Arbeit 4.0 und
Lebenslanges Lernen
Veranstaltungsreihe „Arbeit 4.0“
29. März 2017 Andreas Friemer
Gliederung
▒ Digitalisierung und Qualifikation▒ Wandel der Tätigkeiten▒ Qualifikationsprofile
▒ Kompetenzen▒ Definition
▒ Kompetenzen 4.0
▒ Lebenslanges Lernen▒ Employability
▒ Qualifizierungsstrategien und -modelle▒ Bildungsinfrastruktur ▒ Lernformate
Digitalisierung und Qualifikation
▒ Digitalisierung in den gesamten Prozessketten
▒ Substituierbarkeitspotenzialfür sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von 50% - 70% in unterschiedlichen Berufennach Anforderungsniveau► Helferberufe (46,0%)
► Fachkraftberufe (45,4%)► Spezialistenberufe (33,4%)
► Expertenberufe (18,8%)
▒ Verortung unter den Aspekten:Qualifikation(sprofile)
für neue Jobs und Berufe Qualifizierung(sformate)
für Vorbereitung auf diese neuen Jobs und Berufe
Wandel der Taetigkeiten
▒ Die Berufe werden in unterschiedlicher Weise vom Tempo und Ausmaß der Veränderungen betroffen sein. Diese Veränderungen beziehen sich sowohl auf die tägliche Arbeit als auch auf die Qualifikationsprozesse.
▒ Grundlegende IT-Kompetenzen, einschließlich Prozess-, System- und Problemlösungswissen werden zu Standardqualifikationen für künftige Berufsbilder.
▒ Neue Arbeitsanforderungen entlang der Wertschöpfungsketten führen nicht nur zu veränderten Kompetenzanforderungen, sie sind auch Kristallisationspunkte für neue, hybride Qualifikationsvarianten.“
Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser , Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB),
6. Zukunftsgespräch der Bundesregierung, 2015
Wandel der Kompetenzen
▒ Ohne digitale Kompetenz kommt man im Berufsleben künftig nicht mehr aus. Die Vorstellung, den gelernten Beruf im immer gleichen Umfeld ausüben zu können, muss von der Bereitschaft abgelöst werden, sich mit seinem Kompetenzprofil flexibel und regelmäßig neuen Herausforderungen zu stellen.
Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien,Weißbuch Arbeiten 4.0, Bundesministerium für Arbeit und Soziales, November 2016
▒ Der digitale Wandel verändert den Aufgabenmix innerhalb bestehender Berufsprofile und führt zu komplexeren Qualifikationsprofilen, für die digitale Zusatzqualifikationen in nahezu allen Branchen und Berufen notwendig werden.
Weißbuch Arbeiten 4.0, Bundesministerium für Arbeit und Soziales, November 2016
Kompetenzbegriff
▒ Kompetenzen eines Individuums
Eine Kompetenz zu besitzen heißt, Fähigkeiten zu entwickeln, die von der Person auf neue Situationen eigenständig übertragbar sind.
(Heiner Willenberg)
▒ Merkmale von Kompetenzen▒ Disposition
▒ Erlernbarkeit▒ Situationsbezug
▒ Wissen und Können
Berufliche Kompetenzen
▒ Kontext von Berufsbildung und Erwerbsarbeit
Vier Kernkompetenzen (Selbstorganisationsdispositionen)(1) Soziale Kompetenzen
(2) Fachliche Kompetenzen(3) Methodenkompetenzen
(4) Personale KompetenzenAlle Kompetenzbereiche bilden zusammen Grundlage für
Handlungskompetenz.Kompetenzerwerb durch:
▒ Bildung | Weiterbildung▒ Erfahrung▒ Selbstreflexion▒ Informelles Lernen▒ Autodidaktisch.
