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847 Fachthemen © Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Stahlbau 73 (2004), Heft 10 Am Beispiel des Problems der Stabknickung wird die technisch-wissenschaftliche Ge- meinschaftsarbeit des Deutschen Stahlbau-Verbandes (DSTV) von 1904 bis 1945 darge- stellt. Mit den theoretisch von Hermann Zimmermann (1845–1935) begleiteten und i. w. vom DSTV finanzierten Knickversuche des „Ausschusses für Versuche im Eisenbau“ konnte in den 1920er Jahren die erweiterte Eulersche Knicktheorie glänzend bestätigt werden. Schon früh trat mit Gottwalt Schaper (1873–1942) eine Bauingenieurpersönlichkeit in den engeren Kreis der technisch-wissenschaftlichen Gemeinschaftsarbeit des DSTV, die diese entscheidend vorantreiben sollte: Vereinheitlichung der Stahlbauvorschriften, Ein- führung höherfester Stähle (St 48, St 52) und Durchsetzung des Schweißens im Stahlbau, Gründung des Deutschen Ausschusses für Stahlbau (DASt). Eine praktische Theorie stählerner Druckstäbe, die auch den unelastischen Bereich be- friedigend abdeckte, entwickelte sich in Österreich und in der Tschechoslowakei. Erar- beitet wurde sie in den 1930er Jahren von Ernst Chwalla (1901–1960), Friedrich Hartmann (1876–1945) und Karl Jez ˇek (1903–1975). Mit dem „Anschluß“ Österreichs und der „Zer- schlagung der Resttschechei“ durch das Dritte Reich sollten diese Forschungsarbeiten die Erarbeitung der DIN 4114 prägen. Das Schweißen, die höherfesten Stähle, die Stabilitätstheorie und der Übergang von der Stab- zur Kontinuumsstatik sind die wichtigsten Gegenstandsbereiche der Ende der 1930er Jahre sich formierenden Stahlbauwissenschaft. Ihr Programm formulierte ein Schüler Reinhold Krohns (1852–1932) 1947 auf der Stahlbau-Tagung des DSTV in Hanno- ver: der ehemalige Leiter der technisch-wissenschaftlichen Abteilung des DSTV Kurt Klöppel (1901–1985). On the history of technical/scientific co-operation within the German Steel Construc- tion Association – Part I. Technical/scientific co-operation within the German Steel Construction Association (DSTV) between 1904 and 1945 is described using the problem of member buckling as an example. Euler’s buckling theory in extended form was bril- liantly confirmed during the 1920s in buckling tests carried out by the „Ausschuß für Versuche im Eisenbau“ (committee for tests of steel construction), which were largely funded by DSTV and scientifically accompanied by Hermann Zimmermann (1845–1935). Early on, structural engineer Gottwalt Schaper (1873–1942) entered the inner circle of technical/scientific co-operation at DSTV and gave the work significant impetus. Examples are the harmonisation of steel construction regulations, the introduction of higher-strength steels (St 48, St 52), the application of welding techniques in steel con- struction, and the establishment of the German committee for steel construction (DASt). A practical theory of steel compression members that also satisfactorily covered the non-elastic range began to develop in Austria and in Czechoslovakia. It was further developed in the 1930s by Ernst Chwalla (1901–1960), Friedrich Hartmann (1876–1945) and Karl Jez ˇek (1903–1975). With the „Anschluß“ of Austria and the break-up of Cze- choslovakia by the Third Reich, this research work shaped the development of DIN 4114. Welding, higher-strength steels, theory of stability and the transition from member theory to continuum theory were the main topics of steel construction science, which began to emerge towards the end of the 1930s. Its programme was formulated in 1947 at the DSTV steel construction conference at Hanover by Kurt Klöppel (1901–1985), former director of the technical/scientific section of DSTV and a disciple of Reinhold Krohn (1852–1932). 1 Das Bündnis des DSTV mit den Tech- nikwissenschaften und den Bauver- waltungen Als Mitglied des Anfang 1904 konsti- tuierten dreiköpfigen Gründungs-Aus- schusses berief Reinhold Krohn (Bild 1) die deutschen Stahlbaufir- men zur Gründungsversammlung am 17. September 1904 in das Hotel Con- tinental nach Berlin ein. Krohns Auf- forderung folgten Vertreter von 60 deutschen Stahlbaufirmen, die am sel- ben Tag die erste Hauptversammlung des „Vereins deutscher Brücken- und Eisenbau-Fabriken“ (von 1913–1928 „Deutscher Eisenbau-Verband“, seit 1928 „Deutscher Stahlbau-Verband“) 1 Karl-Eugen Kurrer Zur Entwicklung der technisch-wissen- schaftlichen Gemeinschaftsarbeit des Deutschen Stahlbau-Verbandes – Teil I Bild 1. Reinhold Krohn (1852–1932) (aus: [1, S. 477]) Fig. 1. Reinhold Krohn (1852–1932) (from: [1, p. 477]) 1 Im folgenden wird für die drei Namen des Verbandes einheitlich das heute übliche Akronym DSTV benutzt.

Zur Entwicklung der technisch-wissenschaftlichen Gemeinschaftsarbeit des Deutschen Stahlbau-Verbandes – Teil I

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Fachthemen

© Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Stahlbau 73 (2004), Heft 10

Am Beispiel des Problems der Stabknickung wird die technisch-wissenschaftliche Ge-meinschaftsarbeit des Deutschen Stahlbau-Verbandes (DSTV) von 1904 bis 1945 darge-stellt. Mit den theoretisch von Hermann Zimmermann (1845–1935) begleiteten und i. w. vomDSTV finanzierten Knickversuche des „Ausschusses für Versuche im Eisenbau“ konnte inden 1920er Jahren die erweiterte Eulersche Knicktheorie glänzend bestätigt werden. Schon früh trat mit Gottwalt Schaper (1873–1942) eine Bauingenieurpersönlichkeit in denengeren Kreis der technisch-wissenschaftlichen Gemeinschaftsarbeit des DSTV, diediese entscheidend vorantreiben sollte: Vereinheitlichung der Stahlbauvorschriften, Ein-führung höherfester Stähle (St 48, St 52) und Durchsetzung des Schweißens im Stahlbau,Gründung des Deutschen Ausschusses für Stahlbau (DASt). Eine praktische Theorie stählerner Druckstäbe, die auch den unelastischen Bereich be-friedigend abdeckte, entwickelte sich in Österreich und in der Tschechoslowakei. Erar-beitet wurde sie in den 1930er Jahren von Ernst Chwalla (1901–1960), Friedrich Hartmann(1876–1945) und Karl Jezek (1903–1975). Mit dem „Anschluß“ Österreichs und der „Zer-schlagung der Resttschechei“ durch das Dritte Reich sollten diese Forschungsarbeitendie Erarbeitung der DIN 4114 prägen.Das Schweißen, die höherfesten Stähle, die Stabilitätstheorie und der Übergang von derStab- zur Kontinuumsstatik sind die wichtigsten Gegenstandsbereiche der Ende der1930er Jahre sich formierenden Stahlbauwissenschaft. Ihr Programm formulierte einSchüler Reinhold Krohns (1852–1932) 1947 auf der Stahlbau-Tagung des DSTV in Hanno-ver: der ehemalige Leiter der technisch-wissenschaftlichen Abteilung des DSTV KurtKlöppel (1901–1985).

On the history of technical/scientific co-operation within the German Steel Construc-tion Association – Part I. Technical/scientific co-operation within the German SteelConstruction Association (DSTV) between 1904 and 1945 is described using the problemof member buckling as an example. Euler’s buckling theory in extended form was bril-liantly confirmed during the 1920s in buckling tests carried out by the „Ausschuß fürVersuche im Eisenbau“ (committee for tests of steel construction), which were largelyfunded by DSTV and scientifically accompanied by Hermann Zimmermann (1845–1935). Early on, structural engineer Gottwalt Schaper (1873–1942) entered the inner circle oftechnical/scientific co-operation at DSTV and gave the work significant impetus.Examples are the harmonisation of steel construction regulations, the introduction ofhigher-strength steels (St 48, St 52), the application of welding techniques in steel con-struction, and the establishment of the German committee for steel construction(DASt). A practical theory of steel compression members that also satisfactorily covered thenon-elastic range began to develop in Austria and in Czechoslovakia. It was furtherdeveloped in the 1930s by Ernst Chwalla (1901–1960), Friedrich Hartmann (1876–1945)and Karl Jezek (1903–1975). With the „Anschluß“ of Austria and the break-up of Cze-choslovakia by the Third Reich, this research work shaped the development of DIN 4114.Welding, higher-strength steels, theory of stability and the transition from membertheory to continuum theory were the main topics of steel construction science, whichbegan to emerge towards the end of the 1930s. Its programme was formulated in 1947 atthe DSTV steel construction conference at Hanover by Kurt Klöppel (1901–1985), formerdirector of the technical/scientific section of DSTV and a disciple of Reinhold Krohn(1852–1932).

