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Liebe Freunde, zunächst bin ich sehr froh, dank der tatkräfti- gen Hilfe von Ulrike Nadler und Archibald Kleinau die ProSophia auf den Weg gebracht zu haben. Das Echo war eindeutig positiv. Es wurde von vielen Seiten das Vorhaben aus- drücklich begrüßt, ein Medium der echten Kommunikation zu schaffen. Hoffen wir also, daß wir es nun auch wirklich schaffen, ein sol- ches zu werden. Denn wie nicht anders zu erwarten, haben doch viele, die sich grund- sätzlich interessieren, eine ziemliche Hoch- achtung davor, sich schriftlich zu beteiligen. Erfreulicher Weise haben wir einige schöne Beiträge bekommen, von denen zwei im Fol- genden zu lesen sind. Doch die Beteiligung durch die Leser müßte sich schon noch erheb- lich ausweiten. Natürlich muß sich die Sache erst einspielen. Selbstverständlich hat man nicht sofort druckreife Manuskripte zur Hand. Und abgesehen davon, habe ich ausreichend vorbereitetes Material aus der eigenen For- schung, welches sozusagen auf seine Ver- öffentlichung wartet. Sodaß ein Erscheinen der Zeitschrift nicht gefährdet ist. Aber wie schon in der ersten Ausgabe dargestellt, soll die ProSophia kein Einweg-Medium sein, sondern es soll ein wirkliches Gespräch, eine Kom- munikation, zwischen den Lesern entstehen und zwar verbunden mit der Kultivierung der Seelenimpulse. Gemeint ist also nicht irgendei- ne Kommunikation, ein Klönen oder Tratschen oder Fachsimpeln, sondern der Versuch, die eigenen Seelenimpulse zu entwickeln, zu pfle- gen, zu kultivieren. Hervorgegangen ist der Impuls zu diesem Vorhaben aus der Einsicht, daß es nicht ausreicht, geisteswissenschaftli- che Inhalte bloß zu veröffentlichen. Man kann noch so gute und wahre Bücher oder Artikel mit allerlei Steiner-Zitaten schreiben, das allein wird noch nicht die so dringend notwendigen heilsamen Impulse in die Menschheitsent- wicklung bringen können. Anthroposophie muß nicht nur verstanden und innerlich be- 1 Ausgabe 2 – September 2004 Zeitschrift für FREIE GEISTIGE PRODUKTION auf anthroposophischer Grundlage Beiträge zum Weltverständnis Das Kommunikationsmedium der Denkschule in Hamburg In eigener Sache – zur Kultivierung der Seelenimpulse Seite 1 Seminarbericht: Naturbetrachtung 2004 – Undinen-lastige Rekordteilnahme Seite 5 Was die Seele bewegt - Leserbeiträge: Moralität Seite 9 Außersinnliches: Gesichte-r Seite 17 Engel heute - Was tut der Engel in unserem Astralleib? Seite 19 Terminkorrektur: Seminar „Essen & Denken“ Seite 19 Die Denkschule - Kursprogramm 2005 Seite 23 Veranstaltungen Seite 24 Impressum Seite 24 In dieser Ausgabe:

Zeitschrift für FREIE GEISTIGE PRODUKTION auf … · 2017. 4. 7. · gen Hilfe von Ulrike Nadler und Archibald Kleinau die ProSophia auf den Weg gebracht zu haben. Das Echo war eindeutig

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Page 1: Zeitschrift für FREIE GEISTIGE PRODUKTION auf … · 2017. 4. 7. · gen Hilfe von Ulrike Nadler und Archibald Kleinau die ProSophia auf den Weg gebracht zu haben. Das Echo war eindeutig

Liebe Freunde,zunächst bin ich sehr froh, dank der tatkräfti-

gen Hilfe von Ulrike Nadler und ArchibaldKleinau die ProSophia auf den Weg gebrachtzu haben. Das Echo war eindeutig positiv. Eswurde von vielen Seiten das Vorhaben aus-drücklich begrüßt, ein Medium der echtenKommunikation zu schaffen. Hoffen wir also,daß wir es nun auch wirklich schaffen, ein sol-ches zu werden. Denn wie nicht anders zuerwarten, haben doch viele, die sich grund-sätzlich interessieren, eine ziemliche Hoch-achtung davor, sich schriftlich zu beteiligen.Erfreulicher Weise haben wir einige schöneBeiträge bekommen, von denen zwei im Fol-genden zu lesen sind. Doch die Beteiligungdurch die Leser müßte sich schon noch erheb-lich ausweiten. Natürlich muß sich die Sacheerst einspielen. Selbstverständlich hat mannicht sofort druckreife Manuskripte zur Hand.Und abgesehen davon, habe ich ausreichendvorbereitetes Material aus der eigenen For-

schung, welches sozusagen auf seine Ver-öffentlichung wartet. Sodaß ein Erscheinen derZeitschrift nicht gefährdet ist. Aber wie schonin der ersten Ausgabe dargestellt, soll dieProSophia kein Einweg-Medium sein, sondernes soll ein wirkliches Gespräch, eine Kom-munikation, zwischen den Lesern entstehenund zwar verbunden mit der Kultivierung derSeelenimpulse. Gemeint ist also nicht irgendei-ne Kommunikation, ein Klönen oder Tratschenoder Fachsimpeln, sondern der Versuch, dieeigenen Seelenimpulse zu entwickeln, zu pfle-gen, zu kultivieren. Hervorgegangen ist derImpuls zu diesem Vorhaben aus der Einsicht,daß es nicht ausreicht, geisteswissenschaftli-che Inhalte bloß zu veröffentlichen. Man kannnoch so gute und wahre Bücher oder Artikelmit allerlei Steiner-Zitaten schreiben, das alleinwird noch nicht die so dringend notwendigenheilsamen Impulse in die Menschheitsent-wicklung bringen können. Anthroposophiemuß nicht nur verstanden und innerlich be-

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Ausgabe 2 – September 2004

Zeitschrift für FREIE GEISTIGE PRODUKTION auf anthroposophischer Grundlage

Beiträge zum WeltverständnisDas Kommunikationsmedium derDenkschule in Hamburg

➜ In eigener Sache – zur Kultivierung der Seelenimpulse Seite 1➜ Seminarbericht: Naturbetrachtung 2004 –

Undinen-lastige Rekordteilnahme Seite 5➜ Was die Seele bewegt - Leserbeiträge:

Moralität Seite 9Außersinnliches: Gesichte-r Seite 17

➜ Engel heute - Was tut der Engel in unserem Astralleib? Seite 19➜ Terminkorrektur: Seminar „Essen & Denken“ Seite 19➜ Die Denkschule - Kursprogramm 2005 Seite 23➜ Veranstaltungen Seite 24➜ Impressum Seite 24

In dieser Ausgabe:

Verwendete Mac Distiller 5.0.x Joboptions
Dieser Report wurde automatisch mit Hilfe der Adobe Acrobat Distiller Erweiterung "Distiller Secrets v1.0.5" der IMPRESSED GmbH erstellt. Sie koennen diese Startup-Datei für die Distiller Versionen 4.0.5 und 5.0.x kostenlos unter http://www.impressed.de herunterladen. ALLGEMEIN ---------------------------------------- Dateioptionen: Kompatibilität: PDF 1.3 Für schnelle Web-Anzeige optimieren: Nein Piktogramme einbetten: Ja Seiten automatisch drehen: Nein Seiten von: 1 Seiten bis: Alle Seiten Bund: Links Auflösung: [ 2400 2400 ] dpi Papierformat: [ 595 841 ] Punkt KOMPRIMIERUNG ---------------------------------------- Farbbilder: Downsampling: Nein Komprimieren: Ja Automatische Bestimmung der Komprimierungsart: Ja JPEG-Qualität: << /HSamples [ 2 1 1 2 ] /QFactor 0.5 /Blend 1 /VSamples [ 2 1 1 2 ] >> Bitanzahl pro Pixel: Wie Original Bit Graustufenbilder: Downsampling: Nein Komprimieren: Ja Automatische Bestimmung der Komprimierungsart: Ja JPEG-Qualität: << /HSamples [ 2 1 1 2 ] /QFactor 0.5 /Blend 1 /VSamples [ 2 1 1 2 ] >> Bitanzahl pro Pixel: Wie Original Bit Schwarzweiß-Bilder: Downsampling: Nein Komprimieren: Ja Komprimierungsart: CCITT CCITT-Gruppe: 4 Graustufen glätten: Ja Bitanzahl pro Pixel: 8 Bit Text und Vektorgrafiken komprimieren: Ja SCHRIFTEN ---------------------------------------- Alle Schriften einbetten: Ja Untergruppen aller eingebetteten Schriften: Nein Wenn Einbetten fehlschlägt: Abbrechen Einbetten: Immer einbetten: [ ] Nie einbetten: [ ] FARBE(N) ---------------------------------------- Farbmanagement: Farbumrechnungsmethode: Farbe nicht ändern Methode: Standard Geräteabhängige Daten: Einstellungen für Überdrucken beibehalten: Ja Unterfarbreduktion und Schwarzaufbau beibehalten: Ja Transferfunktionen: Anwenden Rastereinstellungen beibehalten: Ja ERWEITERT ---------------------------------------- Optionen: Prolog/Epilog verwenden: Nein PostScript-Datei darf Einstellungen überschreiben: Ja Level 2 copypage-Semantik beibehalten: Ja Portable Job Ticket in PDF-Datei speichern: Nein Illustrator-Überdruckmodus: Ja Farbverläufe zu weichen Nuancen konvertieren: Nein ASCII-Format: Nein Document Structuring Conventions (DSC): DSC-Kommentare verarbeiten: Ja DSC-Warnungen protokollieren: Ja Für EPS-Dateien Seitengröße ändern und Grafiken zentrieren: Ja EPS-Info von DSC beibehalten: Ja OPI-Kommentare beibehalten: Nein Dokumentinfo von DSC beibehalten: Ja ANDERE ---------------------------------------- Distiller-Kern Version: 5000 ZIP-Komprimierung verwenden: Ja Optimierungen deaktivieren: Nein Bildspeicher: 524288 Byte Farbbilder glätten: Nein Graustufenbilder glätten: Nein Bilder (< 257 Farben) in indizierten Farbraum konvertieren: Ja sRGB ICC-Profil: sRGB IEC61966-2.1 ENDE DES REPORTS ---------------------------------------- IMPRESSED GmbH Bahrenfelder Chaussee 49 22761 Hamburg, Germany Tel. +49 40 897189-0 Fax +49 40 897189-71 Email: [email protected] Web: www.impressed.de
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wegt, d. h. meditiert werden, sondern auch imsozialen Austausch eine Rolle spielen. „Wielebt der anthroposophische Gedanke im ande-ren Menschen?“ und „Wie ist dieser andereMensch?“, das sind zentrale Fragen jener erfor-derlichen Gesinnung, die Rudolf Steiner „sozi-ales Interesse“ nennt. Es geht also wirklich ummehr, als nur die Welt mit seiner eigenen un-maßgeblichen Meinung zu beglücken. Dennwenn tatsächlich eine solche Kommunikationentsteht, wenn also verschiedene Menschenüber geisteswissenschaftliche Dinge nachden-ken und dabei an andere denken, mit denensie sich austauschen über diese Inhalte, dannverstärkt sich die Wirkungsmöglichkeit der gei-stigen Welt in der Menschenwelt erheblich.Wenn jemand ein Steiner-Buch liest, ist dasgewiß eine gute Sache. Wenn er es auch nochweitgehend versteht, ist das eine bessere Sa-che. Wenn er dann noch das, was er verstan-den hat meditiert – oder anders gesagt – wenner sein Weltverstehen durch intensives Den-ken, durch gedankliches Versenken, der geisti-gen Welt zur Korrektur und Ergänzung vorlegt,dann ist das schon eine sehr gute Sache. Wenner aber außerdem noch über seine aus demBuch gewonnenen Erkenntnisse oder Fragenmit anderen Menschen kommuniziert, ist daseine noch viel bessere Sache. Und wenn erdann nicht nur mit einem oder zweiMenschen, sondern mit vielleicht fünfhundertMenschen kommunizierte – wie dies bei derProSophia der Fall sein könnte – dann wäre dasschon eine sehr, sehr gute Sache. Bei unseremNaturbetrachtungsseminar, über welches wir indieser Ausgabe ausführlich berichten, war eswieder deutlich zu spüren: Fast überall, wo wirzusammenkamen, verdichtete sich die Atmo-sphäre. Etwas wirkt mit, wenn viele zusam-menschwingen. Helfet also mit, liebe Freunde,auf daß wir durch die ProSophia zusammen-schwingen.

Das schriftliche Arbeiten an den eigenenSeelenimpulsen hat viele positive Wirkungen,die aber oftmals unbeachtet bleiben. Versuchtman, die Regungen einmal aufzuschreiben, somuß man die Gedanken zunächst einmal klarfassen. Man muß sich entscheiden. Man klei-det die Gedanken in Worte und weitet so sei-nen Wirkensbereich vom Reich der Engel aufdas der Erzengel aus. Denn mit unserem

Denken – und besonders, wenn wir geisteswis-senschaftliche Inhalte zu denken versuchen –sind wir kräftemäßig mit den Engeln verbun-den. In der Sprache liegt die Kraft der Erzengelund in den Taten erreicht der Mensch dasGebiet der Archai. (Weiteres zu diesem Themaunter der Rubrik „Engel heute“ in dieserAusgabe.) Aus dem dort behandelten VortragSteiners geht hervor, daß das Verhältnis desMenschen zur dritten Hierarchie individuellganz verschieden geartet sein kann und daß esin der heutigen Zeit des Materialismus denkbarschlecht um diese doch so notwendige Ver-bindung steht. Angewendet auf das hier propa-gierte schriftliche Arbeiten an den eigenenSeelenimpulsen unter Zuhilfenahme der gei-steswissenschaftlichen Erkenntnisse der Anth-roposophie bedeutet das aber: Die vorgeschla-gene Vorgehensweise verbessert die Ver-bindung des Menschen zur dritten Hierarchieentscheidend. Man suche daher, die eigenenUnsicherheiten und Unzulänglichkeiten zuüberwinden. Wir werden schon aus den Bei-trägen etwas Les- und Verstehbares machen,sofern der Inhalt nach unserer Meinung für dieLeser interessant ist. Wie schon erwähnt, sindwir auch gern bereit, die Beiträge ohne Nen-nung des Namens abzudrucken, wenn derAutor dies wünscht. Wir werden die zu denBeiträgen eingehenden Zuschriften dann andie Autoren weiterleiten, damit diese selberentscheiden können, ob sie die Verbindungaufnehmen oder nicht.

