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Der Weg der Hingabe Worte von Sant Kirpal Singh 1 / 2010

Worte von Sant Kirpal Singh

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Der Sinn des menschlichen Lebens etwas ganz Einzigartiges, erfülltvon eigener Schönheit. Selbst große Könige konnten das Rätsel des Lebens lösen, indemsie mit Heiligen in Verbindung kamen. Und wie konnten sie mit ihnen in Verbindungkommen? Sie hatten Sehnsucht, sie hatten Hingabe für die höheren Werte des Lebens,denn sie wussten, dass all ihr Besitz nicht mehr als Staub ist. Sant Kirpal Singh sagt uns: „Hingabe ist wie eine Morgenbrise im Garten unseres Seins.”

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Der Weg der Hingabe

Worte von Sant Kirpal Singh

1 / 2010

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Erste Auflage: 2010Herausgeben von:UNITY OF MAN – Sant Kirpal SinghSteinklüftstraße 345340 St. Gilgen – Austria / Europe

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Worte von Sant Kirpal Singh

Sant Kirpal Singh Liebe verschönt alles ....................................................................................................................... 2

Dr. Harbhahan Singh und Biji Surinder Kaur Ozean des Lebens ........................................................................................................................... 10 Er ist der Einzige, der uns den inneren Weg zeigt .................................................................. 12 Gnade im Überfluss ....................................................................................................................... 20 Sehnsucht und Hingabe ............................................................................................................... 24

Januar – Juni 2010 Nr. 1

Es wurde alle Mühe darauf verwendet, diese Texte wortgetreu wiederzugeben. Wo je-doch die Gefahr bestand, dass dem Leser durch die wörtliche Übersetzung der eigent-liche Sinn verloren geht, zogen wir eine freie Übersetzung vor.

Diese Broschüre wird auf Wunsch von Sant Kirpal Singh herausgegeben. Herausgeber: Unity of Man – Austria Worte von Sant Kirpal Singh erscheint halbjährlich.

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Wenn ihr jemanden lieben wollt, dann denkt ständig liebevoll an ihn, denn dadurch entsteht eine Bindung des Gemüts und der nach außen gehenden Sinne.

Wenn ihr in der Umgebung von Heiligen süßen Duft wahrnehmt, so ist das wie bei einem Parfümverkäufer; schon beim Betreten seines Geschäftes genießt ihr das Parfüm, allein durch die Atmosphäre, und wenn er euch dann noch ein Fläschchen des Parfüms gibt

– was wollt ihr mehr? Auf dieselbe Weise entwickeln die Heiligen diese Liebe in euch. Euer Blickwinkel wird sich völlig verändern. Je mehr ihr mit dem Licht- und Tonprinzip im Inneren in Verbindung kommt, umso mehr werdet ihr von all dem erhalten. Die grund-sätzlichen Schritte sind, nach dem zu leben, was der Meister sagt, und Seine Anweisungen zu befolgen. Je mehr ihr mit der Gotteskraft in euch in Verbindung kommt, desto mehr werdet ihr von allen guten Eigenschaften erfüllt. Alle Tugenden und guten Eigenschaften werden zu euch kommen, und die Fehler werden verschwinden. Ihr werdet zur Wohn-statt aller Tugenden. Dafür sind Aufrichtigkeit und Hingabe notwendig.

Diese Dinge müssen aber tatsächlich umgesetzt werden. Man entwickelt sie im Laufe der Zeit, nicht von heute auf morgen. Wenn ihr Tag für Tag damit fortfahrt, so wird sich nach einiger Zeit eine Verständigung von Herz zu Herz ergeben.

Liebe kennt Dienen und Opfern. Liebe nimmt oder fordert nichts, sie will immer nur geben und sich für andere aufopfern. Dient und bringt Opfer für andere, nur aus Liebe. Gott ist Liebe, und Liebe ist Gott. Deshalb haben alle Heiligen großen Nachdruck auf die Wahrheit gelegt. Der zehnte Guru verkündete: „Hört alle, ich sage euch die Wahrheit. Die, die lieben, können Gott erkennen.” Nur wer liebt, kann Gott erkennen. Dabei macht es keinen Unterschied, welcher Religionsgemeinschaft man angehört. Ihr seid zuerst ein Mensch, und dies sind lediglich soziale Gruppierungen, deren Abzeichen wir tragen.

In der Bibel sagte Christus: „Liebe deinen Gott mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit all deiner Kraft.” Das zweite Gebot lautet: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.” Wenn wir Gott, der in jedem Herzen wohnt, lieben und jemand anderen hassen, was dann? Dann sind wir Lügner, seht ihr? Daher haben alle Meister die Liebe hervorgehoben. Sie legten viel Wert auf die Liebe. Sie sagen: „Ohne Liebe steht ihr nirgend-

Liebe verschönt alles

Auszug aus einem Gespräch mit Sant Kirpal Singh und Seinen Schülern, aus „Light of Kirpal” Kap. 20

wo, weder in dieser Welt noch in der nächsten.” Liebe beginnt im Körper, geht aber in der Seele auf. Die Art von Liebe, die im Körper entsteht und in ihm verbleibt – das ist Lust. Das ist der Unterschied zwischen den beiden. Die erste wird Nächstenliebe genannt, die andere Lust.

Ihr seid Liebe, und wenn ihr euch an jemanden bindet, spürt ihr keine Dualität mehr. Wenn ihr den Meister liebt, werdet ihr eines Tages erfahren: „Nicht ich bin es, sondern Christus lebt in mir.” Das bedeutet, ein Gurmukh, ein Sprachrohr Gottes, zu werden.

Legt nur ein Gramm Liebe in all euere Angelegenheiten hinein, selbst in die weltlichen, so werdet ihr Glück empfinden. All diese Streitigkeiten geschehen aus Mangel an Liebe. Das Wichtigste ist: Liebe kennt Geben. Liebe kennt Dienen. Liebe kennt Opfern. Wenn wir das lernen, dann kommt alles andere von selbst.

In den Hinduschriften gibt es ein Gleichnis. Darin heißt es, dass einst Lord Vishnu alle Engel, Götter und Menschen zu einem Fest einlud. Lord Vishnu stand auf und sagte:

„Seht her, dies ist alles für euch. Esst nach Herzenslust, aber es gibt eine Bedingung: Ihr dürft eure Arme nicht beugen, um die Speisen zum Mund zu führen.” Die weltlich ge-sinnten Menschen sagten: „Wie können wir das Essen zum Mund bringen, ohne unsere Arme zu beugen?” Sie wurden wütend und verließen den Schauplatz. Die anderen, die Götter, die dort waren, sagten: „Lord Vishnu hat es angeordnet, also muss ein geheimer Sinn dahinter stecken.” Sie dachten ernsthaft darüber nach und meinten: „Ja, warum soll-ten wir unsere Ellbogen beugen, wir können uns doch gegenseitig die Speisen reichen.”

Ihr beugt eure Ellbogen und das ist der Hauptgrund für die Probleme in der Welt. Der Hauptgrund! Wenn ihr lernt zu geben, zu geben und zu geben, wo liegt dann das Problem? Wenn ihr dafür sorgt, dass andere nicht hungern, wie könnt ihr dann hungrig bleiben? Wenn ihr nicht tatenlos zusehen könnt, wenn jemand nichts anzuziehen hat, so werdet auch ihr nicht unbekleidet sein. Wenn ihr jeden glücklich macht – was dann? Wir leben jedoch gewöhnlich für uns selbst, darin liegt das ganze Problem. Wir sollten lernen, für andere zu leben, dann wird Glück in der Welt herrschen; der Himmel wird auf die Erde herabkommen! Das alles bewirkt die Liebe. Die ganze Schwierigkeit liegt darin, dass wir innerlich verhärtet sind und alles für uns selbst möchten. Wir sind Menschen – nur Tiere leben für sich selbst. Sie kämpfen verbissen, um die anderen zu beherrschen. Wir aber müssen lernen, für andere zu leben. Die Welt ist voll mit denen, die nur sich selbst lieben. Nur der ist ein Mensch, der für andere lebt, nicht nur für sich selbst. Erst dann hat er das Recht, ein Mensch genannt zu werden. Nur wer vor Liebe überfließt, ist ein Mensch.

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Er wird keine Verhaftungen mehr haben. Alle Streitigkeiten, alle Konflikte, alle Schwierig-keiten verschwinden, wenn ihr für andere lebt. Dies ist das zentrale Thema, die wichtigste Lehre, die uns die Meister vermitteln.

Guru Nanak sagte: „Friede sei auf der ganzen Welt, nach Deinem Willen, o Herr!” „Hört alle, ich sage euch die Wahrheit: Wer immer Gott liebt, wird Ihm begegnen!” Das sind bedeutsame Worte. Gott ist Liebe, und Liebe ist Gott, und der Weg zurück zu Gott führt auch über die Liebe. Diese ist euch bereits eingeboren. Ihr könnt sie also nicht im Ge-schäft kaufen oder auf den Feldern anbauen; sie ist bereits in euch. Sie kann wachsen und stärker werden, wenn ihr mit jemandem in Verbindung kommt, der vor Liebe und Gottberauschung überfließt.

Chaitanya Mahaprabhu war ein großer Heiliger im bengalischen Teil Indiens. Er wie-derholte immer den Namen Gottes: Hari Bol, Hari Bol. „Sprich den Namen Hari”. Nun tragen Worte aus dem Mund eines Heiligen eine besondere Ladung. Er ging an ein-en Waschplatz, wo alle Wäscher die Kleider wuschen, und stellte sich zu einem dieser Wäscher. „Sag: Hari Bol.” Der Wäscher dachte: „Ein Bettelmönch ist gekommen – er will Geld von mir.” Also erwiderte er: „Nein, das sage ich nicht.” „Du musst es aber sagen!” Daraufhin dachte der Wäscher: „Na gut, er lässt mich nicht in Ruhe; so spreche ich es eben nach, dann wird er weggehen.” Doch als er das Wort „Hari” wiederholte, erhielt er eine Berauschung. Er hörte auf zu waschen und fing an, „Hari Bol, Hari Bol!” zu sagen. Und seine Freunde kamen hinzu: „Was ist los mit dir, stimmt etwas nicht?” – „O, Hari Bol!” Und schließlich fingen alle Wäscher an zu rufen: „Hari Bol!” Das ist es, was ihr in der Gemeinschaft von Heiligen erhaltet; direkt, durch ihre Ausstrahlung. Wenn jemand mit reinen Gedanken zu euch spricht, dann geht das, was ihr hört, in euer Herz. Er spricht direkt zu eurer Seele.

Das ist der Grund, warum wir uns die Gemeinschaft mit den Heiligen wünschen und darum beten: „O Gott, lass uns in der Gemeinschaft derer sein, die Dich lieben.” Jede Nacht sollten wir beten: „O Gott, lass uns in Verbindung kommen mit denen, die vor Liebe zu Gott überfließen.” Ihr müsst nicht nach äußeren Zeremonien und Riten suchen, denn der tiefere Sinn, verschiedene äußere Riten und Zeremonien auszuführen, ist nur der, Liebe für Gott zu entwickeln. Wieder möchte ich sagen, dass sie nicht für Geld gekauft, noch auf Feldern angebaut werden kann. Sie wird von Einem gewährt, der vor Liebe überströmt. Deshalb wird betont: „Die Gemeinschaft mit einem Heiligen, und sei es nur für eine Stunde, wird euch Ergebnisse bringen, die ihr alleine nicht in Jahren er-zielen könntet.”

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Liebe ist alles, seht ihr! Entwickelt Liebe, denn sie ist bereits in uns. Legt ein Gramm Liebe in eure häuslichen Angelegenheiten, dann wird Friede sein. Legt nur ein Gramm in alle eure Beziehungen, äußerlich und innerlich, und ihr werdet Frieden empfinden. Setzt Liebe ein zwischen den Religionen und Ländern, dann wird Friede herrschen.

Wir sollten also lernen, für andere zu leben. Das ist die Rettung. Es ist das Ergebnis der Liebe, denn wenn ihr liebt, lernt ihr zu geben. Liebe kennt Dienen und Opfern. Lebt für andere, das ist alles. Dazu ist es nicht notwendig, Schlussfolgerungen zu ziehen, das sind feststehende Tatsachen. All eure äußeren Angelegenheiten werden verschönt und zu einer Quelle der Freude und des Friedens werden. Das ist die grundsätzliche Lehre aller Meister, die in der Vergangenheit kamen.

