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ZfSl 54 (2009) 4, 426-444 Dirk Müller Zur Geschichte des Wortfeldes „CHLEB“ im Altrussischen 1 Summary One of the most important food products in Old Russia were products of cereal grains. These findings are not only the result of archaeological research but of careful philological analysis of Old Russian (respectively Middle Russian) corpus sources. The present article gives an insight into the Old Russian food culture by analyzing following words, which describe products of cereal grains in Old Russian belonging to the semantic field “CHLEB”: борошьно, толокъно, опрѣснъкъ, хлѣбъ, колачь, короваи, пирогъ. Upon the basis of the historical, lexicological and ethnographical data, some semantic features of the mentioned lexemes were examined and designated. Sowohl aus kulturgeschichtlichen als auch sprachhistorischen Gesichtspunkt stellt das Wortfeld „CHLEB“ ein äußerst interessantes Untersuchungsobjekt dar. In dem vorliegen- den Artikel werden folgende Bezeichnungen für Lebensmittel aus Getreide im Altrussi- schen (weiter Ar.) untersucht: borošьno, tolokъno, oprěsnъkъ, chlěbъ, kolačь, korovaj, pirogъ. Auf Grundlage historisch-lexikologischer und ethnographischer Daten werden die semantischen Besonderheiten der genannten Lexeme beschrieben und die durch sie be- zeichneten Merkmale der ar. Ernährungskultur aufgestellt. Neben den einschlägigen historischen und etymologischen Wörterbüchern (siehe Litera- turliste) wurde vor allem die Kormovaja kniga Iosifo-Volokolamskogo monastyrja (KKIVM) 2 das Speisungsbuch des Volokolamsker Klosters – für diese Untersuchung verwendet, die ohne Zweifel als eine herausragende Quelle zur Untersuchung von Speise- lexik der mittelrussischen Zeit betrachtet werden muss. Das r. Wort chleb bezeichnet in der modernen russischen Standardsprache zuallererst ‚ein aus Mehl gebackenes Lebensmittel‘ (BAS XVII, 171). Es wird dabei weder hinsichtlich der verwendeten Getreidesorte (Roggen, Weizen, Mischungen) noch bezüglich dessen dif- ferenziert, ob es sich bei dem Teig um gesäuerten bzw. ungesäuerten handelt. Das moder- ne Russisch kennt neben chleb eine ganze Reihe anderer Wörter für Brot, vgl. baton, bulka 3 , lavaš, lepeška. Ržanoj chleb ‚Roggenbrot‘ nennt man gemeinhin auch černyj chleb, mit hohen Weizenanteil belyj chleb. 1 Für den vorliegenden Artikel umfasst „Altrussisch“ den Zeitraum vom 11. bis zum 17. Jh. und schließt so die mittelrussische Sprachepoche mit ein. 2 Die KKIVM ist das sechste, weitaus umfangreichste Kapitel des obichodnik des Klosters von Volokolamsk. Die Handschrift kann anhand der Aussagen im Text frühestens auf die zweite Jahres- hälfte 1581 oder spätestens auf Anfang 1582 datiert werden. Als Schreiber der Handschrift wurde der damalige Igumen Evfimij Turkov, der dem Kloster von 1575 bis 1587 vorstand, identifiziert. Der Text ist in skoropis’ mit Bewahrung von Merkmalen des poluustav geschrieben. Das Speisungsbuch ist nach Monaten unterteilt und beginnt mit dem 1. September nach dem aus Byzanz übernommenen Ka- lender, folglich bildet der 31. August den Abschluss eines Kalenderjahres. Das Speisungsbuch von Volokolamsk regelt Essen und Trinken im Laufe eines Jahres innerhalb der Klostergemeinschaft des Klosters des Entschlafens der Gottesmutter, auch Iosif-Kloster genannt, bei Volokolamsk. 3 Das Lexem bulka bezeichnet in Sankt Petersburg überhaupt ‚Weißbrot‘ im Unterschied zu Moskau, wo das geläufige Wort für ‚Weißbrot‘ baton ist.

Zur Geschichte des Wortfeldes „CHLEB“ im Altrussischen

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Page 1: Zur Geschichte des Wortfeldes „CHLEB“ im Altrussischen

ZfSl 54 (2009) 4, 426-444

Dirk Müller Zur Geschichte des Wortfeldes „CHLEB“ im Altrussischen1

Summary

One of the most important food products in Old Russia were products of cereal grains. These findings are not only the result of archaeological research but of careful philological analysis of Old Russian (respectively Middle Russian) corpus sources. The present article gives an insight into the Old Russian food culture by analyzing following words, which describe products of cereal grains in Old Russian belonging to the semantic field “CHLEB”: борошьно, толокъно, опрѣснъкъ, хлѣбъ, колачь, короваи, пирогъ. Upon the basis of the historical, lexicological and ethnographical data, some semantic features of the mentioned lexemes were examined and designated. Sowohl aus kulturgeschichtlichen als auch sprachhistorischen Gesichtspunkt stellt das Wortfeld „CHLEB“ ein äußerst interessantes Untersuchungsobjekt dar. In dem vorliegen-den Artikel werden folgende Bezeichnungen für Lebensmittel aus Getreide im Altrussi-schen (weiter Ar.) untersucht: borošьno, tolokъno, oprěsnъkъ, chlěbъ, kolačь, korovaj, pirogъ. Auf Grundlage historisch-lexikologischer und ethnographischer Daten werden die semantischen Besonderheiten der genannten Lexeme beschrieben und die durch sie be-zeichneten Merkmale der ar. Ernährungskultur aufgestellt. Neben den einschlägigen historischen und etymologischen Wörterbüchern (siehe Litera-turliste) wurde vor allem die Kormovaja kniga Iosifo-Volokolamskogo monastyrja (KKIVM)2 – das Speisungsbuch des Volokolamsker Klosters – für diese Untersuchung verwendet, die ohne Zweifel als eine herausragende Quelle zur Untersuchung von Speise-lexik der mittelrussischen Zeit betrachtet werden muss. Das r. Wort chleb bezeichnet in der modernen russischen Standardsprache zuallererst ‚ein aus Mehl gebackenes Lebensmittel‘ (BAS XVII, 171). Es wird dabei weder hinsichtlich der verwendeten Getreidesorte (Roggen, Weizen, Mischungen) noch bezüglich dessen dif-ferenziert, ob es sich bei dem Teig um gesäuerten bzw. ungesäuerten handelt. Das moder-ne Russisch kennt neben chleb eine ganze Reihe anderer Wörter für Brot, vgl. baton, bulka3, lavaš, lepeška. Ržanoj chleb ‚Roggenbrot‘ nennt man gemeinhin auch černyj chleb, mit hohen Weizenanteil belyj chleb. 1 Für den vorliegenden Artikel umfasst „Altrussisch“ den Zeitraum vom 11. bis zum 17. Jh. und schließt

so die mittelrussische Sprachepoche mit ein. 2 Die KKIVM ist das sechste, weitaus umfangreichste Kapitel des obichodnik des Klosters von

Volokolamsk. Die Handschrift kann anhand der Aussagen im Text frühestens auf die zweite Jahres-hälfte 1581 oder spätestens auf Anfang 1582 datiert werden. Als Schreiber der Handschrift wurde der damalige Igumen Evfimij Turkov, der dem Kloster von 1575 bis 1587 vorstand, identifiziert. Der Text ist in skoropis’ mit Bewahrung von Merkmalen des poluustav geschrieben. Das Speisungsbuch ist nach Monaten unterteilt und beginnt mit dem 1. September nach dem aus Byzanz übernommenen Ka-lender, folglich bildet der 31. August den Abschluss eines Kalenderjahres. Das Speisungsbuch von Volokolamsk regelt Essen und Trinken im Laufe eines Jahres innerhalb der Klostergemeinschaft des Klosters des Entschlafens der Gottesmutter, auch Iosif-Kloster genannt, bei Volokolamsk.

3 Das Lexem bulka bezeichnet in Sankt Petersburg überhaupt ‚Weißbrot‘ im Unterschied zu Moskau, wo das geläufige Wort für ‚Weißbrot‘ baton ist.

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Sprachhistorisch betrachtet haben wir mit r. chleb bekanntermaßen ein Lehnwort aus dem Gotischen vor uns, r. chleb < got. hlaifs, was dem dt. Wort „Laib“4 entspricht (REW III, 245).5 Gotische Lehnwörter drangen zur Zeit der Völkerwanderung, d.h. im 5. Jh. n. Chr. in den gemeinslavischen Wortschatz (Kiparsky 1975, 56). Ernährungshistorisch ist Brot ein sehr altes und aufgrund der Tatsache, dass es auch heut-zutage ein elementarer Bestandteil der „Speisekarte“ vieler Völker ist, überaus wichtiges Nahrungsmittel. Die Geschichte des Brotes beginnt schätzungsweise vor 4500 Jahren in Ägypten.6 In zwei grundlegenden Punkten unterschied sich jedoch das Brot jener Zeit von dem heutigen:

1. Hefe oder Sauerteig, die wesentliche Grundlagen der heutigen Brotherstellung sind, waren noch nicht bekannt und

2. der Ofen war noch nicht erfunden.

