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CHRISTIAN THIELEMANN

"Ich bin ja so ein Frecher"

Premiere für einen Stardirigenten: Christian Thielemannlässt sich erstmals durchs Szeneviertel in Dresden treiben.

Unterwegs redet er über "die Welt der Normalos", sein Leben

als Villenbesitzer – und über seine Begeisterung für die

Schlagerbranche.

VON Martin Machowecz;Stefan Schirmer | 25. Oktober 2012 - 08:00 Uhr

 © Martin Förster dpa/lsn

Der neue Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Christian Thielemann

Ouvertüre: Christian Thielemann, 53, kennt man im Frack im Opernhaus. Seit diesem

 Jahr ist er Chefdirigent der Dresdner Staatskapelle . Er gilt als der große Konservative

unter Deutschlands Künstlern: Wagnerianer, Scheitelträger, Preußenfan. Nun lässt er 

sich darauf ein, die Neustadt zu erkunden, Dresdens Kneipenmeile und Alternativviertel – 

eine Welt, in der ihn sein Publikum wohl eher nicht erwarten würde. Treffpunkt: Goldener 

 Reiter, das Denkmal. 18 Uhr. Thielemann erscheint im Freizeitlook, in Jeans und Pulli.

DIE ZEIT : Würde Richard Wagner, wenn er heute lebte, in ein Viertel wie dieses passen?

Als jemand, der subversiv war, ein bisschen rebellisch...

Christian Thielemann: Das könnte sein! Ja, vielleicht würde Wagner heute in der

Neustadt wohnen. Aber luxuriös müsste die Wohnung natürlich sein. Denken Sie immer an

die Seidenwäsche.

ZEIT: Die Seidenwäsche?

Thielemann: Na, Wagner, sagt man, liebte Seidenunterhosen. Der wollte den Luxus. Wenn

er heute im Szeneviertel lebte, dann vielleicht in einer verborgenen Villa oder in einem

sehr luxuriösen Dachgeschoss. Ohne Luxus ging es bei dem nie. Es gibt dieses tolle Zitat,

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das etwas unverschämt ist, mir aber sehr gut gefällt. Da sagt er: Meine Nerven sind so

verfeinert, dass ich das Recht auf Luxus habe. Weil ich der Welt so viel Luxus gebe, mit

meiner Musik! Sinngemäß. Heute hätte der es schwer. Es gibt eine Neidgesellschaft. Das ist

ein Erbe der 68er.

 Autos umtosen ihn, Lkw brummen, die Straßenbahn rattert, das ist das Konzert der Stadt,

allein: Thielemann hört es nicht. Ist er in der Neustadt? Nein, in Gedanken. Bei seinem

 Ärger über die 68er. Diese Generation beschäftigt ihn spätestens seit der Zeit, als er 1988 

das Stück »Palestrina« des lange geächteten, weil NS-nahen Komponisten Hans Pfitzner 

 zur Aufführung brachte. Inzwischen wird es an vielen Häusern wieder gespielt, und viele

Kritiker sind damit versöhnt. Damals aber war Krieg in den Feuilletons.

Thielemann: Was glauben Sie, für wen diese Deutschtümelei-Debatte die größte Quälerei

war? Na, für mich! Ich stamme aus einem bürgerlichen Schlachtenseer Haushalt, in demeinfach – ja – diese deutsch-bürgerlichen Werte vermittelt wurden. Damals gab es noch

all diese tollen alten Herren. Einen Karajan, einen Hollreiser, einen Klobu#ar, einen Stein.

Diese ganzen Wagner-Recken. Und dann kam ich, so ein Kleener, Mitte zwanzig, und

durfte auch! Ich bekam als junger Fritze die Chance, Wagner zu spielen! Dass ich das

natürlich dann nicht mehr hergegeben habe, ist Ihnen ja wohl klar! Schwuppdiwupp war ich

in einer Schiene. Und als ich 1988 diese wunderbare Platte Palestrina in die Finger bekam,

war ich hingerissen. Ich hatte keine Ahnung, wer dieser Pfitzner überhaupt ist. War mir

einfach schnuppe.

