (Fritz, 2006; Fuchs, 2010, S. 95 - 110; Sockoll, Kramer &

Bödeker, 2008; Bödeker, 2010, S. 165).

Ein weiterer Nachweis des gesundheitlichen und ökonomischen Nutzens konnte durch

die Zusammenstellung der Evidenzbasis für verhaltens- und verhältnispräventive Maß-

nahmen der BGF und Prävention durch Kreis und Bödeker (2003, S. 32 - 40) erbracht

werden. Eine genaue Darstellung dieser einzelnen Forschungsinhalte soll an dieser Stel-

le nicht erfolgen.

Nach Kramer, Sockoll & Bödeker (2009, S. 72) sind Studien zur Kosteneffektivität vor-

rangig aus dem angelsächsischen Sprachraum, insbesondere USA, vorhanden. Die Au-

toren schlossen zehn Studien zum Thema ökonomischer Nutzen BGF in die Untersu-

chung ein. Alle spiegelten positive Resultate wieder (Kramer, Sockoll & Bödeker, 2009,

S. 72). Der ökonomische Nutzen von BGF ergibt sich dabei für allgemeine sowie für

krankheitsspezifische Interventionen. Meistens werden die erzielbaren Einsparungen

mithilfe von Zielgrößen wie Krankheitskosten und krankheitsbedingte Fehlzeiten (Ab-

sentismus) dargestellt. Hier gilt es auf Chapman (2003, 2005) zu verweisen, welcher

diese Zielgrößen im Rahmen einer umfangreichen Evaluation zum ökonomischen Nut-

zen von Interventionen untersuchte. Die Ergebnisse lassen eine deutliche Senkung der

Zielgrößen nachweisen. Dennoch müssen Kritikpunkte bei der einheitlichen Methodik

und Qualität der Evaluation von BGF-Maßnahmen erwähnt werden (Kramer, Sockoll &

Bödeker, 2009, S. 72). Trotz dieser stellte Chapman weitgehende Übereinstimmung in

den Resultaten fest. In der Bilanz betrachtet, führen BGF Interventionen zu einer Re-

duktion der Krankheitskosten (Durchschnitt 26,1 %) und einer Verringerung krank-

heitsbedingter Fehlzeiten (Durchschnitt 26,8 %) (Kramer, Sockoll & Bödeker, 2009, S.

72 - 73).

Durch die Kennzahl Return on Investment (ROI) können Veränderungen dieser Ziel-

größen in Form eines Verhältnisses dargestellt werden. Der ROI verdeutlicht, wie viel

Einheiten pro investierten Dollar ein Unternehmen zurückerhält.

In der Literatur werden ROI Werte zwischen 1:2,3 bis 1:5,9 und bei Fehlzeiten Werte

von 1:2,5 bis 1:10 angegeben. Das bedeutet, dass für jeden aufgewendeten Dollar im

Page 34: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

34/98

ersten Ergebnis durch reduzierte Krankheitskosten 2,3 US Dollar eingespart werden.

Dabei lassen sich insbesondere bei Mehrkomponentenprogrammen (multifaktorielle und

umfassende Programme), die auf Beschäftigte mit einem hohen Gesundheitsrisiko aus-

gerichtet sind, ein positiver ROI erzeugen (Kramer, Sockoll & Bödeker, 2009, S. 73).

Erklärt wird dies dadurch, dass diese Zielgruppe in Verbindung mit höheren direkten

und indirekten Kosten gebracht wird und ein Potenzial für größtmögliche Kostenerspar-

nisse erzielt werden kann (Pelletier, 2005).

Aus dem vorliegenden Datenmaterial geht hervor, dass im betrieblichen Rahmen die

Potenziale der Gesundheitsförderung nur ansatzweise genutzt werden. Kramer, Sockoll

und Bödeker (2009, S. 75) geben an, dass sich dies nicht nur in den Forderungen der

Reviews nach einer stärkeren Vernetzung von Maßnahmen auf individueller und orga-

nisatorischer Ebene spiegelt, sondern auch darin, dass wichtige Faktoren bei der Evalua-

tion von Programmen selten berücksichtigt werden. Ebenfalls betrifft dies die sorgfälti-

ge Bedarfsanalyse vor Implementierung eines Programmes und die Entwicklung von

individuellen, auf die Beschäftigten zugeschnittenen Interventionen, die Partizipation

der Mitarbeiter oder beständige Maßnahmenangebote. Die aufgeführten Punkte sind

wesentliche Voraussetzung für eine Integration von BGF in die Unternehmenskultur

(Kramer, Sockoll & Bödeker, 2009, S. 75).

Qualitätssicherung und Evaluation im Bereich der BGF und Prävention befinden sich in

vielen Bereichen im Aufbau, weshalb die existierenden positiv stimmenden Erkenntnis-

se sowie der Ruf nach Evidenzbasierung in diesem Gebiet durch Forschung gezielt

vorangetrieben werden müssen (Kramer, Sockoll & Bödeker, 2009, S. 75).

Gesundheitlicher und ökonomischer Nutzen von BGM in der betrieblichen Praxis

Für eine Konkretisierung der Erfolge eines BGM wurden 212 Unternehmen, die sich

langjährig in der betrieblichen Gesundheitsförderung engagierten (models of good prac-

tice), nach ihrer Einschätzung von Erfolgsfaktoren und Nutzen des BGM befragt. Eine

genaue Darstellung zum Antwortverhalten und der daraus gewonnenen Ergebnisse sind

bei Lück, Eberle und Bonitz (2009, S. 77) ausführlich nachzulesen.

Zusammenfassend geht aus dem Antwortverhalten hervor, dass neben einer verbesser-

ten gesundheitlichen Situation der Beschäftigten auch ein positiver Effekt bei der Kos-

teneffizienz sowie bei der Wettbewerbstätigkeit verzeichnet werden konnte.

Abbildung 9 stellt das Antwortverhalten der befragten Unternehmen zur Häufigkeit hö-

herer Nutzungsbewertungen nach Branchengruppen dar.

Page 35: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

35/98

Abbildung 9 Häufigkeit höherer Nutzenbewertungen nach Branchengruppen (Lück, Eberle & Bonitz,

2009, S. 80)

Je nach Branche haben Betriebe unterschiedliche Ziele, die sie durch die Integrierung

eines BGM verfolgen. Die Ergebnisse der Befragung sollen dazu beitragen andere Un-

ternehmen von den vielfältigen Nutzen eines BGM zu überzeugen und Motivation für

eigene Aktivitäten zu schaffen (Lück, Eberle & Bonitz, 2009, S. 83).

3.7 Zusammenfassung aktueller Erkenntnisstand

Grundvoraussetzung für die Ausgestaltung eines BGM mit anderen Akteuren ist ein

umfassendes und einheitliches Verständnis von Arbeit und Gesundheit.

Gesundheit kann als Zustand vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen

Wohlbefindens verstanden werden und nicht nur die reine Abwesenheit von Gebrechen

gekennzeichnet sein. Unter Krankheit im engeren medizinischen Sinn wird eine Be-

handlungs- und oder Pflegebedürftigkeit verstanden. Weiterhin kann Krankheit als das

Vorhandensein subjektiv oder objektiv feststellbarer Veränderungen bzw. Störungen

körperlicher, geistiger oder seelischer Art verstanden werden. Krankheitsprävention

beinhaltet alle Maßnahmen die einem Vermeiden, Eintreten oder Ausbreiten einer

Krankheit dienen. Untergliedert wird der Begriff Krankheitsprävention in Primärprä-

vention, Sekundärprävention und Tertiärprävention eingeteilt.

Ebenfalls relevant ist die Betrachtung der Kennzeichen der neuen Arbeitswelt, welche

sich in global wirkenden Flexibilisierungsprozessen, der Ausweitung des Dienstleis-

tungssektors, Nachwirkungen aus der Wiedervereinigung sowie der gesteigerten Bedeu-

Page 36: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

36/98

tung des soziodemographischen Wandels als auch durch alter(n)sgerechte Arbeitsgestal-

tung kennzeichnen. Ein ausbreiten des Dienstleistungsgewerbes ist anhand der Beschäf-

tigtenzahlen zu erkennen. 2005 wurden 71,5 % der Beschäftigten dem Dienstleistungs-

sektor zugeordnet. Tendenzen gehen von einer steigenden Zahl aus. Einer der bedeu-

tendsten Wirtschaftszweige in der BRD und in Dienstleistungsbereich ist das Gesund-

heitswesen. So waren 2012 ca. 5,2 Millionen Menschen im Gesundheitswesen tätig.

Betrachtet man Gesundheit und Krankheit in der neuen Arbeitswelt so ist zu erkennen,

dass die meisten Kosten durch Erkrankungen des Kreislaufsystems (14,9 %) verursacht

werden. Danach folgen Krankheiten des Verdauungssystems (13,8 %), Krankheiten des

Muskel-Skelett-Systems sowie psychische und Verhaltensstörungen (11,3 %).

Bei der Betrachtung der Gesamtzahl von Arbeitsunfähigkeitstagen ist eine Steigerung in

den letzten Jahren ersichtlich. Allerdings fließt bei Arbeitsunfähigkeitsstatistiken nur die

Erstdiagnose und nicht die validere Abschlussdiagnose ein. Auch werden Arbeitsunfälle

von weniger als vier Tagen nicht berücksichtigt. In diesem Zusammenhang ebenfalls

unberücksichtigt bleibt das Phänomen des Präsentismus.

Im Bereich des Setting Betrieb gilt es ein Verständnis der Einflussfaktoren der Arbeits-

fähigkeit von Arbeitnehmern zu schaffen. Für die Darstellung der betrieblichen Wirk-

lichkeit ist es wichtig ein Konzept zur verwenden, welches zusätzlich auf einem ar-

beitswissenschaftlichen Verständnis beruht. In diesem Zusammenhang ist das Haus der

Arbeitsfähigkeit nach in Ilmarinen und Tempel erprobt. In diesem wird das Konzept,

Wege zur Wiederherstellung sowie Erhaltung und Verbesserung von Mitarbeiterpoten-

zialen, nachvollziehbar für den betrieblichen Alltag beschrieben. Weiterhin konnte mit

diesem Konzept die Wechselseitigkeit der Prozesse zwischen personalen und organisa-

tionalen Ressourcen bewiesen werden.

Gesundheitsbezogene Interventionen in der Arbeitswelt haben als Grundlage eine Viel-

zahl an Gesetzen und Regelungen. In Deutschland zeichnet sich ein einmaliges duales

System von Arbeits- und Gesundheitsschutz ab. Auf der einen Seite ist der staatliche

Arbeitsschutz durch Bund (Gesetze und Verordnungen) und Länder (Aufsichtsbehör-

den) vertreten, auf der anderen Seite der privatrechtliche Arbeitsschutz durch die Träger

der Unfallversicherung mit deren Unfallverhütungsvorschriften. Eine Zusammenarbeit

dieser Akteure ist seit 2009 in der gemeinsamen Arbeitsschutzstrategie (GDA) verbind-

lich geregelt. Gesetzliche Grundlagen auf nationaler und internationaler Ebene sind die

internationalen Leitlinien der Ottawa - Charta und der Luxemburger Deklaration. Wei-

terhin das Gesetz über Betriebsärzte, Sicherheitsingenieure und andere Fachkräfte für

Arbeitssicherheit (ASiG), Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeits-

Page 37: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

37/98

schutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftig-

ten bei der Arbeit (ArbSchG), die Sozialgesetzbücher V, VII, IX, das Betriebsverfas-

sungsgesetz (BetrVG) bzw. Personalvertretungsgesetz (PersVG) und abschließend der §

3 Nummer 34 Einkommensteuergesetz (EStG).

Ergänzt werden sollen international und national alle Netzwerke, Foren und Initiativen,

welche über die Mindestanforderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen herausge-

hen. Hierzu zählt das europäisches Netzwerk für betriebliche Gesundheitsförderung

(ENBGF), European Network for Workplace Health Promotion (ENWHP), European

Foundation for Quality Management (EFQM), Deutsches Netzwerk für betriebliche

Gesundheitsförderung (DNBGF), Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

(BAuA), Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) und die Initiative Gesundheit und

Arbeit (IGA).

Der Bereich des BGM weist eine Vielzahl an Begrifflichkeiten auf, welche teilweise

auch synonym verwendet werden. Daher ist es notwendig, ein einheitliches Verständnis

zu schaffen. BGM ist inhaltlich und konzeptionell als Rahmen für die Umsetzung der

betrieblichen Gesundheitspolitik zu verstehen. In dieser werden alle Aktivitäten die auf

den Erhalt und die Förderung der Mitarbeitergesundheit gerichtet sind, verstanden.

BGM vereint die Angebote des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, BEM, BGF, betrieb-

liche Suchtprävention als auch Beratungs- und Unterstützungssysteme. Hinzu kommen

wichtige Verknüpfungen mit dem Qualitätsmanagement, der Organisationsentwicklung,

der Personalentwicklung und dem Personalmanagement. Zusätzlich gilt es, die betrieb-

liche Umwelt nicht außer Acht zu lassen.

Zusammenfassend können folgende Akteure am Prozess eines BGM beteiligt sein: Ar-

beitssicherheit, Betriebs- / Personalrat, Personalabteilung, Unternehmensleitung, gege-

benenfalls Sozialdienst, Betriebsarzt, externe Institutionen und Mitarbeiter. Durch die

Vielfältigkeit gesundheitsbezogener Maßnahmen wird eine zusammenfassende Darstel-

lung erschwert. Diese können in verhaltens- und verhältnisbezogene Maßnahmen unter-

teilt werden. Eine Unterscheidung in verhaltens- oder verhältnisbezogene Maßnahmen

kann nicht immer eindeutig erfolgen, da teilweise beide Inhalte bedient werden. Durch

eine Unterteilung bzw. Abgrenzung ist die Systematisierung von Interventionsschwer-

punkten und -methoden möglich.

Ziele eines BGM können zum einen die Schaffung gesundheitsgerechter und persön-

lichkeitsförderlicher Arbeitsbedingungen sein und zum anderen Verbesserungen der

Gesundheitssituation von Beschäftigten oder auch die Steigerung der Arbeitszufrieden-

heit. Als Hauptaufgabe des BGM kann somit das breite Spektrum von der Prävention,

Page 38: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

38/98

bis hin zum Erhalt und Förderung der Gesundheit verstanden werden. Ein ergonomi-

scher Nutzen BGF ergibt sich meist aus den allgemeinen sowie krankheitsspezifischen

Interventionen. In vielen Fällen werden erzielbare Einsparungen durch Zielgrößen wie

z.B. Krankheitskosten und krankheitsbedingte Fehlzeiten dargestellt. Auch wird die

Kennzahl Return on Investment (ROI) zur Darstellung von Veränderungen dieser Ziel-

größen genutzt. Diese beschreibt, wie viel Einheiten pro investierten Dollar ein Unter-

nehmen zurück erhält.

Page 39: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

39/98

4 Methodik

Wie im Kapitel 1 erwähnt folgt die Darstellung der Literaturrecherche (Kapitel 4.1), der

Forschungsfrage (Kapitel 4.2) sowie die weiterführende Skizzierung der geplanten Un-

tersuchung bzw. Darstellung des Untersuchungsplanes, Stichprobe (Kapitel 4.3), der

Datenerhebung (Kapitel 4.4) und der geplanten Datenauswertung (Kapitel 4.5).

4.1 Literaturrecherche

Besondere Relevanz nimmt die Literaturrecherche beim vorliegenden Untersuchungs-

gegenstand ein.

Wie bereits im Kapitel 1 erwähnt konnten für die Thematik BGM in KMU im Gesund-

heitswesen keine relevanten Ergebnisse identifiziert werden. Daraufhin erfolgten ergän-

zende Recherchen mit den Suchbegriffen BGM, KMU sowie der Einbezug der Branche

Gesundheitswesen.

Im folgenden Flussdiagramm (Abbildung 10) wird diese Literaturrecherche in den Da-

tenbanken dargestellt. Hierbei konnten relevante Treffer (n = 11) als Hintergrundlitera-

tur einbezogen werden.

Abbildung 10 Flussdiagramm Literaturrecherche, stand 01.03.2015 (eigene Darstellung)

Page 40: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

40/98

Aus dieser Erhebung gilt es, ein Suchergebnis genauer zu betrachten. Hierbei handelt es

sich um den iga (Initiative Gesundheit & Arbeit) Report 20 von Bechmann, Jäckle,

Lück und Herdegen (2011). Arbeitstitel dieses Reports ist: „Motive und Hemmnisse für

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM), Umfrage und Empfehlungen“. In die-

sem erfolgte die Erhebung in verschiedenen Branchen (Nahrungs- und Genussmittel,

Verbrauchsgüter, Produktionsgüter, Investitions- und Gebrauchsgüter) und in verschie-

denen Betriebsgrößen.

Dieser Report entspricht nicht der gewählten Branche und Zielgruppe, jedoch konnten

Inhalte zur Datenerhebung für den vorliegenden Untersuchungsgegenstand verwendet

werden.

4.2 Forschungsfrage und Untersuchungsplan

Im Bereich des BGM in KMU, speziell im Gesundheitswesen, ist bislang keine Litera-

tur, wie bereits in Kapitel 1 und Kapitel 4.1 dargestellt, vorhanden.

Zahlreiche Informationen und Verständnisse liegen allgemein für das Thema BGM vor.

Allein zur Verständnisfrage in Bezug auf das Thema BGM könnten eine Vielzahl an

Definitionen aufgeführt werden.

Bevor die Forschungsfrage dargestellt wird, soll daher noch einmal auf das Verständnis

zum Thema BGM in der vorliegenden Untersuchung zurück gegriffen werden.

