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Blaues Buch, Seite 112-114 2 Der Sowjetstaat und die Grundlagen des Leninismus 2.1 Umbildung des Marxismus durch Lenin · Marxisten der ersten Generation lassen gemeinsame Züge in ihrer Entwicklung, ihren Kämpfen und ihren Schicksalen erkennen: Abstammung aus Bürgertum und Dienstadel Empörung über die rückschrittlichen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse Aufnahme der Lehren von Karl Marx Teilnahme an Protest und Aufruhr Gefängnis, Sibirien und Emigration · Wladimir Iljitsch Uljanow [1870-1924], alias Lenin, gehörte der unteren Adelsstufe an · Lenin entstammte einem gebildeten, gemäßigt liberalen Elternhaus mit bescheidener Wohlhabe · Als 17-jähriger erlebte er die Hinrichtung seines älteren Bruders, der an der Vorbereitung eines Attentats an Alexander III beteiligt gewesen war damit war sein Weg vorgezeichnet · Er studierte Jura und schloss sich in Petersburg dem Kreis junger Marxisten an · Lenin wurde 1895 wegen seiner Agitation unter den Petersburger Arbeitern verhaftet, ohne Gerichtsurteil nach 14 Monaten Gefängnis für drei Jahre nach Ostsibirien verbannt Nach seiner Verbannung im Januar 1900 lebte Lenin bis 1917 meistens in der Schweiz · In seiner 1902 erschienenen Schrift "Was tun?" geht Lenin davon aus, dass die spontane Arbeiter- bewegung immer nur ökonomische Ziele verfolgen und aus eigenen Kräften nur ein "gewerk- schaftliches Bewusstsein" entwickeln könnte das "richtige" Bewusstsein müsse durch intellektuelle Führer von außen an das Proletariat getragen werden · Da in Russland der Sturz der zaristischen Autokratie die Vorbedingung jeden Wandels sei, brauche man einen leitenden Stab von revolutionären Führern mit politischem Weitblick und theoretischer Einsicht, der alle gesellschaftlichen Kräfte zusammenfassen und auf das eine Ziel lenken könne Lenin fordert daher eine Partei, die eine Organisation von Berufsrevolutionären ist, eine zentralistisch aufgebaute Funktionärspartei, eine Elitegruppe, die konspirativ arbeitet, die Massen fest in der Hand behält und nicht mit ihnen verschmilzt

Zusammenfassung Geschichte 15 - Die Sowjetunion 6

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Zusammenfassung Geschichte 15 - Die Sowjetunion 62. Der Sowjetstaat und die Grundlagen des Leninismus2.1 Umbildung des Marxismus durch Lenin- Parteitag der russischen Sozialisten- Maximalprogramm- Minimalprogramm- Bolschewiki- Menschiwiki- Parteiorganisation- Leo Trotzkij- Marxismus - Leninismus- Imperialismustheorie

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Page 1: Zusammenfassung Geschichte 15 - Die Sowjetunion 6

Blaues Buch, Seite 112-114

2 Der Sowjetstaat und die Grundlagen des Leninismus2.1 Umbildung des Marxismus durch Lenin

· Marxisten der ersten Generation lassen gemeinsame Züge in ihrer Entwicklung, ihren Kämpfen und ihren Schicksalen erkennen:Abstammung aus Bürgertum und DienstadelEmpörung über die rückschrittlichen wirtschaftlichen und sozialen VerhältnisseAufnahme der Lehren von Karl MarxTeilnahme an Protest und AufruhrGefängnis, Sibirien und Emigration

· Wladimir Iljitsch Uljanow [1870-1924], alias Lenin, gehörte der unteren Adelsstufe an

· Lenin entstammte einem gebildeten, gemäßigt liberalen Elternhaus mit bescheidener Wohlhabe

· Als 17-jähriger erlebte er die Hinrichtung seines älteren Bruders, der an der Vorbereitung eines Attentats an Alexander III beteiligt gewesen war damit war sein Weg vorgezeichnet

· Er studierte Jura und schloss sich in Petersburg dem Kreis junger Marxisten an

· Lenin wurde 1895 wegen seiner Agitation unter den Petersburger Arbeitern verhaftet, ohne Gerichtsurteil nach 14 Monaten Gefängnis für drei Jahre nach Ostsibirien verbanntNach seiner Verbannung im Januar 1900 lebte Lenin bis 1917 meistens in der Schweiz

