Zone-X

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Atlan - Die Abenteuer der SOLNr. 578Zone-X

Zone-Xvon Hubert Haensel

Gefangen im Nichts

In den mehr als 200 Jahren ihres ziellosen Fluges durch die Tiefen des Alls haben die Bewohner und Crewmitglieder des Generationenschiffs SOL mannigfaltige Gefahren und Abenteuer bestehen mssen. Doch im Vergleich zu den schicksalhaften Auseinandersetzungen, die sich seit der Zeit ereignen, da Atlan, der Arkonide, auf geheimnisvolle Weise an Bord gelangt ist, verblassen die vorangegangenen Geschehnisse zur Bedeutungslosigkeit. Denn jetzt, im Jahre 3804 Solzeit, geht es bei den Solanern nicht mehr um interne Machtkmpfe sie wurden mit dem Amtsantritt von Breckcrown Hayes, dem neuen High Sideryt, gegenstandslos , sondern um Dinge von wahrhaft kosmischer Bedeutung.Da geht es um den Aufbau von Friedenszellen im All und um eine neue Bestimmung, die die Kosmokraten, die Herrscher jenseits der Materiequellen, fr die Solaner parat haben. Und es geht um den Kampf gegen Hidden-X, einen mchtigen Widersacher, der es auf die SOL abgesehen hat.Jetzt glaubt man, den groen Gegenspieler endgltig stellen zu knnen. Denn zusammen mit den Vulnurern erreicht die SOL das Gebiet, in dem sich Hidden-X aufhalten soll.Dieses Gebiet ist die ZONE-X

Die Hauptpersonen des Romans:

Atlan - Der Arkonide besucht die Vulnurer.Lichtquelle-Jacta - Oberpriesterin der Vulnurer.Shema - Jactas Gegenspielerin.Ferrunger-Mono - Kommandant der Heimatschiffe der Vulnurer.Oggar und Insider - Das Multibewutsein und der Extra stoen wieder zur SOL.

Hapeldan war unfhig zur Einsicht in die wirkliche Tragweite kosmischer Geschehnisse. Seine Strafe fr alle Verfehlungen war sein Tod.Soll ich die Empfindungen auskosten, seine Angst und Flucht vor Oggar, dem er letztlich nicht entrinnen konnte, weil ich es nicht mehr wollte? Hapeldan war nur ein Diener von vielen.Nie htte er sich meinen Unwillen zuziehen drfen.Er ist unbedeutend. Ich vergesse nichts, doch seinen Namen werde ich aus meinem Gedchtnis tilgen wie eine bse Erinnerung.Es gibt anderes, dem ich mich jetzt zuwenden mu. Ich fhle die Feinde, diese lcherlichen Zwerge, die sich fr stark genug halten, mir gegenberzutreten">mir, dem tausend Vlker tausend verschiedene Namen gegeben haben.Ich, Hidden-X, bin der Herrscher!Atlan whnt sich seinem Ziel nahe. Er fhlt sich sicher im Schutz der SOL und in Begleitung der Bekehrer.Soll er nur kommen...Er wird erfahren, wie sehr er sich irrt!

1.

Nacheinander verlieen sie den Linearraum zuerst die SOL und dann die drei Heimatschiffe der Vulnurer. Im selben Sekundenbruchteil beschleunigten die Schiffe erneut bis auf die erforderliche Eintauchgeschwindigkeit.Die angespannte Atmosphre an Bord der SOL wollte dennoch nur zgernd weichen. Man hatte den von Sanny berechneten Zielpunkt erreicht. Zu verschieden waren allerdings die Vorstellungen von diesem Raumsektor gewesen.Eigentlich typisch fr Hidden-X, sagte die Moolatin wie beilufig. Es gibt nichts in diesem kosmischen Abschnitt, weder Sterne noch irgendwelche Besonderheiten.Gerade deshalb sollten wir auf berraschungen gefat sein, warnte Atlan. Unser Beschleunigungsmanver ist nichts als ein Vorsichtsmanahme.Die Koordinaten umfaten einen Raumsektor von ungefhr einem Lichtmonat Durchmesser. Geradezu lcherlich gering nahm sich die Zahl von 800 Milliarden Kilometern im Vergleich zu den zurckgelegten Entfernungen aus, trotzdem wrde man zur genauen Erforschung selbst dieses vermeintlich leeren Raumes Zeit bentigen. Sptestens nach den Erfahrungen mit dem Weien Loch im Sternenuniversum war den Solanern bewut, da auch das scheinbar absolute Nichts Leben bergen konnte.Punksprche wechselten zwischen der SOL und der HEUTE, auf der Lichtquelle-Jacta sich aufhielt. Die Ortungen der Vulnurer schwiegen ebenfalls.Atlan, der die Blicke von Hayes und Breiskoll auf sich ruhen fhlte, wandte sich zgernd von den Bildschirmen ab.Ich bin berzeugt davon, da wir dort drauen Dinge von groer Tragweite vorfinden werden, sagte er.Bjo Breiskoll zuckte mit den Schultern.Ich wei nicht Kannst du etwas wahrnehmen?Das ist es eben. Wenn da wirklich etwas wre, sollte es einen gewissen Einflu auf den umgebenden Raum ausben. Aber Zone-X scheint in allem der Norm des intergalaktischen Leerraums zu entsprechen.Zone-X? machte Breckcrown Hayes berrascht.Warum nicht, meinte Atlan. Oder hat jemand einen treffenderen Namen fr das, was vor uns liegt?Es blieb dabei. Mit nunmehr halber Lichtgeschwindigkeit und in Keilformation fliegend, steuerten die vier Raumschiffe den innerhalb fiktiver Grenzen kugelfrmigen Sektor an.

*

Die Paramathematikerin Sanny und SENECA stimmten nahezu in smtlichen Punkten berein. Unklarheiten oder Meinungsverschiedenheiten, zu denen es aufgrund unterschiedlicher Betrachtungsweisen gekommen war, schienen ausgerumt.Demnach durfte man davon ausgehen, da Zone-X identisch war mit dem Flekto-Yn oder vielmehr dessen Standort. Auch glaubte man zu wissen, da das Flekto-Yn jenes Objekt war, fr das Hidden-X gewaltige Nickelmengen von den Ysteronen hatte rauben lassen.Wo soll diese Massenansammlung sein? fragte Curie van Herling gereizt. Ich kann nicht mehr aus den Gerten herausholen.Niemand macht dir deshalb einen Vorwurf, beschwichtigte der High Sideryt. Wir mssen die Mglichkeit eines perfekten Ortungsschutzes in Betracht ziehen. Wenn ich daran denke, welche Schwierigkeiten Hidden-X uns schon bereitet hat, erscheint es mehr als nur wahrscheinlich, da gerade sein Sitz mit allen zur Verfgung stehenden Mitteln abgesichert ist.Womit wir bei der leidigen Frage einer Erkundung angelangt wren, warf Uster Brick ein. Selbstverstndlich stehe ich fr ein derartiges Unternehmen zur Verfgung. Vorlan kann ja auf der SOL bleiben. Seine Nerven wrden die Anspannung ohnehin kaum durchstehen.Wieso? Herausfordernd stemmte sein Zwillingsbruder die Fuste in die Hften.Uster Brick schrzte die Lippen, erwiderte aber nichts.Auf der Stelle will ich wissen, was diese Anspielung zu bedeuten hat, Kleiner. Immerhin bin ich der bessere Pilot von uns beiden. Weit beugte Vorlan sich vor, doch Uster Brick brachte sich vor seinen zupackenden Hnden mit einem blitzschnellen Sprung in Sicherheit.Du bist ganz einfach zu gro, Bruder. Folglich sind deine Nerven dnner als meine und halten einer Belastung weniger stand. Und wenn du jetzt wild wirst, ist das nur ein deutlicher Beweis. Uster Bricks Stimme berschlug sich frmlich, als Vorlan ihn mit zwei weit ausgreifenden Schritten einholte und an den Schultern packte.Ich bin der Bessere, das wirst auch du einsehen mssen. Vorlan wandte sich an Hayes: Wenn eine Expedition vorgesehen ist, bitte ich darum, fliegen zu drfen.Hayes' Lcheln wirkte suerlich.Tragt eure Zwistigkeiten anderswo aus. Es geht schlielich nicht darum, wer hundert Lichtjahre in der krzeren Zeit und mit geringerem Energieaufwand zurcklegt.Ich wei, nickte Vorlan Brick ernsthaft. Unsere Aufgabe ist es, Hidden-X' Versteck ausfindig zu machen. Ich bin genau der Richtige dafr.Weil deine Augen 22 Zentimeter hher sitzen? begehrte Uster lauthals auf. Du bildest dir auf deine Gre viel ein. Meine Gte, weshalb gehen dir denn alle Frauen aus dem Weg?Ich erlaube mir, mit allem Nachdruck festzustellen, da gewisse Herren nahe daran sind, endgltig vom Thema abzuschweifen. Bldel, Hage Nockemanns beweglicher Laborroboter verschrnkte seine ausfahrbaren Arme ineinander und richtete sein einziges Auge erst auf Vorlan und dann auf Uster.Willst du behaupten, da es unwichtig ist, einen Erkundungsflug durchzufhren? fragten die Zwillinge wie aus einem Mund.Ich habe die gegebenen Voraussetzungen keineswegs angezweifelt, sondern nur meine Meinung Ach was, Uster Brick winkte scheinbar wtend ab.Sehr richtig, pflichtete Vorlan bei. Diese Blechkiste scheint nicht zu wissen, was Anstand ist.Wenn du damit jene Ausdrucksweise typisch menschlichen Verhaltens meinst, die sich in einer gewissen Zurckhaltung dem jeweiligen Partner gegenber uert Natrlich, nickte Uster. Du weit also, da man sich nicht einfach in ein Gesprch einmischt, noch dazu, wenn es sich um heikle Dinge handelt, von denen ein Roboter ohnehin nichts versteht. Oder kannst du eine Korvette fliegen?Nnnein, brachte Bldel zgernd hervor. Meine Programmierung versetzt mich leider nicht in die Lage, ohne zustzliche Daten Schon gut, sagte Uster gnnerhaft. Wo waren wir stehengeblieben?Hidden-X! erinnerte Vorlan Brick. Ich sollte ein Beiboot zur Erkundung starten.Wahrscheinlich wren sich die beiden Chefpiloten nun endgltig in die Haare geraten, htte der High Sideryt sich nicht zwischen sie gestellt.Keine Expedition! bestimmte er. Jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt.Die Brick-Zwillinge blickten einander erstaunt an.Wir mssen uns vorher darber klar werden, was wir von unserem noch immer unbekannten Gegner zu halten haben, gab Sanny zu bedenken. Wir wissen, wie Hidden-X vorgeht. Daraus lassen sich Rckschlsse auf sein ganzes Wesen ziehen.Hidden-X bedient sich im wesentlichen zweier grundverschiedener Methoden, um zum Erfolg zu gelangen, sagte Atlan. Einerseits ist es die Unterdrckung von Einzelwesen oder ganzer Vlker durch einen starken mentalen Druck. Wir haben das vor allem im Ysterioon zu spren bekommen.Andererseits dient die Anwendung von Spiegelungstechniken zur Erzeugung bestimmter Faktoren, die Hidden-X fr seine Zwecke nutzt. Reale oder nur scheinbar reale Gebilde wie die Landschaft im Nichts knnen uns zum Verhngnis werden. Auch das Roxha-System war mit Hilfe dieser Technik verborgen.Roxha und Zone-X haben, soweit wir das bisher feststellten, nichts miteinander gemeinsam, gab Breckcrown Hayes zu bedenken. Noch sehen wir die umliegenden Galaxien auf den Schirmen und sind doch unendlich weit von ihnen entfernt.Das ist es nicht, worauf ich anspielte, sagte Sanny. Auch der geistige Druck wurde durch Spiegelungen erzeugt oder zumindest verstrkt und weitergeleitet. Ich behaupte, da Hidden-X in seiner ureigensten Erscheinung etwas hnliches sein mu, wie sich aus seinen Handlungen ergibt ein Mentalwesen also, das aus Spiegelungen entstanden sein knnte.Sind das Vermutungen oder die Ergebnisse durchgefhrter Berechnungen?Beides, Atlan, aufeinander nach logischen Gesichtspunkten aufbauend.Was meinst du dazu? fragte der Arkonide in Gedanken seinen Extrasinn.Sanny scheint durchaus auf dem richtigen Weg zu sein. Hidden-X ist gefhrlich, es jagt einem Ziel nach, dessen Erreichen Leid und Verderben ber diesen Abschnitt des Kosmos bringen kann.Du weit mehr, als du jetzt eingestehst. Heraus mit der Sprache!Ein leises Lachen erfllte Atlans Gedanken.Ich ahne die Zusammenhnge, und Sannys Folgerungen sind mir eine Besttigung. A ber ich wrde dich damit nur verwirren. Noch ist die Zeit nicht reif fr die ganze Wahrheit.Was ist Hidden-X? Wirklich eine Spiegelung? Von wem?Schweigen.

