W. SCtIULZE: Zur Klinik der Giel3harzverb~nde 735

dem Unfall durchgefiihrten Kontrolle konnte folgender Befund erhoben werden: Patientin geht ohne Stockhilfe, noch etwas schonend, die Beweglichkeit in beiden Knie- und Hiiftgelenken ist frei, die Peronaeussch~Ldigung links weitgehend geschwun- den, der Muskelzustand befriedigend. Die durchgefiihrte RSntgenkontrolle (Abb. 4 d) zeigt bei unverAnderter Stellung Zunahme des knSchernen Durchbaues.

Diese Patientin war nicht nur dem Frakturtyp nach unser schwerster Tall yon den angegebenen I0, sondern sie befand sich noch tagelang nach der Verletzung in einem lebensbedrohlichem Zustand. Die Fortschritte, die sie in den letzten Wochen naeh der Spitalentlassung gemaeht hat, geben An]aS zur berechtigten Hoffnung, dab auch hier in kurzer Zeit eine voile Wiederherstellung zu erwarten ist.

Im Hinbliek auf die Erfolge mSchte ich auf diese Behandlungs- methode bei Obersehenkeltrfimmerbrfichen hinweisen, weil es doch bei einer Reihe von Fi~llen gelingen wird, mit diesem relativ kleinen Eingriff ein Resultat zu erzielen, das dureh andere Methoden nur sehwer erreieht werden kann und weil die fibrigen grogen Vorteile dieser Osteosynthese in keinem Verhiiltnis zu dem geringen Operationsrisiko stehen.

Vorsitzender: Ich danke I-Ierrn SALE2r und bitte Herrn SeHVLZE.

114. Z u r K l i n i k de r ( ] i e l l h a r z v e r b ~ n d e

Von W. ScnuLzE*-KMserslautern

Mit 5 Textabbildungen

Seit 30 Jahren geht der Zug der Zeit dahin, die alten Werkstoffe in der Technik durch moderne Kunststoffe abzulSsen, die den gestellten technischen Aufgaben besser gerecht werden als die alten MateriMien. In der Klinik der ruhigstellenden Verbi~nde hat sich bisher der vor 104 Jahren yon dem holliindischen Mfliti~rarzt MATHIJSEN eingeftihrte Gipsverband seine dominierende Stellung bewahrt und sich in Friedens- und Kriegszeiten bestens bew~hrt. Es hat nicht an Versuchen gefehlt, ihn dutch andere MateriMien zu ersetzen. Ich erinnere an Wasserglas, Zelluloid u. a. Immer wieder bestachen die bequeme Handhabung, das schnelle und zuverlgssige Festwerden und die Stabilit~t~ des Verbandes. Sie liei3en die Nachteile des Gipsverbandes mehr in den Hintergrund treten. Das verhi~ltnism~gig gro6e GewiehL die erschwerte l~Sntgen- strahlendurehl~ssigkeit, mindestens des noch feuehten Verbandes, seine leichte Verschmutzbarkeit sind hier ebenso zu nennen, wie sein Mangel an Elastiziti~t, der ihn gelegentlich aufkrfimeln oder brechen l~gt, die Zerkrfimelung beim Abschneiden des Gipsverbandes und die nach der

* Unter Mitarbeit yon Dr. LmTPOLD WILHELM, Ass.-Arzt der Abteilung.

736 W. Se~:LzE:

Abnahme vorhandenen, sieh zu unhygienischen H~ufen tiirmenden Gipsverbandreste.

Aus diesen Griinden erschien uns der Versueh lohnend, an Stelle des alten GipsmateriMs Verbgnde aus modernem Kunststoff zu entwiekeln. Dureh das freundliehe Entgegenkommen und die stetige Unterstiitzung mit Rat und Tat der Herren Dr. MfrLL~I~ und Dr. GRAF der Abteilung KURO der Badisehen Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen wurden wir in die Lage versetzt, die Kunstharze in die Teehnik der ruhigstellenden Verb~iide einzuffihren. Kunstharze haben in den letzten Jahren einen Siegeszug in der Industriefertigung angetreten. Ieh erinnere an die Gehiiuse yon Telefonen und Radioger~Lten, an Sturzhelme fiir Motor- radler, an Kraftwagen- und Flugzeugkarosserien usw.

