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Acta chirurgica Austriaca Organ der C)sterreichischen Gesellschaft fDr Chirurgie und der assozilerten Fachgesellschaften Redaktion: P. Fuchsig, R. Gottlob - Wien Wissenschaftlicher Beirat: H. Br0cke, H. Denck, E. Diemath, R. Fries, H. Loebenstein, P. Wurnig Jahrgang 4/1972 Heft 3 ORIGINALARBEITEN Aus der I. Chirurgischen Universit~tsklinik Wien (Vorstand: Prof. Dr. P. Fuchsig) und der klinischen R/Sntgenabteilung (Leiter: Prof. Dr. W. gaunbauer) Zur segmentalen portalen Hypertension *) Von A. Fritsch, J. Funovics und G. Lechner Zusammenfassung Die isolierte extrahepatale linksseitige (segmentale) portale Hypertension wurde bisher bei 11 Patienten fest- gestellt. 5 yon ihnen haben geblutet; 6mal wurde sie ohne vorangegangene Blutung im Rahmen der Grundkrank- heit entdeckt. Bei keinem Patienten wurde die Erkran- kung durch die Usophagoskopie diagnostiziert, nur 2real wurde im Magen-Darm-R~ntgen der Verdacht auf Fun- dusvarizen gdiuf~ert, bei allen anderen F~illen war zur Erstellung der Diagnose pr~ioperativ entweder die Z~5- liaR- und Splenoportographie o, der intraoperativ die in- trasplenische Druckmessung erforderlich. Bei 5 Patienten mit Varizenblutung war die therapeu- tische Splenektomie die Operation der Wahl. Die pro- phylaktische Splenektomie -- d. h. ohne vorangegangene Blutung -- erschien im Rahmen der Sanierung der Grundkrankheiten nut bei 4 Patienten angezeigt, well bei diesen Fundus- oder Usophagusvarizen ausgebildet waren. Bei 2 Patienten mit hohem .intrasplenischen Druck, aber ohne Kollateralkreislauf, erschien .die Splen- ektomie nicht gerechtfertigt. Summary The isolated left-sided extrahepatic (segmental) portal hypertension has been observed in 11 patients. Gastro- intestinal bleeding occurred in 5 and in 6 the diagnosis was established during the operation for underlying disease without any proceeding variceal bleeding. The *) Auszugsweise vorgetragen yon Dr. ]. Funovics in der Gesellschaft fiir Chirurgie in Wien am 4. November 1971. adequate diagnostic procedure was the preoperative celiacography and splenoportography, for esophago- scopy and repetitive barium meal studies were of little value because .in the majority of patients there was a hepatopetal collateral circulation with gastric fundus varices only. In variceal bleeding due to segmental portal hyperten- sion the therapeutic splenectomy was the procedure of choice. The prophylactic splenectomy, i.e. without any proceeding bleeding episode, was considered to be indi- cated only in the presence of collateral circulation and has been performed in 4 patients. The highly elevated intrasplenic pressure in 2 patients with splenomegaly but without collateral circulation was not thought to justify splenectomy. Die isolierte Drucksteigerung im Abflut~gebiet der Milzvene wurde von Leger und Mikkelson als segmentale portale Hypertension (s. p. H.) bezeichnet. Sie ist vorwiegend eine Komplikation yon Erkrankun- gender die Milzvene umgebenden Organe und kommt beim Erwachsenen vor allem nach entziindlichen oder tumor/Ssen Ver~inderungen des Pankreas vor. Auch im Rahmen einer allgemeinen portalen Hypertension treten sekund~ire Milzvenenthrombosen auf und komplizieren das K rankheitsbild und die therapeutischen Maf~nahmen. Daneben linden sich auch Mitteilungen tiber sogenannte spontane Milzvenenthrombosen, die in letzter Zeit auch mit hormonalen Antikonzeptiva in Verbindung gebracht werden (K. Lechner). Eine Stenose oder Thrombose der Milzvene ftihrt zu einer intrasplenischen Drucksteigerung mit oder ohne Splenomegalie und inder Regel zur Ausbildung eines ven~Ssen Kollateralkreislaufes. i. Dei" hepatopetale Kollateralkreislauf kann als ty- pisch ftir ein isoliertes Abflui~hindernis der Milzvene betrachtet werden und findet sich in der Mehrzahl der F~ille als alleiniger Abflui~weg (Abb. 1). Er ist durch einen ausschliei~lich leberw~irts gerichteten Blutstrom unter Bentitzung yon Pfortaderzufltissen entlang der Acta chir. Austriaca 1972 Heft 3 49

