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342 It. G. Mgckel: [Zeitsehr. f. Untersuchung [ der Lebensmittel 20 ~tiber dem Schmelzpunkt erwgrmten Fettes bis zum Zusammenfliei]en der beiden geschw~Lrzten Striehe el~oIgt wie nach l~olenske. Olientierende Versuehe best~tig~en die ]3rauchbarkeik Inwieweit derartige halbflfissigen Schmalze Einflu~ aut die ]36mersche Dif/erenzzahl hubert, ist Gegenstand einer weiteren Untersuchung. Zusammenfassung. 1. Die Diffe~enzzahI nach Polenske zeigt bei Schmalz aus rum~nisehem (ode~ un- garisehem) Riiekenspeck au~erordentlich geringe Werte und is~ offenbar haup~s~chlich auf die Verfiitterung 61haltiger Fut~ermi~tel zuriiekzufiihren. 2. Eine be~r~ehtliehe Erniedrigung der Differenzzahl nach Polenske zeig~ auch Schmalz aus dem Riickenspeek inlgndischer, ortsiiblich geftir Sehweine. 3. An festen Fetts~uren enth~lt Rfiekenspeek 38, l~lomenschmalz 48%. 4. Die Sehmelzpunkte der festen Fet~sguren yon 55 ~ bzw. 59,3 ~ lassen auf weit- gehende Vergnderungen in der Zusammensetzung der festen Fetts~uren schlie$en. 5. Der Differenzzahl nach Polenske ist nut orientierender Weft beizumessen. 6. Es wird vorgeschlagen, start der unhandliehen Appara~ur nach Polenske eine selbst zusammengesetzte Apparatur zu verwenden. Zur Mikroskopie heimischer (~ewiirzpflanzen 1. II. Der B~rlauch, Allium ursinum L. Vort II. ft. Miickel. Mitteilung aus dem Hamburgischen Institut ffir Angewandte Botanik. (Eingegangen am 26. Februar 1940.) Under den Gewiirzproben, die dem Institut zur mikroskopischen Priifung vorgelegt werden, befinden sick hin und wieder aueh Xnoblauehpulver. Eines dieser Pulver zeigte trotz krs knoblauchurtigen Geruches mikroskopisch nieh~ die Gewebe des Knobiauehs, sondern andere, zun~chst unbekannte Elemente. Es bestand, wie sich im Laufe der Unte~suchung herausstellte, aus den vermahlenert Zwiebeln und Wurzeln des sog. wilden Xnoblauchs ode~ B~renlauehs, auch Rams genannt, Allium ursinum L. ~. ~)ber die ana~omischen Verh~]tnisse in der G~t~ung A1]iumliegen eine Reihe yon Arbeiten vor. Sie linden hier rmr Erw~hmmg, soweit sie fiir den behandelten Gegenstand nnmittelbar yon Interesse sind. Die iibrigen kSnnen bei Engler-Pran~l (S; 320) und bei Xirchner-Loew- SehrSter (S. 221--228) n~chgesehen werden. Dort (S. 458~65) sind aueh die in tier botani- schen Liter~tur verstreuten Ang~ben fiber die spezielle Anatomie yon Allium ursinum zusammen- gestellt. Fiir diagnostisehe Zweeke lielern sie wenig Anhaltspunkte. Eine Ausnahme machen nut die Angaben fiber die Aasbildungsiormen des Calciumoxalates, die aber ebelffalls noeh er- g~nzungsbediirftig sind. Es soil deshalb hier eine ausfiihrllchere anatomische Beschreibung der Pflanze be- sonders im Hinbliek auf ihre mikroskopisehe Erkennbarkeit gegeben werden. 1 Vgl. diese Z. 72, 385 (1936). Kurz mitgeteilt im Jber. Inst. angew. Bot. Hamburg 53/54, 44.

Zur Mikroskopie heimischer Gewürzpflanzen

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Page 1: Zur Mikroskopie heimischer Gewürzpflanzen

342 It. G. Mgckel: [Zeitsehr. f. Untersuchung [ der Lebensmittel

20 ~ tiber dem Schmelzpunkt erwgrmten Fettes bis zum Zusammenfliei]en der beiden geschw~Lrzten Striehe el~oIgt wie nach l~olenske. Olientierende Versuehe best~tig~en die ]3rauchbarkeik

Inwieweit derartige halbflfissigen Schmalze Einflu~ aut die ]36mersche Dif/erenzzahl hubert, ist Gegenstand einer weiteren Untersuchung.

Z u s a m m e n f a s s u n g .

1. Die Diffe~enzzahI nach P o l e n s k e zeigt bei Schmalz aus rum~nisehem (ode~ un- garisehem) Riiekenspeck au~erordentlich geringe Werte und is~ offenbar haup~s~chlich auf die Verfiitterung 61haltiger Fut~ermi~tel zuriiekzufiihren.

2. Eine be~r~ehtliehe Erniedrigung der Differenzzahl nach P o l e n s k e zeig~ auch Schmalz aus dem Riickenspeek inlgndischer, ortsiiblich geftir Sehweine.

3. An festen Fetts~uren enth~lt Rfiekenspeek 38, l~lomenschmalz 48%. 4. Die Sehmelzpunkte der festen Fet~sguren yon 55 ~ bzw. 59,3 ~ lassen auf weit-

gehende Vergnderungen in der Zusammensetzung der festen Fetts~uren schlie$en. 5. Der Differenzzahl nach P o l e n s k e ist nut orientierender Weft beizumessen. 6. Es wird vorgeschlagen, start der unhandliehen Appara~ur nach P o l e n s k e

eine selbst zusammengesetzte Apparatur zu verwenden.

Zur Mikroskopie heimischer (~ewiirzpflanzen 1. II. Der B~rlauch, Allium ursinum L.

Vort

II. ft. Miickel.

Mitteilung aus dem Hamburgischen In s t i t u t ffir Angewandte Botanik.

(Eingegangen am 26. Februar 1940.)

Under den Gewiirzproben, die dem Institut zur mikroskopischen Priifung vorgelegt werden, befinden sick hin und wieder aueh Xnoblauehpulver. Eines dieser Pulver zeigte trotz krs knoblauchurtigen Geruches mikroskopisch nieh~ die Gewebe des Knobiauehs, sondern andere, zun~chst unbekannte Elemente. Es bestand, wie sich im Laufe der Unte~suchung herausstellte, aus den vermahlenert Zwiebeln und Wurzeln des sog. wilden Xnoblauchs ode~ B~renlauehs, auch Rams genannt, Al l ium u r s i n u m L. ~.

~)ber die ana~omischen Verh~]tnisse in der G~t~ung A1]ium liegen eine Reihe yon Arbeiten vor. Sie linden hier rmr Erw~hmmg, soweit sie fiir den behandelten Gegenstand nnmittelbar yon Interesse sind. Die iibrigen kSnnen bei Engler-Pran~l (S; 320) und bei Xirchner-Loew- SehrSter (S. 221--228) n~chgesehen werden. Dort (S. 458~65) sind aueh die in tier botani- schen Liter~tur verstreuten Ang~ben fiber die spezielle Anatomie yon Allium ursinum zusammen- gestellt. Fiir diagnostisehe Zweeke lielern sie wenig Anhaltspunkte. Eine Ausnahme machen nut die Angaben fiber die Aasbildungsiormen des Calciumoxalates, die aber ebelffalls noeh er- g~nzungsbediirftig sind.

Es soil deshalb hier eine ausfiihrllchere anatomische Beschreibung der Pflanze be- sonders im Hinbliek auf ihre mikroskopisehe Erkennbarkeit gegeben werden.