 Nach wenigen Minuten hält sich Thielemann zum ersten Mal die Ohren zu: Der Albertplatzist erreicht, ein Krankenwagen fährt vorbei, Sirenengeheul, zu viel fürs feine Gehör.

Schauen Sie mal, Herr Thielemann: Hier beginnt das Szeneviertel! Linker Hand ein

 paar Punks – doch Thielemann erzählt von Londons Kritikern, die seine »Palestrina«-

 Aufführung bejubelten. Kaum 700 Meter gelaufen, aber schon zwei Jahrzehnte Feuilleton-

 Aufregung besprochen! Herr Thielemann, wir biegen jetzt in die Alaunstraße ein. Herr 

Thielemann?

Thielemann: Das Interessante an der ganzen Debatte ist doch, dass Toleranz eigentlich

für alle gelten müsste, oder? Aber manche 68er tolerieren nur ihresgleichen. Anderen

gegenüber sind die nicht tolerant. Na, da sind wir doch wieder beim Thema.

ZEIT: Der Osten müsste ein Paradies für Sie sein: Von hier stammen bekanntlich keine

68er.

Thielemann: Ja, die gibt es hier nicht. Das ist schön! Wirklich. Es gibt viele Dinge,

deretwegen ich mich hier wohl fühle. Diesen ewigen Protest gegen alles und jeden, den

kennt man in diesem Teil Deutschlands nicht. Zum Glück wird aber das ganze Land

lockerer im Umgang mit sich selbst. Allmählich gibt es immer mehr Geläuterte, die sagen:

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Wir wollen nun mal gelassener werden. Wir leben doch in einer guten Zeit. Wir haben tolle

Möglichkeiten.

ZEIT: Wie gut kannten Sie die DDR?

Thielemann: Ich bin oft im Osten gewesen, als Kind schon. Wir hatten Verwandtschaft in

Leipzig. Ich war auch häufig in Ost-Berlin, in der Oper. Ich bin da immer langgetapert.

ZEIT: Wie hat sich das angefühlt?

Thielemann: Na: Toll! Es war doch immer mein Land. Nur auf dem Bahnhof 

Friedrichstraße fühlte ich mich furchtbar. Dort geht es mir noch heute nicht gut. Weil mich

das tief im Innern bewegt: Wie das war, wenn man aus Richtung Wannsee ankam, wissen

Sie? Man traf unten ein und ging dann diese Treppen hoch – ich sehe sie noch vor mir,

diese Treppen in den Osten. Heute kannst du dort überall Würstchen kaufen. Ich will dort

aber keine Würstchen kaufen.

ZEIT: Was haben Sie bei Ihren DDR-Besuchen am liebsten gemacht?

Thielemann: Das war schon das Einkaufen. 85 bis 90 Prozent meines gesamten

Notenbestandes zu Hause stammen entweder aus dem Kunstsalon Unter den Linden

– oder, noch viel öfter, von Hothan aus Halle. Man musste ja 25 Mark pro Person

zwangsumtauschen: Mutter, Vater, Kind – da hatten Sie für jeden Tag dreimal 25 Mark 

unter die Leute zu bringen! Also sind wir in die Läden, und ich habe Notenblätter

gegriffen, wo ich sie nur kriegen konnte: Kammermusik, Quartett, Klaviertrios, Partituren.Himmlisch. Besuche bei der Verwandtschaft waren für mich immer wie Weihnachten. Da

konntest du Partituren nehmen, bis der Kofferraum platzt!

ZEIT: Der Osten hat Ihnen also schon früh viel Gutes gebracht!

Thielemann: Der Osten hat mir immer nur Gutes gebracht.

 Er läuft stoisch an extrem lauter Technomusik vorbei, an jungen Menschen, die im

Schaufenster tanzen, bumm-bumm-bumm. Der Maestro redet einfach weiter. Dann, endlich,

bemerkt er seine Umgebung.

Thielemann: Herrlich, diese Häuser hier. Fantastisch, dieses Gründerzeitviertel.

ZEIT: Würden Sie so ein Haus kaufen? Lassen Sie sich von der Krisenstimmung

anstecken – jetzt, da alle sagen: Investieren Sie Ihr Geld am besten in Betongold?

