3.2015ZKZ 71674
purMilch
Lang oder kurz?Die optimaleHäcksellänge
Seite 48
Leuchten derZukunft: LED-LampenSeite 40
DAS MAGAZIN DES MILCHPRÜFRING BAYERN E.V.
Heilige Kühe: Besuch in St. Ottilien Seite 28
Liebe Leserin, lieber Leser!
Ein außergewöhnlicher Sommer geht zu Ende. Rekordhitze mit Rekordtrockenheit, deseinen Freud, des anderen Leid!
Während bei dem Gedanken an den Sommer vielen Bundesbürgern ein Lächeln überdas braun gebrannte Gesicht huscht, ziehen sich bei Landwirten meist Sorgenfaltenzusammen. Für sie war nämlich der Sommer viel zu heiß und zu trocken, um sichdaran zu freuen.
Ist die gespaltene Meinung zu diesem Sommer nicht auch ein Gleichnis zu der Ge-spaltenheit in unserer Gesellschaft, wenn es um die Landwirtschaft, insbesondere umdie Tierhaltung geht?
Jeder „Normalbürger“ und jeder Journalist glaubt, auch ohne Sachverstand mitreden zu dürfen. „Man“ weiß ja schließlich, was gut ist für Kühe und was nicht. Schade, dassauch viel zu viele Politiker über das Niveau der Normalbürger nicht hinaus kommenund Forderungen nachplappern, die fachlich nicht zu begründen sind. Leider werdenzu oft Fakten mit Meinungen verwechselt.
MILCH IMEINUNG 3
„Jeder darf seine eigene Meinung haben, aber
doch nicht seine eigenen Fakten!”Dr. Christian Baumgartner, Geschäftsführer Milchprüfring Bayern e.V.
INHALT
Milchpur 03.2015
INHALT
Titelfotos: St. Ottilien (1),Krone (1), Archivfoto (1)
www.mpr-bayern.de
NEWSMPR diskutiert mit Molkereien 5Trächtigkeitstest auch für Ziegen- und Mutterkuhhalter 6Schulfilm im MPR-Labor 9
QUALITÄTGesunde Euter, gesunde Milch 10
MEDIZINSanierung mit Erfolgsgarantie 14Hohes Risiko um die Geburt! 18Würmer unter Kontrolle 21Aktuelle BVD-Situation 24
MANAGERBeten und Melken 28Tiertransport: Sicheres Verladen 38Leuchten der Zukunft 40Initiative »Agrar-Dialog« 50
RÄTSELImpressum 32
INDUSTRIE NEWSWeb sei dank! 33Wenn die Kuh nicht frisst 34Sichere Laktationsleistung 35Mais: Rundumversorgung 36
HALTUNGWenn Kühe Hörner tragen 44Freiheiten für die Kuh 46
FUTTERWelche Häcksellängen 48
TECHNIKFutter mischen leicht gemacht 52Agritechnica:Mekka der Landtechnik 56
Immerhin hat sich das Schlagwort von der „Massentierhaltung“ mittlerweile fast über-lebt. Es kommt nicht darauf an, wie viele Tiere an einem Ort gehalten werden, sondernwie sie gehalten werden. Seltsam, dass viele Städter, die die Betonwüsten der Groß-stadt dem Landleben vorziehen, dies nur schwer begreifen wollen.
Darf man Kühe anbinden? Darf man sie melken? Darf man überhaupt Tiere „ausbeu-ten“? Hier deutet sich in unserer satten Wohlstandsgesellschaft eine Diskussion an, die von Leuten bestritten und befeuert wird, für die Strom aus der Dose kommt, für dieLebensmittel – ob herkömmlich oder vegan – im Supermarkt wachsen und für die dieeigene Meinung das höchste Gut überhaupt ist, noch vor der Realität der Fakten undnoch vor dem Prinzip „leben und leben lassen“, dem Respekt vor der anderen Mei-nung.
Gut, dass wir immer wieder gemeinsam von der Natur und von der Realität auf denBoden der Tatsachen zurückgeholt werden. Und gut, dass nach den mageren immerwieder auch fette Jahre kommen.
Ich wünsche Ihnen jetzt viel Lesevergnügen mit unserer neuen Milchpur! Und dernächste kühlere Sommer kommt bestimmt…
MILCH I NEWS4
Milchpur 03.2015
Ehrenpreis für Prof Dr. Erwin Märtlbauer
mpr-mobil – die App des MPR
Im Rahmen seiner 45. Mitgliederver-
sammlung verlieh der Milchprüfring Bay-
ern e.V. seine höchste Auszeichnung – den
MPR-Ehrenpreis – an Prof. Dr. Erwin
Märtlbauer. Damit wurde dessen zehnjäh-
riges Engagement als Vorsitzender des
Milchprüfring-Gremiums „Beirat für Vor-
Ort-Kontrollen“ gewürdigt. Durch eine
Änderung der Satzung im Jahr 2014
änderte sich die Gremienstruktur des Ver-
eins und der „Beirat für Vor-Ort-Kontrollen“
wurde Ende 2014 aufgelöst.
In ihrer Laudatio bedankte sich Susanne
Nüssel vom Verband der Bayerischen Pri-
vaten Milchwirtschaft e.V. (VBPM) stellver-
tretend für den Milchprüfring und die frü-
heren Mitglieder des Beirats für Vor-Ort-
Kontrollen bei Prof. Märtlbauer für zehn
Jahre ehrenamtliche Arbeit als Vorsitzen-
der des Beirats für Vor-Ort-Kontrollen. Als
im Jahr 2003 die Frage aufkam, wer den
neuen Beirat für Vor-Ort-Kontrollen führen
solle, kam man schnell auf Prof. Dr.
Märtlbauer als Vertreter der Wissenschaft.
Frau Nüssel bedankte sich herzlich bei
ihm, dass er sich bereit erklärt habe, diese
Aufgabe in einer Zeit zu übernehmen, die
gar nicht so rosig war, denn es war die Zeit
von BSE. In den zehn Jahren, in denen der
Beirat aktiv war, habe man viele Themen
besprochen, aber der Dauerbrenner sei
QM-Milch gewesen. Man habe viel über
QM-Milch geredet, gestritten, geplant und
gehofft. Nun sei man auf einem guten
Wege, was vielleicht auch daran liege, dass
im Beirat QM-Milch so sachlich und offen
diskutiert wurde. In ihren weiteren Ausfüh-
rungen ging Frau Nüssel auf die Zusam-
mensetzung des Beirats ein und zeigte
sich besonders von der Mischung aller
Gruppen (von Milcherzeugern über Wirt-
schafts- und Verwaltungsvertretern bis hin
zu Wissenschaftlern) überzeugt. Die Sit-
zungen des Beirats habe Prof. Märtlbauer
ruhig und sachlich geleitet und auch bei
schwierigen Themen habe man immer
das Gefühl gehabt, dass man wieder ein
Stück vorangekommen sei. Prof. Märtlbau-
er begleitete viele Themen mit geübter
Moderation des Informationsaustauschs,
beeindruckendem fachlichen Wissen und
seiner ruhigen Art, die auch helfe, einige
Stürme zu überstehen.
Frau Nüssel hatte ihn darüber hinaus als
Initiator, Begleiter und Umsetzer vieler Pro-
jekte im Bereich der Milchhygiene schät-
zen gelernt, worin er unbestritten der
Der Ehrenpreis des Milchprüfring Bay-
ern e.V. ist die höchste Auszeichnung
des Vereins. Äußerliches Zeichen des
Preises ist eine Stahlkuh, die von der
Künstlerin Ingrid Martin gestaltet wurde.
Der Preis wird seit 2008 nur an Persön-
lichkeiten vergeben, die sich um den
Milchprüfring hervorragende Verdiens-
te erworben haben. Er wurde bisher ver-
liehen an:
� MR Heinz Hahn (2008)
� Dr. Hans Graf von Hundt (2010)� Dr. Franz Mayer (2010)� Dir. Karl Schröppel (2011)� Prof. Dr. Erwin Märtlbauer (2015)
Der MPR-Vorsitzende Hans Epp (r.) über-reichte zusammen mit Laudatorin SusanneNüssel vom VBPM (2.v.l.) und demGeschäftsführer Dr. Christian Baumgartner(l.) den Ehrenpreis des Milchprüfring Bayerne.V. an Herrn Prof. Dr. Erwin Märtlbauer(2.v.r.). Foto: MPR
Experte in Bayern sei. Daher sind der
Milchprüfring und die gesamte bayerische
Milchwirtschaft durch Prof. Märtlbauer
immer gut beraten.
Mit einem weinenden und einem lachen-
den Auge verabschiedete Frau Nüssel
Herrn Prof. Märtlbauer als Vorsitzenden
des Beirats für Vor-Ort-Kontrollen und
wünschte ihm alles Gute für die Zukunft.
MPR
In Kürze wird es möglich sein, Ihre
Laborwerte über die mpr-App „mpr-
mobil“ abzurufen. Aktuell befinden wir
uns in der Testphase. Hierzu haben
sich nach unserem Aufruf in der letz-
ten Ausgabe der Milchpur 100 Liefe-
ranten gemeldet. Wir freuen uns sehr,
dass so viele Lieferanten uns helfen,
unseren Service noch besser zu
gestalten. Nach Umsetzung der Anre-
gungen wird die App „mpr-mobil“
voraussichtlich bis Ende des Jahres
für alle Milcherzeuger kostenlos zum
Downloaden im App Store für iPho-
ne und im Play Store für Android
bereitgestellt. Über Neuigkeiten wer-
den wir Sie laufend auf der Home-
page www.mpr-bayern.de und in
Milchpur unterrichten.
MILCH I NEWS 5
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Milchprüfring diskutiert mit Molkereien
tern. Das Seminar bietet nicht nur
für die Fachkräfte der Molkereien Gele-
genheit zum Meinungsaustausch
und zur Information, auch der Milch-
prüfring profitiert von den Rückmel-
dungen aus der Praxis und kann so-
mit seine Abläufe und Dienstleistungs-
angebote optimal an die Praxis anpas-
sen.
Dieses Jahr war die anstehende Novel-
lierung der Milchgüteverordnung auf
dem Programm, neue Entwicklungen
bei der Keimzahlbestimmung und der
Hemmstoffuntersuchung sowie beim
Programm QM-Milch.
Dabei zog sich die Erkenntnis wie ein
roter Faden durch die Veranstaltung,
Bereits zum achten Mal lud der Milch-
prüfring Bayern e.V. die bayerischen
Molkereien zu einem Informationsse-
minar ein, bei dem aktuelle Themen
aus den Bereichen Milchqualität, Qua-
litätssicherung, rechtliche Rahmenbe-
dingungen und Dienstleistungsange-
bot präsentiert und gemeinsam disku-
tiert wurden.
Jedes Jahr im Juli kommen die Roh-
stoffverantwortlichen fast aller bayeri-
schen Molkereien nach Wolnzach, um
die neuesten Fachinformationen rund
um das Thema Milchqualität zu
besprechen und die Entwicklungen
gemeinsam mit den Kollegen und den
Fachleuten des Milchprüfrings zu erör-
dass althergebrachte Abläufe und
Regelungen aufgrund der sich schnell
ändernden Rahmenbedingungen in
der Milchwirtschaft angepasst werden
müssen, um den Zweck der entspre-
chenden Regelung optimal erfüllen zu
können.
Bei den Dienstleistungen wurde die
Trächtigkeitsuntersuchung mittels des
PAG-Tests vorgestellt, welche auf gro-
ßes Interesse stößt und von der Praxis
sehr gut angenommen wird. Die Mol-
kereivertreter begrüßten, dass der
Milchprüfring sein Dienstleistungsan-
gebot erweitert und somit für die
gesamte Milchwirtschaft einen Mehr-
wert schafft. cb
ten, stellt der PAG-Test aus der Milch
eine wichtige Alternative dar. Voraus-
setzung ist, dass seit der letzten Abkal-
bung mindestens 60 Tage vergangen
sind und die Besamung oder der Natur-
sprung vor mehr als 28 Tagen erfolgte.
„Die Mutterkühe müssen für den Test
fixiert werden, da für die Untersuchung
etwas Milch benötigt wird. Klar ist das
Einfangen der Tiere mit einem gewis-
sen Aufwand verbunden, dieser würde
aber für eine rektale Untersuchung
durch den Tierarzt genauso anfallen”,
so Dr. Christian Baumgartner, Ge-
schäftsführer des MPR. Durch den PAG-
Test bekommt der Betrieb verbesserte
und kostengünstige Möglichkeiten zu
wissen, ob die Tiere trächtig sind.
Auch für Ziegenhalter
Bis vor kurzem mussten Ziegenbetrie-
be die Trächtigkeit der Ziegen über
Ultraschall, Bluttest oder Abtasten fest-
stellen lassen. Häufig wurden überhaupt
keine diagnostischen Maßnahmen
durchgeführt. Nun ist es möglich, hierfür
einfach den PAG-Test aus Milch zu nut-
zen. Wie bei den Mutterkuhbetrieben ist
Voraussetzung, dass seit der letzten
Ablammung mindestens 60 Tage und
seit Besamung oder Natursprung
bereits mehr als 28 Tage vergangen
sind. Die Probenahme ist einfach: Beim
Melken der Ziegen wird ein PAG-Röhr-
chen mit Milch befüllt. Es fällt kein
zusätzlicher Aufwand für das Fixieren
der Tiere außerhalb der Melkzeit an.
