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XXXLX. Zur Geschichle dees Sago’s, nebst einer Untersuchung des sogenunnlen Sago’s von Cayenne. Von P L A N C H E. (Ausgezogen von FELIX BOUDE T.) (Jonrnal de PBariiiacie, 23. Jahrg. So. 111. Miirz 1837. S. 115.) Planc h e beabsichtigte, durch diese Abhandlung mehrere Puncte der Geschichte des Sago’s aufzukllren , hinsichtlich de- ren die Naturkundigen und Chemiker noch getheilter Meinung sind , aus der vergleichenden Untersuchung der verschiedenen Sagosorten Charaktere abzuleiten , die bei ihrer Wahl leiten kiinnten, und endlich die Meinung der Pharmakologen uber die in das Pariser Museum fiir Naturgeschichte von P o i t e s u nn- ter dem Namen Sago von Cayenne niedergelegte Substanx fest- eustellen. Der erste Paragraph enthiilt sehr interessante umstiindliche Nachrichten iiber den Zeitpunct der Einfuhrung des Sago’s in Frankreich und iiber seine Consumption von diesem Zeitpuncte an bis jetzt. Obgleich die Pharmakologen im Allgemeinen darin iiber- einstimmen, die Einfiihrung dieser Substanz in Frankreich in das Jahr 1740 zu versetzen, so betrachtet P 1 an c h e e s doch als gewiss, dass sie mehrere Jahre zuvor bekannt war. Er stiitzt fiich in dieser Hinsicht auf einen eigenbgndigen Rrief des Marschalls v. N o a i l l e s , datirt von Philisbourg im Jabre 1734, in welchem des Sago’s Erwiihnung geschieht, den der Mar- schall einer Dame zu Mouchy, seiner Verwsndten, scbickte, wobei er ihr denselben als ein specifisches Mittel gegen Brust- krankheiten empfahl. Die erste Sagosorte, oder wenigstens die zuerst bei uns bekannt gewordene, ist der Sago von den Maldiven; er wurde Anfangs chinesischer Sago genannt, bald aber mit dem der Mo- lucken vermischt und als solcher verkauft, seitdem die Hol- lander, die sich seit sehr langer Beit zu Amboina niederge- lassen hatten, wo sie sich in ausschliesslichen Besitze des Handels mit dieser Waare befanden, den Aagenblick fur

Zur Geschichte des Sago's, nebst einer Untersuchung des sogenannlen Sago's von Cayenne

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Page 1: Zur Geschichte des Sago's, nebst einer Untersuchung des sogenannlen Sago's von Cayenne

XXXLX. Zur Geschichle dees Sago’s, nebst einer Untersuchung

des sogenunnlen Sago’s von Cayenne. Von

P L A N C H E.

(Ausgezogen von FELIX B O U D E T.)

(Jonrnal de PBariiiacie, 23. Jahrg. So. 111. Miirz 1837. S. 115.)

Planc h e beabsichtigte, durch diese Abhandlung mehrere Puncte der Geschichte des Sago’s aufzukllren , hinsichtlich de- ren die Naturkundigen und Chemiker noch getheilter Meinung sind , aus der vergleichenden Untersuchung der verschiedenen Sagosorten Charaktere abzuleiten , die bei ihrer Wahl leiten kiinnten, und endlich die Meinung der Pharmakologen uber die in das Pariser Museum fiir Naturgeschichte von P o i t e s u nn- ter dem Namen Sago von Cayenne niedergelegte Substanx fest- eustellen.

Der erste Paragraph enthiilt sehr interessante umstiindliche Nachrichten iiber den Zeitpunct der Einfuhrung des Sago’s in Frankreich und iiber seine Consumption von diesem Zeitpuncte an bis jetzt.

Obgleich die Pharmakologen im Allgemeinen darin iiber- einstimmen, die Einfiihrung dieser Substanz in Frankreich in das Jahr 1740 zu versetzen, so betrachtet P 1 a n c h e e s doch als gewiss, dass sie mehrere Jahre zuvor bekannt war. Er stiitzt fiich in dieser Hinsicht auf einen eigenbgndigen Rrief des Marschalls v. N oa i l l e s , datirt von Philisbourg im Jabre 1734, in welchem des Sago’s Erwiihnung geschieht, den der Mar- schall einer Dame zu Mouchy, seiner Verwsndten, scbickte, wobei er ihr denselben als ein specifisches Mittel gegen Brust- krankheiten empfahl.

