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www.lwl.org Schutzgebühr 1 c Zwei Zimmer, Küche, Bad, Betreuung Wie Menschen mit Behinderung selbstständig wohnen können Die Leistungen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe

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www.lwl.org

Schutzgebühr 1 c

Zwei Zimmer, Küche, Bad,

Betreuung

Wie Menschen mit Behinderungselbstständig wohnen können

Die Leistungen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe

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INHALT

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VORWORT

AMBULANT BETREUTES WOHNEN – WAS IST DAS?Unterstützung nach Maß

WARUM AMBULANT BETREUTES WOHNEN?Alles aus einer Hand

DENNIS UND MARKUS70 Quadratmeter Selbstständigkeit

ANDREAUnabhängig wie die Lieblingskatze

SERVICEDrei Wege ins Ambulant Betreute Wohnen

SERVICEDas Hilfeplanverfahren

KONTAKTEAnsprechpartnerinnen und Ansprechpartner

ELTERNINTERVIEW„Der Abstand tut beiden Seiten gut!“

GLOSSAR„Was bedeutet ...?“

IMPRESSUM

Bildnachweis

Hans-Theo Gerhards, Köln: S. 8, 9, 10, 11, 16 (re.), 33, 34Peter Grewer, Laer: Titelseite, S. 12, 13, 14, 15, 16 (li.)Gregor Schläger, Hamburg: S. 4, 5, 6

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Seite

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VORWORT

die meisten von uns wagen irgend-wann in ihrer Jugend den Schritt indie Selbstständigkeit und ziehen ineine eigene Wohnung. Auch für Men-schen mit Behinderungen in West-falen-Lippe soll dieser Schritt jetztselbstverständlicher werden. DasAmbulant Betreute Wohnen macht esihnen möglich, in den eigenen vierWänden zu leben – unterstützt durchFachpersonal.

Für die Finanzierung des AmbulantBetreuten Wohnens ist seit Juli 2003der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zuständig. Da der LWLauch die Kosten für das stationäreLeben in Wohnheimen trägt, ist einwichtiges Ziel der Behinder-tenpolitik erreicht: das Ange-bot von individuell abgestimm-ten und flexiblen Hilfen auseiner Hand. Dafür haben wir uns inden vergangenen Jahren eingesetzt.Jetzt wollen wir den Ausbau der am-bulanten Wohnformen vorantreiben.Weniger Fürsorge, mehr Selbst-bestimmung – ein Paradigmen-wechsel in der Behindertenpolitik.

Liebe Leserin, lieber Leser,

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Der LWL verspricht sich davon aucheine Kostendämpfung. Die Zahl derMenschen mit Behinderungen, dieSozialhilfe benötigen, steigt stetig.Damit wächst auch die finanzielle Be-lastung des Landschaftsverbandesund damit der Kommunen. DasAmbulant Betreute Wohnen ist kos-tengünstiger als die Unterbringung ineinem Heim. Das Prinzip „ambu-lant vor stationär“ kann denKostenanstieg zumindestbremsen. Aufhalten oder gar um-kehren kann es die Entwicklungjedoch nicht. Deshalb setzt sich derLandschaftsverband dafür ein, dasssich der Bund an der Finanzierungder Behindertenhilfe beteiligt.

Mit der Möglichkeit, individuelleWohnhilfen aus einer Hand anbietenzu können, ist ein erster wichtigerSchritt getan. Ich wünsche mir, dassder Kurswechsel gelingt und wir dasAmbulant Betreute Wohnen weiterausbauen können. Dieses Heft solldazu einen Beitrag leisten – durchInformationen mit praktischem Nutz-wert.

Wolfgang Schäfer, Direktor des Land-schaftsverbandes Westfalen-Lippe

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„Betreute Selbstständigkeit“

Das Ziel: Behinderte Frauen undMänner sollen mit ambulanterUnterstützung in ihrer eigenenWohnung oder in einer Wohn-gemeinschaft leben können.Fachleute, zum Beispiel Sozialarbei-ter oder Heilpädagoginnen, besu-chen sie je nach Bedarf mehrmalspro Woche und helfen ihnen, den Alltag zu meistern. Wo es nötig ist,bekommen die behinderten Men-schen Unterstützung. Für alles ande-re bleiben sie selbst verantwortlich.

Die Angebote sind so vielfältig undindividuell wie die Bedürfnisse derBewohnerinnen und Bewohner. Sieumfassen alle Bereiche des täglichenLebens: gesundheitliche und berufli-che Probleme, Haushalt, Freizeit-gestaltung oder den Umgang mitBehörden. Von der Hilfe beim mor-gendlichen Frisieren bis zum gemein-samen Einkauf im Supermarkt, vomBrief an den Arbeitgeber bis zumGespräch bei persönlichen Krisen,vom Termin beim Sozialamt bis zumPlanen des Urlaubs:

Unterstützung nach Maß

Die Betreuerinhilft beim Einkaufim Supermarkt.

Die eigenen vier Wände

Hier kann man tun und lassen, wasman will. Die meisten Menschen stre-ben danach – auch die, die eineBehinderung haben. Auch sie wollenihr Leben selbstständig gestalten.Dazu gehört für sie die eigene Woh-nung. Das Ambulant Betreute Woh-nen ist eine Möglichkeit, dieses Zielzu erreichen.

In Westfalen-Lippe leben rund 27.000Menschen mit Behinderung, dieeinen gesetzlichen Anspruch auf Hil-fen zum Wohnen haben. Viele vonihnen sind nur in einigen Bereichendes täglichen Lebens auf Hilfe oderPflege angewiesen. Sie können zwarnicht völlig allein und unabhängigleben, sie brauchen aber auchnicht die Rundum-Betreuung,die eine ➝ stationäre Einrichtung bie-tet – etwa ein Wohnheim für behin-derte Menschen oder ein Pflegeheim.An diese große Gruppe wendet sichdas Ambulant Betreute Wohnen.

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AMBULANT BETREUTES WOHNEN – WAS IST DAS?

!Die Fachkräfte sind da, wennsie gebraucht werden. Sie sorgenfür Unterstützung nach Maß. Nicht„all inclusive“, sondern „à la carte“.

Ein Thema, drei Gruppen

Im Wesentlichen richtet sich dasAmbulant Betreute Wohnen an dreiverschiedene Gruppen. Die erstebesteht aus Menschen mit Behinde-rung, die erstmals vor der Entschei-dung stehen, wie sie in Zukunft woh-nen wollen. Etwa, weil sie bei ihrenEltern ausziehen möchten, oder weiles ihnen ihre Krankheit unmöglichmacht, weiterhin ohne fachlicheUnterstützung zurechtzukommen.

Die zweite Gruppe umfasst die Men-schen, die bislang in einem Wohn-heim leben und rund um die Uhrbetreut werden, obwohl sie auch mitweit weniger Unterstützung auskä-men. Sie würden gern selbstständi-ger leben und könnten das aus fach-licher Sicht auch. Die dritte Gruppebilden die zu betreuenden Menschen,die schon jetzt in ihrer eigenen Woh-nung leben und von einem ➝ ambu-lanten Dienst unterstützt werden.

Wer braucht welche Hilfen?

Seit dem 1. Juli 2003 ist der Land-schaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)für alle Hilfen zum Wohnen zustän-dig, die es für behinderte Menschengibt – ob ambulant oder stationär.Das macht es einfacher, die wich-tigste Frage auf dem Weg ins Ambu-lant Betreute Wohnen zu klären: Wer braucht welche Hilfeleistungen –wann, wie oft und wie lange? Um dasso genau wie möglich zu ermittelnund die Unterstützung „auf Maßschneidern“ zu können, hat der LWLein so genanntes ➝ Hilfeplanverfahrenentwickelt. Fachleute klären dabeidetailliert mit den behinderten Men-schen, welche Unterstützung sie wol-len und benötigen. Wie dieses Ver-fahren abläuft, können Sie auf denSeiten 25 bis 28 nachlesen.

Für Menschen mit Behin-derung in Westfalen-Lippebedeutet der Ausbau desAmbulant Betreuten Wohnensmehr Mitbestimmung, mehrFreiheit, mehr Lebensqualität.Denn in den eigenen vier Wändengibt es keine festen Essenszeiten,kein vorgeschriebenes Freizeitpro-gramm, kein Abmelden beim Per-sonal. Wann morgens der Wecker klingelt und wer abends zum Essenvorbeikommt, entscheidet jederselbst.

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Im Ambulant Betreuten Wohnen gibt’sUnterstützung „à la carte“, auch beimPapierkram.

Selbstbestimmung fördern

Menschen mit Behinderungen sollengenauso selbstbestimmt leben kön-nen wie nicht behinderte Menschen.Das ist das wichtigste Ziel des Am-bulant Betreuten Wohnens. Darumwill der Landschaftsverband Westfa-len-Lippe (LWL) dieses Angebot inganz Westfalen-Lippe bedarfsgerechtausbauen. Dabei hilft es ihm, dass er seit dem 1. Juli 2003 für alle Hilfenzum Wohnen zuständig ist – ob am-bulant oder stationär.

Zuvor war der LWL nur für die statio-nären Wohnheime für behinderteMenschen verantwortlich. Wer sichfür das Ambulant Betreute Wohneninteressierte, wendete sich an dieKreise und kreisfreien Städte. Aberjetzt kümmert sich der LWL um alleFragen, Anträge und Entscheidun-

Alles aus einer Hand

!gen, die mit dem Thema „Wohnen fürMenschen mit Behinderung“ zu tunhaben. Das hat mehrere Vorteile.

