Der Unfallchirurg 11•2002 | 1067
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Unfallchirurg 2002 · 105:1067DOI 10.1007/s00113-002-0535-z
RedaktionH. Siebert, Schwäbisch Hall
© Springer-Verlag 2002
Prof. Dr. Hartmut SiebertUnfallchirurgische KlinikEvang. Diakoniewerk, Schwäbisch Hall e.v.,Diakoniestr. 10, 74523 Schwäbisch HallE-Mail: [email protected]
H. Siebert, Schwäbisch Hall
Arbeitsplatzsituation und Zukunft der Ärztlichen Mitarbeiterin der Unfallchirurgie
Einführung zum Thema
Inzwischen haben es auch die Laien-Öffentlichkeit und die bunten Gazettenaufgegriffen: Es herrscht ein eklatanterMangel an Ärzten für die stationäre Ver-sorgung, nicht nur in unattraktiven Re-gionen und „kleinen“ Einrichtungen,nein, zunehmend werden auf Grund vonärztlichem Personalmangel bedingteLeistungseinschränkungen auch an Ein-richtungen der Maximalversorgung undUniversitätskliniken bekannt.
Seit Jahren fordern wir von unserenKrankenhausträgern und den Verant-wortlichen in der Politik, vor allem derGesundheitspolitik,energische und ziel-gerichtete Maßnahmen, um patienten-bezogene ärztliche Tätigkeit im Kran-kenhaus weiter gewährleisten zu können.
Mannigfache Gründe für die zubeobachtende Abstinenz junger Hoch-schulabsolventen,patientenbezogene Tä-tigkeiten als Berufsziel zu wählen, sindin den letzten Monaten genannt worden:
◗ Ausuferung der Arbeitszeiten◗ Exponentielle Zunahme von nicht-
patientenbezogenen Dokumentations-und administrativen Tätigkeiten
◗ Fehlende Zukunftsaussichten füreine selbständige Tätigkeit in einemregulierten Arbeitsmarkt
◗ Inadäquate Entlohnung bei extremhoher physischer und psychischerBeanspruchung in allen Dienstgrup-pen ärztlicher Tätigkeit am Kranken-haus im Vergleich zur Industrie
◗ Attraktive und lockende Stellenange-bote aus dem Ausland (Norwegen,England)
Die Attraktivität der Unfall- und Wie-derherstellungschirurgie hat nicht abge-nommen. Im Gegenteil. Im Vergleich zumanchem anderen Bereich in der Medi-zin bietet unsere Tätigkeit bei zugegebe-nermaßen hohem persönlichem Enga-gement viele positive Erfahrungen undErlebnisse bei der Begleitung des Unfall-verletzten durch die verschiedenen Sta-dien der Wiederherstellung und Rehabi-litation.
Wollen wir diese überwiegend posi-tiven Erfahrungen unseren jüngerenärztlichen Kollegen und Berufsanfän-gern weiter vermitteln, so gilt es, im All-gemeinen wie auch Speziellen die Grün-de für den derzeitigen Mangel an kli-nisch tätigen Berufsanfängern in unse-rem Berufsumfeld zu analysieren unddurch veränderte Rahmenbedingungendie Attraktivität der Arbeit in unfallchi-rurgischen Kliniken, Forschungsein-richtungen und Praxen zu fördern.
Ursachenanalyse war deshalb dererste Schritt, den Bonnaire und Gebhardunternahmen, um dann im zweiten Vor-schläge zur Änderung der Rahmenbe-dingungen unseres Arbeitsplatzes vor-zustellen.
Wir meinen, den beiden Autoren istes gelungen, wesentliche Gründe darzu-stellen und wichtige Vorschläge zur Än-derung vorzustellen.
Wie alle Beiträge dieser Rubrik hatauch dieser die Zielsetzung, Sie als Leseranzusprechen und anzuregen, die The-matik in Ihren Bereichen zu diskutierenund uns Ihre Meinung und Kritik mitzu-teilen. Dieses Thema wird nicht nur den
berufsständischen Ausschuss und seineArbeitsgruppen noch lange beschäftigen,sondern uns alle herausfordern, Maß-nahmen in Gang zu bringen, die unsereArbeits- und Rahmenbedingungen soverbessern,dass wir der heute festzustel-lenden Abstinenz angehender Ärzte voreiner klinischen Tätigkeit an deutschenKrankenhäusern effektiv begegnen.
H. Siebert