1 Vgl. diese Z. 72, 385 (1936). Kurz mitgeteilt im Jber. Inst. angew. Bot. Hamburg 53/54, 44.

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80. Band ] Oktober 19~0] Zur Mikroskopie heimischer Gewtirzpflanzen. 3&3

Allium ursinum, das iiber den grSfiten Teil Eusopas nnd weite Gebiete Asiens ver- breitet ist, tsitt in Mittel- und Sfiddeutschland in gewissen Laubwaldtypen Oft in unge- heuren Mengen auf. Im grS~ten Tell der norddeutschen Tiefebene ~ehlt des B~rlauch fast ganz und wird east gegen Nordeuropa bin wieder h~ufiger. We er m~ssenhaft auf- tritt, ist er wenig beliebt, nieht nut seines l~stigen Geruches wegen, sondern yes allem deshalb, well der Knoblauchsgeschmaek der Pflanze, die yon den Kiihen begie~ig ge- fressen wird, auf Milch and Butter iibergeht (Itegi 2, 288). Bei manchen osteurop~isehen u sollen Zwiebet nnd Blgtter regelm~Big gegessen und auch als Gewtirz z. B. fiir Fisehgesiehte verwendet werden. Im nSrdlichen Europa scheint der Rams friiher als eines des deft nieht zahlreichen Witrzkriiuter geseh~tzt gewesen zu sein. Baueh (S. 79 ff.) hat neuerdings die interessante Beobachtung gemacht, dab gewisse tier wenigen nord- deutschen Standorte mit Burgwgllen nordischer Ansiedler zusammenfallen, die wohl den B~rlauch als heimisehe Wiirzpflanze mitgebraeht and wahrseheinlieh in einer Art Ha]bku]tur geha]ten haben. Im Mittelalter seheint der B~rlaueh aueh als Gartenpflanze gezogen worden zu sein (vgl. die yon ]~aueh [S. 81] zusammengestellten Angaben). Gegenwgrtig dfirfte seine Verwendung als Kfiehengewiirz wie aueh eine solehe der ge- briihten BlOtter zu einem spinat~hnlichen Gemiise bei uns wohl nur ganz lokal iiblich sein (Hegi 2, 288). Zwiebeln nnd frisehe BlOtter werden abet 5fter als Ersatz fiir Knob- ]auch genannt (z. B. Diels S. 271, Marzel l 443, 554, Ross nnd B o s h a r t S. 51) und auch neuerdings wieder unter den heimischen Wtirzkr~ntern aufgefiihrt (Grusehe S, 26, 31, H 6 r m a n n S. 13/14, S c h e n e k - L n e a s s - W e g e n e r S. 313). Grusche be- zeichnet den B~rlauch als eine ganz zu Unrecht vergessene Wiirzpflanze, and I t S r ma n n behandelt ihn unter den deutschen Gewfirzpflanzen, wobei er auf die M6gliehkeit hinweist, den Knoblaueh teilweise dureh B&rlauch zu ersetzen. Die frischen BlOtter nnd Zwiebeln eignen sich nach I-I5rmann gut zum Wiirzen yon Gemfisen, Tunken, Suppen, and in kleinen Mengen kSnnen sie auch zu Salaten und Rohkostgeriehten Verwendung finden. Der B~rlauch spielte abet yon jeher nicht nut als Gewtirz, sondern auch als tteilpflanze eine Roile-- Zwiebel und Wurzel waren frtiher offizinell - - , and besonders in dieser Eigen- sehaft hat er schon seit einigen Jahren wieder starkest Beachtung gefunden (Seitz, Xroeber S. 56--58, Madaus S. 482/83). Die pharmakologischen Wirkungen des Bgrlauchs scheinen in vieler Hinsicht denen des Knoblauehs ~ihnlieh zu sein, obwohl die ~therisehen 01e beider Pflanzen verschieden sind (B~rlauehSl: vorwiegend Vinyl- sulfid, ferner u u. a.; KnoblauchSl: vorwiegend Allyldisnlfid, welter Allyl-Propyldisulfid, Allyltiisnlfid u. a.; vgl. G i ldemeis t e r 2, S. 407--410). Auf die chemisch-pharraakologisehe Seite, aueh auf die Frage der Bewertung der getrockneten Pflanze, sell aber hies nicht welter eingegangen werden. Als tteilpflanze finder A]lium ursinum sowohl in der Sehulmcdizin (bei Magen- und Dasmkatarrh) wie in der Homoeo- pathie (bei Arterienverkalkung, gegen Wiirmer, als Reinigungsmittel ffir Magen und Darm) and in des Volksheilkunde (als ,,blutreinigendes Mittel, bei chronischen Itaut- ausschlKgen") Verwendung (nach H S r m a n n S. 14). Vidleicht ist die heilkundliehe Ver- wendung aueh die urspriingliche Bestimmung des im Handel befindliehen Bgrlaueh- pu]vers und eine Yerwendung zu Gewiirzzweeken als Surrogat, Verweehslung oder Ver- falsehung yon Knoblauehpu]ver eine mehr gelegentliehe. - - Ein Anbau yon Allium ursinum finder in Deutschland wohl nirgends start. Gesammelt wird sowohl die Zwiebel wie aueh das Xsaut (Bulbus bzw. tterba allii ursini) der wildwachsenden Pflanze (Schenck- Lueass -Wegener S. 396, 435, H S r m a n n S. 13). Beim Herausheben der Zwiebeln

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3~4 H .G. M~ckel : [Zeitschr. f. Untersuchung [ der Lebensmittel

gehen auch die dicken Zugwurzeln der Pflanze zu einem gro~en Tell mit. Sie werden

offenbar 5fter mitgetrocknet und -vermahlen.

Den m o r p h o l o g i s c h e n A u f b a u der Bgrlauchzwiebel hat schon Thi lo I r m i s e h in einer seiner sehSnenArbeiten (S. 1--7) klargestellt. Zum Versts des Folgenden sei das Wichtigste davon kurz wiedergegeben (vgl. Abb. 1). Die sehlanke Zwiebel der bliihenden und fruehtenden Pflanze sitz~ der kurzen vorjghrigen Grundaehse (Rhizom) auf, die noeh Reste yon Wurzeln tr~gt. Zuweilen finder sieh darun~er noch das Rhizomstiick des vorhergehenden Jahres. Die Zwiebel selbst besteht aus einem einzigen fleisehigen sog. l~ghrblatt, das yon einer dfinnen, mehr oder minder h~tutigen Itfille umgeben is~. An der ~rockenen Zwiebel isb diese zu eiuem wei•en ttgutehen zusammengetroeknet, wghrend die eigentliehe Zwiebel beim Trockenwerden hornige Xonsis~enz annimmt. Fleisehige nnd hgn~ige Zwiebelsehuppe sind die Seheiden der beiden an der Pflanze vorhandenen Laubbl~bber und gehen an der Spi~ze in den Blattstiel t~ber.

Die Scheide des gul~eren Blattes reicht weir hinauf und 1M]t arts ihrer engen Mfindung den Bliitenschaft und den Stiel des zweiten :Blattes heraustreten. Letzteres steht nun nieht an der jewefligen mit dem Bliitenschaft endenden Hauptaehse, sondern - - dem Schaft den Riicken zuwendend - - in der Aehsel des unteren Laubb]~ttes ~ls erstes Blatt eines noeh im Knospenstadium be- findliehen Seitensprosses. Seine fleisehige Scheide ist also das eigentliehe Speieherorgan und bedingt auch allein die Form der Zwiebel. Sic ist bis auf eine sehmale apikale Miindung vollkommen gesehlossen. Die Verdickung ist auf der R0ekseite viel stgrker entwickelt als auf der Bauchseite. Die SeheidenhShle

.,3 ist sehr eng und bildet einen halbmondfOrmigen Spalt, der sich # nut am Grunde erweitert nnd Raum ftir die zugehOrJge Spro~-

knospe gibt. Die Wurzeln entstehen (R im b a eh S. 248/49) in einem einfaehen Ring, und zwar im tterbst donne, horizontal streiehende l~hrwurzelu, im Frfihjahr, die Blattscheide durch-

b brechend, dicke Wurzeln, die in die Erde hineinwachsen und durch Kontraktion die Zwiebel in die Erde hineinziehen. An der Basis ist die Zwiebel yon einem auffallenden Kranz ]anger dunkler Borsten umgeben. Sie bestehen ans den stehenge-

Abb. 1. Zwiebel, schematisiert, bliebenen Sklerenchymstr~ngen der Leitbfindel des ansgesogenen a) Oesamtbild naeh ]~nffernung der hiiutigen Scheide, b)Querschnitt, lind zerst6rten vorj~thrigen N~hrblattes. Nur w~hrend einer

Punktiert: ScheidenhShlo und kurzen Zeit vet der v6lligen ZerstSrung kann dieses zusammen Knospe. R = l~hizom; S = 8chei- denblatt; A r ~-N~krblatt (Zwiebel); mit einem h~utigen Niederblatt, das yon der heranwachsenden

g = BKitenschaft. K_uospe als erstes neues Blatt gebilde~ wird, noch weitere h~utige Hiillen um die eigentliehe Zwiebel bilden. Auch die

h~utige Scheide des unteren Laubblattes versehwindet iibrigens behn Absterben der Bl~itter, so dab die Zwiebel etwa veto Sommer ab keinerlei Htillen aufwe/s~.

