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Aur dem Lander-Veterinarunt?ersuchungsamt fur Rheinland-Pfalz in Koblenz Direktor: Privatdozent Dr. Karl Fritzsche Zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben Von K. FRITZSCHE Mit 1 Abbildung a) Einleitung In den Nachkriegsjahren hat der Reisetaubensport sowohl in Deutschland als auch in den Nachbarlandern eine ungeahnt groi3e Verbreitung gewonnen. Erfreulicherweise suchen damit viele Menschen, besonders in den Stadten, einen Ausgleich gegenuber der Technik. Die Schaffung eines ,,Toto" im Reise- taubensport liei3 diesen noch popularer werden. Mit der Massierung der Taubenbestande - es gibt in der Bundesrepublik Deutschland allein etwa 80 000 organisierte Reisetaubensportler mit schatzungsweise 4 Millionen Tauben - haben sich naturgemafl auch die Infektionskrankheiten entsprechend verbreiten konnen, insbesondere die Trichomoniasis, die Salmonellosis und die Erkrankungen der Atemwege. Diese Krankheiten beanspruchen damit heute eine erhohte Beachtung von veterinarmedizinischer Seite, um den oft recht betrachtlichen Verlusten in den Taubenbestanden entgegenzuwirken. Die praktische Bedeutung des Problems kann man leicht an den zahlreichen Stellungnahmen und Anfragen in den Zeitschriften fur Reisetaubenkunde er- mitteln, wo insbesondere uber die Bekampfung der Trichomoniasis (,,gelber Knopf ") laufend diskutiert wird, ein Zeichen, dai3 die bisherigen Methoden wohl haufig nicht befriedigen konnten. Das Endziel der Therapie sollte do& nicht nur eine klinische Besserung oder ein voriibergehendes Verschwinden des Krankheitsbildes, sondern moglichst eine restlose Vernichtung der Tricho- monaden in der Taube sein, urn wirkliche Dauerheilungen zu erreichen. Die Li tera t u r iiber die Trichomoniasis der Tauben und ihre Be- kampfung ist sehr umfangreich, und die Erforschung der Biologie dieser Flagellaten, der Symptomatologie, der pathologischen Anatomie und der Pathogenese nach naturlichen und kunstlichen Infektionen diirfte weitest- gehend als abgeschlossen zu betrachten sein. Aber auch die bisher durchgefuhr- ten Versuche zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben sind nicht weniger umfangreich, aber leider fur die Praxis nicht befriedigend. Hier kann nicht eine wiederholte Einzelbehandlung das letzte Ziel sein, da diese zu zeit- raubend und kostspielig ist, und die Tiere dabei leicht verschuchtert werden. Die optimale Therapie kann nur durch eine Medikation iiber das Trinkwasser erreicht werden, da eine solche mit dem Kornerfutter sehr schwierig und prak- tisch kaum moglich ist. Bei der Verabreichung von wasserloslichen Medika- menten ist weiter zu beachten, dai3 Tauben im Gegensatz zu dem anderen

Zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben

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Page 1: Zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben

Aur d e m Lander-Veterinarunt?ersuchungsamt fur Rheinland-Pfalz in Koblenz Direktor: Privatdozent Dr. Karl Fritzsche

Zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben

Von

K. FRITZSCHE

Mit 1 Abbi ldung

a) Einleitung In den Nachkriegsjahren hat der Reisetaubensport sowohl in Deutschland

als auch in den Nachbarlandern eine ungeahnt groi3e Verbreitung gewonnen. Erfreulicherweise suchen damit viele Menschen, besonders in den Stadten, einen Ausgleich gegenuber der Technik. Die Schaffung eines ,,Toto" im Reise- taubensport liei3 diesen noch popularer werden. Mit der Massierung der Taubenbestande - es gibt in der Bundesrepublik Deutschland allein etwa 80 000 organisierte Reisetaubensportler mit schatzungsweise 4 Millionen Tauben - haben sich naturgemafl auch die Infektionskrankheiten entsprechend verbreiten konnen, insbesondere die Trichomoniasis, die Salmonellosis und die Erkrankungen der Atemwege. Diese Krankheiten beanspruchen damit heute eine erhohte Beachtung von veterinarmedizinischer Seite, um den oft recht betrachtlichen Verlusten in den Taubenbestanden entgegenzuwirken. Die praktische Bedeutung des Problems kann man leicht an den zahlreichen Stellungnahmen und Anfragen in den Zeitschriften fur Reisetaubenkunde er- mitteln, wo insbesondere uber die Bekampfung der Trichomoniasis (,,gelber Knopf ") laufend diskutiert wird, ein Zeichen, dai3 die bisherigen Methoden wohl haufig nicht befriedigen konnten. Das Endziel der Therapie sollte do& nicht nur eine klinische Besserung oder ein voriibergehendes Verschwinden des Krankheitsbildes, sondern moglichst eine restlose Vernichtung der Tricho- monaden in der Taube sein, urn wirkliche Dauerheilungen zu erreichen.

Die L i t e r a t u r iiber die Trichomoniasis der Tauben und ihre Be- kampfung ist sehr umfangreich, und die Erforschung der Biologie dieser Flagellaten, der Symptomatologie, der pathologischen Anatomie und der Pathogenese nach naturlichen und kunstlichen Infektionen diirfte weitest- gehend als abgeschlossen zu betrachten sein. Aber auch die bisher durchgefuhr- ten Versuche zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben sind nicht weniger umfangreich, aber leider fur die Praxis nicht befriedigend. Hier kann nicht eine wiederholte Einzelbehandlung das letzte Ziel sein, da diese zu zeit- raubend und kostspielig ist, und die Tiere dabei leicht verschuchtert werden. Die optimale Therapie kann nur durch eine Medikation iiber das Trinkwasser erreicht werden, da eine solche mit dem Kornerfutter sehr schwierig und prak- tisch kaum moglich ist. Bei der Verabreichung von wasserloslichen Medika- menten ist weiter zu beachten, dai3 Tauben im Gegensatz zu dem anderen

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Hausgefliigel sehr geschmacksempfindlich gegen Bitterstoffe sind, und dai3 sie erst bei groatem Durst zogernd an geschmacklich starker abweichende Losun- gen herangehen. Insbesondere alte, erfahrene Tauber dursten mehrere Tage und loschen dann nur den schlimmsten Durst, wobei sie dann zu wenig von der Losung und damit therapeutisch nicht ausreichende Mengen aufnehmen. Das sind Umstande, die bisher oft wenig beachtet wurden, von denen aber letzten Endes der Erfolg abhangt.

b) Die Verbreitung der Taubentr ichomonaden und ihre Pathogenitat

Grundsatzlich mug man bei den Tauben eine latente Infektion und eine solche mit klinischen Krankheitssymptomen unterscheiden. Beide Formen konnen jederzeit wechseln; besonders wahrend der Brutsaison gibt eine latente Infektion der Zuchttauben ofter Veranlassung zu schweren klinischen Er- krankungen bei den Nestjungen in Form des ,,gelben Knopfes". Fur den Ein- satz der Therapie ist es also von Bedeutung, mit welcher Verbreitung der Trichomonaden in den Taubenbestanden zu rechnen ist. Von Interesse sind hier nur die Trichomonaden im Rachen und Kropf der erwachsenen Tauben (Trichomonas gallinae [STABLER]).

Die latente, subklinische Infektion ist weitaus haufiger als die klinisch erkennbare. Die Umstande, die zur Pathogenitat der Trichomonaden fiihren, sind nicht sicher bekannt. In der Literatur gibt es mehrere Hinweise uber die Verbreitung der Trichomonadeninfektion unter den Taubenbestanden, auf die hier kurz eingegangen werden soll.