Auch Wartezeiten für den Tierarzt gibt
es nicht. Die Probe kann direkt vom
Landwirt gezogen werden.
Einfache Probenahme
Die Probenahme erfolgt bei Mutterkuh-
und Ziegenbetrieben gleich: Das Vor-
gemelk wird verworfen und das Röhr-
chen wird bis zum oberen Barcoderand
mit Milch befüllt. Zur Bestimmung der
MILCH I NEWS6
Milchpur 03.2015
Neuer Trächtigkeitstest auch für Ziegen- und MutterkuhhalterSeit Herbst 2014 bietet der MPR den PAG-Test aus Milch an. Mit diesem Test können Sie IhreTiere auf Trächtigkeit untersuchen lassen und das schon ab dem 28. Tag nach der Besamung.Der Test ist auch für Ziegenhalter und Mutterkuhbetriebe interessant.
Viele Betriebe mit einer Mutterkuhherde
lassen einen Stier mitlaufen. Dennoch
kann man sich nicht sicher sein, ob die
Tiere letztendlich trächtig geworden
sind. „Es ist schon vorgekommen, dass
trotz Stier keine einzige Kuh trächtig
geworden ist, weil der Stier unfruchtbar
war”, so Christian Habel, Berater für
Mutterkuh- und Extensivrinderhaltung
am Amt für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten Schwandorf (Dienstort
Kaufbeuren). Auch für Mutterkuhbetrie-
be, die mit künstlicher Besamung arbei-
Die Proberöhrchen werden zusammen mit dem Probebegleitschein nach Wolnzach zur Un-tersuchung geschickt. Foto: MPR
Der Einmal-Impfstoff gegen BVDV Typ 1 und Typ 2
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MIT NUR EINER IMPFUNG GEGEN
zeit für heldenzeit für heldenMIT NUR EINER IMPFUNG GEGENMIT NUR EINER IMPFUNG GEGEN BVDV TYP 1 UND TYP 2BVDV TYP 1 UND TYP 2
Trächtigkeit reicht es, die Milch aus einer Zitze in das Pro-
beröhrchen zu melken. Die Proberöhrchen tragen einen
doppelten Barcode, der abgezogen werden kann. Einer
wird auf das Probebegleitschreiben aufgeklebt, worauf
wichtige Daten wie Tierbezeichnung, das Probenahme-
datum sowie das Besamungsdatum (wenn möglich) und
das Kalbe-/Ablammungsdatum ergänzt werden. Die Pro-
be wird dann per Post zur Untersuchung nach Wolnzach
ins MPR-Labor geschickt. Wenn nicht alle 10 Probenröhr-
chen des Sets gebraucht werden, empfehlen wir, den Pro-
bebegleitschein zu kopieren, bevor er das erste Mal aus-
gefüllt wird. Dann kann die Kopie auch für die nächsten
Proben verwendet werden. Der Probebegleitschein steht
auch auf der Homepage des MPR www.mpr-
bayern.de/PAG-Test-aus-Milch zum Download bereit.
Wenn die Proben nicht unmittelbar zur Post gebracht wer-
den können, bitte bis zum Versand im Kühlschrank lagern!
Es gibt drei mögliche Testergebnisse: „PAG-positiv“, „PAG-
negativ“ und „unsicher“. Bei „unsicheren“ Ergebnissen
sollte mit einer erneuten Probe zu einem späteren Zeit-
punkt der Trächtigkeitsstatus bestätigt werden.
Ergebnismitteilung
Die Ergebnisse werden postalisch mitgeteilt. Falls ein gül-
tiger Webzugang auf der MPR-Seite www.mpr-bayern.de
vorhanden ist, können die Ergebnisse im MPR-Kunden-
bereich abgerufen werden. In Zukunft wird es auch mög-
lich sein, das Ergebnis über die App des MPR „mpr-mobil“
anzusehen.
Bestellung
Das Probenset für den PAG-Test aus Milch können Mut-
terkuh- und Ziegenhalter direkt beim MPR bestellen. Das
Päckchen beinhaltet 10 Proberöhrchen, einen Probebe-
gleitschein sowie den Flyer mit Informationen zur Probe-
nahme. Die Rechnung über 65 EUR zuzüglich MwSt. wird
mit der Lieferung mitversandt. Der Rechnungsbetrag wird
sofort und in einem Betrag fällig, unabhängig davon, wann
die Proben tatsächlich eingeschickt werden. Die Proben-
röhrchen enthalten ein Konservierungsmittel und können
bis zu zwei Jahre ohne Probleme gelagert werden.
Weitere Infos zum PAG-Test sowie den Bestellschein finden
Sie auch auf der Homepage www.mpr-bayern.de/PAG-
Test-aus-Milch oder beim Milchprüfring Bayern e.V., Hoch-
statt 2 , 85283 Wolnzach Tel.: +49 8442 9599-230, Fax.:
+49 8442 9599-5217, E-Mail: [email protected]
MILCH I NEWS8
Milchpur 03.2015
Werden Sie unser 3.333. SMS-Nutzer!
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möchten und ob Sie Benachrichtigungen
über Grenzwertüberschreitungen nur noch
per SMS = WOB-Dienst (Werte ohne
Benachrichtigung) erhalten wollen. Wenn
Sie sich für diesen WOB-Dienst anmelden,
erhalten Sie keine weiteren Benachrichti-
gungen mehr per E-Mail oder Post.
Auf der Homepage im MPR-Kundenbe-
reich haben Sie jederzeit einen Überblick,
für welche Variante Sie sich angemeldet
haben. Die Lieferanten- und Pin-Nummer
finden Sie auf Ihrer Molkereiabrechnung.
Für den SMS-Service fallen 0,33 EUR net-
to (zzgl. 7 % MwSt.) pro versendeter SMS
an. Die Abrechnung erfolgt wie auch bei
den anderen Benachrichtigungsvarianten
des MPR über die Molkerei, d.h. Sie finden
die Aufstellung der versendeten SMS in
der monatlichen Molkereiabrechnung.
Wussten Sie schon?
Güteproben: Probe, die im Rahmen
der Milch-Güteverordnung gezogen
und beim MPR untersucht werden.
Grenzwertüberschreitung: Ihre Milch-
probe überschreitet die gesetzlichen,
bzw. die von der Molkerei festge-
legten niedrigeren Benachrich-
tungsgrenzwerte.
Betriebsproben: Proben, die Sie dem
Milchsammelwagenfahrer zur Unter-
suchung im MPR-Labor mitgeben,
z.B. Zellzahlprobe.
Sonderproben: Einzeltierproben, die
von Ihrer Molkerei auf Hemmstoffe
untersucht und über die Auskunfts-
systeme des MPR (z.B. SMS-Ser-
vice) mitgeteilt werden.
Dreharbeiten im MPR-Labor für Schulfilm
Dass Wolnzach ein Zentrum für die Qualitätssicherung der baye-
rischen Milch ist, lernt man nun bald in der Schule! Im Sommer
reiste ein Filmteam des FWU an, um einen Schulfilm mit dem The-
ma Milchwirtschaft zu erstellen. Diese Produktion entsteht in Zusam-
menarbeit mit der Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirt-
schaft (LVBM). Die Zielgruppe des Films sind Schüler der 5./6.
Jahrgangsstufe. Ab kommenden Herbst wird der neue Film den
Schulen kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die Dokumentation
beginnt bei der Kuh und zeigt die Milchwirtschaft vom Melken am
Bauernhof bis zur Verarbeitung in der Molkerei. Dazu wird an ver-
schiedenen Orten gedreht und somit ein Bild der Milchwirtschaft
eingefangen. Ein wichtiger Punkt im Film ist die Qualitätssicherung
der bayerischen Milch. Und wo kann man das besser filmen, als
im Labor des Milchprüfrings? Pro Jahr werden in Wolnzach über
vier Millionen Proben hinsichtlich der Milchqualität analysiert. Der
Milchprüfring ist als selbstständiges Unternehmen völlig neutral
und unabhängig. Sein Auftrag ist es Zellzahl, Keimgehalt und mög-
liche Hemmstoffe in der Milch zu analysieren. Auch die Inhaltsstoff-
Analytik auf Fett- und Eiweißgehalt spielt im Labor des Milchprüf-
rings eine wichtige Rolle. „Wir vom Milchprüfring Bayern e.V. sind
sehr froh drüber, dass in einem Schulfilm auch die Qualitätssi-
cherung der bayerischen Milch dargestellt wird. Daher war es
selbstverständlich, unser Labor für das Kamerateam zu öffnen“,
freute sich Dr. Christian Baumgartner über die Anfrage von der
LVBM.
Im Visier der Kamera: Bei der Zellzahl-Analyse werden körpereigeneZellen der Milchkuh erfasst. Dieser Wert ist ein Kriterium für die Eutergesundheit der Herde. Das erfahren bayerische Schulkinder nunin einem neuen Schulfilm, für den in Wolnzach gedreht wurde.
Foto: MPRNEUNEU
Intervet Deutschland GmbH –ein Unternehmen der MSD Tiergesundheit
www.msd-tiergesundheit.deIntervet Deutschland GmbH | Feldstraße 1a | D-85716 Unterschleißheim
Urheberrechtlich geschützt © Intervet International B.V., ein Tochterunternehmen der Merck & Co., Inc., Kenilworth, NJ, USA. Alle Rechte vorbehalten.
NACH EINEM TAG!
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WIE ES WIRKT
Sehen Sie die Wirkung der neuen Mastitistherapie von MSD Tiergesundheit mit bloßem Auge – schon nach einem Tag: Sichtbarer Rückgang der Euterschwellung und Nachlassen der Entzündungssymptome – und Sie fühlen sich mit Ihrer Kuh sichtlich wohler!
Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt über
Eutererkrankungen sind von großer
Bedeutung in der Milchproduktion. Sie
gehören zu den Hauptabgangsursa-
chen, verursachen erhebliche wirt-
schaftliche Schäden und beeinträchti-
gen direkt die Qualität des produzierten
Lebensmittels Milch. Trotz bester Bemü-
hungen werden sie sich wohl nie kom-
plett verhindern lassen, da viele Fakto-
ren an ihrer Entstehung beteiligt sind.
Auslöser ist ein Ungleichgewicht zwi-
schen Abwehrbereitschaft der Kuh und
Keimdruck in der Umgebung.
Die Bekämpfung von Eutergesund-
heitsproblemen ist komplex. Meist ist es
nicht mit der Wahl des passenden Anti-
biotikums getan, um ein Bestandspro-
blem zu lösen. Gerade bei modernen
Haltungsverfahren wie der Laufstallhal-
tung und insbesondere bei der Ver-
wendung eines Melkroboters ist eine
systematische Bekämpfung wichtig.
Wirtschaftliche Schäden aufgrund von
Euterentzündungen entstehen nicht nur
durch die offensichtlichen Kosten, die
bei einer akuten Euterentzündung anfal-
len. Diese setzen sich zusammen aus
Tierarzt- und Medikamentenkosten,
dem Milchausfall und dem meist vor-
handenem Leistungseinbruch. Weitere
verdeckte Schäden, die durch eine
schlechte Eutergesundheit entstehen,
werden durch eine verminderte Milch-
leistung bei erhöhten Zellzahlen verur-
sacht. Ab einem Zellgehalt von 300 000
Zellen/ml kann man von einer Minder-
leistung von 10 % ausgehen. Zudem
entstehen Schäden durch vorzeitige
Abgänge von Kühen mit chronischen
Euterentzündungen. In einer niederlän-
dischen Studie wurde gezeigt, dass die
meisten Landwirte die Kosten für Euter-
MILCH I QUALITÄT10
Milchpur 03.2015
Gesunde Euter – gesunde Kühe – eine wesentliche Grundlage für eine erfolgreiche Milcher-zeugung. Agrarfoto
entzündungen drastisch unterschätzen.
Sie schätzten die entgangenen Gewin-
ne auf 78 EUR pro Tier, tatsächlich
lagen sie aber bei 140 EUR pro Tier und
Jahr. Dabei wurden über die Hälfte der
wirtschaftlichen Verluste durch subklini-
sche Euterentzündungen verursacht.
Die tatsächlichen Ausfälle, die durch
eine verminderte Eutergesundheit ent-
stehen, sind insbesondere vom Laktati-
onsstadium der einzelnen Tiere abhän-
gig. Sie sind zu Beginn der Laktation am
größten. Gerade dann kommt es aber
zu den meisten Eutererkrankungen.
Immerhin etwa 30 % aller Probleme tre-
ten im ersten Monat nach der Abkal-
bung auf.
Klinisch oder subklinisch?
Grundsätzlich wird zwischen klinischen
und subklinischen Euterentzündungen
unterschieden. Klinische Euterentzün-
dungen sind solche, bei denen man im
Milchsekret oder am Euter Veränderun-
gen feststellen kann. Sobald die betrof-
fene Kuh auch Fieber oder ein gestörtes
Allgemeinbefinden hat, sollte noch am
gleichen Tag ein Tierarzt hinzugezogen
werden.
