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Durch die Nacht mit In My Days Triebwerk Hinter den Kulissen Impressionen Magdeburg im Fokus Prinz Pi im Interview der Rapstar über Streetart Das Szene- Magazin für Magdeburg ein Projekt von: Youngspeech Media und Jahr der Jugend 2011 1.Ausgabe! Subkultur im Wohn- zimmer Die StreetArt - Szene in Magdeburg Korrekte Getränke Eine Getränkekultur etabliert sich Phänomen Piratenpartei Politiker ungeschminkt und schonungslos Ausgabe November/Dezember 2011 Ausgabe November/Dezemb b ber 2011

Youngspeech Magazin #1 (1/2011)

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Youngspeech Szenemagazin für Magdeburg - Kultur ist überall! Youngspeech entdeckt für Euch die unzähligen Kleinigkeiten, die diese Stadt bewegt.

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Page 1: Youngspeech Magazin #1 (1/2011)

Durch die Nachtmit In My Days

TriebwerkHinter den Kulissen

ImpressionenMagdeburg im Fokus

Prinz Pi im Interviewder Rapstar über Streetart

Das Szene-Magazin für Magdeburg

ein Projekt von:Youngspeech Media und Jahr der Jugend 2011

1. Ausgabe!Subkultur im Wohn-zimmerDie StreetArt - Szene in Magdeburg

Korrekte GetränkeEine Getränkekultur etabliert sich

Phänomen PiratenparteiPolitiker ungeschminkt und schonungslos

Ausgabe November/Dezember 2011Ausgabe November/Dezembbber 2011

Page 2: Youngspeech Magazin #1 (1/2011)

Chefredaktion:Andreas Lilienthal V.i.S.d.P.

stellvertretende Chefredaktion:Christian Geipel, Sophie Hubbe

Art Director:Jörn Rohrberg // http://www.mfjweb.de

Produktionsleitung:Andreas Lilienthal, Christian Geipel, Jörn Rohrberg

Covergrafik:Steffen Jany // http://idep.tumblr.com

Redaktion:Maria Urban, Laura Kapitza, Julia Wartmann, Oliver Scheer, Dominik Grittner, Isabell Redelstorff, Jenn Rudloff, Juliane Ahrens

Fotoredaktion:Christian Geipel, Andreas Lilienthal, Juliane Schulze, Robert Meinel, Fabian Bennecke

Lektorat:Juliane Ahrens, Sophie Hubbe

Anzeigenredaktion:[email protected] MediaMagdeburg

Druck:flyeralarm GmbH, Alfred-Nobel-Str. 18, 97080 Würzburg

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Da sage mal noch einer, Magdeburg bestehe nur aus einem Dom und einem tristem grauen Einheitsbrei sozialistischer Plattenbauten. Wir haben sie entdeckt, die vielfältige Kulturszene dieser pulsierenden Stadt. Gut, dass ist jetzt vielleicht ein wenig hochgegriffen oder übertrieben. Aber zumindest wollen wir unseren Anteil leisten, diese Stadt noch ein bisschen bunter zu gestalten. Doch nicht, indem wir euch, den Lesern, ein weiteres Heft in die Hände drücken, um euch über aktuelle Events und gigantische Inszenierungen zu informieren, sondern das zu erwähnen, was unseren Alltag prägt und uns allabendliche Entspannung bietet in dieser Stadt. An unzähligen Ecken lassen Menschen kleine und große Dinge entstehen, die es wahrlich wert sind, genannt zu werden.

Urbane Kultur steht mehr denn je im Blickfeld kreativer Prozesse. In den Medien, in der Mode und in der Musikwelt spricht man vom „urbanen Lifestyle“. Doch wo mag man diesen Lifestyle suchen? In den berühmten Galerien und großen Opernhäusern dieser Erde, in London, New York oder Paris?

Das Ferne scheint so nah. Ein Blick aus dem Fenster genügt meist, um die zarten Knospen einer wachsenden Szenekultur zu entdecken. Wir wollen diese Szene für euch bannen und subjektive Übersetzungshilfen für dieses komplex erscheinende Gefüge mit unerschöpflichem Vokabular liefern.

Wir sind froh nach 2 Jahren des journalistischen Online-Guerillakrieges nun endlich die Printbühne betreten zu dürfen. Dank dem Jahr der Jugend und vielen weiteren Unterstützern müsst ihr euch jetzt alle drei Monate über dreißig Seiten geballten Kulturschock zu Gemüte führen. Das Magazin ist eure Bühne, wir sind nur die Dompteure! Nur dank der akrobatischen Meisterleistung unserer zahllosen fleißigen Redakteure erwachen die nachfolgenden Seiten zum Leben! Also lasst es einfach über euch ergehen und mir bleibt nur noch zu sagen: Trommelwirbel und Manege frei für den ganz normalen Zirkus-Wahnsinn.

Andreas Lilienthal / Chefredakteur

WILLKOMMEN bei der ersten Ausgabe eines ganz besonderen Magazins. Wir wissen, ihr habt darauf gewartet. Eine Mischung aus hochdramatischen Reportagen, emotionalen Homestorys und ganz banalem Alltags-Klamauk.

Kultur ist überall! Youngspeech entdeckt für Euch die unzähligen Kleinigkeiten, die diese Stadt bewegt.

Editorial

Page 4: Youngspeech Magazin #1 (1/2011)

Phänomen Piratenpartei 08

Korrekte Getränke 12

Inhalt

3 Editorial

6 Magdeburg Impressionen

8 Mit voller Kraft voraus

10 Durch die Nacht mit In My Days

11 Prinz Pi im Interview

12 Eine Getränkekultur etabliert sich

14 Subkultur im Wohnzimmer

16 Streetart-Szene Magdeburg Teil I

18 Die Laboranten im Herbst

19 Kolumne – Oh Magdeburg

Backstage – Triebwerk

20 Rezensionen

21 Theater – LUKAST

22 Rundblick

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Youngspeech Media e.V. und das Jahr der Jugend 2011 (Projekt des KanTe e.V.) präsentieren youngspeech.de. Das Projekt wird unterstützt von:

Streetart-Szene Magdeburg 14

Ein sprechender Skizzenblock 26

24 Musik - Kaoss Kids

26 Künstlerportrait – Johannes Koch

28 Weihnachtsspecial

30 Outro

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» Bucktopia: Mitten im Herzen von Buckau hatten sich kreative Köpfe ihre eigene kleine postapo-kalyptische Welt gebastelt. Lokale und interna-tionale Künstler lieferten an zwei Tagen einen Vorgeschmack auf das, was in Zukunft auf die Überlebenden eines atomaren Holocaust war-ten wird.

» Benutzeroberfläche STADT: Ein Stadtplan als begehbares Gesamtkunstwerk. 12 Künstler aus der Magdeburger Urban-Art-Szene hatten sich zusammengeschlossen, um ihre Stadt einmal aus individueller Sicht aufs klösterliche Parkett zu bringen.

Magdeburg Impressionen

» Salomon: In den letzten Wochen und Monaten zur Partylocation und zum Ausstellungsraum für das Kabinett der Künste Episode V und Graffiti on Vinyl geworden, hat der Lebensmittelladen nun die Schotten dicht gemacht.

6 Youngspeech

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Videoproduktion für Kultur | Musik | Sport | Event | Image | Besondere Anlässe

Rock im Stadtpark | Kaiser - Otto - Fest | Fête de la Musique | Guardian Angels | Magdeburg State of Mind | Bucktopia | ...

mehr sehen | mehr zeigen | Momente mehr erleben

» Castor-Protest: An einigen Plätzen in der Stadt zu sehen gewesen: Gelbe Atommüllfässer mit ungewissem Inhalt, aufgestellt vom Aktionsbündnis Anti-Atom Magdeburg, um gegen den Castor-Transport Ende November zu protestieren.

» Anti-Nazi-Demo: Am 15.01.2011 fand in Magdeburg einer der größten neonazistischen „Trauermärsche“ der letzten Jahre statt. Der Aufmarsch konnte durch Blockaden weder verhindert, noch stark beeinträchtigt werden. Ein trauriges Bild für die Landeshauptstadt.

» Rock im Stadtpark 2011: Rock im Stadtpark, die Fünfte! Auch in diesem Jahr hieß es wieder zwei Tage Festival pur in der Landeshauptstadt. Mit Frida Gold, Jennifer Rostock, Bosse und Wir sind Helden hat man sich zum wahren musikalischen Leckerbissen in der Festivalszene gemausert.

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8 Youngspeech

Phänomen Piratenpartei

Magdeburg-Sudenburg, Hinterhof, zwei-ter Stock. Auf dem Tisch steckt ein Pi-ratenfähnchen in einem Plastikbecher. Die ersten Wahlplakate hängen an den Wänden der neuen Parteizentrale. Ein paar Stunden nach dem Umzug sieht das erste eigene Parteibüro noch etwas chaotisch aus. Im Raum sitzen sechs Piraten, die nach den Berliner Wahler-gebnissen noch optimistischer in die Zu-kunft schauen. In den letzten Tagen gin-gen mehrere neue Mitgliedsanträge bei dem Kreisverband Magdeburg ein. „Also seit Berlin haben wir einen Anstieg von 25% und wenn man zahlende Mitglieder rechnet, dann sind es plus 50%.“, erklärt Alexander Zinser, der Schatzmeister der Magdeburger Piraten. Momentan gehö-ren hier 50 Mitglieder zum Kreisverband, Landesweit sind es sogar 276.