Umfangreiche Untersuchungen uber das Vorkommen der Trichomoniasis beim Geflugel hat SCHAAF (14) angestellt. Er weist auf die starke Verbreitung unter den Taubenbestanden hin und lehnt die Ansi'cht ab, die Taubentrichomonaden als harmlose saprophytare Parasiten zu betrachten, da man auch rnit solchen von klinisch gesunden Tieren die kiinstliche Krank- heit mit allen Erscheinungsformen erzeugen kann. Systematische Untersuchungen iiber die Verbreitung der Trichomonaden fiihrte auch OEHLKERS (13) bei 828 gesund erscheinenden, erwachsenen Tauben verschiedener Herkunft durch, wobei er bei 56,6O/o im Rachenschleim Trichomonaden fand. Die Tiere stammten auch aus Schlagen, in denen niemals bisher Ver- luste bei Jungtauben durch gelben Knopf eingetreten waren. Sehr exakte Untersuchungen uber die Verbreitung der Trichomonaden unter den Taubenbestanden fuhrte Bos (1) in Holland durch, wobei er feststellte, dafl 73 bis 82O/0 der Tauben in gesunden und infizyerten Schlagen Trichomonadentrager in der Schnabel- und Kehlhohle waren, unabhangig davon, ob unter den Jungtauben ,gelber Knopf" aufgetreten war oder nicht. Er stellte ferner fest, dad Einzeltiere spontan trichomonadenfrei werden und bleiben. Er untersuchte mikroskopisch und kulturell und glaubte, dafl durch die kulturelle Untersuchung di'e Zahl der positiven Falle sich wesentlich erhohte. MENNEMEIER (10) fand durch Rahenabstriche bei Rassentauben 85O/o und bei Reisetauben bei 695 Tieren = 66,3'/0 Trichomonadenbefall.

Sehr umfangreiche und griindliche Untersuchungen iiber die Verbreitung und Bedeutung der Trichomonaden hat GEHRLEIN (8) durchgefuhrt. Durch Rachenabstriche prufte er im Jahre

1951: 524 Tauben rnit 66,79O/o Befall, und im Jahre 1952: 532 Tauben rnit 70,86% Befall.

Er unterschied ferner nach Rassen und Linienzuchten. Einen Zusammenhang zwischen dem Grad der Hygiene in den Bestanden und den Befallsprozenten konnte er nicht ermitteln. Die hochsten Befallsprozentsatze (uber 70°/o) fand er in Bestanden rnit Inzucht und Inzest- zucht. Ferner prufte er den Einflufl der Taubenfarben ,,blau" und ,rot" bei den Reisetauben auf den Befallsgrad und konnte bei den ,Rotgruppen" stets eine hohere Befallsziffer er- mitteln, auch war die Befallsstarke solcher Tiere grofler. Jahreszeitlich fand er in den Monaten Marz und erste Aprilhalfte kaum Trichomonaden im Rachenraum der Tiere, wahrend in den Monaten April (2. Halfte) und Mai der Befall stark ansti'eg, um dann bis August auf gleiher Hohe zu bleiben und dann wieder stark abzufallen. Starkste Anfalligkeit sowohl fur den Befallsgrad der Zuchttauben als auch fur die Erkrankungen der Jungtauben an ,,gelbem Knopf" fand er in der ,,roten" Familie der Bricoux.

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Bei meinen, grundsatzlich der Therapie gewidmeten Untersuchungen iiberprufte ich naturlich auch durch mikroskopische Untersuchungen den Be- fall der in die Versuche einbezogenen Bestande und stellte dabei folgende Befallsgrade in Reisetaubenbestanden fest:

B e s t a n d :

Hi Stb

MU Fri Me Pii VO Ack

Jack

T i e r z a h l : 27 43 34 30

8 24 62 68 19

insgesamt 315

B c f a l l s p r o z e n t s a t z : 45 51 86 95 90 75 90 95 52

Durchschnitt 75,4O/o

Die Ergebnisse stimmen also im Durchschnitt mit Bos uberein, obwohl ich nur mikroskopisch untersuchte, und in 4 Bestanden fand ich sogar einen 900/oigen und hoheren Befall. Ich fuhre das auf meine Untersuchungstechnik zuruck, die ich im Abschnitt ,,Diagnostische Methoden" darlegen werde.

An Urnstanden, die unter naturlichen Verhaltnissen zur Pathogenitat bei Jungtauben fuhren, nennt SCHAAF erbmafiig bedingte, konstitutionelle Fak- toren, ferner unhygienische, kalte, vor Zugluft ungeschutzte Taubenstalle, zumal sich die Erkrankungen in den kalten und feuchten Monaten haufen. MIESSNER und HANSEN (12) halten das jungere Tier eines Geleges fur an- falliger, weil es beim Futtern oft durch das altere und starkere verdrangt wird. Eine Rolle spielen ohne Zweifel kleine Verletzungen im Rachen der Jungtauben, die durch harte spitze Steinchen oder Korner hervorgerufen wer- den und den Trichomonaden einen gunstigen Angriffspunkt geben. FLORENT ( 6 ) betont auch meiner Ansicht nach mit Recht, dafl durch nicht vollwertige Ernahrung Stoffwechselstorungen entstehen konnen, die die Pathogenitat der Trichomonaden fordern. Sehr umfangreiche Untersuchungen konnten natur- lich nur eine solche These stiitzen. MENNEMEIER (10) halt einen Mange1 an Vitamin A und Spurenelementen fur sehr bedeutend bei der Entstehung des klinischen Krankheitsbildes. Er beobachtete die schwersten Erkrankungen bei den ersten Bruten, wo die Alttauben haufig den Bedarf beim Feldern noch nicht decken konnen, weil die Vegetation noch nicht ausreichend ist. Sowohl SCHAAF wie FLORENT sind auf Grund von Befunden der Ansicht, dai3 ver- mutlich auch bakterielle oder Virusinfektionen Wegbereiter der Trichomona- den-Pathogenitat sein konnen. Kunstlich kann man nach STABLER (1 8) Tricho- monadenstamme durch fortlaufende Passagen uber Jungtauben aus gesunden Bestanden in ihrer Pathogenitat betrachtlich steigern. GEHRLEIN (8) halt folgende Umstande fur die Pathogenitat fur ausschlaggebend: 1. Die Menge der im Schnabel- und Rachenschleim vorhandenen Erreger ist

ubermaflig stark. 2. Die Lebensstarke der Parasiten ist im Augenblick der Ansteckung gegen-

uber der vorgefundenen Widerstandskraft sehr hoch. 3. Das betreffende Wirtstier gehort einer besonders empfindlichen Tauben-

familie an. 4. Es findet eine Superinfektion sehr lebensstarker Trichomonaden statt. 5. Das befallene Tier ist in einem kritischen Lebensabschnitt (nestjung oder

in erster Mauser).

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Aber auch bei einem Teil der erwachsenen Tauben, die Trichomonaden- trager sind, treten a l l g e m e i n e u n d s p e z i e l l e S y m p t o m e auf, die durch die Pathogenitat der Trichomonaden bedingt sind. GEHRLEIN (8) be- richtet von Flugunfahigkeit, FIEVEZ (5) erwahnt erhohtes Durstgefuhl, Ab- geschlagenheit und Mange1 an Fluglust, besonders bei Reisetauben. Schlechte Flugergebnisse fuhrt er im allgemeinen bei 2 / 3 der Falle auf starken Tricho- monadenbefall zuriick. Bei hochwertigen Reisetauben fand er niemals einen mittelgradigen oder starken Trichomonadenbefall. Die Angaben von FIEVEZ mui3 ich auf Grund meiner Feststellungen bestatigen. FIEVEZ berichtet ferner, daf3 er in jedem Taubenschlag Tiere mit kleinen, harten Nekroseherdchen am Gaumen (Rachenpapillen und Rachenschleimhautblatter) f and, die bei grober Betrachtung leicht ubersehen werden konnen. Nach seiner Ansicht handelt es sich um ,,alte Trichomoniasisschaden", wobei naturlich Taubenpocken klinisch ausgeschlossen werden mussen. Ich habe bei meinen Untersuchungen auch sehr viele solcher stecknadelkopfgroflen Nekroseherdchen an den Rachenpapillen bei den Tieren vor der Sanierung der Bestande gesehen und sehr viele mikro- skopisch untersucht. Sie enthielten teils zahlreiche Trichomonaden, teils waren sie trichomonadenfrei.