Als Grundvoraussetzung für eine Ausgestaltung des BGM ist es relevant, ein umfassen-

des Verständnis von Arbeit und Gesundheit mit allen am Prozess beteiligten Akteuren

zu schaffen. Zu diesen können Arbeitssicherheit, Betriebs-/Personalrat, Personalabtei-

lung, Unternehmensleitung, ggf. Sozialdienst, Betriebsarzt, externe Institutionen oder

Akteure sowie Mitarbeiter zählen.

Ein BGM kann als inhaltlicher und konzeptioneller Rahmen für die Umsetzung der be-

trieblichen Gesundheitspolitik verstanden werden, in welchem alle Aktivitäten die auf

den Erhalt und die Förderung der Mitarbeitergesundheit gerichtet sind, etabliert werden.

Hierfür werden Angebote des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, BEM, BGF, betriebli-

che Suchtprävention als auch Beratungs- und Unterstützungssysteme vereint. Zusätzlich

werden wichtige Verknüpfungen mit dem Qualitätsmanagement, der Organisationsent-

wicklung, der Personalentwicklung, dem Personalmanagement und der Unternehmens-

umwelt hergestellt.

Page 41: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

41/98

Aufgrund der nicht vorhandenen Literatur oder Projekten zum Thema BGM in KMU,

speziell im Gesundheitswesen und dem Problemfeld der unterschiedlichen Sichtweisen

bzw. Verständnisse zum Thema BGM, wurde folgende Forschungsfrage erstellt.

Welche Hindernisse treten bei der Integrierung von betrieblichem Gesundheitsmanage-

ment aus der Sicht von kleinen - und mittelständischen Unternehmen im Gesundheits-

wesen auf?

Die Zielparameter stellen dabei die Kategorien der geführten Interviews dar.

Die Bildung von Hypothesen ist bei diesem Untersuchungsgegenstand nicht möglich, da

es keine vergleichbaren Studien, zumindest mit der Zielgruppe kleine und mittelständi-

sche Unternehmen, im Gesundheitswesen gibt (siehe Kapitel 0).

Eine Übersicht des Forschungsvorhabens, in Form des Gantdiagramms, erfolgt in Ab-

bildung 11.

Abbildung 11 Untersuchungsplan (eigene Darstellung)

Wie aus Abbildung 11 zu entnehmen soll, der gesamte Prozess, Themenfindung bis

Abgabe, von April bis November 2015 stattfinden.

Page 42: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

42/98

Durch diese lange Zeitspanne und zur vereinfachten Orientierung erfolgte die Erstellung

des Gantdiagrammes. Außerdem sensibilisierte dieses Diagramm das Bewusstsein für

den zeitlichen Rahmen und für das Bearbeitungspensum.

4.3 Stichprobe

Die gewählte Untersuchungseinheit ist als geschichtete Stichrobe dem Gewerbe

Gesundheitshandwerk zuzuordnen und wird im Folgenden näher dargestellt.

Im Anschluss werden die ausgewählten Berufsgruppen näher beschrieben (siehe 4.3.1).

Abschließend wird die geplante Rekrutierung der Stichprobe dargestellt (siehe Kapitel

4.3.2).

4.3.1 Branchenbeschreibung Gesundheitshandwerk und Stichprobe

Das Gesundheitshandwerk

Im Gesundheitshandwerk werden verschiedene Sparten unterteilt. Zu diesen gehören

Hörgeräteakustik, Augenoptik, Orthopädieschuhtechnik, Orthopädietechnik und Zahn-

technik (Lange, 2006).

Ein charakteristischer Unterschied zu anderen Handwerksbetrieben ist, dass im Gesund-

heitshandwerk Sozialversicherungsträger einen Teil der Kosten für entsprechende Pro-

dukte und Dienstleistungen übernehmen.

Im Vergleich zu anderen Sparten der Gesundheitsbranche (siehe Kapitel 3.2.2) sank die

Anzahl der Beschäftigten im Bereich Gesundheitshandwerk und Einzelhandel zwischen

1997 und 2003 von 184.000 auf 153.000 Beschäftigte (Lange, 2006).

Als Zielgruppe der Untersuchung wurden Orthopädietechniken und Orthopädieschuh-

techniken gewählt, welche im folgendem kurz dargestellt werden.

Orthopädieschuhtechnik

Das Handwerk der Orthopädieschuhtechnik entwickelte sich in Deutschland nach dem

ersten Weltkrieg aus dem Schuhmacherhandwerk heraus. In dieser Zeit stieg der Bedarf

durch Kriegsverletzungen für individuell angepasste orthopädische Schuhe und Einla-

gen (Lange, 2006). In diesem Bereich sind heute noch Orthopädieschuhtechniker tätig.

Weiterhin haben viele Unternehmen versucht, ihre Produktpalette durch freiverkäufli-

che Produkte und Leistungen zu ergänzen. Die Erweiterung betrifft u. a. den Bereich der

Hilfsmittelversorgung (z.B. Bandagen, Einlagen, Kompressionsstrümpfe, etc.) (Lange,

2006).

Page 43: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

43/98

Orthopädietechnik

Ein großer Teil des Handwerkes von Orthopädietechnikern wird mit der Versorgung

von Hilfsmitteln abgedeckt. Hauptsächlich werden durch Orthopädietechniker Versor-

gungen im Prothesenbereich vorgenommen.

In der Praxis ist es möglich, dass Orthopädietechniken mit Podologiepraxen, Orthopä-

dieschuhtechniken, Physiotherapiepraxen oder anderen Einrichtungen im Gesundheits-

wesen kooperieren.

Außerdem können, je nach Unternehmensausprägung, verschiedene Abteilungen wie

Sanitätshaus, Rehabilitationsabteilung, Homecareabteilung oder Verwaltungsabteilung

einer Orthopädietechnik angegliedert sein. Die Versorgung mit Hilfsmitteln kann daher

ebenfalls weitläufig sein. Hier einige Beispiele:

Sanitätshaus: Orthesen, Einlagen, Kompressionsstrümpfe, Bandagen, Pflege-

hilfsmittel, Epithesen, Perücken u. w.,

Rehabilitationsabteilungen: Kinderrehabilitation, Elektrorollstühle, Scooter,

Rollstühle, Krankenpflegebetten, Badewannenlifter u. w.,

Homecare: Wundmanagement, künstliche Ernährung, Stomaversorgung, u. w.,

Verwaltung: Personalwesen, Qualitätsmanagement, Überleitungsmanagement,

Abrechnungsstellen der Abteilungen welche Hilfsmittelversorgungen durchfüh-

ren, Buchhaltung u. w.

Die aufgeführten Beispiele sind lediglich ein Ausschnitt aus dem umfangreichen Ver-

sorgungssegment einer Orthopädietechnik. Je nach Aufstellung des Unternehmens vari-

iert dessen Dienstleistungsangebot.

In diesen Unternehmenszweigen ist ein weitreichendes Spektrum an Wirtschaftssekto-

ren vorhanden. Diese reichen vom Handwerk bis hin zum kaufmännischen Einzelhan-

delsgeschäft, was durch die oben aufgeführten Versorgungsbeispiele verdeutlicht wird

und somit ein Kriterium zur Auswahl dieser Zielgruppe darstellt.

Weiterhin weisen Orthopädieschuhtechniken und Orthopädietechniken ähnliche Ar-

beitsinhalte auf. Dies ermöglicht eine Vergleichbarkeit der Daten, welche ein weiteres

Kriterium für diese Zielgruppenauswahl darstellt.

4.3.2 Rekrutierung der Interviewpartner

Zunächst sollte im Zielgebiet der Stadt Eisenach und des Wartburgkreises geeignete

Interviewpartner identifiziert werden. Die Erhebung erfolgte hierbei über die Datenbank

des Landratsamtes Wartburgkreis und der Stadt Eisenach. Weiterhin erfolgte die Re-

cherche aufgrund der Arbeitstätigkeit der Autorin in diesem Milieu.

Page 44: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

44/98

Ein – und Ausschlusskriterien

In der folgenden Tabelle 2 sind die Ein- und Ausschlusskriterien, welche der Rekrutie-

rung von Interviewpartnern zugrunde lagen, dargestellt.

Tabelle 2 Ein- und Ausschlusskriterien zur Rekrutierung von Interviewpartnern (eigene Darstellung)

Einschlusskriterien Ausschlusskriterien

Unternehmen:

im Bereich Wartburgkreis

im Bereich Eisenach

mit Standorten im Einzugskreis

Unternehmen:

in anderen Bereichen Thüringens

in anderen Bundesländern

KMU nach der Definition des Institutes

für Mittelstandsforschung (ifM)

nicht der Definition (nach ifM) ent-

sprechende KMU

Unternehmen im Gesundheitssektor

ausgewählte Branche Orthopädie-

techniken, Orthopädieschuhtechniken

Unternehmen außerhalb des Gesund-

heitssektors

Unternehmen außerhalb der ausge-

wählten Branche Orthopädietechnik,

Orthopädieschuhtechniken

freiwillige Teilnahme keine freiwillige Teilnahme

4.4 Datenerhebung

4.4.1 Erhebungsinstrument Interview

Für die Datenerhebung erfolgte die Erstellung eines Interviewleitfadens. Im Vorfeld

wurden daher alle relevanten Inhalte, welche erfragt werden sollten, gesammelt und im

nächsten Schritt systematisiert.

Somit konnten Inhalt und äußerer Ablauf des Interviews festgehalten werden. Weiterhin

stellt der Leitfaden ein Gerüst für die Datenanalyse dar.

Vorteil eines Interviewleitfadens ist, dass dieser zum einen als Gedächtnisstütze genutzt

werden kann, zum anderen aber auch einen gleichbleibenden Ablauf der Interviews er-

möglicht. Dadurch ist eine Fokussierung auf relevante Themenbereiche sichergestellt.

Zudem ermöglicht ein Leitfaden eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse, lässt jedoch ge-

nügend Spielraum, um neue Fragen und Themen, welche sich aus der Interviewsituation

ergeben, einzubeziehen (Bortz & Döring, 2003, S. 315).

Page 45: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

45/98

Bei den durchgeführten Interviews lagen zwei Interviewleitfäden zu Grunde. Diese ent-

halten ausgewählte Fragen aus dem iga Report 20 (Bechmann et al., 2011) und werden

im Anhang dargestellt.

Die zwei Interviewleitfäden unterscheiden sich inhaltlich darin, dass in der Variante 1

die zu befragenden Unternehmen BGM bereits integriert haben. Dadurch wurden bei

dieser Variante Fragen über das BGM implementiert, welche für den Fragebogen Vari-

ante 2 nicht relevant waren. Variante 2 bezieht sich auf die Tatsache, dass noch kein

BGM im Betrieb vorhanden ist.

Die Begründung, zwei Leitfäden zu verwenden, liegt in einer besseren Übersichtlichkeit

während der Interviewsituation und späteren Auswertung.

Geplant ist, dass beide Fragebögen zu den jeweiligen Interviewterminen vorliegen, auch

wenn ein Interviewpartner im vorherigen Kontakt das Vorhandensein eines BGM ver-

neint.

Der Hintergrund zu diesem Vorgehen besteht in der Möglichkeit, dass eine Interview-

person über Maßnahmen berichtet, die im Unternehmen nicht unter dem Begriff BGM

erfasst werden, diese aber dem umfangreichem Gebiet BGM als Einzelmaßnahme zu-

zuordnen sind.

Aus dem iga Report 20 (Bechmann et al., 2011) wurden folgende Fragen integriert: F4,

F5, F6, F7, F11.1, F11.2, F11.3, F14, F15, F16, F17 und F18. Weiterhin wurden die

Fragen nach der Struktur des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in den Betrieben

aus dem iga Report 20 (Bechmann et al., 2011, S. 12) integriert. Erweitert wurde der

entstandene Interviewleitfaden durch eigene Fragen.

4.4.2 Pretest

Bevor die entwickelten Interviewleitfäden in der Praxis bzw. bei der Datenerhebung

verwendet wurden, erfolgten zwei Pretests.

Der erste Pretest wurde am 18. 05. 2015 mit einem Betriebsrat eines Automobilkonzer-

nes durchgeführt. Hier wurde der Interviewleitfaden Variante 2 verwendet. Für die Spe-

zifikation auf das Gesundheitswesen erfolgte der zweite Pretest am 02.06.2015 mit einer

Mitarbeiterin eines Pflegeheimes. Diese bearbeitete das Thema BGM im Unternehmen,

wodurch der Fragebogen Variante 1 verwendet wurde. Somit konnten beide Interview-

leitfäden einem Pretest unterzogen werden.

Page 46: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

46/98

Ergebnisse, dieser beiden vorab geführten Interviews waren Überarbeitungen in den

Bereichen:

Überschrift und Variantennummer wurden eingefügt

Korrektur der Dauer eines Interviews von 20 – 30 Minuten auf 15 – 20 Minuten

Einfügen von Leerzeilen zur besseren Übersicht und Auflockerung.

4.4.3 Störvariablen

Des Weiteren gilt es, Störfaktoren zu berücksichtigen und möglicherweise, bei Auftre-

ten im Nachgang, kritisch zu reflektieren.

Diese können in der Vor-, Haupt- und Nachbereitungsphase auftreten. Im Folgenden

werden einige mögliche Störfaktoren aufgezeigt, wobei hier kein Anspruch auf Voll-

ständigkeit gestellt werden kann, da nicht alle Störfaktoren präsent sein können und

müssen:

mangelnde Kooperation seitens der Interviewpartner

Umgebungseinflüsse (z.B. beim Interview)

Interviewer

sozial erwünschtes Antwortverhalten

Unterbrechung des Interviews (z.B. Telefonklingeln, Mitarbeiter, Kunden, etc.)

Es besteht des Weiteren die Möglichkeit, einige Störfaktoren durch folgende Punkte zu

kontrollieren. Hierbei handelt es sich lediglich um eine Aufzählung ohne Rangbezug zur

vorherigen Auflistung der Störfaktoren:

Transparenz über Forschungsvorhaben schaffen

offene und direkte Kommunikation

standardisierte Interviews (Leitfadeninterview)

neutraler, ungestörter Ort für die Interviews.

4.5 Datenauswertung - Qualitative Inhaltsanalyse

Das veränderte Gegenstandsverständnis in der Sozialwissenschaft lässt ein Subjekt

mehr zur Sprache kommen. Durch geeignete Befragungstechniken wird somit die sub-

jektive Sichtweise für Meinungen oder Zukunftspläne eingeholt.

Somit ist ein Vorgehen mit offenen und weichen Methoden sowie eine verstärkte Ent-

wicklung darauf bezogener Auswertungstechniken erforderlich (Mayring, 2015, S. 130).

Die Besonderheit der qualitativen Befragungstechnik ist hierbei, dass das Interview

Page 47: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

47/98

bzw. der Gesprächsverlauf vom Interviewten gesteuert wird (Bortz & Döring, 2003, S.

308).

Aufgrund dieser Punkte begründet sich die Verwendung der qualitativen Inhaltsanalyse

bei der Auswertung.

Nach Mayring (2015) stellt die qualitative Inhaltsanalyse ein Analyseverfahren dar,

welches ein regelgeleitetes, intersubjektives und nachvollziehbares Durcharbeiten um-

fangreicher Textmaterialien erlaubt. Enthalten ist die Feinanalyse, welche auf ein elabo-

riertes Kategoriesystem abzielt und somit eine zusammenfassende Deutung des Textma-

terials ermöglicht.

Das Auswertungskonzept zur qualitativen Inhaltsanalyse umfasst folgende Schritte:

Zusammenfassende Inhaltsanalyse

Explizierende Inhaltsanalyse

strukturierende Inhaltsanalyse (Mayring, 2015).

In der praktischen Umsetzung bedeutet dies, dass nach einem durchgeführten Interview

die Erstellung eines Interviewmemos erfolgt und erste Ideen zur Auswertung am Ende

vermerkt werden (zusammenfassende Inhaltsanalyse).

Im Anschluss wird versucht identifizierte Unklarheiten des Interviewmaterials durch die

Hinzuziehung zusätzlichen Materials zu klären. Hierfür werden andere Interviewpassa-

gen oder Informationen aus diesem Interview hinzugezogen (explizierende Inhaltsana-

lyse).

Dieser entstandene Ausgangstext wird im Folgenden geordnet und gegliedert, wodurch

ein Kategoriesystem bzw. –schema entsteht (strukturierende Inhaltsanalyse).

Der Text kann hierbei nach drei Varianten strukturiert werden:

formale Strukturierung

inhaltliche Strukturierung

typisierende Strukturierung

skalierende Strukturierung (Mayring, 2015, S. 99 - 106).

Im letzten Schritt werden für zusammenpassende Kategorien übergeordnete Hauptkate-

gorien auf einem abstrakten Niveau gebildet. Diese Darstellung kann als Zusammenfas-

sung aller Interviews verstanden und genutzt werden.

Durch gestellte Fragen (Kategorien) im Interviewleitfaden wurde im Vorhinein eine

Kategorisierung, deduktive Kategoriebildung, vorgenommen.

Erweitert wurde dieses Vorgehen durch offene Fragen und Ergänzungen der Interview-

personen, weshalb auch eine induktive Kategoriebildung erfolgte.

Page 48: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

48/98

Deskriptiv statistische Auswertung

Mit Hilfe der deskriptiven Statistik werden empirische Daten durch Tabellen, Kennzah-

len und Grafiken übersichtlich geordnet und dargestellt.

Aufgrund der Anwendung der qualitativen Inhaltsanalyse ist eine deskriptive Auswer-

tung nur bedingt möglich.