*

Sie war eine Ketzerin.Obwohl niemand es wagte, diese Anschuldigung offen auszusprechen, wute Lichtquelle-Jacta doch, da viele so dachten. Sie brauchte nur in die Gesichter einiger zu schauen, um zu frsteln. Ablehnend reckten sich ihr die Kieferzangen entgegen, und die Fhler vibrierten vor erhaltener Erregung.Lichtquelle-Jacta ging mit dem Gromut der Oberpriesterin darber hinweg, die wute, da ihre Stellung unantastbar war.Immerhin hatte sie mit der Tradition gebrochen, als sie es wagte, die Anonymitt der Priesterinnen zu lften. Erst vor kurzem hatte sie heimlich das Quartier im Grokessel einer Lebensmittelfabrik verlassen, um ihre Bewhrungsprobe zu bestehen, heute dachte sie nicht mehr daran, sich wieder dorthin zurckzuziehen.Zweifellos war der Kontakt mit den Fremden schuld, die sich Solaner nannten. Sie waren das erste Volk neben den Vulnurern, dessen Heimat in den unermelichen Weiten der Schpfung lag. Aber ihre Fhrungsschicht war anders aufgebaut, weitaus handlungsfhiger, wie es Lichtquelle-Jacta schien. Sie kannten keine Kasten mit streng spezialisierten Aufgabenbereichen, viele von ihnen waren gar in der Lage, jede Ttigkeit auszufhren. Jacta bewunderte die Solaner deshalb.Insgeheim fhlte sie sich seit dem ersten Zusammentreffen mit den fremden Raumfahrern in ihren Ansichten besttigt. Von Anfang an war sie der Meinung gewesen, da die starre Ordnung an Bord der Heimatschiffe jede wirkliche Bekehrung von Planetenbewohnern zu einem Leben im All nahezu unmglich machte.Das kratzende Gerusch, das entstand, als Lichtquelle-Jacta ihr unteres Armpaar aneinander rieb, lie etliche der Anwesenden aufsehen. Mit ruckartigen Bewegungen ihrer Fhler schickte sie die Mnner und Frauen an die Arbeit zurck. Selbst als Angehrige der oberen drei Kasten, Piloten, Techniker, Mechaniker und Forscher, hatten sie sich streng unterzuordnen. Auch fr den Kommandanten, Ferrunger-Mono, waren Jactas Worte Befehl.Die Oberpriesterin dachte an die GESTERN, jenes Schiff, auf dem sie aus dem Ei geschlpft war. Dort, in der Kammer ihres Puppenstadiums, hatte sie sich wohl gefhlt. Dort war Wrme gewesen und Geborgenheit. Die nchterne, kahle Technik in der Hauptzentrale der HEUTE hingegen wirkte kalt.Fast bedauerte sie es, als Vulnurerin geboren zu sein, und allein das waren ketzerische Gedanken, fr die ihr schlimmste Bestrafung drohte, wurden sie offenbar. Aber von einem der Solaner hatte sie erfahren, da deren Lebensspanne gut das Fnfzehnfache der eines Vulnurers betrug.Lichtquelle-Jacta nahm sich vor, jenen mit den hellen Haaren danach zu fragen. Atlan schien an Bord des fremden Schiffes eine Funktion innezuhaben, die zwischen der einer Oberpriesterin und eines Kommandanten lag.ber die Vergangenheit der Bekehrer existierten keine Aufzeichnungen. Mglich, da dort das Geheimnis der kurzen Lebensspanne zu suchen war. Jacta glaubte nicht an die Unabnderlichkeit eines vorherbestimmten Schicksals.Was unterschied Solaner und Vulnurer voneinander? Sicherlich nicht ihr ueres.Jacta hatte nie geglaubt, da es auf das Aussehen eines Wesens ankommen knnte oder auf dessen Hautfarbe. Wichtig war einzig und allein der Geist, der in einem Krper steckte.Gedankenverloren blickte sie auf den Sichtschirm, der die Hauptzentrale in Augenhhe umlief. Die GESTERN und die MORGEN zogen mit flammenden Triebwerken ihre Bahnen durch die ewige Nacht. Ihnen voraus flog die SOL, jenes selbst im Vergleich zu den Heimatschiffen riesige Gebilde aus Stahl.Die Entfernung zur nchsten Galaxis betrug beachtliche 36,7 Millionen Lichtjahre. Eine solche Distanz an sich war schon ungewhnlich, da die Solaner aber inmitten dieser intergalaktischen Leere einen kugelfrmigen Sektor von nur einem Lichtmonat Durchmesser ansteuerten, irritierte Jacta.Unbemerkt war Ferrunger-Mono neben sie hingetreten. Die Oberpriesterin wurde auf den Kommandanten erst aufmerksam, als seine Kieferzangen hart aufeinanderschlugen.Was gibt es? fragte sie.berlichtspruch.Von der SOL?Der Mono vollfhrte eine bejahende Geste.Gut. Ich will mit den Fremden reden.Mit seinen vier Greifzangen schaltete Ferrunger-Mono. Lichtquelle-Jacta war nicht sonderlich berrascht, Atlan als Gesprchspartner zu sehen. Der Hflichkeit entsprechend wartete er, bis sie das Wort an ihn richtete.Du erwartest einen Angriff? wollte Jacta wissen.Flchtig verzog Atlan die Mundwinkel.Wir folgen nur dem Gebot der Vorsicht, sagte er. Wozu unser unbekannter Gegner fhig sein kann, hast du erlebt.Lichtquelle-Jacta dachte an jenes Wesen, das die Solaner Hapeldan nannten. Der Schalter htte zur ernsthaften Bedrohung werden knnen.Ganz durchschaue ich dich noch nicht, Atlan, dazu bist du mir zu fremd. Aber du trgst ein ungelegtes Ei mit dir herum.Bitte? Er schien erstaunt.Lichtquelle-Jacta rieb die Fhlerenden aneinander.Du hast Probleme, wollte ich sagen. Wahrscheinlich betreffen sie unser weiteres Vorgehen.Ich schlage vor, da wir uns zusammensetzen, um gemeinsam zu beschlieen.Einverstanden, stimmte die Oberpriesterin zu. Unser Zentraletransmitter ist empfangsbereit.

*

Kurze Zeit spter traten der Arkonide und der High Sideryt gemeinsam aus dem Transmitterbogen. Viele Vulnurer nahmen nicht einmal Notiz von den Fremden. Die anfnglichen Feindseligkeiten waren eingestellt worden, als man erfahren hatte, da auch die Solaner ein Leben im Weltraum dem planetengebundenen Dasein vorzogen.Zum Zeichen der Freundschaft streckte Lichtquelle-Jacta alle vier Arme von sich.Gemeinsam sind wir stark, gab sie zu verstehen. Folgt mir. Ich habe einen Raum fr die Besprechung vorbereiten lassen.Zwischen Schaltpulten und einem groen Kartentisch hindurch fhrte sie die beiden in eine angrenzende Halle, in der gut hundert Mann Platz gefunden htten. Doch nur ein einziger Vulnurer wartete dort.Das ist Ferrunger-Mono, sagte die Oberpriesterin.Atlan hatte den Kommandanten der drei Heimatschiffe bereits erkannt, fr Hayes hingegen schienen noch immer die meisten der ameisenhaften Bekehrer einander zum Verwechseln hnlich zu sein.Haben wir wirklich unser Ziel erreicht? begann Jacta.Knapp 400 Milliarden Kilometer trennen uns vom Zentrum, erklrte der High Sideryt. In dem harten Sessel, in dem er Platz genommen hatte, fhlte er sich merklich unwohl.Du hast mich falsch verstanden, sagte die Oberpriesterin. Lichtjahreweit im Umkreis ist nichts. Dabei wrde selbst ein Kleinerkunder unseren Ortungen nicht verborgen bleiben. Worauf beruhen eure Koordinaten?Auf Berechnungen Sannys. Mit Hilfe ihrer Paramathematik hat sie versucht, den Ausgangspunkt des verflschten Kontaktimpulses zu berechnen.Ich habe die Molaatin kennengelernt, meinte Jacta. Sie erscheint mir zuverlssig. Ferrunger-Mono, was ist deine Meinung?Die Mglichkeit besteht, da Hidden-X sich mit Deflektorfeldern umgibt. Auerdem mu der Impuls keineswegs aus unserem Raum-Zeit-Kontinuum gekommen sein.Wir sollten im Linearflug zum Mittelpunkt der Zone-X vorstoen, sagte Atlan. Mglicherweise erwarten uns dort grundlegendere Erkenntnisse.Lichtquelle-Jacta verschrnkte ihre beiden Armpaare. Eine unmittelbare Gefahr scheint nicht zu drohen. Auerdem ist die gemeinsame Feuerkraft unserer Schiffe hoch genug einzuschtzen. Den Gegner mchte ich sehen, der einen Angriff erfolgreich durchsteht.Sei vorsichtig, warnte Atlan. Hidden-X verfgt ber Mglichkeiten, die wir nur ungengend kennen.Jemand, der eine so lange Lebensspanne besitzt wie du, wird seine Existenz nicht achtlos wegwerfen. Also fhle ich mich in deiner Nhe sicher.Woher weit du ?Die Oberpriesterin winkte ab.Ich bentige dich nicht mehr, Ferrunger-Mono, wandte sie sich an ihren Kommandanten. Du wirst die Vorbereitungen fr den Linearflug treffen. Stimme die Flugdaten mit der SOL ab.Ich habe Anweisung gegeben, den Funkkanal offenzuhalten, nickte Hayes. Unsere Positronik berwacht die Angleichung.Du glaubst, da Jacta ber deine relative Unsterblichkeit informiert ist, wisperte Atlans Extrasinn.Was sonst sollte ihre Bemerkung bedeuten? gab der Arkonide lautlos zurck.Bist du dir ber die mglichen Folgen im klaren?Tief atmete Atlan ein.Jacta kann es normalerweise nicht wissen. Nur Allmhlich wird es zur Manie, Hidden-X fr alles verantwortlich zu machen. Jacta wirkt rgerlich. Ich glaube, ihre uerung in Ferrungers Gegenwart war ein Fehler.Inzwischen hatte der Mono den Raum verlassen.So, sagte die Oberpriesterin. Was unterscheidet unsere Vlker? Die technische Errungenschaft kann es nicht sein und ebenfalls nicht unsere Lebensweise. Vielleicht eine Strahlungsart, die den Vulnurern bislang unbekannt blieb?Breckcrown Hayes schttelte bedauernd den Kopf.Ich mu dich enttuschen, Lichtquelle-Jacta. Wir Solaner sind genauso dem Gesetz des Todes unterworfen wie jedes andere Lebewesen. Nur Atlan ist dank seines Zellaktivators nahezu unsterb Jh unterbrach er sich im Bewutsein, einen Fehler begangen zu haben. Aber es war bereits zu spt. Jacta zeigte deutliche Zeichen von Erregung. Ihre Fhler wirbelten wie wild durcheinander, und ihre kurzen Kieferzangen ffneten und schlossen sich.Unsterblich! chzte sie. Ist ist das wirklich wahr? Kaum auszudenken, welch herrliches Leben wir fhren knnten. All jene, die aufgebrochen sind, das Geheimnis der Wiedergeborenen Lichtquelle zu entdecken, wrden ihren Triumpf eines fernen Tages in der Zukunft noch erleben.Ihre berraschung ist echt, bemerkte Atlans Extrasinn. Du kannst ihr vertrauen.Die Aussicht auf einen Zellaktivator hat schon andere zu Verrtern und Mrdern werden lassen. Wei ich, was in der Oberpriesterin vorgeht?Ich kann ihre Empfindungen verstehen.Auch ein Trost.Atlan nickte kaum merklich.Es stimmt, sagte er dann. Ich bin unsterblich. Aber glaube nicht, da dies wirklich die Erfllung eines Lebens bedeutet. Weit du, was es heit, einsam zu sein? Einsam, weil die Freunde altern und dich im Lauf der Jahre zu frchten beginnen, nachdem sie dich anfangs beneideten. Vielleicht schlgt ihre Bewunderung sogar in Ha um. Selbst eine Liebe stirbt mit der Zeit.Ihr seid ein seltsames Volk. Lichtquelle-Jacta chzte leise. Weshalb wei man immer das nicht zu schtzen, was man besitzt. Unsere Lebensspanne betrgt nur zehn Jahre eurer Zeitrechnung. Ist es da nicht erstrebenswert, den Tod hinauszuzgern?Es kommt nicht darauf an, wie lange jemand in dieser Welt weilt, gab Atlan zu bedenken. Wichtig ist, was der einzelne aus seinem Leben macht. Du kannst mir glauben, da manche in zehn Jahren mehr vollbringen als andere in zweihundert.Schne Worte, doch leider ein schwacher Trost. Lichtquelle-Jacta vollfhrte eine weitschweifende Bewegung. Ich werde darber nachdenken.Glaubst du mir nun? wisperte der Extrasinn. Sie wute nichts von deinem Zellaktivator, sondern ihr ging es einzig und allein um die unterschiedliche Lebensspanne.Eine biologisch oder evolutionr bedingte Tatsache. Ich frchte aber, Jacta sieht es von einer gnzlich anderen Seite und macht eine Philosophie daraus.Die Oberpriesterin hatte sich erhoben.Kommt! sagt sie, whrend das Schott zur Zentrale aufglitt. Ihr sollt den kurzen Flug nicht versumen.

2.