Die Badische Anilili- und Sodafabrik stellte uns freundlieherweise ftir unsere Versuehe die versehiedensten Abwand]ungen ihrer unter der Bezeiehnung ,,Palatal" auI den Markt kommenden Produkte zur Ver- fiigung. Um ein festes Endprodukt aus den flfissigen unges~Lttigten Polyesterharzen dureh Polymerisation entstehen zu lassen, werden diese mit abgestimmten Mengen einer sog. BeschleunigerlSsung und einer Katalysatorpaste versetzt. Unter W~rmeentwicklung kommt es dann nach kfirzerer oder l~ngerer Zeit fiber die Gelierphase zur Verformungs- phase mit festem Endprodukt. Dureh qualitativeli und quantitativen Wechsel der miteinander reagierenden Stoffe, aber aueh dutch Wahl einer bestimmten Ausgangstemperatur der zu mischenden Stoffe, sind der ProzeB in seinem zeitliehen Ablauf und die Elastiziti~t des End- produktes zu regeln.

Es war ein langer Entwieklungsweg, bis eine PMatalcharge gefunden wurde, bei der sieh die Wiirmebildung w~hrend der Polymerisation in m~gigen, fiir die mensehliehe Haut ertr~gliehen Grenzen h~lt, und bei der trotzdem die Erstarrung in so kurzer Zeit eilitritt, wie sie ffir die Herstellung ruhigstellender Verb~nde nun einmal notwendig ist.

Wir erinnern uns aus der Gesehichte des Gipsverbandes, dag die Grogtat der Erfindung yon MATttIJSEN darin bestand, in den Mull- oder Cambridge-Binden eine geeignete ,,Geriistsubstanz" ffir die Verwendung des Materials ,,Gips" gefunden zu haben. Schon vor ihm versuehte man, den Gips fiir die Ruhigstellung menschlicher GliedmaBen zu benutzen, indem man diese in offene K~sten legte und Gipsbrei um die Gliedmage herum zur Erstarrung aufffillte. Es entstanden plumpe VerbandsblScke, denen j edeAusweiehmSgliehkeit beiVolumensehwankungen der Gliedmage fehlte. Analog zu der MATHIXS~schen Einffihrung von Mullbinden als Gerfistsubstanz ffir den Gips konnten wit uns bei der Einffihrung der Giegharze ffir Kontentativverb~nde den Umweg fiber das Giel3verfahren, aueh in der Form des Spray's ersparen, obwoM sonst in cler Technik das Giegverfahren zur Ausftillung aller mSgliehen Formen bevorzugt

ZurKlinik derGieBharzverbgnde 737

wird. Wie beim Gipsverband geniigen Mullbinden, Gittert t i l lstreifen u. a.

als Geri is tsubstanz fiir das Giegharz. Selbstverstgndlich lassen sich fiir Sonderzweeke alle m6glichen anderen Stt i tzeinlagen einbauen, Schuster- spgne, Schienen, Stroh, Perlonnetze, abet aueh fiir die Hers te l lung orthopgdiseher Behelfs- u n d Dauerappara te dienende Metallsehienen und -kSrbe, auch mit Gelenken. Bei der Verwendung yon Mullbinden als Fasereinlage wird die Technik der Anlegung der GieBharzverbgnde denkbar einfach.

