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es ist von Interesse, dass das Fluorrubidium demnach wie das Chlor- rubidium unter geringerer Contraktion als die entsprechenden Kalium- salze sich gebildet hatten. Da nach Kopp's Untersuchungen die Volumina der frsten Korper allgemein kleiner sind als die der fliissigen, so folgt unter der Vor- aussetzung des gleichen Verhaltens fur die Haloi'dsalze, dass die durch den chemischen Vorgang bewirkte Volumreduktion ebenso, wie nach Bunsen und Hopkins die durch starken Druck verursachte, die Schmelztemperatur erhoht. Die Beobachtungen von Jungfleisch an den Substitutionsprodukteii des Benzols lassen sich ahnlich deuten, und fiir die Siedepunkte gleich konstituirter , fliissiger , organischer Verbin- dungen habe ich ebenfalls eine entsprrchende Erhiihung der als arith- metische Mittel bestimmten Siedepunkte aufgefunden. Hier fiihrt ubrigens schon die Consequenz der von Brii h l l) nachgcwiesenen That- sache, dass von isomeren Kiirpern der dichtere den hijheren Siedepunkt hat, zu der Auffassung, dass die auf chemisehen Wrge bewirkte Volum- verringerung einen bestimmten ausseren Drack ersetzen kam. Will man in homologen Reihen die Verdichtungen mit dem Ver- halten zur Warme vergleichen, so darf man nicht die blossen Unter- schiede unter den Siedetemperatriren benntzrn. sondcrn man muss den ganzen Energiezuwachs beriicksichtigen, wie er durch die mit der Temperatur bei Fliissigkeiten bekanntlich bedeutend znnehmende spe- zifische Warme angezeigt wird. Nur vereinzelt sind zu dem Vergleiche die niithigen Zahlen fur die spezifische Warrnc gegeben, fur solche Falle ergab sich fiir gleiche Gewichtsmengen dpr nach C Hz wachsenden Verbindungen entweder eine in1 Gitnzen gleiche oder eine waehsende Zunahme der beim Siedepunkte vorhandeneri Wiirmeeinheiten. 57. Rudolph Fittig: Zur Kenntniss der Lactone. [Mittheilung aus dem chemischen Institat dcr Universitit Strasslmrg.] (Eingegangen am 29. Januar.) In Gcmeinschaft mit mehreren jungeren Chemikern habe ich im letzten Jahre das chemische Verhalten der Lactone eingehender stu- dirt. Zurrst wiirde dazu das so leicht darstellbare Valerolacton ds Ausgangsmaterial gewaihlt, aber die von Herrn Dr. R ti h 1 m a n n dabei erhaltenen Resiiltate, welche bereits als Dissertation grdruckt vorliegen, beantworteten manche Fragen nicht so glatt und bestimmt, wie es erwiinscht war. lnzwischen hat sich nun das fruhrr beschriebene Phenylbutyrolacton zu diesem Studium ganz rorziiglich geeignet erwiesen. 1) Ann. Chem. Pharm. 1SS0, 203, 269.

Zur Kenntniss der Lactone

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Page 1: Zur Kenntniss der Lactone

es ist von Interesse, dass das Fluorrubidium demnach wie das Chlor- rubidium unter geringerer Contraktion als die entsprechenden Kalium- salze sich gebildet hatten.

Da nach K o p p ' s Untersuchungen die Volumina der frsten Korper allgemein kleiner sind als die der fliissigen, so folgt unter der Vor- aussetzung des gleichen Verhaltens fur die Haloi'dsalze, dass die durch den chemischen Vorgang bewirkte Volumreduktion ebenso, wie nach B u n s e n und H o p k i n s die durch starken Druck verursachte, die Schmelztemperatur erhoht. Die Beobachtungen von J u n g f l e i s c h an den Substitutionsprodukteii des Benzols lassen sich ahnlich deuten, und fiir die Siedepunkte gleich konstituirter , fliissiger , organischer Verbin- dungen habe ich ebenfalls eine entsprrchende Erhiihung der als arith- metische Mittel bestimmten Siedepunkte aufgefunden. Hier fiihrt ubrigens schon die Consequenz der von Brii h l l) nachgcwiesenen That- sache, dass von isomeren Kiirpern der dichtere den hijheren Siedepunkt hat, zu der Auffassung, dass die auf chemisehen Wrge bewirkte Volum- verringerung einen bestimmten ausseren Drack ersetzen k a m .