Das politische Eis scheint gebrochen. Den momentanen Erfolg sieht der Kreis-vorsitzende Stevie in Folge der harten Arbeit und Fehler anderer Parteien. „Es war eine völlig falsche Politik, die wir in

den letzten Jahren erlebt haben und auch momentan ist bei den anderen Parteien keine Besserung in Sicht.“

Klarmachen zum Ändern

Den Vorwurf einer Protestpartei lehnen die Piraten aber strikt ab. Stattdessen wollen sie handfeste Arbeit leisten und Dinge im politischen Raum merklich ändern. „Klarmachen zum Ändern und nicht zum Entern – das ist uns wichtig.“, erklärt Stevie ihr Wahlmotto in Sachsen-Anhalt. „Wenn ein Protest, dann gegen die anderen Parteien.“, ergänzt Alexander Magnus, ehemaliger Landesvorsitzender und Landtagskandidat bei der letzten Wahl im Frühjahr 2011.

Seit der deutschlandweiten Gründung der Partei im Jahr 2006 ist das Grund-satzprogramm weitestgehend das Glei-che geblieben. Zusatzpapiere zu Themen wie Umwelt und Sozialpolitik wurden eingeführt, aber die Hauptsache ist, dass die Grundforderungen umgesetzt wer-

den. Ob es von ihnen oder anderen Par-teien gemacht wird, ist dabei nicht von Vorrang. „Das war auch der ursprüngli-che Gedanke der Piratenbewegung: sich langfristig wieder überflüssig zu machen, indem man eben die vernünftigen Ideen in die Politik trägt und es dort umgesetzt wird. Nur leider sieht man, dass es nicht so funktioniert.“, bedauert Basispirat Sven. „Das große Thema, das wir eigent-lich haben und das die anderen Parteien noch nicht übernommen haben, ist, dass wir mehr Transparenz und Bürgernähe fordern. Sie wollen ihre Hierarchien, ihr Hinterzimmer-Denken behalten.“ Berlin könne hierbei vielleicht ein Anfang sein, dass Parteien anfangen transparent zu denken.

Die Piraten fordern, dass Bürger die Möglichkeit bekommen, in politische Entscheidungsprozesse Einblick zu er-halten. Außerdem sollen sie sich direkt an Politiker wenden können. Sie fordern mehr Bürgernähe, die in der heutigen Politik fehle.

Sechs Piraten stehen auf ihrem Kurs in die bundesweite Politik Rede und Antwort.

Mit voller Mit voller Kraft vorausKraft voraus

in den nächsten

Zielhafen

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Youngspeech 9

Keine Vorstände, die willkürlich und hinter verschlossener Tür entscheiden können, sondern offene Sitzungen und Einbringungsmöglichkeiten, das wollen die Piraten erreichen.

„Innerhalb der Piraten haben wir keine Hierarchien, auch wenn wir Vorstände haben. Die brauchen wir nach dem Parteiengesetz. Aber ein Vorstand hat bei uns nicht mehr zu melden, als ein Basispirat.“, erklärt Sven. Ein Parteitag bei den Piraten gleiche mehr einer Mitgliederversammlung. Jeder kann sich ausrechnen, wie viele Personen sich bei so einem Treffen einfinden, wenn rund 15.400 Mitglieder eingeladen werden. Hier müsse sich dann auch ein Vorsitzender hinten in der Reihe der Redner einordnen.

„Die Regeln gelten für alle und das macht die Konsensfindung nur einfacher. Da kann der Vorstand nicht eben sagen, so und so ist es. Er hat sich wie jeder andere der Mehrheitsmeinung der Basis zu unterwerfen.“, erklärt Sebastian, Basispirat und Student.

„Herr zu Guttenberg ist kein Pirat“

Andere Möglichkeiten als solche direkten demokratischen Entscheidungswege bleiben den Piraten auch nicht übrig, wenn sie für ihre Hauptziele wie Bürgerrechte, Datenschutz, Bildung und Meinungsfreiheit eintreten.

Ein Punkt, der besonders für Studenten interessant ist, bildet das Thema des open access, der Forderung nach einem freien und kostenlosen Zugang zu Wissen. „Die Universitäten werden effektiv vom Staat finanziert. Das heißt, die Arbeiten und Ideen, die dort entwickelt werden, all das wird in Form von wissenschaftlichen Publikationen niedergeschrieben. Und dafür extra noch einmal Geld zu verlangen, das deckt sich nicht.“, findet Student Sebastian. Der Autor muss hierbei natürlich genannt werden. „Es hat einen schönen Artikel zu Herrn Guttenberg gegeben, mit dem Titel: Warum Herr zu Guttenberg kein Pirat ist.

Er hat die Quellen nicht genannt und fremdes geistiges Eigentum für seins verkauft. Darum geht es uns nicht.“, bekräftigt Stevie mit einem Schmunzeln. Sebastian fügt noch hinzu, dass es Leuten, die einen Text geschrieben haben, ja auch darum geht, dass er gelesen wird. Nur so könne man sich auch als Gesellschaft weiter entwickeln. „Das Urheberrecht, das existiert, das kann man keinem nehmen, aber es sollte dahin gehen, dass man ein Konzept am runden Tisch entwickelt, das für den Verbraucher günstig ist, für den Künstler oder Autor gut und vielleicht finden sich auch die Verlage darin noch wieder.“, erklärt Sven die für sich optimale Lösungsvorstellung.

Dass diese Idee im Bereich der Naturwissenschaften sicherlich von Vorteil sein könnte, um das „veraltete Konzept der Verlage“, wie Sven es nennt, zu verbessern, scheint überzeugend. Die Frage, inwieweit jedoch die Bereiche der Geisteswissenschaften daraus Nutzen ziehen können, wobei sie gerade auf diese ersten finanziellen Stützen in der Wissenschaft bauen müssen, ist schwieriger zu beantworten.

Es wird schnell deutlich, dass die Piraten keine Single-Issue-Partei sind, wie es in vielen Köpfen noch als Bild vorherrscht. Sie richten sich mit ihren Zielen an die gesamte Bevölkerung - an den Bürger eben.

Die Politik im Kleinen

Und welche langfristigen Ziele gibt es in Sachsen-Anhalt und Magdeburg nach den Erfolgen in Berlin? „Die Politik sollte im Kleinen beginnen und wir haben in absehbarer Zeit Kommunalwahlen. Da werden wir versuchen, uns erst einmal regional zu positionieren.“, erklärt Stevie. „Man kann auch nicht sagen, nur weil es in Berlin so gut gelaufen ist, dass es in den anderen Bundesländern auch so gut läuft.“, meint Alexander Magnus. Die Berliner Piraten seien sehr aktiv gewesen und waren permanent im Wahlkampf unterwegs. Allerdings hätten sie auch das Glück gehabt, dass von der Bundesregierung eine Steilvorlage nach der anderen gekommen war. „Wäre das mit dem Bundestrojaner vor ein paar Wochen passiert, hätten sie wahrscheinlich noch bessere Ergebnisse erzielt.“ Sachsen-Anhalt sei jedoch ein Flächenland. Es gibt drei große Städte, in denen die Menschen einfach zu erreichen seien, aber danach käme viel flaches Land. „Wir haben jetzt fünf Jahre bis zur nächsten Landtagswahl Zeit und was dann wird, das werden wir sehen.“

Zahlreiche Ideen und Konzepte werden in Zukunft sicherlich über den Tisch im neuen Piraten-Büro gehen, um die Zu-kunftspläne zu verwirklichen. In diesem Sinne wünschen wir gutes Gelingen und volle Kraft voraus. » Sophie Hubbe

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10 Youngspeech

Musik

Durch die Nacht mitIn My DaysDie vier jungen Magdeburger Musiker von IN MY DAYS sind zurzeit in aller Munde. Mit ihrem ersten Video zur aktuellen Hitsingle This is Love haben sie viele Erwartungen übertroffen. Unsere Redakteurin Isabell hat sich einen Abend Zeit genommen und begleitete die vier Jungs von nebenan bei ihrer Tour durchs Magdeburger Nachtleben.

Freitagabend, ein knurrender Magen und vier Musiker, die warten.„Du bist zu spät“, klatscht es mir mit einem frechen Grinsen von Charlie, dem Bassisten entgegen. Steven und Tino kommen aus dem hinteren Teil der Kneipe und begrüßen mich mit der Frage: „Und? bleiben wir bei Bier den Abend über?“.

Bevor ich mich in die Gespräche integrieren kann, brauche ich dringend etwas zu essen und da eine gute Mahlzeit bekanntermaßen die meisten Menschen kommunikativ verführt, muss zunächst eine ordentliche Portion auf den Tisch.

Die Jungs sollen an diesem Abend selbst entscheiden, wie viel sie erzählen wollen und umso überraschender erscheint es mir, dass ein angenehmes Vertrauensverhältnis oder die gelockerte Zunge die eine oder andere Geschichte verrät. Sie sprechen von ihren Beziehungen, ihren Irrtümern und manchmal richtet sich ein Blick mit einem Seufzer zu Boden und so erzählt jeder Mal von seinen Erfahrungen mit dem ewigen Thema – der Liebe. Geschichten, ganz typisch vom Finden, Verlieben, Trennen und Träumen.

