Ceramic Artist in Residence 2013
Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster
Ceramic Artist in Residence 2013
Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster
Herausgegeben von der Dr. Hans Hoch Stiftung
Ceramic Artist in Residence 2013
Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster
Published by Dr. Hans Hoch Stiftung
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Inhalt
Begrüßung 7
Einleitung 8
gastkünstler 2013
2. April – 27. April 2013
Giorgio di Palma (Italien) 10
3. Mai – 29. Mai 2013
Ismet Yüksel (Türkei) | Mimi McPartlan (USA) 14 / 18
2. Juni – 28. Juni 2013
Iva Kukuric (Serbien) | Steve Belz (USA) 22 / 26
29. Juli – 21. August 2013
Elvan Serin (Türkei) | Marc Leuthold (USA) 30 / 34
2. September – 28. September 2013
Stephanie Link (Deutschland) | 38 / 42
Louise Sille Krogh-Jacobsen (Dänemark)
18. November – 12. Dezember 2013
Wang Qi (China) 46
Portraits 50
Contents
Welcome 7
Introduction 8
artist in residence 2013
2. April – 27. April 2013
Giorgio di Palma (Italy) 10
3. May – 29. May 2013
Ismet Yüksel (Turkey) | Mimi McPartlan (USA) 14 / 18
2. June – 28. June 2013
Iva Kukuric (Serbia) | Steve Belz (USA) 22 / 26
29. July – 21. August 2013
Elvan Serin (Turkey) | Marc Leuthold (USA) 30 / 34
2. September – 28. September 2013
Stephanie Link (Germany) | 38 / 42
Louise Sille Krogh-Jacobsen (Denmark)
18. November – 12. December 2013
Wang Qi (China) 46
Portraits 50
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Sehr geehrte Damen und Herren,
Kunst aus Keramik und Porzellan hat in Neumünster schon
lange einen ganz besonderen Stellenwert. Mit der Stadttöpferei
haben wir bereits 1987 mit der Einrichtung von Arbeits-,
Ausstellungs- und Wohnraum im Fürsthof und der regelmäßi-
gen Vergabe von mehrjährigen Aufenthaltsstipendien eine
Kunstförderung etabliert, die in Deutschland in dieser Form
nach wie vor einmalig ist. Einen Eindruck von der Bandbreite
und der hohen Qualität keramischen Schaffens vermittelt
die Ausstellung der Sammlung aller bisherigen Stipendiaten.
Mit dem Beginn des neuen Programms „Ceramic Artist in
Residence“ im Jahr 2013 hat sich die Stadttöpferei als ein
lebendiges Künstlerhaus auch international etabliert. In diesem
Jahr waren zehn Künstlerinnen und Künstler aus Europa,
den USA und Asien jeweils einen Monat lang zu Gast, um ein
eigenständiges Projekt umzusetzen. In dieser intensiven Zeit
haben viele interessierte Besucherinnen und Besucher den
Entstehungsprozess in den Atelier- und Ausstellungsräumen
beobachtet und wurden aktiv bei regelmäßigen Workshops
und Präsentationen eingebunden. In der vorliegenden
Dokumentation stellen wir Ihnen die Gastkünstlerinnen und
-künstler noch einmal vor.
Bedanken möchte ich mich bei allen Beteiligten für ihr
Engagement, besonders bei der künstlerischen Leitung. Ich
freue mich schon schon auf die Angebote und Begegnungen
beim Ceramic Artist in Residene Programm 2014.
Günter Humpe-Waßmuth
1. Stadtrat und Vorsitzender der Dr. Hans Hoch Stiftung
Dear Sir/Madam,
Art created in ceramics and porcelain has for a long time
been particularly important in Neumünster. With the Stadt-
töpferei, we established a workshop, exhibition and living
area in the Fürsthof and, by creating our regular artist-in-
residence programmes over several years, we have demons-
trated a level of support for the arts which is still one of its
kind in Germany. An exhibition of the collection of all
previous artists gives an impression of the range and high
quality of the ceramic works.
With the launch of the new programme “Ceramic Artist in
Residence” in 2013, the Stadttöpferei has established itself
as a lively art house, also at the international level. This year,
ten artists from Europe, the USA and Asia were each our
guests for one month during which they implemented their
own independent project. During this intensive period, many
interested visitors observed the creation process in the
workshop and exhibition rooms and were actively involved in
regular workshops and presentations. The accompanying
documentation introduces the guest artists to you once more.
I would like to thank all participants for their commitment
and special thanks go to the Artistic Management. I look
forward to meeting the participants and seeing the works
created in the Ceramic Artist in Residence Programme 2014.
Günter Humpe-Waßmuth
Head of the Town Council and Representative
of the Dr. Hans Hoch Foundation
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Einleitung
Intensive Monate liegen hinter uns. Künstlerinnen und
Künstler aus Europa, Amerika und Asien haben sich auf einen
unbekannten Ort eingelassen. Sie haben hier viele, neue
Begegnungen mit Künstlerkollegen und Besuchern erlebt.
Arbeiten und wohnen unter einem Dach, im intensiven
Austausch mit der eigenen Kunst und zu aktuellen Fragen
zeitgenössischer Keramik sind die wichtigsten Aspekte des
neuen Programms. Es gab arbeitsreiche Tage und Nächte:
skizzieren, modellieren, brennen, glasieren und präsentieren
vor Publikum. 2013 haben insgesamt zehn Künstlerinnen und
Künstler jeweils bis zu vier Wochen das Künstlerhaus belebt.
Auf die öffentliche Ausschreibung hatten sich zuvor 107
Interessierte aus 34 Ländern beworben. Die Fachjury wählte
die Teilnehmenden nach der Qualität ihrer Projektskizze, den
bisherigen Erfahrungen, der Ausbildung und einem Portfolio
älterer Werke aus. Raum und Zeit für die Umsetzung eines
Projektes waren mit öffentlichen und kostenfreien Workshop-
und Ausstellungsangeboten verknüpft. Besucher kamen oft
gut vorbereitet in das offene Atelier. Ihr Interesse am jeweili-
gen Herkunftsland oder die Auffrischung von Sprachkennt-
nissen waren oft Einstieg für das gegenseitige Kennenlernen
und den Austausch über Kunst. Sie waren beeindruckt davon,
welche unterschiedlichen Werke aus ein und demselben Stoff
entstehen können. Spannend war auch zu beobachten, wie die
Künstler sich hier, weit weg von ihrem Alltag, einrichteten,
sich Zeit für Experimente nahmen, Neues ausprobierten
und Ideen für die Zukunft entwickelten. Vielen Dank allen
Introduction
The last few months have been intensive. Artists from Europe,
America and Asia have come to an unknown city. They have
met artist colleagues and visitors. Living and working under
one roof, the intensive exchange with their own art and
current issues affecting contemporary ceramics are the most
important parts of the new programme. They worked day and
night: sketching, modelling, firing, glazing, and presenting
before an audience and the public. During 2013, a total of ten
artists each lived in the art house for up to four weeks.
