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Band 492 Textanalyse und Interpretation zu Arthur Miller Dorothée Leidig Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

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Band 492

Textanalyse und Interpretation zu

Arthur Miller

Dorothée Leidig

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referatplus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Theodor Fontane

fra u jenny tr eibeloder „Wo sich Herz zum Herzen find’t“

Textanalyse und Interpretation zu

Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat

plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen

Martin Lowsky

königs erlä uterungenBand 360

2_Auflage_9783804419063.indd 1 15.02.2011 15:45:46

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Zitierte Ausgabe:Arthur Miller: The Crucible. A Play in Four Acts. Hrsg. von Bernhard Reitz.Stuttgart: Philipp Reclam jun., 2010.

Über die Autorin dieser Erläuterung:Dr. phil. Dorothée Leidig, Studium der Germanistik, Ethnologie, Pädagogik, Ur-und Frühgeschichte u. a. m. Lebt und arbeitet als freie Lektorin und Autorin inFreiburg. Mitautorin und -herausgeberin verschiedener Sach- und Fachbücher.Im Jahr 2012 Stipendiatin des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg.

Hinweis:Die Rechtschreibung wurde der amtlichen Neuregelung angepasst.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertungin anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigenschriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentlicheZugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmtenWerkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.

1. Auflage 2013ISBN 978-3-8044-2007-6PDF: 978-3-8044-6007-2, EPUB 978-3-8044-7007-1© 2013 by C. Bange Verlag GmbH, 96142 HollfeldAlle Rechte vorbehalten!Titelabbildung: Bruce Davison als Reverend Parris undWinona Ryder in der Rolleder Abigail in der Verfilmung von Nicholas Hytner (USA 1996).© Cinetext BildarchivDruck und Weiterverarbeitung: Tiskárna Akcent, Vimperk

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INHALT

1. DAS WICHTIGSTE AUF EINEN BLICK –SCHNELLÜBERSICHT

6

2. ARTHUR MILLER: LEBEN UNDWERK 9

2.1 Biografie 9

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund 12

Hexenverfolgungen in Europa 12

Die Hexenprozesse von Salem 1692/93 14

Chronologie der historisch belegten Vorgängein Salem 15

Puritanismus 16

Antikommunistische Hetzjagd der McCarthy-Ära 17

2.3 Angaben und Erläuterungen zuwesentlichen Werken 20

3. TEXTANALYSE UND -INTERPRETATION 22

3.1 Entstehung und Quellen 22

Erste Idee und Auslöser 22

Literarische Vorbilder 24

3.2 Inhaltsangabe 26

1. Akt, Vorspann (S. 3–17) 26

1. Akt (S. 17–75) 27

2. Akt (S. 76–113) 30

3. Akt (S. 114–156) 32

4. Akt (S. 157–185) 35

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INHALT

Echoes down the Corridor (S. 186) 37

Die Kommentare 37

3.3 Aufbau 39

1. Akt – Exposition 41

2. Akt – Steigerung durch „erregende Momente“ 41

3. Akt – Weitere Steigerung und Höhepunkt 42

4. Akt – „Fallende Handlung“ und Katastrophe 43

Die Kommentare des 1. Akts 44

Hinzugefügt und wieder gestrichen: Szene 2. Akt 44

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken 46

John Proctor 48

Abigail Williams 50

Elizabeth Proctor 52

Reverend Samuel Parris 53

Reverend John Hale 54

Rebecca Nurse 55

Mary Warren 56

Thomas und Ann Putnam 57

Giles Corey 57

Nebenfiguren 58

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen 59

3.6 Stil und Sprache 63

3.7 Interpretationsansätze 67

Hexenjagd und Kommunistenhetze 68

Vergleich der beiden Fälle 69

Gewissen und Selbstachtung 71

Bühnenbild 74

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4. REZEPTIONSGESCHICHTE 76

Kritische Stimmen 76

Verfilmungen 79

5. MATERIALIEN 81

Hexenhammer (Malleus Maleficarum) 81

Ursachen der Hexenverfolgungen in Europa 82

Umgang mit dem Besitz Proctors 84

Committee on Un-American Activities (HUAC) 85

Wie ein Gerücht zu Pogromstimmung führen kann 89

6. PRÜFUNGSAUFGABENMIT MUSTERLÖSUNGEN

92

LITERATUR 101

STICHWORTVERZEICHNIS 106

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1 SCHNELLÜBERSICHT 2 ARTHUR MILLER:LEBEN UND WERK

3 TEXTANALYSE UND-INTERPRETATION

1. DAS WICHTIGSTE AUF EINEN BLICK –SCHNELLÜBERSICHT

Damit sich jeder Leser und jede Leserin in diesem Band sofortzurechtfindet unddas für ihn Interessante entdeckt, folgt eineÜber-sicht.

Im 2. Kapitel wird Arthur Millers Leben beschrieben und auf denzeitgeschichtlichen Hintergrund verwiesen:

Arthur Miller wurde am 17. Oktober 1915 als Sohn jüdischerS. 9

Einwanderer in New York geboren. Er starb im Alter von89 Jahren am 10. Februar 2005.Der Puritanismus begünstigte die Entwicklung des Hexen-S. 16

wahns.In den 1940-/1950-er Jahren trieb Senator McCarthy in denS. 17

USA eine Kommunistenjagd voran. 1953 verfasste Miller alsWarnung das Theaterstück The Crucible.

Im 3. Kapitel bieten wir Textanalyse und -interpretation.

The Crucible – Entstehung und Quellen:

Erste Ideen für The Crucible entwickelt Miller während seinesS. 22

Studiums. Plot und Figuren sind eng an historische Faktenangelehnt. Millers literarische Vorbilder: Ibsen und Piscator.Am 22. Januar 1953 wird The Crucible im Martin Beck Theatream New Yorker Broadway uraufgeführt.

6 ARTHUR MILLER

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4 REZEPTIONS-GESCHICHTE

5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS-AUFGABEN

Chronologie und Schauplätze:

Zeit: 1692. S. 15

Ort: Salem, Massachusetts, USA.

Inhalt:

Im Jahr 1692 bricht in der puritanisch geprägten Stadt Salem ein S. 26

Hexenwahn aus, nachdem Mädchen bei wilden Tänzen im Waldvon Reverend Parris erwischt worden sind. Aus Furcht vor Stra-fen verfallen einige Mädchen in eine Art Hysterie: Die Sache wirdzum Teufelswerk aufgebauscht. Abigail, die ein Verhältnis mit JohnProctorhatte,beschuldigtElizabeth,dieFrau ihreseinstigenDienst-herrn, falsch,umsie loszuwerden.Elizabethwirdebensowieandererechtschaffende Personen verhaftet und zum Tode wegen Hexereiverurteilt. Auch John Proctor wird verurteilt. Kurz vor seiner Hin-richtung könnte er sein Leben durch die Unterschrift unter ein fal-sches Geständnis retten. Er bleibt bei der Wahrheit und lässt sichwie ebenfalls unschuldige Mitgefangene hängen.

