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74434 www.concept-ophthalmologie.de Ausgabe 1-2012 Fachmagazin für Augenärztinnen und Augenärzte Zukunftsweisend Individualisierte Therapien Versorgungsforschung Lebensqualiät bei AMD verbessern VEGF-Hemmer Aktuelles zu neuem Wirkstoff Evolution der Revolution Lamelläre Keratoplastik Spannungsfeld Profitorientierung oder nicht? CONCEPT OPHTHALMOLOGIE 1 2012 Unbenannt-3 1 27.01.12 15:34

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  • 74434www.concept-ophthalmologie.de

    Ausgabe 1-2012 Fachmagazin für Augenärztinnen und Augenärzte

    ZukunftsweisendIndividualisierte Therapien

    VersorgungsforschungLebensqualiät bei AMD verbessern

    VEGF-Hemmer Aktuelles zu neuem Wirkstoff

    Evolution der Revolution Lamelläre Keratoplastik

    SpannungsfeldProfitorientierung oder nicht?

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  • 301 / 2012Concept Ophthalmologie

    editorial

    Vierblättriges KleeblattVerleger Heinz Jürgen Höninger

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    Mittlerweile sind wir im Markt angekommen. Wir haben unsere Konzeption umgesetzt, ein Magazin zu machen, das stark vom Geist der Herausgeber geprägt ist. Alleine konnten und wollten wir es auf Dauer nicht stemmen, sondern träumten von Beginn an von vier Herausgebern, die das thema-tische Führungsteam darstellen sollten. So waren wir froh, als wir vor zwei Jahren mit PD Dr. Anja Liekfeld eine Klinikchefin (Chefärztin der Augen-klinik Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam) fanden, die nicht nur jung und überaus engagiert ist, sondern durch ihre offene Art so gut zu uns passt. Seit ich mit ihr arbeite, weiß ich, wie effektiv weibliche Multitasking-Fähigkeit ist. Sie hat dem Magazin einen besonderen Schub gegeben: neue Kontakte, neue Autoren, neue Themen. Für unsere Redaktionsleiterin Susanne Wolters ein wahrer Se-gen in der Zusammenarbeit.

    Nun bin ich froh, die Vollendung des Quartetts verkünden zu dürfen. Mit Professor Dr. Albert J. Augustin (Direktor der Augenklinik, Städtisches Klinikum Karlsruhe) kommt ein Retina-Spezialist ins Herausgebergremium, dessen Engagement uns noch einmal beschleunigen wird (Lesen Sie dazu das Interview auf Seite 10). Klar, dass er zu uns passt. Ich freue mich jedenfalls ganz außerordent-lich und bin den Dreien sehr dankbar, dass sie sich dem Wagnis ausgesetzt haben, mit einem Sozial-wissenschaftler gemeinsam am Herausgebertisch zu sitzen. Aber ich denke, sie wissen, was sie tun.

    In diesem Sinne grüßt Sie herzlich

    Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

    ... seien Sie bitte nicht allzu enttäuscht, wenn Sie an dieser Stelle nicht – wie gewohnt – die Gedanken un-seres Herausgebers Professor Dr. Dannheim lesen. Ich kann Ihnen versichern, dass er in der nächsten Ausgabe wieder wie gewohnt an dieser Stelle schrei-ben wird. Doch momentan weilt er auf der anderen Seite der Welt und nimmt am „20th International Visual Field and Imaging Symposium“ in Melbour-ne teil. Texte vorzuschreiben, wenn die Hefte noch nicht fertig sind, ist nicht seine Art. Das Editorial ist stets der letzte Text, bevor es in den Druck geht. Und ich weiß, wie schwer es ihm gefallen ist, gerade weil er tief in der Diskussion zum KV-Beschluss der Honoraränderung für Augenärzte ab Januar 2012 steckte und hierzu berichten wollte. Leider kann ich seinen Part nicht übernehmen – schlichtweg, weil mir dazu das Recht zur Rede fehlt. Aber ich weiß, wie überaus empört er und seine Mitdiskutanten sind. Im nächsten Heft wird er sicherlich seine Posi-tion dazu darlegen.

    So möchte ich – als Verleger und Mitherausgeber – die Chance dieses prominenten Platzes nutzen, mich zunächst einmal bei allen zu bedanken, die unser Magazin in den vergangenen fünf Jahren so überaus positiv begleitet haben. Denn fünf Jahre ist es nun her, seit wir zur AAD 2007 erstmals er-schienen. Ich erinnere mich noch wie heute daran, als ich Professor Dannheim auf der DOG 2006 um die herausgeberische Mitarbeit an einem neuen ophthalmologischen Fachmagazin bat. Wir kann-ten uns schon einige Jahre über die interessante Zusammenarbeit am Patientenmagazin Augenlicht VisionCare. Er zögerte nicht lange, sondern sagte spontan: „Ja, aber nur, wenn es um Konzeptionen geht.“ Damit war auch der Name geboren.

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  • 501 / 2012Concept Ophthalmologie

    perspektiven

    08 Klinik-Expansion Nachgefragt: Warum eine türkische Klinikgruppe nach Deutschland kommt

    retina spezial

    10 „Offen für Neues“ Interview mit Prof. Dr. A. Augustin über den weiteren neuen Heft-Schwerpunkt

    medizin

    12 VEGF Trap-Eye Aktuelles über den neuen Wirkstoff 14 Zukunftsweisend Die Rolle des OCT in der individualisierten Therapie 17 Lebensqualität von AMD-Patienten Ergebnisse der Versorgungsforschung des AMD-Netz NRW 20 Netzhaut und mehr Fortbildung in Münster

    22 Keratokonus 1. Symposium in Homburg/Saar

    23 Adventssymposium Treffen in Köln

    24 Seidenfasern für den Sehnerv Interview mit Prof. Dr. T. Claudepierre über seine Forschung an neuem Biomaterial

    ophthalmo-chirurgie

    28 Revolution, Evolution

    – Evolution der Revolution: Die neuen lamellären Techniken der Hornhauttransplantation sind mittlerweile zum Stan-dard bei rein stromalen und rein endothelialen Hornhaut-erkrankungen geworden.

    – No-Touch- und One-Step-Ober-flächenbehandlung: Die Trans-PRK ist eine neue Methode der Excimerlaserchirurgie.

    aus der praxis

    26 Erfahrungen in der Klinik Aus der Patientenperspektive

    ophthalmo-chirurgie

    27 Editorial PD Dr. med. Anja Liekfeld

    28 Je dünner desto besser Lamelläre Keratoplastik

    30 Trans-PRK Neue Methode der Excimer-Laserchirurgie

    32 Femtosekundenlaser Neuer Einsatz bei der Katarakt-OP

    33 Chirurgische Intervention Fortbildung in Duisburg

    kontaktologie

    36 Fluoreszein Hilfe in der Anpassung und Diagnose

    CONCEPT zukunft

    39 Marketing im Spannungsfeld Profitorientierung oder nicht?

    40 Privatarzt werden Bundeskongress für Privatmedizin

    42 Geld anlegen – aber richtig Serie für Privatanleger

    Bach

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    standards

    03 Editorial06 News31 Impressum34 Termine43 Update Aus den Unternehmen

    45 Marktplatz Marktübersichten, Produkte

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    news menschen + meldungen

    01 / 2012Concept Ophthalmologie

    BDOC

    Mehrkostenregelung begrüßtFür Augenärzte und ihre Patienten bringe das Versorgungsstrukturgesetz seit 01.01.2012 eine Verbesserung bei Katarakt-Operationen, teilt der Bundesverband der Deutschen Oph-thalmochirurgen (BDOC) mit. Bisher waren verschiedene moderne Linsentypen mit Zu-satznutzen (z.B. asphärische, multifokale und torische IOL) nicht im Leistungskatalog der GKV enthalten. Künftig zahle der Patient nicht mehr den Gesamtbetrag, sondern nur noch die Mehrkosten für den ärztlichen Mehraufwand und die Linsenkosten bei Implantation einer Premiumlinse. Welche Kosten die Krankenkas-sen dabei übernehmen müssen, müsse nun der Bewertungsausschuss entscheiden. Der BDOC begrüßt die patientenfreundliche Mehrkosten-regelung und sieht sich als Vorreiter, weil er bereits Premiumlinsen-Verträge mit Kranken-kassen geschlossen hat.

    Oculus

    AusbildungszertifikatDie Oculus Optikgeräte GmbH aus Wetzlar wur-de durch die Agentur für Arbeit für ihr hervor-ragendes Engagement in der Berufsausbildung ausgezeichnet und erhielt als erstes Unterneh-men im Lahn-Dill-Kreis das „Ausbildungszer-tifikat“. Begründet wurde dies mit der hohen Ausbildungsquote der Firma, die stets über dem Bundes- und Landesdurchschnitt gelegen habe. Seit 1947 hat der Betrieb mehr als 280 Fach-kräfte ausgebildet. „Die Tatsache, dass Oculus seit der Nachkriegszeit trotz beträchtlicher Aus-bildungskosten kontinuierlich ausbildet, fast 100 % der Jugendlichen zum Ausbildungserfolg führt und nahezu jedem Auszubildenden ein tragfähiges Übernahmeangebot unterbreitet, waren für uns weitere entscheidende Faktoren für die Verleihung des Zertifikats“, erklärte die Leiterin der Wetzlarer Agentur für Arbeit bei der Urkunden-Übergabe. Geschäftsführer Rai-ner Kirchhübel freut sich über die Bestätigung der langjährigen guten Arbeit in der Ausbil-dung: „Wir verstehen die duale Ausbildung als Strategie, dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen. Außerdem ist die Förderung des Nachwuchses ein wichtiger Baustein der Quali-tätssicherung und trägt damit entscheidend zum Erfolg unseres Unternehmens bei.“

    Symposium

    3. Potsdamer VeranstaltungAm 03.03.2012 findet das 3. Potsdamer Ophthalmologische Symposium der Klinik für Augenheilkunde, Klinikum Ernst von Bergmann, statt. Chefärztin PD Dr. Anja Liekfeld möchte auch in diesem Jahr intensive und persönliche Diskussionen einzelner ophthalmologischer Themen und den interkollegialen Austausch in den Vordergrund stellen. Die Referenten und ihre Themen: „Glaukom – aktuelle Thera-pierichtlinien“ (Prof. Dr. Dr. h.c. F. Grehn, Würzburg); „Refraktive Chirurgie heute: was, wann, für wen?“ (Prof. Dr. M. Knorz, Mannheim) sowie ein ophthalmologischer Ausblick von Mitarbeitern der Augenklinik. Auch kulturelle, kulinarische und künstlerische Anregungen stehen auf dem Programm, so die Ausstellung „Von der Lust zu sehen – 1000 Augenblicke“ von Karin Koch und musikalische Unterhaltung durch das „Mückenheimer Trio“. Rückfragen: PD Dr. A. Liekfeld, Tel. 0331/241-5102; Anmeldung: [email protected], Fax 0331/241-4016

    Hornhautbank

    Überprüfung bestandenBereits 2010 konnte die Lions-Hornhautbank Saar-Lor-Lux, Trier/Westpfalz an der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum des Saarlandes erfolgreich nach der internationalen Norm DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert werden. Im Rahmen dieser Zertifizierung finden jährlich sogenannte Überwachungsaudits statt, die die ständige Weiterentwicklung und Verbesserung der zertifizierten Institution überprüfen und si-cherstellen. Ein solches Überwachungsaudit fand erstmalig am 31.10.2011 in der Augenkli-nik statt und wurde erfolgreich abgeschlossen. Die im Jahr 2000 gegründete Hornhautbank hat 2010 die Transplantation von 210 Hornhäuten durchgeführt, 2011 waren es bis Ende Oktober bereits 220. Trotzdem besteht weiterhin eine Warteliste mit 160 Patienten aller Altersklassen. Klinikdirektor Prof. Dr. Berthold Seitz ruft daher weiterhin zur Spendebereitschaft auf, da auch im Bereich der Hornhautspende ein deutlicher Spendermangel vorliegt.