Kommen wir aber nach diesem praktischenEinschub auf unser eigentliches Thema zurück.Da gilt es auch noch das Folgende zu berück-sichtigen:

Die Aufgabe der Menschen Mitteleuropasbesteht nach meinem Anthroposophie-Ver-ständnis darin, daß jeder einzelne zunächstden Mut aufbringt, seine Individualität voll zurEntwicklung zu bringen, voll zu erschließen –mit anthroposophischen Worten gesagt: Es gehtum die Entwicklung der Bewußtseinsseele. Dasheißt aber nichts anderes, als sich selbst in allseinen Eigenarten und Möglichkeiten zu erfor-schen und sozial zur Geltung zu bringen. Ausdieser zu gewinnenden Selbständigkeit herausmüßte dann wiederum die Gemeinschaftgesucht werden, die freie Assoziation, dieWahlverwandtschaft anstelle von Abhängig-

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Ausgabe 2 – September 2004

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keitsverhältnissen. Gemeinschaften aus Indivi-duen, freie Zusammenschlüsse von Erkenntnis-suchenden Menschen, das könnten die Keimeeiner verträglichen Menschenzukunft sein. Uman solchen Zielen arbeiten zu können, wurdedie ProSophia ins Leben gerufen. Denn washeißt es, seine Individualität voll zu erschlie-ßen und sozial zur Geltung zu bringen? Nun,ich meine, daß dies bedeuten würde, daß jedersich anstrengt, Selbsterkenntnis zu treiben, daßer schaut, wer er ist, wie er ist, was ihn bewegt,was er kann und aber auch, was er nicht kann,wessen er bedürftig ist. Würden wir nur denMut haben, dies vorurteilsfrei umzusetzen,dann wäre schon viel gewonnen. Wissen wirgenau, was wir den anderen geben könnenund was wir von ihnen nehmen wollen, dannkönnen wir schon ganz anders an die anderenMenschen herantreten. Hätten wir dann auchnoch den Mut, unsere Erkenntnisse über unsselbst den Menschen in unserer Umgebungzugänglich zu machen – freilich ohne sie ihnenaufzudrängen –, dann könnten wiederum dieanderen ganz anders mit uns umgehen.Würden wir unsere Hauptaufgabe darin er-kennen, uns selbst genauestens zu erforschen,um unser individuelles Sein wirklich offen fürdie anderen Menschen darzuleben, so würdesich eine völlig neue Sozialstruktur ergeben.Würden wir uns selbst und vor allem dieMitmenschen nicht über unsere eigene Natur,unsere Talente und Bedürfnisse täuschen wol-len, würden wir nicht stets das Unangenehmezu umgehen, zu verdrängen, zu vertuschensuchen, dann könnten wir uns auch viel frucht-barer in andere Menschen einfühlen und be-merken, was diese geben können und nehmenwollen. Denn das ist die soziale Frage: Waskann ich geben? – und was möchte oder mußich nehmen? Wie gliedere ich mich zwischendie anderen Menschen? Gebe ich meineSchwächen zu, lege ich sie offen jedem hin, sokann mir viel besser geholfen werden. Gebeich ebenso offen meine Stärken, meine Talentebekannt, stehe ich zu diesen, dann können mirdie anderen Aufgaben geben, dann finde ichmeinen Platz in der Gemeinschaft. Würden wirnur ehrliches Interesse an der Wahrheit überuns selbst und die anderen aufbringen, so ergä-be sich eine neue Welt. Die genaue Kenntnisder eigenen Fähigkeiten und Bedürfnisse ist

aber schwer zu erringen. Allein die zutreffen-den Begriffe zum Erfassen eines Menschen, wiesie die anthroposophische Menschenkunde ent-hält, sind schwer zu erarbeiten. Obwohl dasmeiste auf der Hand liegt, ist man durch dieheute übliche Bildung völlig desorientiert, manbegreift einfach nicht, was ein Mensch ist, waser soll und will und wie er in der Welt drinnensteht. Was ist eine Welt? Man kann es mit denMitteln unserer Kultur nicht erfassen. Das diesso ist, kann wiederum nicht „Zufall“ oder„Pech“ genannt werden, sondern dies folgtschon einem Plan, der eben gerade verhindernwollte und will, daß freie und individuelleMenschen – wie sie der Christus „geplant“ hat– entstehen, denn diese wären unregierbar. Diekönnte man nicht für seine Ziele einspannen,wie dies von gewissen Kreisen gewollt undumgesetzt wird. Deshalb hat man uns in diese„wissenschaftliche Gefangenschaft“ geführt,aus der heraus der Mensch und das Leben nichtzu begreifen sind. Denn wenn man die Weltund den Menschen nicht begreift, dann kannman auch nicht beurteilen, was richtig und wasfalsch gestaltet oder eingerichtet ist. Man kanneine funktionierende Alternative zu dem exis-tierenden System nicht finden und macht danneinfach mit, oder steigt aus. Man ist ohnmäch-tig und verliert den Glauben an die Wahrheit.Man wendet sich von allem Geistigen, vonallen Idealen ab, weil man ganz berechtigt denEindruck haben muß: Das eigene Denkenergibt nichts Sinnvolles, man kann das Lebennicht verstehen. Statt dessen sucht man seinHeil in der Befriedigung der Triebe undBegierden. Jeder sagt sich: Man muß halt sehen,daß man möglichst viel Genuß im Leben hat.Und so wird der Genuß zum Wertmaß desLebens. Man arbeitet – oft ohne von dem Sinnund dem Wert der eigenen Arbeit überzeugt zusein – nur um Geld zu verdienen. Denn mitdem Geld läßt sich der Genuß kaufen, denn dieMenge des Genusses bemißt den Wert desDaseins. Auf diese Weise degradiert derMensch sich zum höheren Tier. Die bürgerlicheKultur – oder soll ich sagen „Unkultur“ – dientheute vorwiegend der Herstellung und Siche-rung des Genußlebens. Deshalb leben wir heu-te im Gegenteil dessen, was die soziale Fragelösen könnte. Wir leben in Konkurrenz undAbhängigkeit anstelle von Liebe und Freiheit.

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Gegenwärtig kann ja immer besser beobach-tet werden, wie nun die Wirtschaft die Men-schen in ihrer Indifferenz immer stärker nachihren Vorstellungen zu formen beginnt. Derwirtschaftliche Zwang hat längst diktatorischeZüge angenommen. Die alte Sklaverei im zeit-gemäßen Gewand strebt einem neuen Hö-hepunkt entgegen. Aber das war es ja, wovorRudolf Steiner stets gewarnt hatte. Das war es,warum die Anthroposophie als eine Welterklä-rung unbedingt Verbreitung finden mußte. Nurdurch ein Begreifen der wahren Weltzusam-menhänge kann ein Weg zu einer menschen-gemäßen Lebensform gefunden werden, unddas soll auch hier durch unser Kommunika-tionsmedium versucht werden.

Also, liebe Freunde, wenn Ihr diesen Dingeneine innere Zustimmung geben könnt, dannergreifet doch die Gelegenheit und werdettätig, werdet sozial, indem Ihr einfach schautauf das, was Euch anspricht, wo Ihr anstoßt,was eben Eure Seele bewegt. Fast jedes Themaist geeignet, geisteswissenschaftlich beleuchtetund mit etwas Glück auch verstanden zu wer-den. Ob dies gelingt, wird sich aber erst zei-gen, wenn man es versucht. Man sollte sichdaher angewöhnen, das, was bewegt, zu notie-ren. Von Zeit zu Zeit schaue man die Notizenan und bearbeite sie. Man formuliere Fragenund Erkenntnisse immer wieder neu, man kul-tiviere so seine Seelenimpulse, daß man sieschließlich sogar in ästhetische Form zu brin-gen versucht. Und auf irgendeinem Stand die-ser Arbeit teile man diese niedergeschriebenenSeelenimpulse der ProSophia zur Veröffent-lichung mit – nicht erst dann, wenn man alsErkenntnis-Sieger dastehen und endgültigesWissen mitteilen kann, sondern dann, wenn

man meint, das was die Seele bewegt zutref-fend dargestellt zu haben. Dadurch geschieht,was eingangs geschildert wurde. Man lernt sichselbst besser kennen und stellt sich in seinerEigenart offen zwischen die anderen Men-schen, so daß diese sich ein Bild von dieserEigenart machen können. Sie lernen aus-schnittweise kennen, was ich geben kann undzu nehmen wünsche. Indem sie dann aber aufmeinen Beitrag antworten, lerne ich wiederumausschnittweise kennen, wie die anderen sind,was sie geben können und nehmen wollen.Das Geben und Nehmen kann nur funktionie-ren, wenn ein soziales Interesse entsteht, wennman weiß, wie man selber und wie die ande-ren sind. Denn folgen wir Rudolf Steiner, so istein sozialer Organismus nur dann gesund,wenn seine Mitglieder ihre eigenen Talentemöglichst weitgehend nur zur Befriedigung derBedürfnisse der anderen Teilnehmer einsetzen– und wenn sie gleichzeitig die eigenen Bedürf-nisse weitestgehend durch die Talente der an-deren befriedigen lassen. Selbstversorger sindalso im Grunde unsozial, sie befriedigen ihreBedürfnisse durch ihre eigenen Talente. Siebrauchen die anderen nicht. Bedenken wir au-ßerdem, daß nach Rudolf Steiner der Christusnur dort wirken wird, „wo zwei oder drei ver-sammelt sind in meinem Namen“, dann habenwir in diesem Beitrag eine ganze Fülle ernstzu-nehmender Gründe aufgezählt, die es nahele-gen, den vorgeschlagenen Weg der Kultivie-rung der Seelenimpulse zu gehen. Daher, liebeFreunde, lasset das Papier nicht zu langeschmachten, es dürstet nach Tinte.

Traut Euch! Schreibt!

Hamburg, im August 2004 Hans Bonneval

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Ausgabe 2 – September 2004

Wir suchen die ProSophia möglichstweit zu verbreiten. Vielleicht habt Ihrnoch Ideen, wem man sie noch zukom-men lassen könnte oder wo man sie zurMitnahme auslegen könnte. Wir den-ken da an anthroposophische Arztpra-

xen, Waldorfschulen, Kindergärten,Bioläden, Marktstände usw. - falls Ihrda Ideen habt, fordert die entsprechen-de Anzahl von Exemplaren bei uns anoder schreibt uns, wo wir wie vieleExemplare hinschicken sollen.

Außerdem:

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Wie bereits in der ersten Ausgabe vorgestellt,veranstaltet die Denkschule in jedem Jahr zumBeginn der Sommerpause als eine Art Höhe-punkt des ersten Halbjahres das Seminar„Naturbetrachtung und Erlösung“ im HausSpöktal in der Lüneburger Heide. Die haupt-sächliche Aufgabe dieses Seminars bestehtdarin, die Teilnehmer des Grundkurses auf eineweitaus intensivere und praktischere Weise indie Thematik der Elementar- und Naturweseneinzuführen, als dies beim normalen Betriebder Denkschule möglich ist. Es hat sich alsaußerordentlich hilfreich erwiesen, für denVersuch der praktischen Umsetzung des Ge-dankens, daß wirklich alles in der Welt wesen-haft ist, einen Ort der Ruhe und Abgeschie-denheit aufzusuchen. In ihrer alltäglichen Um-gebung schaffen es die wenigsten Menschen,mit solchen und anderen Gedanken wirklichernst zu machen. Denn der anthroposophischeGedanke soll ja nicht bloß begriffen, sondernzusätzlich auch erlebt werden. Soll aber derheute vorherrschende Materialismus auch nurzeitweilig überwunden werden, durch die An-erkennung des Wesenhaften in aller Erschei-nung, so bedarf es neben einer behutsamenAnbahnung vor allem einer überzeugendenpraktischen Anwendung solcher Gedankenund Gesinnung. Nur dadurch kann vermiedenwerden, daß die Seele vorzeitig in Ablehnunggegenüber dem Geistig-Wesenhaften verfällt.

Das siebte Naturbetrachtungsseminar derDenkschule begann mit zwei kräftigen Regen-schauern, welche während der ersten Exkur-sion die Regenkleidung der Teilnehmer aufeine harte Probe stellte. Bei stürmischem Wet-ter hatten sich ca. 30 der insgesamt 34 Teil-nehmer auf den Weg in das Quellental„Söhlbruch“ begeben, um dort eine ersteAnnäherung an die Natur zu versuchen.

Die Aufgabe für die Teilnehmer bestandzunächst darin, vom Äußeren der Natur ausge-hend, zu dem die äußere Erscheinung bewir-kenden Wesenhaften vorzudringen. Eine de-mutsvolle Übung, welche im Mysterienwesenals „Fußwaschung“ bezeichnet wurde, läßt den

Menschen sich tief verneigen vor den ihm die-nenden Reichen der Minerale, Pflanzen undTiere. Sie traten einst zusammen mit den Men-schen die Entwicklung an, blieben aber zugun-sten der Menschheitsentwicklung zurück.

Dies alles ein erstes Mal in die konzentrierteVorstellung zu bringen und dazu ein Gefühlder Dankbarkeit zu entwickeln, war Inhalt derersten Aufgabe: Die Minerale, Pflanzen undTiere dienen mir – ohne sie könnte ich nichtMensch sein. Um ihnen aber danken zu kön-nen, ist es erforderlich, sich gedanklich undgefühlsmäßig mit dem Wesenhaften d. h. mitden Gruppenseelen der Mitwesen zu verbin-den.

In einer zweiten Übung sollte dann versuchtwerden, sich wiederum gedanklich mit demDasein und Wirken der Elementarwesen aus-einanderzusetzen.

