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Wozu ein Themendossier?Das Themendossier gibt Journalisten Inspiration für eine Story über Zürich und seine Regionen. Die Repor-
tagen geben einen kleinen Einblick in das Leben der Menschen, die so unterschiedlich wie ihre Stadt sind.
Sie erzählen Geschichten und liefern Ideen für eine Recherchereise nach Zürich. Die Texte und Fotos sind
honorarfrei und stehen Redaktionen und Journalisten kostenfrei zur Verfügung (Quelle: Zürich Tourismus).
Weiteres Bildmaterial steht zum Download bereit unter zuerich.com/themendossier
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Martin Sturzenegger, Direktor Zürich Tourismus
Zürich ist eine leidenschaftliche Stadt, auch wenn
man dafür hinter die Fassaden der prächtigen Ban-
ken am Paradeplatz und hinter die schmucken Bou-
tiquen der Bahnhofstraße blicken muss. Ohne die
Hingabe der Zürcher Zünfte und ohne den Idealismus
der Reformation wäre Zürich
nicht zu der wichtigen Finanz-
und Wirtschaftsmetropole ge-
worden, die es heute ist.
Die Passion hat Zürich aller-
dings nicht nur Strebsamkeit
und Vermögen gebracht, son-
dern auch Kunst und Kultur.
Zürich ist die Geburtsstadt
der ironischen, wilden und
polemischen Kunstbewegung
Dada, welche 1916 von Zü-
rich aus Kunstmetropolen wie
Paris, Hamburg und New York eroberte. Mit abs-
trakten Collagen, mehrsprachigen Lautgedichten,
Performances und auch Marketingaktionen sorgten
die Dadaisten Anfang des 20. Jahrhunderts für viel
Unruhe und Tumult im beschaulichen Zürich. Aber
sie bereiteten auch den Weg für die Surrealisten,
Kubisten und Konstruktivisten.
Unsere sechs Porträts zeigen, dass Zürich nach
wie vor Quelle kreativer Ideen und Inspiration ist.
Unsere Künstler sprayen Graf-
fiti-Kunstwerke, die über die
Underground-Kultur informie-
ren sollen, sie basteln Bühnen
im Maßstab 1:50, deren Ori-
ginale die großen Bühnen der
Welt bezaubern, sie schreiben
Geschichten, die Kinderau-
gen zum Leuchten bringen,
sie kommunizieren per Laser-
strahlen, programmieren digi-
tale Kunstwerke und entschei-
den, welche internationalen
Bands und Künstler am größ-
ten Open-Air-Festival der Stadt auftreten werden.
Die artistische Leidenschaft ist Zürich also nicht ab-
handen gekommen. Kommen auch Sie vorbei und
lassen Sie sich inspirieren.
Vorwort
Zürcher Leidenschaften
Cabaret Voltaire: der Geburtsort von Dada
54
Seiten 6 – 9
Dadaistische Kommunikation | Johannes Gees
Seiten 22 – 25
Der Geschichten-erzähler | Andri Krämer
Seiten 18 – 21
Mit viel Sinn für die Musik | Marion Meier
Seiten 10 – 13
Schöpfer der fantastischen Welten | Simeon Meier
Seiten 26 – 29
Die Kunst der Zukunft | MuDA
Seiten 14 – 17
Graffiti ist nicht böse | Laurence Celine Landert
Seiten 30 – 35
Informationen, Karte, Impressum
Themendossier Zürich |Swiss Art – Pure Passion
ZÜRICHSEE
ZÜRICH WEST
ENGESEEFELD
NIEDERDORF
ZÜRICH NORD
LIMMAT
SIHL
INNENSTADT
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Dadaistische Kommunikation | Johannes Gees
Johannes Gees kennt man in Zürich als Gründer der erfolgreichen Crowdfunding-Plattform wema-
keit. Daneben sorgt er als dadaistischer Künstler mit provokativen Installationen und Performan-
ces für Aufsehen.