Diese besteht in der Darlegung der Häufigkeiten des Antwortverhaltens der Interview-

personen und kann in der späteren Aufbereitung, z.B. grafisch, dargestellt werden. Da-

her und für ein einfacheres Verständnis werden in den Abbildungen ganze Zahlenwerte

statt prozentualer Anteile angegeben. Die angegebenen Zahlenwerte spiegeln dabei die

Häufigkeit des Antwortverhaltens wieder.

Durch das Nichtvorhandensein einer Vollerhebung sowie das Auftreten verzerrter Wer-

te, hervorgerufen durch unterschiedliche Betriebsgrößen, wurde zur Bemessung der

zentralen Tendenz der Median verwendet. Doppelnennungen durch die Interviewpartner

wurden bei der Berechnung des Median mit einbezogen, jedoch bei der bildlichen Dar-

stellung außen vor gelassen. Hinzu kommt, dass die angegebenen durchschnittlichen

Ergebnisse im Bereich Mitarbeiter und Filialen auf ganze Zahlen gerundet sind.

Darüber hinaus kann die Inferenzstatistik zur Datenauswertung nicht berücksichtigt

werden, da keine Hypothesen gebildet werden konnten.

Page 49: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

49/98

5 Ergebnisse

5.1 Zusammensetzung der Interviewpartner

Im Juni 2015 erfolgte der Erstkontakt zu möglichen Interviewpartnern im Raum Eise-

nach und Wartburgkreis.

Vorab wurde die Anfertigung einer Tabelle vorgenommen, in der alle relevanten Infor-

mationen hinterlegt werden konnten. Abbildung 12 zeigt die verwendete Tabelle zur

Datenverarbeitung der Unternehmenskontakte.

Abbildung 12 Übersicht Interviewpartner (eigene Darstellung)

Zusätzlich wurde eine farbliche Kennzeichnung vorgenommen um eine schnelle visuel-

le Übersicht des aktuellen Standes zu ermöglichen:

grün: Interviewzusage

gelb: weitere Kontaktaufnahme

rot: Interviewabsage.

Im Feld Anmerkung wurden Notizen hinterlegt, um wichtige Informationen nicht zu

vergessen. Beispielsweise wurde diese Spalte verwendet, um zu notieren, wenn Unter-

nehmen eine Darstellung der Arbeit und des Forschungsgegenstandes zugesendet haben

wollten. Nach der Telefonakquise folgte die Bearbeitung dieser Anliegen, da mehrere

Unternehmen eine Darstellung des Forschungsgegenstandes wünschten. Die Bearbei-

tung erfolgte somit gebündelt die Unterlagen wurden aber als einzelne Email versendet.

Die Versendung einer Rundemail wurde nicht in Erwägung gezogen, da die Kontaktda-

ten der angeschriebenen Unternehmen offen einsehbar und somit der Datenschutz als

auch die Anonymität nicht gewährleistet gewesen wären.

Vorerst war eine Datenerhebung im Zielgebiet Stadt Eisenach und Wartburgkreis ge-

plant. Da in diesem Zielgebiet nicht genügend Interviewpartner generiert werden konn-

Page 50: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

50/98

ten, erfolgte eine zweite Erfassung geeigneter Interviewpartner im Zeitraum Juni - Juli

2015. Hierfür wurde der Einzugsbereich auf ca. 25 km, Entfernung zum Wartburgkreis,

erweitert. Die weitere Kontaktermittlung erfolgte ebenfalls über die einschlägigen Bran-

chenverzeichnisse.

In Abbildung 13 wird der gesamte Ablauf zur Rekrutierung und Selektion der Inter-

viewpartner dargestellt.

Abbildung 13 Flussdiagramm zur Selektion der Interviewpartner (eigene Darstellung)

Bei der ersten Datenerhebung gaben sieben Unternehmen vorerst keine Rückmeldung,

da einige zunächst Rücksprache mit den zuständigen Mitarbeiter oder den Inhaber(n)

halten wollten. Ebenfalls waren einige zuständige zur Zeit des Erstkontaktes im Urlaub.

Einige dieser Betriebe (n = 5) baten um eine Darstellung des Forschungsvorhabens. Mit

allen Unternehmen wurde entweder eine Kontaktaufnahme durch die Interviewerin oder

durch das Unternehmen vereinbart. Die vereinbarten Rückmeldungen seitens der Unter-

nehmen blieben aus, sodass diese in der ersten Nachfassaktion wiederholt kontaktiert

werden mussten.

Durch die Haupturlaubszeit der Unternehmen, welche zum Zeitpunkt der ersten Nach-

fassaktion bestand, wurden unterschiedliche Fristen durch die Interviewerin von ein bis

drei Wochen nach Erstkontakt gewählt.

Aufgrund der Zielsetzung, acht bis zehn Interviews zu führen, erfolgte eine zweite Da-

tenerhebung geeigneter Interviewpartner und die Kontaktierung von fünf Unternehmen.

Page 51: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

51/98

Aufgrund fehlender oder offener Rückmeldungen wurde eine zweite Nachfassaktion

durchgeführt. In dieser wurden fünf Unternehmen erneut kontaktiert. Dabei handelte es

sich um zwei Unternehmen, welche bereits bei der ersten Nacherfassung keine Rück-

meldung gaben und um drei Unternehmen der zweiten Datenerhebung.

Bei drei Unternehmen blieb eine Rückmeldung, trotz regelmäßiger Anfrage seitens der

Interviewerin, weiterhin aus. Durch die vorgegebene Zielsetzung, acht bis zehn Inter-

views zu führen und der fest gesetzten Abgabefrist (November 2015) der Arbeit erfolgte

ab dem 30.09. 2015 keine weitere Kontaktaufnahme zu diesen Unternehmen.

Zusammenfassung

In Abbildung 14 sind die Rückmeldungen zu den Interviewanfragen dargestellt. Sieben

Unternehmen lehnten ein Interview ab, drei gaben trotz mehrfacher Anfragen keine

Rückmeldungen und zehn Unternehmen erklärten sich für ein Interview bereit.

Von diesen konnten drei dem Gewerk Orthopädieschuhtechnik und vier dem Gewerk

Orthopädietechnik zugeordnet werden. Drei Unternehmen beinhalteten beide Gewerke.

Abbildung 14 Übersicht der Rückmeldungen der Interviewanfragen (Häufigkeitsverteilung der Anfra-

gen) (eigene Darstellung)

5.2 Interviewablauf

Das Interview erfolgte, je nach Zuständigkeit, im jeweiligen Betrieb mit der Unterneh-

mensleitung, Personalleitung oder dem zuständigen Mitarbeiter (z.B. Fachkraft für Ar-

beitssicherheit, Qualitätsmanagementbeauftragter). Im Durchschnitt dauerte die Befra-

gung ca. zwanzig Minuten.

Sieben Interviews wurden in den Unternehmen vor Ort geführt, drei wurden aufgrund

der zeitlichen Vakanzen der Interviewperson als Telefoninterview durchgeführt.

10

7

3

Rückmeldungen zu den

Interviewanfragen

Interview

Absage

offene

Rückmeldung

Page 52: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

52/98

Die Interviews wurden nicht auf Tonband aufgezeichnet, stattdessen fertigte die Inter-

viewerin Notizen auf dem Interviewleifaden an. Dieses Vorgehen wurde im Vorhinein

mit den Interviewpersonen abgesprochen.

Für die Rapportherstellung erfolgte zu Beginn des Interviews ein freier Bericht der In-

terviewerin über die eigene Person, Inhalte des Arbeitsthemas und eine Erläuterung zum

weiteren Vorgehen.

Im Anschluss wurde darauf hingewiesen, dass die gewonnenen Daten anonym behan-

delt werden und die Interviewpartner erhielten Gelegenheit offene Fragen zu stellen.

Um den Rapport weiter auszubauen und einen besseren Einstieg für die Interviewsitua-

tion zu ermöglichen, erfolgte das Abfragen von Sozialdaten des Unternehmens. Diese

wurden im Vorfeld, wenn vorhanden, durch die Interviewerin im Internet recherchiert

und im Interview abgeglichen.

Im weiteren Verlauf wurden Fragen, wie im Interviewleitfaden aufgeführt, der jeweili-

gen Interviewperson gestellt und von dieser beantwortet.

Zum Abschluss des Interviews bedankte sich die Interviewerin bei dem jeweiligen In-

terviewpartner und ermöglichte diesem noch einmal, offene Fragen zu stellen.

Einige Unternehmen äußerten die Frage, ob eine Zusendung der Metathesis möglich

wäre. Diese wurde durch die Interviewerin bejaht und mit dem Zeitraum Dezember

2015 bis Januar 2016 zeitlich eingegrenzt. Anschließend erfolgte die Verabschiedung.

Im Anschluss an das durchgeführte Interview erfolgte die Erstellung eines Interview-

memos. Ein Interviewmemo wird beispielhaft im Anhang beigefügt.

5.3 Ergebnisdarstellung Interviewergebnisse

Wie bereits im Kapitel 5.2 erwähnt, erfolgte der Einstieg durch das Abfragen allgemei-

ner Unternehmensdaten, welche zur späteren Charakterisierung der Unternehmen ver-

wendet wurden. Mit Hilfe dieser Angaben wird die Struktur der befragten Unternehmen

im weiteren Verlauf dargestellt.

Zunächst wurden die Unternehmen um Angaben zum Gründungsjahr gebeten. Diese

werden in Form eines Zeitstrahles, siehe Abbildung 15, aufgeführt. Dabei fiel auf, dass

drei Unternehmen bereits seit mehreren Generationen als Familienunternehmen beste-

hen.

Page 53: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

53/98

Abbildung 15 Übersicht Gründungsjahr (eigene Darstellung)

Im weiteren Vorgehen wurden die Interviewpersonen gebeten, die Anzahl der derzeit

beschäftigten Mitarbeiter zu benennen. In allen Unternehmen waren die Geschäftsinha-

ber im täglichen Arbeitsgeschehen des Unternehmens mit eingebunden.

So antworteten eine Vielzahl von Interviewpersonen: 1. „…also mit mir sind es insge-

samt…“

Die Größenverteilung nach Beschäftigten zeigt, dass durchschnittlich 13 Mitarbeiter je

Unternehmen beschäftigt sind. Die Größenverteilung nach Beschäftigtenzahlen ist Ab-

bildung 16 zu entnehmen.

Abbildung 16 Größenverteilung nach Beschäftigtenanzahl (Häufigkeitsverteilung der Antwortenden)

(eigene Darstellung)

Um ein weiteres Merkmal abzuprüfen sollten die Interviewpersonen angeben, ob es

weitere Unternehmensstandorte gibt.

Wie aus Abbildung 17 ersichtlich, reichte das Spektrum von keinem weiteren Standort

(n = 0) bis hin zu mehreren Standorten (n = 17). Dopplungen in den Standortangaben

sind nicht mit dargestellt, wurden bei der Berechnung des Median aber berücksichtigt.

So konnte ein gerundeter Durchschnittswert von drei Zweigstellen je Unternehmen er-

mittelt werden.

5 8 9 10 15

40 51

75

240

0

50

100

150

200

250

300

An

zah

l M

ita

rbei

ter

Unternehmen

Größenverteilung nach Beschäftigtenzahlen

Page 54: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

54/98

Abbildung 17 weitere Standorte der Unternehmen (Häufigkeitsverteilung der Antwortenden) (eigene

Darstellung)

Abschließend wurden die Interviewpersonen gebeten auf die Frage nach einem Be-

triebsrat zu antworten. In allen zehn Betrieben war kein Betriebsrat vorhanden.

Kategorie: Verantwortung für Gesundheit

Als Einstieg in das Thema „Arbeit und Gesundheit“ erfolgte die Frage nach der Ein-

schätzung, wie viel Verantwortung ein Unternehmen für die Gesundheit seiner Mitar-

beiter übernehmen soll. Zur Beantwortung wurden den Interviewpersonen drei Ant-

wortmöglichkeiten vorgegeben, allerdings konnten diese Anmerkungen ergänzen. Es

zeigte sich, dass alle befragten Unternehmen sich der Verantwortung für die Gesundheit

der Mitarbeiter bewusst sind, jedoch variiert die Ausgestaltung dieser wie in Abbildung

18 dargestellt.

Abbildung 18 Verantwortung für die Gesundheit der Mitarbeiter (Häufigkeitsverteilung der Antwor-

tenden) (eigene Darstellung)

0 1

2 3

4

6

17

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

An

zah

l S

tan

do

erte

Verteilung weitere Standorte

5 5

Wieviel Verantwortung sollte ein Unternehmer

für die Gesundheit seiner Mitarbeiter

übernehmen?

Über gesetzliche

Vorgaben hinaus um

Gesundheit kümmern

Arbeitsschutz

gewährleisten

Page 55: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

55/98

Kategorie: Kenntnisse und Reichweite zum betrieblichen Gesundheitsmanagement

In dieser Kategorie wurden die Unternehmen dazu befragt, ob diese Kenntnisse zum

Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement besitzen.

Von allen interviewten Personen gaben drei an, bisher keine Kenntnisse zum Thema

BGM zu haben. Die restlichen Unternehmen (n = 7) gaben an, durch verschiedene Insti-

tutionen oder Personen mit diesem Thema in Berührung gekommen zu sein. Hierzu

zählten:

Betriebsarzt

externer Dienstleister (allgemein)

Fachkraft für Arbeitssicherheit (externer Dienstleister)

Berufsverband (BIV – Berufsinnungsverband für Orthopädieschuhtechnik)

diverse Stellen und Institutionen.

Ergänzende Antworten der Befragten: 1. „…Vor einigen Jahren war Arbeitsschutz eine

von den Betrieben zu erfüllende Auflage. Das war damals ein ganz schöner Aufwand.

Nicht nur zeitlich wir mussten uns ja so einen Arbeitsmediziner suchen auch finanziell;

das war ganz schön teuer. Und dann war das so aufgesetzt, aufgestempelt, weil wir das

ja machen mussten.“

2. „…Aber nur entfernt wurde das durch den Berufsverband vor einigen Jahren themati-

siert…Der Ansprechpartner ist wohl der BAD [Berufsgenossenschaftlicher Arbeitsme-

dizinischer und sicherheitstechnischer Dienst], die haben sich aber nie gemeldet. Also

uns keine weiteren Informationen oder Service zu diesem Thema angeboten.“

3. „Unsere externe Fachkraft für Arbeitssicherheit hat das Thema BGM mal erwähnt,

sonst habe ich jedoch keine Informationen zu diesem Thema vorliegen geschweige denn

das mir welche bekannt sind.“

Page 56: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

56/98

Kategorie Berührungspunkten im betrieblichen Gesundheitsmanagement

Ebenfalls wurden die Unternehmen nach Berührungspunkten des BGM zu anderen Un-

ternehmensbereichen befragt. Die Antworten werden in Abbildung 19 dargestellt.

Abbildung 19 Schnittstellen BGM im Unternehmen (Häufigkeitsverteilung der Antwortenden) (eigene

Darstellung)

Hauptsächlich sehen die Interviewpersonen Schnittstellen im Bereich Arbeitsschutz (n =

7) und im Bereich Controlling (n = 4) sowie Human Ressource (n = 4).

Ergänzt wird die Antwort eines Befragten: 1. „Wenn im Unternehmen ein betriebliches

Gesundheitsmanagement integriert wäre, dann wäre Marketing ein Berührungspunkt,

und zwar in Form von Werbung nach außen…“.

Kategorie Durchführung betriebliches Gesundheitsmanagement

Im Weiteren Verlauf wurden die Unternehmen befragt ob, gegenwärtig ein BGM durch-

führt wird, dieses als Projekt bereits abgeschlossen oder in den nächsten zwölf Monaten

eine Einführung geplant ist.

Von zehn Befragten Unternehmen führten drei Unternehmen zurzeit ein betriebliches

Gesundheitsmanagement durch.

Sieben Unternehmen gaben an, derzeit kein betriebliches Gesundheitsmanagement im-

plementiert zu haben. Auch eine Einführung in den nächsten zwölf Monaten ist nicht

geplant. Zwei dieser Unternehmen unterstützen ihre Mitarbeiter durch Bezuschussung

bei den Mitgliedsbeiträgen im Fitnessstudio. Hierbei gilt es einen Unterschied zu er-

wähnen, da nur ein Unternehmen diese Unterstützung in Form von Gutscheinen vor-

nimmt.

1

2

3

3

4

4

7

0 1 2 3 4 5 6 7 8

Umweltschutz

Qualitätsmanagement

Marketing

keine Berührungspunkte

Human Ressources

Controlling

Arbeitsschutz

Berührungspunkte des BGM im Unternehmen

[

G

e

b

e

n

S

i

e

e

i

n

Z

i

t

a

t

a

u

s

d

e

m

D

o

k

Page 57: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

57/98

Kategorie Struktur des betrieblichen Gesundheitsmanagement

Die Struktur des BGM ist bei den Unternehmen welche ein BGM integriert haben un-

terschiedlich gestaltet.

Ein Unternehmen stellt das BGM als Einzelmaßnahme dar, welche durch die Beteili-

gung von Mitarbeitern und Führungskräften gestaltet ist. Hierbei ist kein Steuerkreis

vorhanden.

Im zweiten Unternehmen ist kein Steuerkreis vorhanden, jedoch ist das BGM im Ar-

beitsschutz integriert. Die Mitarbeiterbeteiligung wird wie folgt dargestellt: 1. „…Ja,

sowas wird dann schon in der Runde besprochen und Ideen werden ausgetauscht oder

Meinungen angehört."

