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Symposium „SENSOMOTORIK & REHABILITATION 2003“ am 14. und 15. März in Feldkirch Kurzfassungen der Vorträge Physiologische Grundlagen des sensomotorischen Systems Historischer Überblick und heutiger Stand senso- motorischer Betrachtungen in der Rehabilitation Janda V.+ (1), Pavlù D. (2) (1) Klinik der Rehabilitation FNKV und IPV Prag (Tschechien) (2) Karls-Universität Prag, Lehrstuhl für Physiotherapie FTVS (Tschechien) Die Sensomotorik ist in der Physiologie teilweise schon lan- ge bekannt, ihre Definition ist aber recht uneinheitlich, eher spricht man von den sensorischen und motorischen Funk- tionen. Es scheint, dass der Begriff „Sensomotorisch“ zum ersten Mal von Prof. Janda in den siebziger Jahren des zwan- zigsten Jahrhunderts in die klinisch-therapeutische Anwen- dung eingeführt wurde, und zwar in seiner Lehre von der Bedeutung des muskulären Systems im Rahmen der funktio- nellen Störungen des Bewegungsapparates und derer Therapie. Im allgemeinen gehen sensorische Wahrnehmung und Steue- rung der Motorik von einem Funktionssystem aus, in dem sensorische Reizaufnahme und motorische Handlungen eine Einheit bilden, zB. wenn es darum geht, auf die Umge- bung zu reagieren. Obschon das ZNS auch die Fähigkeit zur zentralen Steuerung der Motorik ohne periphere Sinnesin- formationen besitzt, d. h. eine selbstregulierende Funktion hat (Taub u. Bergman, 1968), können die motorischen und sensorischen Bahnen nicht mehr isoliert betrachtet werden (Moore, 1980), da sie in den entsprechenden synaptischen Schaltungen sowohl motorische, als auch sensorische Im- pulse übertragen. Deshalb ist es bei allen Fragen die motori- sche Steuerung betreffend vorteilhafter von der Senso- motorik zu sprechen. Die Sensomotorik als einheitliches Funktionssystem ge- wann erst in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeu- tung und Aufmerksamkeit. In diesem Vortrag werden die verschiedenen anatomischen und physiologischen Grund- lagen zusammengefasst, die für die Entwicklung der Senso- motorik bedeutsam waren. Das Schwergewicht wird auf die Anwendung der Sensomotorik in der Rehabilitation gelegt. Einige diesbezüglichen speziellen Konzepte und Methoden werden ebenfalls aufgezählt (Kabat, Rood, Ayres, Affolter, Perfetti, Freeman, Janda). Abschließend werden die neuen Bestrebungen und Trends auf diesem Gebiet besprochen. Unter Anderem seien als praxisnahes Beispiel, Untersuchungen über den Einfluss der Übungen im Dreidimensionalgerät Spacecurl als Koor- dinationstraining erwähnt, welche zuletzt besonderes Inter- esse von Prof. Janda geweckt haben. Literatur: Freeman AR. Instability of the Foot after Injuries to the Lateal Ligament of the Ankle. J.Bone and Joint Surg. 1965, 47 (4): 669. Janda V: Muscles, central nervous regulation and backproblems. In: Korr (Ed.): The neurobiological mechanism in manipulative therapy. Plenum Press, New York 1978. Janda V, Vávrová M. Methodik der sensomotorischer Stimulation (tsche- chisch). Rehabilitácia 1992, 25 (3):14-34. Moore J. Neuroanatomical considerations relating to recovery of function following brain injury. In: Bach-Y-Rita (Ed.): Recovery of function: theore- tical considerations for brain injury rehabilitation. Hans Huber, Bern 1980. Pavlù D. Spezielle physiotherapeutische Konzepten und Methoden I. (tschechisch). Cerm, Brno 2002, 240s. Pavlù D, Janda V. 3-dimenzionale Übungen mit dem Spacecurl – in der Pre- vention und Therapie.(tschechisch). Rehabil. Fyz.Lék. 10, 2003, 1. Taub E, Bergmann AJ. Movement and Learning in the absence of sensory feedback.. In Freedman J.S. (Ed.): The Neuropsychology of Spatially Oriented Behavior. Dorsey, Homewood, IL 1968. Koordinierte Bewegungshandlungen, Ausdauer und Kraft – Leistungen des sensomotorischen Systems – wie beeinflussen Erkrankungen und Verletzungen diese Leistungen Laube W. Landeskrankenhaus Feldkirch, Akademisches Lehrkrankenhaus, Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation , A – 6800 Feldkirch Das sensomotorische System ( SMS ) hat zeitgleich zwei Aufgaben zu erfüllen. Diese sind: 1. das Ausführen der gewünschten Bewegung ( Zielmotorik) und 2. die aktive statische oder dynamische Sicherung und Stabi- lisierung von Haltung, Stellung und Gleichgewicht ( Stütz- motorik ) als immanenter Bestandteil jeder willkürlichen Handlung. In Abhängigkeit von der Art der sensomotorischen Hand- lung sind auch die passiv mechanischen Eigenschaften der Muskel-Sehnen-Komplexe erheblich an der Gesamtleistung des SMS beteiligt. Hervorzuheben ist, dass bei Bewegungen das SMS aus- schließlich als „Gesamtsystem“ in Funktion versetzt wird. Es gibt kein „selektives“ Ansprechen und damit trainieren von Anteilen des SMS. ÖZPMR, Österr. Z. Phys. Med .Rehabil 13/ 1 (2003) 8

ÖZPMR, Österr. Z. Phys. Med .Rehabil 13/ 1 (2003 ...uhlen.at/oezpmr/data/pdf/130108.pdf · Interesse immer mehr auf die Frage, wie denn Bewegung ent-steht und welche Randbedingungen

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Symposium„SENSOMOTORIK & REHABILITATION 2003“

am 14. und 15. März in Feldkirch

Kurzfassungen der Vorträge

Physiologische Grundlagen des sensomotorischen Systems

Historischer Überblick und heutiger Stand senso-motorischer Betrachtungen in der Rehabilitation

Janda V.+ (1), Pavlù D. (2)

(1) Klinik der Rehabilitation FNKV und IPV Prag (Tschechien)

(2) Karls-Universität Prag, Lehrstuhl für Physiotherapie FTVS (Tschechien)

Die Sensomotorik ist in der Physiologie teilweise schon lan-ge bekannt, ihre Definition ist aber recht uneinheitlich, eherspricht man von den sensorischen und motorischen Funk-tionen. Es scheint, dass der Begriff „Sensomotorisch“ zumersten Mal von Prof. Janda in den siebziger Jahren des zwan-zigsten Jahrhunderts in die klinisch-therapeutische Anwen-dung eingeführt wurde, und zwar in seiner Lehre von derBedeutung des muskulären Systems im Rahmen der funktio-nellenStörungendesBewegungsapparatesunddererTherapie.

Im allgemeinen gehen sensorische Wahrnehmung und Steue-rung der Motorik von einem Funktionssystem aus, in demsensorische Reizaufnahme und motorische Handlungeneine Einheit bilden, zB. wenn es darum geht, auf die Umge-bung zu reagieren. Obschon das ZNS auch die Fähigkeit zurzentralen Steuerung der Motorik ohne periphere Sinnesin-formationen besitzt, d. h. eine selbstregulierende Funktionhat (Taub u. Bergman, 1968), können die motorischen undsensorischen Bahnen nicht mehr isoliert betrachtet werden(Moore, 1980), da sie in den entsprechenden synaptischenSchaltungen sowohl motorische, als auch sensorische Im-pulse übertragen. Deshalb ist es bei allen Fragen die motori-sche Steuerung betreffend vorteilhafter von der Senso-motorik zu sprechen.

Die Sensomotorik als einheitliches Funktionssystem ge-wann erst in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeu-tung und Aufmerksamkeit. In diesem Vortrag werden dieverschiedenen anatomischen und physiologischen Grund-lagen zusammengefasst, die für die Entwicklung der Senso-motorik bedeutsam waren. Das Schwergewicht wird auf dieAnwendung der Sensomotorik in der Rehabilitation gelegt.Einige diesbezüglichen speziellen Konzepte und Methodenwerden ebenfalls aufgezählt (Kabat, Rood, Ayres, Affolter,Perfetti, Freeman, Janda).

Abschließend werden die neuen Bestrebungen und Trendsauf diesem Gebiet besprochen. Unter Anderem seien alspraxisnahes Beispiel, Untersuchungen über den Einflussder Übungen im Dreidimensionalgerät Spacecurl als Koor-dinationstraining erwähnt, welche zuletzt besonderes Inter-esse von Prof. Janda geweckt haben.

Literatur:

Freeman AR. Instability of the Foot after Injuries to the Lateal Ligament

of the Ankle. J.Bone and Joint Surg. 1965, 47 (4): 669.

Janda V: Muscles, central nervous regulation and backproblems. In: Korr

(Ed.): The neurobiological mechanism in manipulative therapy. Plenum

Press, New York 1978.

Janda V, Vávrová M. Methodik der sensomotorischer Stimulation (tsche-

chisch). Rehabilitácia 1992, 25 (3):14-34.

Moore J. Neuroanatomical considerations relating to recovery of function

following brain injury. In: Bach-Y-Rita (Ed.): Recovery of function: theore-

tical considerations for brain injury rehabilitation. Hans Huber, Bern 1980.

Pavlù D. Spezielle physiotherapeutische Konzepten und Methoden I.

(tschechisch). Cerm, Brno 2002, 240s.

Pavlù D, Janda V. 3-dimenzionale Übungen mit dem Spacecurl – in der Pre-

vention und Therapie.(tschechisch). Rehabil. Fyz.Lék. 10, 2003, 1.

Taub E, Bergmann AJ. Movement and Learning in the absence of sensory

feedback.. In Freedman J.S. (Ed.): The Neuropsychology of Spatially

Oriented Behavior. Dorsey, Homewood, IL 1968.

Koordinierte Bewegungshandlungen, Ausdauer undKraft – Leistungen des sensomotorischen Systems –wie beeinflussen Erkrankungen und Verletzungendiese Leistungen

Laube W.Landeskrankenhaus Feldkirch, Akademisches Lehrkrankenhaus, Institut

für Physikalische Medizin und Rehabilitation , A – 6800 Feldkirch

Das sensomotorische System ( SMS ) hat zeitgleich zweiAufgaben zu erfüllen. Diese sind:

1. das Ausführen der gewünschten Bewegung ( Zielmotorik)und

2. die aktive statische oder dynamische Sicherung und Stabi-lisierung von Haltung, Stellung und Gleichgewicht ( Stütz-motorik ) als immanenter Bestandteil jeder willkürlichenHandlung.

In Abhängigkeit von der Art der sensomotorischen Hand-lung sind auch die passiv mechanischen Eigenschaften derMuskel-Sehnen-Komplexe erheblich an der Gesamtleistungdes SMS beteiligt.

Hervorzuheben ist, dass bei Bewegungen das SMS aus-schließlich als „Gesamtsystem“ in Funktion versetzt wird.Es gibt kein „selektives“ Ansprechen und damit trainierenvon Anteilen des SMS.

ÖZPMR, Österr. Z. Phys. Med .Rehabil 13/ 1 (2003)

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Veränderungen der sensomotorischen Koordination sindeine wichtige Quelle chronischer Fehlbelastungen des Stütz-und Bewegungssystems, die ursächlich direkt oder indirektfür das Entstehen oder Unterhalten von senso-artho-mus-kulären Schmerzsyndromen, verantwortlich gemacht werden.

Akute Verletzungen (Laube 1997, 2002) und chronisch - de-generative Erkrankungen (Laube 1998, Gill u. Callaghan1998, Luoto et al. 1999) führen funktionell zu vergleichba-ren Resultaten. Als immanenter Bestandteil des klinischenBildes liegen sensomotorische Funktionsstörungen in 2Schwe-regraden (Laube et al. 1994, Laube 1997, 2002) vor,welche die Koordination und Trainierbarkeit des SMS deut-lich verändern und einschränken.

Ob ein akuter oder chronischer Prozess die Grundlage bil-det ist offensichtlich für das Ergebnis „nur von zeitlicherBedeutung“. Die „Arbeitsbedingungen“ der Propriorezep-toren sind mit der Funktions- und Leistungsfähigkeit desGewebes verbunden. Daraus resultiert eine qualitative Ver-änderung der Sensorik (reversibles Stadium) und über denchronischen Degenerationsprozess des Muskel- und Binde-gewebes ein quantitativer Verlust (irreversibles Stadium)propriorezeptiver Informationen mit den entsprechendennegativen Auswirkungen für die Bewegungskontrolle. DieVeränderung der „Funktionsbedingungen“ im Gewebe bzw.der Verlust von Sensoren beeinflussen qualitativ und quan-titativ die „Codierung der peripheren Situation“ (populati-on coding; Johansson et al. 1995, Bergenheim et al. 1995).Das sensomotorische System ist auf seiner sensorischenSeite strukturell akut oder chronisch verändert. Training dermotorischen Beanspruchungsformen Ausdauer und Kraftsind somit zugleich wichtige Therapiemittel zur Gesunder-haltung des sensorischen Teils des sensomotorischen Sys-tems und nicht „nur auf die Leistungsfähigkeit des Muskelsselbst“ gerichtet.

Besteht eine Abhängigkeit zwischen der Mikrostruk-tur (Fasertypen) des Skelettmuskels und der Gelenk-funktion. Eine funktionell-anatomische StudiePieper, K. - S.Victor Klemperer Str. 11, D – 06118 Halle

Zur exakten Führung eines Gelenkes gehören neben den„Hardware“-Voraussetzungen (Muskel, Knochen, Bänder,Knorpel) auch die einer „Software“ gleichgestellten Bedin-gungen der Sensomotorik. Dabei spielt die Kontrolle der

Bewegungsabläufe nach dem Reafferenzprinzip eine füh-rende Rolle. Im Sinne dieses Arbeitsprinzips würde die „Ef-ferenzkopie“, die Information über das zu den Muskeln lau-fende Bewegungsprogramm, kurzfristig gespeichert, ummit der kurz darauf eintreffenden „Reafferenz“ in Bezie-hung zu treten. Diese „Reafferenz“ besteht aus der gesam-ten afferenten Information von den Propiozeptoren (Mus-kelspindel- und Sehnenrezeptoren) des Bewegungsappara-tes sowie den Mechanorezeptoren der Gelenke, des Binde-gewebes und der Haut. In diesem System sind die wichtig-sten Rückmeldungen die Propiozeptoren-Informationenüber die Längen- und Spannungsänderung. Zeigen die affe-renten Signale der Gelenkkapsel sowie der BandstrukturenSeitendifferenzen, ist die Folge eine Modulierung des Effe-renzsignales. In dieses Prinzip ist die Mikrostruktur des Ske-lettmuskels eingebunden. Die Mikrostruktur des Muskelswird repräsentiert durch die Populationen der Typ IIB-/TypIIA- und Typ I-Fasern, die sehr differenziert auf veränderteAnsteuerungsmuster reagieren. Hierbei spielen wiederholteSchmerzattacken und Immobilisierungen als auslösendeMechanismen eine nicht unbedeutende Rolle, die über dieNozizeptoren und Mechanorezeptoren perzipiert wer-den.Speziell die Typ IIB-Fasern haben wesentlichen Anteil anden schnellen Einstellbewegungen der Gelenke und derKorrektur des Gelenklaufes, während die Typ IIA- und TypI-Fasern die Dynamik der Winkelstellung und die Haltear-beit realisieren. Voraussetzung für eine muskuläre Balanceder gelenkumgebenden Muskulatur ist eine optimale intra-muskuläre Koordination der Fasertypen, sowohl im Ago-nisten als auch im Antagonisten. Bei einer Störung der intra-muskulären Koordination im Agonisten sind insbesonderedie Typ IIB-Fasern betroffen. Dies hat wiederum eine inter-muskuläre Koordinationsstörung des Agonisten-Antago-nistensystem und damit den Verlust der achsengerechtenFührung des Gelenkes, eine muskuläre Dysbalance, zur Fol-ge. Die auftretenden Differenzen der Muskelspannung zwi-schen beiden Systemen sind ein „primum movens“ bei derGenerierung arthrotischer Prozesse.

Wie konstruiert der Patient seine Sensomotorik ?Freiwald, J.Bergische Universität Wuppertal

Die Sensomotorik rückt immer stärker in den Blickpunktdes Interesses. In den letzten Jahren wurde – endlich – er-kannt, dass die Propriozeption nur einen Teilaspekt des sen-somotorischen Systems beschreibt. Nun fokussiert sich das

Kongressbericht-Kurzfassungen

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Interesse immer mehr auf die Frage, wie denn Bewegungent-steht und welche Randbedingungen – besonders beiverletzten und erkrankten Menschen – Einfluss haben.

Im Vortrag wird daher auf folgende Fragen eingegangen:

• Wie konstruiert der Mensch Bewegungen (Sensomotorik)?

• Wie verändern sich Bewegungen (Sensomotorik) beiVerletzungen und Erkrankungen?

• Wie werden sensomotorische Normwerte erhoben?

• Wie sind sensomotorische Normwerte einzuordnen?

• Sind normative Werte für Forschung und Praxis sinn-voll und hilfreich?