Aufbau:

TheCrucible ist invierAktenwieeinklassischesDramanacheinem S. 39

fünfstufigen Schema aufgebaut. Das Theaterstück enthält jenseitsder Handlung ausführliche Kommentare des Autors zu den histo- S. 44

rischen Hintergründen und den Figuren.

Personen:

John Proctor, Hauptfigur und tragischer Held des Stücks. Er S. 48

hatte ein Verhältnis mit Abigail, hält Hexen und Teufel für Hirn-gespinste und wählt am Ende den Tod, um seine Aufrichtigkeitzu bewahren.

THE CRUCIBLE 7

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1 SCHNELLÜBERSICHT 2 ARTHUR MILLER:LEBEN UND WERK

3 TEXTANALYSE UND-INTERPRETATION

AbigailWilliams, Anführerin derMädchen, heizt die HexenjagdS. 50

maßgeblich mit an.Elizabeth Proctor, Johns Ehefrau, wird von Abigail als HexeS. 52

verleumdet und verhaftet.Reverend Samuel Parris, Pfarrer von Salem, unbeliebt, macht-S. 53

besessen und zugleich voller Ängste; die Entwicklung von Hys-terie und Hexenjagd ist ohne ihn nicht denkbar.Reverend John Hale, gelehrter Geistlicher, wird herbeigerufen,S. 54

um das Böse zu bekämpfen; er macht eine vollkommene Wand-lung durch.

Weitere Personen des Stücks sind u. a.: Ann und Thomas Putnam,S. 55 ff.

Rebecca Nurse, Giles Corey, die Mädchen Betty, Ruth, Susanna,Mercy, Mary und die Sklavin Tituba.

Stil und Sprache:

Miller entwickelt eine Sprache, die dem modernen Publikum ver-S. 63

ständlich ist, aber auch den Ton des 17. Jahrhunderts trifft: Be-sonderheiten sind doppelte Verneinungen, Fehlen des Hilfsverbs„to do“ und altmodische Begriffe wie „aye“ statt „yes“.

Interpretationsansätze:

Komplexes Dramamit vielfältigen Interpretationsansätzen (u. a.Verhältnis Individuum/Gesellschaft, Rolle der Justiz, Entstehungvon Massenwahn). Zwei wichtige Ansätze werden ausführlich be-handelt:

Die Verbindung zwischen der Hexenjagd in Salem und der Kom-S. 68

munistenhetze in den USA der 1950er-Jahre.Die Bedeutung des Gewissens für den einzelnen MenschenS. 71

(zentrales Thema in Millers Werk).

8 ARTHUR MILLER

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4 REZEPTIONS-GESCHICHTE

5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS-AUFGABEN

2.1 Biografie

2. ARTHUR MILLER: LEBEN UND WERK

2.1 Biografie

Arthur Miller(1915–2005) imJahr 1947© ullstein bild –ArenaPAL /MANDER ANDMITCHENSON

JAHR ORT EREIGNIS ALTER

1915 New York Geburt von Arthur Miller am 17. 10. 1915 alszweites Kind von Isidore und Augusta Miller.Der Vater war ein wohlhabender jüdischerTextilfabrikant.

1929 Die Weltwirtschaftskrise treibt auch die Fa-brik der Millers in den Ruin. Die Familiemuss nach Brooklyn umziehen und unter vielbescheideneren Verhältnissen leben.

14

1933 New York Abschluss der High School. 18

1934 Michigan Studium des Journalismus an der Ann ArborUniversity of Michigan.

19

1936 Erste Uraufführung eines Dramas von Miller(Honors at Dawn).

20

1936 Nach dem Gewinn des „Avery HopwoodAward“ in Drama für sein Stück No villainwechselt Miller ins Hauptfach Anglistik.

21

1938 New York Abschluss des Studiums, Rückkehr nach NewYork. Mit dem „Theatre Guild Award“ erhältMiller den ersten seiner zahlreichen Preisefür seine Dramen. Miller schlägt sich mitverschiedenen Jobs durch, einen Teil seinerEinkünfte kann er durch literarische Arbeiten(Hörspiele, journalistische Arbeiten) erzielen.

23

1940 Heirat mit Mary Grace Slattery. 24

1944 Geburt der Tochter Jane Ellen. 28

1947 Geburt des Sohnes Robert.Das Drama All My Sons erscheint (dt. Alle mei-ne Söhne, 1948) und wird mit dem „New YorkDrama Critics’ Circle Award“ ausgezeichnet.Antifaschistische Aktivitäten Millers.

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THE CRUCIBLE 9

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1 SCHNELLÜBERSICHT 2 ARTHUR MILLER:LEBEN UND WERK

3 TEXTANALYSE UND-INTERPRETATION

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

ZUSAMMEN-

FASSUNG Als 1692 der Hexenwahn in Salem ausbrach, kam es inEuropa nur noch vereinzelt zu Hexenprozessen; in Salemwurden fast 200 Menschen verhaftet, 22 verloren ihrLeben.Der Puritanismus mit seiner engen Ausrichtung an derBibel und einer ausgeprägten Furcht vor dem Teufelbegünstigte die Entwicklung des Hexenwahns.In den 1940-/1950-er Jahren trieb Senator McCarthy inden USA eine Kommunistenjagd voran, die wahnhaf-te Züge trug und Miller veranlasste, als Warnung TheCrucible zu verfassen.

Hexenverfolgungen in EuropaHexen sind in der europäischen Kultur spätestens seit der AntikeInquisition

bekannt, wurden aber bis zum Ausgang des 15. Jahrhunderts alsEinzelerscheinungen angesehen. Ende des 15. Jahrhunderts nahmdie Zahl der Hexenhinrichtungen zu, wobei zu dieser Zeit religiöseMotive einebesondersgroßeRolle gespielt habendürften.Zaubereiund Hexenwesen wurden vor allem mit den sogenannten Ketzernin Verbindung gebracht, von denen die Kirche sich bedroht sah.Im Jahr 1484 rief Papst Innozenz VIII. die Inquisition aus und be-auftragte die beiden Dominikaner Heinrich Institoris und JacobHexenhammer

(Malleus malefi-carum)

Sprenger, gegen Hexerei und Zauberei in Deutschland vorzuge-hen. 1487 erschien ihr berüchtigter Hexenhammer (oder Malleusmaleficarum, wie das Werk im Original heißt), in dem beschriebenwird, woran man Hexen und Zauberer angeblich erkennt und wiesie die Menschen quälen (vgl. 5. Materialien).S. 81