Will man in homologen Reihen die Verdichtungen mit dem Ver- halten zur Warme vergleichen, so darf man nicht die blossen Unter- schiede unter den Siedetemperatriren benntzrn. sondcrn man muss den ganzen Energiezuwachs beriicksichtigen, wie er durch die mit der Temperatur bei Fliissigkeiten bekanntlich bedeutend znnehmende spe- zifische Warme angezeigt wird. Nur vereinzelt sind zu dem Vergleiche die niithigen Zahlen fur die spezifische Warrnc gegeben, fur solche Falle ergab sich fiir gleiche Gewichtsmengen dpr nach C Hz wachsenden Verbindungen entweder eine in1 Gitnzen gleiche oder eine waehsende Zunahme der beim Siedepunkte vorhandeneri Wiirmeeinheiten.

57. Rudolph Fittig: Zur Kenntniss der Lactone. [Mittheilung aus dem chemischen Institat dcr Universitit Strasslmrg.]

(Eingegangen am 29. Januar.)

In Gcmeinschaft mit mehreren jungeren Chemikern habe ich im letzten Jahre das chemische Verhalten der Lactone eingehender stu- dirt. Zurrst wiirde dazu das so leicht darstellbare Valerolacton ds Ausgangsmaterial gewaihlt, aber die von Herrn Dr. R ti h 1 m a n n dabei erhaltenen Resiiltate, welche bereits als Dissertation grdruckt vorliegen, beantworteten manche Fragen nicht so glatt und bestimmt, wie es erwiinscht war. lnzwischen hat sich nun das fruhrr beschriebene Phenylbutyrolacton zu diesem Studium ganz rorziiglich geeignet erwiesen.

1) Ann. Chem. Pharm. 1SS0, 203, 269.

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Nach den Versuchen von Herrn M o r r i s verbindet sich dieses Lacton mit ausserordentlicher Leichtigkeit niit Chlor-, Brom- und Jod- wasserstoff. Man braucht es nur mit den bei 00 gesdttigten wassrigen Sauren ZLI schutteln, so wird es zuerst flussig, darauf, nach wenigeii Minuten, wieder fest und ist nun quantitativ in das entsprechende Substitutionsprodukt der Phenylbuttersaure iibergegangen. Die so entstehenden Verbindungen lassen sich abfiltriren und nach dem Trocken- pressen aus wasserfreien Losungsmitteln in scliijnen Krystallen erhalteii. Sie sind identiach mit den Verbindungen, welche man bei gleicher Behandlung aus der Isophenylcrotonsiiure erhalt. Beim Uebergiessen mit kohlensaureni Natrium verwandeln sie sich sofort wieder in das Lacton, und diese Umwandlung erfolgt auch schon, wenn man sie einige Tage unter reiuem Wasser bei Zimmertemperatur stehen laisst.