Besonderheiten der exzentrischen Muskelaktivität –Konsequenzen für die Rehabilitation

Seichert, N.

Forschung & Entwicklung , Rehaklinik Bellikon, CH-5454 Bellikon

Einleitung / Fragestellung: Rund 50% der dynamischenMuskelarbeit im Alltag ist exzentrisch. Muskelkater entsteht(ausschließlich?) nach extensiver exzentrischer Belastung.Dem gegenüber sind exzentrische Übungen in Training undTherapie unterrepräsentiert. Exzentrische Muskelaktivitätwird auch theoretisch vernachlässigt. In der Literatur findetman unvereinbare Angaben, z.B. wurde der exzentrischeO2-Verbrauch von verschiedenen Autoren als 2fach bzw.10fach (!) geringer als der konzentrische gemessen. Mit ei-nem trickreichen Studiendesign wollten wir die bisher unbe-achtete große Streuung im O2-Verbrauch näher untersu-chen.

Methodik: 27 gesunde ProbandInnen arbeiteten konzen-trisch und exzentrisch auf einem speziell konstruiertenDoppel-Ergometer mit definierter Last bzw. Geschwindig-keit. Tretwiderstand, Tretfrequenz und O2-Verbrauch wur-den kontinuierlich gemessen. Größter Wert wurde auf dieMinimierung der O2-Verfälschung durch Grundumsatz undadjuvante Muskelaktivität – ein Hauptproblem bei in vivoMessungen – gelegt.

Ergebnisse:Der exzentrische O2-Verbrauch zeigte sichnahezu unabhängig von der Tretfrequenz, obwohl die me-chanische Bremsleistung proportional zur Tretfrequenz an-steigt. Dieses überraschende Ergebnis hat zur Folge, dassder konzentrische O2-Verbrauch bei 25 UpM 3mal, bei 50UpM 6mal und bei 75 UpM 8mal höher war als der exzentri-sche. Somit ist der exzentrische Wirkungsgrad abhängig vonder Geschwindigkeit: (0.67±0.04) bei 25 UpM, (1.25±0.07)bei 50 UpM und (1.70±0.06) bei 75 UpM (der konz. Wir-kungsgrad ist immer 0.22±0.02).

Diskussion / Schlussfolgerung: Zur Erklärung der Er-gebnisse stützen wir uns auf ein aktuelles Modell mit unter-schiedlicher Sarkomerlänge in der kraftübertragenden Faser[Morgan 2000]. Exzentrik verlangt eine komplexe in-tra-muskuläre Koordination, da die Dehnungsgeschwindigkeitdurch kontrolliertes An- und Abschalten von mot. Einhei-ten durch das ZNS kontrolliert wird. Aus diesem Grundsind reliable Messungen im Labor nicht möglich. Als sport-therapeutische Konsequenzen für exzentrische Übungenpostulieren wir: (a) Ideales Aufbautraining bei reduzierterkardiopulmonarer Belastbarkeit. (b) Bessere funktionelleÜbertragbarkeit auf andere ADLs. (c) Reduktion des Ver-letzungspotentials und des Muskelkaters.

Sturzmechanismen – Grundlagen und diagnostischeAnsätzeKollmitzer J 1, Bochdansky Th 2, Ebenbichler G 1, Sabo, A.1 Universitätsklinik, Physikalische Medizin und Rehabilitation, AKH Wien,

A 1090 Wien

2 Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation, Landskrankenhaus

Feldkirch / Rankweil Akademisches Lehrkrankenhaus,A – 6800 Feldkirch

Das Verlieren der posturalen Kontrolle ist definitionsge-mäß der Beginn eines Sturzes. Daher sind Sturzmechanis-men bzw. die Verhinderungsstrategien eines Sturzes eng mitder posturalen Kontrolle verbunden. Frühe Studien vermu-teten ein rein statisches Verhalten (1853). Später wurdenquasi statische Mechanismen mit kontinuierlichen, jedochandauernden Bewegungen angenommen (1884). Erst spätkonnte die dynamische Natur des aufrechten Standes nach-gewiesen werden (1937). Das Ziel der posturalen Kontrolleist die Aufrechterhaltung der Stabilität in allen Bewegungenund Standsituationen. Dafür benützt das Zentrale Nerven-system afferente Informationen über visuelle, vestibuläreund propriozeptive Kanäle. Im ruhigen, aufrechten Standwerden sowohl ‚open loop‘ (feed forward) als auch ‚closedloop‘ (feedback) Moden in der aktiven posturalen Kontrolleverwendet.

Externe Perturbationen der Haltung triggern automatischeReaktionen um das Gleichgewicht wieder her zu stellen.Diese Reaktionen sind spezifisch zur Größe, dem Typ undder Richtung der eingeprägten Perturbationen. Kleine Per-turbationen werden mit der „Sprunggelenk Strategie“ be-antwortet. Dabei arbeiten die Muskeln um das Sprung-gelenk zusammen um eine Drehmoment zu erzeugen, daßdas Gleichgewicht wieder herstellt. Größere Perturbationenrufen eine „Hüftgelenk Strategie“ hervor. Spezielle Hüftbe-wegungen werden initiiert, die Scherkräfte hervorrufen umdas stärker gestörte Gleichgewicht zu erhalten. Wenn dieseMechanismen nicht ausreichen und die Projektion des Mas-senschwerpunkts die Unterstützungsfläche der Füße ver-lässt, wird ein Schritt eingeleitet „Schritt Strategie“.

Diese Mechanismen sind im aufrechten Stand sowohl beigesunden als auch bei verschiedenen Krankheiten nachge-wiesen worden. Ähnliche Reaktionen gibt es jedoch in ande-ren ruhenden Situationen (z.B. Sitzen) als auch in dynami-schen Situationen (z.B. Gehen). Besonders instabil ist derMensch jedoch beim Manipulieren von Lasten beim Hebenund Tragen, da die zusätzliche Last die Perturbierung multi-pliziert. Dabei müssen die sturzverhindernden Maßnahmenkontinuierlich in den Bewegungsvorgang eingebaut werden.Es kann zu komplexen Kontrollproblemen kommen, dieein erfolgreiches Erhalten des Gleichgewichtes verhindern.Diese sind abhängig von Standsituation, Gewicht der Last,Asymmetrie der Handhabung und Häufigkeit der Manipu-lation.

Literatur:

Kollmitzer J, Oddsson L, Ebenbichler GR, Giphart JE, DeLuca CJ. Postu-

ral control during lifting. J Biomech. 2002 May;35(5):585-94

Sensomotorik des älteren MenschenEbenbichler RG

Universitätsklinik Physikalische Medizin und Rehabilitation ; AKH Wien,

A 1090 Wien

Alt werden repräsentiert einen natürlichen Reifungsprozessdes menschlichen Körpers. Dieser ist durch eine Reihe prä-progranmmierter genetischer Ereignisse vorbestimmt und

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Kongressbericht-Kurzfassungen

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wird durch externe Faktoren wie Aktivität, Ernährung, Um-gebung und Krankheit beeinflusst. Das Alterwerden mensch-licher Organsysteme betrifft auch die sensomotorischenSysteme und hat entscheidenden Einfluß auf die damit ver-bundenen Funktionen und die Möglichkeit eines Men-schen, seine Lebensqualität zu maximieren.

Frakturen infolge von Stürzen sind bei älteren Menschenoft Anlass für Langzeitmorbidität. Zwischen 30% und 50%der Bevölkerung über 65 Jahre stürzen zumindest einmalpro Jahr. Die Einjahres-Mortalität der Patienten mit Hüft-fraktur beträgt etwa 20%. Nur 50% der Betroffenen erlan-gen ihre frühere Mobilität wieder, und etwa ein Viertel derPatienten ist ein Jahr nach dem Sturz institutionalisiert.

Stürze im Alter ereignen sich oft in Situationen, bei denenein jüngerer Mensch mit normaler Sensomotorik nicht ge-stürzt wäre. Nur weniger als 20% der Betroffenen stürzeninfolge von Synkopen oder anderen paroxysmalen Ereignis-sen.

In diesem Vortrag werden die anatomischen und physiolo-gischen Veränderungen des sensomotorischen Systems imAlter beschrieben. Nach einem groben Überblick über diefunktionellen Veränderungen im afferenten und efferentenAnteil des sensomotorischen Systems werden altersabhän-gige Veränderungen im Muskel (Sarkopenie), der Muskelak-tivierung und der posturalen Kontrolle besprochen.

Sensomotorik und medikamentöse und operative Therapie

Schmerztherapie und Sensomotorik

Germann R

Landeskrankenhaus Feldkirch, Akademisches Lehrkrankenhaus, Abtei-

lung Anästhesie und Intensivmedizin, A – 6800 Feldkirch

Die rasche und möglichst komplette Wiederherstellung derZiel- und Stützmotorik ist eines der vordringlichsten Zieleder Betreuung von Patienten nach Knieoperationen. Eineadäquate postoperative Akutschmerztherapie kann übereine verbesserte passive und aktive Frühmobilisierung desbetrof-fenen Gelenkes und eine verbesserte Durchblutungdes traumatisierten Gewebes dazu beitragen.

In der Akutphase stehen neben intravenösen patientenkon-trollierten Schmerztherapieverfahren (PCIA, patient con-trolled intravenous analgesia mittels Opiaten) Regional-analgesieverfahren wie die lumbale Epiduralanalgesie (PCEA,patient controlled epidural analgesia) oder die sogenanntekontinuierliche 3-1 Blockade (CFB, continuous femoralblockade, Blockade des N. Obturatorius, N.femoralis undN. cutaneneus femoris lateralis), ev. kombiniert mit einerBlockade des N. ischiadicus, zur Verfügung. Bei der PCEAwerden rückenmarksnah niedrig konzentrierte Lokalanästhe-tika mit oder ohne einen Opiatzusatz verwendet, bei derCFB zumeist nur Lokalanästhetika. Die im Rahmen derFrühmobilisierung auftretenden Bewegungsschmerzen las-sen sich wesentlich besser durch Regionalanalgesieverfah-ren (PCEA, CFB) als durch PCIA unterdrücken (1). Diesführt im direkten Vergleich zu einer verbesserten Knieflexi-on in der Frühphase und zu einer rascheren „Gehfähigkeit“von Patienten, die mittels PCEA oder CFB behandelt wur-den (1). Die Dauer eines Rehabilitationsaufenthaltes, dernotwendig ist, um bestimmte vorgegebene Bewegungsziel-größen zu erreichen, kann ebenfalls durch Regionalanalge-sieverfahren verkürzt werden (2). Inwieweit neben der Re-duktion der Schmerzempfindung, gemessen anhand einerVAS-Skala, andere Effekte die Überlegenheit der postope-rativen Regionalanalgesie gegenüber intravenösen Schmerz-therapiever-fahren in der Frühmobilisierung nach grossenKniegelenksoperationen erklären, ist derzeit spekulativ.

Literatur:

(1) Singelyn FJ, Deyaert M, Joris D, Pendeville E, Gouverneur JM. Effects

of intravenous patient-controlled analgesia with morphine, continuous

epidural analgesia, and continuous three-in-one block on postoperative

pain and knee rehabilitation after unilateral total knee arthroplasty. Anesth

Analg 1998 Jul;87(1):88-92(2) Capdevila X, Barthelet Y, Biboulet P, Ryckwaert Y, Rubenovitch J,

d’Athis F. Effects of perioperative analgesic technique on the surgical

outcome and duration of reha-bilitation after major knee surgery. Anesthe-

siology 1999 Jul;91(1):8-15

„Gute“ und „böse“ Medikationbei Bewegungslernen nach Gehirnläsionen

Koppi St.

Landeskrankenhaus Rankweil, Abteilung Neurologie, A – 6830 Rankweil

Das Bewegungslernen ist ein hochkomplexer Prozess. Jedemotorische Rehabilitationshandlung ist grundsätzlich einLernprozess.

Nach Gehirnläsionen gilt es durch repetitive, zeitlich kon-tingente Übungsbehandlung die funktionelle Plastizität, dieKnüpfung neuronaler Karten und Netzwerke, die synapti-sche Übertragung und die zeitliche Zellerregung durch wie-derholtes Üben zu fördern.

Hierbei sind verschiedene Gehirnregionen und Transmit-tersysteme beteiligt. Aufgabenspezifisches Lernen kann me-d ikamentös gefördert oder gedämpft werden.

In verschiedenen Untersuchungen konnte belegt werden,dass Cholinergika, L-Dopa- und Dopa-Agonisten, Kate-cholamine, Amphetamine, trizyklische Antidepressiva undá 2-Rezeptorenblocker einen positiven Einfluss auf denVerlauf der funktionellen motorischen Erholung nach Hirn-läsionen zeigen.

Hingegen haben Phenothiazine, Butyrophenone, GABA-agonistische Substanzen, Phenytoin, Barbiturate und ande-re einen ungünstigen Einfluss.

Daraus ergibt sich in der (Neuro)Rehabilitationspraxis dieEmpfehlung zur Anwendung einer Medikation, die für dasBewegungslernen förderlich ist. Die genaue Kenntnis derrehabilitationsnachteiligen Medikation ist anzustreben.

Bei Sedierungsnotwendigkeit sollten medikamentöse Alter-nativen berücksichtigt werden.

Operationstechniken und Blutsperre unter demAspekt der sensomotorischen Funktion

Benedetto K, Gohm A, Marte Th.Landeskrankenhaus Feldkirch, Abteilung Unfallchirurgie und Sporttrau-

matologie ,Carinagasse 47, A – 6800 Feldkirch

Operationsverfahren am Kniegelenk bei Traumapatientenlassen sich im Wesentlichen in drei Gruppen unterteilen –Meniskuschirurgie – Kreuzbandchirurgie und Osteosyn-thesen des Tibiaplateaus und der distalen Femurrolle.

Kongressbericht-Kurzfassungen

Ableitend von den tierexperimentellen Untersuchungen überMuskelfunktionen durch Blut-sperre und Druckschädigung,verursacht durch die Blutsperre, konnte nachgewiesen wer-den, dass diese mehr durch mechanischen Druck als durchIschämie beeinträchtigt wurde.

Am Kaninchenmodell wurden die oberflächlich liegendenMuskelschichten stärker als die tiefen Muskelschichten be-einflusst.

Aus dem klinischen Alltag ist gesichert, dass zwar die Dauerder Blutsperre, aber auch die Körpertemperatur intraopera-tiv und der postoperative Schmerz einen signifikanten Ein-fluss auf die postoperative Sensomotorik ausüben.

Klare Übersicht über das Operationsfeld sowohl bei arthro-skopischen als insbesondere bei offenen Gelenkseingriffenminimiert die Operationszeit und die postoperative Schwel-lung. Dies resultiert insgesamt in einem verminderten Ope-rationstrauma des Weichteilmantels.

Die grundsätzlich verschiedenen Operationstechniken wer-den dargestellt und die Vorteile des minimal invasiven Ver-fahrens demonstriert.

Zu überlegen ist, ob die Optimierung der Blutsperre durchverbreiterte Auflage der Man-schette mit gleichzeitiger Ge-webskühlung und die Druckerniedrigung der Blutsperre beigleichzeitiger intraoperativer Blutdrucksenkung zu einemverminderten negativen Einfluss der sensomotorischenFunktion führen.

Reinnervation und Revaskularisation des vorderenKreuzbandes nach RekonstruktionBiedert RM.

BASPO Magglingen, CH – 2532 Magglingen

Die Ruptur des vorderen Kreuzbandes führt nicht nur zubiomechanischen sondern auch zu sensomotorischen Ver-änderungen.

Währenddem die mechanische Stabilität durch eine Rekon-struktion des vorderen Kreuzbandes wieder erlangt werdenkann, ist die Rückgewinnung der Sensomotorik auf ein Ni-veau wie vor der Verletzung von verschiedenen anderenFaktoren abhängig. Dazu gehören die Reinnervation unddie Revaskularisation.

In einer ersten Studie untersuchten wir Biopsien aus vorde-ren Kreuzbandtransplantaten (Lig. patellae) bei 12 verschie-denen Patienten und konnten dabei freie Nervenendigun-gen Typ IVa bei der Hälfte eindeutig nachweisen. Der frü-heste Nachweis war 163 Tage nach der Rekonstruktionmöglich.

In der zweiten Studie führten wir eine EMG-Analyse mitOberflächen-und feinen Nadel-elektroden durch. Dabeikonnte beim Lachman-Test eine eindeutige EMG-Aktivitätin der Hamstringsmuskulatur dokumentiert werden. Derdirekte Zug am Transplantat während einer in Lokalanäs-thesie durchgeführten Arthroskopie löste keinen Reflexaus, war aber eindeutig schmerzhaft. Dadurch war eine zu-mindest nozizeptive sensorische Reinnervation nachgewie-sen.