12 ARTHUR MILLER

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4 REZEPTIONS-GESCHICHTE

5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS-AUFGABEN

2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund

Titelseite einerfranzösischenAusgabe desHexenhammers© ullstein bild – TheGranger Collection

Bis zum Beginn der großen Hexenverfolgun-gen und -verbrennungen, die ihren Höhepunktzwischen 1570 und 1630 erlebten, sollten jedochnoch rund 100 Jahre vergehen1. Nach 1630 gabeszwarweiterhinHexenverfolgungen, ineinigenkatholischenGebietensogar verstärkt, dieMachtderBefürworterundAntreiberwar jedochgebro-chen. 1775 (in Kempten) und 1782 (im schwei-zerischen Glarus) fanden die letzten Hexenhin-richtungen im deutschsprachigen Raum statt2.NeuereForschungengehendavonaus,dasszwi-schen 1400 und 1800 etwa 70.000 Menschenals Hexen hingerichtet wurden, schätzungs-weise 40.000, also mehr als die Hälfte davon, imdeutschsprachigen Raum. 80% der Hingerich-teten waren Frauen, wobei in Nordeuropa derAnteil der Frauen am niedrigsten war3.

Die Hexenverfolgung ist ein komplexes Phänomen mit viel-schichtigen Ursachen, die nicht isoliert voneinander betrachtetwerden können. Volkstümlicher Aberglaube, die Konfessionalisie-rung, die Gegenreformation und der Prozess der Nationenbildungwerden von der neueren Forschung als bedeutende Ursachen an-gesehen. In letzter Zeit rückt der Hexenwahn als Nebenproduktdes sich entwickelnden Kapitalismus zunehmend in den Fokus derForschung. Mit Sicherheit kann man davon ausgehen, dass die Le-bensbedingungen für die Menschen in dieser Zeit außerordent- Krankheiten und

Hungersnötelich schwierig waren: Immer wieder brachen die Pest und andere

1 Vgl. Meuthen, Das 15. Jahrhundert, S. 83.2 Lorenz / Midelfort, Hexen und Hexenprozesse, www.historicum.net/no_cache/persistent/

artikel/3353/ (Stand Mai 2013)3 Lorenz / Midelfort, Hexen und Hexenprozesse.

THE CRUCIBLE 13

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1 SCHNELLÜBERSICHT 2 ARTHUR MILLER:LEBEN UND WERK

3 TEXTANALYSE UND-INTERPRETATION

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

2.3 Angaben und Erläuterungenzu wesentlichen Werken

ZUSAMMEN-

FASSUNG Breit gefächertes Schaffensspektrum Millers mit demSchwerpunkt Drama.Miller ist ein politisch engagierter Autor, der stets gesell-schaftskritische Themen aufgreift.Millers wichtigste Dramen: Death of a Salesman (1949)und The Crucible (1953).

Das Schaffensspektrum Arthur Millers ist breit gefächert, es reichtvon journalistischen Arbeiten über Reportagen, Hörspiele, Dreh-bücher,Reiseberichte,Radiosendungen,ErzählungenundEssaysbis hin zu Theaterstücken. Erzählung, Essay und vor allem dasDrama bilden das Zentrum seiner schriftstellerischen Tätigkeit.

Sein bekanntestes Werk ist zweifelsohne Death of a Salesman1949 Death of aSalesman (1949; dt. Tod eines Handlungsreisenden). Es wird bis heute auf

den Theaterbühnen der ganzen Welt gespielt, wurde mehrmalsverfilmt (u. a. 1951 unter der Regie von László Benedek und 1985unter der Regie von Volker Schlöndorff) und vielfach ausgezeich-Pulitzer Preis

für Death of aSalesman

net. 1949 erhielt Miller für sein Stück den renommierten PulitzerPreis. Besondere Erwähnung verdient neben Death of a Salesmandas 1953 erschienene Drama The Crucible, das im vorliegendenBand ausführlich behandelt wird und das trotz eines schwierigenStarts (vgl. Kapitel 4. Rezeption, S. 76) zumerfolgreichstenBühnen-Rezeption S. 76

stück Millers wurde.Arthur Miller ist zeit seines Lebens ein politisch denkender

Mensch gewesen. Das schlägt sich auch in seinen Stücken nieder,die sich von Beginn an durch „moralischen Ernst, soziales Ver-

20 ARTHUR MILLER

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1 SCHNELLÜBERSICHT 2 ARTHUR MILLER:LEBEN UND WERK

3 TEXTANALYSE UND-INTERPRETATION

3. TEXTANALYSE UND -INTERPRETATION

3.1 Entstehung und Quellen

ZUSAMMEN-

FASSUNG Erste Ideen für The Crucible entwickelt Miller bereitswährend seines Studiums.Eine Rede McCarthys im Jahr 1951 führt Miller Parallelenzwischen der Salemer Hexenjagd und der Kommunisten-hetze der 1940er-/1950er-Jahre vor Augen. Er schreibtdaraufhin The Crucible, um die Menschen auf die Gefahraufmerksam zu machen.Plot und Figuren sind eng an den gut belegten histori-schen Fakten angelehnt.Literarische Vorbilder: Henrik Ibsen (Der Mensch alseigenverantwortliches Individuum), Erwin Piscator (DieBühne als moralische Instanz).

Erste Idee und AuslöserAls Arthur Miller einmal gefragt wurde, inwiefern seine Theater-Millers eigene

Erfahrungen inder McCarthy-Ära

stücke etwas mit seinen persönlichen Erlebnissen zu tun hätten,antwortete er: „In a sense all my plays are autobiographical.“9 InThe Crucible spiegeln sichMillers eigene Erfahrungenmit der Kom-munistenhetze der McCarthy-Ära wider (s. Kap. 2.2, Zeitgeschicht-licher Hintergrund).

1951 verkündete McCarthy, man müsse den Feind im InnerenAuslöser:McCarthysRede 1951

bekämpfen. In einerRede im Juni desselben Jahreswagte er es, denhoch verdienten General George C. Marshall (1880–1959) – Initia-

9 Zitiert nach: Clurman, The Portable Arthur Miller, S. VII.

22 ARTHUR MILLER

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4 REZEPTIONS-GESCHICHTE

5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS-AUFGABEN

3.1 Entstehung und Quellen

tor des bekanntenMarshall-Plans10 – zu beschuldigen, das Zentrumeiner Verschwörung zu sein und die USA verraten zu wollen. Nunwaren also nicht einmal mehr Regierungskreise vor McCarthysWahn sicher. Miller war höchst alarmiert und fühlte sich drin-gend dazu aufgerufen, die Menschen auf die Gefahr aufmerksam Hinweis: The

Crucible (1953)zu machen. Sein Mittel der Wahl dazu war ein Theaterstück: TheCrucible.

