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2187 Ganz reines, aus Maclurin von Hrn. Dr. Herzig dargestelltes Phloroglucin, welches ich der Giite meines Freundes Prof. Li e ben verdanke, zeigte beim raschen Erhitzen den Schmelzpunkt 21 80, in Uebereinstirnmung mit dem synthetischen Kiirper, wiihrend beim lang- samen Erhitzen der Schmelzpunkt auf 2090 und sogar nych tiefer, bis auf 2000, fallt, wenn man die Temperatur sehr langsam steigen liisst. Wahrscheinlich ist dieser Umstand einer beginnenden Zer- setzung des Phloroglucins zuzuschreiben , da dieses bekanntlich nach Pic card I) beim Schmelzen in anhydridartige Verbindungen iibergeht. Die Schmelzpunktbestimmungen wurden in der gewohnlichen Weise in einem mit concentrirter Schwefelsaure gefiillten RundkBlbchen ausgefiihrt , welches durch fortwiihrendes, kreisfiirmiges Bewegen der Flamme schnell, aber so gleichmiissig erhitzt wurde, dass in der Schwefelsaure keine Striimung zu bemerken war. Bus diesen Beobachtungen geht hervor, dass das gewiihnliche Phloroglucin bei derselben Temperatur schmilzt wie das synthetische, und zwar zwischen 217 und 2190. Da nun, nach einer vergleichenden Priifung , auch die blauviolette Fiirbung mit Eisenchlorid bei beiden in gkicher Weise auftritt 2), so ist wohl nicht dawn zu zweifeln, dass sie wirklich identisch sind. Schliesslich mag noch bemerkt werden, dnss der Entdecker des Phloroglucins, HI asi wetz, ebenfalls den Schrnelzpunkt bei etwa 2200 gefunden hat 3). 468. M. Dennstedt: Irur Nomenolatur in der Pyrrolreihe. (Vorgetragen in der Sitxung vom Verfasser.) Die grosse Anzahl von Pyrrolderivaten , welche in den letzten Jahren, sei es ausgehend vom Pyrrol selbst, sei es auf synthetischem Wege, dargestellt sind, llsst es wiinschenswerth erscheinen, eine ein- fache Nomenclatur in Anwendung zu bringeri, welche gleichzeitig die viclfachen Isomerien, deren Erforschung in der niichsten Zeit wohl das hauptsachlich zu erstrebende Ziel sein wird, genugend zur Geltung bringt. Es unterliegt kaum mehr einem Zweifel, dass dem Pyrrol - dem Thiophen vollkomrnen analoge Constitution zuzuschreiben ~~ 1) Diese Berichto VII, S91. 2) Diese Berichte XIX, 159. 3) Ann. Chem. Pharm. 96, 190. mit ist.

Zur Nomenclatur in der Pyrrolreihe

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Page 1: Zur Nomenclatur in der Pyrrolreihe

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Ganz reines, aus Maclurin von Hrn. Dr. H e r z i g dargestelltes Phloroglucin, welches ich der Giite meines Freundes Prof. L i e b e n verdanke, zeigte beim raschen Erhitzen den Schmelzpunkt 21 80, in Uebereinstirnmung mit dem synthetischen Kiirper, wiihrend beim lang- samen Erhitzen der Schmelzpunkt auf 2090 und sogar nych tiefer, bis auf 2000, fallt, wenn man die Temperatur sehr langsam steigen liisst. Wahrscheinlich ist dieser Umstand einer beginnenden Zer- setzung des Phloroglucins zuzuschreiben , d a dieses bekanntlich nach P i c c a r d I) beim Schmelzen in anhydridartige Verbindungen iibergeht.

Die Schmelzpunktbestimmungen wurden in der gewohnlichen Weise in einem mit concentrirter Schwefelsaure gefiillten RundkBlbchen ausgefiihrt , welches durch fortwiihrendes, kreisfiirmiges Bewegen der Flamme schnell, aber so gleichmiissig erhitzt wurde, dass in der Schwefelsaure keine Striimung zu bemerken war.