In der Folge interessierte die Frage welchen Einfluss die Re-vaskularisation auf die Reinnervation hat und in welchemzeitlichen Rahmen sich diese einstellt. In dieser drittenStu-die führten wir bei dreißig Patienten 3,6 und 12 Monatenach der Rekonstruktion ein spezielles Gadolinium-ange-reichrtes MRI durch. Veränderungen der Signalintensitätwurden im Transplantat und als Kontrolle im hinteren

Kreuzband sowie im Tibiakopf erfasst. Damit war es mög-lich, den neuen arteriellen Durchfluss im Transplantat inden ersten vier Minuten nach Kontrastmittelinjektion zumessen. Graphisch liess sich das in einer Zeit-Signalintesi-täts-Kurve erfassen. Es fand sich eine graduierliche Zunah-me der Revascularisation über die ersten zwölf Monate .Eskonnte gezeigt werden, dass für die vollständige Integrie-rung und Remodellierung des Transplantates mindestensein Jahr notwendig ist. Die Revaskularisation wird wahr-scheinlich durch die gute Knochen-Knocheneinheilungzwischen Transplantat und Femur respektive Tibia ermög-licht. Klinisch bedeutet dies, dass die Anpassungen im vor-deren Kreuzbandtransplantat länger als die üblicherweisegenannten sechs Monate dauern und eine Rückgewinnungder Sensomotorik über ein Jahr dauert, was auch unserer kli-nischen Erfahrung entspricht.

Vergleich zwischen dem medialen parapatellärenund dem Midvastus-Zugang bei Knieendoprothesenim Hinblick auf die Funktionalität des Kniegelenkesund auf die postoperative Rehabilitation.v. Strempel, A., Laube, W., Basso, St.

Landeskrankenhaus Feldkirch, Abteilung Orthopädie,A – 6800 Feld-

kirch

Es wurden 2 Patientengruppen gebildet. Bei den Patientender erste Gruppe wurde eine Knie Totalendoprothese (K-TEP)über den medialen parapatellären Zugang (19 Pat.) und beider zweiten Gruppe über den Midvastuszugang (3 Pat) im-plantiert. Die Patienten wurden prä- und postoperativ kli-nisch (ROM, Stabilität, Achsabweichung) untersucht undmit Hilfe des Insall- Knie Score erfasst.

Untersucht wurde auch die EMG-Aktivität des M. rect.fem., M. vast. med. und M. vast. lat. der zu operierenden Sei-te im Vergleich zur nicht zu operierenden Seite während ei-ner willkürlichen ma-ximalen isometrischen Kontraktion(MVC) in die Extension des Kniegelenkes am präoperativenTag und zwischen dem 8. und 11. postoperativen Tag. Be-rechnet wurde die IEMG-Aktivität jedes Quadrizepsanteilsfür einen Zeitraum von 3 Sekunden und die „Gesamtaktivi-tät“ als Summe der Anteile. Die Werte der zu operierendenSeite werden in Prozent der Gegenseite angegeben.

Ergebnisse: Die IEMG-Ergebnisse der drei Quadrizeps-anteile der nicht zu operierenden Seite wurden mit der Wie-derholungsuntersuchung reproduziert. Am präoperativenTag beträgt die Quadrizepsaktivität der OP-Seite im Mittel66 % (Median: 69 %) der Gegenseite. Postoperativ fällt dieAktivität auf 17 % (Median: 14 %) ab.

Diskussion: Aus der Sicht der willkürlichen Aktivierungs-fähigkeit des M. quadr. fem. zeigt sich eine sichere Vermin-derung auf der zu operierenden Seite am präoperativen Tag.In der unmittelbaren postoperativen Phase liegt eine nahezukomplette funktionelle Teilparese des M. quadr. fem. vor.Der Muskel ist somit ausgeprägt immobilisiert.Die Studie ist zur Zeit noch unvollständig, da wir noch zuwenig Patienten in der 2. Gruppe (Mid-vastuszugang) un-tersuchen konnten. Auf Grund der vorliegenden Ergebnis-se in der erste Gruppe sollte man sich Gedanken über diepostoperative komplette funktionelle Teilparese des M. quadr.fem. machen. Wir möchten durch unserer Studie die nochoffenen Fragen klären. Wie lange dauert die funktionelleTeilparese an ? Kann man sie durch einen alternativen Zu-gangsweg (Midvastus) vermeiden bzw. vermindern und so-mit die postoperative Rehabilitation beschleunigen ? Sollenwir die postoperative komplette funktionelle Teilparese ein-fach ignorieren, unter dem Motto „ Wird schon werden“ ?

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ÖZPMR, Österr. Z. Phys. Med .Rehabil 13/ 1 (2003)

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Diagnostik des sensomotorischen Systems und Veränderungeninfolge Verletzung und degenerativer Erkrankung

Erhöhung der räumlichen Auflösung von Mehrkanal-Oberflächen-EMGs mit hochpass-gefiltertenKreuzkovarianzfunktionen: Simulationsrechnungenund praktische BeispieleR. Grassme 1,2, D.F. Stegeman 3, J. Blok 3, N.P. Schu-mann 2, I. Bradl 1, Ch. Anders 2, H.Ch. Scholle 1

1 BG Nahrungsmittel und Gaststätten, GB Prävention ,Erfurt/ Mannheim2 FB Motorik, Institut für Pathophysiologie, Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena3 Institute of Neurology, Department of Clinical Neurophysiology,University Hospital Nijmegen, The Netherlands

Ein praktikables Verfahren zur Untersuchung von Bewe-gungskoordination ist die Oberflächen-Elektromyographie.Dabei erlaubt das (Mehrkanal-) EMG-Mapping die Erfor-schung intramuskulärer Koordinationsvorgänge, die sichräumlicher Verlagerung der EMG-Maxima zeigen. Sie kön-nen sowohl kraftabhängig (Scholle 1992) als auch bewe-gungsabhängig (Scholle et al 2001, Schumann et al. 2002)sein und ergeben auch Aussagen über Rehabilitationspro-zesse nach orthopädischen Operationen (Erler 2000, 2001).

Als ein neues Werkzeug für funktionelle Untersuchungen,mit dem die intramuskuläre Koordination bzw. die bela-stungsabhhängige räumliche Aktivierung von Muskeln un-tersucht werden kann (Scholle et al 2001, Schumann et al.2002), präsentieren wir hier ein Verfahren zur Erhöhung derräumlichen Auflösung von Oberflächen-EMG-Maps. Diesgelingt, wie sowohl theoretisch als auch experimentell ge-zeigt werden konnte (Graßme et al. 2000, 2001), mittelsHochpassfilterung von Kreuzkovarianzfunktionen zwischenbipolaren EMG-Kanälen.

Zunächst werden die räumlichen Selektionseigenschaftendieses Verfahrens mit Modellsimulationen untersucht. Da-zu wurden Oberflächen-EMG-Signale verschiedener räum-licher Konfigurationen aktiver motorischer Einheiten miteinem Dreischicht-Volumenleitermodell simuliert, und an-schließend die Kreuzkovarianzfunktionen berechnet. DieseFunktionen wurden danach mit Grenzfrequenzen von 100-600Hz, wie sie für das Experiment typisch sind, hochpass-gefiltert. Es ergibt sich z.B. eine Dämpfung von 6dB, fallszwei motorische Einheiten in der Tiefe t liegen und auch umden Betrag t voneinander entfernt sind. Bei Quellen ver-schiedener Tiefe läßt sich der Signalanteil der tieferen sehrwirksam unterdrücken. Verschiedene räumliche Verteilun-gen motorischer Endplatten sind klar voneinander unter-scheidbar und können zur Charakterisierung aktiver Regio-nen eines Muskels mit herangezogen werden. Diese Resul-tate werden anhand eigener experimenteller Befunden zurintramuskulären Bewegungskoordination diskutiert.

Weiterhin wurde schon gezeigt (Graßme et al. 2002) dass fürtiefere Muskelfasern die Information über die Fortleitungvon Aktionspotentialen schon im ungefilterten Oberflä-chen-EMG verlorengeht. Dieses Verhalten läßt sich auchim Experiment finden: Im oberflächlichen Rückenbereich(M latis-simus dorsi) findet man Fortleitung, während manbeim tiefer liegenden M. erector spinae länger reichweitigeKorrelationen ohne Fortleitung beobachtet.

Nachuntersuchungsergebnisse mittels EMG-Map-ping – 5 Jahre nach KnieendoprothesnimplantationErler K.1, Neumann U.1, Anders Ch.2, Scholle H-Ch.2;

Babisch J.3, Venbrocks R.3, Brückner L1

1 Moritz - Klinik GmbH & Co. Bad Klosterlausnitz;2 Institut für Pathophysiologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena,AG Motorik;3 Orthopädische Klinik der Friedrich-Schiller-Universität Jena amWaldkrankenhaus „Rudolf Elle“ Eisenberg

Fragestellung: Die Knieendoprothetik hat sich als Stan-dardverfahren etabliert. Die OP und die AHB leisten einenwesentlichen Beitrag, funktionelle Verbesserungen zu erzie-len. Ziel der prospektiven Verlaufsstudie war es, die funktio-nellen Langzeitergebnisse nach Implantation einer Knie-endoprothese objektiv quantitativ zu untersuchen.Methodik: 35 Knie-TEP-Patienten konnten nach sowohlpräoperativ als auch postoperativ (4., 7. und 26. Wo-che, 5Jahre) untersucht werden. Mit einem 16-Kanal-Oberflä-chen-EMG-Gerät wurden Aktivierungsgrad und –muster(EMG-Mapping) des M. quadriceps femoris in isometri-schen Untersuchungssituationen (Stehen, Kniebeuge, Knie-streckung 40°) untersucht. Parallel dazu wurden isokineti-sche Untersuchungen, eine sonographische Bestimmungder Kontraktionsfähigkeit des M. vastus intermedius durch-geführt sowie weitere klinische und subjektive Daten erhoben.Ergebnisse: Von den untersuchten Patienten waren nach 5Jahren 85% subjektiv zufrieden. Im Vergleich zu den Ergeb-nissen der 26. postoperativen Woche kommt es zu einer Sta-bilisierung der Beugefähigkeit, welche das problemlose Aus-führen aller Alltagstätigkeiten erlaubt. Ebenso zeigen dasExtensionsdefizit und die sonographisch gemessene Kon-traktionsfähigkeit keine signifikanten Veränderungen indiesem Zeitraum. In der Isokinetik kommt es neben einemdeutlichen Kraftzuwachs in der Extension zu einer völligenNormalisierung des Extensoren-Flexoren-Verhältnisses. DieKoordinationsmuster des M. quadriceps femoris unter-scheiden sich z.T. deutlich von denen der Kontrollgruppeund von denen der 26. postoperativen Woche. In der Unter-suchungssituation Kniebeuge kommt es zu einem signifi-kanten Amplitudenanstieg, der beim Stehen und bei einerKniestreckung 40° nicht nachweisbar ist. Bei einigen deruntersuchten Parameter treten signifikante UnterschiedezwischenmännlichenundweiblichenKnie-TEP-Patientenauf.Diskussion: Langfristige Resultate nach Implantation ei-ner Knieendoprothese zeigten nach einer stationären Reha-bilitationsmaßnahme eine gute muskuläre Koordination,Kraft und Beweglichkeit. Ein aktives Alltagsverhalten derPatienten führte zu besseren funktionellen Ergebnissenund einer höheren Patientenzufriedenheit.

Räumlich-zeitliche Rekrutierung des M. quadricepsfemoris in Abhängigkeit von der Beanspruchungsin-tensität und dem Kniewinkel.Schumann.NP.1, Heger H.2, Wank V 2,Grassme R1,3

Scholle HCh. 1

1 FB Motorik, Institut für Pathophysiology, Klinikum derFriedrich-Schiller-Universität Jena, D-07740 Jena,

2 Institut für Sportwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena,3 BG Nahrungsmittel und Gaststätten, GB Prävention, Abt. Gesund-heitsschutz, Erfurt/Mannheim

Obwohl das myoelektrischen Aktivierungsmuster des M.quadriceps fem. insbesondere im Zeitverlauf in zahlreichen

Kongressbericht-Kurzfassungen

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ÖZPMR, Österr. Z. Phys. Med .Rehabil 13/ 1 (2003)

Studien untersucht wurde, gibt es bisher nur wenige Ansät-ze den topographischen Aspekt der EMG-Verteilungsmus-ter zu kennzeichnen. Gerade aber in der Rehabilitations-medizin und für die Gestaltung individueller Trainingspro-gramme wäre es wichtig zu wissen, ob und wie sich das mus-kuläre Aktivierungsmuster räumlich verteilt und wie diesvon den Gelenkwinkeln und der Kraftintensität beeinflusstwird.Daher wurden bei 13 männlichen Studenten (23-35 Jahrealt, Sportwissenschaft) monopolare 32-Kanal-Oberflächen-EMGs des linken M. quadriceps fem. während kraftkon-stanter Kontraktion registriert (Biovision.-EMG-System,Wehrheim; 10-700 Hz, Abtastrate 3000 /s, 12 bit, Auflö-sung 2,44 µV/bit). Die Elektroden (16 mm, ARBO.) wur-den auf der Haut über dem Muskel in Form eines recht-eckigen Rasters fixiert. Dabei wurde das rechteckige Elek-trodenschema (8 x 4 Gitter: 8 Elektroden proximo-distalund 4 Elektroden medio-lateral) der Länge und dem Um-fang des Oberschenkels jedes Probanden angepasst. DieProbanden saßen auf einem Beinstrecker-Test-Gerät (Wank1995/96) mit dem die Tangentialkraft zur späteren Bestim-mung der Kniegelenkmomente gemessen wurde. Die Bein-extension erfolgte bei verschiedenen Hüft- (60°, 0°) undKniegelenkwin-keln (90°, 60°, 45°, 30°, 10° [10°= fast ge-strecktes Bein]). Nach zunächst maximaler isometrischerWillkürkontraktion (MVC) wurden in der Folge Extensio-nen bei niedrigerem Kraftniveau (20 %, 40 %, 70 % derMVC) in jeder Winkelposition ausgeführt. Diese Kontrak-tionen erfolgten Feedback kontrolliert (Visualisierung vonMomen tan- und Zielkraft auf einem Monitor). Die Quanti-fizierung der EMG-Kurven erfolgte mittels Leistungsspek-tralanalyse. Aus den elekrodenbezogenen EMG- Leistun-gen wurden mittels 4-NN-Interpolation spektrale EMG-Inter ferenzmaps erstellt.

Die spektrale EMG-Leistung als Kenngröße der EMG-Amplitude unterscheidet sich signifikant zwischen den 32Elektrodenpositionen. Die Strukturen der EMG-Vertei-lungsmuster im Map sind daher interpretierbar. Die EMG-Interferenzmaps zeigen individuell unterschiedliche topo-graphische Aktivierungsmuster. Zur Quantifizierung derÄhnlichkeit wurde der Spearman-Korrelationskoeffizientberechnet. Diese Ähnlichkeit der EMG-Maps war zwischenden verschiedenen Kniewinkeln innerhalb der Probandengrößer (rMedian=0,81-0,96) als zwischen den Probandenbei ein und demselben Kniewinkel (rMedian=0,71-0,79).Während MVC vermindert sich an den meisten Messpunk-ten die EMG-Leistung mit zunehmender Beinstreckung.Bei geringeren Kraftintensitäten (20% und 40% MVC) zeig-te sich insgesamt ein differenzierteres topographisches EMG-Verteilungsmuster als bei MVC. Mit abnehmenden Kniewin-kel treten höher aktivierte Bereiche weiter proximal auf. Dabeinimmt im Vergleich zum Vastus lat. die spektrale Leistung imVastus med. ab. Kein Unterschied wurde zwischen den beidenHüftwinkeln festgestellt. Die EMG-Leistung nimmt mit an-steigender Muskelkraft signifikant zu.

Insgesamt ermöglicht die topographisch orientierte Dar-stellung der EMG-Aktivität eine Kennzeichnung des Re-krutierungsverhaltens des M. quadriceps fem. unter unter-schiedlichen funktionelle Bedingungen. Die betont indivi-duelle Struktur der Aktivierungsmuster ist u.a. Ausdruckunterschiedlicher inter- und intramuskulärer Koordination.Dies zeigt aber auch, dass bipolare EMGs mit nur wenigenElektrodenpaaren offensichtlich nur eine einge schränkteAussage erlauben.

UnterstütztdurchdieDFG, Innovationskolleg„Bewegungssysteme“,FSUJena

Bedeutung der postoperativen Rehabilitation fürPropriozeption und Kraftentwicklung nach offenerSchulterstabilisierungG. Pap 1,2 , A. Machner 2, H.-K. Schwyzer 1, C. Hauser 1,

B.R. Simmen 1

1 Schulthess Klinik Zürich;

2 Orthopädische Universitätsklinik Magdeburg

Einleitung: In der folgenden Studie untersuchten wir pro-spektiv über ein Jahr die klinisch-funktionellen Veränderun-gen nach offen schulterstabilisierenden Operationen.

Material und Methoden: Bei 60 Patienten (43 männlich,mittleres Alter 28 Jahre) die Verbesserungen der Schulter-funktion nach offener schulterstabilisierender Operation inHinblick auf die klinischen Befund (Rowe-Score), die isoki-netische Kraftentwicklung (definiertes Bewegungsausmaß30° AR – 30° IR, bei 90°/s und 180°/s mit BIODEX –Messsystem) und Gelenkstellungssinn (aktiver Winkelre-produktionstest) untersucht. Die Untersuchungen erfolg-ten mit begleitendem standardisiertem Rehabilitationspro-gramm (2xwöchentlich) nach 3, 6 und 12 Monaten.

