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walther-gerlach
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4. Zur E&4k der Btrahlumnysrneesungen, 11; VON W a l t h e r Ger lach .
Nachdem ich gezeigt babel), dab die von S. Va len t ine r gegen meine Bestimmung 8, der S te fan -B ol tz mannschen Strahlungskonstanten erhobenen Einwiinde s, hinfallig sind, habe ich die wenigen Punkte, in denen K u r l b a u m s und meine Methode sich unterscheiden - vorsusgesetzt, daB von beiden Beobachtern keinerlei Messungs- oder Anordnungsfehler ge- macht worden sind - zum Gegenstand einer neuen Unter- suchung gemacht :
1. Eine UngleichmaBigkeit der Dicke der Ku r lbaum- schen Bolometer gibt bei der Bolometermethode im Gegensatz zu meiner Methode einen Fehler.3
2. Das Kurlbsumsche Bolometer besteht aus zwei sich zum Teil abblendenden Teilen.
3. Die Art der Ausschlage bei Strahlungs- und Strom- heizung sind bei der Bolometermethode unter sich verschieden und anders als bei meiner Thermosiiulenmethode.
I. Die Diskussion uber einen durch ungleichmaBige Dioke
der Bolometer in der absoluten Messung der Strahlung nach Kur lbaum s Methode verursachten Fehler hatte einen vor- lilufigen AbschluB gefunden durch K u r l b a u m s Messung der UngleichmaBigkeit seiner Streifen. 6) Der von K u r l b a u m be- rechnete UngleichmiiBigkeitsfaktor ware fur seine absolute
1) W. Gerlach, Ann. d. Phys. 40. p.701. 1918. 2) W. Gerlach, Ann. d. Phys. 38. p. 1. 1912. 3) S. Valentiner, Ann. d. Phys. 39. p. 489. 1912. 4j F. Paschen, Ann. d. Phys. 38. p. 80. 1912. 5) Vgl. die Bemerkungen von F. Pagchen u. F. Kurlbaum, Verb.
d. Deubch. Physikal. Ges. 14. p. 576, 788, 792. 1912. 7 +
100 IY. Gerlach.
Bolometermessung gultig ? wenn die Bolometer hierbei durch Strahlung oder Heizung auf 600 O 7 bei welcher Temperatur K u r l b a u m die Widerstandsdifferenzen bestimmt, erhitzt worden waren. Bei niederer Temperatur ist aber infolge der veranderten Wiirmeleitung und Konvektion in der nachsten Umgebung des Bolometers eine andere Temperaturverteilung und somit andere Widerstandsdifferenzen zu erwarten. Im folgenden erlaube ich mir einige Versuche zu beschreiben, die direkt einen Vergleich der Kurlbaumschen und lqeiner Methode gestatten.
Der ManganinmeBstreifen meiner fruheren Anordnung wurde durch einen in gleicher Weise wie fruher aufgelgteten Platinstreifen ersetzt ; dieser war aus L ummer - Ku r l baum - scher Walzfolie mit der Teilmaschine senkrecht zur Walz- richtung geschnitten, in Salpetersaure abgeatzt, d a m mit Zinn aufgeliitet und beiderseits mit RUB geschwarzt. E r bildete einen Zweig einer W h e a t s t o n e schen Brilcke? deren andere Widerstande aus dickem Manganindraht bestanden und etwa von der GroBe des Bolometerwiderstandes waren. Die Thermo- saule war mit dem fruher benutzten Paschenschen Eisen- galvanometer verbunden , als Bruckengalvanometer diente ein ahnlicbes Instrument neuerer Ronstruktion, das bei 17 9 Widerstand, 9" Schwingungsdauer und 2 '1, m Skalendistanz eine Empfindlichkeit von 3,6 - Amp. pro Skalenteil hatte. Strahlungsquelle war eine 100 kerzige Osramdrahtltrmpe, die an die Institutsbatterie von 110 Volt angeschlossen mit kon- stanter Helligkeit brannte, was durch eine andere Thermo- saule dauernd kontrolliert wurde. Die Strahlung der Ltimpe gegen eine auf konstanter Temperatur gehaltene Klappe wurde gemessen
1. nach meiner Methode, 2. nach Kur lbaums Methode. Die Schaltung zeigt Fig. 1. Es bedeutet:
AT der etromliefernde Akkumultttor, J2 ein Normalohm, W der Regulierwiderstand, K ein NebenkurzschluB, Th die Therrnosaule, 1 die beiden Galvanometer, G,,
.%r Kd ik der Strahlungsmessungen. 11 101
W, W, W, die Briickenzweige, B dae Bolometer, R der Regulierwiderstand, C die Kompeneationeschaltung zur Strommessnng, A,, ein mit Westonelement geeichter Akkumulator.
