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937 166. Martin Freund : Zur Kenntniss des Platincyaniithyls. [Aus dem Berliner LJniv.- Labornt. No. DCCIII.] (ltingegangen am 13. Man.) Unter dern Namen Platincyanatbyl hat v. T h a n ‘) einen in morgen- rotben, rhombischen Nadeln krystallisirenden Kijrper beschrieben, welcher beim Behandeln einer alkoholischen Lijsung von Platinblau- sHure rriit trockenem Chlorwssserstoff gewonnen wird. Die Art der Darstellung dieser Verbindung machte es, mit Rucksicht auf die bei dem E’errocyanwasserstoff 2, gesanimelten Er- fahrungen, von vornherein wahrscheinlich, dass auch hier kein Doppel- cyaniir, sondern eine Verbindung von dem Charakter der Imidoather vorliege. Das ganze Verhalten dieses Kiirpers, so wie es yon v. T h a n geschildert wird, scheint mir fur eine derartige Auffassung zu sprechen. Vor allen Dingen muss es auffallen, dass es von T h a n nicht gelungen ist, aus den inorgenrothen Krystallen, welche die Zusammen- setzung 2 (CzHS Cy)PtCya . 21-120 haben, das wasserfreie Platincyan- Bthyl 2 ((3% H5 Cy ) Pt Cyz herzustellen. Bei liingerem Stehen in vacuo iiber Schwefelsaure erhielt er ein citronengelbes Pulver, welches sich bei der Analyse a19 ein Gemenge von Platincyanwasserstoff mit un- veranderter Substanz erwies. Beim Erhitzen im Wasserbade geht jene Umwandlung schneller und volllrommener von statten; man erhalt als- bald Platincyanwasserstoff. Dieses Verhalten, welches rnit der Auffassung der Verbindung als Platincyanathyl nicht in Einklang zu bringen ist, erklart sich in befriedigender Weise, wenn wir annehmen, dass sich an zwei von den vier Cyangruppen der Platincyanwasserstoffsaure je ein Molekiil Alkohol anaddirt hat. Man wird alsdann dern Kijrper die Formel zuschreiben miissen. Fur eine derartige Formel spricht ferner auch die Beobachtung, dass der Korper durch Wasser in Platincyanwasserstoff und Alkohol zerlegt wird, sowie endlich das Verhalten desselben gegen Ammoniak. Behandelt man die Substanz mit wassrigem Ammoniak, so verlauft die Reaction complex; leitet man jedoch trocknes Ammoniakgas uber den Kijrper hinweg, so wird er glatt in Platincyanammonium iiber- l) Lieb. Ann. 107, 315. 2, Vergleichc, die vorangehende Abhandlung. 60 *

Zur Kenntniss des Platincyanäthyls

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166. Martin Freund : Zur Kenntniss des Platincyaniithyls.

[Aus dem Berliner LJniv.- Labornt. No. DCCIII.] (ltingegangen am 13. Man.)

Unter dern Namen Platincyanatbyl hat v. T h a n ‘) einen in morgen- rotben, rhombischen Nadeln krystallisirenden Kijrper beschrieben, welcher beim Behandeln einer alkoholischen Lijsung von Platinblau- sHure rriit trockenem Chlorwssserstoff gewonnen wird.

Die Art der Darstellung dieser Verbindung machte es, mit Rucksicht auf die bei dem E’errocyanwasserstoff 2, gesanimelten Er- fahrungen, von vornherein wahrscheinlich, dass auch hier kein Doppel- cyaniir, sondern eine Verbindung von dem Charakter der Imidoather vorliege. Das ganze Verhalten dieses Kiirpers, so wie es yon v. T h a n geschildert wird, scheint mir fur eine derartige Auffassung zu sprechen.

