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Js. as, Heft 2SlZ4 Kurze wissenschaftliche ~,~ ~ ~r~*~e:)un"en. 589 15. Juni 1955 Tabelle 1. Ubersicht der E~gebnisss aus Gssamtsiweiflbestimmung, Elektrophorese, Absorptionsraessung und Untersuchung mit der Ultrazentri/uge. Letztere vsrdan~en wir dem treundIichen Entgegenkommen yon Herrn Pro/. Dr. SCgULTZE, Behringwerke Marburg. Absorptions- I Sedimentations- :Elektrophorese nach GI~ASShIANI~ und HANNIG koeffizienten bei konstanten der lVamen der an der Gesamt- in l~ela~iv-Prozen~ den V~ellenl~ngen !k'[akroglobuline Makroglobv_lini~mie eiweil~ in (NaMvserum) WaldenstrSm erkrankteu Patienten I A ,i c~ a~ I fl y 284 291 SObS l%e]ativ- % g-% Pat. Fritz M. ~ 12,24 a) 24,6 5,3 6,7 63,4 8,45 8,36 15,6 29,9 31 Jahre b) 55,1 6,0 11,0 10,3 17,6 17,7 6,7 (I. Med. Klinik Berlin) 2. Pat. Wilhelmine L., 8,87 a) 33,0 4,4 8,2 6,5 47,9 7,43 7,31 17,4 31,2 73 Jahre b) 49,6 6,5 11,5 10,2 22,2 20,6 4,6 (II. Med. Klinik Frankfurt) 3. Pat. Bans S., 9,9 a) 36,8 4,2 9,3 9,0 40,7 8,68 8,52 16,9 18,3 34 Jahre b) 56,1 3,0 15,2 10,1 15,6 (II. Med. Klinik Frankfurt) a Elektrophorese im Serum; b im Serum nach Ausfallung der wasserunlSslichen Makroglobuline. Ausfiihrliche Mitteilung in der Z. ges. Inn. Med) I. und 2 leieht und voIlstandig. Bei Fall 3 verblieb sin sehr kleiner, nieht mehr zu 15sender Rest, der verworfen wurde. Die pri~parativ dargestellten Paraproteinfraktionen waren papierelektrophoretisch such bei hSheren Konzentrationen ' Ngl ~,% ..,",.._:'< "/ ".F~II3 £zi12 280 300 320 Abb. 1. Absorptionskurven yon 3 5~akroglobulinen and yon Normal- F- Globulin. NG1 Normal-yGlobulin dcr Behringwerke yon I0O%iger papierelektrophoretischer l~einheit (Absorptionskoeffizienten bei 284 und 291 m/~ 10,92 bzw. 10,78); NG 2 Normal-y-Globulin der Mitteihmg 1 nach Umrechnung yon ~Ew auf ~N entnommen. Fall 1--3 WasserunlSsliche l~akroglobulinfr~ktionen der ~atienflen mit WAI,DENSTR6~Ischer l~![akro- globalinamie. (Y = Konzentration in mg ]N-/m]; d = Schichtdicke in cm. einheitlich und wiesen in der Mischelektrophorese mit Normal- serum die ZugehSrigkeit zum y-Typ auf. Um die Verschiebung des Serumeiwei2bildes nach dem AusfAllen des wasseruntSs- lichen Paraproteins zu ersehen, haben wir die jeweiligen Oberstande gegen Gummi arabicmn eingeengt und ebenfalls der Papierelektrophorese unterworfen. Dabei zeigte sich, da2 die Were tier 1N'ormgenahert und die Makroglobulinfl'aktionen den y-Globulinen nur aufgelagert waren (Tabelle 1). Zur Konzentrationsbestimmung ftir die Photometrie wurde der Stickstoffgehatt der Eiweit~lSsungen naeh dem Mikro-Kjeldahl-Verfahren ermitte]t. Veraseht haben wir mit Quecksilberoxyd