Around 107 interested persons from 34 countries responded
to the public call for artist. The specialist jury selected the
participants according to the quality of their project
sketches, their previous experience, training and their
portfolio of previous works. The space and time for the
implementation of a project were linked to public and
free-of-charge workshops and exhibitions. Visitors were often
well prepared when they came to the open workshop. Their
interest in each country of origin and the opportunity to
refresh their language skills were often the trigger for
mutual introductions and exchanges about art. They were
impressed by how many different pieces could be created
from just one material. It was also exciting to watch how the
artists worked here, far away from everyday life, how they
took time to experiment, tried out new things and developed
ideas for the future. Many thanks to all participants, the
artists, visitors and supporters! Now make yourself comfor-
table. Take time to read this documentation on the first year.
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e i n l e i t u n g i n t r o d u c t i o n | 9
Beteiligten, den Künstlern, Besuchern und Unterstützern!
Machen Sie es sich jetzt bequem und nehmen sich Zeit, diese
Dokumentation des ersten Jahrgangs zu lesen. Es ist ein
Rückblick, gibt aber auch eine Vorstellung davon, was in den
bevorstehenden Monaten im Künstlerhaus zu erleben sein
wird. Ich freue mich schon darauf.
Danijela Pivaševic-Tenner
Künstlerische Leiterin
It is a retrospective, but also gives an impression of what is
to come at the art house in the next few months. I am already
looking forward to it.
Danijela Pivaševic-Tenner
Artistic director of the residency programme
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Mit dem Projekt „I Miss You“ begann ich während meines
Aufenthalts in der Stadttöpferei in Neumünster. Ich fing an,
Gegenstände aus Keramik zu fertigen, die in meinem vorüber-
gehenden Zuhause fehlten und zu einem perfekten Aufenthalt
beigetragen hätten, darunter ein Sessel, eine Kaffeemaschine,
ein Hut, Flip-Flops, ein Bügelbrett und Badeschaum.
Bei der Abschlussveranstaltung wurden meine Arbeiten nicht
in der Galerie oder im Atelier ausgestellt, sondern in der
darüber befindlichen Künstlerwohnung, um meine Erfahrun-
gen, meinen unbeholfenen Versuch, Lücken zu schließen,
mit anderen zu teilen. Unsere Unzulänglichkeiten werden
stets ein Teil von uns sein – im Gegensatz zu all diesen Gegen-
ständen, die wir leicht ersetzen können. Ich wandle diese
Gegenstände lieber in Keramik und meine Unzulänglichkeiten
in Erinnerungen um.
Jedes Objekt erinnert mich an jemanden: eine Person, die fehlt
und von der ich wünschte, sie sei hier, jemand, der mich aus
der Ferne unterstützt.
Aus diesem Grund bat ich die Workshop-Teilnehmer, Briefe
aus Keramik zu fertigen – als Andenken an jemanden, den sie
vermissten und an den sie erinnern wollten. In einer meiner
Keramikinstallationen auf dem Marktplatz wurden die Briefe
später vor einem Briefkasten aus Keramik aufgestellt, symbo-
lisches Behältnis für Erinnerungen und Gefühle.
“I Miss You” was a project that I started during my stay at the
Stadttöpferei residence in Neumünster. I set out to work with
ceramics to craft items that were missing in my temporary
abode and that would have contributed to a perfect stay,
including a chair, coffee maker, hat, flip-flops, ironing board
and bath foam among other things.
For the final event, my work was not showcased within the
gallery or the studio, but inside the residency flat itself, with
the purpose of sharing my experience - my clumsy attempt
to bridge the gaps. We will always carry our faults along
with us, unlike all of those items that we can easily replace.
I prefer to turn those items into ceramics and those faults
into memories.
Each object reminds me of somebody: somebody who’s mis-
sing and I wish was here, somebody supporting me from afar.
This is the reason why I asked participants to craft letters in
ceramics during the workshop, in memory of somebody
that they were missing and wanted to remember. Within a
ceramic installation of mine at the market square, the letters
where later placed in front of a ceramic mailbox, a symbolic
container of memories and feelings.
g i o r g i o d i P a l m a
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g i o r g i o d i P a l m a | 13
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Mein Projekt in Neumünster soll kulturelles, künstlerisches
und technisches Wissen mit verschiedenen Keramikkünstlern
und dem Publikum austauschen. Bei diesem Projekt habe
ich versucht, unterschiedliche Drucktechniken einzusetzen,
die ich noch nie für meine Skulpturen verwendet hatte. Es
war eine großartige Erfahrung, diese neuen Techniken auszu-
probieren, um mich selbst innerhalb einer kurzen Zeitspanne
herauszufordern. Selbst wenn unterschiedliche Kulturen
aufeinandertreffen, ist Kunst das beste Mittel, mit Menschen
in Kontakt zu kommen und mit ihnen zu kommunizieren.
Die Umwandlung meiner Erfahrung und Interpretation der
Welt in die visuelle Sprache meiner Skulpturen inspiriert mich,
kreativ zu sein. Ich möchte Kunstwerke reich an Inhalten und
Formen schaffen. Ausgangspunkt für jedes Stück ist zwar
eine persönliche Geschichte, doch meine Arbeit befasst sich
mit Ideen und Erfahrungen, die kollektiv ausgetauscht
werden. Im Unterbewusstsein wird ein Teil meiner Identität
stark von Änderungen der Umgebung beeinflusst, was sich in
meinen Skulpturen widerspiegelt.
Meine Keramikskulpturen bestehen aus zahlreichen Winkel-
prismen, manche Teile aus dekonstruierten Stücken. Meine
Arbeiten können an archäologische Überreste und zurück-
gebaute Gebäude erinnern. Beim Erschaffen der Kunstwerke
habe ich jedes Skulpturmodul zerbrochen. Durch diese
Zerstückelung entsteht die Energie, die in meinen Werken
fühlbar ist.