Die erste Sagosorte, oder wenigstens die zuerst bei uns bekannt gewordene, ist der Sago von den Maldiven; er wurde Anfangs chinesischer Sago genannt, bald aber mit dem der Mo- lucken vermischt und als solcher verkauft, seitdem die Hol- lander, die sich seit sehr langer Beit zu Amboina niederge- lassen hatten, wo sie sich in ausschliesslichen Besitze des Handels mit dieser Waare befanden, den Aagenblick fur

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a66 Planche, iib. den Sago.

gunslig hielten, den Sago der Molucken in den Handel zu bringen.

Spater kamen aus verschiedenen Gegenden Indiens und anderswoher andere Sagosorten? immer unter der al!gemeinen Benennung Sago der Molucken, ob sie sich gleich durch meh- rere Eigenschaften davon unterschieden die bei der Untersu- chung uber die verschiedenen Sorten angegeben werden sol len.

Der merkwiirdigste Zeitpunct des Rufes des Sago's in Frankreich dauerte von 1772 his zum Jahre 1784. Von die- sem Zeitpuncte bis zum Jahre 1823 war er immer im Abneh- men gewesen, aber von 1825 an bis zum Jahre 1835 exclu- sive hat er sich allmltilig wieder beleht, wie folgende Tabelle beweist deren Genauigkeit P l s n c h e verbiirgt. Im Jabre1826 wurden i n Frankreich eingefiihrt 6585Kilogr. Sago J7 77 1827 79 77 I7 3, 13994 7) 7)

77 ?, 1828 97 77 7> 77 1 G G 7, 77

7, 97 1829 7> 37 n ,, 14494 ,7 ,7

), 7, 1830 97 >7 77 ,J 13017 77 77

97 97 1831 77 77 77 9 , 11404 ,I 7,

Summa 67039 Kilogr.Sago. Hiervon ist das Mittel 11173. Im Jahre 1832, wo die

Cholera herrschte, steigt plijtzlich unter dem Einflusse der An- weisungen zur Erhaltung der Gesundheit, durch welche der Gebrauch von Mehlspeisen empfohlen wurde, die Ziffer bis auP 28588 Kilogramm. Irn Jahre 1833 fiillt sie wieder his auf 12515 und steigt das folgende Jahr von Neuem sue 18723.

Die bedeutende Zunahme, die in der Consumtion des Sa- go's von 1826 bis 1834 stattfand, scheint der Einfiihrung ziveier neuen Sorten von Sago, des weissen und rosenrothen, beige- messen werden zu miissen. Anfangs war man gegen den weissen Sago eingenommen, und man hatte auf den Ausspruch des Dictionnaire des sciences medicales arigenommen, dass er verdorben sei; bald aber, geleitet durch P l a n c h e s Rath- schliige, nahmen die vornehmsten Handelshiiuser den Gebrauch an, ihn mit kaltem Wasser RU waschen und i h n nuchL9r auP dem Trockenofen zu trocknen, und dieser Sago, von dem man Anfangs nichts wissen wollte, wird am meisten gesucht und theilt den Ruf mit dem rosenrothea.

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Planche, ub. den Sago. 267

UntersucRung der cerschiedenen Sagosorten, ihrem Ursprunge, iltrelz ilusseren Cltarakleren und ihren chemisehen Eigen-

schaflen naeh.

P I an c h e’s IJntersuchungen verbreiteten sich iiber 6 Sa- gosorten , deren R’atur er mit der allerffrijssten Genauigkeit be- stimmt hat, indem er sich alle nur miigliche Kenntnisse uber diesen Gegenstand zu verschaffen sucbte.

Die erste Sorte kommt von den Maldiven. Die zweite von Sumatra. Die dritte von Neuguinea und die drei letzten von den

Molucken.

S a g o von d e n M a l d i v e n .