In sanierten Bestanden fand ich keine derartigen feinen Nekroseherde mehr. Es handelt sich dabei also um einen ,,gelben Knopf in Miniaturform". GLOAR (9), zitiert nach MENNEMEIER. halt solche Veranderungen auf Grund histo- logischer Untersuchungen evtl. als Ausdruck eines Vitamin-A-Mangels.

c ) Diagnostische Methodik Die klinische und pathologisch-anatomische Diagnostik beim ,,gelben

Knopf" der Jungtauben wurde ausfuhrlich von Bos (I) , MIESSNER und HAN- SEN (1 2) und FLORENT ( 6 ) beschrieben. Eine Wiederholung erubrigt sich daher. Im Rahmen meiner Arbeit interessiert ja auch nur die Diagnose der latenten Dauertrager unter den Alttauben, um deren Sanierung ich mich speziell be- muhte. Wie im Abschnitt b) dargelegt wurde, bedienten sich die dort genann- ten Autoren bei der D i a g n o s t i k m i t A b s t r i c h e n mit weichen oder harten Spachteln zur Gewinnung von Schleim aus der Schnabel- oder Rachen- hohle und anschlieflender mikroskopischer Untersuchung im Nativpraparat und notigenf alls der anschlieflenden kulturellen Prufung des entnommenen Materials. Bei dieser Technik mui3 man voraussetzen, dai3 die Schnabel- und Rachenhohle Lieblingssitze der Trichomonaden sind, was von diesen Autoren nicht nachgewiesen wurde. Man sollte doch vielmehr annehmen, dafl das dauernd feucht-schleimige Medium im Kropf ein vie1 besseres Reservoir dar- stellt. FIEVEZ (5) bediente sich beim Trichomonadennachweis wohl zuerst der Kropfabstriche, indem er Watte auf die Klemmen einer gewohnlichen Pinzette rollte und diese durch die Schnabelhohle bei gestrecktem Kopf in den Kropf zur Schleimgewinnung einfuhrte. Einen ausgeprei3ten Tropfen aus der Watte priifte er mikroskopisch und fand in 800 /0 der Schlage 65 bis 8Oo/o Parasiten- trager. Manche Schlage waren 100°/o befallen, kein Bestand zeigte weniger als 5oo/o Befall. Bei seiner Technik stellte er bei wiederholten Untersuchungen derselben Tiere nur geringe Unterschiede im Invasionsgrad fest.

Diese Technik versuchte ich noch zu verbessern, indem ich keine Pinzette nahm, von der man zu leicht im Kropf den Wattetupfer verliert, sondern eine mittelstarke Sonde mit einer Use, durch die man die Watte durchsteckt und durch Drehen kolbenformig abrundet und damit gut befestigt. Es hat sich ferner gezeigt, daf3 ein leichtes Anfeuchten dieses Wattetupfers mit physiol.

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NaC1-Losung sich sehr bewahrt, weil dadurch die Watte an der Sonde noch besser fixiert wird und das Abpressen eines Tropfens fur die mikroskopische Untersuchung nach der Schleimgewinnung leichter und schneller geht. Man kann ferner mit einem so prapariertem Tupfer grundlich die gesamte Innen- wand des Kropfes abstreifen. ohne Gefahr zu laufen. dai3 der Tupfer dabei

Abb. 1. Technik der Kropfschleim- Pro beentnahnie

verlorengeht, auch wenn Rachen und Schnabel- hohle dabei grundlich tangiert werden.

Ich mui3 ferner betonen, dai3 die Tauben bei der Schleimentnahme unbedingt nuchtern sein mussen; bei starker gefullten Kropfen gibt es sonst reichlich Fehldiagnosen. Die Ergeb- nisse von FIEVEZ und die meinigen stimmen praktisch bei dieser diagnostischen Technik uberein.

Unsere Technik erubrigt bei den hohen ermittelten Befallszahlen nach meiner Meinung auch die kulturelle Diagnose. Letztere durfte wohl nur noch beim Einzeltier in besonderen Fallen (Ankauf usw.) eine Rolle spielen. Die unterschiedlichen Befallsgrade der Schnabel- und Rachenhohle, die GEHRLEIN (8) in den Fruhjahrs-, Sommer- und Herbst-, sowie Win- termonaten ermittelte, beruhen nach meiner Ansicht darauf, dafl in den Friihjahrs- und Sommermonaten durch das Futtern der Jun- gen laufend Trichomonaden in die Schnabel- hohle gebracht werden, wodurch in dieser Zeit ihr Nachweis daselbst wesentlich leichter ge- lingt als in der anderen Jahreszeit. Diese These stutzt die oben von mir dargelegte Ansicht, dai3 nicht der Schnabel- und Rachenraum, son-

dern der Kropf das Hauptreservoir der Trichomonaden ist. Uber die K u l t u r d e r T r i c h o m o n a d e n i m k u n s t l i c h e n

M e d i u m zur Diagnostik oder Konservierung von Stammen ist in der ver- gangenen Zeit sehr vie1 gearbeitet worden. Es seien hier nur genannt: Bos (l), FLORENT (6), SCHAAF und SCHMITT (15), DIAMOND, L. S. (3), CAILLEAU, RELDA (2).

Zur Herauszuchtung von reinen Stammen aus Kropfschleim benutzte ich eine Bouillon, die wir hier auch fur Trichomonas-bovis-Kultur verwenden, mit sehr gutem Exfolg. Sie hat folgende Zusammensetzung:

Rinderbouillon pH 7,4-7,5 plus 20/0 Traubenzucker. Abfullen in Mengen von 4,5 ccm. Zugabe von 0,5 ccm Equiserin und 3 bis 4 Tropfen Streptomycinlosung.

Ein Uberimpfen ist jeden 2. bis 3. Tag notwendig.

d) Die bisherige Therapie

Die umfangreichsten Versuche in vitro und in vivo hat ohne Zweifel Bos (1) angestellt. Er prufte i n v i t r o nicht weniger als 50 verschiedene Mittel, wobei er auch trichomonadenspezifische Mittel wie DEVEGAN und

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CARBARSON einbezog. Sonst prufte er insbesondere Mittel gegen Trypano- somen, Amoben, Malaria, Spirochaten und solche zur allgemeinen Desinfek- tion und stellte die Verdunnungsgrade fest, die in kurzer Zeit die Trichomo- naden in physiologischer Kochsalzlosung oder Leberbouillon zum Absterben brachten. Dabei erschienen ihm verschiedene Quecksilberverbindungen wir- kungsvoll sowie Trypaflavin. Auch MIESSNER und HANSEN (12) und FLO- RENT ( 6 ) stellten solche Versuche an, wobei die ersteren das Sulfoliquid und FLORENT das Sublimat insbesondere pruften.

Bei den therapeutischen Versuchen i n v i v o priifte Bos die in vitro erprobten Mittel an Mausen und Tauben. Dabei mufite er erkennen, dafi er bei Mausen selbst mit starken Konzentrationen sonst in vitro in hohen Ver- dunnungen wirksamer Mittel keine therapeutische Wirkung erkennen konnte. An T a u b e n selbst pruften MIESSNER und HANSEN Sulfoliquid 0,5O/o, Kupfersulfat 0,5O/o, Sublimat 0,03 bis O , l O / o und Natronlauge 0,l bis l 0 /o . Sie empfahlen schliefilich trotz gewisser Mifierfolge 0,5O/o Sulfoliquid- oder 0,3'/0 Kupfersulfatlosung als alleiniges Trinkwasser anzuwenden. FLORENT konnte mit 0,050/0 Sublimatlosung die Tauben zwar trichomonadenfrei bekommen, aber er stellte dabei auch toxische Erscheinungen mit Darmkatarrhen fest. O,50/oige Schwefelsaure totete auch die Trichomonaden, aber schadigte dabei auch die Kropfschleimhaut. Bos versuchte dann im Hinblick auf die moglichen Schadigungen durch langere Aufnahme solcher Mittel mit dem Trinkwasser einen anderen therapeutischen Weg durch wiederholte Pinselung der Schnabel- und Rachenhohle sowie des vorderenTeilesdes Kropfes. Trotz gewisser Anfangs- erfolge erhielt er aber vie1 Rezidive, teils schon nach wenigen Tagen. Dadurch kam er schliefilich doch auch nebenbei zu Kropfspulungen mit Trypaflavin 1 : 200, die er mit den Pinselungen des Schnabel-Rachenraumes kombinierte. Mit Konzentrationen von 1 : 100 konnte er wohl die Befallsprozentsatze der Trichomonadentrager teils erheblich vermindern, aber vollig trichomonaden- frei bekam er mikroskopisch und kulturell keinen Versuchstaubenbestand. Er empfahl schliefilich fur die praktische Bekampfung eine Kur von 25 Tagen mit 9 Behandlungen durch Pinselungen mit Trypaflavinlosung 1 : 100. Es be- darf nach meiner Ansicht keiner grofien Diskussion, dafi eine solche Therapie zwar wissenschaftlich sehr wertvoll, aber praktisch kaum durchfuhrbar ist.