My project in Neumünster aims to share cultural, artistic
and technical knowledge with various ceramic artists and the
public. With this project I tried different print techniques
that I’ve never used before in my sculptures. It was a great
experience to try these new techniques and challenge myself
in the short term. Even with different cultures, art is the best
way to meet and communicate with people.
Transforming my experience and interpretation of the world
into the visual language of sculpture is what inspires me
to create. I aim to construct artwork rich with content and
form. While the starting point for each piece is a personal
narrative, my work addresses ideas and experiences shared
collectively. Subconsciously, a sense of my identity is
deeply affected by changes of environment, which comes
through in my sculpture.
My ceramic sculptures are composed of numerous rectangular
prisms – deconstructed parts of pieces. My works can evoke
archaeological ruins and deconstructed buildings. While
constructing the art pieces I broke each module of sculpture.
These fragmentations create the energy that can be felt in
my ceramic sculptures.
i s m e t Y ü k s e l
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i s m e t Y ü k s e l | 17
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Mein Aufenthalt in der Stadttöpferei war einzigartig, was
seine Kürze, die Fremdheit der Materialien und die verschie-
denen Menschen angeht, die ich kennengelernt habe. Ich
kam nach Neumünster und hatte mit diesen Umständen
gerechnet, aber nie hätte ich gedacht, wie bereichernd ihr
Einfluss sein würde. Die Auswirkung dieser herausfordern-
den einzelnen Faktoren trug zu einem durch und durch
positiven Erlebnis bei.
Die kurze Aufenthaltszeit zwang mich, mich zuversichtlich
und selbstbewusst auf meine Ideen und meine Arbeit zu
konzentrieren. Ich neige zum Grübeln und zum Ändern und
Anpassen meiner Arbeit. Doch aufgrund der begrenzten
Zeit, die mir zur Verfügung stand, konnte ich mehr meinen
Aktionen und Intentionen vertrauen. Noch nie zuvor habe ich
eine künstlerische Idee so schnell geplant, entworfen, model-
liert, abgeformt und glasiert.
Gips, Ton und Glasur: Diese drei Bestandteile meiner Arbeit
mögen von einfacher Beschaffenheit sein, lassen sich aber
vielfältig einsetzen. Unbekanntes annehmen und auf das
Beste hoffen: Auch das entspricht so gar nicht meiner Natur
und kostete mich viel Überwindungskraft. Es gab keine Ver-
suche, nur Ergebnisse. Nichts war perfekt, aber Perfektion
war letzten Endes auch gar nicht das Ziel. Mehrere Arbeiten
innerhalb von drei Wochen zu fertigen war erfüllender als
das Bedürfnis nach reibungslosen Abläufen.
In den USA hatte ich geplant, Bier-, Wein- und Whiskeygläser
zu fertigen. Während meiner Aufenthalte in Frankreich und
Deutschland lernte ich durch Erlebnisse und Begegnungen,
The residency at Stadttöpferei has been unique in its brevity
of time, foreignness of materials and assortment of people.
I came to Neumünster expecting these factors, but not exactly
how wonderful their influence would be. The outcome of these
details, which appeared to be challenges for my experience,
completely shaped it into only a positive one.
The short period of time forced me to be confident and focu-
sed with my ideas and process. I tend to ponder, tinker and
adjust my work. This restricted period allowed me to gain
more trust in my actions and intentions. I proposed, designed,
modeled, molded, cast, and glazed my ideas faster than ever.
Plaster, slip and glaze. These three elements in my work are
very basic, but have many variations. Accepting the unknown
and hoping for the best was also one of my major feats. There
were no tests, just results. Nothing was perfect, but perfect
wasn’t really the goal after all. Making a series of work within
three weeks was satisfying beyond the need for seamless
execution.
I proposed to make beer, wine and whiskey glasses while
in the States. By the time I traveled through France and
Germany, my experiences and encounters sketched what was
most important for each liquid and vessel. Germans and
beer, French and wine, Americans and whiskey, we all have a
very serious way of drinking and gathering with our drinks.
I wanted to honor and reflect in a way how each of these
cultures relaxes and makes special their ritual of libation.
m i m i m c P a r t l a n
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worauf bei jedem Getränk und Behältnis besonders zu achten
war. Deutsche und Bier, Franzosen und Wein, Amerikaner und
Whiskey: Wir alle nehmen unsere Trinkkultur und das damit
verbundene gesellige Miteinander sehr ernst. Diese individu-
ellen Bräuche wollte ich würdigen und reflektieren.
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Als ich mich für das Aufenthaltsprogramm „Ceramic Artist
in Residence“ für Keramikkünstler bewarb, wollte ich vor-
rangig meine Arbeiten außerhalb meines Heimatlandes
anfertigen und ausstellen, aber ich nehme weitaus mehr aus
diesem Aufenthalt mit. Ich habe wundervolle Menschen ge-
troffen, konnte mich ausschließlich auf mein Projekt konzen-
trieren, meine Ideen präsentieren und mit einheimischen
Erwachsenen und Kindern arbeiten. Der Workshop mit den
Kindern war interessant, obwohl wir nicht dieselbe Sprache
gesprochen haben. Doch dank der Hilfe von Danijela und
mittels Zeichensprache haben wir gemeinsam wunderbare
Stücke gefertigt.
Ich wollte an meinem Drachen-Projekt weiterarbeiten und
Dank der guten Bedingungen und Umstände wurde es sogar
größer als geplant.
Ich hatte eine tolle Zeit, in der ich Steve kennen lernte und
mit ihm arbeiten durfte. Wir tauschten uns über unsere
Erfahrungen und Techniken aus, nutzten die Zeit aber auch
für Erkundungsgänge durch die Stadt, fuhren überall mit
dem Fahrrad hin, genossen köstliche Backwaren und ich übte
die drei Worte Deutsch, die ich gelernt hatte. Ich war sehr
gerne mit Steve, Danijela und ihrer liebenswürdigen Familie
zusammen. All das ließ meine Arbeit noch spielerischer und
fröhlicher werden.
Ich bin glücklich und dankbar für diese großartige Gelegen-
heit und würde sie sofort wieder ergreifen.
Moin Moin
When I applied for the “Ceramic Artist in Residency“ pro-
gramme, I was looking forward to making and showing my
work outside my country, but I got so much more from
this experience. I met some great people, had a chance to
concentrate only on my project, presenting my ideas and
working with local people and children. The workshop with
children was interesting, even though we were speaking
different languages. However, with the help of Danijela and
sign language, together we made wonderful pieces.
My project was to continue making my dragons, and thanks
to the good conditions, I made them on a bigger scale.