Wir schweifen ab. Dennis, Sänger und Gitarrist, war ein dickes Kind und wie der Zufall es wollte, fuhr sein Schlitten an einem kalten Tag in Tinos Schlitten. Charlie und Steven stießen erst in der Schulzeit zu den zwei anderen Musikern hinzu. Bevor das Gespräch jedoch umschlägt und wir uns über Heimlichkeiten austauschen, entschließen wir uns schnell dazu, ins Jakelwood zu wechseln.

Ich staune nicht schlecht als Steven in der nächsten Kneipe Bier vom Fass für die gesamte Runde bestellt, klammheimlich schiebe ich Tino mein Glas zu und bitte ihn, mir eine trinkfeste Unterstützung zu sein. Ich habe über die Rasselbande die Kontrolle verloren und kann gar nicht so schnell mit dem Kopf schwanken, wie die Worte aus den Mündern sprudeln. Fast ernüchtert über die geringe Besucheranzahl in der Kneipe, beginnen wir mit zynischem Witz die Aufmerksamkeit einiger Gäste auf uns zu ziehen. Nicht bösartig, aber doch provokant, stoßen die Nachwuchsmusiker im Gleichklang laute Gesänge aus und verlieren sich gleichermaßen in Gesprächen über Leidenschaften, Berufsperspektiven und gesellschaftlichen Abhängigkeiten. Es ist spät, wir trinken gemeinsam unsere Gläser leer, die Jacken werden vom Fensterbrett genommen und es wird ein letztes Mal mit nächtlichem Enthusiasmus auf den Tisch geklopft. Zarte Umarmungen und freche Wortspielereien lassen den Abend mit In My Days enden. Ich hoffe wahrlich, nicht das letzte Mal in den Genuss einer solchen angenehmen Abendunterhaltung gekommen zu sein.

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» Isabell Redelstorff

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Friedrich Kautz, besser bekannt als „Prinz Pi“, hat es in den letzten zehn Jahren geschafft sich durch intel-ligenten Rap einen großen Namen in der deutschen Hip-Hop-Szene zu schaffen. Ein Künstler der nie der stereotypischen Gangster-Attitüde entsprach, probt seit einiger Zeit seinen Aufstand gegen den Stumpf-sinn seiner deutschen Kollegen. Auch als Grafiker ist Prinz Pi seit vielen Jahren erfolgreich. Für Andreas Lilienthal von Youngspeech ein willkommener Grund, den Berliner für ein Interview zu treffen und in die Mangel zu nehmen.

In diesem Jahr nach 2 Jahren Abstinenz endlich mal wieder auf dem Splash! Festival aufgetreten - wie hat es sich angefühlt?

Sehr gut. Es war auf jeden Fall vom Line Up her das interessanteste Splash! seit langem. Das Wetter war auch gut -und zwar zum ersten Mal seit ich da bin! Voller als zuvor war es auch… eigentlich das schönste Splash! auf dem ich war.

Schon auf dem Splash! war zu sehen, dass Musiker die die Grenzen zwischen Hip Hop und anderen Musikrichtungen verschwimmen lassen derzeit auf einer Erfolgswelle schweben, egal ob Casper oder Kraftklub. Wie bewertest du den momentanen Hype?

Das ist doch super. Endlich werden die Leute, die einen Stilmix wagen und nicht nur die Pfade nachtrampeln, die ihnen genug andere vorbegangen sind, mal mit Erfolg belohnt. Ich finde das ist eine schöne Entwicklung. Kraftklub mag ich sehr gerne, das neue Album wird sehr groß.

Du hast über die Jahre hinweg immer wieder ver-schiedene Musikstile in deine Musik einfließen las-sen – im Prinzip sehr erfolgreich. Trotzdem wurde das 2008er Album Neopunk eher skeptisch gesehen. Was denkst du woran lag das?

Ich glaube an unterschiedlichen Dingen: Ers-tens wurde es als eine musikalische Stilände-rung verkauft- die es ja bei den meisten Songs gar nicht mal war- und die haben mir die Fans übelgenommen. Verstehe ich auch. Die wollen halt immer das, was sie kennen und schätzen.

Wenn ich chinesisches Essen bestelle und der bäckt mir eine Pizza, dann kann die so gut sein wie sie will - ich hab halt keine bestellt, sondern was Chinesisches. Zweitens haben einige Fans geargwöhnt, ich hätte meinen Sound an Univer-sal angepasst -was nicht stimmt, weil wir mit dem fertigen Album zu denen gegangen sind. Der klassische Majormove wäre gewesen, das Er-folgsrezept von „Donnerwetter“ halt etwas schicker und größer zu wiederholen und damit sicher Erfolg zu haben - nicht das experimentelle Album mit dem neuen Sound. Aber es ist verständlich wenn man-che Fans so etwas gedacht haben.

Im Nachhinein ist das Album ziemlich beliebt ge-worden - eine etwas exotische Platte in meiner Diskographie.

Du bist für viele ein Phänomen. Es gab eine Zeit, in der am laufenden Band produziert hast. Dein letz-tes Solo-Album Rebell ohne Grund liegt schon fast wieder ein Jahr zurück, wann kann man mit dem nächsten Projekt rechnen?

Naja, nach Rebell ohne Grund habe ich ja dieses Jahr auch noch ein kleines Album mit der Juice rausgebracht, Achse des Schönen. Jetzt kommt auch noch mein Akustikalbum Hallo Musik. Sind also doch drei Alben 2011…aber das nächste Album, der nächste große Roman sozusa-gen, ist auch schon in Arbeit und soll Mitte 2012 kommen. In etwa wie Rebell ohne Grund.

Als ebenso produktiv erweist du dich bei einer anderen großen Leidenschaft: Nach der aktiven Sprayerkarriere fandest du dein Glück im Grafikde-sign. Wie wichtig hältst du das Thema Street-Art heutzutage noch als Form auch von politischem Protest?

Hmm. Street-Art ist wie ich finde extrem von Mar-ken vereinnahmt worden als „cooler Look“ für die Werbung -in den aktuellen Kampagnen von Ches-terfield und Nissan kann man das sehen. Natürlich gibt es große Leute wie Banksy oder auch Shepard Fairey mit seinen Obey Sachen… aber unterm Strich sehe ich als wichtigstes Medium für politischen Protest das Internet an, speziell Micro-Blogging oder Aktionen auf Online-Communities. Wobei: Wieso sagen wir eigentlich immer den Plural? Gibt ja eh nur noch Facebook.

Prinz Pi

» Andreas Lilienthal

Interview

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12 Youngspeech

Szenekultur

Man sagt immer, die Revolution beginnt im Kleinen. Aber wer mag schon bei dem Genuss einer einfachen Limonade einen revolutionären Hintergedanken haben. Doch die Limonade ist heutzutage häufig nicht mehr nur ein Getränk, sondern ein Statement. Man vertritt eine Meinung oder möchte etwas mitteilen, getreu dem Motto: „Du bist, was du trinkst!“.

Das Zauberwort heißt „Szene-Getränk“. In den letzten Jahren entstanden eine ganze Reihe kleiner Getränkehersteller, die sich vorgenommen haben, sozial und ökologisch nachhaltig zu arbeiten und so gegen die Methoden der großen Lebensmittelkonzerne zu protestieren.

Der Trend begann vor einigen Jahren in Hamburg mit der allseits bekannten Biermarke Astra. Bionade und Fritz-Kola zogen als erste nicht-alkoholische Getränke nach. Schon längst schaffen diese Marken den Spagat zwischen Kommerz und Nachhaltigkeit nur noch mit Mühe.

Der Getränkemarkt hat sich seitdem völlig verändert. Vor zehn Jahren wurde dieser von wenigen großen Marken dominiert. Mittlerweile überschwemmen immer mehr alternative Getränke die Ladentheken. „Viele junge Menschen haben nach Alternativen gesucht, wollten etwas ausprobieren oder hatten einfach

nur eine gute Idee, die sie unbedingt umsetzen wollten“, gibt mir Alexander Kusserow, Betreiber der Magdeburger Getränkeagentur, zu verstehen. „Meist dauert es jedoch ewig, bis sich eine neue Getränkemarke durchsetzt und den Weg raus aus der Entstehungsstadt findet.

Viele werden auch schon von Fragen abgeschreckt, wie: Woher bekomme ich die Flaschen? Wie bekomme ich die Idee in die Flasche? Oder wie bringe ich meine Idee werbewirksam unter die Menschen?“, fügt Alexander ergänzend hinzu.