Der bertritt in den Linearraum vollzog sich keineswegs unbemerkt.Ein Wimmern hallte durch die HEUTE, das von den berbeanspruchten Triebwerken herrhrte. Sekundenlang sah es so aus, als wrde das Heimatschiff der Vulnurer entstofflicht; Wnde wurden erst transparent und verschwanden schlielich, blieben aber ein unsichtbares Hindernis, das zu durchdringen unmglich war.Die Bildschirme zeigten ein eintniges Grau.Alarm heulte auf.Ein wenig hilflos stand Breckcrown Hayes dem entstandenen Durcheinander gegenber. Ihm fehlte die Mglichkeit eines treffenden Vergleichs, doch Atlan fhlte sich spontan an das Gewimmel innerhalb eines Ameisenhaufens erinnert.Was ist geschehen? Lichtquelle-Jacta mute schreien, um sich gegen den aufbrandenden Lrm verstndlich zu machen.Ferrunger-Monos Antwort erfolgte in der zirpenden Sprache der Vulnurer und blieb unverstndlich.Schwere Erschtterungen durchliefen die HEUTE. Pltzlich stand der Boden schrg; die knstliche Schwerkraft setzte aus.Gleiende Helligkeit sprang von den Bildschirmen herab. Atlan glaubte, ein riesiges, funkelndes Gebilde zu sehen, aber zu flchtig war die Erscheinung, als da er sie bewut htte aufnehmen knnen.Vielleicht eine Sonne, die mit flammenden Eruptionen nach dem Schiff griff.Wir haben unseren Standort innerhalb des Einsteinraums nicht verlassen, behauptete der Extrasinn. Irgend etwas hindert uns daran, in die Librationszone vorzudringen.Ob es nur uns so ergeht?Wahrscheinlich sind auch die SOL und die beiden anderen Heimatschiffe der Vulnurer davon betroffen.Obwohl Atlan wute, da nur wenige Sekunden vergingen, erschien ihm die verstreichende Zeit wie eine kleine Ewigkeit. Ihm war, als vernehme er die mentale Stimme von Hidden-X, die wie ein Orkan ber ihn hinweg brauste.Es sind die Maschinen der HEUTE, behauptete der Logiksektor.Ihr Drhnen wurde lauter, bedrckender. Gewaltige Energiemengen wurden freigesetzt, ohne das Schiff jedoch bewegen zu knnen.Ringsum begann das All zu glhen. Wie ein Atombrand fra dieses grelle Leuchten sich weiter, verzweigt in hundert zuckende Strnge, die ein irrlichterndes Eigenleben entwickelten.Dann, schlagartig, trat Ruhe ein.Besatzungsmitglieder, die es nicht rechtzeitig geschafft hatten, der ungewohnten Schwerelosigkeit zu trotzen, wurden durcheinandergewirbelt. Mehrere Bildschirme gingen dabei zu Bruch, doch gab es glcklicherweise keine Verletzten.Auf den optischen Wiedergaben zeigte sich die gewohnte Schwrze. Nichts hatte sich auerhalb des Schiffes verndert.Wir sind nicht um einen Meter vom Kurs abgewichen, meldete Ferrunger-Mono. Die Auswertungen laufen noch, aber es hat den Anschein, als wrde eine unbekannte Kraft jeden Linearflug verhindern.Schadensmeldungen von der GESTERN und MORGEN?Dort sieht es hnlich aus wie bei uns. Reparaturarbeiten sind im Gange.Lichtquelle-Jacta stellte eine Verbindung zur SOL her. Gallatan Herts' Stimme klang aufgeregt und lie nichts mehr von seiner ansonsten zur Schau gestellten Ruhe erkennen.Smtliche berlichtantriebssysteme versagen einheitlich, sprudelte es aus ihm hervor. Das legt den Verdacht eines gezielten Eingriffs nahe. SENECA rt, im Normalflug weiter zu beschleunigen.Was sagt Bjo?Nichts. Er sprt nur die deutliche Erregung der Vulnurer. Zum Teil lasten sie uns die Geschehnisse an.Das sind Angehrige der vierten Kaste, warf Jacta ein. Ihr mt es verstehen. Sie wurden berrascht, ohne richtig begreifen zu knnen, was geschah.Schon gut. Atlan wirkte in diesem Moment zu allem entschlossen. Ich will, da die SOL weiter beschleunigt.Sollen wir den Transmitter ?Hayes und ich werden von hier aus beobachten, was geschieht. Die Verbindung zwischen unseren beiden Schiffen bleibt bestehen, wenn Lichtquelle-Jacta keine Einwnde hat.

*

In den folgenden dreiig Minuten fhrte die SOL verschiedene Flugmanver aus, wobei mit hchstmglicher Leistung versucht wurde, die Geschwindigkeit des Schiffes zu steigern.Das Ergebnis war niederschmetternd.Eigentlich habe ich es erwartet, gestand Atlan ein.Immerhin sitzen wir nicht gnzlich fest wie innerhalb der Dunkelwolke. Breckcrown Hayes' Worte waren aufmunternd und vor allem fr die Vulnurer gedacht, aber sie klangen trotzdem deprimierend. In zwei Monaten werden wir unser Ziel erreicht haben.Falls Hidden-X uns so lange gewhren lt. Nein, mit annhernd halber Lichtgeschwindigkeit zu fliegen, ist keine annehmbare Lsung.Ich schlage vor, da unsere Wissenschaftler sich eingehend mit dem Phnomen befassen, sagte Lichtquelle-Jacta. Gemeinsam sollte es mglich sein, brauchbare Ergebnisse zu erzielen. Was immer dort drauen ist, es hindert die Protonenstrahlen der Antriebssysteme daran, ihre volle Wirkung zu entfalten.Auf den umlaufenden Bildschirmen waren die SOL und die Heimatschiffe der Vulnurer deutlich zu erkennen. Entweder Sanny oder SENECA muten inzwischen zu dem Schlu gelangt sein, da jeder weitere Beschleunigungsversuch sinnlos war, denn die Triebwerke der SOL wurden abgeschaltet. Die Bekehrer setzten ihre Bemhungen weiter fort, doch die Distanz zwischen den Schiffen verringerte sich nur unmerklich.Es ist sinnlos, sagte Atlan zu Lichtquelle-Jacta. Ferrunger-Mono soll den Befehl zum Abbruch geben.Warnanzeigen blinkten auf. Im Nu huschte ein Reigen bunter Lichter in sich wiederholender Folge ber die Schaltpulte des Monos und der Oberpriesterin.Wir verlieren an Fahrt, machte Jacta berrascht.Gruppen fremdartiger Schriftzeichen und Symbole verrieten dem Arkoniden, da auch die anderen Schiffe langsamer wurden. Innerhalb von Minuten wurde der Pulk ohne ersichtliche Ursache auf weniger als 25 Prozent der Lichtgeschwindigkeit abgebremst. Ein erneuter Versuch der SOL, die Lineartriebwerke zu aktivieren, endete damit, da rund um das Fernraumschiff der Weltraum zu brennen schien.Gegenschub! sagte Atlan.Die Schiffszelle vibrierte unter der Belastung, whrend ein lauter werdendes Knistern und Knacken bedrohliche Ausmae annahm.Du verlangst zuviel, begann Ferrunger-Mono. Die Oberpriesterin achtete nicht darauf.Langsam, beinahe trge, schwenkte die HEUTE herum. Die Schutzschirme flackerten und brachen zusammen.Fr eine Weile schwebten verblassende Energieschleier neben dem Schiff. Dann sah es so aus, als wrden sie von etwas Unsichtbarem frmlich aufgesogen.Die Geschwindigkeit der HEUTE sank weiter.Irgendwo im Schiff gab es eine Explosion. Das Flackern der Beleuchtung fiel mit dem fernen Aufheulen einer Sirene zusammen. Vor Lichtquelle-Jacta flammte ein gutes Dutzend Kontrollen in warnendem Schwarz auf.Wtend hieb die Oberpriesterin mit ihren vier Greifklauen auf die Schalter der Triebwerkskontrolle. Wimmernd erstarb daraufhin das Rumoren der berlasteten Konverter.Die folgende Stille schien um so schmerzlicher.Aus! sagte Lichtquelle-Jacta und warf den Kopf zurck. Ihre Facettenaugen richteten sich auf Atlan.Noch drfen wir nicht aufgeben. Wir finden einen Weg. Atlan legte ihr seine Hand auf die Schulter, was Ferrunger-Mono mit Verwunderung bemerkte. Kein Vulnurer htte es sich erlauben drfen, der Oberpriesterin ungebeten derart zu nahe zu kommen.Was du sagst, Atlan, klingt nicht berzeugend, meinte Jacta. Wie beilufig schob sie seine Hand von ihrer Schulter. Ich nehme an, du und Hayes wollen jetzt an Bord der SOL zurckkehren.Atlan nickte.Ich wre dir dankbar, knntest du uns ein Beiboot zur Verfgung stellen.Was versprichst du dir davon?Zumindest die Erkenntnis, ob das Versagen der Antriebssysteme massebedingt ist.Du bekommst einen Kleinerkunder, entschied die Oberpriesterin. Zwei Mann Besatzung gengen, um euch zur SOL zu bringen. Bis ihr den Hangar erreicht habt, sind die Startvorbereitungen abgeschlossen.Breckcrown Hayes wandte sich dem Schaltpult zu und zog die energetische Ringmembrane des Hyperfunks mit den Fingerspitzen zu sich heran. Der berlichtschnelle Funkverkehr war nicht beeintrchtigt.Gallatan, sagte er, du hast alles mitgehrt.Das Wichtigste.Gut. Dann lasse Vorbereitungen treffen, falls etwas schiefluft. Wie weit ist die SOL entfernt?Genau 19,8 Kilometer. Die gehe ich notfalls zu Fu.

*

Die Hangaranlage mit den Kleinerkundern lag mittschiffs und war von der Zentrale aus auf geradem Weg zu erreichen. Insgesamt achtzig dieser sechzehn mal elf Meter messenden linsenfrmigen Beiboote hatte jedes Heimatschiff an Bord.Bei einer Hhe von rund dreihundert Metern erstreckte sich der Hangar ber mehrere Hauptdecks. Auf ringfrmigen Galerien standen die Kleinerkunder startbereit, whrend im Zentrum jeweils ein durchlaufender Antigravschacht startende oder zurckkehrende Boote aufnahm.Unpraktisch, bemerkte Breckcrown Hayes, whrend Atlan und er die ihnen zugewiesenen Pltze einnahmen. Der Schacht ist so eng, da er jeweils nur einen Erkunder aufnehmen kann.Unmerklich hob das Beiboot von seiner Warteposition ab und glitt durch den Schacht nach unten. An den vorberhuschenden Etagen erkannten Atlan und Hayes, wie gro ihre Sinkgeschwindigkeit wirklich war.Sekunden spter verlieen sie den Hangar ber dem trichterfrmig verbreiterten Heck der HEUTE und glitten seitlich davon. Jetzt erst zndeten die Triebwerke.Mit bloem Auge war die SOL als Ansammlung winziger Lichtpunkte auszumachen. Zwar stand die MORGEN wesentlich nher, wegen ihrer geringeren Gre aber blieb sie fast zur Gnze in der Schwrze des Alls verborgen.Langsam fiel das Mutterschiff unter dem Beiboot zurck. Die geringe Entfernung zur SOL machte es unmglich, mit hheren Werten zu beschleunigen. Aber auch so wrde man, Start und Landung mit einbezogen, kaum lnger als drei Minuten unterwegs sein.Schon war die Hlfte der Entfernung zurckgelegt.Deine Theorie scheint sich zu bewahrheiten, sagte Hayes zgernd, an Atlan gewandt. Vielleicht ist es sogar mglich, einen Leichten Kreuzer zu fliegen.Doch manchmal ist es besser, die Dinge nicht beim Namen zu nennen. Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als ein schrilles Heulen den Kleinerkunder durchlief. Gleichzeitig begann der Antrieb unregelmig zu arbeiten; das Boot kam zum Stillstand.Einer der Piloten drosselte die Leistung der Konverter. Das Heulen wurde schlagartig leiser.Zurckgelegte Entfernung 14,22 Kilometer, stellte er fest. Wir kommen nicht weiter.Sie wurden von der SOL aus angerufen.Was ist los bei euch? wollte Gallatan Herts wissen. Curie hat einen erhhten Energieaussto angemessen.Wir sitzen fest.Oh, machte der Leiter der Hauptzentrale im Mittelteil. Im Hintergrund erklang aufgeregtes Stimmengemurmel. Uster und Vorlan streiten schon wieder. Herts zog bedauernd die Schultern hoch. Ich frchte, sie werden sich diesmal endgltig in den Haaren liegen.Sie sollen bleiben, wo sie sind.Mach ihnen das klar, Atlan. Sie brennen frmlich darauf, dich und Breckcrown abzuholen.Abrupt wechselte das Bild auf dem Monitor. Lichtquelle-Jacta redete auf die Piloten ein.Das Gesprch der Oberpriesterin hat Vorrang, sagte einer der beiden entschuldigend.Endlich wandte Jacta sich auch an den Arkoniden.Ich habe befohlen, mit allen Mitteln einen Rcksturz zu versuchen. Wir haben seltsame energetische Erscheinungen angemessen, unmittelbar bevor der Kleinerkunder zum Stillstand kam.Ortung! rief Breckcrown Hayes. Von der SOL ist soeben eine Space-Jet gestartet. Das kann nur einer der Brick-Zwillinge sein.Oder alle beide, stellte Atlan fest.Das Diskusschiff kam schnell nher, umrundete den Kleinerkunder der Vulnurer und verharrte schlielich nur wenige Zentimeter ber dessen Polkuppel.Eine Glanzleistung, nickte der High Sideryt anerkennend.Wer immer die Jet fliegt, er bertreibt. Atlan zeigte sich weit weniger begeistert. Wir steigen um, lie er die Vulnurer wissen.Zwischen den beiden Schiffen bildete sich ein flimmernder Schlauch. Die Energiefelder verhinderten das Entweichen der Atemluft ins Vakuum.In der geffneten Schleusenkammer des Kleinerkunders stie Atlan sich krftig ab und schwebte hinauf zur Space-Jet. Sekundenlang wurde das Gefhl bermchtig, in einen bodenlosen Abgrund zu strzen. Hilfreiche Hnde streckten sich dem Arkoniden entgegen und zogen ihn an Bord.Uster Brick, sagte Atlan scharf. Du solltest an Bord der SOL bleiben.Wirklich? Die wulstigen Lippen des Kleinen verzogen sich zu einem spitzbbischen Lcheln. Davon ist mir nichts bekannt.La es gut sein, meinte Hayes, der soeben in die Schleuse schwebte. Hauptsache ist, Uster bringt uns heil zurck.Aus diesem Grund bin ich geflogen und nicht Vorlan. Sprach's, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in Richtung Zentrale.Die Jet gehorchte den leichtesten Korrekturschben. Als sie mehrere hundert Meter entfernt war, nahm auch der Kleinerkunder wieder Fahrt auf.Erstaunt pfiff Uster Brick durch die Zhne.Die schaffen es tatschlich bis zur HEUTE zurck. Mchte blo wissen, was das fr eine komische Barriere ist. Ich wurde davon nicht beeintrchtigt.Ehe Atlan es verhindern konnte, hatte er den Beschleunigungshebel weit durchgedrckt. Die Space-Jet schnellte frmlich nach vorne.Festhalten! lachte Uster.In einer weiten Kurve zog er die Jet herum, scho zwischen den beiden SOL-Zellen hindurch und peilte die GESTERN an, die am weitesten entfernt war.Vorsicht! Atlans warnender Ausruf kam zu spt. Das Boot stoppte so abrupt, da die Absorber nur einen Teil der auftretenden Beharrungskrfte abfangen konnten.Verdammt! schimpfte Uster Brick inbrnstig.Entfernung zur SOL? wollte Atlan wissen, ohne auch nur ein Wort ber den Zwischenfall zu verlieren.14,22 Kilometer, las Breckcrown Hayes die Anzeige der Distanzortung ab.Kommt mir bekannt vor, murmelte Brick.Mir ebenfalls, nickte Atlan.Man sollte Uster Brick schnippte mit den Fingern und begann zu schalten. Die Raumgeister mgen mich holen, wenn ich nicht recht behalte.Gegenschub ri die Space-Jet herum; mit voller Beschleunigung raste sie zurck, tauchte unter der SOL hindurch und entfernte sich in die entgegengesetze Richtung. Die dringenden Funkanrufe vom Mutterschiff lie Brick unbeachtet. Ehe Atlan oder Hayes auf Empfang schalten konnten, hatte er das Schiff schon wieder gestoppt. Alles in allem eine Sache von nicht einmal zwei Minuten.Mit geringer Restfahrt glitt die Space-Jet weiter.14 Kilometer, bemerkte Uster Brick. Ich bin gespannt, was geschieht.Auch Atlan beobachtete die Entfernungsangaben. Dann war es erneut, als pralle der Diskus auf ein unsichtbares Hindernis.Unser ganzer Pulk ist regelrecht im Raum eingefroren, sagte Brick. Es bleibt zwar die Mglichkeit, das Dimesextatriebwerk zu aktivieren, aber damit wre den Vulnurern nicht geholfen, ganz zu schweigen davon, was uns eventuell erwartet. Auf jeden Fall kommen ausgeschleuste Beiboote nicht sofort zum Stillstand.Daraus mten sich Rckschlsse ziehen lassen, fuhr der High Sideryt fort. Wir knnen also zwischen den Heimatschiffen der Vulnurer und der SOL eine Verbindung aufrechterhalten. Mag sein, da die Transmitter ebenfalls nicht betroffen sind.Endlich nahm Uster Brick den Anruf vom Mutterschiff entgegen.Warum meldet ihr euch nicht, sprudelte Gallatan Herts heraus, bevor das Bild sich stabilisieren konnte. Die Bekehrer haben inzwischen eine berraschende Feststellung getroffen.Wahrscheinlich dieselbe wie wir, nickte Brick. ffnet den Hangar, damit ich zurck kann.