1 Das Bündnis des DSTV mit den Tech-nikwissenschaften und den Bauver-waltungen

Als Mitglied des Anfang 1904 konsti-tuierten dreiköpfigen Gründungs-Aus-schusses berief Reinhold Krohn(Bild 1) die deutschen Stahlbaufir-men zur Gründungsversammlung am17. September 1904 in das Hotel Con-tinental nach Berlin ein. Krohns Auf-forderung folgten Vertreter von 60deutschen Stahlbaufirmen, die am sel-ben Tag die erste Hauptversammlungdes „Vereins deutscher Brücken- undEisenbau-Fabriken“ (von 1913–1928„Deutscher Eisenbau-Verband“, seit1928 „Deutscher Stahlbau-Verband“)1

Karl-Eugen Kurrer

Zur Entwicklung der technisch-wissen-schaftlichen Gemeinschaftsarbeit desDeutschen Stahlbau-Verbandes – Teil I

Bild 1. Reinhold Krohn (1852–1932)(aus: [1, S. 477])Fig. 1. Reinhold Krohn (1852–1932)(from: [1, p. 477])

1 Im folgenden wird für die drei Namendes Verbandes einheitlich das heuteübliche Akronym DSTV benutzt.

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abhielten: Damit erblickte der erstedeutsche Fachverband auf dem Gebietdes Stahlbaus das Licht der Welt, derdie technisch-wirtschaftliche undtechnisch-wissenschaftliche Entwick-lung des Stahlbaus in Deutschlandentscheidend prägen sollte. Zweck desVerbandes war und ist es, die gemein-samen Interessen seiner Mitglieder zuwahren. Als Bindeglied fungierte dietechnisch-wissenschaftliche Gemein-schaftsarbeit: „DerVerband sollte abernicht nur die materiellen Interessenseiner Mitglieder wahrnehmen, son-dern auch die in seinen Rahmen fal-lende Wissenschaft und Technik för-dern“ [2, S. 19]. Auch wenn sich dieVerbandsgründer nicht auf Max We-bers (1864–1920) Postulat von derWerturteilsfreiheit der Wissenschaftbezogen, eignete sich der EinbezugsolcherTechnikwissenschaften wie derBaustatik und Materialforschung zumInteressenausgleich der Verbandsmit-glieder in Gestalt eines technisch-wis-senschaftlichen Hauptnenners nachinnen und der Schaffung eines tech-nisch-wissenschaftlichen Selbstver-ständnisses des deutschen Stahlbausnach außen.

In der Persönlichkeit Krohns fo-kussierte sich das innige Verhältniszwischen Wissenschaft und Industrieim Stahlbau2: Nach seiner Assisten-tentätigkeit avancierte der 29jährigeKrohn 1881 zum Professor an derRWTH Aachen und betätigte sich –wie Heinrich Müller-Breslau (1851–1925) – nebenberuflich als BeratenderBauingenieur. Während dieser Zeitverfaßte er das vielfach beachtetezweibändige Werk „Resultate aus derTheorie des Brückenbaus und derenAnwendung“ [3], [4]; die Krönung sei-ner wissenschaftlichen Arbeit jedochist sein 1884 veröffentlichter Aufsatzüber die Anwendung des von JamesClerk Maxwell (1831–1879) und OttoMohr (1835–1918) unabhängig vonein-ander gefundenen Satzes von derGegenseitigkeit der Verschiebungenauf die Analyse statisch unbestimmterFachwerksysteme [5]. Einen Arbeits-aufenthalt im von Heinrich Gerber(1832–1912) aufgebauten Stahlbau-werk der MAN in Gustavsburg sowiedie vielgepriesenen amerikanischenBolzen-Gelenk-Brücken führten Krohn

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von 1884 bis 1886 in die USA, wo erim Stahlbrückenbau arbeitete.

Danach trat er in die Brücken-bauanstalt Sterkrade der Gutehoff-nungshütte ein, die er in den 1890erJahren als Direktor zu einem führen-den Stahlbauunternehmen Deutsch-lands entwickelte. Krohn verstand es,seine in den USA gesammelten Erfah-rungen im Stahlbau produktiv umzu-setzen. So etablierte Krohn mit der1892/93 errichteten dreischiffige Halle(Länge 225 m, Breite 48 m) derBrückenbauanstalt Sterkrade erstmalsdie linear organisierte industrielle Fer-tigung in der Stahlbauindustrie; dieHalle verfügte über zwei elektrisch be-triebene 10-t-Laufkrane (Bild 2) – eineInnovation, die auf Rudolph Bredt(1842–1900) zurückging und die die-ser erstmals 1887 realisierte [1, S. 298].Die großen Erfolge der Brückenbau-anstalt Sterkrade im Großbrückenbauveranlaßten zuerst MAN (Gustavs-burg) und danach die GesellschaftUnion (Dortmund) zum Bau nochgrößerer Stahlbauwerkstätten, die das

Prinzip der linear organisierten Ferti-gung konsequent umsetzten; erst nach1900 folgte dervierte Konkurrent Har-kort in Duisburg. Selbst die bedeuten-den Exportsteigerungen von Stahlkon-struktionen konnte die in der Phaseder Hochindustrialisierung nach 1890neu geschaffenen Fertigungskapazitä-ten des Quartetts der großen Stahl-bauindustrie nicht annähernd ausla-sten, was nach 1900 zum Preisverfallund letztlich zur Gründung des DSTVführte. Neben dem von Krohn erst-mals durchgesetzten technologischenSprung der Stahlbaufertigung und sei-nen statisch-konstruktiven Innovatio-nen beim Bau großer Bogenbrückenführte er mit Georg Christoph Mehr-tens (1843–1917) und Kintzlé dasFlußeisen (Thomasstahl) im deut-schen Stahlbau ein. Wie keine anderePersönlichkeit repräsentierte Krohndie Theorie und Praxis des auf Wissen-schaft basierenden Stahlbrückenbausin Deutschland. So kam, was kommenmußte: Im Sommer 1904 erreichteKrohn der Ruf auf die Professur für

2 Eine Kurzbiographie von ReinholdKrohn findet sich in [1, S. 476–477].

Bild 2. Blick in das Mittelschiff der Sterkrader Brückenwerkstatt mit dem elek-trisch betriebenen 10-t-Laufkran (1893) [6, S. 119] Fig. 2. View of the centre bay of „Sterkrader Brückenwerkstatt“ (bridge construc-tion facility at Sterkrade) with the electrically operated 10-tonne overhead travel-ling crane (1893) [6, p. 119]

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Statik und Brückenbau der am 6. Ok-tober 1904 in Anwesenheit des deut-schen Kaisers Wilhelm II. feierlicheröffneten TH Danzig.

1.1 Der Ausschuß für Versuche im Eisenbau

Schon im ersten 1906 erschienenenGeschäftsbericht des DSTV äußert derVorstand die Auffassung, daß derDSTV „die Pflicht habe, auch die Wis-senschaft zu fördern, in deren Bodender deutsche Brückenbau wurzelt“ [7,S. 42]. Dem gingen Gespräche des da-maligen Vorsitzenden des DSTVLeonhard Seifert, seines Zeichens Di-rektor der Gesellschaft Harkort (Duis-burg) mit Hermann Zimmermann,dem höchsten technischen Beamtendes preußischen Ministeriums der öf-fentlichen Arbeiten, voraus mit demZiel, „unter Hinzuziehung berufenerVertreter anderer zuständiger Behör-den und Körperschaften, für dieKlärung wichtiger rechnerischer undkonstruktiver Probleme des Stahlbausauf dem Wege des Versuchs zu wirken“(zit n. [2, S. 50]). Auf Anregung desDSTV trat eine neutrale Kommissionunter Vorsitz Zimmermanns zusam-men, deren Mitglieder sich aus Ver-tretern einschlägiger preußischer Ver-waltungen, dem Reichsmarineamt,dem 1904 gegründeten Materialprü-fungsamt Berlin-Dahlem (MPA Berlin),der Jubiläumsstiftung der DeutschenIndustrie, dem Verein Deutscher In-genieure (VDI), dem Stahlwerk-Ver-band und des DSTV zusammen-setzte; daraus entstand am 11. Januar1908 der Ausschuß für Versuche imEisenbau3.

Im Gegensatz zum 8. 1. 1907 ge-gründeten Deutschen Ausschuß fürStahlbeton (DAfStb) gelang demDASt vorerst nicht die vollständigeIntegration der Dreiheit Verwaltung,Wissenschaft und Industrie4, da sichder DASt vorerst nur auf das Ver-suchswesen beschränkte und dieTheorieentwicklung an den Techni-

schen Hochschulen sich selbst über-ließ. Wesentlicher Grund hierfürdürfte der damals erreichte Stand dersich in engem Wechselverhältnis mitdem Stahlbrückenbau entwickelndenBaustatik sein: Die nach 1900 in ihreKonsolidierungsperiode eintretendeBaustatik mußte für die Bedürfnissedes Stahlbaus erst in der Inventions-phase der Baustatik (1925–1950) sig-nifikant erweitert werden; dagegenhing der Fortschritt des Stahlbeton-baus schon knapp zwei Dezennienzuvor unmittelbar vom Erkenntniszu-wachs der Materialforschung und derBaustatik ab. So kam zwar das Rah-mentragwerk zuerst im Stahlbau auf,aber erst der Stahlbetonbau setzte esnach 1910 umfassend durch undregte die Baustatik zur Schaffung derTheorie der Rahmentragwerke an.Die motorische Kraft ihrer Entwick-lung bezog die Baustatik in der erstenPhase der Konsolidierungsperiode(1900–1925) also mehr vom Stahlbe-tonbau und wenigervom Stahlbau. Soblieb die für den DAfStb von Anbe-ginn charakteristische Einheit derDreiheit von Verwaltung, Wissen-schaft und Industrie im DASt an derStelle der Wissenschaft bis 1935 un-vollständig. Deshalb kann nicht voneiner dem DAfStb „ähnlichen Ent-wicklung“ des DASt gesprochen wer-den wie dies Hanno Goffin in seinemGrußwort zur Festveranstaltung zum75jährigen Bestehen des DASt am14. Oktober 1983 tat [9, S. 77].

