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MOBIL u DIGITAL 61 Donnerstag, 4. März 2010 u Nr. 52 Neuö Zürcör Zäitung META-TAG Wolken von unten Stefan Betschon u Am Anfang waren die Computer gross, dann kamen die Minis, dann die Micros, dann die Mini- Notebooks. Nach und nach wurden all diese Computer miteinander vernetzt. Vereinigten Micros gelang es, so zu tun, als wären sie ein einziger grosser Com- puter, Grossrechner präsentierten sich als Sammlung von Micro-Computern. Die Unterschiede verwischten sich. Es ist, als ob all diese Computer, all die Netzwerkkomponenten, all diese Hard- ware und Software eine einzige Maschi- ne bildeten, ein wolkiges Etwas. Es ist nicht mehr nötig, eine einzelne Rechen- aufgabe einem bestimmten Computer zuzuordnen, eine zu speichernde Datei einer konkreten Festplatte. Cloud Computing verspricht Verein- fachungen und Kosteneinsparungen. Aber auch neue Risiken: Wie lassen sich die ausgelagerten Daten schützen, wie lässt sich der Zugriff dauerhaft sicherstellen? Monatlich werden neue Studien präsentiert, die den IT-Verant- wortlichen in den Unternehmen helfen sollen, mit diesen neuartigen Risiken umzugehen. Diese Woche hat etwa die Cloud Security Alliance eine Liste mit den wichtigsten Sicherheitsrisiken pu- bliziert. Während die IT-Verantwortlichen in den Firmen noch zögern, haben sich die Angestellten bereits entschieden: für die Wolke. Während die EDV-Chefs mit immer restriktiveren Sicherheitsbestim- mungen die ihnen anvertrauten Daten zu schützen versuchen, haben die An- wender diese Daten bereits in alle Wol- ken verstreut. Der externe Zugang auf den firmen- internen Mail-Server lässt sich ein- schränken, der Speicherplatz begren- zen, das automatische Weiterleiten von Mails unterbinden. Aber solange der Internet-Zugang nicht gesperrt werden kann, wird niemand die Angestellten davon abhalten können, sich mittels Cloud Computing die Arbeit zu erleich- tern. Die EDV-Chefs müssen die Ge- schäftsleitung von den Vorteilen, die Angestellten aber von den Gefahren des Cloud Computing überzeugen. Beim Web-Video kommt Bewegung ins Spiel Adobes dominierender Video-Player Flash bekommt von verschiedenen Seiten Konkurrenz Um Videos auf Internet-Portalen wie Youtube oder Vimeo anzu- schauen, braucht es Adobes Flash-Player. Nun ermöglicht die Weiterentwicklung des HTML- Standards, Videos auch ohne Plug-ins abzuspielen. Firefox, Safari und Chrome sind bereit. Claude Settele Über eine Milliarde Videos werden auf Youtube jeden Tag angeklickt. Dies be- hauptet CEO Chad Hurley, der im Herbst 2006 mit Mitgründer Steve Chen das Unternehmen an Google verkauft hat. Youtube ist heute der wichtigste Video-Kanal im Internet, doch die Kon- kurrenz holt auf. Dazu gehören Anbie- ter wie Vimeo, Veoh oder das von Rupert Murdochs News Corporation mitgegründete Portal Hulu, das in den USA Filmtrailer, TV-Shows und Spiel- filme anbietet. Apple attackiert Angetrieben durch die kommerzielle Verbreitung und begünstigt durch die wachsende Bandbreite, findet man im Netz immer mehr Videos in HD-Quali- tät. Davon profitiert auch der Zuschau- er auf dem Sofa. Bereits viele TV- Modelle der Mittelklasse sind mit einem LAN-Anschluss ausgestattet und bieten Zugriff auf ausgewählte Web-Inhalte und Youtube-Videos. Youtube und seine Konkurrenten haben eines gemeinsam: Sie setzen auf Adobes Flash-Technik. Um Videos ab- zuspielen, muss