und Kalinmsulfat als Katalysatoren. Die Paraproteinfraktionen wurden in n/20 l~atronlauge bei einer Konzentration yon etwa 0,07 mg X/ml mit dem yon der Deutschen Forsehungsgemeinschaft zur Verfiigung ge- stellten Spektralphotometer mit i~/Ionochromator ~:~4 Q (Zeiss) gemessen. Als Leerwert diente die n/20 Natronlauge. Die erhaltenen Werte zeigt Abb. 1. Wie daraus zu ersehen ist, sind die Absorptionskogfizienten der Makroglobuline deutlich kleiner als die des Normal-y-Globulins. Fall 2 zeigt auBerdem gegeniiber den Fallen 1 und 3 sin abweichendes Verhalten. Aui Stickstoff bezogen bedeuten diese Ergebnisse: 1. Der Gehalt an Tryptophan und Tyrosin ist bei den untersuchten wasserunlSsliehen Makroglobulinen deutlich ge- ringer Ms beim Normal-y-Globulin. 2. Der Einbau dieser aromatisehen Aminosauren in das Makroglobulin kalm Sehwankungen unterworfen sein. Literatur. ~ Logss, F., F. MET~F~SS~L U. G. HT~L~IAlq~: Z. Naturforsch. 8b, 288 (1953). -- 2 BILLI~ANN, A., G. BILL- )IANN U. F. LOHSS: Z. Naturforsch. 8b, 28 (1953). - - 8 AGneS-, G. : Acts Soc. Med. Upsaliensis 57, 223 (1952). - - 4 P]~RNIS, B., F. Wv:~IA~ n. C~. ~V~D~Y: Acts haemat. (Basel) 11, 309 (1954). -- ~ GI~i)MER,H.-D., u. D. KLAUS: Z. inn. Med. (ira Druck). ZUR FRAGE DER ENDOGENEN HIPPURS~UREENTSTEHUNG. Von Ku~T Sc~EI~. Aus der U:niversit~ts-Kinderklinik Heidelberg. (Direktor: Prof. Dr. PH. ]3A~IBEI~GER.) (Eingegangen am 3. Miirz 1955.) Es galt bis jetzt als gesicherte Tatsache, dal] die Hippur- saure (HS), wetche sich in wechselnder Menge offenbar in jedem Harn vorfindet auf sine exogene Benzoatzufuhr zuriiek- zufiihren ist, bzw. dem Stoffwechsel der Darmbakterien ent- stammt. Allerdings hatte schon im Jahre 1911 SIMONbei zwei Neugeborenen eine Substanz im Urin gefunden, welche er als HS ansprach und such AMBERG und HELMttOLTZ konnten ziemlieh konstant bei Brust- und Flaschenkindern sine gewisse HS-Ausseheidung naehweisen. Bei unseren Experimenten zum Studium tier ,,in vivo Autolyse" nach KSrperganzbestrahlung bei I~atten (ScHRmER, ALT~IAN undBE~PEL~A~N) war sine betr~.chtlicheVerdiinnung yon injiziertem Carboxyl-C14-Na-Benzoat aufgefallen. Um die MSglichkeit tier enteralen Benzoatentstehung durch Einwir- kung yon Darmbakterien auf die cyclisehen Aminosauren aus- zusohlieBen, haben wir deshalb insgesamt 10 Ratten gastro- intestiuektomiert und mit Antibioticis und Glucose~Ringer- 15sung bis zu 72 Std am Leben erhalten. In den ausgeschie- denen Urinmengen konnte in allen Fallen eine, wenn such natiirlich geringe IIippursauremenge nachgewiesen werden (zwischen 50--200 y/Tag). Um auch beim Mensehen die endo- gene Hippnrsaurebfldung wahrscheinlieh zu machen, gingen