Neben den klinischen Euterentzündun-
gen gibt es auch noch die große Grup-
pe der subklinischen Euterentzündun-
gen. Betroffene Tiere zeigen keine offen-
sichtlichen Symptome und auch die
Milch ist unverändert. Lediglich die Zell-
zahl ist erhöht und die Milchinhaltsstof-
fe sind verändert.
Euterentzündungen sind meist Fakto-
renerkrankungen und werden durch
Gesunde Euter, gesunde MilchDie Eutergesundheit der Milchkühe ist für den Erfolg eines Betriebes von großer Bedeutung. Ein Beitrag von Tierärztin Dr. Andrea Rütz.
den Kontakt zu Krankheitserregern, zum
Beispiel durch mangelnde Hygiene der
Haltungsumgebung oder infizierte Tie-
re, und vor allem auch geschwächte
Abwehrkraft der Tiere begünstigt. Auch
Merkmale wie Leichtmelkbarkeit beein-
flussen die Mastitisneigung. Die meis-
ten Euterentzündungen treten innerhalb
des ersten Laktationsdrittels auf, da in
dieser Zeit das Immunsystem der Tiere
häufig beeinträchtigt ist. Ursachen für
eine Abwehrschwäche sind neben
Stress und anderen Infektionskrankhei-
ten auch häufig subklinische Stoff-
wechselstörungen (z.B. Ketose oder Azi-
dose) und eine unzureichende Versor-
gung mit Antioxidantien (z.B. Vitamin E,
Selen).
Ursachen einer Mastitis
In den meisten Fällen gehören die ver-
ursachenden Hauptkeime entweder zu
den Umweltkeimen oder den soge-
nannten „kuhassoziierten” Krankheits-
erregern. In einer Studie aus dem Jahr
2009 wurde festgestellt, dass die Haupt-
erreger von Mastitiden Streptococcus
uberis, Staphylococcus aureus und
Colibakterien sind. Als kuhassoziierte
Krankheitserreger werden solche Kei-
me bezeichnet, die vor allem von Tier
MILCH I QUALITÄT 11
140 EUR
120 EUR
100 EUR
80 EUR
60 EUR
40 EUR
20 EUR
0 EUR
Verlust pro Tier
100.000 200.000 250.000 400.000 >400.000Zellen/ml Zellen/ml Zellen/ml Zellen/ml Zellen/ml
Abb. 1: Verluste durch subklinische Euterentzündungen zu Tier übertragen werden (Staphylo-
coccus aureus).
Umweltassoziierte Keime sind solche,
mit denen sich die Tiere aus ihrer
Umwelt infizieren (z.B. Streptococcus
uberis, Colibakterien). Je nachdem, zu
welcher Gruppe die verursachenden
Keime zählen, lassen sich Rückschlüs-
se auf die Art der Verbreitung ziehen.
Dies ist wichtig, um die passende
Bekämpfungsstrategie zu entwickeln.
Mastitis erkennen
Um die Eutergesundheit der Herde zu
beurteilen, werden bestimmte Kenn-
zahlen zu Rate gezogen. In der Regel
beginnt man mit den Zellzahlen der
Milch. Steigt der Zellgehalt in der Tank-
milch auf über 250.000 Zellen/ml an,
oder liegt er im Jahresmittel über
150.000 Zellen/ml, so besteht der Ver-
dacht eines Eutergesundheitspro-
blemes. Die Aussage des Zellgehaltes
der Tankmilch ist allerdings stark
beschränkt, da dieser ein Durch-
schnittswert ist, bei dem stark erhöhte
Zellgehalte durch die gesamte Milch-
menge verdünnt werden. Er ist zudem
zum Auffinden der verursachenden Tie-
re ungeeignet. Die im Rahmen der
Milchleistungsprüfung für jedes Einzeltier
bestimmten Zellgehalte geben weitaus
besser Auskunft über die Herdensituati-
on. Für die individuellen Zellgehalte gilt,
dass eutergesunde Tiere in der Regel
einen Zellgehalt von unter 100.000 Zellen
aufweisen. Falls mehr als 10 % der Tiere
einer Herde eine Zellzahl über 250.000
aufweisen, ist dies ebenfalls ein Hinweis
auf ein Eutergesundheitsproblem.
Weitere Kennzahlen, die betrachtet wer-
den, sind die Mastitishäufigkeit im Monat
(Anzahl Euterentzündungen/ Kuhzahl)
bzw. im Quartal. Steigt diese auf über
2 % im Monat (ausnahmsweise sind auch
einmal 3 % zu tolerieren), bzw. im Quar-
tal auf 6 % an, so sollte gehandelt wer-
den. Liegt ein Bestandsproblem vor, so
werden infizierte Viertel und auch die
Neuinfektionsrate betrachtet. An dieser
erkennt man, ob die Weiterverbreitung
eines Krankheitserregers im Bestand
wirksam verhindert wird.
Herdenproblem – was tun?
Liegt der Verdacht auf ein Herdenproblem
mit der Eutergesundheit vor, so sollte ein
Tierarzt zur Analyse der Situation zu Rate
gezogen werden. Dieser betrachtet
zunächst die Kennzahlen und macht sich
ein Bild von den letzten im Bestand auf-
getretenen Euterentzündungen. Dabei ist
es hilfreich, wenn Tier, Zeitpunkt, Behand-
lung und auslösender Erreger dokumen-
tiert sind.
Werden in der bakteriologischen Unter-
suchung hauptsächlich umweltassoziier-
te Keime gefunden, so liegt ein Hauptau-
genmerk auf der Hygiene der Haltungs-
umgebung. Die Liegeboxen sollten sau-
ber und trocken sein und so beschaffen,
dass sich die Kühe gerne hineinlegen.
Kot, Milch und andere Sekrete sollten
regelmäßig bei der Liegeboxenpflege ent-
fernt werden. Gegebenenfalls ist auch
eine regelmäßige Desinfektion nötig.
Kühe, die in den Laufgängen liegen,
haben ein deutlich höheres Risiko an
Euterentzündungen zu erkranken. In den
warmen Sommermonaten ist eine Flie-
genbekämpfung wichtig. Der Faktor der
Belegungsdichte hat einen häufig unter-
schätzten Einfluss auf die Eutergesund-
heit. Neben einer erhöhten Keimdichte
verursacht eine Überbelegung Stress, ins-
besondere bei den rangniederen Kühen,
und beeinträchtigt die Abwehrkräfte der
Tiere. Da die Infektion des Euters mit
Umwelterregern vor allem in der Tro-
ckenstehzeit stattfindet, ist eine optimale
Haltung der trockenstehenden Kühe ein
wichtiger Beitrag für die Eutergesundheit
des Bestandes. Die Infektionen, die in der
Trockenstehzeit stattgefunden haben, füh-
ren nicht nur zu Zellzahlerhöhungen zu
Laktationsbeginn, sondern verursachen
häufig auch schwere Euterentzündungen
in den ersten 100 Tagen der Laktation.
Zur Senkung der Neuinfektionen in der
Trockenstehperiode hat sich der Einsatz
von internen Zitzenversieglern bewährt.
Werden hauptsächlich kuhassoziierte
Erreger nachgewiesen, so ist die Infekti-
onskette von Kuh zu Kuh zu unter-
brechen. Dabei liegt ein Hauptaugenmerk
auf dem Melkvorgang. In der Regel wer-
den beim Melken die Keime mit dem
Melkzeug oder durch die Melkerhände
von einem Euter auf das andere übertra-
gen. In schwerwiegenden Fällen hat es
sich bewährt, die Herde in infizierte und
nichtinfizierte Tiere aufzuteilen.
Im Hinblick auf die Fütterung sollte unab-
hängig vom Erreger darauf geachtet wer-
MILCH I QUALITÄT12
Milchpur 03.2015
� Pro Tier ein Tuch, kein Reinigungs-
material bei mehreren Tieren ver-
wenden
� Saubere Lagerung der Arbeitsuten-
silien (Tücher, Handschuhe, Dipp-
mittel)
� Blindmelken vermeiden
� Nach Problemtieren Zwischendes-
infektion der Melkzeuge
� Dippmittel häufig tauschen oder
spraydippen
� Zitzen nach dem Melken auf Ein-
schnürungen, Blaufärbungen oder
Verhornung überprüfen
Was man beim Melkvorgang beachten sollte
Saubere Liegeboxen, die von den Kühen gut angenommen werden, sind ein Baustein für einebessere Eutergesundheit. Foto: Hummel
günstigen das Eindringen von Krank-
heitserregern.
Wie und wann behandeln?
Der Medikamenteneinsatz muss strate-
gisch erfolgen. Bei akuten Euterent-
zündungen mit klinischen Veränderun-
gen sollte vor jeder Behandlung eine
saubere Viertelgemelksprobe vom
betroffenen Viertel genommen werden.
Häufig kommen unsaubere Proben zur
Untersuchung, sodass der eigentliche
Krankheitserreger nicht mehr auszu-
machen ist. Natürlich wird bei akuten
Euterentzündungen insbesondere bei
Fieber und gestörtem Allgemeinbefin-
den sofort behandelt. Bei subklinischen
Euterentzündungen wird mit einem
Antibiotikum erst dann behandelt, wenn
ein bakteriologischer Befund mit einem
Antibiogramm vorliegt. Bei chronisch
erkrankten Tieren muss die Behand-
lungswürdigkeit sorgfältig abgewogen
werden. Welches Medikament einge-
setzt wird, wird mit dem bestandsbe-
treuenden Tierarzt besprochen, der
Wirksamkeit, Verweildauer und Kon-
zentration der verschiedenen Präpara-
te kennt. Auf keinen Fall sollte zu kurz
oder mit Teilmengen behandelt werden,
um Medikamentenkosten zu sparen, da
dies das Auftreten von Resistenzen för-
dert. Die Prophylaxe durch eine fun-
dierte Bestandsbetreuung erfordert
zwar eine konsequente Umsetzung und
einen gewissen Einsatz von Tierarzt und
Landwirt, macht sich aber langfristig
durch geringere Verluste und eine bes-
sere Eutergesundheit bezahlt.
Der Melkvorgang sollte besonders scho-nend sein, denn Schäden an der Zitze kön-nen das Eindringen von Krankheitserregernbegünstigen. Foto: Dr. Zieger
den, dass unterschwellige Stoffwechsel-
erkrankungen wie Ketosen oder Panse-
nazidosen vermieden werden, da diese
die Abwehrsituation beeinträchtigen. Die
gute Versorgung mit Vitaminen und Spu-
renelementen ist wichtig, damit genügend
Antioxidantien vorliegen, um schädigen-
de freie Radikale abzuwehren.
Schonend melken
Der Melkvorgang hat großen Einfluss
auf die Eutergesundheit. Dabei kommt
es darauf an, die lokalen Abwehrme-
chanismen so wenig wie möglich zu
schädigen und die Übertragung von
Tier zu Tier zu verhindern. Direkt nach
dem Melkvorgang lohnt es sich, die Zit-
zen zu betrachten. Einschnürungen an
der Zitzenbasis durch „kletternde” Melk-
zeuge, Blauverfärbungen durch ver-
minderte Durchblutung beim Melken
und starke Unruhe der Tiere sind deut-
liche Hinweise auf Probleme mit der
Melktechnik.
Werden die Zitzen über einen längeren
Zeitraum stark strapaziert (Blindmel-
ken, zu hohes Vakuum), so kommt es
zu übermäßigen Verhornungen im
Bereich des Strichkanals. Diese be-
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13MILCH I QUALITÄT
Der vorgestellte Bestand mit 90 Fleckvieh-
Milchkühen, einem Boxenlaufstall mit Tief-
boxen und Laufhof sowie ganzjähriger
Stallhaltung liegt in Bayern und wird als
Familienbetrieb ohne Fremdarbeitskräfte
bewirtschaftet. Die Trockensteher werden
in separater Tiefstreubox gehalten; zwei
Abkalbeboxen stehen zur Verfügung.
Mittelfristig ist eine Stallerweiterung geplant.
Laut Betriebsleiter sind erhöhte Zellzahlen
seit längerem ein Problem. Akute Umwelt-
mastitiden sind im Bestand meist durch
Umwelterreger bedingt. Auffällig ist darü-
ber hinaus ein hohes Vorkommen klini-
scher Ketosen in Höhe von 17 % über
zwölf Monate hinweg.
Der Betrieb setzte bereits seit einigen
Monaten einen vom Tierarzt erstellten
Sanierungsplan um, der neben Therapie
nach Plan auch eine verbesserte Melk-
und Boxenhygiene umfasst. Die durch-
schnittliche Zellzahl in der Milch sank in
Folge schnell ab, lag aber mit Werten um
die 300.000 Zellen/ml Milch immer noch
deutlich über dem Zielwert von 150.000
Zellen /ml Milch im Herdenschnitt. Auch die
Mastitishäufigkeit pro Monat lag mit durch-
schnittlich 4,4 % noch deutlich über dem
Soll von unter 2 %. Die meisten Mastitiden
wurden in den ersten Laktationswochen
gesehen. Um die auslösenden Faktoren
näher einzugrenzen, erfolgte im März 2013
eine Betriebsanalyse.