I had an amazing time getting to know Steve and working at
his side, exchanging our experience and techniques. We had
time to have fun as well and we used it to walk around city,
ride a bike everywhere, taste wonderful pastries and practice
my three words in German. I loved spending time with Steve,
Danijela and her adorable family. All of that made my work
even more playful and joyful.
I am grateful and fortunate for this great opportunity and I
would do it again in a heartbeat.
Moin Moin
i v a k u k u r i c
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Als ich in der Stadttöpferei eintraf, wusste ich, dass ich eine
wunderbare Zeit haben würde. Meine Erwartungen wurden
noch übertroffen durch freundliche Menschen, eine kreative
Atmosphäre, weiträumige Studios, guten Ton, einen wunder-
schönen Garten, ein eigenes Fahrrad, ein nettes Appartement
und leckeres Essen in unmittelbarer Nähe.
Ich habe mich gerne mit den vielen Einheimischen und anderen
Künstlern unterhalten, die ich in Neumünster getroffen habe
und die ein internationales Grüppchen bildeten. Danijela
Pivaševic-Tenner, die künstlerische Leiterin, und ihre Familie
haben mich sehr herzlich aufgenommen und dafür gesorgt,
dass es mir an nichts fehlte. Zeitgleich mit mir nahm auch die
Künstlerin Iva Kukuric am Programm teil. Ihre fröhliche und
tatkräftige Art und Weise, sich in die Arbeit zu knien und
dabei gleichzeitig Spaß zu haben, hat mich sehr beeindruckt.
An jedem Wochenende genoss ich die wunderbaren Kunst-,
Gastronomie- und Musikveranstaltungen. Die Stadttöpferei
befindet sich in der historischen Innenstadt mit kopfsteinge-
pflasterten Straßen und vielen guten Bäckereien in der Nähe,
deren dicke Brotlaibe mich zu meiner Skulptur „Gentechnik“
inspirierten. Nach einem langen Tag im Studio fuhren Iva und
ich mit dem Fahrrad durch das Städtchen und erkundeten
dabei die vielen Wege durch die Viertel und Parks. Wir haben
die langen Sommertage, die der Norden Deutschlands zu
bieten hat, voll ausgeschöpft.
Diese konzentrierte Zeit im Studio entsprach genau meinen
Vorstellungen. Ich konnte aufwachen, die Treppe hinunter-
gehen und täglich ohne weitere Verpflichtungen in einem
wunderschönen Studio arbeiten, was für mich vorrangig war.
From the moment I arrived at the Stadttöpferei, I knew that
my time there was going to be great. It exceeded my expecta-
tions with friendly people, creative atmosphere, spacious
studio, good clay, beautiful garden, a bicycle to ride, nice
apartment, and great food only a few steps away.
I enjoyed talking with the various community members and
other artists that I met in Neumünster who comprised an
international group. The Artistic Director, Danijela Pivaševic-
Tenner, and her family made me feel very comfortable and
welcome. They made sure I had everything I needed. It was
great to share the residency with Iva Kukuric. Her cheerful
and energetic commitment to working hard while having fun
made for a great experience.
Every weekend I enjoyed the great art, food, and music events.
Stadttöpferei is in the historic downtown with cobblestone
streets near many good bakeries, whose plump loaves of
bread inspired my sculpture titled “Gentechnik”. After a long
day in the studio Iva and I would bicycle around the village,
discovering the many trails through the neighborhoods and
parks. We made full use of the long days that summer in
Northern Germany provides.
This focused time in the studio was just what I was looking
for. Being able to wake up, walk down stairs and work in a
beautiful studio on a daily basis with no other commitments
was paramount.
s t e v e B e l z
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s t e v e B e l z | 29
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Ich stellte es mir spannend vor, einen Monat in einer anderen
Stadt zu verbringen, und so bewarb ich mich für das Künstler-
programm „Ceramic Artist in Residence“ in Neumünster.
Ich freute mich darauf, mich in dieser Zeit voll und ganz auf
meine Arbeit und auf mich zu konzentrieren. Als ich erfuhr,
dass ich angenommen war, war ich enorm aufgeregt, weil ich
darin die großartige Möglichkeit sah, das Projekt zu realisie-
ren, das mich schon seit Monaten beschäftigte.
Als ich hier ankam, wurde mir klar, dass ich von einer
Stiftung ausgewählt worden war, die ihre Arbeit sehr ernst
nimmt. Die Einrichtungen, die man uns zur Verfügung stellt,
sind allesamt fantastisch: das Appartement, die Studios,
Materialien sowie andere hilfreiche Dinge zur Erkundung von
Neumünster. Alles war so wie geplant und mich erwartete
keine böse Überraschung. Insbesondere Danijela, die Koordi-
natorin dieses Programms, stand uns bei allem jederzeit
hilfsbereit und freundlich zur Seite – ob es nun um unsere
künstlerische Arbeit ging oder um Freizeitaktivitäten,
Sachen in unserem Appartement usw.
Ein weiterer positiver Aspekt dieses Programms: Man teilt
sich Appartement und Studios mit einem anderen Künstler,
den man vorher noch nie getroffen hat. Das gefällt mir, denn
ich glaube, dass gemeinsames Arbeiten unseren Geist und
unsere Denkweise unbewusst beeinflusst.
Ich hatte Glück mit meinem anderen Gastkünstler: Mit Marc
konnte man immer gut auskommen, er war sehr hilfsbereit
und höflich. Wir haben uns stets mit Respekt behandelt und
sind nie aneinander geraten.
The idea of spending one month in another country sounded
interesting to me and I applied for this “Ceramic Artist in
Residence” programme in Neumünster. For me, it was going
to be a period during which I would just concentrate on my
work and be with myself only. When I learned that I had been
selected, I got very excited because I thought it was also a
great chance for me to realize the project I have been thinking
about for months.
When I came here, I understood that I was selected by a really
seriously working foundation. The facilities they provided us
were all unbelievable; the flat, studios, materials and facilities
not only for working, but also for enjoying Neumünster.
Everything went as planned. No nasty surprises were waiting
for me. Danijela, our coordinator of this programme, in parti-
cular took her job seriously and she always helped us out with
everything in a very friendly manner. Not only relating to the
working process, also she offered us things we could enjoy.
She was also helpful with regard to the things in our flat and
other facilities.
There was another positive aspect of this programme; you
shared the flat and studios with another artist who you had
never seen before. This was also a good idea I think because
working collaboratively unconsciously affects our minds and
way of thinking.