In einem Interview aus dem Jahr 2003 berichtet Miller, dasser bereits während seiner Universitätszeit erste Ideen für diesesTheaterstück im Kopf hatte:

„I never did anything about it because it was too absurd. No-body could be made to believe that people in a small villagein seventeenth-century Massachusetts would start killing eachother over whether someone was a witch or not. But there weretrials taking place in the United States in 1949–50 where I heardactual lines being spoken by American prosecutors which I va-guely remembered from reading about the witchcraft in 1692.At first it was simply unbelievable, but I went back into historyand there it was. It was mind-boggling that the same materialcould have arisen some three hundred years later.“11

Später gerät Arthur Miller selber in die Fänge der Kommunisten- 1956 Miller vordem HUACjäger. 1956wird er verhaftet und vor den „Ausschuss gegen uname-

rikanische Umtriebe“ (HUAC) gebracht, wo er aufgefordert wird,Freunde und Kollegen als Kommunisten zu denunzieren. DochwieseineHauptfigurJohnProctor inTheCruciblebleibtMillerstand-haft und nennt keine Namen.

10 Der Marshall-Plan war ein Wiederaufbauprogramm für Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.11 Zitiert nach Bigsby, Arthur Miller 1915–1962, S. 411.

THE CRUCIBLE 23

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1 SCHNELLÜBERSICHT 2 ARTHUR MILLER:LEBEN UND WERK

3 TEXTANALYSE UND-INTERPRETATION

3.2 Inhaltsangabe

3.2 Inhaltsangabe

ZUSAMMEN-

FASSUNG Im Jahr 1692 bricht in der puritanisch geprägten Stadt Salemin Massachusetts ein Hexenwahn aus, nachdem eine kleineGruppe jungerMädchen bei wilden Tänzen imWald erwischtworden ist. Aus Furcht vor drastischen Strafen verfallen eini-ge Mädchen in eine Art Hysterie. Rache, Gier, ideologischeVerblendung und persönliche Schwächen führen dazu, dassdie Sache zum Teufelswerk aufgebauscht wird. Abigail Wil-liams,dieAnführerinderMädchengruppe,versuchtdurch fal-sche Anschuldigungen die Frau ihres einstigen DienstherrnJohn Proctor loszuwerden, um Proctor, mit dem sie einst einVerhältnis hatte, zurückzugewinnen. Elizabeth Proctor wirdverhaftet und zum Tode wegen Hexerei verurteilt. Zahlreicheweitere rechtschaffene, harmlose Frauen und Männer wer-den der Hexerei beschuldigt und aufgrund fadenscheinigerBehauptungen verurteilt.Auch John Proctor, der Abigails Spiel durchschaut und ver-sucht, seine Frau zu retten, wird eines Teufelspakts beschul-digt und verurteilt. Kurz vor seiner Hinrichtung bietet das Ge-richt ihm an, sein Leben durch die Unterschrift unter ein fal-schesGeständnis zu retten.Durch seineEntscheidung, stand-haft bei der Wahrheit zu bleiben und sich wie seine ebenfallsunschuldigen Mitgefangenen hängen zu lassen, wird er zumtragischen Helden.

1. Akt, Vorspann (S. 3–17)Arthur Miller beginnt The Crucible mit einem für ein Theaterstückganz ungewöhnlich langen Vorspann, in dem er die Lebensbedin-

26 ARTHUR MILLER

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4 REZEPTIONS-GESCHICHTE

5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS-AUFGABEN

3.2 Inhaltsangabe

gungen in Salem, einer kleinen Stadt im US-Bundesstaat Massa-chusetts an der Ostküste, beschreibt. Salem ist ein typisch purita-nisch-engstirniger Ort jener Zeit mit einer sehr starken sozialenKontrolle. Sowird beispielsweise sehr aufmerksambeobachtet,werwie oft den Gottesdienst besucht.

1. Akt (S. 17–75)Gleich zu Beginn des Stücks lässt Miller die wichtigsten Personen Frühjahr 1962

des Stücks auftreten und vermittelt die wesentlichen Voraussetzun-gen, die schließlich zu einer Art Massenwahn führen. Es ist dasFrühjahr des Jahres 1692. Pastor Parris hat einige junge Mädchen,darunter seine Tochter Betty, seine Nichte Abigail und seineschwarze Dienerin Tituba bei wilden Tänzen im Wald beobachtet.Nun liegt Betty ohnmächtig im Bett, Parris sitzt betend daneben.Er ist der Verzweiflung nahe, weil er fürchtet, sie könne sterben.

Seine Nichte Abigail, die im etwa gleichen Alter wie Betty ist, Betty liegtohnmächtigim Bett

betritt das Zimmer. Abigail ist die Anführerin der Mädchen. Sie hateinen zweifelhaften Ruf. Seit sie ihre Stelle als Dienstmädchen beiJohn und Elizabeth Proctor verloren hat, lebt sie imHaus der Pasto-renfamilie. Sie und die anderenMädchen fürchten, ausgepeitschtzu werden, weil sie mit ihrem Tanz gegen die herrschenden Re-geln verstoßen haben: Einige haben nackt getanzt und Abigail hateinen Trunk zu sich genommen – Hühnerblut, wie sich später her-ausstellt –, um Elizabeth Proctor mit einer Art Schadenszauber zubelegen.

Der Arzt, den Parris konsultiert hat, lässt durch seine Gehilfin Hexerei inSalemSusanna Walcott ausrichten, er habe kein Mittel gegen die Ohn-

macht finden können, esmüssten unnatürliche Dinge im Spiel sein.Parris weist diese Vermutung weit von sich, doch das Gerüchtder Hexerei geht bereits um, im Empfangszimmer des Pfarrersdrängen sich verunsicherte Gemeindemitglieder. Reverend Parris

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4 REZEPTIONS-GESCHICHTE

5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS-AUFGABEN

3.3 Aufbau

3.3 Aufbau

ZUSAMMEN-

FASSUNGThe Crucible ist wie ein klassisches Drama nach einem fünf-stufigen Schema aufgebaut, das Miller in vier Akten unter-bringt:1. Akt: Exposition: Vorstellung der Ausgangslage und derHauptfiguren. Jenseits der Handlung ausführliche Kommen-tare des Autors zu den historischen Hintergründen und denFiguren.2. Akt: Fortsetzung der Exposition und Steigerung durch „er-regende Momente“: Weitere Figuren werden eingeführt, Eli-zabeth Proctor und andere werden verhaftet.3. Akt: Weitere Steigerung und Höhepunkt: Elizabeth wirdzum Tode verurteilt; Abigail beeinflusst das Gericht, indemsie behauptet, Geister zu sehen; John Proctor wird ebenfallszum Tode verurteilt.4. Akt: „Fallende Handlung“ und Katastrophe: Drei Monatesind vergangen, Abigail ist geflüchtet, die allgemeine Lageberuhigt sich langsam. John Proctor schlägt das Angebot aus,sein Leben durch eine Unterschrift unter ein propagandis-tisch verwendbares falsches Geständnis zu retten, und wirdgehenkt.