der Browser mit einem Flash-Plug-in ausgestattet sein. Adobes Hegemonie ist nun aber in Frage ge- stellt, um das Format ist eine heftige und emotional geführte Debatte im Gange. Auslöser war Apples iPad, das das Zeug zum Video-Player hat, aber wie schon das iPhone Flash nicht unterstützt. Offi- ziell hat sich Apple zum Thema nicht geäussert, Steve Jobs soll jedoch intern und anlässlich einer Promo-Tour bei Medienhäusern Flash als fehlerhafte, langsame und energiehungrige Technik kritisiert haben. Mehr Sorgen als Apples Attacke macht Adobe allerdings eine andere Entwicklung: Der kommende Standard HTML 5, der die Spezifikationen für die Darstellung von Webseiten defi- niert, erlaubt nun, Video- und Audio- Inhalte ohne Plug-ins abzuspielen. Die Einbindung von Videos wird so einfach wie die Placierung eines Bildes. Googles Youtube bietet bereits viele Videos in der flashfreien Version an (www.youtube.com/html5) samt einer Option für die Regulierung der Ab- spielgeschwindigkeit. Auch Vimeo treibt die Entwicklung in diese Rich- tung voran. Wie attraktiv Video in HTML 5 sein kann, zeigt ein SublimeVideo genannter Player von Jilion. Das im «Quartier de l’innovation» an der ETH Lausanne domizilierte Startup will den Player demnächst kostenlos freigeben, eine Vorschau auf dessen Qualität zeigt eine Demo (http://jilion.com/sublime). Das von der «New York Times» syndizierte Tech-Blog ReadWriteWeb bezeichnet Jilions Player schlicht als «die Zukunft des Web-Videos». Sublime startet das Streaming an jeder Stelle eines Videos praktisch verzögerungsfrei, auch bild- schirmfüllend in HD-Qualität. Videos ohne Flash wie auch Jilions Player können zurzeit nur mit den neus- ten Versionen der Browser Firefox, Safari und Chrome genutzt werden, die Teile von HTML 5 bereits unterstützen. Doch eine schnelle Verdrängung von Flash muss Adobe aus zwei Gründen nicht befürchten. Microsoft hat erst vage Aussagen zu HTML 5 gemacht, und deren alte Browser leben lang: Der neunjährige Internet Explorer 6 hat immer noch 20 Prozent Marktanteil. So interessant die Video-Funktion in HTML 5 ist, sie hat auch einen Schön- heitsfehler: Die Browser-Hersteller konnten sich nicht auf einen Video-Co- dec einigen. Zur Debatte stand der lizenzfreie Open-Source-Codec Ogg Theora, den Mozilla (Firefox) und Ope- ra verwenden. Google und Apple nut- zen den proprietären Codec H.264. Die Lizenzen dafür kosten die Browser- Hersteller mehrere Millionen Dollar pro Jahr, ab 2015 soll auch die nicht- kommerzielle Nutzung kostenpflichtig werden. Googles Ass im Ärmel Mitte Februar hat Google den Kauf der Firma On2 Technologies abgeschlossen und ist damit im Besitz des Vi- deo-Codecs V8. Dieser soll bei gleicher Qualität bis zu 40 Prozent weniger Bandbreite brauchen als H.264. Dies ist ein wichtiges Argument angesichts der explodierenden Video-Nutzung und der überlasteten Netze der Mobilfunkbe- treiber. Die Free Software Foundation hat Google bereits aufgefordert, H.264 fallenzulassen und V8 lizenzfrei zur Verfügung zu stellen. In die Debatte eingemischt hat sich auch Kevin Lynch, Cheftechniker von Adobe, der die Aufregung nicht ver- steht. Im Firmenblog meint er, HTML 5 sei wünschenswert, werde sich aber nicht schnell durchsetzen. Ein Neben- einander der Techniken sei realistischer als eine Ablösung. Das ist schon inso- fern klar, als Flash nicht nur Videos in Bewegung bringt, sondern auch als