Im dritten Unternehmen erfolgt die Gestaltung als eigenständiges Instrument mit vor-

handenem Steuerkreis und geplanter Mitarbeiterbeteiligung. Zum Zeitpunkt der Befra-

gung konnte durch die Interviewperson nur das Vorhaben einer Mitarbeiterbefragung

geäußert werden, da diese Maßnahme geplant aber noch nicht umgesetzt ist.

Kategorie: Hintergründe, Ziele und Maßnahmen

Hintergründe

Unternehmen, die bereits ein BGM integriert haben, wurden dazu befragt, wer die Ein-

führung anregte.

Ergänzend hierzu wurden sie in einer anschließenden Frage nach den Zielen, welche sie

mit der Einführung verfolgten, angesprochen.

In allen Unternehmen regte die Geschäftsführung die Einführung des BGM an.

Hintergründe waren eine geplante Reduktion der Fehlzeiten, Förderung der Gesundheit

und Steigerung des Wohlbefindens der Mitarbeiter.

Ziele

Die Unternehmen verfolgen mit dem BGM folgende Ziele:

bessere Gesundheit der Mitarbeiter

höhere Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter

gesteigerte Arbeitsmotivation

Senkung der Fehlzeiten

allgemeine Verbesserungen von Bedingungen

Imageverbesserung

Mitarbeitergewinnung

Senkung / Beibehaltung der Fluktuation.

Page 58: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

58/98

Maßnahmen

Betriebe, die ein BGM implementiert haben, wurden um die Darstellung der durchge-

führten Maßnahmen gebeten.

Maßnahmen werden durch die Interviewpersonen in Form von Führungskräfte - und

Mitarbeiterschulungen, Verbesserungen im Bereich der Arbeitsabläufe und Arbeitsplät-

ze, regelmäßige Analyse der betrieblichen Situation durch den Arbeitsschutz, Gesund-

heitszirkel, geänderten Arbeitsunfähigkeitsregelungen sowie eine individuellen Analyse

der betrieblichen Situation skizziert.

Unterschiede finden sich vor allem im Bereich der Mitarbeiterschulung, welche nicht in

allen Betrieben mit einer Dokumentation verbunden ist.

Betriebe, die kein BGM integriert haben, wurden im Gegenzug befragt, was sie dazu

veranlassen würde, BGM im Betrieb einzuführen.

Die Antworten werden in Form eines Rankings, in Tabelle 3 aufgeführt.

Tabelle 3 Gründe für die Einführung von BGM (Häufigkeitsverteilung der Antwortenden) (eigene

Darstellung)

Rangnummer Gründe für die Einführung eines BGM

1 hohe Fehlzeiten (n = 3)

1 keinen aktueller Anlass / Veranlassung (n = 3)

2 dem demografischen Wandel entgegenwirken (n = 2)

2 Fachkräftegewinnung (n = 2)

2 Unterstützung durch externe Dienstleister (n = 2)

3 Mitarbeiterzufriedenheit (n = 1)

3 unbekannter Bedarf (n = 1)

Anmerkungen der Interviewpersonen zur Unterstützung durch externe Dienstleister:

1. „Eine Unterstützung durch die Krankenkassen würde mich dazu veranlassen, BGM

im Betrieb einzuführen.“

2. „Ich könnte mir vorstellen, ein BGM zu integrieren, wenn mir ein funktionierendes

und vollständiges Konzept durch den Betriebsarzt bereit gestellt würde. Dieser wäre

dann für die Überwachung und Pflege zuständig. Aber natürlich nur, wenn das Konzept

auf Freiwilligkeit der Mitarbeiter basiert.“

Page 59: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

59/98

Kategorie: Hürden im Rahmen der Einführung BGM und gewünschte Hilfestellungen.

In dieser Kategorie wurden Unternehmen, die ein BGM integriert haben, nach Hürden

und gewünschter Hilfestellung befragt.

Hürden - Betriebe mit BGM

Die interviewten Personen äußerten Hürden in verschiedenen Bereichen, siehe Abbil-

dung 20.

Abbildung 20 Hürden in Betrieben mit BGM (Häufigkeitsverteilung der Antwortenden) (eigene Dar-

stellung)

Anmerkung eines Interviewpartners zur fehlenden Unterstützung:

1. Die Berufsgenossenschaft gibt auf gestellte Fragen nur allgemeine Aussagen. Somit

werden nur die Unternehmen unterstützt, die Fragen und auch nur in einem allgemeinen

Kontext. Die Bearbeitung einzelner Inhalte bleibt somit wieder den Unternehmen über-

lassen. Als Beispiel habe ich mal eine Anfrage bei der zuständigen Berufsgenossen-

schaft bezüglich der Thematik individuell angepasster Gehörschutz für Mitarbeiter ge-

stellt. Ich erhielt hier lediglich die Antwort, dass es individuell angepassten Hörschutz

auf dem Markt gibt, sonst nichts. Also keine Informationen, über Anbieter, Kosten etc.“

Bezogen auf die Unternehmensstruktur wurden Hürden in dem Sinn geäußert, dass auf-

grund verschiedener Standorte bzw. Filialen eine einheitliche Umsetzung erschwert

wird. Anmerkung eines Interviewpartners zur Unternehmensstruktur: 1. „…Es sind

nicht allen Mitarbeitern und an jedem Standort Maßnahmen anzubieten, da spielen ver-

schiedene Faktoren eine Rolle….“.

1

1

1

1

2

2

2

3

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5

Bürokratie

fehlende Unterstützung

komplexes, umfangreiches Thema

Unternehmensstruktur

fehlende personelle Ressourcen

fehlendes Wissen

hoher Aufwand

Akzeptanz & Motivation im Unternehmen

Anzahl

rden

Hürden in Betrieben mit BGM

Page 60: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

60/98

Hilfestellung - Betriebe mit BGM

Im Bereich der gewünschten Hilfestellung nannten die Interviewpersonen folgende

Punkte, siehe Abbildung 21.

Abbildung 21 gewünschte Hilfestellung in Betrieben mit BGM (Häufigkeitsverteilung der Antworten-

den) (eigene Darstellung)

Als persönliche Unterstützung durch Externe zählten die Interviewpersonen Kranken-

kassen, Berufsgenossenschaften oder andere Dienstleister.

Ergänzung einer Interviewperson: 1. „…Die Problematik im BGM besteht darin sich

alles alleine aufzubauen… Und das Thema ist so umfangreich…“

Kategorie: Gründe, Betriebliches Gesundheitsmanagement nicht einzuführen und er-

wünschte Hilfestellungen

In dieser Kategorie galt es herauszufinden warum betriebliches Gesundheitsmanage-

ment in den Unternehmen nicht eingeführt ist, wo Betriebe mögliche Hürden sehen und

an welcher Stelle sie sich Hilfe vorstellen können.

Gründe nicht Einführung

Gründe für die Nichteinführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagement sind in

Tabelle 4 nach Häufigkeit absteigend dargestellt. Die meisten Gründe für eine Nichtein-

führung sahen die Interviewpartner in den Bereichen fehlendes Wissen und Informatio-

nen zum Thema BGM. Auch die nicht vorhandene Aktualität dieses Themas im Unter-

nehmen sowie ein unbekannter Bedarf wurden häufiger genannt.

1

1

1

1

2

3

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5

geeignete personelle Ressourcen

Seminarangebote

verstärktes Informationsangebot

Zusammenarbeit in Netzwerken

persönliche Unterstützung durch Externe

gute Beispiele aus der Region / Branche

Anzahl

Hil

fest

ellu

ng

gewünschte Hilfestellung im BGM

Page 61: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

61/98

Tabelle 4 Gründe für nicht Einführung von BGM (Häufigkeitsverteilung der Antwortenden) (eigene

Darstellung)

Rangnummer Grund für nicht Einführung

1 fehlendes Wissen & Informationen zum Thema BGM (n = 7)

2 kein aktuelles Thema im Unternehmen (n = 3)

2 unbekannter Bedarf (n = 3)

3 vorrangiges Tagesgeschäft (n = 2)

4 fehlende Ressourcen (n = 1)

4 Aufwand nicht beurteilbar (n = 1)

Hürden - Betriebe ohne BGM

Auch diese Unternehmen wurden nach möglichen Hürden befragt. Diese sahen Unter-

nehmen in den Bereichen fehlendes Wissen, inhaltliche Defizite zum Thema BGM als

auch im fehlenden Wissen über Anbieter bzw. Dienstleister im Bereich BGM, siehe

Abbildung 22.

Abbildung 22 Hürden in Betrieben ohne BGM (Häufigkeitsverteilung der Antwortenden) (eigene

Darstellung)

Ergänzung eines Befragten: 1. „Die Krankenkassen haben ja so einen Auftrag zu unter-

stützen glaube ich, aber die machen das doch nur für ihre eigenen Mitarbeiter. Wenn sie

andere Unternehmen nicht unterstützen und beraten, sparen sie ja enorm Kosten.“

1

2

4

4

6

6

0 1 2 3 4 5 6 7

Akzeptanz & Motivation im Unternehmen

hoher Aufwand

Vorrang Tagesgeschäft

unbekannter Bedarf

fehlendes Wissen

fehlende personelle Ressourcen

Anzahl

rden

Hürden in Betrieben ohne BGM

Page 62: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

62/98

Hilfestellung Betriebe ohne BGM

Mögliche Hilfestellungen sehen Betriebe durch externe Dienstleister, eine Unterstüt-

zung durch Krankenkassen oder Berufsgenossenschaften, die Zusammenarbeit in Netz-

werken, gute Beispiele aus der Region / Branche sowie in praktischen Informationen im

Internet oder Informationsmaterial zum Thema BGM. Außerdem können sich die inter-

viewten Unternehmen eine zentrale Anlaufstelle, eine Hotline oder Leitfäden vorstellen.

In Bezug auf Leitfäden erzählte eine Interviewperson: 1. „Gute Frage, Leitfäden wären

eine Möglichkeit. Diese müssen natürlich auch Vorteile und Inhalte zum Ablauf enthal-

ten.“

Eine Interviewperson ergänzte zur Hilfestellung durch Externe:

2. „Die Unterstützung durch Krankenkassen und Berufsgenossenschaften ist kritisch zu

betrachten. In dieser Branche fungieren KK und BG nicht nur als Berater und Unterstüt-

zung für BGM sondern sind zusätzlich Leistungserbringer für Unternehmen in dieser

Branche…“

Motivation zur Einführung bei Betrieben ohne BGM

Im nächsten Schritt wurden die Betriebe befragt, was sie motivieren könnte, doch noch

BGM im Betrieb zu integrieren. Die Antworten werden in Tabelle 5 unter Verwendung

einer absteigenden Wertung dargestellt.

Tabelle 5 Motivationsgründe zur Einführung von BGM (Häufigkeitsverteilung der Antwortenden)

(eigene Darstellung)

Rangnummer Motivationsgrund zur Einführung von BGM

1 persönliche Unterstützung durch Krankenkassen & Berufsgenossenschaften

(n = 5)

2 gute Beispiele aus der Region/Branche (n = 3)

3 Fehlzeiten (n = 2)

4 zentrale Anlaufstelle (n = 1)

4 Integration durch externen Dienstleister (n = 1)

4 Hotline (n = 1)

4 Medienpaket (n = 1)

4 auftretender Bedarf (n = 1)

4 mehr Zeit für BGM (n = 1)

4 allgemeine Vorsorge / Früherkennung für Mitarbeiter (n = 1)

4 Beseitigung der Hürden (n = 1)

Page 63: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

63/98

Kategorie: Zukunft betriebliches Gesundheitsmanagement

In Betrieben mit einem vorhandenen BGM, wurden die Interviewpartner nach Argu-

menten befragt, die sie Anbringen würden, um andere Betriebe vom BGM zu überzeu-

gen.

Eine Interviewperson gab an, dass dies im Rahmen eines monatlichen Unternehmer-

stammtisches erfolge.

Zwei Interviewpersonen empfanden es als schwierig, Argumente für die Umsetzung in

anderen Unternehmen zu finden. Dabei lagen die Begründungen entweder in der Tatsa-

che, das das BGM erst vor kurzen etabliert wurde oder in der Ergänzung dass allgemein

ein überzeugender Grund in der Reduzierung der Fehlzeiten für andere Unternehmen zu

sehen wäre.

Entwicklungsmöglichkeiten in Betrieben mit BGM

In Ergänzung zu diesem Thema wurden diese Betriebe um ihre Einschätzung über eine

Zukunft des BGM gebeten. Hierfür wurden drei Antwortmöglichkeiten vorgegeben so-

wie die Möglichkeit Ergänzungen durch die Interviewperson vorzunehmen. Zwei Be-

triebe schätzen ein, dass BGM von gleichbleibender Wichtigkeit ist und ein Unterneh-

men bezeichnet es als wichtiger denn je.

Abschließend wurden die Unternehmen nach der Entwicklungsmöglichkeit aufgrund

eines BGM befragt.

Unternehmen die bereits ein BGM integriert haben, sahen Entwicklungsmöglichkeiten

im Bereich der Reduzierung von Fehlzeiten, eine Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit

sowie in der Anpassung des Unternehmens an die Wünsche oder Probleme von Mitar-

beitern. Weiterhin wäre es eine Chance, die Schwächen des Unternehmens zu erkennen

und für diese gemeinsame Lösungsstrategien zu entwickeln. Eine Interviewperson

merkte an, das das Thema BGM und die Mitarbeiter nicht aus dem Blickfeld eines Un-

ternehmens geraten sollten.

Eine Interviewperson äußerte keine genaue Vorstellung über Entwicklungsmöglichkei-

ten zu haben, merkte jedoch an: „BGM Maßnahmen sind nur durchführbar, wenn die

entstehenden Kosten durch andere Institutionen übernommen werden. Aber sobald Geld

aus der eigenen Tasche für Maßnahmen investiert werden soll, gibt es keinerlei Chance,

dass diese durchgeführt werden. Das ist ja klar (…) entspricht dem geschäftlichen und

wirtschaftlichen Denken.“

Page 64: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

64/98

Entwicklungsmöglichkeiten in Betrieben ohne BGM

Betriebe, die kein BGM integriert haben, sahen Entwicklungsmöglichkeiten im Entge-

genwirken des demographischen Wandels, in der Fachkräftebindung, Fachkräftegewin-

nung, einer verstärkten Identifizierung der Mitarbeiter mit dem Unternehmen, einer

Fehlzeitensenkung sowie einer steigenden Produktivität und Motivation der Mitarbeiter.

Anmerkungen der Befragten: 1. „Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel ist das neben

einer guten Bezahlung, eine weitere Möglichkeit Mitarbeiter, sicherlich nicht dauerhaft

aber für einen längeren Zeitraum, an das Unternehmen zu binden….“

2. „…Ob sich durch eine Einführung etwas ändert im Gesundheitsmanagement? Zu-

nächst müssen die Krankenkassen anfangen, da läuft ja so einiges schief bei denen. Da

haben ja die wenigsten ne Ahnung, wie was laufen soll.“

3. „Meine Art von Gesundheitsmanagement ist es, wie bereits erwähnt, meinen Mitar-

beitern schneller Facharzttermine oder Termine in Fachkliniken zu vermitteln.“

Page 65: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

65/98

6 Diskussion

6.1 Interpretation der Untersuchungsergebnisse

Zunächst gilt es zu beachten, dass die Ergebnisse der Stichprobengröße entsprechend zu

interpretieren sind. Durch den qualitativen Forschungsgegenstand dieser Erhebung ent-

halten die dargestellten Ergebnisse Zahlenwerte, welche mit einem statistischen Wert

gleichzusetzen sind. Diese geben lediglich eine subjektive Einschätzung der einzelnen

Interviewpersonen wieder und können somit als Anhaltspunkt dienen, wie eine künftige

Hilfestellung für KMU im Bereich des BGM aussehen könnte.

Kategorie: Verantwortung für Gesundheit

Im Bereich Verantwortung für Gesundheit sind Übereinstimmungen in dem Sinne zu

erkennen, dass sich die Unternehmen der Verantwortung für die Gesundheit ihrer Mit-

arbeiter bewusst sind.

Kategorien: Reichweite und Struktur des Betrieblichen Gesundheitsmanagement

Zuerst gilt es, die Anwendung bzw. Durchführung eines BGM genauer zu betrachten.

Von allen interviewten Unternehmen gaben drei an, derzeit ein BGM durchzuführen.

Aufgrund der in Tabelle 6 dargestellten Aussagen und der ausführlichen Darlegung im

Kapitel 3.4.1 zum Verständnis eines BGM gilt es festzuhalten das zwei Betriebe kein

BGM durchführen. Allerdings sind Einzelmaßnahmen in den Bereichen BGF, BEM und

Arbeitsschutz erkennbar.

Page 66: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

66/98

Tabelle 6 Vergleich BGM Betriebe und BGM Inhalte (eigene Darstellung)

Angabe durch IP Kennzeichen BGM Im Unternehmen vor-

handen?

1. BGM Unternehmen

BGM als Einzelmaßnahme BGM = Managementkonzept / Ansatz nein

Beteiligung von Führungskräften

für BGM Gestaltung.

Kein Steuerkreis vorhanden.