Miller folgt dem fünfstufigen Schema der klassischen Dramen-struktur:

1. Exposition;2. Steigerung durch „erregende Momente“3. Höhepunkt, Peripetie (Wendepunkt)

THE CRUCIBLE 39

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4 REZEPTIONS-GESCHICHTE

5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS-AUFGABEN

3.3 Aufbau

4. „fallende Handlung“ mit verzögerndem Moment und even-tuell vorausweisendem Ende5. Katastrophe bzw. Lösung.

Das klassische Drama besteht meist aus fünf Akten (für jede Stufeein Akt), Miller verteilt die Stufen dagegen auf vier Akte.

1. Akt – ExpositionWie im Theater seit der Antike üblich, beginnt auch The Cruciblemitten im Geschehen. Zwei Ereignisse, die für die Entwicklungder Geschichte ganz wesentlich sind, haben bereits stattgefunden,wenn der erste Vorhang sich hebt:

der Tanz der Mädchen im WaldJohn Proctors Verhältnis mit Abigail.

Das Publikum sieht zu Beginn des ersten Aktes Parris, Tituba und Drängen derPutnams undSchwäche Parris’spitzen Situationzu

Abigail an Bettys Bett, und es wird klar, was geschehen ist. Biszu dem Moment, wo die Putnams den Raum betreten, wäre dieEntwicklung noch aufzuhalten, doch das Drängen der Putnamsund Parris Schwäche verschärfen die Situation ebenso wie BettysverwirrteÄußerungen.AlsschließlichJohnProctordenRaumbetrittund es zu einem Gespräch unter vier Augen zwischen ihm undAbigail kommt, nimmt die unabwendbare Entwicklung ihren Lauf.Zugleich wird die Exposition durch die Auftritte weiterer Personenbis zum Ende des ersten Aktes fortgesetzt.

2. Akt – Steigerung durch „erregende Momente“Obwohl Abigail im zweiten Akt, der acht Tage später im Haus der Abigail treibt

Handlung voranProctors spielt, nicht auftritt, bleibt sie der Motor des Stücks. IhreHandlungen verursachen die wesentlichen Konflikte und treibendie Entwicklung voran.

THE CRUCIBLE 41

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1 SCHNELLÜBERSICHT 2 ARTHUR MILLER:LEBEN UND WERK

3 TEXTANALYSE UND-INTERPRETATION

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

ZUSAMMEN-

FASSUNG John ProctorHauptfigur und tragischer Held des Stückshält Hexen und Teufel für Hirngespinstehatte früher ein Verhältnis mit Abigailerkennt im Laufe des Stücks seine Fehler und wählt denTod, um seine Aufrichtigkeit zu bewahren

Abigail Williamsehemalige Geliebte JohnsAnführerin der Mädchenheizt die Hexenjagd maßgeblich mit an

Elizabeth ProctorJohns Ehefrauwird von Abigail als Hexe verleumdet

Reverend Samuel ParrisPfarrer der puritanischen Kirche von Salemunbeliebt, machtbesessen und zugleich voller Ängstedie Hysterie und Hexenjagd ist ohne ihn nicht denkbar

Reverend John Halegelehrter und angesehener Geistlicherwird von Parris herbeigerufen, umdas Böse zu bekämpfenmacht eine vollkommene Wandlung durch: tragischerHeld

Rebecca Nurse72-jährige Frau von untadeligem Rufwird als Hexe angeklagt und hingerichtet

46 ARTHUR MILLER

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1 SCHNELLÜBERSICHT 2 ARTHUR MILLER:LEBEN UND WERK

3 TEXTANALYSE UND-INTERPRETATION

3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken

John ProctorJohn Proctor ist die Hauptfigur des Dramas. Mit seiner Frau Eli-Hauptfigur des

Dramas zabeth und seinen drei Söhnen lebt er auf einem Hof am RandeSalems. Er ist ein kräftiger und eindrucksvoller Bauer Mitte dreißig(S. 35). Bei seinem ersten Auftritt schilt er seine Bedienstete MaryWarren, weil sie sich ohne Erlaubnis vom Hof entfernt hat. Er istgewohnt, dass man ihm gehorcht; er herrscht in seinem Haus mitklarer Autorität, wobei er sich um Gerechtigkeit bemüht.

John Proctor ist ein praktischer, geradlinigerMann, der für dieGlaubt nichtan Hexerei Gerüchte über Betty Parris’ Krankheit nur leisen Spott übrig hat.

Er bezweifelt, dass es klug war, nach Reverend Hale zu schicken,um irgendwelche Teufel auszutreiben, die Proctor für reine Hirnge-spinste hält. Zugleich hat er einen Sinn für Humor und Ironie, mitdem er die Absurdität der Hexenanklagen und das Herumtollen derMädchen im Wald betrachtet. Für ihn ist das alles mehr ein Anlasszur Belustigung denn zur Hysterie. Selbst als sich die Schlingeimmer enger um Elizabeth und ihn zieht, kommentiert er die Ab-surdität der Entwicklung noch mit unverhohlener Ironie: „PARRIS:Why could there not have been poppets hid where no one ever sawthem? PROCTOR (furious): There might also be a dragon with fivelegs in my house, but no one has ever seen it.“ (S. 138, Z. 19 ff.)

In der Szene mit Abigail im 1. Akt (S. 37–40) lernen wir die an-Abigail undProctor dere Seite Proctors kennen. Wir erfahren, dass Proctor eine Affäre

mit der minderjährigen Abby hatte, während sie bei den Proctorsarbeitete. Auch wenn die atemberaubend schöne Abby sich selberals ungerecht behandelt darstellt, steht die Frage imRaum,wer hierwen verführt hat. Dennoch: Proctor als erwachsenerMann trägt dieVerantwortung.

Um seine Ehe zu retten und seine Selbstachtung zurückzuge-Proctor alswidersprüch-licher Charakter

winnen, hat Proctor das Verhältnis beendet, doch sein physischesBegehren nach Abigail ist nicht erloschen, was ihr nicht entgangen

48 ARTHUR MILLER

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4 REZEPTIONS-GESCHICHTE

5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS-AUFGABEN

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

1. Akt

S. 7, Z. 2 Salem Stadt an der südlichen Ostküste des US-Bun-desstaatesMassachusetts, rund 30 km nördlichvon Boston. 1626 gegründet, erlangte durchseine Hexenprozesse Berühmtheit und gehörtheute zur Stadt Danvers.

S. 13, Z. 16 Mayflower Das erste Segelschiff, mit dem die sogenanntenPilgerväter von England aus aufbrachen, umin Amerika eine neue Heimat zu suchen. DieMayflower lief im September 1620 mit 102Passagieren an Bord aus. Im November 1620gingen sie in der Nähe des heutigen OrtesProvincetown/Massachusetts an Land.

