GLATTALER 2 l DÜBENDORF FREITAG, 24. JUNI 2016
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Bleiberecht gibt HoffnungFLÜCHTLINGE. Wie fühlt sich ein Vater, der sein Kind durch einen Stacheldrahtverhau reichen muss? Diese und andere Fragen zum Thema Flucht besprach Pfarrerin Catherine McMillan an einem Gottesdienst mit dem Eritreer Mulubrhan Araya Ghebremichael.
URS WEISSKOPF
«Guten Morgen! Salam! Yawmun sa id! Wir heissen Sie willkommen in der Kirche.» So begrüsste Pfarrerin Catherine McMillan die Anwesenden in der Dübendorfer Kirche Wil. Der Gottesdienst war dem Thema Flüchtlinge gewidmet. Die Idee stammt vom Hilfswerk der Evange lischen Kirchen Schweiz (Heks), das in seiner aktuellen Kam pagne auffordert, angesichts der steigenden Zahl der Asylsuchenden Farbe zu bekennen
für eine menschliche Schweiz. Pfarrerin McMillan gestaltete den Gottesdienst zusammen mit Hartmut Burghof, Pfarrer der Chrischona Gemeinde Dübendorf und Flüchtlingen des Dübendorfer Integrationscafés Welcome.
Eine menschliche SchweizSie forderte ein friedliches Mit einanderleben der verschiedenen Religionen: «Wir wollen eine menschliche Schweiz. Eine Schweiz, in der Christen, Mus lime, Juden, Hindus, Buddhisten und Atheis
ten friedlich miteinander leben können», sagte sie.
Catherine McMillan versuchte, den Gottesdienstbesuchern aufzuzeigen, wie sich so eine Flucht anfühlen könnte. Die Pfarrerin zeigte das Bild «Hoffnung auf ein neues Leben», das einen Mann zeigt, der an der serbischungarischen Grenze sein Kind durch einen Stacheldraht reicht. Es ist ein Foto vom australischen Fotografen Warren Richardson, das als Pressebild des Jahres ausgezeichnet wurde.
Pfarrerin McMillan fragte die Anwesenden, wie das kleine Kind und der Mann sich wohl fühlten. Es war ein Moment still, denn die rund 200 anwesenden Kirchgänger schien diese Frage zu be wegen.
Die Stimmung wurde aufge lockert, als Mulubrhan Araya Ghebremichael seine Geschichte erzählte. Der Eritreer kam vor acht Jahren in die Schweiz. Er erzählte, wie froh er war, als er die Bestätigung bekam, dass er bleiben – und arbeiten – durfte.
Glauben an die Zukunft bewahrenDie Hoffnung auf ein besseres Leben wurde für den Eritreer und seine Familie erfüllt. McMillan richtete einen Appell an die Zuhörer, den Migranten ihren Weg zu erleichtern. Natürlich sei es ein harter Weg, besonders, wenn die körperlichen und seelischen Verletzungen aus dem Heimatland gross seien. Dennoch brauche es dieses Hoffen, den Glauben an eine Zukunft zu bewahren.
Mulubrhan Araya Ghebremichael erzählt der Kirchengemeinde seine Fluchtgeschichte (im Hintergrund: der Gospelchor Dübendorf). Bild: Urs Weisskopf
Der Notfall ist nicht eingetroffenGLATT. Bereit gewesen wäre die städtische Notfallgruppe für das Schlimmste: das Übertreten der Glatt. Geregnet hatte es genug. Doch der extra gebaute Entlastungskanal bei der Bahnhofbrücke musste nicht genutzt werden.