Ba- sis für die Entwicklung von Program- men dient. Die Einschätzung von Lynch scheint auch Hulu zu teilen: Das Portal arbeitet offenbar daran, Videos ohne Flash auf das iPad zu bringen. Pinguine im Hosensack Nokia N900 bietet einen vollwertigen Linux-Computer Bernd Reichert u Zu den wichtigsten Neuheiten des Mobile World Congress, der Anfang Februar in Barcelona statt- fand, gehört Meego. Dieses neue Be- triebssystem für Smartphones ist durch die Kreuzung zweier Linux-Derivate entstanden: Maemo von Nokia und Moblin von Intel. Die neue Software wird das ebenfalls Linux-basierte An- droid von Google und das Unix-Derivat iPhone-OS von Apple konkurrenzieren. Sie wird allerdings frühestens im zweiten Quartal 2010 parat sein. Doch bereits jetzt kann man mit dem Maemo-Handy N900 von Nokia ausprobieren, wie ein völlig offenes Linux-Handy sich anfühlt. iPhone-Killer? Ist das N900 ein iPhone-Killer? Es ist zwar etwas schwerer (180 Gramm) und etwas dicker (fast 2 Zentimeter) als das Konkurrenzprodukt von Apple, hat aber ein FM-Radio zu bieten und eine grössere Bildschirmauflösung und eine aufschiebbare Tastatur. Und vor allem: Es verspricht Freiheit und Offenheit. Auf dem Nokia N900 läuft Maemo. Die- ses Betriebssystem basiert wie das sehr populäre Ubuntu auf der Debian Distri- bution, die es mit den Prinzipien der GNU Free Software Foundation sehr genau nimmt. Was dem iPhone-Besitzer der Apple App Store, ist dem Nokia-Kunden der Ovi Store. Die Auswahl an Apps für das N900 ist noch sehr überschaubar. Es gibt Kartenmaterial von Nokia und wei- ter etwa Apps zum Klavierstimmen, um das geparkte Auto wiederzufinden, und für die Internet-Telefonie. Es gibt aber auf dem N900 auch einen Programm- Manager, mit dem freie Software aus den unterschiedlichsten Web-Servern heruntergeladen und installiert werden kann. Als Quelle vorkonfiguriert ist das Repository von Maemo.org; es finden sich im Web zusätzliche Repositories. So kann das N900 mit wenigen zu- sätzlichen Software-Paketen zum kom- pletten Linux-System ausgebaut wer- den. Um sich dann aber mit typischen Unix-Befehlen ausführlich mit dem Sys- tem zu unterhalten, ist die Tastatur dann doch zu klein und unkomfortabel. Kommt dazu, dass die dafür benötigten Zeichen wie «&» und «=» umständlich zu erreichen sind. Aber um mal eben auf dem Taschen-Unix nach dem Rech- ten zu sehen oder für den unauffälligen Port-Scan auf das Gerät des Tischnach- barn genügt die aufschiebbare Minitas- tatur allemal. Arbeit für Programmierer Neben der Tastatur steht auch ein be- rührungsempfindliches Display als Ein- gabegerät zur Verfügung. Gezoomt wird durch ein Fingerkreisen im Uhrzei- gersinn; Kreisen in Gegenrichtung ver- kleinert die Darstellung. iPhone-Besit- zer bemängeln, dass die Reaktionen des N900-Touch-Displays träge seien. Für die Entwicklung von Applikatio- nen können von der Maemo-Homepage Entwicklungswerkzeuge heruntergela- den werden. Sie lassen sich auf einem Linux-PC nutzen und bieten auch einen N900-Emulator. Zu hoffen ist, dass die grosse Gemeinde von freiwilligen Pro- grammierern für das Maemo-Handy bald ein ähnlich umfangreiches Soft- ware-Angebot schafft, wie es für Linux- PC bereits existiert. Dank der Meego- Allianz haben diese Hoffnungen gute Chancen, sich zu verwirklichen. DIGITAL IN KÜRZE ................................................................................. Der Pinguin, das