Thielemann: Das muss ich gar nicht. Ich habe all mein Geld schon investiert. Insofern

erübrigt sich das bei mir. Die Leute glauben ja immer, dass der Freistaat Sachsen mir

eine geradezu traumhafte Gage zahle. Dazu darf ich sagen: Man zahlt mir eine anständige

Gage, aber keine Millionen. Ich habe ein Haus in Babelsberg gekauft, außerdem bin ich ein

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Antiquitätenfritze. Ich habe keine Millionen auf dem Konto. Ich habe sogar noch Schulden

gemacht für ein paar tolle Bilder.

ZEIT: Welche Art von Kunst sammeln Sie?

Thielemann: Das hat sehr viel mit Berlin zu tun, mit Potsdam, Rheinsberg, mit der Mark 

Brandenburg, Ostpreußen. 16. bis 20. Jahrhundert. Topografisches, Porträts. Auch Grafik.

Ich besitze sehr viel preußischen Frühklassizismus, 1795 bis 1830.

Stopp am Nordbad, einer Schwimmhalle. Schwimmhallen-Fan.

Thielemann: Macht Spaß, hier zu laufen! Den ganzen Tag war ich heute drin, in der

Theaterbude.

ZEIT: Sie haben heute geprobt?

Thielemann: Ja. Bisschen Henze, bisschen Brahms. Wie gestern auch. Abends kam ich

total fertig im Hotel an, wo ich zurzeit noch wohne. Zu meinem Glück habe ich dort ein

riesiges krustiges Brot vorgefunden! Mit Butter und großem Salz. Da habe ich mindestens

drei riesenhafte Stullen gegessen. Und dann irgendwann den Fernseher angestellt. Ich war

früh im Bett, weil ich so müde war.

ZEIT: Wenn Sie hier durch die Neustadt laufen – bekommt man da nicht Lust,

auszugehen?

Thielemann: Ja, schon. Aber jetzt hingen überall die Plakate: Thielemann in Dresden. Nun

werde ich wohl öfter erkannt werden. Da dürften sich gewisse Dinge ausschließen. Allzu

spezielle Vergnügungen – wenn Sie verstehen, was ich meine – sind eben nicht möglich in

der eigenen Stadt.

 Ab und zu sieht er auf, um zu grüßen: Offenbar wohnt die halbe Staatskapelle in der 

 Neustadt. »Das war gerade die erste Soloflöte!« – »Oh, eine erste Violine. Hallo!«

ZEIT: Was schätzen Sie an Dresden?

Thielemann: Dass es ein ungeheures Nest der Kultur ist. Es ist eine Wundertüte. Wo Sie

reingreifen, greifen Sie in Gold. Es ist wie mit allen Kronjuwelen: Sie müssen hier und da

poliert werden. Es ist wie mit einem Haus. Auch ein Haus müssen Sie putzen. Die Heizung

muss gewartet werden. Ich bin jetzt der Heizungswärter. Mir ist etwas anvertraut worden.

Aber solch eine Orchester-Kultur wie in Dresden ist weltweit einmalig. Das sage ich mir

 jeden Tag. Diese Tradition, in der man hier steht, von Schütz über Weber bis Wagner!

 Es geht nach links in die Kamenzer Straße. Halt vorm Herbert-Wehner-Werk: Hier wird 

das Andenken an den großen Dresdner Sozialdemokraten bewahrt, der 1990, im Jahr der 

 Einheit, starb.

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Thielemann: Man lechzt immer nach den großen Persönlichkeiten, aber will nicht

anerkennen, dass die auch mal selbstherrlich sein können. Ich finde: Politiker müssen

angemessene Privilegien haben. Das ist doch ein ganz anstrengender Beruf. Ein Brandt, ein

Wehner, ein Strauß, die würden in unserer Erregungsgesellschaft über einen ganz dummen

Skandal stolpern. So was wie: Der Chauffeur hat im Garten aufgeräumt! Wir leben in einer

Neidgesellschaft sondergleichen.

ZEIT: Sind die Erwartungen an Politiker zu hoch?

Thielemann: Wir gehen mit Politikern zu grob um. Man will in unserem Land keinen Chef 

mehr anerkennen. Und da kommen wir zu meinem Beruf.