    Carl Zeiss Meditec

    Auf WachstumskursDer Medizintechnikanbieter Carl Zeiss Me-ditec hat das vergangene Geschäftsjahr (Ende: 30.11.2011) erfolgreich abgeschlossen. Alle Re-gionen und strategischen Geschäftseinheiten hätten zum Ergebnis beigetragen, so die Pres-semitteilung. „Ungeachtet der sich allgemein erschwerenden wirtschaftlichen Rahmenbedin-gungen konnten wir unseren Wachstumskurs fortsetzten – und sogar unsere Erwartungen übertreffen“, so Vorstandsvorsitzender Dr. Ludwin Monz. Das Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr 2010/2011 einen Konzernumsatz in Höhe von 758,8 Mio. EUR, eine Steigerung von 12,1 % gegenüber dem Vorjahr. Das Ergeb-nis (vor Zinsen und Steuern) konnte um 19,4 % auf 103,6 Mio. EUR sogar überproportional ge-steigert werden. „Obgleich wir weiterhin in die Entwicklung neuer Produkte und den Auf- und Ausbau der Vertriebs- und Servicestrukturen investiert haben, konnten wir die Profitabilität erhöhen. Nicht zuletzt, weil es uns gelungen ist, die Herstellkostenposition weiter zu verbes-sern,“ erläutert Monz. Die EBIT-Marge erhöhte sich auf 13,6 %und der Gewinn je Aktie konnte auf 0,82 EUR gesteigert werden.

    OberScharrer-Gruppe

    Kooperation wird beendetDer fünfjährige Kooperationsvertrag zwischen dem Klinikum Nürnberg und der OberScharrer-Gruppe wird einvernehmlich zum 31.05.2012 enden, teilten die Beteiligten in einer gemein-samen Presseerklärung mit. Die Beendigung erfolge aufgrund unterschiedlicher strate-gischer Ausrichtungen. Beide Partner blickten auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit zurück. PD Dr. Schmidbauer bleibt Chefarzt der Augen-klinik Nürnberg und wechselt zum 01.06.2012 von der OberScharrer-Gruppe dorthin. Kli-nikvorstand Dr. A. Estelmann betont, „die Kooperation mit der OberScharrer-Gruppe in den letzten fünf Jahren war sehr erfolgreich und hat die Augenklinik Nürnberg einen ent-scheidenden Schritt weitergebracht.“ Dr. A. Scharrer, Geschäftsführender Gesellschafter der OberScharrer-Gruppe, resümiert, „die Zu-sammenarbeit mit dem Klinikum Nürnberg war eine echte Herausforderung und hat uns viel Freude gemacht.“ Beide betonen, dass die Par-teien auf medizinischer Ebene weiter kooperie-ren werden, z.B. in der Qualitätssicherung, der Fort- und Weiterbildung, der Leitlinienerstel-lung für eine optimale Patientenversorgung.

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  • perspektiven klinik-expansion

    01 / 2012Concept Ophthalmologie

    Mit dem World Eye Center in Frankfurt am Main hat die türkische Dünyagöz Klinikgruppe im Juli 2011 einen ersten Standort in Deutschland eröffnet und bietet dort das gesamte Leistungsspektrum der Augenheilkunde an. Wir fragten die Geschäftsführerin Selin Yildirim Peker, eine ausgewiesene Medizintourismus-Expertin, nach den Gründen für die Expansion.

    Land

    Frau Peker, warum hat die Klinikgruppe eine Augenklinik in Deutschland eröffnet? Wir hatten die Inbetriebnahme eines Zentrums in Deutschland schon seit einigen Jahren geplant, doch zunächst mussten wir den richtigen Standort und das passende medizinische Personal finden, um die hohe Qualität, die sich mit dem Namen Dünya-göz verbindet, auch in Deutschland gewährleisten zu können. Die Entscheidung für Frankfurt war wohlüberlegt: Mit der stra-tegisch günstigen Lage der Metropole und ihrer entsprechend hervorragenden verkehrstechnischen Anbindung können wir einen großen Einzugsbereich in ganz Europa abdecken. Als Finanzzentrum weist Frankfurt zudem eine sehr internatio-nale Bevölkerung mit einem hohen Durchschnittseinkommen auf. Daher glauben wir, dass das hier der richtige Ort ist, um die Dünyagöz Gruppe auf dem deutschen Markt zu etablieren. Vor dem Hintergrund unserer 15-jährigen Erfahrung in der Au-genheilkunde und der bei uns üblichen Anwendung der neues-ten Technologien zielen wir natürlich auf eine höchst mögliche Kundenzufriedenheit ab. Wir gehen auch davon aus, dass wir uns durch die Erfahrungen, die wir hier in Frankfurt sammeln werden, in den kommenden Jahren auch in Deutschland einen guten Namen machen – und damit weiter expandieren werden.

    Sie werben im Internet auch damit, dass man in der Türkei nicht nur preiswert behandelt wird, sondern das auch noch mit einem Urlaub verbinden kann („Lasik and Holiday“ – Pakete zum Ge-sundheitstourismus). Wie sind Ihre Erfahrungen damit? Als erstes Zentrum für Augenheilkunde in der Türkei war und ist der Gesundheitstourismus für uns von höchster Priorität. Schließlich ermöglicht er uns, auch ausländischen Patienten eine qualitativ hochwertige Augenbehandlung anzubieten – und ihnen zugleich die Schönheit unseres Landes näher zu bringen. Heute bieten unsere Zentren einen „Fünf Sterne Komfort“-Service in Verbindung mit der modernsten ophthal-mologischen Technologie an. Fast jedes Jahr werden 30.000 internationale Patienten in Istanbul, Ankara, Antalya oder Samsun behandelt. Ihre Flüge, der Transfer von den Flughäfen, ihre Unterkunft, die Städteführungen – all das wird von uns komplett arrangiert und betreut. So können unsere Patienten ihren Aufenthalt genießen, ohne sich über organisatorische Angelegenheiten sorgen zu müssen. Die meisten kommen aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Großbritannien, den skandinavischen Ländern und dem Nahen Osten. Um auf die erste Frage zurückzukommen – als wir in Frankfurt eröff-neten, hatten wir also bereits zahlreiche deutsche Patienten er-folgreich behandelt. Die hier geltenden hohen Ansprüche sind uns durchaus vertraut.

    Welche Zielgruppe sprechen Sie in Deutschland an?Unsere Zielgruppe ist nicht die türkische Gemeinde der Bun-desrepublik, sondern alle Menschen, die in Deutschland leben – unabhängig von ihrer Herkunft. Rund 80 Prozent unserer Frankfurter Patienten kommen aus Deutschland. Außerdem behandeln wir viele Patienten aus benachbarten Ländern wie Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz.

    Deutsche reisen zur Laser-OP in die Türkei oder zur Zahnbehand-lung nach Polen. „Medizintourismus“ hat den Ruf des Riskanten. Immer wieder hört man in den Medien von billigem Pfusch. Wie stehen Sie zu diesen Aussagen?Wenn es um das Thema Gesundheit geht, muss der Fokus auch auf dem Wohlbefinden der Patienten liegen. Das ist der Leitsatz unserer Gruppe. Wir alle wissen, dass ein Patient – egal welcher

    Selin Yildirim Peker ist Geschäftsführerin des World Eye Center Frankfurt am Main und Vizepräsidentin der Dünyagöz Klinikgruppe

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    In einem anderen

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    klinik-expansion perspektiven

    01 / 2012Concept Ophthalmologie

    Nationalität – nicht in eine Behandlung einwilligt, nur weil sie preiswert ist. Patienten suchen stets nach den gängigsten Behand-lungsmethoden, den neusten Technologien, den erfahrensten Ärzten. Wenn all diese Kriterien stimmen, erst dann schauen die Kunden zunächst auf den Preis und entscheiden sich dann für ein Land und ein Unternehmen, das ihnen die besten Kon-ditionen bietet. Mittlerweile führt unsere Gruppe jährlich rund 30.000 Augenbehandlungen bei europäischen Patienten durch.

    Sie bieten in Frankfurt eine Femto-Lasik ab 750 Euro pro Auge an. Wie geht das: gute Adresse, Hightech-Geräte und niedrige, um nicht zu sagen Dumpingpreise für die Behandlung?Wie Sie wissen, ist das Preisspektrum für Lasik-Behandlung in Deutschland äußerst breit – und wir gehören darin übrigens weder zu den billigsten noch zu den teuersten Anbietern. Die Gründe für unsere Preisstabilität auf günstigem Niveau sind zahlreich: Zunächst einmal wäre da die Anzahl der Behand-lungen, die in den Zentren von Dünyagöz wesentlich höher ist als in vergleichbaren deutschen Kliniken. Diese hohe Fre-quenz erlaubt uns, auf niedrigem Preisniveau kostendeckend zu arbeiten. Außerdem investieren wir kontinuierlich in neue Technologien, weshalb wir als internationaler Kunde bei den Zulieferern besonders gute Preise erzielen. Auch diesen Vorteil geben wir an unsere Patienten weiter. Dabei bieten wir Qualität auf höchstem Niveau: Viele unserer Ärzte sind anerkannte Ex-perten, die als Key Speaker auf den wichtigsten ophthalmolo-gischen Konferenzen und internationalen Branchen-Kongressen fungieren. Sie halten sogar regelmäßig selbst Fortbildungen für Ärzte ab. Schlussendlich möchten wir uns dauerhaft in Deutsch-land etablieren, darum ist uns ein gutes Verhältnis zu den Men-schen hier sehr wichtig. Doch dafür müssen uns die Leute erst einmal erreichen – dazu dient unsere sechsmonatige Kampagne, die natürlich auch preispolitische Akzente setzt.

    Welche Qualifikationen haben Ihre Ärzte und wie viele Operati-onen weisen sie im Durchschnitt nach?Im Moment haben wir drei Ärzte – alle deutsche Staatsbürger – die fließend Deutsch sprechen. In den kommenden Tagen werden wir einen vierten Arzt einstellen. Sie alle sind sehr gut ausgebildet in ihrem Fachgebiet und verfügen über ein enormes Erfahrungspotenzial, wenn auch nicht alle operativ. Unser Facharzt für Chirurgie in Frankfurt übernimmt durchschnitt-lich 70 Operationen im Monat. In Istanbul ist die Frequenz deutlich höher: Hier werden monatlich 50.000 Voruntersu-chungen, 3.000 Laseroperationen und rund 5.000 allgemeine Operationen durchgeführt. All dies geschieht auf höchstem fachlichen Niveau, schließlich haben wir als dritte Klinikgrup-pe weltweit überhaupt die Akkreditierung durch die „Joint Commission International“ (JCI) erhalten. Selbstverständlich verfügen wir auch über TÜV- und ISO-Zertifizierungen. In all unseren Zentren verwenden wir ausschließlich Equipment, das von der FDA geprüft wurde. Und mit Prof. Ioannis Pallikaris, dem Begründer der Lasik-Methode und Rektor der Universi-tät von Kreta, haben wir einen wissenschaftlichen Direktor

    von Weltrang in unseren Reihen. Jeden Monat hält er wissen-schaftlich-medizinische Meetings mit unseren Ärzten ab.

    Sind Sie im Verband VSDAR? Momentan verschaffen wir uns noch einen detaillierten Über-blick über die für uns potenziell relevanten Mitgliedschaften in deutschen und europäischen Organisationen.