Diesen Sago, den man wch jetzt bei einigen Pariser Dro- goisten findet, giebt ein Palmbaum der Insel Male, der griiss- ten und am besten angebauten unter den Maldiven. Die Probe, welche P l a n c h e hat, wurde ihm von J o h n M i l l e r , Natur- bundigen von Charlestown, eugestellt, der sich mehrere Mo- Date an der dieser Insel benachbarten Malabarischen Kiiste auf- gehalten hat. Der Sago der Maldiven kommt zu uns unter der Gestalt von runden oder ovalen Kiirnern von bedeutender Hlirte, deren Durchmesser 1 bis 5 Millimeter betriigt. Einige haben auf ihrer ganzen Oberfliche eine gleichfijrmige Farbe van ge- brannter Erde, andcre zeigen diese Farbe blos auf einer Seite, wiihrend auf der entgegengesetzten Scite die Farbe nur sehr schwach ist; noch andere wenige sind fast ganz weiss.

Ein Gefiiss, das dem Gewichte nach I000 Theile reines Wasser fassen konnte, wurde mit diesem Sago angefullt und enthielt 732 Theile.

26 Stunden mit zehnmal so vie1 destillirtem kallem Was- ser eingerveicht , absorbirten 500 Gran (27 Gramm.) dieses Sago’s 570 Gran desselben und verdoppelten dsdurch ihr Vo- lumen. Eine mehrstiindige Aussetzung an der lrocknen Lnft reichte bin, um ihm sein gewijhnliches Volumen, seine Hiirte und ursprungliche Farbe wieder zu geben. Die Fliissigkeit war nach dem Filtriren farblos , geschmacklos , ohne Wirkung auE das Lackmus , auP die Jodtinctur, auf die Gdliipfeltinctur so wie auP eine AuflGsung von salpetersaurem SiIber.

Das dreifach - basische essigsaure Bleioxyd erzeugte darin

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P l a n che, ub. den Sago.

eine geringe Triibung, aber da dieselbe Erscheinung bei de- stillirtem Wasser , das zur Vergleichung genommen worden war7 stattt'and, so ist dieses ein ganz negatives Resultat 3:).

Liisst man sie im Marienbade abdampfen, so erhiilt man ein Extract von strohgelber Farbe, von einem Gewichte = 1/500 des dazu gebrauchten Sago's, von einem etwas salnigen Geschmack, aus dem kochender Alkohol einen Krystsll von salz- saurem Natron ausschied, der aber so klein mar, dass man sich nicht wundern darf, wenn die Anwesenheit dieses Salzes nicht sogleich durch das salpetersaure Silberoxyd entdeckt wurde.

S a g o von S u m a t r a .

Dieser Sago wurde P l a n c h e im Jahre 1827 durch B u s s a i l , Cbirurgen erster Classe bei der Marine, zugestellt, der wiihrend seiner Reise um die Welt unter den Befehlen des Herrn v. B o u g a i n v i l l e ihn sich an Ort und Stelle verschafft batte. E r kommt van einem Palmbailme, der aaf der Ostkuste van Sumatra, Malacca gegcniiber , wiichst, wo noch einige portugiesische Familien leben, die ihn nach einem eigenthiim- lichen Verfahren zubereiten.

Der Sago von Sumatra hat ganz runde Riirner, die einen bis zwei Millimeter im Durchmesser haben, eirrige sind gsnz weiss, andere haben eine sohmuzig gelblich - weisse Farbe. Er giebt einen geringen Moschusgeruch von sich, den er zum Theil durch Waschen mit kaltem Wasser verliert. Uebrigens wiire es miiglich, dass dieser Geruch nicht von dem Sago

*) Das dreifach- basisclie essigsaure Bleioxyd , das der Doctor B o s t ock zuerst als geeignet angab, die Anwesenheit des Ainidons zii entdeclien, ist nacli P lanche ein nicht so einpfindliches Reagens als Jod; es erfordert von Seiten des Exporimentirenden die griisste Aofmerksamlieit. Alle clieinische Sclirirten versicbern , dass es durcli destillirtes Wasser nicht getriiht werde, dass die Triibong sicli niir in so fern erzeuge , a19 das Wasser Kolilensiiure oder scbwefelsaore Sake enthalte. Indessen hat sicli P l a n cli e uberzeugt, dass destil- lirtes Wasser , welclies weder das Bargtwasser, noch die Aufliisnug des salpetersaiiren Silberoxydes, nocli die des Qiiecksilberclilorides triibt , sehr merklich die liellste Aodiisiing des dreifach - essigsaaren Bleioxydes webs machte, weun es zu ihr in grosser MeDge hinznge- setzt wvnrde.