Benötigen Künstler, Designer oder Grafiker noch etwas Startkapital für die Umsetzung ihrer kreativen Idee,
wenden sie sich in Zürich gerne an die Crowdfunding-Plattform wemakeit. Gegründet wurde diese vom
Künstler Johannes Gees, der sein Quartier mitten in der einst verrufenen Langstraße bezogen hat. Im Ein-
gangsbereich entdecken Gäste Bilder von Licht- und Laserinstallationen, Porträts von Gees in Aktion und
die »Dada-Bank«: ein Rad, an dem unterschiedlich hohe Geldbeträge angebracht sind. Sobald jemand ein
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Dada-Projekt auf wemakeit einreicht, entscheidet
das Rad, mit welchem Betrag der Verein Dada 100
dieses unterstützt.
Die in Zürich gegründete Kunstbewegung Dada
und der Künstler Johannes Gees sind alte Freunde:
Seit seiner Jugend begegnet der kreative Kopf den
Dadaisten und ihrer Kunst immer wieder und lässt
sich gerne davon inspirieren. »Dada war meine ers-
te große Liebe und beeinflusst mich bis heute. Nie-
mand experimentierte so gekonnt mit den diversen
Kommunikationsmitteln und den Möglichkeiten der
Technik wie die Dadais-
ten.« Die Dadaisten wa-
ren – genau wie Gees –
allen Stilmitteln und
Werkzeugen gegenüber
offen. Sie interessierten
sich für Medien und Kommunikation, arbeiteten
global, provozierten gerne und waren Vorreiter für
andere Kunstrichtungen, vor allem für den Surre-
alismus. Auch Johannes Gees ist ein mediales,
neugieriges und provokantes Multitalent mit Vorrei-
terrolle: 1999 erstellte er zusammen mit der Künst-
lergruppe c.a.l.c. mit »communimage« als einer der
Ersten – »damals war das Internet noch völlig neu
und unbefleckt« – eine Art soziales Medium. On-
line, versteht sich. »communimage« ermöglichte es
Menschen weltweit, Bilder auf eine gemeinsame
Plattform hochzuladen und miteinander zu kommu-
nizieren.
Während des Weltwirtschaftsforums 2001 in Davos
installierte er in der Wohnung des Pfarrers einen
Laserprojektor, verband ihn mit dem Internet und
ließ Botschaften von Menschen aus der ganzen
Welt auf die Schneehänge projizieren. Eine Sen-
sation, denn wegen befürchteter Demonstrationen
und Ausschreitungen war Davos in diesem Jahr
komplett von der Außenwelt abgeriegelt und Gees’
Laserstrahlen plötzlich die einzige Möglichkeit zur
Kommunikation zwischen Politikern und Weltbe-
völkerung. 2003 wiederholte Gees die Aktion im
noch größeren Stil: auf vier Kontinenten und auf vier
Projektionsflächen in New York, Bombay, Rio de
Janeiro und Genf. Während 24 Stunden wurden so
gut 10.000 Nachrichten
projiziert. Was wohl als
Nächstes kommen wird?
Johannes Gees sorgt für
Aufsehen und steht darin
den Dadaisten in nichts nach. Er ist Kommunikator,
Innovator und verbindet mit Leidenschaft die Men-
schen über den gesamten Globus. »Mir gefällt der
›Do it yourself‹-Gedanke und die grenzüberschrei-
tende Kollaboration von Menschen weltweit«, er-
klärt er in Hinblick auf wemakeit. Die Aussage passt
aber auch auf sein eigenes künstlerisches Schaffen.
KONTAKT
Johannes Gees
wemakeit.ch GmbH
Schöneggstrasse 5
CH-8004 Zürich
wemakeit.com
johannesgees.com
»Mir gefällt der ›Do it yourself‹-Gedanke
und die grenzüberschreitende Kollaboration von Menschen
weltweit.«
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Schöpfer der fantastischen Welten | Simeon Meier
Simeon Meier ist Bühnenbildner mit internationalem Ruf. Neben Kulissen für das Schauspielhaus
Zürich oder das Theater Neumarkt in Zürich gestaltet er fantastische Welten vor allem auch für
deutsche Bühnen.