Das Mineral als Grundlage aller Stofflichkeittritt auf als fester Erden-Stoff, als flüssigesWasserelement, als gasige Luft-Atmosphäre

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Ausgabe 2 – September 2004

Seminarbericht Naturbetrachtung 2004:

Undinen-lastige Rekord-Teilnahme

Die Haverbeeke

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und als feurig-plasmatische Wärme-Bewegung.Diese vier sogenannten Aggregatzustände wer-den bewirkt durch die vier bekanntenGattungen von Elementarwesen. Die Mineraleerscheinen erdenfest durch die Wirkung derGnomen oder Wichtel, sie erscheinen flüssigdurch die Arbeit der Undinen oder Nixen, gas-förmig durch die Sylphen oder Nymphen undplasmatisch oder warm durch die Gedankender Salamander, der Feuergeister. Auch ge-genüber diesen Wesen eine Art Dankbarkeit zuentwickeln, war die Aufgabe der zweitenHälfte dieses Nachmittages.

Als wir den Rückweg antraten, hörte derRegen auf, und nun sollte der Blick von derumgebenden Natur auf die Menschenwesenhingewendet werden, denn diese gehören jaauch zur Natur. Und was gibt es Interessanteresund Wichtigeres im Leben als den anderenMenschen? Was ich wahrnehme, ist aber nurder Leib des anderen. Dieser ist Sitz einesunsichtbaren Wesens, eines Iches. Dem Men-schen als Wesen zu begegnen, muß heuteebenso neu gelernt werden, wie das Bedenkenalles übrigen Wesenhaften in der Welt.

Die Natur besteht darin, daß Elementarwesender Erde, des Wassers, der Luft und des Feuersdas Reich der Minerale als fest, flüssig, gasför-mig und plasmatisch erscheinen lassen. DieMenschen gemeinsam mit Tieren und Pflanzenleben aber mit ihren physischen Leibern imReich der Minerale. Die Minerale sowieso,aber eben auch die Pflanzen, die Tiere und dieMenschen haben ihren physischen Leib mitMineral erfüllt. Das ist nur hier auf der Erde so,in den anderen Planetenregionen gibt es auchMenschen, aber diese haben in ihren physi-schen Leibern kein Mineral eingelagert, sieleben nicht im Mineralreich, wie ihre Erden-verwandten, nicht in Raum und Zeit, wie wir.Die Natur besteht also für den heutigenMenschen aus durch Elementarwesen in Raumund Zeit erlebbar gewordenen physischenLeibern von Mensch, Tier, Pflanze und Mineral.Die schon beschriebene Übung der Fuß-waschung versucht das richtige Verhältnis desMenschen zu seinen Geschwisterwesen herzu-stellen. Die Verneigung vor den uns dienendenMitwesen bedeutet für diese auch schon eineArt Erlösung. Doch dabei darf nicht vergessenwerden, daß jeglicher Dienst, den die Ge-

schwister uns leisten, nur durch die Taten derElementarwesen möglich wird. Damit wir diein Raum, Zeit und Materie nur möglichenErfahrungen machen können, wurde ein gan-zes Reich von Elementarwesen zum Dienst amMenschen in das Mineralreich gebannt. DemMenschen aber wurde die Aufgabe zuerteilt,diese für ihn tätigen Wesen wiederum aus ihrerVerbannung zu befreien. Dies betrifft aller-dings nicht nur die vier genannten Gattungenvon Elementarwesen, die daher hier nur alsBeispiele angeführt sind.

Der Mensch steht zu den Elementarwesen ineiner recht – für das gewöhnliche Weltbild –besonderen Beziehung nicht nur dadurch, daßer Physisches in sich aufnimmt, wie etwa beimAtmen und bei der Ernährung, sondern vorallem auch durch die Fähigkeit, die physischeWelt wahrzunehmen. Denn das Wahrnehmenist überhaupt nur möglich dadurch, daß wirvon den Wesen, welche die physischenErscheinungen mineralisch werden lassen, inuns aufnehmen. Ich sehe den harten Felsdadurch, daß ich Gnomen in mir aufnehme.Ich sehe das Wasser oder spüre die Luft und dieWärme dadurch, daß ich Undinen, Sylphenund Salamander in mir aufnehme. Diesgeschieht grundsätzlich bei jeder Form dermenschlichen Wahrnehmung. Die Frage istnur, ob man Kenntnis von der Sache hat odernicht. Jeder Mensch trägt einen „Kometen-schweif“ aus Elementarwesen bei sich.Zahllose Wesen werden täglich durch dasWahrnehmen fest mit dem Menschen verbun-den. Weiß ich davon, so geschieht dieseAufnahme schon in veränderter Weise.Bedenke ich dann, daß die von mir aufgenom-menen Wesen erlöst sein werden, wenn ichbeim Wahrnehmen an sie denke, indem ich dieWahrnehmungsempfindungen mir stark zumBewußtsein bringe, dann gestaltet sich meinKometenschweif ganz anders, als wenn ich vonall dem nichts weiß. Aus Rudolf SteinersDarstellungen wird deutlich, daß der Menschnicht nur eine Art Wiedergutmachung voll-bringt, wenn er versucht, so zu leben, daßmöglichst viele der aufgenommenen Elemen-tarwesen erlöst werden, sondern er erlöst sichauch selbst von allerlei Plagen, welche inreichlicher Fülle unter den heutigen Menschenverbreitet sind. Mit solchen wenig beruhigen-

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Ausgabe 2 – September 2004

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den Gedanken endete ein stürmischer Freitag,der trotz oder gerade wegen des widrigenWetters eine tiefe Einstimmung brachte.

Der zweite Tag war vom Wetter her freund-licher. Am Vormittag gingen wir zum HützelerBerg, um uns in den am Vorabend eingeführtenErlösungsgedanken zu vertiefen: Worin bestehtdie eigentliche Aufgabe des Menschen gegenü-ber den ihm dienenden Wesen. Was könnenwir tun, um das Verhältnis zu den Gruppen-

seelen der Tiere, Pflanzen, Minerale und den inallem tätigen Elementargeistern bewußt zugestalten? Rudolf Steiner empfiehlt dem Üben-den, sich ganz in den Gedanken zu versenken,daß er ohne die Hilfe der „niederen Reiche“der Minerale, Pflanzen, Tiere und ohne dieElementarwesen nicht Mensch sein könnte.

Am Abend war das Wetter bereits zuträglichgenug, um den geplanten Vortrag in der„Waldoper“ durchführen zu können. Das The-ma „Michael und der Drache“ befaßte sich zu-nächst mit der Wirkung der unerlösten Elemen-tarwesen und danach mit der „neuen Natur“,welche der Mensch heute erzeugt, indem ertechnische Einrichtungen nutzt. Und es klangan, was eine große Aktion der Denkschulewerden soll: „Die künstlerische Formgestaltungder Gebrauchsgegenstände“. Bei jeglicher Ver-richtung des Menschen entstehen Elementar-wesen. Jeder Mechanismus, jede Maschinewird von einem ahrimanischen Dämonbewohnt. Dieser Dämon der Maschine aber

formt die bei seiner Arbeit entstehendenElementarwesen nach seinem Wesen. Es seidenn, der Mensch bedenkt diesen Zusammen-hang und benutzt die Maschine unter diesemBewußtsein – dann formt wiederum derMensch die zwangläufig bei allen Verrichtun-gen entstehenden Wesen. Steige ich ohne einsolches Wissen, also ohne den Dämon in der Maschine zu bedenken in ein Auto undfahre damit, so werden die entstehenden

Elementarwesen ahri-manisch. Denke ichaber an den Dämonund an die entstehen-den Wesen, so neh-men die entstehen-den Wesen eine fürden Menschen ver-träglichere Form an.Sie werden nicht ahri-manisch.

Das hat zur Folge,daß in relativ naherZukunft (in wenigerals 5000 Jahren),wenn die Menschenwiederum hellsehendgeworden sind unddas Heer der um sie

herum lebenden Wesen erblicken, daß dieMenschen dann jene ahrimanischen Elemen-tarwesen, die in der heutigen Zeit durchMaschinen und Mechanismen erzeugt wurden,als ihm feindlich gesinnte Wesen erkennt,gegen die er sich zu wehren hat. In jenen Ele-mentarwesen aber, die durch die rechte Ge-sinnung und das entsprechende Bewußtsein alsnicht ahrimanische erzeugt wurden, wird erwertvolle Helfer für die Bewältigung seinesLebens finden. Denn in der näheren Zukunftwird der Mensch die heutige Natur immer un-deutlicher wahrnehmen aber immer deutlicherwird dafür das Ätherische für ihn wahrzuneh-men sein, die elementarische Welt. Insofernsind wir heute die Erzeuger unserer Natur-umgebung von morgen. Formen wir unsereGebrauchsgegenstände und Maschinen so, daßeine Freude an der schönen Form beim Ge-brauch entsteht, dann wirkt schon diese Freudeauf die entstehenden Elementarwesen deahri-manisierend. Wir Menschen haben es also in

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Das Spöktal

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der Hand, ob uns die Welt immer feindlichergegenüberstehen wird oder ob sie uns freund-lich umhüllt.

Nach derart schwerwiegenden Gedankenwurde dann im Dämmerlicht ein Lagerfeuerentzündet als ein Beispiel der Erlösung derElementarwesen aus dem Festen des Holzes.Denn Licht und Wärme schufen einst das Holz.Und löst man das Holz durch die Verbrennungwieder auf, so treten die eingelagerten Ele-mentarwesen des Lichtes und der Wärme wie-der hervor. Die Elementarwesen des festenHolzes aber werden durch das Feuer frei. – Aufeinem derartigen Gedankenhintergrund erlebtman ein Lagerfeuer völlig anders. Kurz vorMitternacht erloschen die Flammen.

Die Haupt-Übung dieses Seminars besteht indem Versuch, die Wahrnehmungsempfindun-gen stärker zum Bewußtsein zu bringen, weildas die Erlösung fördert, und dabei das ganzeunsichtbare Wesenshafte zu bedenken.

Am Sonntag fuhren wir vormittags nachSchwindebeck, zur größten Quelle Nord-deutschlands. Der Quellteich befindet sichdicht neben einem rostroten Bach mit starkeisenhaltigem Wasser. Erlen, Birken, Kiefernund Pappeln säumen als typischer Auwald das

Gewässer. Der Teich mißt vier bis fünf Meter imDurchmesser und fördert etwa 60 Liter Wasserpro Sekunde zutage. Der Rand des Teiches istmit einer dicken Schicht aus flockigem Eisenund Schwefel bedeckt. An mehreren Stellenquillt ständig weißer Sand nach oben und bie-tet ein ruhiges und doch bewegtes Bild. ImHintergrund rauscht ein kleiner Wasserfall desaufgestauten Baches und gibt dem kühlenGrund eine geheimnisvolle Stimmung. Nichtumsonst hat man in alten Zeiten die Quellenals heilige Orte angesehen. In krassem Gegen-satz dazu ist die Stimmung des nahegelegenenHeidehügels, der an seiner linken Flanke voneinem weiten Blumenfeld umsäumt ist. DerSauerampfer mit seinem besonderen Rot wirktwie ein Teppich für Tausende von leuchtendgelben Sternen des Sommer-Löwenzahns. Diesbrachte wieder ganz andere Seelen-Saiten zumSchwingen.

Am Nachmittag fand dann das Abschlußtref-fen für das Wochenendseminar statt. EinigeGedichte und Ansprachen an die Mitwesenwurden vorgetragen, einige Erlebnisse und Ein-drücke wurden geschildert, und mit dem an-schließenden Abendessen ging für die meistender Teilnehmer ein sicher viel zu kurzes aber

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Haus Spöktal - Aquarell von Mädi Klentze (Seminarteilnehmerin – in der Pause gemalt)

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Ursula Petzold schreibt uns einen ausführ-lichen Brief zur Frage der Moralität als eine ArtNachklang zu dem, was in der Denkschulezuvor besprochen worden war. Um auf ihrenBeitrag eingehen zu können, ist es erforderlich,die Leser zunächst mit dem, was in dem Kurs„Anthroposophie als Lebensschule“ bespro-chen wurde, bekannt zu machen. Um aber dieLeser in diesen Problemkreis behutsam einzu-führen, werden wir uns darauf beschränken,einige Fragen aus Ursula Petzolds Brief aufzu-greifen und zu behandeln. Denn die Moralitätist ein sehr anspruchsvolles Thema, zu dessenVerdeutlichung Rudolf Steiner zahlreiche Vor-träge gehalten hat. Moral ist das Königs-Themader Menschheit, der Hauptgrund zur Inkar-nation und der Inhalt der Religionen in derenZentrum der Christus steht. Sein Tod für dieMenschheit auf Golgatha war eine moralischeTat. Das Erkennen und Verwirklichen des Mo-ralischen ist gerade für Mitteleuropa von aller-höchster Bedeutung. Die auf dem Keltentumbasierende Gralsströmung und das esoterischeChristentum der Rosenkreuzer versuchten be-reits, den Menschen zu einer freien Moralitätzu erziehen – ganz im Gegensatz zumKatholizismus. Der Deutsche Idealismusbewegte in der Hauptsache die Frage, wie einefreie Menschheit ohne die vererbte Macht desAdels, die dogmatische Vormundschaft desKlerus und die akademisierte Autorität derWissenschaft würde leben können. Leiderwurde aus okkulten Kreisen heraus verhindert,daß der als Kaspar Hauser in Nürnberg aufge-fundene junge Mann badischer König wurde.

Denn nach Rudolf Steiners Angaben kanngeschlossen werden, daß Kaspar Hauser alsbadischer Thronfolger eine große sozialeMission hatte und die Ideen Goethes, Schillers,Herders, Fichtes, Hegels, Schellings und derübrigen Geistgrößen des Deutschen Idealismuszur Grundlage seines Königreiches hätte ma-chen wollen. Dies konnte leider nicht gesche-hen und so blieben die Ideen Theorie. Sehrzum Schaden der Anthroposophie. Zwar be-mühte sich Rudolf Steiner, der selber Rosen-kreuzer war, die verdorrten Keime des Idealis-mus wiederzubeleben. Denn ohne ein solchesleibfreies Denken, wie es der Deutsche Idealis-mus angeregt und ausgebildet hatte, konntendie Resultate der Steinerschen Geistesfor-schung nicht verstanden und umgesetzt wer-den. Das Begreifen und Umsetzen der Anth-roposophie ist wiederum die Voraussetzung fürdie gesunde Einführung des hygienischenOkkultismus, welcher für die nähere Zukunft inMitteleuropa zu erwarten ist. Dieser neueInstinkt wird dringend benötigt, um die drei-gliedrige Erde aus Ost, West und Mitte ineinem relativen Gleichgewicht zu halten. Derhygienische oder auch medizinisch genannteOkkultismus besteht vermutlich im bewußtenUmgang des Menschen mit den Krankheits-und Gesundungskräften, die stets im Menschenunbewußt wirken. So bewirkt beispielsweisejede Nahrungsaufnahme eine Art Krankheit,die dann die entsprechenden Gesundungs-kräfte aufruft und zur Verdauung nutzt. DieseKraft wurde stets in den Mysterien zurGewinnung geistiger Erkenntnisse verwendet.