I was lucky because it was always easy to get along with my
colleague, Marc. He was also very helpful and very polite. We
were always respectful towards each other. We never had any
problems.
e l v a n s e r i n
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Lastly, I could concentrate on my work. During the day, I was
able to just sit on my chair and work for a long time. Since I
could think about myself, about my past and future in those
long periods of silence, it seemed to me like training myself
about life. I am now quite happy with the result.
My work looks like a knot or a sewed piece. It is a wall piece
made of two parts and then covered with small tiny pieces of
ceramics. Like my other pieces, this one also has an organic
shape. I hung it on the wall to play with the perception of the
exhibition area. It was something that looked soft but on a
stiff wall, it created an opposite meaning.
Ich konnte mich voll und ganz auf meine Arbeit konzentrie-
ren und saß tagsüber Stunde um Stunde an meinem Projekt.
Da ich über mich selbst, meine Vergangenheit und Zukunft
nachdenken konnte, erscheint mir diese Zeit wie eine Lektion
in Sachen Lebenserfahrung. Mit dem Ergebnis bin ich jetzt
ganz zufrieden.
Mein Objekt sieht aus wie ein Knoten oder etwas Genähtes.
Es handelt sich um eine zweiteilige Wandarbeit, die mit
winzigen Keramikstücken bedeckt ist. Wie meine anderen
Objekte hat auch dieses Werk eine organische Form. Ich habe
es an die Wand gehängt, um mit der Wahrnehmung der
Ausstellungsfläche zu spielen. Es sieht weich aus und bildete
auf der harten Wand einen deutlichen Gegensatz.
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In meinem „normalen“ Leben hat meine Lehrtätigkeit an
der Universität höchste Priorität. In Neumünster hatte ich
jedoch drei Wochen lang die Gelegenheit und einen Ort,
mich auf mein künstlerisches Schaffen zu konzentrieren.
Gemeinsam mit Elvan Serin, einer talentierten und promovier-
ten Gastkünstlerin aus der Türkei, konnte ich in einer gut
ausgestatteten Wohn- und Arbeitsstätte kreativ sein. Die
Stadttöpferei liegt zentral in einer hübschen, grünen Stadt
mit vielen Sehenswürdigkeiten, darunter der prächtige Gerisch
Skulpturenpark. Alles war einfach erreichbar, einschließlich
eines schönen großen Wochenmarktes, der im Freien statt-
fand. Danke Neumünster und danke Danijela Pivaševic-Tenner
für die tatkräftige Unterstützung.
Manche mögen denken, der Aufenthalt in einem wohlhaben-
den, gut organisierten und freundlichen Land käme einem
Urlaub gleich. Aber ich fragte mich jeden Tag, ob ich gute
Arbeit leisten könne, weil ich vom Lehren zum künstlerischen
Schaffen wechselte, meiner immerwährenden Herausforde-
rung. Wie schon in der Vergangenheit mahnte ich mich selbst:
„Fang’ einfach an, denk’ nicht nach. Gestalte und urteile
nicht.“ Ich habe viele Formen gefertigt, vorwiegend eine Reihe
von ovalen Mandalas. Die kurvenförmigen Linien der Jugend-
stilarchitektur in Neumünster beeinflussten die fließenden
Formen, die ich hier geschnitzt habe. Zudem habe ich äußere
Einflüsse früherer Reisen verarbeitet. Im letzten Frühjahr
beispielsweise nahm ich an einem Symposium in der Türkei
teil und lernte dabei das Zeichen „wa“ kennen, einen heiligen
Buchstaben im arabischen Alphabet. Es bedeutet „und“
und war eines der Zeichen, das ich in meine mandalaartigen
keramischen „Zeichnungen“ habe einfließen lassen. Gegen
Ende meines Aufenthalts wagte ich mich an eine sehr
In my regular life, teaching at the University is a pleasurable
priority, but for three weeks, Neumünster gave me time and
a place where I could focus on making art. Alongside Elvan
Serin, a talented Ph. D. candidate from Turkey, I created art in
a well-equipped live work space. That space is centrally
located in a beautiful green town with many attractions
including the magnificent Gerisch Sculpture Park. We had
easy access to everything including a fine, large outdoor
market. Thank you Neumünster and thank you Danijela
Pivaševic-Tenner for all you did to support us.
People may think that a residency in a prosperous well-orga-
nized friendly country is a vacation; however, every day I
wondered if I could create good work. This is because I was
shifting from teaching to making art, my perennial challenge.
As in the past, I reminded myself, “Start; don’t think. Make;
don’t judge.” I created many forms, predominantly a series of
oval mandalas. The curvilinear lines of the local jugendstil
architectural style influenced the flowing flutes of the forms
I carved in Neumünster. I also embraced external influences
from previous travels. For example, last spring I participated
in a symposium in Turkey, and consequently, I learned about
the Vau, a sacred letter from the Arabic alphabet. The Vau –
which means “and” – was one of the images that I incorpora-
ted in my ceramic “drawings” within the mandala format.
Towards the end of my stay, I did something very difficult. I
folded and compressed the largest of these mandalas, destroy-
ing or transforming it – just as the wind and foot traffic
impact mandalas that women in India create each day outside
their door. Perhaps this release from preciousness will lead
to new discoveries.
m a r c l e u t h o l d
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schwierige Arbeit: Ich faltete und presste die größten dieser
Mandalas zusammen und zerstörte oder transformierte sie
dadurch – genau wie Wind und Fußgänger die Mandalas
zerstören, die Frauen in Indien jeden Tag vor ihrer Haustür
fertigen. Vielleicht wird dieses Loslassen von etwas Kostbarem
zu neuen Erkenntnissen führen.
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Für das große Wandrelief, das im September 2013 in der Stadt-
töpferei entstanden ist, habe ich eine kleine Kindergießkanne
in Form eines Delfins abgeformt, um mir davon Repliken aus
Ton zu machen. Damit konnte ich nun spielerisch neue Formen
erfinden. Ich zerschnitt dafür den lederharten Ton, verdoppel-
te und spiegelte die Form und fügte sie danach neu zusammen.
Durch diesen Prozess entstanden neue, nie gesehene Formen,
die kaum oder gar nicht mehr an das Ausgangsobjekt erinnern.
Fünf dieser Varianten habe ich für das Wandrelief ausgewählt
und davon jeweils eine Negativform aus Gips hergestellt, mit
deren Hilfe ich gleichartige Kopien erzeugen konnte.