UEberfachliche Kompetenzen
▒ Selbstlernkompetenz ▒ Medienkompetenz
▒ Soziale Kompetenz ▒ Transferkompetenz
Kompetenz 4.0
Kompetenzen im Umbruch
▒ Umbrüche im Bereich der geforderten KernkompetenzenSchlüsselqualifikationen sind Basis für Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitnehmer_innen (ihre Employability)
▒ Bedeutungswandel auf den Kompetenzebenen► des Erfahrungswissens► der individuellen Verantwortlichkeit für die Qualifikationsaneignung
▒ Soft Skills werden wichtiger
z.B. personale KompetenzenSelbstdisziplin, Lernbereitschaft, Eigeninitiative, Verantwortungsbereitschaft, Zielorientierung
Selbstverantwortung für die lernende Anpassung an neue Anforderungen der Arbeit
Transferkompetenz für die eigenständige Wissensaneignung wird zur Standardqualifikation für den Erfolg auf dem Arbeitsmarkt.
Weißbuch Arbeiten 4.0, Bundesministerium für Arbeit und Soziales,
November 2016
Neue Kompetenzen
▒ Gestaltungsbereich Beschäftigungsfähigkeit
▒ Sozial-kommunikative und
interkulturelle Kompetenzen,
systemisches und kreatives Denken,
Abstraktionsfähigkeit und
die Fähigkeit zur schnellen Informationsverarbeitung und Datenselektion
sind zentral für den Erfolg auf dem Arbeitsmarkt.
Weißbuch Arbeiten 4.0, Bundesministerium für Arbeit und Soziales,
November 2016
Neue Kompetenzen
▒ Workshop Fortschrittsdialog : Welche neuen Qualifikationsanforderungen bringt die Digitalisierung der Arbeitswelt?
▒ „Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass wir da über eine Technologie reden, die erst im Werden ist.“
▒ „Zusammenfassend kann man vielleicht sagen, dass es darum geht, die Arbeitnehmer brauchen künftig eben einfach diese Affinität, IT-Affinitätenim Umgang mit mobilen Endgeräten."
▒ "Ja, ein Verständnis für Daten, Zahlen, Fakten, Statistiken und deren Interpretation das ist auch ein ganz wichtiges Kriterium. Wissen und Verständnis für vor- und nachgelagerte Prozesse, also mehr ganzheitliches Denken, Lernbereitschaft, Innovationsbereitschaft!“
Alfred Löckle, Gesamt- und Konzernbetriebsratvorsitzender der Robert Bosch GmbH
Februar 206
SchluesselKompetenzen 4.0
▒ Fähigkeit zum Lebenslangen Lernen► schnelle und problemorientierte Aneignung der gewünschten
oder erforderlichen Kompetenzen► Anpassung und agiles Reagieren auf Veränderungen► Zuversicht, die eigenen Fähigkeiten zielgerecht und erfolgreich
weiterentwickeln und einsetzen zu können (Selbstwirksamkeit)
▒ Selbstmanagement▒ Selbstverantwortung▒ „Menschliche Kompetenzen“
► empathische Fähigkeiten, kreative Fertigkeiten, Beherrschung ganzheitlicher und komplexer Problemstellungen,
vernetztes Denken und Problemlösen,Beurteilungs- und Orientierungskompetenzen
Digitaler Bildungspakt Digitalisierte Arbeitswelt – welche Schlüsselkompetenzen sind erforderlich?
Dr. Rahild Neuburger Dezember 2016
Anspruch: Employability
▒ Employability wird oft auch gleichgesetzt mit
„lebenslanger Arbeitsmarkt-Fitness“
▒ Konzept der individuellen Beschäftigungsfähigkeit im Bereich der Beschäftigungspolitik.
▒ Lissabonstrategie der EU: Förderung der Beschäftigungsfähigkeit als Bestandteil der europäischen Beschäftigungsstrategie
► 1995 : Weißbuch "Lehren und Lernen. Auf dem Weg zur kognitiven Gesellschaft" (Europäischen Kommission)
► 1996 : "Europäische Jahr des lebenslangen Lernens". ► 2000 : "Memorandum über Lebenslanges Lernen" ► 2010 : "Allgemeine und berufliche Bildung“► 2011 : Europa 2020" und "Allgemeine und berufliche Bildung 2020„
Aktionen und Initiativen im Bildungswesen(z.B. Aktionsplan Erwachsenenbildung, ECVET, EQR)
Lebenslanges Lernen
▒ Lernen während des gesamten Lebens
▒ Verbesserung von Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen im Rahmen einer persönlichen, sozialen, beschäftigungsbezogenen Perspektive.