Linux-Maskottchen, fühlt sich auf dem Nokia-Smartphone N900 wohl. PD PD 3-D mit und ohne Brille (ddp) u Wenn Josef Kluger gestikuliert, dann scheinen seine Hände direkt auf den Zuschauer zuzukommen und aus dem Fernseher herauszureichen. «Das ist der kommende Boom», da ist er sich sicher. Der Geschäftsführer der KUK- Filmproduktion präsentiert am Stand der Fraunhofer-Gesellschaft in der Hal- le 9 an der Computermesse Cebit eine Fernseh-Live-Übertragung in 3-D. Der Betrachter braucht für dieses Erlebnis nur einen modernen Fernseher mit 120 Hertz und eine 3-D-Brille, wie man sie auch aus dem Kino kennt. KUK-Film- produktion gehört zu den Partnern der Forscher der Fraunhofer-Gesellschaft bei der Entwicklung von Standards und Geschäftsmodellen für das dreidimen- sionale Kino und Fernsehen. Bald stellt sich wohl nur noch die Frage: Soll es 3-D mit oder ohne Brille sein? Wie die beiden Möglichkeiten konkret aussehen, zeigt die Cebit an ihrem kleinen Sonderstand «Next Level 3-D» in Halle 16. Hier sind mehrere Hersteller versammelt, die Produkte rund um die 3-D-Produktion anbieten. Wohl eher für kommerzielle Anwender oder für Forschung und Medizin inter- essant sind Bildschirme wie der 57-Zoll- Monitor von Tridelity, der rund 14 500 Euro kostet. Dafür braucht man auch keine Extra-Brille mehr, der Bildschirm sorgt selbst für das dreidimensionale Bild, er ist autostereoskopisch. Der Nachteil dieser autostereoskopi- schen Bildschirme ist oft, dass man nur aus einem bestimmten Blickwinkel ein optimales Bild hat. Dieses Problem löst die Firma Seefront, die Techniken ent- wickelt, um Produkte 3-D-fähig zu ma- chen. Der Seefront-3-D-Bildschirm hat eine eingebaute Kamera, die dem Be- nutzer folgt und das Bild dem Standort des Betrachters anpasst. Man kann sich also nach links oder rechts, vor und zu- rück bewegen und bekommt immer ein perfektes 3-D-Bild. Lautsprecher für Laptops S. B. u Mit zusätzlichen Lautsprechern möchte Logitech mobilen Computern unterwegs Gehör verschaffen. Das Lap- top Speaker Z205 genannte Produkt ist klein – 3,5 Zentimeter tief und 6,4 Zen- timeter hoch –, soll aber mit zwei Laut- sprechern und einem eingebautem Ver- stärker trotzdem aufhorchen lassen. Die Bedienelementen sind auf der Ober- seite des Geräts einfach zugänglich. Eine USB-Verbindung sorgt für die Stromversorgung. Der Logitech Laptop Speaker Z205 ist ab März 2010 für knapp 60 Franken erhältlich. Rückschlag für Computerspiele (sda) u Nach Jahren des Wachstums haben die Hersteller von Computer- und Videospielen im Krisenjahr 2009 einen Rückschlag erlitten. Die Verkäu- fe gingen um 5,8 Prozent auf 382,4 Mil- lionen Franken zurück, wie der Bran- chenverband Swiss Interactive Enter- tainment Association am Montag mit- teilte. Trotz eingetrübter Konsumen- tenstimmung verlief das Weihnachts- und Jahresend-Geschäft aber erfreu- lich. Im Schlussquartal erwirtschaftet die Branche in der Regel die Hälfte ihrer Jahreseinnahmen. Der Umsatz mit stationären und mobilen Spiel- konsolen sank im vergangenen Jahr um 10 Prozent auf 144,5 Millionen Fran- ken. Der Markt für Computer- und Videospiele zeigte sich etwas resisten- ter: Hier nahmen die Verkäufe um 3 Prozent auf 237,9 Millionen Franken ab. Für das laufende Jahr rechnet die Branche mit einer Stabilisierung der Umsätze auf dem Niveau von 2009. Schub erhoffen sich die Hersteller von Neuheiten bei der Steuerung von Spielkonsolen.