Ambulant oder stationär?

Vor allem wird es jetzt einfacher,jedem behinderten Menschen dasLeben zu ermöglichen, das er führenwill und das für ihn am besten ist.Dazu dient das neue ➝ Hilfeplanver-fahren des Landschaftsverbandes(Seite 25 – 28). Zusammen mitFachleuten klären die Betroffe-nen ganz genau ihre Situation:Kann ich allein duschen, kochen,einkaufen? Brauche ich Hilfebeim Anziehen, Putzen, Briefe-schreiben? Wie gehe ich mitGeld um, wie komme ich bei derArbeit klar, was mache ich,wenn ich frei habe oder wenn’smir schlecht geht? Die Antwortenauf diese und viele andere Fragenführen zu einer wichtigen Entschei-dung: Kann ich ambulant betreutzu Hause leben oder ist ein stationäres Wohnheim für michbesser?

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WARUM AMBULANT BETREUTES WOHNEN?

Selbstständigkeit spart Geld

Dass der LWL jetzt für alle Wohnhil-fen zuständig ist, hat aber auch fürden Verband selbst Vorteile. ZumBeispiel, was die Planung und denBau neuer Wohneinrichtungen an-geht. Die Rechnung ist einfach:Wenn es bessere Möglichkeiten fürbehinderte Menschen gibt, weiterhinselbstständig in ihrer eigenen Woh-nung zu leben, dann werden wenigerPlätze in stationären Wohnheimengebraucht. Das heißt: Der Land-schaftsverband – und damit dieSteuerzahlerinnen und Steuerzahler –sparen Geld.

Denn ein Platz in einem Wohnheimschlägt mit etwa 80 Euro pro Tag zuBuche, das Ambulant Betreute Woh-nen durchschnittlich nur mit rund 30Euro – je nachdem, wie intensiv dieBetreuung sein muss. Geld, das derLWL aus den Mitteln der ➝ Sozialhilfezahlt, die jede Bürgerin und jederBürger über die Steuern mitfinanziert.Und Geld, das der Landschaftsver-band in Zukunft dringend brauchenwird: Denn jedes Jahr nimmt in West-falen-Lippe die Zahl der behindertenMenschen, die Hilfen zum stationärenWohnen benötigen, um etwa 800 zu.

Mehr Angebote, mehr Chancen

Bisher war es schwierig, sich für dieeigenen vier Wände zu entscheiden.Zum einen, weil es in Westfalen-Lippe sehr viel weniger Plätze imAmbulant Betreuten Wohnen (7.300)als in stationären Einrichtungen(24.000) gibt. Zum anderen, weil diefachliche Unterstützung in der eige-nen Wohnung oft nicht ausreichte:Die ➝ ambulanten Dienste konntenbislang nicht genug Betreuerinnenund Betreuer beschäftigen. Darumhatten sie pro Woche meist nur einbis zwei Stunden Zeit, um den behin-derten Menschen in ihrem Alltag zuhelfen. Zu wenig für viele, die mit fünfbis acht Stunden Unterstützung proWoche gut in einer eigenen Wohnungleben könnten: Ihnen blieb bislangnur der Weg ins Wohnheim.

Diese „Betreuungslücke“ willder Landschaftsverband nunschließen. Ziel ist es, die Angeboteim Ambulant Betreuten Wohnen inganz Westfalen-Lippe bedarfsgerechtauszubauen – in den großen Städtengenauso wie auf dem Land. Undzwar so, dass sie überall die gleichenhohen Ansprüche in puncto Qualitäterfüllen. Davon profitieren auch dieMenschen mit Behinderung, die der-zeit in einem Wohnheim leben undgern selbstständiger wären: Wenn siedie Rundum-Betreuung dort nichtmehr brauchen, können sie viel leich-ter als bisher in eine eigene Wohnungwechseln.

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70 Quadratmeter Selbstständigkeit

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Helle Schweden-Möbel, eine Fahnevon Borussia Dortmund an der Wandund ein Wimpel der Kassel Huskiesauf dem Regal. In der Ecke steht einComputer, ein alter Teddybär ausKindertagen sitzt auf der Fenster-bank. Die Zimmer von Dennis undMarkus sehen aus wie die einer ganzgewöhnlichen Wohngemeinschaftvon jungen Leuten. Die beiden 25-Jährigen haben allerdings länger aufihre Unabhängigkeit warten und mehr dafür trainieren müssen als die meisten ihrer Altersgenossen. DennDennis und Markus sind geistig be-hindert.

Kennen gelernt haben sich die bei-den als Kinder, vor 16 Jahren, als siegemeinsam in einer Sonderschulelebten. Als sich nach der Schulzeitdie Frage nach dem „Wohin nun?“stellte, sah sich Dennis’ Mutter nacheiner geeigneten Einrichtung um. Sie entschied sich für eine ➝ Wohn-einrichtung des Vereins Behinderten-heimstätte. Dennis zog 1995 dort ein,Markus folgte seinem Freund ein Jahr

später. Allein zu wohnen kam für diebeiden damals nicht in Frage, da siein vielen Bereichen des täglichenLebens auf Hilfe angewiesen waren.

Doch sieben Jahre später meistertensie den Schritt in die Unabhängigkeit:Sie zogen in ihre eigene Wohnung.Zuvor hatten Dennis und Markus mitihrem Betreuungsteam ein Trainings-programm für mehr Selbstständigkeitabsolviert. Sie übten, die Waschma-schine zu bedienen, allein einkaufenzu gehen und ihr Geld zu verwalten.Je mehr Dinge sie gelernt hatten,desto sicherer fühlten sie sich. Die„Rund-um-die-Uhr-Betreuung“ imWohnheim brauchten beide bald nichtmehr. Dennoch war klar: Ganzohne Unterstützung kommenDennis und Markus im Alltagnicht zurecht. Die Lösung hieß„Ambulant Betreutes Wohnen“.

Den Abwasch schaffen Markus (li.) undDennis (re.) inzwischen locker allein.

Markus ist Fandes Eishockey-Clubs KasselHuskies.

Filmauswahl: Fernsehen macht in deneigenen vier Wänden doppelt Spaß.

DENNIS UND MARKUS

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Jetzt leben die Freunde in der Näheihrer alten ➝ Wohneinrichtung inihrem eigenen 70-Quadratmeter-Reich. Wenn sie Hilfe brauchen, kön-nen sie ihren ➝ ambulanten Dienstanrufen. Als Bezugsperson haben siesich Rita ausgesucht. Die Sozialar-beiterin schaut regelmäßig in derMänner-WG vorbei und bespricht mit Dennis und Markus alles, was ansteht – Fragen der Haushaltsorga-nisation zum Beispiel oder Geldan-gelegenheiten. Rita hat außerdemeinen Ersatzschlüssel für die Woh-nung – für Notfälle.

Beim Einzug waren die neuen Nach-barinnen und Nachbarn noch skep-tisch. „Können die beiden überhauptputzen?“, fragte einer. Dennis mussheute noch schmunzeln, wenn erdavon erzählt. Mittlerweile haben diejungen Männer die Nachbarschaft fürsich gewonnen und schippen auch

mal Schnee für die anderen Hausbe-wohnerinnen und Hausbewohner.Auch in ihrer eigenen Wohnung neh-men Dennis und Markus das Sauber-machen sehr genau. Montags bismittwochs ist Wäschewaschen dran,dienstags putzen sie die Wohnung.Einmal in der Woche planen sie dasEssen für die nächsten Tage. Und derSpeiseplan umfasst weit mehr als nurPommes und Pizza.

Die Wohnung ist auf beide jungenMänner angemeldet, jeder zahlt dieHälfte der Kosten. Dennis verdientsein Geld als Hausmeister bei einemUnternehmen, das Veranstaltungenorganisiert. Markus arbeitet in derGarten- und Landschaftspflege beider Lebenshilfe, einer großen Behin-

Beim Kaffee verteilen Markus (li.) undDennis (re.) ihre wöchentliche Hausarbeit.

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DENNIS UND MARKUS

Mit Markus’ Kollegen haben sieschon bis drei Uhr nachts vor demBildschirm gehockt und sich mitComputerspielen vergnügt. VollerElan beschäftigen sich Dennis undMarkus jetzt mit ihrem nächsten Plan:Sie wollen im Sommer zusammen in Berlin Urlaub machen – ganz ohneBetreuung.

Die gründliche Vorbereitunghat sich für Dennis und Markus gelohnt. Nachdem sielange trainiert hatten, im All-tag zurechtzukommen, habendie beiden den Sprung ge-schafft – aus dem Wohnheimins Ambulant Betreute Woh-nen. Ihre Betreuerinnen und Betreu-er haben sie dabei unterstützt. Undwenn es nötig ist, sind sie auchweiterhin für Dennis und Markus da.Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) finanziert und überprüftdie Betreuung in Westfalen-Lippe.

dertenorganisation mit zahlreichenEinrichtungen. Beide sind stolz aufihren Job. Aber Markus würde auchgern zu einer „richtigen“ Firma aufdem allgemeinen Arbeitsmarkt wech-seln: „Das ist das Einzige, was ichmir noch wünsche.“

Die beiden jungen Männerfreuen sich über ihre neueUnabhängigkeit, über die Frei-heit, ihr Alltagsleben so zugestalten, wie es ihnen passt.Wenn sie sich abends im Stadion einFußballspiel ansehen wollen, müssensie sich nirgends mehr abmelden. Inihrer Freizeit besuchen Dennis undMarkus oft ihre alten Freunde in der➝ Wohneinrichtung. Sie spielen dortimmer noch Theater und Fußball.Daneben knüpfen sie aber auch Kon-takte zur Welt außerhalb des Wohn-heims. So spielt Markus in einer Fuß-ballmannschaft der Hobbyliga. NeueFreunde zu sich nach Hause einzula-den – das ist kein Problem mehr. Unddann kann der Abend auch mal län-ger werden.