Das erste Brot war eine Mischung aus gestoßenem Getreide und Wasser – also ein Getrei-debrei. Um den Getreidebrei, den man als „Archetyp“ des Brotes betrachten kann, in einen festen Zustand zu verwandeln, musste der Mensch sich neuer Methoden bedienen. So wurde der Getreidebrei in heiße Asche oder auf einen heißen Stein gelegt. Der Trock-nungsprozess bewirkte, dass aus dem Brei ein Fladen entstand. Durch das Fehlen eines Triebmittels, das das Hochgehen des Teiges und die Weichheit des späteren Brotes be-wirkt, sind Brotfladen hart und flach. Überreste dieser Brotfladen stellen u.a. die aus Mit-tel- und Südamerika bekannten Tortillas dar. Beide Prozesse – der Gewinnung des Sauer-teigs und der des Backens – sind nicht willentlich, sondern zufällig (so wie viele andere Erfindungen des Menschen) entdeckt worden. Um den notwendigen Sauerteig zur Brot-herstellung zu gewinnen, ließ man etwas Teig über Nacht stehen und sauer werden. Den gewonnenen Sauerteig vermischte man mit dem frischen Teig und erreichte so, dass dieser hochging und nach dem Backen locker war. Die zur Brotherstellung beliebteste und aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten am weites-ten verbreitete Getreideart ist der Weizen, dessen ältester Vertreter der Emmer (Dinkel) ist. Seine Spuren lassen sich bis nach Mesopotamien verfolgen, von wo aus er über Ägyp-ten (archäologische Funde zeigten, dass Emmer eine beliebte Grabbeigabe bei den Ägyp-tern war) nach Europa, d.h. nach Sizilien und Spanien kam. Die Geschichte des Roggens als wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste Getreideart auf ar. Gebiet ist bei Weitem nicht so alt wie die des Weizens. Roggen war vor allem in der antiken Zeit in den nördlichen Provinzen des Römischen Reiches verbreitet, was nicht zu-letzt daran lag, dass sich Roggen im Gegensatz zu Weizen resistenter gegenüber Nässe, Pilzbefall und niedrigen Temperaturen erwies und zudem auch weniger Ansprüche an den Boden stellte.

4 Das dt. Lexem Laib konnte im Gegensatz zum Lexem Brot, das nur für ‚gesäuerte Brote‘ gebraucht

wurde, auch ‚ungesäuertes Brot‘ bezeichnen. Da Brot irgendwann nur noch auf Basis von Sauerteig gebacken wurde, verlor das Lexem Laib seinen Verwendungszweck zur Bezeichnung von Brot und wurde bzw. wird nur noch benutzt, um auf seine Form zu verweisen (KLUGE 242002, 554); vgl. ein Laib Brot.

5 Das got. Wort hlaifs kann man daneben auch im Finnischen und im Litauischen wieder finden; vgl. finn. leipā ‚Brot‘ und lit. klàips ‚ein Laib Brot‘ (REW III, 245).

6 SEIBEL, W.; SPICHER, G. „Brei – Fladen – Brot“. In: EISELEN, H. (Hg.). 1995. Brotkultur. Köln. 49-51.

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Aus dem Gesagten lassen sich demzufolge drei Etappen in der Geschichte des Brotes fest-stellen: Am Anfang gab es einen viskosen Getreidebrei, durch Wärmezufuhr entstand der Fladen und unter Beimengung von Sauerteig bzw. später Hefe, die den Abbau eines Teils der Mehlstärke zu Glucose mit nachfolgender, unter Bildung von Äthylalkohol und Koh-lendioxid verlaufender Gärung bewirken, und mit der Erfindung des Backens bzw. des Ofens erhielt man Brot. In der russischsprachigen wissenschaftlichen Literatur wird die Meinung vertreten, dass sich im Ar. lexematische Spuren der archaischen Geschichte des Brotes finden lassen. So unterscheidet Ju. S. Stepanov7 in der Evolution der „semiotischen Reihe chleb“ („semiotičeskij rjad chleb“) eben diese drei genannten Stadien in der Entwicklung des Brotes. Diese „Reihe“ stellt sich wie folgt dar:

1. borošьno – flüssiges Brot aus beliebigen essbaren Gräsern (židkij chleb, rod kaši ili pochlebki iz muki kakogo-libo s’’edobnogo zlaka);

2. opresnok, lepeška iz presnogo testa – salzloses, ungesäuertes gebackenes Brot (presnyj, nedrožževoj pečenyj chleb);

3. chleb – gesäuertes gebackenes Brot (drožževoj pečenyj chleb)

Nach der Sichtung ar. Quellen kommt man jedoch zu dem Schluss, dass das von Stepanov rekonstruierte Bild nicht der realen Geschichte des Brotes in der ar. Kultur entspricht. I. bórošьno

Gemäß dem ĖSSJa II, 212 und REW I, 110 muss ar. borošьno aus ursl. *boršьno hervor-gegangen sein.8 Hinsichtlich der Verbreitung des ar. Lexems borošьno finden wir nicht nur Parallelen innerhalb der Slavia, sondern auch in anderen idg. Sprachen; vgl. aksl. brašьno ‚Speise, Nahrung‘, bulg. brašnó (dial. brášno) ‚Mehl‘, mak. brašno ‚Mehl‘, serbkroat. brȁšno ‚Mehl; Nahrung; Brot oder irgendein Essen für die Reise‘, slovn. brášno, bréšno ‚Nahrung; Essen für die Reise‘, ukr. borošno ‚Mehl‘, sorb. brošma ‚Fronleichnamfest‘ (ĖSSJa II, 212). Außerslavische Parallelen finden sich in lat. far, G. farris ‚Dinkel, Schrot; Mehl‘, lat. farīna (< *farsīna) ‚Mehl (aus verschiedenen essbaren Gräsern)‘, got. barizeins ‚Gerstenmehl‘, anord. barr ‚Gerste‘, ae. bere ‚Gerste‘ (REW I, 110). Die genannten sowohl slavischen als auch außerslavischen Beispiele lassen sich auf ein idg. *bhares- ‚Gerste‘ zurückführen; vgl. ferner idg. *bhar- ‚Hervorstehendes, Borste, Spitze, Borstenähre, Grannenkorn‘ (IEW I, 109 u. 111). Gemäß REW I, 110 bezeichnete ar. borošьno ursprünglich ‚Roggenmehl‘. Tatsächlich findet man das Lexem in der Bedeutung ‚Roggenmehl‘ jedoch lediglich in den r. Dialek-ten der Voronežer und Kursker Gouvernements (Dal‘ I, 207, ĖSSJa II, 212, SRNG III, 119), was sich mit der geographischen Nähe dieser Dialektgebiete zur Ukraine erklären lässt; vgl. ukr. borošno ‚Mehl‘. Es versteht sich, dass man, anhand dieses Beispiels und der genannten, vor allem südslav. Beispiele, vermuten kann, dass das ar. Wort borošьno 7 STEPANOV, Ju. S. 22001. Konstanty: slovar’ russkoj kul’tury. Moskau. 284-291. 8 Somit ist ar. borošьno eins von zahlreichen Beispielen für das ostsl. Phänomen der Volllautung

(polnoglasie), die in den ostslavischen Sprachen dazu führte, dass in den Wurzelmorphemen statt der ursl. Diphthongkombinationen *or, *ol, *er, *el zwischen den Konsonanten oro, olo, ere, ele stehen (d.h. aus den Verbindungen *tort, *tolt, *tert, *telt werden torot, tolot, teret, *telet); vgl. u.a. ursl. *gordъ, *golva, *bergъ entsprechen den ostsl. gorod, golova, bereg.