Die 33 fertigen Objekte sind in konzentrischen Ringen an
der Wand angeordnet, sodass die Spiegelachsen der einzelnen
Objekte sich im nächsten Ring fortsetzen und der gesamte
Kreis wie mit Achsen durchzogen erscheint. So entsteht eine
kristalline Ordnung wie bei einem Kaleidoskop, das die Wirk-
lichkeit zerschneidet und spiegelt, um das neu Zusammen-
gefügte als abstraktes Ornament zu projizieren. Diese Um-
wandlung eines Objekts aus dem Alltagsgebrauch vereint
Gegensätze von angewandt und absichtslos Gestaltetem. So
entstehen aus Zweckmäßigem rätselhafte und zuweilen
humorvolle Neuschöpfungen, nur um der Schönheit willen.
In der ruhigen Arbeitsatmosphäre der hohen Arbeitsräume,
besuchten uns immer wieder interessierte Menschen, um
an unserem Tun und Treiben Anteil zu nehmen. Aufmerksam
geworden waren sie durch die intensive Pressearbeit und
Vermittlung der künstlerischen Leiterin. Das machte sich
auch dadurch bemerkbar, dass wir in der Stadt oft erkannt
wurden und uns so sehr schnell eingebunden fühlen konnten
For the large wall relief created in September 2013 for the
Stadttöpferei, I cast a small child’s watering can in the shape
of a dolphin so that I could create replicas in clay. I could then
play around and create new shapes. To do this, I carved the
leather-hard clay, duplicated and reflected the shapes and
then merged them together again.
As a result of this process, new shapes were created that
had never been seen before and which no longer or scarcely
resembled the starting object. I selected five of these
variants for the wall relief and created a negative form from
plaster for each of them from which I was able to make
identical copies.
The 33 finished objects are arranged in concentric rings on
the wall so that the mirror axes for the individual objects
continue in the next ring and the complete circle appears to
be intersected with axes. This creates a crystalline arrange-
ment as in a kaleidoscope, which cuts through and reflects
reality to project the new composition as an abstract
ornament. This transformation of an everyday object unites
the differences of applied – and unintentional – arrange-
ments. Thus from the practical objects arise puzzling and
occasionally humorous new creations, just for the sake of
beauty.
In the peaceful working atmosphere of the lofty workrooms,
more and more interested people visited us to join in with our
activities. We have come to their attention due to the inten-
sive media coverage and efforts by the Artistic Director. This
also became apparent as we were often recognised in the city
and thus quickly felt at home here in this hospitable town.
s t e P h a n i e l i n k
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in das Leben dieser gastfreundlichen Stadt. In der ruhigen
Arbeitsatmosphäre der hohen Arbeitsräume, besuchten uns
immer wieder interessierte Menschen um an unserem Tun
und Treiben Anteil zu nehmen. Aufmerksam geworden waren
sie durch die intensive Pressearbeit und Vermittlung der
künstlerischen Leiterin. Das machte sich auch dadurch
bemerkbar, dass wir in der Stadt oft erkannt wurden, und uns
so sehr schnell eingebunden fühlen konnten in das Leben
dieser gastfreundlichen Stadt.
In the peaceful working atmosphere of the lofty workrooms,
more and more interested people visited us to join in with
our activities. We have come to their attention due to the
intensive media coverage and efforts by the Artistic Director.
This also became apparent as we were often recognised in
the city and thus quickly felt at home here in this hospitable
town.
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Meine Arbeit ist konzeptionell begründet und basiert auf
einem allgemeinen Interesse am Leben und unserer Existenz.
Während meines vierwöchigen Aufenthalts arbeitete ich an
einem Projekt mit dem Arbeitstitel „A Family Archive“. Es hat
das Konzept von Identität zum Inhalt und besteht aus zwölf
Händen. Jede Hand steht für ein Familienmitglied und hält
ein Objekt, das auf ein bestimmtes Erlebnis, eine Geschichte,
Erinnerung oder ein Merkmal verweist, das mit dem Familien-
mitglied verbunden ist.
Da ich in diesem Jahr als Assistentin für andere Künstler
arbeitete, hatte ich nicht viel Zeit für meine eigene künstleri-
sche Arbeit. Der Aufenthalt in Neumünster gab mir die Ge-
legenheit, konzentriert an dieser neuesten Idee zu arbeiten.
Ich hatte keine speziellen Erwartungen an Neumünster. Ich
denke, ich hätte in dieser Phase der intensiven Arbeit überall
sein können, aber das gastfreundliche Willkommenheißen
durch die Umgebung, das Engagement und die Herzlichkeit
der künstlerischen Leiterin, Danijela, und ihrer Familie
machten meinen vierwöchigen Aufenthalt in Neumünster zu
etwas Besonderem. Ich hoffe, dass dieses Programm noch
viele Jahre unterstützt wird, damit auch andere Künstler die
Gelegenheit erhalten, in der Stadttöpferei zu arbeiten.
Ein herzliches Dankeschön an die Begründer des Programms.
Wenn ich mich ein zweites Mal hätte bewerben können, hätte
ich noch vor Ablauf meines Aufenthalts eine Bewerbung
geschrieben.
My work is conceptually based and it is founded on a general
interest in human life and our existence. During my four-week
residence stay, I was working on a project, which I gave the
working title “A Family Archive”, a project that deals with the
concept of identity. “A Family archive” consists of twelve
hands, where each hand represents a family member. Every
hand holds an object that refers to a specific experience,
story, memory or a characteristic connected to the present
family member.
As I was working as an assistant this year for other artists,
I did not have much time to carry out my own artistic work.
The residence stay gave me the possibility to work concen-
trated on this latest idea. I did not have any specific ex-
pectations of what Neumünster should fulfil. I think, I could
have been anywhere in this period of intense work, but the
warm welcome from the surroundings, the engagement and
the heartfulness of the artistic leader Danijela and her family
made my four-week stay in Neumünster something special.
I hope that this programme will be funded for many more
years, so other artists can be given the chance to work in the
Stadttöpferei.
A warm thanks for the founders of the program. If it were
possible to apply again, I would have written my application
before I left.
l o u i s e s i l l e k r o g h - J a c o B s e n
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l o u i s e s i l l e k r o g h - J a c o B s e n | 45
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Jedes Mal, wenn ich ein Objekt erzeuge, unternehme ich die
Form betreffend einen erneuten Versuch mit dem Material.