Steuerkreis für Gestaltung BGM (emp-

fehlenswert)

nein

keine Mitarbeiterbeteiligung. Mitbestimmung für Akzeptanz nein

Fehlzeitenanalyse Ziel AU Sen-

kung

BGM = bewusste Steuerung und Integ-

ration aller betrieblichen Prozesse um

Gesundheit & Wohlbefinden der Be-

schäftigten zu erhalten / fördern.

nein

BEM - Gespräche Inhalte BGM teilweise

2. BGM Unternehmen

BGM im Arbeitsschutz integriert BGM = Managementkonzept / Ansatz nein

kein Steuerkreis Steuerkreis für Gestaltung BGM (emp-

fehlenswert)

nein

Mitarbeiterbeteiligung durch Ge-

spräche ohne Dokumentation

Mitarbeiterbeteiligung durch Gremien

bzw. Dokumentation

nein

individuelle Maßnahmen auf Analysen beruhende/gestützte

Maßnahmen im BGM

nein

Ziel = Gesundheit der Mitarbeiter

erhalten

BGM = bewusste Steuerung und Integ-

ration aller betrieblichen Prozesse um

Gesundheit & Wohlbefinden der Be-

schäftigten zu erhalten / fördern.

teilweise

3. BGM Unternehmen

Gestaltung als eigenständiges

Instrument

BGM = Managementkonzept / Ansatz ja

geplanter Mitarbeiterbeteiligung Mitbestimmung für Akzeptanz ja

Ziele allgemeine Verbesserun-

gen von Bedingungen, Image-

verbesserung, Mitarbeitergewin-

nung,

Senkung / Beibehaltung der Fluk-

tuation

BGM = bewusste Steuerung und Integ-

ration aller betrieblichen Prozesse um

Gesundheit & Wohlbefinden der Be-

schäftigten zu erhalten / fördern.

ja

Page 67: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

67/98

Weiterhin ist zu reflektieren, dass das dritte Unternehmen sich bisher in der Anfangs-

phase des BGM Prozesses befindet und daher die weitere Gestaltung und der Ausbau

nicht betrachtet werden kann.

Von sieben Unternehmen, welche nach eigenen Angaben kein BGM durchführten, bo-

ten zwei Unternehmen ihren Beschäftigten Einzelmaßnahmen an. Diese Einzelmaßna-

hen werden in den Unternehmen durch die Übernahme oder Beteiligung am Mitglieds-

beitrag des Fitnessstudios realisiert.

Kategorie Hürden

Bei der zusammenfassenden Betrachtung der Ergebnisse zu dieser Kategorie sind Über-

einstimmungen von BGM und nicht BGM Betrieben in den folgenden Bereichen er-

kennbar:

fehlendes Wissen

fehlende Ressourcen

Motivation im Unternehmen

Akzeptanz im Unternehmen.

Kategorie Hilfestellungen

In der Kategorie Hilfestellungen sind Übereinstimmungen, bei BGM und nicht BGM

Betrieben, in den folgenden Bereichen erkennbar:

gute Beispiele aus der Region / Branche

persönliche Unterstützung durch Externe

mehr Informationen

Zusammenarbeit in Netzwerken

personelle Ressourcen.

Unter dem Begriff persönliche Unterstützung durch Externe bezeichnen Interviewpart-

ner Krankenkassen, Berufsgenossenschaften oder andere Dienstleister.

Für die Datenerhebung (Interviewleitfaden) erfolgte die Integrierung einiger Fragen des

iga Report von Bechmann et al. (2011). Aufgrund der unterschiedlichen Stichproben-

größen sowie der Branchenunterschiede können die Ergebnisse nicht direkt verglichen

werden. Jedoch sind Trends in verschiedenen Bereichen, siehe Tabelle 7, erkennbar.

Page 68: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

68/98

Tabelle 7 Trends Hürden und Hilfestellungen im Bereich BGM (eigene Darstelllung)

Hürden Hilfestellung

fehlendes Wissen Beispiele aus der Region/Branche

fehlende Ressourcen mehr Informationen

fehlende Motivation persönliche Unterstützung

Zusammenarbeit in Netzwerken

zentrale Anlaufstelle oder Hotline

6.2 Kritische Reflexion

6.2.1 kritische Reflexion zum Vorgehen

Methodisches Vorgehen

Wie bereits im Kapitel 5.1 erwähnt, stellten sich von zwanzig kontaktierten Unterneh-

men zehn aus den Gewerben Orthopädieschuhtechnik und Orthopädietechnik für ein

Interview zur Verfügung.

Zu Beginn soll die Datenerhebung reflektiert werden.

Diese wurde mit Hilfe von Branchenverzeichnissen und der direkten Kontaktierung der

Unternehmen durchgeführt. In Anbetracht der vorhandenen Ressourcen (zeitlich und

finanziell) ist diese Art der Erhebung vertretbar.

Zur Diskussion gestellt werden muss, ob eine zweite Datenerhebung notwendig gewe-

sen wäre, wenn direkt zu Beginn eine größere Anzahl an Unternehmensdaten eruiert

worden wäre.

Bei einer erneuten Datenerhebung könnte dies zu Beginn berücksichtigt werden um

zeitliche Ressourcen besser zu nutzen.

Erneut mit einbezogen werden sollte, dass aufgrund der Urlaubszeit genügend zeitliche

Ressourcen für die Kontaktierung und Datenerhebung berücksichtigt bzw. eingeplant

werden. Da dies in der vorliegenden Untersuchung geschah, gab es trotz Interviewabsa-

gen und erneuter Recherche geeigneter Interviewpartner keinerlei Engpässe in dieser

Phase.

Eine strukturierte Arbeits- und Vorgehensweise bei der Verarbeitung unternehmensbe-

zogener Daten erleichterte die Arbeitsschritte Datenerhebung, Nacherfassung und Auf-

bereitung. Hierbei kann ähnlich wie in Abbildung 12 (Seite 49) die Datenverarbeitung

erfolgen, jedoch können auch andere Arbeitstechniken angewendet werden.

Kritisch reflektiert werden muss die Art der Datenerhebung, welche in sieben Unter-

nehmen vor Ort durchgeführt wurde. Zeitliche und finanzielle Ressourcen sind hierbei

Page 69: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

69/98

höher als bei einem Telefoninterview, welches dreimal durchgeführt wurde. Daher be-

steht die Überlegung, ob bei einer erneuten Erhebung direkt bei der Erstkontaktierung

die Datenerhebung in Form eines Telefoninterviews angegeben wird.

Angemerkt werden muss an dieser Stelle, dass bei der vorliegenden Erhebung einige

Unternehmen ein persönliches Gespräch wünschten. In diesem Fall gilt es zu überlegen,

ob und inwieweit Ausnahmeregelungen bei einer erneuten Erhebungen möglich wären.

Stichprobe

Da es sich um eine verhältnismäßig kleine Anzahl an interviewten Unternehmen han-

delt, gilt es zu überlegen, ob die Verwendung des Begriffes Stichprobe gerechtfertigt ist.

Jedoch sind in der qualitativen Forschung zu untersuchende Einheiten aufgrund des

höheren Aufwands in der Regel deutlich kleiner als in der quantitativen Forschung

(Bortz & Döring, 2003, S. 336).

Weiterhin erheben die dargestellten Ergebnisse nur einen Teilanspruch auf Repräsenta-

tivität, denn es gilt zu berücksichtigen, dass sich qualitative Sozialforschung dem Kon-

zept der exemplarischen Verallgemeinerung bedient (Wahl, Honig & Gravenhorst,

1982, S. 206). In diesem Falle sind detaillierte Einzelfallbeschreibungen als repräsenta-

tiv anzusehen, da sie als typische Vertreter einer Klasse ähnlicher Fälle gelten können.

Für eine bessere Generalisierbarkeit wäre es von Vorteil, an diese quantitative Analyse

eine qualitative Untersuchung anzuschließen. So ist es denkbar, die gewonnenen Er-

kenntnisse für weitere Forschungen zu verwenden.

6.2.2 kritische Reflexion der Ergebnisse

Stichprobencharakteristik

Aufgrund der geringen Anzahl an interviewten Unternehmen ist sowohl die durch-

schnittliche Mitarbeiterzahl (13 Mitarbeiter) als auch die durchschnittliche Anzahl an

weiteren Standorten (3 Filialen) kritisch zu betrachten. Interessant wäre ein Vergleich

mit einer größeren Stichprobe in dieser Branche, um zu reflektieren, wie sich diese

Werte verändern.

Weiterhin wissenswert wäre, wie sich bei einer größeren Stichprobe das Verhältnis von

Betriebsräten in den Betrieben verhält, da in der vorliegenden Erhebung in keinen der

zehn interviewten Unternehmen ein solcher vorhanden war. Ebenso informativ wären

die Ergebnisse bei einer größeren Stichprobe, bezogen auf das Verhältnis von Betrie-

ben, welche ein BGM durchführen.

Page 70: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

70/98

Kategorie Hilfestellungen

In diesem Bereich gilt es Auffälligkeiten zu diskutieren. Hierzu werden die Aussagen

einiger Interviewpersonen wiederholt einbezogen.

„Gute Frage, Leitfäden wären eine Möglichkeit. Diese müssen natürlich auch Vorteile

und Inhalte zum Ablauf enthalten.“

In diesem Bereich gilt es anzumerken, dass bereits eine Vielzahl an Hilfestellungen,

auch in Form von Leitfäden, durch diverse Anbieter zur Verfügung gestellt werden. Um

Leitlinien mehr Beachtung zu schenken bzw. deren Gebrauch zu erhöhen, ist hier der

Apell „Publikmachen“ und „Aufklärungsarbeit leisten“ gegeben.

Einige der befragten Unternehmen äußerten den Wunsch nach einer Hotline als Hilfe-

stellung. Dieser Wunsch muss jedoch unter einigen Aspekten beleuchtet werden. Denn

um ein flächendeckendes Angebot zu ermöglichen, selbst wenn dies nur im Bundesland

Thüringen wäre, müsste ein hoher Ressourcenaufwand betrieben werden. Da neben ei-

ner zeitlichen auch eine geeignete personelle Absicherung gewährleistet werden müsste.

Aktuell gibt es ebenfalls eine Vielzahl an Materialien und Anlaufstellen, welche durch

Krankenkassen, Unfallversicherungsträger oder andere Akteure bedient werden. Ein

denkbarer Lösungsansatz in diesem Fall wäre auch in diesem Fall ein verstärktes

Publikmachen bei den KMU.

„Die Unterstützung durch Krankenkassen und Berufsgenossenschaften ist kritisch zu

betrachten. In dieser Branche fungieren Krankenkassen und Berufsgenossenschaften

nicht nur als Berater und Unterstützung für BGM sondern sind zusätzlich Leistungser-

bringer für Unternehmen in dieser Branche…“

Diese Spezifikation, der Doppelfunktion von Krankenkassen und Berufsgenossenschaf-

ten ist in der Branche Gesundheitswesens einmalig. Hier gilt es die Anmerkungen und

Bedenken der KMU wahrzunehmen und entsprechend zu handeln.

Ein Lösungsvorschlag, um Misstrauen oder Vorbehalte der KMU gegenüber Kranken-

kassen oder Berufsgenossenschaften - wie im Zitat erwähnt - auszuräumen, ist ein

transparentes Vorgehen und Aufklärung.

„Ich könnte mir vorstellen, ein BGM zu integrieren, wenn mir ein funktionierendes und

vollständiges Konzept durch den Betriebsarzt bereit gestellt würde. Dieser wäre dann

für die Überwachung und Pflege zuständig, aber natürlich nur, wenn das Konzept auf

Freiwilligkeit der Mitarbeiter basiert.“

Page 71: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

71/98

Gerade im Bereich des BGM ist es schwierig, einzelne Projekte auf andere Betriebe

umzumünzen. Allein durch unterschiedliche betriebliche Spezifika ist das Überstülpen

eines gut funktionierendes BGM auf ein anderes Unternehmen nicht möglich (siehe

Kapitel 3.3, Kapitel 3.4).

Denn gerade durch diese Merkmale wird ein BGM lebendig und weiterentwickelt.

Somit ist an dieser Stelle zu resümieren, dass es schwierig werden dürfte, ein fertiges

Konzept im Betrieb einzusetzen. Allenfalls besteht die Möglichkeit in direkter Zusam-

menarbeit mit Betriebsärzten oder andren geschulten Personal (z.B. Gesundheitsmana-

ger) ein BGM Konzept für den Betrieb zu entwickeln. Hierbei ist jedoch eine enge und

vertrauensvolle Zusammenarbeit unabdingbar.

6.3 Ausblick

Resultierend aus den Ergebnissen der vorliegenden Erhebung können verschiedene

Empfehlungen abgeleitet werden. Diese werden in mehrere Kategorien unterteilt:

Netzwerke und gute Beispiele aus der Region / Branche

Für einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch und interdisziplinäre Kontakte ist die

Verwendung eines Netzwerkes sinnvoll. Um KMU für Netzwerkarbeit zu motivieren,

sollten diese Schwerpunkte in den Bereichen Branche, Region oder Thematik aufwei-

sen. Optimal wäre die Verwendung bereits vorhandener gut aufgebauter Netzwerke z.B.

durch Handwerkskammern, Innungen oder anderer Institutionen.

Information und Aufklärung

Aus den Ergebnissen sind Übereinstimmungen in den Bereichen Informationen und

Unterstützung abzuleiten. Auch die Aussage einiger Interviewpersonen bezüglich eines

unbekannten Bedarfs legen dar, dass im Bereich der Aufklärung und Informationswei-

tergabe Defizite abgebaut und Hürden überwunden werden müssen.

Sicherlich gibt es bereits eine Vielzahl an Informationsangeboten, auf welche Unter-

nehmen zurückgreifen können.

Beispielsweise sind für mittelständische Unternehmen von der INQA speziell angefer-

tigte Materialien zur Selbstbewertung in den folgenden Bereichen verfügbar:

INQA-Checks „Wissen & Kompetenz“

INQA-Unternehmenscheck "Guter Mittelstand"

Diversity4U – Diversity und Lebensphasenorientierung in KMU

Beratungsprogramm unternehmensWert:Mensch

Page 72: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

72/98

„INQA-Audit Zukunftsfähige Unternehmenskultur“

Netzwerk der Initiative Neue Qualität der Arbeit.

Dies ist nur eine kleine Auswahl an möglichen Hilfestellungen durch die INQUA. Auch

andere Institutionen bieten Hilfestellungen an.

Ob alle Hilfestellungen jedoch auch auf KMU übertragbar sind ist fraglich. Allerdings

können sich Unternehmen in den einzelnen Teilgebieten Anregungen und Hilfestellun-

gen einholen und somit einen stetigen Entwicklungsprozess im BGM ermöglichen.

Zuweilen gilt es aber zu berücksichtigen, dass das Fehlen geeigneter personeller Res-

sourcen und Unwissenheit zu den vorhandenen Angeboten entschiedene Punkte sein

können, warum diese nicht aufgerufen oder bearbeitet werden.

Fachpersonal im Bereich BGM

Ein wichtiger Aspekt im BGM ist der Punkt, dass personelle Ressourcen den KMU

nicht oder nur bedingt zur Verfügung stehen.

Vorstellbar wäre das Krankenkassen, Berufsgenossenschaften oder andere Anbieter im

Bereich des BGM auf geschultes Personal zurückgreifen bzw. dieses im Personalstamm

ansiedeln. Der Vorteil besteht in der fingierteren Anwendung und Bearbeitung des

Themas als auch in der Qualitätssicherung. So wäre es denkbar, dass Fachpersonal auf

Anfrage der KMU zur Unterstützung eingesetzt werden kann.

Allerdings sollte die Problematik „Harmonisierungsbedarfes bei der Ausbildung von

Gesundheitsexperten“ (Schreiter, 2010) nicht außer Acht gelassen werden und in Zu-

kunft mehr an Bedeutung gewinnen.

Projekt Betriebliches Gesundheitsmanagement in Klein – und Kleinstunternehmen

Brandt, Holtermann & Kunze (2015, S. 61) fokussieren im Rahmen eines dreijährigen

geförderten Projektes klein- und kleinstunternehmen im Handwerk. Aus ihren Projekt-

ergebnissen geht hervor, dass aufgrund der Ressourcenbeschränkung diese Unterneh-

men besondere Unterstützung bei der Einführung gesundheitsfördernder Maßnahmen

benötigen.

Weiterhin legen Brandt et al. (2015, S. 61) dar, dass Themen die über den reinen

Gesundheitsschutz hinausgehen nicht ernst genommen werden. Hierzu berufen sich

einige Unternehmen auf die vom Gesetzgeber verpflichtenden Aufgaben zum Arbeits-

schutz.

Durch die vorherrschenden Unternehmensstrukturen der KMU mit vielen Filialen bzw.

Zweigstellen und Mitarbeitern im Außendienst ist eine erfolgreiche Einführung präven-

tiver Gesundheitsmaßnahmen erschwert. Hinzu kommen fehlende personelle und finan-

Page 73: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

73/98

zielle Ressourcen, Vorrang des Tagesgeschäfts sowie die Existenzsicherung. Gerade in

KMU sind keine Betriebsräte oder Mitarbeitervertretungen als mögliche Initiatoren für

Gesundheitsprävention vorhanden (Brandt et al., 2015, S. 61).

Die aufgeführten eher hemmenden Faktoren stehen einer Reihe förderlicher Faktoren

für Maßnahmen der Gesundheitsförderung gegenüber. Zu ihnen gehören eine über-

schaubare Mitarbeiterstruktur, eine enge Beziehung zwischen Unternehmer und Be-

schäftigten sowie die soziale Unterstützung durch die familiäre Struktur. Auch die meist

vorherrschende starke regionale Verankerung bietet Möglichkeiten gesundheitsförderli-

che Maßnahmen über regionale Netzwerke am Laufen zu halten bzw. Allianzen für

BGF zu bilden (Brandt et al., 2015, S. 61).

Präventionsgesetz

Ende 2014 hat die Bundesregierung den Gesetzesentwurf zur Stärkung der Gesundheits-

förderung und Prävention (Präventionsgesetz – PrävG) in den Bundesrat eingebracht. In

wesentlichen Teilen trat dieses Gesetz am 25. Juli 2015 in Kraft und regelt erstmalig die

BGF.