Ein Q u e r s e h n i ~ dureh die ausgewaehsene Zwlebel (N~hrblatt) zeigt das Vorherrsehen parenehymatischer Elemente. Die Epidermis besteh~ aus ann~bernd quadratisehen Ze]len mit dfinnen Radial- und diekeren Innen- und Au~enw~nden. Le~ztere sind etw~s vorgewSlbt und yon einer ziemlieh dicken und fast durehweg stark gefalteiten Cutieula iiberzogen (Abb. 2). Die Zellen der inneren, die Seheidenh6hle begrenzenden Epidermis sind etwas grSl~er, ihre Au~enw~nde flaeh, die Cutieula dtinn und glatt. Unter der Epidermis, eingekeflt zwisehen diese und die erste Mesophyllsehieht, sieht man hier und da die quer durchschnittenen H a n s t e i n- schen Sehl~uehe. Sie sind sehr unanffMlig und werden bei nieh~ sorgfMtiger Beobachtung leieht ~fir J_ntereellularr~ume angesehen. ])as Mesophyll besteht aus rundlieh-polygona]en Zellen und ist yon Eek-Intercellularen durehsetzt. Eine besondere Ausgestaltung der ~u~ersten Sehich~ zu einer Hypodermis, wie wit sie bei den Zwiebeln der meisten Alliumarten kennen, finder hier nieht start. Die W~nde der Mesophyllzellen sind sehwach oder deutlieh verdickt und mit flaehen Tiipfe]n versehen (Abb. 3a). An den Querw~nden sieht man kleinere oder grSl~ere unseharf be- grenzte oder such seh~r~er hervortretende Tiipfel yon kreisrunder oder elliptischer Form, gew6hn- ]ieh in kleineren Gruppen oder kurzen Quer- bzw. Radialreihen angeordnet. In anderen Gewebe-

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80. Band ] Oktober 1940j Zur Mikroskopie heimiseher Gewiirzpflanzen. 3 4 5

Abb. 2. ]~pidermis und ~uBere i~esophyll- schichten der Zwiebel, Querschnitt (200:1).

H = Hansteinsehe Sctfl~uche.

a b Abb. 3. 3~esophyllzellen der Zwiebel, Querschnit~ (200:1).

a) dfinn=, b) dickwand~g.

partien, besonders am Grunde der Zwiebel, sind die W/~nde oft ziemlich dick und ausgepr/~gt knotig (Abb. 3b). Die Ttipfel sind dann groB, oval oder in der Form wechselnd und so nahe aneinandergerfiekt, dab die verdiekten Teile der Zellwand wie Spangen wirken. Aueh die Ab- rundung der Parenchymzellen, die St/~rke der EpidermisauBenwand und der Cuticula sowie die F/~ltelung der Cuticula nehmen zum Grunde bin zu, gewShnlich anch im obersten Tell der Zwiebel. Sehr eharakteristisch ftir dieses Parenchym sind Gruppen von Oxalatkrystallen, meist den Querw/~nden aufliegend; sie bestehen aus wenigen gr6I]eren oder mehreren bis sehr zahl- reichen kleinen bzw. winzigen Krystallen (n/~heres siehe unten), p In den dickwandigen Partien schei- nen die grSberen Krystalle vorzu- wiegen, w/~hrend die Anh/~ufungen aus feinsten, krystallsand/~hnliehen Krystallen dortogewShnlich fehlen. Tier im Parenchym liegt ein Xranz yon kollateralen Leitbtindeln. Sie ~ragen auf der Innenseite einen siehelfSrmigen Sklerenchymbelag, der durch groBe und relativ gleieh- m/~i3ige Zelldurehmesser auff/~llt {Abb. 4). Trotz starker Wandver- dickung ist meist noeh ein ziemlich weites Lumen vorhanden. Die gel- ben W~nde zeigen eine feine, dichte Schiehtung und sind yon zahl- reichen groben Tiipfelkan/~len durchsetzt. Die Zellen erwecken so im Quersehnitt vielmehr den Abb. 4. Sklerenchymbelag eines Gef~Bbfindels der Zwiebel, Querschnitt Eindruek yon Steinzellen als yon (200:1). P = Parenchymscheide. Sklerenehymfasern. Iqaeh augen setzt sich die Sklerenchymsichel in eine Parenchymscheide fort, welche den /~ul]eren Teil des Xylems und das Phloem umgreift. Sic besteht aus groBen Ze]len, die, wie Voigt (S. 12--14) naehwies, das ~therisehe Laueh61 enthalten, das anBerdem in den Zellen der auBeren Epidermis zu linden ist. Das Xylem enth/ilt meist eine radiale GefgBreihe, die sieh zum Xylem bin gabelt oder in eine Grnppe bzw. Querreihe yon Gef/~l~en iibergeht. Das Phloem bietet keine ]3esonderheiten. Die radiale Ausdehnung der Bfindel nimmt nach der Bauehseite hin st~ndig ab unter entspreehender Flankenverkfirzung der Sklerenchymsicheln. Bei den kleinen Biindeln in der Mitre der BauehseRe bildet das Sklerenchym nut noeh eine wenigzellige Gruppe auf der Innenseite des Xylems. Im oberen Tefl der Zwiebel fehlen die Sklerenehym- belege iiberhaupt. Am Grunde der Zwiebel rtiekt die Scheidenh6hte mehr in die Mitre, zugleich verringert sieh der Gr6Benunterschied der Gef/~Bbiindel. Weir aul]erha]b dieses Gef/~Bbfindel- kranzes liegen auf der Rfickenseite noch einige kleine Biindel yon kreisrundem oder el]iptisehem

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[Zeitschr. f. Untersuchtmg 346 H.G. M~ckel: [ der Lebensmittel

Querschnitt, die bas~lwgrts yon den Hauptbiindeln abzweigen, im nnr Tell tier Zwiebel daher fehlen. Sie weisen keinen Sklerenehymbelag auf, sind abet dafiir wie die sklerenchym- freien grol3en Biindel im oberen Teil der Zwiebel ganz yon der Parenchymscheide nmgeben. Innerhalb des dorsalen Gefai~biindelbogens linden sich einzelne Nester kleinzelligen Gewebes, in denen kleine Gruppen yon Sklerenehymzellen oder aueh einzelne solche auftreten. Sie sind oft sehwgeher verdiekt oder noeh nieht fertig ausgebildet und zeigen dann den gleichen kSrnig- grauen Inhalf~ wie die erwi~hnten Zellen der Parenehymscheiden. Wahrscheinlich enthalten sie ebenfalls Lauch61. Im oberen Tell der Zwiebel fehlen sie.

Im A u f s i c h t s b i l d sind die Epidermiszellen langgestreekt seehseekig und zu Lgngsreihen ~ngeordne~, die bier und da mi~ sehiefgestellten Querw~nden auskeilen. Die sehwach wellige S~reifung derCutioula tritt deutlieh hervor. Besonders auffi~llig wird sle oft beiderseits der l~ngs-

Abb. 5. Zwiebclcpidermis, Aufsicht (200:1).

a b Abb. 6. Mesophyllzellen der Zwiebel, Lgngsschnit t (200:1).

a) dick-, b) dfinnwandig.

gerichteten, etw~s emp0rgehobenen SpaltSffnungen, weft bier die Cuticularstreifen aus der L~ngs- in die Querriehtung umbiegen bzw. direkt auf die Schliel~zellen zu verla~fen (Abb. 5). Im Querschnitt erscheinen die Nachbarzellen daher ungestreift. 8ie ~mterscheiden sich au0erdem durch schwache sei~liche Ansbiegung nnd ver~ikale Heraushebung ein wenig yon den fibrigen Epidermiszellen. Nebenze]len sind nieht vorhanden. Die verstrent nnter der Epidermis ver- laufenden Schlauehzellen sind sehr unauff~llig und nut bei sorgf~ltigem Suehen zu erkennen. Die Zellen des Mesophylls erscheinen im Lgngssehn i t~ in manchen Par~ien gleiehmgBig poly- gonal, vorwiegend abet axial gestreckt ~nd in den Eeken abgernndet. Ihre Wgnde sind ]e nach- dem sehvcaeh, kr~ftig oder stark verdiek~ and ersoheinen im Proffl flaehgetiipfelt bis ausgesproehen rosenkranzf6rmig (Abb. 6). In letzterem Fall treten in der Aufsieht die grol~en, meist elliptischen Tiipfel sehr deutlich hervor. Die Oxalatanhi~nfungen sind hier naturgemi~13 noch anffallender Ms im Querschnitt. Die Gefgl3e sind Spiralgef~Ge sehr wechse]nden Durchmessers und bieten wie die Siebelemente keine spezifisehen Merkmale. Charakteristischer ist der Bau des die Biindel begleitenden Sklerenehyms, dessen Ze]len stark gestreekt, aber nieht faseffSrmig sind (Abb. 7). Sie sind aueh yon J. Menz (1910, 492) kurz besehrieben worden. ~orphologisch sind sie wohl noeh als Sklerenehymzellen veto Typus der Stabzellen anzusehen, topographisch und funktionell entsprechen die aus ihnen aufgebauten Sklerenchymstri~nge aber ganz den bekannten Faser- belegen, die als mechanische Begleitgewebe der Gef~Bbfindel so allgemein verbreitet sind. Die