In seinem Atelier gegenüber dem Bahnhof Wipkingen im Nordwesten der Stadt deutet nicht viel auf die
kreative Tätigkeit von Simeon Meier hin. Ein großer Tisch, einige Bücher und viele Schachteln an der Wand.
»Naja«, sagt er, »meine Schöpfungen sieht man halt auf den Theaterbühnen in Zürich, Köln oder Dresden.
Hier kann ich euch nur ein paar Modelle zeigen.« Und das tut er dann. Er wuselt in seiner Werkstatt herum,
öffnet hier eine Kiste, klappt da eine Schachtel auf, steigt plötzlich auf den Tisch, um schließlich an ein
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längliches Kartonpaket heranzukommen. Aus die-
sem zaubert er einen Wald im Maßstab 1:50, den er
erst kürzlich für die Aufführung von Shakespeares
Tragödie »Troilus und Cressida« in Köln fertigge-
stellt hat. Begeistert erzählt er von der Entstehung
dieser Bühne, von der anfänglichen Idee über Ge-
spräche mit dem Regisseur Rafael Sanchez, von
den Lichtproben zusammen mit den Schauspielern
und vor allem von einer
drehbaren Bühne, die in
diesem Fall aus einem
Bühnenbild schließlich
vier Bilder hat entste-
hen lassen. Während sie sich dreht, laufen die Pro-
tagonisten an deren Seiten entlang. So scheint es,
als wären sie auf einer langen Reise.
Seine Faszination für Räume und Bilder hat Sime-
on Meier früh entdeckt. Als Kind durfte er Freunden
seiner Eltern – diese waren Dekorateure – bei der
Arbeit zusehen: »Da hat’s mich gepackt«, sagt er
mit leuchtenden Augen. Es folgte eine Lehre als
Dekorateur beim Traditionswarenhaus Jelmoli in
Zürich. »Das war fantastisch«, erinnert er sich. »Da-
mals konnte ich in den Schaufenstern richtige Wel-
ten mit einer Geschichte entstehen lassen.« Bald
darauf arbeitete er bereits als Assistent des Büh-
nenbildners am Schauspielhaus Zürich und knüpf-
te so rasch Kontakte zur Theaterszene. Für einen
Bühnenbildner ist es enorm wichtig, verschiedene
Regisseure und Dramaturgen zu kennen. Diese
holen den Bühnenbildner, mit dem sie am liebsten
zusammenarbeiten, ins Haus. Früher war ein Büh-
nenbildner fest an einem Theater oder in einer Oper
angestellt, war sozusagen der Haus-Bühnenbildner.
Heute reist ein renommierter Bühnenbildner um die
ganze Welt. Einerseits, weil die Reisedistanzen viel
besser zu bewältigen sind, und andererseits, weil
die Installationen von bekannten Bühnenbildnern
sehr gefragt sind, in diversen Kulturinstitutionen, die
über den ganzen Globus verteilt sind. Auch Simeon
konnte sich so bereits einen Namen machen und ist
in Köln und Dresden ein
ebenso gefragter Mann
wie in seiner Heimat,
Zürich. Auf die Frage,
welche Bühne er gerne
einmal bespielen würde, sagt er: »Natürlich wäre
die Seebühne der Bregenzer Festspiele ein Traum.«
Die wahre Kunst sei es aber, aus den bestehenden
Möglichkeiten und Mitteln das Beste herauszuho-
len. »Manche Häuser haben neben einem hohen
Budget eine Werkstatt mit 20 Schreinern, Malern
und Handwerkern. Andere haben nur zwei Schrei-
ner. Damit muss man arbeiten können. Alles eine
Frage der Kreativität.«
KONTAKT
Simeon Meier
Dammstrasse 43/44
CH-8037 Zürich
simeonmeier.com
»Natürlich wäre die Seebühne der Bregenzer Festspiele ein Traum.«
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Graffiti ist nicht böse | Laurence Celine Landert
Laurence ist ein Tausendsassa: Sie singt in ihrer eigenen Band sowie einer Big Band, ist Deko-
rateurin des Kanzlei Clubs, Snowboard-Lehrerin, Bardame und Lehrerin für bildende Kunst. Ihre
größte Leidenschaft aber ist die Graffitikunst.