Fig. 1.
Messuny 1. Nach wiederholter Messung des konstanten Strahlungsausschlages a, wurde ein solcher Strom i f in die Briickenkombination eingsschaltet, dal3 der Ausschlag der Thermosaule az nahe u1 wurde. Es wurde wie friiher alle 10 Sekunden die Oalvanometereinstellung abgelesen, bis Kon- stanz der Ausschlage erreicht war, und die SO erhaltenen Ab- lesungen in Koordinatenpapier eingetragen. Der durch den Bolometerzweig flieSende Strom berechnet sich bei bekannter Hauptstromst'irke BUS den Widerst'anden der Bruckenkombi-
102 W. Gerlach.
nation zu i '(V), wobei ( W ) von den letzteren abhangig ist, und die Strahlung ergibt sich zu
8' = c . n , i ' 2 ( q 2 . 2 L ' , a2
(1)
worin w der Bolometerwiderstand und C eine von Entfernung und Diaphragmen abhangige GroBe ist.
Messung 2. Sodann wurde bei einem kleinen Strom i1 die Wheatstonebriicke abgeglichen. Es t ra t bei Einschaltung des Galvanometers keineriei durch Thermokrafte verursachte Ver- schiebung der Nullage auf, die Abgleichung war meist voll- kommen, sie wurde - wie bei Va len t ine r - durch einen zu einem Bruckenzweig parallel geschalteten Regulierwider- stand R hergestellt. Nach wiederholter Messung der Strahlung bei SchlieBen und Offnen der Klappe wurde durch SchlieBen des Nebenschlusses A- im Hnuptkreis der Briickenstrom so ver- starkt (iJ, daB ein Ausschlag 8, - nahe so groB wie A, - entstand, der ebenfalls mehrere Male gemessen wurde und zwar - gerade wie der Strahlungsausschlag - in beiden Kommutatorstellungen. Wie bei Messung 1 wurde auch hier alle 10 Sekunden der Galvanometerstand abgelesen und sowohl bei Strahlung wie bei Heizung ein Gleichgewichtszustand be- obachtet. Die Strahlung berechnet sich analog der Messung 1 zu
S " = C . - . ~ . ( j , 2 - i 1 2 ) ( I Y ) 2 . u , . A i
Alle Strome waren durch Kompensation der Spannung an einem dauernd im Hautstromkreis liegenden Normalohm gegen ein Westonelement gemessen. Der Quotient S'/S'' ergibt direkt den UngleichmaBigkeitsfaktor; durch das Wegfallen der GrijBe W , w und C wurde die MeBgenauigkeit groB und die Mefimethode relativ einfach. Es wurden Messungen mit zwei Bolometern verschiedener Dicke ausgefiihrt; bei Versuchs- reihe 1 1,8y dicke Platinfolie, bei Versuchsreihe 2 mit 0,Sy Platinfolie. Es waren dieselben Bleche, die ich friiher elek- trisch gegluht photographiert hatte. *) Die wenigen mikro- skopisch feinen Lijcher des 0,8 y-Bleches waren nach Auftragen der dicken RuBschicht vollkomDen verschwunden. Versuchs- reihe 2 wurde mit zwei verschiedenen Anordnungen ausgefiihrt. Die folgenden Tabellen geben die Resultate.