Wichtige Betriebsdaten sind in Tabelle 1
aufgeführt. Für eine erste Beurteilung der
Stoffwechselgesundheit der Herde wurden
die MLP-Daten der letzten sechs Monate
ausgewertet.
MLP-Daten-Analyse
Milcheiweiß:
� etwa 75 % der Tiere mit Werten unter
3,2 % im ersten Laktationsdrittel
Milchfett:
� regelmäßig Tiere mit hohen Werten über
5 % zu Laktationsbeginn
� deutlicher Abfall abTag 60
� in der Hochlaktation und sogar bis etwa
Tag 200 ca. 31 % der Kühe mit Werten
unter 3,5 %
� im letzten Laktationsdrittel Werte meist
wieder im Normbereich (über 3,5 % bis
unter 5 %)
Fett-Eiweiß-Quotient:
� ca. 38 % der Tiere mit Quotient über
1,5 im ersten Laktationsdrittel
� ca. 37 % der Gesamtherde hat einen
FEQ unter 1,1 (jew. Richtwert max. 5 %).
Milchharnstoff:
� normal bis leicht erhöht
Aus den Daten konnten folgende Schwä-
chen des Betriebes abgeleitet werden:
� Eutergesundheit: zu hohe somatische
Zellzahl und erhöhte Mastitisinzidenz
� Hohes Aufkommen klinischer Ketosen
(17 %)
� Defizite in der Versorgungslage der
Kühe (MLP-Daten):
– zu Laktationsbeginn Energiemangel,
Fettmobilisation und Ketosegefahr
– Rohfasermangel in der Hochlaktation
� Zu geringe Lebenseffektivität (10,2 kg
Milch/Tag)
Das hohe Auftreten klinischer Ketosen und
14
Milchpur 03.2015
Sanierung mit ErfolgsgarantieKetosen haben Auswirkungen auf Gesundheit, Fruchtbarkeit und Leistung. Im Hinblick auf die Eutergesundheit wirkt sich besonders die Schwächung des Immunsystems negativ aus. Zu einerumfassenden Sanierung eines Mastitis-Betriebes gehört deshalb auch die Analyse und eventuell die Stabilisierung der Stoffwechselgesundheit einer Herde. Ein Fallbericht aus der Nutztier-akademie von Bayer von den Tierärzten Dr. Gisela Bosch und Dr. Siegfried Moder, Steingaden.
MILCH IMEDIZIN
Im Rahmen derTierbeurteilungwurden auch
»überkonditio-nierte« Trocken-
steher mitdeutlicher Ver-schmutzung festgestellt. Foto: Bayer
Laktierende:
� Saubere Tiere: Body-Hygiene-Score
(BHS) 1–2
� Keine Technopathien, gepflegte Klauen,
nur vereinzelt Lahmheiten
� Verhalten: Einige Tiere wirken reduziert
(müde; wenig Interesse an den Vorgän-
gen im Stall)
� große Konditionsunterschiede innerhalb
der Herde
� Wiederkauaktivität bei einigen Tieren zu
gering (35–40 statt 50–60 Wiederkau-
schläge/Bissen)
� unausgewogene Kotkonsistenz inner-
halb der Herde: teils zu dünne Kotkons-
istenz, beim Kotauswaschen bei einigen
Tieren zu lange Faserbestandteile
Trockensteher:
� Tiere sind verschmutzt (BHS 3)
� Zu geringe Wiederkauaktivität für Tro-
ckenstehende (50–55 statt 60–70 Wie-
derkauschläge/Bissen)
� Überkonditionierung
Fütterung:
Den Laktierenden wird eine Teil-TMR für
24 kg Milch zweimal täglich vorgelegt.
Milchleistungsfutter (MLF 18/4) wird nach
Milchleistung über Transponder in Höhe
MILCH IMEDIZIN 15
Umweltmastitiden zu Laktationsbeginn
sowie die Ergebnisse der Datenanalyse
lenkten die Aufmerksamkeit auf die Tro-
ckenstehzeit und die Phase der Frühlakta-
tion.
Ergebnisse der Betriebsbegehung
Im Rahmen einer Betriebsbegehung wer-
den die Haltungsbedingungen wie folgt
beurteilt:
Haltung – positive Faktoren:
� Lichtverhältnisse, Stallklima, Stallhygie-
ne sind gut bis sehr gut.
� ausreichend bemessene, saubere Tief-
boxen mit Stroh-Kalk-Matratze
� saubere, trockene und trittsichere Lauf-
flächen
� Tier-Kraftfutterstation-Verhältnis 25:1
Haltung – negative Faktoren
� Überbelegung – Tier-Fressplatz-Ver-
hältnis 1,25:1
� unzureichende Wasserversorgung (Soll
10 cm Troglänge/Kuh, d.h. 8 m; der-
zeitige Troglänge 2 x 2 m)
� mangelhafte hygienische Bedingungen
in der Tiefstreubucht der Trockensteher
Die Tierbeurteilung führte zu folgendem
Fazit:
Tab.1: Betriebsübersicht aufgrund LKV-Datenanalyse
� Milchleistung (Ø 305 Tage) 7.600 kg
� Zellzahl (pro ml) 357.000
� Zwischenkalbezeit (ZKZ) 396 Tage
� Besamungsindex (BI) 2,5
� Abgangsrate 32,4 % (29 Kühe)
� Abgangsursachen Eutererkrankungen (9), Unfruchtbarkeit (6),Stoffwechselstörungen (5)
� Lebensleistung der Abgänge 21.080 kg Milch
� Nutzungsdauer der Abgänge 2,8 Laktationen
� Lebenseffizienz 10,2 kg Milch / Lebenstag
von max. 7 kg verabreicht. Die einphasige
Trockensteherration besteht aus der Rati-
on der Laktierenden, gestreckt mit 2,5 kg
Stroh, das allerdings selektiert und deshalb
nur zum Teil gefressen wird. Vor der Abkal-
bung wird kein MLF angefüttert.
Weiterführende Untersuchungen
Im Rahmen weiterführender Untersu-
chungen wurde die Messung der
Rückenfettdicke (RFD) zur Konditionsbe-
urteilung vorgenommen. Die RFD-Mes-
sung per Ultraschall bestätigte den opti-
schen Eindruck der Betriebsbegehung.
So waren deutliche Konditionsunter-
schiede bei Laktierenden im selben Lak-
tationsstadium, besonders auffällig am
Ende der Laktation, zu erkennen. Etwa
zwei Drittel der Trockensteher waren zum
Zeitpunkt der Betriebsbegehung über-
konditioniert. Bei den Erstlaktierenden
war der Anteil überkonditionierter Tiere
geringer.
Um den Verdacht von Fettmobilisation
und Ketosen, der sich aus der Analyse
der MLP-Daten ergab, näher zu quantifi-
zieren, wurde bei zehn Frischabkalbern
ab Tag 8 nach der Kalbung über vier
Wochen einmal wöchentlich ß-Hydroxy-
butyrat (BHB) mit einem digitalen Mess-
gerät zur Ketonkörpermessung bestimmt.
Dabei wurde subklinische Ketose bei sie-
ben von zehn Tieren festgestellt. Der
BHB-Wert lag über 1,0 mmol/l (mindes-
tens bei einer Messung). Zwei von zehn
Tieren erkrankten an einer klinischen
Ketose.
Weiterhin beurteilt wurden die Rations-
komponenten und die Rationszusam-
mensetzung. Die grobsinnliche Analyse
des Grundfutters ergab mäßige Grassila-
gequalitäten, aber sehr gute Qualität der
Maissilage. Die Futterlagerung war ein-
wandfrei, Futterverderb wurde nicht nach-
gewiesen. Die Gesamtration der Laktie-
renden (inkl. 7 kg MLF 18/4 über Station)
wies einen überhöhten Stärke-/Zuckerge-
halt und einen knappen Gehalt an Rohfa-
ser auf. Die Mineral- und Spurenelement-
versorgung war gesichert. Die Inhaltsstof-
fe der Trockensteherration waren laut
Berechnung zwar im Zielbereich für eine
einphasige Trockensteherfütterung, die tat-
sächliche Energieaufnahme war aber ver-
mutlich höher, da eingemischtes Stroh
(Energiereduzierung) nur teilweise gefres-
sen wurde (erniedrigte Wiederkauaktivität).
Ziele und Maßnahmen
Tierarzt und Betriebsleiter definierten fol-
gende Ziele, die durch gemeinsam festge-
legte Maßnahmen erreicht werden sollen.
Verbesserung der Eutergesundheit:
� Senkung der durchschnittlichen Zellzahl
auf unter 150.000 Zellen/ml
� Reduzierung der klinischen Mastitisrate
auf unter 2 % pro Monat
Stabilisierung der Stoffwechselgesundheit:
� Senkung der klinischen Ketoseinzidenz
auf unter 5 % pro Jahr
Verbesserte Leistung:
� Steigerung der Milchleistung auf min-
destens 8.500 kg (305 Tage)
� Nutzungsdauer von mindestens 3,5
Laktationen
� Lebenseffektivität von mindestens 14 kg
Milch/Tag
Der vom Tierarzt etablierte Therapieplan
zur Eutergesundheit (resistenztestbasierte,
kombinierte intramammäre und parente-
rale antibiotische Behandlung bei akuten
Mastitiden und Trockenphasentherapie bei
subklinischen Mastitiden) wurde fortge-
führt.
Um die Gefahr einer Neuinfektion in der
Trockenstehzeit zu verringern, wurde der
Einsatz von Zitzenversieglern zusätzlich
zum antibiotischen Trockenstellen ange-
ordnet.
Die im Stallabteil der Laktierenden bereits
vorbildlich umgesetzten Hygienemaßnah-
men wurden auch auf den Tiefstreustall
der Trockensteher ausgeweitet. Hier wurde
das Entmistungsintervall je nach Belegung
deutlich erhöht.
4-Stufen-Plan zur Kontrolle derStoffwechselgesundheit
Gute Heilungserfolge und geringe Neuin-
fektionsraten in der Mastitistherapie erfor-
dern eine starke Immunabwehr. Aus die-
sem Grund wurde der bereits bestehende
Sanierungsplan um Maßnahmen zur Sta-
bilisierung der Stoffwechselgesundheit
erweitert.
1. Risikofaktoren für Ketose senken
Über- und Unterkonditionierung am Ende
der Laktation vermeiden:
�An Leistung und Körperkondition ange-
passte Zuteilung von Milchleistungsfut-
ter im letzten Laktationsdrittel
� Trockenstellen nach Körperkondition bei
niederer Milchleistung
Überkonditionierung in der
Trockenstehphase vermeiden:
�Umstellung von einphasiger auf zwei-
phasige Trockensteherfütterung:
– Trockensteher I: Deutlich energieredu-
zierte Ration ab Beginn des Trockenstel-
lens bis ca. 14 Tage vor der Kalbung (5,5
bis 5,7 MJ NEL)
– Verwendung von Häckselstroh zur Redu-
zierung der Energiedichte, um die Selek-
tion von Stroh einzuschränken
Minimierung der negativen Energiebilanz
in den ersten Laktationswochen:
� Neue Gruppe Trockensteher II
Ration:
– Steigerung der Energie- und Nährstoff-
dichte 14 Tage a.p. bzw. Färsen 21 Tage
a.p. zur Vorbereitung auf die Laktieren-
denration
– Kleine Tiergruppe erlaubt keine sepa-
rate Ration: Teil-TMR der Laktierenden
+ Heu guter Qualität ad libitum + MLF
18/4 (langsame Steigerung von 0,5 kg
auf 1,5 kg zur Kalbung)
Haltung:
– Kurzfristige Lösung: Nutzung einer der
beiden Abkalbeboxen als Gruppenbox
für die Gruppe Trockensteher II
– Mittelfristige Lösung: Planung von zwei
Stallabteilen für Trockensteher I und II
beim Bau der neuen Stalleinheit
MILCH IMEDIZIN16
Milchpur 03.2015
� Wiederkäuergerechte
Laktierendenration
– Leichte Korrektur der Zusammensetzung
der Teil-TMR
– Senkung der maximalen täglichen Men-
ge an MLF 18 / 4 auf 6 kg
� Sicherung der maximalen Futteraufnah-
me für alle Tiere
– Zweimal täglich Futtervorlage und regel-
mäßiges Nachschieben der Teil-TMR
– Einbau von zwei weiteren Trogtränken
(2 m)
– Mittelfristig: Vermeiden von Überbele-
gung (geplanter Stallbau)
2. Controlling
Tägliche Gesundheitsüberwachung durch
den Landwirt:
�Dokumentation im Herdenmanage-
mentprogramm
Überwachung der Versorgungslage:
� Monatliche Analyse der MLP-Daten
� Monatliche RFD-Messung durch den
Hoftierarzt
Minimales Stoffwechselscreening:
� Wöchentliche Ketonkörper-Bestimmung
(BHB) in den ersten sechs Laktations-
wochen
3. Maßnahmen bei Ketose-Risikotieren
Aufwertung der Energieversorgung:
� 200 g Propylenglykol pro Tier/Tag 14
Tage vor und 300 g pro Tier/Tag vier bis
sechs Wochen nach der Geburt
4. Therapie von subklinischen und
klinischen Ketosen
Therapieansätze:
Therapeutische Einzeltierentscheidung
durch den Tierarzt je nach Ausprägung der
Krankheitssymptome
� Stabilisierung des Fett- und Energie-
stoffwechsels
� Förderung der Verdauung und der
Lebertätigkeit
� Intensivmedizinische Therapie bei
schweren Verläufen
Festzuhalten bleibtSeit April 2013 wird der Plan zur Kontrolle
der Stoffwechselgesundheit praktiziert. Bis
die oben genannten Betriebsziele erreicht
werden, ist mindestens der Zeitraum von
ein bis zwei Jahren anzusetzen. Bereits
nach einem halben Jahr waren aber schon
erste Erfolge zu verzeichnen:
� Erfolgreiche Reduktion der subklini-
schen und klinischen Ketosen
44 Tiere kalbten in den folgenden sechs
Monaten ab. Bei 17 (38,6 %) dieser Tiere
wurde eine Ketose im subklinischen Stadi-
um diagnostiziert und therapiert. Nur drei
Tiere erkrankten an klinischer Ketose.