ZEIT: Haben es Dirigenten heute schwerer?

Thielemann: Ja, schon. Ich bin kein Freund des Kumpel-Maestros. Man muss Musiker in

der Probe nicht anschreien oder persönlich runtermachen. Aber es gibt Fälle, in denen der

Chef sagen sollte, was jetzt zu passieren hat. Sonst heißt es schnell: Der führt ja nicht! Ich

kann das Orchester ja nicht fragen: Sagt mal, wollt ihr jetzt ein Ritardando spielen? Nein,

es wird so gemacht. Aber ich muss am Anfang wissen: Sind wir auf einer Linie? Wollt ihr

meinen Stil? Es ist wie in einer Beziehung. Ich möchte gemocht werden.

ZEIT: Zumindest das Dresdner Publikum liebt Sie schon. Ist es schön, erkannt zu werden?

Thielemann: Es ist am Anfang, wenn man das zum ersten Mal erlebt, ganz gut. Es gibt

aber auch Leute, die sich einfach nicht zurückhalten können. Die Berliner sind entspannt,da kann es Ihnen allenfalls am Hummerstand im KaDeWe passieren, dass Sie einer

anspricht. Wien ist aber schon relativ schwierig. In Wien lauern die einem vorm Hotel

auf, hinterm Hotel, da müssen Sie manchmal aus dem Hintereingang der Oper flüchten.

Am heikelsten ist es zur Festspielzeit in Bayreuth, wenn man an seinem freien Tag ins

Schwimmbad geht.

ZEIT: Sie gehen in Bayreuth ins Schwimmbad?

Thielemann: Ja. Eigentlich unmöglich. Denn es gibt dann so komische Blicke: »Nein, das

kann der nicht sein! Der geht hier doch nicht in die Sauna!« Das Beste ist dann oft, sichauszuziehen, ganz ungeniert weiterzugehen. Dann sagen sich die meisten: Nee, ditt ist der

bestimmt nicht! Na dann isses ja gut.

ZEIT: Aber die Dresdner...

Thielemann: ...sind bisher ziemlich nett! Trotzdem: Ich bin lieber unerkannt. Das ist ja

einer der Gründe, warum ich heute so angezogen bin. Weil mich die Leute in so einer

Luder-Kleidung nicht erkennen! Schlabberige Jeans, Ringelpullover – da sagen die sich:

Neeee. Wer soll das denn sein.

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Thielemann ist betont leger angezogen. Er trägt blaue Netzschuhe, vom Design irgendwo

 zwischen Gummi- und Cowboystiefeln. Dazu blaue Jeans, einen weißblauen Pulli. Mit 

Querstreifen. Der Scheitel sitzt ganz ohne Wachs. Er hat Hunger.

Thielemann: Wissen Sie, ich wär für was Pikantes.

 Es geht in ein türkisches Lokal. Dort beginnt großes Stühlerücken, auf der Suche nach dem

besten Platz. Thielemann dirigiert, natürlich. Dann greift er zur Karte.

Thielemann: Türkisch finde ich ja ganz toll. Türkisch gehe ich gerne essen. Mit Joghurt

und Fleisch! Oh, hier ist was für mich! Hackspieß mit Joghurt. So muss es sein. Das ist

gut. Schon erledigt. Ich nehme die 43! Und davor hätte ich gern für uns alle die 24, diese

Teigröllchen mit Käse.

Warten aufs Essen: Thielemann zeigt auf dem iPhone Fotos seines Urlaubs in den

 Masuren.

Thielemann: Toll finde ich diese Weite des Ostens... Wir sind ja alle um den Osten

betrogen worden! Man kam da als Wessi nicht hin. Und die, die im Osten waren, sind auch

nicht so viel rumgefahren. Aber jetzt haben wir die Möglichkeit. Sie müssen mal mit dem

Auto über die Oder, auf der ehemaligen Straße 1 in Richtung Danzig, irgendwann kommen

Sie zum Fluss Nogat in der Nähe von Marienburg. Und mit einem Mal werden die Wolken

größer! Auf einmal haben Sie das Gefühl, dass alles imposanter und noch imposanter wird.