Die Firma Braun, Melsungen, hat den Vertrieb der GieBharzverbgnde tiber- nommen, die in 3 versehiedenen Gr61]en verpaekt geliefert werden, je naehdem, ob es sieh datum handelt, Unterarm-I-Iand, Untersehenkel-Fug oder das ganze Bein mit einem Verband zu versehen. Ftir Beeken-Beinverbgnde, GieBharzmieder usw. kann man die versehiedenen Gr6gen kombinieren. In einer paraffinierten Pappdose, der ein tIolzspatel beigegeben ist und in der die GieBharzmisehung angertihrg wird, befindet sieh ein Ne~ramiddoppelbeutel, dessen grSBerer Absohnigt das mig einigen Zusgtzen versehene Giel3harz enthglt und dessen kleinerer Ahsehnigt die weigliehe Katalysatorpaste birgt. Zum Ansetzen werden die Netramidbeutel mi~ einer Schere aufgesehnitten und der Inhalt in der Pappdose vermiseht. Das Material sell mSgliehst Raumtemperagur haben. Sell der Verband besonders sehnell fest werden, so stellt man die Pappdose einige Zeit vorher warm L Wird langsame Er- hgrtung gewtinseht, so kann man die Dosen vorher im Keller oder Kiihlsehrank aufbewahren. Die jeweils for einen Verband ben6tigten, naeh Breite und Lgnge variierenden, webkantlosen Mullbinden nehmen die Giel~harzmisehung gut auf, in der man sie in dem Pappbeeher gut einweieht. Naeh mgBigem Ausdriieken werden sic wie eine Giles- oder Stgrkebinde angeleg~, und zwar zirkulgr oder als Longuetten, die mit Mullbinden, giegharzgetrgnkten Gittertiillbinden u.a. ange- wiekelt werden.

Vor Anlegung des Giegharzverbandes wird die ttaut der GliedmaBe zweck- m~Big mit ,,Cremolan", einer fettfreien, wasserlSsliehen Salbengrundlage der Badisehen Anilin- und Sodafabrik wie mit einer Hautereme eingerieben. Fiir gepolsterte GieBharzverb/~nde folgt die zirkul~re Umwiekelung mit Zellstoffbinde und absehliel]ender Papierbinde. Bei Bevorzugung ungepolsterter ruhigstellender Verbgnde gentigt eine vierfaehe Umwiekelung mig Papierbinde. Es sei nur kurz vermerkt, welehe Bedeutung Itir die orthopgdisehe Behelfsteehnik damit der Giel]- harzverband erlangt, bei der es ja wesentlieh darauf ankommt, den Verband un- mittelbar am K6rper herzustellen, ohne erst Zeit und Geld ftir die Herstellung yon Gipsmodellen zu opfern.

Bei der Anlegung eines zirkul~ren GieBharzverbandes ist als wiehtigstes zu beaehten, dab nieht mehr als 7--9 Bindentouren tibereinandergelegt werden. Dann kann es nieht bei der yon uns gewghlten Charge mit ihren Zutaten zu einer tibermgBigen W~rmeentwieMung kommen, die unangenehm empfunden wtirde. ])as frfiher angegebene Priekeln bzw. leiohte ~Brelmen auf der Ha, ut ist nieht ther- miseh, sondern dureh anfgngliche Styrolverdampfung wghrend der Gelierphase bedingt. Bd Anwendung yon Cremolan als Hautschubz entfgllt dieser Hautreiz.

Zum Anlegen von Giel3harzverbgnden benutzt man Gummihandsehuhe, die man leicht einfettet oder mit Cremolan einreibt. Bei diesem kleinen Kunstgriff gelingt spgter die Entfernung yon Giel~harzresten yon den I-Iandschuhen unter fliel]endem Wasser mit einer weiehen Biirste und etwas Putzmittel, wie FEWA, ATA

* Die Giel]harztemperatur sell 350 C nicht iiberschreiten.

Langenbecks Arch. u, Dtsch. Z. Chir., Bd. 284 (Kongrel3bericht) 47

738 W. SCttULZE :

oder VIM, und zwar so leicht und vollst~indig, dab man die Gummihandschuhe immer wieder verwenden kann.

Nach Anlegung des GieBharzverbandes bekommt dieser nach 15 rain die Festigkeit eines festgewordenen St/~rkeverb~ndes. Nach dieser Zeit sind Gelenk- beweglichkeit sowie die Gefahr des Abrutschens von Knochenfragmenten aufge- hoben. Schon 5--10 rain sp/~ter ist der Verband praktisch lest, so dal] man bei eingerichteten Knochenbriichen keiner Hilfsmittel mehr bedarf, um die Fragment- stellung zu erh~lten. Sp/~testens 2 Std naeh Anlegen des Verbandes ist er definitiv so hart wie ein entsprechender Gipsverband. Teilbelastung ist naoh 3 8td m6glich; die volle Belastung fiir Gehverb~nde gestatten wit routinemiiBig nach 24 Std.