Bei Computerspielenwird für Dennis dieNacht zum Tag.

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Andrea war ein lebhaftes Mädchen.„Ich bin überall raufgeklettert“, sagtdie junge Frau, wenn sie sich als Kindbeschreiben soll. Wild sei sie gewe-sen und voller Fantasie. Schon mitneun habe sie kleine Geschichtengeschrieben, zum Beispiel über dasLeben aus der Sicht einer Katze,ihrem Lieblingstier, „weil die so eigen-willig und unabhängig sind“.

Doch dann sieht Andrea eine Blut-spur an der Wand, die zwar nichtwirklich da ist, aber ihr „total wirklich“vorkommt, und dieses Erlebnis ver-ändert ihr Leben. Zunächst gegenihren Willen wird die damals 18-Jäh-rige in eine psychiatrische Klinik inihrer Heimatstadt eingeliefert. Eine ➝ Psychose, so sagen die Ärzte.Und so nennt auch Andrea ihre Krank-heit – in einer Fachsprache, die sienach elf Jahren und zwei weiterenlangen Klinikaufenthalten gut gelernthat. Sie kennt die Handelsnamenaller Medikamente, die sie seitdemnehmen muss, und kann genau ihre

Unabhängig wie die Lieblingskatze

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ANDREA

Nebenwirkungen beschreiben: „Dieersten Tage in der Klinik waren echtunangenehm, aber je weniger Medi-kamente ich bekam, desto besserwurde es. Was bleibt, ist mein über-höhtes Gewicht. Dabei war ich so eindünnes Kind.“

Trotz ihrer Krise gelingt der Gymna-siastin das Fachabitur und das, wasviele junge Erwachsene erst späterschaffen: der langsame Abschiedvom Elternhaus. Andrea besucht täg-lich von 9 bis 17 Uhr eine ➝ psychia-trische Tagesklinik und wohnt zu-nächst weiter bei ihrer Mutter. „Dochdann wollte ich einen Neuanfang.“Sie geht in ein so genanntes Über-gangswohnheim, ins „Ü-Haus“. Dortwohnen rund 15 Menschen auf dreiEtagen, und Andrea lebt sich gut ein. Ihre Stimme wird lauter, und siespricht schneller, wenn sie von die-sem Abschnitt ihres Lebens erzählt:

„Ich wäre gern länger im Ü-Hausgeblieben, ich mochte die neuenFreunde dort, aber das war ja nur fürden Übergang.“

Im Fachjargon heißt die nächste Sta-tion „Betreutes Wohnen“. Andreasagt „3er-WG“, denn von außen istihr neues Zuhause – eine Wohnge-meinschaft – nichts Ungewöhnliches,zumal in einer Universitätsstadt. Voninnen ist das Leben in der WG schonanders, denn jeder der drei jungenMenschen ist psychisch krank. Ein-mal in der Woche kommt eine Be-treuerin in die Wohnung. Sie hilft,wenn Krisen drohen, aber vorallem organisiert sie den ganznormalen Alltag: Behörden-post erledigen, Anträge stel-len, Konflikte ansprechen.Finanziert hat diese Betreuung bisherdie Stadt, seit Juli 2003 ist der Land-schaftsverband Westfalen-Lippe(LWL) dafür zuständig.

Andrea (re.) begrüßtihre Betreuerin zumwöchentlichen Besuch.

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Was ➝ Depressionen sind, weißAndrea aus eigener Erfahrung. „Zuviele Reize auf einmal, zu viele Men-schen, dann kann mich ganz plötz-lich so ein Gefühl im Bauch überfal-len, ich verstumme, mein Blick wirdstarr, und die Mundwinkel wandernnach unten.“ Ein tiefes Loch sei das,und dann helfen nur noch der Rück-zug ins eigene Bett und Medikamen-te. Die „Reizüberflutung“ kann die 29-Jährige überall erwischen, wo vieleMenschen sind – auf dem Jahrmarktoder bei der Arbeit oder im Bus.

„Wegen der Reizüberflutung“ habe esauch nicht mit dem Kindergartengeklappt, in dem sie eine Ausbildungals Erzieherin machen wollte: „Daswäre zu wiggelig geworden mit denKindern.“ Inzwischen arbeitet Andreain einer ➝ Werkstatt für psychischkranke Menschen. Sechs Stundentäglich verpackt sie Schrauben oderschweißt Armbänder in Folie ein.Zum festen Wochenplan gehören derBesuch bei der Betreuerin im Büround die 45 Minuten beim „Entspan-nungstherapeuten“, mit dem sie beiMeeresrauschen vom Tonband überalles Private reden könne.

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Andrea ist vor kurzem noch malumgezogen. Wieder ins BetreuteWohnen, gemeinsam mit einer Freun-din. „In einer 2er-WG ist weniger losals bei dreien“, begründet sie denWohnungswechsel, der für sie einenSchritt in größere Selbstständigkeit,aber auch mehr Pflichten bedeute.„Jetzt muss ich richtig putzen lernen,hat meine Mutter gesagt.“ Bereuthabe sie den Umzug bisher nicht. Ein bisschen stolz klingt es,wenn die junge Frau erzählt,dass sie die Betreuerin baldnur noch einmal in der Wochesehe. Und die Betreuer nachts an-rufen wie damals noch im Ü-Haus,das tue sie jetzt auch nicht mehr.Vielleicht kramt Andrea beim Aus-packen der Umzugskartons ja ihreKindergeschichte von der Katze hervor, ihrem Lieblingstier, das soeigenwillig und unabhängig ist.

Beim Gitarrespielen kannAndrea entspannen.

Alltag im AmbulantBetreuten Wohnen:Andrea (re.) besprichtmit ihrer BetreuerinBrigitte Jäger, welcheProbleme gelöst wer-den müssen.

Dass Andrea jetzt in einer am-bulant betreuten Wohngemein-schaft wohnt, hilft sowohl ihrals auch ihren Eltern.Anfangs war die ganze Familie skeptisch, ob Andrea selbstständigleben könnte – auch sie selbst. Aberim Übergangswohnheim hat siegemerkt, dass es auch mit wenigerHilfe geht. Und in der neuen Woh-nung schaut regelmäßig jemand vor-bei, mit dem Andrea über alles redenkann. Allein ist sie nur, wenn sie essein will. Die Betreuung finanziert undüberprüft der LandschaftsverbandWestfalen-Lippe (LWL).

ANDREA

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Drei Wege ins Ambulant Betreute Wohnen

LWAndrea macht es schon, und auchMarkus und Dennis haben es bereitsgeschafft: Sie leben selbstständig mitambulanter Betreuung.

Dabei unterstützt sie derLandschaftsverband Westfa-len-Lippe (LWL) in Münster.

Die Karte informiert Sie darüber, wel-che Städte und Kreise in Westfalen-Lippe zum Gebiet des LWL gehören.

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SERVICE

WL

Städte und Kreise in Westfalen-Lippe

Kreis Steinfurt

KreisMinden-Lübbecke

MünsterKreisCoesfeld

KreisBorken Kreis

Warendorf

Kreis Soest

Biele-feld

KreisPaderborn

KreisHerford

Kreis Lippe

Kreis Siegen-Wittgenstein

MärkischerKreis

Hochsauerlandkreis

Hagen

KreisOlpe

Dortmund

KreisUnna

HammKreisRecklinghausen

Gelsenkirchen Bottrop Herne

Ennepe- Ruhr- Kreis

Bochum

KreisGütersloh

KreisHöxter

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Ins Ambulant Betreute Wohnen füh-ren verschiedene Wege. Welchenman einschlägt, hängt vor allemdavon ab, wie und wo der behinderteMensch bisher gelebt hat: Bei denEltern oder in einer eigenen Woh-nung? In einem Wohnheim für Men-schen mit Behinderungen? Oderbereits in einem Angebot des Am-bulant Betreuten Wohnens? Die Artder Beeinträchtigung – ob geistigbehindert, psychisch krank, sucht-krank oder körperbehindert – ist fürdas weitere Verfahren zunächst ohne Bedeutung.

Egal, welchen Weg Sie gehen: Erführt auf jeden Fall über das so ge-nannte ➝ Hilfeplanverfahren (S. 25 ff.).Darin klären die behinderten Men-schen mit Fachleuten zwei wichtigeFragen. Erstens: Welche Hilfeleis-tungen brauche ich – wann, wieoft und wie lange? Und zweitens:Wie und wo kann ich diese Hilfe-leistungen am besten bekom-men?

Am Ende des Verfahrens steht die Entscheidung über Art und Umfangder Unterstützung. Anschließend wird ein detaillierter und individueller➝ Hilfeplan aufgestellt, der die Zieleder Betreuung festlegt.