1.2 Das erste großangelegte Versuchs-programm des deutschen Stahlbaus

Die erste und wichtigste Aufgabe desDASt bestand in der Festlegung einesArbeitsplanes. Nachdem die bis 1900ausgeführten Versuche im Stahlbaugesichtet und aufgearbeitet wurden,stellte der DASt fest, daß jene nurnoch eine bedingte Gültigkeit besit-zen, weil das damals im Stahlbau ein-gesetzte Schweißeisen zwischenzeit-lich durch das Flußeisen verdrängtwurde. Um Wiederholungen zu ver-meiden und Fragen, „die in einfacherWeise und mit verhältnismäßig gerin-gen Kosten beantwortet werden kön-nen, und die klärend und vereinfa-chend auf die weiteren Versuche wir-ken“ [10, S. 6], einigte sich der DAStauf Vorversuche, die i. w. den Einflußder Nietverfahren, der Oberflächen-beschaffenheit der zusammen genie-

teten Stahlteile sowie der Nietloch-ausbildung (des sog. kleinen Versen-kes) auf die Festigkeit quantifizierensollten; diese Vorversuche konntenalsbald abgeschlossen werden. DerArbeitsplan umfaßte Versuche1. mit Konstruktionselementen über– den Gleitwiderstand von Nietver-bindungen unterschiedlicher Nietbil-der– die Querschnittsschwächung beiverschiedener Nietteilung– das Abbiegen von Winkelschenkeln(z. B. bei Längs- und Querträgeran-schlüssen)2. an ganzen Bauteilen wie– steife Stabanschlüsse mit exzentri-schem Kraftangriff– Stoßdeckungen von Flacheisenund steifen Stäben– einfache und gegliederte Druck-stäbe (Knickfestigkeit)– obere Gurte von oben offenenBrücken sowie von Kranbahnträgern(Seitensteifigkeit)– Ecken von Portalrahmen (Seiten-steifigkeit)3. über die zweckmäßigste Ausbil-dung von Querträgern4. über den Einfluß des Winddruckesauf gegliederte Stahlbauwerke sowieüber den Wert und die Haltbarkeit vonFarbanstrichen [10, S. 6–7].

Als wichtigsten und umfang-reichsten Teil des Arbeitsplanes be-zeichnete Franz Kögler (1882–1939)die Versuche zur Ermittlung derKnickfestigkeit einfacher und geglie-derter Druckstäbe [10, S. 6–7], danoch immer um eine adäquate Knick-theorie und Bemessungsregel fürDruckstäbe gerungen wurde.

Für das Versuchsprogramm bil-dete der DSTV im Jahr 1910 eineRücklage von 100000 Mark, was ca.10 % des Überschusses des DSTV indiesem Jahr entsprach; per 30. Juni1910 betrugen die akkumuliertenRücklagen für diesen Zweck stolze350991 Mark [11, S. 15]. Als sicherkann gelten, daß die überdurch-schnittliche Höhe der vom DSTV1910 eingestellten Rücklagen für Ver-suchszwecke unter dem Eindruck desEinsturzes des großen Gasbehältersam Großen Grasbrook in Hamburgam 7. Dezember 1909 zustande kam,der insgesamt 20 Menschenleben und50 Verletzte forderte [12, S. 178–179].Nach übereinstimmender Auffassungder beiden Gutachter Krohn (für dieStadt Hamburg) und Müller-Breslau

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3 Im folgenden DASt genannt (seit3. Dezember 1935 in „DeutscherAusschuß für Stahlbau“ (DASt) um-benannt).

4 Zur Entwicklung des Modells der Drei-heit von Verwaltung, Wissenschaft undIndustrie am Beispiel des Stahlbeton-baus im allgemeinen und des DAfStbim besonderen s. [8].

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(für die beiden Stahlbaufirmen) warein unterdimensionierter gegliederterDruckstab Unglücksursache. DieserEinsturz goß Öl auf das Feuer derDiskussion um die Knickfestigkeit ge-gliederter Druckstäbe, zeigte dochdas Versagen eines solchen Stabes imUntergurt der St. Lorenzstrombrückebei Quebec (Kanada) schon 1907,daß die Grenze des selbstbewußten„Schneller – Weiter – Höher“ der amBau Beteiligten mit einer 74 Todesop-fer fordernden Katastrophe weit über-schritten wurde. Für den damals alsHigh-Tech-Disziplin geltenden Stahl-brückenbau hieß das: Konzentrationder Kräfte zur Lösung des Knickpro-blems.

1.3 Der Welt größte Versuchsmaschine

Schon im Februar 1910 bestellte derDSTV nach Angaben von LeonhardSeifert eine 3000-t-Prüfmaschine beider Fa. Haniel & Lueg in Düsseldorf,die Versuche mit sehr großen Prüf-stücken mit hohen Lasten zuließ. Die1912 in Betrieb genommene Prüfma-schine befand sich in einer eigens aufdem Gelände des Materialprüfungs-amtes Berlin-Dahlem (MPA Berlin)errichteten Halle mit 30 x 13 mGrundfläche und eigener Druckwas-seranlage (Bild 3).

Die technischen Daten sind be-eindruckend und markieren einenquantitativen und qualitativen Sprungin der Entwicklung des Materialprü-fungswesens:

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– maximale Länge der Versuchsstäbe15 m– Gewicht 350 t– Grundfläche L x B = 28 x 4,50 m– Gesamtkosten 250000 Mark– Baujahr 1911/12 – Eigentümer DSTV

Nach den zufriedenstellendenAbnahmeversuchen, über die MaxRudeloff (1857–1929) erst 1920 aus-führlich berichtete [14], wurdenDruckstäbe des eingestürzten Ham-burger Gasbehälters im Maßstab 1 : 1nachgebildet (Bild 4/links) und mitder Prüfmaschine untersucht. Für diedurchschnittliche Knicklast der inBild 4/rechts dargestellten Druck-stäbe ergab sich ein Mittelwert von84,63 t [10, S. 50]. In seinem von denbeiden Stahlbaufirmen bestelltenGutachten zum Einsturz des Ham-burger Gasbehälters stellte Müller-Breslau eine Tragfähigkeit von 88 tfest und errechnete, daß eineLastausmittigkeit oder eine nicht ge-rade Stabachse von nur 1,33 cm aus-gereicht hätte, das Versagen derStütze auszulösen.

Bild 3. Die 1912 in Betrieb genommene Prüfmaschine des DSTV (aus: [13, S. 34])Fig. 3. DSTV testing machine, commissioned in 1912 (from: [13, p. 34])

Bild 4. Geprüfte Druckstäbe (aus: [10, S. 42])Fig. 4. Compression members being tested (from: [10, S. 42])

– maximale Druckkraft 3000 t– maximale Zugkraft 1500 t– Wasserdruck für Druckversuche400 at– Wasserdruck fürZugversuche 200 at

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So erwies sich „Die Perfektionder Technik“ (1946) eines FriedrichGeorg Jüngers (1898–1977) schon zuBeginn des zweiten Dezenniums des20. Jahrhunderts als feuilletonistischeIllusion der „konservativen Revolu-tionäre“. Technik ist immer imperfekt,wie die Druckstäbe des eingestürztenHamburger Gasbehälters zeigten. DieImperfektion derTechnik erfahren In-genieure in ihrer alltäglichen Praxis.Gleichwohl verleitet die dem Bauenmit Stahl innewohnende hohe Präzi-sion, die baustatische Modellbildungund die Kunst des statischen Rech-nens über das konstruktiv und tech-nologisch Mögliche des praktischenStahlbaus zu stellen. Ein eindrucks-volles Beispiel hierfür ist die Suchenach der wahren Knicktheorie.

1.4 Auf der Suche nach der wahrenKnicktheorie

Das von Kögler 1915 publizierteVersuchsprogramm (s. [10] u. Ab-schnitt 1.3) stieß auf Widerspruch. Ineinem nie abgesandten Brief des Mit-arbeiters des DSTV Hermann Fisch-mann vom Oktober 1915 an den Vor-sitzenden des DASt, Max Carstanjen(1856–1934) (Direktor des Werks Gu-stavsburg der MAN), stellte erstererzwar fest, „daß schon eine ganzeMenge nützlicher Arbeiten ausgeführtwurde“, monierte aber, daß man seitBestehen des DASt „in der Beant-wortung der brennenden Fragen nachder zweckmäßigsten Ausbildung vonDruckstäben, die als eine der wichtig-sten Punkte des Programmes vorgese-hen war, keinen Schritt weiter gekom-men (sei)“ [15, S. 1–2]. Insbesonderekritisierte Fischmann, daß mit der3000-t-Prüfmaschine bislang nur we-nige Knickversuche durchgeführt wur-den, das Versuchsprogramm mehrmalsgeändert worden sei, das KöglerscheProgramm zu aufwendig sei und aufdie Wiederholung der KnickversucheLudwig von Tetmajers (1850–1905)hinausliefe [15, S. 10–14].