Ergebnisse: Der Rowe-Score zeigte bis 12 Monate post-operativ noch einen deutlichen Anstieg und lag nach 12 Mo-naten im Mittel bei 88 Punkten. Bei der Kraftmessungenzeigte sich nach 12 Monaten in allen Messwerten signifikan-te Verbesserungen im Vergleich zum präoperativen Status.Die größte Verbesserung zeigte dabei die IR bei 180°/s. Derpräoperative verminderte Gelenkstellungssinn war 3 Mona-te postoperativ nicht mehr nachweisbar, und hatte sich nach12 Monaten (Reproduktionsfehler betroffene Seite im Mit-tel 3,9°, nicht betroffene Seite 3,8°) beidseits signifikant ver-bessert.

Schlussfolgerungen: Nach schulterstabilisierenden Ope-rationen zeigen sich bis 12 Monate post-operativ noch we-sentliche funktionelle Verbesserungen. Die funktionelle Sta-bilität ist bezüglich der Kraft am deutlichsten abhängig vonder Fähigkeit der muskulären Stabilisation der IR bei 180°/s.Die postoperative Übungsbehandlung sollte dies von Be-ginn beachten. Die Verbesserungen des Gelenkstellungs-sinns, auch auf der nicht operierte Seite, sprechen für einebesondere Bedeutung der Übungsbehandlung.

Die Kennzeichnung der individuellen Ermüdunglumbaler Rückenmuskeln mittels simultaner Analyseelektromyographischer und 31P-MR-spektroskopis-cher Parameter

H.C. Scholle 1, R. Graßme1,3 , R. Rzanny 2, M. Rottenbach1 , W.A. Kaiser 2

1 Institut für Pathophysiologie, FB Motorik und2 Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Fried-

rich-Schiller-Universität Jena,3 AG Präventive Biomechanik, GB Prävention, Berufsgenossenschaft

Nahrungsmittel und Gaststätten Erfurt / Mannheim

Ziel der Studie: Morphofunktionelle Eigenschaften derRückenmuskulatur besitzen für Haltungs- und Bewegungs-aufgaben der Wirbelsäule große Bedeutung (z.B. Panjabi1992). Es kann vermutet werden, dass interindividuelle Dif-ferenzen bei Rücken-/Rumpfmuskelfunktionen eine rele-vante Ursache in der Pathogenese des unspezifischen Rü-cken schmerzes spielen. So wird eine verminderte Kapazitätder Muskelausdauer, d.h. eine erhöhte muskuläre Ermü-dung als wichtige Ursache für Störungen der Muskelkoordi-nation im Rücken-/Rumpfbereich angesehen, die in der

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Folge zu Rückenschmerz führen kann (z.B. Mannion et al.1997, Ng et al. 1997, Roy et al. 1997). Entscheidende Detailsder muskulären Ermüdungsprozesse sind jedoch noch nichtvollständig aufgeklärt. Deshalb ist das Ziel vorliegenderStudie, die individuelle Dynamik muskulärer Ermüdungwährend anhaltender isometrischer Kontraktion der Rü-ckenstrecker zu charakterisieren.

Methode: Bei 5 gesunden freiwilligen Personen (Alter:22-26 Jahre) wurde die 31P-MR-Spektroskopie (MRS) mit-tels eines MRT Vision (Siemens, 1,5 T) durchgeführt. Eswurde eine Standard-Herz-Oberflächenspule (30x30) ver-wendet. Mit Hilfe einer 2D-CSI-Sequenz wurde eine trans-versale Schicht der Dicke von 100mm analysiert, welche dieRückenmuskeln in Höhe L4/L5 schnitt (Voxel-Größe: 40x40x100mm; Matrix: 8x8; TR/TE/_:465ms/3ms/45°).

Bei einer zeitlichen Auflösung von 30s wurden 5 MRS- Mes-sungen vor, 5 während und 10 nach der Belast ungssit ua tiondurchgeführt. Folgende Parameter wurden analysiert: Phospho-kreatin, anorganisches Phosphat (Pi) und pH-Wert. Simul-tan wurde das bipolare Oberflächen-EMG in Höhe L4/L5(2cm lateral) registriert und daraus die Medianfrequenz so-wie die spektrale Leistung berechnet.

Resultate und Schlussfolgerungen: Oberflächen-Elek-tromyographie and 31P-MRS konnte simultan an Rücken-muskeln (Höhe L4/L5) während der benutzten Belastungs-situation durchgeführt werden. Während der Ermüdungder Mus-keln wurde eine deutliche, eher kontinuierliche Ab-nahme der EMG-Medianfrequenz bei allen Untersuchtenals elektrophysiologisches Zeichen der Ermüdung gefun-den. Gleichzeitig wurde mittels der MRS eine Abnahme desPhosphokreatins (um 50% und mehr) und eine entspre-chende Zunahme von Pi festgestellt, wobei der Zeitverlaufdieser biochemischen Parameter verschieden von dem derEMG-Frequenzabnahme war. Neben diesen generellenÄnderungen zeigten sowohl die elektrophysiologischen alsauch biochemischen Parameter in ihrer Dynamik von Un-tersuchten zu Untersuchten ein individuelles Verhalten.

Unterstützt durch das “Kompetenzzentrum für Interdisziplinäre Präventi-

on” Friedrich-Schiller-Universität Jena – Berufsgenossenschaft Nahrungs-

mittel und Gaststätten

Funktionelle Beanspruchungsprofile im Bereich desRumpfes bei zyklischer Belastung: Abhängigkeit vommuskulären Ermüdungszustand und GruppenspezifikChristoph Anders 1, Ch. Puta 2, R. Graßme 1, H.Wagner3,A. Petrovitch 4

1 Institut für Pathophysiologie, FB Motorik,

2 Institut für Sportwissenschaft, Lehrstuhl Sportmedizin,

3 Insti-tut für Sportwissenschaft, Abteilung für Bewegungswissen-

schaften,

4 Institut für Interventionelle und Diagnostische Radiologie,

Friedrich-Schiller-Universität Jena

Die gestörte und damit inadäquate Koordination der Rumpf-muskeln im Zusammenhang mit dem Auftreten unspezifi-scher, oft chronischer Rückenschmerzen gilt mittlerweile alswesentlicher Teil der Pathogenese dieses Krank heitsbildes.Diagnostische Ansätze sind bis dato jedoch oft invasiverNatur und lassen sich daher für primärpräventive An- sätzebzw. in der therapiebegleitenden Verlaufskontrolleschlechteinsetzen. Mit der vorliegende Studie soll durch den Einsatzgrundsätzlich nichtinvasiver diagnostischer Verfahren (Ober-flächen EMG, OEMG), während alltagsnaher Belastungssi-tuationen versucht werden, Gruppencharakteristika anhand

unterschiedlicher Einteilungsmöglichkeiten der untersuch-ten Personen zu identifizieren, um so neue diagnostischeMöglichkeiten zu eröffnen.

Insgesamt wurden hierfür 22 Personen untersucht und mit-tels OEMG für den M. obliquus internus (OI) und den M.multifidus lumbalis (MF) Amplitudenparameter erfasst, diefür die Unterteilung der Probanden anhand verschiedenerEinteilungsmöglichkeiten analysiert wurden. Beurteilt wur-den OEMG- Daten während des Laufens auf einem Lauf-band mit Geschwindigkeiten zwischen 2 und 6 km/h.

Die Untersuchung wurde vor und nach einer statisch- dyna-mischen Belastung des Oberkörpers (Tragen einer Ge-wichtsweste für zwei Stunden) durchgeführt. Somit konn-ten die Gruppenunter-schiede hinsichtlich einer Geschwin-digkeitsabhängigkeit, aber auch hinsichtlich der Belastungs-abhängigkeit (vor und nach Tragen der Gewichtsweste) un-tersucht werden.

Berufstätige aus dem Gaststättengewerbe weisen für beidebetrachteten Muskeln gegenüber den anderen untersuchtenPersonen (vorwiegend Studenten und Akademiker) eine ge-ringere Phasizität (Verhältnis zwischen auftretendem Maxi-mum und Minimum im Schrittzyklus) und mittlere Ampli-tude (nur OI) auf. Eine Differenzierung des Probandenkol-lektives hinsichtlich der empfundenen Anstrengung beimTragen der Gewichtsweste ergab für die wenig belastetenPersonen eine tendenziell niedrigere mittlere OEMG Am-plituden für den OI und beim MF eine höhere mittlere Am-plitude sowie der Phasizität gegenüber den deutlich bean-spruchten Probanden.

Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl tätigkeitsbedingte Ein-flüsse als auch Beanspruchungsparameter und degenerativeVeränderungen der Rückenmuskeln mit identifizierbarenVeränderungen elektromyographischer Parameter einher-gehen. An Einzelfällen kann bereits jetzt eine sichere Identi-fikation funktioneller Pathologien durchgeführt werden.Die differenzierte Analyse und Beurteilung dieser Messgrö-ßen verspricht entscheidende Fortschritte für Diagnostikund Therapie chronischer Rückenschmerzen.

Rehabilitative Ansätze zur Verbesserung der Bewe-gungsökonomie des senosomotorischen Systems amBeispiel des AEROSTEP® - theoretischer HintergrundSchwesig R; Becker S

Klinikum der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität

Halle-Wittenberg ;Sektion Physikalische und Rehabilitative Medizin

D – 06097 Halle

Fragestellung: Vor dem Hintergrund der hohen Sturzhäu-figkeit bei älteren Menschen und den dar-aus resultierendenFolgen, insbesondere bei Osteoporosepatienten, bestehtein dringender Bedarf an der Entwicklung und Evaluationsensomotorischer Trainingsprogramme zur Verbesserungder Lebensqualität und Alltagskompetenz. Im Rahmen die-ser Studie kam es darauf an, unter dem Aspekt der Sturz –und Verletzungsprophylaxe die Gleichgewichtsfähigkeit durchein sensomotorisches Training auf dem aerostep® zu erhö-hen, um so die o.g. Ziele zu verwirklichen.

Methoden: In einer kontrollierten Längsschnittuntersu-chung im Baselinedesign (4 Messzeitpunkte) wurde der Ein-fluss des sensomotorischen Trainings auf dem aerostep®bei gesunden Älteren (n = 20; Durchschnittsalter: 64,1) undOsteoporosepatienten (n = 27; Durchschnittsalter: 68,5)auf die Parameter Koordination (statische und dynamischeGleichgewichtsfähigkeit) und Lebensqualität untersucht. Als

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ÖZPMR, Österr. Z. Phys. Med .Rehabil 12/2 (2002)

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Untersuchungsinstrumentarien wurden die Posturographie(statisch und dynamisch) sowie ein selbst entwickeltes Fra-gebogenset eingesetzt. Die Erfassung der Lebensqualitäterfolgte mit dem WHOQOL – BREF (Deutsche Version).

Ergebnisse: Bezüglich der statischen Gleichgewichtsfä-higkeit waren signifikante Verbesserungen nur bei den akti-ven Probanden (p = 0,014) und hier nur bei den Probandender Osteoporosegruppe (p = 0,024) zu verzeichnen. DerStabilitätsindikator verbesserte sich durch die Interventionsignifikant (p = 0,046) und korrelierte signifikant mit dersubjektiven Einschätzung der Sturzgefährdung. Die Fou-rieranalyse ergab, dass sich die Trainierenden im Spektrumder Frequenzbereiche F2 – F4 ( p = 0,031) und F5 – F6 (p =0,010) im Vergleich der MZP 1 und 2 signifikant verbesser-ten. Diese Verbesserungen korrelierten mit der Variablen„Sturzgefährdung im Alltag”. Verbesserungen (p = 0,000)im Bereich der dynamischen Gleichgewichtsfähigkeit mani-festierten sich vor allem im Parameter y-Geschwindigkeit(ventral-dorsal). 82% der Trainierenden konnten durch dasTraining auf dem aerostep® eine Verbesserung ihres ge-sundheitlichen Befindens feststellen. Die Lebensqualitätzeigte keine signifikanten Veränderungen. Die Einschät-zung des aerostep® – Trainingsprogrammes durch die Pro-banden kann insgesamt als sehr positiv bezeichnet werden.

Bemerkenswert ist der signifikante Unterschied zwischenSturzgefährdeten und Nichtsturzgefährdeten in der Fou-rieranalyse sowie dem Stabilitätsindikator.

Schlussfolgerungen: Das sensomotorische Training aufdem aerostep® erwies sich als geeignet, die Koordinationälterer Personen zu verbessern. Insbesondere bei Osteopo-rosepatienten zeigten sich signifikante Verbesserungen imBereich der statischen und dynamischen Gleichgewichtsfä-higkeit bei wöchentlicher, niedrig dosierter Anwendung.Diese Verbesserungen basierten primär auf Anpassungenim somatosensorischen System (Propriozeption), im peri-pheren Vestibularsystem sowie auf einer Erhöhung undPräzisierung der sagittalen Bewegungsgeschwindigkeit. Über-dies deuten Korrelationen mit der Variablen “Sturzgefähr-dung” auf eine Reduktion der Sturzgefahr durch das Trai-ning auf dem aerostep® hin. Neben der objektiven undsubjektiven Wirksamkeit dieses Trainingskonzeptes sindseine Praktikabilität und Akzeptanz bei den Trainierendenhervorzuheben.

Das verwendete Interaktive Balance System scheint geeig-net zu sein, Sturzgefährdung zu identifizieren.

Der Chronische Rückenpatient am ArbeitsplatzPhysiotherapie - Medizinisches Aufbautraining -Training on the JobBernd Herbeck , , Manuela Dahlinger , Günther Röller,Sylvia Schaaf

Sportomed Reha GmbH ,Im Pfeifferswörth 4, D – 68167 Mannheim

Einleitung: Beruflich bedingte Erkrankungen verursachenin den EU Staaten 600 Mio Fehltage [Breuker, Orfeld 2000].In den alten Bundesländern der BRD bei einer Populationvon 61 Mio Menschen werden 16 Mio Tage mit Arbeitsun-fähigkeit/ Jahr induziert. Dadurch werden 4% der gesam-tem Arbeitskraft ausgeschaltet [Göbel 2001]. Nach [Seegerund Hildebrandt 1997] “treten bei 90 % der erwachsenenBevölkerung in der BRD im Laufe des Lebens Rücken-schmerzen auf, wobei nur 10 % deswegen einen Arzt aufsu-chen. Bei 70 - 80% gehen die Beschwerden innerhalb von 4Wochen zurück; nach 8 Wochen sogar bei 90 %. Bei ca. 5-7

% der Patientem chronifizieren die Beschwerden, wobei diegenaue Ursache häufig nicht gefunden werden kann. Etwa3/4 der Behandlungskosten werden von dieser kleinenGruppe von Patienten verursacht. Die direkten und indirek-ten Kosten in Deutschland betragen derzeit 15- 25 Milliar-den Euro und stellen damit eine wichtige volkswirtschaft-liche Komponente dar.

Der Baustein Physiotherapie im Rahmen eines multidiszi-plinären Gesamtprojekts

Die Studie “Determinanten von Chronifizierung und Prä-vention arbeitsbedingter muskuloskelettaler Beschwerden”ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Berufsgenossen-schaft Gaststätten und Nahrungsmittel (BGN) Mannheim,dem Otto- Selz- Institut der Universität Mannheim, demSchmerzzentrum des Instituts für Anästhesiologie und ope-rative Intensivmedizin am Klinikum Mannheim, dem Be-triebsärztlichen Dienst BAD Worms, Sportomed RehaMannheim und Betrieben der Lebensmittelproduktion. Diefreiwilligen Probanden mit chronischen Rückenschmerzenerhalten verschiedene aufeinander abgestimmte ärztliche,psychologische (Schmerzbewältigungstraining) und physi-otherapeutische Maßnahmen. Der “Baustein Physiothera-pie” hat innerhalb des multidisziplinären Gesamtprojektesdie Aufgabe während der Arbeitszeit im Betrieb ein physio-therapeutisches Therapie-/ und Trainingsprogramm durch-zuführen. Alle Probanden arbeiten im 3-Schicht Betrieb inder Lebensmittelproduktion.

Eingangstestung: Zunächst nehmen alle 19 Probandenan einer standardisierten ärztlichen Eingangsuntersuchungdurch die Betriebsärztin teil. Zur Schmerzbehandlung wer-den ggfs.TENS- Geräte zur Eigenbehandlung ausgegebenund/ oder die entsprechende medikamentöse Versorgungeingeleitet. Die physiotherapeutischen Testtermine bein-halten einen Fragebogen, den manuellen, standardisiertenEingangsbefund und einen Performancetest mit spezifi-schen Tests für die motorischen Grundfähigkeiten Beweg-lichkeit, Koordination und Kraft. Die Tests werden von 2Physiotherapeuten mit EAP- Qualifikation standardisiertdurchgeführt und nehmen ca. 2 Zeitstunden pro Proband inAnspruch.