Auf den folgenden Seiten können Sieherausfinden, welcher Weg in die„betreute Selbstständigkeit“ für Sieder richtige ist. Prüfen Sie bitte zu-nächst, welche der folgenden Aussa-gen auf Sie zutrifft. Lesen Sie dannauf den angegebenen Seiten, wie SieSchritt für Schritt zu Ihrer maßge-schneiderten Unterstützung in West-falen-Lippe kommen.

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SERVICE

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Ich lebe zu Hause bei meinenEltern und möchte mehrSelbstständigkeit und Unab-hängigkeit. Ich brauche aber nochin einigen Bereichen Unterstützung.Meine Eltern sind skeptisch undmöchten lieber, dass ich zu Hausebleibe. Sie sagen, wenn ich schonausziehen will, dann kommt nur einWohnheim in Frage.

Welche Möglichkeiten habe ich,unterstützt zu wohnen?

➝ Seite 20 – 21

• Ich lebe in meiner eigenen Woh-nung. Aber meine Fachärztin/meinFacharzt hat festgestellt, dass ichim Alltag nicht mehr ohneUnterstützung zurechtkomme.

• Während der Behandlung in einerpsychiatrischen Klinik habe ich fest-gestellt, dass ich nach der Ent-lassung nicht mehr ohne Hilfein meiner eigenen Wohnungleben kann.

Wie bekomme ich die nötige Unter-stützung?

➝ Seite 21 – 22

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Ich lebe in einem Wohnheim undwerde rund um die Uhr betreut. Ichglaube aber, dass das nicht nötig istund dass ich viel selbststän-diger leben könnte. Darummöchte ich meine eigene Wohnung haben. Trotzdem weißich, dass ich in einigen Bereichen des täglichen Lebens Hilfe brauchenwerde.

Wie kann ich eine eigene Wohnungmit Betreuung bekommen?

➝ Seite 22 – 23

Ich lebe in meiner eigenenWohnung und werde bereits voneinem ➝ ambulanten Dienst unter-stützt.

Was hat sich für mich ab dem 1. Juli2003 geändert?

➝ Seite 24

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1Ich lebe zu Hause bei meinenEltern und möchte mehrSelbstständigkeit und Unab-hängigkeit. Ich brauche aber nochin einigen Bereichen Unterstützung.Meine Eltern sind skeptisch undmöchten lieber, dass ich zu Hausebleibe. Sie sagen, wenn ich schonausziehen will, dann kommt nur einWohnheim in Frage.

Welche Möglichkeiten habeich, unterstützt zu wohnen?

Grundsätzlich haben Sie zwei Mög-lichkeiten:

■ Sie ziehen in ein Wohnheimfür Menschen mit Behinde-rungen:Dort leben Sie mit anderen Bewoh-nerinnen und Bewohnern in kleinenWohngruppen zusammen. Siehaben feste Bezugspersonen, dierund um die Uhr für Sie da sind,die Sie fördern und unterstützen.Es gibt feste Regeln, zum BeispielEssenszeiten oder Hausordnun-gen, an die sich alle halten müs-sen. Ein Großteil des Lebens(Wohnen, Freizeit, Beschäftigung)spielt sich innerhalb der ➝ Wohn-einrichtung ab.

■ Sie entscheiden sich für dasAmbulant Betreute Wohnen:Dann leben Sie allein oder mitmehreren Personen in einer eige-nen Wohnung oder in einem eige-nen Haus. Ein- oder mehrmals proWoche kommt eine Betreuerin/einBetreuer vorbei und hilft Ihnen beiden Dingen in Ihrem Alltag, die Sieallein nicht bewältigen können. Füralles andere bleiben Sie selbst ver-antwortlich. Das heißt, Sie leben soselbstständig und selbstbestimmt,wie Sie können – mit allen Rechtenund Pflichten.

Was muss ich tun, um eine Ent-scheidung treffen zu können?

Sie wenden sich an einen Profi fürsoziale Angelegenheiten. Das kann zum Beispiel der ➝ Sozialdienst Ihrer ➝ Werkstatt sein, die behandelndeÄrztin/der behandelnde Arzt, eineKontakt- und Beratungsstelle, dasSozialamt oder das GesundheitsamtIhrer Stadt. Sie können sich auch anden Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) wenden (KontaktlisteSeite 30 – 31).

Der Profi versucht, in einem Gesprächmit Ihnen herauszufinden, ob dasLeben in einer ➝ Wohneinrichtungoder im Ambulant Betreuten Wohnenfür Sie das Richtige ist. Er entschei-

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SERVICE

det mit Ihnen zusammen, in welchenLebensbereichen welche Hilfe für Sienötig ist, und trägt Ihre Wünsche ge-meinsam mit Ihnen in die dafür vorge-sehenen Anträge ein. In den Antragwird auch aufgenommen, welcheWohnform Sie sich wünschen.

Und wie geht’s dann weiter?

Sobald Sie den Antrag an den Land-schaftsverband Westfalen-Lippeschicken, haben Sie das ➝ Hilfeplan-verfahren eingeleitet. Wie das abläuft,lesen Sie auf den Seiten 25 – 28.

• Ich lebe in meiner eigenen Woh-nung. Aber meine Fachärztin/meinFacharzt hat festgestellt, dass ichim Alltag nicht mehr ohneUnterstützung zurechtkomme.

• Während der Behandlung in einerpsychiatrischen Klinik habe ich fest-gestellt, dass ich nach der Ent-lassung nicht mehr ohne Hilfein meiner eigenen Wohnungleben kann.

Wie bekomme ich die nötigeUnterstützung?

■ Wenn Sie derzeit zu Hausewohnen: Wenden Sie sich an IhreFachärztin/Ihren Facharzt. Sie/Erentscheidet mit Ihnen zusammen,in welchen Lebensbereichen wel-che Hilfe für Sie nötig ist. Wenn Siees wollen, vermittelt Ihnen Ihre Ärz-tin/Ihr Arzt einen Kontakt zu einem➝ ambulanten Dienst in IhrerNähe, so dass Sie sich dort schon„vor Ort“ beraten lassen können.

■ Wenn Sie stationär in einerKlinik behandelt werden:Wenden Sie sich an den ➝ Sozial-dienst des Krankenhauses. DieFachleute des Sozialdienstes finden in einem Gespräch zusam-men mit Ihnen heraus, in welchenLebensbereichen Sie nach derEntlassung aus der Klinik welcheUnterstützung brauchen. Auf IhrenWunsch stellt der Sozialdiensteinen Kontakt zu einem ➝ ambu-lanten Dienst in Ihrer Nähe her.

In beiden Fällen können Sie sich auchan eine Kontakt- und Beratungsstelle,das Sozialamt oder das Gesundheits-amt Ihrer Stadt oder den Landschafts-verband Westfalen-Lippe (LWL) wen-den – (Kontaktliste Seite 30 – 31).

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Welche Formalitäten muss icherledigen?

Wenn Sie sicher sind, welche Unter-stützung die richtige für Sie ist, stel-len Sie zusammen mit dem ➝ Sozial-dienst oder dem ➝ ambulantenDienst, von dem Sie zukünftig amliebsten betreut werden möchten,einen Antrag auf Unterstützung. DieFormulare dafür liegen dort vor. Inden Antrag wird auch aufgenommen,welche Wohnform Sie sich wün-schen.

Und wie geht’s dann weiter?

Sobald Sie den Antrag an den Land-schaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)schicken, haben Sie das ➝ Hilfeplan-verfahren eingeleitet. Wie das abläuft,lesen Sie auf den Seiten 25 – 28.

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2Ich lebe in einem Wohnheim undwerde rund um die Uhr betreut. Ichglaube aber, dass das nicht nötig istund dass ich viel selbststän-diger leben könnte. Darummöchte ich meine eigene Wohnung haben. Trotzdem weißich, dass ich in einigen Bereichen des täglichen Lebens Hilfe brauchenwerde.

Wie kann ich eine eigene Wohnung mit Betreuungbekommen?

Sprechen Sie mit Ihrer Betreuerin/Ihrem Betreuer im Wohnheim überIhren Wunsch auszuziehen. Sie/Ererklärt Ihnen den Unterschied zwi-schen dem Leben im Wohnheim unddem Leben im Ambulant BetreutenWohnen:

● Im Wohnheim leben Sie mitanderen Bewohnerinnen undBewohnern in kleinen Wohngrup-pen zusammen. Sie haben festeBezugspersonen, die rund um dieUhr für Sie da sind, die Sie fördernund unterstützen. Es gibt festeRegeln, zum Beispiel Essenszeitenoder Hausordnungen, an die sichalle halten müssen.

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SERVICE

● Im Ambulant Betreuten Wohnen leben Sie allein oder mitmehreren Personen in einer eige-nen Wohnung oder in einem eige-nen Haus. Einmal oder mehrmalspro Woche kommt eine Betreue-rin/ein Betreuer vorbei und hilftIhnen bei den Dingen in Ihrem All-tag, die Sie allein nicht bewältigenkönnen. Für alles andere bleibenSie selbst verantwortlich.

Welche Punkte sind wichtig,um in eine eigene Wohnungumziehen zu können?

Sie müssen sich unter anderem darüber klar werden, ob Sie

● allein sein können,● selbstständig einkaufen gehen

können,● mit Geld umgehen können,● in Stresssituationen besonnen

reagieren,● bei Bedarf Hilfe einfordern können,● etwas mit Ihrer Zeit anfangen

können und zum Beispiel Hobbyshaben,

● Freundschaften aufbauen und pflegen können,

● Verantwortung übernehmen können,

● in der WG mit dem ständigenZusammenleben mit mehrerenMenschen zurechtkommen.