▒ Lebenslanges Lernen umfasst alle BildungsbereicheFokus: kontinuierliche berufliche Weiterbildung▒ Aneignung von Kompetenzen für zukünftige
Beschäftigungsfelder
▒ Integration in den Arbeitsmarkt als wesentliches Element für soziale Teilhabe, gesellschaftliche Eingliederung und Verhinderung von Armut
Qualifizierungsstrategien
„Notwendig ist daher eine umfassende, langfristig ausgerichtete Qualifizierungs- und Weiterbildungsstrategie.“
„…ein aktive Begleitung der Erwerbstätigen in ihren Veränderungs- und Anpassungsprozessen…“ „…um Übergänge zwischen den wesentlichen Phasen des Erwerbslebens zu gestalten, Einstiege, Umstiege und Aufstiege in Arbeit aktiv zu unterstützen und Abstiege zu verhindern…“
Weißbuch Arbeiten 4.0, Bundesministerium für Arbeit und Soziales,
November 2016
Formalisierte Bildungsprozesse
Schulbildung
Berufsorientierung
Berufsbildung Ohne Berufsausbildung
Ausbildung (dual) Nachqualifizierung
Studium Außerbetriebliche AB
Berufstätigkeit
Fort- / Weiterbildung
Aufstiegsqualifizierungen Umschulungen
Berufswechsel
Lernformen
▒ Bedeutungsverlust formalisierter Lehr- und Lernprozesse
▒ Gleichrangigkeit formaler, non-formaler informeller Lernprozesse
▒ Lernen in jeder Lebensphase
▒ Mix unterschiedlicher Lernformate ▒ Informelles Lernen ▒ Erfahrungslernen
▒ Selbstlernen ▒ Problemorientiertes Lernen
▒ Fernlernen ▒ E-Learning ▒ Blended Learning▒ Kompetenzorientiertes Lernen
Methodenmix
▒ Hybride Lernarrangements▒ Blended Learning
▒ E-LearningLernortunabhängkeit
ZeitunabhängigkeitLerntempoflexibilität
MultimedialitätInteraktivität
▒ PräsenzlernenSozialer Kontext
GruppenlernenDirekte Problemlösungen
MotivationGanzheitliche Kommunikation
Lernszenarien
▒ Digitalisierte Lernszenarien als inhaltliche und zeitliche Vernetzung von Lernorten
▒ Förderung von TransferkompetenzBerufliche Bildung als Transfer in die berufliche Praxis
▒ Lernszenarien als virtuelle Abbildungen von Praxisprozessen, die simulativ prozessorientiertes Handeln lehren
Bildungsinfrastruktur
▒ OrganisationRaum-, Technik- , Zeitressourcen
▒ PersonalMedienpädagogische Kompetenz
Digitale Fachkompetenz▒ Methoden
Hybride LernformateProzesseingebundenheit aller Akteure
Praxisorientierung Lerninhalte
Institutioneller Rahmen
▒ Berufsausbildung (BIBB)Monitoring (Bedarfsanalysen) / Anpassung der Berufsbilder
Curriculare Einbindung
▒ Weiterbildung (BMBF)Pilotprojekte in Zukunftsthemen(z.B. Medienpädagogische Kompetenzen Lehr-/ Ausbildungspersonal)
Entwicklung neuer (digitaler) Lehr-/ LerninstrumenteImplementierung digitaler Techniken in die Berufspraxis
▒ Arbeitsförderung (BMAS | BA | IAB)Qualifizierungsbedarfsanalysen
Fördermaßnahmen für Arbeitssuchende
▒ Private WeiterbildungsunternehmenFachseminare/ Firmenschulungen
Softskills (Personale Kompetenzen)
Fazit
1. Digitalisierung erzeugt neue Tätigkeitsprofile mit veränderten Qualifikationsanforderungen
2. Ausgestaltung in den unterschiedlichen Beschäftigungssegmenten noch unklar
3. Umbrüche bei fachlichen + überfachlichen Kompetenzen