S. 17, Z. 10 Barbados Östlichste Insel der Kleinen Antillen in der Kari-bik (Atlantischer Ozean), von 1625–1966 unterbritischer Oberherrschaft, heute eigenständi-ger Staat und Mitglied des Commonwealth. AbMitte des 17. Jahrhunderts intensiver Zucker-rohranbau, für den hunderttausende Sklavenaus Afrika herbeigeschafft wurden. Wie imgesamten britischen Empire wurde auch hierdie Sklaverei 1834 abgeschafft.

S. 20, Z. 2 heathen Heiden

S. 26, Z. 20 Narragansett Name eines Indianerstammes, der zu Zeit derBesiedlung durch die englischen Kolonistenim Süden des späteren Massachusetts (auchdas übrigens der Name eines dort ansässigenIndianerstammes) lebte. 1675–76 erhobensich mehrere Stämme dieses Gebietes imsogenannten King Philip’s War gegen dieExpansion der Siedlungen. Der Krieg gilt alseiner der blutigsten in der amerikanischenKolonialgeschichte.

THE CRUCIBLE 59

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1 SCHNELLÜBERSICHT 2 ARTHUR MILLER:LEBEN UND WERK

3 TEXTANALYSE UND-INTERPRETATION

3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen

S. 27, Z. 7 GeorgeBurroughs

Reverend George Burroughs wurde zusammenmit John Proctor hingerichtet. Er war aufgrundeiner Anklage von Thomas Putnam verhaftetworden. Putnam hatte behauptet, Burroughsschulde ihm Geld, was jedoch eine böswilligeLüge war. Unter den Richtern, die das Todes-urteil fällten, befand sich John Hathorne.15

S. 48, Z. 3 HarvardCollege

Das Harvard College, aus dem später die Har-vard University hervorging, wurde 1636 vonenglischen Siedlern in Cambridge, Massachu-setts (nahe Boston) gegründet, um Geistlicheauszubilden; sie wurde nach ihrem großzügi-gen Förderer John Harvard benannt. Dieälteste Universität der USA zählt weltweit zuden angesehensten Universitäten.

S. 49, Z. 13 Quakers Quäker; protestantische Religionsgemein-schaft, gegründet in England 1650 durchGeorge Fox. Die Quäker gehen davon aus, dassGott in jedem Menschen lebendig ist, sie un-terscheiden nicht zwischen heilig und profan.Bei den Quäkern gibt es weder ein institutio-nalisiertes Priesteramt noch eine Hierarchie;Entscheidungen werden per Konsens getrof-fen, jeder darf in den gemeinsamen Andachtendas Wort ergreifen.

S. 53, Z. 15 Lucifer Luzifer; lat. Feuer- bzw. Lichtträger. In derchristlichen Mythologie war Luzifer ursprüng-lich ein Engel. Als er versuchte, sich mit Gottzu vergleichen, stürzte er in den Abgrund, diespäter als Hölle gedeutet wurde.

S. 55, Z. 6 Luther Martin Luther (1483–1546), Augustinermönchund Theologieprofessor, Initiator der Reforma-tion, übersetzte erstmals die Bibel ins Deutsche

15 Vgl. Johnson, Understanding The Crucible, S. 69 und 76.

60 ARTHUR MILLER

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4 REZEPTIONS-GESCHICHTE

5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS-AUFGABEN

3.6 Stil und Sprache

3.6 Stil und Sprache

ZUSAMMEN-

FASSUNGWie in all seinen Stücken verleiht Miller seinen Figuren einesehr natürlich wirkende Sprache. Für The Cruciblemusste ereine Sprache entwickeln, die dem modernen Publikum ver-ständlich ist, aber auch den Ton des 17. Jahrhunderts trifft.Jede Figur hat ihre eigene charakteristische Stimme.Sprachliche Besonderheiten:

verstärkte Verwendung der doppelten Verneinung,häufiges Fehlen des Hilfsverbs „to do“ und des letzten „g“in der Verlaufsform (comin’);Verwendung altmodischer Begriffe, v. a. „poppet“ anstel-le von „doll“ und „aye“ statt „yes“.

Als Arthur Miller in den 1930er-Jahren begann, Theaterstücke zu RealistischeSprache, nahe ander Mündlichkeit

schreiben, war die Geschichte des amerikanischen Theaters nochsehr jung. Zu dieser Zeit war das amerikanische Theater „fastausschließlich von einem Stil beherrscht [...], den man Realismusnannte“, wie Miller in seinem Essay Über die Sprache des Theatersschreibt.17

Die Sprache, die einige seiner Kollegen ihren Figuren in denMund legten, erschien ihm jedoch noch viel zu künstlich.18 SeineFiguren sollen genauso sprechen wie der Mann und die Frauauf der Straße, und so holt Miller in seinen Theaterstücken einevon Slang und ungeschliffenen Sätzen durchsetzte Sprache auf dieBühne, die der Mündlichkeit sehr nahe kommt. In seinem Essay

17 Miller, Sprache des Theaters, S. 9.18 Miller, Sprache des Theaters, S. 18.

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1 SCHNELLÜBERSICHT 2 ARTHUR MILLER:LEBEN UND WERK

3 TEXTANALYSE UND-INTERPRETATION

3.6 Stil und Sprache

Bemerkungen zum Realismus (1999) erklärt Miller rückblickend,was für alle seine Theaterstücke gilt:

„Mir ging es darum, eine Redeweise zu finden, die den Figurenund ihrer Herkunft ganz natürlich entspringt, weniger darum,ihnen einen allgemeinen Stil überzustülpen. [...] Man muss sichdes Künstlichen bedienen, um das Wirkliche zu erreichen. Ichhabe von Schauspielern in Inszenierungen meiner Stücke desÖfteren zu hören bekommen, meine Dialoge seien erstaunlichschwer auswendig zu lernen. Die Gespräche klingen wie wirk-liche, fast mitgeschnittene Unterhaltungen, dabei sind sie Wortfür Wort komponiert und zu einer notwendigen Abfolge kom-primiert, die natürlich wirkt, ohne es zu sein.“19

Bei derArbeit anTheCrucible standMiller vor derHerausforderung,Crucible:Entwicklungeiner „neuen“Sprache

eine Sprache zu finden, die einerseits einem modernen Publikumverständlich ist, andererseits aber auch den Ton des 17. Jahrhun-derts trifft. 45 Jahre nachdem er das Stück geschrieben hatte, er-klärte Miller, „that part of the attraction of the play for him lay inthe chance it offered for him to write in a new language, ‘the onethat requires new muscles’“.20 Miller las große Mengen Gerichts-protokolle aus der damaligen Zeit, denen er Anregungen für seine„neue Sprache“ entnahm. So setzt er beispielsweise die doppelteDoppelte

Verneinung Verneinung verstärkt ein, wie etwa „I didn’t see no Devil!“ (S. 68,Z. 21) oder „he cannot discover no medicine for it“ (S. 19, Z. 3/4).