    Wie sind Sie zertifiziert?Die Dünyagöz Gruppe hat das sogenannte JCI-Qualitätszer-tifikat in der Türkei erhalten. Alle Zentren dort verfügen über das TSE ISO 9001 (Türkische ISO); und seit 2007 hat unser Zentrum in Ataköy auch das deutsche ISO 9001:2000 vom TÜV-SÜD erhalten. Derzeit arbeiten wir an weiteren Zerti-fizierungen für unser Zentrum in Frankfurt: Unser primäres Ziel ist, eine ISO- und im Anschluss die TÜV-Zertifizierung für Lasik zu erhalten.

    Planen Sie noch weitere Center in Deutschland?Hierauf ein ganz klares Ja. Wir rechnen mit mindestens drei weiteren Zentren: möglicherweise eines im Norden von Ber-lin oder Hamburg, eines in der Region Nordrhein-Westfalen – vielleicht Köln oder Düsseldorf – und ein weiteres Muss ist ganz klar München. Daneben denken wir aber auch über Inve-stitionen in Großbritannien nach – eine Top-Klinik in London im kommenden Jahr schwebt uns da vor. Unser „Drei-Jahres-Plan“ sieht aber auch Kiew/Ukraine, Moskau/Russland, Oslo/Norwegen und ein Zentrum im Mittleren Osten vor.

    Sie wurden im Oktober 2011 in Chicago mit dem „Leadership Award” in der Kategorie „Innovation in Medical Tourism” ausge-zeichnet. Der internationale Verband für Medizintourismus wür-digt damit Ihre herausragenden Leistungen für diese Branche. Wie definiert man eigentlich Gesundheitstourismus? Gesundheitstourismus ist ein weltweit wachsender Markt, der die bestmögliche Behandlung zu einem vernünftigen Preis in einem anderen Land garantiert. Sicherlich muss die Auswahl des Unternehmens und des Arztes vorsichtig getroffen werden. Neben der Technologie, der Qualität und dem Preis sollten sich Patienten auch immer über die Klinik informieren. Diese muss stets in der Lage sein, auch internationale Patienten zu versor-gen – die Serviceleistungen sollten also international ausgerich-tet sein. In unserer Gruppe sprechen die Ärzte bis zu 19 ver-schiedene Sprachen und unsere Mitarbeiter zehn. Wir haben Synagogen, Kirchen und Moscheen in unseren Kliniken für Patienten mit religiösen Bedürfnissen. Bei der Entscheidung für die richtige Klinik müssen Patienten auch das Know-how des Unternehmens im Bereich Gesundheitstourismus berück-sichtigen. Ich bin sehr stolz, als Executive Vice President der Dünyagöz Gruppe Türkei und als CEO Dünyagöz Deutsch-land diese Auszeichnung erhalten zu haben. Sie unterstreicht übrigens auch die Position, die meine Heimat mittlerweile auf diesem Sektor einnimmt.

    Das Interview führte Susanne Wolters

  • 10

    retina spezial perspektiven

    01 / 2012Concept Ophthalmologie

    Prof. Dr. Albert J. Augustin wird sich künftig als Herausgeber des neuen Schwerpunkts „Retina Spezial“ in CONCEPT Ophthalmologie engagieren. Wir haben mit ihm über seine Vorstellungen und Pläne gesprochen, die in manchem über das rein Fachliche hinausgehen.

    „Offen sein für Neues“

    Herr Prof. Dr. Augustin, zunächst einmal möchte ich meine Freude darüber ausdrücken, dass Sie sich zur Herausgeberschaft bereit erklärt haben. Die Idee schlummerte schon länger in mir, kon-kret nach Ihrem Symposium Retina Summit 2009 in Karlsruhe. Damals referierten 20 Retinaexperten über die Trends im chirur-gischen und pharmakologischen Bereich. Zu der Zeit waren wir als Magazin aber noch nicht so weit, schließlich waren wir erst im dritten Jahr auf dem Markt. Mich hatte damals die Stimmung auf dem Symposium fasziniert, der freundschaftliche Umgang der Referenten miteinander. Man spürte etwas von einer lebendigen, ja teils fröhlichen Scientific Community. Werden wir davon im Heft etwas spüren unter Ihrer Herausgeberschaft? Prof. Augustin: Das hoffe ich doch! Die Referenten, die Sie ansprechen, sind retinologische „Schwergewichte“ und gute Freunde. Vor allem vermitteln sie einem das, was ich kürzlich in einem Aufsatz des Neurobiologen Joachim Bauer über die Frage „Was treibt den Menschen?“ gelesen habe. Die Antwort: „Lohnend aus der Sicht des Gehirns ist es, Vertrauen, soziale Wertschätzung und Kooperationsbereitschaft zu erleben“. Ich glaube, dass während des gesamten Symposiums dieser „Spirit“ zu spüren war. Genauso sollten wir gemeinsam diese neue Rubrik mit positivem Leben füllen.

    Bevor wir tiefer einsteigen: Geben Sie unseren Leserinnen und Lesern einen kurzen Einblick in Ihre private und berufliche Vita. Wer ist dieser Augustin?Die Augenheilkunde ist ein kleines Fach und wir kennen uns ja alle. Daher werde ich nicht mit meiner chronologischen Vita, die mich über Würzburg, Bonn und Mainz nach Karlsruhe ge-führt hat, langweilen. Beruflich möchte ich – wie vermutlich je-dermann – das Erlebnis haben, etwas zu vollbringen, dies am liebsten intellektuell anspruchsvoll und qualitativ hochwertig. Nur so erlebt man Genugtuung und dies fördert wiederum die Lust an der Arbeit. Unser Beruf ist sicherlich facettenreich und geht weit über die klinische Tätigkeit hinaus. Gleichwohl bleibt neben dem wissenschaftlichen Arbeiten die operative Augen-heilkunde unser Schwerpunkt. Ich lege allerdings großen Wert darauf, dass Arbeit nicht nur gleichzusetzen ist mit dem oft sehr eng gefassten Begriff der beruflichen Tätigkeit. Damit sind wir auch beim zweiten Teil Ihrer Frage angelangt, der privaten Vita. Hier erlebe ich einen Ausgleich der besonderen Art. Wie viele

    meiner Kollegen wissen, führe ich mit meinem Bruder im Fami-lienverbund ein Weingut mit einem kleinen Hotel. Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir im letzten Jahr mit unserer Wein-kollektion vom Gault Millau zur „Entdeckung des Jahres“ ge-wählt wurden. Inmitten des Weingutes verbringe ich auch meine Freizeit. So kann ich heute für mich feststellen, dass das Phä-nomen, die eigene Identität in der Arbeit zu finden, zu Beginn des Arbeitslebens dem Fortkommen absolut dienlich sein mag, jedoch ist es zur physischen und psychischen Gesunderhaltung absolut erstrebenswert, sich öfters der Kontemplation hinzuge-ben: in meinem Fall z.B. beim Arbeiten im Weingut oder beim Radfahren in Franken den Wechsel der Natur im Laufe des Jahres zu erleben. Dabei ist mir die Idealvorstellung der Grie-chen am sympathischsten: Die Muße war das eigentliche Leben.

    Ja, die alten Griechen und ihre Muße. Wir Deutschen halten es eher mit dem Müssen. Aber wir verfügen auch über ein besonders ausgeprägtes Sehnen hin zu mediterranen Gefilden. So haben wir zwei Seelen in unserer Brust – und in Ihrem Fall können Sie das Kümmern um den Wein ja noch mit dem Ringen um gesunde Augen verbinden. Der Bioflavonoidkomplex soll der Netzhaut doch zuträg-lich sein? In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an die Dis-kussion um Blaulicht und einen Artikel von Ihnen mit dem Hinweis, der Mensch sei doch kein Lurch. Ist Blaulicht noch ein Thema? Ja, wir müssen aufpassen mit dem „Müssen“, das ist nicht krea-tivitätsfördernd. Die Bioflavonoide sind sicherlich ein wichtiger Bestandteil, aber auch andere Substanzen spielen hier eine Rolle, vornehmlich Antioxidantien, wie sie sich auch im Rotwein be-finden. Ansonsten gilt immer noch: „Wir sind, was wir essen“. Beispielsweise führt Essen, abhängig von den Bestandteilen, zu einer mehr oder weniger starken Entzündungsantwort und der Produktion freier Radikale. Insgesamt sind diese Reaktionen, die wir schon seit mehr als zwei Jahrzehnten bearbeiten, zentraler Bestandteil der Pathogenese vieler Erkrankungen. Der Begriff Entzündung impliziert schon das Feuer, welches am Entzün-dungsherd lodert und damit für die Beschwerden sorgt. Bio-chemisch ist dies hauptsächlich auf die Bildung freier Radikale zurückzuführen. Die heute sattsam aus der Werbung bekannten Antioxidantien sollen dem entgegenwirken, unsere Gesundheit bewahren und das Leben verlängern. Blaulicht ist sicher noch ein Thema, allerdings haben wir uns – glücklicherweise – wieder weg

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    interview retina spezial

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    von der Polemik hin zum wissenschaftlichen Austausch bewegt. Dies bedeutet, dass sich nun nur noch eine kleine Gruppe damit beschäftigt und man vielleicht deswegen den Eindruck gewin-nen mag, dass Blaulicht und seine Wirkungen kein Thema mehr sind. Noch ein Wort zu den Flavonoiden, die ja im Rotwein und in dunkler Schokolade vorkommen: Hier gilt ein antihyperten-siver Effekt und ein Schutzeffekt vor Herzinfarkt als erwiesen. Wir lassen beispielsweise von einer kleinen Manufaktur Pralinen mit dunkler Schokolade und unserem Rotwein produzieren und tragen so vielleicht ein wenig zur Gesunderhaltung bei.

    Biochemie ist eine stille Leidenschaft von Ihnen, erinnere ich mich da recht?Richtig, vor dem Medizinstudium habe ich Biologie und Che-mie studiert und hierbei meine Schwerpunkte auf die physika-lische Chemie und die Biochemie gelegt.

    Nun zur Retina. Welche Herausforderungen sind hier zu meistern?Naja, irgendwie ist Ernüchterung eingekehrt – wir haben eine „one size fits all“-Situation: Anti-VEGF-Präparate sind jetzt für die Therapie von Makulaödem nach Venenverschlüssen, bei Diabetes und natürlich zur Therapie die feuchten AMD zu-gelassen. Wir wissen, dass wir sehr lange therapieren müssen und nicht immer den gewünschten Erfolg erzielen. Wir haben sozusagen akzeptiert, dass man in vielen Fällen chronisch thera-pieren muss. Es wird weitere Anti-VEGF-Präparate geben – al-lerdings werden diese auch keine Revolution initiieren. Steroide sind auch noch da, spielen aber derzeit eine untergeordnete Rol-le. Lediglich bei der Uveitis scheint ein neues Steroidapplikati-onsverfahren gut zu wirken. Im Bereich der Vitrektomie gibt es eine neue Maschinengeneration, die mehr Sicherheit verspricht, eine Revolution ist hier jedoch auch nicht in Sicht – lediglich ein Mikroplasminpräparat zur Vitreolyse könnte das Feld mittelfri-stig etwas verändern. Zur Therapie der trockenen AMD werden hochinteressante neue Ansätze studiert, es ist allerdings noch zu früh, hier Vorhersagen zu treffen. Gleiches gilt für neuropro-tektive Ansätze. Ich will hier nicht die euphorische Stimmung dämpfen, die sich wegen neuer medikamentöser Ansätze breit gemacht hat, aber es scheint mir, als müsste aus dem Bereich der Grundlagenforschung ganz viel neue Information kommen, um Stagnationstendenzen entgegenzuwirken. Zwei Ausnahmen

    sehe ich derzeit: Bei der Bildgebung dringen wir in Bereiche vor, die wir uns vor einiger Zeit nicht hätten träumen lassen – das ist derzeit sicherlich das spannendste Feld in unserem Fach, auch im Hinblick auf intraoperative Bildgebung. Und wir haben seit kurzem eine Netzhautprothese zur Verfügung, die ähnlich funk-tioniert wie das korrespondierende HNO-Produkt, und sind na-türlich alle gespannt, was diese Innovation dem Patienten bringt.