Es ist kalt an diesem Frühlingstag am »Letten«. Im Sommer räkeln sich hier die Sonnenhungrigen, heute
ist Laurence alleine unterwegs. Bewaffnet mit einigen Sprühdosen und einer Atemschutzmaske, macht sie
sich an die »Arbeit«: Sie ist Graffitisprayerin. »Seit ich 13 bin, gehört Graffiti zu meinem Leben«, erinnert sich
die quirlige Laurence Celine Landert, als sie erklären will, wie sie zum Graffiti – eher eine Männerdomäne –
gekommen ist. »Die Hip-Hop-Kultur hat mich am meisten inspiriert«, sagt sie.
1716
Der Absolventin der Zürcher Hochschule der Küns-
te – Klassik, Jazz und Pop hat sie abwechselnd
studiert, bevor sie die Ausbildung »Art Education«
abschloss – ist es ein Anliegen, den Menschen das
Graffitisprayen näherzubringen.
Bereits früh leitete sie Workshops für verschiedene
Zürcher Projekte in der Jugendarbeit, wobei »viele
Teilnehmer kaum jünger waren als ich«, lacht sie.
Noch heute gibt sie diese Workshops, aber zu ihrer
Klientel gehören inzwi-
schen auch Schulen und
Firmen: »Wenn der Auf-
traggeber mir eine Fläche
zur Verfügung stellt, kann
ich zu jeder Tageszeit und
unter allen möglichen Be-
dingungen sprayen«, sagt sie selbstbewusst. Dabei
darf der Kunde entscheiden, ob er und seine Freun-
de, Angestellte oder Schüler sich selbst im Sprayen
versuchen möchten oder ob Laurence etwas ge-
staltet, während sie dem Publikum gleichzeitig die
Geschichte des Graffiti erläutert. »Die Auftraggeber
müssen sich entscheiden, was im Vordergrund
steht: das Ergebnis oder der Spaß an der Sache.
Mir gefällt auf jeden Fall beides. Es ist immer wie-
der spannend zu beobachten, welche Faszination
eine Spraydose ebenso auf Kinder und Jugendli-
che wie auch auf Erwachsene ausübt«, schmunzelt
sie. »Graffiti hat immer noch diesen illegalen Ruf.
Aber Streetart-Künstler wie Banksy sind mittlerwei-
le vom Staatsfeind Nummer eins zu wahren Helden
der Kunstszene avanciert.« Nachdenklich meint sie:
»Manche nennen Graffiti Vandalismus oder Zerstö-
rung. Ich finde: Zerstörung führt zu Kreation. Das
beweist uns die Natur doch tagtäglich.«
Mit Auftragsarbeiten verdient sich die junge Lehrerin
und Künstlerin einen Extragroschen. Meist verschö-
nert sie dann Wände oder Räume, für das »SUP
ART«-Projekt hat sie aber auch schon Surfbretter
mit ihren Motiven verziert: »Die Bretter sind übrigens
noch zu haben«, lächelt sie. Auch große Firmen –
etwa die Supermarktkette Migros – gehörten schon
zu ihren Kunden. Den
Preis für so etwas ver-
handelt sie persönlich
und individuell mit jedem
Kunden: je nachdem, wie
groß die zu gestaltende
Fläche ist, wie komplex
das Motiv und wie viel Farbe dafür benötigt wird.