In neuerer Zeit (1952153) stellte MENNEMEIER (10) neben teils oben er- wahnten epidemiologischen Untersuchungen therapeutische Versuche mit an- deren Mitteln an, wobei er Penicillin, Streptomycinsulfat, Cialit und Os- maron-B priifte. Samtliche Praparate sind Produkte der Farbwerke Hoechst. Mit den ersten beiden Praparaten sah er keine Wirkung, was nicht verwun- dert, d a diese ja als bakteriostatische Mittel bei der Trichomonadenziichtung heute uberall Verwendung finden. Das Desinfiziens ,,Cialit" hatte zwar in der Verdunnung 1 : 10 000 eine brauchbare, aber bei einzelnen Tieren eine toxische Wirkung, so dai3 er es nicht empfehlen konnte. Schliefilich priifte er das ,,Osmaron-B" und fand bei 8tagiger Trinkwasserbehandlung mit der Konzentration von 1 : 700 einen 83O/oigen Behandlungserfolg bei mikrosko- pischer Priifung. Dabei sah er keine toxischen Wirkungen, er weist aber auf die grofie Abscheu hin, die die Tiere besonders in den ersten drei Tagen der Kur gegen die Osmaronlosung zeigen. Wohl waren die Erfolge, von rein praktischen Gesichtspunkten aus betrachtet, in Bestanden, die bisher regelmafiig unter ,,gelbem Knopf" der Jungtiere zu leiden hatten, recht befriedigend.

Etwa zur gleichen Zeit machte FIEVEZ (5) in Belgien therapeutische Unter- suchungen bei der Trichomoniasis der Tauben. Er priifte Sublimat und Kup- fersulfat nach, ohne zu neuen Ergebnissen zu kommen. Mit dem Praparat

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,,Arsebenyl", das er den Tauben niichtern in den Kropf in Menge von 50 mg in 10 ccm Wasser gelost applizierte, hatte er ahnliche Erfolge wie MENNE- MEIER mit Osmaron-B. Schliefilich iiberprufte er das von STABLER und MAL- LENTIN (16, 17) als wirksam nachgewiesene E n h e p t i n (2 amino-5-nitro- thiazol), das 20°/0 Reinprodukt enthalt, und das heute das Mittel der Wahl bei der Typhlo-hepatitis infektiosa der Puten (Blackhead) in prophylaktischer und therapeutischer Hinsicht ist, auf seine Wirksamkeit bei der Tauben-Tricho- moniasis. Er verwendete Dosen von 50 und 100mg Pulver per 0s 8Tage lang morgens niichtern und bekam die Versuchtstiere parasitenfrei. Bei der Behandlung im Taubenschlag selbst bemangelt er den betrachtlichen Brechreiz, den die Tabletten erzeugten, wodurch der Erfolg nicht selten in Frage gestellt wurde. Er gab deshalb die Tabletten nur niichternen Tieren ein und wickelte sie einige Zeit in Papier oder Tiicher ein, um das Erbrechen zu verhindern.

STABLER und MALLENTIN (17) selbst empfahlen Einzeldosierungen von 28 bis 45 mg/kg sieben Tage lang fiir Reisetauben. Die Dosis von 280 mgikg war letal bei Reisetauben.

2 u s a m m e n f a s s e n d lafit sich uber diesen Abschnitt sagen, dafl zweifellos sehr wertvolle Unterlagen fur die Bekampfung der Taubentricho- moniasis in den letzten beiden Jahrzehnten erarbeitet wurden, die eine prak- tische wirksame Therapie ermoglichen. Optimal wird aber nur die Methode sein, die - wie ich in der Einleitung erwahnte - moglichst alle Trichomo- nadentrager unter den erwachsenen Tauben saniert, und bei der das Mittel im Trinkwasser verabreicht werden kann, ohne dai3 die sehr empfindlichen Geschmacksnerven der Tauben zu sehr beansprucht werden.

e) Eigene therapeutische Versuche

1. Osmaron-B Meine ersten Versuche fuhrte ich mit der Osmaron-B-Losung 1 : 700

durch, wie sie von MENNEMFIER empfohlen wurde, um mir von der Behand- lungsmoglichkeit mit diesem Mittel ein Bild zu machen. Bei der Zubereitung der Losung mit kaltem Wasser fie1 mir zunachst eine schwere Loslichkeit des Konzentrates auf. Das Osmaron setzte sich am Grunde des Gefafles groi3ten- teils ab. Bei Nichtbeachtung dieses Zustandes besteht also die Moglichkeit, dafl die Tauben eine zu geringe Konzentration aufnehmen. Bei Losung des Osmaron-B in heii3em Wasser erfolgt eine gute Verteilung und kein Absetzen. Der Geschmack dieser Losung ist kratzend, bitter und noch lange Zeit hat man einen sehr unangenehmen Nachgeschmack. Kein Wunder, dai3 die im Ver- gleich zu Hausgefliigel geschmacklich so empfindlichen Tauben nur bei groatem Durst an eine solche Trinkwasserlosung herangehen und dabei nur die notig- sten Mengen aufnehmen, um den schlimmsten Durst zu loschen.

In 4 Bestanden prufte ich die Wirksamkeit des Osmaron-B, wobei die Tiere naturlich keinen Freiflug bekamen, um die Aufnahme anderen Trink- wassers zu verhiiten. Die Groi3e der Bestande betrug 60, 42, 38 und 6 Stuck. D a sich die Beobachtungen und Ergebnisse bei Anwendung dieser Osmaron- B-Losung mit anschlieflender mikroskopischer Prufung des Kropfschleimes (siehe Abschnitt c) im nuchternen Zustand 3 Tage nach abgeschlossener acht- tagiger Verabreichung in allen Bestanden vollig deckten, kann ich die Ergeb- nisse zusammenfassend wiedergeben: 1. Die Tauben nehmen freiwillig die Osmaronlosung nicht auf, sondern meist

erst nach I - bis hagigem Dursten und auch dann nur sehr zogernd.

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Nach 8tagiger Behandlung und einmaliger mikroskopischer Kropfschleim- prufung im nuchternen Zustand 3 Tage spater liei3en sich nur bei durch- schnittlich 15O/O der vorher als infiziert ermittelten Tiere keine Trichomo- naden mehr nachweisen. Bei den anderen Tieren war mikroskopisch geschatzt die Zahl der Trichomonaden etwas vermindert. Bei durchgefuhrten Kropfspulungen mit Osmaron-B-Losungen 1 : 700 rnit maximaler Kropffullung gelingt es auch nicht, samtliche Tiere trichomo- nadenfrei zu bekommen. Auch einer wiederholten Kropfspulung wider- stehen die Trichomonaden im Kropf bei einzelnen Tieren. Bei Untersuchungen in vitro wurden die Trichomonaden in Bouillonkul- turen mit einer Osmaronkonzentration von 1 : 1900 in 10 Stunden noch sicher abgetotet.

2.

3.

4.

Wenn MENNEMEIER (1 I ) bei seinen Prufungen von 59 Tieren 49 nach der Behandlung im Rachenschleim trichomonadenfrei fand und bei den restlichen 10 Tieren eine Verminderung des Befalles, so sehe ich eine Erklarung unserer unterschiedlichen Ergebnisse in der verschiedenen Untersuchungstechnik. MENNEMEIER priifte Rachenschleim und ich Kropfschleim. Der Ansicht von MENNEMEIER, daf3 der Rachen der Lieblingssitz der Trichomonaden ist, kann ich nicht zustimmen. Wie ich in dem Abschnitt c dieser Arbeit darzulegen ver- suchte, ist der Schnabel- und Rachenraum nur ein fakultativer Aufenthaltsort der Trichomonaden.

2. Enheptinpulver (20°/oige Vormishung) Die wenig befriedigenden Ergebnisse mit Osmaron-B veranlaflten mich

dann, weitere Versuche mit Desinfizientien abzubrechen. Nach Kenntnis der Untersuchungsergebnisse von STABLER u. MALLENTIN und FIEVEZ uber die gute Wirkung des E n h e p t i n (2 amino- 5 nitrothiazol), ein Produkt der Lederle Laboratories Division, American Cyanamid Company, New York, NY, prufte ich zunachst dieses gelbe, pulverformige Mittel, das eine 200/&e Vormischung des Reinproduktes darstellt. Nachdem heute E n h e p t i n in aller Welt als Spezifikum gegen die Typhlohepatitis infektiosa des Ge- flugels anerkannt wird, ist ja schon theoretisch auch mit einer guten Wirkung beim Trichomonadenbefall der Tauben zu rechnen, sofern man die Histo- monas meleagridis im Gegensatz zu den Feststellungen von ENIGK (4) als alleinigen Erreger def B 1 a c k h e a d ansieht. Dabei war mir - wie im Ab- schnitt a (Einleitung) dargelegt - klar, dai3 auch diese Therapie mit der Einzelbehandlung der Tiere noch nicht das letzte Ziel sein kann. Trotzdem wird man selbst in der Praxis nicht darauf verzichten wollen, wenn man damit die Tauben moglichst restlos frei von Trichomonaden bekommen kann.