Stattdessen schlägt er vor, diedurch Leonhard Euler (1707–1783),Friedrich Engesser (1848–1931),Theodore von Kármán (1881–1963)und Heinrich Müller-Breslau (1851–1925) theoretisch gefundenen Knick-gesetze durch Versuche zu bestätigenund sich auf praktische Versuche mitstahlbauüblichen Profilstäben undgegliederten Stäben zu konzentrieren

[15, S. 14–16]. Zwar sollte Fischmannam 1. 1. 1918 Direktor des DSTVwer-den (bis 31. 12. 1923) – doch es sollteanders kommen. Zum Zuge kamletztlich der 1920 von Gottwalt Scha-per, Heinrich Müller-Breslau undWilhelm Rein vorgeschlagene Ar-beitsplan für „theoretische Versuche“,welcher von Zimmermann durch einegrößere Anzahl theoretischer Bei-träge erfolgreich begleitet wurde (s. a.[16, S. 220–231]). Es ging um die Su-che nach der wahren Knicktheorie,nach deren Annahmen die Versuchemöglichst genau einzurichten sind.Charakteristisch hierfür ist Zimmer-manns – auf Anregung der MPA Ber-lin – an den DASt gerichtete Anlei-tung zur Berechnung des Fehlerhe-bels für Knickversuche v. 22. Juni1922 [17], die er im selben Jahr veröf-fentlichte (S. [18], [19]). Damit konn-ten die strukturellen und geometri-schen Imperfektionen des Versuchs-stabes durch eine Korrektur desLastangriffs während des Versuchskompensiert werden und die ideelleKnicklast erreicht werden. Mit dervon Zimmermann theoretisch ent-wickelten Versuchstechnik konnte ander MPA Berlin experimentell nach-gewiesen werden, daß perfektedruckbeanspruchte Versuchsstäbeder Eulerkurve gehorchen und im un-teren Schlankheitsbereich ein Fließ-plateau besitzen: Druckstäbe sinddurch die Eulerkurve und die Fließ-grenze hinreichend beschrieben(Bild 5). Seine etwa 30 Publikationenzur Knicktheorie krönte der knapp85jährige Zimmermann 1930 mit sei-ner „Lehre vom Knicken auf neuer

Grundlage“ [21]. So blieb der scharf-sinnige Rechenkünstler und mit Sinnfür die Ästhetik symbolischer Formenin der Baustatik ausgestattete Altmei-ster des Stahlbaus auch in der Knick-theorie der perfekte Elastiker, die ersich durch die von ihm methodischtief beeinflußten Knickversuche desDASt in den 1920er Jahren bestätigenließ. Das Knicken im unelastischenBereich blieb noch für einige Jahreein Tabu der Knicktheorie. „Alsosprach (nicht) Zarathustra“ (FriedrichNietzsche), sondern Zimmermann alser 1930 das letzte Wort der allein aufder Elastizitätstheorie gründendenKnicktheorie sprach. In den 1930erJahren sollte sich auch hier ein Para-digmenwechsel von der Elastizitäts-theorie zur Plastizitätstheorie in derbaustatischen Theoriebildung anbah-nen – einer Hauptentwicklungslinieder Inventionsphase der Baustatik(1925–1950) [1, S. 30–31].

Was die Resultate der geradezuunübertroffen perfekt angelegtenKnickversuche betrifft, konnten siedie Bemessungspraxis im Stahlbaunicht mehr beeinflussen, da sie erst1930 veröffentlicht wurden [22] – dieDeutsche Reichsbahn-Gesellschaftmußte schneller handeln.

2 Die Deutsche Reichsbahn-Gesell-schaft als Motor der technisch-wis-senschaftlichen Gemeinschaftsarbeitim Stahlbau

Während auf Betreiben des DAfStbschon 1916 reichseinheitliche Stahlbe-tonbestimmungen eingeführt wurden,waren die amtlichen Bestimmungen

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Bild 5. Knickspannungslinien und Ergebnisse der DASt-Knickversuche an derMPA Berlin; a) für St 37 und b) für St 48 (aus: [20, S. 21])Fig. 5. Buckling stress lines and results of DASt buckling tests at MPA Berlin;a) for St 37 and b) for St 48 (from: [20, p. 21])

a) b)

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im Stahlbau heillos zersplittert. So exi-stierten für jede deutsche Länder-eisenbahn Regelwerke, die einen ein-heitlichen deutschen Stahlbaumarkt –insbesondere im Brückenbau – verhin-derten. Erst nach Bildung des Reichs-verkehrsministeriums am 9. Januar1920 und der 1924 erfolgenden Zu-sammenfassung der Ländereisenbah-nen in die politisch, verwaltungsmäßigund finanziell unabhängige DeutscheReichsbahn-Gesellschaft prägte sichein einheitliches Vorschriftenwerk imStahlbau5 für die Reichseisenbahnenaus. Mit Gottwalt Schaper (Bild 6) alsReferent für Brücken- und Ingenieur-hochbau im Reichsverkehrsministe-rium trat eine Persönlichkeit den imkonstruktiven Ingenieurbau einfluß-reichsten Dienstposten an, welche dietechnisch-wissenschaftliche Gemein-schaftsarbeit im deutschen Stahlbauder Zwischenkriegszeit entscheidendprägen sollte. Sie erstreckte sich aufdie Einführung reichseinheitlicherVorschriften, höherfester Baustähleund des Schweißens.

2.1 Vereinheitlichung der Vorschriftendes Stahlbaus

„Für Schaper“, schrieb Hans Siebke,„tat sich ein immenses Arbeitspro-gramm auf. Das deutsche Eisenbahn-netz, das in acht Jahrzehnten aufge-

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baut war, bot vor der Verreichlichungein buntes, uneinheitliches Bild. DieBrücken waren nach Alter, Bauart,Ausführung, baulichem Zustand undTragfähigkeit sehr verschieden unddem zunehmenden Verkehr mit stei-genden Fahrzeuglasten und Fahrge-schwindigkeiten in keiner Weise ge-wachsen. Erste Voraussetzung zurÜberwindung der Schwierigkeitenwar die Vereinheitlichung der Regel-werke (…)“ [25, S. 114]. Wesentlichvon Schaper beeinflußt waren die vonder Reichsbahn-Gesellschaft heraus-gegebenen – Vorschriften für Eisenbauwerke.Grundlagen für das Entwerfen undBerechnung eiserner Eisenbahn-brücken vom Mai 1922 [26]– Vorschriften für Eisenbauwerke.Berechnungsgrundlagen für eiserneEisenbahnbrücken (BE) vom 25. Fe-bruar 1925 [27]– Vorläufige Vorschrift für die Liefe-rung von Stahlbauwerken aus Bau-stahl St 52. Berlin 1929 [28]– Vorläufige Vorschriften für ge-schweißte, vollwandige Eisenbahn-brücken vom 20. November 1935 [29]– sowie die Grundsätze für die bauli-che Durchbildung eiserner Eisen-bahnbrücken (GE) und mehrere Vor-schriften zum Korrosionsschutz vonStahlbauten (s. [25, S. 116]).

Völlig neue Wege beschritten dieVorschriften aus dem Jahr 1922 und1925 im Bereich der Bemessung vonDruckstäben. In Auswertung ver-schiedener Unfälle hatte sich gezeigt,daß Druckstäbe mit Schlankheiten λzwischen 60 und 100 nach den altenVorschriften öfters zu hoch belastetwurden, weswegen die BE in diesemBereich die Gerade von Tetmajer zu-grunde legte (s. a. Bild 5a).

Mit der Einführung des demSpannungsnachweis formidentischenNachweisformat des ω-Verfahrens

ω · (N/A) ≤ σzul, (1)

wo die mit ω vervielfachte Druck-spannung N/A mit der zulässigenideellen Druckspannung σzul vergli-chen wird, stand dem Stahlbauinge-nieur eine einfache Bemessungsfor-mel für mittig gedrückte Stäbe zurVerfügung, ohne über anzunehmendeSicherheitsbeiwerte, elastische undunelastische Bereiche nachdenken zumüssen. Auch für außermittig ge-drückte Stäbe sahen die genannten

Vorschriften den Nachweis ideellerDruckspannungen vor:

ω · (N/A) + (M/W) ≤ σzul (2)

Bernd Nowak vermutet, daß das ω-Verfahren auf eine österreichischeKnickvorschrift aus dem Jahre 1907zurückgeht [16, S. 200]. Durch dieFormalisierung, Rationalisierung undStandardisierung des Bemessens vonDruckstäben wurde das „Wesen desKnickproblems (…) völlig verschlei-ert“ – wie Friedrich Bleich (1878–1950) schon 1924 kritisierte [30,S. 115]; dessen ungeachtet setzte sichdas ω-Verfahren durch auch bei– der Berechnung schlanker Stahlbe-tondruckglieder mit den Bestimmun-gen des DAfStb (1925)– der Berechnung von Straßen-brücken nach DIN 1073 (1928)– im Holzbau nach DIN 1052 (1933)6

– sowie der Berechnung von Stahl-hochbauten nach DIN 1050 (1934).

Damit entwickelte sich die BEder Deutschen Reichsbahn-Gesell-schaft nicht nur zum Standardwerkdes Stahlbrückenbaus, sondern besaßauch Vorbildfunktion für andere Vor-schriftenwerke des konstruktiven In-genieurbaus.

Zur Vereinfachung und Standar-disierung der alltäglichen Arbeit desStahlbauers trug die 1932 erschienene1. Auflage dervon Martha (Schneider-)Bürger (1903–2001) bearbeiteten„Stahlbau-Profile“ (Bild 7) bei; dar-über hinaus weiteten sie das Bauenmit Stahl signifikant aus. Die von derDüsseldorfer „Beratungsstelle fürStahlverwendung“ herausgegebenen„Stahlbau-Profile“ enthielten nichtnur die Abmessungen und statischenWerte von genormten Profilen, Son-derprofilen, Ausbauprofilen, Stahl-blechen, Stahlrohren, Eisenbahn-oberbaustoffen, Stahlprofile für denGruben-, Tief- und Wasserbau sowieDrahterzeugnisse, sondern auch we-sentliche Auszüge aus allen damalsgeltenden amtlichen Bestimmungenfür den Stahlbau. So entwickeltensich die „Stahlbau-Profile“, die imJahre 2004 ihre 23. Auflage erlebten[32], zum erstrangigen Arbeitsmitteljedes Baukonstrukteurs und Statikers.

5 Zur Entwicklung der Normen undVorschriften im deutschen Stahlbau bis zu Beginn des II. Weltkrieges s. [23, S. 59–75].

6 Der zweite Term von Formel (2) wirdfür Nadelholz mit dem Faktor α = 8/10und für Eiche und Buche mit dem Fak-tor α = 10/11 multipliziert.