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Planche, iib. den Sago.

selbst herriihrte, denn er wird auch zuweilen bei dem Reisse von Carolina beobacbtet, der noch feucht verpackt wurde. Bein Gewicbt, mit dem des Wassers verglicben, betrug 0,684. Die Menge des von 500 Gran absorbirten Wassers wog 670 Gran und sein Volumen wurde mehr als verdoppelt. Seine Farbe war nach dem Sbtrocknen etwas blasser als in dem normalen zustande ; ubrigens hatte er seine andern Eigenschaften wieder erhalten.

Das Wasser, worin er eingeweicht wurde, war nach dem Filtriren farblos, obne bestimmten Geschmack und lilt bei An- wendung von Reageutien lieine Veranderung, ausser von dem salpetersauren Silberoxyd , durch das es ein wenig getriibt wurde. Das erhaltene Extract mog 4 Gran und enthielt eine betriichtliche Menge salzsaures Natron.

Dieser Sago kommt nicht in den Eandel.

S a g o v o n N e u g u i n e a .

P l a n c h e erhielt diesen Sago von Herrn B u r v e l aus Rotterdam, einem Verwandten des Generals H o g e udo rp, der ihn im Jahre 1807 aus Neuguinea mitbrachte. Bei Verglei- chung mit dem, der in einigen Pariser Waarenlagern unter dem Namen deulscher Sago %) verkauft wird, erkannte er, dass derselbe ihm vollkommen gleiche, und da er uberdiess seine Charnktere mit denen vergllch, die Herr L e s s o n dem aus einer Cycasart von der Insel W a i g i ou, die auP der Nord- westspitze von Neuguinea liegt, erhaltenen Sago beilegt, so glaubte er ibm seine Benennung lassen zu miissen. Die KC- ner dieses Sago’s baben die Gestalt und den Umfang des Sa- go’s von den Mddiven j ihre vorherrschende Farbe aber ist aiegelroth. Es werden darin aucb Kiirner bemerkt, die diese und eine blLssere, wiihrend andere eine scbmuzig meisse Farbe haben. Dieser Sago liisst sich Busserst schwer pulvern. Sein Gewicht, mit dem des Wassers verglichen, betrug 0,728. 500 Grsn desselben absorbirten 604 von dieser Fliissigkeit und

*) Unter der kaiserlichen Regierung m%brend des Continental- krieges gingen alle ails den holl2ndischen iiud englischen Besitzungen in Indien komluende Prodiicte iiber die BnnsestSdte, wolier ohne Zweifel der Name deiitscher Sago gekommen ist, denn der Sagoboum wird bekanntlich in DeatscUand niciit angebaut.

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verdoppelten dadurch ihr Volumen. Beim Abtrocknen an der Luft kamen sie wieder i n ihren urspriinglichen Zustand zuriick.

Das Wasser, worin er eingeweicht wurde, ist farblos, geruchlos, geschmacklos und erleidet beim Zusammentreffen mit Reagentien lieine Verlnderung. Es gab anderthalb Gran von einem Extracte, das auk‘ der Zunge einen Eindruck zuriick- liess, analog dem destillirten Wasser von Sauhohnen, und ent- hielt Spuren von salzsaurem Natron.

S a g o v o n d e n Molucken .

Im Handel liommen drei Sagosorten vor, die von den Mo- lucken stammen, van denen die eine grauer Sago heisst, dem die Droguisten ausvchliesslich den Namen molnckischer Sago geben, wahrend sie die beiden andern Sorten mit den R’amen rosenrother Sago und. indischer weisser Sago bezeichnen.

