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Magazin für Lesben, Schwule & friends in Würzburg mag wuf Nr. 64 Dezember 2013

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Magazin für Lesben, Schwule & friends in Würzburg magwuf

Nr. 64Dezember 2013

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3 VorbilDtermiNhiNweis 2

Winter

Rosenweiss, ein Geist, unwirklich ganz,Ein Gebild aus Schnee und Sonnenglanz,

Streitet sich der Berg aus Wolkenschleiern,Seines Winters ersten Tag zu feiern.

Christian Morgenstern

Liebe Leser_innen,

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GAY NEWS 4

Gay News schof John Paprocki erteilt. Zumindest gilt das für all jene, die dem Aufruf der LGBT-Gruppe „Civil Rights Agenda“ nach-kommen und im Gotteshaus für die Öff-nung der Ehe beten wollen. Nach Ansicht des Bischofs ist dies blasphemisch und muss unterbunden werden. Man will die Störenfriede an den Symbolen des Regenbogens erkennen. Der Sprecher der LBGT-Aktivisten Rick Garcia zeigt sich empört: „Wie betreiben keine Got-teslästerung, Ich bin seit meiner Geburt Katholik. Wie der Bischof mich oder mei-ne Gemeinschaft behandelt, ist wirklich unverschämt.“

EheverbotIn Kürze dürfen die Schweizer Staats-bürger über eine Volksinitiative mit dem Namen „Für Ehe und Familie – gegen die Heiratsstrafe“ abstimmen. Sollte diese er-folgreich sein, wird in die Verfassung der Satz aufgenommen: “Die Ehe ist die auf Dauer angelegte und gesetzlich geregel-te Lebensgemeinschaft von Mann und Frau“. Mit der Ergänzung soll vor allem die steuerliche Benachteiligung von Ehepaaren gegenüber unverheirateten Paaren beendet werden. Ganz nebenbei wird aber ein Verbot der Homo-Ehe in die Verfassung geschrieben. Damit wäre die Schweiz das einzige westeuropäische Land, das ein solches Verbot in der Ver-

5 GAY NEWS

noch vor einer Regierungsbildung einen Antrag auf Öffnung der Ehe in den Bun-destag einzubringen. Als sicher gelten die Zustimmung der Grünen und die Ableh-nung der CDS/CSU. Wie aber wird sich die SPD im Vorfeld einer Regierungsbildung mit den Konservativen positionieren? Wird sie für die eigenen Wahlverspre-chen stimmen oder in vorauseilendem Gehorsam eine Gleichstellung von Lesben und Schwulen verhindern?

Eintritt verboten

fassung verankert. Bislang galt die Schweiz in Bezug auf LGBT-Fragen als fortschrittlich. Bereits seit 1942 sind homosexuelle Handlun-gen erlaubt, und bereits 2005 haben die Schweizer in einem Referendum der Ein-führung von eingetragenen Lebenspart-nerschaften zugestimmt. (bs)

Koalitionspoker Wahlkampf in Deutschland. Viele Par-teien zeigen sich offen und buhlen um die Stimmen von Lesben und Schwulen mit Versprechen. Darunter auch die SPD, die eine völlige Gleichstellung schwu-ler und lesbischer Partnerschaften mit der Ehe versprochen hat. Nach der Wahl hat kein politisches Lager eine Mehrheit bekommen, weshalb es wohl zu einer Großen Koalition unter Führung von An-gela Merkel kommen wird. Im Vorfeld zu den Koalitionsverhandlungen haben die Parteien für sich festgelegt, welche Posi-tionen die neue Regierung auf jeden Fall vertreten muss. Zehn „unverzichtbare“ Forderungen hat die SPD nun beim Par-teikonvent definiert. Darunter Themen wie der Mindestlohn, die Sozialversi-cherungen, Finanzen, Bildung und die Frauenquote. Von der Gleichstellung von Lesben und Schwulen ist leider nichts zu lesen, sie scheint deshalb wohl eine „verzichtbare“ Forderung zu sein. Erst nach den Koalitionsverhandlungen wer-den wir erfahren, ob es vier weitere Jahre Stillstand und eine diskriminierende Ver-weigerungshaltung gegenüber Lesben und Schwulen geben wird.