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80. Band ~ Zur Mikroskopie heimischer Gewiirzpflanzen. 347 Okt0ber 1940J

Sklerenehymzellen zeigen mit Phlorogluein nur ganz sehwache, mit Kobaltorhodanid dagegen ~ehr deutliche IFIolzreaktion. Ihre Endw~nde stehen quer oder schr~g, nut ein Tell so schief, dab die Zellen an einem oder auch an beiden Euden kurz, selten l~nger zugespitzt erscheinen. •ur ~n diesem Falle besitzen sie ~ul]erlich die Form kurzer Fasern, sind aber nur etwa 0,3--0,6, selten bis 0,8 mm lang. Die Tiipfelung zeigt aber aueh bei diesen das Fehlen des echten Faser- eharakters. Die zahlreichen, im Profil tier eingeschnittenen Tfipfel zeigen in der Aufsieht rundlich- elliptischen bis spaltenfSrmigen Umri~, sind aber in letztem Falle stets quergestellt. Dadurch unterscheiden sich diese Sklerenehymzellen aueh yon den Fasern, die H a b e r 1 a n d t (1879, S. 35/36) im Bliitenschaft yon Allium multibulbulosum und A. odorum beschrieben hut und die sich dureh stumpfe, abgestutzte Zellenden auszeiehnen, in L~nge (durehsehnittlich 3,6 ram) und Schr~g- stellung der Spaltenttipfel aber deutlichen Faserehrakter zeigen.

lqeben grol3en, ausgewaehsenen Zwiebeln wird das Sammelgut wohl meist auch die kleinen Zwiebeln jiingerer Pflanzen sowie unter Umst~nden noch nicht vollausgebfldete Zwiebeln enthalten. Insbe- sondere die letzteren zeigen in manchen Partien noch die Merkmale jugendlieher Gewebe und lassen die oben besehriebenen Merkmale nicht fiberall erkennen. So finder man z. B. die Epidermiszellen kurz, die Cutieula diinn und wenig gestreift, die Mesophyllzellen mehr poly- gonal und diinnwandig mit hSehstens angedeuteten Tfipfehl. tiler kSnnen auch die ~ul~ersten Mesophyllzellen s dem Hypoderm ~nderer Zwiebelarten quergestreekt sein, doch sind vielfaeh auch die Zellen innerer Schichten noeh axial verkiirzt. Aueh die Ausbildung des Oxalates ist sp~rlieher und weniger charakteristiseh, da die grSberen Krystalle fehlen und die Krystal]e oft in der Ze]le verstreut l[egen.

Die braunen Borsten, welehe die Zwiebel am Grunde umgeben, sind bekanntlich die ltJberreste der Leitbiindel aus der vorj~hrigen Zwiebel und bestehen fast ganz aus Sklerenchym. Meist sind die Zellen yon dunkelwandigen Pilzhyphen durehzogen, so da~ das Lumen ge- br~unt erseheint. In weehselndem Mal~e haften den Slderenehym- str~ngen noch Gef~l~e und Reste anderer Gewebselemente an.

Die raseh vergiingliche h~iutige Sr des unteren Laubblattes, welehe die eigentliehe Zwiebe] umhiillt, ist an den gesammelten Zwie- beln h~ufig nicht mehr vorhanden. Ihre Elemente sind fiberdies in trockenem Zustande grSl~tenteils nur schleeht erkennbar. Die inhere Abb. 7. Sklerenchymzellen aus einem Gef~13biindel- (obere) Epidermis besteht aus groBen, l~ngsgereihten gestreckt- belag der Zwiebel, loolygonalen Zellen, die im Querschnitt ziemlieh dieke Aul3enw~nde L~ngsschnitt (200:1). und glatte Cuticula aufweisen, w~hrend die Zellen der ~ul]eren (unteren) Epidermis dfinnere Aul3enw~nde und eine rein gef~ltelte Cuticula, in der Aufsicht dem- entsprechend neben der schlankeren Gestalt eine sehr zarte Cuticularstreifung zeigen. Ver- einzelt finden sieh l~ngsgerichtete Spalt6ffnungen. Eine Slderosierung der Epidermis, wie sie in den i~uI3eren Zwiebelschuppen so vieler Allium-Arten auftritt, fehlt v611ig. D~s ~esophyll is~ ein stellenweise yon gr6Beren Luftliicken durchsetztes Parenchym, dessen grol]e polygonal- gerundete Zellen meist in der L~ngsriohtung gestreekt und mit kr~ftigen W~nden versehen sind. Namentlieh sind die Querwande vielfaeh reeht dick und wie verquollen aussehend. Die Zellen enthalten oft groi~e ~engen kleiner und kleinster Oxalatkryst~llchen (siehe unten). In einigen Leitbfindeln wird das Xylem yon wenigzelligen Sklerenchymstrangen oder einzelnen Skleren- chymzellen begleitet. Sie ~hneln denen des Ni~hrblattes, sind aber glatter und h~ufig zugespitzt, mit diinneren W~nden und schw~eherer Schiehtung. Die elliptischen oder spaltenf6rmigen Tiipfel stehen quer oder ein wenig schief.

])as kurze Rhizom ist yon einer Exodermis bzw. Metadermis aus einer oder mehreren Sehichten unregelm~ig angeordneter verkorkter Zellen fiberldeidet. Oberhalb der Dureh- bruehstelle der Adventivwurzeln wird der Abschlul~ vielfaeh noch dutch die Epidermis gebildet, die sieh in diejenige der Zwiebel fortsetzt. Diese Epidermiszellen sind kurz, ~ast kubisch und weisen nur geringe Au~enwandverdiekung und eine dfinne Cutieula auf. ]:)us yon kleinen und gr61]eren Eckintercellularen durehsetzte Rindengewebe besteht aus rundliehen Zellen mit knotig verdickten W~nden, die in der Aufsicht kreisrunde und elliptische Tiip~el aufweisen. An Stelle

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[Zeitschr. f. Untersuchung 348 H.G. M~ekel: [ der Lebensmittel

einer typischen Endodermis findet sich, wie vielfach in Monocotylenrhizomen, ein l~ing aus 1--3 Schichten liickenlos, aber unregelmaBig aneinandergereihten kleinen Zellen. Sie sind diinn- wandig und ringsum verkorkt. Das Parenehym des Zentralzylinders gleicht bis auf die mehr ecMgen Zellumrisse und Meineren Interceilularen dem der Rinde. Im oberen Tei], an der Grenze gegen Zwiebel und Seitenknospe, sind die Farenchymzellen in Rinde und Zentralzy]inder dfinn- wandig, polygonal und regelmaBig angeordnet. Die mit schraubigen und schraabig-netzigen Verdickungsleisten ausgestatteten Gefage und Tracheiden sind in der Form vielfach unregel- maBig infolge des im gestauehten Rhizom naturgemag etwas komplizierten Verlaufes der Leitungs- bahnen, auf den wir hier nicht einzugehen brauehem Im Innern des l~hizoms sind die ]~iindel leptozentrisch yon sehr wechselndem UmriB, weiter au~en Iinden sich nebeneinander aLle ~-ber- gange yon leptozentrischen zu breit ausgezogenen kollaterMen Biindeln. Querverbindungen und Versehmelzungen bzw. Abzweigungen machen das Bild noch unruhiger, besonders im oberen Teil des Rhizoms. Dort treten aueh sklerenchymatische Elemente auf, die teils in Form blaBge]b gef/~rbter, mggig dickwandiger Steinzellen einzeln oder in Meinen Gruppe~ ins Parenehym ein- gebettet sind, tells gr61~ere, leuehtend gelbe Komplexe starker verdickter Zellen bilden (Abb. ]3).