MANUELA MOSER
Der Weckruf ging um 4 Uhr ein. Das war am vergangenen Freitagmorgen. «Die Atmosphäre auf dem Platz war dann schon sehr speziell», erinnert sich Jürg Sebestin, der vom Notfallstab – der sogenannten Ereignisorganisation – als Erster vor der 100jährigen Brücke an der Bahnhofstrasse gestanden hatte. «Es war pechschwarze Nacht, und unter mir rauschte die Glatt.» In jener Nacht führte sie 20 000 Liter Wasser pro Sekunde – was der Gefahrenstufe 3 von insgesamt 5 entspricht. «Bei 5 würden wir aber nicht mehr neben dem Fluss stehen», so der Leiter Stabstelle Projekte Tiefbau Dübendorf. Seit Jahren hat er mit der Glattbrücke zu tun. In jener Nacht sei es aber das erste Mal gewesen, dass er sich nicht sicher war, ob er die Brücke überhaupt betreten sollte. «Ob sie hält?», habe er sich gefragt.
Die Brücke hat gehalten. Und die Notfallmassnahme, welche in jener Nacht getroffen wurde, musste nicht einmal genutzt werden. Auf Sebestin waren der Strassenmeister, Vertreter der Stadt und der Feuerwehr gefolgt – insgesamt zu sechst mussten sie abschätzen, wie sich das Hochwasser in den nächsten Stunden entwickeln würde. «Eine sehr schwierige Aufgabe», so Sebestin. Dabei gelte es, die Zusammenhänge zu erkennen. Denn der Greifensee läuft nur verzögert ab – und auch bei diesem gilt immer noch die Gefahrenstufe 3.
Bei den zu treffenden Abschätzungen sei zudem Hoffnung «ein schlechter Ratgeber». Schliesslich trage man grosse Verantwortung. Sämtliche umliegenden Keller könnten unterspült werden, wegen der laufenden Bauarbeiten zum Ersatz der alten Brücke (der «Glattaler» berichtete) könnten auch offengelegte Werkleitungen empfindlich beschädigt werden. Sebestin zeigt auf eines der sichtbaren Kabel: «Dieses zum Beispiel wäre ziemlich wichtig.»
Einen Kanal legen«Zum Glück muss man solche Notfallentscheide nicht allein treffen», so Sebestin weiter. In jener Nacht habe das Kollektiv schliesslich entschieden, entlang der Glatt und um die Brücke herum
einen Entlastungskanal auszuheben. Im Notfall hätte man ihn öffnen können, um Wasser kontrolliert abfliessen zu lassen. Am Freitag um 16 Uhr war der Kanal dann fertig, und eine provisorische Fussgängerbrücke zusätzlich aufgestellt. «Heikel war, dass im Entlastungskanal das Wasser offene Kabel umspült hätte.» Sebestin stellt infrage, ob der Sicherungspfosten, an welche diese gebunden waren, bei viel Wasser gehalten hätte. Der Notfall ist jedoch nicht eingetreten, und deshalb wird man es nie wissen.
Die Glatt konnte das Wasser in den Folgestunden nämlich stets selber abführen, der Kanal musste nicht geöffnet werden. «Mir kommt es vor», sinniert Sebestin, «als hätte die 100jährige Brücke uns nochmals zeigen wollen, dass sie ein Thema bleibt – sogar bis kurz vor ihrem Abriss.»
Inzwischen ist die Gefahrenstufe gebannt, die Glatt führt noch messbare 18 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Ende Juli wird die alte Brücke dann ganz abgerissen.
Der Grund, weshalb die Sperrung insgesamt ein halbes Jahr dauert, hat damit zu tun, dass die Werkleitungen innerhalb der Brücke zuerst verlegt werden müssen. «Eine Verschiebung der Brücke war aus Platzgründen nicht möglich», so Sebestin.
GLATTWEGS VON INGA STRUVE
Shaqiri hat einfach Angst vor dem BallSie ist zehn und er siebeneinhalb. Beide schauen sich gemeinsam das EMVorrundenspiel Frankreich Schweiz an. Ein Mitschnitt ihrer LiveKommentare:
Heult der jetzt? Nein, der schwitzt. Wieso schreit der Trainer immer
so, wenn schon lange abgepfiffen ist? Komm, schiess in die Mitte, Licht-steiner. Schau, der hat denselben Coiffeur wie Alaba. Was macht jetzt der da? Doing. Doing. Doing. Und Doing (Ball fliegt von Kopf zu Kopf). Ja, ihr macht das gut. Schiess doch. Foul.