Vor allen Dingen muss es auffallen, dass es von T h a n nicht gelungen ist, aus den inorgenrothen Krystallen, welche die Zusammen- setzung 2 (CzHS Cy)PtCya . 21-120 haben, das wasserfreie Platincyan- Bthyl 2 ((3% H5 Cy ) Pt Cyz herzustellen. Bei liingerem Stehen in vacuo iiber Schwefelsaure erhielt er ein citronengelbes Pulver, welches sich bei der Analyse a19 ein Gemenge von Platincyanwasserstoff mit un- veranderter Substanz erwies. Beim Erhitzen im Wasserbade geht jene Umwandlung schneller und volllrommener von statten; man erhalt als- bald Platincyanwasserstoff.

Dieses Verhalten, welches rnit der Auffassung der Verbindung als Platincyanathyl nicht in Einklang zu bringen ist, erklart sich in befriedigender Weise, wenn wir annehmen, dass sich an zwei von den vier Cyangruppen der Platincyanwasserstoffsaure je ein Molekiil Alkohol anaddirt hat. Man wird alsdann dern Kijrper die Formel

zuschreiben miissen. Fur eine derartige Formel spricht ferner auch die Beobachtung,

dass der Korper durch Wasser in Platincyanwasserstoff und Alkohol zerlegt wird, sowie endlich das Verhalten desselben gegen Ammoniak. Behandelt man die Substanz mit wassrigem Ammoniak, so verlauft die Reaction complex; leitet man jedoch trocknes Ammoniakgas uber den Kijrper hinweg, so wird e r glatt in Platincyanammonium iiber-

l ) Lieb. Ann. 107, 315. 2, Vergleichc, die vorangehende Abhandlung.

60 *

gefuhrt. Es wird also auch hier, genau SO wie bei der entsprechenden Verbindung des Ferrocyanwasserstoffs , der bei der Behandlung mit Salzsaure gebildete Imidoather unter Abspaltung von Alkohol zerlegt und der regeiierirte Platincyanwasserstoff in das Ammoniumsalz ver- wandelt.

167. A. H a n t z s c h und V. Traumann: Amidothiazole aus Sulfoharnstoff und halogenisirten Ketonen, resp. Aldehyden.

(Vor lauf ige M i t the i lun g.) (Eingegangen am 8. Mara.)

Im vorletzten Hefte dieser Berichte publicirt Hr. Br. P a w l e w s k i eine Notiz uber die Eifiwirkung von Chloraceton auf Diphenylsulfo- liarnstoff"), in welcher unter anderem erwahnt wird, dass Chloraceton auch auf Sulfoharnstoff und Saureamide , und desgleichen Chloressig- iither auf Sulfoharnstoff und verwandte Kiirper reagire. Obgleich wir eigentlich n u r wegen der ersterwahnten Reaction zu der vorliegenden Mittheilung veranlasst werden, so darf doch wohl auch von unbetheiligter Seite die Hemerkung gestattet sein, dass die Einwirkung von Chlor- essigather auf Sulfoharnstoff die bekannte Synthese des Sulfohydantoi'ns nach Vol ha ' rd 2, reprasentirt, welche besonders von M a l y und A n d r e as c h vielfach benutzt, resp. modificirt worden ist ; ferner, dass uber die Einwirkung von Chloraceton auf Saureamide bereits zwei Notizen von B l i i r n l e i n und L e w y vorliegen, auf welche in der uber- uiichsten Mittheilung Bezug genommen werden wird. Dagegen baben wir die Producte aus Chloraceton und Sulfoharnstoff sowie verwandten Kiirpern bereits vor einigen Monaten eingehend studirt, und sind hier- bei zu einer wesentlich anderen Auffassung derselben geldngt , als Hr. P a w l e w s k i . Unsere Untersuchungen stehen z. Th. in engem Zusammenhang mit der Arbeit van H a n t z s c h und W e b e r : ))Ueber Verbindungen des Pyridins der Tiophenreihe (Thiazo1s)e ", in welcher linter anderem das Product der Einwirkung von Chloraceton auf Animoniumrhodanid , das sogen. Rhodanpropimin << , erkannt worden ist als

S A m i d o n i e t h y l t h i a z o l , CH3 ' 1 NIla.

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9 Diese Berichte XXI, 401. 2, Ann. Cheni. Phann. 166, 3S3 j) Dicse Rericlitc XX, 3115.