Zu den Besonderheiten der Sprache in The Crucible gehört wei-Fehlen von„to do“ terhin das häufige Fehlen des Hilfsverbs „to do“ in Imperativ-

und Fragesätzen sowie bei Verneinungen, z. B. sagt Abigail auf

19 Miller,Widerhall der Zeit, S. 388.20 Bigsby, Arthur Miller, S. 160.

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4 REZEPTIONS-GESCHICHTE

5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS-AUFGABEN

3.7 Interpretationsansätze

3.7 Interpretationsansätze

ZUSAMMEN-

FASSUNGThe Crucible ist ein komplexes Drama mit vielfältigen Inter-pretationsansätzen, von denen nachfolgend zwei besonderswichtige Ansätze herausgegriffen werden:

Die Verbindung zwischen der Salemer Hexenjagd des17. Jahrhunderts und der Kommunistenhetze in denUSA der 1950er-Jahre; der offensichtlichste und amweitesten verbreitete Interpretationsansatz.Die Bedeutung des Gewissens für den einzelnen Men-schen – eins der zentralen Themen in Millers Werk.

Darüber hinaus spielt bei Millers Dramen das Bühnenbildstets eine wichtige Rolle. Das äußerst schlichte Bühnenbildvon The Crucible unterstreicht wirkungsvoll die allgemeineAtmosphäre und die Stimmung des Geschehens.

Ein komplexes Drama wie The Crucible bietet zahlreiche Interpre- Zahlreiche Inter-pretationsansätzetationsansätze, was sich in einer schier unüberschaubarenMenge

an Forschungsliteratur niederschlägt. Um nur einige Aspekte zunennen, die bislang eingehend beleuchtet worden sind: Das Ver-hältnis von Individuum und Gesellschaft, die Rolle der Justiz, dieEntstehung vonMassenwahn, die Rolle des Kolonialismus, die indi-viduellen und gesellschaftlichen Auswirkungen unterdrückter Se-xualität, die Bedeutung der Namensgebung, die Verwendung vonMetaphern, insbesondere Feuer, Licht und Farben; The Crucibleals soziales, psychologisches, historisches Drama, als Tragödie, alsAllegorie, als Geschichte einer Ehe.

Für die vorliegende Erläuterung wurden zwei Ansätze aus-gewählt, die zu den wichtigsten und am weitesten verbreiteten

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3 TEXTANALYSE UND-INTERPRETATION

3.7 Interpretationsansätze

zählen, nämlich die Verbindung zwischen der Hexenjagd in Salemdes 17. Jahrhunderts und der Kommunistenhetze in den USA der1950er-Jahre sowie die Frage, welche Bedeutung das Gewissen fürden einzelnen Menschen hat. Abschließend wird das Bühnenbildbetrachtet, das in Millers Dramen stets eine wichtige Rolle spielt.

Hexenjagd und KommunistenhetzeObwohl Arthur Miller die Idee für The Crucible bereits während sei-nes Studiums in den 1930er-Jahren hatte, vergingen fast 20 Jahre,bis er sich 1951 durch eine Rede des Kommunistenjägers Mc-Carthy veranlasst fühlte, sie umzusetzen. Miller erkannte, welcheGefahr von der antikommunistischen Hetzjagd McCarthys und denAktivitäten des „Ausschusses gegen unamerikanische Umtriebe“für eine freiheitliche Entwicklung der Gesellschaft ausging, und erwollte die Menschen mit seinem Stück vor dieser Gefahr warnen(vgl. auch Kapitel 2.2). In der Hexenjagd von Salem sah er deutlicheParallelen zuMcCarthys Kommunistenjagd, und so schienen ihmdie Ereignisse in Salem am Ende des 17. Jahrhunderts als bestensgeeignet für seine Zwecke.

Wie viele amerikanische Intellektuelle hatte auch Miller zur ZeitAutobiografischeBezüge des Faschismus in Europa mit den Kommunisten sympathisiert. In

seiner Zeit als Student an der Universität vonMichigan beteiligte ersich an zahlreichen Aktionen, die von der Regierung als den Kom-munisten nahe stehend betrachtet wurden. Er nahm an verschiede-nen Treffen mit Kommunisten teil und hoffte in den 1930er-Jahren,dass die Sowjetunion sich als positivesExperiment erweisenwürde,Miller im

Fokus derKommunisten-jäger

aber erwurde nieMitglied der Kommunistischen Partei, sondernkam vielmehr zu dem Schluss, dass die Parteilinie nicht mit seinerÜberzeugung übereinstimmte. Sein politisches Engagement reich-te jedoch aus, um in den Fokus vonMcCarthys Kommunistenjägernzu geraten.

68 ARTHUR MILLER

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3 TEXTANALYSE UND-INTERPRETATION

4. REZEPTIONSGESCHICHTE

ZUSAMMEN-

FASSUNG ImLaufe der ZeitwurdeTheCrucible zuMillers amhäufigstenaufgeführten Theaterstück; bis in die Gegenwart erfährt eskontinuierlich Re- und Neuinszenierungen. Im Schatten vonDeath of a Salesman und in der allgemeinen Atmosphäre derAngst war The Crucible anfänglich aber ein recht erfolglosesStück. Die Kritik erkannte Millers Leistung an, eine Verbin-dung zwischen der historischen Hexenjagd von Salem undder antikommunistischen Hetzkampagne der McCarthy-Ärahergestellt zu haben, bemängelte aber u. a., das Stücke wärezu stark auf seine moralische Botschaft ausgerichtet, zu me-lodramatisch und zu wenig emotional. The Crucible erlebtebislang fünf Verfilmungen, die erste 1957, die jüngste 1996.