4 21 (2)
1) Vgl. bei F.Paschen, Verh,d.Deutech.Physik.Ges. 14. p.788.1912.
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0,04395
0,04395
0,03080
0,94931
0,08808
0,08808
0,08819
0,04385
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133,3
133,3
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184,2
201,2
201,2
197,l
141,l
15
12
12
10
13
12
12
10
16
273,6
13
119,3
14
142,O
12
73,8
12
170,l
6 207,2
10
171,3
13
206,4
9 143,3
16
276,5
285,2
285,2
137,9
372,7
580,O
580,O
581,9
139,3
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XII
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XII
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XII
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0,02723
0,02890
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0,03082
0,04591
0,04302
0,04580
0,02933
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12 566,5
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1368,2 1 8 1
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0,06600
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10
0,01265
4,019
1,903
1,903
0,966
2,447
7,796
7,796
7,689
1,902
0,01220
0,01045
0,01045
0,01174
0,01140
0,01142
0,01142
0,O 1140
0,01134
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0,05'235
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0,06100
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104 W. Gerlach.
Wiihrend der 1,8 p-Streifen innerhalb der Pehleryrenzen uber- einstirnntende Werte der nach K u r l b a u m s und meiner Methode yefiindmen Strahlunysgriipen eryibt, gibt ein 0,s ,u-Sh-eifkir eine Diferenz voit einigen Prorenterr, kleiner beim Bolometerversuch. Uer einziye Unterschied der beiden Streifen i.vt aber die bei dem von 0,s p Bicke bedeutend griipere Unyleichmakiy keit.
Kine Abhangigkeit des UngleichmaBigkeitsfaktors von der Strahlungsintensiti'it ist in den Resultaten mit Sicherheit nicht zu erkennen (vgl. Fig. 2).
Fig. 2.
11.
Der zweite weder von Herrn Kur lbaum noch Herrn Va len t ine r untersuchte Punkt der Bolometeranordnung ist die Abblendung einiger Teile des hinteren Bolometers durch das vordere. Es sei angenommen, da6 weder in ungleichmafiiger Breite noch ungleichen Widerstanden der abgeblendeten und nicht abgeblendeten Streifen eine Fehlerquelle zu suchen ist. Allein dieser Punkt ist von Kur lbaum') diskutiert: ,,Diese Abblendung ist jedoch gleichgultig, da die Widerstandsanderung bei den kleinen Temperaturdifferenzen die gleiche ist, ob die- selbe Warmemenge auf beide Streifen oder nur auf einen ver- teilt wird. Ebenso2) schlie6t P a s c h e n bei seiner Diskussion der Kurlbaumschen Methode: ,,Doch ist ein Fehler aus dieser Quelle (Abblendung) weniger zu erwarten, weil man wohl annehmen kann, daB gleiche Flachen der Kurlbaumschen Bolometer trotz einzelner dunnerer Stellen insgesamt gleichen
1 ) F. Kurlbaum, W. A. 65. p. 755. 1848. 2) F. Paschen, Ann. d. Phys. BY. p. 30. 1912.