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auch irgendwann die Bedeutung ‚Mehl‘, im Besonderen ‚Roggenmehl‘, besaß. Konkrete Beweise diesbezüglich existieren allerdings nicht. Die ar. Quellen geben ein anderes Bild wieder. In ihnen wird das Lexem borošьno in der Bedeutung ‚Nahrung; Essen; Futter‘ verwendet, was im Wesentlichen der Bedeutung des aksl. Lexems brašьno entspricht. Des Weiteren muss erwähnt werden, dass die ar. Epoche bekanntermaßen durch Diglossie ge-prägt war, so dass neben borošьno jene aksl. Variante brašьno existierte. Beide Lexeme konnten offensichtlich ohne Bedeutungsunterschied benutzt werden, obwohl man nach der Lektüre der Lemmaeinträge des SDRJa XI–XIV vv. meinen könnte, dass das Lexem brašьno bedeutend häufiger verwendet wurde, da das Verhältnis borošьno – brašьno in ar. Quellen 1 zu 427 beträgt.9 Das hängt mit der Art der Texte zusammen, d. h. in Texten religiösen Inhalts finden wir brašьno, in denen weltlichen Inhalts fand dagegen oft borošьno Verwendung. Folgende Beispiele sollen das Gesagte bestätigen:

1. ‚pišča; eda; korm‘

SDRJa I, 298; 315

a) [...] reч9ть ти. 9 ли ти чьто трýбý. и посrами сę борошьнъмь своимь. (IZB. SV. 1076, 150 ob)10 b) Prostěišaago v] vsem[ išti. i v] braš[ný i v] odeždi. (IZB. SV. 1076, 30 ob) c) Хlěb] u [sic!] nad] věmi priimai na piqô. i vino 9gda že 9st[ i brašny že iněmi 9liko podoba 9st[. (ŽFSt XII , 158) d) Tы же èси тетерè гуси рèби кури. г(ол)уби. и проче9 брашьно различьно. а убогыи хлěба не имать. (SbTr XII/XIII, 15 ob) e) Prěd]stavl8аше тěм] трèпезу. wт брашьн] тýх] манастырьскыих]. хлýб] сочиво. и мало рыб]. (ŽFP XII, 48) f) Pokladaху волу брашьна в] 8слех] многа. (GA XIII-XIV, 48)

SRJa I, 299; 328

g) Ne bratatis8 s nimi, ni поклонитис8, ни цěловати 9го, ни с нимъ въ одиномъ съсудě 8сти, ни пити, ни борошна ихъ примати. (Feod. Peč. (Er.), 170)

9 Das SRJa XI–XVII vv. verweist dagegen auf drei ar. Quellen, in denen das Lexem borošьno auftritt. 10 In der Klammer ist das Kürzel der Quelle angeführt, deren ausführlicher Name sich im Quellenver-

zeichnis wiederfindet. Danach steht die Folio-Nummer der Handschrift, die Abkürzung „ob“ steht für obratnyj und entspricht lat. verso, was demnach bedeutet, dass es sich um die Rückseite eines Blattes handelt.

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h) А вирнику 60 гривенъ и 10 рěзанъ и 12 вěверици, а передě гривна, или сâ пригоди в говěние рыбами, то взâти за рыбы 7 рěзанъ, тъ всěхъ кунъ 15 кунъ на недěлю, а борошна колько мuгуть (sic!) изъèсти. (Pravda Rus. (kr.), 73) i) A i se же вěдě, оже друзии попове въ олътарě за свâтою трâпезою ставлâете канунъ и хрьстите ту, и пиете въ олтарě, ли заупокойное борошно вношиваете, а и еще скоромно. (Pouč. Il’i, 297) j) Болěзнь крěпка наиде ему... и много днии безъ брашна пребысть, и молиша его приати брашно, свâтый же потребова рыбы новопоиманыа. (Nik. let. X., 47) k) Poloжиша трупиа рабъ твоихъ брашно птицамъ небеснымъ. (BMČ, Sent. 14-24)

l) I vynesoшa emu braшно и вино, и не приа его: бě бо устроено со отрaвою. (Lavr. let., 30) m) Poидучи же (домовь в) Русь за сâ да емлют у ц»рâ вашего (на путь) брашно и âк~ри и ужа и парусы и елико (имъ) надобе. (Lavr. let., 31) n) I tu naча сей гетманъ брашно во осаду многое готовити, и тако наполнисâ велиими брашны. (Pov. Kat.-Rostovskogo, 612)

2. ‚duchovnaja pišča‘

SDRJa I, 316

a) Сего вýрою въкушающе, хресть8не wсвèщаютсè, и вěчную жизнь при9млють. вкусимъ, брати9, животнаго [животворнаго] брашна, и другъ друга любовию цěлу9мъ (KTur XII sp. XIV, 13) b) Се азъ вл~дко и дěти 8же въспитахъ д~ховьнымь твоимь брашьнъмь. (ŽFP XII, 27) c) Běaше в пустыни цьрноризьць... :j~: [10]11 лě(т) не вкуси земнаго брашна нъ анг~лъ 9му по :г~:хъ [3] д~нхъ приношаше нб~сьно9 брашно. и влагаше 9му въ уста. и се въ брашна мěсто и пити8. бываше 9му. (PrL XIII, 73)

11 Im Folgenden wird der Zahlenwert in eckigen Klammern hinter dem ar. Zahlzeichen angegeben.

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Die Auszüge aus den verschiedenen ar. Sprachdenkmälern zeigen deutlich, dass einerseits die Lexeme borošьno – brašьno nicht die Bedeutung ‚Roggenmehl‘ besitzen, sondern ‚Nahrung‘, ‚Essen‘, ‚Speise‘, ‚Speisevorräte‘ (1m) oder gar ‚Tierfutter‘ (1f). Andererseits dokumentieren die Beispiele das parallele Vorhandensein beider Lexeme ohne Bedeu-tungsunterschied (sogar in ein und derselben Quelle (1a und b)) und spiegeln die übertra-genen Bedeutungen ‚lebensspendendes Essen‘ (2a), ‚geistiges Essen (2b) und ‚himmli-sches Essen‘ (im Gegensatz zu ‚irdischem Essen‘) (2c) wider. Es wurde festgestellt, dass die mögliche, ursprüngliche Bedeutung des ursl. Lexems *boršьno ‚Mehl‘ im Ar. nicht mehr existierte. Man muss davon ausgehen, dass die Bedeutung des Lexems sich nicht früher als im Urslavischen, aber nicht später als im Gemeinostslavischen veränderte. Des Weiteren konnte anhand der ar. Quellen nicht bestätigt werden, dass borošьno im Ar. als ‚Getreidebrei‘ aufgefasst wurde, wie von Stepanov vorgeschlagen. Falls ar. borošьno je-mals in der Bedeutung ‚Mehl‘ benutzt worden ist, wäre es selbstverständlich möglich an-zunehmen, dass man, nachdem das Mehl mit Wasser vermischt worden ist, einen Getrei-debrei erhalten hätte, der auf Grund von Metonymie – in diesem Fall auf Grund von Sinn-berührung12 – mit demselben Wort bezeichnet worden wäre: Das „Flüssigbrot“ borošьno wurde aus dem Mehl borošьno gefertigt. Der von Stepanov gezogene Schluss muss aber hypothetisch bleiben. II. tolokъno

Das Lexem tolokъno bezeichnet sowohl ‚Hafermehl‘ als auch ‚Haferbrei‘13; vgl. Dal’ IV, 684, REW III, 116, Trubačev 1960, 12. Ethnographen und Biologen haben nachweisen können, dass Brei bzw. Brotsuppe die Vorläufer, die Vorstufen von Brot waren. Aus die-sem Grund ist die zweite Bedeutung von tolokъno ‚Haferbrei‘ wichtig für den Nachweis des von Stepanov vorgeschlagenen Konzeptes „Flüssigbrot“ im Ar. Auf Grund der Tatsa-che, dass tolokъno eine Art Brei sein konnte, kann man konstatieren, dass, falls im Ar. ein Lexem mit der Bedeutung „Flüssigbrot“ oder besser gesagt, das Konzept „Flüssigbrot“ existierte, sich dieses eher auf das Wort tolokъno bezieht als auf das Wort borošьno. Es ist darüber hinaus durchaus bemerkenswert, dass die Bedeutung des Lexems tolokъno gerade mit dem Getreide Hafer, aber nicht mit Roggen, Weizen, Gerste oder Hirse im Zu-

12 Nach ULLMANN (1967, 204) kann die Bedeutung eines Wortes verschiedenartig einen Wandel erfah-

ren. Der Bedeutungswandel wird bei ihm wie folgt klassifiziert: 1. Bedeutungswandel infolge sprach-lichen Konservatismus, 2. Bedeutungswandel infolge sprachlicher Neuerungen, 2.1. Namenübertra-gungen, 2.1.1. aufgrund von Sinnähnlichkeit, 2.1.2. aufgrund von Sinnberührung, 2.2. Sinnübertra-gungen, 2.2.1.aufgrund von Namenähnlichkeit, 2.2.2. aufgrund von Namen-berührung, 2.3. Mehr-schichtiger Bedeutungswandel. Dabei entspricht die Namenübertragung aufgrund von Sinnähnlichkeit der Metapher, die Namenüber-tragung aufgrund von Sinnberührung der Metonymie; die Sinnübertragung aufgrund von Namenähn-lichkeit der Volksetymologie, die Sinnübertragung aufgrund von Namenberührung der Ellipse. Haben mehrere dieser Übertragungen nacheinander stattgefunden, handelt es sich um einen mehrschichtigen Bedeutungswandel.