Durch Ausstrahlung werden unsere Seelen dazu gebracht, eins mit der Überseele zu wer-den. Liebe ist daher alles. Die Gemeinschaft der Heiligen in süßer Erinnerung zu behalten und die Verbindung mit der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft aufrechtzuer-halten sind die wichtigsten Dinge.

Wenn ihr jemanden liebt, werdet ihr auch die lieben, die ihm nahe sind. Angenommen, ich liebe euch und eure Kinder würden zu mir kommen, glaubt ihr nicht, ich würde sie genauso lieben? Selbstverständlich! Wie kann es sein, dass wir sagen, wir lieben den Vater, nicht aber Seine Kinder? Aus diesem Grund sagte Christus: „Die, die behaupten, Gott zu lieben, andere Menschen jedoch nicht lieben, sind Lügner.” Wo Liebe ist, dort ist Friede, Glück und Freude. Aus Mangel an Liebe entstehen all diese Probleme, egal ob auf welt-liche oder andere Art. Leider sagen manche Leute: „Wir lieben den Meister”, aber unter-einander lieben sie sich nicht, sogar die, die zu den Füßen des Meisters sitzen. Kann es sein, dass sie die Wahrheit sagen? Sie sagen: „Liebt Gott”, und bekämpfen sich gegenseitig. Wo bleibt da die Lehre?

Das Wichtigste ist, mit der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft, die bereits in euch ist, in Verbindung zu kommen. Glücklicherweise habt ihr den Kontakt mit Naam er-halten. Praktiziert es, und ihr werdet euch ändern. Spiritualität ist nicht schwierig, jedoch ein Mensch zu werden, ist schwierig, würde ich sagen. Gott ist bestrebt, einen Menschen zu finden.

Baba Jaimal Singh begab sich 200 Meilen von Beas weg, um Baba Sawan Singh zu finden. Gab es keinen anderen, den er hätte initiieren können? Heilige kennen den Unterschied. Ein Mann, der auf einem Hügel steht, sieht, wo Feuer brennt.

Kabir sagt: „Ich wurde im Inneren so rein, so dass Gott hinter mir her ist und ruft: ‘Kabir, Kabir, Kabir!’” Gott ist also auf der Suche nach euch – Er ist in euch. Wir aber gehen in die Irre. Würdet ihr eure Aufmerksamkeit Ihm zuwenden, würdet ihr sehr stark angezogen werden. Was ihr sonst in der Meditation bekommt, erhaltet ihr direkt. Das ist eine Stufe, um sich zu erheben. Wie gesegnet seid ihr, dass euch bereits am allerersten Tag ein Kon-takt gegeben wurde, um für einige Zeit über das Körperbewusstsein zu gehen. Wenn ihr euch jeden Tag willentlich über das Körperbewusstsein erhebt, so ist das erst das Abc, mit dem ihr beginnen könnt – nicht das Ziel.

Seht ihr, die Liebe ist ein großer Segen. Wie ich bereits ausgeführt habe, ist mit Liebe nicht die Liebe gemeint, die im Körper beginnt und in ihm endet, sondern die Liebe, die im Körper beginnt und in der Seele aufgeht. Dann vergesst ihr alles. Wenn ihr jemanden liebt, dann mag es vorkommen, dass ihr unter tausend Menschen sitzt, und dennoch ist eure ganze Aufmerksamkeit bei dem Einen, den ihr liebt. Ihr sitzt unter so vielen, und trotzdem sitzt ihr nicht wirklich unter ihnen. Auf diese Weise leben die Gottliebenden in dieser Welt.

Warum sollten wir den Meister lieben? Einmal sagte Meister zu uns: „Meister hat bereits Gottes Liebe, Er benötigt eure Liebe nicht. Wir lieben Ihn nur deshalb, damit all unsere äußeren Bindungen zerbrochen werden und zu einem Punkt kommen.” Er gab uns für gewöhnlich das Beispiel von einem Rohr mit vielen Löchern: Wenn das Wasser durch jedes Loch im Rohr fließt, so wird es tropfenweise herausrinnen. Wenn ihr alle Löcher bis auf eines verschließt, wird das Wasser herausschießen.

Meister zu lieben, Gott in Ihm zu lieben bedeutet, all eure Aufmerksamkeit auf Ihn zu richten. Das gibt euch einen Auftrieb. Meister zu lieben, was bedeutet das? Vairagya – Entsagung. Wahre Entsagung besteht darin, Gott mit seiner ganzen Aufmerksamkeit zu lieben. Dann seid ihr in der Welt und dennoch außerhalb von ihr. Das Boot ist im Wasser und kein Wasser im Boot. Liebe ist also ein großer Segen. So sollten wir also den Meister lieben – Gott in Ihm. Meister sagte oft: „Nun, der Meister hat eure Liebe ganz und gar nicht nötig.” Es ist zu unserem Nutzen, denn wir werden durch die Verbindung zu Ihm von überströmender Liebe erfüllt. Wenn ihr neben einer Fontäne sitzt, werdet ihr nicht nass werden. Sitzt ihr aber unter der Fontäne, werdet ihr völlig durchnässt werden. So ist die Liebe ein großer Segen. Weshalb beten wir um die Gemeinschaft der Heiligen? Damit wir durch ihre Ausstrahlung eine Art Impfung, einen Auftrieb erhalten, mit dem wir be-ginnen können. Wenn Er euch den Weg zeigt, um mit der Gotteskraft, die alle Liebe ist, in Verbindung zu kommen, was dann? Das ist der größte Segen, den ihr erhalten könnt.

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Wenn ihr voller Liebe seid, könnt ihr gegen niemanden böse Absichten hegen. Ein Kind, das voll Schmutz ist, wird von der Mutter liebevoll gewaschen und an die Brust gedrückt. Sie bringt das Kind nicht um. Hasst die Sünde, aber liebt den Sünder! Liebe ist in euch allen; wir sind alle Brüder und Schwestern in Gott.

Es ist ein großes Glück, zu lieben. Ein solcher Mensch lebt für andere. Er denkt immerzu an das Wohl der anderen. Er lebt für die anderen. Wenn nötig, wird er alles um der an-deren willen opfern. Er ist bereit, selbst sein eigenes Leben zu geben.

Ihr wisst, Meister gewährt euch den Kontakt mit der Gotteskraft, die bereits in euch ist. Er ist „das Wort, das Fleisch wurde”. Er gibt Sein ganzes Leben für die Menschen. Nehmt das Beispiel von Zündhölzern. Ihr könnt Dutzende von Zündhölzern unter einen Ofen halten, aber Wasser werden sie nicht erwärmen können. Wenn ihr aber nur eines (im Ofen) anzündet – wird er brennen und das Wasser wird heiß. Versteht ihr, was ich sagen möchte? Wenn ein Mensch bereits entzündet ist und ihr kommt mit ihm in Verbindung, dann werdet ihr Feuer fangen, seht ihr! Das Feuer ist bereits in euch und es wird aufflam-men. Deshalb brauchen wir einen Heiligen. Er ist sich die ganze Zeit über der Gotteskraft in sich bewusst. Immer unterscheidet er zwischen sich und jener Kraft. Er sagt: „Ich bin der Menschensohn, und Gott ist in mir.” Auch Christus sagte in seinem Leben, dass er der Menschensohn sei und der Vater in ihm lebe. Er spricht zu euch: „Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen.” Das ist also die Wahrheit, die von allen Heiligen gegeben wurde, die in der Vergangenheit kamen. Dies ist ein Überblick in wenigen Worten.

Liebe erfährt letzten Endes die Einswerdung. Alle Dualität verschwindet. Nicht zwei bleiben, nur Einer. Zwei in Einem, seht ihr?

Ein Gurmukh zu sein bedeutet, zum Sprachrohr des Guru geworden zu sein. „Vater und Sohn nehmen dieselbe Form an”, wie Guru Arjan sagte. Paulus sagte ebenfalls: „Ich bin es, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.” Manches Mal, wenn ihr Schwingung erhaltet, dann wisst ihr nicht, ob ihr es seid, der spricht, oder euer Meister – ihr könnt es nicht unterscheiden. Das ist das letzte Ziel der Seele. Natürlich entsteht das nicht an einem Tag. Es kommt, wenn wir regelmäßig Zeit einsetzen, in beständiger Erinnerung an Ihn leben und mit dieser Gotteskraft in uns in Verbindung kommen. Ihr müsst nichts im Äußeren kaufen, es ist bereits in euch. Groß ist der Mensch. All diese Dinge stehen in den Schriften und Büchern weitergegeben. Die eigentliche Quelle von allem, was in den Schriften niedergelegt ist, erhaltet ihr als Ersthanderfahrung. Dann sprecht ihr Bände! Ihr werdet in Bächen Bücher sehen und in Steinen Reden.

Entwickelt Liebe, bitte ich euch also. Der ist der größte Mensch, der Gott liebt. Der, in dem diese Kraft bereits offenbart ist, strahlt sie auf alle aus. Diese Kraft ist die kontrollierende Kraft in euch. Er liebt die gesamte Schöpfung, selbst Schlangen und Vögel. Neulich er-wähnte ich, dass einmal eine Kobra kam und sich vor mir aufrichtete, als ich schon zu sprechen begonnen hatte. „Da ist eine Kobra, lasst euch nicht stören.” Der Satsang dauerte eine Stunde oder länger, und die ganze Zeit über schaute mich die Schlange an. Als ich geendet hatte, kroch sie davon. Die Leute riefen: „Wir sollten sie umbringen!” „Warum?” fragte ich sie. Es ist nur die Liebe, die alles verschönt. Es passiert sogar manchmal, dass Kinder eine Schlange nehmen und sie in den Mund stecken, und die Schlange beißt nicht. Wenn ihr sie seht und denkt: „O, tötet sie!” wird allein dieser Gedanke sie beeinträch-tigen. Die Schlange setzt sich zur Wehr, sie will aber kein Leid zufügen. In den Lebensge-schichten großer Persönlichkeiten finden sich zahlreiche ähnliche Begebenheiten. Guru Nanak lag auf einem Feld in Meditation, als die Sonne ihm ins Gesicht brannte. Eine Ko-bra kam herbei, um hm Schatten zu spenden und ihn vor der Sonne zu schützen. Als der Mann seiner Schwester dies sah, rief er aus: „O, Nanak ist tot!” Doch als er sich näherte, verschwand die Kobra, und Nanak ging es gut. Sie werden euch lieben.

Liebe ist also ein großer Segen. Wir lieben nur uns selbst. Nun helft euch gegenseitig. Nur wenn ihr für andere lebt, könnt ihr in der Terminologie der Heiligen wirklich Mensch ge-nannt werden. Lernt diese Lektion – wir sind bereits gesegnet. Das wird alles verschönen, denn die Liebe verschönt alles. Liebe kennt Dienen und Opfern. Gott segne euch.

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Die gottverwirklichten Menschen stehen am Rande der Welt und überblicken das Geschehen mit einem alles umfassenden Auge, was können aber die armen Menschen, die auf dem Ozean der Qualen umher geworfen werden, über ihre tatsächliche Lage wissen? Gebildete, Ungebildete, Sänger, Redner, Leser der heiligen Schriften – alle treiben auf dem Meer des Lebens dahin. Weil ihnen die Erkenntnis fehlt, begreifen sie nicht, wie sehr sie diesem Zu-stand ausgeliefert sind. Ein schlafender Mensch kann einen anderen nicht aufwecken; wer wird die aufwecken, die auf der Ebene des Gemüts und der Sinne schlafen? Man kann ein Gelehrter werden mit der Hilfe eines Gelehrten, ein Arzt kann jemand anderen Medizin lehren und ein Ingenieur das Ingenieurwesen, und so weiter. Daraus folgt naturgemäß, dass nur ein Mensch, der Gott erkannt hat, eine Erfahrung von der Gotteskraft geben kann.

„Der Gurmukh hat das andere Ufer erreicht Er hat sich die Wahrheit zu eigen gemacht.”