Therapie- und Trainingsdurchführung: Aus den ge-wonnenen Eingangsdaten wird ein individueller Therapie-und Trainingsplan erstellt, der nach einer Probe- Behand-lung feinjustiert wird. Die Therapie-/Trainingseinheitenfinden innerhalb der Arbeitszeit vor Ort im Betrieb statt.Die physiotherapeutische Einzeltherapie über 30 min unddas medizinische Aufbautraining über 60 min werden er-gänzt durch physikalische Maßnahmen und Nachruhe/ Re-generation. Therapeutenwechsel wird vermieden. Somiterhält jeder Patient in der Früh-/ Spätschicht jeweils 1,5 hTherapie/ Training, 2 x pro Woche. Es werden insgesamt 10Therapie- / Trainingseinheiten über einen Zeitraum von7-12 Wochen durch-geführt - bedingt durch den Schichtbe-trieb. Den Probanden werden spezifische Übungen als indi-viduelles Heimprogramm mitgegeben.

Die Inhalte der physiotherapeutischen Einzelbehandlungumfassen unterschiedliche Techniken zur Stoffwechselsti-mulation und Beweglichkeitsförderung von Muskulatur /Faszien / Gelenken und neuronalen Strukturen. Die von[Laube 2002] als Ursache für Muskelhartspann beschriebe-ne, veränderte O² Versorgung (lokale relative Ischämie) istentscheidend für die Auswahl der Maßnahmen. Verschiedenephysiotherapeutische Techniken (E- Technik, P.N.F. etc. )

Kongressbericht-Kurzfassungen

zur Bahnung physiologischer Stütz- und Bewegungsmusterschaffen die Voraussetzungen für das Training. Das Trai-ningsprogramm ist primär auf die Verbesserung von spezi-fischen Fähigkeiten der Koordination und Kraft aus- ge-richtet. Auf Grund des begrenzten Zeitrahmens ist die Ver-besserung der Belastungstoleranz und der Kraftausdauerfür Rumpf, untere und obere Extremität vorrangig. Es wirdangestrebt, Bewegungsmuster, die sich über Jahre als “Angst-Vermeidungsverhalten” oder auch als “Schmerzerinnerung”etabliert haben, durch Bewegungalternativen zu modifizie-ren. Die individuellen Voraussetzungen des senso-arthro-muskulären Systems [Laube 2002] der Probanden bestim-men die Möglichkeiten und Grenzen hierfür - nicht die z.B.sogenannte “richtige” Hebetechnik.

Training on the Job: Um das Therapieprogramm mög-lichst optimal mit den Anforderungen am Arbeitsplatz zuverzahnen, erfolgt zusätzlich während der Nachtschichtvon 22.00- 02.00 Uhr ein “Training on the Job”. Aus Grün-den der Sicherheit und Konzentration während des Arbeits-prozesses ist es notwendig, sich auf kurze und gezielteInterventionen zu beschränken. Direkte Konsequenzen ausden individuellen Arbeitsabläufen und Bewegungsmusternwerden in den nachfolgenden Therapie-/ Trainingseinhei-

ten umgesetzt.

Physiotherapeutische Behandlung

Medizinisches Aufbautraining

Zusammenfassung: Die vorläufige Beurteilung des Bau-steins Physiotherapie im Rahmen der Studie ist seitens derProbanden (Mitarbeiter des Betriebes) und der Betriebslei-tung sehr positiv. Verbesserte Schmersituation der Mitarbei-ter, verbesserte körperliche Leistungsfähigkeit und verbesser-tes Bewegungsverhalten lassen auf einen positiven Verlaufschließen. Das Gesamtprojekt und die Datenauswertungsind noch nicht abgeschlossen, somit liegen die Ergebnissezum aktuellen Zeitpunkt nicht vor. Vorläufige Teilergebnis-se aus den Bereichen Schmerzintensität (VAS), Beweglich-keit (z.B.Slump), Koordination (z.B. Einbeinstand ) undRumpfkraft (z.B. Back Check) zeigen signifikante Verbesse-rungen. Die Leitgedanken der senso-arthromuskuläre Zu-sammenhänge haben sich in den letzten Jahren fest in derorthopädisch traumatologisch Rehabilitation sowie der Sport-rehabilitation verankert. Wir sind der Auffassung, dass sichdiese Wege für den chronischen Rückenpatienten in der ar-beitsspezifischen Rehabilitation/ Prävention etablieren wer-den. Deshalb sind einseitge Aussagen wie z.B. “ein starkerRücken kennt keinen Schmerz” eben auch im wahren Sinnedes Wortes einseitig.

Literatur:

1. Seeger D,.Koch D. Heinemann R, Saur P, Hildbrandt J. Kranken-

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2. Breuker/ Orfeld 2000 aus www.wko.at/sp/bgf/broschuerebgf.pdf

3. Laube W, Müller K. Muskeltonus als biophysikalische und neuro-

physiologische Zustandsgröße- Passiver Muskeltonus , Manuelle Thera-

pie 6 (2002)

Einsatz des SPIROTIGERS: Rehabilitationsmög-lichkeit nach traumatischen Ereignissen und/ oderbei degenerativen VorgängenCoste PAllmendstr 1, CH – 6300 Zug

1. Ausgangslage Wir alle sind schon irgendwann mal mitder, für den Therapeuten frustrierenden und für den Pati-enten katastrophalen Situation der Untrainierbarkeit kon-frontiert worden.

Welche Ursachen könnten hinter diesem Vorgang stehen?

A. Traumata: Der Patient hat einen Unfall erlebt (Schleu-dertrauma oder wishplash). Dieser Patient hat Schmerzenim Schultergürtel und im Nackenbereich und vielleicht auchnoch Kopfschmerzen. Er hat verschiedene Therapien er-lebt. Die medizinischen Abklärungen sind wenig ergiebig:es ist alles in Ordnung oder es bestehen nur geringfügigeVeränderungen.

B. Degenerativ : Der Patient hat keinTraumata erlebt. Diemedizinischen Abklärungen ergeben kleine, degenerativeVeränderungen, welche seine Beschwerden nicht erklären.

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Training on the Job

Gemeinsamkeiten sind: Trotz medizinische Abklärun-gen ist alles in Ordnung oder es bestehen nur geringfügigdege-nerative Veränderungen

Immer wieder Rezidiven Trotz wiederholter Behandlungs-massnahmen aller Art (Chiro / Physio / Osteo / Energe-tisch / MTT usw...)

Öfters wird eine „Überbeweglichkeit“ oder „Hyperlaxität“einzelner Segmente der Wirbelsäule festgestellt.

Wir haben es folglich mit einer chronischen Situation zutun, die sich mit keiner Massnahme verbessern lässt.

1. Mögliche Erklärung dieser Vorgänge : „Jeder Pro-priozeptor, der durch eine Verletzung (traumatisch oderoperativ bedingt) oder durch eine degenerative Verände-rung nicht mehr zur Verfügung steht, ist unwiderruflich ver-loren. Die nachwachsenden Strukturen können vielleichtdas Organ „Propriozeptor“ ersetzen aber die ursprünglichgewachsene und verbindende Funktion nicht.“ W. Laube

Außer durch traumatische Zerstörung von Strukturen exis-tiert die pathologische Überbeweglichkeit oder Hyperlaxitätvon Segmenten der Wirbelsäule nicht. Denn wenn es sowäre, wären wir nicht überlebensfähig.

Könnte es sein, dass diese sogenannte Hyperlaxität nichtsanderes ist, als das Produkt eines Koordinationsdurchein-anders, verursacht durch das Fehlen oder Fehlverhalten derbesagten Propriozeptoren ?

Die Untrainierbarkeit von Strukturen ist also abhängig vonderen Steuerung. Wenn ein Trainingsmodel die fehlerhaftenSteuerungsstrukturen benützt, wird im besten Fall nichtspassieren und im schlimmsten Fall kann sogar ein Abbauanstelle eines Aufbaus stattfinden.

Die Steuerungssysteme der Wirbelsäule werden so gestaltet,um das aufrechte Gehen, Stehen und sich bewegen zu er-möglichen. Diese Systeme richten sich also nach der Dy-na-mik und Statik des Körpers. Ein Fehlverhalten dieser Sys-teme in einem Trainingsmodel, welches sich auf integreSteuersysteme stützt, ist verheerend.

Die Voraussetzungen für eine Dysfunktion der Steuerungs-systeme sind : - Traumatischer Vorgang (Unfall / operativ) -Degenerativer Vorgang - Kombination beider Vorgänge.Die relativ rasche Veränderung der thorakalen Wirbelsäule(Mobilitätsverlust) kombiniert mit den Eigenschaften descostalen Grills führt zu einem Funktionsverlust von zwei

Elementen: - Die Federungsfunktion der Wirbelsäule spieltnicht mehr einwandfrei.. - Der costale Grill erstarrt (Panzer)und die Atmung findet mit allen Konsequenzen abdominalstatt. (Abdominale Druckerhöhung: Inkontinenz). Wennunter diesen Bedingungen ein Trauma stattfindet sind dieRehabilitationsmöglichkeiten natürlich stark beeinträchtigt.

2. Lösungsansatz: Die Rehabilitation ist vom Trainings-model abhängig. Dieses Model muss unbedingt während ei-ner bestimmten Aufbauphase (bis ein gewisses Potential er-arbeitet ist) die fehlerhaften Steuerungs -Systeme meiden.Wenn das erreichte Potential genügt, wird das Gehirn diesesPotential vielleicht zu nutzen wissen und eine Strategie ent-wickeln, welche die fehlerhaften Steuerungs-Systeme mei-det, sie ergänzt oder gar ersetzt ?

Der SPIROTIGER ermöglicht eine Steigerung der Lei-stungsfähigkeit eines Menschen bis zu 50 %. Die-se Steige-rung wird nicht durch eine Veränderung der Vitalkapazitätsondern durch eine Veränderung der Muskulatur erreicht.Dabei handelt es sich nicht nur um die Atemmuskulatursondern um die gesamte Muskulatur vom Rumpf (vomKopf bis zum Becken !).

Literatur

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an limiting factor in normal trained subject. Eur.J.Appl.Physiol. 1992; 65:

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in normal sedentary subjects. Eur.J.Appl. Physiol. 1992; 64: 145-152

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tory Muscle Endurance Training in Chronic Obstructiv Pulmonary Disease

Kongressbericht-Kurzfassungen

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Sensomotorisches Lernen und Training in der Rehabilitation undorthopädische Hilfsmittel als Baustein des Therapieprogramms

Gerätegestützte Therapie der autochthonen Rücken-muskulatur: BACK BALANCE CONTROL

Ein innovatives Konzept zur effektiven Präventionund erfolgreichen Behandlung von Rücken-beschwerden durch funktionales Training der senso-motorischen Systeme der Rückenmuskulatur mitHilfe des 3-D-RÜCKENTRAINAGER CENTAURBlümel G.

BfMC Biofeedback Motor Control GmbH, D – 04229 Leipzig

Problem: Zur Vermeidung von Überlastungen der Wirbel-säule und daraus resultierender Rückenprobleme ist die aus-balancierte Funktion der die Wirbelsäule stabilisierendenMuskulatur bzw. der dazugehören-den sensomotorischeSysteme von entscheidender Bedeutung.

Rückenprobleme sind in den meisten Fällen eine Folge vonfunktionellen Dysbalancen und Leistungsdefiziten der Rumpf-Sensomotorik. Dem kann sowohl präventiv als auch thera-peutisch durch gezielte Konditionierung der Rumpf-Senso-motorik im Rahmen eines funktionalen Trainings begeg-netwerden, wenn nicht die Schwierigkeit der Aktivierung dertiefen Muskulatur bestünde. Die tiefer liegende, die einzel-nen Wirbel stabilisierende Muskulatur, die so genannte au-tochthone Rückenmuskulatur, ist a priori willkürlich nichtaktivierbar und dadurch im Rahmen eines Krafttrainingsmit den üblichen Mitteln (Geräten) nur bedingt trainierbar.

Der neue AnsatzMit Hilfe des von uns entwickelten 3-D-RÜCKENTRAI-NAGER CENTAUR kann dieses Problem umgangen wer-den. Durch kontrollierte Veränderung der Körperneigung

im Gravitationsfeld der Erde wird neben Erzeugung vondefinierten Belastungen auch erreicht, dass der Gleichge-wichtsanalysator aktiviert wird, der seinerseits die Aktivitätder tiefer liegenden Muskulatur steuert. Auf diese Weisekann die die Wirbelsäule stabilisierende Muskulatur gezielttrainiert werden.Der 3-D-RÜCKENTRAINAGER CENTAUR ermöglicht

• ein computergestütztes präventives und therapeutischesTraining der die Wirbelsäule stabilisierenden Muskulatur

• eine durch das Gravitationsfeld der Erde initiierte ge-steuerte Aktivierung der wirbelsäulenstabilisierendenMuskulatur (Sensomotorik der WS-Motorik) „Instru-mentale Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation(PNF)“ und

• ein funktionales Training durch synergetische Bean-spruchung des Gleichgewichtsanalysators und der sen-somotorischen Systeme der WS-Motorik.

Charakteristik

• Wirkprinzip: Initiierte Aktivierung der autochthonenRückenmuskulatur durch Aktivierung des Gleichge-wichtsanalysators

• Ziel: Räumliches Training der die Wirbelsäule stabili-sierenden Muskulatur durch Änderung der Körperlageim Gravitationsfeld der Erde

• Methode: Computergestützte stufenlose Kontrolle derBewegungsabläufe der Trainingsbelastung und der neu-romuskulären Beanspruchung der WS-Motorik bzw.WS-Sensomotorik

Bedeutung der posturalen Reaktionen und derPOSTURALE THERAPIE in der sensomotorischenRehabilitation - - Posturale Therapie der funktionellensegmentalen Instabilität in der neuro-orthopädischenSchmerztherapieRasev E.

Gartenstr. 12, D – 97422 Schweinfurt

Im vorliegenden Beitrag wird die Möglichkeit der Beeinflus-sung der klinischen Schmerz-Zustände im Bewegungsappa-rat durch die Stimulation der posturalen Reaktionen unddadurch der inter/SEGMENTALEN KOORDINATIONerklärt. Es handelt sich um folgende klinische Zustände:

a) Pathomorphologie des muskuloskelettalen Systems(Spondylarthrose, Pathomorphologie des discus interverte-bralis...) und

b) die häufigsten Rückenschmerzenenstanden im Rahmen einer Dysfunktion der Steue-rung der posturalen Reaktionen i.S. der klinischensegmentalen Dyskoordination.

Nach dem von Dr. Rašev an der Karls-Universität in Pragausgearbeiten Konzept der Beurteilung und der Behand-lung der motorischen Störungen bewertet man neben derBiomechanik immer die Qualität der Steuerung desMuskeltonus.

Der wichtigste Teil des neuro-orthopädischen Konzeptes inder Rehabilitation des Bewegungsapparates und in der neu-ro-orthopädischen Schmerztherapie ist die Bewertung derstabilisierenden Funktion des ZNS. Diese sog. postura-len Reaktionen äußern sich klinisch durch ausgewogenesynergistische Muskelaktivierungen, die in jeder Haltung

und bei jeder Bewegung unnötige Schwankungen verhin-dern. Es werden dabei bestimmte Körpergelenke und Kör-perteile (z.B. scapula, Beckengürtel...) gegen die Schwer- krafteine gewisse Zeit ruhig gehalten = STABILISIERT, wäh-rend die Bewegung stattfindet.

facit:

Als posturale Reaktionen bezeichnen wir solche syner-gistische Muskelaktivierungen in Gürtelregionen undan Gelenken, die in jeder Haltung und bei jeder Bewegungunnötige Schwankungen der stabilisierten Körperteileverhindern (postural – aus engl. Haltungsbetreffend)

Die synergistischen Muskelaktivierungen werden als Äuße-rungen der posturalen Programme des ZNS genau ziel-orientiert gesteuert. Sowohl antizipatorisch noch vor Be-ginn jeder Bewegung als auch während der Bewegung durchKombination der Feedback-Kontrolle und der Antizipationi.S. feed forward.

Jede Körperhaltung und jede Bewegung setzt voraus, dasssie gegen die Schwerkraft stabilisiert ist. Sonst wäre jedeZielmotorik unmöglich.

Die Rolle der posturalen Reaktionen in der Schmerz-therapiePosturale Reaktionen stabilisieren die Motorik dadurch,dass sie durch ständig wechselnde Aktivierungen der syner-gistischen Muskelgruppen die Einstellungen der Freiheits-grade an Gelenken bei jeder Bewegungsäußerung gegen dieSchwerkraft ohne unnötige Schwankungen ermöglichen.

Das Wort „Stabilisierung“ einer Körperhaltung oder einerBewegung ist sehr erklärungsbedürftig. Prinzipiell beinhal-tet „die Stabilisierung“ der Motorik 2 Elemente:

1. Es werden Stützpunkte des Körpers vom ZNS auto-matisch definiert und durch Muskelzüge so eingestellt,dass sie als stabile in Ruhe gehaltenen Punkte (puncta fixa– lat.) für die Bewegungen dienen.

2. Es werden durch synergistische Kokontraktionen derMuskelgruppen Freiheitsgrade an Gelenken eingestellt.Dabei müssen die sonst antagonistisch funktionierendenMuskeln SYNERGISTISCH aktiviert werden. (Antago-nistisch bedeutet – die Aktivierung eines Muskels verrin-gert = hemmt = inhibiert die Aktivierung des anderenMuskels; synergistisch bedeutet, dass beide MuskelnGLEICHZEITIG aktiviert werden, mit unterschiedlicherIntensität, um eine Position einzuhalten - aus engl. POSTURE= die Haltung.)