STABLER u. MALLENTIN (17) empfahlen 7 tagliche Dosen von 28 mg/kg fur Reisetauben (350 g Durchschnittsgewicht). Grof3ere Rassen gaben sie 40 bis 45 mg/kg und erzielten in allen Fallen Trichomonadenfreiheit. Dosen von 280 mglkg wirkten todlich. Die therapeutischen Dosen lagen also weit unter den toxischen. Durchschnittlich gaben sie jeder Taube 10 mg taglich wahrend 7 Tagen. Sie experimentierten also mit dem Konzentrat. FIEVEZ (5) arbeitete mit der 20°/oigen Vormischung und gab teils 100 mg, teils 50 mg 8 Tage lang. Ferner variierte er die Behandlung und verabreichte 4 Tage lang 100 mg und 2 Tage 75 mg, wobei nur 1 Tier von 14 trotz wiederholter Be- handlung Trichomonadentrager blieb. Nachdem er Mii3erfolge in der Praxis erlebte, wenn das Mittel gesattigten Tauben verabreicht wurde, weil die Tiere bald danach erbrachen, liei3 er die Behandlung nur noch fruh nuchtern durch-

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fuhren und nur abends futtern. Durchschnittlich verabreichte er in der Praxis 2 Tage 100 mg und 6 Tage 50 mg in Tablettenform. Nur vereinzelt sah er bei sehr schwachen Tauben nervose Storungen als toxische Erscheinungen bei der genannten Dosierung. Nicht alle Bestande priifte FIEVEZ mikroskopisch nach, aber rein klinisch betrachtet waren die Erfolge luckenlos.

Vergleichend berechnet nach R e i n produkt Enheptin gaben also STAB- LER u. MALLENTIN pro Taube 10 mg und FIEVEZ 10 bis 20 mg pro die. Fur meine Versuche stand mir nur die 2OO/oige Vormischung zur Verfugung, wie sie auch FIEVEZ gebrauchte.

V o r v e r s u c h e : Nachdem mir zu Beginn meiner Versuche die von STABLER u. MALLENTIN soeben erwahnten toxischen Dosen noch nicht bekannt waren, gab ich 5 naturlich infizierten Jungtauben 500 mg Enheptin in Gela- tinekapseln ein. Das entspricht zufallig ungefahr der von STABLER u. MALLEN- TIN ermittelten toxischen Dosis des Reinproduktes. Alle 5 Tauben erbrachen nach ca. 3 Stunden die aufgelosten Kapseln und den Inhalt und frai3en die nachsten 2 Tage nicht, sondern trauerten, sie wurden aber trichomonadenfrei. (Prufung des Kropfschleimes.) Fur die weiteren Versuche entschloi3 ich mich zunachst zu einer Dosierung von maximal 150 mg in Form einer wai3rigen Suspension, die ich den Tieren nuchtern mit Trichter und einer entsprechenden Schlundsonde verabreichte. Mit der Suspension (in ca. 15 ccm Wasser) hoffte ich eine bessere Verteilung des Enheptin im Kropf zu erreichen und vielleicht auch eine Verminderung des Brechreizes, indem der lokale starke Reizeffekt

~

Jung-Taube Nr.

~

106

115

114

109

182

103

107

112

96

Mikroskopischer Befund und Behandlungsdosis

B e s t a n d S t .

B e ni e r k u n g

18. 6.

pos. + pos. + + t pos. ++

pos. + pos. + +

pos. + pos. + 150 nig

pas. ++i

pos. + +

150 nig

150 nig

150 mg

150 mg

150 mg

150 nig

150 mg

150 mg

20. 6.

ncg.

,,

.. . . ..

9,

.

.

...

--

21. 6.

neg. 75 mg

. ._

_ . ~ ~

Am 8. 7. waren samtliche

Tiere reinfiziert durch

Kontakt im TrinkgefaR

mit infizierten Alttaubcn.

Nach erneuter einmaliger

Behandlung mit 150 mg

u. Rachenpinselung waren

am 20. 7. alle Tauben

mikroskopisch trichomo-

nadenfrei bis auf Nr. 114

Page 10: Zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben

Zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben 40 1

durch die Tablette bzw. aufgeloste Gelantinekapsel wegfiel. Ferner kombi- nierte ich mit dieser Behandlung eine grundliche Auspinselung der Schnabel- und Rachenhohle mit einer dichten waflrigen Suspension, indem ich von der Uberlegung ausging, dai3 bei der Behandlung mit der Schlundsonde die im Schnabel- und Rachenraum vorhandenen Trichomonaden nicht tangiert wur- den und somit uberleben konnten. Dabei erhielt ich folgende Ergebnissc bei Versuchstauben (siehe vorstehende Tabelle).

Am 20. 7. wurden aus dem gleichen Bestande 12 infizierte Alttauben einmal mit je 150 mg Enheptin und Rachenpinselung behandelt, die bei der Nachkontrolle am 28.7. mikroskopisch trichomonadenfrei waren.

Aber nicht immer befriedigte diese einmalige Therapie. Aus einem an- deren Bestande erwies sich nach einmaliger Spiilung mit 150 mg eine Taube no& am nachsten Tage mikroskopisch als stark positiv. Nach sofortiger er- neuter Behandlung war sie am nachsten Tage negativ und am ubernachsten Tage wieder stark positiv. Erst nach dritter Behandlung mit derselben Dosis war sie nach 6 Tagen noch negativ und konnte dann wegen Rucksendung nicht no& langer verfolgt werden.

B e s t a n d J. i n A. Dieser Bestand umfai3t 22 Alttauben und 12 Jungtauben. Bei mikro-

skopischer Prufung des Kropf- und Rachenschleimes am 2.7. erwiesen s i h 17 Alttauben und samtliche 12 Jungtauben als infiziert mit Trihomona- den. Der Besitzer hatte wahrend der vorhergehenden Aufzuhtperiode 3Oo/o

E i g e n e r T a u b e n b e s t a n d -~ ~

Taulen- Nr.

Mikroskopischer Befund und Behandlungsdosis

29. 7. . -

pas. + 150 mg

pas. -I- 150 mg

POS. + 150 mg

neg. 150 mg

__ - -

~

pos. + 150 mg

POS. + 150 mg

pas. ++- 150 mg

pos. ++- 150 mg

~~

3. 9.

.'. . .-

I / .

pos ++ .I.

.~ .

30. 1. 55

A n m e r k u n g : ./. = ni&t gepriift.

Page 11: Zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben

402 FRITZ~CHL

der Jungtiere in den ersten Wochen an ,,gelben Knopf" eingebui3t. Samtliche Tiere (22 + 12) erhielten am gleichen Tage 150 mg Enheptinaufschwemmung rnit der Schlundsonde und eine grundliche Schnabel- und Rachenpinselung. Bei der mikroskopischen Nachprufung aller Tiere am 6. 7. waren 3 Alt- tauben und 1 Jungtaube noch positiv und wurden nachbehandelt. Bei der erneuten Oberprufung am 20. 7. erwiesen sich 10 Alttauben, jedoch keine der 12 Jungtauben als Trichomonadentrager (getrennte Haltung). Trotz wei- terer Nachprufung und Einzelbehandlung mit der gleichen Therapie wurden immer wieder mikroskopisch einzelne Trichomonadentrager ermittelt, bei denen auch meistens die im Abschnitt b beschriebenen feinen Nehroseherdchen an den Rachenschleimhautblattern nachweisbar waren.

In meinem Bestande hatte ich bisher weder Verluste an ,,gelben Knopf" noch sonstige klinische Symptome. Die Tauben hatten Freiflug, kamen aber nicht mit anderen Tieren in engen Kontakt. Nach der 2. Behandlung am 4. 8. erbrachen mehrere Tiere trotz Behandlung vor der Morgenfutterung. Die ersten 6 Tiere hatten zu dieser Zeit 10 bis 14 Tage alte Nestjunge. Letz- tere zeigten keinerlei Erscheinungen durch die Behandlung ihrer Eltern. Am 26. 8. waren alle Tiere frei bis auf Nr. 330, die auch trotz der weiteren verstarkten Behandlung nicht frei wurde. Der Tauber reinfizierte den Bestand gemai3 Befund vom 30. 1. 1955 (siehe vorstehende Tabelle).