Grauer Sago. Dieser Sago hat runde Kiirner, die aber nicht so unre-

gelmassig sind wie bei den vorigen Sorten, von I bis 3 Mil- limeter im Durchmesser, von einer blassfahlen Farbe, die ein wenig ins Graue fiillt. Er scheint einerlei mit dem zu sein, den Herr L e s s o n auP der Insel Bouron, einer der Molucken, aus dem Marke des Sagus Rumphii zubereiten sah. Demsel- ben Naturkundigen zufolge wird er, wenn das von dem Marke abgesonderte frische Satxmehl mit Wasser geschuttelt wird, als gelblich- weisse Kiirner gefiillt. Sein Gemicht, mit dem des Wassers vermittelst des Aichgefhsses verglichen , betrug 0,672. 500 Gran absorbirten 544 Gran Wasser, mobei sein Volumen sich fast verdoppelle. Nach dem Abtrocknen erhielt er seine urspriinglichen Charaktere wieder, mit Ausnahme der Farbe, welche schwiicher schien. Das Wasser, worin er ein- geweicht war, wurde durch Reagentien nicht veriindert, aus- genommen durch das salpetersaure Silberoayd , das einen ge- ringen weissen Niederschlag von Chloriir erzeugte. Das Er- tract wog 3y2 Gran, es besass eine dunkelbraune Farbe, zer- floss leicht und enthielt mehr Kochsalz als das der drei anderu Sorten.

Hosenrotlier Sago. Diese Sorte ist leicht an ihrer gleichfiirmigen grau-rijth-

lichen Farbe zu erkennen so wie an der Kleinheit ihrer Riir-

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ner, von denen die umfangreichsten nicht iiber ein Millimeter im Durchmesser haben. Er ist ubrigens nach dem Sago von Neuguinea der hiirteste, welcher bisher untersucht worden ist. &in Gewicht, mit dem des Wassers verglichen, betrug 0,716, das des von ihm absorbirten Wassers 662 Gran auf 500 Gran Sago, dessen Volumen iiber das Doppelte zunahm. Die Rea- gentien waren ohne Wirkung auf das Wasser, worin er ein- geweicht wurde, das vermittelst der Abdampfung auP ein rosenrothes Extract von schalem etwas salzigem Geschmack und 3 Gran Gewicht gebracht wurde.

Dieser Sago wird seit einigen Jahren sehr von Consumen- ten gesucht und er theilt mit Recht mit dem weissen Sago, dem letzten, der uns noch za untersuchen iibrig bleibt, den RuP.

Weisser Sago.

Herr P I a n c h e glaubt nach Hrn. M a r c h a n d versichern zu konnen, dass dieser Sago wirklich von den Molucken komme, und iiberdiess halt er es fur sehr wahrscheinlicb, dass er nichts Anderes ist als Maputisago, die weisseste und am meisten zu Ainboina gesehiibte Sorte, nach R u m p h i u s nnd L e s s o n . Sein Geaicht, mit dem des Wassers verglicheo, betrug 0,776, und 500 Gran desselben absorbirten 820 Gran dieser Fliissigkeit, wobei sich sein Volumen verdreifachte,

Nach dem Trocknen zeigte er ein etwas durchsichtiges Aussehen. Das Wasser, worin er eingeweicht wurde, hatte einen schalen siisslichen Geschmack , wie eine sehr durch Wasser verdunnte Aufliisung von Amidon. Auf das Lackmus war es ohne Wirkung; durch Jodtinctur fiirbte es sich herr- lich blau, wurde durch die Galliipfeltinctur etwas getriibt und gab iiach Verlauf einiger Zeit einen weissen floekigen Xieder- schlag. Das dreifach - basische essigsanre Bleioxyd machte die Plussigkeit opalisirend, es bildete sich aber kein Kiederschlag.

Das erhaltene Extract w o g 12 Gran, es war von einer schmuzigen rosenroth-gelben Farbe, hatte den Geschmack von gekochtem und ganz wenig gesalzenem Amidon. In einem Platintiegel bis zum Rothgliihen erhitzt, bliiht es sich, wobei es einen dicken Rauch und einen Geruch nach gerijstetem Brode verbreitet. Die Asche kot Spuren von sslzsaurem Na-

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tron dar, welches Salz sicb, wie man sieht, in allen Sago- sorten findet.

Bier entmickelt Herr P l a n c h e die Griinde, die ihn be- wogen haben, bei der Behandlung des Sago's das kalte Was- ser dem kochenden nnd den ganzen Sago dem gepulverten vorzuzieben.