Zur Frage der endogenen Hippursäureentstehung

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Page 1: Zur Frage der endogenen Hippursäureentstehung

Js. as, Heft 2SlZ4 Kurze wissenschaftliche ~ , ~ ~ ~r~*~e:)un"en. 589 15. Juni 1955

Tabelle 1. Ubersicht der E~gebnisss aus Gssamtsiweiflbestimmung, Elektrophorese, Absorptionsraessung und Untersuchung mit der Ultrazentri/uge. Letztere vsrdan~en wir dem treundIichen Entgegenkommen yon Herrn Pro/. Dr. SCgULTZE, Behringwerke Marburg.

Absorptions- I Sedimentations- :Elektrophorese nach GI~ASShIANI~ und HANNIG koeffizienten bei konstanten der

lVamen der an der Gesamt- in l~ela~iv-Prozen~ den V~ellenl~ngen !k'[akroglobuline Makroglobv_lini~mie eiweil~ in (NaMvserum)

WaldenstrSm erkrankteu Patienten I

A ,i c~ a~ I fl y 284 291 SObS l%e]ativ- % g-%

Pat. Fritz M. ~ 12,24 a) 24,6 5,3 6,7 63,4 8,45 8,36 15,6 29,9 31 Jahre b) 55,1 6,0 11,0 10,3 17,6 17,7 6,7

(I. Med. Klinik Berlin)

2. Pat. Wilhelmine L., 8,87 a) 33,0 4,4 8,2 6,5 47,9 7,43 7,31 17,4 31,2 73 Jahre b) 49,6 6,5 11,5 10,2 22,2 20,6 4,6

(II. Med. Klinik Frankfurt)

3. Pat. Bans S., 9,9 a) 36,8 4,2 9,3 9,0 40,7 8,68 8,52 16,9 18,3 34 Jahre b) 56,1 3,0 15,2 10,1 15,6

(II. Med. Klinik Frankfurt)

a Elektrophorese im Serum; b im Serum nach Ausfallung der wasserunlSslichen Makroglobuline. Ausfiihrliche Mitteilung in der Z. ges. Inn. Med)

I.

und 2 leieht und voIlstandig. Bei Fall 3 verblieb sin sehr kleiner, nieht mehr zu 15sender Rest, der verworfen wurde. Die pri~parativ dargestellten Paraproteinfraktionen waren papierelektrophoretisch such bei hSheren Konzentrationen

' Ngl ~,% ..,",.._:'<

"/

".F~II3

£zi12

280 300 320

Abb. 1. Absorptionskurven yon 3 5~akroglobulinen and yon Normal- F- Globulin. N G 1 Normal-yGlobulin dcr Behringwerke yon I0O%iger papierelektrophoretischer l~einheit (Absorptionskoeffizienten bei 284 und 291 m/~ 10,92 bzw. 10,78); NG 2 Normal-y-Globulin der Mitteihmg 1 nach Umrechnung yon ~Ew auf ~N entnommen. Fall 1--3 WasserunlSsliche l~akroglobulinfr~ktionen der ~atienflen mi t WAI,DENSTR6~Ischer l~![akro- globalinamie. (Y = Konzentration in mg ]N-/m]; d = Schichtdicke in cm.

einheitlich und wiesen in der Mischelektrophorese mit Normal- serum die ZugehSrigkeit zum y-Typ auf. Um die Verschiebung des Serumeiwei2bildes nach dem AusfAllen des wasseruntSs- lichen Paraproteins zu ersehen, haben wir die jeweiligen Oberstande gegen Gummi arabicmn eingeengt und ebenfalls der Papierelektrophorese unterworfen. Dabei zeigte sich, da2 die W e r e tier 1N'orm genahert und die Makroglobulinfl'aktionen den y-Globulinen nur aufgelagert waren (Tabelle 1).

Zur Konzentrationsbestimmung ftir die Photometrie wurde der Stickstoffgehatt der Eiweit~lSsungen naeh dem Mikro-Kjeldahl-Verfahren ermitte]t. Veraseht haben wir mit Quecksilberoxyd und Kalinmsulfat als Katalysatoren.

Die Paraproteinfraktionen wurden in n/20 l~atronlauge bei einer Konzentration yon etwa 0,07 mg X/ml mit dem yon der Deutschen Forsehungsgemeinschaft zur Verfiigung ge- stellten Spektralphotometer mit i~/Ionochromator ~:~4 Q (Zeiss) gemessen. Als Leerwert diente die n/20 Natronlauge. Die erhaltenen Werte zeigt Abb. 1. Wie daraus zu ersehen ist, sind die Absorptionskogfizienten der Makroglobuline deutlich kleiner als die des Normal-y-Globulins. Fall 2 zeigt auBerdem gegeniiber den Fallen 1 und 3 sin abweichendes Verhalten. Aui Stickstoff bezogen bedeuten diese Ergebnisse:

1. Der Gehalt an Tryptophan und Tyrosin ist bei den untersuchten wasserunlSsliehen Makroglobulinen deutlich ge- ringer Ms beim Normal-y-Globulin.