Solehe linden sieh namentlieh auf der Innenseite der

innern dann an den Sklerenehymbelag der Biindel im N~thrblatt. Im Zentrum des Rhizoms ist fast das ganze

in .... artigen Formen des ZwiebelsMerenehyms finden sieh

im Rhizom nieht. Die Steinzellen zeigen vielmehr in ~)~:~.~?~: ~ )~-~ Gr613e und Gestalt der Zellen wie in der Tfipfelung

/~ ~ (Aufsicht) ganz die Zfige des umgebenden Parenchyms. Die dieken Wurzeln (Zugwurzeln) sind auBen yon

der persistierenden Epidermis (Epiblem) bedeckt, deren im Q u e r s c h n i t t verflachtkuppenf6rmige AuBenw/inde eine bereits auI den l~adialw/~nden einsetzende Ver-

�9 < dickung und Sehiehtung zeigen. Darunter folgt eine Hypodermis (Exodermis) mit daehfSrmigen AuBen- w~nden. ])as yon Intercellularen durchsetzte Rinden-

Abb. 8. Rindenparenchym der Wurzel, Quer- parenehym besteht aus einw~rts grOger-, zuletzt wieder schuitt ( 2 0 0 : 1 ) . kleinerwerdenden rund]ichpo]ygonalen Zellen mit kr&f-

tigen, bei den inneren Sehichten dicken W~nden und darm ziemlieh scharf abgesetzten Tiipfeln: Alle W/~nde des Rindenparenchyms zeiehnen sich dutch ko]lenchymartigen Glanz aus, in besonderem NaSe die Querw/~nde, die dutch den Porzellanglanz und die sehr regelm~gige Umrahmung mit gerundet-dreieckigen Intercellular- r/~umen auffallen (Abb. 8). Sie sind reiehlich mit kleinen, meist ova]en Tiipfein in mehr oder weniger strahliger Anordnung besetzt. Uber jeder Querwand sieht man eine Gruppe bzw. ttau- fen yon Oxalatkrystallen. Sie sind in der Zeichnung fortgelassen, um die Tfipfel nieht zu ver- deeken. Den Lrmeren AbsehluB der Rinde bildet eine Endodermis aus etwas abgeflaehten, ver- korkten, aber nieht verdickten Zellen. Im Zentralzylinder land ich meist 4--6 Gefagstrahlen, seltener die bei NIenz (1910, S. 480) und K i r c h n e r - L o e w - S c h r o e t e r (S. 362) angegebeno Dreistrahligkeit. Diagnostisch ist natiirlich die Zahl der Gef~Bstrahlen sowieso ohne ]~edeutung.

Bei Lupenbetrachtung zeigen die Zugwurzeln (A]koholmateriM) auf der Oberfl&che eine freilich nut sehr zarte Querrunzelung. Im L ~ n g s s c h n i t t sieht man die bogig vorgew61bten Aul3enwande der langgestreekten Epiblemzellen in den Furehen tier eingefa]tet, so dag in der Aufsieht leieht zus/itzliche Querw/~nde bzw. Kurzzellen vorgetauscht werden. Die EinfMtung ist wohl die Wirkung der Wurzelkontraktion auf die relativ starren Aul]enwKnde. Die bei kontraktilen Wurzeln verbreitete Runzelung der AuBenrinde ist dagegen, wie R i m b a e h an- gibt, nicht vorhanden. Die Hypodermzel]en zeigen ira Aufsichtsbild die bekannte We]lung der Radialw~nde infolge der Wurzelkontraktion (vgl. l~ imbach, S. 249 und Tafel VIII, Abb. 11). Einen sehr eharakteristisehen Anblick bieten wieder die lang tonnenf6rmigen Zellen des l~inden- parenchyms, deren milchweiB gl~nzende Querw~nde oft sehr dick sind und wie verquollen aus- sehen (Abb. 9). Zuweilen kann man in den Querw~nden zarte Tiipfe]kan/~le erkennen. Die L~ngsw~nde zeigen bei st~rkerer Verdiekung im Profil scharf abgesetzte, im Aufsiehtsbild kreis-

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80. Band ] Zur Mikroskopie heimiseher Gewiirzpflanzen. 349 Oktober 1940J

runde oder kurzel!iptische einzelnstehende oder zu Gruppen angeordnete Ttipfel. Sehr auf- fallend sind die Oxalatkrystalle, die gew6hnlich mit groBer Regelm/~Bigkeit in einem Haufen am unteren Ende jeder Zelle beisammenliegen. Wie in der Zwiebel finden sieh neben den kuge- ligen Haulen aUs zahlreichen kleinen Krystallen auch Einzetkrystalle und Gruppen aus wenigen relativ groBen Krystallen, die vorwiegend in den peripheren:Sehiehten vorkommen. Die Endo- dermis und die Gewebe des Zentralzylinders bieten keine Besonderheiten. Die Gef/~Be sind vor- wiegend Spiralgef~Be, die groBen zentralen leiterartige Netzgef&Be. Die dfinnen Ern~hrungs- wttrzeln bieten in ihrem Bau keinerlei eharakteristisehe Merkmale. Ihre Rinde ist ein dfinn- wandiges Parenchym, in dem Oxalatkrystalle vSllig zu fehlen scheinen. Die Mitre des kleinen Zentralzylinders wird yon einem etwas grSBeren GefAB eingenommen.

Elemente yon Laubblatt und Blfitenschaft waren in dem seinerzeit untersuehten Pulver - - die Probe ist leider nicht mehr vorhanden - - nicht naehzuweisen. Da abet aueh das Kraut des B/trlauehs verwendet wird, sollen sie bier eben~alls be- handelt werden. Der Bau des Bliitenschaftes zeigg wenig diagnostisch brauehbare Merkmale. Die im Q u e r s e h n i t t qaadratischen oder etwas h6heren Epidermiszellen besitzen ziemtich dicke, bauehig vorgew61bte Auflenwimde mit glatter oder gekerbter Cuticula und ann~hernd gleieh stark, beson- ders in den Eek~n verdickte Innenw/~nde. Die Epidermis bildet so ein Platteneollenehym, das H a b e r l a n d t (1879, S. 61 und Tafel IX, Abb. 5) beschrieben und abgebildet hat. Aueh hier finder man unter der Epidermis die H a n s t e i n - sehen Sehl~uche. Das yon ziemlich groBen Intercellularen durchzogene Parenchym setzt sieh aus zylindrisehen Zellen yon teilweise betr&ehtlicher Gr6Be zusammen, die in den /~uBeren Rindenschichten derbere, welter innen sowie im Mark meist dfinne Wi~nde aufweisen. Rinde und Zentral- zylinder sind dureh eine 1 bis 2 schichtige Parenehymseheide aus kleinen, im L/~ngssehnitt schmal rechteckigen Zellen mit ganz sehwach kollenchymatischen W/inden getrennt. Sic vertritt den bei andern Arten vorhandenen meehani- sehen Ring (,,Bastring"), worauf ebenfalls H a b e r l a n d t (S. 61) hingewiesen hat. In das Parenchym des Zentral- zylinders sind vier kollaterale Leitbiindel eingebettet; kleinere Biindel liegen verstreut in der Rinde, einige bilden eine kurze Reihe veto Zentralzylinder in die beiden Kanten hinein. Abb. 9. Rindenparenchym der Wurzel, Sklerenchymbelege fehlen, nut die Zellen der l~estomseheide dickwandig, L~ngsschnitt (200:1). zeigen sehwaeh verdickte W~nde.

Die Aufs ich t auf die Epidermis zeigt sechseekige, mit queren oder schragen Endw/~nden aufeinanderstoBende l~ngsgereihte Zellen und eine an den Zellenden derbe, im Mittelteil schwaehe oder ganz versehwindende Cuticularstreiiung (vgl. H a b e r l a n d t 1879, S. 61, Tafel IX, Abb. 6). Die sehmalen Spalt6ffnungen sind zwisehen die verjtingten Enden anfeinanderfolgender Zellen eingesehaltet. Die derbe Cuticularstreifung 1/~uft aueh fiber die SchlieBze]len hinweg.