Die Muskeln muss man in 2 Gruppen unterteilen:

1. die intersegmentalen Muskeln, die durch ständig wech-selnden Aktivitäten die feine Adjustierung an Gelenken si-cherstellen.

2. die polysegmentalen Muskeln, die mehrere Gelenke über-ziehen. Sie können deshalb die feine Einstellung der Frei-heitsgrade an EINEM Gelenk gezielt nicht beeinflussen,sondern immer die Drucke in mehreren hintereinander lie-genden Gelenken erhöhen.

Gleichgewichtsreaktionen sind nicht identisch mitposturalen Reaktionen!Man darf sich nicht fälschlicherweise nur die Gleichge-wichtsreaktionen im Rumpfbereich als postu-rale Reaktio-nen vorstellen. Viel mehr geht es bei der stabilisierendenposturalen Funktion um soft-ware ähnliche Programmeoder eher „ein Betriebssystem“ im ZNS, das sich nach ge-planten und laufenden motorischen Tätigkeiten automa-

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Kongressbericht-Kurzfassungen

tisch aktiviert und sog. überwiegend tonische und über-wiegend phasische Muskeln differenziert mit unterschiedli-cher Intensität im ganzen Körper aktiviert oder inhibiert.

Wie entsteht der häufigste Schmerz im Bewegungs-apparat?Falls zu der Stabilisierung nicht primär die intersegmenta-len, sondern die polysegmentalen Muskeln synergistisch ak-tiviert werden, falls die Exzitabilität der tonischen Muskelnerhöht wird, dann führt diese erhöhte Reizbarkeit zu isome-trischen Muskelkontraktionen, die in der Haltearbeit als un-ökonomischeposturaleReaktionenbezeichnetwerdenkönnen.

Deshalb äußert sich auch in der Entstehung der schmerz-haften Tendomyosen, Trigger Punkte und Tender Punkte,die alle völlig ohne nachweisbare Pathomorphologie derStrukturen vorliegen.

Die Rolle der Pathomorphologie des muskuloskeletta-len Systems (Arthrose etc.)Die Arthrose ist nur dann Quelle der Nozizeption, wenn essich um eine Aktivierung der entzündlichen, exsudativen ar-throgenen Prozesse handelt, oder wenn die „Reibungen“der stark degenerativ veränderten Gelenkflächen nach star-ker Destruktion der Knorpelschicht für Nozizeption sorgen.

Eine röntgenologisch feststellbare Einengung der Gelenk-flächen oder eine Kalkeinlagerung in der Sehne ist sehr häu-fig nozizeptiv völlig stumm. Als Beweis kann man z.B. imFalle einer Kalzifikation der Sehne des M. supraspinatus be-tonen, dass die schmerzhafte Elevation und Abduktion derArmes sehr schnell wesentlich schmerzfreier wird, wenn dieunteren Schulterblattfixatoren in die Stabilisierung des Schul-terblattes (Gelenkpfanne des Schultergelenkes) rechtzeitigund genügend durch bestimmte fazilitierende Maßnahmenaktiviert werden.

Rückenschmerzen sind in der modernen Zeit der Monoto-nie der afferenten Informationen meistens postural bedingt(Rašev 1994). Das bedeutet, dass die polysegmentalen Mus-keln für die Haltearbeit vermehrt aktiviert werden und dieRolle der sonst dynamisch synergistisch arbeitenden Mus-keln übernehmen müssen. Dadurch werden sie überlastetund schicken nozizeptiven Afferenzen, die für Verspannun-gen und Rückenschmerzen in einer Vielzahl der heutigenPatienten sorgen.

Die Therapie ist hier auf keinen Fall medikamentös, son-dern man erreicht eine dauerhafte Schmerzfreiheit erstdann, wenn es gelingt, die posturalen Reaktionen genügendzu aktivieren.

Dieser Teil des Konzeptes der neuro-orthopädischen Reha-bilitation bringt völlig neue moderne Aspekte in die Schmerz-therapie bei der FUNKTIONSPATHOLOGIE der Moto-rik, die leider viel zu oft inadequat medikamentös und mitoperativen Maßnahmen zum Schaden vieler Patienten durch-geführt wird.

In der modernen Gesellschaft werden immer mehr mono-tone sitzende und stehende Tätigkeiten ausgeübt. Jede län-gere Zeit eingenommene monotone Körperhaltung

verändert den ständigen Strom der afferenten Infor-mation = Afferenz – zum ZNS.

Wenn die intersegmentalen Muskeln für die Halte-funktion mehr oder weniger ausfallen, muß ihre Funk-tion für die Sicherstellung der vertikalen Körperposi-tion von den oberflächlichen polysegmentalen Mus-keln übernommen werden !!ISOMETRISCHE MUSKELAKTIVIERUNG FÜHRTZU NOZIZEPTION UND SCHMERZEN.Die polysegmentalen Muskeln bilden dann klinischtastbare (isometrische) Muskelverspannungen (auchnur Muskelfaserbündel) und produzieren afferentenozizeptive Informationen, die sehr oft zum GefühlSchmerz führen !!Die Definition der Nozizeptiven Afferenz:Es handelt sich um die Informationen besonders aus denfreien Nervenendigungen, die das ZNS über 2 Zustände imBewegungsapparat informieren. Erstens über eine Überla-stung des Gewebes z.B. durch erhöhte isometrische Span-nung und völlig reversible Ischämie, zweitens über ent-zündliche Vorgänge oder über die Destruktion der Struktu-ren des Körpers.

Der erste Zustand ist völlig reversibel und kann als funk-tionell bedingte Nozizeption = Information über dieGefährdung oder Überlastung definiert werden. Er kommthäufig vor im Rahmen der Dysfunktion der zentralnervösenSteuerungsmechanismen.

Der zweite Zustand kann man als organisch bedingteNozizeption verstehen, die jedoch viel seltener vorkommtals der erste Zustand der funktionell (postural) bedingter Nozi-zeption.

Die Therapie ist in beiden Fällen völlig unterschiedlich,deshalb ist diese Einteilung der afferent wirkenden Nozi-zeption klinisch sehr wichtig.

Klinisch handelt es sich bei Interpretation der funktio-nell/postural bedingten Nozizeption oft um sehr intensiveRückenschmerzen, die immer beim langen Sitzen oder Ste-hen entstehen.

Besonders interessant ist die Tatsache, dass diese Schmer-zen verschwinden, wenn die stabilisierende Funktion durchdie Trägheit der Körpermasse übernommen wird (schnel-les, rythmisches Gehen).

Vergleichsweise kann man sich z.B. das langsamme Fahrrad-fahren vorstellen, bei dem man sehr viel auf die Gleichge-

Diese isometrische Muskelanspannungen sind sehrnozizeptiv. Die Nozizeption ist hier als Informationüber eine Überlastung zu verstehen und nicht alsHinweis auf eine irreversible Destruktion der Struk-turen oder Entzündungen des myoskelettalen Sys-tems!

Die Zahl kleiner Verkehrsunfälle nimmt zu. Ebensodie Zahl der Erschöpfungszustände in unserer Leis-tungsgesellschaft, inkl. fieberhafter Zustände, dienicht geeignet behandelt werden, weil der erwach-sene Betroffene arbeiten muss.

Dadurch kommt es prinzipiell nicht zu traumati-schen Veränderungen im ZNS. Dadurch kommt esjedoch sehr oft zu Veränderungen der software- ähn-lichen Steuerungsmechanismen der phylogenetischjüngsten Programme im ZNS, die die Stabilisierungder VERTIKALEN Körperposition sicherstellen.Durch die Veränderungen der posturalen Programmeverändert sich klinisch die Aktivierbarkeit der inter-segmentalen Muskeln.

wichtssteuerung achten muß. Wenn man schneller fährt,muß man nicht mehr auf die Steuerung des Gleichgewichtsso achten, weil man sich durch die Trägheit der Masse unddurch die Geschwindigkeit stabilisiert.

Worum geht es uns bei der Therapie der Bewegungs-störungenGleich am Anfang muß ich betonen, dass ich nicht einver-standen bin mit der Vorstellung, dass man z.B. die proprio-zeptive Information nur stark erhöhen muss, um einenoptimalen Therapieeffekt zu erzielen.Viel wesentlicher ist eine solche Optimierung aller af-ferenten Informationen, bei der die beste Qualität derposturalen Reaktionen erreicht wird.Wie kann man das klinisch beurteilen? Dies ist leider imdeutschsprachigen Raum sehr insuffizient. Klinisch beob-achtet man bei bestimmten Provokationstests im Stehen,bei raschen Verlagerungen des Körperschwerpunktes un-terschiedliche Amplituden der Ausweichungen der Schul-tergürtel- und Beckengürtelregionen.

Ideale Diagnostik erfolgt auf einer eigens dafür konstru-ierten dosiert instabilen Standfläche POSTUROMED.Therapieprinzipien:1. Zuerst die Optimierung der exterozeptiven Afferenz(z.B. myofasziale release Techniken, heiße Rolle, Bürsten,taping etc.).2. Die Optimierung der propriozeptiven, vestibulären, opti-schen Afferenzen und die bestmögliche Reduzierung dernozizeptiven Afferenzen.a) durch Techniken mit Nutzung der autogenen Inhibitionwie z.B. die PIR = postisometrische Relaxation. Mit Nutzender reziproken Inhibition der sog. tonischen Muskeln - Ant-agonisten, falls eine bestehende Muskeldysbalance keineSchutzfunktion mehr hat. Dies ist häufig nach einer abge-laufenen Anhäufung der Nozizeption – z.B. nach einer Prel-lung oder nach einer monotonen Haltung während eineslängeren Autofahrens. Die Nozizeption verändert nämlichimmer die posturalen Reaktionen und so kommt es, alsNachlaufphänomen, zu einer Muskeldysbalance = Spurender abgelaufener Prozesse im Bewegungssystem, die diesoftware-ähnliche Steuerung verändert haben.b) Die Reduzierung der nozizeptiven Afferenz – durch o.g.Techniken und weiterhin durch z.B. Neuraltherapie, Manu-altherapie etc.3. Die Optimierung der posturalen Reaktionen, klinisch ge-nannt als Aufbau der inter/segmentalen Stabilität - durchTechniken mit Nutzung der synergistischen Aktivierung dersonstigen Antagonisten – z.B. durch Übungen auf spezielleninstabilen Ebenen mit Nutzen einer bestimmten Technikwie die sog. Posturale Therapie auf dem POSTUROMEDoder mit PROPRIOMED nach Dr. Rašev. Dabei soll primärNICHT die polysegmentale Muskulatur, sondern beson-ders die INTERSEGMENTALE KOORDINATION ak-tiviert werden. Nicht jedes Training auf instabilen Ebenenaktiviert die geeignete Stufe der Koordinationssteuerung –das ist eine wichtige Tatsache !

Die Bedeutung des Widerstandes als propriozeptiverReiz für die Leistungsverbesserung des gesamtensensomotorischen Systems - Dargestellt am Beispieldes KniegelenkesHelbig, Ch.Medianklinik , D – 54463 Bernkastel – Kues

Verletzungen und Erkrankungen des Kniegelenkes löseneine Vielzahl von Veränderungen im Or-ganismus aus.Kompensationsmechanismen, die zum Zeitpunkt der Ver-

letzung dem Schutz des Organismus dienen, führen zurEinschränkung der propriozeptiven Steuerung. Diese Me-chanismen werden häufig auch nach der Heilung beibehal-ten und haben gravierende Auswirkungen auf das Be-wegungsverhalten anderer Körperabschnitte, auf die Statik,das Körperschema und den Gesamtbewegungsablauf.

Störungen sind vermeidbar, wenn das Kniegelenk korrektneuromuskulär geführt wird und die Be-wegungen der be-nachbarten Gelenke zeitlich aufeinander abgestimmt undgleichsinnig ausgerichtet sind. Dadurch wird sowohl die er-forderliche Stabilität als auch die notwendige Mobilität er-reicht.

Bestehen nun Störungen im Bereich des Kniegelenkes, istdie Aufgabe der Physiotherapie die Wiederherstellung desphysiologischen Bewegungsablaufes.

In der Behandlung mit der PNF zur Verbesserung der Sen-somotorik des Kniegelenkes, geht es im wesentlichen umeine Behandlung des gesamten Körpers eingebunden in einfunktionelles, koordinativ orientiertes Training, zur aktivendynamischen Stabilisierung des Kniegelenkes.

Der Patient wird als Einheit gesehen und seine Störungnicht als isoliertes Problem.

Um die physiologischen Anforderungen des Alltags zu re-produzieren, arbeitet die PNF nicht nur in verschiedenen,spezifischen Ausgangsstellungen, sondern v.a. mit gezieltenWiderständen.

Diese werden in erster Linie manuell durch den Therapeu-ten appliziert, sind aber auch durch Geräte in ähnlicher Wei-se produzierbar.

Trainingsgeräte, die anfänglich mit manueller Führung ein-gesetzt werden, müssen gewährleisten, dass das koordinier-te Zusammenspiel aller Muskeln und damit das Training inder geschlossenen Kette möglich ist.

Widerstand spielt als propriozeptiver Reiz eine entscheiden-de Rolle im sensomotorischen Zusammenspiel. Er vergrö-ßert die Kontraktionsfähigkeit des Muskels und die durchWiderstand erzeugte Spannung verursacht eine Vermeh-rung der propriozeptiven Impulse.

In der Literatur finden sich viele Hinweise, dass Wider-standstraining nicht nur eine wichtige Rolle beim Kraftzu-wachs spielt, sondern auch Änderungen innerhalb des Ner-vensystems zur Folge hat.

Die PNF arbeitet immer mit maximalem Widerstand, der sodosiert wird, dass es zu keinen unerwünschten Effektenkommen kann. Der ganze Körper wird daraufhin beobachtet.

Erst die angemessene Abstufung des maximalen Wider-standes erlaubt eine korrekte Muskelaktionsfolge.

Widerstand kann zur Verstärkung der Alpha- und Gamma –Motoneuronenrekrutierung ausgenutzt werden. Er versorgtdas ZNS mit sensorischem Feedback aus der Peripherie.

Aus diesen Gründen ist Widerstand als propriozeptiver Reizfür die Funktion des sensomotorischen Systems enormwichtig und als “ Werkzeug“ in der Physiotherapie äußerstbedeutend für die aktuelle Rehabilitation.

Rehabilitation nach Muskelverletzungen - Chronolo-gisches Vorgehen in der PhysiotherapieHerbeck B.

Sportomed Reha GmbH, D– 68167 Mannheim

Vorrangiges Ziel der physiotherapeutischen Behandlung istdie Optimierung der Wundheilungsprozesse. Sie wird ge-folgt vom Aufbau der durch die Verletzung verloren gegan-

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gen Fähigkeiten von Beweglichkeit, Koordination, Kraft,Schnelligkeit und ggfs. Ausdauer. Folgen wir der Klassifi-zierung von Muskelverletzungen nach Ryan von Grad 1 bisGrad 4, so ist je nach Schwere und Lokalisation mit ganz un-terschiedlichen Strukturbeschädigungen und Funktionsaus-fällen zu rechnen.

Da nicht in allen Fällen eine sofortige, sichere Befundungmöglich ist, sollte zunächst vom größten anzunehmendenUnfall ausgegangen werden und mit besserer Informations-tiefe zunehmend spezifischer gehandelt werden.

Die Sofortmaßnahmen sollen die überschießende Reaktiondes Organismus begrenzen und die Einleitung des Wund-heilungsprozesses lenken. Im Gegensatz zur Interventionin der Vergangenheit werden maximale, lange Eiszeitenheute eher moderiert und mit immer wieder kontrollieren-den Maßnahmen kombiniert; kühlende Druckverbände,Hochlagerung und Ruhe ergänzen die Behandlung. Mecha-nische Eingriffe (auch Ultraschall) im Verletzungsgebietsind während der Akutphase absolut untersagt. Lymphdrai-nage proximal ist angezeigt. it

Die anschließende Proliferationsphase ist gekennzeichnetdurch eine Bündelung von Maßnahmen aus den Bereichender passiven physikalischen Therapie, der aktiven Physi-otherapie und - beginnend - dem Aufbautraining. Span-nungsorientiert, unter Berücksichtigung der Belastbarkeitder bindegewebigen Strukturen, soll das schmerzfreie Be-wegungsausmaß erhalten bzw. vergrößert werden. Die Re-krutierung motorischer Einheiten aus dem verletzten Ge-biet dient zunächst der Regulierung der Spannung, späterzunehmend dem Aufbau größerer Spannung zum Trainingder Basisausdauer. Zentrale und periphere Defizite, hem-mende Einflüsse, sollen so abgebaut, spezifische Reize aufdas sensomotorische System mit spezifischer Reizbeant-wortung angebahnt werden. Techniken der Physiotherapiemit neurophysiologischem Charakter werden hier bevor-zugt.