Kirpal Singh

Mit der Gnade seines Meisters konnte der Gurmukh seine Probleme durch Lernen und Sehnsucht überwinden. Für andere zu leben und zu arbeiten stellt er in seinem Leben an erste Stelle, denn es ist die einzige Möglichkeit, das Rätsel des Lebens zu lösen. Jeder muss den schrecklichen Ozean seines Lebens durchschwimmen, aber kaum jemand kann schwimmen. Da der Gurmukh alles andere aufgegeben hat, ist er in dieser Welt niemals verzweifelt. Die Unterstützung seines Meisters ist sein Licht und sein Leben, und sein Meister segnete ihn mit allen Tugenden, damit er die Strudel des schrecklichen Ozeans überwinden kann.

*

Das Leben ist im Körper wie die Melodie im Instrument. Er weiß das Instrument des Körpers so zu spielen, dass die unvergänglichen, melodischen Weisen zu hören sind. Wie kann man, ohne den Unfassbaren zu kennen, wissen, wo Er Seine Wohnstatt hat, und dort eintreten?

Der Ozean des Lebens

Von Dr. Harbhajan Singh, aus dem Buch “Forever with Master, Vol. II”

Die Menschen besuchen den Ozean (nur), um zu sehen, wie groß er ist, doch von der Küste aus sehen sie nicht den ganzen Ozean. Der Gurmukh springt furchtlos in den Ozean, reitet auf den mächtigen Wellen, und es geht ihm dabei nicht darum, sich aus Neugier etwas anzuschauen.

*

Der Mensch trägt ein unschätzbares Erbe in sich, doch weil er sich im Innern nicht er-heben kann, versucht er, es im Äußeren zu erlangen. Dort aber erhält er nur einen Ab-glanz des wirklichen Erbes, sein wahres Erbe bleibt ihm verwehrt, und er wird innerlich fehlgeleitet. Nur der Gurmukh ist bewusst (im Innern) eingetaucht und sieht sein Erbe mit eigenen Augen und vermehrt den Zauber und die Ausstrahlung seines Erbes. Er ist äußerst wachsam und vorsichtig im Hinblick auf sogenannte „Missgeschicke”, die entste-hen, wenn das wahre Erbe von anderen missbraucht wird. Er schmiedet das Eisen nur, wenn es wirklich heiß ist, ansonsten verschwendet er seine Aufmerksamkeit nicht. Wird die Aufmerksamkeit verschwendet, kommt es der negativen Kraft zugute. Er wirft nicht Perlen vor die Säue, denn Perlen sind die bevorzugte Nahrung des Hansa (sagenhafter Schwan, ein Bild für die reine Seele); sie müssen als Ganzes verschluckt und dürfen nicht zermahlen werden.

*

Wasser gibt es nicht bloß in der Erde, Wasser umgibt uns in jeder Pore unseres Körpers. Das Wasser jedoch, das der ganzen Schöpfung Leben gibt, ist im Innern verborgen. Selbst wenn man nur ein wenig (im Innern) eintaucht, fühlt man, dass es das Wasser gibt. Im Leben des Gurmukh strömt das Wasser im Überfluss.

*

Wenn das, was gelehrt wird, richtig verstanden wird, hilft es, allen Erklärungen ein Ende zu bereiten. Dieser Wunsch des Meisters wird durch den Gurmukh erfüllt. Wenn man seine Ansichten und Einwände dem Gurmukh übergibt, kann man den Ozean des Leb-ens überqueren, ohne sich um irgendeine Glaubenslehre kümmern zu müssen.

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Er ist der Einzige, der uns den inneren Weg zeigt

Auszug eines Satsangs von Biji Surinder Kaur anlässlich des Geburtstags von Baba Sawan

Singh, St. Gilgen 27. Juli 2009

Wir alle, Brüder und Schwestern, sehnen uns danach, einen Tropfen Seiner Liebe zu er-halten, der Liebe von Sawan Shah. So wie Bulleh Shah sagte: „Haben wir keine Liebe für unseren Meister, hat es keinen Sinn, in diese Welt zu kommen. Würde ich mich nicht nach dem Geliebten sehnen, würde ich niemals in Dein Haus gelangen.” Als er von (seinem Meister) Inayat Khan getrennt war, war er in dem selben Zustand wie wir heute und er sagte: „Sieh den Zustand derer, die dich lieben, wie viel Sehnsucht sie haben und wie sehr sie leiden!”

(Auf dem Band, das wir zuvor gehört haben) sprach Bhaji gerade über die Geschichte von „Vater und Sohn”, und ich erinnerte mich an die Zeit, als auch Meister in Phalgam diese Begebenheit erzählte. Damals war Meister in dem selben Zustand wie damals, als Er in der Gegenwart von Baba Ji (Baba Sawan Singh), Seinem Meister war. Baba Sawan Singh war damals in Phalgam, Sri Nagar und Meister auch. Diese Szene ereignete sich dort. Baba Sawan Singh verteilte an Sant Kirpal Singh Parshad, der aus Äpfeln bestand. Er teilte aus und Sant Kirpal Singh fing sie mit Seinem aufgehaltenen Hemd auf, und es war bereits vollgefüllt. Dann bat Tai Ji: „Meister, kann ich auch Parshad davon nehmen?” Und Baba Ji erwiderte: „Du kannst etwas davon stehlen, du kannst davon nehmen, aber es ist ein solcher Strom, der niemals enden wird.”

Alle möchten diese Frucht erhalten, aber der Weg ist sehr schwierig; der innere, spirituelle Weg, sie zu erlangen, ist sehr schwierig. Der Satpurusha selbst kommt und holt uns aus diesem weltlichen Ozean heraus. Er ist der Einzige, der den Schauer Seines göttlichen Nektars gibt, und nur damit kann der Vorhang des Physischen und Astralen beiseite ge-zogen werden.

Heute gehen wir durch eine ähnliche Zeit (der Trennung) wie bei Meister und Hazur Baba Sawan Singh, oder wie in dem Shabad von Bulleh Shah, das gerade gesungen wurde, in dem es heißt, dass die Seele von innen spricht und sich nach dem Meister sehnt. In welchem Zustand aber sind wir? Unsere Seele ist völlig in die äußeren Vergnügungen verstrickt und ist darin aufgegangen und kann nun das innere Shabd nicht hören.

Sich über das Körperbewusstsein zu erheben ist ein einzigartiger Weg, es ist nicht leicht (die inneren Ebenen) zu durchqueren, das ist nur mit der Hilfe des kompetenten Meisters möglich. Nur der ist ein Meister, der diese Reise im Innern durchlaufen hat, und Er lehrt auch uns, wie wir sie vollenden können. Unsere Seele kann sich sehr leicht im Innern ver-stricken, oder dort einem falschen Weg folgen. So ist es also ohne Meister sehr schwierig, nur Er kann uns mit Hilfe Seiner strahlenden Form auf diesem Weg (sicher) hindurch bringen. Baba Jaimal Singh zeigte Baba Sawan Singh diesen Weg, er wiederum zeigte ihn unserem Meister, und diesem Weg folgen auch wir jetzt. Sich zu erheben und eine Ebene nach der anderen zu durchqueren, liegt nicht in der Hand des Menschen, das ist allein Meisters Arbeit, und mit Seiner Hilfe werden wir fähig, hinüber zu gelangen. Meister sagt: „O geliebte Seele, du solltest versuchen, mit der Meisterkraft in Verbindung zu kommen, denn du bist von einem solchen Vorhang der Täuschung umhüllt, dass es nicht einfach für dich ist, ihn zu überwinden.” Anahad Shabd (der unendliche Ton) erklingt in dir, aber du kannst ihn nicht hören.” So lange wir nicht den Segen und die Gnade des kompetenten Meisters erhalten, haben wir keine Verbindung damit. Er allein kann uns das Bewusst-sein schenken zu erkennen, so dass wir frei werden vom Kreislauf der Wiedergeburt. Dann ist die Seele fähig selbst mit dem höchsten Bewusstsein zu reisen. Erst dann ist man mit Meisters Hilfe in der Lage, sich über Trikuti (den oberen Bereich der dritten großen Aufteilung der Schöpfung) zu erheben und nach Sahaj Ghaddi (die Region der Ausgegli-chenheit) zu gelangen. Dann öffnet der Geber von Naam den Schatz Seines Naam.

Meister gibt Seinen Schülern Sein inneres Bani (Wort oder Naam). Er lässt uns damit Bhav Sagar (den gefährlichen Ozean der drei Welten) überqueren. Dieser Weg ist für die Seele schwierig zu durchqueren, aber noch schwieriger ist es für Meister, die Seele sicher hinüberzubringen.

Als Baba Sawan Singh Seinen Körper verließ, musste Er viel leiden, Seine Gesundheit war sehr angegriffen. Viele, die in Seiner Nähe waren und mitarbeiteten, besuchten Ihn, aber Sein Zustand besserte sich nicht. (Baba Sawan Singh hatte gesagt, wenn derjenige zu ihm kommen wird, der Sein Nachfolger ist, werden seine Probleme verschwinden). Dann sagte Bibi Ralli: „Holt Kirpal Singh, vielleicht hat Hazur dann weniger Probleme, weniger Schmerzen.” Man bat Meister zu kommen. Als Sant Kirpal Singh gekommen war, hatte Baba Sawan Singh keine Probleme mehr, er war ganz in Ruhe. Er öffnete Seine Augen und sagte: „Die Seele hat kein Problem, nur mein Körper leidet.” Dann stellte man Baba Sawan Singh viele Fragen, und Baba Sawan Singh bat Sant Kirpal Singh: „Du solltest auch eine Frage stellen.” Dann stellte Meister eine Frage. Er fragte, in wie vielen Formen Meister der Seele hilft und Baba Ji sagte: „Du solltest selbst die Antwort geben.” Daraufhin sagte

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Meister: „Wenn die Meisterkraft die Seele aus Bhav Sagar herausbringt, schützt Er sie von vier Seiten, in vier Formen, Er ist von allen Seiten bei der Seele, um sie zurückzubringen.” Denn niemand konnte diese Frage, die Meister gestellt hatte, beantworten und sagen, in wie vielen Formen der Meister der Seele hilft. Deshalb hatte Baba Ji gesagt, Er solle selbst die Antwort geben. Dann war Baba Ji ganz stark und hatte keinerlei körperlichen Prob-leme mehr.

So geben die kompetenten Meister immer Hinweise, wer derjenige sein wird, der die Ar-beit weiterführt. Meister erklärte wunderschön, dass die Meisterkraft in der strahlenden Gestalt der Seele in vielen Formen hilft und die Seele bis in die innere Heimat bringt. Die Seele durchquert Alakh (den zweiten Bereich reinen Geistes, die sechste Ebene), Agam (den dritten Bereich reinen Geistes, die siebte Ebene) und wird dann eins mit Anami (dem Namenlosen, dem Absoluten, dem formlosen Gott). Das wollen auch wir, alle Brüder und Schwestern, erlangen, und so sollten wir sehen, wie wir es erlangen können. Wie schnell wir fortschreiten und uns spirituell entwickeln, hängt von unseren alten Karmas ab.

Manche Weggefährten, manche Brüder und Schwestern, entwickeln und erheben sich sehr schnell, weil sie schon früher harte Bemühungen (in der Meditation) eingesetzt haben und durch ihren Glauben an Meister. Wenn wir einmal Zweifel haben, können daraus viele Zweifel entstehen. Es gibt auch einige Seelen, die so viel Hingabe an den Meister haben, viel meditieren und ihr Gesicht immer dem Meister zugewandt halten, sie erlangen in diesem Leben die Frucht vieler (vergangener) Leben. Man sollte nicht nach Initiation verlangen, so lange nicht der Boden vollkommen vorbereitet ist. Die Mutter wird das Kind nicht hoch nehmen und es füttern, so lange es nicht hungrig ist und weint. Es gibt verschiedene Arten von Menschen, die sich initiieren lassen. Manche entschei-den sich sehr schnell dazu, wenn sie von anderen davon hören. Danach meditieren sie, wann es ihnen gefällt. Darüber sprach auch Baba Jaimal Singh mit Baba Sawan Singh, und Baba Sawan Singh beschrieb Sant Kirpal Singh, in welchem Zustand diese Schüler sind. Meister sagte, solche Menschen haben im Leben keinen Stand, sie erhalten die Ini-tiation, aber sie setzen keine harten Bemühungen ein (in der Meditation) und können nicht an Meister glauben. Diese Worte sprach Meister am 27. Juli mit einem tiefen Seufzer und sagte: „Solche Menschen müssen wieder in die Welt kommen.” Wenn man die Ini-tiation von der Meisterkraft erhalten hat, hat Meister die Saat gesät, und sie kann nicht mehr zerstört werden. Diese Menschen haben dann den Vorteil, dass sie zumindest nicht in die Hölle kommen werden, aber sie müssen wiedergeboren werden. Sie können die Erlösung nur erlangen, wenn sie wieder den menschlichen Körper erhalten und mit dem in Verbindung kommen der kompetent ist. Erneut gibt Er ihnen Naam, und dann gehen

sie sicherlich in diesem Leben zurück. Manche können also sehr schnell sein und manche sehr langsam, aber am Ende erreichen alle ihr Ziel. Wie schön wäre es, wenn wir immer unsere Aufmerksamkeit darauf gerichtet hätten, in diesem Leben zurückzugehen! Selbst wenn Meister den Körper verlässt, wird er nie Seine Hand zurückziehen, Er wird immer Seine Hand über die Seelen halten, die Ihm gehören.