Bus diesen Beobachtungen geht hervor, dass das gewiihnliche Phloroglucin bei derselben Temperatur schmilzt wie das synthetische, und zwar zwischen 217 und 2190. Da nun, nach einer vergleichenden Priifung , auch die blauviolette Fiirbung mit Eisenchlorid bei beiden in gkicher Weise auftritt 2), so ist wohl nicht dawn zu zweifeln, dass sie wirklich identisch sind.

Schliesslich mag noch bemerkt werden, dnss der Entdecker des Phloroglucins, HI asi w e t z , ebenfalls den Schrnelzpunkt bei etwa 2200 gefunden hat 3).

468. M. Dennstedt: Irur N o m e n o l a t u r in der Pyrrolreihe. (Vorgetragen in der Sitxung vom Verfasser.)

Die grosse Anzahl von Pyrrolderivaten , welche in den letzten Jahren, sei es ausgehend vom Pyrrol selbst, sei es auf synthetischem Wege, dargestellt sind, l l s s t es wiinschenswerth erscheinen, eine ein- fache Nomenclatur in Anwendung zu bringeri, welche gleichzeitig die viclfachen Isomerien, deren Erforschung in der niichsten Zeit wohl das hauptsachlich zu erstrebende Ziel sein wird, genugend zur Geltung bringt.

Es unterliegt kaum mehr einem Zweifel, dass dem Pyrrol - dem Thiophen vollkomrnen analoge Constitution zuzuschreiben

~~

1) Diese Berichto VII, S91. 2) Diese Berichte XIX, 159. 3) Ann. Chem. Pharm. 96, 190.

mit ist.

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Auf der anderen Seite iet schon vor mehreren Jahren der nahe Zusanimenhang zwischen der Constitution des Pyrrols und des Pyri- dins von C i a m i c i a n und mir mehrfach nachgewiesen worden niid findet in der folgenden Abhandlung neiie Bestiitiguiig.

Die Nomenclatur der Pyrrolderivate hat sich also init derjenigen der Thiophen- und der Pyridinreihe in Einklang zu setzen.

Vergleicht man die jetzt am meisten gebriiuchlichen Formelii der drci in Betracht koniniendeii Vcrbindungen :

C I I

HC-CH H C - C H H C C 1-1

H C C H 1-1 C C H H C C H II I I II I I II I1

\ S \, \

K H N

so sieht man, dass die bei dein Thiophcn .mid dein Pyridin iibliclie Nomenclatur niclit einfach auf das Pyrrol iibertragbar ist, weil iin

dern in den Kern eingetretenen Stickstoffatom noch ein vertretbares IYasserstoffatorii vorhanden ist. Bezeichnet man daher der Reihr nacli die vertretbaren Wasserstoffatoine mit a, 6, 7 oder 1, 2, 3 u. s. w. uiid beginnt mit dem am Stickstoff hiingenden Wasserstoff, so gelit die Arialogie niit der in der ‘Thiophen- und Pyridinreihe eingebiirgerteii Noiiienclatur vcrloren. Beghint i i i i in dagegen niit einem deni Stick- stoff znnichst steheuden Kolilenstoffatonr und bczeiclinet das am SticE- stoff hiingende demgeniiiss niit t oder 5, so ist aiich diese Bezeicli- nung wenig cmpfehlenswerth. weil sich im Pyridinliern ebenfallq ein fiinftes nicht analog gelegenes M’asserstoffatoin betindet.