13 ZELENIN (1927, 118) beschreibt die Zubereitung von tolokъno wie folgt: „Hafer wird mit heißem Wasser übergossen und vermittels heißer Steine oder anders gebrüht, im Ofen getrocknet, im Mörser zerstoßen, gesiebt und zu Mehl zermahlen. Zum Essen wird er in kaltem Wasser mit Salz, Kvas, Milch u. dgl. vermengt bis zu verschiedener Dichte“.

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sammenhang steht. Einen Beleg dafür, dass die Speise tolokъno aus Hafer zubereitet wor-den ist, findet sich im Archiv des Kreuzklosters von Onega:

[...] Да на толокно выдано овса двý четверти [...] (Arch. On. IV 67, fol. 5 оb.)

Aus etymologischer Sicht ging das Lexem tolokъno aus einem ostslav. *tolkъno hervor und kommt innerhalb der Slavia nur noch im Polnischen vor: p. tłokno ‚Nahrung aus Ha-fermehl, heißem Wasser und Milch‘; vgl. REW III, 116. Das Lexem tolokъno spiegelt die idg. Wurzel *telek-, *telkō- ‚stoßen, zerstoßen; schlagen‘ wider und ist neben dem Slavischen nur im Keltischen und Baltischen anzutreffen; vgl. kymr. talch ‚Bruchstück; Mahlkorn‘, acorn. talch ‚furfures (Hülse des Getreides; Kleie)‘, lett. nuo-talcît ‚durchprü-geln‘ und lit. – hier allerdings mit einer anderen semantischen Entwicklung – tìlkstu, tìlkti ‚zahm sein‘; vgl. IEW I, 1062 und REW III, 116. Lexikalisch muss man tolokъno als Derivat zum Verb toloč’ ‚stoßen, stampfen‘ betrach-ten, was wiederum in allen Slavinen seine Entsprechungen hat; REW III, 117: ukr. tolokti (tovkti, tovči), wr. tolkci, tolčy, ar. tъlku, tolči ‚ich schlage, ich stoße‘, aksl. tlъkǫ, tl7šti ‚κρούω‘, bulg. tlъča ‚ich stoße‘, serb-kroat. tučêm, tuħi, slovn. tólčem, tléči, tólči ‚schla-gen‘, č. tluku, tlouci, slovk. tlčiem, tlct’, p. tłukę, tłuc, osorb. tołku, tołc, nsorb. tłuku, tłuc, polab. tauct. Bei näherer Betrachtung des Speisungsbuches von Volokolamsk wird deutlich, dass ein wesentliches Merkmal von tolokъno seine Verwendung bei Speisungen während der Fas-tenzeit war:14

W ужинах в пост

А ужина в постныа дни не бывает ни в которые праçникы Владычни ни на самыи праçдникъ успенïа Пречистые, разве в гов7ина в сùботù и в неделю. Ça uжиною в пост дрùгая ества, ко штем огùрцы по ставцом или по блюдом, без омены, или капùста с маслом поставцом же или горох с маслом же по блюдом зобанец или толокмо15 с маслом или грибы, каковы лùчèтсè. И тако всегда ùжина в Петров пwст. I v Филипов бывает потомù же и в Великыи и в Пречистые Богородици сïи р7ч Госпожин [...] (fol. 50/50 ob16)

Auf fol. 50/50 ob sind die allgemeinen Bestimmungen zu den Abendmahlzeiten in der Fastenzeit angeführt. Es wird klar gestellt, dass es an Fastentagen (postnya dni) keine Abendmahlzeit gibt, weder an Herrenfesten (v kotorye prazniky Vladyčni) noch an am Fest des Entschlafens der Gottesmutter (na prazdnik uspenija Prečistye). Der Autor räumt je-doch ein, dass eine Ausnahme gemacht wird, wenn das Fest in den Fastenzeiten auf Sonn-abend oder Sonntag fällt (razve v goveina v subotu i v nedelju). Dann gibt es zur Kohlsup-

14 Vf. hält sich bei der Abschrift der folgenden Ausschnitte an das ihm vorliegende Faksimile der Hand-

schrift, das in der Edition der Kormovaja kniga Iosifo-Volokolamskogo monastyrja von Steindorff ab-gedruckt ist, verzichtet aber aus Verständlichkeitsgründen auf die für alt- und mittelrussische Texte ty-pischen Abbreviaturen.

15 Fehler: korrekt tolokno. 16 Die unterstrichenen Zahlen verweisen auf das Folio der KKIVM. Das „ob“ hinter der Zahl bedeutet

‚obratno‘ und zeigt die Rückseite des Folios an.

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D. MÜLLER, Zur Geschichte des Wortfeldes „CHELB“ im Altrussischen 433

pe Gurken ohne Tausch (ko štem ogurcy [...] bez omeny) oder Kohl mit Butter (kapusta s maslom) oder Erbsen mit Butter (goroch s maslom), Suppe oder Haferbrei mit Butter oder Pilze (zobanec ili tolokno s maslom ili griby). Mit der zwingenden Formel „Und so ist die Abendmahlzeit immer in den Petersfasten, in den Philippsfasten, während der Großen Fas-ten und der Gottesmutterfasten“ (i tako vsegda užina v Petrov post, v Filipov i v Velikyi i v Prečistye Bogorodici) endet diese Regel.

[...] В весь Филипов пwст в те дни прочия бывают кормы за ùпокои рèдовые в :г:~ [3] дни, в [sic!] а в понеделник и v средù и в пèток вариво не бывает, пища пwстнаа, хлýбы мèхкие половины да капùста соленаа по блюдом полтинкы или крошенаа с чесноком да росол да толокно или с лùком сýченаа, а иногда ретька крошенаè с соком с сырым, а иногда и некрошенùю ретькù по трапеçý кладùт цýлùю. [...] (fol. 60 ob/61)

Auf fol. 60 ob/61 sind die Speisungen während der Philippsfasten17 beschrieben. An den Tagen Dienstag, Donnerstag und Sonnabend finden die regulären Speisungen auf die See-lenruhe statt (byvajut kormy za upokoi rjadovye). An den Fastentagen Montag, Mittwoch und Freitag allerdings wird kein gekochtes Essen, sondern Fastenessen gereicht (a v ponedelnik i v sredu i v pjatok varivo ne byvaet, pišča postnaa), die aus halben weichen Broten, gesalzenem Kohl, halbiert18 oder gehackt mit Knoblauch und Salzlake und Hafer-brei oder mit Zwiebel, und manchmal gehacktem Rettich mit Saft, und manchmal ungehacktem, ganzem Rettich besteht (chleby mjachkie poloviny da kapusta solenaa poltinky ili krošenaa s česnokom da rosol da tolokno ili s lukom, a inogda retьka krošenaja s sokom, a inogda i nekrošenuju retьku celuju).

А в понеделник :в:~ [2] недели вариво не бывает и литwргïа не поетсè, разве великогw святого. А трaпеçа поставлèетсè по ùставù по :õ~: [9] часý и по вечерни хлýбы мèхкые половины да капùста бýлаа кислая соленаа да росол краснои да толокно, а обмěна росwлù квас èчнои по ставцом же, а толокно сùхое, кто хочет мùкù дают же, трапеçа на :и~: [8] мъ часù дни. А питïе вода по братинам с ледwм не мутèщаа ùмом и блаженнаè и Богом сотворенаè. Тако же и в средù и в пèток и по вечерни и по литwргии трапеçа. Пwтомù же бывает и пища та же, капùста и росwл и толокно пременаè капùстù сýченùю с лùком или с чесноком. А во иные дни постные ретька крошенаа с сокwм çа капùстù, и некрошенùю цýлùю кладùт же трапеçе. (fol. 86/86 ob)

Fol. 86/86 ob regelt die Speisungszusammensetzung für die zweite Woche der Großen Fasten.19 Die Großen Fasten sind die strengsten unter den Fastenzeiten, was durch ihre Länge begründet ist und auch dadurch erkenntlich wird, dass es an den Fastentagen in die-ser Zeit ebenfalls kein gekochtes Essen gibt (varivo ne byvaet), was für alle vier Fastenzei-