,,Zur Zeitt', sagt er, ,,wo Herr R a s p n i l seine schanen Beobacbtungen iiber die Stiirkmehlarten machte, waren drei in dieser Abhandlung beschriebene Sagosorten noch nicht in den Handel gekoinmen, niimlich der Sago von Sumatra, der weisse und der rosenrothe Sago. Unter den drei andern Sor- ten war eine einzige ziemlich reichlich vorhanden, und nach der Beschreibung des so eben angefiihrten geschickten Beob- achters musste diess der maldivische Sago sein.<'

,,Herr R a s p a i l operirte mit ganzem Sago und bediente sich kalten Wassers."

,,Herr C n v en t o 11 gebrauchte bei seiner Analyse des Sa- g 0'8 gleichfalls kaltes Wasser, er liess es aber auP gepulverten Sago wirken. Der Erstere, indem er den Sago den andern Starkmehlarten assimilirte , sah darin eine hiiutige Substanz, die in kaltem Wasser unloslich ist und als €Idle einer andern liislichen Substanz dient. Der Zweite versichert, dass der Sago in seiner Zusammensetaung gleicbartig ist und dass es nichts Anderes ist als eine Amidonvarietiit, die kalt liislich und warm noch Ioslicher ist. Augenscheinlich wiirde, wenn ich, statt den Sago, so mie ich es gethan habe, zu untersuchen, mit gepulvertem Sago operirt hiitte , der meisse Sago hinsichllich seiner chemischen Eigenschaften mit den andern Sorten zusam- mengefallen sein."

Um den Sago gut beobachten zu lionnen, ist es, wie Hr. R a s p a i l sagt, niithig, ihn einige Stunden in kaltem Wasser zu lassen. Weno man alsdann Bruchstiicke von der Oberniiche dieser Kliimpchen dem Mikroskope unterivirft, so iiberzeugt man sich, dass alle Korner des Satzmehles geplatzt sind, denn diese Hiillen, zerrissen , aufgesprungen, halb geijffnet , verbrei- ten sich in unziihliger Menge aue dem Objecttriiger. Unter dieser auf der Oberfliiche befindlichen Schicht bieten die Kiir- ner, ohne aufgeplatzt zu sein, in ihrem Innern und zuweilen auP einem Puncte ihrer Oberfliiche eine Granulation, einen Aas-

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Planche, Sb. den Sago. 273

wuchs dar, der auf allen Satzmehlen bemerkt wird, die einen Auganblick der Wirkung der Wiirme ~uuterworfen wurpen, nachdem sie blos angefeuchtet worden waren. In den Mittel- puncten der Klumpchen dagegen findet man nur game und ganz und gar nicht verinderte Jiiirner.

p 1 a n c h e hat die Genauigkeit der mikroskopischen Ver- suche des Herrn R a s p a i l mit dem maldivischen Sago aner- kannt, er bestreitet aber die Folgerungen, die jener daraus gezogen hat , durch folgende Bemerkungen. Diese Kijrnerchen, die Herr Ra.spail uns als aerrissen, halb geijffnet darstellt, hiitten nothwendiger Weise dem Wasser eine mehr oder we- niger betriichtliche Menge darin enthaltener aufloslicher Sub- stanz abtreten mussen. Nun ruft aber Herr P 1 II n c he ins Ge- diichtniss zurucli, dass bei seinen eigenen Versuchen die fiinf ersten Sagovarietiiten, und vornehmlich der mnldivische Sago, dem kalten W-rsser nicht die geringste Spur von Amidin nach vierunda,wanxigstuniligem Einweichen abgetretcn hatten. Der niimlicbe maldivische Sago, mehrere Monnte unter Wssser ge- holten, gab das niimliche negative Resultnt, was beweise, dass die Bullen des Sagostiirkmehles ihren Inhnlt nicht an das Was- ser sbgeben und ihm im Gegentheil so gut widersteben, dass, wenn man ein mit Wosser gesattigtes Sagokorn vermitlelst ei- nes Mesfiers zerschneidet , die Amylonliiirrier der Wirkung des Messers entschliipfen und mil kaltem Wasser geschuttelt wer- den kiinnen, ohne dass dieses ihnen die geringste Menge von Amidin entzieht, wlhrend, wenn man den niimlichen feuchten Sago einige Zeit zerreibt, die Kijrnerchen sich ijffnen und ih- ren liislichen Theil dem kalten Wasser abtreten kiinnen, das alsdann die Charslitere einer Amidinaulliisung zeigt. Uebrigens dnrf die Unregelmfssiglieit der von Herrn R a s p a i l in den Stfrliekijrnern des Sago’s beobachteten Pormen gar nicht in Erstaunen setzen, wejl sie auch in der Kartoffelstiirke und in andern Arten sich findet.