Was war jetzt das? Was, Penalty? Eckball! Oh, oh. Das kommt
nicht gut. Der hat wirklich denselben Coiffeur wie Alaba. Komm, Behrami, hol den Ball und mach ein Goal. Er hat mit der Hand den Ball berührt.
Hallo! Falsche Richtung! Shaqiri ist im Fall fast breiter als gross.
Aber nur wegen der Muskeln. Was meinst du, bleibt es beim 0:0? (32. Minute). Wieso entschuldigt sich Shaqiri, wenn es Breel war? Jetzt riecht der noch an seinem TShirt. Boah, ganz knapp. Rat mal, wie viel Gel Rodriguez im Haar hat?
Shaqiri ist einfach nicht gut. Und er sieht komisch aus. Willst du mal
Behrami sehen? Der ist noch schlimmer. Sind die Schweizer im Moment besser? Da steht bei Prozession (Possession) 55 Prozent. Offside. Wo ist der Ball? Ach dort. Was ist das jetzt?
Embolo ist nicht gut im Kopfball. Mir ist bis jetzt nur Embolo
aufgefallen. Er fällt am meisten um. Was? Sie spielen schon 40 Minuten? Shaqiri, was machst du? Er hat sich den Ball halt nicht wegnehmen lassen.
Shaqiri hat einfach Angst vor dem Ball. Deshalb sucht er jemanden,
der ihm hilft. Also, du weisst schon, dass du jetzt die ganze Zeit über die Schweiz gelästert hast?
Das TShirt von Yann Sommer ist am coolsten. Valon, hol dir
den Ball. Das kann doch nicht so schwierig sein. Ist das Seferovic? (steht am Spielfeld-rand). Hat der bisher nicht mitgespielt?
Oh nein, Payet! (läuft sich warm). Aber Paul Pogba ist kein Welt
star. Der ist schon zu alt. Wieso pfeift er jetzt? Aus welchem Stoff sind die TShirts? Die gehen alle kaputt. Wieso passen die nach hinten? Wer hat jetzt den Ball kaputt gemacht?
Boah, weisst du, wie gefährlich? Das ist ein Foul! Voll das Bein
gestellt. (Payet wird eingewechselt) Der schiesst sicher grad ein Goal.
Doing. Doing. Doing. Ich glaub, das bleibt 0:0. Mein Gott, die
Schweiz hat so was von Glück (Payet schiesst an die Latte). Payet ist nicht mal im Büechli drin.
Gut. Puh! Also. Die Schweiz ist weiter.
Infos zu erneuerbaren Energien
ZWICKY-AREAL. Unter dem Titel «Erneuerbare Energien und Energieeffizienz – Was können Gemeinden tun?» findet am Freitag, 1. Juli, von 16 bis 20 Uhr in Dübendorf ein Anlass des Vereins Zürich Erneuerbar statt. Die Veranstaltung beginnt mit einer Führung auf dem ZwickyAreal: Architekt und Gesamtprojektleiter Tomaso Zanoni berichtet über die Geschichte und die städtebauliche Entwicklung des Areals, Markus Thoma zeigt eine der Heizzentralen mit kalter Fernwärme, und Urs Schwegler präsentiert Elektromobile und andere energieeffiziente Fahrzeuge.
Im Anschluss an die Führung erfolgen Präsentationen von Stadtpräsident Lothar Ziörjen (Dübendorf), Gemeinderätin Cristina WyssCortellini (Dietlikon) und Peter Spörri (Wallisellen) zu energieeffizientem Bauen und der Förderung erneuerbarer Energien. Ausserdem werden die Themen Eigenverbrauch von Solarstrom in Mehrfamilienhäusern und erneut die Elektromobilität angesprochen.
Danach gibt es bei einem Apéro die Gelegenheit zum Ideen und Gedankenaustausch. Die Teilnahme am Anlass ist kostenlos und offen für alle Interessierten. Weitere Informationen sowie die Anmeldung sind unter www.zuerich erneuerbar.ch zu finden. (red)