*

Sich vorzustellen, worauf alles hinausluft, ist nicht schwer. Lichtquelle-Jacta hat in unzumutbarem Ma mit der Tradition gebrochen. Ich frage euch, weshalb? Aufgeregt blickte die Priesterin in die Runde.Jacta ist jung, wurde ihr entgegengehalten. Kannst du nicht verstehen, da sie Fehler macht?Einen Fehler nennst du, was unser Ansehen schwer geschdigt hat. Keine Priesterin soll sich vor den unteren Kasten blostellen, Jacta aber hat es getan und ging sogar so weit, ihren Aufenthalt in die Zentrale zu verlegen.Das ist der Einflu der Fremden, erklang es von der anderen Seite her. Jacta glaubt, ihnen nacheifern zu mssen.Fr uns gelten eigene Gesetze. Und die Solaner haben bisher nur Unheil gebracht.Zustimmendes Murmeln bei den einen, verhaltener Protest bei den anderen. Bislang hatten drei der fnf Priesterinnen auf der Seite von Lichtquelle-Jacta gestanden. Inzwischen sah es immer mehr so aus, als wrden auch sie ihre Zuversicht verlieren.Sie sind nicht unsere Feinde. Wer vergit, da die Fremden die falsche Oberpriesterin entlarvten, sollte nicht lautstark nach Gerechtigkeit rufen.Triumphierend hob die lteste unter ihnen einen kleinen Speicherkristall hoch. Ein Techniker hat die Aufzeichnung fr mich angefertigt. Seht sie euch an und entscheidet dann.Die Bildwiedergabe zeigte Lichtquelle-Jacta, Ferrunger-Mono und zwei Solaner. Das Gesprch drehte sich um Probleme der Schiffsfhrung und des derzeitigen Aufenthalts.Und? meinte eine der Priesterinnen. Was ist daran frevelhaft, wenn die Lichtquelle sich des Aufgabenbereichs von Ferrunger-Mono annimmt?Der emprte, einstimmige Aufschrei wenige Augenblicke spter war Antwort genug.Unsterblichkeit Jacta lstert ihre Vorgngerinnen!Nur Wesen, die auf der Oberflche teuflischer Planeten hausen, besitzen eine lngere Lebensspanne als das Volk der Bekehrer. Wenn die Lichtquelle sich mit ihnen auf eine Stufe stellt, ist sie nicht besser. Und alle, die unttig zusehen, laden selbst einen Teil der Schuld auf sich.Die Autoritt der Oberpriesterin ist unantastbar, kam es erschrocken. Jacta wurde durch die Wahl bestimmt; wir mssen uns fgen.Niemand will ihr das Recht streitig machen. Lichtquelle-Jacta soll nur solange an der Ausbung ihres Amtes gehindert werden, bis die Solaner verschwunden sind. Sicher wird sie sich danach besinnen.Ein Unfall?Das lt sich arrangieren.Die drei Priesterinnen, die auf Jactas Seite gestanden hatten, beratschlagten.Einverstanden, sagte dann eine von ihnen. Wenn Lichtquelle-Jacta keinen bleibenden Schaden erleidet.

*

Wir sind blindlings in die Falle hineingetappt. Nicht nur Lyta Kunduran, die ihren Standpunkt mit Nachdruck vertrat, war dieser berzeugung.Sofort nach der Rckkehr der Space-Jet mit Atlan, Hayes und Uster Brick an Bord waren die whrend des Fluges gespeicherten Daten und Meergebnisse an SENECA berspielt worden. Fnf Stunden lag das inzwischen zurck, doch die Hyperinpotronik hatte sich whrend dieser Zeit nicht ein einziges Mal geuert. Anfragen autorisierter Personen hatte sie mit mehr oder weniger durchschaubaren Ausflchten beantwortet.Jede Falle hat eine gewisse Funktionsweise, sagte Gallatan Herts.Sie gilt es herauszufinden. Das Prinzip von Ursache und Wirkung ist unumstlich.Leider nicht, erwiderte Atlan. In der galaktischen Geschichte gibt es mehrere Beispiele, bei denen die Ursache erst durch die Wirkung bedingt wurde.Das ist mir zu hoch, meinte Lyta Kunduran.Bldel tippte mit kurzen Schritten auf sie zu und blieb unmittelbar vor ihr stehen. Dann fuhr er seinen rechten Arm zur vollen Lnge aus und wickelte ihn sich mehrmals um den Kopf.Siehst du, versuchte er zu erklren, das ist ungefhr so, als wrde ich mein Auge schlieen, weil ich wei, da ich ohnehin nichts mehr sehen kann, sobald der Arm vor der Linse liegt.Die Stellvertreterin von Gallatan Herts starrte den Roboter verblfft an, schlielich platzte sie lauthals heraus.Kein Grund zur Heiterkeit, kam Hage Nockemann seiner Schpfung zu Hilfe. Im Prinzip hat Bldel durchaus recht.Ich kann mich allein verteidigen, bemerkte der Roboter und kratzte sich ausgiebig den aus grnen Plastikhaaren bestehenden Bart, den er einer Laune des Galakto-Genetikers zu verdanken hatte.Wie du meinst, sagte Hage nur.Bldel beugte seinen Oberkrper nach vorne und tippte Lyta Kunduran vorsichtig auf die Schulter.Im Prinzip habe ich durchaus recht, oder? Das mut du doch zugeben.Die Frau seufzte ergeben. Es war schade um jede Erwiderung.Soviel zur Aufheiterung der Gemter, nun zurck zum Ernst der Lage. Atlan zeigte auf die Bildschirme, auf denen seit Stunden unvernderte Ortungsergebnisse zu lesen waren. Eindeutig steht fest, da kein Schaden an den Triebwerken vorliegt. Smtliche berprfungen haben Grnwerte ergeben. Bei den Vulnurern ist es dasselbe, wie Lichtquelle-Jacta mir noch einmal versicherte. Kein technischer Defekt. Smtliche Aggregate arbeiten strungsfrei.Also unterliegen wir einem ueren Einflu, stellte Breckcrown Hayes fest.Was sich durchaus mit unseren Beobachtungen deckt. Energetische Absorptionserscheinungen, ein unerklrliches Leuchten, als wrde das All brennen Zu Zeiten der christlichen Seefahrt nannte man elektrische Entladungen an den Mastspitzen Elmsfeuer und verband damit die aberglubische Befrchtung, dem Schiff wrde Schlimmes widerfahren.Willst du Prognosen ber unsere Zukunft anstellen?Atlan schttelte den Kopf.Ich mchte nur klarstellen, da es zwei Mglichkeiten uerer Einflsse geben kann. Wahrscheinlich ist, da Hidden-X uns hier festhlt. Wir sollten deshalb aber nicht die Suche nach einem physikalischen oder hyperphysikalischen Phnomen vernachlssigen.Sannys diesbezgliche Berechnungen bewegen sich immer wieder im Kreis, sagte der High Sideryt. Und Bjo Breiskolls kosmischer Sprsinn scheint ebenfalls zu versagen.Der Katzer, der bislang unbeteiligt das Gesprch verfolgt hatte, sah kurz auf.Es tut mir leid. Noch tappe ich vllig im dunkeln. Allerdings vermeine ich zu spren, da dort drauen an verschiedenen Stellen etwas ist, was sich geschickt verbirgt.

3.

