Wozu noch eine Loge im 21. Jahrhundert? (Bericht)

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  • 8/9/2019 Wozu noch eine Loge im 21. Jahrhundert? (Bericht)

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    REGIONSonntag | Nr. 7 | 28. Oktober 2007

    Seite 62

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    Wozu noch eine Loge im 21. Jahrhundert?Was die Symbole und Rituale der Freimaurer einem Mann, aber auch einer Frau in ihrer Frauenloge heute bringen sollen

    VON FRNZI RTTI-SANER

    In den Satzungen der SchweizerischenGrossloge Alpina, der Dachorganisationaller Schweizer Freimaurer-Logen, ist zuden maurerischen Grundstzen folgen-des nachzulesen: Die Freimaurer wis-sen, dass alle Menschen, so verschiedensie auch sein mgen, als gleichberech-tigte Wesen geboren sind. Der Zweckdes Freimaurerbundes ist die Erziehungseiner Mitglieder zum wahren Men-schentum. Im Weiteren setzt sich derFreimaurerbund zum Ziel, die Bildungund Aufklrung nach Krften zu fr-dern, gemeinntzige Anstalten zuuntersttzen und ntigenfalls solche zugrnden und der Intoleranz entgegen-zutreten. Alles lbliche Ziele, gewiss,und bedenkt man die Entstehungszeitder Freimaurerlogen im 18. Jahrhun-dert, verstndliche Satzungen. Dochsind diese Grundstze in unserer Zeitder sozialen Absicherung, des freien Bil-dungszugangs und der Gleichberechti-gung noch ntig? Oder anders gefragt:was knnen heute die Inhalte der Frei-maurerei sein? Was sollen diese einemMann oder auch einer Frau heutzutagegeben?

    FREIMAUREREI SEI aktueller denn je,sind die Brder der Solothurner LogePrometheus berzeugt, denn letztlichgehe es um zeitlose Themen: Um die Be-freiung von Vorurteilen, um die Er-kenntnis seiner selbst, um Persnlich-keitsentwicklung auf der Suche nachErkenntnis und nach Wahrheit. Kurz:um den Erwerb der so genannten K-

    niglichen Kunst, zu der auch der abge-klrte Umgang mit dem eigenen Tod ge-hre. Der freimaurerische Gedanke der Toleranz gegenber jedem Menschen,egal welcher Religion und Denkart, sei

    heute wichtiger denn je, sind die Lo-genbrder berzeugt. Die ThemenMenschenwrde und Menschenrechtegilt es insbesondere in einer Welt vonKriegen und Kapital, des Terrorismus,des Extremismus und der Globalisie-rung hochzuhalten. Die Bearbeitungdes Rauen Steins, also die Arbeit an sei-ner eigenen Persnlichkeit, ist die Vor-aussetzung fr eine menschlichereWelt, sind die Freimaurer berzeugt. Sogesehen, bleibe die Freimaurerei auchheute eine moderne Idee.

    IM ZEITALTER DERweiblichen Emanzipa-tion erscheint die Zugehrigkeit zu ei-ner Loge, die nur Mnnern offensteht,

    ebenfalls als Widerspruch. Dem haltendie Logenbrder zweierlei entgegen:Welcher Mann hat nicht das Verlan-gen, neben der beruflichen Ttigkeitund den familiren Verpflichtungen ei-

    nem Kreis von Mnnern anzugehren,die ihm freundschaftliche Gefhle ent-gegenbringen und denen er seinerseitsAchtung, Sympathie und Freundschaftgewhren kann? Und: Weil der Indivi-duationsprozess von Mann und Frausehr unterschiedlich verluft, brauchtes getrennte Logen.

    In der Schweiz gibt es auch Frauen-oder Gemischte Logen. Doch distanzie-ren sich die so genannt regulren Logen von diesen Schwesternschaften. Die-ses Verhalten habe jedoch nichts mit ei-ner Geringschtzung des Weiblichen zutun, versichern die Logenbrder. In ei-

    ner Info-Broschre ist zu lesen: DieFreimaurerei ist eine Art mnnlicherFreiraum, und sie will dies auch blei- ben. Sie ist damit aber keine Konkur-renz zu Partnerschaft und Familie imGegenteil. Auch die Partnerin eines Frei-maurers wird nicht vom Logenlebenausgeschlossen, hat es doch neben denrituellen auch einige gesellschaftlicheKomponenten, mit einer Reihe von An-lssen. Die Frauen-Freimaurerei, wiesie heute von 18 Frauen-Logen in derSchweiz betrieben wird, befolgt die Vor-

    schriften der alten werkttigen Frei-maurerei. In Frankreich existierten seit1736 Frauenlogen, so genannte Adop-tions-Logen. Eine Mnnerloge, die demGrossen Orient Frankreichs unterstand,beschloss, Maria Deraismes 1882 in dieMysterien der Freimaurerei einzuwei-hen. Maria Deraismes und einige Frau-en, die sie maurerisch angeleitet hatte,grndeten daraufhin die gemischteObedienz Le Droit Humain. Elf franz-sische Frauen grndeten dann 1964 inGenf eine Frauenloge unter dem NamenLutce. Seither verbreitete sich dieFrauen-Freimaurerei in der Schweiz.