� Einheitlichere Körperkondition
Ein halbes Jahr nach Änderung des Fütte-
rungsregimes ist die Körperkondition der
Herde deutlich ausgeglichener. Nur noch
einzelne trockenstehende Kühe sind über-
konditioniert.
� Erfolgreiche Stabilisation der
Pansenfunktion
Die Wiederkauaktivität liegt im Normbe-
reich. Die Kotkonsistenz der Herde ist ein-
heitlicher geworden und weist bei den
meisten Tieren die gewünschte Haferbrei-
konsistenz auf.
� Positive Beeinflussung der
Milchinhaltsstoffe
Deutlich weniger Tiere fallen mit Milchfett-
werten unter 3,5 % auf. Der Anteil an Tieren
mit Milcheiweißwerten unter 3,2 % ist eben-
falls geringer geworden. Es sind aber
immer noch etwa 40 % der Tiere im ersten
Laktationsdrittel betroffen. Grund hierfür ist
vermutlich die weiter bestehende Überbe-
legung und die daraus folgende reduzier-
te Futteraufnahme, gerade bei rangniede-
ren Tieren und Färsen.
� Erhöhung der Milchleistung
Die Milchleistung stieg auf durchschnittlich
27,4 kg an. Um Auswirkungen auf die Nut-
zungsdauer und die Lebenseffektivität fest-
zustellen, ist der beobachtete Zeitraum
noch zu kurz.
� Positive Entwicklung Eutergesundheit
Von März bis September 2013 sank die
durchschnittliche Zellzahl kontinuierlich von
357.000/ml auf 145.000/ml ab. Im Schnitt
lag die monatliche Mastitisrate bei 1,3 %.
Damit wurde das Ziel einer Mastitisrate von
unter 2 % pro Monat bereits erreicht.
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Milchpur 03.2015
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In der Milchviehhaltung spielen Stoffwechselerkrankungen eine bedeutende Rolle. Im Bundesdurchschnitt verlassen über 20 % der laktierenden Kühe aufgrund nicht heilbarer Stoffwechselstörungen vorzeitig den Bestand. Homöopathische Behandlungskonzeptekönnen Abhilfe verschaffen, wie Tierarzt Dr. Bernard Dorenkamp hier näher verdeutlicht.
Stoffwechselstörung ist eine schleichende
Erkrankung, die sich anfänglich immer im
subklinischen Bereich bewegt. Mangeln-
de Milchleistung und Fruchtbarkeitsstö-
rungen fallen als Erstes ins Auge. Nur die
Spitze des Bestandsproblems stellt sich als
akute Form der Ketose, Milchfieber, Pan-
senacidose, Leberverfettung, Gebärmut-
terentzündung oder Klauenrehe dar. Es
sind etwa 35 % des Bestandes erkrankt,
es werden aber immer nur die akuten Fäl-
le behandelt.
In der Trockenstehphase, der Geburt und
Frühlaktation wird die Kalbin (Transitkuh)
mit vielen hormonellen, Stoffwechsel-,
Immunitäts- und umweltbezogenen Ver-
änderungen konfrontiert. Diese führen zu
einer Anfälligkeit für eine Vielzahl an
Erkrankungen in der Laktationszeit.
Als Ursache für Stoffwechselstörungen
werden Fehlernährung, absolute und rela-
tive Funktionsstörungen des Hormon-
haushaltes und genetische Faktoren ange-
sehen. Durch die Überforderung des Stoff-
wechsels kommt es zur Störung des inne-
ren Milieus. Wasser-, Elektolyt- und Säure-
Basenhaushalt sind verändert. Hieraus
resultieren Gesundheitsschäden bis hin zu
Todesfällen sowie verminderte Leistung
und Qualitätsmängel. Stoffwechselstörun-
gen betreffen nicht nur ein Organsystem,
sondern den gesamten Organismus.
Vor dem Abkalben kommt es fast immer
zu einer reduzierten Trockenmasseauf-
nahme. So kommt es zu einer negativen
Energiebilanz (NEB), deren Folgen sich in
der Frühlaktation zeigen, da der Energie-
bedarf der Milchproduktion die Energie-
aufnahme übersteigt. Es werden nichtver-
esterte Fettsäuren (NEFA) aus dem Abbau
von Fett freigesetzt. Diese können als Ener-
giequelle genutzt, in der Leber als Triacyl-
glycerid (TAG) gespeichert oder als Keton-
körper umgewandelt werden. Ketonkörper
hemmen die physiologischen Stoffwech-
selvorgänge im erheblichen Maße und
führen zur Schwächung des Immunsys-
tems. Die Mechanismen hinter diesen Ver-
änderungen sind komplex.
Wie Stoffwechselstörungenentstehen
Durch die reduzierte Futteraufnahme, die
zu einer hohen NEFA-Konzentration führt,
wird die Funktion des Immunapparates
eine Woche vor und drei Wochen nach
dem Abkalben stark beeinträchtigt. Aus
diesem Grunde sollte schon drei Wochen
vor bis drei Wochen nach dem Abkalben
präventiv bezüglich des Stoffwechsel-
stresses eingegriffen werden, z.B. mit FLOR
DE PIEDRA-logoplex und CHINA-logo-
plex.
Stoffwechselstörungen betreffen nicht nur
ein Organsystem, sondern den gesamten
Organismus. Die ganzheitliche Betrach-
tungsweise bietet den Ansatz für die
homöopathische Therapie als Informati-
onsmedizin. Ursachenbehebung ist der
erste Schritt jeder Therapie. Akute Män-
gelzustände müssen behoben werden.
Auch mit der homöopathischen Behand-
lung lassen sich Mängel in der Versorgung
der Tiere nicht überspielen. Die Aufnahme
von 13 kg TM auch vor der Geburt ist ein
Muss. Bei der Aufnahme unter 11 kg TM
pro Tag ist das Erkrankungsrisiko erhöht.
Durch die Verabreichung homöopathi-
scher Mittel kann die Fresslust gesteigert
werden.
Großes Problem Ketose
Die subklinische und klinische Ketose ist
eine Erkrankung vor, während und nach
der Geburt, die die Milcherzeuger vor ein
großes Problem stellt. Bei der subklini-
schen Ketose handelt es sich um eine ver-
borgene Erkrankung. Die klinische Ketose
stellt nur die Spitze des Eisbergs dar.
Schon die subklinische Ketose ist ein Aus-
löser für viele andere Erkrankungen. Über-
wachung und Kontrolle ist ein wichtiger
Aspekt des Transitkuh-Managements.
Durch die negative Energiebilanz findet
eine Veränderung im Fettstoffwechsel statt,
die die Glucose-Verfügbarkeit für die Milch-
produktion über eine Vielzahl von Mecha-
nismen beeinflusst. Mit der Kalbung muss
sich der Stoffwechsel vom anabolen auf
katabolen Zustand umstellen und diese
Umstellung kann sich als zu langsam im
Vergleich zu den Stoffwechselanforderun-
gen der Frühlaktation erweisen. Dieses
führt dann zum Anstieg der nichtverester-
ten Fettsäuren und damit zum Ketonkör-
peranstieg. Kühe, die in der Laktation an
einer akuten Ketose erkrankten, hatten
schon Tage vor der Geburt einen erhöh-
ten Wert an nichtveresterten Fettsäuren, der
auch eine Woche nach der Abkalbung
noch messbar war. Dieses verdeutlicht die
Auswirkung der negativen Energiebilanz
schon vor der Geburt und wie der daraus
resultierende Stoffwechsel zur akuten Keto-
se beiträgt. Aus diesem Grunde ist
Management bezüglich Fütterung und
unterstützender Medikation gefragt. Leider
gewöhnt man sich viel zu schnell an Pro-
bleme im Kuhstall und wird „betriebsblind“.
Wenn das wahre Leistungspotenzial einer
Herde nicht bekannt ist, fallen Minderleis-
tungen in vielen Fällen gar nicht auf und
selbst wenn, werden sie nicht unbedingt
mit Stoffwechselproblemen in Verbindung
Sehr fester Kot mit unverdautenFutterbestandteilen/Behandlung:
10 ml Flor de piedra-logoplex10 ml China-logoplex10 ml Nux vomica-logoplexs.c. 2-mal im Abstand von 24 h
Stoffwechselprophylaxe/Behandlung:
10 ml Flor de piedra-logoplex10 ml China-logoplexs.c.; 2mal pro WocheBeginn: 3 Wochen vor dem KalbeterminEnde: 3 Wochen nach der Abkalbung
Subklinische Ketose/Behandlung:
10 ml Flor de piedra-logoplex10 ml China-logoplex10 ml Nux vomica-logoplexs.c. 1., 2., 4. Tag
Erkrankungen und Behandlungsempfehlungen
Klinische Ketose/Behandlung:
10 ml Flor de piedra-logoplex10 ml China-logoplex10 ml Nux vomica-logoplex10 ml Arnica-logoplex10 ml Lachesis-logoplexi.m./s.c. 2-mal im Abstand von 24 hzusätzlich jeweils 500 bis 1000 mlGlucose 40 % i.v.
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Milchpur 03.2015
Störung Maßnahme
Verfettung und Energiedefizit - optimale Kondition vom Trockenstellen bis zur Geburt
um die Geburt - sinnvolle, nicht zu lange Übergangsfütterung (etwa 3 Wochen)
- Energieausgleich um die Geburt: hohe Energiekonzentration des Futters
+ 2x wöchentliche Gabe von Flor de piedra-logoplex und China-logoplex
drei Wochen vor bis zwei bis drei Wochen nach der Geburt
Unzureichende Füllung des - qualitativ hochwertiges, energiereiches Futter nach der Geburt
Pansens nach der Geburt - ausreichend Rohfaser in der Ration (Langheu, Anwelksilage)
Endotoxinwirkung - gute Körperkondition und Stressreduzierung zur Lipolysehemmung
- Blockierung der Endotoxinwirkung
- Förderung der Endotoxinausscheidung
- Futterqualität: Verringerung der exogenen Endotoxinbelastung
- Prophylaxe anderer Krankheiten (Milchfieber, Euter, Klauen, Fruchtbarkeit)
Prophylaktische Maßnahmen zur Verhütung von Ketose
gebracht. Der Grundstein für die Leistung
in der kommenden Laktation wird bereits
in der Trockenstehzeit gelegt. Die Ernäh-
rung, die Körperkondition und der Stoff-
wechsel in der Trockenstehphase sind das
Maß für die Laktationsgesundheit und
damit für die Leistung.
Ketose mit Leberschaden
Bei einer Energieüber- oder -unterversor-
gung kommt es schon vor dem Abkalben
zu einer subklinischen Ketose und zu
erheblichen Leberschäden. Auch ein
Eiweißüberschuss hat einen Leberschaden
zur Folge. Schon vor der Abkalbung ist die
Futteraufnahme herabgesetzt, und nach
der Geburt kann es zur völligen Verwei-
gerung des Futters kommen. Gerade um
die Abkalbezeit treten die meisten Proble-
me auf. Aus diesem Grunde ist es wichtig,
in der Trockenstehzeit Einfluss auf den
Stoffwechsel zu nehmen, da die Fütterung
nicht immer auf jedes einzelne Tier spe-
ziell eingestellt werden kann.
Drei Wochen vor dem errechneten Abkal-
betermin sollte mit der Behandlung
begonnen werden. Sie sollte sich bis drei
Wochen nach der Geburt erstrecken.
In dieser Zeit werden der Kuh, z.B. zwei-
mal pro Woche 10 ml Flor de piedra-logo-
plex und 10 ml China-logoplex verabreicht.
Sinnvoll ist die Gabe unter die Haut (s.c.).
Zahlreiche Versuche haben gezeigt, dass
dadurch das Auftreten nachgeburtlicher
Erkrankungen wie Milchfieber, Nachge-
burtsverhalten, Gebärmutterentzündungen,
Ketose, Mastitis und Labmagenverände-
rungen deutlich reduziert werden kann.
Außerdem verbessert sich durch diese
prophylaktische Behandlung die Herden-
immunität insgesamt.