Der Meister ist wahr und kompetent, Er ist immer beim Schüler und hilft in der strahl-enden Form.

Hazur Baba Sawan Singh

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Wenn ihr einmal die Initiation von einem kompetenten Meister erhalten habt, braucht ihr nirgendwo sonst hinzugehen. Es spielt auch keine Rolle, wenn der Meister den Körper verlässt. Sein Kind verlässt Er niemals. Er ist die strahlende Form, und diese kann nie zerstört werden. Er unterstützt uns immer und ist immer bei uns. Meister sagte: „Wenn ihr etwas fragen wollt, das eure innere Erfahrung betrifft, solltet ihr nur denjenigen fra-gen, der autorisiert ist (die Arbeit weiterzuführen). Aber die innere Arbeit ist allein in der Hand des Meisters, der euch Naam gegeben hat.” Wenn wir Seinen Schritten nachfolgen, werden wir sicherlich erfolgreich sein, selbst wenn Er Seinen Körper bereits verlassen hat. Für den inneren Weg, den inneren Fortschritt ist allein Meister verantwortlich, es ist Seine Arbeit. Der Meister verlässt den Schüler, dem Er Naam, Shabd gegeben hat, niemals. Er bringt ihn bis zu seinem endgültigen Ziel. So wie Baba Ji sagte: „Ich verlasse euch nicht, ich werde immer bei euch sein. Seid nicht traurig, wenn ihr euch in der Meditation ent-wickelt, werdet ihr mehr Gnade erhalten als zuvor.”

Der kompetente Meister wird die Seele, die Ihm gehört, nie verlassen, bis Er sie in die ewige Heimat gebracht hat. Wie gibt Meister von innen die Botschaft? Er sagt: „O Sewak Janu, meine Schüler, meine Kinder, ihr solltet jetzt erwachen, es ist Zeit, erwacht zu sein. Seid nicht in tiefem Schlaf versunken. Versucht, diesen weltlichen Ozean zu überqueren und bei mir zu sein. Erlangt Amrit vom inneren Ozean.” Wir müssen also bereit werden, um die Saat von Naam zu erhalten nach der wir uns sehnen, um die dunkle Nacht hinter uns zu lassen. All das ist die Geschichte, die Er schreibt, Er ist der Eine von Anfang bis zum Ende. Er besitzt dieses Schiff, mit dem Er (die Seele) mitnehmen wird, und den inneren Schatz. Das Schatzhaus ist angefüllt und nur von diesem Ort gibt Er uns den spi-rituellen Schauer, und wenn wir ihn erhalten haben sind wir bereit, nach Hause zurück zu gehen. Wenn es uns nicht gelingt, im Sahaj Samadhi (in einem Zustand völliger Ausgegli-chenheit und Losgelöstheit) zu sein, können wir die dunkle Nacht nicht überwinden.

Guru Nanak Dev Ji sagte: „Wer den Anweisungen des Meisters gehorcht und das im-mer beibehält, wird die innere Kraft erlangen, er wird die innere Gnade erhalten. Wer nicht gehorcht wird zwischen den beiden Mühlsteinen zermahlen werden.” Die Saat kann man nicht in trockenes Land säen und auch ein Baum trägt keine Frucht auf trockenem Boden. Nur durch die Liebe kann man Seine strahlende Form erreichen. Am Ende gibt es nur einen Weg, den wir alle gehen werden. Nur wer zu sterben lernt während des Leb-ens, kann am Ende (die ewige Heimat) erreichen. Das ist allein auf dem Weg von Sahaj Gaddhi möglich, dort wirkt nur unsere Seele. Deshalb ist es sehr wichtig, sich mit Shabd und Dhun (dem Tonstrom) zu vereinen. Wir sollten diese Farbe nicht nur für uns selbst erhalten, sondern auch für die kommende Generation.

Es ist die Wahrheit, der Schatz der Wahrheit, und ihr werdet ihn von innen erhalten. Nur der kann nach innen gehen, auf den Meister den Schauer Seiner Gnade herabregnen lässt. Nur die Seelen sind fähig ihre innere Heimat zu erreichen, denen Er Seine Gnade schenkt.

Als Bhaji ins Krankenhaus kam und operiert wurde, begann damals ein besonderer Ton zu erklingen. Und dieser Ton ist ein höhere Ton als alle anderen Töne, er ist sehr anzie-hend, und man kann die strahlende Form des Meisters wahrnehmen. Wenn Er Seinen Gurmukh zurücknimmt, verändert sich der Ausdruck Seiner Augen ständig. Selbst Seine Füße leuchten so stark, dass man das strahlende Licht nicht ertragen kann. Welcher Ruf kommt von Ihm von diesem Ort wo Er lebt? Er ruft die Seele wie mit einer inneren Stimme, dass sie zu diesem Ort kommen soll. Es ist ein ganz schneller Ton, wie schnell herabfall-endes Wasser. Und nachdem man diesem Ton gehört hat, findet man den Schatz unseres Meisters. Wir brauchen nichts zu tun, Er ist es der alles erschaffen hat. Wenn wir Ihm unser Gesicht zugewandt haben und so dem Weg folgen, gibt er uns diesen höheren Ton.

Meister sagte: „Habt ihr einmal gelernt, euch über das Körperbewusstsein zu erheben, werdet ihr verschiedene Töne erfahren, die eure Seele anziehen.” Dann öffnet Meister das Tor für seine Schüler, Seine Ergebenen. Nicht einmal die Schüler können die Tugenden ihres Meisters besingen, der so kompetent ist. Seine Strahlende Form ist völlig anders, ganz einzigartig und erhaben. Um Ihn im Innern zu erlangen, brauchen wir ein reines Herz, ein heiliges Herz, und auch unser Auge sollte sehr rein sein, damit wir Seine Strahl-ende Form sehen können.

Als ich Bhaji im Krankenhaus besuchte, sagte er mir Folgendes: „Das Tor zur ewigen Hei-mat ist geöffnet,” und dann beschrieb er die verschiedenen Töne, die nur von diesem Ort kommen, und Meisters strahlende Form. Er beschrieb genau wie Er aussah. Vor diesem Ton und vor Seiner strahlenden Form kann man nicht stehen. Er öffnet das Tor und sagt: „O Ergebener, du hast an mich gedacht und deshalb bin ich gekommen.” Von Innen erk-lingt Seine Stimme und sagt: „O Sadhus, ich habe euch diesen Körper gegeben, damit ihr in dieser Welt für die Spiritualität arbeiten könnt. Lasst das Gemüt beiseite und arbeitet für die Meisterkraft, während ihr in dieser Welt lebt!” Er gibt uns die Lektion: „Erfüllt eure weltlichen Pflichten, während ihr in dieser Welt lebt, aber dann lernt, euch täglich zu erheben, um Ihm zu begegnen und Ihm euren Bericht zu geben.”

Ihr könnt nur ein Gurmukh werden, wenn ihr ständig mit der Wahrheit in Verbindung steht. Wir müssen unser inneres Auge entwickeln, so dass wir fähig werden, Ihn im In-

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Der Guru Dev (die strahlende Form des Meisters im Innern) ist die Wahrheit, Er ist wahr, und Ihm zu dienen ist wahrer Dienst, Er selbst ist die Wahrheit. Wenn wir lernen, nur mit dem Guru Dev zu leben, erhalten wir immer den Schauer (Seiner Gnade) von in-nen. Er ist der Ozean der Wahrheit und füllt Seinen göttlichen Nektar (in uns) hinein. Er sieht den Zustand eines jeden Herzens, und entsprechend unserem Zustand gibt Er den Schauer Seines Segens, und dementsprechend leben wir weiter und haben bis heute überlebt. In Bhagat Marg, dem Weg der Hingabe, bereitet der König der Könige uns den Weg, damit wir Sahaj Marg erlangen. Nur Er öffnet den inneren Weg. Er zeigt uns den inneren Weg, so dass die Seele ganz einfach ihre innere Heimat erreicht. Er gibt uns einen heilenden Balsam, Er behandelt die Wunde in unserem Herzen. Er gibt unserem toten Körper, unserem toten Herzen Leben, und dann können wir keine Worte finden, um Seine wahre Kompetenz zu beschreiben.

Das ist Meisters Stimme, Meisters Botschaft, die von innen kommt und dies sind Seine Worte: Das ist das Haus der Wahrheit, und Er hat Seinen Schatz von innen geöffnet, und Seine Arbeit wird immer weiter gehen, sie wird nie enden.

Vom Juni bis zum 27. Juli (dem Aufenthalt Bijis im Westen) konnte ich euch allen die gesamte Botschaft, die uns (die Meisterkraft) gegeben hat, übermitteln. Wir sollten uns ein Herz nehmen, wir sollten so stark sein, Ihn von innen zu erlangen. Entsprechend un-serer Stärke wird Er uns Seinen Schauer geben. Er ist der König und kam um uns etwas zu geben. Je nach dem, wie weit wir unser Tor geöffnet haben, wird Er uns etwas geben. Es ist eine Sache zwischen uns und Meister. Alle Botschaften oder Lektionen, die Meister gegeben hat, konnte ich an euch weitergeben. Wenn Meisters Arbeit in einem Bereich beendet ist, zeigt er dem Schüler eine andere Arbeit.

Ich bin sehr glücklich, alle Brüder und Schwestern zu sehen, ihr alle habt Zeit geopfert, um hierher zu kommen, aber noch glücklicher werde ich sein, wenn ihr Zeit einsetzt für die Meditation, so dass ihr wirklich Meisters Liebe im Innern erlangen könnt.

Wir alle, Brüder und Schwestern, feiern heute den Geburtstag unseres Hazur, und mein Ge-bet ist nur, dass Meister uns annehmen möge, damit wir unsere Reise vollenden können.

nern zu erlangen. Nur mit unserem inneren Auge können wir Meister sehen. Wenn wir einmal entwickelt sind und uns vorbereitet haben, ist Er alle Zeit in unserem Herzen, in unseren Augen.

Die Bhagdas sind immer mit Ihm verbunden, sie haben immer Seine Liebe und Seine Arbeit im Herzen, und so kümmert Er sich beständig um sie. Er sorgt immer für Seine Ergebenen, die voller Hingabe an den Meister sind, damit niemand in dieser Welt diese Hingabe stehlen kann. Er kümmert sich bis zuletzt um sie, selbst dann, wenn die Guru Bhagdas ihren Körper verlassen. Er kümmert sich um sie, bis die letzte Zeremonie vorüber ist, damit kein Manmukh sie berührt.

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Die Gnade Gottes ist mit uns. Tatsächlich gibt es drei Arten der Gnade. Die erste ist Gottes Gnade, (die wir erhielten) als Er uns den menschlichen Körper gab, in dem wir mit der Sehn-sucht, Ihn zu erkennen, gesegnet werden können.