Wenn Sie noch einige Dinge übenmüssen, wird sich der Auszug wahr-scheinlich etwas verzögern.

Was mache ich, wenn zum Bei-spiel meine Eltern nicht davonüberzeugt sind, dass ein Aus-zug für mich das Richtige ist,aber meine Betreuerinnen undBetreuer mir das zutrauen?

Fragen Sie Ihre Eltern, Freunde undBekannten, ob sie Ihnen auch helfenwürden, wenn Sie in Ihren eigenenvier Wänden Unterstützung bräuch-ten. Lassen Sie sich gemeinsam voneinem Profi beraten.

Wenn Sie sicher sind, welche Unter-stützung die richtige für Sie ist, wen-den Sie sich an Ihre Betreuerin/IhrenBetreuer. Gemeinsam entscheidenSie, in welchen Lebensbereichen Siewelche Hilfe brauchen. Dann tragenSie zusammen mit Ihrer Bezugsper-son Ihre Wünsche in die dafür vorge-sehenen Anträge ein. In den Antragwird auch aufgenommen, welcheWohnform Sie sich wünschen.

Und wie geht’s dann weiter?

Sobald Sie den Antrag an den Land-schaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)schicken, haben Sie das ➝ Hilfeplan-verfahren eingeleitet. Wie das abläuft,lesen Sie auf den Seiten 25 – 28.

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3Ich lebe in meiner eigenenWohnung und werde bereits voneinem ➝ ambulanten Dienst unter-stützt.

Was hat sich für mich ab dem1. Juli 2003 geändert?

Grundsätzlich ändert sich in Ihremtäglichen Leben gar nichts. Sie müs-sen keinen neuen Antrag auf Unter-stützung stellen. Es kümmern sichdie gleichen Menschen um Sie wiebisher. Auch Art und Umfang IhrerBetreuung bleiben gleich.

Der einzige Unterschied: Die Kostenfür Ihre Betreuung zahlt nicht mehrder Kreis oder die kreisfreie Stadt, in der Sie leben, sondern der Land-schaftsverband Westfalen-Lippe(LWL).

Was mache ich, wenn ich inbestimmten Lebensbereichenmehr Unterstützung als bisherbrauche, weil ich sonst in einWohnheim ziehen müsste?

Ihre Betreuungsperson (im ➝ ambu-lanten Dienst) oder ➝ Ihre gesetzlicheBetreuerin/Ihr gesetzlicher Betreuergeht mit Ihnen Ihre Wünsche durchund formuliert Ihr Anliegen in einemschriftlichen Antrag an den LWL.

Und wie geht’s dann weiter?

Sobald Sie den Antrag an den Land-schaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)schicken, haben Sie das ➝ Hilfeplan-verfahren eingeleitet. Wie das abläuft,lesen Sie auf den Seiten 25 – 28.

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SERVICE

Das Hilfeplanverfahren

→Für das nun folgende Hilfeplanverfah-ren ist der Landschaftsverband West-falen-Lippe (LWL) zuständig. WennIhr Wunsch nach unterstütztem Woh-nen wahr wird, trägt der LWL dieKosten Ihrer Betreuung. Ob und wieSie unterstützt werden, entscheidenzwar die Fachleute des LWL, wichtigist aber, dass Sie, Ihre Angehörigenund Ihre Bezugspersonen dabei mit-reden können. Nichts wird ohne Sieentschieden.

Wichtige Punkte, die im ➝ Hilfeplan-verfahren geklärt werden müssen,sind unter anderem:

■ Welche Hilfeleistungen benötigenSie?

■ Wann, wie oft und wie lange brau-chen Sie diese Hilfeleistungen?

■ Wo können Sie diese Hilfeleistun-gen am besten bekommen?

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Beantragen

Um diese Fragen beantworten zukönnen, benötigt der LWL verschie-dene Unterlagen:

■ Den so genannten ➝ Sozialhil-fegrundantrag, mit dem Ihrepersönlichen und wirtschaftlichenVerhältnisse geprüft werden. DasFormular erhalten Sie beim ört-lichen Sozialamt.

■ Den so genannten „Erhebungs-bogen zur Beurteilung desHilfebedarfs“ einschließlich dernötigen Anlagen. Dazu gehörtauch Ihre persönliche Stellungnah-me, in der Sie Ihre Wünsche undVorstellungen äußern können.Diese Formulare erhalten Sie zumBeispiel beim ➝ Sozialdienst Ihrer➝ Werkstatt oder Ihrer Klinik, beieiner Kontakt- und Beratungsstel-le, beim örtlichen Sozial- oderGesundheitsamt. An all diesenStellen gibt es Fachleute, die Ihnengerne beim Ausfüllen der Unterla-gen helfen.

Sie können alle Formulare auch direktbeim LWL anfordern. Die Adresselautet:Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)Abteilung Soziales, Pflege und Rehabilitation48133 Münster

Oder Sie laden sich die Vordruckeaus dem Internet herunter. Die Adres-se lautet: www.lwl.org ➝ Soziales➝ Soziales, Pflege und Rehabi-litation ➝ Eingliederungshilfe➝ Downloads ➝ Hilfeplanver-fahren

Prüfen

Ihr Antrag landet bei den Fachleutenin der LWL-Abteilung Soziales, Pflegeund Rehabilitation: den so genannten➝ Hilfeplanerinnen und Hilfeplanern.Sie prüfen Ihre Wünsche, beantwor-ten Ihre Fragen und treffen schnelleEntscheidungen in Not- oder Eilfällen.Wer sich um Ihren Antrag kümmert,können Sie auf den Seiten 30 – 31nachlesen.

Zunächst prüft die Hilfeplanerin/derHilfeplaner, ob Ihr Antrag vollständigist, und sorgt dafür, dass fehlendeUnterlagen nachgereicht werden.Wenn dann noch wichtige Informatio-nen fehlen, nehmen die LWL-Fach-leute mit Ihren behandelnden Ärztin-nen und Ärzten Kontakt auf. Oder sie setzen sich mit anderen Stellenwie dem Gesundheitsamt oder dem➝ Behindertenhilfefachdienst desLWL in Verbindung.

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SERVICE

→Besprechen

Sind die Unterlagen vollständig, werden Sie zu einem ➝ Hilfeplange-spräch eingeladen. Das ist eine Art„runder Tisch“, an dem alle nochoffenen Fragen geklärt werden. Esfindet in Ihrer Nähe statt: entweder in Ihrer Stadt oder an einem Ort inIhrem Landkreis. Am Ende desGesprächs steht die Entscheidungüber Ihren Antrag.

Beim ➝ Hilfeplangespräch treffen SieIhre ➝ Hilfeplanerin/Ihren Hilfeplanerpersönlich. Außerdem sind einigeweitere Fachleute dabei:

■ eine Vertreterin/ein Vertreter vomSozialamt oder vom Gesundheits-amt Ihres Kreises oder Ihrer kreis-freien Stadt sowie

■ eine Vertreterin/ein Vertreter eines➝ Wohnheimträgers und eines ➝ ambulanten Dienstes.

Wenn Sie an dem Gespräch nichtallein teilnehmen möchten, könnenSie ein bis zwei Personen mitbringen:zum Beispiel Angehörige oder ➝ Ihre gesetzliche Betreuerin/Ihrengesetzlichen Betreuer. Wenn Sienicht persönlich kommen könnenoder wollen, können Sie sich auchvertreten lassen.

Aufgrund der Ergebnisse des Ge-sprächs trifft ➝ die Hilfeplanerin/derHilfeplaner die grundsätzliche Ent-scheidung darüber, ob Sie ambulantbetreut im eigenen Zuhause lebenkönnen oder ob ein stationäresWohnheim für Sie besser ist. Die Ent-scheidung bekommen Sie direkt undpersönlich mitgeteilt.

Planen

Anschließend stellen die Fachleutedes ➝ ambulanten Dienstes oderdes Wohnheims, die sich demnächstum Sie kümmern, gemeinsam mitIhnen einen ➝ Hilfeplan auf. Darinsind alle pädagogischen, ärztlichenund pflegerischen Leistungen, die Sieerhalten werden, zusammengefasst.Auch die damit angestrebten Zielewerden festgelegt. Dieser ➝ Hilfeplanmacht es möglich, den Erfolg dervereinbarten Unterstützung zu über-prüfen.

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Entscheiden

Zum Schluss erhalten Sie per Posteinen schriftlichen Bescheiddarüber, welche Unterstützung Siebekommen. Dieser Bescheid istgleichzeitig die Kostenzusage desLWL. Aber darauf müssen Sie nichtwarten: Sobald im ➝ Hilfeplange-spräch die mündliche Entscheidunggetroffen ist, können Sie die nötigeHilfe bei Bedarf sofort in Anspruchnehmen. Wann Sie tatsächlich in einWohnheim oder ins Ambulant Be-treute Wohnen ziehen können, hängtdann nur noch davon ab, wie schnellSie eine geeignete Wohnung findenoder ob ein Platz im gewünschtenWohnheim für Sie frei ist.