Bei einern andern Versuche erreichte Herr P l a n c h e , in- dem er die Wirkung des Liiufers mit Vorsicht leitete, seinen Bweck, so dass er die amylonhaltigen Kiirnchen, welche den Sago ausmachen, vollstiiudig und ohhe sie zu zerreissen, ab- sonderte. Der & s o , auP diese Weise mechanisch auf den einfachen Zustand zuruckgebracht, nimmt die allgemeine Be-

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schaffenheit der Stiirkmehle wieder an, d. h. er ist, wie sie, in kaltem Wasser unliislich und in kocbendem Wasser loslich.

Es bleibt jetzt noch ubrig, von den sehr verschiedenen Wassermengen Rechenschaft zu geben, die von den funf er- sten Sagosorten absorbirt wurden, so wie von der durch sie bewirkten Zunahme des Volumens. Herr P 1 a 11 c h e erkannte, indem er untersuchte, was die Ursacbe dieser Art von Ano- malie sein konnte, dass sie in der ungleichen Porositiit der Kiirner des zu derselben Sorte gehorigen Sago’s liege. Er iiberzeugte sich davon, indem er msldivischen Sago oder Sago von Neuguinea, dessen Korner ihrer Natur nach verschieden gePiirbt sind , in einer mit etwas Alaun versetzten wiisserigen Cochenilletinctur viernndzwanzig Stunden einmeichte. Diesc Kiirner wurden nachher mit kaltem Wasser gewaschen unil an der Oberfliiche mit Josephpapier abgetrocknet. I n diesexn Fullc konnte man leicht bemerken, dass die IGrner, melche vor dem Einweichen auf ihrer gqnzen OberRiiche am blbsesten nwen, eine lebhafte rothe Flrrbe angenommen hatten , die nicht sehr tier hineinging, wiihrend die am meisten gefiirbten in ihrer ganzen Masse purpurroth geworden waren. Endlich liess sich bei den Kiirnern von zweierlei Farben der am meisten gefiirbte Theil such am meisten von der wiisserigen Tinctur durchdrin- gen; denn er spallete sich gewissermaassen bei dem geringsten Drucke, wiihrend der andere seine Consistenz und Elasticitiit behalten hatte.

Der Verhsser hat sich such damit beschaftigt, die Fdr- bung des Sago’s zu erkliiren. E r glaubt, dass die Farbe dem Stiirkmehle selbst eigenthiimlich sei und ihren Sitx in den Hiil- len babe. Wirlilich hat er beobachtet, dass bei einer warmen Behandlung des Sago’s von Neuguinea rnit verdunnter Schwe- felsiiure die Auflosung vor sich ging, indem sie eine ziemlich schwache rosenrothe Farbe annahm und dem blossen Ange durchsichtig schien, dass man aber, wenn man sie aufmerlisam mit dem Vergrosserungsglase untersuchte, klcine gefiirble, durch- sicbtige und sehr zarte Kijrper darin schweben sah, die mit der Zeit niederfielen und die weiter nichts als die Ueberreste der Hiillen waren.

Aus allem Vorhergehenden liisst es sich leicht er- kliiren, marum der weisse Sago dem kalten Wasser eine ge-

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Planche, iib. den Sago. 875

ringe Menge Amidin abtritt , weil niimlich seine Tegument- substanz, die wahrscheinlich lockerer, ausdehnbarer und durch- dringlicher ist als bei den andern Sagosorten, dem kalten WRS- ser gestattet, biq auf das in den Kijrnerchen enthaltene Amidin zu dringen und, nachdem es etwas von diesem Principe in sich aufgenommen hat, wieder herauszutreten. Kijnnte man nicht setzt Herr P I a n c h e hinzu, diese Eigenschaft benutzen, aus dem weissen Sago der Molucken ein etwas amylon- baltiges Getriink zu bereiten, dessen Riicksland, da er schon Wasser eingesogen hat, zur Zubereitung einer vortrefflictlen Suppe dienen kiinnte?