Möglicherweise kommt aber alles ganz anders. Die Linkspartei hat angekündigt,

Ein Hausverbot für die „Cathedral of the Immaculate Conception“, der katho-lischen Kathedrale der Diözese Spring-field im US-Bundesstaat Illinois, hat Bi-

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ORT:

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TIMS GAY LEXIKON 6

Der Begriff Frotteurismus leitet sich vom französischen Wort „se frotter“ ab, was so viel wie „sich reiben“ bedeutet. Unter Frotteurismus versteht man das Reiben am Körper anderer Menschen, wodurch sich die sich reibende Person einen sexuellen Reiz verschafft. Es han-delt sich hierbei um eine relativ selten auftretende Spielart der Befriedigung, die meist nur bei Männern auftritt.

Zur Befriedigung seiner Lust sucht der Frotteur meist in öffentlichen Räumen den scheinbar zufälligen Körperkontakt. Sehr häufig werden deshalb überfüllte öffentliche Verkehrsmittel, allen voran U-Bahnen, gewählt. Die Intensität der „zufälligen“ Berührung

Tims Gay LexikonWas versteht man eigentlich unter „Frotteurismus“?

kann sehr unterschiedlich sein. Es reicht von einer beiläufigen Berührung bis hin zu einem engen Kontakt, der über meh-rere U-Bahn-Stationen anhält. Der Frotteur bemüht sich dabei, sein Ge-nital am fremden Körper der mitreisen-den Person zu reiben, ohne dabei die Auf-merksamkeit der kontaktierten Person zu erregen. Sein Ziel ist der Orgasmus, wo-bei er bisweilen durch verdeckte Mastur-bation nachhelfen muss. Frotteurismus, der ohne das Einverständnis anderer Per-sonen ausgeübt wird, kann als sexuelle Belästigung bezeichnet werden. In Japan hat diese Art der sexuelle Belästigung in der U-Bahn ein sehr starkes Ausmaß an-genommen und wird Chikan genannt.(th)

Eine volle U-Bahn - der optimale Ort für Frotteuristen

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AIDS/HIV 8

1981 wird in den USA erstmals von ei-ner Krankheit berichtet, die sich durch massive Pilzinfektionen und Lungenent-zündungen als Folge des kompletten Zusammenbruchs des Immunsystems der Patienten äußert. Die Erkrankten sind meist Homosexuelle mit häufig wech-selnden Sexualkontakten. Es gibt keine Behandlungsmöglichkeit – der Krank-heitsverlauf ist dramatisch und immer mit tödlichem Ausgang.

1982 wird in Frankfurt/M. der erste Fall in Deutschland diagnostiziert.

1983 entdecken Luc Montagnier und Ro-bert Gallo das HI-Virus.

1984 wird in der Würzburger Uni-Klinik der erste Aids-Patient eingeliefert, in der zweiten Hälfte der 80er Jahre folgen viele weitere.

1986 beginnen Erfolg versprechende Be-handlungsversuche mit AZT, einem Mit-tel aus der Krebsforschung. Sie sind ver-bunden mit schweren Nebenwirkungen und führen lediglich zu einer Verlangsa-mung des Krankheitsverlaufs. Die näch-

sten Jahre sind geprägt von einem deut-lichen Anstieg der Zahl der Infizierten, von Krankheit, Leid und vielen Todesfäl-len. Aids ist sichtbar geworden und trifft in der Bevölkerung auf Angst und Ableh-nung. Es hat lang gedauert, bis die mei-sten Menschen verstanden haben, dass man sich im alltäglichen Kontakt mit In-fizierten nicht anstecken kann – was bis heute dazu führt, dass Betroffene über ihre Infektion schweigen.

1988 bestimmt die WHO den 1. Dezem-ber zum jährlichen Welt-Aids-Tag.

1991 wird die „Rote Schleife“ bei einem Gedenkkonzert für den an Aids verstor-benen Popstar Freddie Mercury verteilt. Seitdem ist sie das internationale Symbol für Solidarität.