Die Gleitfähigkeit von verletzten Strukturen relativ gegen-einander wird optimiert durch sanfte Dehnung quer undlängs nach Wärmeapplikation und/oder aktiver Aufwär-mung. Der Sportler erfährt zusätzlich einen erhaltendenTrainingsreiz für den Restorganismus.

Der Hauptschwerpunkt der Konsolidierungsphase liegt aufdem Hypertrophiereiz für die betroffene Muskulatur undder Verbesserung der Situation der Energiespeicher. Nar-bengewebe wird mit Querfriktionen bearbeitet, das Bewe-gungsausmaß soll vollständig sein. Das Körpergewicht mussvoll zu übernehmen sein, Kraftausdauertraining sollte aus-klingen. Mit Ende der Konsolidierungsphase sollte volleBelastbarkeit konzentrisch und exzentrisch, bei unbehin-derter Koordination intermuskulär, mit ausreichender Ko-ordination intramuskulär und guten Ansätzen beim Deh-nungs- Verkürzungs-Zyklus vorliegen.

Mit Eintritt in die Remodulierungsphase werden zuneh-mend komplexe, auch sportartspezifische, Bewegungsmus-ter mit Maximalbelastung zu tolerieren sein. Die Reflex-Aktivität des betroffenen Muskels soll unbehindert sein.Ermüdung darf diese Fähigkeiten nur im normalen Aus-maß (Seitenvergleich) behindern.

Die vollständig unbehinderte, mit allen Fähigkeiten ausge-stattete Funktion der ehemals betroffenen Muskulatur un-ter arbeits- oder sportspezifischer Belastung ist das Ziel derBemühungen.

Sensomotorische Rehabilitationder unteren Extremität in der OrthopädieBizzini M.

Schulthess Klinic, CH – 8008 Zürich

Nach Traumen und Operationen im Bereich der unterenExtremität, stellt sich häufig die Frage nach den primärenSchwerpunkten der Rehabilitation. Was braucht der Pa-tient, um in seinem Alltag, im Beruf oder im Freizeitsportwieder zu „funktionieren“?

In der Rehabilitation spielt die Wiederherstellung der neuro-muskulären Stabilisationsfähigkeit eine entscheidende Rolle.Die sensomotorische Rehabilitation stellt eine Synthese ver-schiedener Kenntnisse aus der Neurophysiologie der Bewe-gung, des motorischen Lernen und der Heilungsstadiensowie der Belastbarkeit der betroffenen Strukturen dar.

Eine individuell angepasste Rehabilitation ermöglicht es ein“Programm” auszuwählen, dass den spezifischen Charak-teristiken und Ansprüchen des Patienten entspricht Hierzuwerden die Therapieziele im Team Patient - Chirurg - Physio-therapeut herausgearbeitet und definiert.

Die Progression in der Rehabilitation, vom statischen zumdynamischen bis hin zum reaktiven Üben wird diagnosespe-zifisch und individuell gestaltet. Dieses soll dem Patientenim Verlauf der Rehabilitation helfen, eigene Bewegungs-strategien zur Kontrolle der unteren Extremitäten im Alltagund Sport zu entwickeln.

Organisation des menschlichen Ganges -erste Ergebnisse der LokomattherapieSaltuari L.

Landeskrankenhaus Hochzirl Anna-Dengel-Haus, A – 6170 Hochzirl

Die motorische Kontrolle des Gehens ist beim Menschenauf verschiedenen Ebenen im zentralen Nervensystem re-präsentiert. Wie beim Tier wurde auch beim Menschen aufspinaler Ebene ein Central-Pattern-Generator, dH. ein spi-nales Schreitzentrum nachgewiesen, der einfache Schreitbe-wegungen bereits beim Neugeborenen ermöglicht. Dieseseinfache Lokomotionszentrum wird im Sinne der Antigra-vitation vom Hirnstamm aus kontrolliert, der seinerseitsvon supratentoriellen Strukturen extrapyramidal und pyra-midal kontrolliert wird. Diese kauda-rostrale Organisationberuht auf einer effizienten Kontrolle einfacher Zentrenzugunsten komplexerer, höher-strukturierter Lokomotions-kontrolle. Bei Überforderung können bei neurologi-schenPatienten, aber auch beim Gesunden einfache primitiv-mo-torische Pattern auftreten, die durch adäquates Lernen bzw.Rehabilitationstherapie kontrolliert werden können.

Es wird eine automatisierte Geh-Orthese vorgestellt, diedem Patienten eine möglichst physiologische Gangbewe-gung ermöglicht und die über einen korrekten propriozepti-vem Input dem Patienten das Wiedererlernen eines kor-rekten Gangmusters erleichtern soll.

Sensomotorisches Rehabilitationstraining in derNeurologie: Myofeedback unterstützte elektrischeMuskelstimulationKöchl G.

Landeskrankenhaus Hochzirl Anna-Dengel-Haus, A – 6170 Hochzirl

Die Darstellung der muskulären Spannungsverhältnisse istfür neurologische Patienten ein sehr taugliches Mittel zuObjektivierung ihrer kortikalen Innervationsvorgänge.

Kongressbericht-Kurzfassungen

Spezielle sensomotorische Programme mit und ohne Kom-bination einer elektrischen Muskelstimulation fördern diekortikale Repräsentation und begleiten den Patienten inRichtung physiologische Bewegungsführung.

Erste Ergebnisse und Erfahrungen mit der Myofeedbackunterstützten Therapie werden präsentiert.

Neuromuskuläre Steuerung des M. triceps surae undSpannungsverhalten der Achillessehne in der Reha-bilitationRöder Y1 Lohrer 1., Alt W.2, Gollhofer A.2, Komi P.3

1Sportmedizinisches Institut Frankfurt/Main;

2Institut für Sport und Sportwissenschaft, Universität Freiburg;

3Neuromuscular Research Center, University of Jyväskylä, Finland

Einleitung: Akute Rupturen der Achillessehne beeinflus-sen oder beenden nach wie vor die Karriere eines Leistungs-sportlers. Die Sehnen naht gilt für Leistungssportler immernoch als initiale Therapie der Wahl. Es setzt sich zuneh-mend die funktionelle Nachbehandlung durch, die meistmit dem OrthoTECH® VARIO-STABIL-Schuh erfolgt.Durch spezielle konstruktive Elemente soll dieser Stabil-schuh die Achillessehne während der Heilungszeit entlas-ten.

Für die Praxis der Nachbehandlung von Achillessehnen-rupturen im Leistungssport stellt sich also die Frage, ob derOrthoTECH® VARIO-STABIL-Schuh die ihm unterstell-te Spannungsreduktion in der Achillessehne tatsächlich be-wirkt.

Als minimal invasive Messmethode hat sich die Optic FiberTransducer (OFT) Technik bewährt (KOMI et al. 1996,FINNI et al. 1998 u. 2000).

Material und Methoden: Mit acht gesunden Versuchsper-sonen wurden nach Implantation der Optic Fiber in der Re-habilitation gebräuchliche Belastungsformen durchgeführt(Belastungswechsel, Gehen, Radfahren). Die angeblich sta-bilisierenden Elemente des Therapieschuhes wurden in einbzw. zwei Phasen kontrolliert reduziert. Die Messstreckewurde für jede Bedingung durchlaufen. Abschließend wur-de der Stabilschuh entfernt und es erfolgte die Referenz-messung barfuß. Die Versuche wurden kinetisch und kine-matisch sowie elektromyografisch (M. gastrocnemius med.,M. soleus, M. tibialis ant., M.peroneus) registriert.

Ergebnisse: Die Grundspannung der Achillessehne liegtbei allen Probanden mit voll zugerichtetem Schuh am nied-rigsten und erhöht sich mit sukzessiver Reduktion des Or-thoTECH® VARIO-STABIL-Schuhs bis hin zur Kon-trollbedingung (barfuß).

Beim Vergleich des EMGs von M. gastrocnemius med. etsoleus versus der Optic Fiber Signale ist eine Ver-zögerungder Kurvenanstiege (time delay) zu erkennen Nach Berück-sichtigung des time delays ist eine hohe Korrelation zwi-schen dem EMG von M. gastrocnemius med. et soleus undder Achillessehnenspannungs-messung in vivo (OFT) fest-zustellen.

Diskussion Die Achillessehnenspannung ist bei allen re-habilitativen Übungsformen im kompletten OrthoTECH®VARIO-STABIL-Schuh gegenüber der Kontrollbedingung(barfuß) reduziert.

Die Fahrradergometrie bei 150 Watt und 40 U/min erzeugtdie geringste Achillessehnenspannung und ist somit beson-ders empfehlenswert zu Beginn der Rehabilitation.

Die Achillessehnenspannung im OrthoTECH® VARIO-STABIL-Schuh ist abhängig vom Vorhandensein bestimm-

ter konstruktiver Elemente (Fersenkeil oder ventrale La-sche) und lässt sich durch die modulare Bewegungsfreigabesukzessive erhöhen.

Ein hoher Zusammenhang zwischen dem EMG von M.gastrocnemius med. et soleus und der Achillessehnenspan-nungsmessung in vivo (OFT) konnte qualitativ gezeigt wer-den.

Literatur

Alt W., Lohrer H, Gollhofer A, Komi P. Evaluation of Ankle LigamentForces Using a Fiber Optic Transducer in vivo. In: Avela, J., Komi. P., Ko-mulainen J. (eds.) , 5th Annual Meeting of the ECSS, 2000, pp122

Finni T, Komi PV, Lukkariniemi J.: Achilles tendon loading during walking:application of a novel optic fiber technique. Eur. J. Appl. Physiol. 1998; 77:289-291

Finni T, Komi PV, Lepola V. In vivo human triceps surae and quadricepsfemoris muscle function in squat jump ans counter movement jump. Eur. J.Appl. Physiol. 2000; 83: 416-426

Komi PV, Belli A; Huttunen V, Bonnefoy R, Geyssant A,. Lacour JR: Op-tic fibre as a transducer of tendomuscular forces. Eur. J. Appl. Physi-ol.1996; 72: 278-280

Danksagung:Dieses Projekt wurde mit Forschungsmitteln des Bundes-institut für Sportwissenschaft unter dem GeschäftszeichenVF 0407/01/11/2002 gefördert.

Funktionelle Diagnostik des Fußes und Therapie-kontrolle durch die PedographieKalpen A.

Novel GmbH ; D – 81675 München

Bei der Pedographie wird die lokale Belastung der Fußsohleerfasst. Man unterscheidet dabei zwischen der Messungbeim barfuss Gehen – der sogenannten Plattformmessung– und der Im-Schuh-Messung.

Bei der Barfußmessung geht der Patient über eine ebene,aus geeichten Drucksensoren bestehende emed Messplatt-

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ÖZPMR, Österr. Z. Phys. Med .Rehabil 12/2 (2002)

Abbildung 1

Druckverteilung zu verschiedenen

Zeiten des Abrollvorgangs beim

barfuss Gehen

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form. Diese erfasst dynamisch – das heißt mit einer Vielzahlvon einzelnen Bildern - die lokale Belastung der Fußsohlewährend des Abrollvorgangs (Abbildung 1). Dies ermög-licht es, direkt in den Druckverteilungsmessbildern beson-ders hochbelastete Bereiche des Fußes zu identifizieren. BeiDiabetespatienten mit einer Polyneuropathie ist dies wich-tig, da diese Patienten pathologische Veränderungen desAbrollvorgangs haben, die zu veränderten Belastungspara-metern führen. In den besonders hoch belasteten Bereichenihrer Füße kommt es dabei verstärkt zur Ausbildung vonDruckgeschwüren. Diese sogenannten neuropatischen Ul-zera sind heute der Hauptgrund für nicht traumatisch be-dingte Amputationen von Füßen. Werden die hoch be-lasteten Bereiche dieser Füße rechtzeitig erkannt und durcheine Versorgung mit Diabetes adaptierten Einlagen undSchuhen entsprechend entlastet, so wird das Risiko für Ul-zerationen deutlich gesenkt.

Durch die Zusammenfassung von Messergebnissen für ver-schiedene Teilbereiche des Fußes, beispielsweise der einzel-nen Mittelfußknochen oder der Zehen, lassen sich für dieseanatomischen Strukturen weitere Belastungsparameter wiedie Maximalkraft oder die Belastungszeit errechnen. DieseParameter werden in der orthopädischen Ganganalyse zurfunktionellen Diagnostik eingesetzt. So können Fehlfunk-tionen einzelner Teile des Fußes nicht nur qualitativ erfasstsondern auch quantifiziert werden. Zusammen mit klini-schen Daten werden die pedographischen Ergebnisse dannzur Abstimmung des weiteren Vorgehens, bei einer konser-vativen Therapie z.B. für eine spezielle Einlagenversorgung,oder einer chirurgischen Intervention zur Wahl der Opera-tionsmethode herangezogen. Bei der postoperativen Kon-trolle des Fußes lässt sich dann mittels Pedographie direktdie Veränderungen in der Fußfunktion und somit der Er-folg der Interventionen nachweisen. Durch wiederholteUntersuchungen im Verlauf der Rehabilitation lässt sich

dann auch der weitere Therapieerfolg quantifizieren.

Bei der pedar Im-Schuh-Messung trägt der Patient Mess-sohlen, die sich direkt unterhalb seines Fuß im Schuh befin-den. Die dabei gemessene Druckverteilung wird sowohldurch die Biomechanik des Fußes als auch durch die Mecha-nik des Schuhs bestimmt. Daher eignet sich diese Meßme-thode hervorragend dazu, die Auswirkung von Einlagenoder Schuhzurichtungen auf die lokale Belastung des Fußeszu untersuchen. Da beim Diabeter mit einer Polyneuropa-thie die Fähigkeit zur Schmerzwahrnehmung oftmals starkeingeschränkt oder überhaupt nicht mehr vorhanden ist,lässt sich die druckentlastende Wirkung der Einlagenversor-gung nur mit einer Im-Schuh-Messung nachweisen (Abb.2). Auch das komplexe Zusammenspiel zwischen Fußbo-den, Sportschuh und Fuß bei verschiedenen Sportartenlässt sich mit der Im-Schuh-Messung untersuchen. DieseResultate dienen im Rahmen der Bewegungsanalyse alsGrundlage für Berechnungen der Belastung des Stütz- undBewegungsapparats.

Die Komplexität der Wechselwirkung zwischen Fußboden,Schuh – ggf. einer Einlage – und dem Fuß ist aber auch derGrund dafür, dass die Im-Schuh-Messung nicht zur Diag-nostik von Fußdeformitäten eingesetzt werden kann. Ver-ändert sich nur einer der oben genannte Bestandteile inun-vorhergesehener Weise – z.B. der Schuh durch Abnut-zung – so verändert sich sofort die gemessene Druckvertei-lung. Dadurch lassen sich Veränderungen in der Belastungdes Fußes aufgrund von Fußfehlfunktionen, die sich eben-falls in der Druckverteilung wiederspiegeln, nicht mehr ein-deutig zuordnen. Bei der Barfußmessung hingegen sind dieäußeren Bedingungen für den Fuß immer gleich – der Pa-tient geht über eine harte, ebene Unterlage, die emed Platt-form. Die dabei gemessene Druckverteilung wird nur durchdie Biomechanik des Fußes bestimmt. Für den Einsatz inder täglichen Routine bedeutet dies: die Messung mit deremed Plattform wird zur funktionellen Diagnostik verwen-det und die Messung mit dem pedar Im-Schuh-System zurÜberprüfung des Therapieerfolges durch Einlagen- undSchuhversorgungen. Damit sind beide Systeme einander er-gänzende Bestandteile der Pedographie.

Die sensomotorische EinlagenversorgungJahrling L.

Bleichstr. 35, D – 35390 Giessen

Die Möglichkeit sensomotorische automatisierende Infor-mationssysteme mit in die Herstellung von Fußortheseneinfließen zu lassen, hat uns als Handwerker einiges anMühe und vor allen Dingen an Kooperationswillen gekos-tet. Um die Erkenntnisse und Umsetzung verstehen zu kön-nen, lassen sie mich das Thema Sensomotorik oder Proprio-zeption aus der Sicht des einfach strukturierten Handwer-kers erklären

Die Fähigkeit physiologische Bewegungen auszuführen isteng damit verknüpft, ob alle propriozeptiven Nervenorga-ne auch alle richtigen Informationen bekommen, damit sichrichtige autonome, sensomomotorische Bewegungsmusterautomatisieren können.

Vereinfacht ausgedrückt, nur wer richtige Bewegungen aus-führen kann, wird auch richtige Bewegungen entdeckenkönnen. Nur wer richtige Bewegungen entdeckt, wird auchrichtige Bewegungen automatisieren.

Ein Beispiel: Wir bewegen unsere Finger und müssen nichtmehr darüber nachdenken, welchen speziellen Muskel wir

Kongressbericht-Kurzfassungen

Abbildung 2

links: Maximaldruckbild einer Im-Schuh-Messung bei Patient mit Diabe-

tischen Fußsyn-drom mit Standardfußbettung (erhöhte Druckwerte im

Mittelfußbereich, Druckwerte in kPa)

rechts: Maximaldruckbild nach individueller Einlagenversorgung

(Druckspitzen im Mittelfußbereich um über 50% reduziert)

benutzen müssen. Das haben wir als Baby entdeckt und inein autonomes, sensomotorisches Bewegungsmuster instal-liert.