Es gibt Wasser für die Durstigen und Nahrung für die Hungrigen. Er fügt es so, dass man dem begegnet, in dem Er sich offenbart hat. Die zweite Gnade kommt vom Guru, wenn er uns mit Naam verbindet. Wir haben nun zwei Arten der Gnade empfangen; die dritte ist die Gnade unserer eigenen Seele. Wenn wir nicht unsere eigene Gnade auf uns herabregnen las-sen und voll wahrer Hingabe sind, kann weder die Gnade Gottes noch die des Guru erblühen und Früchte tragen. Das sind sehr klare, ganz direkte Worte. Macht nur einen Schritt, und

– Millionen Schritte voran werden euch geschenkt. Wendet Ihm einfach euer Gesicht zu. Seid nur mit denen zusammen, die eurem Guru wahrhaft ergeben sind. Die Gesellschaft derer, die sich von Ihm losgesagt haben, wird auch euch zugrunde richten.

Kirpal Singh

Die Gnade, die zum Zeitpunkt der Initiation gegeben wird, ist der Lebensimpuls des Meisters. Die meisten Schüler vergeuden sie leichtfertig. Tatsächlich ist es die Saat, die vom Meister gesät wird, um vom Schüler bewässert und gepflegt zu werden. Die Leben-simpulse des Meisters sind die Stufen voller Sehnsucht, die zum Ziel führen. Der Gur-mukh hat die Initiationsworte des Meisters bestmöglich genutzt.

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Er macht keinerlei Geschäfte mit der Gnade seines Meisters – so wie sie (ihm) zufließt, wird sie weitergegeben. Der Liebende segnet die, die es verdienen. Das weiß der Gur-mukh und der, der sie (die Gnade) erhält. Die Geschenke Seiner Gnade sind dazu bestim-mt, anderen zu helfen und niemals dafür, dass der Gurmukh sie für sich gebraucht. Das Leben des Gurmukh ist zu hundert Prozent für die anderen. So wird die Gnade seines Meisters nicht falsch verwendet.

Die Gnade des Meisters ist für die, die sie verdienen, und nicht für die, die sie verlan-gen, denn die sie verlangen, verlangen sie für ihre eigenen Zwecke. Die Gnade hört auf zu wirken, wenn sie das, was sie wollten, erreicht haben. So macht es also einen großen Unterschied, ob man die Gnade verdient oder sie verlangt. Durch sein praktisches Leben und Handeln und indem das Kind voller Vertrauen, Zufriedenheit und Nachsicht allen Reaktionen und Konsequenzen beherzt begegnet, stellt es den Meister zufrieden und er-hält so Seine Gnade. Die Gnade, die so gegeben wird, wird nicht zurückgenommen. Der Gurmukh verlangt niemals etwas, da er alles von seinem Meister verdient.

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Es gibt von verschiedenen Menschen verschiedene Aussagen über den Gurmukh. Sie alle tragen nicht mehr als ein Jota zum Lob seines Meisters bei. Die gesamte Gnade seines Meisters liegt im Gurmukh verborgen, und sein Meister lässt sie je nach Bedarf sichtbar werden. Bedarf und Versorgung gehen Hand in Hand. Der Gurmukh ist glücklich und statt überrascht zu sein, preist er vielmehr seinen Meister, denn er weiß, dass sein Meister weit über all diesen (Geschenken) der Gnade steht. Die Menschen wundern sich, wie es geschehen ist, während der Gurmukh seinem Meister dankt, dass es geschah. Die Men-schen benützen das Lob für ihre Wünsche; dabei geht die Essenz immer mehr verloren. Im Heiligtum des Herzens des Gurmukh aber lässt sie sich nieder und bleibt immer frisch und fest verankert, um auf rechte Art gebraucht zu werden. Wird die Gnade des Meisters falsch verwendet, überschattet das die heilige Verbindung von Licht und Ton zwischen dem Meister und dem Schüler. Sie beginnt dann allmählich schwächer und schwächer zu werden.

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Die Gnade, mit der der Gurmukh durch seinen Meister gesegnet wurde, erhielt er nicht mit einen Mal, sondern nach und nach, indem er verschiedene Prüfungen bestand. Dann kam eine Zeit in sein Leben, in der er zur Wohnstatt der Gnade seines Meisters wurde. Je mehr harte und schwierige Prüfungen der Gurmukh durchläuft, desto mehr Gnade besitzt er. Die Gnade, die auf den persönlichen Bedarf des Schülers begrenzt ist, beseitigt nicht das Hindernis der negativen Kraft, sondern hilft dem Schüler (nur), seine bestehen-den Schwierigkeiten zu bewältigen. Eine solche Gnade würde ein bewusster Mitarbeiter am göttlichen Plan niemals von seinem Meister verlangen. Die Meisterkraft wird dem Gurmukh immer eine solche Gnade zur Verfügung stellen, mit der er die Schwierigkeiten und Hindernisse im Leben aller anderen beseitigen kann. Es ist besser, den Baum mit

Gnade im Überfluss

Von Dr. Harbhajan Singh, aus dem Buch “Forever with Master, Vol. II”

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den Wurzeln auszureißen als nur die Ausläufer und Zweige abzuschneiden. Die Gnade des Meisters, die wahre Begebenheiten auf einer ganz natürlichen Basis bewirkt, hat eine vollkommen positive Wirkung auf die, die sie erleben, sehen, fühlen oder davon hören. Im Gurmukh bleibt die Gnade seines Meisters in ihrer Wirkung immer frisch und un-erschöpflich. Durch die Gnade seines Meisters wiederholt er solche Ereignisse und fährt so fort, die Pflanze zu bewässern, so dass sie ergrünt und frische Blüten und Früchte her-vorbringt. Er wird erklären, was der Sinn dieser Begebenheiten ist, die durch die Gnade seines Meisters geschahen, und warum alle anderen, die auf dem Weg sind, ihrer so drin-gend und umfassend bedürfen, um all solche Probleme zu lösen.

*

Wenn der Gurmukh Zeuge besonderer Begebenheiten wird oder sieht, welche Gnade anderen zufließt, ist er sehr glücklich und stolz auf seinen Meister. Er betet darum und sehnt sich danach, noch viel empfänglicher für seinen Meister zu werden.

*

Sein Meister schenkt Wahrheit, Mitgefühl, Zufriedenheit und Hingabe. Der Gurmukh sieht diese Faktoren als Realität und den Zweck seines menschlichen Lebens. Mit Hilfe der Wahrheit beginnt er, auf richtige Art zu leben, und dadurch werden Mitgefühl, Zufrieden-heit und Hingabe seiner Lebensweise hinzugefügt als Zeichen Seiner Gnade. Daher ist er ständig in die Gnade seines Meisters vertieft, um nie Seinen Schutz zu vergessen.

*

Ohne die Gnade des Meisters stirbt man mit Wünschen, wird wiedergeboren mit Wün-schen, um dann wieder in Wünschen zu versinken. Der Gurmukh steht über den drei At-tributen (Gunas) und ist durch keines von ihnen betroffen. Er kennt den vierten Zustand der Glückseligkeit und Gnade seines Meisters (den Zustand der Ausgeglichenheit), und in diesem Zustand fand er den einen Weg, seinem Meister zu dienen. Dies ist der Weg, um ganz sicher das Geschenk der Hingabe zu empfangen.

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Sehnsucht und Hingabe

Vortrag von Dr. Harbhajan Singh, St. Gilgen am 30. Juli 1994

Liebe Brüder und Schwestern,

Wie ihr alle wisst, ist der Sinn des menschlichen Lebens etwas ganz Einzigartiges, erfüllt von eigener Schönheit. Selbst große Könige konnten das Rätsel des Lebens lösen, indem sie mit Heiligen in Verbindung kamen. Und wie konnten sie mit ihnen in Verbindung kommen? Sie hatten Sehnsucht, sie hatten Hingabe für die höheren Werte des Lebens, denn sie wussten, dass all ihr Besitz nicht mehr als Staub ist. Es gab sogar Könige, die das, was sie besaßen, aufgaben und sich von allem loslösten.

Meister sagt uns: „Hingabe ist wie eine Morgenbrise im Garten unseres Seins.” Ihr wisst, die Morgenluft ist sehr gesund, und dieser Körper, sagt man, sei ein Garten, der Garten unseres Lebens. Bei Frühlingswetter brechen die Knospen der Blüten auf und duften. Die ganze Atmosphäre ist vom Duft erfüllt. So ist es, wenn unsere Hingabe an den Herrn erblüht.

Meister sagt uns: „Ohne Hingabe gibt es keine wahre Suche.” Ihr wisst, in der Welt findet man viele, die zwar sehr ergeben sind, aber dennoch keinen Ausweg finden. Sie haben Sehnsucht, erhalten aber keine Hilfe. Gibt es keinen Ausweg für sie? Ja, es gibt einen Weg, und der steht jedem offen, aber Meister sagt, dass die, die unwissend bleiben und unwis-send wieder gehen, alles verlieren. Sie nehmen ihr Erbe nicht mit, sie kommen mit leeren Händen und gehen mit leeren Händen.

Es kommt im Leben jedes Menschen die Zeit, in der er Sehnsucht hat und Hingabe sowie einen alles überragenden Wunsch (nach Gott). Es mag sein, dass es nur wenig ist, dass es nur kurze Zeit anhält und dann wieder vorüber ist, es kommt auf den Hintergrund an. Manche Menschen nützen diese Zeit nicht aufs beste und gehen so in die Irre. Ich habe gesehen, wie viele Menschen sich unglücklich fühlen. Fordert man sie auf, zu er-klären, warum sie unglücklich sind, können sie es nicht sagen. Sie wissen nicht, warum sie unglücklich sind. Das ist eine bestimmte Stufe. Aber die meisten Menschen in der Welt genießen hauptsächlich die Freuden der Sinne und ähnliches und kümmern sich nicht um diese Dinge.

Guru Nanak war oft sehr unglücklich. Er weinte die ganze Nacht, bis sein Kissen durch-

nässt war. So dachten seine Eltern, dass er krank sei. Er sagte: „Nein, ich habe kein Pro-blem. Es ist eine bestimmte Stufe in meinem Leben, die ich überwinden möchte.” Man brachte ihn hierhin und dorthin, aber es wurde nur noch schlimmer. Sie wollten ihm etwas geben, damit er wieder auflebt, aber er nahm es nicht an. So wurde (die Sehnsucht) immer größer.

Es heißt, dass es ohne einen Meister nicht einmal möglich ist, Sehnsucht und Hingabe zu haben. Ein Wort von Ihm kann die ganze Schöpfung verändern. Er aber hält sich an Sein Wort. Er hat der negativen Kraft etwas zugesichert (keine Wunder zur Schau zu stellen, um die Menschen zu überzeugen, sondern ihnen nur die Wahrheit zu erklären, damit sie auf den Weg kommen), und so hält Er sich daran. Andererseits ist es auch nicht unmöglich, jemandem alles bewusst zu machen, für Ihn ist alles möglich, aber die Zeit spielt auch eine Rolle. Meister sagt: „Wenn die, denen es bestimmt ist den Weg zu gehen, entsprechend der Lehre leben, wird sich in wenigen Monaten ihr gesamtes Leben ändern. Von Tag zu Tag werden sie sich immer besser fühlen.

Meister sagt: „O Mensch, wenn Du an Dich glaubst, was solltest Du dann tun? Du soll-test jeden Moment Deines Lebens um Erwachen bitten, denn dieses Erwachen wird uns zu Hingabe und Ergebenheit führen.” Sie sagen sogar: „O mein Herz, gib mein Leben frei, damit ich mich hingebe, bevor die Trennung kommt.” Denn wenn die Trennung (der Tod) kommt ohne, dass wir uns der Meisterkraft hingegeben haben, ist es die Hölle, es ist ein schlimmes Verbrechen, dann haben wir die Chance, den Sinn unseres Lebens zu erfüllen, endgültig vertan. Es ist eine besondere Chance, die uns gegeben wurde, und wenn wir sie verlieren, mag es sein, dass wir sie noch einmal erhalten oder auch nicht. Die Meister kommen und geben dieses Erwachen. Hingabe, Erwachen, Ergebenheit, all das kommt allein von der Meisterkraft. Ohne Ihn kann niemand etwas über Hingabe sagen. Niemand kann uns erklären, wie man sich hingibt. Niemand kann uns sagen, wer wir sind und was wir sind. Niemand kann es erklären. Nur wer das positive Leben erfahren hat, kann auch darüber sprechen. Seine Liebe und Hingabe für die höhere Sache bringen Erwachen hervor. Es ist eine Hingabe, die vorbehaltlos allen dient. Wir blocken ab und sagen: „Das ist gut für mich, das weniger”, die Meisterkraft aber nimmt aus Liebe alles an.