Jedes Mal, wenn ich ein Objekt herstelle, spüre ich die Reak-
tion, den Widerhall des Tons, spüre seine beste Beschaffenheit
und den günstigsten Moment seiner Bearbeitung. Wenn ich
das Material auf dem Tisch vor mir habe, hängt der Erfolg der
Arbeit somit weitgehend von der „Gesundheit“ des Tons ab.
Bezüglich der Keramik gilt mein Hauptinteresse der Form-
gebung und Formempfindung, da diese beiden einerseits die
Ästhetik, die optische Wahrnehmung, das Empfinden für
Schönheit beeinflussen und andererseits bestimmt der
gesamte Vorgang auch das bildliche und logische Denken.
Somit entsteht aus jedem in irgendeiner Richtung bearbeite-
ten Tonstück ein entsprechend logisches Urteil, aber oft
fordert mich gerade das emotionale Denken auf, dieser ent-
sprechenden Logik gegenüber sehr skeptisch bzw. vorsichtig
zu sein, um zu vermeiden, dass man die lebendige Wahr-
nehmung und den kindlichen Sinn für die Bildhaftigkeit
verliert.
Das düstere kalte Winterwetter in Neumünster hat mich
berührt, ich habe hier sogar orkanartigen Wind und kühles
Schneegestöber erlebt, habe aber im Gegensatz dazu auch
die warme Freundlichkeit der Menschen im Künstlerhaus
Stadttöpferei Neumünster gefühlt.
Each time that I create an object, I undertake a new approach
with the material pertaining to the form. Each time that I
produce an object, I feel the reaction, the echo of the clay; feel
its best quality and the optimum moment of handling. When I
have the material on the table in front of me, the success of
the work is largely dependent on the “health” of the clay.
With regard to ceramics, my main interests are the design and
perception of shape as, on the one hand, they both influence
the aesthetics, optical perception, the sensitivity towards
beauty and, on the other hand, the overall process is also
determined by visual and logical thought. Thus from each
piece of clay worked in any direction, a corresponding logical
judgement arises but often the emotional thought process
requires me to be sceptical or cautious with regard to this
corresponding logic to avoid losing the vivid percep-
tion and childish sense of imagery.
The gloomy cold winter weather in Neumünster moved me,
I even experienced hurricane-like winds and cold snow
showers, but in contrast, I also felt the warm friendliness of
the people at the Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster.
W a n g Q i
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W a n g Q i | 49
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giorgio di palma wurde 1981 im süditalienischen
Grottaglie geboren, einem bedeutenden Ort historischer
Keramikproduktion. In die traditionellen Fußstapfen des
Vaters begann der Quereinsteiger schließlich 2009 zu
schlüpfen, jedoch unter ganz untraditionellen Vorzeichen.
Mit seinen handgefertigten und funktionslosen Inspirationen
von Alltagsgegenständen hat er sein eigenes, grellbuntes und
bisweilen anarchisches Keramikrevival erschaffen.
www.giorgiodipalma.com
giorgio di palma was born in 1981 in Grottaglie in the
south of Italy, a town with an important history of ceramic
production. In 2009 he made a career change and began to
follow in his father’s footsteps, however with a quite untradi-
tional mind-set. With his handcrafted and non-functional
pieces inspired by everyday objects, he created his own
garishly coloured, and occasionally anarchic, ceramic revival.
P o R T R A I T S P o R T R A I T S
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ismet yüksel (geb. 1981) lebt in der 3,5 Millionen
Metropole Izmir, im Westen der Türkei. An der dortigen
Dokuz Eylül Univesität hat er 2011 seinen Master für
Keramik abgeschlossen. Im selben Jahr erhielt er beim
renommierten 57. Internationalen Keramikwettbewerb in
Faenza (Italien) eine Auszeichnung für eine seiner ebenso
massiv wie leicht wirkenden Tonskulpturen. In Deutschland
war er bereits 2010 als Erasmus-Austauschstudent am
Institut für Künstlerische Keramik und Glas in Höhr-Grenz-
hausen zu Gast.
www.ismetyuksel.com
ismet yüksel (born in 1981) lives in the large city of Izmir
which has a population of over 3.5 million and lies in the
west of Turkey. He completed his Masters in Ceramics here
at the Dokuz Eylül University in 2011. In the same year, he was
honoured at the famous 57th International Competition of
Contemporary Ceramics in Faenza (Italy) for his massive, yet
light-appearing, concrete sculptures. He has already visited
Germany in 2010 as an Erasmus exchange student at the
Institut für Künstlerische Keramik und Glas (Institute for
Ceramics and Glass Art) in Höhr-Grenzhausen.
52 | c e r a m i c a r t i s t i n r e s i d e n c e 2 0 1 3
mimi mc partlan (geb. 1989) aus New York hat von 2009
bis 2012 am dortigen State College of Ceramics der Alfred
University studiert und ihren Bachelor abgeschlossen.
Für sie ist Keramikkunst Ausdruck eines langsamen, sorg-
fältigen und durchdachten Schöpfungsprozesses. In ihren
Arbeiten konzentriert sie sich vor allem auf funktionale,
gegossene Keramik und Design.
www.mimimcpartlanceramics.com
mimi mc partlan (born in 1989) from New York studied at
the State College of Ceramics at Alfred University from 2009
to 2012 and completed her Bachelor degree. For her, ceramic
art is an expression of a slow, careful and considered creation
process. In her work, she concentrates in particular on
functional cast ceramics and design.
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steve belz (geb. 1971) lebt in Missoula im Westen der USA
im Bundesstaat Montana. Ein Masterstudium für Keramik
und Skulptur hat Steve Belz an der staatlichen Universität in
Kansas 2012 beendet. Im Fokus seiner filigranen Mixed-
Media-Skulpturen und Objekte stehen vor allem globale
Fragen wie die Gentechnik, unser Energieverbrauch und der
Umgang mit natürlichen Ressourcen.
www.stevebelz.com
steve belz (born in 1971) lives in Missoula in Montana, in
the west of the USA. Steve Belz completed a Masters degree
in Ceramics and Sculpture at the Kansas State University
in 2012. The focus of his delicate mixed-media sculptures and
objects is, in particular, global issues such as genetic
engineering, our energy consumption, and handling of
natural resources.