· In seiner 1902 erschienenen Schrift "Was tun?" geht Lenin davon aus, dass die spontane Arbeiter-bewegung immer nur ökonomische Ziele verfolgen und aus eigenen Kräften nur ein "gewerk-schaftliches Bewusstsein" entwickeln könntedas "richtige" Bewusstsein müsse durch intellektuelle Führer von außen an das Proletariat getragen werden

· Da in Russland der Sturz der zaristischen Autokratie die Vorbedingung jeden Wandels sei, brauche man einen leitenden Stab von revolutionären Führern mit politischem Weitblick und theoretischer Einsicht, der alle gesellschaftlichen Kräfte zusammenfassen und auf das eine Ziel lenken könne

Lenin fordert daher eine Partei, die eine Organisation von Berufsrevolutionären ist, eine zentralistisch aufgebaute Funktionärspartei, eine Elitegruppe, die konspirativ arbeitet, die Massen

fest in der Hand behält und nicht mit ihnen verschmilzt

· Diese Partei sollte die elementare Bewegung der Arbeitergemeinschaft in die "bewusste" Bewegung, d.h. in die gelenkte, vom Apparat her beherrschte Aktion, verwandeln

· Lenin entwirft hier eine revolutionäre Partei unter den Bedingungen eines absolutistischen Polizeistaates

· Auf dem II. Parteitag der russischen Sozialisten, trafen sich 43 Delegierte der verschiedenen Richtungen, fast alle in Emigration lebend

· Lenin führte den radikalen Flügel der russischen Sozialisten an, Plechanow und Martow den gemäßigten; letztere wollten wie die westeuropäische Sozialdemokratie die Partei der politisch mündig gewordenen Arbeiter auf eine breite demokratische Grundlage stellen

· Plechanow teilte das Parteiprogramm in ein Maximal- und ein Minimalprogramm auf

· Das Maximalprogramm enthielt die Endziele, wie Karl Marx sie vorgezeichnet hatte, einschließ-lich der sozialistischen Revolution mit der Diktatur des Proletariats

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· Im Minimalprogramm war man sich einig über den Sturz des Zarenregimes und die Errichtung einer demokratischen Republik, verbunden mit sozialen Forderungen:Achtstundentag für ArbeiterRückgabe des Bodens an die Bauern, der bei der Leibeigenschaft entwendet worden warEinhaltung der bürgerlichen Freiheiten = der Grundrechte

· Uneinig war man sich bei der ParteiorganisationLenin will unbedingt eine "Partei neuen Typs" durchsetzen, die alle Macht für sich beanspruchtStreit über nationale Gliederung der Partei:· Jüdischer Arbeiterbund, mit 7 Delegierten vertreten, verlangt förderativen Aufbau Lenin weigerte sich entschieden dagegensie drangen mit ihrer Auffassung nicht durch, auch nicht bei den Gemäßigtendaraufhin verließen sie den Kongress und verschafften Lenins Anhängern eine Zufalls-

mehrheit

· Lenins Anhänger trennten sich als Bolschewiki [Mehrheit] von den Menschewiki [Minderheit]

· Die Menschewiki besaßen in Russland eine weit größere Anhängerschaft

· Neben Martow trat bei den Menschewiki auch Leo Trotzkij [1879-1940] hervor

· Im Revolutionsjahr 1917 schloss Trotzkij sich den Bolschewiki an und wurde zum Verfechter russischer Nationalinteressen und zum Begründer der Roten Armee

· Lenin nutzte die Jahre seines Exils zur grundsätzlichen Weiterentwicklung der marxistischen Theorie in der kommunistischen Ideologie bezeichnet man daher die von ihm entwickelte Richtung

als Marxismus–Leninismus

· Er arbeitete auch längere Zeit an einer ImperialismustheorieDas Werk erhielt den Titel "Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus"dieses Stadium bezeichnete er als Monopolkapitalismus, worunter er die Verflechtung von Banken und Konzernen verstand, die die gesamte Wirtschaft des Landes beherrschtenDarin sah er das in "Fäulnis" übergehende Stadium des Kapitalismus, als "sterbenden Kapitalismus", das Voraussetzung für eine proletarische Revolution andeutete

· Er sah auch, dass zwischen Kapitalismus und Kommunismus eine Übergangsphase existierte, in der die Unterdrückung der Bourgeoisie noch notwendig sei