Zum Beispiel gibt es niemanden in der Welt, der ein reines Gemüt hat. Wenn aber Meister sieht, dass jemand vielleicht neunzig Prozent an Problemen leidet, die er sich selbst ge-schaffen hat und weiterhin schafft, und nur ein wenig Gutes in ihm findet, nimmt Er nur dieses Gute und entwickelt ihn. Ihr wisst, wenn wir eine gute Eigenschaft für die rich-

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tige Sache einsetzen, vermehrt sie sich sofort. Es ruft ein großes Erwachen im Menschen hervor, denn wenn wir das Gute richtig nützen, bringt uns das immer Erwachen. Ohne Erwachen können wir das Gute in uns nicht nützen, nützen wir es, bringt uns das ein gewisses Erwachen. Wenn wir einmal mit Meister in Verbindung kamen, lehrt Er uns, wie man das Gute in sich vermehrt. Dieses Gute ist wie die Morgenbrise, es wird euer Leben ändern, es wird die ganze Atmosphäre um euch verändern und ihr spürt, dass das eine gute Art zu leben ist und ihr euch dem hingeben solltet.

Als ich das erste Mal mit Sant Kirpal Singh zusammen traf, wollte ich mich ganz hinten hinsetzen, denn ich war zu spät gekommen. Ich wusste nicht, wann der Satsang beginnt, denn ich war das erste Mal da. Ich war einfach Meister nachgefahren. Meister sagte: „Nein, komm nach vorne.” Ich wollte mich dann in der Mitte hinsetzen, aber Er sagte: „Nein, komm vor.” Er ließ mich ganz nahe bei Sich sitzen und zitierte eine Hymne von Kabir: „O geliebte Seele, deine dunkle Nacht ist vorüber, jetzt geht für dich die Sonne auf.”

Dieses Leben ist wie ein Sonnenaufgang. Ihr wisst, wenn die Sonne aufgegangen ist, kann man alles so sehen, wie es ist, und klar unterscheiden. Ist die Sonne aufgegangen kann es keinen Zweifel mehr geben. Dieses Leben ist wie die aufgegangene Sonne, wir dürfen keinen Zweifel haben. Wenn es irgendeinen Zweifel gibt, solltet ihr ihn überwinden und beseitigen, ihr solltet nicht zu einem Teil davon werden, ihr solltet ihn nicht wieder aufle-ben lassen in eurem Herzen. Ihr wollt all das überwinden? Dann erhebt euch darüber! Ihr seid wie die aufgehende Sonne und solltet von keinem Schatten betroffen sein. Wenn ihr einen Schatten wahrnehmt, ist es euer eigener, und Meister sagt: „Im Schatten zu leben, bedeutet im Zweifel zu leben.” Meisters Leben und das, was Er anderen gibt, steht über jedem Zweifel, es ist ohne jeden Schatten. Und was macht Er? Er hilft uns, all das zu vergessen. Das ist eine Schönheit in Ihm. Es sind dann nur mehr winzige Spuren davon zu finden, und versuchen wir, uns diese Dinge wieder in Erinnerung zu rufen, sehen wir, dass sie für uns wertlos sind.

Wie ändert Er unser Leben? Das ist auch etwas Wunderbares. All die Dinge, die wir nicht ver-gessen, die wir noch vermehren wollen, denen wir nachlaufen und mit denen wir leben wollen, werden wie von selbst geschmacklos und haben keinen Wert mehr. Meister hilft uns also, unser Leben stärker zu machen. Alles, was Er sagt, ist immer voller Bedeutung, glaubt Ihm.

Meister sagt es uns und ein Schüler, der bewusst wird, fühlt auch selbst so: „O Gott, ich habe es jetzt erkannt und ich denke, dass es keinen anderen Grund gab, in den mensch-lichen Körper zurück zu kommen als die Hingabe an Dich.” Wenn ich in diesen mensch-

lichen Körper gekommen bin, dann nur, um Hingabe an Dich zu erlangen. Meine einzige Aufgabe besteht darin, mich Dir hinzugeben, das fehlte mir in meinem früheren Leben.” Es fehlte uns die Hingabe an die Meisterkraft, und so wurden wir wieder in diese Welt geschickt.

Menschen voller Wünsche sind Bettler, in der Welt. Sie erbitten etwas von der Welt. Sie sagen: „All das müssen wir haben.” Ihre Wünsche sind endlos, und es treibt sie umher. Es gab jemanden, der keinen Wunsch hatte, er hieß Bhai Nandlal. Er sagte: „Ich bin ein Bett-ler im Weingarten meines Geliebten. Ich sehe nichts außer dem Geliebten.” Denn für ihn war der Meister das Höchste. Er wollte alles von den heiligen Füßen des Meisters erhalten und sagte: „Eine Hand voll Staub von der Türschwelle des Geliebten kann den Bettler zum Monarchen, zum König machen.” Und das ist die Wahrheit, denn alles, was ihr braucht, ist in Meister enthalten, und das gilt nicht nur für hier, sondern auch für danach. So wie Christus sagte: „Liebt, und alles andere wird euch dazu gegeben.” Das sagten alle Meister, und die, die von der höchsten Ebene kamen gaben euch das ewige Leben. Dieses ewige Leben ist erfüllt von millionenfacher Freude. Wir sind von der Quelle, vom Bewusstsein getrennt, seit Zeitaltern waren wir nicht dort. Wir sind wie im Gefängnis. Ein Gefangener zählt immer die Tage bis zu seiner Freilassung, wenn er aus dem Gefängnis entlassen wird. Wer die Wahrheit, die Wirklichkeit kennt, sagt: „O mein Herz, gib mein Leben frei, ich möchte nicht die Trennung erfahren müssen, ich möchte mit meinem Geliebten ge-hen. Ich möchte zurückgehen.”

Als Maulana Rumis Zeit kam zu gehen, beteten die anderen aus Liebe zu ihm zur Gottes-kraft: „O Gott, schenke ihm Leben, das erbitten wir für ihn.” Sofort öffnete er seine Augen und sagte: „Dieser Segen ist für euch! Ich möchte zurückgehen. Dieser Körper war eine Mauer der Trennung, Zeitalter über Zeitalter stand er zwischen mir und meinem Meister, so dass ich Ihn nicht sehen konnte, jetzt gehe ich zurück. Steht meinem Wunsch nicht im Weg, lasst mich gehen.” Wer es wirklich verdient, erhält es.

Es gibt eine Erzählung von Leyla und Majnu, es ist eine große Liebesgeschichte in Indien. Es war wahre Liebe, obwohl es nur eine weltliche Liebe war. Majnu liebte Leyla so sehr, dass er abmagerte bis zum Skelett im ständigen liebevollen Denken an seine Geliebte. Alle wussten, dass er verrück nach ihr war. Sie war eine Prinzessin und verteilte jeden Tag Almosen an die Bettler. Zahlreiche Bettler kamen immer zum Palast, um Almosen zu bekommen. Eines Tages ging auch Majnu mit den Bettlern mit und hielt eine Bett-lerschale in der Hand. Jedem gab sie etwas, aber als Majnu an die Reihe kam, schlug sie von unten gegen die Schale. Sie fiel zu Boden und zerbrach. Majnu begann zu tanzen. Die

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anderen sagten: „Sie hat dir nichts gegeben, und du tanzt wie ein Verrückter.” Er sagte: „Nein, ihr seid die Verrückten, ihr habt nur ein wenig von ihr erhalten, ich aber habe alles von ihr bekommen. Sie hat mir damit gesagt: ‚Du musst diesen Körper zerbrechen um mir zu begegnen.’” So lange wir diesen Körper nicht zerbrechen, gemeint ist, aus unseren Wünschen heraus kommen, können wir das ewige Leben nicht erlangen. Wir können uns nicht am Geliebten erfreuen, der in uns ist.

Wir sind nicht fähig, etwas über die Meisterkraft zu sagen, die in uns ist. Er ist die strah-lende Form des Meisters, Er ist der Höchste. Seine Schönheit, das was Ihn ausmacht, kann mit nichts auf der Ebene der Sinne verglichen werden. Und wenn der Schüler nach innen geht und seine eigene Schönheit sieht, ist es für ihn ein Unterschied wie zwischen Him-mel und Erde. Eine solche Schönheit hat die Seele im Innern. Wenn beide zusammen kommen und vereint sind, verschönen sie einander, sie werden eins. Sie haben nun das ewige Leben. Alle Meister haben an diesem Punkt aufgehört, über die Dinge zu sprechen, denn sie liegen jenseits jeder Beschreibung, es ist eine Sache der Liebe. Es ist ewige Liebe, die niemals endet. Auf richtige Art einem Meister zu folgen bedeutet etwas, es ist von tiefer Bedeutung, wenn wir wirklich versuchen, es zu verstehen. Die Meister riefen im-mer laut aus: „O Mensch, begreife deine Bestimmung, du bist der lebendige Sohn des lebendigen Gottes, vergiss das nicht. Komm zur Besinnung, denn allein wegen unbedeu-tender Vergnügungen, die nur kurz andauern, verlierst du das ewige Glück und das ewige Leben.”

Es steht außer Frage, und ist ganz ohne Zweifel, dass auch wir praktisch genau dasselbe erfahren können wie die kompetenten Meister. Genau dieselbe Art (Erfahrung) können wir erlangen. Die Meisterkraft sagt, dass Er euch auf diese höchste Stufe bringen wird, auf der Er selbst ist. Er wird euch genauso hoch erheben wie Er ist, denn sonst könnt ihr nicht mit Ihm eins werden. Die weltliche Art ist, dass niemand will, dass ein anderer so ist wie er, man möchte einzigartig sein in der Welt. Das kommt, weil wir an Gier, Dualität und Unwissenheit leiden. Aber die Meisterkraft ist sehr liebevoll, Er nimmt Sein Kind auf und wünscht sich, dass Sein Kind so werden soll wie Er. Er liebt jeden von uns vom Innersten Seines Herzens. Das ist Seine Art zu leben, es ist die Kunst des Lebens, mit der Er von der Gotteskraft gesegnet wurde.

Seine Liebe kommt vom Innersten des Herzens, und besteht nicht aufgrund äußerer Bind-ungen, sage ich euch. Er ist voller Bewusstsein. Geht ihr einmal (nach innen), werdet ihr einen Schluck davon erhalten. Und manche, die nach innen gingen, sagten: „O Meister, in Deinem Weingarten strömt das Bewusstsein über, kannst Du mir einen Tropfen von

dem geben, was überfließt?” Meister aber sagt: „Alles, was überströmt gehört dir, nicht nur ein Tropfen. Ihr könnt so viel davon nehmen, wie ihr möchtet. Im Weingarten der Meisterkraft werden keine Unterschiede gemacht, all das steht euch frei zur Verfügung, es ist für jeden erreichbar.” Wir können so viel davon erhalten, wie wir wollen. Wer kön-nte der Meisterkraft Vorwürfe machen? Wer könnte zur Meistkraft sagen, dass sie uns segnen muss? Nein, Er kommt, um uns zu segnen, Er segnet uns und jeden, der Seinen Weg kreuzt. Aber manchmal nehmen wir Seinen Segen nicht an und sagen: „Wir haben keine Zeit, wir sind nicht bereit.” Wir befinden uns auf der Ebene der Sinne und die welt-lichen Angelegenheiten sind uns wichtiger als Sein Segen. Aber Sein Segen wurde bereits gegeben, dazu ist nichts weiter notwendig, nur eure Aufmerksamkeit ist notwendig. Er sagt: „Beendet all das Geben und Nehmen, aber eure Aufmerksamkeit müsst ihr wieder zu euch selbst zurückbringen.”