Kritische StimmenNachseinerUraufführungam22. Januar1953 imMartinBeckThea-Zunächst

erfolglosesStück

tre am New Yorker Broadway war The Crucible zunächst ein rechterfolgloses Stück, eine regelrechte „Niederlage“, wie Miller in sei-ner Autobiografie schreibt.24 In einer frühen Aufführung in NewYork spürte Miller, wie sich über den Köpfen des Publikums „ei-ne unsichtbare Eisschicht [bildete], auf der man hätte Schlittschuhlaufen können“.25 Kollegen, die er recht gut kannte, liefen im Foy-er an ihm vorbei, als sei er Luft. Die allgemeine Atmosphäre derAngst und die Gefahr der Denunziation trugen zum anfänglichen

24 Miller, Zeitkurven, S. 461.25 Miller, Zeitkurven, S. 458.

76 ARTHUR MILLER

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3 TEXTANALYSE UND-INTERPRETATION

Bruce Davison alsReverend Parrisund Winona Ryderin der Rolle derAbigail in derVerfilmung vonNicholas Hytner(USA 1996).© CinetextBildarchiv

Bei der bislang letzten Verfilmung handelt es sich wieder umeinen Kinofilm. Unter der Regie von Nicholas Hytner kam TheCrucible 1996 in die Kinos. Abigail Williams wurde in dieser25.000.000-Dollar-Produktion von Filmstar Winona Rydergespielt.31

31 Für weitere Informationen siehe auch online unter http://www.imdb.com/title/tt0115988/?ref_=fn_al_tt_1; hier kann man sich auch den Trailer des Films anschauen. (Stand Mai 2013)

80 ARTHUR MILLER

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4 REZEPTIONS-GESCHICHTE

5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS-AUFGABEN

5. MATERIALIEN

Hexenhammer (Malleus Maleficarum)

Im folgendenAuszugausdemHexenhammer (MalleusMaleficarum) Hexenhammer(1487) vonInsitoris undSprenger

von InstitorisundSprengerausdemJahr1487wirddenHebammen,diemit Hexen gleichgesetzt werden, die Tötung vonNeugeborenenunterstellt:

„Dass die Hexen-Hebammen die Empfängnis im Mutterleibe aufverschiedene Weisen verhindern, auch Fehlgeburten bewirken,und, wenn sie es nicht tun, die Neugeborenen den Dämonen op-fern, elfte Frage.

Fünftens, sechstens und siebentens zugleich wird die obengenann-te Wahrheit durch vier erschreckliche Handlungen bewiesen, wel-che die Weiber an den Kindern in und außer dem Mutterleibe voll-bringen; unddadieDämonensolchesdurchWeiberundnicht durchMänner zu tunhaben, deshalbwill jener unersättlicheMörder lieberWeiber als Männer sich verbinden. – Und es sind folgende Wer-ke: Nämlich die Kanonisten (mehr als die Theologen) sagen, wosie a. a. O. von der Hexenhinderung sprechen, dass nicht nur da-bei Hexerei geschieht, dass einer die eheliche Pflicht nicht erfüllenkann, worüber oben gehandelt ist, sondern es auch geschieht, dassein Weib nicht empfängt, oder wenn sie empfängt, sie dann eineFehlgeburt tue; und hinzugefügt wird noch eine dritte und vierteArt, dass, wenn sie keine Fehlgeburt verursachen, sie die Kinderauffressen oder dem Dämon preisgeben.

Ueber die beiden ersten Arten ist kein Zweifel, da durch na-türliche Mittel, z. B. durch Kräuter und andere Mittel, ein Menschohne Hilfe der Dämonen bewirken kann, dass ein Weib nicht ge-

THE CRUCIBLE 81

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3 TEXTANALYSE UND-INTERPRETATION

6. PRÜFUNGSAUFGABENMIT MUSTERLÖSUNGEN

Unter www.königserläuterungen.de/download finden Sie im Internetzwei weitere Aufgaben mit Musterlösungen.

Die Zahl der Sternchen bezeichnet das Anforderungsniveauder jeweiligen Aufgabe.

Task 1 **

Discuss how Salem’s witch-hunts were able to developand evolve. What parallels and differences do you see inthe witch-hunts of the Early Modern period in Europe?

Model answer:What were the underlying causes of the Salem witch-hunts?

In the years leading up to the witch trials, locust plagues and pe-riods of droughts had brought great hardship to the communitythat was largely dependent on agriculture for its livelihood. Thisgave rise to a collective feeling of fear and a sense of powerless-ness in the face of unpredictable and incomprehensible forces.The Puritan faith encouraged people to believe that the Devilwas present on Earth and actively tempting them to violatetheir strict moral code.Superstition had a set place in people’s minds. As a result oftheir belief in superstition, people were used to blaming invisi-ble forces for all sorts of events. Superstition fanned people’sfears further.

92 ARTHUR MILLER

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4 REZEPTIONS-GESCHICHTE

5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS-AUFGABEN

Theatmosphereofmisery, superstition and fearwhichpervadedSa- Witch hysteriadevelops amomentum ofits own

lem in1692provided fertile ground for thewitch- hunts. Theybeganwhen a group of girls, attempting to avoid corporal punishment forthemselves, accused others of witchcraft, though they would pro-bably have died down quickly, had others not jumped on the band-wagon: a weak clergyman (Parris), greedy farmers who accusedothers of witchcraft in an attempt to gain more land for themselves(the Putnams), a deeply hurt, jealous andmalicious young girl (Abi-gail), people who simply followed suit (the henchmen representingother copycats who do not appear in the play) and merciless jud-ges, all of whom contributed towards events taking on a dynamismof their own, becoming unstoppable and ultimately ending in purewitch hysteria.

An important tool in thewitch-hunts was denunciation. Anybody Denunciationsand counter-denunciations

could be accused of witchcraft by his neighbours, by relatives oreven by complete strangers. Everybody was in danger. One meansof defence was to denounce others. This set inmotion an ever fasterspinning downward spiral, which created an omnipresent atmos-phereof fear andmistrust fromwhich therewasnoescape.Anybodywho tried to defend himself or who simply refused to play along,quickly found his own life at risk. By using torture in their interro-gation of the accused and dealing out harsh sentences, the judgesfurthered this disastrous chain reaction.Theydemanded that theac-cused reveal the names of others whowere also (allegedly) involvedin witchcraft. By naming others the accused had an opportunity toredeem themselves and to hope for a reduction in their sentence.Anybody who refused was subjected to torture and then died asGiles Corey did, as a direct result of his torture, or on the gallowslike John Proctor. Naming others, however, was no guarantee fora milder sentence or for a pardon: Despite her confession, Titubawas hanged.

THE CRUCIBLE 93

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1 SCHNELLÜBERSICHT 2 ARTHUR MILLER:LEBEN UND WERK

3 TEXTANALYSE UND-INTERPRETATION

A fewsimilaritieswith thewitch-hunts inEuropeduring theEarlySimilarities

Modern period:Strong religious elementsA collective feeling of fear resulting from famine, epidemics, badweather and warsA deep-rooted and widespread belief in superstitionDenunciation as a means of deflecting unwanted attention and/or of getting rid of disliked contemporariesInversion of the burden of proof: The accused had to prove theirinnocenceThe use of torture to extort confessions and reveal the names ofother people who were allegedly involvedMass hysteriaSetting up of special courts.

A few differences between the mass hysteria in Salem and the Eu-Differences

ropean witch-hunts in the Early Modern period:The inquisition when the witch-hunts began was launched bythe Catholic ChurchMost of the accused were womenDifficult to compare as witch-hunts in Europe took place on amuch wider scale and extended over a much longer period oftime, with a correspondingly higher number of victimsDeath usually by burning at the stake.

94 ARTHUR MILLER