    Dann sind wir gespannt, welchen Geist Sie als Herausgeber unserer Rubrik „Retina Spezial“ einhauchen werden. Ich nicht weniger. Aber ich freue mich schon auf die Kommu-nikation mit den Autoren und die Sichtung ihrer Texte. Das wird spannend. Aber ich freue mich auch auf die Möglichkeit, andere Sichtweisen und Fragestellungen zu erarbeiten, von de-nen man sich hin und wieder vielleicht zunächst fragt, was sie denn mit uns zu tun haben. Wir sollten offen sein für Neues – auch aus anderen Disziplinen. Zudem: Retinaspezialisten sind nicht nur Ärzte am Auge, sondern auch Menschen, die sich darüber hinaus engagieren – mit Meinungen zu Gesellschaft und Politik. All das würde ich gerne wiederfinden in der Ge-samtschau eines jeden Jahres in „Retina Spezial“.

    Das ist ja das Interessante am Konzept von CONCEPT Ophthal-mologie; es bewegt sich ab und zu mit ungewohnter Perspek-tive auf uns Ärzte und unsere Tätigkeit zu. Ich erinnere mich an Ihren Bericht über den Besuch bei Thomas Neuhann, der auch Privates nicht ausließ und so die Möglichkeit eröffnete, sich diesem außergewöhnlichen Menschen, mit dem ich schon seit vielen Jahren befreundet bin, einmal anders zu nähern. Ich könnte mehrere Geschichten aufzählen. Wir haben uns schließlich auch so kennen gelernt. Ebenso spannend finde ich den verschränkten Kontakt zum Patientenmagazin Augenlicht VisionCare. Da ergeben sich wichtige Synergien, weil die seri-öse Kommunikation zum Beispiel bei Diabetes oder AMD in einer sich demografisch ungünstig verändernden Gesellschaft immer wichtiger wird. Die Angst der Betroffenen ist schließ-lich ein großer Marktreiber für unterschiedlichste Angebote im Gesundheitsmarkt. Mir ist es daher ein Anliegen, nicht nur Größe und Bedeutung des kleinen Fachs Augenheilkunde zu kommunizieren, sondern auch engagiert aufzuklären.

    Das Interview führte Heinz Jürgen Höninger

    Prof. Dr. Albert J. Augustin ist Direktor der Augenklinik Karlsruhe. Ausgleich zurberuflichen Anspannung findet er im familieneigenen Weingut in Sulzfeld. Dortpackt er auch gerne selbst mit an, hier bei der Entsorgung gepresster Trauben

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    medizin vegf-hemmer

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    Studien belegen nach Applikation des neuen Wirkstoffs VEGF Trap-Eye bei feuchter AMD eine Prävention des Sehverlusts und eine Verbesserung der Sehschärfe. Auf einem Presse-Roundtable wurden kürzlich in Berlin die neuesten Ergebnisse vorgestellt. Die Zulassung des Präparats hierzulande wird in diesem Jahr wird erwartet.

    Aktuelles zur AMD-Therapie

    VEGF Trap-Eye (Vascular Endothelial Growth Fac-tor) ist ein lösliches Fusionsprotein aus Bestandtei-len der VEGF-Rezeptoren 1 und 2 basierend auf humanen Aminosäurensequenzen. Es bindet an sämtliche Formen des VEGF-A sowie zusätzlich auch an den verwand-ten Placental Growth Factor (PlGF) und ist ein spezifischer, hochwirksamer Hemmstoff für diese Wachstumsfaktoren. Das Unternehmen Bayer HealthCare arbeitet gemeinsam mit seinem Partner Regeneron an der Entwicklung von VEGF Trap-Eye zur weltweiten Behandlung der feuchten AMD, des Zentralvenenverschlusses der Netzhaut, des diabetischen Makulaödems und der choroidalen Neovaskularisation bei starker Kurzsichtigkeit.

    Der neue Wirkstoff kann bei Patienten mit neovaskulärer (feuchter) altersbedingter Makuladegeneration (nAMD) ei-nen moderaten bis schweren Sehverlust verhindern. Die klinischen Phase-III-Studien VIEW-1 und VIEW-2 (VEGF Trap-Eye: Investigation of Efficacy and Safety in Wet AMD) mit dem bereits in den USA für diese Indikation zugelas-senen Medikament VEGF Trap-Eye in der Dosierung 2 mg (EYLEA™) zeigten nach einem Jahr Behandlung bei circa einem Drittel der Studienteilnehmer eine Visusverbesserung von 15 oder mehr Buchstaben bei einer Behandlung alle zwei Monate nach einer Aufsättigungsphase mit drei monatlichen Injektionen.

    Wie Prof. Dr. Antonia Joussen, Direktorin der Augenkliniken Charité Universitätsmedizin Berlin, auf dem Presse-Round-table am 17. November 2011 ausführte, erhielten die 2.475 Patienten in den beiden internationalen, multizentrischen, aktiv kontrollierten und doppelmaskierten Studien VIEW-1 und VIEW-2 VEGF Trap-Eye in verschiedenen Dosierungen (s. Abb. 1 unten links). Dies waren eine Gruppe mit monat-lichen intravitrealen Injektionen mit 0,5 mg und eine Gruppe mit zweimonatlichen intravitrealen Behandlungen mit 2 mg VEGF Trap Eye. Verglichen wurden diese Behandlungen mit einer Gruppe von Patienten, die Ranibizumab 0,5 mg alle vier Wochen erhielten. Alle Gruppen erhielten zuvor eine Loading dose von drei monatlichen Injektionen mit der entsprechenden Dosierung. Primärer Endpunkt war der Erhalt der Sehschärfe, sekundärer Endpunkt u.a. die mittlere Veränderung der best-korrigierten Sehschärfe (BCVA) nach einem Jahr.

    Ergebnisse von VIEW 1 und 2

    Im Ergebnis waren beim Erhalt der Sehschärfe (Abb. 2 un-ten Mitte) alle Dosierungsschemata von VEGF Trap-Eye der Behandlung mit Ranibizumab gleichwertig bzw. nicht unter-legen. Ein moderater bis schwerer Sehverlust wurde bei 94,4 Prozent in den Ranibizumab-Gruppen und bei 95,3 bis 96,1 Prozent in den VEGF Trap-Eye-Gruppen in beiden Studien

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    vegf-hemmer medizin

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    verhindert. Laut Joussen zeigte VEGF Trap-Eye in der jetzt in den USA zugelassenen Dosierung von 2 mg alle acht Wochen nach dreimaliger Initialbehandlung alle vier Wochen positive und einheitliche Ergebnisse über alle Endpunkte. Die achtwö-chentliche Therapie erzielte eine ähnliche Wirksamkeit wie monatlich verabreichtes Ranibizumab. Dies traf auch für die-jenigen Patienten zu, bei denen unter der Therapie eine Visus-verbesserung von 15 oder mehr Buchstaben beobachtet wurde. Der Anteil betrug unter VEGF Trap-Eye 29,8 bis 33,4 Prozent und unter Ranibizumab 32,4 Prozent nach einem Jahr (Abb. 3 unten rechts). Wie die optische Kohärenztomographie (OCT) in der integrierten Analyse der VIEW-1- und VIEW-2-Daten ergab, war die Abnahme der zentralen Retinadicke (CRT) in Woche 52 unter der Therapie mit VEGF Trap Eye alle acht Wochen am stärksten.

    Für alle der vier Behandlungsgruppen in beiden Studien er-gab sich eine vergleichbare Häufigkeit von Berichten zu uner-wünschten Ereignissen am Auge. Davon waren die häufigsten typisch für Folgen der Injektionen in den Glaskörper bzw. der zugrundeliegenden Erkrankung oder für die untersuchte Al-tersklasse. Die häufigsten dieser unerwünschten Ereignisse am Auge waren Bindehautblutung, Makuladegeneration, Augen-schmerzen, Netzhautblutung und Mouches volantes.

    Wie Joussen weiter sagte, wird derzeit VEGF Trap-Eye bei weiteren Indikationen geprüft. So in der Phase-II-Studie DA VINCI (DME And VEGF Trap-Eye: Investigation of Clinical Impact) zum diabetischen Makulaödem. Den 12-Monats-Ergebnissen zufolge erwies es sich als statistisch signifikant wirksamer als die Lasertherapie bei der Verbesserung der durchschnittlichen BCVA-Veränderung und der Verringerung der Retinadicke im Vergleich zum Studienbeginn. Phase-III-Studien wurden in diesem Jahr gestartet.

    Zwei weitere Phase-III-Studien, COPERNICUS uns GALI-LEO, prüfen die Wirksamkeit und Sicherheit bei Patienten mit Makulaödem infolge eines zentralen Venenverschlusses (ZVV). Primäre Endpunkt-Ergebnisse nach sechs Monaten

    zeigen, dass es unter der Therapie mit VEGF Trap-Eye gegen-über Scheininjektionen zu einer signifikanten Verbesserung im Anteil der Patienten kam, die eine Verbesserung um über drei Zeilen (≥ 15 Buchstaben) aufwiesen. Ebenso wurde ein signifi-kanter Unterschied im durchschnittlichen BCVA und der Reti-nadicke verzeichnet.

    Hohes Erblindungsrisiko

    Der demographische Wandel führt im nächsten Jahrzehnt zu einem dramatischen Anstieg altersabhängiger Augenerkran-kungen mit Erblindungsrisiko (u.a. AMD, Diabetes, Glaukom, Gefäßverschlüsse). Epidemiologische Studien belegen über-dies, dass Patienten bereits durch eine beginnende oder leichte Sehbehinderung (Visus 0,3 bis 0,8) erheblich in ihrer Lebens-qualität beeinträchtigt sind. Am Beispiel der neovaskulären Makuladegeneration wird die Relevanz besonders deutlich. Reduziertes Kontrastsehen bewirkt häufig eine erhöhte Gang-unsicherheit, sodass ältere Personen in ihren Alltagskompe-tenzen eingeschränkt sind, betonte Prof. Dr. Focke Ziemssen, Tübingen. Ein selbst bestimmtes und selbstständiges Leben ist gefährdet. Auch das Sturz- und Verletzungsrisiko ist durch eine Sehverschlechterung erhöht. Zudem kann sie eine Ver-schlechterung der kognitiven Fähigkeiten bewirken, während gutes Sehen durch perzeptive Stimuli positive Auswirkungen auf eine eventuelle Demenz-Entwicklung hat.

    Zudem ist das Erblindungsrisiko bei der AMD hoch. Die Inzidenzrate einer schweren Sehbehinderung bzw. Erblin-dung beträgt circa 50 Prozent (5,56 Personen pro 100.000 Personenjahre), gefolgt vom Glaukom mit 15 Prozent (1,65 pro 100.000 Personenjahre), und diabetischen Augenerkran-kungen mit 10 Prozent (1,16 pro 100.000 Personenjahre). Im Jahr 2030 wird für Deutschland eine durch AMD bedingte Erblindungsinzidenzrate von 9,5 pro 100.000 Personenjahre prognostiziert (Finger RP et al., Invest Ophthalmol 2011; 52: 4381-4389).

    Durch nachhaltige Therapeutika zur Behandlung der AMD, des diabetischen Makulaödems und des Makulaödems auf-grund eines Verschlusses der zentralen Netzhautvene besteht die Chance, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Nach Ziemssen ist eine Erblindung mit einem Visus unter 0,05 durch die subjektive Einbuße an Lebensqualität einem schweren Schlaganfall mit Bettlägerigkeit vergleichbar. Daher sei die Erkennung von Frühstadien und die weitere Optimie-rung des langfristigen Therapiespektrums eine wichtige He-rausforderung für die nächsten Jahre.