17 Vom 15. November bis Weihnachten. 18 poltinky wörtlich ‚Hälften‘ 19 Vierzig Tage vor Ostern.

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ten gilt, und, darin unterscheiden sich die Großen Fasten von den anderen, die Liturgie nicht gesungen wird (litorgija ne poetsja), es sei denn, es handelt sich um ein Fest eines großen Heiligen (razve velikogo svjatogo). An den Fastentagen der zweiten Woche gibt es nach dem Abendgottesdienst (po večerni) halbe, weiche Brote und gesäuerten und gesal-zenen Weißkohl, rote Salzlake und Haferbrei (chleby mjachkye poloviny da kapusta belaa kislaja solenaa da rosol krasnoi da tolokno). Als Tausch für die Salzlake gibt es Gerstenkvas20, und trockenen Haferbrei21 [sic!], wer möchte Mehl (a obmena rosolu kvas jačnoi že, a tolokno suchoe, kto chočet muku dajut že). Bemerkenswert an dieser Textpas-sage ist das Lexem tolokno suchoe, das in einer Reihe mit tolokno und muka steht. Man muss sich fragen, ob die Übersetzung ‚trockener Haferbrei‘ richtig sein kann, anders ge-fragt: Kann Brei trocken sein? Ich bin der Auffassung, es handelt sich hierbei vielmehr um das gestoßene, gestampfte Korn des Hafers. Durch das Attribut suchoe und die Gegen-überstellung mit muka unterstreicht der Autor, dass er nicht den Haferbrei tolokъno, son-dern schlicht das nicht weiter verarbeitete gestoßene Korn des Hafers meint. Der lexikali-sche Unterschied zwischen tolokъno und muka besteht darin, dass erstes eine Vorstufe von zweitem darstellt, da es nicht gemahlen, sondern nur gestoßen (tolokъno < toloč) und so-mit viel gröber als muka ist. Die Strenge bezüglich der Einhaltung der Fasten an den Fastentagen in den Großen Fasten spiegelt sich zum einen in der Wortwahl des Autors der KKIVM wider, indem die Fasten-speisen zusätzlich mit Attributen versehen werden, die die Einfachheit, die relative Unver-fälschtheit der Nahrung unterstreichen sollen: Es gibt keinen Kohl, der eine „klassische“ Fastenspeise ist, mit Butter, sondern es wird betont, dass er weiß, gesäuert, gesalzen ist, die Salzlake ist rot22, der Kvas ist der „normale, banale, standardmäßige“ von Gerste ohne den Zusatz gut oder aus gutem Honig, das tolokъno ist kein Brei, der mit Wasser, Kvas oder Milch angesetzt wird, sondern trocken.

Сïе сùхояденïе А иногда хрýн по ставцwм да хлýб пареной по ùкрою çа толокно. А иногда же тýсто сладкое греченевое çа капùстù дают. Иногда же р7па паренаа с чесноком çа капùстù же, а иные постные 1ди [...] A kvaсù в трапеç7 н7т. А водù в трапеç7 став1т до павечерници в ùшатике с ледом и пиют до нескверные. (fol. 86 ob)

Zum anderen ist auf fol. 86 ob dem suchojadenie – der Trockenspeise23 – ein eigener Ab-schnitt gewidmet. Das suchojadenie gilt als die strengste Form des Fastens (Dal’ IV, 613). 20 Steindorff übersetzt diese Passage anders: „Haferbrei als Abwechslung für die Lake; dazu Gerstenkvas

[...], [außerdem] trockenen Haferbrei; wer möchte, [dem] gibt man Mehl.“ Ich schlage eine andere Übersetzung vor, da es für mich keinen Sinn ergibt, Salzlake mit Haferbrei zu tauschen. Es ist eher da-von auszugehen, dass eine flüssige Nahrung mit einer anderen flüssigen getauscht wurde, die mit kvas jačnoi ‚Gerstenkvas‘ gegeben ist. Des Weiteren ist seine Übersetzung meiner Meinung nach syntak-tisch nicht korrekt aufgelöst, denn im Original heißt es: chleby [...] da kapusta [...] da rosol [...] da tolokno a v obmena rosolu kvas jačnoi [...].

21 STEINDORFF (1998, 153). 22 STEINDORFF vermutet, dass die Röte der Salzlake durch den Saft der Roten Bete zustande kommt (S.

145). 23 STEINDORFF (1998, 155).

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Die KKIVM sah vor, anstelle des Haferbreis (za tolokno) je einen Kanten (po ukroju) ge-dämpften Brotes (chleb parenoj) mit Meerrettich (chren), manchmal süßen Buchweizen-teig (testo sladkoe grečenevoe) oder gedünstete Rübe (repa parenaa) anstelle des Kohls zu reichen. Außerdem durfte kein Kvas getrunken werden, sondern nur Wasser mit Eis.

W sùbotaх А пища и питïе яко же и первùю сùботù, икры и масленое и квас добрwи медвенъ. А ужина потомù же капùста с маслом или горwх или толокно, wбмýна wгурцы, квас ячнои добръ. И тако бывает по всè сùботы и недели пища и питïе и по всè дни в весь Великïи пwстъ и до Лаçоревы сùботы кромý праçникwв. [...] (fol. 88)

Den Fastentagen in den Großen Fasten stehen beispielsweise die Sonnabende dieser Zeit gegenüber. Die Abendspeisungen bestehen aus: Kohl mit Butter (kapusta s maslom), Erb-sen (goroch) oder Haferbrei, dazu guten Gerstenkvas (kvas jačnoi dobr).

А понеделник :а~: [1] Петрова пwста хлýбы полùхлýбки мèхкïе да капùста по блюдом солнаè да бwрщъ с ледù да толокно, варива нýтъ. Кбас èчнои, а в полдень квас и вечере по вечерни квас же. А в средù и в пèток Петрова пwста потwмù же пища и питïе, развý треçvона и славослwвных праçников. [...] (fol. 111 ob)

An den Fastentagen der Petersfasten24 verhält es sich ähnlich wie an denen der Großen Fasten, dass kein warmes, d.h. gekochtes Essen gereicht wird, sondern lediglich weiche Brothälften (poluchlebki mjachkie), gesalzenen Kohl (kapusta solenaja), eiskalte Rote-Bete-Suppe (boršč s ledu) und Haferbrei.

МЕСÈЦŮ АВГЏСТÊ В :А~: [1] НА ПРОИСхоженïе честнаго и животворèщаго креста. Аще слùчитсè в неделю, кwрмъ не бывает и рыбы не ядèт, а бываетъ дрùгаа пища съ маслwм да икра wдна, краснаа iли чернаа, да колачи чети, а квасъ сыченъ. Аще ли же в сùботù слùчитсè или в которои инъ день wт седмицы и кормъ çа ùпокои бывает, с маслwм безъ рыбы яд1т, и весь пwст святыа Богородици по сùботам икры и масленое и квас медвенъ в кwрмы. А в понеделник и в средù и в п1ток сегw пwста вариво не бывает, пища постнаа борщъ да wгùрцы свýжие не в м7рù да толwкно да квас ячнои и по вс1 дни. (fol. 118)

Der 1. August, der Tag der Auffindung des ehrwürdigen und lebensspendenden Kreuzes25 ist der Beginn der Gottesmutterfasten26. Es gibt keine Speisung, und man darf keinen Fisch essen, wenn dieser auf einen Sonntag fällt. Es gibt ein anderes Essen mit Butter (drugaa pišča s maslom), Kaviar, entweder roten oder schwarzen (ikra krasnaa ili

24 Erste Woche nach dem Pfingstfest bis 29. Juni. 25 STEINDORFF (1998, 271). 26 1. bis 15. August.

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černaa), geviertelte Brötchen (kolači četi) und Honigwasserkvas (kvas syčen). An den Fastentagen gibt es wieder kein gekochtes Essen, die Fastenspeise setzt sich aus boršč und frischen Gurken ohne Beschränkung (boršč da ogurcy svežie ne v meru), Haferbrei und Gerstenkvas. III. oprěsnъkъ

Per definitionem stellt oprěsnъkъ ein Brot dar, das ohne die Beimischung von Sauerteig bzw. Hefe hergestellt wurde; vgl. Dal’ II, 1123 ‚presnyj chleb, lepeška iz nekvašennogo testa‘, SRJa XIII, 42 ‚presnyj chleb‘. Jedoch wurde das Lexem oprěsnъkъ im Ar. nur in seiner zweiten Bedeutung verwendet; vgl. SRJa XIII, 42 ‚oblatka, ritual’nyj chleb u katolikov v vide tonkogo kruglogo listka iz presnogo testa‘. Wie schon bei tolokъno zu beobachten war, muss man oprěsnъkъ als Derivat, jedoch nicht eines Verbs, sondern des Adjektivs prěsnъ ‚süß; ungesäuert‘ betrachten. Das Adjektiv prěsnъ hat in allen Slavinen seine Entsprechungen, sein Derivat oprěsnъkъ hingegen nur in ukr. oprisnok und aksl. oprěsnъkъ (REW II, 272 u. 429f.). Seine gezielte Verwendung in Texten religiösen Inhalts oder Bibelzitaten unterstreicht die besondere Stellung von oprěsnъkъ im Vergleich zu den anderen, in diesem Aufsatz untersuchten Lexemen des Wortfelds „CHLEB“; oprěsnъkъ ist kein Brot des täglichen Bedarfs, sondern für religiöse (christliche) Rituale und Feste vorbehalten, wie folgenden Zitate zeigen:

1) Опр7снъкы съ горьчицами 7дùще. (Gr. Naz., 259, XI v.) 2) Въ пръвыи мес1ць :дj~: день мес1ца бùдеть вамъ паска праçникъ :ç»:

днïи опр7снокы яд1тс1. (Bibl. Genn. 1499 g.)

