WSI Report 22/2015 (pdf) - · PDF fileWenn Arbeitszeiten sich für Frauen und Männer stark unterscheiden, dann sind auch Unterschiede in Bezug auf ihre Arbeitsmarktposition, ihre

Embed Size (px)

Citation preview

  • 22 | Mrz 2015

    Report

    Gender News: Groe Unterschiede in den Arbeitszeiten von Frauen und Mnnern Ergebnisse aus dem WSI GenderDatenPortal1

    Zwischen den Arbeitszeiten von Frauen und Mnnern bestehen nach wie vor groe Unterschiede: Die durchschnittlichen Arbeitszeiten von Frauen sind pro Woche aktuell rund 9 Stunden krzer als die von Mnnern. Das zeigen neue Auswertungen des WSI GenderDatenPortals 2015.

    Whrend die Gruppe der verkrzt arbeitenden Frauen immer weiter zugenommen hat, haben Mnner hufiger lange Arbeitszeiten ber die normale Vollzeit hinaus. Der Anteil der Teilzeit arbeitenden Frauen nimmt auerdem stetig weiter zu. Nahezu jede zweite Frau in Deutschland ist inzwischen mit einer Arbeitszeit unterhalb der Vollzeit beschf-tigt. Unter Mttern betrgt die Teilzeitquote sogar 70 Prozent. Vter sind dagegen nur zu 6 Prozent in Teilzeit beschftigt.

    Ostdeutsche Frauen sind immer noch vergleichsweise hufiger in Vollzeit beschftigt und ben deutlich seltener als westdeutsche Frauen eine ausschlielich geringfgig ent-lohnte Beschftigung aus.

    Die geschlechtsspezifischen Unterschiede in den Arbeitszeiten haben fr die Gleichstel-lung von Frauen und Mnnern groe Bedeutung. Arbeitszeiten entscheiden, vermittelt ber das damit erzielte Einkommen, ber die Mglichkeiten der eigenstndigen Exis-tenzsicherung. Diese ist fr Teilzeitbeschftigte oft nicht gegeben. Zugleich beeinflussen die Arbeitszeiten die Mglichkeiten, Beruf, Familie und alle anderen Lebensbereiche in Einklang zu bringen.

    1 Dieser Report ist Ergebnis der Arbeit des Teams WSI GenderDatenPortal. Redaktionell verantwortlich fr diese Ausgabe

    sind Christina Klenner und Sarah Lillemeier (beide WSI).

  • Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI) in der Hans-Bckler-Stiftung Hans-Bckler-Str. 39 D 40476 Dsseldorf Tel. +49(0)211 / 77 78-0 www.wsi.de Team WSI GenderDatenPortal: Dietmar Hobler, Jutta Hhne; Sandra Horvath, Maria Kempter, Christina Klenner, Sarah Lillemeier, Sabine Nehls, Svenja Pfahl, Ernst Schulte-Holtey, Peter Sopp, Alexandra Wagner, Sonja Weeber

    www.wsi.de/genderdatenportal

    Dsseldorf, Mrz 2015

    http://www.wsi.de/

  • Inhalt

    Einleitung ................................................................................................................................... 1

    1. Durchschnittliche Arbeitszeitdauer von Frauen und Mnnern ........................................... 2

    2. Vollzeitarbeit, Teilzeitarbeit und geringfgige Beschftigung von Frauen und Mnnern ......................................................................................................... 13

    3. Arbeitszeiten von Mttern, Vtern und Erwerbsttigen ohne Kinder im Vergleich ........ 20

    Literatur .................................................................................................................................... 25

    Anhang 1: Datentabellen und methodische Anmerkungen ...................................................... 26

    Anhang 2: Glossar der verwendeten Begriffe .......................................................................... 59