    Von Susanne Wolters

    Abb. 1-3: Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit bei neovaskulärer altersbedingter Makuladegeneration: Studiendesign und Ein-Jahres-Ergebnisse VIEW 1 und 2Ba

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    medizin oct-workshop

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    ... so war die Einladung zum ersten OCT-Workshop am 9./10. Dezember 2011 in Heidelberg überschrieben. Und das war die Veranstaltung dann auch. Es ging um individualisierte Thera-pien bei AMD und DMÖ, die eine moderne Diagnostik mit bildgebenden Verfahren erfordern.

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    oct-workshop medizin

    01 / 2012Concept Ophthalmologie

    Die Unternehmen Heidelberg Engi-neering und Novartis Pharma hat-ten gemeinsam eingeladen, an zwei Tagen in der passend futuristischen Architek-tur der Print Media Akademy an Vorträgen, Workshops und Diskussionen über moderne Therapieoptionen und innovative Diagnos-tik bei altersbedingter Makuladegeneration (AMD) und Diabetischem Makulaödem (DMÖ) teilzunehmen. Dabei wurde nicht zuletzt der Frage nachgegangen, was neueste OCT-Systeme leisten und welche Optimie-rungsmöglichkeiten sie für die Anti-VEGF-Therapie bieten können. Reger Austausch von Erfahrungen, Zwischenfragen und Diskussi-onen waren dabei ausdrücklich erwünscht. Das Angebot richtete sich an niedergelassene Augenärzte, die sich mit moderner Diagnose-technologie befassen. Denn, so sagte Kester Nahen, Leiter Globales Marketing und Ge-schäftsentwicklung bei Heidelberg Enginee-ring: Der OCT komme heute eine besondere Bedeutung in der Diagnostik und Überwa-chung der Therapie zu. Zuweiser würden bei Kontrollen zunehmend wichtig, sie müssten die Therapie überwachen und dabei wissen, wie ein OCT funktioniere. Wie die gut ge-füllten Zuhörerreihen im Auditorium bewie-sen, ist dieses neue Format offensichtlich auf ein großes Informationsbedürfnis gestoßen.

    Prof. Dr. Daniel Pauleikhoff (Münster) er-öffnete und moderierte die Fortbildungsver-anstaltung. Die Entwicklung in der Augen-heilkunde schreite stetig voran, nicht zuletzt bei retinalen Gefäßerkrankungen, sagte er. Mit VEGF-Hemmern wie Ranibizumab sei es jetzt möglich, bei einem Großteil der Pa-tienten zumindest eine Stabilisierung des Sehvermögens und zum Teil sogar verlorene Sehkraft wieder zurückzugewinnen. Ein zen-traler Aspekt beim Einsatz von VEGF-Hem-mern sei die Tatsache, dass eine begonnene Therapie mit ihren Kontrollen über einen Zeitraum von Monaten bis Jahren andauere. Für diese längere Therapie anhand individu-eller Behandlungsschemata sei eine moderne Diagnostik zur Indikationsstellung und zum Monitoring zentral. Innovative Bildgebungs-verfahren, mit denen man morphologische vor funktionalen Veränderungen erfassen könne, markierten einen entscheidenden Fortschritt zur qualitätszentrierten individu-alisierten Therapie. Es seien vor allem die

    regelmäßigen Kontrolluntersuchungen, die neben der engen inner- und interdisziplinären Zusammenarbeit den Erfolg der Patientenver-sorgung sicherstellten.

    Multimodale Bildgebung

    Dr. Mathias Maier (München) ging in sei-nem Übersichtsvortrag zum Krankheitsbild der AMD u.a. ausführlich auf die multimo-dale Bildgebung ein, die neben der genauen Diagnostik und Differentialdiagnostik die Vi-sualisierung des Krankheitsverlaufs, die diffe-renzierte Indikationsstellung sowie die exakte Analyse des Therapieerfolges ermögliche. Fluoreszenz-Angiographie (FA), Indocyanin-grün-Angiographie (ICGA), Autofluoreszenz (AF), rotfreie sowie infrarote Aufnahmen lassen sich mit der hochauflösenden Spectral OCT-Modalität kombinieren und erlauben ei-nen umfassenden und differenzierten Einblick in die Netzhautstrukturen. Daneben ermögli-che das Spectralis-OCT eine exakte Darstel-lung der Übergangszone vom Glaskörper zur Netzhaut (vitreoretinales Interface). Die multimodale Bildgebung sei neben der Beur-teilung der feuchten AMD besonders auch für die Diagnostik und die Verlaufskontrolle der trockenen AMD von großer Bedeutung.

    Das trifft auch beim DMÖ zu, wie Dr. Georg Spital (Münster) ausführte. Mit Einführung der OCT-Diagnostik in Ergänzung zu Oph-thalmoskopie und Fluoreszenz-Angiographie hätten sich neue Möglichkeiten zur Ödem-klassifikation, zu differenzierterer Therapie-Indikationsstellung sowie exakterem Thera-piemonitoring ergeben. Vor dem Hintergrund dramatisch zunehmender Diabeteserkran-kungen, aber auch zunehmenden Wissens über Pathogenese, Risikofaktoren und inter-disziplinäre Einflussmöglichkeiten auf die diabetische Retinopathie und das gewandelte Therapiekonzept mit VEGF-Hemmern sei der Anspruch an den Augenarzt in der Be-treuung seiner Diabetes-Patienten gewach-sen. Der Einsatz und die Interpretation der modernen Bildgebungsverfahren müssten eingeübt werden. In seinem Workshop de-monstrierte er später an konkreten Fallbei-spielen die Einsatzmöglichkeit und das Zu-sammenspiel der verschiedenen modernen Diagnostikverfahren.

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    medizin oct-workshop

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    Morphologie vor Funktion

    Zu modernen Behandlungsstrategien bei exsudativer AMD sagte Pauleikhoff, eine Dauertherapie mit Ranibizumab hätte zwar die besten Visusergebnisse, bedeute aber eine Überbe-handlung, die zudem mit einem erhöhten Endophthalmitis-risiko und höheren Kosten verbunden sei. Daher hätten sich in der Praxis variable und individualisierte Behandlungssche-mata etabliert. Zentral sei hierbei die Definition der „erneuten Läsionsaktivität“ für den dadurch erreichen Langzeit-Visus-erfolg. Eine am Visus orientierte funktionelle Behandlungs-strategie habe sich gegenüber einer morphologisch SD-OCT-basierten Strategie erheblich unterlegen gezeigt. Deshalb seien strikte Verlaufskontrollen mit SD-OCT-Vergleich alle vier Wochen für zwölf Monate nach der jeweils letzten In-jektion notwendig bei gleichzeitiger Visusbestimmung und Funduskopie. Wenn neue Blutungen oder im OCT erneute Netzhautverdickungen, neue subretinale Flüssigkeit, eine Zunahme der Rest-PE-Abhebung oder von persistierenden intraretinalen Zysten beobachtet würden, sei eine neue Injek-tionsserie vorzunehmen. Mit dieser individualisierten Wie-derbehandlungsstrategie seien ähnliche Visusstabilsierungen wie in den Zulassungsstudien möglich.

    Dies bestätigte auch Prof. Dr. Heinrich Gerding (Olten/Schweiz): Eine der wesentlichen Feststellungen der CATT-Studie, die Bevacizumab und Ranibizumab in monatlicher Applikation bzw. in OCT-basierter individualisierter Applika-tion verglichen hat, lautete: Bei engmaschiger Kontrolle und bedarfsorientierter Anwendung habe Ranibizumab bei ein-jähriger Behandlung nicht zu einem unterlegenen Endresultat im Vergleich zur monatlichen Therapie geführt. Gerding trug eigene Ergebnisse einer 4-Jahres-Langzeitstudie an 104 Pati-enten mit bedarfsgesteuerter Ranibizumab-Behandlung vor: „Nach 12 Monaten betrug die durchschnittliche Funktions-verbesserung +5,0 Zeichen. Dieses Ergebnis konnte über den gesamten Nachbeobachtungszeitraum stabilisiert werden.“

    Der Visus als Kriterium ist zu störanfällig

    Prof. Dr. Focke Ziemssen (Tübingen), der über die individua-lisierte Therapie bei DMÖ-Patienten sprach, berichtete, dass gute funktionelle Ergebnisse in den großen DRCR.net- und RESTORE-Studien nur durch Orientierung an feste objektive Wiederbehandlungskriterien möglich gewesen seien. Der Vi-sus als Kriterium sei zu störanfällig, obwohl unter Studienbe-dingungen ein konsistenter Zusammenhang zwischen Visus und Netzhautdicke gefunden worden sei. Die genaue morpho-logische Charakterisierung mittels SD-OCT biete wichtige In-formationen über die strukturelle Integrität der Netzhaut und das langfristige Potential: „Daher ermöglichten diese Para-meter ganz wesentlich eine vollständige Bewertung und klare Kommunikation mit dem Patienten.“

    Eckpunkte eines Paradigmenwechsels

    In den Podiumsdiskussionen an beiden Veranstaltungstagen ging es u.a. um die Umsetzung der modernen Behandlungstra-tegien in der Patientenversorgung im Praxis- und Klinikalltag, mithin um Eckpunkte eines Paradigmenwechsels. Pauleikhoff wies auf die verschiedenen Algorithmen für die Nachbeobach-tung hin je nachdem, ob eine AMD oder ein DMÖ vorliege.

    Viele der Niedergelassenen interessierte die Frage, wie die nö-tigen Untersuchungen praktisch zu handeln seien: Wer solle das OCT machen – Zuweiser oder Klinik – und wer solle es anschließend auswerten? Hier wurde ein großer Kommuni-kationsbedarf deutlich. Viele Zuweiser scheinen Angst zu ha-ben, dass ihre Patienten „verschwinden“, sobald sie sie für die Anti-VEGF-Spritzen in die Klinik überwiesen haben. Nicht nur Gerding brachte zum Ausdruck, dass die Patienten ihre Bindung zum niedergelassenen Augenarzt behalten sollten. Dort sollten wenn möglich die regelmäßig erforderlichen Kon-trolluntersuchungen stattfinden. Dies ist auch vor dem Hinter-grund zu sehen, dass viele Klinikärzte klagen, dem Ansturm der Patienten und notwendigen Kontrolluntersuchungen nicht mehr gewachsen zu sein. Ziemssen regte an, die Organisation zu optimieren und Bestehendes kritisch zu hinterfragen. Auch Fragen der Vergütung, der Kostenübernahme durch Kranken-kassen, von An- und Verträgen zogen sich durch die Diskussi-onen. So wurde kritisiert, dass Patienten in der Klinik durch Studien finanzierte OCTs bekämen, was den Niedergelassenen die Patienten wegnehme.

    Praktische Einblicke in den Umgang mit OCTs gaben vier unterschiedliche Workshops. So erläuterte PD Dr. Sandra Li-akopoulos (Köln) in einem SD-OCT Interpretationskurs den sinnvollen Einsatz der verschiedenen bildgebenden Verfah-ren, die Wahl der Aufnahmemöglichkeiten, die Interpretati-on der bildgebenden Befunde sowie die Indikation zur Ein-leitung einer Therapie. Dr. Jürgen Heine, niedergelassener Augenarzt in Augsburg, informierte über Wahlleistungen und Praxismarketing und beantwortete die Frage: Unter wel-chen Voraussetzungen kann ein modernes SD-OCT-System erfolgreich in die Praxis eines konservativen Augenarztes in-tegriert werden?