Eine Getränkekultur etabliert sich

Korrekte Getränke

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Foto: Jörn Rohrberg

Youngspeech 13

Im vergangenen Jahr haben sich sogar einige Getränkemarken zum Verband der korrekten Getränkehersteller zusammengeschlossen. Unter anderemVertreten sind in diesem Verband Marken wie VivaConAgua und Premium Cola sowie BierBier, Leetmate, Hermann-Brause und LemonAide. Dem Endverbraucher drängt sich natürlich bei so viel Engagement die Frage auf, was bedeutet eigentlich korrekt bzw. ab wann kann sich ein Getränk als korrekt bezeichnen? „Das ist im Prinzip eine Definitionssache. Da spielen sicherlich auch Dinge wie sozial und ökologisch

nachhaltig eine große Rolle – auch im Sinne von rebellisch. Man erwartet einfach ein gutes Produkt, bei dessen Herstellung alle korrekt behandelt werden und hochwertige Zutaten benutzt werden“, versucht der Profi das Mysterium zu klären.

Man muss gar nicht erst in die großen, angesprochenen Metropolen, wie Hamburg oder Berlin fahren, um Getränke wie Flora Power, BierBier, Skull, Premium Cola, Hofgarten rhabarber-schorle oder Held Vodka genießen zu können. Auch in Magdeburg haben schon viele Bar- und Cafébesitzer die szenigen Getränke in ihr Sortiment genommen. Hauptzielgruppe dieser Marken sind junge, kreative

Menschen, die sich abheben und ausprobieren wollen. Die Hersteller sind meist Überzeugungstäter mit minimalen finanziellen Hintergedanken.

Aber Vorsicht! Man soll nicht alles glauben, was man trinkt. Kommerzielle Marken versuchen immer wieder mit eigenen Getränken ein korrektes Image vorzugaukeln. Auch ist nicht jeder Konsument gleich ein Weltverbesserer. Alles in allem beobachten Trendforscher jedoch die Entwicklung des ethischen Konsums seit Jahren und sehen darin einen langfristigen Trend, der sich durchaus fortsetzen wird. Na dann, Prost!

Man soll nicht alles glauben, was man trinkt!

» Andreas Lilienthal

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Page 15: Youngspeech Magazin #1 (1/2011)

Youngspeech 15

Wenn von Streetart die Rede ist, wird es den meisten im ersten Augenblick schwerfallen, einen Zusammenhang mit Magdeburg herzustellen. Gerade zu dieser Jahreszeit wirkt die Stadt mit ihren Plattenbauten im Zentrum trist und wenig farbenfroh. Legt man allerdings den Alltagsstress ab und geht mit offenen Augen durch die Straßen, wird man feststellen, dass einige engagierte junge Menschen emsig dabei sind, ihrer Heimat etwas urbanen Flair einzuhauchen.

Auf dem schmalen Grat zwischen Kunst und Sachbeschädigung entstehen unentwegt neue Arbeiten. Silhouetten von dicken Frauen, Luftballonfiguren, Kugelfischen und Stencil-Graffiti an allen Ecken. Dabei übersteigen Sinn und Qualität vieler Werke das Niveau einfacher Schmierereien bei weitem. Doch eins nach dem anderen.

Erst einmal sei gesagt, dass mit Streetart nicht nur Bilder gemeint sind, die mittels Aerosoldose auf eine Hauswand aufgetragen wurden. Graffiti ist nur eine der zahlreichen Verwirklichungsmöglichkeiten, wenngleich es die wohl beliebteste ist. Das Spektrum reicht von Plakaten, Stickern und Pinseln bis hin zu Adbusting (Werbung verfremden), reverse Graffiti (partielles Reinigen von Oberflächen) und Installationen. Tatsächlich kommen in Magdeburg auch die meisten dieser Techniken zur Anwendung, sodass es allerhand zu entdecken gibt.

Mittlerweile hat die Kunstform Streetart, getragen von den Wellen, die Künstler wie Obey und Banksy mit ihren Filmen und Aktionen schlagen, den Einzug in die Galerien und Museen der Welt geschafft. In Magdeburg verhält es sich ähnlich. Gut besuchte Veranstaltungen, wie benutzeroberfläche STADT, die Ausstellungen im Lebensmittelladen oder auch die Bucktopia, sprechen für eine veränderte Wahrnehmung in der (älteren) Bevölkerung, welche sich zunehmend für diese Art der Kunst interessiert – frei nach dem Motto: „Wenn man dafür Eintritt zahlt, muss es ja Kunst sein“. Von Streetart-Puritanern wird dieses, mit dem enormen Popularitätsschub verbundene, Phänomen als eher unangenehmer Nebeneffekt wahrgenommen. Der Transfer von der Straße ins Museum scheint vielen Künstlern widersinnig. Jedoch sind bisherige Ausstellungen in Magdeburg aufgrund ihres rote-Samtschnur-freien-Charakters von diesem Vorwurf freizusprechen.

Da der Reichtum der Magdeburger Streetart-Szene tatsächlich zu groß ist, um ihn auf einigen Zeilen in diesem Heft zusammenzupressen, werden wir euch in den folgenden Ausgaben des Youngspeech Magazins einige hiesige Künstler und ihre Schöpfungen vorstellen – inkognito versteht sich. Damit auch die Geschichte hinter dem Werk nicht im Verborgenen bleibt.

» Christian Geipel

Subkultur im Wohnzimmer

Streetart

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16 Youngspeech

Streetart

Teil 1: SchnurbanDer erste Protagonist unserer Reihe über Streetart ist eine etwas eigentümliche Persönlichkeit mit Namen Schnurban. Schnurban ist ein dynamischer Typ mit drahtiger Erscheinung. Er ist schon seit einiger Zeit dabei, den in der Einleitung beschriebenen urbanen Flair zu verbreiten. Magdeburg eignet sich dafür besonders gut, da er hier, was sein noch einzigartiges Wirken angeht, eine gewisse Narrenfreiheit besitzt. Der kleine Kerl arbeitet nicht nur an Graffiti, sondern macht auch Installationen aus Draht. Er ist da „flexibel“ meint er und lacht. Der Sohn einer Drahtziehmaschine und eines Metallblocks hat schon vielerorts in Magdeburg seine Fußspuren hinterlassen. Was hat solch eine skurrile Erscheinung wie Schnurban eigentlich zur Streetart verschlagen?

„Eigentlich habe ich ja eine Ausbildung zum Schuster gemacht. Das hat mich letztlich aber nicht ausgefüllt.“, meint Schnurban. „Irgendwann wurde es eben langweilig, da habe ich begonnen, Streetart zu machen. Das ist mir jetzt nicht einfach so in den Sinn gekommen. Vielmehr war das Malen

schon immer in mir. Das Gefühl nicht schlafen zu können, bevor man nicht raus in die Nacht gegangen ist und eine Aktion gestartet hat. Irgendwann habe ich dem einfach nachgegeben und meiner Kreativität freien Lauf gelassen. Ich konnte einfach nicht anders“.

Eine Entscheidung aus Leidenschaft also. Mit der Zeit gelangten immer mehr Arbeiten Schnurbans auf den Magdeburger Beton. Kaum einem dürften die morbiden Zeichnungen verborgen geblieben sein. An sonnigen Wochenenden, wenn ein großer Teil der Magdeburger an der Elbe entlang flaniert, kann man des Öfteren beobachten wie Leute stehenbleiben, ihre Blicke auf den Boden richten, ein in einer Blutlache liegendes Männchen erblicken und sich Fragen: „Du sag mal: Was soll das denn sein?“ Und natürlich stellt sich die Frage, was es eigentlich mit seinen Werken auf sich hat, was deren Aussage sein soll.

„Wie dir sicherlich schon aufgefallen ist, sind die Figuren meiner Werke eher autodestruktiv veranlagt. Sie klettern

erst irgendwo hoch, nur um dann wieder herunter zu springen oder hängen sich an Ballons, die irgendwann im Äther verschwinden. Es ist eigentlich als Kritik an der Leistungsgesellschaft zu verstehen. Was ich damit ausdrücken will, ist Folgendes: Was bringt Menschen denn dazu, sich selbst körperlich zu schaden? Ich denke, dass es in vielen Fällen einfach etwas mit den ambivalenten Vorstellungen unserer Gesellschaft zu tun hat. Einerseits sollen alle immer mehr leisten, andererseits aber auch immer schön zufrieden sein. Wenn man sich kaputt schuftet um seine Familie durchzubringen, und es trotzdem nicht schafft, wird das mit Sicherheit irgendwann an einem nagen. Manche sehen dann keinen anderen Ausweg und fallen. Natürlich kann sich aber jeder, der Lust hat, eine eigene Interpretation meiner Arbeiten zurechtlegen... Mit Luftballonfiguren verhält es sich etwas anders, aber doch ähnlich. Diese zeigen einfach nur, dass alles ein Spiel auf Zeit ist – das ganze Leben. Irgendwann ist, was immer auch den Luftballon füllt, aufgebraucht und die Reise ist vorbei.

Streetart-Szene Magdeburg

Page 17: Youngspeech Magazin #1 (1/2011)

Youngspeech 17

Das mag jetzt auch nicht unbedingt fröhlich klingen, aber man darf auch nicht vergessen, welchen Spaß diese Reise machen kann, wenn man lernt, mit allen Einflussfaktoren umzugehen“

Die Malerei ist jedoch nicht Schnurbans einzige Leidenschaft. An mehreren Stellen in der Stadt hat er lebensgroße Figuren platziert, welche er nach seinem Vorbild erschaffen hat. Auch seine Figuren erzählen alle eine eigene Geschichten. Manche zeigen ihn in seiner Zeit als Schuster, andere zeigen ihn als Maler. Jedoch ist Schnurban nicht immer selbst Gegenstand seiner Arbeit. An Themen mangelt es dem jungen Künstler nicht. Ob Freundschaft, Liebe, Spaß oder der Drahtseilakt, den wir Leben nennen - all das ist Stoff, der seine Ideen füttert. Doch nur wer ganz genau hinschaut, entdeckt die Drahtfiguren.