Fraglich ist jedoch, ob durch diese Neuerungen ein Fortschritt erzielt werden kann.

Düwell (2015) merkt an, dass eine Verpflichtung der Krankenkassen und Berufsgenos-

senschaften sowie der Rentenversicherung für eine aktive Unterstützung bei der Imple-

mentierung von betrieblichen Gesundheitsmanagementsystemen fehlt.

Genauer bezieht sich Düwell (2015) auf KMU, welche eine aktive Unterstützung bei

der Einrichtung eines BGM benötigen. Somit wird auf die Empfehlung des Bundesrates

verwiesen, welche den Vorschlag einbrachte, nach § 65a SGB V im weiteren Gesetzge-

bungsverfahren zu prüfen, inwieweit auch in diesem BGM mit eingebunden werden

kann. Allerdings wurden diese geforderten Regelungen aus Sicht der Bundesregierung

als nicht erforderlich eingestuft (BT-Drs 18 / 4282 zitiert nach Düwell, 2015).

Begründung findet dies in der Tatsache, dass bereits durch die geltende Rechtslage

Krankenkassen Leistungen zur BGF wahrnehmen, in dem diese Unternehmen bei der

Etablierung und Implementierung betrieblicher Gesundheitsmanagementsysteme unter-

stützen. Hierzu merkt Düwell (2015) an: „Das kann nur mit der begrenzten Sicht des

Gesundheitsministeriums erklärt werden, die schon darin zum Ausdruck kommt, dass

nicht vorgeschlagen wurde, den mit der betrieblichen Realität vertrauten Ausschuss für

Arbeit und Soziales zu beteiligen. So bleibt unbeachtet, dass die KMU weder die Sach-

kunde noch die personellen Ressourcen haben, um ein betriebliches Gesundheitsmana-

Page 74: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

74/98

gement aufzubauen. Das hat die 2004 erfolgte Einführung des betrieblichen Eingliede-

rungsmanagement (BEM) in § 84 Abs. 2 SGB XI gezeigt.“

Werden die Ergebnisse der vorliegenden Erhebung in den Punkten Hürden und ge-

wünschte Hilfestellung reflektiert, ist in dem Punkt, dass KMU der Unterstützung be-

dürfen, eine Übereinstimmung vorhanden.

Anknüpfend an diese Tatsache gilt es, das Verständnis für eine gesetzliche Verpflich-

tung zur Übernahme von Beratungsleistungen zu wiederholen. Die einzige Normierung

hierzu findet sich in § 84 Abs. 2 Satz 4 SGB IX, nach der Arbeitgeber das Recht haben,

örtliche Servicestellen hinzuzuziehen, insoweit Betroffene Leistungen zur Teilhabe im

Arbeitsleben zur Erfüllung der Ziele des BEM in Anspruch nehmen wollen.

Auch hier gilt es kritisch anzumerken, wie viele Unternehmen über diese Möglichkeit

informiert sind und die nötige manpower besitzen, um sich zielgerichtet an eine örtliche

Servicestelle zu wenden sowie eine solche Implementierung durchzuführen.

Somit der abschließende Appell, dass KMU nicht nur ein Recht auf Beratung haben,

sondern auch einen Rechtsanspruch auf professionelle Experten, die sie hinzuziehen

können, um ein betriebliches Gesundheitsmanagementsystem aufzubauen (Düwell,

2015).

Page 75: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

75/98

7 Zusammenfassung

Hintergrund und Problemstellung

Schätzungsweise sind ein Drittel der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in

KMU angestellt. Allerdings findet das Thema Gesundheit in diesen Unternehmen erst

seit wenigen Jahren Anklang.

Doch gerade in KMU hat dieses Thema einen anderen Stellenwert. Längere Ausfallzei-

ten oder Unfälle können schnell existenzgefährdend werden. Daher werden die Durch-

schnittskosten für einen Arbeitsunfähigkeitstag deutlich höher angegeben als in anderen

Wirtschaftszweigen.

Die Innovationsfähigkeit von KMU kann in Verbindung mit ihrem wirtschaftlichen Er-

folg gebracht werden. Somit stellt eine systematische Gesundheitsförderung eine Inves-

tition in das Human- sowie in das Sozialkapital eines Unternehmens dar.

KMU sind im Bereich des Gesundheitswesens häufig vertreten. Einen der bedeutends-

ten Beschäftigungsbereiche in der Bundesrepublik Deutschland stellt das Gesundheits-

wesen dar. In diesem arbeiteten im Jahr 2012 rund 5,2 Millionen Menschen. Zusätzlich

stieg die Zahl der Arbeitsplätze dreimal so stark wie in der Gesamtwirtschaft an. Im

Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen übernehmen im Gesundheitswesen Sozialver-

sicherungsträger einen Teil der Kosten für Medizinprodukte oder andere Dienstleistun-

gen.

Nach den vorliegenden Rechercheergebnissen ist BGM bisher eher in großen Unter-

nehmen des Gesundheitswesens integriert. Größtenteils wird dies in einzelnen Unter-

nehmensbereichen, statt im Gesamtbetrieb etabliert bzw. durchgeführt.

Zielsetzung

Gleichwohl große Unternehmen im Gesundheitswesen ein BGM etablieren und durch-

führen, konnten keine Tätigkeiten in diesem Bereich bei KMU festgestellt werden. Da-

raufhin erfolgte die Untersuchung dieses Themenfeldes und die Erstellung der For-

schungsfrage. Die vorliegende Untersuchung geht der Frage nach, welche Hindernisse

bei der Integrierung von BGM aus der Sicht von KMU im Gesundheitswesen auftreten.

Page 76: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

76/98

Gegenwärtiger Kenntnisstand

Für den Aufbau und die Ausgestaltung eines BGM ist ein umfangreiches Verständnis

von Arbeit und Gesundheit notwendig. Hierbei sollten zunächst die vielfach definierten

Begriffe Gesundheit und Krankheit einem einheitlichen Verständnis unterliegen.

So kann Gesundheit als der Zustand vollkommenen Wohlbefindens verstanden werden,

welcher nicht allein durch die Abwesenheit von Krankheit oder Gebrechen gekenn-

zeichnet ist.

Krankheit hingegen ist im engeren medizinischen Sinne mit einer Behandlungs- und /

oder Pflegebedürftigkeit zu verstehen. In diesem Zusammenhang ist der Begriff der

Krankheitsprävention näher zu betrachten. Diese beinhaltet alle Maßnahmen, die dem

Vermeiden, Eintreten oder Ausbreiten einer Krankheit dienen. Je nach Interventions-

schwerpunkt erfolgt die Untergliederung in Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention.

Das Gesundheits – und Krankheitsverständnis sollte weiterhin im Bezug zur Arbeitswelt

betrachtet werden. In der sogenannten neuen Arbeitswelt sind neben globalen Flexibili-

sierungsprozessen auch eine Ausweitung des Dienstleistungssektors sowie Nachwir-

kungen aus der Wiedervereinigung zu verzeichnen.

Daher kommt dem Setting - Ansatz Betrieb eine entscheidende Rolle zu. In diesem sol-

len Rahmenbedingungen geschaffen werden, welche die Gesundheit der Mitarbeiter in

den Mittelpunkt stellen. Arbeit und Arbeitsbedingungen sollen so gestaltet werden, dass

diese für den Einzelnen eine Quelle der Gesundheit und nicht der Krankheit sind.

In der betrieblichen Praxis sind viele Modelle vorhanden, welche sich mit den Einfluss-

faktoren auf die Arbeitsfähigkeit von Arbeitnehmern beschäftigen. Um eine konkrete

Darstellung der betrieblichen Wirklichkeit zu ermöglichen, welche gleichzeitig einem

arbeitswissenschaftlichen Verständnis gerecht wird, hat sich das Haus der Arbeitsfähig-

keit von Tempel und Ilmarinen bewährt. Dieses Konzept beinhaltet Wege zur Wieder-

herstellung, Erhaltung und Verbesserung von Mitarbeiterpotenzialen. Diese werden

nachvollziehbar für den betrieblichen Alltag beschrieben und beruhen auf einer Längs-

schnittstudie von über elf Jahren und einer Beteiligung von mehr als 6. 500 Arbeitern

und Angestellten.

Ebenfalls relevant ist ein einheitliches Verständnis zum betrieblichen Gesundheitsma-

nagement sowie der integrierten Prozesse. BGM ist als konzeptioneller Rahmen, für die

Umsetzung betrieblicher Gesundheitspolitik sowie aller Aktivitäten, die auf den Erhalt

und die Förderung der Mitarbeitergesundheit abzielen, zu verstehen. Einzelne Inhalte

des BGM bestehen aus den Bereichen des betrieblichen Eingliederungsmanagement,

betriebliche Gesundheitsförderung, Arbeits- & Gesundheitsschutz, betriebliche Sucht-

Page 77: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

77/98

prävention sowie Beratungs- und Unterstützungssysteme. Für ein gut funktionierendes

BGM ist es von Bedeutung, dass alle Ziele und Angebote der beteiligten Fachstellen

untereinander abgestimmt werden.

Damit soll eine Verbesserung der Gesundheitssituation von Beschäftigten, die Steige-

rung der Arbeitszufriedenheit sowie die Schaffung gesundheitsgerechter und persön-

lichkeitsfördernder Arbeitsbedingungen verfolgt werden.

Letztlich ist eine Darstellung der unmittelbaren oder erkennbaren finanziellen Rückflüs-

se aus Investitionen für Maßnahmen des BGM problematisch. Allerdings kann durch

Erhebungen der gesundheitliche und ökonomische Nutzen für BGF und Prävention be-

legt werden. Erzielbare Einsparungen werden mithilfe von Zielgrößen wie Krankheits-

kosten und krankheitsbedingte Fehlzeiten (Absentismus) dargestellt. Durch die Kenn-

zahl Return on Investment (ROI) können Veränderungen dieser Zielgrößen in Form

eines Verhältnisses dargestellt werden. Der ROI verdeutlicht, wie viel Einheiten pro

investierten Dollar ein Unternehmen zurückerhält.

Methodik

Nach einer eingehenden Literaturrecherche und ableitend aus der Forschungsfrage wur-

den weitere Maßnahmen zum geplanten Untersuchungsvorhaben vorgenommen. So

wurden von Mai bis Juni 2015 Daten zu möglichen Interviewpartnern erhoben und diese

kontaktiert. Vorab wurden hierfür Ein – und Ausschlusskriterien festgelegt und mögli-

che Störvariablen überdacht. Die anschließende Datenerhebung fand im Zeitraum Juni

bis September 2015, durch die Verwendung von Interviewleitfäden, statt. Beide Inter-

viewleitfäden unterschieden sich in dem Inhalt, dass bei Betrieben mit vorhandenem

BGM ein anderer Fragebogen verwendet wurde, als bei Betrieben ohne BGM. Vorab

erfolgte die Erprobung beider Interviewleitfäden mit Hilfe eines Pretest.

Für die Untersuchungseinheit wurden aus dem Gesundheitshandwerk Orthopädieschuh-

techniken und Orthopädietechniken im Raum Eisenach und Wartburgkreis ausgewählt.

Insgesamt wurden zehn Unternehmen aus der Gesundheitsbranche einem Interview un-

terzogen. Hauptsächlich erfolgte die Erhebung bei den Interviewpersonen vor Ort, hin-

gegen in einzelnen Fällen die Erhebung in Form eines Telefoninterviews erfolgte. Beide

Erhebungsformen nahmen ca. 20 Minuten für die Befragungszeit in Anspruch. Ergän-

zend zum geführten Interview wurden Interviewmemos angefertigt. Diese boten die

Grundlage der weiteren qualitativen Inhaltsanalyse, die zur Datenauswertung verwendet

wurde. Daher konnte nur bedingt eine deskriptiv statistische Auswertung vorgenommen

werden.

Page 78: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

78/98

Ergebnisse

Für die Erhebung konnten von zwanzig angefragten Unternehmen insgesamt zehn inter-

viewt werden. Dabei stammten drei aus dem Gewerk Orthopädieschuhtechnik, vier aus

dem Gewerk Orthopädietechnik sowie drei aus beiden Gewerken.

Durchschnittlich waren in diesen Betrieben 13 Mitarbeiter beschäftigt und zwei Zweig-

stellen je Unternehmen vorhanden. Auffällig war, dass die meisten der befragten Unter-

nehmen seit mehreren Generationen als Familienbetrieb geführt werden.

Bei der Befragung gaben drei Unternehmen an, derzeit ein BGM durchzuführen. Hin-

gegen die restlichen sieben diese Frage verneinten.

Anhand der Ergebnisse konnten in den Kategorien Hürden und Hilfestellungen Über-

einstimmungen bei Betrieben mit BGM und ohne BGM identifiziert werden.

Wesentliche Hürden sahen die Unternehmen sowohl im Bereich fehlendes Wissen und

Ressourcen, als auch in der fehlenden Motivation und Akzeptanz im Unternehmen.

Im Bereich gewünschter Hilfestellungen konnten folgende Übereinstimmungen identifi-

ziert werden:

guter Beispiele aus der Region / Branche

persönliche Unterstützung durch Externe

mehr Informationen

Zusammenarbeit in Netzwerken

geeignete Personalressourcen.

Betriebe, die bisher kein BGM etabliert hatten, sahen die häufigsten Motivationsanre-

gungen zur Integrierung eines BGM in der die persönlichen Unterstützung, in guten

Beispielen aus der Region / Brache sowie in der Reduktion der Fehlzeiten. Trotzdessen

gaben diese Betriebe an, in den nächsten zwölf Monaten kein BGM zu integrieren. Die

häufigsten Angaben zur Nichteinführung bestanden laut diesen Unternehmen, in den

Bereichen fehlendes Wissen und Informationen zu diesem Thema, keine Aktualität im

Unternehmen sowie abschließend im unbekannten Bedarf und dem Vorrang des Tages-

geschäftes.

Diskussion

Anhand der Rechercheergebnisse konnten, trotz unterschiedlicher Stichprobengrößen

und Wirtschaftszweigen, Übereinstimmungen, zwischen iga Report 20 und den gewon-

nenen Informationen aus den Interviews, gefunden werden. Diese sind in den Katego-

rien Hürden und Hilfestellungen zu erkennen. Als Hürden können fehlendes Wissen,

Page 79: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

79/98

fehlende Ressourcen, die Motivation im Unternehmen sowie die Akzeptanz im Unter-

nehmen identifiziert werden.

Im Bereich der Hilfestellungen sind neben guten Beispielen aus der Region / Branche

auch eine persönliche Unterstützung durch Externe sowie mehr Informationen, die Zu-

sammenarbeit in Netzwerken und personelle Ressourcen durch die Unternehmen ge-

nannt.

Bei einer erneuten Datenerhebung wäre es zu überlegen, im Vorhinein eine größere

Stichprobe möglicher Interviewpartner zu eruieren, um bei Absagen oder fehlenden

Rückmeldungen keine zweite Datenerhebung durchzuführen. Außerdem sollte, wie im

vorliegenden Untersuchungsgegenstand, die Haupturlaubszeit bedacht werden.

Zusammenfassend zeigt sich, dass Unternehmen dem Thema BGM offen gegenüber

stehen. Die Ergebnisse zeigen eine hohe Erwartungshaltung gegenüber Krankenkassen,

Berufsgenossenschaften und anderen Dienstleistern. Dabei drücken die befragten KMU

klar aus, dass diese zugeschnittene Informationen und Unterstützung benötigen, um für

das Thema BGM motiviert zu werden.

Allerdings ist es mit einer Informationsweitergabe nicht getan. KMU bedürfen weiter-

hin der Hilfe von Externen oder Fachpersonal bei der Planung, Integrierung, Durchfüh-

rung und Weiterentwicklung eines BGM. Ob dies im Rahmen des neuen Präventionsge-

setzes ermöglicht wird, bleibt abzuwarten.

Page 80: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

80/98

8 Literaturverzeichnis

Arbeitsschutzgesetz vom 7. August 1996 (BGBl. I S. 1246), das zuletzt durch Artikel 15

Absatz 89 des Gesetzes vom 5. Februar 2009 (BGBl. I S. 160) geändert worden ist.

Badura, B., Greiner, W., Rixgens, P., Ueberle, M. & Behr, M. (2013). Sozialkapital.

Grundlagen von Gesundheit und Unternehmenserfolg. Berlin, Heidelberg: Springer-

Verlag.

Badura, B.; Schröder, H.; Vetter, C. (2008). Betriebliches Gesundheitsmanagement:

Kosten und Nutzen. Zahlen, Daten, Analysen aus allen Branchen der Wirtschaft (B.

Badura, Hrsg., Fehlzeiten-Report). Heidelberg: Springer.

Badura, B., Ritter, W., Scherf, M. (1999) Betriebliches Gesundheitsmanagement – ein

Leitfaden für die Praxis. Forschung aus der Hans – Böckler – Stiftung. Berlin: Editi-

on Sigma.

Bamberg, E., Ducki,A.; Metz,A.-M. (Hrsg.) (2011): Gesundheitsförderung und

Gesundheitsmanagement in der Arbeitswelt. Ein Handbuch. Göttingen: Hogrefe Ver-

lag GmbH & Co. KG.

BAuA Bundesanstalt für Arbeitsschtz und Arbeitsmedizin (2011). Sicherheit und Ge-

sundheit bei der Arbeit 2009. Dortmund Berlin Dresden.

Baumgart, U.; Metz, A.-M., Degener, M. (2003). Psychische Belastungen und Bean-

spruchungen von Pflegekräften in Brandenburger Krankenhäusern. In: Ulrich E.