´ ´
54 | c e r a m i c a r t i s t i n r e s i d e n c e 2 0 1 3
iva kukuric (geb. 1985) aus Serbien hat an der Belgrader
Akademie für Angewandte Kunst Keramik studiert. Erste
Auslandserfahrungen sammelte sie bereits vor ihrem Studium
bei einem Aufenthalt in Denver in den USA. Seit 2010 ist sie
freischaffend tätig und hat seitdem zahlreiche nationale
Preise gewonnen, unter anderem 2011 den ersten Preis
der Keramik Biennale in Belgrad oder 2012 den Preis des
serbischen Künstlerverbandes ULUPUDS zur Triennale
serbischer Keramik in Subotica.
iva kukuric (born in 1985) from Serbia studied ceramics
at the Belgrade Academy for Applied Arts. She had her first
experience of being abroad when she stayed in Denver in the
USA before her studies. Since 2010, she has been freelance
and has since won numerous national awards, including the
first prize at the Ceramics Biennale in Belgrade in 2011 and
a prize from the Applied Artists and Designers Association of
Serbia (ULUPUDS) in 2012 at the Serbian Ceramics Triennale
in Subotica
P o r t r a i t s | 55
marc leuthold (geb. 1962) wurde in New York geboren,
wo er als Kunstprofessor an der State University New York
in Potsdam Keramik lehrt. Seit den 1990er Jahren hat er
regelmäßig an zahlreichen Auslandsaufenthalten und Aus-
stellungen in Asien und Europa teilgenommen und seine
Objekte, wie die filigranen, mandalaartigen Scheibenobjekte,
sind in vielen namhaften Sammlungen zu finden.
www.marcleuthold.com
marc leuthold (born in 1962) was born in New York and
he currently teaches ceramics as a Professor of Art at the
State University of New York in Potsdam. Since the 1990s, he
has regularly participated in numerous foreign stays and
exhibitions in Asia and Europe and his objects, such as the
delicate, mandala-like wheel objects, can be found in many
renowned collections.
56 | c e r a m i c a r t i s t i n r e s i d e n c e 2 0 1 3
elvan serin (geb. 1985) kommt wie auch der Gastkünstler
Ismet Yüksel aus der 3,5 Millionen Metropole Izmir, im
Westen der Türkei. Nach einem Kunststudium an der Bilkent
Universität beendete sie ein zweites Studium an der Yeditepe
Universität. Elvan Serins Keramikobjekte und Installationen
setzen sich aus hunderten einzelner Keramikelementen
zusammen und bedecken Körper und Wände, um sie in orga-
nische Formen und Flächen zu verwandeln.
Like the guest artist Ismet Yüksel, elvan serin (born in
1985) also comes from city of Izmir, which has a population of
3.5 million and lies in the west of Turkey. After studying
art at the Bilkent University, she completed a second course
of study at Yeditepe University. Elvan Serin’s ceramic objects
and installations consist of hundreds of individual ceramic
elements and they cover bodies and walls to turn them into
organic forms and surfaces.
P o r t r a i t s | 57
stephanie link (geb. 1964) ist keine Unbekannte in
Neumünster. Bereits 2010 hat sie ihre keramischen Objekte,
die oft Aspekte von Design und Skulptur vereinen, in der
Stadttöpferei ausgestellt. Die aus dem niedersächsischen
Coppenrade stammende, und damit einzige deutsche
Gastkünstlerin im Jahr 2013, hat Freie Kunst an der HBK
Braunschweig studiert und lehrt inzwischen auch selbst an
der Universität Hildesheim.
www.stephanielink.de
stephanie link (born in 1964) is no stranger to Neu-
münster. Back in 2010, she exhibited her ceramic objects,
which often combine aspects of design and sculpture, in the
Stadttöpferei. As our only German guest artist, she comes
from Coppenrade in Lower Saxony and studied Liberal Arts at
the HBK Braunschweig. She also taught at the University
of Hildesheim.
58 | c e r a m i c a r t i s t i n r e s i d e n c e 2 0 1 3
louise sille krogh-jacobsen kommt urspünglich von
der dänischen Insel Møn, wo sie 1979 geboren wurde. Nach
ihrem Bachelorabschluss für Keramik an der Kunstakademie
auf der Insel Bornholm 2009 wechselte sie an die Kunst-
akademie in Kopenhagen, bevor sie in den vergangenen zwei
Jahren ihren Master an der Konstfack, Schwedens größter
Kunst- und Designschule in Stockholm, beendet hat. Alltags-
gegenstände und das Thema Identität sind oft Inspiration
ihrer Skulpturen und Installationen.
www.krogh-jacobsen.dk
louise sille krogh-jacobsen originally comes from
the Danish island of Møn, where she was born in 1979. After
completing her Bachelor degree in Ceramics at the Academy
of Arts on the island of Bornholm in 2009, she moved to the
Academy of Arts in Copenhagen before she completed her
Masters at the Konstfack in Stockholm, Sweden‘s largest art
and design school. Everyday objects and the subject of
identity are often the inspiration for her sculptures and
installations.
P o r t r a i t s | 59
Der Chinese qi wang (geb. 1972) hat künstlerische Keramik
in Peking studiert, bevor er an das Institut für Künstlerische
Keramik und Glas in Höhr-Grenzhausen wechselte. Seit 2008
lehrt er als Dozent an der Kunstakademie in Guangzhou im
südlichen China. Qi Wang bevorzugt die Arbeit mit Tonplat-
ten für seine Skulpturen, die Metaphern aus Natur und
Menschheit vereinen.
qi wang (born in 1972) from China studied artistic ceramics
in Peking before he moved to the Institut für Künstlerische
Keramik und Glas (Institute for Ceramics and Glass Art) in
Höhr-Grenzhausen. Since 2008 he has worked as a lecturer at
the Academy of Arts in Guangzhou, southern China. Qi Wang
prefers to work with clay plates for his sculptures, which
combine metaphors from nature and mankind.
´
´
Impressum
Ceramic Artist in Residence 2013Künstlerhaus Stadttöpferei Neumünster
Herausgegeben von der Dr. Hans Hoch Stiftung
Idee & Konzept/ idea & conception: Danijela Pivaševic-Tenner
Fotos / photos: Stefan Tenner
© Texte und Bilder liegen bei den Text- und Bildautoren /© text and pictures by the authors of text and pictures
Jury 2013:· Günter Humpe-Waßmuth· Johanna Göb· Dr. Susanne Schwertfeger· Danijela Pivaševic-Tenner
Übersetzung / translation: Eule Lokalisierung GmbH, Kiel
Layout / layout: Herold / typografikdesign, Heiligenstedtenwww.typografikdesign.de
Künstlerhaus Stadttöpferei NeumünsterFürsthof 8, 24534 Neumünster, DeutschlandTel. +49 (0) 43 21 – 2 52 15 [email protected]
© 2014
Dank an die Förderer der Stadttöpferei / thanks to the supporter