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intensives Seminar zu Ende. Bei der Verab-schiedung hatte ich wieder das Gefühl, dasMögliche erreicht zu haben, die Teilnehmerauf praktische Weise in die doch recht kompli-zierte und vor allem ungewohnte Thematik der Naturwesen eingeführt zu haben. DieStimmung war recht positiv, und ich konnteden Eindruck gewinnen, daß auch zwischen

den Teilnehmern teilweise etwas entstandenwar, was hoffentlich über das Seminar und dieDenkschule hinaus zu fruchtbaren Verbindun-gen führt.

Soweit für diese Ausgabe – eine Fortsetzungüber das Wochenseminar wird folgen.

Hans Bonneval

Was die Seele bewegt – LeserbeiträgeThema: Moralität

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Wir werden also einen hygienischen, d.h. mo-ralisch reinen Umgang mit diesen Krankheits-und Gesundungskräften ausbilden müssen, umein Gleichgewicht herzustellen zwischen demmaschinellen Okkultismus des Westens, der ineiner bewußten seelisch-ätherischen Steuerungder Maschinen bestehen wird, und dem euge-netischen Okkultismus im Osten, der einebewußte Lenkung der menschlichen Inkar-nationen bedeutet. (Näheres dazu findet sichin meinem Buch „Die Offenbarung der Engelund die achte Sphäre“.) Man kann daher sagen,die gesunde Weiterentwicklung der Mensch-heit hängt momentan vor allem auch davon ab,ob es Mitteleuropa gelingt, trotz allem, wasgeschehen ist, doch noch moralisch zu wer-den. Denn von Mitteleuropa aus müssen of-fenbar die moralisch-hygienischen Impulse indie Welt gehen, wenn das Menschheitszielerreicht werden soll. Da es aber starke Wider-stände gab und gibt von mehr oder wenigergeheimen Vereinigungen, die ihren Vorteildarin sehen, die Menschheit dieses Christus-Ziel nicht erreichen zu lassen, wurde keineGelegenheit ausgelassen, Mitteleuropa an derBewältigung seiner Weltaufgabe zu hindern.Das ist die wahre Ursache der tragischen Ereig-nisse der letzten Jahrhunderte. Das Resultatdieser Machenschaften aber ist, daß heutekaum ein Mensch vorhanden ist, der auch nuransatzweise begriffen hätte, was Moralität ei-gentlich ist und bedeutet.

Um diesem Verständnis nun ein wenig näherzu kommen, wollen wir zunächst versuchen,den Begriff zu beschreiben, indem wir derFrage nachgehen, die Ursula Petzold gleich zuBeginn ihres Beitrages formuliert. Sie schreibt:„Was ist Moral“? Dabei ist zu berücksichtigen,daß der Begriff der Moraliät nicht geradebeliebt ist. Viele Menschen denken bei diesemBegriff zunächst an Verhaltens-Vorschriften, dieaus mehr willkürlichen Beweggründen einst füralle Menschen verbindlich aufgestellt wurdenmit der Maßgabe, man solle sich daran halten.Andere meinen, es handele sich um Konven-tionen, um Vereinbarungen, die das menschli-che Miteinander ordnen und erleichtern sollen.Doch wer diese Gedanken zu Ende denkt, wirdfinden, daß solche Erklärungen nicht ausrei-chen, z. B. das Phänomen des menschlichenGewissens verstehen zu können. Mein Gewis-

sen regt sich, auch wenn niemand von meinerUnmoralität weiß und auch in Fällen, wo eskeine moralischen Abmachungen gibt. Diegenauere Beobachtung zeigt, das Gewissenexistiert außerhalb der Konventionen undVorschriften. Daher muß Moralität mehr seinals bloß menschliche Absprache. Auch wennin der jüngsten Menschheitsentwicklung dieMoralität immer weiter in den Hintergrundgedrängt wurde, so kann man doch erleben,daß sie sehr tief im Menschen verankert ist. Ichmöchte es daher wagen, zu behaupten, daß diemenschliche Wesenheit auf Moralität fußt, ja,daß die Substanz unseres Wesens moralischerNatur ist.

Gewiß klingt diese Beschreibung wie einHohn angesichts der unglaublichen Entglei-sungen der Gegenwart, doch jeder prüfe es ansich selbst, er frage sich: Ist das Gewissenetwas mir von außen Aufgedrängtes, oder liegtes in meinem Wesen selbst begründet?

Schauen wir nun auf die Äußerungen RudolfSteiners, so findet sich z. B. eine Angabe, nachwelcher Moralität das Gesetz der geistigenWelt sein soll. Ähnlich, wie die Naturgesetzedie physisch-mineralischen Zusammenhängeregulierten, so würden moralische Gesetze dieGeistzusammenhänge der geistigen Weltregeln. An dieser Darstellung entzünden sichaber sofort Fragen, die Ursula Petzold in diefolgenden Worte kleidet: „Lebt Moral in mirund befähigt mich, mein Handeln danach zurichten, als eine Richtordnung, die mir direktaus dem Geistigen zuströmt? Ist sie eineWillenssache oder etwas, was mir geschenktwird?“ Dazu muß gesagt werden, daß wenndie Moralität mir geschenkt würde, es keinerAnstrengung durch mich bedürfte, moralischzu handeln. Dann wären wir, was Luzifer will:automatisch gute Menschen. Der Christus willaber gerade, daß wir frei seien, daß wir unsanstrengen sollen, so wir wollen, zu finden,was im Einzelfall moralisch ist und was nicht.Es muß also eine Willenssache sein. Ich mußmoralisch handeln wollen, dann werde ich esauch können. Will ich es nicht, so wird dasMoralitätsempfinden sich abstumpfen und zumErliegen kommen. Es kommt also maßgeblichdarauf an, welchen Wert ich der Gewissensre-gung beimesse. Es ist dies eine Frage der Ge-sinnung und damit eine Frage der Erkenntnis.

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Weiß ich von den wahren Weltzusammen-hängen, wie sie die geisteswissenschaftlicheForschung Rudolf Steiners zutage gefördert hat,so kann ich der Moralität einen ganz anderenWert beimessen, als wenn ich einfach nurglaube, daß Moral lediglich auf menschlichenKonventionen beruht und zu einem gewissenGrade beliebig ist.

Dies beantwortet auch eine weitere Frage derUrsula Petzold: „Ist Moral das Intimste in uns,wie ein Geheimnis, das sich offenbaren kannoder nicht...?“. Ich glaube schon, daß Moralitätzum Intimsten des Menschen gehört, und ob essich offenbart oder nicht, hängt – wie bereitserwähnt – von der Gesinnung des betreffendenMenschen ab. Inwiefern sie zu unseremIntimsten gehört, wird die folgende Ausein-andersetzung zeigen.

Schauen wir daher zunächst auf einen ande-ren Ausspruch Steiners zur Moralität, welchersinngemäß besagt, daß es ohne Menschenkeine Moralität in der Welt gäbe.

156/8/28* „In dem Augenblicke, wo mora-lische Impulse unser Seelenleben durchzu-cken, in dem Augenblicke schaffen wiretwas in die Welt hinein, das ohne unsnicht da wäre.“

Hier könnte man einen Widerspruch gegen-über der erstgenannten Angabe Steiners ver-muten, wonach die Moralität das „Natur“-Gesetz der geistigen Welt sei. Dieser schein-bare Widerspruch läßt sich durch die folgendeBegriffsklärung auflösen: Der Begriff der Moralist nämlich eng mit dem der Würde verknüpft.Beschreiben wir daher den Begriff der Würde.Was ist Würde?

Hierzu läßt sich sagen, daß Würde mit demWert eines Wesens zu tun hat. Gemeint ist derWert bzw. die Bedeutung, die einem Weseninnerhalb der Gesamt-Entwicklung aller Wesenzukommt. Eine andere Darstellung der Würdelautet: Würde ist das, was als Potential, alsnoch zu Leistendes oder zu Entwickelndes indem jeweiligen Menschen liegt, das, was ernoch würde, oder noch leisten würde, ließeman ihn gewähren – man könnte auch sagen:Der noch nicht entwickelte Keim des Men-schen ist die Würde. Dann läßt sich auch die

Präambel des deutschen Grundgesetzes verste-hen, die besagt: Die Würde des Menschen istunantastbar. Das würde nicht nur heißen: JederMensch hat seinen Wert für das Ganze, son-dern auch: Niemand soll in das, was als Ent-wicklungs-Potential im Menschen liegt, ein-greifen und dies behindern dürfen. An dieserStelle drängt sich allerdings die Frage auf, wiees denn z. B. um die arbeitslosen Menschensteht? Ist denn nicht die Würde des Menschenangetastet, wenn man ihm verwehrt, sich ein-zubringen? Ich glaube schon. Man sollte dahereine entsprechende Klage gegen die Bundes-republik vor dem Bundesverfassungsgerichtführen. Dann müßte die Würde der Präambeljuristisch definiert werden (falls das nichtbereits geschehen ist).

Aber kehren wir zu unserem Ausgangspunktzurück. Die Würde als der Wert des Einzelnenfür das Ganze ist eine moralische Angelegen-heit. Denn die moralische Frage ist: Wasgebührt dem oder den anderen und wasgebührt mir? In alter Zeit hat man dies dogma-tisch festlegen müssen, weil die Menschennoch nicht so weit entwickelt waren, selberherauszufinden, was im Einzelfall angemessenist. Insofern waren die dogmatischen Moral-vorschriften vor dem Jahre 1413 voll berech-tigt. Mit Beginn der Bewußtseinsseelenzeit istaber der Mensch allmählich fähig geworden,die Moralität selber zu ergründen. Deshalbsind die Menschen heute auch nicht mehrdurch Gesetz und Vorschrift zu führen. Jeder istheute prinzipiell fähig, im Einzelfall die Fragenach der angemessenen Vorgehensweise zubeantworten. "Was gebührt mir, was demanderen?", ist eine Frage, die keine katego-rischen Antworten verträgt, und im Alltag hatsich dies längst realisiert. In meiner Jugend ver-suchte man uns beizubringen, daß man bei-spielsweise einer Frau die Türen auf- undzuzumachen habe als Mann und in der vollenS-Bahn ihr den Sitzplatz anzubieten hätte. Wirkonnten dies nicht einsehen und befolgten esnicht, weil in uns die Bewußtseinsseele stärkerpochte als in unseren Eltern. Wir würden stattdessen (im Idealfall) jedem unseren Platzanbieten, der nach unserer Wahrnehmungeines Sitzplatzes mehr bedarf als wir – egal wiealt er ist und welchem Geschlecht er angehört.Wenn z. B. eine schwangere Frau den momen-

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* siehe Seite 23

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tanen Schwächezustand eines Jugendlichenbemerkt, wird sie vielleicht ihm ihren Platzanbieten und nicht sagen: Tut mir leid, du bistjung und männlich, aber ich bin eine Frau undobendrein schwanger. Es wäre also unterUmständen nicht unter ihrer Würde, ihrenPlatz zur Verfügung zu stellen.

An diesen Beispielen wird deutlich, daßMoralität nur situativ gesucht und gefundenwerden kann. Um zu moralisch einwandfreienVerhaltensweisen zu gelangen, ist es erforder-lich, die jeweilige soziale Situation zutreffendeinzuschätzen, was nur möglich ist, wenn mankeine kategorischen Urteile gelten läßt. Diemeisten Menschen aber haben sich bestimmtePauschallösungen angewöhnt. Sie handelnnach dem, was sich bewährt hat oder wasExperten empfehlen. Nur der wirklich Mutigeist bereit, im Bedarfsfalle seine Erfahrungenund die anderer Menschen ruhen zu lassenund auf moralische Intuitionen zu warten. Es istdies stets eine Art Durchgang durch einenNullpunkt. Auf alles Vorwissen verzichten zuwollen, bedeutet eine Art Niederlage. Manweiß nichts und gibt dies auch noch zu. Manist hilflos bis verzweifelt und versucht nicht,diesen Zustand aufzulösen, sondern man ver-senkt sich in seine Frage, in das bohrendeGefühl des Nichtwissens hinein. Nur auf dieseWeise kann man moralische Intuitionen emp-fangen. Was aber enthalten diese, wenn es umdie Frage nach der angemessenen Verhaltens-weise geht? Die moralische Intuition bestehtaus Willensimpulsen, die mich unmittelbarhandeln lassen bei gleichzeitiger Gewißheit,daß dies die angemessene Vorgehensweise ist,was sich dann im Nachhinein auch stets erwei-sen wird. Es handelt sich um Gedanken, diegleichzeitig Wille sind bzw. um Handlungs-impulse, die in ihrem Sinn oder Ideengehaltvöllig offen liegen und erkannt werden. Dabeimuß allerdings berücksichtigt werden, daß moralische Intuitionen nur auf moralisch reinerGrundlage empfangen werden können. Alleindie ehrliche Frage nach der Wahrheit kann einesolche Lösung bringen. Wer nur seinen Vorteilsucht, bleibt ohne Intuition. Er bleibt aber nichtunbedingt ohne Antwort, doch es handelt sichdann um eine Erfahrungs- oder Verstandes-lösung, die aus dem Menschen selber kommt,die sehr schlau sein kann, aber nicht aus der

geistigen Welt empfangen wird. Wirklichmoralisch sein zu wollen, ist ein Wagnis. Dennsehr leicht kann es geschehen, daß ich durchmeine ehrliche Frage die größere Last zu tragenhabe, weil mir die Intuition es so eingibt, weilich tatsächlich fähiger bin als der andere, dieseLast zu tragen. Ich habe nach der Wahrheitgefragt und nicht nach meinem Vorteil undtrage daher ggf. die größere Last. Und das istdie frohe Botschaft Rudolf Steiners an dieMenschheit: Wir gewöhnlichen Menschenkönnen die geistige Welt wahrnehmen, wennwir nur wollen: Wenn wir unsere Gesinnungnach der Moralität einrichten und ehrlich nachder angemessenen Lösung fragen, wird uns diegeistige Welt die moralischen Intuitionen sen-den. Wir stellen die Intuitionen nicht selberher, sie kommen zu uns, aber wir rufen sie auf.Ohne unseren dringlichen Wunsch erscheinensie nicht. Die Würde, der Wert eines Wesensgegenüber den anderen steht geistig fest, istaber vom nicht hellsehenden Menschen nurüber die moralische Intuition ermittelbar.Durch den Wunsch nach Wahrheit und denVerzicht auf einseitige Vorteilsnahme öffnet derBetreffende sein Ich wie eine Gralsschale, umdie moralische Wirklichkeit aus der geistigenWelt zu empfangen. Die geistige Welt und dieBeziehungen ihrer Wesen zueinander sind gei-stige Realität, sind geistige Wirklichkeit. Diephysische Welt ist Maja, ist Täuschung, istUnwirklichkeit. Indem aber der MenschMoralität, d. h. geistige Gesetzmäßigkeit in diephysische Welt hineinarbeitet, schafft erRealität, schafft er Wirklichkeit. Und dieseRealität bildet den Samen für künftige Welten.(s. Zitat 175/4/22)