Zukunft des Videos

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HTML5 bringt neue Optionen für die Einbettung von Multimedia-Inhalten in Webseiten, ohne Plug-ins. Flash kommt unter Druck.

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MOBIL DIGITAL 61Donnerstag, 4. März 2010 Nr. 52 Neuö Zürcör Zäitung

META-TAG

Wolkenvon unten

Stefan Betschon Am Anfang warendie Computer gross, dann kamen dieMinis, dann die Micros, dann die Mini-Notebooks. Nach und nach wurden alldiese Computer miteinander vernetzt.Vereinigten Micros gelang es, so zu tun,als wären sie ein einziger grosser Com-puter, Grossrechner präsentierten sichals Sammlung von Micro-Computern.Die Unterschiede verwischten sich. Esist, als ob all diese Computer, all dieNetzwerkkomponenten, all diese Hard-ware und Software eine einzige Maschi-ne bildeten, ein wolkiges Etwas. Es istnicht mehr nötig, eine einzelne Rechen-aufgabe einem bestimmten Computerzuzuordnen, eine zu speichernde Dateieiner konkreten Festplatte.

Cloud Computing verspricht Verein-fachungen und Kosteneinsparungen.Aber auch neue Risiken: Wie lassensich die ausgelagerten Daten schützen,wie lässt sich der Zugriff dauerhaftsicherstellen? Monatlich werden neueStudien präsentiert, die den IT-Verant-wortlichen in den Unternehmen helfensollen, mit diesen neuartigen Risikenumzugehen. Diese Woche hat etwa dieCloud Security Alliance eine Liste mitden wichtigsten Sicherheitsrisiken pu-bliziert.

Während die IT-Verantwortlichen inden Firmen noch zögern, haben sich dieAngestellten bereits entschieden: fürdieWolke.Während die EDV-Chefs mitimmer restriktiveren Sicherheitsbestim-mungen die ihnen anvertrauten Datenzu schützen versuchen, haben die An-wender diese Daten bereits in alle Wol-ken verstreut.

Der externe Zugang auf den firmen-internen Mail-Server lässt sich ein-schränken, der Speicherplatz begren-zen, das automatische Weiterleiten vonMails unterbinden. Aber solange derInternet-Zugang nicht gesperrt werdenkann, wird niemand die Angestelltendavon abhalten können, sich mittelsCloud Computing die Arbeit zu erleich-tern. Die EDV-Chefs müssen die Ge-schäftsleitung von den Vorteilen, dieAngestellten aber von den Gefahrendes Cloud Computing überzeugen.

Beim Web-Video kommt Bewegung ins SpielAdobes dominierender Video-Player Flash bekommt von verschiedenen Seiten Konkurrenz

Um Videos auf Internet-Portalenwie Youtube oder Vimeo anzu-schauen, braucht es AdobesFlash-Player. Nun ermöglicht dieWeiterentwicklung des HTML-Standards, Videos auch ohnePlug-ins abzuspielen. Firefox,Safari und Chrome sind bereit.

Claude Settele

Über eine Milliarde Videos werden aufYoutube jeden Tag angeklickt. Dies be-hauptet CEO Chad Hurley, der imHerbst 2006mitMitgründer Steve Chendas Unternehmen an Google verkaufthat. Youtube ist heute der wichtigsteVideo-Kanal im Internet, doch die Kon-kurrenz holt auf. Dazu gehören Anbie-ter wie Vimeo, Veoh oder das vonRupert Murdochs News Corporationmitgegründete Portal Hulu, das in denUSA Filmtrailer, TV-Shows und Spiel-filme anbietet.

Apple attackiertAngetrieben durch die kommerzielleVerbreitung und begünstigt durch diewachsende Bandbreite, findet man imNetz immer mehr Videos in HD-Quali-tät. Davon profitiert auch der Zuschau-er auf dem Sofa. Bereits viele TV-Modelle derMittelklasse sindmit einem

LAN-Anschluss ausgestattet und bietenZugriff auf ausgewählte Web-Inhalteund Youtube-Videos.