4. Anspruch: Lebenslanges LernenStärkere Selbstverantwortung der Beschäftigten für ihre Beschäftigungsfähigkeit (Employability)
5. Transferkompetenz als Kernkompetenz
Fazit
6. Ausbau des institutionellen Rahmens (Bildungsinfrastruktur)7. für alle Statusgruppen (Beschäftigte, Substituierte,
Arbeitssuchende)8. Durchlässigkeit zwischen Bildungsformaten9. Gleichbehandlung formaler, non-formaler und informeller
(Weiter-)bildung10. Lebensbegleitendes Beratungsangebot zur Prävention
neuer BS-Risiken11.Kompetenzerfassung + Weiterbildung vor Eintritt der
Arbeitslosigkeit12. Einbezug neuer Lerninstrumente und Qualifizierungsformate
(E-Learning, Blended-Learning, Micro-Learning)
Vielen Dank
für
Ihre Aufmerksamkeit
Veranstaltungsreihe „Arbeit 4.0“
29. März 2017Andreas Friemer
Weitere Informationen Albrecht, Thorben (2015):Die wichtigste Antwort auf die Digitalisierung heißt Qualifizierung, Huffington
Post Online, Download: http://www.huffingtonpost.de/thorben-albrecht-de/antwort-digitalisierung-qualifizierung_b_8243572.html
Bonin, Holger, Terry Gregory und Ulrich Zierahn (2015): Übertragung der Studie von Frey/Osborne (2013) auf Deutschland, Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Mannheim, Download: http://ftp.zew.de/pub/zew-docs/gutachten/Kurzexpertise_BMAS_ZEW2015.pdf
Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2016), Weißbuch Arbeiten 4.0 - Arbeit Weiter Denken, Berlin, November 2016, Download: http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/a883-weissbuch.pdf?__blob=publicationFile&v=4
Erpenbeck, J., von Rosenstiel, L. (2003): Handbuch Kompetenzmessung: Erkennen, verstehen und bewerten von Kompetenzen in der betrieblichen, pädagogischen und psychologischen Praxis. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart.
Esser, Friedrich Hubert, Prof. Dr. (2015): Interview: Handwerk und Wirtschaft 4.0, in: „Deutschen Handwerksblatt“ (Ausgabe Nr. 13/14), 16. Juli 2015
Esser, Friedrich Hubert, Prof. Dr. (2015): Wirtschaft 4.0 – die Chance der beruflichen Bildung, 6. Zukunftsgespräch der Bundesregierung, 2015, Download: https://www.bibb.de/de/29174.php
Frey, Carl Benedikt; Osborne, Michael (2015): The Future of Employment: How susceptible are jobs to computerisation?, Oxford Martin School - University of Oxford, Download: http://www.oxfordmartin.ox.ac.uk/downloads/academic/future-of-employment.pdf
Neuburger, Dr. Rahild (2016): Digitalisierte Arbeitswelt – welche Schlüsselkompetenzen sind erforderlich?, Gastbeitrag Digitaler Bildungspakt, Download: http://digitaler-bildungspakt.de/2016/12/21/digitalisierte-arbeitswelt-schluesselkompetenzen/
ver.di; IG Metall (2017): Berufs-Bildungs-Perspektiven 2017 - Gute Arbeit braucht gute Weiterbildung, Broschüre des wissenschaftlichen Beraterkreises der Gewerkschaften IG Metall und ver.di, Berlin/Frankfurt am Main, Januar 2017
Weinert, Franz E. (2001): Vergleichende Leistungsmessung in Schulen – Eine umstrittene Selbstverständlichkeit. In: Weinert, Franz E. (Hg.): Leistungsmessungen in Schulen. Weinheim u. Basel, S. 27 f.