Zur segmentalen portalen Hypertension

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Acta chirurgica Austr iaca Organ der C)sterreichischen Gesellschaft fDr Chirurgie und der assozilerten Fachgesellschaften

Redakt ion : P. Fuchsig, R. Got t lob - Wien

Wissenschaf t l i cher Bei rat : H. Br0cke, H. Denck, E. Diemath, R. Fries, H. Loebenste in , P. Wurnig

Jahrgang 4 /1972 Heft 3

O R I G I N A L A R B E I T E N

Aus der I. Chirurgischen Universit~tsklinik Wien (Vorstand: Prof. Dr. P. Fuchsig) und der klinischen R/Sntgenabteilung (Leiter: Prof. Dr. W. gaunbauer)

Z u r s e g m e n t a l e n p o r t a l e n H y p e r t e n s i o n * )

Von A. Fritsch, J. Funovics und G. Lechner

Zusammenfassung

Die isolierte extrahepatale linksseitige (segmentale) portale Hypertension wurde bisher bei 11 Patienten fest- gestellt. 5 yon ihnen haben geblutet; 6mal wurde sie ohne vorangegangene Blutung im Rahmen der Grundkrank- heit entdeckt. Bei keinem Patienten wurde die Erkran- kung durch die Usophagoskopie diagnostiziert, nur 2real wurde im Magen-Darm-R~ntgen der Verdacht auf Fun- dusvarizen gdiuf~ert, bei allen anderen F~illen war zur Erstellung der Diagnose pr~ioperativ entweder die Z~5- l iaR- und Splenoportographie o, der intraoperativ die in- trasplenische Druckmessung erforderlich. �9 Bei 5 Patienten mit Varizenblutung war die therapeu-

tische Splenektomie die Operation der Wahl. Die pro- phylaktische Splenektomie - - d. h. ohne vorangegangene Blutung - - erschien im Rahmen der Sanierung der Grundkrankheiten nut bei 4 Patienten angezeigt, well bei diesen Fundus- oder Usophagusvarizen ausgebildet waren. Bei 2 Patienten mit hohem .intrasplenischen Druck, aber ohne Kollateralkreislauf, erschien .die Splen- ektomie nicht gerechtfertigt.

Summary

The isolated left-sided extrahepatic (segmental) portal hypertension has been observed in 11 patients. Gastro- intestinal bleeding occurred in 5 and in 6 the diagnosis was established during the operation for underlying disease without any proceeding variceal bleeding. The

*) Auszugsweise vorgetragen yon Dr. ]. Funovics in der Gesellschaft fiir Chirurgie in Wien am 4. November 1971.

adequate diagnostic procedure was the preoperative celiacography and splenoportography, for esophago- scopy and repetitive barium meal studies were of little value because .in the majority of patients there was a hepatopetal collateral circulation with gastric fundus varices only.

In variceal bleeding due to segmental portal hyperten- sion the therapeutic splenectomy was the procedure of choice. The prophylactic splenectomy, i.e. without any proceeding bleeding episode, was considered to be indi- cated only in the presence of collateral circulation and has been performed in 4 patients. The highly elevated intrasplenic pressure in 2 patients with splenomegaly but without collateral circulation was not thought to justify splenectomy.

Die isolierte Drucksteigerung im Abflut~gebiet der Milzvene wurde von Leger und Mikkelson als segmentale portale Hypertension (s. p. H.) bezeichnet.

Sie ist vorwiegend eine Komplikation yon Erkrankun- gender die Milzvene umgebenden Organe und kommt beim Erwachsenen vor allem nach entziindlichen oder tumor/Ssen Ver~inderungen des Pankreas vor. Auch im Rahmen einer allgemeinen portalen Hypertension treten sekund~ire Milzvenenthrombosen auf und komplizieren das K rankheitsbild und die therapeutischen Maf~nahmen. Daneben linden sich auch Mitteilungen tiber sogenannte spontane Milzvenenthrombosen, die in letzter Zeit auch mit hormonalen Antikonzeptiva in Verbindung gebracht werden (K. Lechner).