Schnurban ist mit seinen 15 cm auch nicht gerade ein Riese und wird schon einmal übersehen. Daher könnte eine Ortsangabe für den Interessierten von Nutzen sein.

„An manchen Stellen, wie etwa an den Elbtreppen, sind meine Doppelgänger noch zu sehen. Aber an vielen anderen Plätzen sind sie der langfingrigen Bevölkerung zum Opfer gefallen. Auch Installationen von denen ich dachte, sie säßen bombenfest, bei denen es mich Stunden gekostet hat sie zu sichern, wurden gemopst. Aber na ja, was will man machen. Es ist eben Kunst zum anfassen und in dem Fall wohl auch zum mitnehmen.“

Nicht ganz unverständlich, schließlich geben die Drahtfiguren gute Souvenirs ab. Manch ein weitsichtiger Schelm

spielt vielleicht auch mit dem Gedanken, eines der entwendeten Werke nach Berühmtwerden des Künstlers teuer zu verscheuern. Von daher ist es einerseits natürlich ärgerlich, andererseits aber auch eine schöne Vorstellung für den Schöpfer, dass jemand Schnurban im Wohnzimmer stehen haben könnte. Das ist jetzt aber kein Aufruf zum Drahtklau. Schnurban würde es begrüßen, wenn seine Schützlinge da bleiben, wo er sie verdrahtet hat. Denn genau da sind sie am schönsten und von allen Magdeburgern zu sehen.

» Text und Fotos: Christian Geipel

Page 18: Youngspeech Magazin #1 (1/2011)

18 Youngspeech

Musik

Ein warmer Freitag im Oktober, hinter den Sonnenstunden liegt eine durchtanzte Nacht. Auf den Stufen vor dem P7 sitzt, noch etwas verschlafen, ein Mann, der die herbstliche Atmosphäre genießt. „Hey! Wir müssen noch auf Ekki und Nadja warten. Ich bin Sergej!“, erklärt er mit einem Lächeln. Nadja kommt, versteckt hinter einer Sonnenbrille und mit Ekki im Gepäck, hinzu und drängt sich gemütlich zu ihrem Bandkollegen. Die Musiker nennen sich Brockdorff Klang Labor und bereits nach der ersten Frage sprudelt ein kunstvolles Wortgemisch aus ihren Mündern. Nicht als Band geplant, trafen Ende der 90iger damals noch zwölf Künstler aufeinander. Der kommunikative Austausch explodierte in bunten Partyexperimenten in einer leerstehenden Wohnung, namens Brockdorff Klang Labor. Dort wurden aus Gurken Plastiken gebissen, während Sergej Klang am Plattenteller den musikalischen Hintergrund lieferte. Aber eine Band sein? Nein, das stand zunächst nicht zur Debatte. Erst nach einem Aufenthalt in Manchester entstand die heutige musikalische Formation.

Die Laboranten im Herbst

Nach einem Konzert im Projekt7 standen die Musiker von Brockdorff Klang Labor etwas erschöpft und dennoch humorvoll Rede und Antwort.

Apropos musikalisch, wie funktioniert eigentlich der kreative Prozess, wenn drei starke Charaktere aufeinander treffen? Ekki meint: „Da wird ganz einfach zusammengewürfelt. Jeder bringt seine Ideen während der Proben ein.“ Nadja bringt es nochmal auf den Punkt: „Im Prinzip gibt es zunächst einen Text und dieser wird manchmal, wie bei dem Lied Festung Europa, auf ein bereits bestehendes Musikstück gesungen, der letzte Schritt erfolgt dann im Studio.“ Es gestaltet sich jedoch für jeden der drei Musiker immer etwas unterschiedlich, mal ist es ein Text, dann wieder ein Rhythmus oder doch eine kleine Melodie, die als Grundlage für einen neuen Song dient.

Jeder trägt Fragmente bei. Während des Verfeinerungsprozesses werden die besten Ideen ausgewählt. Die Drei sind textverliebt und erklären eindringlich, dass die Inhalte ihrer Musik immer eine tiefe Bedeutung für sie haben.

Am Beispiel ihres Liedes Festung Europa wird deutlich, dass Brockdorff Klang Labor Botschaften vermitteln will. Im Kontrast

zur aktuellen Außenpolitik soll ein Zeichen gesetzt werden. Die Hoffnung ihre politischen Botschaften, selbst bei einem Partysetting, zu vermitteln, ohne als Sprachrohr von oben zu wirken, ist dabei immer präsent. Laute Parolen werden nicht ausgeteilt, aber auch nicht verlangt, es gilt die stimmige Mixtur zwischen tanzbarer Leichtigkeit und Tiefgang zu ermöglichen. „Es ist vielleicht nicht die populärste Botschaft“, meint Sergej, „aber gerade deshalb sollte sie thematisiert werden, wenn auch nicht mit aggressiver Direktheit.“ Und jetzt? Eine neue Platte ist fertig. Die Fälschung der Welt wird im nächsten Frühjahr mit zwölf neuen Tracks veröffentlicht. Im Zuge dessen wird es Videos, Promotions und natürlich weitere Livetermine geben. Musikalisch, tiefsinnig, ideenreich – das sind Brockdorff Klang Labor.

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» Isabell Redelstorff

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Kolumne

Oh Magdeburg,träges Magdeburg…

Servus liebe Leute.

Magdeburg ist scheinbar eine ganz normale Stadt. Manche Ecken sind sehenswert, andere eher weniger. Die verschiedensten Menschen gehen den verschiedensten Tätigkeiten nach. Und doch gibt es eine Sache, die nirgendwo sonst so gemieden wird. Da mir jedoch genau diese Sache sehr am Herzen liegt, hier ein Appell: Meine Güte Magdeburg, fang endlich an zu rocken! Egal auf welches Konzert man geht, die Leute – meist über 80% - wollen sich einfach auf Teufel komm raus nicht bewegen!!! 10% davon sind Männer, die das gesamte Konzert über damit beschäftigt sind, irgendeine ihrer zahlreichen Nachbarinnen zu begutachten. Die restlichen 20%, also die sich tatsächlich Rührenden, bestehen zu 19% aus Frauen. Hm... (Diese Angaben sind wie immer ohne Gewähr.) Und eine wie ich, von der ganz üblen auch-mal-rumspring-Sorte, wird böse angeschaut, wenn sie bei ihrem Gehopse die eine oder andere Statue leicht anstupst. Da frag ich mich doch: Wie kann man sich z.B. bei der Musik von Friska Viljor NICHT bewegen?... Bitte, bitte. Seid nicht mehr so scheu. Wenn‘s euch gefällt, lasst doch einfach mal die Hüften kreisen. Tanzt was die Bude hergibt! Das macht auch der Band und den Bewegungshungrigen unter euch viel mehr Spaß. Doch noch gebe ich die Hoffnung nicht auf. Es wird der Tag kommen, an dem kein T-Shirt trocken bleibt – bis dahin tut‘s der Schweiß des Nachbarn.

Also, allen trägen Konzertgängern eine große Portion Entkrampfung und bis denne Antenne.

» Eure Jule

Backstage

Triebwerk Hinter den Kulissen

Sie sehen fertig aus - aber glücklich. Vor etwas mehr als zwei Monaten haben sie ihr Großprojekt Veranstaltungslocation Triebwerk endlich fertig-gestellt. Die ersten legendären Veranstaltungen sind schon wieder Geschichte und der Schweiß und die Mühe haben sich rückblickend wahrlich gelohnt.

Für Michael Conrad, Fabian Nickel und Mathias Hädicke war und ist das Projekt Triebwerk mehr als ein Fulltimejob, es ist zur Herzensangelegenheit geworden. „Uns war allen klar, dass es viel Arbeit wird, doch man wurde immer wieder überrascht von neuen amtlichen Bestimmungen, baulichen Verzögerungen und unplanmäßigen Änderungen“, erklärt mir ein sichtlich abgekämpfter Michael Conrad. „Das Projekt hat einen völlig neuen Stellenwert bei uns eingenommen. In der Prioritätenliste eindeutig auf Platz eins“, fügt Fabian Nickel hinzu.

Drei Freunde, die die Leidenschaft zur Musik und die Idee, etwas Neues für Magdeburg zu erschaffen, verbindet. „Wir haben teilweise vierundzwanzig Stunden zusammen auf der Baustelle verbracht. Das hätte gar nicht funktionieren können, wenn wir nicht auch befreundet wären.“ Auf meine Frage, ob sie privat, abseits der Arbeit, überhaupt noch normale Kumpelabende verbringen können, ohne über das Triebwerk zu reden, entgegnen sie mir nur mit einem Kopfschütteln und Lächeln. „Das ist schwierig, wenn wir zusammen sind, reden wir irgendwie immer über das Triebwerk“, geben alle Drei fast gleichzeitig zu verstehen.