3) Uста его хл7ба не поçнаше, ни на пасхù опреснока не вкùси. (Flavij. Polon. Ierus. I, 148)

4) Ихъ же в7ра маломь с нами раçъвращена, слùжать бо опр7сноки, рекше оплатки. (Lavr. Let. 86)

5) Понеже бо истое тотъ крыжъ воображается въ отпадшей в7р7 ù

проклятаго папы въ Рим7 и во вс7хъ костелахъ на опр7sнокахъ. (Čel. Nik. Pustosv. ~ Sub. Mat. IV, 96)

IV. kolačь, korovaj, pirogъ, chlěbъ

Die in diesem Abschnitt zu behandelnden Lexeme bezeichneten im Alten Russland ‚ge-säuertes Brot‘. Bei der folgenden Betrachtung soll das Augenmerk besonders auf die op-positionellen Beziehungen hell – dunkel (d. h. Weizen – Roggen) und Fastenzeit - Feierta-ge liegen. Zelenin behauptet in seinem Abschnitt „Das Brotbacken“, dass die Ostslaven Roggen- Weizenbrot vorziehen.27 Weiter schreibt er, es gäbe in Russland ein Nord-Süd-Gefälle hinsichtlich der Bevorzugung der erstgenannten Brotsorte:

27 ZELENIN (1927, 111).

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„In den südlichen Steppen – in Neurußland, im unterm Wolgagebiet, im südlichen Sibirien – herrscht Weizenbrot bei den Ukrainern, wie bei den Grr. [Großrussen, D.M.], vor. In der nördlichen Ukraine ist dagegen Weizenbrot selten. Nur die Wr. [Weißrussen, D.M.] ken-nen Weizenbrot gar nicht und nennen es besonders пирóг – zum Unterschied von Rog-genbrot бóхон – ebenso wie die Grr. der nördlichen Provinzen das bei ihnen selten vor-kommende, gekaufte Weizenbrot кóлоб oder колáч nennen – zum Unterschied von der коврига, aus Roggen-, und vom коровáй, aus gemischtem Gersten- und Roggenmehl.“28 Mit Hilfe ar. Sprachdenkmäler ließ sich genau feststellen, dass das Lexem chlěbъ im Ar. das allgemeine Wort war, um das Produkt Brot zu bezeichnen und stellt somit das Archi-lexem des Wortfeldes „CHLEB“ dar. Die zweite wesentliche Bedeutung des Wortes chlěbъ ist die des ‚Getreides‘. Folgende Textauszüge aus der KKIVM sollen das Gesagte verdeutlichen:

В понедельник :а: [1] недели Великwго поста литwргïа пресвященнаа не бывает и трапеçа не поставл1етс1. И братïа вс1 не вкùшают в тои день wтнюдь ничтоже ни в к7лï1х ни воды ни хл7ба [...] (83)

Hier ist der erste Montag der Großen Fasten beschrieben. Den Mönchen des Iosifo-Volokolamsker Klosters war es gänzlich verboten, Nahrung aufzunehmen, weder Wasser, noch Brot.29

В :кś: [26] большеи корм30 по благоверном княśе Дïмитрïе Ивановиче Ùглецком, дача слобwда Фаустова Гора ç деревн1ми в Çùбцове. Медвен. В то же число среднеи кормпо княçе Дмитрïе Хованцком л [sic!] да по wтце его княśе Феwдоре, а дачи хл7ба и денег :сн: [250] рùблев. [...] (61 об.)

28 ZELENIN (1927, 111). Mit dem Sprichwort Нужда научит колачи есть (Die Not lehrt kolači zu es-

sen) unterstreicht er seine Behauptung. Verallgemeinernder klingt das in Pochlebkins populärwissenschaftlichen Buch Zanimatel’naja kuchnja (Moskau, 2007, 84-93). Darf man ihm Glauben schenken, war und ist chleb resp. černyj chleb der herausragende Bestandteil der russischen Küche: „Načinat’ razgovor o našem stole nado, konečno, s chleba, ibo bez chleba vsjakij stol, a osobenno russkij, voobšče nemyslim. Ni odin russkij čelovek ne sjadet za stol bez chleba. Počti vsech inostrancev, priezžajuščich v našu stranu, točno tak že, kak poseščavšich Rossiju vo vremena Marko Polo inostrannych putešestvennikov, neizmenno poražaet, skol’ mnogo chleba edjat russkie” (S. 84). Anschließend versucht er der Frage auf den Grund zu gehen, wie der hohe Konsum vor allem an schwarzem Brot in Russland zu erklären ist. Dabei stützt sich Pochlebkin auf die Erkenntnisse der neuesten biochemischen Untersuchungen, die gezeigt haben, dass besonders Brot, gebacken auf Grundlage von Roggenmehl und Sauerteig, gut verdaut werden kann: „Prežde vsego, nado imet’ v vidu, čto russkij nacional’nyj chleb – ėto černyj chleb, t. e. chleb iz ržanoj muki, drožževoj, kislyj. I ėto mnogoe objasnjaet. Kak pokazali novejšie biochimičeskie issledovanija, takoj chleb chorošo usvaivaetsja, osobenno esli on prigotovlen na zakvaske, a ne prosto na pressovannych drožžach. A imenno tak gotovilsja russkij nacional’nyj ržanoj chleb“ (S. 85).

29 Handelt es sich bei „ни воды, ни хлеба“ um eine feste Wendung, muss dem Lexem chlěbъ allerdings die allg. Bedeutung ‚Nahrung‘ zuschreiben.

30 Als Marginalie verzeichnet.

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In diesem Beispiel bedeutet das Lexem chlěbъ ‚Getreide‘, das neben Geld eine der wich-tigsten Stiftungen für das Kloster war. Die Frage, die sich auf semantischer Ebene stellt, ist, ob es in ar. Quellen Beweise dafür gibt, dass das Lexem chlěbъ neben den zwei genannten Bedeutungen eine dritte besitzt, wenn Stepanov in seinem Artikel davon spricht, dass das Wort chlěbъ in der ostslav. bzw. ar. Kultur als „ržanoj drožževoj (ili inym obrazom zakvašennyj) chleb, vypečennyj v vide karavaja“31 verstanden wurde. Ausgehend von den ethnographischen Fakten, die am Anfang des Kapitels dargelegt wor-den sind, dass Roggen vor allem in den nördlichen Provinzen des Römischen Reiches ver-breitet waren, muss man davon ausgehen, dass diese Getreidesorte auch auf dem Territo-rium des Alten Russlands vorkam. Hinweise dafür, dass Roggen in vergleichsweise we-sentlich größeren Mengen angebaut wurde als vor allem Weizen und Gerste, lassen sich in der KKKBM32 finden:

IЮЛЬ Мýсяца Iюля въ 4 день: по Андреý Олферьевý сынý Филипповý Нащекинý дачи, при игуменý Аõансiи, денегъ 100 рублевъ. – Да по инокý Серапiонý Вокшеринý дачи хлýба, ржи и овса 500 четвертей, да денегъ 2 рубля. [...] Да Õедоръ же далъ и братъ его Иванъ при себý далъ хлýба: ржи 844 четверти, да пшеницы 26 четвертей, да гречи 50 четвертей, да солоду ячнаго 106 четвертей съ осьминою, овса 70 четей, и всего хлýба 1096 четей съ осьминою. [...] (Sacharov 1851, 82).

АВГУСТЪ

Того жъ мýсяца въ 19 день: по Андреý Александровичý Квашнинý, во иноцýхъ Адрiанý, кормъ съ поставца и въ синодики написанъ. Дачи его [...] да хлýбныхъ денегъ 95 рублевъ и 10 алтынъ; да въ вотчинý и въ помýстьý умолочено хлýба: ржи 461 четверть, овса 460 четвертей, ячменя 105 четвертей, пшеницы 30 четвертей, гороху 9 четвертей [...] (Sacharov 1851, 86).