Um nach innen zu gehen, um sich an sein Selbst zu erinnern, braucht man dazu nur die Aufmerksamkeit. Was braucht ihr um euch selbst zu erkennen? Braucht ihr dazu etwas zu Essen oder zum Anziehen? Nein, ihr braucht nur eure Aufmerksamkeit. Ihr müsst nur die Richtung eurer Aufmerksamkeit korrigieren, das ist der einzige Weg. Wenn ihr ein-mal eure Aufmerksamkeit zurückzieht, sie wieder zu eurem eigenen Selbst zurück bringt, wird sich das auf wunderbare Weise auswirken. Es wird auf tausenderlei Arten wirken, die Wirkung kann sich vervielfachen. Mit einem einzigen Mal Aufmerksamkeit könnt ihr ein Problem überwinden, mit einmal Aufmerksamkeit helft ihr euch selbst und überwindet weitere Probleme. Eine solche Art der Aufmerksamkeit wird euch nirgendwo festhalten, sondern sie wird euch von allem befeien, was euch festhält, von allen Hindernissen und Barrieren. Wenn die Meisterkräfte kommen, übertragen sie ihre Aufmerksamkeit verviel-facht. Es ist die Aufmerksamkeit des Meisters, die selbst über Ozeane hinweg wirkt. Sie wirkt über die sieben Meere hinweg und findet ihren Weg direkt ins Herz, in das Herz, das Sehnsucht hat. Dort gibt Er Hilfe.

Zu Meisters Zeit erlebten wir viele Begebenheiten, wie jemandem geholfen wurde. Sie no-tierten die Zeit (wann es geschah) und es stimmte genau mit der Zeit überein, als Meister an sie dachte. Sie begannen Meister zu preisen und sagten: „Wir können ohne Ihn nicht leben.”

Zum Beispiel weiß ich von einer Frau, deren zwei Söhne initiiert waren. Sie selbst war nicht initiiert, sie wollte nicht initiiert werden, sie war an eine bestimmte Glaubensgemeinschaft gebunden. Diese Mutter wurde in ihrem Leben von einem schweren Schlag getroffen, sie fand keinen Ausweg und wollte Selbstmord begehen. Ihre Söhne aber drängten sie im-

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mer wieder: „Mutter, denk einfach an Ihn, Er wird dir helfen. Ignoriere Ihn nicht, Er ist der Meister, der Meister der ganzen Schöpfung. Hänge dich an nichts anderes, das sind alles nur Dinge, denk einfach an Ihn.” Als sie gerade Selbstmord begehen wollte, dachte sie: „Ich sollte dem folgen, was meine Söhne sagen, und sehen, ob es die Wahrheit ist.” In ihrem Haus hing Meisters Bild, sie ging dort hin und betete zur Meisterkraft: „Wenn Ihr wirklich der Meister seid, helft mir in dieser schrecklichen Zeit meines Lebens, in der mir sonst nichts helfen kann. Mein Gemüt schwankt und kommt überhaupt nicht zur Ruhe. Jetzt finde ich keinen anderen Ausweg, als Selbstmord zu begehen. Wenn ihr wirklich ein Meister seid, helft mir bitte.” Und sie beschrieb, dass sich ihr aus dem Bild heraus eine Hand entgegenstreckte und ein Licht zu sehen war, das ihren Kopf berührte. Sie wurde bewusstlos und fiel auf ihr Bett. Sie lag dort beinahe zwei bis drei Stunden, und als sie wieder zu sich kam, hatte sie vollkommen vergessen, dass es in ihrem Leben jemals ein Problem gegeben hatte. Sie war sehr glücklich, und als (sie Meister traf), warf sie sich vor Ihm nieder und berührte Seine Füße. Meister sagte: „Ich weiß, dass es Dein Wunsch war, ansonsten hätte ich Dir nie erlaubt, mir zu Füßen zu fallen.” Sie küsste Meisters Füße und sagte: „Für mich seid Ihr Christus, für mich seid Ihr Gott.”

Wer weiß schon, wer Christus ist? Er ist die Kraft, die der Seele eingeboren ist. Wenn uns jemand hilft, Ihn zu erkennen, können wir von ihm zumindest so viel sagen, dass er mit dieser Kraft in Verbindung ist. Wer mit Ihm verbunden ist, muss auch eine gewisse Bezie-hung zu Ihm haben, und wenn es so jemanden gibt, lasst uns ihm auf diesem Weg folgen, damit wir einen Ausweg finden.

Meister verwendete oft das Beispiel: Wenn ihr in ein bestimmtes Land reisen wollt, in dem ihr nie zuvor wart, werdet ihr euch Landkarten anschauen und an vielen Stellen nachfragen, wo man hinfahren soll und wie man dort hinfährt, ihr macht euch mit all dem vertraut. Während ihr all diese Erkundigungen einzieht, erfahrt ihr, dass ein Nach-bar gerade an diesem Ort gewesen ist, wo ihr hinfahren wollt, und jetzt wieder zurück gekehrt ist. Ihr werdet alles andere beiseite lassen und sagen: „Ich sollte mich bei ihm erkundigen, denn er war wirklich dort und ist wieder zurück, zu ihm sollte ich hingehen und ihn fragen.” Er wird euch natürlich mehr praktische Tipps geben können, als in den Beschreibungen steht. Vergleichbar damit sagen uns die Meister, dass in den Heiligen Schriften zwar von Gott gesprochen wird, aber Gott nicht in den Schriften zu finden ist. Er ist in uns. Aber wer kann uns Gott zeigen? Wer diese Wahrheit bereits in sich selbst offenbart hat. Er kann uns ganz einfach helfen alle Schatten und Zweifel zu überwinden, die in unserem Unterbewusstsein erscheinen und wieder verschwinden.

Bei den Moslems heißt es: „Wenn ihr Mekka besuchen wollt, solltet ihr den Seeweg neh-men.” Der Seeweg bedeutet den „langen Weg” zu nehmen. Die Sehnsucht ist ein langer Weg. Den Seeweg zu nehmen, bedeutet den Weg der Tränen zu gehen. Wenn ihr euch nach jemandem sehnt, füllen sich eure Augen ganz von selbst mit Tränen. Die Sehnsucht ist ein gewichtiger Faktor. Ein Meister sagte, seine Nächte seien länger als viele, viele Jahre. Er sagt: „Geht zu jemandem, der Sehnsucht nach Gott hat.” Ist die Sehnsucht einmal er-füllt und man begegnet Ihm, dann sagt man: „Diese Nacht sollte Millionen Jahre dauern,” denn man ist mit Ihm vereint. So ist unser Zustand, wenn wir Sehnsucht haben. Alle die zurückgegangen sind, mussten diese Sehnsucht entwickeln. Unsere Seele kann sehr schnell zu Gott zurück gehen, wenn diese Sehnsucht unser Leben ergreift. Alles, was wir durch Meisters Gnade verdienen konnten, wird auf der Ebene des Bewusstseins zu starker Sehnsucht. Wir sind uns dessen nicht bewusst, wenn uns aber Meister hilft, es zu erken-nen, werden wir uns in der Welt nicht mehr heimisch fühlen, wir fühlen, dass wir nicht von dieser Welt sind, denn alles, was wir tun, wie meditieren und selbstlos zu dienen, lässt in unserer Seele Sehnsucht entstehen, und diese Sehnsucht verwandelt sich in Hingabe.

Wir haben Menschen erlebt, die kurz davor standen, zurück zu gehen, und wenn ih-nen (im Innern ihr Platz) gezeigt wurde, konnten sie nicht mehr in der Welt bleiben. „O Meister, nimm mich jetzt zurück, ansonsten hättest Du mir nicht das Ziel meines Lebens zeigen sollen, meine Sehnsucht und Hingabe sind mit meinem Leben verbunden. Jetzt kann ich nicht mehr in der Welt bleiben.”

Es gab einen sehr ergebenen Schüler namens Sadhu Singh, ich habe euch schon von ihm erzählt. Meister sagte zu ihm: „Deine Zeit ist gekommen, du bist jetzt alt, du kannst zurückgehen.” Er erwiderte: „Nein, Meister ich will nicht gehen. Wenn ich nicht da bin wird niemand die Arbeit tun. Die Pflicht, die ich übernommen habe, ist sehr wichtig, und ich bin in der Lage sie auszuführen, und so möchte ich es auch tun.” Meister sagte: „Gut, es

Liebe und Hingabe ist die Grundlage für den

Erfolg auf dem spirituellen Weg.

Kirpal Singh

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ist spät in der Nacht, geh jetzt schlafen.” Über Nacht nahm Meister ihn über das Körper-bewusstsein und zeigte ihm sein Erbe, das er durch den selbstlosen Dienst erworben hatte. Ich sage euch, er war ein Mann, der nur selbstlos diente, er war Meister so ergeben, dass er alles erledigte, auch ohne zu fragen, ohne vorher mit der Meisterkraft darüber zu sprechen. Er sagte: „Es ist richtig, also muss ich es machen.” Am Morgen dann warf er sich zu Meisters heiligen Füßen nieder und sagte: „Meister, nimm mich jetzt zurück.” Meister fragte: „Gestern Nacht warst du nicht bereit zu gehen, wieso jetzt?” Er erwiderte: „Meister, Du hast mir meinen Weg gezeigt, Du hast mir gezeigt, wo ich hingehen werde, jetzt kann ich nirgendwo sonst mehr leben. Du hast mir mein Leben (danach) gezeigt, es ist erfüllt und voller Schönheit, es ist ein wunderbares Leben. Es ist alles Deine Gnade.” So sagt uns Meister: „Selbst wenn ihr hundert Jahre lang meditiert, wie es manche tun, werdet ihr dennoch nicht zum wahren Verehrer Gottes, denn ihr habt keine Sehnsucht.” Es ist nur eine trockene Art der Verehrung, sie ist bedeutungslos, sie zählt nicht, vielleicht hat sie sogar eure weltlichen Wünsche vermehrt, aber sie hat euch in keiner Weise geholfen. So sagt Meister: „Wenn ihr zum Geliebten gelangen wollt und zu Fuß auf der Straße geht, werdet ihr Ihn nicht erreichen. Lasst euer Herz und euren Kopf eure Füße sein, und geht so dorthin, dann ist es nur ein Schritt ins Jenseits, es ist ganz nah. Ihr werdet in einem Augenblick im Innern ankommen.”

Es gibt eine Begebenheit aus dem Leben von Lord Krishna: Seine Frau war ihm sehr erge-ben und einmal gab es eine Zeit, als er sechs Monate lang von ihr getrennt leben musste. Sie sagte: „Lord Krishna, du gehst, und ich werde sechs Monate allein sein, wie wird es mir ergehen?” Schließlich sagte sie: „Gut, geh. Ich werde einen Weg finden.” Sie hatte große Sehnsucht und gab sich dieser Kraft hin. Als Lord Krishna nach sechs Monaten zurück-kam und an die Tür klopfte, fragte sie: „Wer ist draußen?” Er erwiderte: „Ich bin Lord Krishna.” Sie sagte: „Jetzt brauche ich dich nicht mehr, denn ich bin selbst zu Lord Krishna geworden.” So intensiv hatte sie an ihn gedacht. Durch Sehnsucht und Hingabe werdet ihr eins mit Ihm. Das ist der einzige Weg. Denkt ihr an Ihn, wird Er auch an euch denken. Euer Herz ist bei Ihm und Sein Herz bei euch – das ist der Weg, sage ich euch.

Einmal wollte ich aus einem bestimmten Grund zu Meister fahren. Eure Biji und noch einige waren auch mit und auf dem Weg erfuhren wir, dass Meister nicht da sei. Er war nach Dehra Dun gefahren, um eine bestimmte Arbeit zu erledigen, und wurde erst nach zehn Tagen zurück erwartet. Kurz dachten wir: „Schade, wir werden Meister nicht tref-fen.” Später dachten wir nicht mehr daran und fuhren in Seiner liebevollen Erinnerung hin. Als wir am Abend ankamen, sahen wir, dass Meister in Delhi war. Ein Mann aus Delhi war gekommen und fragte: „Meister, Ihr seid nach Dehra Dun gefahren und hattet

geplant, zehn Tage zu bleiben, warum seid Ihr wieder zurück gekommen? Ihr seid hinge-fahren und gleich wieder zurück gekommen? Den ganzen Tag seid Ihr im Auto gesessen und nur gefahren!” Meister antwortete: „Das stimmt. Als ich in Dehra Dun ankam, war ein starker Sturm und es regnete, wie auch immer, ich konnte nicht bleiben. Ich dachte, es sei besser zurück zu fahren.” Und indem Er in unsere Richtung blickte, sagte Meister: „Ich weiß nicht, wessen Liebe mich zurück geholt hat.” Das ist also der Weg der Liebe und Sehnsucht. Er wusste, dass wir kommen würden. Ich sagte: „Meister, wir erfuhren, dass Ihr nicht in Delhi sein würdet, und auch nicht so schnell wieder zurück kommt. Ein Mann hat es uns erzählt. Aber wir nahmen einen Duft wahr und eine wunderbare Schwingung, die von Euch kam, und wir hatten überhaupt nicht das Gefühl, dass Ihr nicht bei uns seid.” Meister erwiderte: „Wenn der Meister sich an den Schüler erinnert, ist dieser Duft da, aber auch der Meister nimmt den Duft wahr, der vom Schüler kommt. Es ist gegenseitig und hat eine Auswirkung auf beide.”