Bleibt nur noch zu hoffen, dass das Triebwerk Magdeburg sich in der Stadt genauso durchsetzt wie auf der Prioritätenliste der drei engagierten, sympathischen Jungs.

» Andreas Lilienthal

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Rezensionen

20 Youngspeech

Rohwolt Berlin, 336 Seiten

Thomas Melle - Sickster

Magnus nimmt einen Job bei dem Kundenblatt eines Ölkonzerns auf. Obwohl er gutes Geld verdient, entwickelt er einen Hass auf seine Arbeit und auf seine eigene Person, da er sich nicht selbst verwirklichen konnte. Sein Kollege und alter Schulfreund ist der Manager Thorsten, der sich alltäglich als Alphatier beweisen muss.

In Sickster verlieren sich die Protagonisten in einer Gesellschaft zwischen Leistungsdruck und Selbstanspruch, auf der Suche nach Ablenkung und Ausgeglichenheit. Ob man dies durch einen verheißungsvollen Chat mit einem Camgirl oder durch exzessives Clubbing erreicht, ist egal. Tagsüber trinkt man Energy-Drinks, abends den Sexkiller – ein Drink wie ein Vorschlaghammer, da man in diesem abgestumpften Leben sonst nichts mehr spürt.

Thomas Melle schreibt Popliteratur, die nicht leichtfüßig daherkommt wie ein Bret Easton Ellis oder Thomas Klupp, sondern verschachtelt, aufgeladen und wuchtig. Ein explosives Debut.

» Dominik Grittner

Heyne Hardcore, 336 Seiten

Jim Thompson - Jetzt und auf Erden

Dass Schriftstellerei eine brotlose Kunst sei, ist nicht bloß eine hohle Redewendung, sondern eine realitätsnahe Aussage. Das zeigt zumindest Jetzt und auf Erden,

Jim Thompsons Debutroman aus den 1940er Jahren. Der Schriftsteller James Dillon arbeitet in einer Flugzeugfabrik und kann mit dem Gehalt gerade so seine Familie ernähren. Er leidet nicht unter einer Schreibblockade, nein, er hat keine Zeit und keine Kraft zum Schreiben und ertränkt seinen Frust im Alkohol. Es ist ein Leben, das dem Überlebenskampf gewidmet ist. Autor Thompson, der den Kultstatus seinen Kriminalromanen verdankt, verzichtet hier auf Mord und beschreibt lieber den frustrierenden Alltag im Amerika zu Kriegszeiten.

Trotz konsequentem Minimalismus bleibt Jetzt und auf Erden durchweg interessant, wird bis ins Detail von einer tiefsitzenden Verzweiflung dominiert. Der Roman ist so authentisch, weil Thompson einen Teil seiner Biografie hier darlegt. Und es scheint, als wusste er schon damals, dass er nie von der Schriftstellerei leben können würde. Brotlose Kunst eben.

» Dominik Grittner

Scarface – das ungeschnittene Narbengesicht

Im Jahr 1983 erschien Brian De Palmas Gangerstepos mit Al Pacino in der Rolle des kubanischen Einwanderers Tony Montana, der mit nichts in der Tasche nach Miami kommt und sich seinen Weg bis an die Spitze des Drogenhandels in Miami bahnt.

Der Film ist bis heute wegen seiner Gewaltszenen umstritten. Diese Szenen, sowie die verführerische Schilderung des Gangsterdaseins, führten dazu, dass die ungekürzte Fassung des Films in Deutschland nach Erscheinen für 18 Jahre auf dem Index stand. Der Gangsterfilm wurde nun neu geprüft und erhielt von der FSK die Einstufung ab 18. Wurde auch Zeit. Denn das Werk verdient das leider viel zu häufig benutzte Prädikat Kultfilm. Zumal die verkürzte Fassung durch die vielen harten Schnitte alles andere als angenehm zu schauen war. Da konnte es vorkommen, dass die Disco in der eben noch getanzt wurde, nach einem Cut in Schutt und Asche lag. Zum Glück sind diese Zeiten ein für alle Mal Geschichte. Alle, die den Film bislang nur in der geschnittenen Fassung kennen oder ihn möglicherweise noch gar nicht gesehen haben, sollten unbedingt einen Blick auf die Originalversion werfen und sich beim Filmgenuss immer sagen: Vielen Dank FSK für die längst überfällige Freigabe!

» Oliver Scheer

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Ihre Augen strahlen bei dem Gedanken an schöne Momente; ihr Herz blutet bei der emotionalen Überzeugungskraft junger Schauspieler: Karen Bruhn, Mitgründerin und Teilnamensgeberin der freien Theatergruppe LUKAST, ist in Gedanken bei ihrer nächsten Premiere. Ende November findet Schillers DIE RÄUBER im Triebwerk den Platz auf der Bühne - das vierte Stück nach Kabale und Liebe, Anatol und einer spontanen Produktion in Polen im Rahmen des Upgrade-Festivals in diesem Jahr. Das fünfte Stück der knapp zweijährigen und sehr erfolgreichen Karriere von LUKAST.

LUKAST, das sind Luisa Grüning, Karen Bruhn und Stefan Prochnow. Kennengelernt haben sie sich im Theater Magdeburg. Luisa und Stefan haben dort im Theaterjugendclub gespielt. Karen und Luisa wiederum arbeiten im Theater Magdeburg, um sich das Geld für ihre eigenen Theaterproduktionen neben dem Studium zu verdienen. Die drei haben sich gesucht und gefunden; motiviert etwas Eigenes auf die Beine zu stellen

„Wir wollten unsere Schauspieler aussuchen, uns um die Location und Organisation kümmern, mit unserem Team Rollen erfinden und zusammen an den Texten schreiben.“ Die Mitglieder von LUKAST sind willens sich gegen tradierte Formen des Theaters hinwegzusetzen: „Menschen haben bereits eine Idee vom Theater. Sie möchten sich schick kleiden, sie kaufen sich die teuersten Karten, um auf den besten Plätzen zu sitzen und eine große Bühne zu sehen.

Wir möchten dagegen neue, untypische Räume bespielen. Bei unseren Stücken muss niemand Vorwissen mitbringen, um einem klassischen Werk folgen zu können. Wir bieten unseren Schauspielern wie auch Besuchern öffentliche Plätze, ohne Eintritt – es gibt keinen starren Rahmen.“

Auch sind die Mitglieder ehrgeizig, um bei jedem Stück ein i-Tüpfelchen drauf zu setzen und sich selbst neu zu finden: „Für unsere Stücke entnehmen wir ehrwürdigen Klassikern ganz spezielle gesellschaftliche Aspekte. In DIE RÄUBER zum Beispiel versuchen wir die Freiheit junger Menschen neu zu entdecken. Bei ANATOL dagegen spielten wir eine Liebesgeschichte. Und die Magdeburger genießen es, was ihnen geboten wird. Das ist sehr schön. Wir wünschen uns einfach noch etwas mehr Offenheit von Entscheidungsträgern für die Kultur. Wenn wir für jedes Stück aufs Neue auf die Suche nach geeigneten Proberäumen gehen, wäre es schön, ein vorhandenes Raum-Repertoire der Stadt zur Verfügung gestellt zu bekommen, das freie Künstler einfach benutzen können.“

Schon gerät Karen erneut ins Träumen. Wie es weitergeht? So, wie es mit LUKAST begonnen hat: Die drei wollen Theater an bisher unbespielten Orten machen. Wo und wann es dazu kommt, wird, wie ihr Zusammentreffen, eine glückliche Fügung verschiedener Inspirationen sein.

» Julia Wartmann

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Rundblick

„Man sollte das machen, was einen erfüllt!“Vielen fällt es schwer, neben Studium noch Platz für ihre Hobbys zu finden, geschweige denn sich zu engagieren. Tim Gerrits gehört zu den Menschen, die es schaffen, sich Zeit für die Dinge zu nehmen, die sie begeistern. Youngspeech-Reporterin Laura Kapitza sprach mit ihm über seine Engagements und seine Liebe zum Theater.

Wenn man versucht, Tim Gerrits mit einem Wort zu beschreiben, sitzt man schon einige Stunden vor einem leeren Blatt Papier, denn dieser Mann, mit dem strubbligen Haar und dem verschmitzten Lächeln, hat es faustdick hinter den Ohren. Schon als Jugendlicher hat er sich bei der Grünen Jugend (GJ) engagiert und sich für die Bildungspolitik Baden Württembergs stark gemacht. In der Schulzeit verlor er sein Herz ans Theater, eine Liebe, die bis heute anhält. Neben seinem politischem Engagement und seiner Begeisterung zum Theater ist das Webdesign seine dritte Leidenschaft - das brachte ihn schließlich nach Magdeburg, wo er an der Universität Computervisualistik studiert. Von der Stadt an sich hat er vor seinem Umzug wenig Gutes gehört, doch er fand Gefallen an der Elbstadt mit ihren „schönen Ecken“.