Wissen Sie, wie mich das beeindruckt? Immer wieder! Diese Landschaft ist so toll. Was

Sie dort sehen, ist für mich Ostpreußen. Wenn Sie da eine Allee befahren, aus 250 Jahre

alten Bäumen, dann wissen Sie, was Schönheit ist. Das haben Sie weder in West-, noch in

Mitteldeutschland, das haben Sie nur da.

ZEIT: Der Mauerfall hat nicht nur den Ostdeutschen neue Welten eröffnet?

Thielemann: Nein, den Westdeutschen genauso! In jedem Fall. Na klar! Die meisten

merken das nur nicht. Aber daran sind sie selbst schuld.

ZEIT: Haben Sie sich einmal ausgemalt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie in der

DDR aufgewachsen wären? Immerhin sind Sie nur ein paar hundert Meter von der Mauerentfernt in West-Berlin geboren worden.

Thielemann: Na ganz bestimmt auch ein Musiker. Andererseits: Ich weiß nicht, vielleicht

hätte ich meine Schnauze nicht halten können. Vielleicht wäre man aber auch anders

aufgezogen worden von zu Hause, nach dem Motto: Halt deinen Rand! Aber ich bin ja so

ein Frecher. Ich bin ja wirklich frech. Frech mit Stil!

ZEIT: Waren Sie nicht auch manchmal zu frech?

Thielemann: In der Sache, fand ich, hatte ich immer recht – aber ich war unverschämt.

Ich habe nie protestiert zu Hause. Später war meine Form des Protests, dann eben noch

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einen Pfitzner zu spielen. Ich bin in der Schule aus dem Religionsunterricht geflogen,

weil ich so schräg war, aber ich war nicht politisch. Es war keine Zeit dazu. Ich habe ein

altsprachliches Gymnasium besucht, nebenher Klavier und Bratsche gespielt. Die Leute

fanden das gut. Mir machte das Spaß, ich wusste vor allen anderen in der Klasse, was ich

werden sollte. Ich war auf dem Berufstrip. Wieso sollte ich da protestieren? Hätte mich

doch nur aufgehalten.

ZEIT: Nach dem Abitur haben Sie gleich an der Deutschen Oper angefangen.

Thielemann: Ich fühlte mich damals bombig. Die Zweifel kamen später, da habe ich mir

gedacht: Du hättest ja auch irgendwann noch etwas anderes machen können. Ein Schritt

hatte sich eben aus dem anderen ergeben. Die Dinge haben immer mich gesucht. Berlin

suchte mich, München suchte mich, pikanterweise war es mit Dresden genau dasselbe.

ZEIT: Dresden hat Sie gesucht in einer Zeit, als das Verhältnis zwischen Ihnen

und dem Orchester in München schwierig geworden war, als man Sie dort mit einer

Vertragsverlängerung hinhielt...

Thielemann: Einer der befriedigendsten Momente war, als der Vorvertrag in Dresden

unterschrieben war – was in München keiner ahnte. Meine Assistentin ging dort

zum Intendanten, um ihm meinen Wechsel zu eröffnen. Gleichzeitig rief ich beim

Kulturreferenten an. Und Dresden verschickte eine Pressemitteilung. Für mich war das

eine große Befriedigung. Ich bin froh, dass sich Sachsens Regierung sehr bewusst ist, wie

wichtig die Kultur ist für dieses Land.

ZEIT: Wie verstehen Sie sich mit Sachsens Ministerpräsidenten, Stanislaw Tillich?

Thielemann: Wir verstehen uns sehr, sehr gut. Wir sind ja im gleichen Alter: nur zehn

Tage auseinander. Auch der Neo Rauch ist nur etwas älter. Wir sitzen manchmal alle

zusammen. Mit Neo Rauch kann man sich wunderbar unterhalten. Ein ausgesprochen

feinfühliger und ganz klarer Mensch. Das gefällt mir so sehr. Und Tillich ist auch

unheimlich angenehm. Ich habe ja keine Ahnung von seinem Beruf – ich versuche aber,

etwas zu lernen: Man sitzt dann am Abend schnell vier, fünf Stunden zusammen und

unterhält sich gut. Unser Alter, gerade 50, gefällt mir. Wir sind noch jung, aber nicht mehr

so blöd.