Einzige Bedingung bei einem Auftrag-Graffiti ist:
»Mein Stil ist nicht zu beeinflussen. Wenn man mich
beauftragt, erhält man einen ›Laurence‹. Das heißt:
Wenn sich jemand eine Minnie Mouse wünscht,
wird er sie bekommen. Ob diese aber eventuell an
einem Strick baumelt, liegt in meiner künstlerischen
Freiheit«, schmunzelt sie.
KONTAKT
Laurence Celine Landert
Witikonerstrasse 397
CH-8053 Zürich
laurenceceline7.wix.com/laurenceceline
»Manche nennen Graffiti Vandalismus
oder Zerstörung. Zerstörung führt aber zu Kreation.
Das beweist uns die Natur tagtäglich.«
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Mit viel Sinn für die Musik | Marion Meier
Marion Meier ist für das Programm des Zürich Openair zuständig. Für diesen Job braucht sie
Nerven, Organisationstalent und Spaß am Puzzeln.
In Zürich gibt es im Sommer einen ganz besonderen Beat: Das Zürich Openair lockt jährlich mehr als
45.000 Musikfans in die Trendstadt am See. Und wenn die letzten Sonnenstrahlen die Gesichter der
tanzenden Menge kitzeln, richtet sich die ganze Aufmerksamkeit auf die Hauptbühne des Festivals, wo
The xx, die Überflieger aus der Indie-Pop-Rock-Szene, das Publikum begeistern. In diesem Moment weiß
Marion Meier, dass sie alles richtig gemacht hat.
2120
Das junge Zürich Openair ist aus der Limmatstadt
nicht mehr wegzudenken. Obwohl es im Vergleich
zu anderen Schweizer Festivals noch ein Küken ist,
standen in den letzten fünf Jahren bereits interna-
tionale Größen wie Paul Kalkbrenner, The Prodigy,
Kraftwerk, Seeed oder The Kooks auf der Bühne
nahe dem Zürcher Flughafen. An diesem Erfolg
ist Marion Meier maßgeblich beteiligt. Sie ist Pro-
grammleiterin des Fes-
tivals und hat in Sachen
Musik das letzte Wort.
»Das Line-up ist bei uns
ein enorm wichtiger Punkt. Andere Open Airs haben
ein Stammpublikum, das so oder so kommt. Die
Musik spielt natürlich auch da eine wichtige Rolle,
aber die Leute würden zu diesen Festivals wahr-
scheinlich auch hingehen, wenn keine bekannten
Headliner spielen. Das können wir uns noch nicht
leisten«, weiß Marion Meier.
Die ehemalige Werbefachfrau ist über Umwege
zum Zürich Openair gestoßen. Nachdem sie in den
Zürcher Clubs Rohstofflager und Komplex 457 für
das Programm verantwortlich war, wurde ihr der
Job beim Zürich Openair angeboten. »Ich dachte
mir schon immer, dass es gleichzeitig spannend,
aber eben auch schwierig sein muss, das Pro-
gramm für ein Open Air zu machen. Und nun bin
ich hier«, lacht sie und erklärt: »Line-up machen
ist wie Puzzle spielen. Man kann eine Band noch
so sehr wollen, aber wenn die Gruppe grad nicht
in Europa ist oder das Zürich Openair nicht in ihr
Routing passt, kann man es drehen und wenden,
wie man will. Da helfen auch gute Gagenangebote
nichts.« Als Programmchefin muss Marion Meier
unglaublich flexibel sein. Umdisponieren, Alternati-
ven suchen und Möglichkeiten checken gehören zu
ihren täglichen Herausforderungen.