Auch bei Färsen sind Stoffwechselstörun-
gen gar nicht so selten; durch die erstma-
lige Umstellung von der anabolen Phase in
die katabole Phase, bedingt durch die erst-
malige hormonelle Veränderung. Betrof-
fen sind vor allem zu fette, aber auch
magere, schlecht entwickelte Tiere. Bei bei-
den Gruppen ist die Futteraufnahme vor
dem Kalben nicht besonders gut und nach
dem Kalben noch schlechter.
Die Tiere haben Probleme mit dem Stoff-
wechsel und leiden an subklinischer Keto-
se. Der Kot vor dem Abkalben ist sehr fest
und dunkel überzogen, ein typischer
Ketosekot. Schon bei den Färsen lohnt sich
die Stoffwechselprophylaxe einmal pro
Woche mit je 10 ml Flor de piedra-logo-
plex, und China-logoplex beginnend drei
Wochen vor dem Kalbetermin.
Dadurch wird auch die Langlebigkeit
gefördert. Eine negative Energiebilanz
kann während der Frühlaktation nie aus-
geschlossen werden, jedoch nimmt das
Verständnis der zusammenhängenden
hormonellen, stoffwechsel- und immuni-
tätsbezogenen Vorgänge ständig zu und
bietet so therapeutische Ansätze bezüg-
lich des Tierwohls. Hierin besteht der
Ansatz der homöopathischen Behandlung,
da hier regulatorisch, informativ eingegrif-
fen wird.
Stoffwechselerkrankungen verursachen in
Milchviehbetrieben einen großen wirt-
schaftlichen Schaden. Sie sind in vielen
Fällen dafür verantwortlich, dass die Kühe
ihr Leistungspotenzial nicht ausschöpfen
können und zum Teil auch vorzeitig abge-
hen. Eine um 5 % gesenkte Abgangsrate
bedingt einen um 1 ct/l höheren wirt-
schaftlichen Milchpreis.
In der Praxis bewährt
Die genannten homöopathischen Be-
handlungsvorschläge haben sich bereits
vielfach in der Praxis bewährt. Da sie sich
einfach und kostengünstig umsetzen las-
sen, erfüllen sie die Anforderungen an eine
sinnvolle Therapie. Ein weiterer Vorteil ist,
dass keine Wartezeiten eingehalten wer-
den müssen. Außerdem verbessert sich
durch die homöopathische Behandlung
die allgemeine Immunitätslage der Herde.
Angesichts dieser Aspekte tragen die
Behandlungsvorschläge auch zur Verbes-
serung der Wirtschaftlichkeit in der Milch-
viehhaltung bei.
MILCH IMEDIZIN 21
Milchpur: Herr Dr. Randt, in der letzten
Ausgabe haben Sie unseren Lesern Tipps
zu Ektoparasiten gegeben. Heute wollen
wir uns mit den Parasiten im Tier befas-
sen. Welche Würmer führen denn die Hit-
liste in Bayern an?
Dr. Randt: Die häufigsten Übeltäter sind
Magen- und Darmrundwürmer, Lungen-
würmer und Leberegel. Die Magen-/Darm-
würmer befallen den Labmagen und ver-
schiedene Abschnitte des Darmes. Ihre
Eier werden mit dem Kot ausgeschieden.
Abhängig von Temperatur und Feuchtig-
keit entwickeln sich mehrere Larvenstadi-
en. Eine Ansteckung erfolgt über die Auf-
nahme der 3. Larve mit dem Futter. Ein Teil
dieser Larven überwintert. Werden die
Jungrinder im Frühjahr auf die Weide
getrieben, infizieren sie sich mit diesen
überwinterten Wurmstadien. Nach der Ent-
wicklung zum erwachsenen Parasiten
beginnt die Eiausscheidung. Durch sich
wiederholende Infektionen mit anstecken-
den Larven steigt deren Menge auf der
Weide mit der Zeit immer mehr an. Dies
führt zu einem wachsenden Infektions-
druck, der meistens ab Mitte Juli am größ-
ten ist. Bei Trockenheit im Sommer bleiben
die 3. Larven im Kotfladen und werden erst
wieder im Herbst bei einsetzendem Regen
freigesetzt. Ab Juli/August bilden die Jung-
rinder zunehmend eine Immunität aus,
wodurch dann die Eiablage der Würmer
unterdrückt wird.
Ein massenhafter Befall mit Magenwür-
mern führt häufig zu einer Sommerer-
krankung im August/September des ers-
ten Weidejahres oder, nach Aufnahme
großer Larvenmengen im Herbst und einer
Entwicklungspause des Parasiten, zu einer
Wintererkrankung im Spätwinter/frühen
Frühjahr. Bis zum Ende der zweiten Wei-
deperiode entwickeln die Jungrinder eine
belastbare Immunität. Bis dies geschehen
ist, muss ein zu starker Parasitenbefall ver-
hindert werden, um gesundheitliche und
wirtschaftliche Schäden zu vermeiden. Ein
starker Wurmbefall führt zu Durchfall, ver-
Würmer unter Kontrolle –Tipps vom TGDAuch wenn Parasitenbefall nicht völlig vermeidbar ist, so ist es doch wichtig, die Schmarotzerzu kontrollieren und so die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit seines Bestandes sicher-zustellen. Wie Sie das am besten machen, dazu hat Milchpur mit Dr. Andreas Randt, demGeschäftsführer und tierärztlichen Leiter des TGD Bayern e.V., gesprochen.
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MILCH IMEDIZIN22
Milchpur 03.2015
minderter Futteraufnahme, Wasseran-
sammlungen unter der Haut (Ödeme) und
gelegentlich zu Abmagerung und Blutar-
mut. Todesfälle können vorkommen. Auch
bei einem schwächeren Befall ohne sicht-
bare Krankheitsanzeichen muss mit gerin-
geren Gewichtszunahmen und Entwick-
lungsstörungen gerechnet werden. Der
Nachweis der Parasiten erfolgt durch die
Untersuchung von Kotproben.
Milchpur: Und was können Sie uns
zu Lungenwürmern bzw. Leberegeln
sagen?
Dr. Randt: Erwachsene Lungenwürmer
halten sich in Bronchien und Luftröhre auf
und legen hier ihre Eier ab. Die daraus
geschlüpften 1. Larven werden hochge-
hustet, abgeschluckt und mit dem Kot aus-
geschieden. In der Außenwelt entwickeln
sie sich zur 3. Larve, die mit dem Gras
gefressen wird, durch die Darmwand
dringt und letztendlich über Blutgefäße in
die Lunge gelangt. Hier entwickelt sie sich
zum erwachsenen Parasiten und legt wie-
derum Eier ab. Feuchtkühles Wetter fördert
die Ansteckungs- und Erkrankungsgefahr,
da dann die 3. Larven länger infektionsfä-
hig bleiben und durch den Regen aus den
Kuhfladen ausgeschwemmt und weiter
verbreitet werden. Ein Teil der Larven kann
den Winter überdauern. Im Herbst vom
Rind aufgenommene 3. Larven bleiben in
einer Ruhephase und sorgen im nächsten
Frühjahr für eine Kontamination der Wei-
den. Mit Lungenwürmern infizierte Tiere
zeigen zunächst Husten und eine erhöhte
Atemfrequenz, später sind gestörtes All-
gemeinbefinden, verringerte Futteraufnah-
me, Husten, Nasenausfluss, Abmagerung
und Kümmern zu beobachten. Bei star-
kem Befall sind auch Todesfälle möglich.
Erkrankungen treten ab Ende Juni, am
häufigsten aber im Herbst auf. Innerhalb
von ein bis zwei Monaten bilden infizierte
Rinder eine Immunität aus, die durch
regelmäßige, wiederholte Infektionen erhal-
ten wird. Der Nachweis erfolgt durch eine
Kotuntersuchung. Beim Festlegen des
Behandlungszeitpunktes muss berück-
sichtigt werden, dass eine Infektion zu
Beginn der Weidesaison stattfinden soll,
damit die Tiere eine Immunität aufbauen
können. Der erwachsene Große Leberegel
des Rindes legt in den großen Gallengän-
gen der Leber Eier ab, die mit der Galle in
den Darm und von dort mit dem Kot nach
draußen gelangen. Die aus den Eiern
geschlüpften, schwimmfähigen Larven
benötigen zur weiteren Entwicklung einen
Zwischenwirt, die Zwergschlammschne-
cke. Deren Lebensräume sind Feuchtstel-
len, wie Gräben, Bäche, Moorflächen, was-
serhaltige Löcher, Trittsiegel und Dauer-
pfützen. Nach Verlassen der Schnecke hef-
ten sich die entstandenen Kapsellarven an
Pflanzen. Werden diese Pflanzen gefres-
sen, gelangen die Larven über Darmwand
und Bauchhöhle in die Leber, wandern
dort sechs bis acht Wochen umher und
entwickeln sich dabei zum erwachsenen
Leberegel. Dieser dringt in die Gallengän-
ge ein, um hier wiederum Eier abzulegen.
Während der Wanderung in der Leber wird
Gewebe zerstört.
Die Infektionsgefahr ist auf feuchten oder
überschwemmten Weiden besonders
groß. Die Krankheitsanzeichen hängen von
der Stärke des Leberegelbefalls ab. Es
können schnell auftretende und chroni-
sche Erkrankungen mit Durchfall, Gelb-
sucht, Blutarmut und Bauchfellentzündun-
gen auftreten. Meistens werden chronisch
verlaufende Erkrankungsformen beob-
achtet, die durch verringerte Gewichtszu-
nahme, herabgesetzte Milchleistung und
Fruchtbarkeitsstörungen charakterisiert
sind. Eine belastbare Immunität wird nicht
aufgebaut, daher können Rinder aller
Altersstufen immer wieder befallen werden.
Die Kapsellarve kann im Herbst und Win-
ter mehrere Monate, im Sommer einige
Wochen überleben. Leberegeleier können
»Vorbeuge ist der beste Weg!« Dr. Andreas Randt, Leiter des TGD Bayern. Foto: privat
Weniger Gewichtszuwachs und weniger Milch: Ein Leberegelbefall muss nicht sein. Foto: Mahlkow-Nerge
im Kot nachgewiesen werden, werden aber nicht ständig ausge-
schieden. Blut oder Milch können auf Antikörper gegen Leberegel
untersucht werden. Auf Herdenbasis ist die Diagnose über die Unter-
suchung einer Tankmilchprobe möglich.
Milchpur: Wie kann man als Milchviehbetrieb diese Parasiten wirk-
sam kontrollieren?
Dr. Randt: Wie sonst auch ist Vorbeuge der beste Weg! Die Behand-
lung einer durch Endoparasiten ausgelösten Erkrankung ist als Not-
fall-Maßnahme anzusehen, da bei den betroffenen Tieren bereits
Schädigungen vorhanden sind. Wichtiger sind die planmäßigen
Behandlungen aller Tiere einer Gruppe, um die Stärke des Parasi-
tenbefalls für die Rinder und die Eiausscheidung der erwachsenen
Würmer möglichst gering zu halten; daneben Weidemaßnahmen,
um die Kontamination der Weiden mit ansteckenden Parasitensta-
dien und den Infektionsdruck für die Tiere zu senken.
Strategische Bekämpfungsmaßnahmen zur Parasitenkontrolle soll-
ten mit dem Hoftierarzt oder den Fachtierärzten vom TGD geplant
und durchgeführt werden. Sie können die individuelle Situation auf
Ihrem Betrieb berücksichtigen und aktuelle wissenschaftliche
Erkenntnisse einbeziehen. Die planmäßige Entwurmung der Tiere
soll ihre Wurmbürde und die Kontamination der Weiden verringern,
dabei aber gleichzeitig die Bildung einer Immunität gegen die ent-
sprechenden Parasiten ermöglichen. Eine Entstehung von Resis-
tenzen gegen die Wurmmittel soll ebenfalls vermieden werden. In
Frage kommen Auftriebs-, Weide- und Aufstallungsbehandlungen
mit lang wirkenden Antiparasitika oder, bei Tieren ab einem Kör-
pergewicht von 100 kg, die Eingabe von Boli, die über einen län-
geren Zeitraum Antiparasitika im Magen freisetzen. In Betrieben, in
denen der Befall mit Lungenwürmern regelmäßig auftritt, kann auch
eine Impfung gegen Lungenwürmer in Betracht gezogen werden.
Die Leberegelbekämpfung besteht zum einen in der Behandlung
der betroffenen Tiergruppe mit einem geeigneten Antiparasitikum
nach Weideabtrieb. Zum anderen muss die Übertragung über den
Zwischenwirt Zwergschlammschnecke verhindert werden. Dazu
müssen die Weiden auf Schneckenlebensräume abgesucht und
Maßnahmen ergriffen werden, durch die diese beseitigt oder unzu-
gänglich gemacht werden können. Am besten ist es, die entspre-
chenden Bereiche trockenzulegen; sie sollten mindestens ausge-
zäunt werden. Heu von verdächtigen Weiden sollte ausreichend
gelagert und Gülle nicht auf Weideflächen ausgebracht werden.
Managementmaßnahmen sollen dazu beitragen, dass die Tiere
möglichst wenige infektiöse Wurmlarven aufnehmen. Sie betreffen
Futterwerbung, Weidenutzung und die Behandlung von Mist und
Gülle. In Zusammenarbeit mit Ihrem Hoftierarzt und/oder den Fach-
tierärzten vom TGD können wirtschaftliche Parasitenkontrollpro-
gramme aufgestellt werden, die helfen Ihre Tiere gesund zu erhal-
ten und Leistungsbeeinträchtigungen zu vermeiden.