    1985 vereinigten sich elf auf SchweizerBoden entstandene Logen, um eine ein-zige Obedienz zu bilden, die Schweize-rische Frauen-Grossloge SFGL oderGrande Loge Fminime de Suisse GLFS.

    HUFIG MSSEN sich die Freimauer ge-gen die Behauptung wehren, die Frei-maurerei sei eine Religion oder eine ArtReligionsersatz. Sie halten dem entge-gen, dass die Freimaurerei keinen Stif-ter kennt, und dass die Brder keinGlaubensbekenntnis ablegen. Brder,

    die verschiedenen Weltanschauungenund Religionen angehren, begegnensich auch in den Logen mit Toleranz.Zudem bt der Bund keine magischenoder religisen Riten aus. Freimaurereials Geheimbund zu bezeichnen, dage-gen wehren sich die Brder ebenfalls.Geheimbund und ffentlichkeitschliessen sich aus; zudem sind in ei-nem Rechtsstaat keine Geheimbndetoleriert, sagt ein Logenbruder dazu.

    Immer wieder zu SpekulationenAnlass gibt das Schweigegelbde. Dazuist festzuhalten, dass verlangt wird,ber das rituelle Brauchtum der Loge

    nicht zu sprechen, doch kann sich je-dermann darber in vielen schrift-lichen Unterlagen informieren. DasSchweigegelbde wird damit begrn-det, dass das Erleben der inneren Wand-lung, das jeder Freimaurer im Ritualdurchmacht, nicht in Worte zu fassensei. Nichts was in den Logen gesagtoder getan wird, verstsst gegen ein Ge-setz, gegen die Menschenwrde, Reli-gion, Anstand oder Moral. Die Freimau-rerei ist kein Geheimbund, sondern ei-ne diskrete Gesellschaft, so die Brder.

    Blick in einen Freimaurer-Tempel mit seiner symbolbehafteten Einrichtung.

    Symbole spielen in der Freimaurerei

    eine wichtige Rolle.Einige der wichtigs-

    ten seien hier kurz erklrt. Die Brder

    fhren ihre rituellen Sitzungen im so

    genannten Tempel durch, einem Raum,

    welcher in Anlehnung an den Tempel

    Knig Salomons (Symbol fr den Tem-

    pel der Humanitt) eingerichtet ist. Hier

    befindet sich der so genannte Altar, auf

    dem die drei Grossen Lichter ausge-

    legt sind. Das sind das Buch der heiligen

    Gesetze (in der Schweiz meist eineBibel) es versinnbildlicht das Sitten-

    gesetz, an das sich die Menschen zu

    halten haben; das Winkelmass es ver-

    weist auf Wahrheit und Recht, und der

    Zirkel er ist das Symbol von Brder-

    lichkeit, Solidaritt und allumfassender

    Liebe. Bnke fr die Brder sind eben-

    falls hier zu finden.Um eine Lehrtafel

    (oft ein Teppich, deshalb Tapis genannt)

    in der Mitte des Tempels, sind drei Su-

    len mit je einer Kerze angeordnet.Es

    sind die so genannten drei kleinen

    Lichter, welche Weisheit, Strke und

    Schnheit versinnbildlichen. Je nach

    Ritual gehren Sonne, Mond, unbehaue-

    ner und behauener Stein,ein schach-

    brettfrmiger Boden,das Pentagramm

    und das Hexagramm und andere Sym-

    bole zur Ausstattung des Tempels.

    Im Mittelpunkt der freimaurerischen

    Symbolik steht die Initiation,die Einwei-

    hung, mit der fr den neu Aufgenomme-

    nen der freimaurerische Weg beginnt.Die Rituale sind dramatisch gestaltete

    Abfolgen symbolischer und allegori-

    scher Handlungen, Worte und Gesten.