2. Der Einbau dieser aromatisehen Aminosauren in das Makroglobulin kalm Sehwankungen unterworfen sein.

Literatur. ~ Logss, F., F. MET~F~SS~L U. G. HT~L~IAlq~: Z. Naturforsch. 8b, 288 (1953). - - 2 BILLI~ANN, A., G. BILL- )IANN U. F. LOHSS: Z. Naturforsch. 8b, 28 (1953). - - 8 AGneS-, G. : Acts Soc. Med. Upsaliensis 57, 223 (1952). - - 4 P]~RNIS, B., F. W v : ~ I A ~ n. C~. ~ V ~ D ~ Y : Acts haemat. (Basel) 11, 309 (1954). - - ~ GI~i)MER, H.-D., u. D. KLAUS: Z. inn. Med. (ira Druck).

ZUR FRAGE DER ENDOGENEN HIPPURS~UREENTSTEHUNG.

Von Ku~T Sc~EI~.

Aus der U:niversit~ts-Kinderklinik Heidelberg. (Direktor: Prof. Dr. PH. ]3A~IBEI~GER.)

(Eingegangen am 3. Miirz 1955.)

Es galt bis jetzt als gesicherte Tatsache, dal] die Hippur- saure (HS), wetche sich in wechselnder Menge offenbar in jedem Harn vorfindet auf sine exogene Benzoatzufuhr zuriiek- zufiihren ist, bzw. dem Stoffwechsel der Darmbakterien ent- stammt. Allerdings hatte schon im Jahre 1911 SIMON bei zwei Neugeborenen eine Substanz im Urin gefunden, welche er als HS ansprach und such AMBERG und HELMttOLTZ konnten ziemlieh konstant bei Brust- und Flaschenkindern sine gewisse HS-Ausseheidung naehweisen.

Bei unseren Experimenten zum Studium tier ,,in vivo Autolyse" nach KSrperganzbestrahlung bei I~atten (ScHRmER, ALT~IAN undBE~PEL~A~N) war sine betr~.chtlicheVerdiinnung yon injiziertem Carboxyl-C14-Na-Benzoat aufgefallen. Um die MSglichkeit tier enteralen Benzoatentstehung durch Einwir- kung yon Darmbakterien auf die cyclisehen Aminosauren aus- zusohlieBen, haben wir deshalb insgesamt 10 Ratten gastro- intestiuektomiert und mit Antibioticis und Glucose~Ringer- 15sung bis zu 72 Std am Leben erhalten. In den ausgeschie- denen Urinmengen konnte in allen Fallen eine, wenn such natiirlich geringe IIippursauremenge nachgewiesen werden (zwischen 50--200 y/Tag). Um auch beim Mensehen die endo- gene Hippnrsaurebfldung wahrscheinlieh zu machen, gingen

Page 2: Zur Frage der endogenen Hippursäureentstehung

Klinische 590 Kurze wissenschaftliehe Mitteflungen, Woehensehrift

wit so vor, dab wit bei 10 mannliehen Neugeborenen z nach Ver- werfung der ersten beiden Urinportionen (urn eventuelles yore miitterlichen Stoffwechsel stammendes Hippurat nicht mit zu erfassen), den Urin der ersten 36 Lebensstunden sammelten, wo ja der Darm noch weitgehend keimfrei ist und die Kinder auf unseren Wunsch nicht angelegt warden. Der Urin wurde mit :4thylacetat extrahiert und die Hippursaure nach dem yon uns entwickelten Veffahrcn (G~]~r~r , S c n ~ z ~ g u. a.) be- stimmt.

Auch im Urin yon 5 Frtihgeburten fanden wh- kurz nach der Gebm't Hippursauremengen am 100 y. Damit scheint der

Tabelle 1. HS-Ausscheidung im Urin von

10 Neugeborenen (in ~/Tag).

Neu- h'eu- geborener HS geborener

I 125 VI I I 150 VII I I I 275 V I I I IV 516 I X V 150

Beweis erbracht, dab auch im lnterm edi~xst~ffwecbsel des Menschen aus irgend- welchen Vorstufen endogen Benzoat entstehen muB. Zur FeststeUung der frag-