Milchpur: Herr Dr. Randt, vielen Dank für die Informationen! Merial GmbHAm Söldnermoos 6 · D-85399 Hallbergmoos
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MILCH IMEDIZIN24
Milchpur 03.2015
Trotz landesweiter Bekämpfung kommt
es immer wieder bei der Bovinen Virus-
diarrhoe (BVD) zu Neuausbrüchen.
Mehr über den aktuellen Stand sowie
über Strategien zum Schutz der Betrie-
be in folgendem Gespräch.
Milchpur: Was macht BVD mit den Tie-
ren, welche Verlaufsformen gibt es?
Klaus Doll: Bei der BVD, einer Pestivi-
rus-Infektion, handelt es sich um ein
äußerst komplexes Geschehen; damit
unterscheidet sie sich von vielen ande-
ren bekannten Krankheiten. Das Spek-
trum der Krankheitsbilder reicht von mil-
den Verlaufsformen, die häufig nicht mit
dieser Infektion in Zusammenhang
gebracht werden, wie verminderte
Milchleistung und Fruchtbarkeit, bis hin
zu erhöhter Abortrate oder Geburt miss-
gebildeter Kälber. Aufgrund seiner
immunsuppressiven Wirkung begüns-
tigt das BVD-Virus aber auch andere
Erkrankungen, wie Bronchopneumo-
nien oder Durchfälle, auch bei jungen
Kälbern. Gelegentlich kommt es auch
zu massiven Ausbrüchen, hervorgeru-
fen durch besonders krankmachende
Virusstämme, wie vor zwei Jahren am
Niederrhein. Dabei erkrankten selbst
Kühe an hochgradigem, oft tödlich ver-
laufendem Durchfall.
Milchpur: Was sind PI-Tiere?
Doll: Von der akuten BVD unterscheidet
man die Mucosal Disease, eine ganz
spezielle Form dieser Infektionskrank-
heit: Hier infizieren sich die Kälber
bereits intrauterin, also im Mutterleib.
Das Virus wird dadurch nicht als kör-
perfremd erkannt mit der Folge, dass
diese Kälber lebenslang infiziert bleiben,
ohne jemals spezifische Antikörper
dagegen auszubilden. Mit diesem spe-
ziellen Trick schafft es der Erreger, sich
unerkannt in der Population zu halten
und auszubreiten. Denn solche persis-
tent, d.h. anhaltend infizierten Kälber (PI-
Tiere) sind nach der Geburt meistens
klinisch völlig unauffällig, scheiden aber
das Virus kontinuierlich in großer Men-
ge über alle Körperflüssigkeiten aus.
Solche PI-Tiere erkranken meist inner-
halb der ersten beiden Lebensjahre an
der stets tödlich endenden Mucosal
Disease. Mitunter vergehen bis zum
Auftreten der Krankheitserscheinungen
aber mehrere Jahre, und es wurden
auch schon Kühe entdeckt, welche mit
einer solchen persistierenden BVD-
Infektion ein Alter von über zehn Jahren
erreicht haben.
BVD: Auch unverdächtige Herden bedrohtÜber die aktuelle BVD-Situation sprach Milchpur mit Prof. Dr. Klaus Doll, Leiter der Klinik für Wiederkäuer, Uni Gießen.
Unsichtbare Gefahr: EineEinschleppung in einenBestand wird oft spät er-kannt. Archivfoto
MILCH IMEDIZIN 25
Milchpur: Wie sehen die wirtschaftli-
chen Verluste durch BVD aus?
Doll: Diese sind abhängig von der Art
des Virusstammes und vom Anteil an
empfänglichen, also seronegativen Tie-
ren, sowie von der Herdenstruktur. Man
schätzt die Verluste durch BVD auf 4 bis
5 EUR/ Kuh und Jahr. Bei schweren
Verlaufsformen oder bei Einschleppung
des Virus in völlig naive, d.h. seronega-
tive Bestände mit vielen Kühen im kriti-
schen Trächtigkeitsstadium können sich
die Verluste auf 40 EUR und mehr je
Kuh und Jahr summieren. Verringerte
Milchleistung, vermehrte Aborte und
mehr Durchfall- und Atemwegserkran-
kungen sowie die Geburt von PI-Tieren
sind dafür verantwortlich.
Betroffen sind nicht nur Milchviehbe-
stände und Mutterkuhherden. Auch in
Mastbeständen mit einem hohen Anteil
seronegativer Tiere führt die Einschlep-
pung des BVD-Virus dazu, dass Infek-
tionen mit anderen Erregern einen
schwereren Verlauf nehmen. Gelegent-
lich, wie bei den vor zwei Jahren am
Niederrhein und in den Niederlanden
beobachteten Ausbrüchen, kam es
durch BVD-Virus Typ 2 gerade in Mast-
beständen zu Verlustraten von bis zu
80 %.
Milchpur: Warum ist BVD eine ver-
steckte Gefahr?
Doll: BVD-Infektionen sind deshalb so
heimtückisch, weil die Einschleppung in
einen Bestand oft erst spät erkannt wird.
Bei schwach krankmachenden Virus-
stämmen werden die undeutlichen
Symptome häufig übersehen oder nicht
korrekt zugeordnet. Erst wenn nach
mehreren Monaten die ersten virämi-
schen Kälber entdeckt werden oder
noch später Tiere an Mucosal Disease
erkranken, bemerkt der Landwirt, dass
er BVD in seiner Herde hat. Selbst wenn
hochvirulente Virusstämme beteiligt
sind, können die ersten Symptome mit
anderen Krankeiten verwechselt wer-
den, etwa mit Bronchopneumonien. In
der Zwischenzeit kann der Erreger
natürlich weit gestreut werden, zum
einen innerhalb des Betriebes, aber
auch darüber hinaus über Weidekon-
takte, Verkauf von Tieren, Ausstellungen,
gemeinsam verwendete Transportfahr-
zeuge oder Klauenstände. Auch über
den Personenverkehr, etwa Viehhänd-
ler, Milchkontrolleure, Klauenpfleger und
Tierärzte kann das Virus in andere
Bestände verschleppt werden. Zudem
werden Kontakte mit Wildwiederkäuern
und Schafen immer wieder als mögli-
che Infektionsquelle genannt.
Milchpur: Wie sollte die ideale Be-
kämpfung/Vorbeugung aussehen, was
macht Deutschland?
Doll: Kernpunkt jedes BVD-Bekämp-
fungsprogramms ist die Verhinderung
von Neuinfektionen. Dies kann auf zwei-
erlei Weise erreicht werden. Zum einen
durch unverzügliche Erkennung und
Merzung der PI-Tiere. Die andere Mög-
lichkeit besteht in der Schutzimpfung mit
leistungsfähigen Impfstoffen. Bei dem
www.DLG.org
Veranstalter
MILCH IMEDIZIN26
Milchpur 03.2015
seit Anfang 2011 durchgeführten deut-
schen BVD-Bekämpfungsprogramm
liegt der Fokus auf der Erkennung und
Merzung der PI-Tiere. Hierzu werden
alle neugeborenen Kälber auf BVD-
Virus untersucht, in etwa 95 % der Fäl-
le geschieht dies mittels Ohrstanzpro-
be. Wir sind da auf ganz gutem Wege,
denn die Häufigkeit solcher PI-Tiere hat
sich seither drastisch vermindert. Aber
auch im nunmehr fünften Jahr der BVD-
Bekämpfung kommt es immer wieder
zu Neuausbrüchen in zuvor BVD-unver-
dächtigen Betrieben. Denn die Elimina-
tion der Virusausscheider aus der Popu-
lation führt dazu, dass immer mehr
Betriebe seronegativ werden, d.h. die
Tiere keine Antikörper mehr gegen BVD
haben. Hinzu kommt die im Zuge die-
ses Bekämpfungsprogramms stark
rückläufige Zahl an BVD-Schutzimp-
fungen. Viele Landwirte verzichten aus
einem falschen Gefühl der Sicherheit
heraus auf die Impfung – denn wozu
impfen, wenn ohnehin jedes Kalb auf
BVD untersucht wird?
Milchpur: Reicht das alleinige Aufspü-
ren der PI-Tiere nicht aus?
Doll: Die Situation in Deutschland ist hin-
sichtlich der Verbreitung der BVD-Infek-
tionen, der Rinderdichte und der Zahl
der jährlich aus anderen Ländern ein-
geführten Rinder eine andere als z.B.
die in skandinavischen Länder, die mitt-
lerweile allein mittels Diagnostik BVD
erfolgreich bekämpft haben. Wir impor-
tieren jedes Jahr über 100.000 Rinder
aus Ländern, in denen kein verpflich-
tendes BVD-Kontrollprogramm existiert.
Hinzu kommt der Transit zahlreicher Käl-
bertransporte aus den osteuropäischen
Ländern nach den Niederlanden und
Belgien. Nach geltendem EU-Recht darf
der BVD-Status nicht als Begründung
für Handelsrestriktionen dienen. Insofern
muss immer wieder mit der Neuein-
schleppung dieses Erregers in die deut-
� Sind innerhalb der letzten drei Jah-
re PI-Tiere in meiner Herde aufge-
treten? JA/NEIN
� Wurde/ Wird meine Herde durch
Zukauf aufgestockt? (z.B. Jungrin-
der, tragende Kalbinnen, Kühe)
JA/NEIN
� Hat mein Betrieb eine ausgelagerte
Färsenaufzucht? JA/NEIN
� Habe ich gemischte Betriebsfor-
men, z.B. Milchkühe und Bullen-
mast? JA/NEIN
� Haben meine Jungrinder, Erstkal-
binnen und Milchkühe Weidegang
mit möglichem Kontakt zu anderen
Herden mit unbekanntem BVD-Sta-
tus? JA/NEIN
� Habe ich eine gemeinsame Nut-
zung von Futtermischwagen oder
Gerätschaften, die in unmittelbaren
Kontakt mit den Tieren kommen, mit
einem weiteren oder mehreren
Betrieben? JA/NEIN
� Erstellt und legt ein Lohnunterneh-
mer die tägliche Futterration vor?
JA/NEIN
� Hat mein Betrieb häufige Besuche
durch Berufskollegen oder Vieh-
händler, z.B. aufgrund der Vermark-
tung von Fressern oder Masttieren
ab Hof, Betriebsbesichtigungen
oder Hoffeste? JA/NEIN
� Gibt es auf meinem Betrieb Umklei-
demöglichkeiten und betriebseige-
ne Schutzkleidung für betriebs-
fremde Personen? JA/NEIN
� Nimmt mein Betrieb an Tierschau-
en teil? JA/NEIN
Wie erkenne ich, ob mein Betrieb BVD-gefährdet ist?
sche Rinderpopulation gerechnet wer-
den, selbst wenn wir jedes hier gebore-
ne PI-Kalb sicher erkennen und unver-
züglich merzen könnten. Trotz aller bis-
herigen Erfolge des deutschen BVD-
Kontrollprogramms ist jetzt ein Punkt
erreicht, ab dem sich die geringe Zahl
an Ausbrüchen kaum noch vermindert.
So gering diese Zahl an Infektionen
auch sein mag – sie bedeuten stets ein
Risiko für die BVD-unverdächtigen oder
BVD-freien Bestände. Deshalb wäre es
auch aufgrund finanzieller Erwägungen
angebracht, die bisherige Strategie zu
überdenken. Hierzulande kann über
Kälber- oder Fresserzukäufe das BVD-
Virus jederzeit in Mastbetriebe einge-
schleppt werden. Die Gefahr besteht,
dass es von dort über den Viehhandel,
Fahrzeuge, Personen- oder Tierkontak-
te auch in Zuchtbestände weiterver-
breitet wird. Optimal wäre daher die
zusätzliche flächendeckende Impfung
zumindest der weiblichen Zuchtrinder
mit einem geeigneten BVD-Impfstoff.
Milchpur: Wie machen es andere euro-
päische Staaten?
Doll: In diesem Jahr begann Belgien mit
In der Impfung und den Biosicherheits-maßnahmen sieht Prof. Klaus Doll denAnsatz für eine erfolgreiche BVD-Bekämpfung. Foto: privat
einem dem deutschen ähnelnden BVD-
Kontrollprogramm. Skandinavien er-
wähnte ich bereits. Die Niederländer
diskutieren noch über die Einführung
eines solchen Programms ab 2017. Für
letztere gestaltet sich dies besonders
schwierig, denn sie importieren pro Jahr
etwa 800.000 Kälber aus allen mögli-
chen Ländern. Auch in der Schweiz lag
der Schwerpunkt auf der Erkennung
und Ausmerzung aller PI-Tiere, doch
wurde hier bei der BVD-Eliminierung
wesentlich schlüssiger vorgegangen. Zu
Beginn des Programms wurde die
gesamte Rinderpopulation auf BVD-
Virus untersucht, bevor man sich nach-
folgend auf die Kälber konzentrierte.