    Es werden keine Stimulanzien wie Weih-

    rauch oder Trance verwendet. Die Stim-

    mung ist von Harmonie geprgt, die

    Ritualsprache ist einfach und noch von

    der Bauhttentradition durchtrnkt. Im

    Ritual sollen die Brder zu sich selber

    finden und neue Energie fr den Alltag

    gewinnen. (FRB)

    Tempel,Sulen,Lichter und Rituale

    FREIMAURER

    Die Freimaurerloge Prometheus Solo-

    thurn feiert dieses Jahr ihr 30-jhriges

    Bestehen. Aus diesem Anlass wird ab

    kommenden 2. November in der Zent-

    ralbibliothek in Solothurn eine Ausstel-

    lung zur Freimaurerei in Solothurn zu

    sehen sein. In einer fnfteiligen Artikel-

    serie beleuchten wir die Welt der Frei-

    maurerei, die heute noch vielen unbe-

    kannt ist. Im heutigen vierten Teil erkl-

    ren wir,was die Freimaurerei einem heu-

    tigen Menschen geben kann und was

    hinter den vielen freimaurerischen Sym-

    bolen steckt. Der erste Serien-Teil

    erschien im Sonntag vom 16.Septem-

    ber,der zweite am 30. September und

    der dritte Teil am 14. Oktober.(FRB)

    BILD:QUELLE

    MESSERLI,ESWERDELICHT;OTT-VERLAGTHUN

    WAS UNTERNEHMEN WIR HEUTE?WIR BESUCHEN DAS NATURMUSEUM IN SOLOTHURN UND STREICHELN FR EINMAL WILDE TIERE

    Das ist doch das Schne an einemMuseum wie dem Naturmuseum inSolothurn: Die Eltern gehen mit denKindern und sind selber beinahemehr gefesselt vom Ausstellungsgutals die Sprsslinge selber.Ausstellungsgut ist eigentlich falsch

    gesagt. Das Naturmuseum geniesst weit

    ber die Stadtgrenzen hinaus einen

    guten Ruf,weil es auf anschauliche

    Weise eben die Natur,mit allem was

    dazugehrt (inklusive Mensch), den

    Besuchern nher bringt und diese aktiv

    miteinbindet. Klassiker dabei sind das

    Gefhl fr harte und weiche Materialien

    beim Kratztest oder das Erkennen

    von Vogelstimmen und die Zuordnung

    auf das entsprechende Bild.Zwar sind

    etliche Exponate hinter grosszgigen

    Glasvitrinen verstaut,viele aber kann

    man greifend begreifen: Die Riesen-

    schildkrten halten schn still und dem

    Elch versetzt man schon mal einen

    Klaps, was man sich in freier Wildbahn

    nicht zu tun getraute.

    Das Naturmuseum Solothurn zeigt Aus-

    stellungen ber Tiere,Pflanzen,Fossilien,

    Gesteine und Minerale der Region und

    darber hinaus.Neben den permanen-

    ten Ausstellungen und Sammlungen,von

    Menschenkunde und Wirbeltieren ber

    wirbellose Tiere,Erdkunde und Botanik

    glnzt das Naturmuseum immer wieder

    mit Sonderausstellungen. Die nchste

    vom 6.November 2007 bis 27.April

    2008 steht unter dem Thema Baumeis-

    ter Biber. Ergnzt wird sie mit interes-

    santen Vortrgen und Anlssen.

    Das Bestechende ist die spielerische Wis-

    sensvermittlung im Museum,das alle ver-

    staubt-museale Vorurteile Lgen straft.

    Das Naturmuseum im ehemaligen Korn-

    haus ist ein echtes Familien- und Kinder-

    museum.Sein Standort am Klosterplatz

    in Solothurn ist einfach zu erreichen: Vom

    Hauptbahnhof durch die Bahnhofstrasse

    und ber die Kreuzackerbrcke ist man

    im Nu dort,und auch vom Parkhaus

    Baseltor sind es bloss ein paar Stufen

    hinunter.Wo sonst drfen kleine und

    grosse Kinder das Fell von echten Bren

    (gut,ein bisschen tot und prpariert sind

    sie schon) und die Borsten eines Wild-

    schweins streicheln oder knnen sich in

    den metergrossen Fussabdruck eines

    Dinosauriers setzen,der hier vor 145 Milli-

    onen Jahren am warmen Strand des

    Jurameers herumspazierte? (NST)

    Turnschuhgngig:jaRollstuhlgngig: jaKinderwagengngig: jaGefhrliche Stellen: hchstens Vor-sicht vor Vergessen der Zeit

    Verweildauer: beliebig, das Museumbietet aber fr Kinder wie Erwachsene

    Interessantes fr einen halben Tag

    Anreise mit dem ffentlichen Ver-kehr: Solothurn ist sehr gut erreichbar,5 Minuten ab Bahnhof

    Anreise generell: Parkhaus Baseltorffnungszeiten: DiSa, 14.0017.00Uhr,So, 10.0017.00 Uhr; Schulen und

    Gruppen nach Voranmeldung auch vor-

    mittags von 8 bis 12 Uhr

    Preise: gratis (freiwilliger Oboluserwnscht)

    Weitere Infos: www.naturmuseum-so.chDie Riesenschildkrte hlt schn still.Mal einen Elch streicheln?