Was hier „moralisch“ bzw. „die Würde“genannt wurde, ist aber gleichzeitig derUnterschied zwischen den Wesen bzw. ihr Ver-hältnis, ihre Beziehung zueinander. Denn fragtman sich, was ein Geist ist, was ihn ausmacht,was er beinhaltet oder umspannt, so zeigt sich,daß er eine Seinseinheit, ein Wesen ist. SeinInhalt besteht in seinem Verhältnis zu allenanderen Wesen. Entschlüsselte man ihn, sofände man die Gleichheiten und Verschie-denheiten gegenüber dem Rest des Kosmos.Daraus ergibt sich seine Würde, sein Wert fürden Kosmos und die einzelnen Wesen. Undebenso ergibt sich der Wert einer jeden

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Handlung eines Wesens gegenüber dem Restder Welt. Jede Tat eines Menschen betrifftandere Wesen und muß situativ moralischuntersucht und beurteilt werden. Der Menschaber kann geistig nicht sehen. Er sieht diejeweilige Würde-Lage nicht, aber er kann sie inForm eines Einfalls, einer Intuition denkerischsuchen und erfassen. So wie ein Blinder dieDinge, die andere sehen, sich bis zu einemgewissen Grad ertasten kann, so kann derMensch durch seine schattenhaften Gedankenzu einem gewissen Grade erfahren, was ande-re in seinem ganzen Umfang schauen können:die geistige Welt. Dazu aber muß er sie zuvorwollen und suchen, er muß nach der Wahrheitfragen. Dabei ist zu bedenken, daß überhauptnur aus einer arglosen, nicht auf einseitigeVorteilsnahme ausgerichteten Gesinnung dieFrage nach der Wahrheit gestellt werden kann.Wenn wir bereit sind, ggf. die größere Last zutragen – so dies der moralischen Wirklichkeitentspricht –, nur dann kann die moralischeWirklichkeit in der Menschenwelt wirksamwerden. Ist dies aber der Fall, so kommt unsdie geistige Welt entgegen, indem sie dem arg-los fragenden Menschen über seine geistigeDunkelheit hinweghilft. Auf diese Weise kannder Mensch Empfänger geistiger Impulse wer-den, die gleichzeitig im Denken, Fühlen undWollen auftreten. Steiner spricht vom geistigenEinschlag und von moralischer Intuition oderauch von moralischer Phantasie. Gewöhnlichnennt man es einen Einfall, eine Idee oderIntuition.

Der Inhalt dieser Geistesbotschaften ergibtsich also aus der Würde der beteiligten Wesen.Und wenn wir die Würde als den Wert des ein-zelnen Wesens für die Gesamtheit aller Wesenbezeichnen, so können wir die Moralität alsdas Bewußtsein von der Würde bezeichnen.Deshalb nennt auch Rudolf Steiner die Reli-gion eine moralische Angelegenheit. Man ver-sucht im Kultus, sich höheren Wesen würdigzu erweisen, mit der Absicht, diese höherenWesen in der Menschenwelt wirksam werdenzu lassen. Um sie aber in der Menschenweltmanifest werden zu lassen, trifft man gewisseVorkehrungen, die den Kultus ausmachen. Sonimmt man z. B. Räucherungen vor, sprichtgewisse Texte, setzt Zeichen und Gebärdenund nimmt eine devotionale Seelenhaltung

ein, die sich aus der höheren Würde der ange-rufenen Wesen ergibt. Diese sich vor demHöheren verneigende Haltung wirkt nur dann,wenn sie echt ist, wenn der Mensch – wie obenbeschrieben – zur Wahrheit bereit ist, wenn eralso moralisch ist. In diesem Zusammenhangkommt es immer wieder zu Mißverständnissen,z. B. an dem Satz aus dem Vaterunser „DeinWille geschehe“. Denn wo bleibt der auszubil-dende Eigenwille des Menschen, wenn docheinfach nur der Wille Gottes geschehen soll?Man versteht dies falsch, wenn man nichtbedenkt, daß des Menschen Wille zunächst dersein muß, im konkreten Einzelfall die Wahrheitbzw. die moralisch einwandfreie Vorgehens-weise finden zu wollen. Ich muß also genauerkennen, was vorliegt und die Wahrheit zuerkennen wünschen. Ich muß die „gute Tat“tun wollen. Darin liegt der freie Wille desMenschen. Worin aber liegt der Wille desGottes? Nun, er liegt in den Geistgesetzen, indem Geistigen des irdischen Vorganges, denich zu meistern suche. „Dein Wille geschehe“,heißt also: Ich finde diese und jene Situationvor und suche die wahre Erkenntnis zu dieserSituation durch eigene Anstrengung, indem ichdie entsprechende Frage gedanklich zu formu-lieren versuche. Die Antwort, die Lösung, pro-duziert der Mensch nicht, aber die Frage alsVoraussetzung zur Antwort, zur Lösung, wirddurch den freien Willen des Menschen erarbei-tet. Denn nur durch eine sehr präzise Fragekann eine ebenso präzise Antwort gefundenwerden. Insofern aber stehen der menschlicheWille, der zur Freiheit erzogen werden soll undder Wille des Gottes nicht im Widerspruchzueinander. Ebenso verträglich sind die beidenerwähnten Angaben Steiners zur Moralität,wonach einerseits die geistige Welt nachMoralgesetzen wie die physische Welt nachNaturgesetzen geordnet sein soll, und anderer-seits nur durch den Menschen Moralität in dieWelt gebracht werden kann. Dies erklärt sichaus der Tatsache, daß die Wesen der geistigenWelt keine Möglichkeit haben, die Würdeanderer Wesen zu mißachten. Sie „handeln“nach Geistgesetzen aus dem Willen der Trinitätund nicht aus eigener Erwägung. Bei ihnenkann die Frage „Was gebührt dem anderen,was gebührt mir?“ nicht im menschlichenSinne aufkommen. Für die Geistwesen ist dies

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alles offenbar und keine Frage. Das bedeutetnicht, daß es in der geistigen Welt keineUnmoralität geben kann, sondern nur, daß sie,wenn sie auftritt, offenbar ist. Daher sind diegegensätzlichen Wesen Luzifers, Ahrimans unddes Christus im Kosmos voneinander getrenntlebend und nur in der Menschentat vereint.Denn das soll gerade die Aufgabe desMenschen sein, diese unverträglichen WesenLuzifers und Ahrimans in sich als Menschmoralisch zu vereinigen. Indem wir moralischvorgehen, verwandeln wir sie durch unser Ichin christliches Menschenleben. Somit ist derMensch das einzige Wesen, welches durchseine geistige Verdunkelung die moralischeFrage überhaupt stellen kann. Er fragt sozusa-gen aus der Dunkelheit nach den Gesetzen desLichtes, weil er in den christlichen Farben dieSpuren des luziferischen Lichtes in der ahrima-nischen Finsternis sieht. Die Lichtwesen kön-nen solche Fragen nicht stellen, weil sie imLicht leben.

Die Menschen stehen allerdings erst amAnfang dieser Entwicklung. Sie sind fähig, nachder Würde, nach der Moralität zu fragen, abersie werden nicht gezwungen, es zu tun. Undhier liegt ein großes Problem, denn eigentlichmüßten wir uns fragen: Darf ich das Dasein destoten Minerals verändern, zerstören? Läßt dieWürde dies zu? Die Antwort scheint zunächstdie zu sein, daß der Mensch in seinem Wert fürdas Gesamte, in seiner Würde also, so hochsteht, daß er bis zu einem gewissen Grad diephysischen Leiber der Minerale für dieBefriedigung seiner Bedürfnisse einsetzen darf,daß er diese verändern und zerstören darf.Denn sonst hätte die Gottheit dem Menschennicht einen des Minerals bedürfenden physi-schen Leib zukommen lassen. Ich möchte sogarso weit gehen und behaupten, der Mensch darfes in keinem Falle unterlassen, die zu diesemZweck auf der Erde bereitstehenden Mineralefür die Weiterentwicklung des Ganzen zu ver-wenden. Denn neben der Tatsache, daß derMensch ohne das Mineral seine vorgeseheneEntwicklung niemals würde durchmachen kön-nen, ist auch zu bedenken, daß die Mineralenicht an das Ziel ihrer Erdenentwicklung gelan-gen, solange noch Atome ihrer Art vorhandensind, die nicht vom Menschen für irgend einenZweck verwendet worden sind.

Wie aber steht es um die Würde der Pflan-zen, um die Ätherleiber und physischen Leiberder Pflanzen? Dürfen wir Menschen auch dieseverändern oder töten zur Deckung unsererBedürfnisse? Die Tierschutz-Organisationender Welt scheinen sich einig zu sein: Pflanzendarf man essen, Tiere aber nicht. Hier bemerktman schon eine gewisse Inkonsequenz undUnsicherheit gegenüber der Würdefrage. Wie-so darf man die Pflanzen – die ja ebenso zuden Lebewesen gehören wie Tiere und Men-schen – töten, die Tiere und Menschen abernicht? Ich will ja gewiß nicht für das Töten vonTieren oder gar Menschen plädieren, aber dieFrage ist doch, inwiefern das Leben derMenschen wertvoller sein könnte für dasGanze als das Leben der Tiere und Pflanzen?Wenn beispielsweise ein Mensch sein gegen-wärtiges Leben nicht zu seiner persönlichenHöherentwicklung nutzt, sondern nur seinenBegierden frönt und dadurch die gesamteEntwicklung schwächt, dann ist jedes Opferanderer Wesen zugunsten dieses Menschen ingewisser Hinsicht sinnlos. Jede Kartoffel, diefür diesen Menschen geopfert wurde, starb fürein nutzloses oder schädliches Leben. Dadurchbelastet dieser Mensch sein Karma gegenüberden anderen Wesen sehr viel stärker, als wenner sich geistgemäß ausrichtet und sich für dieMenschheitsentwicklung einsetzt. Es bleibtaber auch in solch einem Falle zu fragen, obnicht vielleicht eine „liederliche Inkarnation“gerade eine strengere Zuwendung zur Mora-lität im nächsten Leben nach sich zieht. Daswürde bedeuten, daß gegenüber dem lieder-lichen Leben in dieser Inkarnation zwar jedesgestorbene oder belastete Wesen sein Opferumsonst erlitten hätte, daß aber dadurch, daßdiese liederliche Inkarnation im Nachtodlichenso gewirkt hat, daß das Folgeleben um somoralischer wurde, das Opfer der beteiligtenWesen wieder gerechtfertigt werden kann.Dies zu überblicken erforderte übermenschli-che Fähigkeiten. Aber gehen wir weiter. BeimTier kommt also schon Unsicherheit auf bezüg-lich der Würde. Beim Mitmenschen wird dieseFrage zum Gegenstand des sozialen Lebens.Denn im Sozialen muß die Frage „Was gebührtmir gegenüber den anderen – was gebührt denanderen gegenüber mir?“ als gleichzeitig aufdie Bedürfnisse und die Talente gerichtet ver-

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standen werden. „Wer ist bereit, seine Talentezur Befriedigung meiner Bedürfnisse einzuset-zen und unter welchen Bedingungen, undwessen Bedürfnisse sind durch meine Talentezu befriedigen?“; das ist die Frage des Gebensund Nehmens, des sozialen Miteinander. Dazusagt Rudolf Steiner, daß ein sozialer Orga-nismus in dem Maße als gesund anzusehen ist,als man die eigenen Bedürfnisse nicht durchdie eigenen Talente, sondern die der anderenbefriedigt. Selbstversorger sind in sofern unso-zial.

Der heutige Mensch bewegt sich noch weit-gehend unbewußt im Gebiet des Moralischen -sehr zu seinem Schaden. Er begreift die unge-heure Tragweite des Moralischen nicht, ermeint, es sei in Ordnung, wenn er seinen per-sönlichen Vorteil sucht. Er sieht auch nicht, daßdas Mysterium von Golgatha ein moralischesEreignis war. An dieser Stelle sei nun RudolfSteiner zitiert aus seinem Zyklus „Bausteine zueinem Verständnis des Mysteriums von Gol-gatha“, in welchem er viel zur Moralität aus-führt. Er spricht über den Materialismus so, daßer sagt, wenn das Sonnensystem so entstandenwäre, wie die materialistische Naturwissen-schaft es zu erklären versucht, so hätte Mora-lität gar keine Bedeutung. Wenn die Welt ausdem Feuer entstanden sei und wieder im Feuerendete, dann wäre jede moralische Regung mitdem Weltende auch gestorben. Die Moralitätwürde mit der physischen Menschheit sterben.