ZEIT: Haben Sie bei den gleichaltrigen Ostdeutschen, bei Rauch und Tillich, das Gefühl:

Die sind anders als Westdeutsche?

Thielemann: Ja, die sind anders. Vielleicht weil Sie manchen sinnlosen Kampf nicht

gekämpft haben, diese Kämpfe gegen alles und jeden.

ZEIT: Können Sie mit den »89ern« etwas anfangen?

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Thielemann: Ich bin auch ein 89er. Wir sind alle durch 89 umgekrempelt worden. 89 hat

unser aller Leben verändert, in Ost wie West.

ZEIT: Der damalige Bürgerrechtler mit dem Rauschebart ist phänotypisch doch nichtgerade das, was Ihnen nahesteht.

Thielemann: Doch, der steht mir nahe, weil ich hinter die Kulissen gucke. Aussehen ist

unwichtig. Der Anzugträger muss nicht der feine Pinkel sein, und der Schlabberhosenträger

muss auch nicht der Unangepasste sein. Phänotypen sind mir nicht wichtig.

ZEIT: Wie wichtig ist Aussehen im Klassikbetrieb?

Thielemann: Leider nehmen es viele viel zu wichtig. Mir hat man ja jahrelang nachgesagt,

dass ich nicht elegant genug sei. Das stimmt, weil ich kein Augenmerk auf allzu

oberflächliche Eleganz gelegt habe. Ich kann auch mit diesen Geigenbarbies und

Celloschönlingen nichts anfangen. Ich kann nur was mit denen anfangen, die gut sind.

Mittlerweile ziehen sich die Mädels beim Geigespielen immer weniger an. Manchmal

sehen Sie Fotos, da wissen Sie nicht: Posieren die für einen Softporno? Ich glaube aber, die

Leute haben jetzt schon die Schnauze voll davon. Oder?

 Jetzt hat sich Thielemann in der Neustadt, diesem Rabaukenviertel, eine blutige Nase

geholt: Das Essen ist inzwischen da, es schmeckt ihm vorzüglich, aber die scharfen

Gewürze hat er unterschätzt: Der Maestro bekommt Nasenbluten. Ihn kann das nicht aus

der Fassung bringen. Das habe er öfter mal, sagt er. Das gehe vorbei.

ZEIT: Für den Schriftsteller Elias Canetti war der Dirigent der Inbegriff des mächtigen

Menschen.

Thielemann: Das stimmt. Was glauben Sie, was das für ein Gefühl ist? Kein Machtgefühl,

aber ein tolles Gefühl, wenn Sie wissen: Wenn ich jetzt anfange, beginnen die

 Meistersinger . Ditt ist schon watt. Aber Macht ist es wirklich nicht. Manchmal habe ich

so große Angst. Ich kann furchtbar nervös sein. Komischerweise macht es mich aber ruhig,

wenn die anderen nervös sind. Dann werde ich eiskalt. Weil ich denke: Ich muss euch jetzt

beschützen.

ZEIT: Ist das Publikum ungerecht, weil es solche Schwächen nicht akzeptiert?

Thielemann: Wenn das Publikum wüsste, welche Angstszenen sich auf den Gängen eines

Opernhauses abspielen! Wenn berühmte Tenöre von der Toilette geholt werden müssen vor

der Tosca, weil sie so einen Schiss haben. Und dann singen die plötzlich wie die Götter. Es

ist wahnsinnig schwer, vor dem Publikum zu bestehen. Deshalb habe ich auch so Respekt

vor diesen Volksmusiksängern.

ZEIT: Vor den Volksmusiksängern?

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Thielemann: Ja! Weil das Publikum dort begeistert ist! Das Publikum ist eine Bestie.

Wer es zufriedenstellt, hat etwas geleistet! Ich sage nicht, dass ich zu Hause die Wildecker

Herzbuben hören muss. Aber ich finde es eine bodenlose Arroganz, sich darüber zu

erheben. Howard Carpendale, Roberto Blanco, Helene Fischer – die verdienen sich krumm

und krümmlich. Und in deren Publikum sitzen keine Doofmänner. Das sind Ingenieure,

das sind Bauarbeiter, da sitzt die Hausfrau neben dem Oberstudiendirektor. Ein ganz breit

gefächertes Publikum!