Das bilaeial gebaute Laubblatt ist ein bekanntes Beispiel fiir die Umkehrung der Dorsi- ventraliti~t durch eine Torsion des Blattstiels. Morphologisch und anatomisch wird hierbei die ursprfingtiehe Oberseite zur Unterseite und umgekehrt. Beim ~bergang yon der Zwiebel in den B l a t t s t i e l /~ndert sieh das Quersehnittsbild abgesehen yon der Verkleinerung dahin- gehend, dab die Ventralseite zun/iehst sehr schm~ehtig und dann in der Mitre aufgespalten wird, so dab der Blattstiel an seiner Basis zwei eingeschlagene Flfigelleisten besitzt, die nach oben raseh kiirzer werden und versehwinden. Am oberen Ende des Blattstieles leit, en wieder Flfigel- bildungen zur Spreite fiber. Dementsprechend sind die Gef~Bbfindel im quergeschnittenen Blattstiel in einem Bogen angeordnet, der dem dorsalen Leitbfindelbogen der Zwiebel en~- sprieht (vgl. aueh A r b e r S. 458 u. 459, Abb. 28 e--e). Sklerenehymbelege sind nieht vorhanden. Nahe der Peripherie finder m~n in ebenfalls bogenf6rmiger Anordnung noch einige kleine GefiiB- biindel, die oftenbar den /~uBeren Gei/~Bbfindeln der oberen Zwiebelh~lfte entspreehen. Das intercellutarenreiche Blattstielparenchym besteht aus dtinnwandigen, ziemlieh ~oBen, gestreek~-

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[Zeitschr. f. Untersuchung 350 H . G . Mi~ckel: [ der Lebensmittel

tonnenf6rmigen Zellen. Ein betr~chtlieher Tefl des ventralen und ein noch gr6$erer des dorsalen Parenchyms hat dutch Ausbfldung grSBerer Luftlticken sogar ausgesprochenen Aerenehym- eharakter angenommen. Die Epidermis gleicht his auf schw/ichere Entwicklung der Wand- verdickungen und der Cutieularstreifung der des Blfi~enschaftes.

Der Blattstiel setzt sieh unmittelbar in die stark hervortretende Mi t t e l r i ppe des Laub- blattes fort, die auch anatomiseh viel ~bereinstimmung mit dem Blattstiel aufweist. Abweichend sind vor allem neben dem mehr dreikantigen UmriB und der weniger ausgepr~gten Liiekenbildung im Parenchym die sehr viel geringere Zahl yon Leitbiindeln und ihre nicht bogen-, sondern einfaeh reihenfSrmige Quersehnittanordnnng.

Der QuerschnRt dutch die Blattspreite zeigt auf be/den Blattseiten ziemlich groBe, fast quadratisehe Epidermiszellen mit dfinnen W~nden. Auch die bauchigen AuSenw/~nde sind kaum verdickt. Zwisehen Epidermis und Mesophy]l trifft man in kleineren oder gr6feren Ab- s~nden die Quersehnitte dureh die Hans te insehen Sehl~iuche, die sich wie Jm Bliitenschaft dureh ihre ~arblosigkeit gegen das Mesophyll abheben und daher besser sichtbar sind als in der Zwiebel. Bemerkenswert ist ihre Lage direkt unter der Epidermis, da sowohl H a n s t e i n (S. 35/36) wie Menz (1910, S. 497, 500) und Drude (S. 498) ffir die yon ihnen untersuchten Arten angeben, dab die Sehlauche im Blatt bzw. in der Zwiebel zwischen der ersten und zweiten Mesophyllsehieht, zum Tail aueh noch tiefer ]iegen. DaB fibrigens nicht nut bei unserer Art die Sehl~uche direkt an die Epidermis anseh]ieI3en, sah ieh an Blattquerschnitten yon Allinm moly L., die dasselbe Verhalten zeigten. Das Mesophyll besteht aus 4---6 ziemlich streng in Etagen ge- ordneten Zellsehiehten. Es ist, wie in der Literatur bekannt, biracial gebaut und oberseits wesentlieh dichter und ehlorophyllreieher als unterseits (tats/~chliehe Ober-bzw. Unterseite). Typische Palisaden trifft man aber, entgegen den Angaben yon K i r c h n e r - L o e w - S c h r o e t e r (S. 463), nieht an. Die Zellen der obersten Mesophyl]schicht erscheinen vielmehr quadratisch- gerundet oder quergestreekt und dann 5fter dutch die bauchigen Innenw/~nde der Epidermis etwas eingedellt. Zur Unterseite hin geht das Gewebe in ein Schwammparenchym fiber, dessen Zellarme nicht allseitig ausstrahlen, sondern si~mtlich anui~hernd in der Ebene der Blattfl~iche liegen. Im Aufsichtsbfld zeigen die Zellen der ersten Schicht ungef~hr quadratische Umrisse mit einem Zwickel in der Mitre jeder Quadratseite (Abb. 10). Die in L/~ngsreihen geordneten quadratiseh-tafelfSrmigen Zellen sind somit durch vier seitliehe Falten mehr oder minder weir so unterteflt, dab vier in der Mitre zusammenhi~ngende kurz-palisadenartige Zellabschnitte ent- stehen. Es handelt sich also um Armpalisaden, die in ihrer Gestalt allerdings yon den be- karmten Typen (vgl. H a b e r l a n d t 1882, S. 97ff.) abweiehen. Bei Monokotylen seheinen der- artigen Formen h~ufiger vorzukommen. Das Sehwammparenehym sowie die Ubergangsschiehten zu diesem sind aus ganz/~hnlichen Zellen aufgebaut, die sich eigentlieh nur durch 1/ingere Arme und gr5$ere Intercellularen yon den Armpalisaden unterscheiden (Abb. 11). Die oberseitig~ Epidermis enth/~lt keine Spalt6ffnungen. Sic besteht aus L/ingsreihen schmal rechteckiger Zellen mit h6chstens sehwach welligen Radialwanden (Abb. 10). Auf beiden Blattseiten erkennt~ man unter der Epidermis die in Abstiinden das Blatt der L~inge nach durchziehenden H a n s t e i n - sehen Sehl~uche. Die Epidermiszel]en der Unterseite zeigen sch6n gleichm~fig gewellte WKnde. Die etwas eingesenk~en Spalt6ffnungen wechse]n orb wie Kurzzellen rege]m/il3ig mit den viel grSSeren Epidermiszellen ab (Abb. 11). Besonders charakteristisch wird das Bfld dadurch, dal~ die SchlieBzellenpaare schma]er sind als die fibrigen Zellen, so daft die Zellreihen an jeder Spalt- 6ffnung wie eingesehniirt erseheinen und diese selbst wie auf einer Briicke zwisehen den ~'orts~tzen der seitlich anstofenden Zellen liegen (vgl. auch K i r e h n e r - Loew- S chroe ter S. 461, Abb. 8, 9). Am Blattrand treten Papillen mit deutlicher, yon der Papillenspitze ausgehender Cuticular streifung auf.

Die kleineren B l a t t n e r v e n bewirken nur eine unbedeutende Yerdiekung des Blattes. Ihre Leitbiindel sind ganz in das Mesophyll eingebettet und yon einer Parenchymseheide um- geben. Alle Bfindel (einschlieBlieh derjenigen der M_ittelrippe) ]iegen wie beim typisehen Laub- blatt in einer Reihe, wie es Menz (1910, S. 501) fiir einige Artender Sektion Molinm konstatierte im Gegensatz zu der groBen Mehrzahl der Allium-Arten, die in Zusammenhang mit dam zen- trisehen Bau des Blattes zwei Reihen yon Gef~fbfindeln mit nach innen gekehrtem Xylem auf- weisen. Eine Besonderheit yon Allinm ursinum gegenfiber anderen Allium-Arten mit 1 reihiger Gef~fbiindelanordnung ist die merkwfirdige umgekehrte Lagerung der Gefafbfindel, indem das Xylem nieht der tatsaehliehen Oberseite, sondern der Unterseite zugewendet ist, daher

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80. Band ] Oktober 1940j Zur Mikroskopie heimischer Gewfirzpflanzen. 351

auch nicht auf der Palisaden-, sondern auf der Sehwammparenehymseite liegt. Die Torsion des Blattstiels wird namlich yon den Gei~l~biindeln ohne innere Umlagerung mitgemacht, w~hrend die Ausgestaltung yon Epidemis und Mesophyll entspreehend tier endgfiRigen (tor- dierten) Lage erfolgt. Dal3 die Umlagerung der Gewebe sich nieht auf die Gef/~$biindel erstreckt, h a t seh0n D e v a u x beobaehtet (naeh K i r c h n e r - L o e w - S e h r o e t e r S. 463).