175/4/22 „Alles aber hängt daran, daß derChristus nicht bloß seinem Lehrinhalt nachgenommen werde, sondern daß das Mys-terium von Golgatha in seiner Realität, inseiner Wirklichkeit geschaut wird, daßgeschaut wird, daß da tatsächlich etwasÜberirdisches durch die Person des Jesusvon Nazareth sich mit dem Irdischen ver-bunden hat. Denn dann wird man daraufkommen, daß das Moralische nicht bloßdasjenige ist, was verweht und vergeht,wenn die Erde oder selbst das Himmels-gebäude ein Grab geworden ist, sonderndaß die gegenwärtige Erde und das gegen-wärtige Himmelsgebäude ein Grab werdenkann, wie die gegenwärtige Pflanze zuStaub wird. Aber wie in der gegenwärtigenPflanze der Keim zu der nächsten dar-

innensteckt, so steckt in der gegenwärtigenWelt der Keim zu der nächsten darinnen.Und die Menschen sind mit diesem Keimverbunden. Nur bedarf dieser Keim desZusammenhanges mit dem Christus, damiter nicht, wie etwa der Pflanzenkeim, wenner nicht befruchtet wird, mit dem Staub derPflanze zerfällt, so mit dem Grabe der Erdezerfällt. Daß die moralische Weltenord-nung in der Gegenwart die Keimkraft künf-tiger Naturordnung ist, das ist der realsteGedanke, den es geben kann. Das Mora-lische ist nicht bloß etwas Ausgedachtes;das Moralische ist jetzt, wenn es wirklich-keitsgetränkt ist, als Keim vorhanden fürspätere äußere Realitäten.“

175/4/23 „Zu diesem Gedanken kommtkeine solche Weltanschauung, von derHerman Grimm sagte, daß ein Stück Aas-knochen, um den ein hungriger Hund her-umschleicht, ein appetitlicherer Anblick seials die Kant-Laplacesche Weltordnung(eine rein mechanistische, materialistischeWeltentstehungstheorie, HB). Zu diesemGedanken, daß das Moralische in sich dieKraft hat, ein Natürliches zu werden, daß esder Keim des Natürlichen ist, des Natür-lichen der Zukunft, zu dem dringt diemechanische Weltenordnung niemals. Undwarum nicht? Ja, sie muß ja in der Täu-schung leben. Denn stellen Sie sich vor, dasMysterium von Golgatha hätte nicht stattge-funden, dann wäre es so, wie die Kant-Laplacesche Theorie es sich vorstellt. Siebrauchen bloß das Mysterium von Gol-gatha von der Erde wegzudenken, dannwäre diese Theorie richtig. Denn die Erdemußte in einen Zustand einmal kommen,der, wenn er, sich selbst überlassen, weiter-laufen würde, das Menschliche in der Gra-besöde enden ließe. Das mußte so gesche-hen, damit der Mensch durch Erdenver-wandtheit die Freiheit erringen könne. Erfindet dieses Grab nicht, weil die Erde indem Augenblick, in dem die Krisis war,befruchtet wurde durch den Christus, weilder Christus heruntergestiegen ist – undweil der Christus die umgekehrte Kraft istgegenüber der zum Grabesende führenden,das nämlich, was Keimeskraft ist –, hinauf-

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zutragen den Menschen in die geistigeWelt; das heißt, wenn die Erde Grab wird,wenn sie ihrem Schicksal nach der Kant-Laplaceschen Theorie folgt, das nicht mitzugrunde gehen zu lassen, was als Keim inihr liegt, sondern es hinüberzutragen in dieZukunft. So daß die christlich-moralischeWeltordnung dasjenige denkt, was Goethedie «höhere Natur in der Natur» nennt, undman sagen kann: Wer das Mysterium vonGolgatha in der richtigen Weise als eineRealität denken kann, der kann auch realdenken, der kann sich auch wirklichkeits-gesättigte Begriffe machen.“

Moralität ist also nicht bloß etwas, was das menschliche Zusammenleben erleichternkönnte, sondern es ist der Weg des Menschenin die geistige Welt und bildet, so Menschenüberhaupt moralisch handeln, den Keim fürdas nächste Sonnensystem. Aber schauen wirnoch ein anderes Zitat Steiners an:

156/8/30 „In unserem Willen, indem wirhineinstellen die moralischen Impulse indie Welt, die sonst für uns nur eineBilderwelt ist, holen wir herunter dieSubstanz der höheren Wesen in unsereWelt. Was wir wirklich aus moralischenImpulsen heraus tun, heißt nichts anderesals die Substanz der Wesen der höherenHierarchien in unsere Welt herunterholen.“

Wenn wir aus Unwissenheit bloß unserenVorlieben frönen und Unmoralisches in Kaufnehmen, dann versäumen wir, die Substanzder höheren Hierarchien in die physische Welthineinzuholen, was dann den Keim zum näch-sten Sonnensystem bilden würde. Drama-tischer kann es gar nicht sein, denn bei derheutigen Haltung der Menschen muß man sichschon sehr sorgen, ob denn da noch eineÄnderung möglich ist. Doch der heutigeMensch sieht nicht, daß er sich durch Un-wahrhaftigkeit seinen Wahrheitssinn verdirbt,das soziale Leben ruiniert, die höherenHierarchien von der Erde fernhält und so dasÜberleben der gesamten Menschheit gefähr-det. Seit hundert Jahren gibt es Anthropo-sophie, aber niemand scheint diese Dinge zukennen.

In alter Zeit trugen die Instinkte den nochschlafenden Menschen über die stürmischenGewässer des Moralischen. Schon seit demSündenfall in der lemurischen Zeit sind wir fürgewisse Bereiche unseres Daseins selbst ver-antwortlich und daher zum moralischen Ver-halten aufgefordert, doch das meiste regeltendurch lange Zeiten die Instinkte. Inzwischenaber sind die Instinkte versiegt. Seit 1413 istder Mensch wahrheitsfähig und seit 1900 auchvoll verantwortlich. Aber das notwendigeErwachen blieb aus. Dabei wäre es gerade dieAufgabe Mitteleuropas gewesen, aufzuwachenund die moralischen Fragen im denkerischenBewußtsein zu lösen, wie dies schon im Deut-schen Idealismus anklang und durch RudolfSteiner versucht wurde. Doch leider gelang esihm nicht, genügend Menschen aus dem Schlafzu reißen. So brach in der Folge der ersteWeltkrieg über die schlafenden Seelen herein,weil die moralischen Fragen ungelöst geblie-ben waren. Immer noch regierten Adel undKlerus, obwohl schon seit dem Jahr 1413 ausdem Kosmos heraus die Bewußtseinsseele ent-wickelt wurde. Immer noch galten die römi-schen Gesetze, die entwickelt wurden für eineKultur der Verstandesseele, für Menschen, dienoch nicht zur moralischen Intuition fähigwaren und daher durch Dogmen regiert wer-den mußten. Regiert man einen Menschen,dessen Höchstes die Verstandesseele ist mitDogmen, so handelt man seiner Würde ent-sprechend, also moralisch. Regiert man aberMenschen, die schon Zugang zur Bewußt-seinsseele haben mit solchem Gedanken-zwang, so handelt man massiv unmoralisch.Dogma und äußere Autorität sind heute alsunmoralisch anzusehen, weil die Würde nichtin der rechten Weise geachtet wird, unmora-lisch, weil kein Bewußtsein von der Würdevorhanden ist oder weil sie absichtlich miß-achtet wurde.

Auf diesem Hintergrund läßt sich nun eineweitere Frage Ursula Petzolds beantworten. Sieschreibt: „Ich weiß, was ich einem anderennicht antun wollte, muß ich aber ertragen, daßes mir angetan wird?“ Damit sind wir nun mit-ten im Alltagsleben angelangt, wo uns die zahl-losen Unzulänglichkeiten wieder und wiederZeugnis davon ablegen, daß Mitteleuropaimmer noch tief schläft und vielleicht nie mehr

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Der Artikel schilderte ein Phänomen, wel-ches offenbar von vielen Menschen schonbeobachtet worden ist: Man schließt die Augenoder schaut im Dunkeln vor sich hin und siehtplötzlich stumme, unbekannte Gesichter, von de-nen man sich wahrgenommen fühlt. Sie schau-en den Erlebenden sehr direkt an, bleiben abermeist unbewegt und ohne jede Äußerung.

Es ist sehr erfreulich, daß sich einige schongetraut haben, ihre Erfahrungen diesbezüglichmitzuteilen. Hier der Bericht von S. F.:

Die Ausführungen zum Thema Außersinn-liches bringen mich dazu, Erscheinungen ausmeinem Erleben zu schildern. Seit vielenJahren habe ich ähnliche Erfahrungen. DieMenschen, die ich sehe, stehen dicht neben-einander, und wie von einer Kamera geführt,wird ein Gesicht nach dem anderen sehr nah,manchmal wie durch ein Weitwinkelobjektivan mich herangeführt. Für einige Sekundenblickt mich dieses Gesicht stumm, jedoch sehrausdrucksvoll an. Es möchte wahrgenommenwerden, und ich habe das Gefühl, daß diesesGesicht etwas vermitteln möchte. Doch zwi-schen uns ist, trotz dieser Nähe des Betrach-tens, eine unsichtbare Wand, die ich nichtdurchdringen kann. Ich möchte länger verwei-len, doch dieses Gesicht läßt mich nur kurzeZeit an sich heran, und es erscheint mir so, alswolle das nächste Gesicht das vorherige schnellablösen. Es ist wie die Abfolge eines Filmes, indem lautlos einige Szenen gezeigt werden.

Ich habe den Wunsch, diesen Kontakt öfterzu haben, der sich aber nicht erzwingen läßt,sondern sich unerwartet einstellt.

Das ganze nehme ich als schwarz/weißDarstellung war und nur vor dem Einschlafenam Abend, dabei habe ich nicht festgestellt,daß z. B. Streß als Tagesform einen Einfluß aufdas Erleben hat.

Die Gesichter habe ich nicht aus demStraßenbild bzw. Umfeld in mich aufgenom-men. Diese Gewißheit hat sich bei mir einge-stellt, zum einen, weil ich ein Mensch bin, dermit offenen Sinnen durch das Leben geht, sodaß ich mich – so meine ich – an die Gesichtererinnern würde, zum anderen, weil die Blickeder Menschen mir diese Gewißheit vermitteln.

Eine Idee zur Deutung dieser Schauungenaus der Anthroposophie heraus habe ich nochnicht entwickeln können. Mit Interesse werdeich in der ProSophia das Thema verfolgen.

Hamburg, den 31.7.2004 S. F.

Interessant finde ich, daß S. F. das Gefühl hat,die Gesichter wollten ihr etwas vermitteln, wasbei den von mir erlebten Gesichtern nicht derFall war, so weit ich mich erinnere. Dagegenkann ich die Beobachtung, daß die Gesichterfremd sind und nicht durch das Straßenbildaufgenommen wurden, gefühlsmäßig bestäti-gen. Auch ich habe stets unmittelbar die Ge-wißheit, die Gesichter nicht zu kennen. Undobwohl es eigentlich typische Menschen-gesichter sind, bin ich ziemlich sicher, solcheausdrucksstarken, klaren Gesichter sehr seltenoder noch nie bei Menschen im Tagesbewußt-sein gesehen zu haben. Was kann das bedeu-ten? Es könnte ja immerhin sein, daß es sichum Imaginationen handelt. Imaginationen sindaber Symbolbilder, also keine Abbilder physi-

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erwachen wird. Muß ich es ertragen, oder wiemüßte ich mich verhalten gegenüber Mitmen-schen, die das Moralische nicht suchen, son-dern nur ihren Vorteil?

Diese Frage möchte ich nun an die Leserweitergeben. Wer sich hier angesprochen fühlt

und vielleicht auch eine Idee zur Lösung hat,der möge doch an die Redaktion schreiben,damit ein breites Gespräch zur Zentral-frage des Menschseins entstehen kann: zurMoralität.

Hans Bonneval

Was die Seele bewegt – LeserbeiträgeAußersinnlichesBeitrag zum Artikel „Gesichte-r“ aus der ersten Ausgabe

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scher Leiber. Dann wären die GesichterSymbole – aber für wen oder was? Oder ange-nommen, es handele sich um die GesichterVerstorbener, wie sind die zu verstehen? Derphysische Leib, also das Gesicht eines Verstor-benen ist verbrannt oder verfallen. Was würdeman sehen, wenn man einen Verstorbenensieht? Sein Ätherleib müßte ja auch längst auf-gelöst sein. Was noch existiert von Verstor-benen, die man noch lebend gekannt hat, sindder Astralleib und das Ich. Aber woran würdeman einen solchen Toten denn erkennen?Würde man ihn überhaupt erkennen? Hat dasIch ein Gesicht oder erscheint es wie eines?Erscheint uns der Verstorbene mit dem, was gei-stig seinem physischen Gesicht zugrunde lag,oder sehen wir, was sich im Akasha einst vonseinem physischen Gesicht eindrückte? Sehenwir aber das geistige Urbild eines Gesichtes, sowird klar, warum die Gesichter mir immer soklar und gesund vorkommen. Ich kenne einealte Person, die angibt, sie würde ihren verstor-benen Lebenspartner stets mit einem jugend-lichen und gesunden Gesicht in ihren Träumenerleben. Das würde bedeuten, man sieht mitdem geistigen Gesicht das Ideal, die Idee desehemaligen physischen Gesichtes.

Es könnte aber auch sein, daß es sich bei die-sen Antlitzen um die Gesichter der verschiede-nen eigenen Inkarnationen handelt. Es könntenaber auch die Gesichter andere Wesen sein alsMenschen, z. B. Engel. Auch hier wäre die Fra-ge: Wie würde man diese Wesen sehen? Worankönnte man erkennen, um wen oder was essich handelt? Hier möchte ich nur beispiels-weise zwei Angaben Steiners zitieren, die nachmeiner Auffassung sehr ernst zu nehmen sind.Zum einen läßt er uns in GA 204 im 14. Vortragwissen, daß Wesen, die keine Menschen sind,aber über den Menschen stehen – Übermen-schen also –, in immer größer werdender Zahlaus dem Kosmos zur Erde kommen und diebewußte Verbindung zu den Menschen suchen.Sie geben uns laut Steiner Gedanken an Wesenim Kosmos ein, damit wir diese dringend not-wendige Verbindung zu ihnen suchen.