Zur Kritik der Stiahlungsmessungen. IL 106
Widerstand haben. Dann wiirde dieser Fehler verschwinden.LL Diese mittlere Gleichheit einzelner Bolometerstreifen hatte auch I( u r 1 b au m nachtraglich bewiesen. l) Noch nicht beT;Ck.SiChtZ$ ist aber hierbei die gegenseitige Einwirkung der sich Uberdeckenden Bolometerteile, die bei Strahlung und Stromheizurig je nach der Entfernung der beiden Bolometer verschieden ist. Denn bei Strahlung erwarmt sich nur das vordere Bolometer , von ihm allein geht durch Strahlung, Leitung und Konvektionsluftstrom an seiner Oberflache Warme fort. Bei Beizung sind beide er- wiirmt, von beiden steigt ein Luftstrom auf ztuischen den Blechen ist die Juft in einem anderen Zustand. Dnher ist nicht ersichtlich, da6 die Warmeableitung in beiden Fallen die gleiche ist. Messungen mit folgender Anordnung gaben mir Aufschlu6 iiber diese Fehlerquellen : Mit der Teilmaschine wurden aus 1,s p Platinsilberfolie zwei exakt gleiche Streifen senkrecht zur Walzrichtung ausgeschnitten, 3 cm lang, 2,5 mm breit und auf zwei Rahmen2) so montiert, daB sie exakt parallel iiber- eioander lagen. Beide Streifen waren beiderseits gleichmB6ig geschwarzt, die Widerstande bis auf 1 Proz. etwa gleich. 1,8 p-Blech habe ich gewahlt, da die vorhergehenden Unter- suchungen gezeigt haben, daB dieses Blech geniigend gleich- ma6ig war , den Ungleichmafligkeitsfaktor verschwinden zu lassen. Die Rahmen sa6en in einem Messinggehause, so da6 stets nur der vordere Streifen, der durch einen Silberspalt seitlich moglichst wenig abgeblendet w a r , bestrahlt werden konnte. Es wurde nun die gleiche Strahlung absolut gemessen
1) wenn nur das vordere Bolometer in einer Briicke be- nutzt wurde,
2) wenn beide Bolometer hintereinander in einer Briicke lagen, das vordere allein bestrahlt, beide aber elektrisch ge- heizt wurden.
Durch folgende Anordnung konnte fur beide Messungen dieselbe Briicke verwandt werden. Die Widerstande der Bolo- meter seien B, und B2, die Widerstande der Briickenkombi-
1) F. Kurlbaum, Verh. d. Deutech. Phyeik. Gee. 14. p.576. 1912. 2) Es wurden hierzu die Rahmen verwaudt - natiirlich ohne
Thermoelule - wie sie zu anderen Zwecken beschrieben sind: Physik. Zeitschr. 13. p. 589. 1912.
106 C Y . Gerlach.
nation - aus dickem Manganindraht bifilar gewickelt - wl w2 w3. Diese waren so abgeglichen, daS sich
B, : w1 = w3 : W, , (B, + B,) : W, = W, : w3
verhielt. Mittels einer Wippe konnte Bl bzw. B, + B, in die Briicke gelegt werden, und mittels eines Quecksilberkommu- tators die Stellungen wa und wg in der Briicke umgelegt werden. Die Strome wurden wieder durch Kompensation, die Widerstande der einzelnen Zweige der Briicke, inklusive Zu- leitungen aus Spannungsmessungen an ihren Enden bei bekannter Belastung bestimmt. Die Schaltung ist aus Fig. 3 ersichtlich.
A
R Fig. 3.
Betreffs der Bezeichnungen sei auf Fig. 1 hingewiesen. Strahlungsquelle war die 100-kerzige Osramlampe, deren
Strahlung auch hier dauernd durch eine zweite Thermosaule
Zur Kritik der Strahlungsmessungen. II. 107
kontrolliert wurde; bei der gleichen Messung blieb die Strahlung stets konstant. Die Strahlungs- und Strommessung geschah in gleicher Weise wie bei I. Die Berechnung nach Formel (2), p. 102 ist dieselbe wie bei Va1entiner.l)
a) Streifen 0,5 mm voneinander entfernt:
Eine neue Anordnung gab :
Datum / I Bolometer1 A , 1 A , I il 1 i2 1-8 (rel.) I 12 I Diff. - __ 28./31. 1.11 B1lp-rp[p 354,O 329,5 0,01128 1 0,03647 1,289-1°/,*) 7 6
BI + BII 352,5 359,4 0,01125 0,03630 1,208
b) Sodann wurde zwisches die Bolometerrahmen ein dunner Rahmen eingelegt, daS die Streifen 2 mm entfernt waren, und ohne sonstige h d e r u n g der Anordnung die Strah- lung nach beiden Methoden wieder gemessen. Es ergab sich nun:
. Datum 11 F%ol;;tmi A, ~ , , 6 1 S (rel.) 1 ; 1 Diff. I I (11 I 334,O 336,2 0,01127 0,03645 1,108
1,103 4.15. 11. O,5OlO B I + BII 290,5 324,7 0,01125 0,03632
h i e Messung mit beiden Bolometern ergibt einen zu kleinen Wert der Strahlung bei naher Stellung der Streifen. Die Biffe- Ten2 dieser Resultate bei Nahestellung deT beiden Bolometer-
1) 6. Valentiner, Ann. d. Phys. 31. p. 275. 1910. 2) Korr. wegen vergnderter Lampenhelligkeit.