ZEIT: Schauen Sie die Feste der Volksmusik?

Thielemann: Ja! Natürlich! Auch aus professionellem Interesse. Manchmal drehe ich den

Ton ab und schaue einfach nur, wie toll die sich bewegen. Das ist knallhart! Das absolute

Profitum. Andrea Berg zum Beispiel: Die macht ja richtig auf verrucht. Da guck ich mir an,

wie die sich bewegt. Wie die ins Publikum schaut! Das ist hoch professionell. Da fiebertman richtig mit: Jetzt schaust du in die Kamera, Mädchen, dann in die Kamera daneben, ja,

Mensch, toll! Dann legt sie sich was um den Hals, einen Schal vielleicht. Und die Haare,

wie reizend sind die gemacht! Herrlich! Ich glaube, dass das Publikum ein untrügliches

Gespür dafür hat, ob einer seine Leistung bringt. Ich sehe da ein Publikum, das angetan ist

– und das spüren Sie als Dirigent!

ZEIT: Sie sind ja richtig begeistert...

Thielemann: Ja klar. Die Mary Roos würde ich gerne mal treffen. Die würde ich so gerne

mal fragen: Wie schaffen Sie das seit 50 Jahren mit der guten Laune? Wie macht ihr das,wenn ihr in der Stadthalle sitzt, und die Luft ist so trocken? Rex Gildo hat sich aus dem

Fenster gestürzt, weil er diese Fröhlichkeit nicht mehr hingekriegt hat.

ZEIT: Es heißt ja, im Osten liebten besonders viele die Volksmusik. Können Sie sich das

erklären?

Thielemann: Ich kann nur spekulieren – vielleicht ist es das, was auch die Heimatfilme

nach dem Krieg so erfolgreich gemacht hat. Die Leute waren geflohen, hatten die

Bombennächte noch im Kopf. Natürlich gucken die keine Katastrophenfilme! Die gucken

den Förster von der Silberalm. Die Alm blüht und alles ist schön. Und vielleicht ist das,

in Ansätzen, ein Phänomen, das jetzt auch die hiesige Bevölkerung betrifft: In der älteren

Generation, die durch die Wende gebeutelt war – da hat sich vielleicht mancher gesagt:

Aber in der Volksmusik ist noch alles schön! Da ist die Liebe auf der Alm. Das ist wie

beim Heimatfilm.

 Der Wirt bringt die Rechnung. Er komme wieder, verspricht Thielemann. Jetzt aber soll es

erst mal in eine Bar gehen, zum Abschlussgetränk. Dort bestellt der Künstler den Mai Tai

 II. Es ist 21.30 Uhr.

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ZEIT: Ihr Zuhause ist in Babelsberg. Im Jahr 2005 haben Sie eine marode Villa am

Griebnitzsee gekauft und sanieren lassen. Viele packt dann ein bisschen die Handwerkslust.

So einer sind Sie nicht, oder?

Thielemann: Doch, doch! Ich mache vieles selber! Ich beaufsichtige meinen

Heizungsmonteur, den Gärtner, die Putzfrau, ich lasse die nicht rein, wenn ich nicht da bin!

ZEIT: Sie beaufsichtigen Ihre Putzfrau?

Thielemann: Na, was denken Sie denn! Da stehen so viele Sachen herum. An die Bilder

darf sie gar nicht. Ich lasse sie auch nicht die Teppiche hochklappen – hinterher kämme

ich die Fransen alle selber. Nein, die Putzfrau wird beaufsichtigt. Und wenn der Bilder-

Aufhänger kommt und bohrt, dann nehme ich den Staubsauger und halte den von unten

fest! So was will ich selbst machen. Ich brauche Bodenhaftung. Ich komme nach Hause und

bin bodenbehaftet.