Meier ist stolz, dass das Programm des Zürich Ope-
nair hervorragend zur Stadt an der Limmat passt:
»Es ist urban, trendy und sehr international, genau
wie Zürich.« Auffallend
viele elektronische Bands
geben sich jedes Jahr
die Ehre, aber auch In-
die- und Rock-Bands treten hier gerne auf. »Wel-
ches Open Air hat denn bitte schön seinen eigenen
Flughafen?«, fragt Meier grinsend. Der nahe Flugha-
fen ist ein Plus: nicht nur für Besucher, auch für die
Bands. Meier ist sich sicher, dass etwa Nine Inch
Nails nicht nach Zürich gekommen wären, hätten
sie nach ihrem Gig nicht direkt das Flugzeug nach
Amerika besteigen können, wo das nächste Kon-
zert auf sie wartete. Die Anreise ans Zürich Openair
ist aber auch sonst ideal: Trams und Busse fahren
bis spät in die Nacht und tagsüber kann man schnell
zum Shoppen oder zum Sightseeing in die Stadt.
KONTAKT
Marion Meier
ZO Festival AG
Binzstrasse 39
CH-8045 Zürich
zurichopenair.ch
»Welches Open Air hat denn bitte schön seinen
eigenen Flughafen?«
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Der Geschichtenerzähler | Andri Krämer
Unter seinem Alter Ego »Gschichtefritz« schreibt, produziert und vertreibt Andri Krämer Kinderge-
schichten – kostenlos oder nach Ermessen des Bestellers.
Andri Krämer sitzt in einem seiner Lieblingslokale und arbeitet an einer neuen Geschichte mit Roboter Beni.
Dieser erlebt gemeinsam mit zwei Kindern unzählige Abenteuer und ist die Hauptfigur einer ganzen Serie
von Hörbuchgeschichten, die Andri Krämer seit sieben Jahren produziert. Ist die Idee mit dem Hausbrand zu
brutal für die kleinen Zuhörer? Das muss er nachher seine eigenen Kinder fragen. Der Geschichtenerzähler
Andri Krämer ist nämlich dreifacher Vater und gelernter Informatiker. Wenn er aber nicht gerade als Software-
entwickler arbeitet, sitzt er – wie an diesem sonnigen Morgen – in einem Café oder in seinem Tonstudio.
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In seinem orange leuchtenden Hemd mit Rüschen
und der an eine Baskenmütze erinnernden Kappe
sieht Andri Krämer aus wie ein Troubadour. »Das ist
mein Alter Ego, der ›Gschichtefritz‹«, erklärt er. Als
dieser ist er Märchenonkel und kann sich so von
seiner realen Identität distanzieren. »Ich brauche
Abstand zum Alltag, um diese Kreativität auszu-
leben. Zu Hause bin ich Papa und Ehemann, bei
der Arbeit Andri der In-
formatiker und sonst der
›Gschichtefritz‹.«
Die Idee mit dem
»Gschichtefritz« ist aus
der Not entstanden. »Ich hatte lange eine eigene
Band und habe immer Musik gemacht«, erklärt er.
Mit der Geburt des ersten Kindes wurde es aber
immer schwieriger, dieses Hobby zu verfolgen. »Zu
oft hätte ich wegen Proben und Konzerten fehlen
müssen.« So entschied er sich, statt Musik eigene
Kindergeschichten mit Liedern zu schreiben, aufzu-
nehmen und diese mit geringstem finanziellem Ri-
siko an ein möglichst großes Publikum zu bringen.
Dazu musste Andri für die Produktion alles auf ein
Minimum reduzieren: Auf seinen Aufnahmen hören
Kinder darum nicht fünf verschiedene Stimmen von
Schauspielern, sondern immer die Andris, einfach
unterschiedlich betont: »Ro-bo-ter Be-ni spricht im-
mer in der glei-chen Ton-lage und im sel-ben Rhy-
thmus, das kann ganz schön ner-ven«, macht es
Andri vor. Außerdem produziert er CDs immer erst
auf Bestellung. Jeder Kunde hat dafür die Möglich-
keit, eine persönliche Widmung – etwa für das Pa-
tenkind oder die Enkelin – zu wünschen. Die Wid-
mung nimmt Andri dann individuell auf und setzt sie
an den Beginn der Geschichte.