1996 – der große Durchbruch: bei der 11. Welt-Aids-Konferenz in Vancouver wird die antiretrovirale Kombinationsthera-pie vorgestellt – eine Behandlung, die mit vielen Tabletten und einem strengen Zeitplan der Einnahme zwar sehr auf-wändig, aber erfolgreich ist. Der Verlauf der Infektion kann aufgehalten werden

und die Zahl der Todesfälle sinkt konti-nuierlich.

In den nun folgenden Jahren werden die Behandlungsmöglichkeiten weiter entwickelt und verbessert, sie sind nun einfacher und gut verträglich. Bei recht-zeitiger und guter medikamentöser Ein-stellung hat sich die Lebenserwartung eines HIV-Infizierten fast normalisiert.

Was sich leider noch nicht normalisiert hat, ist der Umgang mit HIV-Positiven: Noch immer erleben Betroffene Stigma-tisierung und Diskriminierung, berichten von Ablehnung und Ausgrenzung.Lasst uns daher - nicht nur - aber beson-ders am 1.12. die Rote Schleife tragen als Zeichen der Solidarität mit HIV-Positiven und Aids-Kranken. (ir)

Christina und Sabrina

Aids/HIV – die Geschichte einer Krankheit

WELTAIDSTAG1. 12. 2013

Im Vertrauen verbunden sein, in einem Netz geborgen.

Veranstalter: Aidsberatung Unterfranken, St. Stephan, St. Johannis, Ökumenische Arbeitsgemeinschaft Citypastoral Würzburg und Schwulesbisches Zentrum Würzburg

c/o Ev.-Luth. Pfarramt St. Stephan . Zwinger 3c . 97070 Würzburg

18.00 Uhr Ökumenischer Gottesdienst in St. Stephan Würzburg Wilhelm-Schwinn-Platz 1

anschl. Empfang

Einladung zur Begegnung

9 WELT-AIDS-TAG

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Meist muss erst etwas geschehen, damit sich jede_r wieder auf das Wertvollste besinnt, was er_sie besitzt: das eigene Leben. Wie üblich, trat in der Nacht vom 11. auf den 12. Oktober 2013 eine der bekanntesten und buntesten Künst-ler_innen in der Gay-Community auf und sorgte mit ihrer Show für Partystimmung: Zaine „Sascha“ Fierce. Wenige Stunden später wurde sie tot aufgefunden, als Todesursache wurde ein Herzstillstand diagnostiziert.

Zaine “Sascha” Fierce (genannt nach Be-yonces Album „I am Sasha Fierce“) war eine der erfolgreichsten Dragkünstler_in-nen aus Australien. In Sydney produzierte sie mit ihrem Team, bestehend aus Tän-zern, Choreographen und Kostümdesig-nern, zahlreiche Shows. Hierbei erreichte sie vor allem mit ihren Mini-Pop-Musicals Aufmerksamkeit, wie beispielsweise „The Little MerDrag“. Neben ihren Auftritten in ihren Musicals war sie einer der Haupt-acts in Sydneys bekanntestem Schwu-lenclub, dem Stonewall Hotel. Für ihren Erfolg sprechen mehrfache Auszeich-nungen mit dem DIVA (Drag Industry Variety Award).

Im Jahr 2010 kam Zaine schließlich nach Europa und ließ sich in Hamburg nie-der, wo sie schnell zu einer Fixgröße der Hamburger Schwulenszene wurde. Im Gegensatz zu Lilo Wanders, Olivia Jones oder Valerie Pearl erreichte sie hier ein weitaus jüngeres Publikum, das sie vor allem mit ihrem Leitspruch ansprach: „Feiern ist wichtig!“. Zudem kam ihr Stil-mix aus Electro-Pop-House - modernen Beats mit Melodien, zu denen jede_r mitsingen kann - gut beim jungen party-hungrigen Publikum an. Ihr schrilles Aus-sehen und ihre extravaganten Kostüme gehörten stets zu ihrem Markenzeichen. Schnell führte ihr Erfolg in ihrer Heimat

Sydney und anschließend in Hamburg dazu, dass sie in sämtlichen Clubs in eu-ropäischen Metropolen wie Amsterdam, Berlin, Zürich, Wien oder auch Kopenha-gen auftrat. Auch auf vielen CSDs in ganz Europa war sie in den vergangenen Jah-ren als Partyact zu sehen.