Z u s a m m e n f a s s e n d lai3t sich zu dem Unterabschnitt 2 feststellen, dai3 mit einer einmaligen Behandlung mit 150 mg Enheptin-Suspension und gleichzeitiger Schnabel- und Rachenpinselung mit der gleichen Suspension etwa 800/0 der Tiere trichomonadenfrei wurden, was - rein praktisch gesehen - einen Erfolg darstellt. Aber auch 200 mg als Einzeldosis reichen nicht aus. Im Sinne einer Trichomonadentilgung befriedigt diese Methode also nicht, da schon innerhalb des Bestandes meist durch die dieser Behandlung gegenuber resistenten Trichomonadentrager das Trinkwasser mehr oder weniger schnell infiziert wird, und dann eine Reinvasion stattfindet. Eine einmalige hohere Dosierung des Mittels vermag also nicht, die fortlaufende, mehrtagige Be- handlung mit niedrigen Dosen zu ersetzen, wie sie von STABLER u. MALLEN- TIN oder FIEVEZ angewandt wurde. Denn auch FIEVEZ erlebte dabei einzelne resistente Tiere. Wenn STABLER u. MALLENTIN volle Erfolge hatten, so lag es vielleicht an der Verabreichung des puren Enheptins. Eine siebentagige Einzelbehandlung bleibt jedoch fur die Praxis unbefriedigend, da durch tag- liches Fangen aller Tiere in groi3en Bestanden die Tauben verschuchtert wer- den, was die Reisetaubenzuchter insbesondere zu vermeiden versuchen. Ferner besteht stets die Moglichkeit, dai3 dieses oder jenes Tier bei der Einzelbehand- lung groi3er Bestande ausgelassen, und dai3 damit der Erfolg gefahrdet wird.

3 . Enheptin soluble Anlal3lich meiner Studienreise durch verschiedene Staaten der USA im

Jahre 1951 wurde mir auch das wasserlosliche Enheptin bekannt, uber das ich bereits berichtete (7). Nach den mich nicht befriedigenden Ergebnissen rnit dem nicht wasserloslichen Enheptin, die im vorhergehenden Abschnitt auf- gezeigt wurden, und den soeben geschilderten praktischen Schwierigkeiten wie- derholter Einzelbehandlung stellte mir in dankenswerter Weise die Lederle GmbH., Munchen, das wasserlosliche Praparat fur weitere Versuche zur Ver- fugung. In der einschlagigen Literatur konnte ich keinerlei Hinweis finden, dai3 dieses w a s s e r l o s 1 i c h e E n h e p t i n schon einmal zur Bekampfung der Trichomoniais der Tauben gepruft wurde. Meine Versuche durften somit die erste Publikation daruber darstellen.

Page 12: Zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben

Zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben 403

Nach Angabe der Lederle Laboratories Division ist die Zusammensetzung folgende:

A c t i v e I n g r e d i e n t 2 amino-5-nitrotiazole 45O/0 Inert Ingredients 55O/o

Sie ist patentiert unter US. Pat. Nr. 2, 531, 756. Die Gebrauchsanweisung ist n u r f u r P u t e n zur Vorbeuge und Be-

kampfung der Blackhead (enterohepatitis) angegeben. Sie lautet: a) fur die P r o p h y 1 a x e (Prevention): Dauernde Verabreichung von 0,015°/~ im Trinkwasser von Beginn der 1. bis 2. Lebenswoche; b) fur die B e k a m p - f u n g (Control): 0,03O/o Trinkwasserkonzentration bis die Todesfalle auf- horen (etwa 1 Woche), dann noch 1 Woche 0,015°/~ im Trinkwasser. Die Droge farbt den Kot gelblich oder rot. Eine Woche vor dem Schlachttermin ist die Medikation auszusetzen, damit alle Reste des Praparates aus den Ge- weben und Korpersaften ausgeschieden sind. Fur den praktischen Gebrauch ist folgendes Dosierungsschema gegeben:

Menge Wassermenge fur Herstellung des Enheptin soluble etwa folgender Konzentrationen:

0,03°/e 0,015~/@

1 Teeloffel-Mai3 . . . . . . . . 1 gal (= 3,7 Liter) 2 gal 1 ounze (= 28 g) . . . . . . . 12 gal 24 gal 1 pound ( = 0,453 kg) . . . . . . 192 gal 384 gal

Zur Herstellung der Losung wird empfohlen, zunachst mit wenig Wasser eine cremartige Paste herzustellen, und dann die volle Menge Wasser zuzu- fugen.

Bei meinen Versuchen stellte ich fest, dai3 die Loslichkeit in kaltem Wasser sich langsam vollzieht und gern ein Bodensatz sich bildet. Nimmt man aber 40 bis 50" C warmes Wasser, dann lost sich das Pulver leicht zu einer klaren, gelben Losung, die auch nach dem Abkuhlen konstant bleibt.

V o r v e r s u c h i n v i t r o : Die Dosierungen fur Putenkuken schie- nen mir nicht ohne weiteres ubertragbar auf alte Tauben. Ich prufte deshalb zunachst einmal in vitro, welche Wirkung verschiedene Konzentrationen des Mittels in Bouillon-Trichomonadenkulturen ergaben. Folgende Konzentratio- nen wurden gepruft:

0,2O/O 0,1O/O 0,05'/0 0,025'/0.

Nach 30 Minuten Einwirkungszeit waren alle Trichomonaden be- wegungsunfahig. Nach 15 Stunden waren in der Konzentration von 0,2O/o und 0,10/0 a u k keine t o t e n Trichomonaden mehr nachweisbar, wohl aber noch in den Konzentrationen 0,05 und O,025O/o waren einzelne nachzuweisen. Nachdem nun eine daraufhin gewahlte Konzentration von 0,125O/o auch geschmacklich recht annehmbar war, arbeitete ich in den folgenden Versuchen mit dieser Konzentration. Bei einer durchschnittlichen Wasseraufnahme von 40 ccm pro Taube wurden dann taglich etwa 48 mg Substanz aufgenommen, also auch etwa 20 mg Reinsubstanz.

1, Bestand St. in A Von 27 Tauben erwiesen sich am 21. 12. 1954 30' und 1 P mikroskopisch

als infiziert, nachdem der Bestand Ende September mit Enheptinpulver gemai3

Page 13: Zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben

404 FRITZSCH~

Abschnitt 2 letztmalig behandelt worden war. Vom 21. bis 26. 12. erfolgte die Trinkwasserbehandlung. Bei der Nachprufung am 28. 12. waren nur noch 2 d' schwach positiv. Der Besitzer berichtete, dai3 es sich um zwei alte Vogel handeIte, die nur sehr zogernd und vorsichtig das gelbgefarbte Wasser tranken und anscheinend zu wenig aufnahmen. Am 25.1.1955 wurde die Trinkwasser- kur 6 Tage wiederholt, und bei der Nachprufung am 10.2.1955 waren a 11 e T a u b e n m i k r o s k o p i s c h n e g a t i v . Einzelne Tauben haben wahrend der Kur erbrochen, vom 4. Tag der Kur an war die Trinkwasseraufnahme vermindert.

2. Bestand J . in A Von 29 Tauben erwiesen sich am 21. 12. 1954 sieben Tiere als schwach

infiziert bei der mikroskopischen Kropfschleimprufung, nachdem Ende Ok- tober nach der Behandlung mit Enheptinpulver noch 3 Tiere sich als schwach infiziert erwiesen hatten, die damals aber nochmal behandelt wurden. Nach 6tagiger Trinkwasserbehandlung von 21. bis 26. 12. erwiesen sich samtliche Tiere bei der Nachprufung am 29. 12. 1954 und 4 .3 . 1955, a1 s o 2 M o n a t e s p a t e r , m i k r o s k o p i s c h a1 s t r i c h o m o n a d e n f r e i.

3. Bestand P. in B. Er umfai3t 61 Tauben, die bisher noch nicht gegen Trichomonaden be-

handelt worden waren. Die mikroskopische Priifung von 10 Tieren ergab bei 9 einen mittleren bis starken Befall, also etwa 9oo/o. Trinkwasserbehandlung vom 20. 12. bis 25. 12. 1954. Bei der mikroskopischen Nachprufung am 27. 12. 1954 s a m t 1 i c h e r 61 Tauben im nuchternen Zustand erwiesen sich a I 1 e Tauben als trichomonadenfrei. Eei 5 Tieren glaubte ich noch tote Tri- chomonaden gesehen zu haben. Nachpriifung dieser 5 Tiere am 21.1. 1955 verlief negativ.