Bild 6. Gottwalt Schaper (1873–1942)(aus: [24, S. 87])Fig. 6. Gottwalt Schaper (1873–1942)(from: [24, p. 87])

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2.2 Das Schweißen revolutioniert den Stahlbau

Mit der Einführung des Schweißensim deutschen Stahlbau Ende der1920er Jahre hob eine neue Ära imStahlbau an. Die Ergebnisse einge-hender Versuche mit einzelnenSchweißverbindungen an der THDresden (Prof. Willy Gehler) sowieSchwingungsversuche an vier 9 mweit gestützten, geschweißten Fach-werkträger bei der Brückenmeistereiwaren so günstig, „daß die DeutscheReichsbahn in Erkenntnis der techni-schen und wirtschaftlichen Vorzügedes Schweißverfahrens sich ent-schloß, das Schweißverfahren beiihren stählernen Ingenieurhochbau-ten und Brücken anzuwenden“ [33,S. 2]. Schon 1931 ließ die Reichsbahndie erste vollständig geschweißte Ei-senbahnbrücke im Zuge der StreckeMünster–Osnabrück errichten. Kurzdarauf berichtete Schaper 1931 überdas Schweißen im Ingenieurhochbauund Brükkenbau und hob die Vorteilegegenüber dem Nieten hervor: keinNietlochabzug, kein Bohren von Niet-löchern, kein Aufreiben bei der Mon-tage, geringeres Gewicht, beliebigeQuerschnittsformen, einfachere Ent-wurfs- und Werkstattarbeit bei gerin-

gerem Zeitaufwand (n. [25, S. 118]).Dies sind aber nur die unmittelbarenVorteile der neuartigen Verbindungs-technik im Stahlbau. Die demSchweißen immanente Einheit vonKonstruktion und Technologie sollteden gesamten Stahlbau von Grundauf verändern:– neuartige Fragen für die Stahlbau-forschung (Dauerfestigkeit, Spröd-bruchsicherheit, Eigenspannungen,etc.)– Schaffung einer Bemessungstheorie– Umwälzung der Stahlbaufertigungund -montage– Entstehung neuer Berufsbilder imStahlbau– Herausbildung einer neuen Kon-struktionssprache des Stahlbaus(Bild 8)– systemisches Zusammenwirken vontechnik- und naturwissenschaftlichenDisziplinen: „Schweißtechnik als Ge-neralnenner der Wissenschaften“(Kurt Klöppel) [34].

Wie jede technische Revolutionihr „Waterloo“ besitzt, blieb auch dieden Stahlbau umwälzende Schweiß-technik davon nicht verschont – ge-nannt seien die Schadensfälle an dengeschweißten Brücken aus St 52 vomBahnhof Zoologischer Garten 1936und am Talübergang bei Rüdersdorf1938. Diese Schadensfälle induziertenmehrere Untersuchungen, über derenErgebnisse Gottwalt Schaper, KarlSchaechterle, Roland Wasmuht undOtto Kommerell in der Zeitschrift„Die Bautechnik“ 1938 und 1939 aus-führlich berichteten und die noch im

selben Jahr im Sonderdruck „Erfah-rungen mit St 52 unter besondererBerücksichtigung seiner Eignung fürdas Schweißen von Stahlbauten“ [35]zusammengefaßt wurden. Daß dieFrage der Sprödbruchsicherheit soschnell und systematisch angegangenwurde, ist nicht zuletzt der Gründungdes DASt zu verdanken.

2.3 Gründung des Deutschen Ausschußfür Stahlbau (DASt)

Am 3. Dezember 1935 bildete sich der„Ausschuß für Versuche im Stahlbau“um in den „Deutschen Ausschuß fürStahlbau“ (DASt). Im Kern war dieseUmbildung eine wesentliche Erweite-rung und konsequente Anpassung andas 1907 in Gestalt des DAfStberstmals geschaffenen Grundmusterder technisch-wissenschaftlichen Ge-meinschaftsarbeit (Bild 9): „Da sich inder letzten Zeit immer mehr das Be-dürfnis herausstellte, den Aufgaben-kreis des Ausschusses über das eigent-liche Versuchs- und Forschungswesenhinaus durch Bearbeitung der ein-schlägigen Richtlinien, Grundsätzeund Vorschriften für den Stahlbau zuerweitern, wurde mit Zustimmung dermaßgebenden Behörden beschlossen,den Ausschuß auf eine breitereGrundlage zu stellen. Er führt von nunan den Namen ‚Deutscher Ausschußfür Stahlbau’“ [36, S. 762]. Dem DAStwurden Befugnisse eines Fachnor-menausschusses für den Stahlbau desDeutschen Normenausschusses über-tragen. „Als erste, sehr wichtige Auf-

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Bild 7. Erste Auflage der „Stahlbau-Pro-file“ von Martha Schneider-Bürger ([31])Fig. 7. First edition of „Stahlbau-Pro-file“ (steel construction profiles) byMartha Schneider-Bürger ([31])

Bild 8. Rahmenecke in genieteter und geschweißter Ausführung (aus: [25, S. 118])Fig. 8. Riveted and welded versions of frame corners (from: [25, p. 118])

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gabe“, schrieb Schaper, „ist dem Aus-schuß die Bearbeitung der Vorschrif-ten für geschweißte Straßenbrückenzugewiesen worden“ [36, S. 762]. Indieser Bemerkung spiegelt sich derenorme Bedeutungszuwachs desReichsautobahnbaus für den Stahl-brückenbau wider. Ab Mitte der1930er Jahre bezog der konstruktiveIngenieurbau insgesamt in Deutsch-land immer stärkere Impulse vom Au-tobahnbau, der vom „Generalinspek-teur für das deutsche Straßenwesen“Fritz Todt (1891–1942)7 straff geführtwurde. Dazu paßt, daß nach 1933 dieDeutsche Reichsbahn unter Führungdes Bauingenieurs Julius Dorpmüller(1869–1945) den Autobahnbau mitKapital und Personal tatkräftig unter-stützte (s. [39, S. 147]).Seit 1936 arbeiteten im DASt unterVorsitz von Schaper Vertreter folgen-der Institutionen mit:1. Verwaltung (9 Vertreter):– Reichsverkehrsministerium (1 Ver-treter)– Luftfahrtministerium (1Vertreter)– Reichsmarineministerium (1 Ver-treter)– Preußisches Finanzministerium (1Vertreter)– Preußisches Ministerium für Han-del und Gewerbe (1Vertreter)– Deutsche Reichsbahn (3 Vertre-ter/Vorsitz DASt)– Deutscher Normenausschuß (1Ver-treter)2. Industrie (10 Vertreter):– Stahlbauindustrie (7Vertreter)– Stahlindustrie (1Vertreter)– DSTV (2 Vertreter/Geschäftsfüh-rung DASt)3. Wissenschaft und Beratende Inge-nieure (9 Vertreter):– Hochschulen (5 Vertreter)– Materialprüfungsämter (2 Vertreter)– Beratende Ingenieure (2 Vertreter)

Die 28 DASt-Mitglieder verteilensich nahezu gleichmäßig auf die Berei-

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che Verwaltung, Industrie und Wissen-schaft. Mit dem DASt vollzog sich1935 die Integration der sechs Hand-lungsbereiche wissenschafts- undverwaltungsbezogene Verbandspolitik,Wissenschafts- und Industriepolitik so-wie verwaltungs- und industrieförmigeWissenschaft im Stahlbau (s. Bild 9).

Der Stahlbau folgte der inDeutschland vorherrschenden norm-setzenden Vergesellschaftungsformi. S. des Grundmusters der technisch-wissenschaftlichen Gemeinschaftsar-beit – einer gesellschaftsorganisatori-schen Erfindung des Stahlbetonbaus,die 1907 als DAfStb das Licht derWelt erblickte.

3 Die Entstehung der Stahlbauwissen-schaft

Wie die Formierung des Stahlbeton-baus als wissenschaftliche Disziplinim Gefüge des konstruktiven Ingeni-eurbaus nur mit der durch den Stahl-betonbau ausgelösten technischenRevolution im Bauwesen begriffenwerden kann [8, S. 46–49], ist für dieAnalyse der Entstehung der Stahlbau-wissenschaft Ende der 1930er Jahredie Erkenntnis der Schweißtechnikals technische Revolution des Stahl-baus unhintergehbar. Beide Gebietedes konstruktiven Ingenieurbauskonnten sich nur deshalb zu apartenwissenschaftlichen Disziplinen ent-wickeln, weil sie vollständig durch dieDreiheit von Verwaltung, Industrieund Wissenschaft erfaßt wurden(s. Bild 9). Gleichwohl gibt es Unter-schiede zum Stahlbetonbau: DieSchweißtechnik war nur notwendigeBedingung der Entstehung der Stahl-bauwissenschaft; die hinreichendeBedingung bestand in der Entwick-lung der Stabilitätstheorie und demÜbergang von der Stab- zur Konti-nuumsstatik. Dies erkannte der 1929mit der Leitung der technisch-wissen-schaftlichen Abteilung des DSTV und1935 mit der Geschäftsführung desDASt betraute sowie 1938 an die THDarmstadt berufene Kurt Klöppel;ein Jahr später übernahm er dieSchriftleitung der Zeitschrift „DerStahlbau“, welche er bis Mitte 1981innehatte. So formulierte Klöppel aufder ersten Stahlbau-Tagung desDSTV nach dem II. Weltkrieg, dievom 29. 9. bis 30. 9. 1947 in Hanno-ver stattfand, das Programm derStahlbauwissenschaft [40], welches er1951 für die Aufgaben und Ziele derZeitschrift „Der Stahlbau“ prägnantzuschärfte [41] (s. a. [42]).