Zaine wurde oft mit einem Regenbogen verglichen - ein schöner Vergleich. Auf jeden Regen folgt Sonnenschein, und dieser wird gekrönt von einem Regen-bogen: „I see your true colours, and that‘s why I love you, so don‘t be afraid to let them show. Your true colours. True co-lours are beautiful like a rainbow.“ (oh/th)

Der Tod einer Dragqueen Hamburgs bekannte Dragqueen Zaine Sascha Fierce ist gestorben

COVERSTORY 10 11 ZAINE SASCHA FIERCE

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wuF history 14

WuF History: The 80iesDer letzte Beitrag zur wuf-history-Serie „The 80ies“ bleibt einem Thema vorbehal-ten, das wie ein schwarzer Schatten auf den 80ern lastet: AIDS. Im Gespräch mit einem Betroffenen, ist diese kleine Chrono-logie entstanden, die die Zeit von damals nochmals Revue passieren lässt.

1983 – Meldungen aus den USADurch einen Zeitungsartikel erfuhr ich von einer Schwulenseuche in den USA. Zunächst wusste man gar nichts. Es wur-de zwar viel erzählt, zum Beispiel dass es zu einer Schwächung des Immunsystems komme und man bereits an Kleinigkeiten sterben könne, aber insgesamt waren die Informationen noch sehr konfus. Kein Wunder, dass die „Seuche“ in den USA ausgebrochen war, wenn man an die Ex-zesse gerade in der dortigen Lederszene dachte. Doch die USA waren weit weg und so machte ich mir erst einmal keine Gedanken.

September 1984 – AIDS in WürzburgDie ersten Würzburger Opfer, von denen ich erfuhr, waren ein junger Biologiestu-dent und der damals 44-jährige Priester und ehemalige Domkaplan Klaus S., von dessen Tod auch die BILD berichtete.

1984 - Meine eigene InfektionIm April lernte ich meinen Freund in Berlin kennen. Kurz darauf rief er an und bestand darauf, mich von einem Arzt

untersuchen zu lassen. Ein Exfreund von ihm habe sich infiziert sich deshalb das Leben genommen. Er selbst sei ebenfalls positiv. Das, was ich weit weg geglaubt hatte, war mitten in mein Leben wie eine Bombe eingeschlagen. Ich ging zum Gesund-heitsamt, ließ mich testen. Vier Wochen später teilte man mir telefonisch mit, ich sei ebenfalls positiv und der Arzt wolle mit mir reden. Seine Ratschläge: Ich solle Sport machen, versuchen gesund zu leben. Wie viel Zeit mir noch bliebe, konnte er nicht sagen. Ich ging nach Hause und beschloss, es niemandem zu erzählen, einfach abzuwarten. Die Freundschaft entwickelte sich trotz der Hiobsbotschaft zu einer tiefen Partnerschaft.

1987 – Die AIDS-Station der UniklinikImmer öfter hörte man von der Einlie-ferung Bekannter und Freunde in die Uniklinik. Fast keine Woche verging ohne Neuigkeiten darüber in den Medien. Inzwischen gab es so viele Einlieferungen, dass eine eigene AIDS-Infektions-Abteilung eröffnet werden musste. Im September 1987 fing ich mir selbst eine Lungenentzündung ein. Meine Angst, an „Pneumocystis carinii“ erkrankt zu sein, an der damals viele Positive verstarben, war groß. Eine Bronchoskopie jedoch gab Entwarnung. Nach erst 13 Wochen konnte ich wieder entlassen werden.

15 the 80ies

AnfangstherapienDas einzig vorhandene Medikament Retrovir AZT verabreichte man damals in hohen Dosen: Alle 4 Stunden erfolgte die Einnahme. Ich reagierte mit Übelkeit, Erbrechen, Appetit- und Schlaflosigkeit und setzte das Medikament daraufhin eigenmächtig ab. An Zytomegalievi-rus, Toxoplasmose, Kryptosporidien o.a. starb einer nach dem anderen. Auch bei meinem Freund, der anfangs keine Symptome hatte, wurde plötzlich Toxoplasmose diagnostiziert. Aufgrund verschiedener Entzündungsherde erhielt er täglich Infusionen. Ein Jahr später war er tot.