Die Abhandlung schliesst sich mit einigen Betrachtungen fiber den kunstlichen Sago, in Vergleich mit dem ausltindischen. Der deutsche ist so zerreiblich dass er sich awischen den Fingern eerquetschen lasst(?). Der von Gentilly bei Paris be- sitzt fad die HIrte des wirklichen Sago’s. DB sie aber aus Stiirkmehl von Kartoffeln bereitet werden, so behalten beide immer eincn besondero Geschmack , der ihreo Zirsprung ver- riith.

Dieser Abhandlung, von der wir so eben einen ausfiihr- lichen Auszug geliefert haben, hat Herr P l a n c h e als An- hang Einiges uber die von Herrn Yo i t enu aus dem Sago- baume von Mathgasliar, der zu Cayenne angebaut wird, aus- gezogene Substaw beigefugt die von diesem Saturkundigen mit dem Mnmen Sago bezeichnet wurde. Diese Snbstanz, vou Herrn P o i t e a u selbst bereitet, hat fast eine eben so dunkel- brnune Farbe wie die Chocolate und bestebt aus drei- oder viermal so dicken Kornern wie ein Nadelkopf ist, welche un- regelmiissig und von denen die einen vollkommen rein sind, die andcrn an Theilen vegetabilischer Baser hiingen. Sie wur- de dadurch erbalten, dass der innere weisse Theil eines jun- gen Sngobaumes gerieben und i n Wasser eingemeicht wurde, darauf durch Leinwand gedriickt, um die Fliissigkeit von der darin schwimmenden Substanz abzusondern , und endlich letz- tere an der Sonne getroclinet.

Herr P I a n c h e hat diesen vorgeblichen Sago untersucht, aber schon an seinem Aussehen konnte er erkennen, dass er mit dem wirklichen Sago keine Aehnlichkeit babe. Er zeigt wirklich eine Vereinigung webslicher zerquetschter HolzPasern,

if353

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276 v. Holger , ub. d. Trocknen d. Runkelriiben.

an denen bier und da kleioe braune Messen bjingen, die man beim ersten Anblick fur Opopanax halten kiinnte. Mit dem Mikroskope von R a s p a i l , das aus einer Linse mit vier Linien Brennweite besteht, unterscheidet man darin kleine riihrige Kiirper und andere gleichsam mit Hiihlungen, die dem An- schein nach einigo Aehnlichkeit mit dem sngobrltigen Marke des Cycas circinalis haben,. die aber gefiirbter sind and bei de- nen man nicht, wie bei diesem, den Glaoz des Stiirkmehles bemerkt. Rei gleichem Volumen wiegt diese Subslanx urn die Hiilfte meniger als der Sago. Gepulvert und nach einander behandelt zuerst rnit lialtem Wasser , nachher mit kochendem Wasser , aeigte sie in dem erstern Fslle beim Zusammenbrin- gen rnit Jod keine Spur von Amidon und das Decoct bolt da- von kaum merklichc Mengen dar. Die braune Substanz, wel- che rnit dern Opopanax Aebnlictikeit hat, mit kochendem Al- kohol behandelt, trat ihm nur ein wenig gelbliche Subsfanz ab, die geschmrcklos und im Wasser sorvohl als im Alkohol liis- lich ist. Wurde diese Substans rnit einem brennenden Iiijrper in Beruhrung gebracht, so gerieth sie sogleich in Brand, brannte von selbst ruhig fort und liess als Ruckstand etwas kaum al- kalische Asche. Endlich verhielt sie sich gegen rndere che- mische Agentien wie eine holzige Substanz.

Aus dieser Untersuchuog geht hervor, dass die von Hrn. Po i t e a u aus dem Sagobaum von Madagnskar ausgezogene Substanz kein Sago ist.

XL. Ucber das I'rochxen der Ruiikeb-iiben.

Von

Dr. Ph. v o n H O L G E R .

Im Auszuge vorgetrageu in der allgemeinen Sitzuug der 16. k. Land- mirthschaftsgesellschaft am 18. December 1837.

C.4us der \Viener Zeitung VOW 3. NIarz.)

S c h u t z e n b a c h's Methode, die getrockneten Runkelril- ben aut' Zucker zu verarbeiten, bat seit ihrem ersten Bekannt- werden bedentendes Aufsehen gemacht , aber noch sind die Meinungen iiber ihren Werfh an und fur sich und iiber ihre