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Sozialwissenschaftliche Fakultät Institut für Ethnologie
Wes%älische Wilhelms-‐Universität Münster
Dr. Michael Prager
Zwischen Communitas und Kapital: Umstrittenes Pilgertum auf Gunung Kawi
(Ost-Java, Indonesien)
Institut für Ethnologie, H1
Studierende aller Jahrgänge sind bei Interesse ausdrücklich willkommen!
In Indonesien, dem Land mit dem größten islamischen Bevölkerungsanteil der Welt, spielt das Pilgern (ziarah von arabisch ziyāra) von alters her eine vornehmliche Rolle. Für moderne Muslime steht freilich die Hajj, die Wallfahrt nach Mekka an vorderster Stelle, aber auch lokale Pilgerreisen zu den Gräbern islamischer Heiliger und anderer prominenter historischer Figuren erfreuen sich nach wie vor größter Beliebtheit. Die Bandbreite der populären Pilgerziele reicht hierbei von den Grabmählern der berühmten Neun Heiligen (wali songo), die den Islam nach Java gebracht und dort verankert haben sollen, bis zu den Grabstätten von lokalen Dorfheiligen, die bisweilen auch von überregionaler Bedeutung sein können. In diesem Vortag werde ich mich mit einer der populärsten und meist-frequentierten Pilgerstätten in Indonesien beschäftigen. Es handelt sich um den ca. 40 km westlich der ostjavanischen Stadt Malang gelegenen Wallfahrtsort von Gunung Kawi, dessen sakrales Zentrum von zwei islamischen Heiligengräbern eingenommen wird. Eines der hervorstechendsten Merkmale der Pilgerstätte ist ihr multi-religiöser Charakter. Unter den jährlich über eine Million zu verzeichnenden Pilgern finden sich Anhänger der unterschiedlichsten Religionen, darunter traditionelle Muslime, chinesischstämmige Buddhisten, Christen und
balinesische Hindus. Neben der Analyse der sakralen Topografie und der zentralen rituellen Handlungen wird der Vortrag auch die inter-religiösen Konflikte und Spannungen thematisieren, die sich mit der Pilgerstätte verbinden, insbesondere die Frage inwieweit man an den beiden Heiligengräbern wirtschaftlichen Reichtum erbitten darf und welche Geldsummen in diesem Zusammenhang von den Pilgern als Opfergaben dargebracht werden sollten. Nicht zuletzt soll auch diskutiert werden, inwieweit das aus den 70er Jahren des 20. Jh. stammende Erklärungsmodell von Edith und Victor Turner, wonach die Pilgerreise als ritueller Prozess zu verstehen ist, der in weiten Teilen der Ritualgrammatik der Übergangsriten ähnelt, für das Verständnis der zeitgenössischen Formen des Pilgertums - wie sie z.B. auf Gunung Kawi vorzufinden sind – überhaupt noch tragfähig ist. Dr. Michael Prager: Mitarbeiter im Kompetenznetzwerk DORISEA, InsDtut für Ethnologie der Universität Münster; mehrere Feldforschungsaufenthalte in Indonesien. PublikaDonen zur Theoriegeschichte der Ethnologie und zur vergleichenden Ethnologie Indonesiens. Forschungsschwerpunkte: Sozialethnologie, Religion und Ritualforschung, Islam, Ethnologie des Körpers
Weitere Veranstaltungen in der Reihe:
26. Juni PD Dr. Volker Gottowik: Auf der Suche nach heiligem Wasser. Eine Pilgerfahrt an den Gunung Rinjani auf Lombok, Indonesien. 10. Juli Dr. Jovan Maud: Sacred tourism and the state: paradoxes of cross-border religious patronage in Southern Thailand.
Leitung: Prof. Dr. Andrea Lauser; Vortrag im Rahmen der Veranstaltung:
Pilgrimage - ethnologische und religionswissenschaliche Perspektiven auf Pilgerwesen und Tourismus