Auf diese Weise, sage ich euch, müssen wir Sehnsucht entwickeln. Wie entsteht diese Sehnsucht? Wenn ihr an die Meisterkraft denkt, wird euch das einige Augenblicke lang Schwingung geben, aber ihr werdet feststellen, dass das Gemüt und der Intellekt diese Schwingung unterbrechen. Sie werden versuchen, euch nach außen zu bringen, weg von eurem eigenen Selbst. Bringt ihr eure Aufmerksamkeit zurück zur Quelle und werdet fähig, eure Aufmerksamkeit in euch selbst zu halten, werdet ihr sehen, dass die liebevolle Erinnerung an die Meisterkraft da ist, denn Er ist in uns. Er ist nicht weit entfernt von uns, Er ist unserer Seele eingeboren. Unsere Aufmerksamkeit auf der Ebene des Bewusstseins, hier oben (am Sitz der Seele) zu halten, ist eine große Hilfe, um Sehnsucht in uns hervor-zubringen, gemeint ist, in liebevoller Erinnerung an die Meisterkraft zu sein.

Einmal weidete ein Schafhirte seine Schafe ganz allein im Wald und begann, sich nach Gott zu sehnen. Er sagte: „O Gott, wenn Du zu mir kommst, kann ich dir süße Milch geben. Wenn Dir kalt ist, gebe ich Dir wollene Kleider,” und vieles mehr sagte er, um den Meister, um Gott zu preisen. Er hatte so große Sehnsucht, dass er mit der Gotteskraft in sich zu sprechen begann, und ihr seine Gedanken mitteilte, bis Moses vorbeikam und seine Worte hörte. Der Schafhirte nahm seine Umgebung gar nicht mehr wahr, und Moses hörte alles was der Schafhirte sagte und sprach: „Du dummes Kind, alles was du da sagst, ist nicht gut genug für Gott. Gott ist nicht auf deine Milch oder deine Wollkleider angewiesen. Er steht über allem.” Der Schafhirte dachte: „Ich habe einen großen Fehler gemacht, ich weiß nicht, wie man einen Meister verehrt, wie man die Gotteskraft verehrt.” Laut weinend ging er fort: „O Gott, ich habe einen großen Fehler gemacht, ich weiß nicht, wie man an Dich denkt.” Aber während er weinte, erhob er sich über das Körperbewusst-

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sein. Gott begegnete ihm und sagte: „Weine nicht, mein Kind, ich werde kommen und deine Milch trinken und alles annehmen, was du mir gibst, ich liebe dich.” Er fühlte, dass Gott ihn umarmte und war überglücklich. In der Nacht aber erschien Gott Moses und sagte: „Moses, ich habe dich gesandt, um die Menschheit (mit mir) zu vereinen, das ist deine Aufgabe, nicht um sie (von mir) zu trennen.” Man kann also ganz einfach sagen, dass die Meister in die Welt kommen, um uns alle (mit Ihm) zu vereinen, sie kommen, um uns auch untereinander wie mit einem Knoten zu verbinden, während viele andere kommen, um uns zu spalten. Sie bringen neue Gedanken auf und sagen, dass sie richtig und gut sind, und bewirken werden dass ihr anders seid als die anderen und dass ihr sehr bekannt werdet. Vieles schlagen sie uns vor, das einfach ihren eigenen Wünschen entspricht.

Es ist keine neue Philosophie, (die Wahrheit) ist unserer Seele eingeboren, und ohne sie gibt es keine Möglichkeit. Die Leute sagen: „Wir haben keine Zeit.” Aber wer sagt, dass ihr Zeit haben müsst? Die Meister sagen: „Nein, ihr müsst mit dem Herzen dabei sein, ihr habt euren Kopf und euer Herz, nützt sie!” Wir aber setzen all das nur für sinnlose Dinge ein, wir sollten es richtig gebrauchen, richtig einsetzten. Es liegt also an euer Aufmerksamkeit, wie ihr euren Kopf und euer Herz für die richtige Sache einsetzt. Es kostet euch nichts, aber es bringt euch viel. Es kommt euch euer ganzes Leben lang zugute. Es gibt euch ewiges Leben. Es bringt eine Spur Hingabe in euer Leben. Euer Leben läuft reibungslos, es ist gesund, und in euer Leben kehrt Ruhe ein. Das sind die Dinge die unsere kompe-tenten Meiser sagten, nicht nur einer, sondern wir finden das im Leben aller kompetenten Meister. Ihre Erfahrungen sind einzigartig. Manche Meister sprachen darüber, manche nicht, aber die Wahrheit bleibt bestehen.

Betrachten wir das Leben der kompetenten Meister oder derer die sich danach sehnten, so sagten sie: „Mein Kind sehne dich nach vollkommenem Erwachen.” Wenn wir nach etwas verlangen sollten, dann nach vollkommenem Erwachen, wir sollten nicht nur halb erwacht sein. Wir dürfen nicht auf dem Weg stehen bleiben, wir müssen zurückgehen. Mit vollkommenem Erwachen können wir unser Erbe zurück erhalten und eins sein mit Ihm. Es ist wie bei einem Kind das hungrig ist, es möchte Milch von seiner Mutter, es weint nach Milch. Ihr könnt ihm viele Spielzeuge anbieten, es wird sie nicht annehmen, sondern wegwerfen, denn es ist hungrig und braucht Milch. Wenn es Milch bekommt, ist es zufrieden. So ist auch der Zustand derer, die Sehnsucht haben (nach Gott). Sie wollen nichts von all dem, was auf dem Weg zu haben ist, sie wollen nicht einmal in den Him-mel kommen, sie verlangen nicht nach Erlösung, sie wollen nur Gottes Liebe. Sie wollen an jenen Ort zurückkehren, von dem sie einst hierher kamen. Sie wollen nur mit dem

Einen in Verbindung kommen, der von dieser höchsten Ebene kommt, nicht von einer niedrigeren. So ist die Sehnsucht. Meister sagt uns: „O mein Kind, sehne dich danach, vollkommenes Erwachen zu erlangen und kein bisschen weniger.” Wenn ihr das jetzt tut, was wird dann geschehen? Ihr werdet eure Lebensaufgabe erfüllt haben. Die Menschen möchten (bei ihrer inneren Reise) an bestimmten Plätzen verweilen, unsere Aufgabe aber ist es, immer weiter zu lernen und uns zu sehnen. Je mehr wir lernen, um so mehr Sehn-sucht haben wir.

Es wird erzählt, dass einmal jemand an die Himmelstür klopfte. Der Türwächter im Him-mel fragte, wer da sei, und er antwortete: „Ich bin ein Lehrer, auf der Erde war ich Leh-rer.” Der Wächter sagte: „Warte am Tor, ich werde nachfragen und dir dann Bescheid geben.” Nach kurzer Zeit kam er wieder und sagte: „Im Himmel gibt es keinen Platz für Lehrer, hier werden nur Schüler eingelassen. Wer noch mehr lernen möchte, wird hier aufgenommen, die anderen nicht.” So verhält es sich also. Es entspricht dem spirituel-len Denken, dass man bis zum letzten Atemzug Sehnsucht haben muss. Je mehr wir uns sehnen, umso mehr lernen wir. Wenn ihr Sehnsucht habt, ist das etwas, das sich ganz von selbst im Innern erhebt. Es kann zum festen Bestandteil eures Lebens werden. Das wird euch helfen. Aber was wird geschehen, wenn ihr eurem Selbst keine Aufmerksamkeit schenkt? Ihr werdet langsam unwissend werden. Die Menschen werden unwissend, weil sie ihr Erwachen nicht nützen. Ihr habt ein gewisses Erwachen, sehnt euch danach, mehr zu erhalten, dann werdet ihr auch mehr erhalten.

Baba Sawan Singh sagte oft: „Sant Kirpal Singh hat alle Ozeane ausgetrunken, aber im-mer noch sind Seine Lippen trocken. Er hat alle Barrieren überwunden aber immer noch dürstet Er danach, mehr zu wissen, und Seine Sehnsucht wird immer größer.” Da die Liebe endlos ist, wächst sie immer mehr, sie wird immer größer und weitet sich aus, so ist es mit der Liebe, sie hat kein Ende. Das sieht man im praktischen Leben jener Menschen, die wirklich Sehnsucht hatten und es erlangten. In der Welt aber wird von falschen und üblen Erfahrungen gesprochen, sie sind aber nicht unser Thema. Das, worum es uns geht, ist in uns selbst, nicht außen.

Die Meister sagen uns: „Geht ins Heiligtum eures Herzens, dort ist alles zu finden, dort erblüht es.” Ihr braucht nur dorthin zu gehen, und ihr seht in euch selbst eure eigene Schönheit. Wie geht es euch, wie habt ihr euch entwickelt, wie erhebt ihr euch über all diese Probleme? Ihr wisst, man kann sich nicht entwickeln, so lange man nicht den Wunsch danach hat. Wenn man den Weg geht, kann man einen Ausweg finden, voraus-gesetzt, man sehnt sich danach.

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Wenn es Nacht ist und vollkommen dunkel, tiefste Finsternis, weiß man nicht, wohin man gehen soll. Angenommen, ihr müsst dann an einen Ort gehen, an dem ihr nie zuvor gewesen seid, dann müsst ihr eure ganze Aufmerksamkeit darauf richten, euch ganz stark konzentrieren, um den Weg zu finden. Ihr horcht, ob ihr vielleicht aus einer bestimmten Richtung irgendeinen Laut hört. Vielleicht hört ihr irgendwo Hunde bellen. Dann wisst ihr dass, in der Richtung aus der das Bellen kam, Menschen wohnen müssen, zumin-dest das habt ihr herausgefunden. So ist es auch (im Innern). Die Sehnsucht findet einen Ausweg, und die Meisterkraft hilft uns. Sehnsucht bedeutet also, etwas in sich selbst zu finden. Die Lösung für all unsere Probleme in uns selbst zu finden – das ist eigentlich mit Sehnsucht gemeint. Die Krankheit ist im Innern, das Heilmittel ist auch im Innern. Die Frage ist innen, und die Antwort ist auch im Innern. Und wie könnt ihr das, was in-nen zu finden ist, außen erlangen? Angenommen, ihr habt draußen etwas verloren, aber draußen ist es jetzt dunkel. Weil jedoch im Raum Licht brennt, sucht ihr es dort, aber wie wollt ihr es dort finden? Ihr habt es draußen verloren! Umgekehrt, wenn ihr drinnen etwas verloren habt, und ihr es dort draußen sucht, dann ist es unmöglich, es zu finden. Man muss an der richtigen Stelle suchen.

Die Meisterkraft ist uns eingeboren, aber man kann sie ohne Sehnsucht, ohne Hingabe, ohne Liebe nicht erlangen. Sehnsucht, Hingabe und Liebe, all das ist in uns, nicht außen. All das müssen wir (in uns) finden. Die Meister sagen, dass sie einen wunderbaren Weg zurück zu Gott gefunden haben, den sie vorher nicht kannten. Er ist für jeden, niemand ist zu schlecht. Im Äußeren mag es viele Streitigkeiten geben, viele unterschiedliche Mei-nungen, aber wenn man sich im Körper im Innern erhebt, gibt es nur eine Meinung, eine Schnellstraße zurück in die ewige Heimat, einen ganz einfachen Weg. Und je mehr Sehnsucht ihr habt, umso leichter habt ihr Zugang.

Ich danke euch und wünsche euch alles, was gut ist für euch.

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