204/14/13„[Es]...beginnt jetzt eine Zeit, in der andereWesen, die nicht Menschen sind, aber diezur weiteren Entwickelung ihres Daseins

darauf angewiesen sind, auf die Erde zukommen und auf der Erde mit Menschen inein Verhältnis zu treten, [eine Zeit] in dersolche Wesen von den außerirdischenWeltengebieten auch herunter kommen.Seit dem Ende der achtziger Jahre des 19.Jahrhunderts wollen in das Erdendaseinherein überirdische Wesenheiten. So wiedie Vulkanmenschen die letzten waren, diesich hier auf die Erde herunterbegeben ha-ben, so begeben sich Vulkanwesen tatsäch-lich jetzt in das Erdendasein herein. Wirhaben im Erdendasein schon überirdischeWesenheiten. Und diesem Umstand, daßüberirdische Wesenheiten die Botschaftenherunter bringen in dieses irdische Dasein,diesem Umstande ist zu verdanken, daß wirüberhaupt eine zusammenhängende Geis-teswissenschaft haben können.“

Die andere Angabe Steiners stammt aus dem6. Vortrag aus GA 182, wo auf die Notwendig-keit, seinen Engel bewußt zu schauen hinge-wiesen ist. Wir Menschen müßten uns bemü-hen, zu schauen, wie die Engel in unseremAstralleib arbeiten.

182/6/21 „Die Menschen müssen rein durch ihreBewußtseinsseele, durch ihr bewußtesDenken dazu kommen, daß sie schauen,wie es die Engel machen, um die Zukunftder Menschheit vorzubereiten.“

In beiden Fällen muß gefragt werden, wiesich diese Wesen dem Schauenden darstellenwürden. Ohne damit sagen zu wollen, daß essich bei den beschriebenen Gesichtern umOffenbarungen höherer oder niederer Wesenhandelt, möchte ich einfach nur anregen, auchsolche Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen.Denn auch das muß gefragt werden: Wiewürde man etwa ahrimanische und/oder luzi-ferische Wesen schauen, wie würden die Hüterder Schwelle oder die Doppelgänger erschei-nen? All diese Fragen müssen sehr sorgfältiguntersucht und zu beantworten versucht wer-den. Ich möchte aber ausschließen, daß es sichbei den bisher geschilderten Gesichtern umOffenbarungen der achten Sphäre handelt(siehe Artikel „Engel heute“ in der ersten Aus-

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Hat man sich durch das Kennenlernen derAnthroposophie erst einmal mit dem Gedan-ken angefreundet, daß der scheinbar leereKosmos – gemeint ist unser Sonnensystem –geistig angeschaut keineswegs leer, sondernvollkommen angefüllt ist mit Engeln, Erzen-geln, Archai und einer ganzen Anzahl andererWesensgattungen, und hat man sich – ganzgegen das vorherrschende Weltbild unsererKultur – einzuleben versucht in die Vorstellung,daß jeder Mensch eine persönliche Beziehunghaben soll zu den Wesen der höheren Hierar-chien, dann wird man immer noch sehr ver-wundert sein über das, was Rudolf Steiner am9.10.1918 seinen Zuhörern in Zürich mitteilte.Um deutlich zu machen, wie umfänglich dieunbewußte Verbindung des Menschen zu denWesen der Hierarchien ist, sagte er sinngemäß:Wir könnten jedes andere Wesen nehmen oder

auch jedes andere Wesensglied des Menschen,aber das wäre sehr, sehr kompliziert. Wir neh-men daher, was dem Ich-bewußten Menschenam nächsten steht: den Engel und den Astral-leib. Die Engel sind für den Menschen dienächst-höheren Wesen und der Astralleib ist fürdas Ich das nächst-niedrigere Wesensglied.Diese beiden sind uns daher am leichtesten zu-gänglich. Ich überschreibe daher meine Aus-führungen mit der Frage: Was tut der Engel inunserem Astralleib?

Voraussetzen konnte Rudolf Steiner bei sei-nen Zuhörern Grundkenntnisse der Anthro-posophie, aus denen hervorgeht, daß der Engeleben ein solches Wesen ist, welches in der kos-mischen Entwicklung deshalb um eine Stufehöher steht als der Mensch, weil der Menschdas vierte Wesenglied, das Ich, sich einzuar-beiten versucht, während der Engel schon am

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gabe), denn diese Gesichter greifen bei demSchauenden nicht nach dessen freien Willen.Sie geben keine Auskunft, verschaffen keineVorteile, erfüllen kein Sehnsüchte oderWünsche, sondern kommen ohne Wunschund Sehnsucht hervor. Die achte Sphäre dage-gen ist immer ein Verführer des Menschen.Dieses Gefühl kann sich bei den geschautenGesichtern nicht einstellen.

Ich würde mich sehr freuen, wenn auch die-jenigen, die mir mündlich mitteilten, daß siediese Gesichte-r kennen, sich bereitfindenwürden, ihre Erfahrungen schriftlich niederzu-legen und uns zum Abdruck zu Verfügung stel-len würden. Es besteht wirklich ein großerBedarf, sich diesbezüglich auszutauschen.

Hans Bonneval

Ort: KITA FÖRSTERWEG 51 in HamburgLangenfelde (bei Altona)

Termin: Leider wurde in der ProSophia Nr. Iein falscher Termin veröffentlicht. Der tatsäch-liche Termin ist

Samstag, der 23.10.2004Beginn 13 Uhr – Ende 20-21 Uhr

Drei Köche: Linda Socias, Peter Drescherund ich werden zeigen, wie und was manvegetarisch kochen kann. Im Vordergrund ste-hen leicht zuzubereitende, schmackhafteGerichte, die gleichzeitig den Anforderungeneiner gesunden Ernährungsweise entsprechen.Anmeldungen liegen in der Denkschule ausoder sind durch die Redaktion zu beziehen.

Terminkorrektur betreffend das Seminar

Essen & Denken –eine Vorführung vegetarischen Kochens mit anschließendem Vortrag zur Ernährungaus anthroposophischer Sicht.

Engel heute:Was tut der Engel in unserem Astralleib?

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fünften Wesensglied, dem Geistselbst, arbeitet.Der Engel und mit ihm alle höheren Wesenleben nicht mit ihren physischen Leibern imMineralreich wie wir, weshalb man als physi-scher Mensch diese Wesen nicht wahrnehmenkann. Die Wesen aber können den Menschenwahrnehmen in seinen geistigen Wesensglie-dern. Das Physisch-Mineralische können sienicht wahrnehmen, das kann nur der Mensch.Da aber der heutige Mensch entsprechend sei-nem Entwicklungsstand ganz am Physisch-Mineralischen orientiert ist, erscheint ihm dasGeistige als reine Glaubenssache. Man kannfür diese Haltung Verständnis haben, auchwenn sie nicht wirklich konsequent ist. Dennwer unvoreingenommen denkt, findet das Gei-stige auch ohne von anderer Seite schon davongehört zu haben. Doch der Menschheits-Entwicklungsplan hat diese Götterdämmerung,diese Verdunkelung des Geistigen vorgesehenund bewirkt. Der Materialismus wurde unsMenschen von höherer Seite verordnet. Doches darf bei all dem nicht so weit kommen, daßdie Menschheit das Geistige ganz aus demBewußtsein verliert. Gerade jetzt, wo diemenschliche Freiheit, die Freiheit des Willensmöglich geworden ist, muß gehofft werden,daß sich genügend Menschen finden, die ausfreiem Wollen heraus die Verbindung zumGeistigen suchen und finden. Sonst wird dieMenschheit sehr schwierige Wege gehen müs-sen. Denn das Materielle soll gerade in seinerGegensätzlichkeit zum Geistigen erlebt und er-kannt werden. Gewöhnlich führt man als Argu-ment für materialistische Gesinnung an, daß jader heutige Mensch das Geistige nicht wahr-nehmen könne. Denn dazu müsse man ja hell-sichtig sein. Das stimmt zwar zu einem gewis-sen Teil, aber eben nicht ganz. Denn jederkann das Geistige wahrnehmen, wenn auchnur schattenhaft, so kann er doch, wenn erwirklich forschend, fragend denkt, in seinenEinfällen, in seinen Intuitionen, wie man sagt,das Geistige erleben. Denn der Gedanke ist imIdealfall Abbild des Geistes. Und auf diesesVerständnis der Zusammenhänge spielt RudolfSteiner an, als er in seinem Vortrag davonspricht, daß der Mensch nicht nur Einfälle ha-ben soll, sondern auch im Tagesbewußtsein er-leben soll, wie sein Engel in seinem Astralleibarbeitet. Das wäre ein Ereignis, mit welchem

die Menschen in Zukunft rechnen müßten.Und zwar wird dann der Mensch plötzlich,ohne dazu vorher schon in der Lage gewesenzu sein, für eine gewisse kurze Zeit in dieFähigkeit der Imagination, in das Hellsehen,hineinversetzt. Er wird von einer geistigenSchauung geradezu überfallen.

182/6/13 „Was tun die Engel in unseremastralischen Leibe? Wir können nur dannuns überzeugen, was sie da tun, wenn wirbis zu einem gewissen Grade hellsichtigerBeobachtung aufsteigen, so daß wir sehen,was in unserem astralischen Leibe drinnensich abspielt. Also bis zu einem gewissenGrade wenigstens der imaginativen Er-kenntnis muß aufgestiegen werden, wenndie angedeutete Frage beantwortet werdensoll. Dann zeigt sich, daß diese Wesenhei-ten aus der Hierarchie der Angeloi – und ingewisser Weise jeder einzelne der Angeloi,der für jeden Menschen gewissermaßenseine Aufgabe hat, aber auch namentlichdurch ihr Zusammenwirken – Bilder immenschlichen astralischen Leibe formen.Unter der Anleitung der Geister der Formformen sie Bilder. Wenn man nicht aufsteigtzur imaginativen Erkenntnis, so weiß mannicht, daß fortwährend in unserem Astral-leib Bilder geformt werden. Sie entstehenund vergehen, diese Bilder. Würden dieseBilder nicht geformt, so gäbe es keine Ent-wickelung der Menschheit in die Zukunfthinein, die den Absichten der Geister derForm entspricht. Was die Geister der Formmit uns bis zum Ende der Erdenentwicke-lung weiter erreichen wollen, das müssensie zuerst in Bildern entwickeln, und ausdiesen Bildern wird dann später die umge-staltete Menschheit, die Wirklichkeit. Unddiese Bilder in unserem astralischen Leibeformen heute schon die Geister der Formdurch die Engel. Die Engel formen immenschlichen astralischen Leib Bilder,Bilder, die man mit dem zur Hellsichtigkeitentwickelten Denken erreichen kann. Undman kann diese Bilder, welche die Engel inunserem astralischen Leibe formen, verfol-gen. Dann zeigt sich, daß diese Bilder nachganz bestimmten Impulsen, nach ganz be-stimmten Prinzipien geformt werden. Und

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zwar so werden sie geformt, daß in der Art,wie diese Bilder entstehen, gewissermaßenKräfte für die zukünftige Entwickelung derMenschheit liegen. Wenn man – so sonder-bar es klingt, man muß das so ausdrücken -die Engel bei dieser ihrer Arbeit betrachtet,so haben diese Engel bei dieser ihrer Arbeiteine ganz bestimmte Absicht für die künfti-ge soziale Gestaltung des Menschenlebensauf Erden; und sie wollen solche Bilder inden menschlichen astralischen Leibern er-zeugen, welche ganz bestimmte sozialeZustände im menschlichen Zusammen-leben der Zukunft herbeiführen.“

182/6/14 „Die Menschen können sichsträuben, anzuerkennen, daß Engel in ihnenZukunftsideale auslösen wollen, aber es istdoch so. Und zwar wirkt ein ganz bestimm-ter Grundsatz bei dieser Bilderformung derAngeloi. Es wirkt der Grundsatz, daß in derZukunft kein Mensch Ruhe haben soll imGenusse von Glück, wenn andere nebenihm unglücklich sind. Es herrscht ein gewis-ser Impuls absolutester Brüderlichkeit, ab-solutester Vereinheitlichung des Menschen-geschlechtes, richtig verstandener Brüder-lichkeit mit Bezug auf die sozialen Zustän-de im physischen Leben. Das ist das eine,der eine Gesichtspunkt, nach dem wir se-hen, daß die Angeloi die Bilder im mensch-lichen astralischen Leibe formen.“

182/6/15 „Aber es gibt noch einen zweitenImpuls, unter dessen Gesichtspunkt dieseAngeloi formen; das ist: sie verfolgen nichtnur gewisse Absichten mit Bezug auf dasäußere soziale Leben, sondern sie verfolgenauch gewisse Absichten mit Bezug auf diemenschliche Seele, auf das seelische Lebender Menschen. Mit Bezug auf das seelischeLeben der Menschen, da verfolgen siedurch ihre Bilder, die sie dem astralischenLeibe einprägen, das Ziel, daß in derZukunft jeder Mensch in jedem Menschenein verborgenes Göttliches sehen soll.“

182/6/16 „Also wohlgemerkt: Anders soll eswerden nach der Absicht, die in der Arbeitder Angeloi liegt. Es soll werden so, daß wirnicht den Menschen gewissermaßen wie

ein höherentwickeltes Tier nur seinen physi-schen Qualitäten nach betrachten, weder inder Theorie noch in der Praxis, sondern daßwir jedem Menschen entgegentreten mitdem voll ausgebildeten Gefühl: In demMenschen erscheint etwas, was aus dengöttlichen Weltengründen heraus sich of-fenbart, durch Fleisch und Blut sich offen-bart. – Den Menschen zu erfassen als Bild,das sich aus der geistigen Welt heraus offen-bart, so ernst als möglich, so stark als mög-lich, so verständnisvoll als möglich, daswird in die Bilder durch die Angeloi gelegt.“

182/6/17 „Das wird einmal, wenn es ver-wirklicht wird, eine ganz bestimmte Folgehaben. Alle freie Religiosität, die sich in derZukunft innerhalb der Menschheit entwi-ckeln wird, wird darauf beruhen, daß injedem Menschen das Ebenbild der Gottheitwirklich in unmittelbarer Lebenspraxis,nicht bloß in der Theorie, anerkannt werde.Dann wird es keinen Religionszwang gebenkönnen, dann wird es keinen Religions-zwang zu geben brauchen, denn dann wirddie Begegnung jedes Menschen mit jedemMenschen von vornherein eine religiöseHandlung, ein Sakrament sein, und nie-mand wird durch eine besondere Kirche,die äußere Einrichtungen auf dem physi-schen Plan hat, nötig haben, das religiöseLeben aufrechtzuerhalten. Die Kirche kann,wenn sie sich selber richtig versteht, nur dieeine Absicht haben, sich unnötig zu ma-chen auf dem physischen Plane, indem dasganze Leben zum Ausdruck des Übersinn-lichen gemacht wird.“

182/6/18 „Das liegt wenigstens denImpulsen der Arbeit der Engel zugrunde:vollständige Freiheit des religiösen Lebensüber die Menschen hin auszugießen. Undein drittes liegt zugrunde: den Menschendie Möglichkeit zu geben, durch das Den-ken zum Geist zu gelangen, durch das Den-ken über den Abgrund hinweg zum Erlebenim Geistigen zu kommen. Geisteswissen-schaft für den Geist, Religionsfreiheit für dieSeele, Brüderlichkeit für die Leiber, das töntwie eine Weltenmusik durch die Arbeit derEngel in den menschlichen astralischen

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Leibern. Man braucht, möchte ich sagen,nur sein Bewußtsein bis zu einer gewissenanderen Schichte hinaufzuheben, dannfühlt man sich hineinversetzt in diese wun-derbare Arbeitsstätte der Angeloi in demmenschlichen astralischen Leibe.“

Halten wir also fest: Der Engel soll von denMenschen der gegenwärtigen Zeit erlebt wer-den, das sagt Rudolf Steiner unmißverständlichfür die Zukunft voraus. Über den Zeitpunkt,wann das geschehen soll, wollen wir in einerder nächsten Ausgaben noch ausführlich spre-chen. Aber die Tatsache an sich ist doch sehr be-merkenswert angesichts des heute herrschendenMaterialismus. Dabei läßt Steiner keinenZweifel daran, daß dieses Ereignis auch vor-übergehen könnte, ohne daß die MenschheitNotiz davon nähme.