  • WSI Report 22 | Mrz 2015

    1

    Einleitung

    Arbeitszeiten haben fr abhngig beschftigte Frauen und Mnner entscheidenden Einfluss auf die Mglichkeiten, Erwerbsarbeit und andere Lebensbereiche in Einklang zu bringen. Gerade die Vereinbarkeit der beruflichen Arbeit mit der Frsorge fr Kinder, kranke und alte Menschen wird stark davon tangiert, wie lange, aber auch wann, wie planbar und flexibel gearbeitet werden kann bzw. muss. In Zeiten der gewachsenen Erwerbsbeteiligung von Frauen und der gleichzeitig wei-terhin vorherrschenden geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung ist die Passfhigkeit von Arbeits-zeiten zur Haus- und Frsorgearbeit zu einem viel beachteten Thema avanciert.

    Arbeitszeiten stehen aber auch vermittelt ber das mit ihnen erzielte Entgelt in engem Zu-sammenhang mit der Mglichkeit, die finanziellen Mittel fr die Sicherung der eigenen Existenz zu erwerben sowie bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und im Alter ausreichende Ansprche auf Leis-tungen der sozialen Sicherungssysteme zu haben. Wenn Arbeitszeiten sich fr Frauen und Mnner stark unterscheiden, dann sind auch Unterschiede in Bezug auf ihre Arbeitsmarktposition, ihre soziale Sicherung und ihre Work-Life Balance zu erwarten. Daher sind Arbeitszeiten ein Thema, das fr die Gleichstellung von Frauen und Mnnern von Bedeutung ist.

    Frauen und Mnner unterscheiden sich in ihren Arbeitszeiten in vieler Hinsicht. Frauen arbeiten hufiger regelmig am Wochenende als Mnner, vor allem am Samstag. Mnner arbeiten fter in Wechselschicht als Frauen (WSI-GenderDatenPortal AB02 und AB03).

    Besonders gravierend sind aber die Unterschiede bei der Dauer der Arbeitszeit, die Frauen und Mnner durchschnittlich pro Woche leisten. Um diesen Aspekt geht es im Folgenden.

    Dass Frauen im Durchschnitt deutlich krzer gegen Entgelt arbeiten, ist in erster Linie auf den hohen, stetig gewachsenen Anteil Teilzeit arbeitender Frauen zurckzufhren, whrend Teilzeit arbeitende Mnner selten sind. Teilzeitarbeit ist heute zu einem der wichtigsten Instrumente der Vereinbarkeit von Familie und Beruf geworden. Da Konflikte zwischen Beruf und Familie mit der Dauer der Arbeitszeit in engem Zusammenhang stehen (vgl. Kelly et al. 2011, S. 268), werden mit Teilzeitarbeit Konflikte zwischen den Anforderungen beider Sphren reduziert.

    Der Gender Time Gap die Lcke zwischen den durchschnittlichen Arbeitszeiten von Frauen und Mnnern - wird erst in jngster Zeit hufiger zum Thema gemacht2 (vgl. u.a. Kmmerling, Slomka 2014). Neuere Forschungen haben insbesondere aus der Lebenslaufperspektive auch die negativen Folgen von langen Teilzeitphasen aufgezeigt (vgl. Klammer et al. 2008; Klenner, Schmidt 2012). Gleichzeitig ist zu beobachten, dass es auch zwischen verschiedenen Gruppen von Frauen und von Mnnern groe Unterschiede in den Arbeitszeiten gibt. Eltern unterscheiden sich von Personen ohne Kinder, Beschftigte verschiedener Alters- sowie Qualifikationsgruppen wei-sen unterschiedlich lange Arbeitszeiten auf.

    Eine gleichstellungspolitisch motivierte Analyse der Arbeitszeiten in Deutschland erfordert daher zunchst eine umfassende und detaillierte empirische Bestandsaufnahme des Status Quo. Diese liefert das WSI GenderDatenPortal3, auf dem zahlreiche Auswertungen, Abbildungen und Kurz- 2 Warum der Gender Time Gap ein gleichstellungspolitisches Problem ist und wie sich die Schere allmhlich schlieen lsst, wird einge-hend im WSI Arbeitszeitreport 2014, Kapitel 6 behandelt (vgl. Absenger et al. 2014). 3 Das Online-Portal ist zu finden unter der Adresse: www.wsi.de/genderdatenportal. Der vorliegende WSI Report stellt die aktuellsten Daten zusammen, die demnchst auch im Online-Portal, Themenbereich Arbeitszeit, stehen werden.