Youtube und seine Konkurrentenhaben eines gemeinsam: Sie setzen aufAdobes Flash-Technik. Um Videos ab-zuspielen, muss der Browser mit einemFlash-Plug-in ausgestattet sein. AdobesHegemonie ist nun aber in Frage ge-stellt, um das Format ist eine heftige undemotional geführte Debatte im Gange.Auslöser war Apples iPad, das das Zeugzum Video-Player hat, aber wie schondas iPhone Flash nicht unterstützt. Offi-ziell hat sich Apple zum Thema nichtgeäussert, Steve Jobs soll jedoch internund anlässlich einer Promo-Tour beiMedienhäusern Flash als fehlerhafte,langsame und energiehungrige Technikkritisiert haben.

Mehr Sorgen als Apples Attackemacht Adobe allerdings eine andereEntwicklung: Der kommende StandardHTML 5, der die Spezifikationen fürdie Darstellung von Webseiten defi-niert, erlaubt nun, Video- und Audio-Inhalte ohne Plug-ins abzuspielen. DieEinbindung von Videos wird so einfachwie die Placierung eines Bildes.

Googles Youtube bietet bereits vieleVideos in der flashfreien Version an(www.youtube.com/html5) samt einerOption für die Regulierung der Ab-spielgeschwindigkeit. Auch Vimeotreibt die Entwicklung in diese Rich-tung voran.

Wie attraktiv Video in HTML 5 seinkann, zeigt ein SublimeVideo genannterPlayer von Jilion. Das im «Quartier del’innovation» an der ETH Lausannedomizilierte Startup will den Playerdemnächst kostenlos freigeben, eineVorschau auf dessen Qualität zeigt eineDemo (http://jilion.com/sublime). Dasvon der «New York Times» syndizierteTech-Blog ReadWriteWeb bezeichnetJilions Player schlicht als «die Zukunftdes Web-Videos». Sublime startet dasStreaming an jeder Stelle eines Videospraktisch verzögerungsfrei, auch bild-schirmfüllend in HD-Qualität.

Videos ohne Flash wie auch JilionsPlayer können zurzeit nur mit den neus-ten Versionen der Browser Firefox,Safari und Chrome genutzt werden, dieTeile von HTML 5 bereits unterstützen.Doch eine schnelle Verdrängung vonFlash muss Adobe aus zwei Gründennicht befürchten. Microsoft hat erstvage Aussagen zu HTML 5 gemacht,und deren alte Browser leben lang: Derneunjährige Internet Explorer 6 hatimmer noch 20 Prozent Marktanteil.

So interessant die Video-Funktion inHTML 5 ist, sie hat auch einen Schön-heitsfehler: Die Browser-Herstellerkonnten sich nicht auf einen Video-Co-dec einigen. Zur Debatte stand derlizenzfreie Open-Source-Codec OggTheora, den Mozilla (Firefox) und Ope-ra verwenden. Google und Apple nut-zen den proprietären Codec H.264. Die

Lizenzen dafür kosten die Browser-Hersteller mehrere Millionen Dollarpro Jahr, ab 2015 soll auch die nicht-kommerzielle Nutzung kostenpflichtigwerden.

Googles Ass im ÄrmelMitte Februar hat Google den Kauf derFirma On2 Technologies abgeschlossenund ist damit im Besitz des Vi-deo-Codecs V8. Dieser soll bei gleicherQualität bis zu 40 Prozent wenigerBandbreite brauchen als H.264. Dies istein wichtiges Argument angesichts derexplodierenden Video-Nutzung und derüberlasteten Netze der Mobilfunkbe-treiber. Die Free Software Foundationhat Google bereits aufgefordert, H.264fallenzulassen und V8 lizenzfrei zurVerfügung zu stellen.

In die Debatte eingemischt hat sichauch Kevin Lynch, Cheftechniker vonAdobe, der die Aufregung nicht ver-steht. Im Firmenblog meint er, HTML 5sei wünschenswert, werde sich abernicht schnell durchsetzen. Ein Neben-einander der Techniken sei realistischerals eine Ablösung. Das ist schon inso-fern klar, als Flash nicht nur Videos inBewegung bringt, sondern auch als Ba-sis für die Entwicklung von Program-men dient. Die Einschätzung von Lynchscheint auch Hulu zu teilen: Das Portalarbeitet offenbar daran, Videos ohneFlash auf das iPad zu bringen.