3.1 Die Olympiaden der InternationalenVereinigung für Brückenbau und Hochbau (IVBH)

Die „goldenen 1920er Jahre“ warenauch Jahre der Etablierung interna-tionaler politischer, kultureller undtechnisch-wissenschaftlicher Organi-sationen. So tauschten die konstruk-tiven Ingenieure erstmals 1926 inZürich ihre Forschungsergebnisse aufdem Internationalen Kongreß fürBrückenbau und Hochbau aus. ZweiJahre später folgte der zweite Kon-

7 Der „General der Technik“ (s. z. B.[37]) avancierte zum Idol vieler Bau-ingenieure im Dritten Reich; als ideelleLeitfigur überlebte Todt seinen Tod und die Niederlage Hitlerdeutschlands:in der verklärenden Vergangenheits-bewältigung führender Bauingenieureim Nachkriegsdeutschland spielte das Netzwerk der „Organisation Todt“(OT) eine beachtliche Rolle (s. [38, S. 12]).

Bild 9. Dreiheit von Industrie, Verwal-tung und Wissenschaft in der Hand-lungsperspektive der Industrie (oben),der Verwaltung (Mitte) und der Wissen-schaft (unten) (aus: [1, S. 351])Fig. 9. Trinity of industry, administra-tion and science from the perspectiveof industry (top), administration (centre) and science (bottom)(from: [1, p. 351])

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greß in Wien. Aus diesen Kongressenbildete sich am 29. Oktober 1929 inZürich die noch heute bestehendeInternationale Vereinigung für Brük-kenbau und Hochbau (IVBH). 1932organisierte die IVBH in Paris ihrenersten und 1936 in Berlin ihren zwei-ten internationalen Kongreß fürBrückenbau und Hochbau.

Doch auch auf den friedlichenolympischen Wettstreit der technisch-wissenschaftlichen Ideen im konstruk-tiven Ingenieurbau fielen die Schattendes spanischen Bürgerkrieges, desKrieges in Abessinien und der konse-quent betriebenen Aufrüstung Hitler-deutschlands. Wie die perfekt organi-sierte Berliner Olympiade vom 1. 8. bis16. 8. 1936 durch die Machthaber desDritten Reichs propagandistisch fürdessen internationale Reputation ge-nutzt wurde, so funktionalisierten sieauch den vom 1. 10. bis 11. 10. 1936 inBerlin stattfindenden zweiten interna-tionalen Kongreß für Brückenbau undHochbau für politische Zwecke: Unterder Schirmherrschaft der Reichsregie-rung hofierte Hitlers „neues Deutsch-land“ die internationale Gemeinschaftder konstruktiven Ingenieure in Fest-veranstaltungen, Exkursionen undgroßangelegten Empfängen in Berlin,Dresden, Bayreuth und München. Ins-besondere trumpften die Machthabermit den Ingenieurleistungen desReichsautobahnbaus auf, sorgten füreine perfekte Kongreßorganisationund erzeugten durch die „fürsorglicheBelagerung“ (Heinrich Böll) der ca.1500 Teilnehmer aus über 40 Länderndie Illusion vom friedlichen DrittenReich.

Die technisch-wissenschaftlicheBilanz des Berliner Kongresses isteindrucksvoll. Von den insgesamt10 Arbeitssitzungen widmeten sichvier Arbeitssitzungen dem Stahlbau,drei dem Stahlbetonbau und eine derBaugrundforschung; in zwei Arbeits-sitzungen wurden freie Vorträge ge-halten. An dieser Stelle seien nur dieTitel der Arbeitssitzungen auf demGebiet des Stahlbaus genannt:– Die Bedeutung der Zähigkeit desStahles für die Berechnung und Be-messung von Stahlbauwerken, insbe-sondere von statisch unbestimmtenKonstruktionen– Praktische Fragen bei geschweiß-ten Stahlkonstruktionen– Theorie und Versuchsforschungder Einzelheiten der Stahlbauwerke

für genietete und geschweißte Kon-struktionen– Anwendung des Stahles im Brük-kenbau, Hochbau und Wasserbau

Aus dem Vorbericht des Kon-gresses wird klar, daß das Schweißenund Probleme der Plastizitätstheorie(Grundlagen, Traglastverfahren) imMittelpunkt des Interesses des Stahl-baus standen. So traten auf dem Berli-ner Kongreß zwei den Stahlbau um-wälzende und die Formierung derStahlbauwissenschaft auslösende Ent-wicklungssprünge gleichzeitig auf: – das Schweißen, das sich zu einertechnischen Revolution im Stahlbauverdichtete und– die sich mit dem partiellen Para-digmenwechsel von der Elastizitäts-theorie zur Plastizitätstheorie imSinne von Thomas S. Kuhns [43]ankündigende wissenschaftlichen Re-volution im Stahlbau.

Dieser Paradigmenwechsel deu-tete sich in der Stahlbauforschungschon Ende der 1920er mit ersten An-sätzen zum Traglastverfahren und ei-ner Knicktheorie im unelastischenBereich an.

Der Berliner Kongreß erfuhr einepublizistische Vor- und Nachberei-tung, die im konstruktiven Ingenieur-bau qualitativ und quantitativ Maß-stäbe setzte: – Der zum Kongreß veröffentlichteknapp 1600 Seiten umfassende Vor-bericht [44] enthielt all jene Beiträge,die nicht vorgetragen, sondern vomGeneralberichterstatter (u. a. auchKlöppel) der jeweiligen Arbeitssitzungals Einleitung zur Aussprache zusam-mengefaßt wurde.– Im 1938 publizierten Schlußbericht(ca. 1000 Druckseiten) [45] spiegeltesich die fachliche Aussprache sämtli-cher Arbeitssitzungen wider.

Die bei Wilhelm Ernst & Sohnverlegten Berichte wurden nochdurch den IV. Band der „Abhandlun-gen“ der IVBH [46] (650 Drucksei-ten) ergänzt, die jedem Teilnehmerdes Berliner Kongresses zusammenmit dem Vorbericht ausgehändigtwurden. Diesen ca. 3250 Druckseitenumfassenden publizistischen Kraftaktfinanzierte der mit hohen Funk-tionsträgern des Dritten Reichesdurchsetzte deutsche Organisations-ausschuß der Berliner Olympiade deskonstruktiven Ingenieurbaus, dervom Generalinspekteur für das deut-sche Straßenwesen Fritz Todt geleitet

wurde. Aufgrund des immensenStahlverbrauchs der Rüstungsmaschi-nerie des Dritten Reichs standenschon 1936 Stahleinsparungen in derBauwirtschaft auf der Agenda vonTodt, die er alsbald auf dem Verord-nungsweg umsetzen ließ und imStahlbau die Tendenz zum Leichtbauverstärkten sollte.

3.1 Leicht ist schwer – oder: von derStabilität stählerner Tragstruktur-elemente

Wichtige Beiträge zum Knickstab imunelastischen Bereich legten Ros(EMPA Zürich), Brunner (EMPAZürich), Chwalla (TH Brünn), Hart-mann (TH Wien), Jezek (TH Wien)und Fritsche (TH Prag) vor. Schon aufden ersten internationalen Kongres-sen für Brückenbau und Hochbau inZürich (1926), Wien (1928) und Paris(1932) stritten sich die Wissenschaft-ler um die Weiterentwicklung derKnicktheorie. So wiesen Fillunger(TH Wien), Ros u. a. ihrem War-schauer Kollegen Broszko eine fehler-hafte Rechnung nach, die eine heftigeKontroverse zwischen Hartmann undBroszko in der „Zeitschrift des Öster-reichischen Ingenieur- und Architek-ten-Vereins“ auslöste. Broszko for-derte seine Gegner mit der Behaup-tung heraus, daß die Knicktheorie vonEngesser und Kármán „auf einer evi-dent falschen Grundlage“ fußenwürde (zit. n. [16, S. 237]); 1932 führter als Beleg die auf Veranlassung desDSTV durchgeführten Knickversuchean (S. [22] u. [47]). Doch Broszkoirrte ebenso wie Rein, der die Knick-versuche theoretisch mißdeutete(s. [22]).

Seit 1934 bestimmten Chwalla,Fritsche, Hartmann und Jezek denForschungsstand zum Stabknicken.„Die Bedeutung von Chwallas Ar-beit“, stellte Nowak fest, „liegt in derdie Wirklichkeit weitestgehend be-rücksichtigenden Theorie, so daß alleanderen Autoren ihre Ergebnisse anden seinen messen können“ [16,S. 243]. So verfuhr auch Jezek. WieKist schon 1920 generell für Stahl einideal-elastisches und ideal-plasti-sches Materialgesetz vorschlug unddamit die Entwicklung des Traglast-verfahrens in den 1920er und 1930erJahren entscheidend beeinflußte(s. [1, S. 80–84]), legte Jezek 1934dasselbe Gesetz für stählerne Knick-

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stäbe zugrunde. Hierzu regten ihn die1930 und 1931veröffentlichten Arbei-ten von Fritsche und Girkmann zumTraglastverfahren für Durchlaufträgerund Rahmen an. Damit konnte Jezekeine rein analytische Knicktheorieformulieren, die den elastischen undunelastischen Bereich einheitlich er-faßte. In seinem 1937 publiziertenBuch „Festigkeit von Druckstäbenaus Stahl“ [48] faßte Jezek die For-schungsergebnisse der Wiener Knick-schule zusammen und setzte denSchlußstein der auf den unela-stischen Bereich erweiterten Knick-theorie. Jezek bot dem Stahlbauin-genieur für die gebräuchlichstenProfilformen eine große Anzahl auf-bereiteter Formeln (Bild 10) und Kur-ventafeln zur Bemessung von Druck-stäben, die 15 Jahre später Eingang indie DIN 4114 finden sollten. So brachsich das Traglastverfahren erstmals inder Knicktheorie Bahn, einerTheorie,auf die der Grundsatz von WilhelmOstwald (1853–1932) zutraf, daß esnichts Praktischeres gibt als eine guteTheorie.