(Hrsg.) Arbeitspsychologie in Krankenhaus und Arztpraxis. Bern. Huber. S. 195 –

212.

Betriebsverfassungsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 25. September

2001 (BGBl. I S. 2518), das zuletzt durch Artikel 3 Absatz 4 des Gesetzes vom 20.

April 2013 (BGBl. I S. 868) geändert worden ist.

Blume, A. (2010). Integration von BGM. In B. Badura, T. Hehlmann & U. Walter

(Hrsg.), Betriebliche Gesundheitspolitik. Der Weg zur gesunden Organisation (2.

überarbeitete Auflage, S. 110–119. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag Berlin Hei-

delberg.

Bödeker, W. (2010). Lohnt sich betriebliche Gesundheitsförderung? Ökonomische Indi-

katoren und Evidenzanalyse. In: Faller, G. (Hrsg.): Lehrbuch Betriebliche Gesund-

heitsförderung. Bern. Huber Verlag, S. 171 – 178

Brandenburg, U.; Nieder, P. (2009): Betriebliches Fehlzeitenmanagement. Instrumente

und Praxisbeispiele für Erfolgreiches Anwesenheits- und Vertrauensmanagement. 2.

überarbeitete Auflage. Wiesbaden: Gabler.

Page 81: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

81/98

Brandt, M.; Holtermann, I.; Kunze, D. (2015) Betriebliches Gesundheitsmanagement

für Klein- und Kleinstunternehmen. In Badura, B.(Hrsg) Fehlzeiten-Report 2015.

Neue Wege für mehr Gesundheit -- Qualitätsstandards für ein zielgruppenspezifi-

sches Gesundheitsmanagement : Zahlen, Daten, Analysen aus allen Branchen der

Wirtschaft (Fehlzeiten-Report, Bd. 2015).

BT-Drs. 18/4282, Stellungnahme des Bundesrats, beschlossen in seiner 930. Sitzung am

06.02.2015, abgedruckt auf S. 77 der nicht lektorierten Vorabfassung.

Bundesagentur für Arbeit (2007) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirt-

schaftsabteilungen und Wirtschaftsgruppen WZ 93/ WZ 2003 in der Bundesrepublik

Deutschland, Stand 30.9. 2007. Nürnberg

Bundesministerium für Arbeit und Soziales; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Ar-

beitsmedizin (Dezember 2014). Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2013. Zu-

griff am 26.08.2015.

Caplan, G. (1964). An Approach to Community Mental Health. London: Tavistock.

Champman, L. S. (2005). Meta – evalution of Worksite Health Promotion Economic

Return Studies: 2005 Update. American Journal of Health Promotion , 19 (6), S. 1 –

11.

Crößmann, A.; Schüller, F. (2015). Der Beschäftigtenmarkt in Deutschland: Zahlen,

Daten, Fakten. In Badura, B.(Hrsg) Fehlzeiten-Report 2015. Neue Wege für mehr

Gesundheit - Qualitätsstandards für ein zielgruppenspezifisches Gesundheitsmana-

gement : Zahlen, Daten, Analysen aus allen Branchen der Wirtschaft (Fehlzeiten-

Report, Bd. 2015).

Das Elfte Buch Sozialgesetzbuch – Soziale Pflegeversicherung – (Artikel 1 des Geset-

zes vom 26. Mai 1994, BGBl. I S. 1014, 1015), das zuletzt durch Artikel 2 Absatz 14

des Gesetzes vom 8. April 2013 (BGBl. I S. 730) geändert worden ist.

Das Fünfte Buch Sozialgesetzbuch – Gesetzliche Krankenversicherung – (Artikel 1 des

Gesetzes vom 20. Dezember 1988, BGBl. I S. 2477, 2482), das zuletzt durch Artikel

4 Absatz 3 des Gesetzes vom 20. April 2013 (BGBl. I S. 868) geändert worden ist.

Das Siebte Buch Sozialgesetzbuch – Gesetzliche Unfallversicherung – (Artikel 1 des

Gesetzes vom 7. August 1996, BGBl. I S. 1254), das durch Artikel 4 des Gesetzes

vom 17. Juli 2015 (BGBl. I S. 1368) geändert worden ist. Abrufbar unter

http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/sgb_7/gesamt.pdf, zuletzt geprüft

24.08.2015.

Deci, E. L.; Ryan, R. M. (2008). Self Determination Theroy: A Macrotheory of Human

Motivation, Development and Health. Canadian Psychologiy, 49, S. 182 – 185.

Page 82: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

82/98

Deutsche Gesellschaft für Personalführung e. V. (DGFP) (2004) Unternehmenserfolg

durch Gesundheitsmanagement. Grundlage – Handlungshilfen – Praxisbeispiele.

Bielefeld: Bertelsmann Verlag. S. 18.

Düwell, F. J. (2015): Der vierte Anlauf des Präventionsgesetz. jurisPR – Arb 15/2015.

Bepler, K. (Hrsg).

Einkommensteuergesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 8. Oktober 2009

(BGBl. I S. 3366, 3862), das zuletzt durch Artikel 1, 2 u. 3 des Gesetzes vom 2. No-

vember 2015 (BGBl. I S. 1834) geändert worden ist.

Faller, G. (2010): Lehrbuch Betriebliche Gesundheitsförderung. In Faller, G. (Hrsg)

Prävention und Gesundheitsförderung. Bern: Huber.

Faller, G.; Schnabel, P.-E. (2006). Wege zur gesunden Hochschule. Ein Leitfaden für

die Praxis. Berlin: edition sigma, S. 201 – 225.

Franzkowiak, P. (2011). Krankheit. In Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

(Hrsg.), Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzep-

ten, Strategien und Methoden (2011. Aufl., S. 349–355). Köln: BZgA, Bundeszentra-

le für gesundheitliche Aufklärung.

Freigang – Bauer, I. ; Guisa, G. (2011). Impulse für gesundheitliche Prävention in

Kleinbetrieben. Eine Praxishilfe für Kammern und Verbände. RKW Kompetenzzent-

rum Eschborn. Online Verfügbar unter

http://www.gesundheitunternehmen.de/fileadmin/media/Projektwebsites/Gesundheit

Unternehmen/Dokumente/service/downloads/2012_LF_Praevention-im-Wandel.pdf,

zuletzt geprüft 1.09.2015.

Fritz, S. (2006). Ökonomischer Nutzen `weicher` Kennzahlen. (Geld) Wert von

Abeitszufriedenheit und Gesundheit. 2., korrig. Aufl., Zürich: vdf Hochschulverlag

an der ETH.

Fuchs, M. (2010). Sozialkapital: nicht nur produktiv, sondern auch gesund! In: Faller,

G. (Hrsg.): Lehrbuch Betriebliche Gesundheitsförderung, Bern: Huber Verlag, S. 95

– 102.

Gesetz über Betriebsärzte, Sicherheitsingenieure und andere Fachkräfte für Arbeitssi-

cherheit vom 12. Dezember 1973 (BGBl. I S. 1885), das zuletzt durch Artikel 3 Ab-

satz 5 des Gesetzes vom 20. April 2013 (BGBl. I S. 868) geändert worden ist.

Gesetz über Betriebsärzte, Sicherheitsingenieure und andere Fachkräfte für Arbeitssi-

cherheit vom 12. Dezember 1973 (BGBl. I S. 1885), das zuletzt durch Artikel 3 Ab-

satz 5 des Gesetzes vom 20. April 2013 (BGBl. I S. 868) geändert worden ist.

Page 83: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

83/98

GKV-Spitzenverband (2014) Leitfaden Prävention. verfügbar unter

https://www.gkvspitzenverband.de/media/dokumente/presse/publikationen/Leitfaden

_Praevention-2014_barrierefrei.pdf, zuletzt geprüft am 24.08.2015.

Gregersen, S. (2010). Der Beitrag der Unfallversicherung am Beispiel der Berufs-

genossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege. In: Badura, B.; Walter,

U.; Hehlmann, T. (Hrsg). Betriebliche Gesundheitspolitik. Der Weg zur gesunden

Organisation. Berlin Heidelberg: Springer Verlag, S. 437 – 446.

Hurrelmann, K.; Franzkowiak, P. (2003): Gesundheit. In: Bundeszentrale für gesund-

heitliche Aufklärung (Hrsg). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung. 4. Erweiterte

und überarbeitete Auflage. Schwabenheim a. d. Selz: Sabo, S. 52 – 55.

Hurrelmann, K.; Klotz, T.; Hanisch, J. (2007). Einführung: Krankheitsprävention und

Gesundheitsförderung. In Hurrelmann, K.; Klotz, T.; Hanisch, J. (Hrsg). Lehrbuch

Prävention und Gesundheitsförderung, S. 11 – 20. Bern: Huber Verlag.

Hurrelmann, K.; Laaser, U. (2006). Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention. In

Hurrelmann, K.; Laaser, U.; Razum, O. (Hrsg). Handbuch Gesundheitswissenschaf-

ten, S. 749 – 781. München, Weinheim: Juventa.

IfM Institut für Mittelstandsforschung Bonn. KMU Definition. Online verfügbar unter

http://www.ifm-bonn.org/mittelstandsdefinition/definition-kmu-des-ifm-bonn/ zu-

letzt geprüft am 01.09.2015.

Ilmarinen, J.; Tempel, J.(2002): Arbeitsfähigkeit 2010. Was können wir tun, damit Sie

gesund bleiben? Hamburg: VSA: Verlag.

INQUA Initiative neue Qualität der Arbeit. Die vier strategischen Themenfelder der

Initiative. Verfügbar unter

http://www.inqa.de/DE/InformierenThemen/inhalt.html;jsessionid=DBB78BDB8

C9CF854314A4071ADB8FB42, zuletzt geprüft am 10.10.2015.

Jancik, J.M. (2002). Betriebliches Gesundheitsmanagement. Produktivität fördern, Mit-

arbeiter binden, Kosten senken. Wiesbaden: Gabler Verlag.

Kern, P. & Schmauder, M. (2005). Einführung in den Arbeitsschutz. Für Studium und

Betriebspraxis : mit 22 Tabellen. München [u.a.]: Hanser.

Körper, B., Thiehoff, R. (2011) Wirtschaftlichkeit von Gesundheit und Sicherheit –

Herausforderungen und Entwicklungstrends. In: Zeitschrift für Arbeitswissenschaft,

Jg. 65, H.1, S. 84 - 88

Kramer, I.; Sokoll, I.; Bödeker, W. (2009): Die Evidenzbasierung für betriebliche Ge-

sundheitsförderung und Prävention- Eine Synopse des wissenschaftlichen Kenntnis-

standes. In: Badura, B.; Schröder, H.; Vetter, C.; Bienert, M. L. (2009). Betriebliches

Page 84: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

84/98

Gesundheitsmanagement. Kosten und Nutzen: Zahlen, Daten, Analysen aus allen

Branchen der Wirtschaft. Heidelberg: Springer Medizin. S. 65–76.

Kreis, J.; Bödeker, W. (2003). Gesundheitlicher und ökonomischer Nutzen betrieblicher

Gesundheitsförderung und Prävention. Zusammenstellung wissenschaftlicher Evi-

denz. 1. Auflage (IGA – Report 3). Online verfügbar unter

http://www.dnbgf.de/fileadmin/texte/Downloads/uploads/dokumente/2006/iga_repor

t_3.pdf, zuletzt geprüft am 24.08.2015.

Lange, C. (2006). Gesundheit in Deutschland (Gesundheitsberichterstattung des Bun-

des). Berlin.

Lange, C. (2006). Gesundheit in Deutschland (Gesundheitsberichterstattung des Bun-

des). Berlin.

Mayring, P. (2015). Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. Beltz Pä-

dagogik, 12., Neuausgabe, 12., vollständig überarbeitete und aktualisierte Aufl.

Weinheim, Bergstr: Beltz, J.

Meiler, R. C. (2010). Prävention als kontinuierlicher Verbesserungsprozess: Ein inte-

griertes betriebliches Gesundheitsmanagement. In: Kroll, D.; Dzudzek, J. (Hrsg.).

Neue Wege des Gesundheitsmanagements. „Der gesundherhaltende Betrieb“ – Das

Beispiel Rasselstein. Wiesbaden: Gabler Verlag, S. 29 – 42.

Mollenkopf, C. (2009). Ganzheitliches Betriebliches Gesundheitsmanagement System.

(GABEGS). Handlungsleitfaden für Unternehmen ab 50 Mitarbeiter. Herausgegeben

von Familie und Frauen Bayrisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung.

Müller, B. (2012). …und wer denkt an uns? Gesundheitsförderung in Einrichtungen des

Gesundheitswesens. In Faller, G. (Hrsg.), Lehrbuch Betriebliche Gesundheitsförde-

rung (2. Auflage) Verlag Hans Huber.

Nieder, P. (2004). Organisationsentwicklung und Betriebliches Gesundheits-

management. In: Organisationsentwicklung S. 44 - 56

Pelletier KR (2005) A Review and Analysis of the Clinical and Cost-Effectiveness St

dies of Comprehensive Health Promotion and Disease Management Programs at the

Worksite: Update VI 2000–2004. Journal of Occupational and Environmental Medi-

cine 47 S. 1051–1058.

Richtlinie 89/391/EWG des Rates über die Durchführung von Maßnahmen zur Verbes-

serung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Arbeitnehmer bei der Arbeit.

Vom 12. Juni 1989 (ABl. EG Nr. L 183, S. 1) zuletzt geändert durch Artikel 1 der

Verordnung vom 22. Oktober 2008 (ABl. EG L 311, S. 1) in Kraft getreten am 11.

Dezember 2008.

Page 85: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

85/98

Rigotti, T.; Mohr, G. (2011): Gesundheit und Krankheit in der neuen Arbeitswelt. In:

Eva Bamberg (Hrsg), A. D. A.-M. M. Gesundheitsförderung und Gesundheitsmana-

gement in der Arbeitswelt. Ein Handbuch. Göttingen: Hogrefe Verlag GmbH & Co.

KG. 61–82.

Rimbach, A. (2009). Alternsgerechte Personalentwicklung. In: Nieder, P.; Michalk, S.

(Hrsg.): Modernes Personalmanagement. Weinheim: Wiley, S. 195 – 222.

Rimbach, A. (2013): Entwicklung und Realisierung eines integrierten betrieblichen

Gesundheitsmanagements in Krankenhäusern. 1. Auflage. München, Hamburg:

Hampp.

Rudow, B. (2004). Das gesunde Unternehmen. Gesundheitsmanagement, Arbeitsschutz

und Personalpflege in Organisationen. München: Oldenbourg.

Ryan, R. M.; Deci, E. (2000). Self – determination theory and the facilitation of

intrinsic motivational social development an well – being. American Psychologist,

55, S. 66 – 78.

Ryan, R. M.; Deci, E. L.; (2008). Self – determination theory and the facilitation of

intrinsic motivational social development and well – being. American Psychologist,

55, S. 68 – 78.

Schnur, P.; Zirka, G. (2007) Arbeitskräftebedarf bis 2025. Grenzen der Expansion (IAB

Kurzbericht, 26). Nürnberg: IAB.

Schreiter, I. (2010). iga Projektbericht. Harmonisierungsbedarf der Qualifizierungs-

maßnahmen im Umfeld des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Essen Dresden

Berlin.

Seiler, K., Splittgerber, B (2010). Ein strukturiertes Problem? Herausforderungen der

Gesundheitsförderung für prekär Beschäftigte. In: Faller, G. (Hrsg.): Lehrbuch für

Betriebliche Gesundheitsförderung. Bern: Huber Verlag, S. 266 – 274.

Sockoll, I.; Kramer, I; Bödeker, W. (2008): Wirksamkeit und Nutzen betrieblicher Ge-

sundheitsförderung und Prävention. Zusammenstellung der wissenschaftlichen Evi-

denz 2000 bis 2006. IGA – Report 13 verfügbar unter

http://www.dnbgf.de/fileadmin/texte/Downloads/uploads/dokumente/2008/iga_repor

t13.pdf, zuletzt geprüft 24.08.2015.

Statistisches Bundesamt (2015) Pressemitteilung Nr. 132 vom 14.04.2015. Gesund-

heitsausgaben im Jahr 2013. Zugriff am 26.08.2015.

Statistisches Bundesamt (2010) Broschüre Gesundheit auf einen Blick. Zugriff am

26.08.2015.

Page 86: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

86/98

Tempel, J.; Geißler, H.; Ilmarinen, J. (2010). Der Beitrag der Betrieblichen Gesund-

heitsförderung für die Einhaltung der Arbeitsfähigkeit von älteren und älter werden-

den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In: Faller, G. (Hrsg.) Lehrbuch Betriebliche

Gesundheitsförderung. Bern: Huber Verlag, S. 181 – 189.

Tempel,J.; Ilmarinen, J.; Giesert, M. (Hg.) (2013): Arbeitsleben 2025. Das Haus der

Arbeitsfähigkeit im Unternehmen bauen. Hamburg: VSA: Verlag.

Wahl, K.; Honig, M.S.; Gravenhorst, L. (1982). Wissenschaftlichkeit und Interessen.

Zur Herstellung subjektivitätsorientierter Sozialforschung. Frankfurt am Main. Suhr-

kamp.

Walter, U.; Müller, E. (2008) Die Bedeutung von Fehlzeitenstatistiken für die Unter

nehmensdiagnostik In: Badura, B.; Schröder, H.; Vetter, C. (2008). Betriebliches

Gesundheitsmanagement: Kosten und Nutzen. Zahlen, Daten, Analysen aus allen

Branchen der Wirtschaft (B. Badura, Hrsg., Fehlzeiten-Report). Heidelberg: Sprin-

ger.