Eine Stenose oder Thrombose der Milzvene ftihrt zu einer intrasplenischen Drucksteigerung mit oder ohne Splenomegalie und i n d e r Regel zur Ausbildung eines ven~Ssen Kollateralkreislaufes.

i. Dei" hepatopetale Kollateralkreislauf kann als ty- pisch ftir ein isoliertes Abflui~hindernis der Milzvene betrachtet werden und findet sich in der Mehrzahl der F~ille als alleiniger Abflui~weg (Abb. 1). Er ist durch einen ausschliei~lich leberw~irts gerichteten Blutstrom unter Bentitzung yon Pfortaderzufltissen entlang der

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beiden Magenkurvaturen gekennzeichnet. Diagnostisch wesentlich ist dabei, daf~ es zwar zur Ausbildung yon Fundusvarizen kommt, iOsophagusvarizen aber fehlen (Ruzicka und Rossi).

2. Ein hepatofugaler Kollateralkreislauf fiber tJsopha- gus- und Fundusvarizen bzw. retroperitoneale Venen wird meist durch ein zus~itzliches, leberwiirts der Milz- vene gelegenes Abfluf~hindernis oder durch Erh~Shung des intrahepatalen Widerstandes verursacht (Abb. 2). Gelegentlich findet er sich jedoch auch bei einer isolierten

J 2.

Abb. 1. Hepatopetaler Kollateralkreislauf bei isoliereem Milz- venenversehlufl. Vv. gastricae breves (1), Magenfundusva- rizen (2), V. coronaria ventriculi (3), Vv. gastroepiploicae (4), V. portae (5), V. mesenterica cran. (6).

Milzvenenthrombose allein oder in Kombination mit einem hepatopetalen Kollateralkreislauf (Stephan).

Die schwerwiegendsten klinischen Folgen der ver~inder- ten Str/Smungsverh~lmisse sind die Varizenblutung und in weit geringerem Ausmaf~ der Hypersplenismus und die Kreislaufbelastung infolge Splenomegalie, die aber durchaus nicht immer anzutreffen ist.

Krankengut

Vom J~inner 1968 bis Juli 1971 haben wir bei insge- saint 11 Patienten eine s. p. H. festgestellt. Die Diagnose war jeweils an die Bestimmung des intrasplenischen Druckes gebunden, deren oberster Normalwert mit 18 cm Wasser festgelegt wurde.

Die Grundkrar~kheit, die eine s. p. H. zur Folge hatte, war bei 5 Patienten eine chronische Pankreatitis, bei 4 F~illen eine Pankreaspseudozyste und jeweils ein- mal ein H~imangiom der Leber mit tempor~irer Kompres- sion der Milzvene un.d einmal eine isolierte Druckstei- gerung nach mesenteriko-kavalem Shunt infolge F o r t - schreitens der parietalen Milzvenenthrombose und eines hohen intrahepatalen Widerstandes.

5 yon insgesamt 11 Patienten haben geblutet, wobei 4real eine profuse gastrointestinale Blutung und einmal nut eine leichte H~imatemesis bestand (Tab. 1). Bei allen

Abb. 2. Hepato~ugaler KolIateralkreis[au~ bei Milzvenenver- schlufl rnit oder ohne leberwlirts geIegenern Abfluflhindernis. Vv. gastricae breves (1), Magenfundusvarizen (2), Osopha- gusvarizen (3), retroperitoneale Anastornosen (4), V. portae (5).

Abb. 3. Verdacht auf ein Kardiakarzinom bei ausgedehntem Fiillungsef~ekt im Fundus des Magens.

50 Acta chir. Austriaca 1972 Heft 3

Tab. 1. Ubersicht iiber Symptomatik, Manifestationsart, Diagnose und Therapie bei 5 Patienten mit gastrointestinaler Blutung.