1988-1994 - Immer hatte man irgend-etwasWar das eine vorbei, kam die nächste opportunistische Erkrankung. Nach dem Tod des Freundes erkrankte ich am Kaposi-Sarkom. 60 Bestrahlungen und ei-nige Operationen im Mundbereich waren die Folge. Gallenkoliken setzten mir zu. Auch hier half eine Operation. Ein Zoster im Gesicht und Auge führte erneut in die Uniklinik: Infusionen, Salben, Medika-mente …

1990 - Das Einrichten auf den TodDa die Blutwerte auf Null standen, rechnete ich mit meinem Tod und schrieb mein Testament. Dinge, die mir lieb und wichtig waren, gab ich in Hände, von de-nen ich wusste, dass sie dort wertgeschätzt wurden. Ich vertraute mich meinen Kollegen an, zog es aber vor, weiterzuar-

beiten, statt in Frührente zu gehen, wie die meisten. Die Stadt stellte mir einen Schwerbehindertenausweis (GdB 80) aus.

Tiefe DepressionZwischen 1985 und 1994 waren bereits über 50 Freunde aus dem engeren Bekanntenkreis gestorben. Wöchentlich hörte man von neuen Todesfällen, so dass man sie gar nicht mehr richtig verarbei-ten konnte. Über den wenig sensiblen Umgang medizinischen Personals mit HIV- Positiven war ich oft verärgert: Es lag nicht immer nur am Ton. Manchmal hatte man auch den Eindruck, in der Klinik regelrecht vorgeführt zu werden. In Praxen reagierte man mit übertriebenen und völlig unangebrachten Vorsichtsmaß-nahmen oder verweigerte die Behandlung HIV-Positiver sogar ganz.

1995 - Der große DurchbruchZu den antiviralen Mitteln, die ein Ein-dringen des Virus in die Zelle verhindern sollten, kamen Mitte der 90er sog. Prote-asehemmer zur Wirkung, die in der Zelle mit dem Virus aufräumten. Gerade die Kombination beider Wirkstoffe brachte den Durchbruch. Vier Wochen später bildeten sich alle Symptome ruckartig zu-rück. Ich hatte keine Erkrankungen mehr und der Virus ist mittlerweile unter der Nachweisgrenze, ich kann also eigentlich an AIDS nicht mehr erkranken. Von den anfangs in die Klinik Eingelieferten habe ich wohl als einer von Wenigen überlebt.(jü)

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17 FORTSETZUNGSGESCHICHTE FORTSETZUNGSGESCHICHTE 16

Nach einer dramatischen Nacht mit Kilian und Olli wurde Max von Tina wieder aufgepeppelt.

Auch wenn es schwer war für Max zu reden, tat es doch ziemlich gut, sich jemandem anzuvertrauen. Und Tina hörte gut zu. Er redete so lange, bis ihm die Zunge schwer wurde und er auf dem Sofa erschöpft einschlief. Tina deckte ihn zu, schenkte sich noch eine Tasse Tee nach und grübelte, wie die-ses Problem anzugehen war.

Sie hörte ein Poltern aus dem Treppenhaus und ein anschließendes Häm-mern an der Tür. „Mach auf ! Lass mich zu ihm!“ rief Ricos Stimme. Tina fluchte leise und ging zur Tür. „Ramona, du Tratschweib.“ Sie hing die Tür-kette ein, damit Rico nicht die Tür aufreißen konnte und öffnete. „Lass mich rein!“ polterte dieser. „Pssscht, er schläft gerade. Hör auf so einen Lärm zu machen.“ zischte sie durch die Tür. Rico schaute kurz verdutzt, atmete aber erstmal tief durch. „So ist es besser, komm rein.“ Tina entriegelte die Tür und ließ Rico in die Wohnung. Er ging ins Wohnzimmer und kniete neben Max auf dem Sofa. Beruhigt darüber, dass er friedlich schlief, kam er selbst erstmal runter. Rico drehte sich zu Tina um: „Was ist passiert? Ramona meinte, Max wäre vor dem Cafe zusammengebrochen.“ Tina grummelte kurz und mein-te darauf: „Ramona hat echt eine blühende Fantasie. Komm, nimm dir eine Tasse Tee und wir gehen mal rüber, damit Max schlafen kann. Aber du musst versprechen ruhig zu bleiben, es wird dir nicht gefallen.“ Sie nahmen ihre Tassen und gingen in die Küche.