  • WSI Report 22 | Mrz 2015

    2

    analysen zu verschiedenen gleichstellungsrelevanten Themen wie im Bereich der Erwerbsarbeit oder der sozialen Sicherung zu finden sind. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse im Themenbe-reich Arbeitszeiten wird hier vorgestellt.

    1. Durchschnittliche Arbeitszeitdauer von Frauen und Mnnern

    Das Wichtigste in Krze

    Die durchschnittlichen wchentlichen Arbeitszeiten von Frauen und Mnnern in Deutsch-land unterscheiden sich aktuell um rund 9 Stunden oder 23 Prozent. Von 1991 bis 2001 ist dieser Gender Time Gap kontinuierlich angestiegen, inzwischen stagniert er seit mehre-ren Jahren.

    Die durchschnittlichen Arbeitszeiten von Frauen sind im Zeitverlauf strker zurckgegan-gen als die Arbeitszeiten der Mnner. Zudem nimmt die Heterogenitt der durchschnittli-chen Arbeitszeiten von Frauen und Mnnern zu.

    Der Hintergrund der vernderten Arbeitszeitprofile ist, dass insbesondere fr Frauen kur-ze Arbeitszeiten an Bedeutung gewonnen haben, whrend fr die Gruppe der Mnner vermehrt (sehr) lange Arbeitszeiten zu verzeichnen sind.

    Die Arbeitszeitunterschiede zwischen Frauen und Mnnern variieren je nach beruflichem Status: Die Unterschiede sind am grten bei der Gruppe der Selbststndigen und der Gruppe der Arbeiter/innen.

    Auerdem zeigen sich geschlechtsspezifische Arbeitszeitunterschiede zwischen einzelnen Qualifikationsstufen: Geringer qualifizierte Frauen haben die krzesten Arbeitszeiten und hochqualifizierte Mnner die durchschnittlich lngsten Arbeitszeiten.

    Groe Arbeitszeitschere zwischen Frauen und Mnnern

    Abbildung 1:

  • WSI Report 22 | Mrz 2015

    3

    Die durchschnittlichen wchentlichen Arbeitszeiten von Frauen und Mnnern unterscheiden sich in Deutschland aktuell um rund 9 Stunden. Damit betrgt der Gender Time Gap 23 Prozent. Im zeitlichen Verlauf betrachtet haben die Unterschiede seit 1991 bis zum Jahr 2001 zugenommen. Seit diesem Zeitpunkt stagniert die Arbeitszeitlcke.

    Grundstzlich sind in den letzten 20 Jahren in Deutschland sowohl die durchschnittlich geleisteten Arbeitszeiten der erwerbsttigen Frauen als auch die der erwerbsttigen Mnner zurckgegangen.

    Bei den Mnnern hat ber den gesamten betrachteten Zeitraum (1991 bis 20134) die durchschnittliche Arbeitszeit leicht um 1,6 Stunden abgenommen: Whrend die Gruppe der Mnner im Jahr 1991 im Durchschnitt auf 41,2 Arbeitsstunden pro Woche kam, waren es im Jahr 2013 durchschnittlich noch 39,6 Stunden. Damit verkrzte sich die durch-schnittliche Arbeitszeit zwischen 1991 und 2013 um 4 Prozent.

    Bei den Frauen ging die durchschnittlich normalerweise geleistete Arbeitszeit um 4,1 Stunden und damit weitaus strker zurck: Im Jahr 1991 kamen die erwerbsttigen Frauen in Deutschland auf durchschnittlich 34,4 Stunden. Innerhalb von etwas mehr als zwanzig Jahren sank d