Zweites Beispiel: . Gas geben, Kuppeln, Bremsen, Schaltenim Pkw. Wir müssen ca. alles 20000-40000 mal wiederholen,um es automatisieren zu können.

Dabei helfen uns die propriozeptiven Nervenorgane, dieunsere Wahrnehmung entscheidend beeinflussen.Zum Bei-spiel die Sensoren unter der Haut: Wenn Sie eine Eisenstan-ge anfassen, sagen Ihnen diese Sensoren wie kalt sie ist, wel-che Form sie hat und die Beschaffenheit der Oberfläche. Sogibt es nicht nur propriozeptive Sensoren unter der Haut,sondern auch an den Sehnenzügen, an den Muskelbäuchen,den Gelenkknorpeln und an den Bändern. Diese Sensorenhaben alle unterschiedliche Wahrnehmungsaufgaben:

Zum Beispiel den Tastsinn, Positionssinn, Registrieren derSpannung der Muskelbäuche und Sehnenzüge und so weiter.

Wenn wir uns also entscheiden eine bestimmte Strecke zugehen, gibt es Millionen von afferenten Informationen die-ser Sensoren über den Reflexbogen an die Kleinhirnrinde,wo sich zum Beispiel Ihr Fuß gerade befindet und Millionenvon efferenten Informationen an die richtigen Muskeln sichordnungsgemäß zu aktivieren.

Sie können also beim Gehen über Lothar Mathäus nach-denken, ohne dabei hinzufallen.

Wollen wir zum Beispiel einen operierten Fuß versorgen,müssen wir wissen, dass durch den massiven Eingriff der

O.P. diese natürlichen, sensomotorischen, propriozeptivenWahrnehmungen und der Informationsaustausch gestörtist. Die Aufgabe besteht nun darin, wie beim Erlernen vonneuen Bewegungsmustern natürliche Bewegungen zu simu-lieren, damit diese dann entdeckt und automatisiert werden.

Die Übertragung dieses Wissens fordert nun von uns dieunterschiedlichen sensomotorischen Wahrnehmungsauf-gaben zu nutzen, um natürliche Prozesse zu simulieren.

Wenn wir es schaffen durch eine Orthese eine saubere Statikzu gewährleisten, dann kommt es auch nicht zu Blockierun-gen der einzelnen Gelenke in der Dynamik. Diese Orthesesollte alle Muskelbäuche auf der Plantaren Fußfläche frei-lassen, so dass der Fuß einen freien Bewegungsablauf vor-finden kann. Durch eine saubere Diagnostik über das Ko-ordinationsfehlverhalten des Patienten kann die Orthese,die ich entwickelt habe, nun auf alle Muskelketten im Kör-per Einfluss nehmen. Dies geschieht indem wir zum Bei-spiel reflektorische Reize setzen oder Muskelstrecken ver-kürzen durch spezielle Anhebungen der Orthese.

Alle Aktivitäten, die wir an der Fußsohle starten, dienendazu Bewegungsmuster zu beeinflussen und durch richtigeWiederholungen eine bessere Automatisierung zu erzielen.

Sportschuh, Einlage und Fuß als sensomotorischeEinheitHoffmann, K. U.

Krankenhaus für Sportverletzte Hellersen , , D – 58515 Lüdenscheid e

Bei der Versorgung, insbesondere von Sportlern, findet sichoft eine multifaktorielle Problematik. Durch die sonsomo-torische Steuerung wird der Stellungs-, Kraft- und Bewe-gungssinn über die mechanische Beanspruchung des Re-zeptorensystems organisiert. Sportschuh, Einlage und Fußstellen eine sensomotorische Einheit dar. Nur ein optimalesZusammenwirken der drei Komponenten gewährleistet dienotwendige Rückfußstabilität im Rahmen der Fußabwick-lung. Deswegen ist insbesondere bei Sportlern auf einenFormschluss von Ferse, Fersenkappe und Einlage zu achten.

Sensomotorisches Training mit dem „AIR – WALK“Bochdansky Th.

Landeskrankenhaus Rankweil, Abteilung Physikalische Medizin & Reha-

bilitation, A – 6830 Rankweil

Das Prinzip der Gewichtsentlastung für das Gehen amLaufband wurde 1966 bis 1968 für die Vorbereitung zurMondlandung von Walter Kühnegger entwickelt. Es sollteeine Art Schwerelosigkeit ohne Wasser simulieren. Im Laufeder Jahre geriet das Prinzip eher in Vergessenheit, ehe esdurch neue technische Möglichkeiten für die Rehabilitationwieder entdeckt wurde. Durch die Anwendung einer dosier-baren vertikalen Zugkraft kann die Gewichtsbelastung va-riabel eingestellt und den physiologischen Bedingungenangepasst werden. Aus verschiedenen Bewegungsanalysenin Weltraumstationen ist bekannt, dass bei unterschiedli-chen Schwerkraftsbedingungen auch unterschiedliche Me-chanismen bei der Bewegungskontrolle eingesetzt werden.Eines der Prinzipien des senso-motorischen Trainings be-ruht auf der Variation der Rahmenbedingungen.

Mit dem Air-walk können Bewegungsformen geübt wer-den, die ohne geänderte Schwerkraftwirkung nicht möglichsind. Darüber hinaus bietet die Aufhängung über das Gur-tesystem eine optimale Sicherheit, sodass Übungen ohneSturzgefahr durchgeführt werden können. Vor allem ältere

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Sensomotorische propriozeptive Orthese

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Patien-ten können mit dieser Sicherheit Übungen zur Ver-besserung des Gleichgewichtsverhalten durchführen, dieansonst nicht möglich sind.

Im Sport kann die Gewichtsentlastung zu einem speziellenSchnelligkeitstraining („over speed training“) genutzt wer-den, d.h. es sind schnellere Bewegungen möglich, als unternormalen Bedingun-gen.

Im Rahmen der Nachbehandlung nach Traumata ist esfrühzeitig möglich, ein Gehtraining unter dosierbaren Ge-wichtsbelastungen durchzuführen und somit eine Störungdes sensomotorischen Systems durch Ruhigstellung zu mi-nimieren.

Sensomotorisches Training nach dem Prinzip desSET – KonzeptKollos S, Bochdansky Th.

St.Antoniusstrasse 12, A 6800 Feldkirch

Einleitung: Die Schlingenübungstherapie (sling exercisetherapy, SET) ist eine norwegische Weiterentwicklung ausdem Übungsprogramm des Schlingentisches, bei dem dasPrinzip der unterschiedlichen Entfernung der Aufhänge-punkte und der damit verbundenen unterschiedlichen Zug-und Druckverhältnisse um die Möglichkeit dynamischer3-dimensionaler Bewegungen erweitert wurde. Das ermög-licht Übungsvarianten, die ein vielfältiges Zusammenspielder für die dynamische Wirbelsäulenstabilisierung notwen-digen Muskelgruppen erforderlich machen. Dies ist vor al-lem in der konservativen Behandlung von Störungen derWirbelsäule von vorrangiger Bedeutung.

Methode: Unterteilt man die Rumpfstabilisatoren in eine„globale“ und eine „lokale“ (wirbelsäulennahe) Gruppe, sokann mit der Oberflächenelektromyographie in erster Liniedie globale Stabilisation untersucht werden. Dies erfolgtemit einem 8-Kanal Gerät (Noraxon, Neurodata Wien) mit100Hz im Bereich des M. rectus abdominis, obliquus, parshorizontalis m. latissimus dorsi, und paravertebral L3-4, je-weils beidseits. Eine gesunde Versuchsperson (28a) ohneRückenschmerzen führte jeweils 3 Versuche von insgesamt6 Übungen am Terapymaster (Nordisc, Norwegen) bis zursubjektiven Belastungsgrenze durch. Die Übungen waren

so aufgebaut, dass ein unterschiedliches Abstützen nachventral erfolgte. Zuerst wurde der Abstützpunkt der Händezunehmend weiter nach caudal verlagert und sodann dieRumpfposition zunehmend in die Horizontale gebracht.Dabei waren die Füße zuerst am Boden, dann auf einem la-bilem Untergrund (Luftpolster), zuletzt stand der Probandin Schlaufen. Die letzte Übung erfolgte in einem „Unter-armstütz“, bei dem die Hände auf Schlaufen gestützt unddie Unterschenkel in Knöchelhöhe ebenfalls in Schlaufenaufgehängt waren. Die Übungen dauerten jeweils 18 bis 20sec, die Berechnung erfolgte für eine 3 – sec Periode, bei derdie Arme gestreckt abduziert waren (höchste Aktivität imm.latissimus dorsi). Zur Berechnung wurde die mittlere Ak-tivität in Prozent der Aktivität bei maximaler isometrischerKontraktion (MVC) herangezogen und der Durchschnittvon den 3 Übungen berechnet.

Ergebnis: Bei den ersten 4 Übungen, bei denen die Füßeentweder auf dem Boden oder auf einem Polster standen,betrug die Aktivität aller Muskelgruppen weniger als 25%der jeweiligen MVC, wobei keine großen Unterschiede zwi-schen den einzelnen Übungen festgestellt werden konnten.Wurden jedoch die Füße ebenfalls in Schlingen gelagert, sostieg die Aktivität der geraden und schrägen Bauchmuskelnmassiv auf Werte bis über 70% MVC an. Am höchsten wa-ren die Werte bei der in allen 4 Punkten labilisierten Unter-armstütz – Übung, bei der für die gerade BauchmuskulaturWerte von über 100% MVC registriert wurden. In allenÜbungen war jedoch die Aktivität der paravertebralen Mus-kelgruppe und die des M. latissimus dorsi mit Werten zwi-schen 5% und 20% MVC in gleicher Höhe.

Diskussion: Hodges und Richardson zeigten, dass der M.transversus abdominis und M. multifidus „lokale“ Rumpf-stabilisatoren bei Armbewegungen sind. Unser erster Pilot-versuch zeigt, dass die „globalen“ Stabilisatoren bei Armbe-wegung die lokalen Stabilisatoren nicht unterstützen unddie Bauchmuskeln bei horizontalem Rumpf durch die er-forderliche Gegenspannung am meisten gefordert werden.Durch dosierbare dynamische Instabilität im SET- Konzeptkann somit eine Dosierung der Aktivität erfolgen.

Kongressbericht-Kurzfassungen

ReferentenAnders, Ch.: Dr. Med.Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Pathophysiologie, FB MotorikErfurter Str. 35, D – 07740 Jena e-mail: [email protected]

Becker, S.: Leitende PhysiotherapeutinKlinikum der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-WittenbergSektion Physikalische und Rehabilitative MedizinErnst-Grube-Str. 40, D – 06097 Halle/S e-mail: [email protected]

Benedetto, K.: Prim. Prof. Dr. med.: UnfallchirurgLandeskrankenhaus Feldkirch, Akademisches LehrkrankenhausAbteilung Unfallchirurgie und SporttraumatologieCarinagasse 47, A – 6800 Feldkirch e-mail: [email protected]

Biedert, R.: PD. Dr. med.: Orthopädie,

Leitender Arzt Sporttraumatologie Swiss Olympic Medical Center

BASPO Magglingen, CH – 2532 Magglingen e-mail: [email protected]

Bizzini, M.: MS: PhysiotherapeutSchulthess Clinic, Lengghalde 2, CH – 8008 Zürich e-mail: [email protected]

Blümel, G.: Doz. Dr. sc. Nat.BfMC Biofeedback Motor Control GmbH

Naumburger Str. 28, D – 04229 Leipzig e-mail: [email protected], www.bfmc.de

Bochdansky, Th.: Prim, Univ.Doz, Dr.med, Physikalische Medizin & RehabilitationLandeskrankenhaus Rankweil, Abteilung Physikalische Medizin & RehabilitationValdunastr. 16, A – 6830 Rankweil e-mail: [email protected]

Coste, P.: PhysiotherapeutAllmendstr 1, CH – 6300 Zug e-mail: [email protected]

Dahlinger, M.: PhysiotherapeutinSportomed Reha GmbHIm Pfeifferswörth 4, D – 68167 Mannheim e-mail: [email protected]

Ebenbichler, G.: Prof. Dr. Med.AKH Wien, Universitätsklinik, Physikalische Medizin und RehabilitationWähringergürtel 18, A – 1090 Wien e-mail: [email protected]

Erler, K.: Dr. Med.:Moritz-Klinik Bad KlosterlausnitzHermann-Sachse-Str. 46, D – 07639 Bad Klosterlausnitz e-mail: [email protected]

Freiwald, J.: Prof. Dr. Phil.Bergische Universität WuppertalFuhlrottstr. 10, D-42097 Wuppertal e-mail: [email protected]

Germann R.: Prim. Univ. Doz. Dr. med.Landeskrankenhaus Feldkirch, Akademisches Lehrkrankenhaus,Abteilung Anästhesie und IntensivmedizinCarinagasse 47, A – 6800 Feldkirch e-mail: [email protected]

Graßme, R.: Dr.Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Pathophysiologie, FB MotorikErfurter Str. 35, D – 07740 Jena e-mail: [email protected]

Helbig, Ch.: Dipl.-PT: PhysiotherapeutLeiter der PT-Abteilung der MedianklinikD – 54463 Bernkastel – Kues e-mail: [email protected]

Herbeck B.: DiplomphysiotherapeutSportomed Reha GmbHIm Pfeifferswörth 4, D – 68167 Mannheim e-mail: [email protected]

Hoffmann K.U.: OA Dr. med.: Ärztlicher Leiter Sektion FußchirurgieKrankenhaus für Sportverletzte HellersenPaulmannshöher Str. 17, D – 58515 Lüdenscheid e-mail: [email protected]

Jahrling, J.: OrthopädieschuhtechnikermeisterBleichstr. 35, D – 35390 Giessen e-mail: [email protected]

Kalpen A.: Dipl.-Ing.: Leiter BiomechanikNovel GmbH MünchenIsmaningerstrasse 51, D – 81675 München e-mail: [email protected] , www.novel.de

Kollmitzer J.: Dipl.-Ing. Dr.Rokitanskygasse 40-8, A – 1170 Wien e-mail: [email protected]

Kollos S.: Dipl. Lehr-PT: SportphysiotherapeutSt.Antoniusstrasse 12, A 6800 Feldkirch e-mail: [email protected]

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ÖZPMR, Österr. Z. Phys. Med .Rehabil 12/2 (2002)

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Koppi St.: Prim. Dr. med.: NeurologeLandeskrankenhaus Rankweil, Abteilung Neurologie,Valdunastrasse 16, A – 6830 Rankweil e-mail: [email protected]

Köchl G.: Dipl.-PT: PhysiotherapeutLandeskrankenhaus Hochzirl Anna-Dengel-Haus, A – 6170 Hochzirle-mail: über [email protected] oder [email protected]

Laube, W.: OA Dr. sc. med.: Sportmediziner, Physiologe, Physikalische Medizin & Reha.Landeskrankenhaus Feldkirch / Rankweil Akademisches Lehrkrankenhaus,Physikalische Medizin und Rehabilitation; Carinagasse 47, A – 6800 Feldkirche-mail: [email protected] [email protected]

Papp, G.: OA Dr. Med.Orthopädische Universitätsklinik MagdeburgLeipziger Str. 44, D – 39120 Magdeburg, e-mail: [email protected]

Pavlu, D.: Dr., Mgr. Csc.Karls-Universität Prag – Lehrstuhl für Physiotherapie FTVSJ Martiho 31 CZ – 162 52 Prag 6 e-mail: [email protected]

Pieper S.: Prof. Dr. med.: AnatomVictor Klemperer Str. 11, D – 06118 Halle e-mail: ohne

Rasev, E.: Dr. Med.Gartenstr. 12, D – 97422 Schweinfurt e-mail: [email protected]

Röder Y.: Dr.: Dipl.-SportlehrerinSportmedizinisches Institut Frankfurt am Main e.V.Otto-Fleck-Str. 10, D – 60528 Frankfurt/M. e-mail: [email protected]

Saltuari L.: Prim. Univ. Doz. Dr.: NeurologeLandeskrankenhaus Hochzirl Anna-Dengel-Haus, A – 6170 Hochzirl e-mail: über [email protected] [email protected]

Scholle, H. Ch.: Prof. Dr. med.: Leiter Forschungsbereich MotorikFriedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Pathophysiologie, FB MotorikErfurter Str. 35, D – 07740 Jena e-mail: [email protected]

Schumann, N. P.: Dr. Med.Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Pathophysiologie, FB MotorikErfurter Str. 35, D – 07740 Jena e-mail: [email protected]

Schwesig, Rene: Dr. phil.: SportwissenschaftlerKlinikum der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-WittenbergSektion Physikalische und Rehabilitative MedizinErnst-Grube-Str. 40, D – 06097 Halle/S e-mail: [email protected]

Seichert N.: Dr. rer.nat: Forschung & EntwicklungRehaklinik Bellikon, CH-5454 Bellikon e-mail: [email protected]

Strempel v. A.: Prim. Prof. Dr. med. Dr. techn.: OrthopädeLandeskrankenhaus Feldkirch, Akademisches Lehrkrankenhaus, Abteilung OrthopädieCarinagasse 47, A – 6800 Feldkirch e-mail: [email protected]

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