Für Rico war es schwer, an sich zu halten. Immer wieder wäre er fast wut-schnaubend aufgesprungen. „Diesen Mistkerl bringe ich um.“ fluchte er wie-derholt. „Gemach, gemach,“ beschwichtigte ihn Tina, „auch wenn ich deinen

Unter dem Schwert des KilianKAPITEL 11: TEE UND KEKSE

17 FORTSETZUNGSGESCHICHTE

Wunsch teile. Gewalt bringt an dieser Stelle nichts. Wir müssen erstmal Max da raus ziehen. Ich glaube, er würde sonst wieder auf ihn reinfallen.“ vermu-tete Tina. „Du meinst doch nicht wirklich, er rennt wieder zu ihm?“ sagte Rico fuchsig. „Ich würde es nicht ausschließen. Für Max ist es das erste Mal, dass er jemandem begegnet, der ihn so fesseln konnte. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber früher oder später wird er vergessen, was ihm passiert ist, und er wird wieder zu ihm rennen. Am Ende bleiben immer die schönen blauen Augen und nicht die Krallen.“ Das traf Rico schwer. Er war immer noch sehr verliebt in Max, auch wenn ihre Beziehung schon lange zurück lag. Die Worte von Tina trafen den Kern, er konnte Max nie so fesseln, wie es Kilian schaffte. Max war ein freier Geist und ein unbändiger Sturm voller Lust und Leidenschaft. Doch Rico zog es immer wieder auf den Boden, er wollte ein friedliches Leben zu Zweit. So musste es irgendwann auseinander gehen, doch seine Gefühle blieben weiterhin stark.

Tina bemerkte die glasigen Augen von Rico und sie biss sich auf die Lippen: „Tut mir leid, so war das nicht gemeint.“ Rico schüttelte den Kopf. „Ist schon ok.“ Er wischte sich die Augen trocken. „Du hast ja Recht. Aber jetzt geht es nicht um mich. Wir müssen jetzt für Max da sein.“ Beide hörten ein Poltern aus dem Flur. Sie schauten sich entsetzt an und stürmten ins Wohnzimmer. Das Sofa war leer und die Tür nach draußen stand offen. Max musste aufge-wacht sein und den Beiden beim Reden zugehört haben. Beiden lief es kalt den Rücken runter. Rico erwachte als erster und stürmte Max hinterher. (an)

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19 TERMINVORSCHAUFILME 18

SAMSTAG, 7. DEZEMBER 20 UHRLADIES‘ MOVIE NIGHTNORWEGEN - 2011 - 73 MIN.

In der atemberaubenden Gebirgsland-schaft Norwegens stellen sich Nora und Solveig einer großen Herausforderung. Sie wandern zu einem Berg an dem zwei Jahre zuvor ihr gemeinsamer Sohn Vetle ums Leben kam. Die Trauer um ihn bela-stet seither ihre Beziehung und Solveig hofft sie endlich gemeinsam überwin-den zu können. Beide Frauen sind in dieser Landschaft, die keine Ablenkung zulässt, auf sich selbst zurückgeworfen und müssen nun herausfinden, wie stark ihre Beziehung wirklich noch ist.

SAMSTAG, 28. DEZEMBER 21 UHRCINEWUFUSA - 2005 - 103 MIN.

Die konservative transsexuelle Frau Bree steht kurz vor seiner letzten Operation, die ihn endgültig zur Frau machen soll. Eine Woche vor dem lang ersehnten Ter-min erfährt er von Toby, dem Resultat einer ausschweifenden Nacht in der High School, in der er noch ein Mann war und Stanley hieß. Um Toby aus dem Gefäng-nis zu holen, begibt er sich nach New York, wo er sich ihm nicht als sein Vater zu erkennen gibt und sich schließlich zusammen mit ihm auf den langen Weg nach Los Angeles macht.