An und ffir sieh ist der zirkuliire GieBharzverband mit MuIlbinden als Fasergerfist luftundurehlgssig, doeh genfigt der Luftweehsel yon den

Abb. 1. Gebgiel3harzverbandbei !K~6chelbruch

Verbandskanten aus. Erscheint grSBerer Luftwechsel wiinschenswert, so verwenden wir Mul]bindengiefiharzlonguetten mit Umwickelung durch gie~harzgetr~nkte Gardinentfillbinden in ein- bis zweifacher Tour.

Bei gro•er Festigkeit t rotz geringer Sehichtdicke besitzt im Gegen- satz zum Gipsverband der Giegharzverband eine gewisse Elastizit~it, die das Muskelspiel gestat tet . Dabei ist im Verhiiltnis zum Gipsverband der neue Verband aul3erordentlich diinn und leicht (Abb. 1), was be- senders Kranke mit Arm-, Thorax- und I ta ls-Kopfstf i tzverbanden dankbar empfinden. Die geringe Sehichtdieke der Giegharzgehverb~inde gestat te t das Tragen yon Strfimpfen, Sehuhen, Kleidern fiber dem Vet- band und maeht dadurch den Kranken im t~gliehen Leben unauffiillig ira Gegensatz zum Gehgipsverb~nd. Ein weiterer wesentlieher Vorteil des GieBharzverbandes ist die gu~e Durehl~ssigkeit ftir l~Sntgenstrahlen, aueh beim friseh angeIegten Verband, der im Gegensatz zum friseh angelegten Gipsverband eine sofortige RSntgenkontrolle gestattet . Ohne l~ngere Belichtungszeit kommen alle Einzelheiten der Knochenzeiehnung zur Darstel lung (Abb. 2).

Wenn bei der E in r i ch tung friseher F rak tu ren die Fragments te l lung noch nicht genfigt, so l~tftt sieh der Giel~harzverband wie der Gips- verband umsi~gen und nach Stel lungskorrektur dureh eine Giel~harz-

Zur Klinik der Giel3harzverb/~nde 739

binde fixieren. Bei offenen Frakturen kann man genauso wie beim Gipsverband Fenster jeder Form und GrSBe zur Wundkontrolle aus- sparen (Abb. 3).

Es ist aueh mSglich, sieh auf Mullbinden-Giel3harzlonguettenver- b~nde zu beschr~nken, deren Lugen dureh Mull- oder Sti~rkebinden oder wie bei Arm und Hand durch gieBhgrzgetrgnkte Gittertflllbinden zusammengehalgen werden (Abb. 4). Solche Giel3harzlonguettenver-

Abb. 2. Links: Friseher Radiusbruch mi t Gipslgg'enverband. RSntgenkontrol le bei f eueh tem Verband. Reehts : Speiehenbrneh naeh Einr ieh tung lind mi t f r isehem Gie~harz- lagen-Git ter t f i l lverband. Ga te Durehlfissigkeit ffir RSntgens t rahlen auch des f r i schen

Verbandes

b~nde haben sieh uns ferner bei der Behandlung von Kalswirbelbrtiehen oder -verrenkungen in der SoHAxzsehen Anwendung bew~hrt (Abb. 5).

Der Giegharzverband ist abwasehbar, ein Vorteil bei Dauerverb~nden speziell bei Kindern. Die HMtbarkeit ein und desselben Verbandes bis zu einem Vierteljahr haben wir erprobt, so dab er in geeigneten F~llen (Naviculare- oder LunatummMacie) einen teuren Schienenhiilseuappar~t ersetzt. Sein Preis liegt nicht hSher als tier eines guten N~rkengips- verbgndes. Wird ein Giegharzverband nieht mehr gebraucht, so sehneideg man ihn mit jeder beliebigen Gipsschere auf, wie einen Gipsverbgnd. Dabei f/~llt angenehnl auf, dab er nieht kr/imelt.