Patient Symptomatik Manifestation Diigriose Therapie

Fall 1: Pr. L., m, 55 a g.-i. Blutung, epigastr. Fundusvarizen (Verdacht auf Ulcus Schrnerzen normale Milz ventr.), Milzvenen-

(P.: 60cm Wasser) thrombose, Kopf-

Fall 2: Ja. J., m, 45 a

Fall 3: Ni.W.,m, 39 a

Fail 4: Kr.H., f, 45 a

Fall 5 : Se. J., m, 36 a

pankreatitis

(Status post B II), Milzvenenthrombose, Pankreaszyste

(Verdacht auf Cardia- Ca), Milzvenen- thrombose, chron. Pankreatitis

(Verdacht auf Shunt- thrombose bzw. Stress- Ulkus), Milzvenen- thrombose

Milzvenenthrombose, Pankreaskopfzyste

(B II), Splenektomie

g.-i. Blutung, Gewichts- Fundusvarizen, Splenektomie, Zysto- verlust, Inappetenz normale Milz Jejunostomie

g.-i. Blutung, epigastr. Splenomegalie Splenektomie, Pan- Schmerzen, Gewichts- (P.: 30 cm Wasser), kreasschwanzresektion verlust Fundusvarizen

Splenomegalie (P.: 48 cm Wasser), Fundusvarizen

g.-i. Blutung, Schmerzen (Oberbauch)

(Status post mesenteri- ko-kavalem Shunt), Splenektomie

g.-i. Blutung (?) Fundusvarizen, Pankreato- epigastr. Schmerzen, normale Milz zystoduodenostomie Gewichtsverlust

Fiillen, die eine Blutung durchgemacht haben, war die Cisophagoskopie unauff~illig, bei der Magen-Darmpas- sage wurden nur einmal Magenfundusvarizen diagnosti- ziert. Angiographisch stellten sich jeweils Fundusvarizen, aber keine Osophagusvarizen dar, die f~ir die Blutung verantwortlich waren. Bei 2 Patienten wurde ausw~irts eine Magenresektion ohne Na&weis einer Blutungsquelle durchgefiihrt (Fall 1 und 2). Die Problematik der dia- gnostischen Interpretation veranschaulichen die Pafien- ten 3 und 4 ;

Fall 3: Ein 39j~ihriger Mann wird wegen Verdachtes auf ein blutendes Funduskarzinom eingewiesen. Die t~sophago- skopie unauff~llig, das Magenr/Sntgen schien den ausw~.rts er- hobenen Befund zu besr~tigen (Abb. 3). Operation: Im Magen- fundus ist das Schleimhautrelief gewulstet, ein Tumor liegt nicht vor. Die Messung des ileoterminalen Druckes zeigt einen unauffiilligen Wert von 12cm Wasser, w~.hrend der intra- splenische Druck mit 30cm Wasser deutlich pathologisch ist. Das intraoperative Splenoportogramm zeigt eine Milzvenen- thrombose mit ausgedehnten Fundusvarizen, die im Magen- r/Sntgen einen malignen Tumor vort~uschen (Abb. 4).

Fall 4: Bei einer 45j~.hrigen Frau wird 1965 wegen einer Pfortaderthrombose mit Varizenblutung eine mesenteriko-ka- vale Anastomose angelegt. 7 Monate sp~iter sind die i~so- phagusvarizen zuriickgebildet und die Patientin ist im wesent- lichen beschwerdefrei (Abb. 5). Erneute Aufnahme mit Iebens- bedrohlicher H2imatemesis im Rahmen einer Meningitis im Juni 1971, so dab zuerst eine Stressblutung vermutet wurde. Die Osophagoskopie war wieder negativ, im sp~i~er durchge- fLihrten Magenr6ntgen wurde nur der Ve'rdacht auf Fundus- varizen ausgesprochen. Das preoperative Splenoportogramm best~.tigte diesen Verdacht und zeigte eine Milzvenenthrom- bose mit Fundusvarizen und ausschliefflich hepatopetalem Kollateralkreislauf bei gut funktionierendem Shunt (Abb. 6).

Alle Patienten dieser Gruppe mit Varizenblutung wurden, mit einer Ausnahme (Fall 5), splenektomiert. Die F~ille 1, 2 und 4 ausschliei~lich wegen der Blutung, Fall 3 auch im Rahmen der Grundkrankheit. Bei Fall 5 erschien wegen der noch zu frischen pankreatitischen Ver~inderungen, die zu einem entzLindlichen Konglome- rattumor - - gebildet aus Pankreasschwanz, Magen, Kolon und Milz - - gef/_ihrt h2ben, das 1Lisiko der Splen- ektomie zu hoch, weswegen sie unterlassen w urde.