4 . Bestand V . in A . Seine Groi3e betragt 68 Tauben. Be; einer Stichprobe von 15 Tieren er-

wiesen sich diese samtlich als mikroskopisch positiv, so dai3 bestimmt ein uber 900/oiger Befall vorlag. Durch ein Versehen erhielten die Tauben nicht 6, sondern 9 Tage das Enheptin-Trinkwasser, d. h. vom 31. 12. 1954 bis 8. 1. 1955. Am letzten Tage zeigten 4 T a u b e n t o x i s c h e E r s c h e i - n u n g e n und taumelten, aber nur bei einer Taube will der Besitzer Erbrechen gesehen haben. Am 13. I . 1955. also 5 Tage spater, waren bei der mikrosko- pischen Prufung s a m t l i c h e 68 T i e r e t r i c h o m o n a d e n f r e i .

5 . Bestand H . in K . Von 27 vorhandenen Tauben wurden am 20. I . 1955 15 Stuck mikrosko-

pisch gepruft und ein Befall bei 45°/0 ermittelt. Behandlung vom 21. bis 26. 1. Die mikroskopische Nachprufung 5 Tage spater ergab b e i s i m t - l i c h e n 27 T a u b e n e i n e n n e g a t i v e n B e f u n d . Besondere Beobach- tungen: keine.

6. Bestand M . in 0. Der Bestand gehort einem praktischen Tierarzt, der sowohl Tauben-

liebhaber als auch sehr interessiert an wissenschaftlicher Tatigkeit ist. Er prufte nach meinen Angaben selbst seinen Bestand, wofur ich ihm besonders dankbar bin, nicht zuletzt im Interesse absoluter Objektivitat. M. prufte seine 30 Tiere mikroskopisch zweimal und stellte bei 28 Tieren mittelgradig bis reichlich Trichomonaden fest. Er verabreichte das Enheptinwasser 8 Tage

Page 14: Zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben

Zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben 405

lang und prufte dann alle mikroskopisch. Bei 4 Tieren (Alttauben) fand er noch v e r e i n z e 1 t Trichomonaden. Der Bestand hatte im vorigen Jahr schwere Schaden durch Trichomonaden und verlor mehrere Tiere an Leber- schaden. Diese 4 Tiere unterzog er einer zweiten Behandlung, nach der sie endgultig trichomonadenfrei wurden. Irgendwelche Schaden bemerkte er nicht.

7. Eigener Bestand Im Abschnitt e) dieser Arbeit berichtete ich am Ende des Unterabschni-

tes 2 bereits uber diesen bei der Behandlung mit Enheptinpulver und zeigte auf, dai3 am 30. 1. 1955 7 von 8 Tieren durch einen resistenten Trager Nr. 330 reinfiziert wurden. Im Gegensatz zu den soeben aufgefuhrten 6 Be- standen gab ich wahrend der Trinkwasserbehandlung meinen Tieren Freiflug und stellte dabei fest, dai3 die Tiere 2 Tage lang das Wasser willig auf- nahmen. Vom 4. Tage an verweigerten sie es und tranken in den Dachrinnen. Bei der mikroskopishen Nahprufung am 17.2. 1955 waren noch 4 Tiere positiv. Diese Behandlungsart war also nicht ausreichend. Vom 17. bis 22.2. erfolgte dann erneute Trinkwasserbehandlung o h n e Freiflug. 2 Tiere er- brachen teilweise nach der Futteraufnahme. Bei der mikroskopischen Nach- priifung am 23. 2. waren alle 8 Alttauben negativ, aber eine in dieser Zeit flugge gewordene Jungtaube, die nur noch gelegentlich von ihren Eltern ge- kropft wurde und wenig oder kaum Trinkwasser aus der ihr noch unbekann- ten Patent-Tranke aufgenommen hatte, war noch positiv. Man sieht daraus, dai3 bei Nichtbeachtung dieser Tatsache die Infektion durch solch ein Jungtier im Bestand evtl. erhalten bleiben kann. Nach Isolierung und Nachbehand- lung wurde auch diese Jungtaube trichomonadenfrei.

Wahrend der Behandlung der Alttauben vom 17. bis 22. 2. hatten 3 Paare Nestjunge verschiedenen Alters und bei einem Paar schlupften in dieser Zeit Junge. Keinerlei Einflui3 war auf die Gesundheit oder Entwick- lung dieser Jungtiere nahzuweisen.

Am 9 . 4 . 1955 priifte ich die 9 Tiere fruh nuchtern mikroskopisch nach, und a l l e T i e r e w a r e n t r i c h o m o n a d e n f r e i t r o t z F r e i f l u g auch nach gut 6 Wochen.

8. Versuchstaubenbestand in Voiiere 6 Versuchstauben, die teils naturlich infiziert waren und teils kunstlich

mit Kulturtrichomonaden infiziert wurden, erwiesen s i h nach 6tagiger Trink- wasserbehandlung sowohl unmittelbar danach als auch 3 Monate spater no& als trichomonadenfrei.

2 u s a m m e n f a s s e n d kann die Therapie mit Enheptin soluble der- zeitig wohl als optimal angesprochen werden.

f ) Besprechung der Versuchsergebnisse Nachdem sich das vor 2 Jahren in Deutschland neuempfohlene Mittel

Osmaron-B nicht als voll geeignet fur die Bekampfung der Trichomoniasis der Tauben erwies, und mir eine 6- bis 7malige Einzelbehandlung von Tau- ben mit Enheptinpulver fur die Praxis auch nicht als geeignet erschien, ver- suchte ich zunachst eine einmalige hohere Dosierung dieses Mittels bei der Einzelbehandlung. Um das von anderen Autoren und mir haufiger beobachtete Erbrechen des Enheptins in Tabletten- oder Kapselform abzuschwachen, gab ich 150 mg der 20°/oigen Vormischung als wailrige Suspension mit einer Kropfsonde ein. Da bei dieser Applikation aber die in der Schnabel- und

Page 15: Zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben

406 FRITZSCHE

Rachenhohle vorhandenen Trichomonaden nicht vom dem Mittel tangiert werden, wurden diese Teile mit der Suspension kraftig ausgepinselt. Der Erfolg dieser Methode war, dai3 etwa der Tiere dadurch mikroskopisch trichomonadenfrei wurden. Dabei war das Erbrechen des Mittels auch etwas vermindert. Es unterblieb, wenn die Tauben fruh nuchtern behandelt und erst am Nachmittag gefuttert wurden. Fur die Praxis ware diese Methode schon geeignet, aber rein wissenschaftlich gesehen, kann dieser Erfolg nicht be- friedigen.

Die geeignetste Methode der Therapie besonders in groi3en Tauben- schlagen bleibt die Medikation uber das Trinkwasser mit wasserloslichen Mitteln, die geschmacklich nicht stark abweichen oder gar bitter sein durfen. Tauben sind gegenuber anderen Hausgeflugelarten geschmacklich sehr empfind- lich und dursten langere Zeit, wenn das ihnen aufgezwungene Trinkwasser starkere Geschmacksabweichungen zeigt.

Erstmalig prufte ich das wasserlosliche Enheptin (soluble) fur die Thera- pie und fand bei Vorversuchen in vitro eine O,1250/&e Konzentration als sehr geeignet. Auch geschmacklich ist diese Losung kaum vom normalen Wassergeschmack abweichend. Eine sechstagige Trinkwasserbehandlung ver- mag bis auf verschwindend geringe Ausnahmen alle Rachen- und Kropf- trichomonaden abzutoten. Einzelne Tiere erbrechen teilweise wahrend der Kur. Durch gute Beobachtung wahrend der Behandlungszeit kann man die Tiere ermitteln, die auffallend wenig trinken (alte Tauber, ebenfliigge Jungtauben) und diese einer Nachkur unterziehen. Die Vertraglichkeit der genannten Kon- zentration in 6 Tagen ist sehr gut. Nach Stagiger Verabreichung traten in einem Bestand leichte toxische Erscheinungen auf. Nestjunge oder frisch ge- schlupfte Taubenkuken werden durch die Behandlung der Elterntiere nicht geschadigt. Wahrend der Behandlung darf kein Freiflug gewahrt werden, da- mit a 1 1 e Tauben gezwungen werden, die Enheptinlosung zu trinken. Nach 3 Tagen ist die Aufnahme mengenmaflig geringer.