Die Hilfeleistungen, die Ihnen derLWL zusagt, sind zeitlich begrenzt,meist auf einen Zeitraum von ein biszwei Jahren. Wenn Sie glauben, dassSie danach weiterhin Unterstützungbrauchen, stellen Sie zusammen mitIhrer Betreuerin/Ihrem Betreuer des➝ ambulanten Dienstes rechtzeitigvor Ablauf der Frist einen Verlänge-rungsantrag. Die ➝ Hilfeplanerin/derHilfeplaner wird dann gemeinsam mitIhnen einschätzen, ob die bisherigeUnterstützung ausreicht, ob sie verringert werden kann, oder ob sieerhöht werden muss.

Wir wollen nicht über Sie, son-dern mit Ihnen entscheiden.Wie Ihre Zukunft aussieht, bestimmtnicht irgendjemand, der weit weg aneinem Schreibtisch sitzt. Alles, waswichtig ist, besprechen die Fachleutemit Ihnen und den Menschen, denenSie vertrauen. Persönlich und vor Ort.Und alle Entscheidungen orientierensich daran, was Sie wollen und was Sie benötigen. Damit Sie genaudie Unterstützung bekommen, dieSie brauchen.

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Zwei Zimmer, Küche, Bad,

Betreuung

bedeutet:

■ die Wohnung selbst einrichten

■ den Tagesablauf selbst bestimmen

■ Hilfe haben, wenn’s schlecht geht

■ Unterstützung haben beim Geldeinteilen, Briefeschreiben oder Putzen

■ selbst frühstücken und kochen

■ Freundinnen und Freunde nach Hause einladen können

■ Hobbys pflegen

■ Verantwortung übernehmen

■ Zeit für sich selbst haben

■ über das eigene Einkommen verfügen

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Hilfeplanerinnen und Hilfeplaner

Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)

Abteilung Soziales, Pflege und Rehabilitation

48133 Münster

Tel.: 0251 591-01

Kreis oder Stadt Name Telefon E-MailStadt Bottrop Bernhard Artmann 0251 591-3676 [email protected]

Märkischer Kreis

Kreis Lippe Bernd Bergmann 0251 591-5774 [email protected]

Kreis Paderborn

Kreis Höxter Rainer Göke 0251 591-3588 [email protected]

Kreis Minden-Lübbecke

Kreis Coesfeld Michael Heisler 0251 591-5657 [email protected]

Ennepe-Ruhr-Kreis

Hochsauerlandkreis Huberta Hillebrand 0251 591-3836 [email protected]

Kreis Warendorf

Kreis Olpe Andrea Hoffmann 0251 591-6858 [email protected]

Kreis Steinfurt

Stadt Dortmund Dagmar Jaschke 0251 591-4714 [email protected]

Kreis Recklinghausen Birgit Kuhlmann 0251 591-4680 [email protected]

Kreis Siegen-Wittgenstein Franz-Josef Lambrecht 0251 591-4511 [email protected]

Kreis Unna Birgit Neve 0251 591-3105 [email protected]

Stadt Bochum Thomas Lauvers 0251 591-3691 [email protected]

Stadt Hamm

Kreis Borken Roswitha Papenbrock 0251 591-3327 [email protected]

Stadt Hagen

Stadt Gelsenkirchen Manfred Reher 0251 591-5991 [email protected]

Kreis Gütersloh

Stadt Herne Claudia Roll 0251 591-4643 [email protected]

Kreis Soest

Kreis Herford Christine Tegeler und 0251 591-3689 [email protected]

Stadt Münster Elke Kubendorff 0251 591-5750 [email protected]

Stadt Bielefeld Andrea Uhrmann 0251 591-5838 [email protected]

Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner

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KONTAKTE

Ansprechpersonen für allgemeine Fragen

Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)Abteilung Soziales, Pflege und Rehabilitation48133 MünsterTel.: 0251 591-01

Kreis oder Stadt Name Telefon E-MailEnnepe-Ruhr-Kreis Thomas Balzer 0251 591-4733 [email protected] GüterslohKreis HerfordHochsauerlandkreisKreis HöxterKreis LippeMärkischer KreisStadt MünsterKreis OlpeKreis PaderbornStadt Bochum Petra Klose 0251 591-4278 [email protected] HerneKreis Recklinghausen Kreis UnnaKreis SteinfurtStadt Bielefeld Marita Volbracht 0251 591-6517 [email protected] Borken Stadt BottropKreis CoesfeldStadt DortmundStadt HagenStadt HammStadt GelsenkirchenKreis Minden-Lübbecke Kreis Siegen-WittgensteinKreis SoestKreis Warendorf

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Entspannt sitzen Christel und AdolfEhret auf der Terrasse ihres Hauses.Bei Kaffee und Nusskuchen schmie-det das Rentnerpaar Pläne für denbevorstehenden Urlaub. Ihre psy-chisch kranke Tochter Claudia (43 Jahre alt) wird auch ohne sie gutzurechtkommen – dank der Unter-stützung im Ambulant BetreutenWohnen.

Seit wann lebt Ihre Tochter im Ambulant Betreuten Woh-nen, und wo hat sie vorhergewohnt?

Christel Ehret: Nachdem Claudiaaufgrund ihrer Krankheit ihr Studiumabbrechen musste, hat sie bei uns im Haus gewohnt. Das war schwie-rig. Denn für uns war es schwer ein-zusehen, dass Claudia wirklich aufDauer krank ist. Sie leidet an einer ➝ Psychose und hat bereits mehrereSelbstmordversuche hinter sich.Immer wieder gab es Krisen, in denensie für längere Zeit in eine psychiatri-sche Klinik musste.

Adolf Ehret: Nun lebt sie seit fünfJahren im Betreuten Wohnen. Undseit sie ausgezogen ist, verstehen wiruns viel besser.

Wer gab den Anstoß für dasAmbulant Betreute Wohnen?

Christel Ehret: Unsere Tochterhatte immer wieder davon gespro-chen, dass sie in einer eigenen Woh-nung leben möchte. Durch die Zei-tung haben wir von einer Organisa-tion erfahren, die Betreutes Wohnenanbietet. Da habe ich mich beratenlassen. Und nach mehreren Gesprä-chen haben wir uns dann auf ein Pro-bewohnen in einer größeren Wohn-gemeinschaft (WG) geeinigt. DieFachleute von der Spix, einer Sozial-psychiatrischen Initiative, haben unsgeholfen, die Anträge auszufüllen.

Wie haben Sie sich beim Aus-zug Ihrer Tochter gefühlt?

Christel Ehret: Ich habe mit Clau-dia ihre Sachen gepackt und sie indie Wohnung gebracht. Dort lebten

„Der Abstand tut beiden Seiten gut!“

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ELTERNINTERVIEW

bereits eine Frau und ein Mann. Eswar für mich schwer, meine Tochterdort zu lassen. Denn da war es nichtso ordentlich und sauber wie bei unszu Hause. Aber wir wussten auch: Sowie bisher konnte es auf Dauer nichtweitergehen.

Was änderte sich für Claudia?

Christel Ehret: Unsere Tochterarbeitete seitdem in einer ➝ Werk-statt für behinderte Menschen undmusste bestimmte Aufgaben in derWG übernehmen. Der Betreuer kammehrmals in der Woche in die Woh-nung und konnte in schwierigen Situationen auch angerufen werden.

Adolf Ehret: Und wir haben unsereTochter jedes Wochenende besucht.

Und nach der „Probezeit“ –wie ging es dann weiter?

Christel Ehret: Es war schnell klar,dass unsere Tochter grundsätzlichselbstständig mit ambulanter Unter-stützung leben wollte. Aber in derersten Wohngemeinschaft kam siemit den anderen Bewohnern nicht sogut klar. Die Leute von der Spixhaben dann nach einer neuen Mög-lichkeit gesucht. Jetzt lebt sie miteiner anderen Frau in einer Zweier-WG. Das klappt gut. Einmal in derWoche schaut ein Sozialarbeiter nachdem Rechten, bespricht und erledigtBehördengänge und vermittelt Hilfenbei psychischen Problemen. BeiBedarf wird die Betreuung erhöht.

Adolf Ehret: Jetzt besucht Claudiauns fast jedes Wochenende, und wirkommen gut miteinander aus.

Christel Ehret (o.) und ihr Mann Adolf (u.)unterstützen ihre psychisch kranke Toch-ter Claudia auf dem Weg in ein selbststän-diges Leben.

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Würden Sie anderen Elternambulant betreute Wohnfor-men für ihr behindertes Kindempfehlen?

Christel Ehret: Auf jeden Fall ist esab einem gewissen Alter einen Ver-such wert. Schließlich muss sich einKind, ob krank, behindert oder nicht,irgendwann von den Eltern lösen. DerAbstand tut beiden Seiten gut. Durchdie Betreuung sind wir sicher, dassunser Kind in schwierigen Situationennicht allein ist. Die Spix bietet Claudiasogar Tagesausflüge und betreute Ur-laubsfahrten an. Wir denken, Claudialebt heute so, wie es für sie am bestenist. Und wir fühlen uns jetzt freier.

Über eine SozialpsychiatrischeInitiative (Spix), einen Anbieterdes Ambulant Betreuten Woh-nens, hat Claudia ihren Weg indie eigene Wohnung gefunden.Die Spix hat sie und die Eltern bera-ten und war bei den Formalitätenbehilflich. Claudia bezieht Rente. DieKosten für die Wohnung teilt sie sichmit ihrer Mitbewohnerin. Lebensmittelund Kleidung bezahlt sie selbst. DerLandschaftsverband Westfalen-Lippe(LWL) ist dafür zuständig, die Betreu-ung zu finanzieren und regelmäßig zuüberprüfen, ob Umfang und Art an-gemessen sind.