Bei 6 yon 1I Patienten wurde die s. p. H. im Rahmen der Diagnose der Grundkrankheit festgestellt (Tab. 2) und hatte bis zum Zeitpunkt der Aufnahme zu keiner Varizenblutung gefiihrt, obwohl bei 4 Patienten ein aus- gepr~.gter Kollateralkreislauf iiber Fundusvarizen und bei 2 gleichzeitig auch iiber Osophagusvarizen bestand (Fall 6 und 9). Bei Fall 8 und 11 war zwar der intra- splenische Druck erhSht (25 bzw. 26 cm Wasser), aber kein Kollateralkreislauf ausgebildet, obwohl bei Fall 8 eine Splenomegalie vorlag und auch ein Abfluf~hindernis infolge Milzvenenstenose gefunden wurde (Abb. 7). Die F~ille 6, 7, 9 und 10 wurden im Rahmen der Sanierung der Grundkrankheit, die eine linksseitige Pankreatek- tomie erforderlich machte, gleichzeitig splenektomiert, bei Fall 8 (Zystendrainage) und Fall 11 (Resektion des lin- ken Leberlappens) haben wir wegen des fehlenden Kol- lateralkreislaufes keine Indikation zur Splenektomie gesehen.

Besprechung

Es hat sich gezeigt, daf~ die Abkl~.rung einer gastro- intestinalen Blutung, die durch eine s . p .H , verursacht wird, mit dem konventionellen Magen-DarmrSntgen

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Abb. 4. [ntraoperatives Splenoportogramm bei Fall 3: Fun- dusvarizen und ausschlieJ3lich hepatopetaler Kollateralkreis- lauf .

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Abb. 6. Fall 4, pr;:ioperatives Splenoportogramm mit Milz- venenthrombose, Fundusvarizen und ausschliefllich hepato- petalem Kollateralkreislauf bei gut funktionierendem mesen- teriko-kavalem Shunt.

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Abb. 5. Rechts: OsopbagusrSntgen bei Fall 4 mit Pfort- aderthrombose und C)sophagusvarizenblutung. Links 7 Mo- hate nach mesenteriko-kavalem Shunt sind die Osophagus- varizen zuriickgebildet.

Abh. 7. Parietale Milzvenenthrombose und Kornpression der Pfortader bei Pankreatitis und grofler Pseudozyste im Kopfbereich. Es hesteht eine SplenornegaIie, ein erhShter intrasplenischer Druck (25 crn Wasser), aber kein Kollateral- kreislau~.

5 2 Acta chir, Austriaca 1972 Heft 3

Tab. 2. Ubersicht iiber Symptomatik; Mani[estationsart, Diagnose und Therapie bei 6 Patientent ohne gastrointestinale Blutung.

Patient Symptomatik Manifestation Diagnose Therapie

Fall 6: El. A., m, 32 a Epigastr. Schmerzen, Splenomegalie, Milzvenenthrombose, Gewichtsverlust Osophagusvarizen, chron, rez. Pank~eatitis

Fundusvarizen

Fall 7: Wi.K., m, 32 a Oberbauchschmerzen, Splenomegalie, Milzvenenthrombose, Gewichtsverlust Fundusvarizen kalzifizierende Pan-

kreatitis

Fall 8: H. U., m, 40 a Epigastr. Schmerzen, Splenomegalie, Partlelle Milzvenen- Gewichtsverlust Milzvenenstenose thrombose, Pankreas-

pseudozyste

Fall 9: Ni. E., f, 62 a Oberbauchschmerzen, Splenomegalie, Milzvenenthrombose, Brechreiz Osophagusvarizen, chron, rez. Pankreatitis

Fundusvarizen

Fall. 10: Pa. G., 43 a Erbrechen, Splenomegalie, Milzvenenthrombose, Gewichtsverlust Fundusvarizen Pankreasschwanzzyste

Fall 11: Ja. P., f, 58 a Epigastr. Schmerzen, Normale Milz, Haemangioma caver- Gewichtsverlust passagere Milzvenen- nosum (linker Leber-

Kompression lappen)