Der Lieblingssitz der Trichomonaden ist nicht die Schnabel- oder Rachen- hohle, sondern der Kropfraum. Die sicherste mikroskopische Diagnose ist daher nur durch Kropfabstriche bei Tauben in nuchternem Zustand moglich.

Zusammen fassung 1. Das wesentliche Milieu der Trichomonaden bei klinisch nicht erkrankten

Tauben ist nicht die Rachen-, sondern die Kropfschleimhaut. 2. Die sicherste mikroskopische Diagnose erfolgt daher nicht durch Rachen-,

sondern durch Kropfabstriche. 3 . Osmaron-B und Enheptinpulver sind nur bedingt zur Therapie der Tri-

chomoniasis der erwachsenen Tauben geeignet. 4. Die derzeitig optimale Therapie ist die Verabreichung des Enheptin soluble

im Trinkwasser in einer als sehr wirksam und vertraglich erkannten Kon- zentration von 0,1250/0 wahrend eines Zeitraumes von 6 Tagen.

Summary Treatment of Trichomoniasis in pigeons

I . In clinically healthy pigeons the predilection site of Trichomonads is the mucosa of the crop and not that of the pharynx.

2. Microscopical diagnosis is therefore better made with films from the crop. 3 . Osmaron-B and Enheptin powder are not entirely satisfactory for the

treatment of Trichomoniasis in adult pigeons. The best form of treatment

Page 16: Zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben

Zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben 407

is the administration of soluble Enheptin in the drinking water for a period of six days at a level of 0.125O/o. At this level the drug is very effective and is well tolerated.

RCsumC Le traitement de la tr ihomonose des pigeons

Le milieu le plus frkquent oh se trouve les Trichomonas chez des pigeons cliniquement sains n’est pas la muqueuse du pharynx mais la muqueuse du jabot. Le diagnostic microscopique le plus sGr ne s’obtient donc pas au moyen de prklkvements dans le pharynx mais dans le jabot. L’Osmaron B et la poudre d’Enheptine ne sont utilisables pour le traite- ment de la trichomonose des pigeons adultes que dans certaines conditions. Le traitement actuellement le meilleur est l’administration de 1’Enheptine soluble dans l’eau de boisson ?i une concentration reconnue trks active et bien tolkrke de O,125O/o pendant une pkriode de 6 jours.

Resume n Sobre la terapeutica de la tricomoniasis de las palomas

El medio esencial de las tricomonas en las palomas clinicamente no enfer- mas no es la mucosa faringea sino la laringea. Por tanto, el diagn6stico microsc6pico mls seguro no se realiza mediante extensiones faringeas sino laringeas. Los polvos de osmar6n - B y de enheptina se pueden emplear solo condi- cionadamente en la terapkutica de la tricomoniasis de las palomas adultas. La terapkutica 6ptima actual consiste en la administraci6n de enheptina soluble en el agua de bebida a una concentracih de O,125O/o, reconocida como muy activa y bien tolerada, durante un period0 de tiempo de 6 dias.

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Page 17: Zur Therapie der Trichomoniasis der Tauben

Buchbesprecbungen

Zeitschrift fur Tierernahrung und Futtermittelkunde. Herausgegeben von W. Lenkeit, W. Wohlbier, V. Horn und K. Trautwein. Heft 1, Band 10, Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin, 1955. Nach langerer, kriegsbedingter Pause hat die ,,Zeirschrift fur Tierernahrung und Futter-

mittelkunde" im April dieses Jahres ihr Erscheinen wieder aufgenommen. Dieser Schritt ist um so begrufienswerter, als an wissenschaftlichen Zeitschriften, die sich mit dem so eminent wichtigen und aktuellen Gebiet der Tierernahrung befassen, ein fiihlbarer Mangel bestand. Herausgeber und Mitarbeiter vereinen in gliicklicher Weise die veterinarmedizinische und landwirtschaftliche Forschungsrichtung und treten dem fruheren Arbeitsbereich der Zeitschrift gegeniiber rnit einem erweiterten Arbeitsprogramm vor uns, das die Grundlagenforschung auf dem Gebiete der Tierphysiologie, insbesondere des Stoffwechsels und der Ernahrung, sowie die Futterungslehre und die Chemie und Mikroskopie der Futtermittel umfadt. Die grone Zahl prominenter deutscher und auslandischer Mitarbeiter burgt dafiir, daB die Zeit- schrift eine wahrhaft internationale Sanimelstelle wertvoller Arbeiten werden und einen fuhrenden Platz unter den internationalen Fachzeitschriften einnehmen wird. Zu dem vor- liegenden 1. Hef t des 10. Bandes hat eine Reihe von namhaften Forschern Arbeiten bei- gesteuert. Die Vielfalt der behandelten Themen wird durch Berichte uber die Tagungen der ,,Gesellschaft fur Ernahrungsphysiologie der Haustiere" und Buchbesprechungen erganzt.

SCHIEBLICH, Leipzig Loffler, Moroni, Frei: Die Brucellose als Anthropo-Zoonose (Febris undu-

lam). Eine zusammenfassende Darstellung fur Krzte und Tierarzte. 67 Abbildungen, XII/193 Seiten. Ladenpreis DM 29,60. Springer-Ver- lag, Berlin-Gottingen-Heidelberg 1955. Die an Umfang und Bedeutung fur Mensch und Tier standig zunehmende Brucel-

lose erfahrt in dem vorliegenden B ~ c h eine sehr eingehende Darstellung. Dadurch, dad Mediziner und Veterinarmediziner zusammenarbeiteten, erhalt der Leser ein besonders umfassendes Bild dieser Anthropo-Zoonose. Nach einem geschichtlichen Oberblick bringen die Verfasser eine eingehende Beschreibung der Tierbrucellosen (Rind, Ziege, Schaf, Schwein, Pferd, Hund, Katze, Wild, Gefliigel) sowie der Menschenbrucellose (Epidemiologie, Morbiditat, Mortalitat, Klinik, pathologische Anatomie und Therapie). Sehr sorgfaltig wird die Bakteriologie und Serologie der Brucellose und die Laboratoriumsdiagnostik abgehandelt. Hierbei werden auger den bekannten serologischen und kulturellen Me- thoden auch der Brucella-Coombs-Test und Blocking-Test beschrieben.

Die klaren Ausfiihrungen sind durch ausgezeichnete Abbildungen, insbesondere auch farbige Bilder, illustriert und stiitzen sich auf die gesamte Weltliteratur. Jedem Mediziner und Veterinarmediziner, der sich rnit der Brucellose beschaftigt, ermoglicht das Werk einen klaren Einblick in die Ziisammenhange der Infektion und ihren Ablauf bei Mensch und Tier. Der Wissenschaftler findet hier das kaum noch iibersehbare Schrift- turn fast liickenlos beriicksichtigt und vermag sich schnell iiber den gegenwartigen Wissens- stand sowie iiber die Quellen zu unterrichten. LERCHE, Berlin

Die Fachpresse der Land- und Ernahrungswirtschaft, Ausgabe 1955 - VI. ver- besserte Auflage. 130 Seiten, kart. DM 3,80. Agrarwerbung GmbH., Hamburg 36, Neuer Wall 72. Die vorliegende Ausgabe bringt ein aktuelles und vollstandiges Fachpresseverzeichnis

der Land- und Ernahrungswirtschaft. Hierbei sind auch die vet.-med. Zeitschriften sowie die der Lebensmittelchemie beriidrsichtigt. Fur alle rnit der Presse Arbeitenden ist der Katalog ein zu begrui3endes Nachschlagewerk. LERCHE, Berlin

Behorden und Organisationen der Land- und Ernahrungswirtschaft. IV. ver- besserte Auflage. DIN A 5. 192 Seiten. Halbleinen DM 7,80. Agrar- werbung GmbH., Hamburg 36, Neuer Wall 72. Das Buch gibt einen genauen Einblidr in die personellen und sachlichen Einrich-

tungen bei den Behorden, Verwaltungsstellen und Organisationen der Land- und Ernah- rungswirtschaft rnit dem Stande von 1955. Auch die Veterinaren Dienststellen im Bundes- gebiet (Verwaltung, Forschungsinstitute, Veteriniruntersuchungsamter) sind hierbei beruck- sichtigt. Allen im In- und Ausland befindlichen Tierarzten, die mit diesen Organisationen Verbindung haben oder suchen, ist das Buch ein wertvolles Hilfsmittel. LERCHE, Berlin