Bei den ganzen Aktivitäten könnte man meinen, dass einem schnell die Puste ausgeht. Doch Tim hasst es, wenn er sich nicht betätigt. Wen wundert es da, dass er neben seiner Mitwirkung in der GJ und der Grünen Hochschulgruppe, auch die Zeit fürs Theaterspielen findet. Seine schauspielerischen Qualitäten wird er im Stück „Die Räuber “ von LUKAST unter Beweis stellen. Aber nicht nur auf den Theaterbrettern kann man den Halbholländer bestaunen, sondern auch beim Poetry-Slam oder in der Musik. Ein Allround-Talent durch und durch.

Eigentlich wird jedes Jahr der Künstlerpreis und der Künstlernachwuchspreis der dieHO an junge Talente aus Sachsen-Anhalt verliehen. Eigentlich. Dieses Jahr gab es genau null Bewerbungen für den Künstlernachwuchspreis. Sind junge Talente hier eine vom Aussterben bedrohte Künstlerart? Youngspeech-Reporterin Laura Kapitza fragte nach.

Seit 2007 vergibt die Künstlerorganisation dieHO (Hünstlerorganisation) den Künstlernachwuchspreis an junge Kunstschaffende aus Sachsen-Anhalt. Mit der Auszeichnung gewinnt die oder der Auserwählte neben 500 Euro auch eine Ausstellung in der dieHO-Galerie.Die Gewinner haben dadurch die Möglichkeit, ihre Werke zu verkaufen – ohne etwas an die Galerie abgeben zu müssen. Dieses Angebot ist mehr als verlockend, bedenkt man, dass die Kunstszene hart umkämpft ist.

» Texte: Laura Kapitza

Doch warum liegen dieses Jahr für den Künstlerpreis dreistellige Bewerberzahlen vor und der Nachwuchspreis sucht vergeblich nach Anmeldungen? Wo sind Magdeburgs junge Talente?

Dass die Hauptstadt Sachsen-Anhalts viele junge Künstler zu bieten hat, zeigte sich erst kürzlich bei der Künstlerausstellung im Lebensmittelladen „Salomon“, wo man die Kunstwerke von jungen Leuten bestaunen konnte. Für Volker Kiehn, Bildhauer und Mitgründer der dieHO, liegt das Problem neben den fehlenden Mitteln für Werbung im Mangel vorhandener Angebote für junge Künstler in Magdeburg, damit sie sich langfristig in der Elbestadt kreativ austoben können.

An ein Aufgeben ist nicht zu denken: Die dieHO-Mitglieder wollen auch im kommenden Jahr wieder beide Preise vergeben. Also lasst eurer Kreativität freien Lauf und vielleicht seid ihr die Glücklichen, die bald ihre Kunstwerke in der dieHO-Galerie wiederfinden!

Vermisst: Nachwuchskünstler!

Foto: Robert Meinel

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Manchmal befindet sich der Traumberuf direkt vor der Nase. Der Magdeburger Matthias Piekacz sah die Fotografie anfangs nur als Hobby an - heute verdient er mit dieser Leidenschaft sein Geld. Wie es dazu kam, hat er unserer Youngspeech-Reporterin Laura Kapitza verraten.

„Eigentlich war es ein Selbstläufer“ – Diese Antwort auf die Frage, wie Matthias Piekacz zur Fotografie kam, hätte man vom gebürtigen Magdeburger nicht wirklich erwartet. Einige Auszeichnungen, unter anderem den dieHO-Publikumspreis, und einige Ausstellungen ergeben eher das Bild einer Person, die weiß, was sie will. Das Magdeburger Kind betreibt die Fotografie aus Leidenschaft – und das sehr erfolgreich.

Sein Weg zum talentierten Fotografen ist geprägt von glücklichen Zufällen: Fing er erst durch das Gestalten von Bildern und Homepages an, Fotos zu schießen, machte ihn ein guter Freund schließlich auf den Studiengang „Bildjournalismus“ der Hochschule Magdeburg/Stendal aufmerksam.

Er versucht, sich treu zu bleiben, indem er nicht „für irgendwen“ arbeitet. Spätestens hier wird deutlich, dass Piekacz kein arroganter Künstler ist, sondern vielmehr ein sympathischer Typ, der auf dem Boden geblieben und mit Herzblut bei der Sache ist.

Erzählt er von seiner Geschichte, so freut es einen, dass er geschafft hat, was heutzutage alles andere als einfach ist: Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Seine andere Leidenschaft, die Musik, kann er mit der Fotografie perfekt verbinden: Deutschlandweit besucht er Konzerte und Festivals.

Auch wenn ihm das Reisen sehr viel Spaß macht, freut er sich, wenn er wieder zu Hause ist.

Neugierig geworden? Dann klickt rein auf seine Homepage www.dressedinblack.de.

» Laura Kapitza

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Phillip Schmitt ist selbstständiger Fil-memacher aus Magdeburg. Sein Know-How hat er unter anderem in Filmen über die Bucktopia, Rock im Stadtpark und das Kaiser-Otto-Fest einfließen lassen. Der Filmemacher bei Youngspeech.de im Interview.

» www.youngspeech.de/PSchmitt

Fotografie aus Leidenschaft ist das Credo von Alexander Jödecke. Egal ob anspruchsvolle Werbeaufnahmen oder stilvolle Portraitfotografie, im Studio 63 entstehen ganz besondere Bilder. Wir haben dem Profi auf die Finger geschaut und interessante Dinge entdeckt.

» www.youngspeech.de/studio63

Eine ordentliche Portion „Straight German Hardrock“, eine Mischung aus Hard-Rock und dem guten alten Rock’n’Roll, das sind The Ape Escape aus Magdeburg. Wir haben die Band und ihr neues Album unter die Lupe genommen.

» www.youngspeech.de/apeescape

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Die KAOSS KIDS sind ein seit Mitte 2009 bestehendes Elektro-Dream-Team aus Magdeburg und Berlin. Zusammengefunden haben sich dabei Emron und Elektroputzi in der Elbmetropole, um mit eingängigen Hooklines und extrem tanzbaren Beats alle Menschen, Tiere und Gestrüpp zum Ausrasten zu bringen. Auf ihrer Reise durchs Universum performten sie unter anderem schon zusammen mit Mediengruppe Telekommander, Supershirt, Brockdorf Klang Labor, Captain Capa, Das Bierbeben, I‘m not A Band und vielen anderen. Neuerdings sind sie zu dritt, denn seit August haben sie einen Drummer namens „The Mothership“, der die Soundfontäne zum Überkochen bringt und keine Gelegenheit auslässt seinen Schweiß zu verteilen. Zurzeit basteln sie fleißig an neuen Tracks und einer Tour durch die Republik 2012.

» www.facebook.com/kaosskids

Kaoss Kids die Fußnote moralischer Unverfrorenheit

» soundcloud.com/kaosskids

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„Wir nehmen uns selbst nicht allzu ernst und viel Lobhudelei brauchen

wir nicht, uns macht die Mucke einfach Spaß und vor allem die Live-

Gigs, weil wir da einfach Blödsinn machen können.“

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Künstlerportrait

Immer dabei sind Stift und Papier, wenn Johannes Koch einen Schritt vor die Haustür setzt. In gemütlicher Atmosphäre ge-währte er einen kleinen Einblick in seine illustrierte Welt.

Kreative Menschen sind im Alltag jederzeit anzutreffen, mögen wir sie Individualisten, Künstler oder Freigeister nennen, häufig sind ihnen ihre bunten Ausbrüche in eine surreale Welt nicht gleich anzusehen, aber doch schwingt immer ein künstlerischer Hauch bei ihnen mit. Sei es, dass sie etwas zu erzählen haben oder auch eine schwungvolle Filzstiftkurve, festgehalten auf einem Stück Papier. Johannes Koch, Student und ein ambin-tionierter Musikmensch, etwas aufgeregt und mit einem spru-delnden Wortwitz, der sich verlegen durch das Haar streicht, „Von mir erzählen? Ach, da gibt’s doch gar nicht so viel (...)“, be-hauptet er zaghaft, „zeichnen gehört einfach zu mir!“, fügt er

hinzu und löffelt dabei seine heiße Suppe. Johannes hat 2006 ein Studium aufgenommen, aber zu einem ausgefüllten Leben gehört mehr als nur blindes studieren und wie es sich für einen Musikliebhaber gehört, reagierten seine Synapsen auf das An-gebot, beim Uniradio tätig zu werden. „Es war wie eine Verket-tung“, meint er, „beginnt man die ersten engagierten Leute zu treffen, bekommt man Lust auf mehr“, und so beteiligte er sich im Fachschaftsrat der FGSE an der Organisation der Semester-partys. Wie bereits erwähnt, gehört seine Leidenschaft neben der Musik, dem Zeichnen. Dabei beschränkt sich sein Material jedoch nicht nur auf Stift und Papier, „Ich mag Wände!“, erklärt er mit einem Lachen und tatsächlich tragen bisher einige Be-tonunterlagen seine Unterschrift. Aber wie ging es so richtig los? „Eigentlich zeichne ich schon immer, aber meine Interes-se damit etwas öffentlicher zu werden, hat sich verändert.“

Ein sprechender Skizzenblock

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Johannes spricht ein Projekt aus Boston U.S.A. an, welches sich i left this here for you to read nennt. Ein Magazin, das Künstlern als Plattform für eine Veröffentlichung dient, aus-gelegt in amerikanischen Großstädten, um von interessierten Vorbeiziehenden gelesen zu werden. Johannes schickte „nur mal so“ ein paar seiner Illustrationen an das unabhängige Ma-gazin und erhielt prompt seine erste Veröffentlichung. Doch was ist sein persönlicher Ansporn? Der Student, der sich selbst als stinkend faul und unorganisiert beschreibt, erwidert ganz furchtlos: „Das ist meine Art der Reflexion eigener Emotionen“ - seine Verarbeitung von emotionalen Zuständen trifft auf Resonanz: „Die Reaktionen sind positiv, ein unbeschreibliches Gefühl“. So können seine Zeichnungen als Katalysator gesehen werden, sie bewegen ihre Betrachter und dienen in Form einer zeichnerischen Kommunikation. Sein Wirkungskreis ist längst nicht mehr auf seinen Skizzenblock beschränkt, seine Illust-rationen sind mehrfach in Kulturforen der Stadt zu sehen, zu bewundern und zu hinterfragen. Mit zwei Freunden gestalte-te er für die Ausstellung im Lebensmittelladen Kurt Salomon einen Raum mit seinen Zeichnungen, weiterhin ist er einer von elf urbanen Künstlern, die im Kloster Unser Lieber Frauen das Kunstprojekt benutzeroberfläche Stadt gestalten.