Seit Tochter Claudia in einer eigenen Wohnung lebt, verstehen sich Christel und Adolf Ehretviel besser mit ihr.

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Was bedeutet ...?GLOSSAR

!Behinderten Menschen, die sich über Hilfenzum Wohnen informieren möchten, bietet derFachdienst an, sie persönlich aufzusuchen undzu besprechen, was möglich und sinnvoll ist.Das Team berät auch ➝ ambulante Diensteund ➝ stationäre Einrichtungen und nimmtdort Qualitätsprüfungen vor. Außerdem stehtes Wohnheimträgern, ambulanten Diensten, ➝ Werkstätten für behinderte Menschen sowieHeilpädagogischen Tagesstätten bei fachlichenFragen zur Verfügung.

DepressionBei einer Depression leiden die Betroffenenanhaltend unter gedrückter, pessimistischerStimmung und verlieren das Interesse für diemeisten Tätigkeiten. Depressive Menschenverspüren Angst, Hoffnungslosigkeit und eineLeere, die bis zur Todessehnsucht eskalierenkann. Schuldgefühle werden übermächtig,Motivation und Antrieb sind gehemmt. MancheDepressionen äußern sich in körperlichenBeschwerden wie Kopf- und Magenschmer-zen. Neben auslösenden Erlebnissen wie Tren-nung oder Tod beruhen Depressionen auchauf Störungen des Stoffwechsels im Gehirn.Verhaltenstherapien und die Behandlung mitMedikamenten (Antidepressiva) führen meistzu erkennbaren Erfolgen. Rund vier MillionenDeutsche leiden unter Depressionen, die alshäufigste seelische Erkrankung gelten.

Ambulante DiensteAmbulante Dienste beschäftigen Fachperso-nal, insbesondere Sozialarbeiterinnen undSozialarbeiter, die sich vor Ort um die Men-schen kümmern, die im Ambulant BetreutenWohnen leben. Sie besuchen die Personen,die sie betreuen, je nach Bedarf ein- odermehrmals in der Woche und helfen bei Proble-men im Alltag. Anbieter können zum BeispielEinrichtungen der Wohlfahrtspflege, aber auchgemeinnützige Vereine sein. Private Anbietersind häufig Fachleute aus der Sozialarbeit, diesich selbstständig gemacht haben. Der Land-schaftsverband hat bei Übernahme des Am-bulant Betreuten Wohnens zunächst auch dieVerträge übernommen, die die Anbieter mitdem Kreis oder der kreisfreien Stadt abge-schlossen hatten. Für die Zukunft ist geplant,mit allen anerkannten Anbietern von ambulan-ten Diensten gleichlautende Vereinbarungenabzuschließen. In regelmäßigen Abständen solldie Qualität ihrer Arbeit überprüft werden.

BehindertenhilfefachdienstEin Team aus Fachleuten (zum Beispiel Sozial-arbeiterin/Sozialarbeiter, Ärztin/Arzt und Pfle-gefachkraft), das ➝ die Hilfeplanerin/den Hilfe-planer in besonderen Fällen unterstützt, wennes darum geht, den genauen Hilfebedarf fest-zustellen oder die richtige Wohnform zu finden.

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!EingliederungshilfeHilfe, die Personen gewährt wird, die dauerhaftkörperlich, geistig oder seelisch wesentlichbehindert oder von einer Behinderung bedrohtsind. Die Eingliederungshilfe für behinderteMenschen soll eine Behinderung oder derenFolgen beseitigen oder mildern und den behin-derten Menschen in die Gesellschaft einglie-dern. Sie soll ihm die Teilnahme am Leben inder Gemeinschaft und die Ausübung einesangemessenen Berufs ermöglichen. Außerdemsoll er so weit wie möglich unabhängig vonUnterstützung leben können. Die Leistungspa-lette umfasst zum Beispiel Hilfen zur Schul-und Berufsausbildung oder zur Beschäftigungin einer ➝ Werkstatt für behinderte Menschen.Die Eingliederungshilfe ist ein Teil der ➝ Sozial-hilfe und liegt in der Zuständigkeit des Land-schaftsverbandes. Der überwiegende Teil derHilfen zum Wohnen wird aus diesem Topfbezahlt.

Gesetzliche Betreuerin/gesetzlicher BetreuerDie gesetzliche Betreuung löste im Jahre 1992die Vormundschaft ab. Sie wird vom Vormund-schaftsgericht für Menschen eingerichtet, dieihre eigenen Angelegenheiten nicht oder nichtvollständig erledigen können und die keineandere Unterstützungsmöglichkeit wahrneh-men können. Eine gesetzliche Betreuerin/eingesetzlicher Betreuer kann für die Verwaltungder Finanzen zuständig sein, für die Wohnungs-angelegenheiten, die Vertretung vor Behördenoder die Zustimmung zu einer Heilbehandlung.Sie/er hat die Aufgabe, dafür Sorge zu tragen,dass diese Angelegenheiten zum Wohl deroder des Betreuten geregelt werden. Die Be-treuerin/der Betreuer muss nicht selbst bei derBewältigung alltäglicher Aufgaben helfen, istaber dafür verantwortlich, den Hilfebedarf zuerkennen und Hilfe zu organisieren.

HilfeplanNachdem die Entscheidung darüber gefallenist, welche Hilfen zum Wohnen die richtigensind, stellen die Fachleute des betreuenden ➝ ambulanten Dienstes oder der ➝ stationä-ren Einrichtung gemeinsam mit dem behinder-ten Menschen einen Hilfeplan auf. Darin sindalle pädagogischen, ärztlichen und pflegeri-schen Leistungen, die der behinderte Menschdemnächst erhalten wird, zusammengefasst.Auch die damit angestrebten Ziele werdenfestgelegt. Dieser Hilfeplan macht es möglich,den Erfolg der vereinbarten Unterstützung zuüberprüfen, da die zugesagten Hilfeleistungenzeitlich begrenzt sind. Rechtzeitig vor Ablaufder Frist wird auf Grundlage eines ausführ-lichen Berichtes des ambulanten Dienstesoder der stationären Einrichtung eingeschätzt,ob die bisherige Unterstützung noch notwen-dig ist bzw. ob sie ausreicht, ob sie verringertwerden kann oder ob sie erhöht werden muss.

Hilfeplanerin/HilfeplanerDie Fachleute des Landschaftsverbandes, diealle Entscheidungen rund ums Wohnen fürbehinderte Menschen treffen. Jede Hilfeplane-rin/jeder Hilfeplaner ist für einen oder mehrereKreise und Städte zuständig. Für jeden behin-derten Menschen, der dort lebt und Hilfen zumWohnen beantragt, ist die Hilfeplanerin/der Hil-feplaner die zuständige Kontaktperson. VomPrüfen des Antrags über das ➝ Hilfeplange-spräch bis zur Entscheidung darüber, welcheUnterstützung gewährt und bezahlt wird: DieHilfeplanerin/der Hilfeplaner leitet und koordi-niert das gesamte Verfahren. Für den behin-derten Menschen und seine Angehörigen gibtes also nur eine Ansprechperson, die in allenFragen kompetent ist. Das macht nicht nuralles einfacher, sondern auch persönlicher.

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GLOSSAR

HilfeplangesprächEin „runder Tisch“, an dem alle offenen Fragenum die beantragte Wohnhilfe geklärt werden.Am Hilfeplangespräch nehmen ➝ die Hilfepla-nerin/der Hilfeplaner sowie weitere Fachleuteteil (vom Sozialamt oder vom Gesundheitsamtdes Kreises oder der kreisfreien Stadt, vom ➝ Wohnheimträger und vom ➝ ambulantenDienst). Auch der behinderte Mensch ist zudem Gespräch eingeladen. Die Teilnahme istfreiwillig. Er kann Personen seines Vertrauensmitbringen, zum Beispiel Angehörige oder ➝ die gesetzliche Betreuerin/den gesetzlichenBetreuer. Er kann sich auch von diesen Perso-nen vertreten lassen. Das Hilfeplangesprächfindet in dem Kreis oder der Stadt statt, wo diebehinderte Antragstellerin oder der behinderteAntragssteller wohnt. Am Ende des Gesprächsfällt die Entscheidung darüber, welche Wohn-form sinnvoll ist und wer dafür die Kostenübernimmt.

HilfeplanverfahrenDer gesamte Prozess von der Antragstellungauf Wohnhilfe bis zur Entscheidung darüber,welche Unterstützung der LandschaftsverbandWestfalen-Lippe (LWL) gewährt und bezahlt.Im Hilfeplanverfahren wird detailliert geklärt,welche Hilfeleistungen der behinderte Menschbenötigt, und zwar wann, wo, wie oft und wielange. ➝ Die Hilfeplanerin/der Hilfeplaner leitetund koordiniert das Verfahren. Den genauenVerlauf können Sie auf den Seiten 25 – 28nachlesen.