KaffeklatschSonntag, 8. Dezember 15 bis 18 Uhr

Oliver Berger, der Fotograf der aktuellen Ausstellung, ist anwesend für eine kleine Lesung zur Ausstellung und anschließendem Austausch.

Weihnachtlicher Nachmittag mit SLTSCH!Sonntag, 15. Dezember um 15 Uhr

Ein (hoffentlich) unterhaltsamer Nachmittag mit Kaffee, Kuchen und weihnachtlicher Stimmung mit SLTSCH! im WuF-Zentrum! Und Ihr macht mit! Ihr habt daheim in der Schublade noch ein selbst geschriebenes Weih-nachtsgedicht oder eine weihnachtliche Kurzgeschich-te liegen und würdet dies/diese gerne der Öffentlich-keit zugänglich machen? Dann melde dich kurz unter [email protected], damit wir planen können.

treff.punkt 8 - FeuerzangenbowleDienstag, 17. Dezember ab 20 Uhr

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PROGRAMM 20

Sonntag, 01.12. 15 Uhr Ein WeihnachtsmärchenAufführung in der ESG; bereits ab 14 Uhr gibt es Kaffee & Kuchen18 Uhr Gottesdienst zum Welt-Aids-Tag Gedenkveranstaltung in St. Stephan (siehe Seite 9)

Montag, 02.12. 19.30 Uhr Chorprobe „Sotto Voce“ immer in Don Bosco

Dienstag, 03.12. 20 Uhr treff.punkt 8 Wichteln

Mittwoch, 04.12. 18 bis 20 Uhr Schnelltestaktion der Aids-Beratungsstelle Unterfranken(siehe Seite 7) 20 bis 22 Uhr Rosa Hilfe Beratungbei Fragen aus dem schwulen Leben(0931) 19 446

Donnerstag, 05.12.20 Uhr Offener AbendDer Treff für jung, alt, dick und dünn, schwul, lesbisch, trans, bi oder hetero

Freitag, 06.12. 20 Uhr Jugendgruppe DéjàWü Cocktail-Probe

Samstag, 07.12.20 Uhr Ladies‘Movie Night FJELLET - Der Berg (siehe Seite 18)22 Uhr GayDisco ... die Party für Schwule, Lesben & friends!

Sonntag, 08.12. 15 bis 18 Uhr Kaffeeklatsch(siehe Seite 19)

Montag, 09.12.19.30 Uhr Chorprobe „Sotto Voce“

Dienstag, 10.12. 20 bis 21 Uhr Lilafon Beratung bei Fragen aus dem lesbischen Leben (0931) 412 646

Mittwoch, 11.12. 20 Uhr Spieleabend 20 bis 22 Uhr Rosa Hilfe Beratungbei Fragen aus dem schwulen Leben (0931) 19 446

Donnerstag, 12.12.20 Uhr Offener AbendDer Treff für jung, alt, dick und dünn, schwul, lesbisch, trans, bi oder hetero

21 PROGRAMMVeranstaltungen des WuF-Zentrums

Sonntag, 15.12. 15 bis 18 Uhr Weihnachtlicher Nach-mittag mit SLTSCH!(siehe Seite 19)

Montag, 16.12.19.30 Uhr Chorprobe „Sotto Voce“Die Probe findet heute im WuF-Zentrum statt.

Dienstag, 17.12. 20 Uhr treff.punkt 8 Feuerzangenbowle

Mittwoch, 18.12.20 bis 22 Uhr Rosa Hilfe Beratungbei Fragen aus dem schwulen Leben (0931) 19 446

Donnerstag, 19.12.20 Uhr Offener AbendDer Treff im WuF-Zentrum

Freitag, 20.12. 20 Uhr Jugendgruppe DéjàWüWeihnachtsfeier

Samstag, 21. 12. 14.30 bis 18 Uhr ILSE-Trefffür Lesben und Schwule mit Kindern und/oder Kinderwunsch in der ESG WürzburgInfos unter [email protected] Uhr Thekenabend 40 plus