Hs lichen Prakursoren haben HABERLAND, BRUNS u n d

80 ALT~A~ markiertes Pheny]- 200 Manin an Rat ten verabfolgt 200 und sic konnten den sob_If s- 450 sigen Beweis fiihren, dab 230 daraus - - wahrscheinlich

fiber Phenylserin - - Benzoe- s~ure entsteht. Damit

seheint ein v611ig neuer Stoffwechselweg der Aminos/~ure PhenylManin gefunden, dcssen quantitative Bedeutung Mler- dings noch genauer erforscht werden muB. SCn-~EIER und D~OO~OWSKZ habcn die Normal~usscheidungswerte der HS im Urin yon gesunden und kranken Kindern aller Alters- gruppen bestimmt. Sic fanden, dab bei gesnnden Sauglingen um 20 mg HS, bei alteren Kindern bis zu 250 mg HS im Tagesurin ausgesehieden wird. I m vSlligen EiweiBmangel sinkt beim Saugling die ttS-Ausscheidung auf kaum meBbare W erte ab. Auch dies spricht dafiir, dab ein betrachflicher Prozentsatz der mit Glykokoll zur Hippursaure gekoppeltcn Benzoesaure im Stoffwechsel des Menschen endogen gebildet wird.

Literatur, A~rrm¢, S., u. H . F . H ~ o L z : Z. Kinder- hcilk. 9, 6 (19t3). - - GAx~N~¥, G.W. , K. ScHREz~, N. D ~ r n ~ T n and K . I . ALT~XN: J. of Biol. Chem. 206, 695 (1954) . - - HABERLAND, G . L . , F . BRUNS U. K . I . ALT~IA:~: Bioehem. Z. 326, 107 (1954). - - Sc~r~zE~, K., N. DI FE~ANTE, G. W . GAFFNE~, K . I . A~T~AN a n d L . I t . HEMPELMANI~ : A r c h . of Biochem. a. Biophysics 50, 417 (195~). --- SC~ZE~. , K., N. Dz F ~ R ~ , L. H. t t ~ E L ~ U. K. I. A ~ m ~ : Proc. Soc. Exper. Biol. a. Med. 87, 61 (1954). - - SOHR]~ma, K., u. V. D~ocI~owsKI: In V o r b e r e i t u n g . - Sr~ol~, S.: Z. Kinder- heflk. 2, 1 (1911).

Wit sind Herrn Priv.-Doz. Dr. PF~u (Universit~s-Frauenklinik) ffir seine freundliche Hilfe zu Dank verpflichtet.

~BER EINE SPEZIFISCHE METHODE ZU~I NA~HWEIS VON KETOZUCKERN IM PAPIERCHROMATOGRAMM.

Von ~I]~]]lqZ LIESEI~DAtIL und KuRT SCHREIER,

Aus der Universit~ts-Kinderklinik ]~eidetberg (Direktor: Prof. Dr. Pm BA~iB~RG]~).

(Eingegangen am 3. M6rz 1956.)

Diphenylamin, als Dische-Reagens x zum Nachweis der D~s- oxyribonucleinsaure bekannt ~, eignet sich vorziiglich um Keto- zuckcr und speziell die Fructose im Papierchromatogramm selektiv anzufarben. Behandelt man ein Papier, auf dem man die vcrschiedensten Zucker laufen he$, in dcr unten angege- benen Weise mi t einer LSsung yon Diphenylamin-Sehwefel- saute in Eiscssig, so geben die Ketozucker, nach kurzer Trock- hung des Papiers bei 80--90 °, sofort eine deutliche Farb- reaktion, wahrend die Aldosen erst nach 48--72 Std, umt dann nut sehr schwach, angefarbt werden. Die Fructose gibt dabei eine intensive, dunkelblaue bis violette, die Xylulose (Xylo- ketose) eine hellrote Farbe. Die Aldosen farben sich nach der angegebenen Zeit schwach rosarot an, wobei alas gauze Papier, vor allem wenn es in fcuchtwarmer Luft aufbewahrt wird, einen hellbtauen Schimmer annimmt.