Doch auch hier endet die Aufzählung seiner Wirkungsstätten nicht, der charismatische Student wird auch für weitere Ausstellungen wieder seine talentierten Hände spielen lassen und mit einem seiner Paintmarker einen persönlichen Einblick gewähren, um neue Gefühlswellen in bekannter Koch-Manier festzuhalten.

Sein Suppenbecher ist leer, Johannes lächelt und schlägt noch einmal seinen Skizzenblock auf, um etwas zu zeichnen, „Das ist alles nur Übung“, grinst er bescheiden und plötzlich ist er wie gebannt, weder ein klirrendes Glas noch das laute Gelächter vom Nebentisch lassen ihn aufblicken. Von wegen nur Übung!

» Isabell Redelstorff

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Special

Weihnachten

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Kahle Wälder, martialisch zu Grunde gerichtete Gänse, betrun-ken pöbelnde Familienmitglieder.

Ihr werdet es schon erraten haben. Das Fest der Liebe steht praktisch vor der Tür! Die Zeit, in der wir üblicherweise mit astronomischen Summen für wertlosen Tand, die stets wankende Wirtschaft ölen. Um die 65 Milliarden Euro fließen jährlich in das Geschäft mit dem Fest. Grund genug für uns, auf den Weihnachtszug aufzuspringen und euch ein paar Denkanstöße und wertvolle Tipps zu geben.

WinterkochtippWer kennt sie nicht, die kulinarischen Festtagspro-bleme. An Weihnachten kommt die ganze Familie zusammen und alle haben verschiedene Geschmäcker.

Was kocht man da? Und vor allem: Wie kocht man es so, dass es auch schmeckt? Wenn ihr euch dieser Tortur nicht aussetzen möchtet, dann geht doch einfach ins Canapé – Café, Kneipe, Kunst. Hier bekommt ihr in gemütlicher Atmosphärealles was euren Gaumen kitzelt. Mehr Infos unter www.canape-cafe-kneipe-kunst.de

Steckbrief

Susann Schulz ist Bachelorabsolventin der HS Magdeburg. Sie studierte Industrial Design und befindet sich zur Zeit im ersten Semester ihres Interaction Design Masterstudiums. Auf ihrer interessanten Website w w w . s c h w a r z s t i f t g e s t a l t e n . d e veröffentlicht die gebürtige Magdeburgerin unter anderem ihre Hühnchen-Comics. Eigenen Angaben zufolge liebt sie Kekse und Weintrinken an der Elbe. Achtung! Dies ist keine Kontaktanzeige.

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Hallo liebe Youngspeech Leser,

vor kurzem haben wir die Nebenkostenabrechnung für unsere WG bekommen. Der Schreck war groß, denn es handelte sich um die Aufforderung einer horrenden Nachzahlung. Vielleicht ging es euch ja ähnlich. Um im nächsten Jahr nicht wieder die-se, einem Kleinwagen entsprechenden, Kosten tragen zu müs-sen, hier für euch die Mia-Winter-Spartipps.

Die Heizkosten zu senken, das war mein oberstes Ziel. Anfangs wollte ich den Baumarkt stürmen, um mir eine Alu-Isolierung zu besorgen; angeboten als Folien ab 10€ oder Platten für um die 26€ pro m². Damit wird die Wärme der Heizung zurückge-strahlt und die Heizzeit verkürzt; so bleibt es auch ohne per-manentes Heizen immer mollig warm. Da unsere Heizungen sehr eng an der Wand liegen, fiel die Platten-Variante schon einmal weg. Dann eben die Folie, dachte ich mir. Kurz vor dem Kauf las ich allerdings, dass der Effekt der Folie aus dem Bau-markt auch durch Alufolie aus dem Haushaltsbedarf erzielt werden kann. Also ab in den nächsten Supermarkt und für 79 Cent eine Rolle Alufolie gekauft, vorsichtig hinter die Heizung geschoben, mit Klebeband fixiert und fertig. Diese Methode ist einfach und zudem wesentlich günstiger.

Nachdem ich die Fensterrahmen gereinigt hatte, brauchte ich das Band nur noch mit der klebenden Seite anbringen. Hält! Ein schöner Nebeneffekt ist, dass das Iso-Band auch als leich-te Lärmdämmung fungiert, damit der Sound einer möglichen Bandprobe bei euch in der Wohnung die Leute auf der Straße nicht stört oder der Lärm von draußen euch.

Wer neuere Heizungen hat, sollte diese auch öfters mal entlüf-ten, da, wie wir seit dem Schul-Physikunterricht wissen, Luft ein schlechter Wärmeleiter ist. Das richtige Equipment dafür, in Form eines kleinen Reglers, gibt es ab ein paar Euro in je-dem gut sortierten Haushaltsladen. Die Anwendung selbst ist recht simpel. Einfach das Teil an die Heizung stecken und den kleinen Hebel umlegen. Dann sollte ein leichtes Pfeifgeräusch zu hören sein und die Luft ist raus. Wer sich zuhause künstle-risch betätigt und das Zimmer nach einer Graffiti-Action lüften möchte, sollte das abdrehen der Heizung nicht vergessen. Auch wird zur Zeit wieder in vielen Prospekten für programmierba-re Thermostate geworben. Bei denen solltet ihr euch aber vor dem Kauf vergewissern, dass diese auch was taugen. Nicht dass ihr billigen Schrott anbaut und dann mit einem kaputten Thermostat und einer leckenden Heizung dasteht. Haben wir alles schon erlebt.

Seit nunmehr sieben Jahren touren die sympathischen Jungs von Harthof gemeinsam durch die Nation. Auch in Magdeburg dürften sie dem einen oder anderen durch ihre Auftritte bei Rock im Stadtpark und im Projekt7 aufgefallen sein.

Am 27.01.2012 bringen die vier Berliner ihr neues Album auf den Markt. ZEIG MIR WAS NEUES bietet ein facettenreiches musikalisches Spektrum für Ohr, Herz und Tanzbein. Sowie-so zeigen Harthof schon seit Langem, dass deutsche Musik selbstständig, innovativ und trotzdem erfolgreich sein kann. Statt zu kopieren, kreieren sie ihre ganz eigene Mischung aus deutschem Punkrock und Pop. Sie stellen durch neue, konfron-tative Texte, verpackt in rockiger, gitarrenlastiger Musik, ihre ganze Komplexität und Kreativität unter Beweis.

Zum Release von ZEIG MIR WAS NEUES verlosen wir zwei Exemplare des Albums. Sendet einfach eine Mail mit Be-treff: Harthof und eurem Namen an [email protected]. Einsendeschluss ist der 20.01.2012. Viel Erfolg!

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Harthof – ZEIG MIR WAS NEUES

Mias Tipps

» Maria Urban

VerlosungMias Tipps

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Outro

Ausgabe 2 ab 25. März 2012

Themen » Street Art

Teil II der Reportage

» Street Dance Tanzen als Verständigung

» Magdeburg Theaterland

» Harthof Die Band im Interview

Zum Schluss…Herzlichen Glückwunsch! Ihr befindet euch auf der letzten Seite, der ersten Ausgabe, des Youngspeech Magazins. Wir hoffen einerseits, dass ihr beim Lesen des Magazins genau so viel Spaß hattet, wie wir beim Gestalten und andererseits eure Erwartungen erfüllt oder vielleicht sogar übertroffen zu haben. Die letzten Wochen vor der Veröffentlichung waren wahrlich nicht leicht. Ein völlig neues Terrain für uns. Aber um es mit den schönen Worten eines der größten Journalisten (Anm. d. Red.: Hunter S. Thompson) zu sagen:

„Wenn die Sache irre wird - werden die Irren zu Profis“ In diesem Sinne bedankt sich das Youngspeech-Team bei allen Lesern und wünscht Euch frohe Weihnachten, ein guten Rutsch ins neue Jahr und bis Ende März 2012!

www.facebook.com/Youngspeech.de

Spannende Beiträge auf youngspeech.de

Mia

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