Splenektomie, Pankreasschwanz- resektion

Splenektomie, Pankreasschwanz- resektion

Zystendrainage

Splenektomie, Pankreasschwanz- resektion

Splenektomie, Pankreasschwanz- resektlon

Resektion des linken Leberlappens

selten, mit der Osophagoskopie praktisch nicht m~glich ist. Die Fundusvarizen lassen sich meist nur angiogra- phisch, sei es in der venSsen Phase einer Z/51iakographie oder mittels Splenoportographie, darstellen. Zum Nach- weis eines erh/Shten intrasplenischen" Druckes ist aber die Milzpunktion unerl~it~lich. Die Bestimmung des ileoter- minalen Druckes dagegen ~iberfll.issig. Damit die gastro- intestinale Blutung nun endgiiltig auf die so diagnosti- zierte s. p. FL zur/.ickgeftihrt werden kann, ist eine ge- naue intraoperative Exploration der Eingeweide zum Ausschluf~ eventueller anderer Blutungsursachen uner- l~/i~lich.

Ats Tberapie der s. p. H. im Rahmen einer isolierten Milzvenenthrombose ist die Splenektomie bei bereits aufgetretener Varizenblutung die Methode der Wahl und sollte entweder akut oder nach iiberstandener Blutung im Intervall so friih wie m~Sglich ausgef~ihrt werden. Die prophylaktische Splenektomie, d.h. Splenektomie ohne vorangegangene Varizenblutung, ist unserer Ansicht nach nur bei nachgewiesenem Kollateralkreislauf vom krania- len Typ (Fundus- oder/und Osophagusvarizen) indiziert. Dementsprechend haben wir uns bei unseren einscht~gi- gen Patienten mit n achgewiesenem Kollateralkreislauf grunds~tzlich zur Splenektomie entschlossen, die hier die Sanierung des Grundleidens (linksseitige Pankreatek- tomie) noch erleichterte. Im Fall 8 und 11 haben wir wegen des fehlenden Kollateralkreislaufes nicht splenek- tomiert. Die weitere Beobachtung wird es zeigen, ob unser Verhalten richtig war oder ob die Splenomegalie nicht doch s&lie~lich zur Ausbildung von Kollateralen mit nachfolgender Varizenblutung ffihrt.

Das Auftreten einer Splenomegalie ist auch bei kom- plettem Verschluf~ der V. lienalis nicht in allen F~illen obligat. So war bei 3 Patienten mit voll ausgebildetem Kollateralkreislauf und bis auf 60 cm Wasser erh/Shtem intrasplenischen Druck die Milz ann~ihernd normal groiL Damit scheint wieder best~itigt, dal~ die Ursachen einer Splenomegalie keineswegs nur in der ven~Ssen Stauung zu suchen sind. Welche Gri~nde letztlich fiir die unter- schiedliche MilzvergriSl~erung verantwortlich sind, ist ebenso unbekannt wie der unmittelbare Zusammenhang zwischen Splenomegalie und Hypersplenismus. Wenn der Hypersplenismus nur durch Sequestration der zellu- Eiren Blutelemente in der Milz verursacht w~re, miit~ten Splenomegalie und Depression der Blutzellen stets gleich- zeitig auftreten, was abet bei unserem Krankengut nicht zutrifft. Marko[] und Hamelmann haben empfohlen, den Hypersplenismus weniger nach der Anzahl der Blut- zellen als vielmehr klinisch ha& dem Grad der h~imor- rhagischen Diathese und der Infektanfiilligkeit zu be- urteilen. Wit selbst sahen nur 2mal eine Erniedrigung der Thrombozyten und Leukozyten, die m/Sglicherweise auf diesen Mechanismus zur~ickzuftihren war. Von die- sem Gesichtspunkt aus ergab sich bei unseren Patienten mit s. p. H. keine Indikation zur Splenektomie.

Wesentlicher als der Hypersplenismus scheint nach neueren Untersuchungen von Garnett u. Ma. der Einfluf~ der Splenomegalie auf das Herzzeitvolumen zu sein. Durchfluf~messungen haben gezeigt, dai~ normalerweise 1 ml/g/min durch die Milz flief~en. Abh~ingig yon der MilzgrSf~e (in Gramm) kann es d~durch aber zu einer Steigerung des Durchflusses bis zu 3000 ml/min kommen,

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was nahezu einer Verdoppetung des Herzzeitvolumens entspricht. Ursache dafiir soll ein intrasplenischer arterio- ven6ser Shuntmechanismus sein. Diese Beobachtungen konnten wit bisher no& nicht best~itigen. Sie haben die Indikationsstellung zur Splenektomie nicht beeinflui~t.