108 W. Gerlach.
streifen ist durch die veranderten Yerhaltnisse der Warmeableitung an den Innenseiten der Streifen bei Strahlungsheizung des vorderen un.d Stromheizung der beiden Bolometerstreifen begrundet. Quanti- tativ 1a6t sich uber diese GroBe bei K u r l b a u m s Anordnung nichts sagen. Jedoch wird der Fehler ziemlich betrachtlich sein, da die abgeblendeten Teile gro6 sind und die beiden Bolometer ein abgeschlossenes System bilden l), aus dem er- warmte Luft nur schwer entweichen kann. Hierdurch erklart sich wohl die Ubereinstimmung, die K u r l b a u m mit zwei Bolometern von 2 und 4 mm Streifenbreite fand. - Die Uber- einstimmung der Resultate bei gro6er Entfernung beweist nebenbei die oben zitierte Annahme Kur lbaums , daB die Widerstandsanderung bei kleiner Temperaturanderung die gleiche ist, ob die Warmemenge auf einen oder auf zwei Streifen sich verteilt , wenn die Streifen genugend gleichmabige Dicke Aaben. Hier macht sich eine verschiedene Warme- ableitung nicht mehr geltend.
111. H. L. Ca l l enda r2 ) macht in einer Diskussion der Kur l -
baumschen Methode darauf aufmerksam, da6 die Art des Anwachsens der Galvanometerausschlage bei Strahlung und Heizung verschieden ist. hleine Kurven zeigen deutlich eine solche Differenz (Fig. 4): in der ersten Mitteilung habe ich gezeigt, da6 sich mein Thermosaulengalvanometer sowohl bei Strahlung wie bei Heizung des Streifens gleichartig einstellt, und zwar ist es hierbei gleichgiiltig, ob der Streifen mit Platin- moor oder mit RUB geschwarzt ist. 3) Die Einstellungskurven der Bolometer, d. h. des Briickengalvanometers sind voll- kommen verschieden. Mein Galvanometer war bei dieeen Messungen so justiert, da6 es sich bei Einschalten eines Stromes nach 9 Sek. gerade ohne Umkehr oinstellte, und dann keinerlei Drift noch Schwankungen zeigte , ebenso blieb sein Nullpunkt bis auf das Zehntel langere Zeit hindurch konstant. Die Ausschlage waren in bekannter Weise gemessen. Das
1) Auch die Entfernung der Bolometer ist aus den Arbeiten von Kurlbaum und V a l e n t i n e r nicht zu ersehen.
2) H. L. Cal l endar , Proc. of Phya. SOC. London 1911. p. 1-34. 3) Vgl. Kurve Fig. 5.
__
Zur Kritik der Strahlunysmessungen. II. 109
Einschalten der Strahlung geschah durch schnelles Offnen der Klappe, die Zufuhrung elektrischer Energie durch SchlieBen
Galvanometeraua8chZage fur Figg. 4a-e u. Fig. 5
950-400 Skt.
x Strahlungeheizung 0 Stromheizung
Fig. 4a. Bolometer I.