Die angeführten Auszüge aus der KKKBM reichen jedoch nicht aus, um als Beweis für Stepanovs Hypothese zu gelten, dass das Lexem chlěbъ im Ar. ausschließlich ‚ržanoj drožževoj chleb‘ bedeutete. Sie belegen allerdings, dass Roggen unter den im Alten Russ-land angebauten Getreidesorten eine herausragende Stellung einnimmt. Der einzige konkrete und dadurch bemerkenswerte Hinweis, dass das Lexem chlěbъ im Ar. ausschließlich ‚Roggenbrot‘ bezeichnen konnte, liegt in der Novgoroder Chronik (Novg.IV let., Jahr 6979, d. h. 1471) vor:

31 STEPANOV (22001, 289). 32 Kormovaja kniga Kirillo-Belozerskogo monastyrja (siehe Litraturverzeichnis).

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[...] и много бысть Новгородцемъ пагубы, и хл7бъ дорогъ, и не бысть ржи на торгù въ то время, ни хл7ба, толко пшеничныи хл7бъ, и того по оскùдù. [...]33

In dem Auszug wird der Mangel an Brot, der in Folge einer längeren Belagerung der Stadt Novgorod entstand, beschrieben. Die Textstelle aus der NL ist in Hinsicht auf das ver-wendete Lexem chlěbъ deswegen interessant, da es in ihr dreimal vorkommt: zweimal oh-ne Attribut, einmal mit dem Attribut pšeničnyj, wobei sich das Lexem ohne Attribut deut-lich auf ‚Roggen‘ bezieht. Das Beispiel zeigt sehr deutlich, dass in Novgorod chlěbъ aus Roggenmehl gebacken wurde und als ‚gewöhnliches‘ in der Bedeutung von ‚alltäglich‘, aber – das zeigt die Gegenüberstellung mit pšeničnyj chlěbъ auch – als ‚gutes‘ Brot galt, hingegen Weißbrot eher ‚minderwertig‘ (wertend tolko) war, wenn es darum ging, den Hunger zu stillen, d. h. Roggenbrot als wichtiges, alltägliches Nahrungsmittel war für die Bevölkerung nicht wirklich durch Weißbrot ersetzbar. Auch bei der Lektüre der KKIVM gewinnt man den Eindruck, dass der Autor das Lexem ohne Attribut verwendet, um ‚Roggenbrot‘ zu bezeichnen. Im Gegenzug dazu musste die Brotsorte, wie an einer Textstelle deutlich wird, mittels des nachgestellten Attribut belyj konkretisiert werden, um deutlich zu machen, dass es sich dabei um Weißbrot handelt; vgl.:

Декабря :ś~: [6] день В :ś~: [6] день Великого св7тилника и чюдотворца всемирнаго Николы архïепископа çа упокwи кwрмъ wтложен не бывает. Въ трапеçе кормъ и колачи и хл7бы б7лые, рыба :в~:1 [2], медвен квас сычен. (fol. 65 ob)

Im Gegensatz zum ersten Beispiel wird hier ein feierlicher Anlass dokumentiert; Weißbrot gilt in diesem Zusammenhang als das ‚bessere‘ Brot. Für einen Transfer der Stepanovschen Hypothese in die allgemein gültige Aussage: ar. chlěbъ bedeutet ‚ržanoj drožževoj chleb‘ gibt es meines Erachtens trotzdem keinen An-lass. Dazu müssten mehr konkrete Beispiele vorhanden sein, in denen eindeutig gezeigt wird, das ar. chlěbъ ausschließlich aus Roggenmehl gefertigt wurde. Hilfreich für die Be-antwortung wären Backanordnungen für Brot in ar. Zeit. Des Weiteren kann man nicht ausschließen, dass Brot im Alten Russland auch aus gemischten Mehlsorten hergestellt wurde. Daher lässt sich festhalten, dass das Lexem chlěbъ im Ar. „lediglich“ die oben ge-nannten Bedeutungen (‚gebackenes Lebensmittel aus Mehl‘ und ‚Getreide‘) in sich trägt. In der KKIVM wurden vom Autor neben chlěbъ die Lexeme kolačь, korovaj, pirogъ be-nutzt, um Brot zu bezeichnen.

33 „[...] und den Novgorodern wurde viel Verderben zugeführt, und das Brot war teuer, und es gab keinen

Roggen auf dem Markt zu dieser Zeit, kein Brot, nur Weizenbrot und davon nur äußerst wenig [...]“.

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Lexem Dal’ SRJa XI-XVII vv. kolačь ‚belyj, pšeničnyj chleb voobšče;

pšeničnyj sgiben s dužkoju iz židkago testa‘ (II, 76)

‚kruglyj belyj chleb voobšče, a takže pšeničnyj chlebec, vypečennyj v forme zamka s dužkoj‘ (VII, 34)

korovaj ‚pšeničnyj chleb na moloke, s jajcami i maslom‘ (II, 89)

‚kruglyj belyj chleb; sdobnyj pirog iz pšeničnoj muki raznych sposobov prigotovlenija, ispečennyj v krugloj konusoobraznoj posudine‘ (VII, 333)

pirogъ ‚chleb sitnyj; chlebennoe, pečen’e, pšeničnoe‘ (III, 12)

‚pirog s načinkoj, a takže sdobnyj chleb‘ (XV, 49)

Außerdem wird deutlich, dass das Lexem chlěbъ ‚gewöhnliches, einfaches, alltägliches Brot‘ bedeutet, hingegen wurden die Lexeme kolačь, korovaj und pirogъ verwendet, um ‚Brot für besondere, nicht alltägliche, feierliche Anlässe‘ zu bezeichnen; vgl. folgende Textstellen:

Того же мес8ца в :ś~: [6] по благов7рнои царице великои княгине Марие, госùдарьскwи дачи по неи :с~: [200] рùблев да достокан сребрен.

Uт7шенïе В трапеçе колачи б7лые не в м7рù да рыба тро1 со вçварwм с лùком или с чесноком или съ горчицею да масленое wбое и пироги и wладьи по :в~: [2] на брата. :В~:мъ [2] блюдо, а рыба :в~:мъ [2] же, а в сковрадах, рыба св7жаа по :в~: [2] çвена на брата, а сковорwды :д~:мъ [4] братом, с перцwм, квас медвенъ дwбр. [...] И тако в бwльшïе кwрмы всегда бывает. (fol. 47)

Hierbei handelt es sich um die Festlegung der großen Speisung (I tako v bol’šie kormy vsegda byvaet). Bei Speisungen für einen Fürsten oder einem Mitglied der Zarenfamilie wurden besonders kolači aufgetragen. Je bedeutender die Leute, für die gespeist wurde, waren, desto mehr kolači konnten gegessen werden, der Autor bedient sich an solch einer Stelle immer dem Zusatz ne v meru ‚ohne Maß‘, was mit hoher Wahrscheinlichkeit bedeu-tet, dass die Menge an kolači für jeden Bruder (na brata) nicht begrenzt war. Auch das nachgestellte Attribut belye weist darauf hin, dass sich um eine Speisung für in der Gesell-schaft hochgestellte Personen handelt. Mit dem nachgestellten Attribut belye werden, meines Erachtens, in erster Linie nicht die kolači, sondern die Person charakterisiert, für die gespeist wird. Es wird damit ihre religi-öse Reinheit symbolisiert. Besonders deutlich wird diese Tatsache bei der Speisung am 8. September, dem Tag der Geburt der hochreinen Gottesmutter (Prečistaja Bogorodica). Es gibt in der trapeza Tischtücher, weiße Decken (skaterti, nastilky belye), Kohlsuppe vom Weißkohl (šti belye), zu der Achtelbrote34 (chleby osmin’ky), aber ganze Weißbrote (kolači celye) gereicht werden, und Kaša mit Milch (kaša moločnaja); vgl.:

34 STEINDORFF (1998, 17).

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Сент1бр1 :и~: [8]

На праçдникъ Рwжества Пречистыа Богородици в трапеśе скатерти, настилкы б7лые. Хл7бы кладùт wсминькы да колачи ц7лые по солwнкам, шти б7лые да рыба дво1 дwбраа со вçварwм или с хр7ном или с горчицею да каша молочна1, квас медвенъ. Tако же и в праçдникы Богородичны та же пища в которои ни слùчитца день. Аще и в неделю та же пища и ужина по wбычаю, аще ли же в пwстен день потомù же хл7бы и колачи, шти пwстные с подтиркою да рыба дво1 же да горwх битои çа кашù квас медвен. А коли слùчитца wт монастырскwго садù wгороднаго или кто христолюбецъ пришлет яблwкы или дыни или арбùçы или которои wвощъ инои. [...] (fol. 49 оb/50)

Für weniger „ehrenhafte“ Leute genügt dem Autor, die kolači mit der Eigenschaft obyčnye zu versehen, was in dem Kapitel „Über die Weltlichen“ deutlich wird; vgl.