182/6/22 „Nun ist aber das Menschen-geschlecht in bezug auf die Annäherung zuseiner Freiheit so weit fortgeschritten, daßes von dem Menschengeschlecht schon sel-ber abhängt, ob es das betreffende Ereignisverschlafen oder mit voller Bewußtheit ihmentgegengehen will. Was würde es heißen:ihm mit voller Bewußtheit entgegengehen?Mit voller Bewußtheit ihm entgegengehen,heißt das Folgende: Man kann heute Gei-steswissenschaft studieren, sie ist da, manbraucht wahrhaftig nicht einmal etwas an-deres zu tun als Geisteswissenschaft zu stu-dieren. Wenn man außerdem noch allerleiMeditationen macht, wenn man berücksich-tigt dasjenige, was an praktischen Anleitun-gen durch so etwas gegeben ist wie in «Wieerlangt man Erkenntnisse der höheren Wel-ten?», so unterstützt man die Sache weiter.Aber das Nötige geschieht schon, wenn mannur Geisteswissenschaft studiert und richtigbewußt versteht. Man kann, ohne hellseheri-sche Fähigkeiten sich anzueignen, Geistes-wissenschaft heute studieren; jeder Menschkann es, der sich nicht selber Vorurteile inden Weg legt. Und wenn die Menschenimmer mehr und mehr Geisteswissenschaftstudieren, wenn sie sich die Begriffe undIdeen aneignen, die in der Geisteswissen-schaft gegeben sind, dann werden sie inihrem Bewußtsein soweit erwachen, daß

gewisse Ereignisse eben nicht verschlafenwerden, sondern bewußt vorübergehen.“

182/6/23 „Und diese Ereignisse, wir könnensie noch genauer charakterisieren. Denn imGrunde ist, daß wir wissen, was der Engeltut, nur die Vorbereitung. Die Hauptsacheist, daß eben in einem bestimmten Zeit-punkte ein Dreifaches eintreten wird. Wiegesagt, je nachdem sich die Menschen ver-halten, wird der Zeitpunkt früher oder spä-ter oder im allerschlimmsten Falle gar nichteintreten. Aber dasjenige, was eintretensoll, ist eben das, daß der Menschheit durchihre Engelwelt ein Dreifaches gezeigt wird.Erstens wird gezeigt, wie man wirklich dietiefere Seite der Menschennatur mit seinemunmittelbarsten menschlichen Interesse er-fassen kann. Ja, es wird ein Zeitpunkt kom-men, den die Menschen nicht verschlafensollen, wo die Menschen einen anregendenImpuls aus der geistigen Welt heraus durchihren Engel empfangen werden, der dahingehen wird, daß wir ein viel tieferes Inter-esse an jedem Menschen haben werden, alswir geneigt sind, heute zu haben. Diese Er-höhung des Interesses an unserem Mitmen-schen soll sich nicht bloß etwa so subjektiventwickeln, wie dies die Menschen so be-quem in sich entwickeln, sondern mit ein-em Ruck, indem tatsächlich dem Men-schen eingeflößt wird von spiritueller Seiteein gewisses Geheimnis, was der andereMensch ist. Ich meine damit etwas ganz,ganz Konkretes, nicht irgendwelche theore-tische Erwägung, sondern: Die Menschenerfahren etwas, was sie an jedem Menscheninteressieren kann.“

182/6/24 „Das ist das eine, und das wirddas soziale Leben ganz besonders erringen.Und das zweite wird sein, daß von der gei-stigen Welt aus der Engel unwiderleglichdem Menschen zeigen wird, daß der Chri-stus-Impuls außer allem übrigen auch völli-ge Religionsfreiheit für die Menschenbedingt, daß nur das das rechte Christentumist, welches absolute Religionsfreiheit mög-lich macht. Und das dritte ist eben dieunwiderlegliche Einsicht in die geistigeNatur der Welt.“

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182/6/25 „Dieses Ereignis, wie gesagt, essoll so eintreten, daß die Bewußtseinsseeledes Menschen ein gewisses Verhältnis dazuerhält. Das steht einmal der Menschheit inihrer Entwickelung bevor. Denn daraufarbeitet der Engel durch seine Bilder immenschlichen astralischen Leibe hin. Nunmache ich Sie aber darauf aufmerksam, daßdieses Ereignis, das da bevorsteht, schon inden menschlichen Willen gestellt ist. DieMenschen können ja manches unterlassen.Und viele unterlassen heute noch vieles,was hinführen soll zum wachenden Erlebendes angedeuteten Zeitpunktes.“

Aus diesen Angaben kann deutlich werden,daß jene Menschen, die von diesen Dingen wis-sen, mit diesem Wissen eine besondere Aufgabeinnerhalb der Menschheit übernommen haben.Denn sie werden nicht wollen, daß diesesEreignis von der Menschheit verschlafen werde.

182/6/2 „In der Erkenntnis dieser Lebens-notwendigkeit liegt schon die Aufforde-rung, daß der Anthroposoph in einer gewis-sen Weise sich beteiligen müsse an demWachen über die Zeichen der Zeit. Es ge-schieht in der Weltentwickelung gar man-ches; dem Menschen, insbesondere demMenschen unseres Zeitalters obliegt es, sichwirkliches Verständnis zu verschaffen vondem, was in der Weltentwickelung, in die erselbst hineingestellt worden ist, geschieht.“

Wir werden also der Frage nach dem geisti-gen Erleben heutiger Menschen nachgehen

müssen, wenn wir ein Verschlafen des Engel-Ereignisses verhindern wollen. Dabei werdenwir gewiß prüfen müssen, ob das Erlebte auchdem entspricht, was Rudolf Steiner als Be-gegnung mit dem Engel geschildert hat, oderob es sich um andere Wesen gehandelt hat.Denn schließlich ist es die Aufgabe der Wider-sacher, den Menschen zu prüfen, auf daß erunfehlbar werde. Aus diesem Grunde ist stetszu prüfen, ob der Erlebende statt des wirk-lichen Engels nur die Imaginationen der achtenSphäre empfängt, z. B. dann, wenn er sich dasErleben des Engels besonders stark ersehnt. Eswird gewiß nicht leicht sein, bezüglich der Er-lebnisberichte zu einem sicheren Urteil zukommen. Wichtig scheint mir aber vor allem,daß man erst einmal beginnt, sich mit diesenDingen auseinanderzusetzen. Mit Urteilensollte man warten, bis sie von sich aus reifen.

Da wir mit diesem Bericht und dem derersten Ausgabe doch schon eine recht solideGrundlage geschaffen haben für das esoteri-sche Erfassen eines Menschheitsproblems, sollnun ein Bericht aus dem praktischen Leben fol-gen. In der nächsten Ausgabe möchte ich dieLeser bekannt machen mit den tief berühren-den Schauungen der Barbara Vetter. Als eineReaktion auf meinen Aufruf in dem Buch „DieOffenbarung der Engel und die achte Sphäre“stellte sie mir dankenswerter Weise den Berichtihrer Erlebnisse zur Veröffentlichung zurVerfügung. Hans Bonneval

*(Die Nummerierung der Zitate Rudolf Stei-ners ist wie folgt zu verstehen: 182/6/2 bedeu-tet GA 182/ 6. Vortrag/ 2. Absatz)

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Neue Schule des Denkens - Kursprogramm 2005

D I E D E N K S C H U L E– eine freie spirituelle Initiative auf anthroposophischer Grundlage –

1. Grundkurs - (nicht nur für Anfänger): Das Denken als Weg zu einer spirituellen Welterkenntnisjeden Montag, 18.30 Uhr - ab 17. 1. 2005 Dauer: 12 Monate Vorkenntnisse nicht erforderlich Konzept und Leitung: Hans Bonneval

2. Anthroposophie als Lebensschule -ein unbegrenzt fortlaufender Kurs zur Vertiefung des Weltverständnisses für alle Freunde der Denkschule: Vortrag - Begriffsbildung - Aussprache jeden Donnerstag, 19.00 Uhr - ab 20. 1. 2005 Dauer: unbegrenzt anthroposophische Grundkenntnisse erforderlich Konzept und Leitung: Hans Bonneval

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Ausgabe 2 – September 2004

Impressum:Die „ProSophia – Beiträge zum Weltverständnis“ erscheint als Kommunikationsmedium der „Bewegung Neue Isis“, deren Herz die freie Assoziation „Neue Schule des Denkens“ in Hamburg ist – besser bekannt als „Denkschule“. Initiator der Bewegung und Herausgeber der ProSophia ist Hans Bonneval.Veranstaltungsort der Denkschule ist dasRudolf Steiner Haus, Mittelweg 11-1220148 Hamburg, Tel. 040-413316-0www.denkschule-hamburg.deCopyright by Hans Bonneval

Zuschriften bitte an: Hans Bonneval c/o Rudolf Steiner HausMittelweg 11-12, 20148 Hamburg, 040-413316-0E-Mail: [email protected] Gestaltung und Repro: Renate Wegener, Offset-Repro, [email protected] Design und Versand: Archibald KleinauDruck: digi-book, HollenstedtBisherige Auflage: 500 ExemplareHerstellkosten pro Stück ca. 2 Euro Schenkgeldkonto: Hans BonnevalIBAN DE76200505501315466977 Text: Schenkung

Neben dem schon angekündigten Bericht von Barbara Vetter unter der Rubrik „Engel heute“ wird ein Bericht vonLars Grünewald erscheinen zu den hochinteressanten 70-Jahres-Rhythmen der menschlichen Entwick-lung am Beispiel Mitteleuropas. Diese Rhythmen gehen nach den Erkenntnissen des Lars Grünewald vomWirken der klassischen Planeten unseres Sonnensystems aus. Außerdem erwarte ich einen Artikel von Rolf Speckner zum Kreuzabnahme-Relief an den Externsteinen, welcher unseinführen wird in die große Frage des mitteleuropäischen Selbstverständnisses. Warum mußte das Christentum dasGermanentum ablösen? Welche Aufgabe kommt den Speerträgern, den Germanen zu, die mit ihrem Speer - welcherdas Denken symbolisiert - dem Christus die Wunde unter dem Herzen beibrachten, um festzustellen: „Er ist tot!“?Ein weiterer Seminarbericht über das „Schöpferische Denken in der Kunst“ ist in Vorbereitung. Und vermutlichwird es eine Fortsetzung zum Thema Moralität und der Naturbetrachtung geben.

In der nächsten Ausgabe (voraussichtlich im Dezember):

Die Zwangsherrschaft der Europäischen Union und ihre Gefahren für unsere KulturVortrag mit Lars Grünewald am Freitag, den19.11.04 um 19.00 Uhr. Eintritt 7,-/5,- €Der Vortrag findet seine Fortsetzung in demSeminar

Zwischen Konformität und Individualismus –Welche Perspektiven hat menschliche Selbstbe-stimmung in Europa?ebenfalls mit Lars Grünewald, am Samstag, den20.11.04 - 15 bis 19 Uhr - Eintritt 18,-/15,- €in der Forum Initiative Mittelweg 145a.

Einladung zum Abschlußtreffen 2004 für alle Teilnehmer und Freunde der Denkschuleam Freitag, den 26.11.04 ab 16.00 Uhr in denRäumen der Forum Initiativebitte Essen und Trinken mitbringen (nicht zu viel!)

Ab 19.00 Uhr kann dann ein öffentlicherEinführungsvortrag gehört werden mit dem Titel:

Das Denken als Weg zur Wahrheit - Geisteswissenschaft als Weg aus der Krisevon Hans BonnevalEintritt 7,-/5,- €

Veranstaltungen

3. Der Deutsche Idealismus und seine Bedeutung für das sozialeLeben der GegenwartDauer: 12 Monate Konzept und Leitung: Lars Grünewald

a) Die Philosophie des Deutschen Idealismusjeden Dienstag, 18.30 Uhr - ab 18.1.2005 Vorkenntnisse nicht erforderlich

b) Wie läßt sich das soziale Leben vernünftig gestalten?jeden Dienstag, 20 Uhr - ab 18.1.2005 Vorkenntnisse nicht erforderlich

Ort: Forum Initiative Mittelweg 145 a - 20148 Hamburg - Eingang: Nr. 145Die Räume befinden sich im Hinterhof. Bitte durch beide Türen hindurchgehen.

Zur Teilnahme an den Kursen ist eine Anmeldung nicht erforderlich - kommen Sie einfach zu uns,oder besuchen Sie die Einführungsvorträge (s. Veranstaltungen).

Für alle Kurse wird ein freiwilliger Kostenbeitrag erbeten.

Auskunft: Hans Bonneval Tel. : 040 - 27076-502 mo-fr 9.15 bis 16.00 UhrLars Grünewald Tel.: 040 - 657 14 37

Ein ausführlicher Prospekt liegt in der Forum Initiative aus oder kann bei der Redaktion angefordert werden.