Fig. 4 b. Bolometer I.
des Nebenschlusses. Die erste Ablesung 10 Sek. nach Ein- schalten der Energie ist naturlich nicht sehr sicher, weil das Galvanometer sich dann noch ziemlich schnell bewegt. Den-
110 T. Gerlach.
noch ist die Verschiedenheit der Ausschliige auSer allem Zweifel deutlich erkennbar, besonders im Gegensatz zu dem exakten Zusammenfallen der Strahlunga- und Heizungskurven
8aa
79c
78c
171
Fig. 4c. Bolometer I.
bei meiner Anordnung. Wenn also Valent iner den ,,ersten Ausschlag" miBt, so enthiilt dieser durch die Terschiedenheit des Anstiegs der Kurven in den beiden Fallen einen von der Schwin- gunysdauer seines Galvanometers abhangigen Fehler , der einen zu kleinen Ter t f u r die Strahlunysgriipe gibt.
Zur Kritik der Strahiungsmessungen. II. 111
Cal l enda r glaubt, da6 ein Weiterwandern des Ausschlags bei dauernder Strahlung verursacht ist ,,durch Erw&rmung der Endzuleitung und Unterlagen". Da6 durch die Kupfer- zuleitungen dieser Fehler nicht verursacht sein kann, folgt aus meinen Messungen mit der Thermos&ulen- nnd Bolometer- methode. Ebenso stellt sich ein Fliiichenbolometer , in dem unabgeiitzte Teile auf schlechten Warmeleitern aufliegen, kon- stant ein, wenn auch was ebenfalls nicht untersucht ist, ein anderes Temperaturgefalle bei Strahlung als bei Heizung an
930
Fig. 4e. Bolometer I + 11.
den Auflagestellen auf dem Isolator mi5glich ist. Ein Nach- hinken des Ausschlags kann nur durch schlechte Warmeleiter oder diinne Metallfolien in der Niihe der Bolometer oder im Strahlengang verursacht werden, die sich langsam nach- erwarmen.
Dagegen habe ich eine andere Beobachtung gemacht: Es ist mir nicht gelungen, Bolometer, die nach der von L u m m e r und Kur lbaum angegebenen Weise hergestellt waren, so ab-
112 K Gerlach.
zuiitzen, da6 keine Siiure in der Silberschicht unter die von dem siiurefesten Lack geschiitzten Stellen drang und hier das Silber noch angriff. Abgeiitzte Stellen auf einem schlechten Wiirmeleiter konnen aber zweifellos ein Wandern hervorrufeu. Dieser Fall ist nicht untersucht und es ist nicht unmoglich, dap hierin eine neue Unsiclrerheit der Kur lbaumschen Methode be- grundet ist. Valen t ine r sagt nichts daruber, ob sein Bolo- meter eineu konstanten Gleichgewichtszustand angenommen hat. Eine einwandfreie Anordnung mu6 konstante Ein- stellungen ergeben und nur die Messung eines Gleichgewichts- zustandes sowohl bei Strahlung wie bei Stromheizung ist theo- retisch richtig.
IV. Im vorangehenden glaube ich eine Reihe yon Punkten
nachgewieven zu haben, die einen starken Zweifel an dem nach der Kurlbaumschen Methode gefundenen absoluten Strahlungswerten berechtigt erscheinen lassen. Ich hntte bei den Versuchen wiederhol t Gelegenheit , einzelne Kontroll- messungen mit meiner Methode auszuftihren, ohne hierbei irgendwelche bedenkliche Erscheinungen wahrzunehmen. Von den bis jetzt bekannten und ausgefiihrten Methoden ist meine Methode sowohl theoretisch wie experimentell die iibersicht- lichste und einfachste. Bei Straliliing iuie bei Heizung untel Iiegt der Beobachtting ein Gleicligeu~ictttszuntarid. Ber Streif wird elektriscir geheizt, bis die von 7hm fim’qehende Warme dieselbe ist, icie .cortter bei Stratihng ; yeniessen Toird die Leistuny dieser elektrisclien Heizu.ng. Die Art der Temperaturerhiiftun~ ist f u r Straitlung und lleizung , wie aus den betreffenden Einstellungs- hurcen hervoi.gelit, die gleiche.