Mit der gleichen Leichtigkeit, wie mit den Halogenwasserstoffen vereinigt sich das Lacton auch mit Ammoniak. Wird es in absoluteni Alkohol geliist, diese Losung in der Kalte mit trockenem Ammoniakgas gesattigt und dann im Exsiccator neben Schwefelsaure rerdunstet, so krystallisiren grosse wasserhelle monokline Krystalle der neuen Ver- bindung, welche nach der Formel, CIO His N02, zusammengesetzt und demnach durch Vereinignng von 1 Molekul des Lactons mit 1 Mole- kul Ammoniak gebildet ist. Die Reaktion verlauft yuantitativ und ohne Nebenprodukte. Der neuc Korper lasst sich aus Chloroform oder aus Wasser umkrystallisiren. In letzterem Falle erhalt man ihn mit 1 Molekiil Krystallwasser, welches aber schon im Exsiccator wieder entweicht. In Aether ist er wenig liislich. Er schmilzt wasserfrei bei 85-86') ohne Zersetzung. Beim Erhitzen uber seinen Schmelz- punkt tritt zuerst eine schiin violettrothe Piirbung anf und dann, von etwa 170') an , finclet Spaltung in Ammoniak und des Lacton statt. Dieselbe Spaltung erleidet die Verbindung bei ganz gelindem Erwarmen mit verdiinnter Salzsaure. Interessant ist ihr Verhalten gegen con- centrirte Salzsaure. Sie lost sich darin zuerst klar a u f , setzt man jetzt rnehr Salzsaiure hinzu, so scheidet sich ein weisses, klein kry- stallinisches salzsaures Salz ab, welches sich sofort wieder lost, wenn man einige Tropfen Wasser zusetzt, aber die so entstandene ganz klare Losung trubt sich nach wenigen Augenblicken abermals und scheidet jetzt das reine Lacton in Oeltropfen oder Krystallen ab. Das zuerst gebildete salzsaure Salz lasst sich mit einiger Vorsicht abfiltriren und im Exsiccator neben Kalihydrat trocken erhalteii, es liist sich dann leicht und klar in absolutem Alkohol, ein Beweis, dass es nocli keinen Salmiak enthalt, aber beini freiwilligen Verdunsten der alkoho- lischen Liisung im Exsiccator findet schon rollstlndige Spaltung in Salmiak und das Lacton statt. In der gleichen Weise zersetzt sich das salzsaure Salz bei ganz gelindeiii ErwBrmen seiner wlssrigen

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Liisurig, j a schoii, werin es riur einen Tag an feilchter Zimmer- luft steht.

Die ausserordentlich leichte Zersetzbarkeit der neuen Verbindung - auch mit Alkalien entwickelt sie bei ganz gelindem Erwarmen Ammoriiak - lasst es einigermaassen zweifelhaft ersclieinen, welche der beideii Formehi : CgHs-.-CH- -CH:,---CHs C6 Hs---C H- --C H2-* - C H2

oder

ihr. zukomriit, d. h. ob sie eine AmidosBure oder ein Saureaniid ist. Ich halte die erstere Forniel fur die wahrscheinlichere und glaube, dass die Verbindung der erste Reprasentant einer neuen Klasse von Amidosluren, den y-Amidosauren, ist, die, Bhnlicli wie die y-Brom- und y-Oxysaiuren, ausserordentlich unbestandig sind und die gleiche Tendenz wie diese haben. in die bestandigen Lactone uberzugehen.

N Ha c 0---0 H OH C 0- -N HB

S t r a s s b u r g , den 27. Januar l h 8 4 .

58. 0. Fischer und G. Korner: Ueber Chrysanilin. [Mitgctheilt yon 0. Fischer.]

[Mittheilung atis dem cheni. Laborat. der k. Akad. der Wissensch. in Munchen.] (Eingegangen an] 30. Jaiiunr.)

Ueber diesen seit mehr als 20 Jahren bekaunten prachtigeri Farb- stoff ist seit den Arbeiten von A. W. H o f m a n n (1862 urid 1869) wenig mehr bekannt geworden. In der Iiiilustrie ist die Substanz wegen z a hohen Herstellungskosten trotz ihrer Schonheit auch nicht zu einer hervorragenden Bedeutung gelangt.

Da sich dieser KBrper, wahrscheinlich zusammen mit seinen Ho- mologen, als Begleiter des Fuchsins findet, so war es naturlich fur die2Erkmntniss der complicirten Processe, welche in der Fuchsin- schmelze verlaufen , voii Interesse, die Natur des Chrysaniliris zu er- griin den.

Schon bei Gelegenheit der ersten Arbeiten GLer Rosariilin roil

E. F i s c h e r urid mir hatteri wir unsere Aufmerksamkeit dem chrys- anilin zugewandt. Wir fanden damals, dass diese Substanz, analog dem Fochsin, eine Diazoverbindung bildet.

Seitdem habe ich diesen Gegenstand nicht aus den Augeii ver- loren.

Vor etwa zwei Jahren hat sich nun im hiesigen Laboratorium Hr. W. C l a u s mit dem Chrysanilin beschaftigt. Seine Untersuchung

Helichte d . D. cheoi. Geiellscliaft. Jahrg. XVII. 14