    Zu den abschließenden Ausblicken und Perspektiven gehörte auch Interdisziplinäres: Mögliche und nötige Netzwerke mit Diabetologen und Neurologen. Ziemssen lotete Perspektiven der Zusammenarbeit aus. Zum Teil gebe es da schon gute Strukturen, zum Teil sei die Infrastruktur noch verbesserungs-würdig oder aber es müssten Kontakte erst noch geknüpft werden. Und dabei seien aussagekräftige Bilder auch in der in-terdisziplinären Kommunikation zwischen Augenärzten und anderen Fachgruppen eine gute Möglichkeit, auf „besseres Gehör“ zu stoßen.

    Von Susanne Wolters

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    Die seit 2008 von der Forschergruppe Münster unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heribert Meffert durchgeführte Versorgungsforschung des AMD-Netz NRW dient dem medizinisch-sozialen Netzwerk als Grundlage, die Lebensqualität von AMD-Patienten zu verbessern. Die aktuellen Erkenntnisse werden zusammengefasst von Dr. Friederike Rohn.

    Einflussgrößen der Lebensqualität

    Die Verbesserung bzw. der Erhalt der Lebensqualität von Patienten ist seit jeher Kern medizinischer Versor-gung. Aus wissenschaftlicher Perspektive hat das Kon-zept der Lebensqualität erst in jüngerer Vergangenheit an Bedeu-tung gewonnen. Zahlreiche Untersuchungen, auch im Bereich Netzhauterkrankungen, befassen sich mit der Erhebung der Le-bensqualität als Grundlage für die Evaluation medizinischer und sozialer Versorgungsprozesse. Insbesondere die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist angesichts des demografischen Wandels von Interesse. Gemäß einer Morbiditätsprognose wird sie mit einem Wachstum von 169 % bis 2050 die am zweitstär-ksten wachsende Krankheit in Deutschland sein.1 Je nach Sta-dium kann sie mit einer erheblichen Beeinträchtigung der Le-bensqualität einhergehen.2 Im Fokus lebensqualitätsbezogener

    Studien bei AMD stand bislang vorrangig die Messung der Le-bensqualität. Welche Faktoren diese beeinflussen, wurde kaum erforscht. Studien beziehen oft nur objektiv messbare Merkmale wie den Schweregrad der Erkrankung ein. Durch diesen lassen sich allerdings nur ca. 5 % der Varianz der subjektiv wahrgenom-menen Beeinträchtigung der Lebensqualität erklären, wie eine Untersuchung der Forschergruppe Münster ergab.3

    Angesichts dieses Forschungsbedarfs hatte die empirische Un-tersuchung das Ziel, einen integrierten Ansatz zur Erklärung der subjektiv wahrgenommenen Lebensqualität von AMD-Pa-tienten zu erarbeiten. Im Rahmen der Untersuchung wurde eine differenzierte Analyse einer physischen (z.B. Mobilität), psy-chischen (z.B. Selbstvertrauen) sowie sozialen Dimension (z.B.

    Sichtbare und unsichtbare Faktoren der Lebensqualität

    amd-versorgungsforschung medizin

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    medizin amd-versorgungsforschung

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    Dr. Friederike Rohn ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. Meffert am Marke-ting Center Münster

    EinflussfaktorenDimensionen der Lebensqualitätphysisch psychisch sozial

    Schweregrad der Erkrankung -0,23** -0,16** -0,41***Alter () 0,63* ()Bildungsstand () -0,13** ()Umstands des allein Lebens -0,18*** -0,09** -0,11**Unterstützung soziales Umfeld1 -0,44*** -0,38* -0,37**Nutzung sozialer Angebote1 0,48** 0,37** 0,52**Patientenzufriedenheit 0,32** () 0,40**Signifikanz: () = nicht signifikant; * = α < 0,1; ** = α < 0,05; *** = α < 0,01 1als Moderatoreffekt gemessen

    Die angegebenen Werte geben die jeweilige Höhe der kausalen, signifikanten Wirkungsbeziehungen wieder (Pfadkoeffizienten der Strukturgleichungsmodelle). Die Vorzeichen wurden zu Interpretationszwecken angepasst. Die Berechnung erfolgte mittels PLS(Partial Least Squares)-Pfadanalysen. Zur Messung der Lebensqualität wurde eine adaptierte Version des MacDQuoL genutzt.

    Ergebnisse der Kausalanalysen zur Erklärung der Lebensqualität

    Familienleben) der Lebensqualität vorgenommen. Auf der Grundlage von Patienteninterviews sowie Erfahrungen aus ande-ren Krankheitsbereichen konnten verschiedene Gruppen poten-zieller Einflussfaktoren identifiziert werden. Hierbei sind analog zu einem Eisberg Merkmale, die verhältnismäßig gut erfassbar sind, zu unterscheiden von schwerer messbaren Faktoren.

    Empirische Überprüfung der Vermutungen

    So ist zum einen ein Einfluss soziodemografischer, krankheits-spezifischer, umfeldbezogener, versorgungsstrukturbezogener sowie versorgungswahrnehmungsbezogener Merkmale nahe-liegend. Zur empirischen Überprüfung der vermuteten Kausal-zusammenhänge wurden NRW-weit 201 AMD-Patienten mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens persönlich interviewt.4 Dabei wurden sowohl verschiedene Stadien der Erkrankung als auch beide Krankheitsformen (feuchte und trockene AMD) hin-reichend berücksichtigt. Mit Hilfe kausalanalytischer Verfahren konnten die wesentlichen Treiber der physischen, psychischen und sozialen Lebensqualität ermittelt werden.

    Für den physischen Bereich der Lebensqualität ließ sich ne-ben einem zu erwartenden negativen Einfluss eines hohen Schweregrads der Erkrankung nachweisen, dass sich allein le-bende Betroffene stärker beeinträchtigt fühlen als nicht allein Lebende. Gleichzeitig wurde deutlich, dass sich zu viel Un-

    terstützung durch das soziale Umfeld wiederum negativ auf die physische Lebensqualität auswirkt. Gründe hierfür können z.B. ein erhöhtes Abhängigkeitsgefühl sein. Demgegenüber hat die Untersuchung ergeben, dass sich sowohl eine hohe Zufrie-denheit mit der augenärztlichen Versorgung (vor allem mit der Verständlichkeit von Informationen) als auch eine hohe Nut-zungsintensität sozialer Angebote (Selbsthilfegruppen, Seh-behindertenverbände, lokale Beratungsangebote) signifikant positiv auf die Lebensqualität auswirken. Die Analyse für die soziale Lebensqualität hat unterdessen nahezu identische Wir-kungsbeziehungen ergeben – nur die Höhe einzelner Einfluss-stärken variiert. Auch für die psychische Dimension der Le-bensqualität wurden ähnliche Ergebnisse ermittelt. Allerdings konnte hier kein signifikanter Einfluss ausgehend von einer hohen Arztzufriedenheit nachgewiesen werden. Hingegen er-gab die Untersuchung, dass sich jüngere Betroffene stärker im psychischen Bereich beeinträchtigt fühlen als ältere. Darüber hinaus ließ sich ein negativer Einfluss eines hohen Bildungsni-veaus auf die Psyche der Betroffenen aufzeigen.

    Mit Hilfe der betrachteten Variablengruppen konnten jeweils zwischen 35 % und 40 % der Varianz der subjektiv wahrgenom-menen Lebensqualität erklärt werden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass weitere Faktoren zur Erklärung der Lebensqua-lität heranzuziehen sind. Insbesondere die Patienteninterviews haben in diesem Zusammenhang verdeutlicht, dass psycho-graphische Variablen, welche die Fähigkeit des Patienten zur Krankheitsverarbeitung und -bewältigung näher spezifizieren, einer tiefergehenden Untersuchung bedürfen. Hierbei sind ei-nerseits allgemeine Persönlichkeitsmerkmale von Patienten und andererseits gesundheitsspezifische Konzepte von Relevanz. Untersuchungen aus anderen Krankheitsbereichen haben ge-zeigt, dass vor allem die Arzt-Patient-Beziehung, die Akzeptanz der Erkrankung durch den Betroffenen, das Kohärenzgefühl sowie die gesundheitliche Kontrollüberzeugung Betroffener das subjektive Krankheitsempfinden und damit die subjektiv wahr-genommene Lebensqualität beeinflussen können. Während das Kohärenzgefühl die Fähigkeit eines Patienten, die ihm ge-

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    amd-versorgungsforschung medizin

    01 / 2012Concept Ophthalmologie

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    gebenen Ressourcen zur Bewältigung der mit einer Krankheit verbundenen Herausforderungen zu nutzen, beschreibt, verdeut-licht die gesundheitliche Kontrollüberzeugung, inwiefern ein Pa-tient seinen Gesundheitszustand als beeinflussbar bewertet.5 Da-bei ist ein Einfluss des Patienten selbst, der behandelnden Ärzte sowie des Schicksals zu berücksichtigen.

    Zur Untersuchung der psychografischen Merkmale wurden mit 56 der befragten Patienten weiterführende Tiefeninter-views geführt. Mittels kausalanalytischer Untersuchungen lie-ßen sich für folgende Variablen signifikante Wirkungszusam-menhänge ermitteln: Zum einen konnte ein negativer Einfluss hoher Persönlichkeitsausprägungen im Bereich Neurotizismus (d.h. Patienten neigen dazu, schnell aus dem emotionalen Gleichgewicht zu geraten) nachgewiesen werden. Dahingegen hat die Analyse ergeben, dass sich Patienten mit hohen Aus-prägungen im Bereich Extraversion (d.h. sie neigen zu einem Handeln in sozialen Gruppen) weniger stark in ihrer Lebens-qualität beeinträchtigt fühlen. Ebenso konnte ein positiver Ein-fluss einer hohen arztbezogenen Kontrollüberzeugung berech-net werden – d.h. Patienten, die davon überzeugt sind, dass ihr behandelnder Arzt ihren Gesundheitszustand nachhaltig verbessern kann, fühlen sich auch weniger in ihrer Lebensqua-lität beeinträchtigt.

    Insgesamt liefert die Untersuchung wertvolle Erkenntnisse für die Versorgung von AMD-Patienten. Es wird deutlich, dass in der Patientenkommunikation ein Schlüsselfaktor zu sehen ist. So können Augenärzte die Lebensqualität ihrer Patienten stei-gern, indem sie Potenziale zur Verbesserung der Patientenzu-friedenheit nutzen und ihre Patienten bei Bedarf an soziale Ver-sorger weiterleiten. Darüber hinaus liefert die Untersuchung die Grundlage für weiterführende Health-Care-Marketing-Ansätze. Insbesondere eine Segmentierung von Patienten nach unter-schiedlichen Informations- und Therapiebedürfnissen kann als Basis für eine zielgruppengerechte Versorgung durch die am Ver-sorgungsprozess beteiligten Akteure dienen.

    Quellen1 FAZ, Morbiditätsprognose 2050 – Deutschland 2050 – alt, krank, teuer, 26.08.20092 Pauleikhoff, D. et al., Neovaskuläre altersabhängige Makuladegeneration in Deutschland

    – Beeinträchtigung der Lebensqualität und ihre finanziellen Auswirkungen, in: Der Ophthalmologe, 106. Jg., Nr. 3, 2009, S. 250

    3 Rohn, F., Einflussfaktoren der Lebensqualität von Patienten – Ein empirischer Ansatz für ein zielgruppenspez. Health Care Marketing am Beispiel der AMD, Frankfurt/M. 2012 (in Druck)

    4 Die Forschungsarbeit wurde durch die Dr. Werner Jackstädt-Stiftung gefördert.5 Antonovsky, A., Unraveling the mystery of health, How people manage stress and stay

    well, San Francisco 1987, S. 18 ff. sowie Janßen, Ch., Soziale Schicht und „Gesund-heitliche Kontrollüberzeugungen“ (Health Locus of Control), in: Mielck, A., Bloomfield, K. (Hrsg.), Sozial-Epidemiologie, Eine Einführung in die Grundlagen, Ergebnisse und Umsetzungsmöglichkeiten, Weinheim 2001, S. 184

    Weitere Ergebnisse der Versorgungsforschung des AMD-Netz NRW finden Sie unter www.amd-netz.de.