Methodik: Als Chromatographiepapicr nehmen wir Schlei- cher-Schiill Nr. 2043b. EM lassen sich alle in der Papier- chromatograpbie der Zucker iiblichen LSsungsmittel verwen- den. Nach abgeschlossener Verteflung wird das Papier an der Luft getrocknet und anschtieBend mit dem Diphenylreagens

gteichmaBig bespriiht. DaM Reagens stelIt man sich auf fol- gende Weise her: man lSst 1 g Diphenylamin in 1,5 cm a konzentrierter Schwefels/~ure und fiillt mit Eisessig auf 1O0 cm ~ auf.

Nach dem Bespriihen wird dam Papier in einem ~Varmeofen 5 min bei 80--900 erhitzt. Die Fructose stellt sich als deutlich abgegrenzter, dunkelblauer, intensiv gefarbter Fleck dar, wah- rend die anderen Zucker und das Papier zunachst ungefi~rbt bleiben. Erst nach 48--72 Std farbt sieh das gauze Papier gleichmai]ig hellblau an und die anderen Zucker, vor allem die Aldopentosen, erscheinen als bta$rosarote Fleeken. Die untere Erfassungsgrenze fiir Fructose liegt bei I y.

Uber die quantitative Anweudung der Methode soil in einer spateren Mitteflung berichtet werden.

Literatur. x DrSC~E, Z. : Mikrochem. 8, 4 (1930). - - ~ AL~- F~E¥, V., and A. E. MmsKv: J. Gen. Physiol. 86, 227 (1952).

ZUN SPEZIFISCHEN NACHWEI$ DES ALKOHOLGEHALTS: ESSIGS~URE~THYLESTER

UND ALKOHOLGEHALT IN BLUT.

Von H. KLm~.

Aim dem Institu~ ffir gerichtliche ]Yiedizin der Universiti£~ Heidelberg (Vorstand: Prof. Dr. B. ~U~.L:5~R).

(Eingegangen am 8. Mdirz 1955.)

Der yon B~YOZ4E~ und REDETZKI 2 fast gleichzeitig mit BOlqlqICHSEN und THEORELL 1 ausgearbeitete fermentative Nachweis fi~r ~thylMkohol ist den bisherigen Methoden in vielfacher Hinsicht tiber]egen. Beziiglich des spezifischen

4 0,60 . . . . . . . I . ~ . .- ~ I /,/~

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~bb. 1. .~thylalkohol und Essigs~m'e~thytester. :Die Reaktion mi~ 0,t ml )[thylalkohol 4,00%o ist nach 20 rnin beendet, aus 0,1 mt Essigs~ure~thyI- ester ents~eht in linear anstMgender Konzentration innerhalb 60 rain

4,00 °/0 ~ Xthylatkohol.

Iqachweises durch ,~dkoholdehydrase warden zahtreiehe Sub- stanzen gepriift, doeh konnte festgestellt werden, dab lediglich, wie zu erwarten, prim~re Alkohole, keine anderen Substanzen in der fermentativen Reaktion erfM~t werden. Fiir die geriehts- medizinische Beurteilung ist hervorzuheben, dab auch Stoffe, die intermedi/~r bei verschiedenen Erkr~nkungen entstehen kSnnen, in die Re~ktion nicht mit eingehen. Das grit auch fiir Aceton, das selbst dann, wenn es in verhaltnismaBig hoher Konzentration dem Blur zugesetzt wird, die exakte Alkohol- bestimmmlg nieht stSrt. So erschien der spezifische Nachweis yon ~thylalkohol gesichert zu sein S.

Eine Beobachtung in eincr Lackiabrik veranlM]t~ dagegen weitere Untersuchungen. EJn mi t verschiedenen L6sungs- mitteln bcim l~einigen verhaltnismaBig geschlossener Tonnen beschaftigter Arbeiter behauptete, der bei ibm festgestellte Alkohotgehalt sei nicht auf getrunkenen Alkohol, sondern auf die yon ibm eiugeatmeten LOsungsmittel zuriickzufiihren. Nach Priifung verschiedener LSsungsmittel konzentrierte sich schlieBlich die Untersuchung auf Essigsaureathylester. A1- koholfreier Essigsaureathytester konnte zunachst nicht fermen- ta t iv als Alkohol nachgewiesen werden. ~qun wird Essigsaure- athylester nieht nm" in w&Briger LSsung, sondern bereits in verhaltnismaBig niedriger Konzentration in dem bei der Fermentmethode angewandten Semicarbacidpuffer p~8,6 aufgespalten (Abb. 1).