Wastmayer, G., Stein, B. (2006). Produktivitätsfaktor Betriebliche Gesundheit. Göttin-

gen: Hogrefe Verlag.

Wattendorf, F., Wienemann, E. (2004). Betriebliches Gesundheitsmanagement. In:

Unimagazin Hannover S. 28 – 31.

Weltgesundheitsorganisation WHO (Hrsg) (1986). Ottawa – Charta for Health Promo-

tion. WHO.

Westermayer, G.; Stein, B. (2006) Produktivitätsfaktor Betriebliche Gesundheit. Göt-

tingen: Hogrefe.

Wienemann, E. (2005). Betriebliches Gesundheitsmanagement und die Rolle der Führ-

ungskraft. In: Lauterbach, M. (Hrsg.): Gesundheitscoaching. Strategien und Metho-

den für Fitness und Lebensbalance im Beruf. Carl – Auer Systeme Verlag: Heidel-

berg, S. 238 – 246.

Wienemann, E. (2006). Auf dem Weg zum integrierten hochschulinternen Gesundheits-

management. In: Faller, G., Schnabel, P.-E. (Hg.). Wege zur gesunden Hochschule.

Ein Leidfaden für die Praxis. Berlin: Edition Sigma, 182 – 190

Wienemann, E. (2012). Betriebliches Gesundheitsmanagement. In: Hensen, P., Hensen,

G. (Hrsg.): Gesundheits- und Sozialmanagement. Leitbegriffe und Grundlagen mo-

dernen Managements. 1 Aufl. Stuttgart: Kohlhammer 175 – 194.

Wienemann, E., Rimbach, A. (2008). Betriebliches Gesundheitsmanagement. Studienb-

rief der Hamburger Fern – Hochschule. Ergolding: Bosch – Druck GmbH.

Wingerter, C. (2009). Der Wandel der Erwerbsformen und seine Bedeutung für die Ein-

kommenssituation Erwerbstätiger. In: Statistisches Bundesamt, Wirtschaft, Statistik,

November 2009, Wiesbaden

Page 87: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

87/98

9 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

9.1 Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Erwerbstätige und Erwerbslose 1991 bis 2013 (in Mio.) (Crößmann & Schüller, 2015, S. 12)

.................................................................................................................................................................... 11 Abbildung 2 Erwerbstätige nach Wirtschaftssektoren (in %) (Crößmann & Schüller, 2015, S. 13) .......... 14 Abbildung 3 Krankheitskosten 2006 (Statistisches Bundesamt, 2010, S. 34) ............................................ 15 Abbildung 4 Haus der Arbeitsfähigkeit (Tempel & Ilmarinen, 2013) ........................................................ 17 Abbildung 5 Überbetrieblicher Arbeitsschutz (eigene Darstellung)........................................................... 22 Abbildung 6 Akteure eines BGM (eigene Darstellung) ............................................................................. 24 Abbildung 7 Einordnung des betrieblichen Gesundheitsmanagement (Wienemann, 2012, S. 176) .......... 26 Abbildung 8 Gesundheits- Krankheitskontinuum (Rudow, 2004, S. 22) ................................................... 32 Abbildung 9 Häufigkeit höherer Nutzenbewertungen nach Branchengruppen (Lück, Eberle & Bonitz,

2009, S. 80) ................................................................................................................................................ 35 Abbildung 10 Flussdiagramm Literaturrecherche, stand 01.03.2015 (eigene Darstellung) ....................... 39 Abbildung 11 Untersuchungsplan (eigene Darstellung) ............................................................................. 41 Abbildung 12 Übersicht Interviewpartner (eigene Darstellung) ................................................................ 49 Abbildung 13 Flussdiagramm zur Selektion der Interviewpartner (eigene Darstellung) ........................... 50 Abbildung 14 Übersicht der Rückmeldungen der Interviewanfragen (Häufigkeitsverteilung der Anfragen)

(eigene Darstellung) ................................................................................................................................... 51 Abbildung 15 Übersicht Gründungsjahr (eigene Darstellung) ................................................................... 53 Abbildung 16 Größenverteilung nach Beschäftigtenanzahl (Häufigkeitsverteilung der Antwortenden)

(eigene Darstellung) ................................................................................................................................... 53 Abbildung 17 weitere Standorte der Unternehmen (Häufigkeitsverteilung der Antwortenden) (eigene

Darstellung) ................................................................................................................................................ 54 Abbildung 18 Verantwortung für die Gesundheit der Mitarbeiter (Häufigkeitsverteilung der

Antwortenden) (eigene Darstellung) .......................................................................................................... 54 Abbildung 19 Schnittstellen BGM im Unternehmen (Häufigkeitsverteilung der Antwortenden) (eigene

Darstellung) ................................................................................................................................................ 56 Abbildung 20 Hürden in Betrieben mit BGM (Häufigkeitsverteilung der Antwortenden) (eigene

Darstellung) ................................................................................................................................................ 59 Abbildung 21 gewünschte Hilfestellung in Betrieben mit BGM (Häufigkeitsverteilung der Antwortenden)

(eigene Darstellung) ................................................................................................................................... 60 Abbildung 22 Hürden in Betrieben ohne BGM (Häufigkeitsverteilung der Antwortenden) (eigene

Darstellung) ................................................................................................................................................ 61

Page 88: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

88/98

9.2 Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Erwerbsformen der Jahre 2008 und 2014 (in tausend) (modifiziert nach Statistischem

Bundesamt, 2010, 2015) ............................................................................................................................. 13 Tabelle 2 Ein- und Ausschlusskriterien zur Rekrutierung von Interviewpartnern (eigene Darstellung) .... 44 Tabelle 3 Gründe für die Einführung von BGM (Häufigkeitsverteilung der Antwortenden) (eigene

Darstellung) ................................................................................................................................................ 58 Tabelle 4 Gründe für nicht Einführung von BGM (Häufigkeitsverteilung der Antwortenden) (eigene

Darstellung) ................................................................................................................................................ 61 Tabelle 5 Motivationsgründe zur Einführung von BGM (Häufigkeitsverteilung der Antwortenden)

(eigene Darstellung) ................................................................................................................................... 62 Tabelle 6 Vergleich BGM Betriebe und BGM Inhalte (eigene Darstellung) ............................................. 66 Tabelle 7 Trends Hürden und Hilfestellungen im Bereich BGM (eigene Darstelllung) ............................ 68

Page 89: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

89/98

Anhang

Anhang 1: Darstellung des Forschungsvorhaben für Interviewpartner

Page 90: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

90/98

Anhang 2: Interviewleitfaden Version 1

Interviewleitfaden -Version 1 - zum Thema „Problemfelder bei der Integrie-

rung des betrieblichen Gesundheitsmanagements aus der Sicht von kleinen –

und mittelständischen Unternehmen im Gesundheitswesens“

Vorstellung/ Einleitung und Hinführung zum Thema:

persönliche Vorstellung

inhaltliche Einführung:

Wie Sie wissen, interessiere ich mich für Problemfelder bei der Integrierung

von Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) in Kleinen – und Mittel-

ständischen Unternehmen (KMU) im Gesundheitswesen, d.h. auch für Ihr Un-

ternehmen. Dazu habe ich ein paar allgemeine Fragen. In Ihrer Funktion

[FUNKTION des Ansprechpartners] im Bereich [ARBEITSFELD des An-

sprechpartners.]

Das Interview wird circa 20 Minuten dauern und ich werde mir einige Notizen

machen und ggf. später Nachfragen stellen.

Hauptfragen mit Nebenfragen (falls nicht schon in der Antwort auf die Hauptfrage ent-

halten):

1. Zunächst möchte ich einige allgemeine Fragen an Sie stellen:

o Gründungsjahr: ____________________________

o Mitarbeiterzahlen: ____________________________

o weitere Standorte (Anzahl, Orte): ____________________________

o Gibt es in Ihrem Betrieb einen Betriebsrat? __________________________

2. Wie viel Verantwortung sollte ein Unternehmer für die Gesundheit seiner Mitar-

beiter und Mitarbeiterinnen übernehmen? Ich lese Ihnen zu diesem Thema drei

Aussagen vor. Welcher Aussage stimmen Sie am ehesten zu?

a. Unternehmer soll sich über gesetzliche Vorgaben hinaus um Gesundheit

kümmern

b. Unternehmer soll Arbeitsschutz gewährleisten

c. Privatsache der Beschäftigten.

3. Haben Sie schon einmal von BGM gehört?

o Ja in welchem Zusammenhang / durch wen?

o Nein

4. Wird in Ihrem Betrieb BGM durchgeführt?

a. BGM wird durchgeführt

b. BGM wird nicht durchgeführt

c. BGM wurde als Projekt bereits abgeschlossen

Page 91: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

91/98

5. Wo sehen Sie Berührungspunkte zu anderen Bereichen im Unternehmen?

o Controlling

o Arbeitsschutz

o Umweltschutz

o Human Ressources

o Marketing

o Qualitätsmanagement

6. Wird BGM als eigenständige Maßnahme durchgeführt, oder ist diese im Arbeits-

schutz integriert?

Organisationsform Steuerkreis Mitarbeiterbeteiligung

o eigenständiges

Instrument

o Ja o Ja

o im Arbeitsschutz

integriert

o Nein o Nein

o weiß nicht o weiß nicht o weiß nicht

7. Von wem wurde die Einführung von BGM angeregt? (Mehrfachnennungen mög-

lich)

o Management o Personalabteilung

o Sicherheitsfachkraft o Betriebsarzt

o Betriebsrat o Krankenkassen

o Berufsgenossenschaften o Mitarbeiter

o sonstiges

8. Was hat Sie dazu veranlasst BGM in Ihrem Betrieb einzuführen?

o soziale Verantwortung

o Unterstützung durch Krankenkassen

o hohe Fehlzeiten

o schlechtes Betriebsklima

o sonstiges

9. Welche Ziele verfolgen Sie in Ihrem Betrieb mit BGM?

o bessere Gesundheit

o höhere Leistungsfähigkeit

o Arbeitsmotivation steigern

o Bedingungen verbessern

o Image verbessern

o sonstige

Page 92: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

92/98

10. Welche der folgenden Maßnahmen haben Sie im Rahmen von BGM bisher ein-

oder durchgeführt? (Mehrfachnennung möglich)

o Verbesserung des Arbeitsplatzes

o Verbesserung der Arbeitsabläufe

o regelmäßige Analyse der betrieblichen Situation

o Mitarbeiterschulung

o Gesundheitszirkel

o Führungskräfteschulung

o andere Maßnahmen

11. Welches waren für Sie die Hürden für ein erfolgreiches BGM?

o Vorrang des Tagesgeschäftes o fehlende Ressourcen

o fehlendes Wissen über Umsetzung o kein persönliches Engagement

o Umsetzung zu kostspielig o kein Wissen über externe Unterstützung

o fehlende Motivation der Belegschaft o fehlendesWissen zu Anbietern

o unbekannter Bedarf o keine Unterstützung durch Betriebsrat

o andere Hürden

12. Welche Hilfe hätten Sie sich gewünscht, um mögliche Hürden für ein erfolgrei-

ches BGM zu überwinden?

o gute Beispiele aus der Region / Bran-

che

o mehr Infos über steuerliche Vorteile

o persönliche Unterstützung durch Kran-

kenkassen

o persönliche Unterstützung durch andere

Institutionen

o mehr praktische Infos im Internet o Zusammenarbeit in Netzwerken

o zentrale Anlaufstelle oder Hotline o nichts davon

o andere

13. Wie schätzen Sie die Zukunft von BGM in Krisenzeiten ein?

o wichtiger denn je

o weniger wichtig

o gleichbleibend wichtig

14. Mit welchem Argument würden Sie einen anderen Betrieb vom BGM überzeu-

gen?

15. Welche Entwicklungsmöglichkeiten/ Zukunftsperspektiven sehen Sie, wenn Sie

BGM für in Ihrem Unternehmen etablieren würden?

Abschluss und Dank

Page 93: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

93/98

Anhang 3: Interviewleitfaden Version 2

Interviewleitfaden -Version 2 - zum Thema „Problemfelder bei der Integrie-

rung des betrieblichen Gesundheitsmanagements aus der Sicht von kleinen –

und mittelständischen Unternehmen im Gesundheitswesens“

Vorstellung/ Einleitung und Hinführung zum Thema:

persönliche Vorstellung

inhaltliche Einführung:

Wie Sie wissen, interessiere ich mich für Problemfelder bei der Integrierung

von Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) in Kleinen – und Mittel-

ständischen Unternehmen (KMU) im Gesundheitswesen, d.h. auch für Ihr Un-

ternehmen. Dazu habe ich ein paar allgemeine Fragen. In Ihrer Funktion

[FUNKTION des Ansprechpartners] im Bereich [ARBEITSFELD des An-

sprechpartners.]

Das Interview wird circa 20 Minuten dauern und ich werde mir einige Notizen

machen und ggf. später Nachfragen stellen.

Hauptfragen mit Nebenfragen (falls nicht schon in der Antwort auf die Hauptfrage ent-

halten):

1. Zunächst möchte ich einige allgemeine Fragen an Sie stellen:

o Gründungsjahr: ____________________________

o Mitarbeiterzahlen: ____________________________

o weitere Standorte (Anzahl, Orte): ____________________________

o Gibt es in Ihrem Betrieb einen Betriebsrat?__________________________

2. Wie viel Verantwortung sollte ein Unternehmer für die Gesundheit seiner Mitar-

beiter und Mitarbeiterinnen übernehmen? Ich lese Ihnen zu diesem Thema drei

Aussagen vor. Welcher Aussage stimmen Sie am ehesten zu?

a. Unternehmer soll sich über gesetzliche Vorgaben hinaus um Gesundheit

kümmern

b. Unternehmer soll Arbeitsschutz gewährleisten

c. Privatsache der Beschäftigten

3. Haben Sie schon einmal von BGM gehört?

a) Ja in welchem Zusammenhang / durch wen?

b) Nein

Page 94: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

94/98

4. Wird in Ihrem Betrieb BGM durchgeführt?

a. BGM wird durchgeführt

b. BGM wird nicht durchgeführt

c. BGM wurde als Projekt bereits abgeschlossen

5. Wo sehen Sie Berührungspunkte zu anderen Bereichen im Unternehmen?

o Controlling

o Arbeitsschutz

o Umweltschutz

o Human Ressources

o Marketing

o Qualitätsmanagement

6. Was würde Sie dazu veranlassen, BGM in Ihrem Betrieb einzuführen?

o soziale Verantwortung

o Unterstützung durch Krankenkassen

o hohe Fehlzeiten

o schlechtes Betriebsklima

o sonstiges

7. Was hat Sie bis jetzt davon abgehalten, BGM in Ihrem Betrieb einzuführen?

(Mehrfachnennung möglich)

o Tagesgeschäft hat Vorrang o Widerstände seitens der Führungskräfte

o fehlende Ressourcen o Zweifel am Nutzen

o andere Themen sind wichtiger o fehlendes Wissen über Anbieter

o fehlende Motivation der Belegschaft o zu wenig Informationen über BGM

o war noch kein Thema o schlechte Vorerfahrungen

o kein persönliches Engagement o zu hohe Kosten

8. Worin sehen Sie die Hürden für ein erfolgreiches BGM?

o Vorrang des Tagesgeschäftes o fehlende Motivation der Belegschaft

o fehlende Ressourcen o fehlendesWissen zu Anbietern

o fehlendes Wissen über Umsetzung o keine Unterstützung durch Betriebsrat

o kein persönliches Engagement o unbekannter Bedarf

o Umsetzung zu kostspielig o andere Hürden

o kein Wissen über externe Unterstützung

Page 95: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

95/98

9. Welche Hilfe wünschen Sie sich um mögliche Hürden für ein erfolgreiches BGM

zu überwinden?

o gute Beispiele aus der Region / Bran-

che

o mehr Infos über steuerliche Vorteile

o persönliche Unterstützung durch Kran-

kenkassen

o persönliche Unterstützung durch andere

Institutionen

o mehr praktische Infos im Internet o Zusammenarbeit in Netzwerken

o zentrale Anlaufstelle oder Hotline o nichts davon

o andere

10. Was könnte Sie motivieren, BGM doch noch in Ihrem Betrieb einzuführen?

(Mehrfachnennung möglich)

o gute Beispiele aus der Region / Branche

o mehr Infos über steuerliche Vorteile

o persönliche Unterstützung durch Kran-

kenkassen

o persönliche Unterstützung durch

andere Institutionen

o Zusammenarbeit in einem regionalen /

überregionalen Netzwerk

o persönliche Unterstützung durch

Berufsgenossenschaften

o mehr praktische Hilfen / Infos im Inter-

net

o zentrale Anlaufstelle oder Hotline

o Medienpakete zu den Angeboten o sonstiges

11. Planen Sie konkret, in den nächsten 12 Monaten, in Ihrem Betrieb BGM einzufüh-

ren?

o BGM geplant

o BGM nicht geplant

o weiß nicht

12. Welche Entwicklungsmöglichkeiten oder auch Zukunftsperspektiven sehen Sie,

wenn Sie BGM in Ihrem Unternehmen etablieren würden?

Abschluss und Dank

Page 96: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

96/98

Anhang 4: Beispiel Interviewmemo

Page 97: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

97/98

Page 98: Word-Dokumentenvorlage schriftlicher Prüfungsleistungen der … · eignete Ergebnisdarstellung. 6. Vom 16. 11 – 28.11.2015 ist eine eventuelle Überarbeitungszeit der schriftli-chen

98/98