Das wohl Interessanteste an Andris Geschäftsmo-
dell ist aber, dass die Kunden den Preis für eine CD
oder MP3 nach eigenem Ermessen festlegen. »Die
meisten Kunden sind großzügig, denn sie wissen es
zu schätzen, dass ich alles selbst produziere, ver-
packe und versende. So
kann – durch ihre Groß-
zügigkeit – auch eine
alleinerziehende Mutter
Geschichten bestellen,
ohne dass sie etwas zah-
len muss.« Bis zu drei Geschichten können sich
Interessierte pro Monat gratis herunterladen oder
auf CD bestellen. »Dann muss aber leider auch ich
einen Riegel vorschieben, denn sonst müsste ich
obendrauf zahlen«, sagt der gutmütige Geschich-
tenerzähler.
Als Nächstes möchte Andri Krämer seine Ge-
schichten in Deutschland und Österreich bekannt
machen und er hat sie dafür extra auf Hochdeutsch
neu vertont. »Ich bin gespannt, ob die Geschichten
im Ausland ankommen«, meint er lächelnd.
KONTAKT
Gschichtefritz
Andri Krämer
Rainstrasse 49
CH-8038 Zürich
gschichtefritz.ch
»Ro-bo-ter Be-ni spricht im-mer in der glei-chen Ton-lage und im sel-ben
Rhy-thmus, das kann ganz schön ner-ven.«
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Die Kunst der Zukunft | MuDA
Caroline Hirt und Christian Etter haben eine Vision: Sie möchten die Kunst der Zukunft einem
breiten Publikum näherbringen. Im Museum of Digital Art zeigen sie dem Publikum, wie artistisch
Nullen und Einsen sein können.
Was zunächst als eine 1-Zimmer-Show gedacht war, hat sich innert dreier Jahre zu einem 400 Quad-
ratmeter großen Museum gemausert: Das MuDA – Museum of Digital Art – hat seine Tore im trendigen
Zürich-West eröffnet. Einst wurden hier Schiffsmotoren zusammengeschraubt, heute lebt das angesagte
Stadtviertel von Firmen, die neue Technologien entwickeln, von der Hochschule der Künste sowie von
moderner Gastronomie und Architektur. Die perfekte Nachbarschaft für ein digitales Museum, dachten
2928
sich Caroline Hirt und Christian Etter, als sie sich
entschlossen, ein eigenes Museum auf die Beine
zu stellen.
Enttäuscht von vielen hiesigen Ausstellungskon-
zepten, entschieden sie sich, etwas zu unterneh-
men, statt sich zu ärgern: »Wir stellen zwar keine
teuren Picassos oder
Van Goghs aus, dafür
können wir günstiger,
freier und experimentel-
ler arbeiten als andere
Institutionen«, sagen die
beiden frischgebackenen Museumsdirektoren und
erklären ihr Konzept: »Digitale Kunst galt bisher als
›nerdy‹ und wenig universell, aber das Gegenteil ist
der Fall. Das wollen wir im MuDA beweisen.«
Dass digitale Kunst nicht nur an Bildschirmen und
mit kaum entzifferbaren Codes stattfinden muss,
zeigt die erste Ausstellung mit einer imposanten
Installation: Die ausgediente analoge Bahnhofsan-
zeige des Hauptbahnhofs Zürich konnte von der
SBB (Schweizerische Bundesbahnen) übernom-
men werden. »Die Anzeige – 13 Meter lang und
3 Meter hoch – füllt unsere Räumlichkeiten fast
komplett aus«, schmunzelt Caroline Hirt, »aber sie
ist es wert, denn sie ist ein Schmuckstück son-
dergleichen.« Die zwei Tessiner Künstler Andreas
Gysin und Sidi Vanetti programmieren die Anzeige
so, dass darauf Muster und Animationen angezeigt
werden. »Das ist ein gutes Beispiel für unser Mu-
seum, denn diese Kunst versteht jeder, auch wenn
er keine Ahnung von Programmiersprachen hat«,
sagt Etter. Diese Installation zeigt die Schönheit und
Geschmeidigkeit digitaler Kunst. Darum setzen die
Macher des Museums in Zukunft ausschließlich auf
physisch erlebbare Werke. Natürlich kommen aber
auch Applikationen und Webdesign zum Zug: Zu
jeder Ausstellung – zwei bis vier Wechselausstel-
lungen pro Jahr sind geplant – wird eine mobile
App entstehen, die den
virtuellen Part des MuDA
übernehmen wird.