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Anschrift der Ver~asser: Prof. Dr. A. Fritsch und Dr. J. Funovics, I. Chirurgische Universiditsklinik, und Dr. G. Lech- net, RSntgenstation der Klinik, Alser Strafle 4, A-1090 Wien IX.

kalte Flecken. Vor Ausbildung eines Wundschorfes und an Stellen, wo im Wundschorf Defekte aufgetreten sind, imponieren die unbedeckten Wundfl~.chen kalt. Uber einem Wundschorf wird eine erh~Shte Wiirmeabstrahlung beobachtet.

Die Wundfliiche weist gegen die umgebende Haut zu ein schmales, w~irmeres Areal auf. Die Haut selber durch ein kaltes, 1 bis 2 mm .brei.tes Areal gegen die WurLde ab- gegrenzt. Sobald sich ein Epitheisaum gebildet hat, ist dieser wesentlich w~irmer als die iibrigen benachbarten Areale.

Der prognostische Wert dieser Befunde wird diskutiert.

Summary

In order to study the thermographic appearance of fresh wounds and of older healing wounds a ring, 2 em broad, surroun'ding ,a disc of 3 cm diameter, was excised from the dorsal skin of 7 rabbits. Wound sur- faces, covered by devitalised skin appear as cold spots. Before a wound scab .is formed ~nd at sites of defective wound scabs the uncovered surfaces are cold. Above wound scabs higher temperatures are measured.

The edges of the wound are surrounded by a thin warm area adjacent to the skin. The skin edges them- selves bear a cold margin of 1 to 2 mm broadness. New epithelium is warmer than all adjacent surfaces. The prognostic value of these observations is discussed.

Aus der R~Sntgenabteilung (Leiter: Dr. H. Pokieser) der I. Me- dizinischen Universit~tsklinik (Vorstand: Prof. Dr. E. Deutsch) und der Abteilung fiir Experimentelle Chirurgie (Leiter: Prof. Dr. R. Gottlob) der 1. Chirurgischen Universit~tsklinik (Vor- stand: Prof. Dr. P. Fuchsig) Wien

Thermograph ische Untersuchungen der Hautdurchblutung bei chirurgischen Eingri f fen *) Ih Die Wundheilung im Tierexperiment

Von R. Strassl, R. Gottlob und A. Berger

Zusamrnenfassung

Am Riicken von 7 Kar~inchen wurde ei, n 2 cm breiter Hautstre~fen, der ein rundes, 3 cm im Durchmesser hal- tendes Hautareal umgab, exzidiert. Die thermographi- schen Verh~ilmisse der frischen und der heilenden Wunde wurden studiert.

Wundfliichen, die von einem devitalisierten Hautlap- pen bedeckt sind, erscheinen im Thermographiebild als

*) Mit Unterstiitzung des Forschungsrates zur F/Srderung der wissenschaftlichen Forschung in Osterreich, Nr. 189.

Die Infrarotthermographie wird seit etwa 15 Jahren in der Medizin angewendet~ Das Verfahren bietet den Vorteil, die yon der Objektoberfl~iche abgestrahlte W~irmeenergie direkt fiir die Bildgewinnung verwenden zu k6nnen. Ein Kontakt mit der Oberfl~.che oder ein Anstrahlen mit einer speziellen W~irmequelle ist nicht erforderlich.

Im folgenden sollen Untersuchungen iiber die Wund- heilung mit dieser Methode der Infrarotthermographie wiedergegeben werden, da iiber solche Untersuchungen bisher nur wenige Berichte vorliegen (3, 4, 5, 6).

Methode

Setzen von Wunden

Bei Gelbsilberkaninchen wurden der R~icken und die Flankengegend sowie die laterale Thoraxpartie rasiert. Unter Neurolept-An~isthesie wu~den zun~.chst 2 konzen- trische Kreise mit Farbstoff median am Riicken aufge- zeichnet. Die Durchmesser dieser Kreise waren 3 und 5 cm. Mit einer Hautschere wurden nun diese beiden Kreise ausgeschnitten, so daf~ ein 2 cm breiter Hautring entfernt wurde, eine zentrale Hautinsel blieb bestehen. Unmittelbar nach Abtragen der Haut kam es zur Retrak- tion derselben, so daf~ der Wundring nahezu doppelt so grof~ wurde. Die Wunden wurden nicht verbunden,

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