Ein auffallendes und diagnostisch wiehtiges Element bilden die sehon mehrfaeh erw~hnten, namentlieh in Zwiebel und Wurzel reichlieh vorhandenen Krystalle yon ~aleiumoxalat. ~ber ihre Ausbfldung bei den Arten der Gattung Allium haben J a c e a r d und Trey sowie einige Jahre sparer C h a r t s e h e n k o ausffihrliehe Angaben gemaeht und dabei eine Reihe yon Typen untersehieden. Allgemein bekannt sind der eepa- und der sativum-Typus, gekennzeiehnet durch einzeln in allen Zellen des Hypoderms vorkommende lange bzw. kurze Trihydratprismen m i t auf die beiden Endflaehen anfgesetzten s~umpfen, bei A. sativum vielfaeh nngleiehseitigen

Abb. 10. Blattoberseite, Aufsicht (200:1). Abb. ll. Blattunterseite, Aufsicht (200:1).

Pyramiden. Die beiden Typen sind iibrigens weder in der Term noeh im Vorkommen streng gegeneinander abgegrenzt, Allium ursinum is~ bei g a e c a r d und T rey als dritter Typ genann~ und wird dutch den Tortfall des Prismas charakterisiert, so dab nur die flache Bipyramide mit dem bekarmten ,,brielumsehlagf6rmigen" Aufsiehtsbild zur Ausbildung kommt, sowie durch das Auftreten mehrerer solcher Krystalle in jeder Zelle. AuBerdem beriehten J a c c a r d und Tre 'y fiber das Vorkommen yon Monohydratk6rnchen (Krystallsand), die in den ~ul~eren Zwiebel- bl~ttern sogar vorherrschen und denen yon A. globosum entsprechen sollen. Bei dieser Art sind im Krystallsand einze]ne grSl~ere Krystalle als monokline T&felchen erkennbar. Ch a r t s chenko , der diese Angabe iibersehen hat, finder neben den Bipyramiden Monohydratkrystalle veto angulosum-Typ: rhombische Pl~ttchen mit geschnittenen Winkeln. Als ieh nun die in Wurzel und Zwiebel so massenhaft vorhandenen Krystalle naher beobaehtete, fand ich zu meinem Er- staunen keine der angegebenen Typen. Erst als ich eines Tages die i~ul~ere hi~utige Seheide nnter- suchte, stiel~ ieh auf die aus der Literatur bekannten Tormen, und zwar sowohl auf die Bipyr~: miden wie die yon C h a r t s c h e n k o genannten, entweder wohl ausgebfldeten (Abb. 122, g) oder infolge der abgerundeten Ecken kaum Krystallform zeigenden ( J a e e a r d und T rey S. 140) Monohydratpli~ttchen, wobei bald die einen, bald die andern iiberwogen. Aueh im Bliitensehaft

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[Zeitschr. f. Untersuchung 352 H.G. Mgckel: L der Lebensmittel

(Abb. 12 e) sind beide sehr schSn ausgebfldet. Ihre Zahl ist dort viel geringer. Im Blattstiel sah ich sie nur vereinzelt. Ganz andere Formen setzen dagegen die auffallenden Krystallhaufen in Zwiebel und Wurzel zusammen. Die grSBeren dieser Krystalle geben sich dcutlich als l~ngere oder kfirzere Prismen mit aufgesetzten t~yramiden zu erkennen und gleiehen in der Form etwa den Sativum-Krystallen; andere sind Schlanker und entsprechen m~hr den beim cepa~Typ vor- kommenden Formen (Abb. 12a--d). Es handelt sich abe~ framer um relativ kleine Krystalle, die selten allein, gewShnlieh zu mehreren oder vielen in einer Zelle liegen und - - abgesehen yon der Form des einzelnen Krystalles - - nicht mit den groten Zwiebel- und Knobiauchkrystallen vergleichbar sind, die das Lumen der ttypodermzellen oft zu einem grol3en Teil ausffillen und in Form und Lage dem verffigbaren Zellraum angepaBt shad. Sehr bemerkenswert ist es, dal3

ganz im Gegensatz zu dem fiber die Allium-Zwiebeln im atlgemeinen Bekannten - - die Oxalat- krystalle in allen Schichten des Zwiebelparenchyms auftreten und fiberdies mindestens ebenso reichlieh aueh im gesamten Rindenparenehym der Wurzel. Die Gr613e der ehazelnen Krystalle wird im allgemeinen mit Zunahme ihrer Zahl geringer und kann his zu Krystallsandgr613e her- untergehen. Die Form der einzelnen Kryst~llehen ist dann nicht mehr erkermbar. Die Xrystalle, gleich, ob es sich um wenige gr6Bere oder zahlreiche kleine Krystalle handelt, erffillen framer nur den kleineren Tell des Zellraumes. Sie sind gew6hnlich nicht fiber die Zelle verstreut, sondern zu einer Gruppe oder einem kugeligen H~ufehen znsammengeba]lt, das in Ehazahl am unteren Ende der Zelle liegt, was den betreffenden Geweben eha iiberaus eharakteristisehes Aussehen verleiht. Daneben k6nnen, wenigstens bei kleineren Xrystallen, auch verstreute Krystalle ha kleinerer oder gr613erer Zahl in der ZeUe vorhanden sein. In manchen Gewebepartien, namentlich jiingeren Zellen mi~ sp/~rlieherer Oxalatausbildung, ist die Zusammenballung tier Krystalle nieht vorhanden. Verlagerung der Oxalatmassen an das untere Ende der Zellen hat Char ts ehenko (S. 190) bei Allium obliquum und A. globosum beobachtet und als Schwerkraftwirkung an- gesprochen. Die Beziehung zwisehen Zahl und GrSBe der Krystalle gilt natfirlich nur mit einer gewissen Ann/~herung. Auch gehSren die Krystalle einer Zelle oft recht versehiedenen GrSl3en- stufen an. Trotzdem heben sich im Gesamteindruck grobkrystalline Gruppen mit wenigen und feiner- bis feinstkrystalline Anh~ufungen aus vielen bis massenhaften Krystallen deutlieh von- einander ab, wobei diese Aufeinanderfolge meist auch ri~umlicher Verteilung (~ul~ere - - inhere Mesophyll- bzw. Rindensehichten der Zwiebel bzw. Wurzel) entsprieht. Bei der Wurzel ffihren die kleinzelligen innersten Rindenschichten gewOhnlich wieder grObere Krystalle. In der Zwiebel trifft man solche vor allem im unteren Tell an. Die dickwandigeren Zellen schehaen vorwiegend grSbere Krystalle auszubilden. Wie die GrSBe wechselt auch die Form der/O'ystaUe oft innerhalb ehaer Zelle erheblich. 1Vfan finder alle U]3erg~nge von ganz gedrungenen, kurz- prismatisehen Formen bis zu solchen mit iiberaus schlankem Prisma. Manche Zellen enthalten fast nut ganz schtanke Formen yon sehr gerhagem Durchmesser, die gern ha der Zelle verstreut auftreten und im ersten Augenbliek frappierend an Bakterien erinnern (Abb. 12 c). H~ufig sind auch Krystalle, die den Anschein reiner Prismen erwecken (fiber die Deutung prismen~hnlicher Formen vgl. F r e y S. 12). Die Formen der klehaeren und klehasten KrystalIe sind nicht einwand- frei erkennbar. Der Vergleich zunehmend kleinerer Kryst~lle gibt, soweit eine Erkennung noch einigerma$en mSglich ist, keinen Anhaltspunkt ffir das Auftreten anderer Formen. Vielmehr dfirften auch die krystallsandartigen Anh~ufungen aus ~.yst~llchen der gleichen Art bestehen wie die grobkrystallinen Gruppen. Das Verhalten im polarisierten Licht steht hiermit in Ein- klang und gibt jedenfalIs keinen Hinweis fiir ein Auftreten yon Monohydrat, w/~hrend z. ]3. ffir A. globosum die Monohydratnatur des Krystallsandes durch J a c c a r d und F r e y einwandfrei festgestellt wurde. Sehr interessante Verh/~ltnisse bietet in dieser Hinsicht die h~utige Seheide, in deren Mesophyll neben den bereits bekannten, zu mehreren in den Zellen auftretenden Bi- pyramiden und ~0nohydratpl~ttehen auch viele Zellen vorkommen, die Anh~ufungen aus zahl- reichen kleinen Krystallen enthalten. Bei gekreuzten 1XTikols verhalten sie sich sehr verschieden. :Die einen leuehten lebhaft auf, sie bestehen aus einer sehr grol~en Zahl der gleichen ~onohydrat- pl~ttehen, wie sie in den anderen Zellen auftreten (Abb. 12i, k). Die anderen, die noch wesentlieh feinkSrniger sind und in ihrer Anordnung an die Bflder yon A. globosum erhanern ( Jacca rd und :Frey S. 142), leuehten nut ~ugerst sehwaeh ~nd diifften wie der fit Zwiebe] ~ d Wnrzel vor- kommende ,,Krystallsand" aus Trihydrat bestehen. Bei aufmerksamer Beobaehtung lassen sieh bei diesen ~hnlich wie bei A. globosum einzelne grSl~ere Krystalle finden, die nun tatsgch- lich nicht die Form rhombiseher Plgttchen zeigen wie bei jenen, sondern teils die in Wnrzel und

