2
428 Kleine Mitteilnngen. Rlucherungszwecke von der Scheideanstalt hergestellt wird. Das zur Ver- dunnung der Saure erforderliche Wasser braucht nicht destilliert zu sein. Die Kosten des Verfahrens sind durchaus massige. Der Preis fur 100 kg Cyannatrium stellt sich auf 220 M. (bei grosseren Mengen noch billiger); und fur einen Kubikmeter Rauminhalt werden nur 10 g benotigt (ausser 15 ccm Schwefel- saure und 20 ccm Wasser). Die Vorziige des Blausaureverfahrens gegenuber den bisher ublichen sind kurz folgende: Man benotigt bedeutend weniger Zeit. Um einen Lazarettzug zu entlauscn, braucht man 11/*-2 Stunden, d. h. vom Beginn der Entlausung bis zur Wiederbenutzung des Wagens gerechnet. Kranke und Verwundete konnen nach kurzer Zeit in den entlausten Wagen wieder untergebracht werden. Dia durch Wasserdampf verursachten Beschadigungen von hlilitareffekten, wie Einlaufen wollener Kleider und Decken, Anlaufen von Metallteilen, Bart- und Fleckigwerden des Lederzeugm, sowie Zerstorung von lackierten Gegen- standen kommen bei dein Raucherverfahren nicht vor. Die Auslagen an Chemikalien sind massig und halten einen Vergleich mit anderen Mitteln aus. Ausserdem wird durch die Verkurzung des\ Ver- fahrens an Arbeitslohn gespart. 5. Wahrend samtliche Verfahren, die auf Anwendung von heissem Dampf beruhen, eine Lokomotive beanspruchen, genugen f iir das unsrige nur die vorerwahnten einfachen Gerate durch einen mit dem Verfahren betrauten Arbeiter. - -~ Es versteht sich von selbst, dass auch alle andern liistigen Insekten, wio F I o h e , W a n z e n , S t u b e n f l i e g e n usw. durch die Dampfe getotet werden. Es ware zu wunschen, dass man, veranlasst durch die erfolgreichen Versuche der ,,Deutschen Gold- und Silberscheideanstalt", in Deutschland endlich sich dieses ausgezeichneten Insektenvertilgungsmittels in ausgiebigerem Ma60 bediente, vor allem iiberall da, wo es sich um Sauberung von Rauyen aller Art (auch Maga- zinen, Getreidespeichern usw.) von Schadinsekten handelt. Grossen Verlusten konnte dadurch auf einfache Weise vorgebeugt werden. Prof. Dr. B. Esoherioh. Zur oberwinterung von Musca und Vanessen. Von Dr. Werner Herold. Zur Frage der Uberwinterung der Stubenfliege, die H a e c k e r in Bd. I11 dieser Zeitschrift auf S. 206f. angeschnitten hat, sei ea mir erlaubt, iiber eine, wie mir scheint, eindeutige Beobachtung aus dem Winter 1915/16 kurz zu he- richten. Im Dezember 1915 betrat ich ein im Bodengeschoss des Kgl. Gymnasiums zu Greifswald belegenes, helles, nicht heizbares, nach Westen sehendes Zimmer,

Zur Überwinterung von Musca und Vanessen

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Zur Überwinterung von Musca und Vanessen

428 Kleine Mitteilnngen.

Rlucherungszwecke von der Scheideanstalt hergestellt wird. Das zur Ver- dunnung der Saure erforderliche Wasser braucht nicht destilliert zu sein. Die Kosten des Verfahrens sind durchaus massige. Der Preis fur 100 kg

Cyannatrium stellt sich auf 220 M. (bei grosseren Mengen noch billiger); und fur einen Kubikmeter Rauminhalt werden nur 10 g benotigt (ausser 15 ccm Schwefel- saure und 20 ccm Wasser).

Die Vorziige des Blausaureverfahrens gegenuber den bisher ublichen sind kurz folgende:

Man benotigt bedeutend weniger Zeit. Um einen Lazarettzug zu entlauscn, braucht man 11/*-2 Stunden, d. h. vom Beginn der Entlausung bis zur Wiederbenutzung des Wagens gerechnet. Kranke und Verwundete konnen nach kurzer Zeit in den entlausten Wagen wieder untergebracht werden. Dia durch Wasserdampf verursachten Beschadigungen von hlilitareffekten, wie Einlaufen wollener Kleider und Decken, Anlaufen von Metallteilen, Bart- und Fleckigwerden des Lederzeugm, sowie Zerstorung von lackierten Gegen- standen kommen bei dein Raucherverfahren nicht vor. Die Auslagen an Chemikalien sind massig und halten einen Vergleich mit anderen Mitteln aus. Ausserdem wird durch die Verkurzung des\ Ver- fahrens an Arbeitslohn gespart.