Sonntag, 22.12. 15 bis 18 Uhr Kaffeeklatsch

Montag, 23.12.20 Uhr Spieleabend

Mittwoch, 25.12. 20 bis 22 Uhr Rosa Hilfe Beratungbei Fragen aus dem schwulen Lebenheute nur mit Chatberatung via GayromeoProfil: 19446-rosahilfewue

Donnerstag, 26.12.20 Uhr Offener AbendDr Treff für jung, alt, dick und dünn, schwul, lesbisch, trans, bi oder hetero

Samstag, 28.12. 21 Uhr CinewufTransamerica (siehe Seite 18)

Dienstag, 31.12. 20 Uhr Silvesterpartyim WuF-Zentrum (siehe Seite 2)

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AUSBLICK & IMPRESSUM 22

Impressumherausgegeben von

WuF e.V. – schwulesbisches Zentrum Würzburg Nigglweg 2 | 97082 Würzburg | [email protected]: 09 31 - 41 26 46durch Björn Soldner & Julian Magar GbRV.i.S.d.P.: Björn Soldner

Chefredaktion: Natalie Koppitz, Tim Herrscher

Redaktion: Anton Birkholz (an), Björn Soldner (bs), Ines Richter-Schulz (ir), Jürgen (jü), Oliver Henrich (oh), Tim Herrscher (th)

Satz, Layout: Natalie Koppitz, Stefan Hinz, Tim Herrscher

Lektorat: Andy Hausknecht, Thomas

Anzeigen: [email protected] Vertrieb: Georg

Fotos: Cover:: © http://www.zainefierce.com S. 3: © Bärbel Jobst | pixelio.deS. 6: © Jerzy Sawluk | pixelio.de S. 10 und 11: © http://www.zainefierce.com S. 19: © Kuchen: Lichtbild Austria | pixelio.de S. 19: © Feuerzangenbowle: Rita Gäbel | pixelio.de

Auflage: 1.000 StückRedaktionsschluss: 05. des jeweiligen Monats

AUSBLICK Januar 2014

Mittwoch, 01.01. 20 bis 22 Uhr Rosa Hilfe Beratungbei Fragen aus dem schwulen Leben(0931) 19 446

Donnerstag, 02.01.20 Uhr Offener Abend

Freitag, 03.01. 20 Uhr Jugendgruppe DéjàWü SingStar Samstag, 04.01.20 Uhr Ladies‘Movie Night Antonias Welt22 Uhr GayDisco ... die Party für Schwule, Lesben & friends!

Montag, 06.01.15 bis 18 Uhr Kaffeeklatsch 19.30 Uhr Chorprobe „Sotto Voce“

Dienstag, 07.01. 20 Uhr treff.punkt 8 Krimi-Abend

Ich unterstütze mit meinem Beitritt in den WuF e.V. – Schwulesbisches Zentrum Würzburg die Arbeit des Vereins und möchte Mitglied werden.

Name, Vorname: ______________________________________________

Straße: ______________________________________________________

PLZ, Wohnort: ________________________________________________

EMail: _______________________________________________________

Telefon: ________________________ Geburtsdatum: ________________

Beitragshöhe: 4 € 6 € 10 € anderer Betrag: ______€(Monatsbeitrag mind. 4 € inkl. ermäßigtem Eintritt zur GayDisco und – wenn nicht anders gewünscht – Zusendung des wufmag. Wir freuen uns über jede freiwillige Beitragserhöhung.)

Einzugsermächtigung: Hiermit ermächtige ich den WuF e.V. widerruflich, die von mir zu entrich-tenden Mitgliedsbeiträge vierteljährlich bei Fälligkeit zu Lasten meines Kontos mittels Lastschrift einzuziehen.

Konto-Nr.: _______________________ BLZ: ________________________

Kreditinstitut: ________________________________________________

Ja, ich möchte den Newsletter erhalten.

Hiermit will ich das wufmag nur als Onlineausgabe erhalten.

Ich erkenne die Satzung des WuF e.V. in ihrer aktuell gültigen Fassung an.Die Mitgliedschaft beginnt zum jeweiligen Ersten des Folgemonats.

Ort, Datum: ______________________ Unterschrift:__________________

Mitgliedsantrag des WuF-Zentrums

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