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    medizin fortbildung netzhaut

    Netzhauterkrankungen bildeten den Schwerpunkt der Münsteraner Fortbildung im Dezember 2011. Prof. Dr. C. Hoyng sprach als renommierter Experte über angeborene und erworbene Netzhauterkrankungen, PD Dr. P. Heiduschka stellte aktuelle elektrophysiologische Verfahren vor. Weitere Themen waren AMD sowie die Möglichkeiten einer Low-Vision-Ambulanz.

    Netzhaut und mehr

    Eingangs informierte Dr. U. Oeverhaus die Teilnehmer über aktuelle berufspolitische Aspekte. Zur Stärkung der Honorare der ausschließlich konservativ tätigen Augenärzte hat der Bewertungsausschuss zum 01.01.2012 eine Absenkung der Grundpauschalen um circa 30 Prozent beschlossen. Das dadurch frei werdende Geldvolumen wird zur Vergütung der neu eingeführten Strukturpauschale ver-wendet. Diese können nur ausschließlich konservativ tätige Augenärzte als Zuschlag zu den Grundpauschalen abrech-nen. Somit handele es sich um eine Umverteilung zugunsten der ausschließlich konservativ tätigen Ärzte innerhalb des für die Augenärzte zur Verfügung stehenden Arztgruppentopfes zulasten der operativ tätigen Ärzte. Das Auditorium nahm diese Neuerungen kommentarlos hin.

    Hereditäre Makuladystrophie

    Danach sprach Prof. Dr. Carel Hoyng von der niederlän-dischen Universitätsaugenklinik Nijmegen über die hereditäre Makuladystrophie. Genetik wird immer wichtiger bei Dys-trophien – sie hilft bei der Beantwortung der Frage, ob eine Makuladegeneration altersabhängig oder genetisch bedingt ist. Hoyng stellte eine 60-jährige Frau vor, die seit drei Jahren über Sehstörungen klagte. Ihre Sehschärfe betrug beidseits 0,6, sie hatte parazentrale Skotome, das ERG war normal. Ihr Vater litt an AMD und Nierenversagen. Es handelte sich um eine Mutation im CFH-Gen (complement factor H). Mutationen in diesem Gen können eine membranoproliferative Glomeru-lonephritis Typ 2 (MPGN2) verursachen oder einen speziellen Phänotyp der AMD bedingen. Aber es gibt auch Patienten, die trotz Mutation nicht erkranken. Hoyng empfiehlt Gentests u.a. bei Krankheitsausbruch unterhalb eines Alters von 60 Jah-ren und wenn in der Familienanamnese Makuladegeneration oder Krankheiten wie Diabetes, Taubheit und Nierenversagen vorliegen. Die wichtigsten Gene, die getestet werden können,

    sind u.a. CFH, ABCA4 und RDS. Nach Makuladystrophien sollte gesucht werden, da CFH-Mutationen gehäuft in Zu-sammenhang mit Nierenerkrankungen und AMD auftreten. RDS/PHPR2-Mutationen (u.a. bei Pseudo-Stargardt und Musterdystrophie) werden dominant vererbt. Bei ABCA4-Mu-tationen sind Sonnenlicht und zusätzliche Vitamin A-Einnah-me zu vermeiden. Bei mitochondrialen Mutationen können Diabetes oder Taubheit auftreten.

    Multifokale Elektroretinographie

    „Möglichkeiten und Grenzen der multifokalen Elektroreti-nographie bei den verschiedenen Formen der AMD“ lautete das Thema von PD Dr. Peter Heiduschka, Universitätsaugen-klinik Münster. Die Zellen der Retina haben unterschiedliche Funktionen. Die Ganglienzellen sammeln und verarbeiten alle Nervensignale und wandeln sie in Aktionspotentiale um. Amakrine Zellen sorgen für eine zusätzliche Verschaltung zwischen bipolaren und Ganglienzellen. Die bipolare Zellen leiten die Signale der Photorezeptoren weiter. Man unterschei-det On-Bipolarzellen, die bei Belichtung durch eine reduzierte Transmitterfreisetzung der Rezeptorzellen erregt werden, von Off-Bipolarzellen, die durch Hyperpolarisierung der Bipolar-zellmembran bei Belichtung gehemmt werden. Horizontale Zellen verbinden die Photorezeptoren untereinander, um den Kontrast zu verstärken und eine Adaptation an die Lichtstärke zu ermöglichen. Die Photorezeptoren reagieren auf Licht mit Änderungen des Membranpotentials und wandeln es auf diese Weise in Nervensignale um. Das retinale Pigmentepithel regelt die Funktion der Photorezeptoren.

    An der Universitätsklinik werden bei der Elektroretinographie DTL-Elektroden benutzt. Die DTL-Faser löst kaum Fremd-körpergefühl aus, so dass kein Lokalanästhetikum nötig ist. Zudem ist sie preiswert und kann einmalig verwendet werden.

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    fortbildung netzhaut medizin

    01 / 2012Concept Ophthalmologie

    Mit Hilfe der multifokalen Elektroretinographie (mfERG) wird die retinale Aktivität einzelner Gebiete der Retina ermittelt, in-dem auf einem Bildschirm die Retina über viele fokale Reize stimuliert wird, die über einen Bereich von fast 30 Grad um die Fovea herum verteilt sind. Die Gesamtantwort des Auges wird über die auf der Hornhaut platzierten Elektroden gemes-sen und der Computer berechnet hieraus die Einzelantworten der retinalen Areale.

    Der Patient schaut bei den Messungen auf den Monitor, auf dem das Reizfeld dargeboten wird. Die multifokale Stimulie-rung – die Anzahl der Sektoren muss der Problemstellung ent-sprechen – erfolgt durch eine spezielle Abfolge („m-Sequenz“) weiß leuchtender Hexagone. Damit jedes Sechseck immer von derselben Netzhautstelle in der Makula gesehen wird, muss der Patient den auf dem Monitor angebotenen Fixationspunkt anschauen. Die in Mydriasis vorzunehmende Messung dauert etwa acht Minuten und dementsprechend sind Mitarbeit und Kondition des Patienten gefragt.

    Der Visus wird von der Fovea bestimmt. Bei der AMD verlie-ren die Photorezeptoren der betroffenen Areale ihre Funkti-on und sterben später ab. Doch man schätzt, dass mit nur 44 Prozent der Zapfen noch ein voller Visus erreicht wird. Jeder Funktionsverlust der Rezeptoren ist im mfERG sichtbar. Da bei der AMD Teile der Makula betroffen sind, findet man die Amplituden in diesem Bereich oft deutlich abgesenkt, in der ophthalmoskopisch unauffälligen Peripherie nur leicht betrof-fen. Das Ausmaß dieses Verlustes sowie die Größe des Are-als der beeinträchtigten Funktion lassen sich schwer vorher-sagen. Das mfERG bietet hohe Objektivität zur Evaluierung der Makulafunktion und ihrer Umgebung. Im Frühstadium der AMD ist der Visus meist unauffällig. Die sehr langsamen Visusänderungen entsprechen nicht den pathologischen Ver-änderungen und dem Risiko des Sehverlustes. Daher seien Untersuchungsmethoden wichtig, die Verschlechterungen der makulären Funktion rechtzeitig anzeigen, erklärte Heidusch-ka. Während die Perimetrieergebnisse stark subjektiv seien, könne die mfERG als objektive Methode bei der frühen AMD zusätzliche Informationen liefern.

    Bei einer Gruppe von Patienten mit beginnender AMD wur-de der Einfluss von antioxidativen Nahrungsmittelzusätzen über einen Zeitraum von zwölf Monaten untersucht. Nach sechs und zwölf Monaten wurden mfERG-Messungen durch-geführt, die einen positiven Einfluss der Zusatzstoffe zeigen konnten. Bei der feuchten AMD sind funktionelle Einbußen im mfERG viel deutlicher erkennbar. Auch in späteren Stadi-en sind Funktionsdefizite – manchmal über weite Bereiche der Retina – zu sehen. Das mfERG kann den Therapieverlauf der feuchten AMD durch PDT oder Anti-VEGF-Präparate aufzei-gen. Zusammenfassend stellte Heiduschka fest, dass das Gerät eine objektivierbare Verlaufskontrolle beim Fortschreiten der AMD oder bei Therapien erlaube. Allerdings müssten inter-

    individuelle Unterschiede berücksichtigt werden, denn die Er-krankung schlage sich bei den Patienten unterschiedlich stark auf die Befunde im mfERG nieder.

    Möglichkeiten einer Low-Vision-Ambulanz

    Der zweite Teil der Veranstaltung war der AMD gewidmet. Prof. Dr. Dr. mult. h.c. Heribert Meffert, Begründer des AMD Netz NRW, berichtete über den aktuellen Stand des Netz-werkes. Die Möglichkeiten einer Low-Vision-Ambulanz stellte anschließend Dr. Orlin Velinov von der Universitätsaugenkli-nik Münster vor. Sehbehinderung und Blindheit werden nach dem Bundessozialhilfegesetz in Sehbehinderung, hochgradi-ge Sehbehinderung und Blindheit aufgeteilt. Gemäß WHO gibt es für Sehbehinderung und Blindheit in Bezug auf den Schweregrad eine Einteilung in zwei Stufen. Man unterschei-det Visuswerte von weniger als 0,3 bis mehr als 0,1 (Stufe 1) und weniger als 0,1 bis mehr als 0,05 (Stufe 2) für Sehbehinde-rung. Eine hochgradige Sehbehinderung liegt bei einem Visus von höchstens 0,05 bis mehr als 0,02 vor. Ab einem Visus von 0,02 bis Lichtscheinwahrnehmung spricht man von Blindheit Stufe 1. Die Stufe 2 liegt vor, wenn Licht nicht mehr wahr-genommen wird. Einen Leistungsanspruch auf Sehhilfen ha-ben Patienten, die eine Sehbeeinträchtigung mindestens der WHO-Stufe 1 besitzen. Ätiologisch stehen Makuladegenerati-on mit 50 Prozent, gefolgt von Glaukom und diabetischer Re-tinopathie mit 18 bzw. 17 Prozent an der Spitze der Ursachen für eine Erblindung.

    Sehhilfen werden für unterschiedliche Beschäftigungen un-terschiedlich benötigt. Um eine Zeitung lesen zu können, ist ein Visus von mindestens 0,4 notwendig. Zum Lesen eines Telefonbuches sind es mindestens 0,7, für den Fahrplan min-destens 0,8. Für Fernsehen reicht ein Visus von 0,3, zur Orien-tierung muss er mindestens 0,1 betragen. Um lesen zu können, ist außerdem eine Mindestausdehnung des Gesichtsfelds von vier Grad horizontal und zwei Grad vertikal notwendig. Seh-hilfen werden für die Ferne oder Nähe mit unterschiedlicher Vergrößerung angeboten. Es gibt bi- und monokulare Lupen-brillen, man unterscheidet LED-Lupen, Lupenbrillen und Standleuchtlupen. Fernrohrbrillen werden als handgehaltene Kepler-Monokulare oder nach dem Galilei-System angefer-tigt. Bildschirmlesegeräte können mit einer Vergrößerung von 5- bis 30-fach bei einer Sehschärfe von 0,1 bis 0,05 helfen. Für Kinder gibt es Hellfeldlupen und Lesestab. Neben verschie-denen elektronischen Hilfsmitteln werden auch Lesepulte, spe-zielle Beleuchtung, Kantenfilter und Vorlesegeräte angeboten. Es sollten alle erforderlichen Maßnahmen auf medizinischem und sozialem Gebiet getroffen werden, um einem Sehbehin-derten eine würdige Lebensform in der Gesellschaft zu ermög-lichen, forderte Velinov. Hilfen seien über den DBSV, die LWL und Pro Retina zu erlangen.