Die anfallenden Giel~harzverbandreste werden im Verbrennungsofen auf hygieniseh einwandfreie Weise beseitigt, ein Vorteil, der besonders dann Beaehtung verdient, wenn der Verband bei der Behandlung yon Knoehenmarkseiterungen oder tuberkul6sen Fisteln eingesetzt wurde.

Langenbeeks Arch. u. Dtsch. Z. Chit., Bd. 284 (Kongrel~bericht) 47~

740 w. ScHvLz~:

W~hrend der Entwieklung der GieBharzverb~nde hatte uns natur- gem~B das Problem ganz intensiv beseh~ftigt, wie wir die im Anfang gelegentlich beobaehteten Hitzeseh~den und chemisehen Hautreizungen aussehalten oder auf ein ertr~gliehes MaB reduzieren konnten. Aueh ein

Abb. 3. L inks : Oftener U n t e r s c h e n k e l b r u c h n a c h E i ~ r i c h t u n g m i t ge fens t e r t em Gie2harz - v e r b a n d . Le ieh te Va lg~ss te l lung der Frag~nent~. R e c h t s : N a c h Ums~geu des V e r h a n d e s

S t e H u n g s k o r r e k t u r u ~ d Yerbandserg~nzv_a~ ~rdt e iner M ~ - G i e ~ h a x z b i n d e

Abb . 4. Gie l~harzverband bei Spe i chenb ruch oder H a n d w u r z e l k n o c h e n e r k r a ~ k u n g . Dorsa le GieBharz4Vlul lbindenlonguet te , z i rkn la re r Gi t ter t i i l l -Gie l~harzverb~nd

dritter Sehw~chepunkt sei hier gleieh erw~hnt: der strenge Eigengeruch, der w~hrend der Polymerisation auftritt und erst nach 48 Std ~ufhSrt. Auswahl einer geeigneten Palataleharge und Vermeidung fiberfliissiger Schichtdieke des Giel~h~rzverbandes ermSglichen restlos, ttitzesch~den vorzubeugen. Chemisehe Reizung der Haut wird durch Einreiben der Hautoberfl~che mit Cremol~n vor Anlegung des Verbandes verhindert.

Zur Klinik der Giegharzverb/~nde 741

Wie es hyperallergische Reaktionen ~uf Gips-, Klebro- und Pflaster- verb~tnde gibt, so wird es stets Ausnahmefiille geben, die such auf einen Giel~harzverband mit Ekzem und anderen hyperallergisehen Haut- reaktionen antworten. Wir beobaehteten bisher zwei einsehl~gige F~lle, und B9UKLE D~ LA CAMP in seiner Klinik einen 3. Fall. Alle 3 Fglle lagen zeitlish noch vor der Einfiihrung des Cremolanschutzes der Haut. Bei allen unseren anderen Pa- tienten haben wir allergische Hautre~ktionen nicht beobachtet, auch Ms wir vor der Einftihrung des Cremo]ans die Haut nur einpuderten. Das best/itigten auch ausgiebige Testversuche an unserer eigenen t I au t und der Kaut unserer Mitarbeiter, sowie Tierversuche an der rgsierten Haut weiger Kaninehen, die wir mit freundlicher Unterstiitzuug des Direktors des Gewerbe-

hygienisch-Pharmakologisehen Insti tutes der Badischen Anilin- und Sodafabrik Ludwigshafen, Herrn Prof. Dr. OETTEL und seines Mitarbeiters, Herrn Dr. ZS, LLEU, im dortigen Ins t i tu t durchfiihrten. Die Kaninehen- haut zeigte nach Einpuderung, nach Cremolaneinreibung, nach

Abb. 5. ~u l ]b inden-Gie l3harz lagenverband Papierbinden- oder gar Zellstoff- bei Bruch des 6. Halswirbels

polsterung mit Papierbinden- absehluB keinerlei Reizung durch die Anlegung eines Giegharzverbandes. Wurde der Verband ohne jede Hautvorbehandlung ~ngelegt, so war er nach 4 Std nut mit Mfihe yon der Haut zu 15sen und die entstehende Dermatit is glich der einer Heftpflasterdermatitis.