Mit dem „Anschluß“ Österreichsim März 1938 und der „Zerschlagungder Resttschechei“ ein Jahr darauf,sollte der nunmehr ehemalige öster-reichische Knickausschuß unter demVorsitz Hartmanns entscheidendenEinfluß auf die einschlägige Stahl-baunormung im „GroßdeutschenReich“ ausüben. Schon im Januar1939 nahmen österreichische Vertre-ter erstmals an Normenberatungen

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teil und legten einen ausformuliertenVorschlag vor, der den ersten EntwurfDIN E 4114 vom 1. November 1939prägen sollte. Die diversen Entwürfeund Vorschläge zur DIN 4114 durch-liefen eine „recht wechselvolle Meta-morphose“ [49, S. 85], wie Klöppel1952 auf der Münchener Stahlbau-Ta-gung des DSTV rückblickend konsta-tierte. Der Redaktionsausschuß fürdie sich schnell ablösenden Entwürfeder DIN 4114 setzte sich aus den Pro-fessoren Willy Gehler (TH Dresden),Kurt Klöppel (TH Darmstadt) undErnst Chwalla (TH Brünn) zusam-men. Im Herbst 1943 kursierte in der„Fachgruppe Stahlbau“ der vorKriegsende letzte und von Chwallaverfaßte Entwurf zur DIN 4114(Bild 11); dort fand erstmals auch dasBiegedrillknicken Eingang in einTechnisches Regelwerk des Stahlbaus[50, S. 8 u. S. 20–21]. Chwallas Ent-wurf antizipierte die als vorbildlichgeltende und 1952 beschlossene DIN4114 (Stabilitätsfälle) in mehrfacherHinsicht:– einheitliche Behandlung der Stabi-litätsfälle Knicken, Kippen und Beu-len– selektiver Einbezug von Erkennt-nissen des Flugzeugbaus (i. S. desLeichtbaus) für den Stahlbau – unmittelbarer Transfer von aktuel-len Resultaten der Stahlbauforschungin ein Technisches Regelwerk– Gliederung des Entwurfs in einenoperativen Teil („Blatt 1: Vorschriften“)und einen begründenden Teil („Blatt 2:

Richtlinien“), die dem Anwender diesich hinter den Vorschriften verbergen-den stahlbauwissenschaftlichen Er-kenntnisse nahe bringen sollten.

Gleichwohl sind die Erfolge derstahlbaulichen Stabilitätstheorie undderen Projektion im Stakkato sicheinander ablösender Entwürfe zurDIN 4114 nicht nur aus wissen-schaftsinternen Faktoren erklärbar.

Im Anhang der Kriegsjahrgängedes Stahlbau-Kalenders finden sichzahlreiche Durchführungsverordnun-gen, Anordnungen, Durchführungsbe-stimmungen und Erlasse zur Ein-schränkung des Bauens mit Stahl. Zudiesem Zwecke erfanden die Bürokra-ten des Dritten Reiches mit dem „Spar-ingenieur“ 1940 eine neue Ingenieur-gattung, „die alle Möglichkeiten zurEiseneinsparung in der Bauplanungund der Baudurchführung zu untersu-chen, zu beobachten und durchzuset-zen haben“ [51, S. 576]. Im Vorwortdes Stahlbau-Kalenders 1941 umreißtder DSTV unter dem Titel „Aufgabendes deutschen Stahlbaus im Kriege“nicht nur mit markigen Worten bevöl-kerte Allgemeinplätze, sondern rap-portiert, wie die Stahlbauer „den An-forderungen der Wehrmacht und derRüstungsindustrie gerecht“ [51, S. III]wurden und werden: Weitgespannte

Bild 10. Näherungsformeln für die kritische Schlankheit außermittig gedrückterStahlstäbe nach Jezek (aus: [48, S. 215])Fig. 10. Approximation formulae for the critical slenderness of eccentrically com-pressed steel compression members after Jezek (from: [48, p. 215])

Bild 11. Titelblatt des letzten Entwurfsder DIN 4114 (aus: Archiv Ernst & Sohn)Fig. 11. Title page of the final draft ofDIN 4114 (from: Ernst & Sohn archive)

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Flugzeughallen als Musterausführungfür eine Stahl sparende Bauweise,Wiederaufbau zerstörter Verkehrsan-lagen und lebenswichtiger Betriebe inden Kriegsgebieten zur Sicherung desNachschubs und Versorgung derTruppen, Instandsetzung von Werk-stätten in den „eingegliederten Gebie-ten“ zwecks Einsatz für die Kriegspro-duktion. „In allen Fällen war die spar-samste Ausnutzung des Werkstoffesoberstes Gesetz“ [51, S. III].

Dieses „oberste Gesetz“ führteauch die erfolgreiche Arbeit desKnickausschusses unter der Ob-mannschaft des aktiven NSDAP-Mit-gliedes Willy Gehler (s. [52]). So kri-tisiert Gehler im Vorwort zum Chwal-laschen Entwurf der DIN 4114(1943), daß die derzeit geltendeEulersche Knicksicherheitszahl mitνKi = 3,5 zu hoch sei und auch die imvorangegangenen Entwurf von 1942auf νKi = 3,0 festgelegte EulerscheKnicksicherheitszahl noch auf νKi =2,5 reduziert werden könnte. Gehlerbegründet seine Kritik mit neuerenForschungsergebnissen und damit,„daß die 2,5fache Eulersche Knicksi-cherheit die Bewährungsprobe imehemaligen Österreich (OeNORM B1002, 2. Ausgabe vom Juni 1930) be-standen hat“ [50, S. 2]. Auch Chwallahebt die Senkung der EulerschenKnicksicherheitszahl auf νKi = 2,5 inseinem Entwurf als besonderes Un-terscheidungsmerkmal gegenüberdem vorangegangenen Entwurf her-vor [50, S. 2]. So weist er in seinenRichtlinien darauf hin, daß beim Ver-gleich der größten einwirkende LastP mit der Traglast PKr nach Engesser

P ≤ PKr/νKr (3)

auch der der Nachweis

P ≤ PKi/νKi (4)

geführt werden muß, da νKi erheblichgrößer ist als die TragsicherheitszahlνKr, mithin der Nachweis (4) beischlanken Stäben zu einer kleinerenzulässigen Last führen kann als derNachweis (3) [50, S. 12]. Wäre der Ent-wurf Chwallas verbindlich geworden,so hätte er gegenüber der alten Rege-lung im Falle schlanker Stäbe zu einerSteigerung der zulässigen Last um denFaktor 3,5/2,5 = 1,4 führen können!

Chwallas Entwurf zur DIN 4114vom Oktober 1943 [50] wurde nie pu-

bliziert. Einer der Gründe hierfür be-stand darin, daß der größte Teil derBestände des Verlages Wilhelm Ernst& Sohn in der letzten Novemberwo-che 1943 den Flammen anheim fiel –damit blieb der für Ende 1943 ge-plante Stahlbau-Kalender 1944 dasletzte zusammenfassende fachpubli-zistische Aufgebot, das seine Lesernie erreichte: „Wie alles im heutigenDeutschland“, ließ die FachgruppeStahlbau im N.S.-Bund DeutscherTechnik als neuer Herausgeber desStahlbau-Kalenders im Vorwort ihrenLeser wissen, „ist ja auch der Stahl-bau-Kalender auf den totalen Kriegeingestellt“ [53, S. IV]. Den Anspruchder Fachgruppe Stahlbau im N.S.-Bund Deutscher Technik, „die Tradi-tion der technisch-wissenschaftlichenGemeinschaftsarbeit des DeutschenStahlbau-Verbandes zu wahren“, zuder auch „die Herausgabe und För-derung des Stahlbau-Kalenders“gehörte [53, S. IV], strafte die Realitätdes totalen Krieges Lügen. Die Auflö-sung des DSTV in der FachgruppeStahlbau im N.S.-Bund DeutscherTechnik bedeuteten auch das Endeeines Eckpfeilers der Stahlbaulitera-tur in Deutschland.

3.3 Förderung der Stahlbauliteraturdurch den DSTV

Mit der Gründung derZeitschrift „DerEisenbau“ im Jahre 1910 (Bild 12)schuf sich der Stahlbau eine „Interna-tionale Monatsschrift für Theorie undPraxis des Eisenbaus“, an der zahlrei-che Ingenieure und Technikwissen-schaftler des In- und Auslandes mit-wirkten. Die Internationalisierung desStahlbaus wurde durch den I. Welt-krieg unterbrochen. 1922 mußte „DerEisenbau“ eingestellt werden. Auch dieim zweiten Jahrzehnt des vorigen Jahr-hunderts ausgefochtenen Kämpfe zwi-schen dem aufstrebenden Stahlbeton-bau und etablierten Stahlbau – jeweilsvertreten durch den Deutschen Beton-Verein (DBV) und den DSTV – ver-hinderten ein einheitliches Selbstver-ständnis des konstruktiven Ingenieur-baus. Schließlich einigten sich derDBV und DSTV mit dem Verlag JuliusSpringer dahingehend, daß die 1908gegründete Zeitschrift „Armierter Be-ton“ 1920 in der neuen Zeitschrift„Der Bauingenieur“ aufging; nebenden Professoren Max Foerster undWilly Gehler traten die Geschäftsfüh-

rer des DSTV Hermann Fischmannund des DBV Wilhelm Petry als Mit-herausgeber in Erscheinung.