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Zwiebel vorkommenden Formen yore Sativum- oder cepa-Habitus, Lefts auch Bipyramiden. Soweit sich erkennen lfi.Bt, dfirf~e in manchen Zellen der ,,Krystallsand" ganz aus ldeinen und kJeins~en Bipyramiden zusammengesetzt sein (Abb. 12h), w/~hrend er in anderen ZeIlen wohl aus den ,,vollsthndigeren" Formen, d.h. mit eingeschobenem Prisma besteht. - - Um die Mannig- faltigkeit in dem Vorkommen der Krystallformen bei dieser Pflanze v0ll zu machen, fand ich zuletzt auch in zwei Wurzelpr/~paraten sowie im oberen Tefl einer kleAneren Zwiebel in geringer Zahl Bipyramiden sowie 1~onohydra~pl/~tchen. Bei der Wurzel fanden sie sich in eh~igen 1%inden-

h

k Abb. 12. ]~inige Ausbfldungsformen des CaJciumoxalats. Zellen a--c) der Wurzelrinde, d) des Zwiebeiparenchyms, e) des Blfitenschaftes, f--k)der h~utigen Scheide (400:1).

zellen der/~ul]eren Schiohten, w/ihrend die groBe Mehrzahl der Zellen den fiblichen Krystallinhalt besaB, ttier und da scheinen, namentlich in der hi~utigen Scheide, sogar nooh weitere Krystall- formen auizutreten, auf die aber nicht eingegangen werden soll. Welohe Bedingungen in der gleichen Pflanze die Ausbildung bald dieser, bald jener Krystallform bedingen, ist hier nich~ zu untersuohen (vgl. hieriiber F rey sowie Jaocard und Frey). Es ist abet durchaus denkbar, dab je nach Entwicklungsstadium, besonderen Bedingungen des Wachstums (und vielleioht auch der Austrocknung), vielleicht auch rassenweise das Mengenverh/~ltnis der verschiedenen Krystallformen und ihre Verteilung irmerhalb der Pflanze Verschiebungen erfahren kSnnen. Vielleioht erk]~ren diese auch die zum Teil abweiehendon Befunde der friiheren Autoren.

Im Pu|ver dienen zar Erkenmmg des B~r]auchs das Parenchym der Wurzel mit den dicken gl/inzenden Querw~nden und den auffallenden Krystallhi~ufchen, yon der Zwiebel die kra'ftigeren Teile des Parenchyms mit ~hnlichen Krystallanh/~ufungen, der Sklerenchymbelag der Leitungs-

Lebensmittel , Bd. 80. 2 3

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354 t{. G. M/~ekel: Zur Mikroskopie heimiseher Gewtirzpflanzen. [Zeitschr. f. Untersuchung [ der Lebensmittel

bahnen, unter Umst~nden aueh Epidermisbilder. Weitere Merkmale bieten die Steinzellen des Rhizoms mad die speziellen Formen der Oxalatkrystalle. Ffir die krautigen Teile kommen in Betracht die Aufsiehtsbilder auf Bliitenseh~ft und Blattstiel, die Fl~chenansichten des Blattes (Armpalisaden, Sehwammpurenchym, untere Epidermis) und unter Umstgnden im Blattquer-

schnitt die ,,umgekehrte" Lage der Leit- btindel in bezug auf Armpalisaden bzw. Sehwammparenchym.

Stellen wit zum Sehlu/3 die auf- fa]lendsten mikroskopischen U n t e r - s ch i ede zwi sehen der B ~ r l a u e h - z wi e b e 1 (einsehlieglich Wurzel) u n d dem in der Nahrungsmittelmikrosko- pie wohlbekannten K n o b l a u e h zu- sammen (vgl. far letzteren z. B. D r u de S. 505 bis 507). Die Knoblauehwurzel, yon der allerdings meist nut Spuren in das Pulver gelangen, unterseheidet

Abb. 13. Sklerenchymzellen aus d e m R h i z o m (200:1). sieh dureh die terti~re Endodermis mit hufeisenf6rmig verdickten Zellw~nden

(Menz will allerdings [S. ~80] die Ausgestaltung der Endodermis nieht als artspezifiseh fiir Allium anerkennen) sowie dutch sp~rlieheres, mehr kleinzelliges und diinnwandiges, in den /iu/3ersten Schichten dagegen kollenchymatisehes Rindenparenehym yon der B/irlauchwurzel. Yon einer Verdiekung der Querw/inde finden sieh h6ehstens Anden- tnngen. Oxalatkrystalle fehlen in der Xnoblauehwurzel ganz. Das zarte Parenehym der Knoblauehzwiebel mit seinen kleinen, oxalatfreien Zellen zeigt keine positiven Merk- male im Gegensatz zu den mindestens zu einem erhebliehen Teil derb- oder dickwandi-

r Abb. lg . Sklerenchymzellen aus dem Zwiebelkuchen

yon Al l ium s a t i v u m (200:1).

gen, gettipfelten Parenehym der B/ir- lauehzwiebel mit den markantetx Krystallgruppen und -haufen. Aueh die zarte Epidermis der fleisehigen Sehuppen erseheint ziemlich un- eharakteristiseh gegeniiber der auf- fallend gestreiften des Allium ur- sinum, ebenso die Leitbtindel, da ihnen der kennzeie;hnende Skleren- ehymbelag fehlt. Auffallend sind im Knoblauehpulver oft faserartige,

stark verdiekte, englumige Zellen mit Spaltentiipfeln, die der hornigen sog. sklerosier- ten Sehuppe entstammen und die beim B/~Haueh ganz fehlen. Eine entfernte 32hnlieh- keit besitzen h6ehstens die Sklerenehymzellen aus dem Gef/il]bfindelbelag der B/ir- lauehzwiebel. Die se]awaehe oder fehlende Zuspitzung, das weitere Lumen, die inten- sive Gelbfgrbung und andersartige Ttipfelung maehen die Unterseheidung leieht. Das beste Merkmal des Knoblauehs slnd die unter der getiipfelten Epidermis der troekenen Sehuppe liegenden stark verdiekten, quer geriehteten tIypodermzellen mit den grollen Einzelkrystallen veto Sativum-Typ. Vergleiehbare Bilder kommen beam B/~rlaueh nieht vor. H~ufig findet man in Knoblauehpulvern rundliehe oder 1/ingliehe Sklerenehym- zellen (Abb. 14). Sie stammen aus dem Zwiebelkuehen (Rhizom), dessen wie beim

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80.:Band ] ~efera~e. ~ Allgemeines. 355 Oktober 19r

Biirlauch yon zahlreichen verschlungenen Gefi~biindeln durchgezogenes Grundgewebe

grS~tenteils in ein verholztes Sklerenchym yon wechselnder Wandsts umgewandelt

ist: Dutch mehr gerundete Zellformen, Farblosigkeit , meist sehwgchere Wandver- dicknng und vor allem dureh die gro~en schmal oder breiter e]liptischen, regelmal~ig quergestellten Ttipfel sind sie leicht Yon den eckigen, gelbgef~rbten, kreis- oder punkt- fSrmig gettipfelten Steinzellen des B~rlauehrhizoms (Abb. 13) zu unterscheiden.

L i t e r a tu r .

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und GenulL (Nahrung und GenuB. Hrsg. v. Hans Wolkersdiirfer.) Berlin: Verl. d. Dtsch. Arbeitsfront 1940. 220 S. u. 39 Abb. RM. 3.80.

Als ein Ratgeber, Wegweiser und Helfer fiir die Betriebe der einzelnen Zweige der Lebens- miCtelindustrie tritt dieses Buch auf den Plan, aus dem der Geist einer neuen Zeit spricht. Mag es sich handehl um Fragen der Berufserziehung und BeI~fS~6rderung, der Be~riebsgemein- schaft, der Rationalisierung, der SchSnheit der Arbeit, der Gesundheitsfiihrung und des Frauensehutzes, man finder bier an der Hand konkreter Beispiele eine Fiille wertvo]ler An- regungen dargeboten. Mit stolzer Beffiedigung wird der Leser gewahr, da~ das, was friiher einmal lobenswerte Einzelerscheinung war, jetzt auf dem besten Wege ist, :Norm zu werden, da~

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