Vieles von dem, was uns im Larvenstadium gelehrt wurde, erweist sich nachtrglich als falsch, behauptete Lichtquelle-Jacta. Wissen wir berhaupt, ob die wenigen berlieferungen in dieser Hinsicht die Wahrheit sagen? Erst das Erscheinen der Solaner hat mir die Augen geffnet.Du solltest mit deinen uerungen vorsichtig sein, warnte Ferrunger-Mono.Ach was. Jactas Fhler krmmten sich spttisch zusammen. Niemand wird es wagen, meine Autoritt anzugreifen. Aber jemand mu etwas unternehmen. Die Priesterinnen denken in festgefahrenen Bahnen, sie sind unfhig, wirkliche nderungen einzuleiten.Du willst dir die Aufgabenstellung der SOL zu eigen machen, vermutete Ferrunger-Mono. Im Prinzip mu ich zustimmen, doch bin ich auch skeptisch.Du frchtest, ich knnte darber die Suche nach der Wiedergeborenen Lichtquelle vernachlssigen? Lt sich nicht beides miteinander verbinden, und verspricht nicht gerade das einen schnelleren Weg zum Erfolg?So meinte ich es nicht. Ferrunger-Monos Blick schweifte ab, whrend seine Fhlerenden wie zufllig die der Oberpriesterin berhrten. berrascht schreckte Jacta zurck.Ich bin skeptisch, weil du die Vernderungen allzu schnell vornehmen willst, beeilte er sich zu erklren. Selbst ein Volk mit einem derart raschen Generationswechsel wie das unsere, wird sich das nicht gefallen lassen. Wir mssen erst lernen, mit dem Neuen vertraut zu werden.Jede Dekade, die wir zgern, ist verlorene Zeit, erwiderte Jacta heftig. Flchtig sah sie sich um, aber da war niemand in der Nhe, der ihr Gesprch htte belauschen knnen. Haben wir je ein Volk davon berzeugt, da es besser ist, auf unsere Art zu leben? Ich will endlich von dem unsinnigen Bekehrertum ablassen es gibt Wichtigeres zu tun. Vielleicht sollten wir uns sogar mit dem Gedanken anfreunden, Planeten zu erkunden und zu besiedeln. Sobald die augenblicklichen Ereignisse vorber sind, werde ich offen zu den Vulnurern sprechen.Ferrunger-Mono erschrak sichtlich.Tu's nicht, Lichtquelle-Jacta. Glaube mir, ich kenne unser Volk besser und wei, da du Zeit brauchst, um deine Ideen zu verwirklichen, viel mehr Zeit, als du es dir jetzt vorstellst.Mein Amt gibt mir die Macht dazu, meinen Willen durchzusetzen, erwiderte die Oberpriesterin. Wenn die Begegnung mit den Solanern eine Fgung des Schicksals war, kann mir nichts geschehen. Indem sie sich erhob, gab sie zu verstehen, da die kurze Unterredung fr sie beendet war. Ihr Entschlu stand fest.Hoffentlich mut du dein Vorgehen nicht eines Tages bereuen, sagte Ferrunger-Mono.Lichtquelle-Jacta wirbelte herum und starrte ihn verblfft an.Soll das eine Drohung sein? fragte sie.Eine Warnung, versetzte der Kommandant scheinbar ungerhrt. Ich wrde es zutiefst bedauern, einer anderen Oberpriesterin dienen zu mssen.Wieder neigten seine Fhler sich herab, doch Jacta wich ihm aus. Eine intime Bindung einzugehen, daran hatte sie bisher nicht gedacht. Ohne sich noch einmal umzuwenden, verlie sie die Zentrale.Vulnurer, denen sie begegnete, traten ihr mit Scheu und Ehrerbietung gegenber. Trotzdem mute sie immer wieder an Ferrunger-Monos Worte denken. Diese waren nicht blo flchtig dahingesagt. Je mehr Jacta sich damit beschftigte, desto mehr wollte ihr scheinen, da der Kommandant echte Besorgnis empfand.Er mag mich, durchzuckte es die Oberpriesterin. Nur deshalb hlt er zu mir.Die Erkenntnis traf sie zutiefst. Immerhin mute sie dann mit weitaus grerem Widerstand in den Reihen der Vulnurer rechnen, als anfangs angenommen.Von der Zentrale zu dem Grokessel der Nahrungsmittelfabrik, in dem das Quartier der Priesterinnen versteckt lag, war es nicht weit. Als Lichtquelle-Jacta das Schott der Fabrik hinter sich schlo, war sie allein. Nur selten kamen Vulnurer in diesen Bereich, da die Produktion vollautomatisch ablief.Ein Antigravlift brachte Jacta in die oberen Etagen. Auf den schmalen Stegen zwischen den Tanks der Wiederaufbereitungsanlage eilte sie weiter. Gut sechzig Meter tiefer lag der Hallenboden, und von dort erklang auch das Echo ihrer Schritte.Aus den nach oben offenen Behltern der Synthoanlage quoll steter Dunst, der erst unmittelbar unterhalb der Decke abgesaugt wurde. Dahinter lagen die Grokessel.Die Sicht reichte kaum mehr drei Meter weit. Es roch nach frisch geschnittenen Pflanzen und chemischen Beimengen. Sich vorzustellen, da daraus wohlschmeckende Nahrungsmittel wurden, fiel schwer.War da nicht ein Schatten, eine flchtige Bewegung inmitten des aufsteigenden Brodems?Lichtquelle-Jacta hielt inne.Ein pltzliches Zischen erschreckte sie. Irgendwo mute ein unter Druck stehendes Leitungsrohr geplatzt sein.Schon fhlte sie den heien Dampf, der sich in winzigen Tropfen auf ihrem Panzer niederschlug.Das Zischen wurde lauter, bedrohlicher. Jeden Augenblick konnte das Leck explosionsartig aufreien. Jacta bekam kaum noch Luft. Es war, als schnrten eiserne Bande sich eng um ihren Leib. Blindlings taumelte sie vorwrts.Der Steg unter ihren Fen berzog sich mit Feuchtigkeit. Sie glitt aus, fand am Gelnder aber sicheren Halt. Die Umgebung begann vor ihren Augen zu verschwimmen. Jacta wute, da es die Gase verschiedener Grungsprozesse waren, die sie jetzt einatmete. Weshalb die Sicherungseinrichtungen nicht ansprachen, war ihr ein Rtsel. Doch gerade deshalb mute sie so schnell wie mglich fort von hier.Eine heftige Detonation ri sie von den Beinen. Lichtquelle-Jacta fand keine Zeit mehr, sich abzufangen. Hart schlug sie auf. Die Sinne drohten ihr zu schwinden, aber auf allen vieren schleppte sie sich weiter.Da war dieser Schatten wieder. Die Oberpriesterin nahm ihn nur flchtig wahr.Halt! krchzte sie. Die Einwirkung der tzenden Stoffe lhmte ihre Stimmbnder. Sie fhlte die Schwche, die von ihr Besitz ergriff und stemmte sich mit aller Kraft dagegen.Eine einzige Stunde in diesen Dmpfen konnte ihren Tod bedeuten.Von jher Panik erfllt, versuchte sie sich aufzurichten. Aber die Beine versagten ihr den Dienst, und sie schlug der Lnge nach hin.Dann war nichts mehr auer dem Gefhl, in die Unendlichkeit zu strzen.

*

Fnfhundert Meter vom SOL-Mittelteil entfernt, verharrte die Korvette in relativem Stillstand. Zgernd bauten sich ihre Schutzschirme auf, deren Anblick anders war als gewohnt. Erscheinungen gleich groflchigen Schlieren durchzogen die H-Felder.Energieverbrauch um 50 Prozent berhht, meldete Vorlan Brick von Bord der DISCOVERER, wie er die Korvette mit einem Lcheln auf den Lippen getauft hatte.Weiter beobachten, aber nichts unternehmen. Sein Zwillingsbruder war gezwungenermaen in der Hauptzehtrale zurckgeblieben.Ich beschleunige mit Hchstwerten. Countdown minus sechzig.Hm. Smtliche Systeme auf Aufzeichnung.Sonst hast du nichts zu sagen, Uster?Ich wte nicht.Schweigen.Dann, bei minus fnfzehn:Du knntest wenigstens meiner Besatzung viel Erfolg wnschen, wenn du schon auf mich sauer bist.Hals- und Beinbruch, brummte Uster Brick.Liebenswrdig wie immer, konterte Vorlan.Auf dem groen Panoramabildschirm war die DISCOVERER in allen Einzelheiten zu sehen. Jener Punkt ihrer programmierten Flugbahn, der genau 14,22 Kilomter entfernt lag, wurde symbolisch hervorgehoben.Start erfolgt jetzt! drhnte SENECAs Stimme berlaut durch die Zentrale.Im selben Sekundenbruchteil verdunkelten sich die Schirme, dmpften die Filter die Lichtflut der Impulsstrahlen auf ein ertrgliches Ma.Die Korvette raste davon.Zeit fr eine direkte Beobachtung des Geschehens blieb nicht. Dafr ging alles viel zu schnell.Fehlschlag! meldete SENECA. Wiederholung eingeleitet.Doch auch diesmal wurde jeder Versuch eines Durchbruchs schon im Keim erstickt. Flackernd brach der Schutzschirm um die DISCOVERER zusammen.Schden? fragte Atlan.Keine, soweit dies bereits abzusehen ist, antwortete Vorlan Brick stockend. War ein verdammt harter Schlag. So geht es jedenfalls nicht. Habt ihr eure Daten?Ich denke schon, nickte Uster.Gut, dann will ich es wissen. Die Energiereserven reichen aus.Keine Husarenstcke, Vorlan, mahnte Atlan. Was hast du vor?Ich werde mit Minimalgeschwindigkeit in den Linearraum gehen. Mag sein, da ein bertritt infolge der geringeren Masse der Korvette im Vergleich zur SOL und den Heimatschiffen der Vulnurer mglich ist.Du wirst die DISCOVERER zu Schrott fliegen, behauptete Uster Brick. Hoffentlich macht deine Besatzung dabei mit.Keine Angst, Bruderherz, von denen ist keiner ngstlich. Wir schaffen es.Einen Versuch scheint es wert zu sein, nickte der High Sideryt.Was meinst du dazu? wandte Atlan sich an seinen Extrasinn.Die vorliegenden Fakten sind fr eine Beurteilung unzureichend.Ich warte, kam es drngend von der DISCOVERER.Lyta Kunduran, die zu diesem Zeitpunkt fr Herts Dienst tat, hob zustimmend die Hand.Wir sind gezwungen, grere Risiken einzugehen, sagte sie. Wenn Hidden-X hinter allem steckt, mssen wir es provozieren.Also gut, stimmte Breckcrown Hayes zu. Vorlan, versuch dein Glck.Die folgenden Minuten waren erfllt von erwartungsvoller Spannung. Jeder hing irgendwie seinen eigenen Gedanken nach. Die meisten aus Atlans Team weilten ohnehin in ihren Kabinen in SOL-City. Bjo Breiskoll suchte allein schon deshalb die Abgeschiedenheit, um sich besser auf seine Wahrnehmungen konzentrieren zu knnen. Ebenso Sanny, die in Ruhe ihre Berechnungen ber Zone-X und die mgliche Anwesenheit von Hidden-X abschlieen wollte. Hage Nockemann wiederum und Bldel versuchten gemeinsam, auf wissenschaftlicher Basis dem Phnomen auf den Leib zu rcken, obwohl beider Spezialgebiet die Galakto-Genetik war.Vorlan Brick htte jedem an Bord der Korvette freigestellt, auf die SOL zurckzukehren. Zu seiner Befriedigung war jedoch niemand auf dieses Angebot eingegangen.Ich fahre jetzt die Lineartriebwerke hoch, meldete er.Was geschieht, wenn die DISCOVERER dabei zerstrt wird? wollte Curie van Herling wissen.Smtliche Defensivsysteme bereit zur Aktivierung, antwortete SENECA. Ernsthafte Beschdigungen der SOL oder der beiden Zellen knnen ausgeschlossen werden.Im nchsten Augenblick brach die Bildbertragung von Bord der Korvette zusammen. Das letzte, was man zu sehen bekam, war Vorlan Bricks verzerrtes Gesicht.Alarm gellte durch die Zentrale.Energieausbruch in Raumsektor A2!Das waren die Koordinaten der DISCOVERER.SENECA baut H- und Paratronschirme auf, rief Hayes berrascht.Niemand blieb Zeit, sich zu besinnen. Ein greller Blitz zuckte auf, sprang von den Bildschirmen herab und tauchte die Zentrale sekundenlang in blendende Helligkeit.Einmal mehr bewies Lyta Kunduran ihre Umsicht, die sie zur Stellvertreterin von Herts gemacht hatte. Noch war nicht zu erkennen, was aus der Korvette geworden war, als sie bereits die Rettungsmannschaften alarmierte. Im Notstart verlieen mehrere Space-Jets die Hangars.Der Rumpf der DISCOVERER war aufgerissen, Teile des Ringwulsts fehlten vllig. Tief im Innern des Schiffes loderten atomare Gluten.Meine Gte, sthnte der High Sideryt entsetzt auf. Hoffentlich hat es keine Todesopfer gegeben.Die Funkverbindung war zusammengebrochen. Wahrscheinlich hatte die Explosion die Energieversorgung lahmgelegt.Ich glaube nicht, da die Zentrale in Mitleidenschaft gezogen ist, meinte Uster Brick.Seht! Lyta Kunduran deutete auf den Bildschirm, auf dem eine Gestalt im Raumanzug zu erkennen war. Sie lste sich aus einer Schleuse im oberen Drittel der Korvette, die weit von den rasch um sich greifenden Gluten entfernt war. Zwei weitere Personen folgten, stieen sich krftig ab und schwebten auf die SOL zu.Inzwischen hatten die Rettungsmannschaften die DISCOVERER erreicht. Medoroboter drangen in die Korvette ein, whrend andere versuchten, das Feuer unter Kontrolle zu bringen.Minuten spter stand fest, da die zehnkpfige Besatzung mit dem Schrecken davongekommen war. Leichte Verletzungen wie Hautabschrfungen und offene Wunden wrden mit aufgesprhtem Plasma sehr rasch wieder heilen.Vorlan Brick meldete sich von Bord einer Space-Jet.Tut mir leid, sagte er, mehr nicht. In seinem Gesicht stand Erschpfung geschrieben.Breckcrown Hayes winkte ab.Den Verlust der Korvette knnen wir verschmerzen. Hauptsache ist, wir haben keine Menschenleben zu beklagen.Die Lschversuche der Roboter fhrten mittlerweile zum Erfolg. Ganze Segmente der Auenhlle der DISCOVERER wurden einfach abgesprengt und verglhten im All.Zugstrahlen holten das Wrack schlielich zur SOL zurck, wo sofort mit der Auswertung smtlicher Aufzeichnungen begonnen wurde.