Psychiatrische TagesklinikEine psychiatrische Tagesklinik bietet Men-schen in seelischen Krisen und mit psychi-schen Erkrankungen die Möglichkeit, tagsübereine regelmäßige Behandlung in Anspruch zunehmen und die Abende und Wochenendenzu Hause zu verbringen. Mit Ärzten, Therapeu-tinnen und Sozialpädagogen arbeitet diePatientin/der Patient daran, mit der Krankheitumzugehen, den Alltag besser zu bewältigen

und das Leben wieder in den Griff zu bekom-men. Der Besuch einer Tagesklinik ist dannsinnvoll, wenn eine ambulante Behandlungnicht ausreicht, aber eine stationäre Therapiein einem Krankenhaus vermieden oder ver-kürzt werden kann.

PsychoseStarke Beeinträchtigung des Denkens, Fühlensund Handelns. Das Wort „Psychose“ ist einSammelbegriff für verschiedene seelischeErkrankungen, zu denen auch bestimmte For-men der Depression gehören können. EinePsychose ist oft mit Realitätsverlust und Wahn-vorstellungen verbunden. Auch schwere Be-wusstseins- und Gedächtnisstörungen könnenauftreten. Die betroffenen Menschen schätzendie Realität falsch ein und erleben ihre Umweltin veränderter Weise. Darum ändern sie oftscheinbar unmotiviert ihr Verhalten und sind inihrer Kontaktfähigkeit eingeschränkt. EinePsychose entsteht meist aus einer Vielzahl vonFaktoren. Neben persönlichen Erlebnissengehören dazu auch organische Ursachen, zumBeispiel ein Hirntumor oder Stoffwechselstö-rungen.

Sozialdienst (des Krankenhauses)Viele Patientinnen und Patienten – gerade inpsychiatrischen Kliniken – müssen damit rech-nen, dass sich ihr alltägliches Leben nach derBehandlung ändern wird. Mit Information,Beratung und Hilfen setzt hier der Sozialdienstdes Krankenhauses an. Wenn es möglich ist,wird schon früh mit den Patientinnen undPatienten und ihren Angehörigen eine klarePerspektive für die Zeit nach der Entlassungaus dem Krankenhaus erarbeitet. Die Sozial-arbeiterinnen und Sozialarbeiter helfen zumBeispiel dabei, die Kosten des Klinikaufenthaltszu regeln, berufliche Perspektiven zu ent-wickeln und „soziale Netze“ zu knüpfen. Sievermitteln auch Rehabilitationsmaßnahmensowie ambulante und stationäre Hilfen.

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SozialhilfeDie Sozialhilfe wird immer dann gezahlt, wennandere Säulen im System der sozialen Siche-rung wie die Renten- oder Pflegeversiche-rung nicht mehr tragen. Sozialhilfe kann jederMensch erhalten, der sich in einer Notlagebefindet, die er nicht aus eigener Kraft undnicht mit eigenen Mitteln bewältigen kann. Diegesetzliche Grundlage für die Leistungen derSozialhilfe ist das Bundessozialhilfegesetz(BSHG).Die Sozialhilfe richtet sich im Wesentlichen anzwei Personengruppen:■ Menschen, die ihren Bedarf für Wohnen,

Ernährung und Kleidung nicht ausreichendselbst finanzieren können, erhalten die Sozialhilfe als „Hilfe zum Lebensunterhalt“.Ansprechpersonen sind die Sozialämter inden Gemeinden, Kreisen und kreisfreienStädten als örtliche Träger der Sozialhilfe.

■ Menschen, die krank, pflegebedürftig oderbehindert sind, wird die Sozialhilfe als „Hilfein besonderen Lebenslagen“ gewährt. EinenGroßteil macht die ➝ Eingliederungshilfeaus, die vor allem Menschen mit Behinde-rung erhalten. Für diese Leistungen ist derLandschaftsverband als überörtlicher Sozial-hilfeträger zuständig.

SozialhilfegrundantragDas Formular, mit dem man erstmals Leistun-gen der Sozialhilfe beim örtlichen Sozialamtoder beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) beantragt. Es dient neben der An-gabe persönlicher Daten vor allem zur Klärungder finanziellen Lage der Antragstellerin/desAntragstellers. Anhand der darin eingeforder-ten Einkommens- und Vermögensnachweiseprüft die Behörde, ob überhaupt ein Anspruchauf Sozialhilfe besteht – und damit auf Leistun-gen aus der ➝ Eingliederungshilfe, die vorallem Menschen mit Behinderung erhalten undaus deren Mitteln auch ein Großteil der Hilfenzum Wohnen bezahlt werden. Der ➝ Sozialhil-fegrundantrag ist eine der wichtigsten Unterla-

gen, die ➝ die Hilfeplanerin/der Hilfeplanerbraucht – neben den Formularen zur Beurtei-lung des Hilfebedarfs und der ärztlichen Stel-lungnahme zum Vorliegen einer Behinderung.

Stationäre EinrichtungBehinderte Menschen, die nicht selbstständigoder mit ambulanter Betreuung in einer eige-nen Wohnung leben können, finden ihr Zuhau-se in einer stationären Wohneinrichtung. Ineinem Wohnheim ist rund um die Uhr eineBetreuerin/ein Betreuer da. Lebten in solchenHäusern früher oft 500 und mehr Bewohnerin-nen und Bewohner, sind heute kleine Wohn-einheiten das Ziel, die stärker die Bedürfnisseder Einzelnen berücksichtigen. So gehen auchgroße Einrichtungen dazu über, Wohngruppenmit nicht mehr als acht Plätzen einzurichten.Die Bewohnerinnen und Bewohner haben dortfeste Bezugspersonen, die die einzelnen Men-schen nach ihren Möglichkeiten fördern und beipersönlichen Angelegenheiten unterstützen.

WerkstattEinrichtung zur Eingliederung von Menschenmit geistigen, körperlichen oder psychischenBehinderungen ins Arbeitsleben. Das Ange-bot richtet sich an Personen, die wegen derArt oder Schwere ihrer Behinderung keine oder noch keine Arbeit auf dem allgemeinenArbeitsmarkt finden können. Sie werden vonpädagogischen, sozialen, psychologischen,medizinischen, pflegerischen und therapeuti-schen Fachkräften begleitet und unterstützt.Um die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten zu entwickeln und zu erhalten, gibt es einenBerufsbildungsbereich sowie ein breites Spek-trum an Arbeiten und Produktionsbereichen.Viele Angehörige wären ohne das tagesfüllen-de Programm der Werkstätten nicht in derLage, ihre behinderten Familienmitglieder zubetreuen. So trägt die Werkstatt oft dazu bei,Aufnahmen in ein Wohnheim zu vermeidenbzw. hinauszuzögern.

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IMPRESSUM

!WohneinrichtungSiehe ➝ stationäre Einrichtung.

WohnheimträgerInstitutionen, die behinderten Menschen, die

nicht selbstständig oder ambulant betreut in

ihrer eigenen Wohnung leben können, ihr Zu-

hause in einem Wohnheim organisieren. Das

können Einrichtungen der Wohlfahrtspflege

sein wie Caritas, Arbeiterwohlfahrt (AWO),

Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Diakonisches

Werk (DW) oder der Paritätische Wohlfahrts-

verband (DPWV). Aber auch kommunale oder

kirchliche Institutionen, gemeinnützige Vereine

(wie die Lebenshilfe oder das Sozialwerk St.

Georg) oder privatwirtschaftlich organisierte

Unternehmen betreiben Wohnheime. In West-

falen-Lippe gibt es rund 24.000 Plätze in sol-

chen ➝ stationären Einrichtungen. Der Land-

schaftsverband finanziert die Betreuung der

behinderten Menschen, die dort wohnen, aus

Mitteln der ➝ Eingliederungshilfe mit derzeit

rund 690 Millionen Euro pro Jahr.

Wie Menschen mit Behinderungselbstständig wohnen können Die Leistungen des Landschaftsverbandes

Westfalen-Lippe (LWL)

Herausgeber:Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)

Abteilung Soziales, Pflege und Rehabilitation

sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

48133 Münster

Tel.: 0251 591-4406

Fax: 0251 591-5405

Internet: www.lwl.org

E-Mail: [email protected]

Manuskript:Jörg Gierse

Koordination:Michaela Thier

Redaktion:Sonja Borghoff-Uhlenbroich, Katja Faltinsky,

Jörg Gierse, Achim Hermes, Martina

Krause, Thomas Profazi, Frank Tafertshofer,

Michaela Thier, Marita Volbracht

Redaktionsschluss:31.03.2004

Gestaltung:Agenta Werbeagentur, Münster

Litho und Druck:Druck- und Medienhaus Rademann,

Lüdinghausen

3. Auflage: 5.000 Exemplare

© 2005 Landschaftsverband Westfalen-Lippe

Zwei Zimmer, Küche, Bad,

Betreuung

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LWL

Ist der LWL mit von der Partie,gewinnt Westfalen-Lippe.

Für Sie am Ball: Im Team des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zeigen 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bereiche Soziales, Psychiatrie, Jugend und Kultur täglichvollen Einsatz für mehr Lebensqualität. Mit rund 100 Einrichtungen arbeitet der LWL für dieMenschen und für Westfalen-Lippe.

Für die Menschen.Für Westfalen-Lippe.

Manfred HeggeLWL-EinkaufsabteilungMünster

Peter KaufmannWestfälisches Zentrum für Forensische PsychiatrieLippstadt des LWL

Michaela MaierWestfälische KlinikDortmund des LWL

Uta Wenning-KuschelWestfälischesFreilichtmuseum Hagendes LWL

Irmi HeekeLWL-Integrations-amt Münster

Michael BauneWestfälischesJugendhilfezentrum Dorsten des LWL