    Von Dr. Christiane Schumacher

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    medizin fortbildung

    01 / 2012Concept Ophthalmologie

    Im Rahmen der 1. Homburger Herbstakademie fand im November 2011 in Homburg an der Saar das 1. Homburger Keratoconus Symposium (HKCS 2011) statt. Die Referenten vermittelten die aktuellen Kenntnisse über Pathogenese, Diagnose und Therapie des Keratokonus. Von Dr. Zisis Gkatzioufas und Prof. Dr. Berthold Seitz.

    Symposium zum

    Keratokonus

    Das Homburger Keratokonuscenter wurde vor mehr als zwei Jahren als Kompetenzzentrum für ekta-tische Hornhauterkrankungen an der Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes UKS, in Homburg etabliert. Seither stellen die Erforschung der Pa-thogenese kornealer Ektasien, die Früherkennung des Kerato-konus und die Optimierung der Behandlung ektatischer Horn-hautekrankungen die Hauptziele dar.

    In Bezug auf die Pathophysiologie des Keratokonus berich-tete Prof. Dr. F. Malecaze aus Toulouse/Frankreich über die molekularbiologischen Mechanismen und die komplexen ge-netischen Faktoren, welche zur Entstehung des Keratokonus beitragen könnten. Insbesondere wies er auf die Hochregulie-rung der Proteinasen und oxidativen Abbauprodukte im Horn-hautstroma hin, welche mit einer ausgeprägten Apoptose der Keratozyten einhergehen. Dr. Z. Gatzioufas, Leiter des HKC in Homburg, stellte die endokrinologischen Aspekte des Kerato-

    konus dar und präsentierte epidemiologische und molekularbi-ologische Ergebnisse, welche einen Zusammenhang zwischen Keratokonus und Schilddrüsenunterfunktion belegen. Prof. Dr. E. Spörl aus Dresden stellte die Ergebnisse seiner Forschung über die Auswirkung von kornealer Quervernetzung mit UVA-Licht (CXL) auf die biomechanischen Eingeschaften der Horn-haut vor und lieferte einen Überblick über die verschiedenen technischen Optimierungsmöglichkeiten bei CXL.

    In der Sitzung zur Diagnose des Keratokonus stellte Prof. Dr. A. Langenbucher aus Homburg die modernsten topographie- und tomographiebasierten Methoden zur Früherkennung des Kera-tokonus vor. Er betonte die besondere Aussagekraft der Belin-Ambrosio-Indizes der Pentacam sowie des Klyce-Maeda-Index und des Rabinowitz-Index der TMS-Systeme. Darüber hinaus wurde die Wertigkeit der Ocular-Response-Analyzer-Untersu-chung evaluiert. Das Referat von Prof. Dr. B. Käsmann-Kellner (Homburg) ging auf die besonderen Assoziationen zwischen Keratokonus und Systemerkrankungen im Kindersalter ein. Außerdem präsentierte sie eine skiaskopische Keratokonus-Ein-teilung in vier Stadien, welche bei schlecht untersuchbaren Kin-dern und Jugendlichen zuverlässige Aussagen über die Diagno-se und Progression des Keratokonus ermöglichen kann. Dr. M. El-Husseiny, der Leiter des Homburger Zentrums für Refraktive Chirurgie, trug über die aktuellen Kriterien zum präoperativen Keratokonus-Screening in der refraktiven Chirurgie vor und bot eine umfassende Risikoanalyse zur post-LASIK Keratektasie. Prof. Dr. A. Jun aus Baltimore/USA präsentierte einen Über-blick über den aktuellen Stand der klinischen Forschung zur Optimierung der Diagnose und Therapie des Keratokonus. Er erklärte die Prinzipien der evidenzbasierten Dokumentation der Keratokonus-Progression und machte das Auditorium auf die modernsten kombinierten Therapiemöglichkeiten bei Keratoko-nus (PRK+CXL, INTACS+CXL) aufmerksam.

    Gruppenbild der Referenten. Vorne von links: Dr. Z. Gkatzioufas, Prof. Dr. B. Seitz, Prof. A. Jun, Dr. G. Bischoff, Dr. F. Schirra, hinten v. l.: Dr. M. El-Husseiny, Prof. Dr. E. Spörl, Dr. P. Maier, Prof. Dr. M. Kolhaas, PD Dr. J. Stoiber

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    fortbildung medizin

    01 / 2012Concept Ophthalmologie

    Welche Therapiemöglichkeiten gibt es heute?

    Anschließend wurde über die Up-to-date-Therapiemög-lichkeiten des Keratokonus diskutiert. Dr. G. Bischoff aus Hamburg fokussierte ihren Vortrag auf die Herausforderung der Kontaktlinsenanpassung bei Keratokonus. Sie stellte die wichtigsten Fortschritte in der Kontaktlinsentechnologie vor und vermittelte Spezialkenntnisse zur Versorgung von schwie-rigen Kerakokonus-Fällen. Weiterhin trug Dr. F. Schirra aus Homburg über die möglichen Kontatklinsenkomplikationen vor und erläuterte die Vorgehensweise zur Vermeidung der kontaktlinsenbedingten Komplikationen bei Keratokonus. Prof. Dr. M. Kohlhaas aus Dortmund berichtete über die vor-handenen Möglichkeiten zur Evaluierung der Progression des Keratokonus und erklärte die Indikationen sowie die the-rapeutischen Ergebnisse der Crosslinking-Behandlung. Eine weitere Therapiemöglichkeit bei Keratokonus und iatrogener Keratektasie nach LASIK, nämlich die INTACS-Implantation mittels Femtosekundenlaser, wurde sehr detalliert von Dr. M. El-Husseiny vorgestellt.

    Bei fortgeschrittenem Keratokonus empfiehlt sich meistens eine Hornhauttransplantation. Die unter speziellen Bedi-

    gungen umsetzbare tief anteriore lamelläre Keratoplastik (DALK) sowie deren Ergebnisse und Komplikationen wurden sehr verständlich von PD Dr. J. Stoiber aus Salzburg/Österrei-ch dargestellt. Dr. P. Maier aus Freiburg präsentierte die ersten Ergebnisse der dortigen Universitäts-Augenklinik der Femtose-kundenlaser-Keratoplastik bei Keratokonus und wies auf die Vorteile, vor allem aber auch auf die Grenzen der Femtose-kundenlaser-Technologie beim Keratokonus hin. Der Gold-Standard in der Therapie des fortgeschrittenen Keratokonus ist allerdings die perforierende Keratoplastik. Prof. Dr. B. Seitz, Direktor der Homburger Augenklinik des UKS, berichtete über die perforierende Excimerlaser-Keratoplastik, welche seit mehr als 20 Jahren gut dokumentierte Vorteile bezüglich kerato-metrischem Astigmatismus, Regularität der Topographie und Visus nach Fadenentfernung bei mehr als 1300 Keratokonus-Patienten hat, und von daher die therapeutische Methode der Wahl bei fortgeschrittenem Keratokonus – insbesondere bei Zustand nach akutem Hydrops – darstellt. Im Gegensatz zum Femtosekundenlaser wird der Keratokonus bei der Excimerla-ser-Technologie nicht durch Applanation verformt.

    Das HKCS soll als Fortbildungsveranstaltung der Universitäts-Augenklinik Homburg/Saar alle zwei Jahre fortgesetzt werden.

    Die epimakuläre Brachytherapie mit Strontium 90 war eines der Hauptthemen des 19. Kölner Adventssym-posiums der Augenklinik am Neumarkt am 3. De-zember 2011. Die dort tätige Netzhautspezialistin Dr. Birgit Böhm erläuterte diese neue und nicht unumstrittene Methode zur Behandlung der altersbedingten feuchten Makuladegenera-tion (AMD). Anschließend präsentierte sie dem Fachpublikum eine Patientin, die ihre persönlichen, positiven Erfahrungen mit der Therapie schilderte.

    Böhm wendet als eine der ersten in Deutschland seit Mai 2011 das Verfahren an und hat bisher 23 Patienten damit be-handelt. Hierbei soll eine einzige lokale Bestrahlung der Ma-kula mit Strontium-90 in einer kurzen ambulanten Operation die Wucherung krankhafter Blutgefäße dauerhaft verhindern. Dazu wird eine nur 0,9 Millimeter dünne Kanüle ins Auge eingeführt und durch diese ein hauchdünner Strahlenstift bis knapp über die Netzhaut eingeschoben. Dort gibt der Stift ra-dioaktive Beta-Strahlung mit einer Dosis von 24 Gray ab. Sie kann sehr präzise auf die erkrankte Stelle treffen, da sie erst zwei Millimeter über der Makula freigesetzt wird und auch nur vier Millimeter tief wirkt. Auf diese Weise werden die durch die Erkrankung wuchernden Endothel-, Bindegewebs-

    und Entzündungszellen zerstört, ohne das umliegende gesun-de Gewebe zu schädigen.

    In den weiteren wissenschaftlichen Vorträgen tauschten sich die Ophthalmologen über ein breites Spektrum an Fachfragen aus. Das diesjährige Adventssymposium war besonders an die Augenchirurgen adressiert: Fortschritte bei Kataraktchirurgie, Netzhautbehandlungen, Refraktiver Chirurgie und Hornhaut-OPs wurden zum Teil von den Entwicklern wie Dr. G. Melles oder Prof. Dr. T. Seiler selbst vorgestellt und anschließend im Plenum diskutiert. Darüber hinaus stellten Dr. Omid Kerma-ni und Dr. Georg Gerten, ärztliche Leiter der Augenklinik, in bewährter Weise in ihren Live-Visiten eine Reihe von Patien-tenfällen vor. 165 Fachärztinnen und Fachärzte nahmen an der Veranstaltung im Belgischen Haus teil.

    Wie im vergangenen Jahr erhielt die Spendenaktion „Augen für Augen“ großen Zuspruch. Kermani überreichte einer Vertrete-rin der Christoffel Blindendenmission einen Scheck über 10.000 Euro. Die Ärzte der Augenklinik haben dieses Hilfsprojekt ge-gründet, um Dr. Albrecht Hennig bei seinem Engagement für die Menschen in Nepal zu helfen. Seit über 25 Jahren engagiert sich der Augenarzt dort im Kampf gegen den grauen Star.

    Kölner Adventssymposium

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    medizin biomaterialien

    01 / 2012Concept Ophthalmologie

    Forscher der Universitätsaugenklinik Leipzig haben gemeinsam mit Kollegen aus den USA und Frankreich ein Material entwickelt, das verletzten Nerven beim Wachsen helfen könnte: elektrisch gesponnene Seidenfäden. Wir haben bei Prof. Dr. Thomas Claudepierre nachgefragt, wie das funktioniert.

    für den Sehnerv

    Für ihre Versuche nutzten die Forscher Zellkulturen von Netzhautnervenzellen der Ratte, die sie – um die Zerstörung des Nervs zu simulieren – in ein schädi-gendes Medium setzten. Die Zellen konnten trotz der wid-rigen Bedingungen an parallel angeordneten Seidenfäden auf einem Deckgläschen entlang wachsen. Die Zellkulturver-suche seien vielversprechend, teilte die Uni Leipzig in einer Presseerklärung am 14.12.2011 mit. Die Forschungsergeb-nisse wurden jüngst im Fachmagazin „Advanced Functional Materials“ veröffentlicht1. Herr Prof. Dr. Claudepierre, was kann man sich unter Ihrer „Seidenspinnerei“ vorstellen?Um einen Nerv des Zentralen Nervensystems, zu dem ja auch der Sehnerv gehört, zum regenerati