Ich halte deshalb meinen Wert
cr = 5,90(f 1 Proz.).lO-la
fiir richtig, abgesehen von der kleinen Unsicherheit, die durch die Schwarzungqkorrektion (hier nach friiheren Messungen zu 2 Proz. angenommen) ncich bleibt. Eine exakte Messung dieser letzten Kiirrektion ist im Gang. Im folpenden erlaube ich mir die neueren Bestimmungen der GriiBe der S te fan -Bo l t z - mannschen Konstauten zusammenzustellen.
Zur Kritih der Strahlungsmessungen. II. 113
Shakespeare (November 1911)') 5,67. Gerlach (Februar 1912) *) 5,90 ,. Puccianti (Mai 1912) 5996 ,, Westphal (Oktober 1912)4) 5,54 ,, Keene (Dezember 1912) 6, 5989 1,
Auf eine Diskussion der neueren Methoden will ich mich ohne experimentelle Grundlagen nicht einlassen. Bemerkt sei nur? daB der hohe Wert von FBry und Drecq durch die letzte Bestimmung von Keene erklart ist, der mit fast gleicher Anordnung , aber groBeren VorsichtsmaBregeln die in der F6ryschen Methode bedenkliche Eichung des Konus durch eine einwandfreiere ersetzt hat.
Auf Veranlassung von Hrn. Prof. Paschen erlaube ich mir noch folgende Bemerkung zu der Valentinerschen Dis- kussion uber die GroBe des experimentell gefundenen und strahlungstheoretisch berechneten Wertes des Elementar- quantums anzuschlieBen. Von den drei in Betracht kommen- den Punkten : Strahlungskonstanten b 6, und c, P 1 a n c k 8
Theorie und GroBe des Elementarquantums durften die Strah- lungskonstanten als die am sichersten bekannten GroBen an- gesehen werden. Sowohl die Plancksche Theorie als auch die Bestimmungen des Elementarquantums sind wohl experi- mentell noch nicht geniigend fundiert. Die Unsicherheit der Bestimmungen des Elementarquantums geht z. B. aus folgen- den Zahlen Mil l ikans hervor, die nach gleicher Methode ge- funden sind ?):
1911 . . . . 4,9016 f 0, l 1911 . . . . 4,891 Z!Z 0,5 O/" 1912 . . . . 4,777 f 0,l 1912 . . . . 4,81 rt 0,l o/o
1) G. A. Shakespeare , Proc. Roy. SOC. London 1912. p. 180. 2) W. Gerlach, Ann. d. Phys. 38. p. 1. 1912. 3) L. P u c c i a n t i , Nuovo Cimento 1912. 4) W. H. W e s t p h a l , Verh. d. Deutsch. Physik. Gee. 1913. p. 987. 5) H. B. Keene, Proc. Roy. SOC. London 1913. p. 49. 6) Von der GriiBe b geht allerdings die dritte Potenz in die Be-
rechnung des Elementarquantums ein; sie ist aber wohl nur auf etwa 1 Proz. sichergestellt.
7) Nach gleicher Methode findet R e g e n e r 4,84-10-10. Annden der Physik. IV. Folge. 41. 8
11 4 W. Gerlach. Zur Kritik der Strahlungsmessmgen. II.
Man kann somit nur schlieBen: Entweder der Wert des Elementarquantums (2. Z. 4,8l. elektrost. Einh.) ist richtig, dann folgt, daB in P l a n c k s Theorie noch irgend eine Kleinig- keit fehlt; oder: die Bestimmung des Elementarquantums ist noch so unsicher, dab die Ubereinstimmung auf wenige Pro- zente des strahlungstheoretischen und experimentellen Wertes von e vollkommen befriedigend ist. Letztere Eventualitat hat P a s c h e n in seiner Notiz l) angenommen.
Ti ib ingen , Physik. Inst. d. Univ., 13. Februar 1913.
1) F. P a s c h e n , Ann. d. Phys. 38. p. 30. 1912.
(Eingegangen 17. Februar 1913.)