*

Die Hitze war schier unertrglich. Ein lodernder Feuerball gigantischen Ausmaes hielt Jacta in seinem Bann gefangen, und sie unternahm nicht einmal den Versuch, ihre Lage zu verndern.Sie strzte, fiel der Ewigkeit entgegen.Glutfinger griffen nach ihr und schossen weit hinaus ins All, wo sie, ein letztes Mal aufflammend, vergingen.Schlagartig erkannte Jacta ihren Irrtum.Nicht ein Funke, und mochte er noch so winzig sein, ging verloren. Nach allen Richtungen stoben sie davon, verblassend und in der endlosen Schwrze kaum mehr auszumachen. Viele von ihnen ballten sich zusammen, begannen um gemeinsame Schwerpunkte zu kreisen. Kugelfrmige Gebilde wurden so geboren und Scheiben, die sich zu ihren Rndern hin verjngten, Balken und lockere Haufen ohne sichtlichen Zusammenhalt.Galaxien!Aus der Tiefe des Vergessens stieg jh dieser eine Begriff in Jactas Bewutsein empor. Er bereitete ihr Unbehagen, war er doch mit so viel anderem verbunden, dessen Bedeutung ihr fremd schien.Die Helligkeit wurde schier unertrglich. Sie vertrieb die Schwrze der Nacht und die Klte der Empfindungen. Zugleich wirkte sie weder bedrohlich noch furchteinflend.Schauer freudiger Erregung durchflossen Jacta. Zum erstenmal seit sie aus dem Ei geschlpft war, fhlte sie sich wirklich wohl. Ihr war, als htte sie das Ziel ihrer Wnsche erreicht.Die Wiedergeborene Lichtquelle!Was anderes konnte dieser riesige Feuerball, grer als Tausende von Galaxien, sein?Pltzlich schien es Jacta, als schiebe ein Schatten sich zwischen sie und die Wiedergeborene Lichtquelle. Sie wollte schreien, doch nur ein klgliches Krchzen drang ber ihre Lippen. Eine eisige Berhrung lie sie erschaudern; zugleich vernahm sie seltsam verzerrt eine Stimme, die beruhigend auf sie einredete.Jacta wehrte sich dagegen, schlug mit Hnden und Fen um sich, aber vier kraftvolle Klauen drckten sie unnachgiebig zurck.Das geht vorbei, hrte sie. Die Stimme weckte neue Erinnerungen in ihr. Es sind die Auswirkungen des Gases, die dir zu schaffen machen.Bruchstckhaft erwachte die Vergangenheit zu neuem Leben. Jacta vernahm wieder das grliche Fauchen des Rohrbruchs, sprte erneut die heien Dmpfe, die ihr schlielich die Besinnung raubten.bergangslos fand sie in die Wirklichkeit zurck.ber ihr brannte eine kleine, grelle Kunstsonne. Und da war auch das besorgt blickende Gesicht von Ferrunger-Mono. Fahrig fuhr Jacta sich mit einer Klaue ber die Fhler.Allmhlich erinnere ich mich wieder, chzte sie. Wo bin ich?Ich habe dich in den Regenerationsraum gebracht, sagte der Kommandant.Wie hast du mich gefunden?Ich bin dir gefolgt, gestand er. Zehn Minuten lnger, und der Anschlag htte fr immer dein Bewutsein getrbt.Unwillkrlich fuhr Jacta auf. Aber die Schmerzen, die wie flssiges Blei durch ihre Adern pulsten, waren strker als ihre berraschung.Du meinst Nein, ich kann mir nicht vorstellen, da jemand meine Autoritt antastet.Denke darber nach, riet Ferrunger-Mono.Wer sollte dazu fhig sein?Die Priesterinnen!Unglubig starrte Lichtquelle-Jacta ihren Kommandanten an.Deine Offenheit kann dich den Kopf kosten.Weil die Wahrheit unbequem ist, erwiderte er heftig. Es gibt keinen anderen logischen Schlu.Jacta schwieg lange. Als sie endlich wieder aufsah, schien sie die krperliche Schwche berwunden zu haben.Wenn du wirklich recht hast, sagte sie, werde ich mich durchsetzen. Die Roboter gehorchen nur meinem Befehl. Ich Das Summen der Bordsprechverbindung unterbrach sie.Ich habe in der Zentrale hinterlassen, wo ich zu erreichen bin. Ferrunger-Mono nahm das Gesprch entgegen. Als er sich wieder umwandte, zuckten seine Fhler.Man sucht dich.Wer?Ich wei nicht. Jedenfalls sollst du einen bestimmten Anschlu herstellen. Ferrunger-Mono nannte die betreffenden Kodezahlen.Lichtquelle-Jacta tippte die Verbindung. Der Bildschirm blieb leer, aber eine bis zur Unkenntlichkeit verzerrte Stimme begann zu reden:Du hast unsere Warnung verstanden, Jacta? Hte dich davor, das Erbe der Vulnurer zu verraten, sonst wirst du wnschen, nie die Eihaut gesprengt zu haben.Ich mu zur Zentrale, rief die Oberpriesterin.Glaubst du nicht, da deine Gegner mit den Robotern rechnen? Sie werden entsprechende Vorkehrungen getroffen haben.Lichtquelle-Jacta winkte ab, dann eilte sie davon.Nichts war anders als sonst, und doch mute sie hinter jedem, der ihr begegnete, einen potentiellen Gegner vermuten. Ihre Aufmerksamkeit war angespannter. Aber niemand schien auch nur eine Ahnung von den Zwischenfllen zu haben.Lichtquelle-Jacta schickte ihre Schwarzen Roboter mit eindeutigen Befehlen aus. Die gesamte Produktion der Nahrungsmittelfabrik wurde, sofern dies wegen der erforderlichen Reparaturarbeiten nicht ohnehin schon geschehen war, stillgelegt. Ein zweiter Trupp suchte die Anschlustelle des Bordkommunikationsnetzes auf, von der aus die Warnung berspielt worden war.Ferrunger-Mono zeigte sich skeptisch.Du wirst keine Spuren finden, sagte er.Lichtquelle-Jacta sah ihn fragend an, und ihre Fhler bogen sich dabei weit zurck.Deine Worte klingen, als wrdest du mit den Verschwrern gemeinsame Sache machen, fauchte sie.Erschrocken wehrte der Kommandant ab.Ich vestehe nur, mich mit ihnen zu identifizieren. Manchmal ist es gut, die Schritte des Gegners nachzuvollziehen.Eine Spur von Mitrauen wollte dennoch nicht aus Jactas Miene weichen.

*

Vor zwei Stunden hatte seine Freischicht begonnen. Eigentlich htte Uster Brick sich jetzt in seiner Kabine befinden und sich einem erholsamen Schlaf hingeben sollen. Aber obwohl die letzten Ereignisse mehr an seinen Nerven gezehrt hatten, als er sich einzugestehen bereit war, fhlte er keine Mdigkeit.Ziellos schlenderte er durch die Korridore der SOL. Kaum jemand begegnete ihm. Uster war das nur recht. Ihm war nicht nach Unterhaltung zumute.In der Nhe des Dimesextatriebwerks verhielt er kurz. Hinter den weitlufigen Maschinenhallen lagen die Hangars der 60m-Korvetten. Dort stand auch der Wrack der DISCOVERER.Sekundenlang schwankte Uster in seinem Entschlu, dann machte er auf dem Absatz kehrt. Innerhalb der zerstrten Korvette wimmelte es bestimmt von Wissenschaftlern und Robotern.Er sprang in einen Antigravschacht und lie sich von den gerichteten Feldern etliche Decks weit nach unten tragen. Auf der Hhe der Notkraftwerke verlie er den Lift wieder und wandte sich in Richtung Auenhlle.Hier war er allein mit sich und seinen Gedanken. Die Tatsache, da sein Zwillingsbruder Vorlan in Lebensgefahr geschwebt hatte, machte ihn nervs. Auch wenn es nicht gerade so schien, als hingen sie aneinander, ein Leben ohne den anderen htten beide sich nicht vorstellen knnen.Den roten Warnbereich der Fusionsmeiler umging Uster. Ein Transportband brachte ihn zu den Lagerrumen fr Nugaskugelbehlter. Nur flchtig nahm er zur Kenntnis, wo er sich befand, verlie das Band und betrat einen Seitenkorridor, der gut hundert Meter geradeaus fhrte, ehe er vor einem Schott abzweigte.berrascht las Uster Brick die bergroe Aufschrift:RINGWULSTHANGAR 37 Sektion B/3 Schon wollte er sich abwenden und seine ziellose Wanderung fortsetzen, als ein pltzlicher Impuls ihn innehalten lie. Hinter diesem Schott lag einer der seitlichen Zugnge zu den Ausrstungskammern der Lightning-Jets.Kurz entschlossen prete er seine Handflche auf das Wrmeschlo.Minuten spter stand Uster Brick mit einem Raumanzug angetan, vor den kleinen wenigen Jgern, und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Mit einem Mal wute er, da er nur dieses eine Ziel gehabt hatte.Was Vorlan nicht geschafft hatte, er wrde den Beweis erbringen, da es mglich war. Die Lightning-Jets forderten ihn geradezu auf.Spontan entschied Uster sich fr eine der Maschinen. Jede war gewartet und startbereit. Die frheren katastrophalen Zustnde an Bord der SOL gab es nicht mehr alles machte einen gepflegten Eindruck.Uster brauchte sein Vorgehen nicht zu berlegen. In Gedanken hatte er es sich lngst zurechtgelegt.Die Panzerplastscheibe der Kanzel klappte langsam hoch. Uster konnte es kaum erwarten, sich in den Pilotensitz zu schwingen. Da der Lightning-Jger zwei Mann Besatzung erforderte, kmmerte ihn nicht. Was sollte er mit einem Kopiloten? Die zurckzulegende Distanz war lcherlich genug.Uster Brick checkte die wichtigsten Kontrollen. Darauf, das Impulstriebwerk im Leerlauf hochzufahren, verzichtete er. SENECA wrde ohnehin frhzeitig erfahren, da ein nicht genehmigter Flug bevorstand.Er fhlte die Ruhe in sich aufsteigen, die einen wirklich guten Piloten auszeichnet. Jeden Handgriff beherrschte er im Traum, egal ob es sich um die Startvorbereitungen fr einen Leichten Kreuzer oder nur einen kleinen Jger handelte.Zuletzt gab er den Impuls zum ffnen des Auenschotts. Solange dieser Vorgang lief, waren die inneren Zugnge automatisch verriegelt. Gleichzeitig leuchteten in der Hauptzentrale entsprechende Kontrollen auf.Alles dauerte viel zu lange.Da war der erwartete Anruf ber Interkom.Zentrale an den Piloten der Lightning-Jet in Hangar 37. Jeder Start ist untersagt.Uster zgerte mit seiner Antwort, um Zeit zu gewinnen.Melde dich! Es besteht striktes Startverbot! Gallatan Herts klang rgerlich.Uster setzte sein anzglichstes Grinsen auf, als er die Bildbertragung aktivierte.Nur ein kleiner Probeflug, Gallatan, sagte er. Nichts von Bedeutung.Wissen Hayes oder Atlan Das Gesicht des Arkoniden erschien auf dem Schirm.Was immer du vorhast, Uster, rief er. Ich kann nicht zulassen, da du dich unntig in Gefahr begibst.Spontan fuhr Uster Brick die Triebwerke hoch. Die Lightning-Jet rollte an.Das Schott begann sich wieder zu schlieen. Entweder SENECA oder jemand in der Zentrale hatte entsprechend reagiert.Noch dreiig Meter Uster beschleunigte weiter. Indem er die Korrekturdsen zndete, zog er den Jger herum.Dann schwebte er zwischen Wandung und zugleitendem Schott hindurch, kaum mehr als einen Meter Luft zu beiden Seiten.Das Fahrwerk wurde eingefahren. Uster lie die Maschine ber die rechte Tragflche abkippen. Die SZ-1 kam nher. Dicht zog er ber die Schiffshlle hinweg. Einige Buhrlos blickten ihm verwundert nach.Er lachte leise. Die Empfindung, mit der Jet zu verschmelzen, war berwltigend. Auch wenn der gewohnte Anblick der Sterne fehlte, blieb das Gefhl, als ffne sich die Ewigkeit. Der winzige, verwaschene Fleck mochte Pers-Mohandot sein oder eine andere, ebenso weit entfernte Galaxis.Ich wei nicht, was du beabsichtigst, meldete sich Atlan ber Funk. Aber noch ist Zeit, umzukehren.Uster schttelte den Kopf und schlo demonstrativ den Helm seines Raumanzugs.Ich bin mir selbst einen Beweis schuldig, Atlan. Gerade du wirst das verstehen knnen. Auerdem kenne ich das Risiko. Das Schicksal der DISCOVERER ist mir Warnung genug.Dann viel Glck.Danke. Ich werde es brauchen. Damit unterbrach Uster die Verbindung.Fnf Kilometer hatte er sich von der SOL entfernt. Es wurde Zeit, die Zielerfassung einzurichten. Gleichzeitig programmierte er den Ladevorgang der Transformkanone, deren Abstrahlkraft nach drei Bomben mit je 20 Gigatonnen Sprengkraft erschpft sein wrde.Sieben Kilometer Distanz Uster drckte den Feuerknopf. Fast im selben Sekundenbruchteil schien vor ihm eine Nova aufzuflammen.Die Lightning-Jet beschleunigte strker.Der Glutball zweier weiterer Explosionen wuchs aus dem verblassenden Lodern hervor. Der Hochenergie-berladungsschirm des Jgers baute sich auf.Schon drang die Maschine in die Auslufer des atomaren Infernos ein. Das starr im Bug eingebaute Impulsgeschtz begann zu feuern.Uster Brick war praktisch blind; die Ortungsanzeigen spielten verrckt. Aber solange das grne Leuchten des H-Schirms Bestand hatte, konnte nicht sehr viel geschehen.Nacheinander flammten Kontrollen im Warnbereich auf. Der Fusionsreaktor drohte kritisch zu werden. Mit einem wtenden Faustschlag schaltete Uster das Impulsgeschtz ab.Inzwischen mute er die unsichtbare Grenze berschritten haben. Die Distanzortung lieferte nur wirre Werte.Als wrde sie von fremden Kraftfeldern beeinflut, durchzuckte es den Piloten. Aber da war nichts auer der SOL und den Heimatschiffen der Vulnurer in unmittelbarer Nhe.Die Sicht wurde wieder besser. Nicht allzu weit entfernt huschten winzige Lichtpunkte vorber. Es war ein sich stetig wiederholender Reigen.Uster Brick brauchte verhltnismig lange, um zu begreifen, da diese Lichter zur HEUTE gehrten und da nicht sie sich bewegten, sondern da die Lightning-Jet sich berschlug.Vergebens versuchte er, die Maschine wieder unter Kontrolle zu bringen, aber die Triebwerke reagierten nicht. Langsam nherte er sich der HEUTE auf Kollisionskurs.Uster Brick aktivierte den Hyperfuhk.Der Empfnger blieb tot, lie nicht einmal das charakteristische Hintergrundrauschen kosmischer Strungen vernehmen.Ein kurzer Reflex weckte Usters Aufmerksamkeit. Etwas zog dicht ber die Kanzel hinweg.Wenn es nicht Unsinn wre, murmelte er leise vor sich hin, wrde ich sagen, da mein eigenes Triebwerk mich soeben berholt hat.Kurz entschlossen ffnete er die Kanzel und stie sich ab. Unmittelbar hinter dem Sitz des Kopiloten war der Rumpf der Lightning-Jet auf einer Lnge von mindestens dreizehn Metern aufgerissen. Eine Tragflche sowie Hhen- und Seitenruder fr den atmosphrengebundenen Flug fehlten vllig. Und vom Impulstriebwerk zeugten nur noch Verstrebungen, die anklagend nach allen Richtungen davonstanden.Schrott, sagte Uster zu sich selbst. Verdammt.Wie Vorlans Reaktion ausfallen wrde, wute er leider zu genau. Schon jetzt konnte er sich auf spttische Reden gefat machen. Zum Verlust des Materialwerts kam die Erkenntnis, da es keinen Ausweg aus der Falle gab, in der man gefangen war.Drben bei der HEUTE blitzte es auf. Selbst die Tatsache, da jemand kam, um ihn aufzufischen, konnte Uster Brick nicht so recht froh stimmen.