5. Wahrend samtliche Verfahren, die auf Anwendung von heissem Dampf beruhen, eine Lokomotive beanspruchen, genugen f iir das unsrige nur die vorerwahnten einfachen Gerate durch einen mit dem Verfahren betrauten Arbeiter. -

-~

Es versteht sich von selbst, dass auch alle andern liistigen Insekten, wio F I o h e , W a n z e n , S t u b e n f l i e g e n usw. durch die Dampfe getotet werden. Es ware zu wunschen, dass man, veranlasst durch die erfolgreichen Versuche der ,,Deutschen Gold- und Silberscheideanstalt", in Deutschland endlich sich dieses ausgezeichneten Insektenvertilgungsmittels in ausgiebigerem Ma60 bediente, vor allem iiberall da, wo es sich um Sauberung von Rauyen aller Art (auch Maga- zinen, Getreidespeichern usw.) von Schadinsekten handelt. Grossen Verlusten konnte dadurch auf einfache Weise vorgebeugt werden.

Prof. Dr. B. Esoherioh.

Zur oberwinterung von Musca und Vanessen. Von Dr. Werner Herold.

Zur Frage der Uberwinterung der Stubenfliege, die H a e c k e r in Bd. I11 dieser Zeitschrift auf S. 206f. angeschnitten hat, sei ea mir erlaubt, iiber eine, wie mir scheint, eindeutige Beobachtung aus dem Winter 1915/16 kurz zu he- richten.

Im Dezember 1915 betrat ich ein im Bodengeschoss des Kgl. Gymnasiums zu Greifswald belegenes, helles, nicht heizbares, nach Westen sehendes Zimmer,

Page 2: Zur Überwinterung von Musca und Vanessen

Kleine litteilungen. 439

das bisher hauptsachlich als eine Art Itumpelkammer fur die naturwissenschaft- liche Samrnlung diente und neben verschlossenen Glasern mit altem feucht konserviertem Material Biicher und eine prihistorische Sammlung enthalt. Die Fenster und die Ture des Raumes waren seit dem Herbst gesclilossen gehalten. Auf den Dielen lagen mehrere Tausend toter Fliegen, ausnahmslos grosse und kleine Stubenfliegen. Man hatte das Gefuhl, auf einem eigenartig knisternden Teppich zu gehen. 300-400 lebende Fliegen sassen auf den Fensterbrettern und am Fenster und bewegten sich z. T. lebhaft. Es herrschte seit Tagen sehr rnildes Wetter, Temperatur um 0 0. Ich fand vereinzelte an Empusa eingegangene ail

den Fensterscheiben kleben. Die grosse Masse der Toten zeigte kein Merkmal, das auf die Ursache ihres Todes schliessen liess.

Im Marz 1916 konnte ich feststellen, dass anscheinend nur wenige weitere in der Zwischenzeit gestorben waren; die uberlebenden Tiere schwirrten an dem hellen Nachmittage an drei Fenstern umher und strebten ins Freie.

Die massenweise Ansammlung der Fliegen kann ich mir nur so erklaren, dass boi der Luftung des Zimmers im Herbst die Tiere in dem Raume Schutz vor Kalte und vielleicht auch vor Wind gesucht haben und dann eingesperrt wurden. Drei eingetrocknete Kadaver von Turmschwalben, die sich vorfanden, werden kaum als Anlockungsmittel gedient haben, sonst hatte sich wohl sicher auch vomitoria unter den Fliegen befunden.

Auf S. 207 desselben Aufsatzes wird dann kurz die Frage der Uber- winterungsorte der Vanessen beruhrt. Ich habe seit Jahren auch ksin uber- winterndes Exemplar mehr am Uberwinterungsort angetroffen, fuhre es aber darauf zuruck, dass ich die entsprechenden Urtlichkeiten nicht rnehr so oft be- suchte, wie ich das fruher tat. In Bodenkammern des elterlichen Hauses habe ich in jedem Fruhjahr vereinzelte V. io L., polychloros L., urticae L. und gelogentlich antiopa L. an den Fenstern flattern gesehen und ihnen die Freiheit gegeben. In grosserer Anzahl fanden sich alle 4 Vanessenarten auf dem Kirchenboden, stets zu dieser Zeit stark abgeflaltert. In beiden Fallen konnten sie in die Raume nur an Herbsttagen durch die zum Luften getiffneten Fenster gelangt sein.

Die Bienenzucht im neuen Wirtschaftsgebiete. Referiert nach :

Prof. Dr. A . B i n z , D i e R o h s t o f f e d e s W i r t s c h a f t s g e b i e t e s z w i s c h e n N o r d s e e u n d P e r s i s c h e m G o l f . I. Band: D i e t i e r i s c h e n R o h s t o f f e u n d i h r e V e r e d l u n g . Von G. R o r i g und A. B i n z . Verlag Vieweg & Sohn.

Braunschweig, 1916.

Die Aufgabe des zitierten Werkes ist die, eine naturwissenschaftliche und mog- lichst auch statistische Bestandsaufnahme derjenigen Rohstoffe zu geben, die in dem neuen durch dio Ereignisse des Krieges geschaffenen Wirtachaftsgebiete vorhanden sind. Damit sol1 cine Grundlage zur Beantwortung der Frage geschaffen werden, wieweit die Mittel- machte und ihro Bundesgenossen noch auf die Zufuhr iiber den Ozean (1913 kamen 590/, der gesamten Zufuhr nach Deutschland iiber den Atlantischen Ozean !) angewiesen bleiben, und wieweit sie sich selber helfen konnen. Referent hat sich bemiiht, das in der Arbeit gebrachte sehr lehrreiche Material iiber Bienenzucht miiglichst vollsttindig hier zusammen- zustellen.