Uni diesen Uiizutrlglichkeiteri aus deni Wege zu gehen, schlage ich ror . den Kamen derjenigen Pyrrolderivate, in welchen der am Stickst off hiiiigende Wasserstoff’ rertreten ist, ein BNC rorauszusetzen, denjenigen, bei welchen ein anderes Wasserstoffatoni rertreten ist, eiii .C.. 1st in den letzteren die relative Stellung zum Stickstoff br- kannt , so kann die inimerliin schwerfiilligc Bezcichnung D C ( fort- bleibtw. und im letzteren Falle geniigt die Angabe a, !, y oder 1, 2, 3 u s. w. Ein (ileiches tritt ein. wemi gleicheeitig der Wasserstoff at11

Stickstof ersetzt, der Name also mit der Bezeichnnng .S(( ver- seheii iat.

Nanieii, wie >IS-Metliylpyrrolu, ))N-Acetylpyrrolc. BC- Acetj 1- pyrrolc., BC-Metliylpyrrol , nS -Jletli~l-tr-~ethylpyrrola u. s. w. sind de iii i i acli leich t vers tii iid lich .

Icli lialte es r o n Vortheil, dass mail auf diese Weise diejenigwi Derivate drs Pyrrals, dt~neii von C i a m i c i a n iind mir Anfaiig+ die Hezcichnung Pseudoacrtylpyrrole, dann Pyrrylketone, ziierthrilt wurde,

Page 3: Zur Nomenclatur in der Pyrrolreihe

von Neuem mit C-Acetylpyrrol, C-Diacetylpyrrol u. s. w. resp. niit a- Acetylpyrrol, a-p- Acetylpyrrol, sobald die relative Stellung zum Stickstoff erkannt sein wird, bezeichnen kann, welclie Bezeichriung alsbald die Entstehung dieser Kiirper durcli Einwirkung des Eseig- aiiureanhydrids erkennen lasst.

460. 116. Dennstedt und J. Zimmermann: Ueber die Ein- wirkung des Paraldehyds auf das Pyrrol.

[Aus dem technologischen Institut der Unirersitit Berlin.] (Vorgetragen in der Sit!ung rom 36. Juli ron Hm. M. Dennstedt.)

Wie wir am Schluss des vergangenen Jahres der Gesellschaft mittheilten I), war unsere Annahme, dass man, gemass den bekannten Reactionen, nach welchen sich das Pyrrol in Pyridinderivate umwandeln lasst, durch Einwirkung \-on Aldehyden auf Pyrrol das gleiche Ziel erreichen kiiniie, Yom Versuche nicht bestiitigt worden.

Wir haben zunachst die Einwirkung des Paraldehyds a u f das Pyrrol studirt und wollen unsere bisher gemacliten Erfalirungen in Folgendem zusammenfassen.

Werden die beiden Flussigkeiten zu ungefiihr gleichen Qewichts- theilen mit einander gemischt und fiigt man einige Gramm gekBrnten Chlorzinks hinzu, so tritt alsbald unter Braunfarbung Erwlrmung ein, die sich nach kurzer Zeit bis zum freiwilligen Aufsieden steigert; die condensirten Dampfe lassen Wasserbildung erkennen.

Da wir, wie erwiihnt, die Entstehung eines Picolins rermutheten, verfuhren wir anfangs in folgender Weise. Als die freiwillige Reac- tion zu erlahmen begann, kochten wir noch einige Zeit am Riickfluss- kiihler im Oelbade, setzten Wasser hinzu und destillirten im Wasser- dampfstroni ; es ging neben Wasser nur unaiigegriffener Paraldehyd iiber, wahrend eine nicht unbetrachtliche Menge braunen Harzes im Kolben zuruckblieb. Nachdem der Paraldehyd entfernt war, wurde iiberschiissiges Aetzkali hinzugefiigt und, obwohl der erwartete Pyridin- geruch ausblieb, die Wasserdampfdestillation fortgesetzt. Das Harz schmolz, das Destillat zeigte aber weder alkalische Reaction, noch war in ihm ein neu entstandenes Product wahrzunehmen. Wir ent- leerten nunmehr den Kolbeninhalt, wuschen nach detn Erkalten das

*) M. Denn: . tc t l t uncl J. Z immermann, Diese Berichtc XVIII. 3316.