W мир1не А в кwрмы бwлшïе госùдарьские и в праçдникы Владычни и на пам1ть Іwсифову чюдотворцовù в трапеçý мир1ном всем пот7шенïе бывает, хл7б братскои и колачи обычные четверимкы ц7лые да квас сычен, [...] (fol. 129 ob)35

Auf der Rückseite von fol. 47 und auf der Vorderseite von fol. 48 gibt der Autor des Spei-sungsbuches zu verstehen, dass chlěbъ an den Fastentagen Montag, Mittwoch und Freitag gegessen wird, es sei denn, dass an diesen Tagen ein großer Heiliger (velikij svjatyj) ge-priesen wird, dann gibt es auch Brot aus Weizenmehl, in diesem Fall kolači, von denen je-der Bruder einen Viertellaib (po četverti) bekam. Dabei schränkt er allerdings ein, dass es keine kolači gibt, wenn während der Speisung schon Nudeln (lapša) oder pirogi gereicht wurden. Diese Einschränkung lässt sich damit erklären, dass lapša und pirogi ebenfalls aus Weizenmehl zubereitet werden. Offensichtlich stellen Produkte resp. Brot aus Wei-zenmehl für den Autor des Speisungsbuches etwas Besonderes, Rares dar, das man nur zu bestimmten Anlässen speisen darf; vgl.:

[...] А в постные дни в понеделник, в средù и в пèток вариво первое, шти, капùста б7лаа с лùком или с чесноком с подтиркою с сн1ткы, да дрùгое вариво, горох битои с лùком или каша на ùх7 съ чеснокwм или с лùком, а на wбм7нù wгùрци соленые. А хл7бы м1хкые кладùт половины, квас ячнои не в м7рù. И тако и в прочаа дни постные. Wбычнаа пища и питïе бывает не в праçникы раçв7 Великого поста и Госпожина и в Петров и в Филипов, а рыбне 1дят в т7 три дни в весь гwд. Аще ли же слùчитс1 в т7 дни славословие великомù святомù, и тогда бывает ко штем дрùгаа 7ства с маслwм, да колачи по четверти на брата или лапша с маслwм или пироги с ч7м, с капùстою или с р7пою или с мwркwвью. И коли

35 Die Gegenüberstellung kolači belye – kolači obyčnye kann allerdings auch zu der Überlegung führen,

dass kolači nicht unbedingt aus Weizenmehl gebacken werden mussten.

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лапша или пироги, тогда колачи чети не бывают, а хл7бы кладùт четверти. [...] (fol. 47 оb/48)

Das Lexem korovaj tritt im Speisungsbuch entweder allein oder mit dem Attribut bityj auf. Steindorff übersetzt korovaj mit ‚Brotfladen‘ und bityj mit ‚zerkrümelt‘. Wie wir bei Birkfellner 2004, 71, der Kolesov 1990, 300 zitiert, nachlesen können, hat man sich unter korovaj bityj bzw. korovai bitye Folgendes vorzustellen: „bitye karavai – vzbitoe na slivkach testo dlja kalačej“. Demnach müsste man Steindorffs Übersetzung zurückweisen, weil nicht der „geschlagende“ und dadurch „zerkrümelte“ Brotfladen, sondern „ein mit Sahne geschlagener Teig“ gemeint ist, aus dem ein korovaj gebacken werden kann. Es be-steht folglich ein Unterschied, wenn der Autor korovaj bzw. korovai bitye schreibt.

V nedeli v vs7 А в воскресны1 дни по нед7лям пища и питïе в трапеç7. Хл7бы кладùт четверти да шти капùста б7ла1 в осень, а с весны новаа трава медùница, а çд7сь щемелина словет, или бwрщъ mолодои или кислица, свекла с чеснокwм или лùкwм да ко штем же 1ица по :в~: [2] на брата. Да дрùга1 7ства яишница или короваи битые или лисни :д~:мъ [4] братомъ или лапша молочна1 или каша пшеннаа или короваи с рыбою двùм братом. Т7 7ствы прем7н1я дают по нед7л1м, а в посты короваи же сн1тками или в сковородах сн1тки или тавранчюк или капùстникы. (fol. 48 оb)

Schlussfolgerung

Die Untersuchungen haben ergeben, dass im Alt- und Mittelrussischen eine ganze Reihe Lexeme existierten, die das Wortfeld „CHLEB“ bildeten. Ausgehend von der These, das Brot in seiner Geschichte in drei Arten vorkam: viskos/ungesäuert, fest/ungesäuert und fest/gesäuert, war es möglich, dieses Bild auch (im weitesten Sinne) für die ar. Epoche zu rekonstruieren. Jedoch muss das Bild, das Stepanov bezüglich des Brotes im Ar. gezeich-net hat, korrigiert werden. Dass das Lexempaar borošьno/brašьno einen Getreidebrei dar-stellt, konnte in keiner der verwendeten ar. Quellen bestätigt werden. Als ziemlich unsi-cher muss auch die Bedeutungsbestimmung ‚Roggenmehl‘ im REW gelten. Es konnte zwar gezeigt werden, dass im Südslavischen, Ukrainischen und in den am ukr. Sprach-raum angrenzenden r. Dialekten der Voronežer und Kursker Gouvernements diese Bedeu-tung vorliegt. Jedoch für den restlichen r. Sprachraum muss man konstatieren, dass das Lexem borošьno einen Bedeutungswandel in Form einer Bedeutungserweiterung erfahren hat und nicht mehr ‚Roggenmehl‘ oder ‚Brei aus Roggenmehl‘ bedeutet, sondern ein Sy-nonym für ‚Nahrung; Essen, Speise; Futter‘ darstellt. Will man Stepanovs Bild vom ‚židkij chleb‘ gerecht werden, so liefert uns das Lexem tolokьno einen passenden Vertreter. Das Lexem tolokьno wurde sowohl in der Bedeutung ‚gestoßenes Hafermehl‘ als auch ‚Haferbrei‘ verwendet. Da Breie als Urform des Brotes gelten, kann man demnach die Speise tolokьno als Relikt jenes „Prototypen“ von Brot be-trachten. Auch bezüglich der zweiten, von Stepanov aufgestellten Behauptung, das Lexem oprěsnъkъ bezeichne im Ar. ‚ungesäuertes Brot‘, mussten gewisse Einschränkungen vor-genommen werden. Dass das Lexem oprěsnъkъ auf lexikalischer Ebene ‚ungesäuertes

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Brot‘ bezeichnet haben könnte, steht außer Frage (oprěsnъkъ prěsnъ ‚süß; ungesäuert‘). Allerdings geben die Quellen keinen Anlass zu glauben, dass das Produkt, das mit dem Lexem oprěsnъkъ bezeichnet wurde, auch wirklich als Brot galt. Mit Sicherheit kann be-hauptet werden, dass das Lexem oprěsnъkъ ‚die Oblate‘ bei der Eucharistie bezeichnete und somit den Leib Christi symbolisiert. Was die „echten Brote“ betrifft, konnte festgestellt werden, dass nur kolačъ, korovaj, pirogъ und chlěbъ dafür in Frage kommen. Man kann konstatieren, dass das Wort chlěbъ das Archilexem des Wortfeldes „CHLEB“ und die Bezeichnung für ‚Getreide‘ darstellt. Dass das Lexem chlěbъ, wie Stepanov vermutet, ausschließlich die Bedeutung ‚ržanoj drožževoj chleb‘ in sich trägt, ließ sich allerdings nicht mit Bestimmtheit bestätigen, ob-wohl ethnographische Untersuchungen (vgl. Zelenin) und eine Textstelle aus der Novgoroder Chronik zeigten, dass das russische Volk das dunkle Brot aus Roggen dem hellen aus Weizen vorzieht. Sie muss daher hypothetisch bleiben. Da es sich bei dem Le-xem chlěbъ um eine frühe Entlehnung aus got. hlaifs handelt (Monophthongierung des ai-Diphthongs, Wandel der Frikativs in einen Plosiv), kann man lediglich mit Sicherheit sa-gen kann, dass kein indigenes russisches bzw. slavisches Wort als Archilexem des Wort-feldes „CHLEB“ verwendet wurde. Quellen

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