CHRISTIAN THIELEMANN

Christian Thielemann ist einer der gefragtesten Dirigentenweltweit. Er leitet seit Beginn dieser Saison die SächsischeStaatskapelle Dresden als Chefdirigent.1959 geboren, wuchs Thielemann als einziger Sohn ineiner musikalischen Familie in Berlin-Schlachtensee auf.Gleich nach dem Abitur begann er 1978 seine beruflicheLaufbahn als Korrepetitor an der Deutschen Oper Berlinund arbeitete schon in jungen Jahren als Assistent vonHerbert von Karajan und Daniel Barenboim.Nach einerklassischen »Ochsentour« mit Stationen in Gelsenkirchen,

Karlsruhe und Hannover wurde Thielemann 1985 ErsterKapellmeister in Düsseldorf, ehe er 1988 als jüngsterGeneralmusikdirektor der Republik nach Nürnbergwechselte. 1997 kehrte der Künstler in derselben Positionfür sieben Jahre in seine Heimatstadt an die DeutscheOper Berlin zurück. Von 2004 bis 2011 wirkte er alsChefdirigent der Münchner Philharmoniker, die er nachdem Streit um seinen Vertrag verließ. Im Jahr 2000 gabThielemann mit den »Meistersingern« sein Debüt auf demGrünen Hügel in Bayreuth. Er gilt vielen als »der« Wagner-Dirigent der Gegenwart. Zum 200. Geburtstag seinesLieblingskomponisten hat der 53-Jährige soeben das Buch»Mein Leben mit Wagner« veröffentlicht (C. H. Beck; 320Seiten, 19,95 Euro).Neben seinem Engagement in Dresden ist Thielemannvon 2013 an Künstlerischer Leiter der einst von Karajangegründeten Salzburger Osterfestspiele. Er lebt inPotsdam.

ZEIT: Weil die Musikwelt so künstlich ist?

Thielemann: Ja! Diese Musikwelt ist eine andere Welt. Ich muss wieder nach Hause

kommen. Ich gucke meine Kontoauszüge alle selber an. Ich weiß genau Bescheid über

meine Finanzen. Ich packe meinen Koffer selbst, ich falte mir meine Unterhemden selbst

zusammen – keiner packt meinen Koffer! Nur ich! Was denken Sie denn. Ich weiß genau,

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7/30/2019 Zeit.de 2012 44 Christian Thielemann Semperoper Dresden

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MUSIK

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was in meinem Koffer eingeschichtet ist. Da geht keiner ran. Das Einzige, was ich nicht

selber mache, ist Wäsche waschen. Aber ich nehme mir die Sachen selber von der Leine.

ZEIT: Und packen Sie auch selbst an, wenn etwas repariert werden muss?

Thielemann: Mit den Händen nicht, das geht nicht. Aber ich kümmere mich detailliert

darum. Ich fahre zu meiner Gemälderestauratorin und zum Rahmenhändler, ich suche mir

die Rahmen selbst aus. Es geht mir um das normale Leben – das ist ja das, was der Künstler

oft nicht hat. Viele Künstler können weder mit Geld umgehen, noch sind sie geschäftsfähig.

Wenn Sie bei diesen Feinheiten einer Brahms-Symphonie und dem Edelhotel in Tokio

mitreden können – alles schön! Aber ich komme gerne nach Hause und freue mich auf 

das Krustenbrot und den Himbeerjoghurt zum Frühstück! Ich freue mich auf die grobe

Mettwurst! Na, diese Sachen eben. Dann taucht man ein in die Welt der Normalos.

ZEIT: Was tun Sie gerne in der Welt der Normalos?

Thielemann: Na, ganz normalo. Keine Musik. Ich komme ohne Musik aus. Ich studiere

morgens etwa zwei Stunden, und dann bin ich in der Welt der Normalos. Mit der Putzfrau.

Mit dem Gärtner. Aber ohne Musik, wie gesagt. Ich kann mich auch nicht entspannen bei

Musik. Ich muss Musik nicht lange haben.

ZEIT: Sind Sie notorischer Villenbesitzer, wie Thomas Mann?

Thielemann: Das bin ich! Ich bekenne mich zum Bürgertum und zur Villa. Ich finde

einfach, dass das schön ist. Guter Wein, gute Musik, tolle Orchester. Meine herrlicheKunstsammlung.

ZEIT: Sie passen nach Dresden?

Thielemann: Ja, vielleicht passe ich einfach hierher.

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