4.

Lichtquelle-Jactas Hoffnungen wurden enttuscht, als die Schwarzen Roboter zurckkehrten. Der Speicherkristall mit dem Ultimatum war ein Exemplar ohne jegliche Besonderheit, wie sie an Bord der Heimatschiffe zu Tausenden Verwendung fanden.Doch der Bruch des unter berdruck stehenden Rohres in der Nahrungsmittelfabrik schien nicht auf Verschleierscheinungen zurckzufhren. Jemand hatte sich an dem betreffenden Stck zu schaffen gemacht.Wer kann geahnt haben, da du die Fabrikhalle betreten wrdest? fragte Ferrunger-Mono.Lichtquelle-Jacta machte die Geste des Nichtwissens.Ich werde die Priesterinnen fragen. Sie wissen mehr ber die Vorgnge an Bord unserer Schiffe als manch anderer.Aber die Sprechverbindung, die sie herstellen wollte, kam nicht zustande. Jacta beauftragte daraufhin zwei Roboter, sich der Angelegenheit anzunehmen.Ferrunger-Monos Aufmerksamkeit wurde vom Geschehen auerhalb des Schiffes abgelenkt. Seit Stunden hatte sich nichts Nennenswertes mehr ereignet. Erstmals versuchte ein einzelnes Beiboot der SOL, mit Waffengewalt die unsichtbare Sperre zu durchbrechen.Von den Bildschirmen sprang die Lichtflut atomarer Explosionen herab. Das schlanke, flugzeugfrmige Boot war pltzlich verschwunden. Nur auf den Ortungen zeichnete es sich noch als flackernder Reflex ab.Dann scho es aus den verwehenden Energieschleiern hervor. Ferrunger-Mono erkannte sofort, da er ein Wrack vor sich hatte.Holt es an Bord! befahl er. Vielleicht lassen sich Rckschlsse ziehen.Da Atlan uns sein Vorhaben verschwiegen hat, machte Lichtquelle-Jacta berrascht.Mglicherweise wurde die Meldung nicht weitergeleitet.Jacta verschrnkte beide Armpaare ineinander, was Ablehnung symbolisierte.Zu wem darf ich dann noch Vertrauen haben? fragte sie.Ich halte es fr angebracht, wenn von nun an stndig einige Roboter in deiner Nhe sind, erwiderte Ferrunger-Mono besorgt. Solange wir nicht herausgefunden haben, wer hinter dem Anschlag steckt, ist deine Sicherheit weiterhin bedroht.Sollen wir die Bergungsaktion abbrechen? kam ein Ruf vom Leitstand.Wieso?Ein Solaner hat das Wrack verlassen. Er bewegt beide Arme auf und ab.Das hie, er wollte nichts von ihnen wissen.Lichtquelle-Jacta zuckte kurz zusammen. Waren auch die Fremden an der Verschwrung beteiligt? Sie fhlte sich verunsichert.Holt ihn her! befahl sie dennoch.Das Beiboot der SOL nherte sich ohnehin der HEUTE. Mehr oder weniger um sich abzulenken, verfolgte Jacta den Fortgang der Aktion.Erst als zwei Kleinerkunder das Wrack fast erreicht hatten, hielt der Solaner in seinen Bewegungen inne. Aus welchem Grund gab er nun seine ablehnende Haltung den Vulnurern gegenber auf? Barg das Schiff Geheimnisse, die keiner sehen durfte?Lichtquelle-Jacta war berzeugt davon, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt kehrten ihre Roboter zurck.Das Quartier der Priesterinnen ist verlassen, meldete sie. Smtliche transportablen Gegenstnde wurden entfernt.Irgendwelche Hinweise, wohin sie gegangen sind?Keine. Selbst die Infrarotortung versagt. Die Priesterinnen haben sich alle Mhe gegeben, ihre Spuren zu verwischen.In Jacta keimte ein schrecklicher Verdacht auf. Doch wagte sie nicht, ihn auszusprechen.Du hast sie dir zu Feinden gemacht, sagte Ferrunger-Mono. Deine Vorstellungen von unserer Zukunft laufen allem zuwider, was seit Generationen gelehrt wird.Sie werden sich damit abfinden mssen. Jactas Reaktion fiel heftig aus. Niemand kann von mir verlangen, da ich einen Weg beschreite, den ich als falsch erkannt habe.Zumindest sollte dein Vorgehen mehr vom Gefhl bestimmt sein.Gefhl? Als Sterblicher bleibt mir nicht die Zeit, einen langwierigen Proze des Umdenkens einzuleiten. Was sind schon zehn Jahre?Eben, meinte Ferrunger-Mono.berlichtspruch! meldete ein Funker aufgeregt.Von der SOL?Der Ausgangspunkt ist nicht zu bestimmen. Es handelt sich um einen Blitzaufklrer. Kontakt wird durch die Positronik hergestellt.Durchstellen! befahl sie.Zu ihrer berraschung meldete sich ein Wesen, das sich Oggar nannte. Wie sich herausstellte, hatte Oggar den erbeuteten Blitzaufklrer in Schlepp genommen.Die augenblicklichen Koordinaten der SOL und der Heimatschiffe waren schnell genannt. Oggar erfuhr von Lichtquelle-Jacta und dem Mono, was geschehen war. Als Jacta ihm mitteilte, da nicht nur sein Freund Atlan, sondern sie alle Opfer einer unerklrlichen Falle geworden waren, die wohl Hidden-X aufgebaut habe, zeigte er sich zutiefst entsetzt. Gleich darauf brach die Verbindung schlagartig zusammen.Oggar? sagte unvermittelt eine fremde Stimme.Lichtquelle-Jacta fuhr herum.Den Solaner hatte sie vllig vergessen.Sie nickte, wie sie es von den Fremden gelernt hatte.Atlan mu sofort erfahren, was vorgefallen ist.Jacta ging nicht darauf ein.Wer bist du? fragte sie.Uster Brick, erwiderte er. Du kannst mich Uster nennen.Welchen Auftrag hast du?Ich? Der Solaner gab sich berrascht. Keinen.Immerhin wolltest du nicht, da wir dich retten. Deutlicher httest du deine Verachtung kaum zeigen knnen.Uster Brick seufzte ergeben. Ich habe gewinkt, da ihr mich an Bord nehmen sollt. So Wieder hob er die Arme.Ein einstimmiger Aufschrei der Emprung wurde laut.Du beleidigst die Oberpriesterin, kreischte Ferrunger-Mono.Mitten in der Bewegung hielt Uster inne.Vielleicht besitzt jemand die Freundlichkeit, mir zu verraten, wie Ach. Er stutzte. Bei uns ruft man so Hilfe herbei oder grt einen Freund ber weite Entfernung hinweg. Winken nennt man das. Tut mir leid, wenn ich euch damit gekrnkt habe.Lichtquelle-Jacta lie ein schrilles Gerusch vernehmen, das wohl ein Lachen sein sollte.Wir sind einander so hnlich, sagte sie, trotzdem knnen Kleinigkeiten zu den schlimmsten Miverstndnissen fhren. Ich denke, wir sollten nun Atlan verstndigen.Aber die Hyperfunkverbindung kam nicht zustande.Es hat keinen Sinn, stellten die Vulnurer nach einer Weile fest. Die SOL schweigt.Versucht, die GESTERN oder die MORGEN zu erreichen, befahl Lichtquelle-Jacta daraufhin.Das Ergebnis blieb unverndert.Sende- und Empfangsanlage berprft und ohne Defekt.Erst auf Normalfunk reagierte die SOL.Ich wute, da du dich melden wrdest, Lichtquelle-Jacta, sagte der High Sideryt. In den letzten Minuten haben wir erfolglos versucht, mit dir zu sprechen.Die Oberpriesterin berhrte den stummen Vorwurf geflissentlich.Wir haben dem Gesprch mit Oggar absoluten Vorrang eingerumt, versuchte einer der Funker, sich zu rechtfertigen.Jacta winkte ab.Niemanden trifft ein Vorwurf.Wie geht es Uster Brick? wollte der High Sideryt wissen.Ausgezeichnet. Der Pilot trat vor die Optik hin und grinste. Ich denke, es gibt interessante Neuigkeiten.Brick wird euch alles berichten, sagte Jacta. Ist ein Transmitter empfangsbereit?Breckcrown Hayes besttigte. Wenige Minuten spter befand Uster sich wieder auf der SOL. Er trug eine Aufzeichnung des Gesprchs zwischen Oggar und der HEUTE bei sich.

*

Es ist wie verhext. Wir knnen nichts, aber auch gar nichts unternehmen. Gallatan Herts wirkte verbissen. Ruhelos wanderte er vor dem groen Panoramabildschirm auf und ab.Wie war es denn im Mausefalle-System? rief Curie van Herling. Schon damals muten wir die Dinge auf uns zukommen lassen.Nervs trommelte Vorlan Brick mit den Fingerspitzen auf eine Konsole.Uster und ich haben alles versucht, was irgendwie erfolgversprechend war, sagte er. Wir sitzen fest. Das ist unwiderruflich.Bleibt nur der Einsatz des Dimesextatriebwerks.Nein. Breckvrown Hayes hatte inzwischen mehrfach zu verstehen gegeben, was er davon hielt. Wir lassen die Vulnurer nicht im Stich.Deine Einstellung ehrt dich, erwiderte Gallatan Herts. Aber ist es nicht wahrscheinlicher, da wir ihnen erst dann helfen knnen, wenn wir uns aus der Falle befreit haben?Wenn Hidden-X fr unsere Manvrierunfhigkeit verantwortlich ist, wird es auch einen Weg gefunden haben, das Dimesextatriebwerk lahmzulegen. SENECAs Einwand klang plausibel.Was vergeben wir uns wirklich, wenn wir einige Tage abwarten?Sehr viel, Breck. Womglich bentigt Hidden-X genau diese Zeitspanne, um irgendeine neue Teufelei auszuhecken.So kommen wir jedenfalls nicht weiter. Bjo, du schweigst dazu?Bedauernd hob der Katzer die Schultern.Was soll ich sagen? Da drauen ist etwas, aber wo und was tut mir leid, ich kann nicht einmal Vermutungen anstellen.Und wenn wir Usters Beispiel folgen?Ein Feuerschlag der SOL und vielleicht auch der Vulnurer? Gegen welches Ziel? Der Raumsektor, in dem wir festsitzen, durchmit nach Sannys Angaben immerhin einen Lichtmonat. Das wre ungefhr so, als wrde jemand versuchen, eine Panzerechse mit einer Stecknadel zu erstechen.Sie reden um das eigentliche Thema herum, bemerkte Atlans Extrasinn spttisch. Haben deine Barbaren noch immer nicht gelernt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren?Und das wre?Hidden-X will die SOL. Daran drfte sich seit den Geschehnissen auf der Landschaft im Nichts kaum etwas gendert haben.Du hltst das fr einen Ansatzpunkt? Soll ich 90.000 Menschen evakuieren? Auf den alten Trick fllt Hidden-X bestimmt nicht mehr herein.Aber es kennt die Angst, zu versagen. Gerade nach Hapeldans Ende mu ihm das richtig bewut sein.Nachdenklich geworden, schwieg Atlan. Viel Handlungsspielraum war nicht geblieben.Es sah so aus, als wrde die Auseinandersetzung mit Hidden-X ihrem Hhepunkt zustreben. Ein einziger Fehler konnte entscheidend sein. Und solange er den Gegner, dessen Fhigkeiten und Mittel nicht annhernd kannte, war Atlan nicht gewillt, irgend etwas zu tun, was sich spter als verhngnisvoll erweisen mochte.Oggar wei, was geschehen ist, sagte er. Das Multibewutsein wird versuchen, uns zu helfen.Hoffen wir, da er nicht in die gleiche Falle rennt wie wir, meinte Gallatan Herts.