Überwältigt sind die bei-
den kreativen Köpfe von
der Unterstützung und dem Rückhalt, den sie aus
privaten, aber auch öffentlichen Kreisen erhalten
haben: »Rein wirtschaftlich gesehen dürfte es das
Museum gar nicht geben, aber das Interesse und
die Unterstützung für unser Projekt in Zürich sind
riesig. Mitunter ein Punkt, dass wir unser Museum
hier und nicht sonstwo auf der Welt eröffnet ha-
ben.« Künftig sollen im MuDA auch Konferenzen
und Inspirationsgespräche zu Themen wie künstli-
cher Intelligenz, Privatsphäre und Datenschutz so-
wie Workshops für Kinder und Lehrer stattfinden.
Das MuDA ist ein offener Raum für die Verschmel-
zung von Kreativität und Technologie.
KONTAKT
MuDA – Museum of Digital Art
Pfingstweidstrasse 101
CH-8005 Zürich
muda.co
»Digitale Kunst galt bisher als ›nerdy‹ und
wenig universell, aber das Gegenteil ist der Fall. Das beweisen wir im MuDA.«
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Ausblick über die Stadt von der Waid
3332
Weiterführende Informationen
Johannes Gees
communimage.net
Simeon Meier
schauspielkoeln.de
deutschestheater.de
Laurence Celine Landert
facebook.com/laurenceceline7
laurenceceline7.wix.com/laurenceceline
Marion Meier | Zürich Openair
facebook.com/zuerichopenair
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instagram.com/zurichopenair
Andri Krämer | Gschichtefritz
facebook.com/gschichtefritz
Caroline Hirt und Christian Etter | MuDA
facebook.com/mudazurich
twitter.com/oiioiioioiiioio
Andreas Gysin und Sidi Vanetti: gysin-vanetti.com
Christian Etter: etterstudio.com
Caroline Hirt: epicgamejam.com
Karte von Zürich
ZÜRICHSEE
ZÜRICH-WEST
ENGESEEFELD
NIEDERDORF
ZÜRICH-NORD
LIMMAT
SIHL
INNENSTADT
Andri KrämerGschichtefritzRainstrasse 49CH-8038 Zürich
Laurence Celine LandertWitikonerstrasse 397 CH-8053 Zürich
Marion MeierZO Festival AGBinzstrasse 39CH-8045 Zürich
Caroline Hirt und Christian EtterMuDA – Museum of Digital ArtPfingstweidstrasse 101CH-8005 Zürich
Johannes Gees wemakeit.ch GmbHSchöneggstrasse 5CH-8004 Zürich
Simeon Meier Dammstrasse 43/44CH-8037 Zürich
3534
Impressum
© 2016 häberlein & mauerer ag für Zürich Tourismus
Fotos: Adrian Bretscher | Hangar Ent. Group GmbH
Text: Gretta Bott
Grafik: Anita Lutz | Kristin Hoos
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Telefon +49 30 726 208 209 Rosenthaler Straße 52
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BILDRECHTE
Seite 13 | Bühnenbild: © Tommy Hetzel
Seite 21 | Konzert Zürich Openair: © Amanda Nikolic
Alle weiteren Bilder: © Zürich Tourismus
Das Opernhaus Zürich am Sechseläutenplatz