Infolge der Inflation und wegenUnstimmigkeiten mit den Behördengab der Verlag Wilhelm Ernst & Sohndie Herausgabe der „Zeitschrift fürBauwesen“, des „Zentralblatt der Bau-verwaltung“ und „Die Denkmal-pflege“ auf und begründete stattdes-sen 1923 die Zeitschrift „Die Bautech-nik“; fünf Jahre später brachte „DieBautechnik“ auf Vorschlag von Scha-per und mit Unterstützung des DSTVdie Beilage „Der Stahlbau“ heraus, dieseit 1951 als selbständige Zeitschrifterscheint. Damit standen erstmalsdem allgemeinen Ingenieurbau inDeutschland zwei technisch-wissen-schaftliche Fachzeitschriften zur Ver-fügung, die alsbald auch im Auslandhohes Ansehen gewannen. In denheute noch erscheinenden Zeitschrif-ten „Bauingenieur“, „Bautechnik“ und„Stahlbau“ veröffentlichen namhafteAutoren des In- und Auslandes überbemerkenswerte Stahlbauten und Er-gebnisse der Stahlbauforschung.

Schon bald nach seiner Grün-dung stellte der DSTV erhebliche fi-nanzielle Mittel für Fachveröffentli-chungen bereit. So begründete er1915 die „Berichte des Ausschussesfür Versuche im Eisenbau“, wo überdie Ergebnisse der für den DSTV ander MPA Berlin ausgeführten undkünftig noch in größerem Umfange

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Bild 12. Erste Seite von „Der Eisen-bau“ ([54])Fig. 12. First page of the journal „DerEisenbau“([54])

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auszuführenden Versuche auf demGebiet des Stahlbaus berichtet wer-den sollte. Es erscheinen zwei Artenvon „Berichten“:– In der Ausgabe A sollten Vertreterder MPA Berlin die Anordnung,Durchführung und zahlenmäßigenErgebnisse der Versuche beschreiben.– In derAusgabe B sollten Mitgliederdes DASt oder Praxisvertreter dieVersuchsergebnisse weiter bearbeitenund auswerten sowie Folgerungenund etwaige Bauregeln für die Stahl-baupraxis ableiten.

Bis zur Gründung des DAStEnde 1935 sind insgesamt fünf Hefte(Ausgabe A: drei Hefte; Ausgabe B:zwei Hefte) erschienen. Unter demEinfluß Klöppels wurde danach nurnoch die Ausgabe B unter dem Titel„Berichte des Deutschen Ausschussesfür Stahlbau. Ausgabe B“ (Bild 13)fortgeführt und 1938 durch die „For-schungshefte aus dem Gebiete desStahlbaues“ ergänzt. Von 1935 bis1943 wurden insgesamt 11 Hefte der„Berichte“ publiziert. Sowohl vom In-halt als auch von der Autorschaft fin-det eine bemerkenswerte Schwer-punktverschiebung statt. So veröffent-lichte allein Otto Graf (1881–1956)von der MPA Stuttgart sieben Hefte,

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wovon fünf Hefte Untersuchungenvon stählernen Schweißkonstruktio-nen beinhalten; die restlichen vierHefte verfaßten Wissenschaftler derMPA Berlin und waren allesamt ge-schweißten Konstruktionen gewid-met: Das Schweißen beherrschte diestahlbauliche Materialforschung. InHeft 9 beispielsweise (s. Bild 13) be-richtet Graf über die auf Anregungvon Karl Schaechterle (1879–1971)und im Auftrag der Reichsautobahn-verwaltung und später im Auftrag desDASt durchgeführten Untersuchun-

gen zu stählernen Leichtfahrbahn-platten; fast zeitgleich legte FritzLeonhardt (1909–1999) seine von derReichsautobahnverwaltung und demDSTV geförderte Dissertation überdie Berechnung zweiseitig gelagerterTrägerroste vor [56]. Die konstruktiveWeiterentwicklung der Leichtfahr-bahn und der Übergang von derTheo-rie des Trägerostes zur Plattentheoriesollten in den 1950er Jahren statisch-konstruktiv in der orthotropen Plattekulminieren [57]: Damit vollendetesich im Stahlbrückenbau nach theo-

Bild 13. Umschlag von Heft 9 der „Be-richte des Deutschen Ausschusses fürStahlbau“ ([55])Fig. 13. Cover of issue 9 of the „Be-richte des Deutschen Ausschusses fürStahlbau“ (reports of the German com-mittee for steel construction) ([55])

Bild 14. Geschweißter Binder für den Flughafen Berlin-Tempelhof auf der Zulagein der Werkstatt (oben) und nach der Montage (unten) (aus: [61, S. 127 und 134])Fig. 14. Welded truss for Berlin-Tempelhof airport on the work bench (top) andafter erection (bottom) (from: [61, p. 127 and 134])

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retischer Seite der Übergang von derStab- zur Kontinuumsstatik.

Im ersten „Forschungsheft“ desDSTV publizierte der Beratende Inge-nieur Arno Schleusner Forschungser-gebnisse zur Stabilität des mehrfeldri-gen elastisch gestützten Stabes [58],die in Wirklichkeit auf den politischverfolgten und mit Schreibverbot be-legten Wissenschaftler Klaus Zweiling(1900–1968)8 zurückgeht; dies betrafauch Arbeiten zum Engesser-Vianello-Verfahren und zum Prinzip der virtu-ellen Verrückungen. Die drei genann-ten Arbeiten wurden mit dem Einver-ständnis des Urhebers von Schleusnerin den späten 1930er Jahren veröffent-licht und von Zweiling 1953 in derMonographie „Gleichgewicht undStabilität“ [60] zusammengefaßt. Ende1937 erhielt Zweiling vom Prüfinge-nieur des Tempelhofer FlughafensSchleusner die Aufgabe, die Knicksi-cherheit der Binderuntergurte (Bild 14)nachzurechnen. Dabei stellte sich her-aus, daß sowohl die Stabkräfte alsauch die elastischen Rückhaltekräftein der ursprünglichen statischen Be-rechnung zu niedrig angegeben waren:„Die Durchführung der Rechnung(von Zweiling – d. Verf.) ergab, daß diegeforderte Sicherheit zwar formal aberunter Berücksichtigung aller mögli-chen Komplikationen nicht vollstän-dig gewährleistet war. Die auf die übli-chen Methoden gestützte Stabilitäts-berechnung erwies sich als nichtvollständig ausreichend. Dr. Schleus-ner veranlaßte daraufhin nachträglicheine zusätzliche Verstärkung an deninzwischen fertiggestellten und mon-tierten Bindern“ [60, S. 17]. Währenddes II. Weltkrieges war Zweiling vor-erst „wehrunwürdig“, mußte sich aberdann an der Ostfront „bewähren“. Inder DDR stieg Zweiling zum führen-den marxistischen Theoretiker undLehrer auf dem Gebiet des Verhältnis-ses zwischen Philosophie und Natur-wissenschaften auf.

Klöppel stand auch bei der Be-gründung des vom DSTV herausgege-benen Stahlbau-Kalenders im Jahre1934 (Bild 15) Pate, der – wie der drei

Dezennien zuvor begründete Beton-Kalender – bei Wilhelm Ernst &Sohn verlegt wurde. In den drei ge-nannten Publikationsformen wider-spiegelten sich die praktischen(Stahlbau-Kalender und „Berichte“)und theoretischen („Forschungs-hefte“) Fortschritte der sich heraus-bildenden Stahlbauwissenschaft. Amerfolgreichsten jedoch war der demBeton-Kalender nachempfundeneStahlbau-Kalender, dessen Umfangvon 300 Druckseiten (Stahlbau-Ka-lender 1935, 1. Jg.) auf ca. 600 Druck-seiten (Stahlbau-Kalender 1940 bis1944, 6. bis 10. Jg.) anstieg und eineAuflage von 12000 Stück erreichte[53, S. III]. Damit fand die vollstän-dige Integration der Dreiheit Verwal-tung, Wissenschaft und Industrie imStahlbau nach 1935 (s. Bild 9) auchpublizistisch ihre adäquate Form.

In den 1930er Jahren gab derDSTV mehrere, gut ausgestattete Mo-nographien über Stahlbauten heraus(z. B. [61] und [63] bis [65]), die dasBauen mit Stahl befördern und Ar-chitekten und Beratende Ingenieureals Zielgruppe ansprechen sollten.

Mit Ernst Chwallas 1941 publi-zierter „Einführung in die Baustatik“[66], die auf der Titelseite die Wid-mung „Dem Frontstudenten zumSelbststudium überreicht vom Deut-schen Stahlbau-Verband Berlin“

trägt, gelang erstmals eine zukunfts-weisende Durchdringung der Bausta-tik mit den neuesten Erkenntnissender sich formierenden Stahlbauwis-senschaft. Schon 1944 erlebteChwallas Buch eine zweite, ergänzteund verbesserte Auflage [67], die 10Jahre später nachgedruckt wurde[68]. Für viele „Frontstudenten“sollte die Widmung des DSTV zuspät kommen.

DDaannkkssaagguunnggDerAutor dankt dem Hauptgeschäfts-führer des DSTV Herrn Dipl.-Ing.Gerhard Buchmeier, dem Geschäfts-führer des DASt Herrn Dipl.-Ing.Volker Hüller und dem Mitarbeiterder Stahlbau Verlags- und ServiceGmbH Herrn Georg Schönecker fürdie Unterstützung.

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8 Herbert Steup und Wolfgang Graßewürdigen in einem bislang unveröffent-lichten Manuskript Zweilings Beiträgezur Baustatik aus der heutigen Sichtder Fachwissenschaften [59]; eineKurzbiographie findet sich in [1, S. 497–498].

Bild 15. Umschlag des ersten Stahl-bau-Kalenders ([62])Fig. 15. Cover of the first issue of„Stahlbau-Kalender“ ([62])

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Autor dieses Beitrages:Dr.-Ing. Karl-Eugen Kurrer, Verlag Ernst & Sohn,Bühringstraße 10, 13086 Berlin

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