Es sei erwahnt, dag yon seiten des Gewerbehygienisch-Pharmako- logisehen Insti tutes dutch Jahre hindurch festgestellt wurde, dag die bei der Palatalherstellung beschi~ftigten Arbeiter aueh bei jahrelanger Arbeit in dieser Abteilung keine Kautseh~digungen zeigt~en. Die Quote der dureh allergisehe l~eaktionen zum Arbeitsweehsel gezwungenen Be- seh'iftigten lag nieht h6her als bei den Arbeitern anderer Abteilungen der Fabrik. Im neuesten Schrifttum finder sieh bei F~tIR~LL die pr~zise Angabe, daft Styrole, wie sie im Gief3harz enthalten sind, keine ehemisehe Hautreizung verursaehen.

742 J. KAS~ERT :

Durch den Zusatz eines Duftstoffes (Butylacetat) zur Gie$harzlSsung wird der starke Eigengeruch w/s der Polymerisat ion fibertSnt nnd so ver/tndert, dab bisher noch keiner unserer zahlreichen Kranken den Verband wegen seines Geruches abgelehnt hat. Die frfihere Oberfliichen- klebrigkeit des Iriseh angelegten Verbandes ist dureh einen geeigneten Zusatz zur GieBharzlSsnng behoben.

Unsere fort laufenden Erfahrungen ]ieI3en uns den Anzeigenbereich der Giel3harzverb/s st/~ndig erweitern. W/thrend wit ursprfinglich die Hauptanzeigestel lung bei Dauerverbi inden sahen, ha t er sich uns in steigendem Ausmal3e auch zur Ruhigste] lung friseh eingeriehteter Knochenbrfiche und Verrenkungen bewahrt , sowie naeh Knochen- operationen.

Seinen Anwendungsbereich gegeniiber den andern Methoden ruhig.. stellender Verbande abzugrenzen, ist unser derzeitiges Arbei tsprogramm.

Literatur FAII%I{ALL: Industrial Toxikology. Baltimore (USA): The Williams & Wilkins

Company 1949 . - SeHVLZE U. WIL~IELI~r Gief~harzverb~nde. Langenbeeks Arch. u. Dtseh. Z. Ohir. 282, 995--998 (1955). - - STEUDEL: ZLlr Gesehichte des erstarrenden Verbandes. Dtseh. reed. Wsehr. 1947, 646.

Vorsitzender: Ieh danke Herrn SCHVLZE und bitte Herrn KASTEI~T.

115. Die chirurgische BehaMlung der Kniegelenktuberkulose V o n

J. KASTERT-Bad Diirkheim Mit 4 Textabbildungen

Wegen der Kiirze der mir zur Verffigung stehenden Zeit kann nur zusammenfassend mitgeteil t werden fiber neue Erkenntnisse der Patho-

Tabel]e 1. Kniegelenktuberkulose ( Statistik) P a t i e n - %

t e l l

Op. Therapie ..... 246 81,7 Kons. Therapie .... 55 18,3

301 100 93 30,9

Insgesamt stationer . . Tbc negativ . . . . . .

Die Tabelle zeigt die verhi~ltnism~ig gro~e Zahl der negativen Falle mit fast 1/3. Unter der I%ubrik konservative Therapie sind die mit Gelenkinstilla- tionen behandelten Falle mit eingeschlossen.

genese und Therapie der Kniegelenktuberkulose. Meine Erfahrungen be- ruhen auf Befunden an fiber 300 Kniegelenken, die in den letzten 8 Jahren stat ioner be- handelt wurden. Die postoperative Beobach- tungszeit betr/igt bis zu 6 Jahren.

1. Die Kniegelenktuberkulose wird primgr angelegt in Form von miliaren Herden gleichmgi~ig und gleiehzeitig in allen gelenkbildenden