*

Lichtquelle-Jacta fhlte sich unbehaglich. Ein beklemmender Druck hatte sich vor wenigen Minuten auf ihre Atemwege gelegt und wurde zunehmend strker.Die Oberpriesterin erhob sich von ihrem Ruhelager und berprfte die Anzeigen der Luftumwlzung.Sie hatte sich getuscht. Mglich, da sie die Auswirkungen der letzten Geschehnisse erst jetzt richtig zu spren bekam.Jacta hatte sich in ihre Rume zurckgezogen, um ungestrt zu sein. Sie dachte ber ihr Verhltnis zu den Solanern nach, ihre Einstellung den Traditionen gegenber und den Priesterinnen, von denen manche wirklich nicht zu begreifen schienen, da es Zeit war fr Vernderungen. Das Zusammentreffen mit der SOL hatte die Vulnurer endlich aus ihrer strengen Lebensweise aufgeschreckt, deren Eintnigkeit und Lethargie zweifellos der erste Schritt hin zur Bedeutungslosigkeit waren.Vor allem die Angst davor prgte Jactas Handlungen. Aber nur sie selbst wute dies, nicht einmal Ferrunger-Mono war informiert. Wie all die anderen, nahm auch er die herrschende Ordnung als gegeben hin, suchte ihre Wurzeln mit der Vergangenheit zu erklren, ber die es keine Aufzeichnungen gab und an der zu rtteln das grte Sakrileg war, das die Vulnurer kannten.Woher kommen wir? fragte Jacta sich immer wieder. Unsere Existenz mu einen Sinn haben.Ihr Chitinpanzer berzog sich allmhlich mit Feuchtigkeit. Egal, was die Kontrollen anzeigten, die Luftzusammensetzung hatte sich verndert.Lichtquelle-Jacta warf sich den langen Umhang der Oberpriesterin um und ffnete das Schott.Begleitet mich! befahl sie ihren Robotern.Whrend sie selbst ein Gleitband benutzte, das sie rasch an der Zentrale vorbei zum nchsten Hauptantigravschacht brachte, schwebten die schwarzen Maschinen auf ihren Prallfeldern neben ihr her.Jactas Ziel waren die Lebenserhaltungssysteme, die sich bis unmittelbar an die oberen Wohnbereiche erstreckten. Als der letzte Durchla vor ihr aufglitt, gewahrte sie die schweigende Menge, die den Zugang blockierte.Unverkennbar war die Feindseligkeit, die ihr entgegenschlug. Viele Leiber bewegten sich im Rhythmus einer uralten Melodie, die von Freiheit kndete und von der Suche nach der Wiedergeborenen Lichtquelle.Unwillkrlich fhlte Jacta sich von dem monotonen Klang mitgerissen.Sie kam nicht weiter als wenige Schritte. Dann hatte die Menge sie umringt.Der Gesang wurde lauter, zerrte an den Nerven.Lat mich durch!Du wirst mit uns sterben. Ein Aufschrei der Emprung hallte von allen Seiten wider. Aber noch wagte niemand, die Oberpriesterin anzugreifen.Wer unser Volk verrt, hat jedes Recht verwirkt. Nie werden wir uns den bsen Mchten ausliefern, die auf den Planeten lauern.Sie hatten das Lebenserhaltungssystem besetzt und die Sauerstoffzufuhr unterbrochen. Rund 22.000 Mnner und Frauen bildeten die Besatzung der HEUTE. Lichtquelle-Jacta konnte sich ausrechnen, da in weniger als einer Stunde die meisten von ihnen nicht mehr am Leben sein wrden, wenn es ihr nicht gelang, die verhngnisvollen Schaltungen rckgngig zu machen. Auf ungefhr 100 schtzte sie die Zahl derer, die ihr scheinbar zu allem entschlossen gegenberstanden.Ich wei nicht, wer euch aufgewiegelt hat, aber ich nenne ihn einen verdammten Lgner.Du selbst bist die Lgnerin. Niemand kann uns zwingen, jemals die Fe auf einen Planeten zu setzen.Ich warne euch, fauchte Jacta gereizt. Gebt den Weg frei.Du hast nichts mehr zu befehlen. Etliche Vulnurer reckten in unmiverstndlicher Weise die Beizangen nach ihr. Die Priesterinnen haben dich durchschaut.Daher also. Lichtquelle-Jact frstelte pltzlich.Was ihr vorhabt, ist Wahnsinn. Zum letzten Mal: gebt den Weg frei, oder ich befehle den Robotern, auf euch zu schieen. Noch zweifelte sie daran, da es wirklich soweit kommen knnte. Sie wurde rasch eines anderen belehrt.Haltet mir die Meute vom Leib!Die Schwarzen Roboter hoben ihre unteren Armpaare. Paralysatorstrahlen lichteten die Reihen der Angreifer, und die mikroskopisch kleinen Bolzen mit technischhypnotischer Wirkung raubten den Getroffenen jede Erinnerung an das Auftreten der Maschinen. Sie wrden spter, sobald sie aus ihrer Betubung erwachten, nicht mehr darber reden knnen.Es kam zu panikartigen Szenen. Einige Vulnurer wollten fliehen, wurden aber von anderen gehindert. So fielen sie bereinander her und den Lhmstrahlen zum Opfer.Lat keinen entkommen, forderte Jacta ihre Roboter auf. Ich will nicht, da sie den Keim des Aufstands verbreiten.Nur noch mit Mhe konnte sie sich auf den Beinen halten. Ungelenk stieg sie ber die Krper der Bewutlosen hinweg.Die Roboter ffneten den verriegelten Zugang zum Lebenserhaltungssystem. Lichtquelle-Jacta war berrascht zu sehen, wie dilettantisch die Aufrhrer vorgegangen waren. Es fiel ihr leicht, die unterbrochene Sauerstoffversorgung wiederherzustellen. Innerhalb weniger Minuten besserten sich die Luftverhltnisse merklich. Jacta fhlte die Benommenheit weichen wie einen bsen Traum.Meine Anerkennung, sagte eine heisere Stimme. Du hast gut reagiert, aber deshalb noch lange nicht gewonnen.Da stand ein kleiner, tragbarer Bildempfnger zwischen den Leitungssystemen. Lichtquelle-Jacta erkannte sofort, wen sie vor sich hatte.Shema, entfuhr es ihr. Also doch.Glaubst du, wir wrden unttig zusehen, wie du alles zunichte machst? fragte die Priesterin.Jactas Gesicht verzerrte sich.Ich werde dich hetzen lassen, Shema, dich und die anderen, bis ihr nirgendwo mehr Zuflucht findet.bergangslos wurde die Priesterin ernst. Die Haltung ihrer Fhler drckte berlegenheit aus.Ich nenne nur zwei Namen: Melis und Ventarko.Was haben meine Eltern damit zu tun?Noch geht es ihnen gut. Was weiter geschieht, hngt von dir ab und deinem Willen zur Zusammenarbeit.In diesem Moment begriff Lichtquelle-Jacta erst richtig, woran die Gesellschaftsordnung der Vulnurer krankte. Jahrtausendelang hatten nur die Priesterinnen die Macht ausgebt, ohne da jemals Zweifel an der Richtigkeit ihres Tuns laut geworden wren. Und wenn, dann hatten sie es verstanden, jeden Widerstand schon im Keim zu ersticken.Einer jhen Eingebung folgend, schmetterte Jacta zwei Greifzangen auf das Funkgert, das krachend zerbarst.

*

Smtliche Auswertungen fhrten zu keinem brauchbaren Ergebnis, meldete SENECA, nachdem Breckcrown Hayes ihn zu einem Zwischenbericht aufgefordert hatte. Der Verdacht liegt nahe, da es sich um Fesselfelder uns unbekannter energetischer Erscheinungsformen handelt. Allein aufgrund der gegebenen Tatsachen sind Rckschlsse sowohl auf Art als auch Ausgangspunkt nicht mglich. Eine detaillierte Zusammenarbeit mit den Vulnurern wird deshalb nahegelegt.Kann Hidden-X definitiv als Verursacher des derzeitigen Zustands erkannt werden?Die Wahrscheinlichkeit dafr liegt bei 72,08 Prozent.Das ist nicht berwltigend viel, machte der High Sideryt berrascht. Wurden Sannys Berechnungen miteinbezogen?Nein, sagte SENECA. Unter Bercksichtigung dieser fiktiven Daten ergibt sich eine Wahrscheinlichkeit von 98,32 Prozent fr ein Wirken von Hidden-X innerhalb dieses kosmischen Abschnitts.Welche Mglichkeiten besitzen wir nach dem derzeitigen Stand, der Falle zu entrinnen?Keine.Ein Raunen ging durch die Zentrale im Mittelteil der SOL. SENECAs Antwort htte eindeutiger nicht sein knnen.Das ist kein Grund, uns geschlagen zu geben, rief Atlan.Ganz richtig, nickte Gallatan Herts. Wir haben schwierigere Situationen gemeistert. Aber darum geht es im Endeffekt nicht einmal so sehr. Worauf ich hinaus will ist, da wir Hidden-X gegenber hrter auftreten mssen. Es mu erkennen, da auch wir zuschlagen knnen. Die SOL, richtig eingesetzt, stellt einen nicht zu unterschtzenden Machtfaktor dar.Mit anderen Worten, fuhr Breckcrown Hayes fort, wir haben es nicht ntig, uns passiv zu verhalten.Wir sollten mit allem, was wir haben, angreifen, ehe wir dazu nicht mehr in der Lage sind. Gallatan Herts unterstrich seine Worte mit unmiverstndlichen Gesten. Ich kann deine Idee der Bildung von Friedenszellen verstehen, Atlan, und heie sie auch gut. Aber du mut zugeben, da eine solche Friedenszelle in grerem Ausma nur in Flatterfeld entstanden ist. Wie es in Pers-Mohandot aussieht, der wohl bedeutsameren Galaxis in diesem Teil des Universums, wissen wir nur sehr bruchstckhaft. Und wir sollten nicht unbercksichtigt lassen, da Hidden-X sehr wohl die Mglichkeiten besitzt, praktisch hinter unserem Rcken erneut Zwietracht zu sen.Immerhin hat sich mit All-Mohandot das Ziel erfllt, wandte der Arkonide ein. Zugleich wute er, da er den Argumenten Gallatan Herts nichts entgegenzusetzen hatte.Moralisch gesehen ist die Befriedung einzelner Planetensysteme wie das der Roxharen oder im Sternenuniversum zweifellos eine gute Sache. Von Friedenszellen, die eine wirksame Pufferwirkung haben, kann man dabei jedoch auf keinen Fall sprechen. Ich wei, sagte der Kommandant, da die jngsten Ereignisse in der Auseinandersetzung mit Hidden-X bei vielen zu einer Vernderung der inneren Einstellung gefhrt haben. Auch du, Atlan, drftest von dieser Entwicklung nicht verschont geblieben sein.Der Arkonide fhlte die Blicke aller auf sich ruhen.Gestehe schon ein, da du gar nicht anderer Auffassung bist, wisperte sein Extrasinn. Manchmal lt sich der Friede kaum anders erreichen als mit Gewalt.Diese Einstellung vertrat schon die Menschheit des 20. Jahrhunderts, gab Atlan zynisch zurck. Wohin das beinahe gefhrt htte, weit du genauso gut wie ich: zur Vernichtung des Planeten Erde.Die Solaner heute sind reifer und verstndiger, als viele es damals waren.Was ist nun? drngte Gallatan Herts.Atlan nickte flchtig.Wir werden einen hrteren Kurs einschlagen. Erstes Ziel mu eindeutig die Ausschaltung des negativen Machtfaktors Hidden-X sein. Allerdings sollten wir seine Hilfsvlker weitgehend schonen und von den Zwngen befreien, denen sie unterliegen.Ich denke, sagte Gallatan Herts, da wir in den Vulnurern tatkrftige Helfer gefunden haben. Dieses Volk befindet sich in einer hnlichen Situation wie wir vor wenigen Jahren. Was sie brauchen, ist ein verstndliches Lebensziel, eine Aufgabe.Rufen wir Lichtquelle-Jacta einfach an, schlug Curie van Herling vor. Es gibt vieles zu besprechen, worber bislang kein Wort gefallen ist.Die Verbindung ber Normalfunk kam sofort zustande, allerdings erreichte sie nur Ferrunger-Mono.Die Oberpriesterin ist derzeit verhindert, sagte der Kommandant der drei Heimatschiffe.Ich bitte sie und dich, an Bord der SOL zu kommen. Breckcrown Hayes trat in den Aufnahmebereich der Optik.Es tut mir leid, erwiderte Ferrunger-Mono. Lichtquelle-Jacta wnscht, ungestrt zu bleiben.Will er nicht oder kann er tatschlich nicht? fragte Herts zgernd, nachdem Curie van Herling die Verbindung wieder unterbrochen hatte.Auf jeden Fall ist es seltsam, pflichtete die Chefin des Funk- und Ortungspersonals bei. Uster Brick hat schon davon berichtet, da ihm die Atmosphre auf der HEUTE gereizt vorkam.Vielleicht gibt es interne Schwierigkeiten, meinte Hayes. Jacta ist noch nicht lange Oberpriesterin, um mit Problemen auf Anhieb fertig zu werden.Ich frchte, darum geht es gar nicht, sagte Atlan. Zumindest einige der Priesterinnen sind mit Jactas Verhalten alles andere als einverstanden.Dann bleibt die Frage, ob wir mit den Vulnurern als Verbndete rechnen drfen.Ich kann und will mich von der SOL aus nicht einmischen, gab Atlan zu verstehen. Die Bekehrer sind ein Volk, das seit Generationen zwischen den Sternen lebt und nun selbst zu einem neuen Weg finden mu.

5.

Lichtquelle-Jacta hatte ihren Kommandanten ber die Geschehnisse informiert und sich anschlieend mit einigen nun als Leibwache fungierenden Schwarzen Robotern auf dem Transmitterweg zur GESTERN begeben. Wie nicht anders zu erwarten, fand sie das Quartier ihrer Eltern verlassen vor. Alles war kahl und unpersnlich und wirkte so, als htte in den letzten Monaten niemand hier gelebt. Die wenigen Habseligkeiten von Melis und Ventarko waren verschwunden.Verstndige die Roboter der GESTERN! befahl Lichtquelle-Jacta einem ihrer Leibwchter. Sie sollen eine groangelegte Suchaktion starten und jede Priesterin sofort paralysieren.Vor der Kabine wurden Stimmen laut. Jacta konnte nicht verstehen, was sie rief