Pinguine im HosensackNokia N900 bietet einen vollwertigen Linux-Computer

Bernd Reichert Zu den wichtigstenNeuheiten des Mobile World Congress,der Anfang Februar in Barcelona statt-fand, gehört Meego. Dieses neue Be-triebssystem für Smartphones ist durchdie Kreuzung zweier Linux-Derivateentstanden: Maemo von Nokia undMoblin von Intel. Die neue Softwarewird das ebenfalls Linux-basierte An-droid von Google und das Unix-DerivatiPhone-OS von Apple konkurrenzieren.Sie wird allerdings frühestens im zweitenQuartal 2010 parat sein. Doch bereitsjetzt kann man mit dem Maemo-HandyN900 von Nokia ausprobieren, wie einvöllig offenes Linux-Handy sich anfühlt.

iPhone-Killer?Ist das N900 ein iPhone-Killer? Es istzwar etwas schwerer (180 Gramm) undetwas dicker (fast 2 Zentimeter) als dasKonkurrenzprodukt von Apple, hataber ein FM-Radio zu bieten und einegrössere Bildschirmauflösung und eineaufschiebbare Tastatur. Und vor allem:Es verspricht Freiheit und Offenheit.Auf demNokia N900 läuftMaemo. Die-ses Betriebssystem basiert wie das sehr

populäre Ubuntu auf der Debian Distri-bution, die es mit den Prinzipien derGNU Free Software Foundation sehrgenau nimmt.

Was dem iPhone-Besitzer der AppleApp Store, ist dem Nokia-Kunden derOvi Store. Die Auswahl an Apps für dasN900 ist noch sehr überschaubar. Esgibt Kartenmaterial von Nokia und wei-ter etwa Apps zum Klavierstimmen, umdas geparkte Auto wiederzufinden, undfür die Internet-Telefonie. Es gibt aberauf dem N900 auch einen Programm-Manager, mit dem freie Software ausden unterschiedlichsten Web-Servernheruntergeladen und installiert werdenkann. Als Quelle vorkonfiguriert ist dasRepository von Maemo.org; es findensich im Web zusätzliche Repositories.

So kann das N900 mit wenigen zu-sätzlichen Software-Paketen zum kom-pletten Linux-System ausgebaut wer-den. Um sich dann aber mit typischenUnix-Befehlen ausführlich mit dem Sys-tem zu unterhalten, ist die Tastatur danndoch zu klein und unkomfortabel.Kommt dazu, dass die dafür benötigtenZeichen wie «&» und « » umständlichzu erreichen sind. Aber um mal eben

auf dem Taschen-Unix nach dem Rech-ten zu sehen oder für den unauffälligenPort-Scan auf das Gerät des Tischnach-barn genügt die aufschiebbare Minitas-tatur allemal.

Arbeit für ProgrammiererNeben der Tastatur steht auch ein be-rührungsempfindliches Display als Ein-gabegerät zur Verfügung. Gezoomtwird durch ein Fingerkreisen imUhrzei-gersinn; Kreisen in Gegenrichtung ver-kleinert die Darstellung. iPhone-Besit-zer bemängeln, dass die Reaktionen desN900-Touch-Displays träge seien.

Für die Entwicklung von Applikatio-nen können von derMaemo-HomepageEntwicklungswerkzeuge heruntergela-den werden. Sie lassen sich auf einemLinux-PC nutzen und bieten auch einenN900-Emulator. Zu hoffen ist, dass diegrosse Gemeinde von freiwilligen Pro-grammierern für das Maemo-Handybald ein ähnlich umfangreiches Soft-ware-Angebot schafft, wie es für Linux-PC bereits existiert. Dank der Meego-Allianz haben diese Hoffnungen guteChancen, sich zu verwirklichen.

DIGITAL IN KÜRZE.. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .

Der Pinguin, das Linux-Maskottchen, fühlt sich auf dem Nokia-Smartphone N900 wohl. PD

PD

3-D mit und ohne Brille(ddp) Wenn Josef Kluger gestikuliert,dann scheinen seine Hände direkt aufden Zuschauer zuzukommen und ausdem Fernseher herauszureichen. «Dasist der kommende Boom», da ist er sichsicher. Der Geschäftsführer der KUK-Filmproduktion präsentiert am Standder Fraunhofer-Gesellschaft in der Hal-le 9 an der Computermesse Cebit eineFernseh-Live-Übertragung in 3-D. DerBetrachter braucht für dieses Erlebnisnur einen modernen Fernseher mit 120Hertz und eine 3-D-Brille, wie man sieauch aus dem Kino kennt. KUK-Film-produktion gehört zu den Partnern derForscher der Fraunhofer-Gesellschaftbei der Entwicklung von Standards undGeschäftsmodellen für das dreidimen-sionale Kino und Fernsehen.

Bald stellt sich wohl nur noch dieFrage: Soll es 3-D mit oder ohne Brillesein? Wie die beiden Möglichkeitenkonkret aussehen, zeigt die Cebit anihrem kleinen Sonderstand «Next Level3-D» in Halle 16. Hier sind mehrereHersteller versammelt, die Produkterund um die 3-D-Produktion anbieten.Wohl eher für kommerzielle Anwenderoder für Forschung und Medizin inter-essant sind Bildschirme wie der 57-Zoll-Monitor von Tridelity, der rund 14 500Euro kostet. Dafür braucht man auchkeine Extra-Brille mehr, der Bildschirmsorgt selbst für das dreidimensionaleBild, er ist autostereoskopisch.

Der Nachteil dieser autostereoskopi-schen Bildschirme ist oft, dass man nuraus einem bestimmten Blickwinkel einoptimales Bild hat. Dieses Problem löstdie Firma Seefront, die Techniken ent-wickelt, um Produkte 3-D-fähig zu ma-chen. Der Seefront-3-D-Bildschirm hateine eingebaute Kamera, die dem Be-nutzer folgt und das Bild dem Standortdes Betrachters anpasst. Man kann sichalso nach links oder rechts, vor und zu-rück bewegen und bekommt immer einperfektes 3-D-Bild.

Lautsprecher für LaptopsS. B. Mit zusätzlichen Lautsprechernmöchte Logitech mobilen Computernunterwegs Gehör verschaffen. Das Lap-top Speaker Z205 genannte Produkt istklein – 3,5 Zentimeter tief und 6,4 Zen-timeter hoch –, soll aber mit zwei Laut-sprechern und einem eingebautem Ver-stärker trotzdem aufhorchen lassen. Die

Bedienelementen sind auf der Ober-seite des Geräts einfach zugänglich.Eine USB-Verbindung sorgt für dieStromversorgung. Der Logitech LaptopSpeaker Z205 ist ab März 2010 fürknapp 60 Franken erhältlich.

Rückschlag für Computerspiele(sda) Nach Jahren des Wachstumshaben die Hersteller von Computer-und Videospielen im Krisenjahr 2009einen Rückschlag erlitten. Die Verkäu-fe gingen um 5,8 Prozent auf 382,4 Mil-lionen Franken zurück, wie der Bran-chenverband Swiss Interactive Enter-tainment Association am Montag mit-teilte. Trotz eingetrübter Konsumen-tenstimmung verlief das Weihnachts-und Jahresend-Geschäft aber erfreu-lich. Im Schlussquartal erwirtschaftetdie Branche in der Regel die Hälfteihrer Jahreseinnahmen. Der Umsatzmit stationären und mobilen Spiel-konsolen sank im vergangenen Jahr um10 Prozent auf 144,5 Millionen Fran-ken. Der Markt für Computer- undVideospiele zeigte sich etwas resisten-ter: Hier nahmen die Verkäufe um 3Prozent auf 237,9 Millionen Frankenab. Für das laufende Jahr rechnet dieBranche mit einer Stabilisierung derUmsätze auf dem Niveau von 2009.Schub erhoffen sich die Hersteller vonNeuheiten bei der Steuerung vonSpielkonsolen.