Inzwischen konnte man weitgehend zur
serologischen Überwachung überge-
hen, d.h. auf den BVD-Antikörpernach-
weis in Blut oder Milch. Aber auch in der
Schweiz kommt es noch zu gelegentli-
chen BVD-Neuausbrüchen. Auf privat-
rechtlicher Basis könnte natürlich auch
jeder deutsche Rinderhalter nur zertifi-
ziert BVD-unverdächtige Tiere in seinen
Bestand übernehmen. Aber selbst der
Eintrag „BVD-unverdächtig” auf dem
Rinderpass schließt nicht aus, dass sich
das betreffende Tier vor oder auf dem
Transport mit dem BVD-Virus infiziert
hat.
Milchpur: Was muss ein effektiver Impf-
stoff mit sich bringen?
Doll: Idealerweise ist es ein Lebend-
impfstoff. Diese haben gegenüber Tot-
impfstoffen den Vorteil, dass sie eine
natürliche Infektion imitieren und damit
schon nach einmaliger Impfung eine
belastungsfähigere und länger anhal-
tende Immunität ausbilden. Erst kürzlich
kam ein neuer Lebendimpfstoff auf den
Markt, der nur einmal pro Jahr verab-
reicht werden muss, auch bei trächtigen
Tieren angewendet werden darf und
neben BVD-Typ 1 auch Typ 2 enthält.
Der Impfstoff deckt damit ein breites
Spektrum an BVD-Typen ab. Wir haben
es in Deutschland zwar überwiegend
mit BVD-Typ 1 zu tun, aber der BVD-
Typ-2-Anteil liegt derzeit immerhin bei
10 %, mit möglicherweise steigender
Tendenz.
Dieser Impfstoff ist ein gutes neues
Werkzeug, um die Betriebe vor BVD zu
schützen. Wahrscheinlich könnte man
sogar allein durch konsequente flä-
chendeckende Impfung mit einem sol-
chen Impfstoff das BVD-Infektions-
geschehen auf Landesebene eindäm-
men und schließlich auch den Erreger
aus der Population verdrängen. Dieser
letzte Punkt ist allerdings in Fachkreisen
umstritten.
Milchpur: Wie können sich unverdäch-
tige Betriebe schützen?
Doll: Abgesehen von der Impfung jeg-
liche Art von Biosicherheitsmaßnahmen
umsetzen – geschlossene Bestände,
möglichst kein Tierzukauf, wenn Zukauf
dann Quarantäne, keine Tiere auf Aus-
stellungen – und natürlich die Ein-
schränkung von Personenverkehr sowie
betriebseigene Schutzkleidung für Tier-
ärzte, Kontrolleure, Klauenpfleger, Bera-
ter und sonstige Besucher. Im Schwei-
ne- und Geflügelbereich ist dies bereits
lange üblich. Das alles ist aber für viele
der traditionell wirtschaftenden Betriebe
schwer umsetzbar, man denke nur an
die Weidehaltung oder Ferien auf dem
Bauernhof.
Grundsätzlich wäre es sinnvoll, bei Kon-
troll- und Eradikationsprogrammen pri-
mär die Kosten-Nutzenaspekte ver-
schiedener Maßnahmen stärker zu
berücksichtigen. Solange man sich
bezüglich der BVD-Bekämpfung nicht
EU-weit auf eine einheitliche Regelung
geeinigt hat, halte ich die konsequente
Impfung deshalb für einen mindestens
ebenso praktikablen Weg, um Rinder-
bestände vor solchen Infektionen zu
schützen.
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Zweimal täglich zieht das Melkkarussell
seine Kreise. Vom Besucherbalkon kann
365 Tage im Jahr rund um die Uhr das
ruhige Treiben unter dem Holzkreuz beob-
achtet werden. In der Regel bedienen zwei
Benediktinermönche sowie ein Praktikant
oder auch mal ein Asylbewerber das Melk-
karussell mit 26 Plätzen. Knapp 150 Kühe
werden hier täglich gemolken. Die Tiere
sind in zwei Leistungsgruppen (24 kg bzw.
36 kg Milch) eingeteilt. So ist gewährleis-
tet, dass alle Kühe gut ausgemolken wer-
den. Der Vorwarteraum mit elektronischem
Viehtreiber sorgt für einen reibungslosen
Ablauf des Melkens. Bei den letzten Kühen
jeder Leistungsgruppe muss händisch
nachgeholfen werden.
Anders als in herkömmlichen Betrieben
erfolgen die Melkzeiten abgestimmt mit
den Gebetszeiten der Benediktiner. So
wird morgens bereits ab 4.30 Uhr gemol-
ken, damit die Melker die Konventmesse
um 6.45 Uhr besuchen zu können. Es
musste ja schon das Morgengebet um
5.40 Uhr für die beiden Mönche ausfallen.
Die zweite Melkung am Nachmittag erfolgt
bereits um 15 Uhr, um auch hier wieder-
um zum Abendgebet um 18 Uhr fertig zu
sein. Um 19 Uhr findet das Abendessen
statt, um anschließend um 20 Uhr nach
dem Nachtgebet „Complet“ die Nachtru-
he einzuläuten.
2010 wurde ein neuer Laufstall für 174
Kühe gebaut. Der alte Stall wurde ur-
sprünglich um 1900 gebaut, 1966 in einen
Laufstall umgebaut und zuletzt mit knapp
100 Kühen betrieben. Da lange Jahre kei-
ne Investitionen mehr stattfanden, bildete
sich ein sogenannter „Investitionsstau“, ein
Neubau war fast überfällig. So entschied
man sich 2009 für einen Stallneubau mit
Tiefliegeboxen.
Schwerpunkt Milchvieh
Als landwirtschaftlicher Schwerpunkt in
St. Ottilien sollte weiterhin auf Milchvieh
gesetzt werden. Beim Bau standen Tier-
und Arbeiterwohl an erster Stelle, Tier und
Mensch müssen sich wohlfühlen, so Pater
Tassilo. Die Stalleinteilung mit drei Schie-
bern, doppelreihigen Liegeboxen und ins-
gesamt 174 Liegeplätze sorgen für Kuh-
komfort. Der Futtertisch ist beidseitig ange-
ordnet.
Die Fleckviehkühe erreichten im Jahr 2014
einen gleitenden Herdendurchschnitt von
8.756 kg. Diese Leistung wird erzielt durch
eine TMR-Fütterung mit Gras- und Mais-
silage, Gras- und Körnermaiscobs, Bier-
treber, Gerstenstroh, Mineralfutter sowie
Salz. Zusätzlich bekommen die Hoch-
leistungskühe noch Heu zur freien Auf-
nahme. Mittels Futtermischwagen werden
die Kühe einmal täglich je nach Leistung
gefüttert. Die Zwischenkalbezeit betrug im
Jahr 2014 391 Tage. St. Ottilien ist im Zucht-
MILCH IMANAGER28
Milchpur 03.2015
Ora et labora – wo Beten undMelken den Tag regeln Was unterscheidet das Klostergut St. Ottilien von anderen landwirtschaftlichen Betrieben? Dieklösterliche Gemeinschaft, die Vielfalt an Produkten, die auf dem Hof produziert werden, dasEnergiekonzept? Das Klostergut der Erzabtei St. Ottilien in Oberbayern, nahe dem Ammersee,könnte fast autark leben. Eva Herz von der Redaktion hat für Milchpur das Klostergut besucht.
Der Besucherbalkon bietet einen schönen Blick zum Melkkarussell. Hier tragen auch die Mön-che ganz normale Arbeitskleidung. Fotos: St. Ottilien
verband Weilheim organisiert. Kalbinnen,
welche nicht für die eigene Nachzucht
gebraucht werden, gehen in den Export.
Ein wichtiger Punkt beim Neubau war die
Öffnung für die Öffentlichkeit. „Man wollte
sich als Kloster nicht vor der Welt ver-
schließen“, so Pater Tassilo. Es wurde eine
Aussichtsplattform über dem Melkkarus-
sell errichtet. Über einen separaten Ein-
gang gelangt man zum Aussichtsbalkon,
der einen schönen Blick über den Stall
sowie das Melkkarussell freigibt.
Die Lage am Ammersee, die Nähe zu
München und zur nächsten S-Bahn-Stati-
on Geltendorf tragen dazu bei, dass gera-
de in den Ferien oder an Sonntagen viele
Besucher das Angebot des Klosters
annehmen. Wichtig sei auch für die Besu-
cher die Vielfalt des Betriebes. Neben den
Kühen können auch noch Gänse und
Puten beobachtet werden. Beliebt ist auch
der Hofladen, der die Produkte des Klos-
terguts vermarktet.
Ackerbau und Grünland
Von den insgesamt 400 ha landwirtschaft-
liche Nutzfläche werden 130 ha acker-
baulich genutzt. Es werden Winterweizen,
Wintergerste, Raps, Mais und Zwischen-
früchte angebaut. Die Erträge sind im
guten bayerischen Mittel.
Durch die zwei Betriebsstandorte St. Otti-
lien (530 m) und Wessobrunn (35 km süd-
lich von St. Ottilien auf 700 m) werden sehr
unterschiedliche Erträge auf den einzelnen
Flächen erwirtschaftet. Die durchschnittli-
che Jahresniederschlagsmenge beträgt
923 mm.
146 ha der Gesamtfläche werden als
4-schnittiges Grünland genutzt. Beim
1. Schnitt wird ein Teil (20 ha) zu Heu
getrocknet und der Rest zu Silage verar-
beitet. Die weiteren Schnitte werden kom-
plett zu Grassilage verarbeitet. Auch wird
ein Großteil der Fläche als Weideflächen
genutzt, so stehen die Trockensteher und
das Jungvieh den kompletten Sommer auf
der Weide.
Weiterhin nutzt das Kloster 2 ha für den
Gemüsebau, hauptsächlich für die eigene
Versorgung der Mönche. 1,3 ha dienen als
Obstanlagen für Äpfel, Birnen und
Zwetschgen. Dieses Obst wird über den
Hofladen vermarket bzw. zu Schnaps
gebrannt.
Wertschöpfung bleibt in der Region
Bis 2006 sind 66.000 m² mit Öl beheizt
worden. Dafür wurden jährlich bis zu
450.000 Euro für Heizöl ausgegeben. Da
das Kloster aber über ansehnliche Wald-
und Ackerflächen verfügt, wurde ein
umfassendes Energiekonzept in Auftrag
gegeben. Ziel war möglichst ohne Öl, also
energieautark zu sein. Der CO2-Ausstoß
sollte verringert werden. Die Wertschöp-
fung soll in der Region bleiben.
Knapp ein Drittel (122 ha) der Betriebsflä-
che ist Wald. Dieser Wald ist enorm wich-
tig für das Energiekonzept des Klosters. Auf
dem Klostergelände wurde eine Energie-
zentrale errichtet mit zwei Hackschnitzel-
kesseln mit 700 kW und 350 kW. Befeuert
werden diese mit Holz aus dem eigenen
Wald. Reicht der eigene Wald nicht aus,
werden Hackschnitzel aus der unmittelba-
ren Umgebung zugekauft, damit auch
Landwirte in der Region vom Kloster pro-
fitieren.
2010 wurde eine Biogasanlage mit 500 kW
und einem 1 600 m³ Fermenter errichtet.
Anfänglich wurde die Biogasanlage nur
mit 250 kW betrieben. Der Strom aus die-
ser Anlage wird komplett in das Stromnetz
eingespeist. Die Biogasanlage versorgt
von Mai bis Mitte/Ende Oktober das Klos-
terdorf komplett mit Wärme. Ein Spitzen-
last-Ölkessel mit 850 kW sorgt bei Ausfäl-
len von Biogasanlage oder Hackschnit-
zelheizung für ein gesichertes Wärmevor-
kommen.
Pater Tassilo: Es kommen immer noch
sehr viele Besucher aus Nah und
Fern….gerade am Wochenende und zu
Ferienzeiten. Auch sehr viele Nichtlandwirte
besuchen die Besucherplattform. Der
Besucher verbindet damit auch den
Besuch der Kirche, des Klosterfriedhofs,
des KZ-Friedhofs, des Hofladens sowie der
Gastwirtschaft.
Milchpur: Der Klosterbetrieb fungiert auch
als Arbeitgeber. Wie viele Personen
beschäftigen Sie in der Landwirtschaft?
Pater Tassilo: Außer meinen Mitbrüdern
beschäftigt das Kloster zwei Meister, drei
Gehilfen, zwei Auszubildende, eine Prakti-
kantin sowie zusätzlich 450 Euro-Kräfte.
Milchpur:Wie ist die Verknüpfung mit dem
Schulbetrieb? Werden die Schüler in der
Landwirtschaft miteingebunden?
Pater Tassilo: Der Klosterbetrieb beherbergt
ein humanistisches Gymnasium mit
Tagesheim. Alle Schüler bekommen eine
Führung durch den Betrieb. Die größeren
Schüler müssen im Rahmen des Unter-
richts sogenannte P-Seminare belegen,
hier geht es zum Beispiel darum, wie die
Milch oder wie Fleisch verarbeitet wird. Die
Schule bezieht somit die Landwirtschaft im
Unterricht mit ein.
Milchpur: Zum Thema Nachhaltigkeit: Wie
wird mit dieser Thematik im Kloster umge-
gangen?
Pater Tassilo: Dem Landwirt gehört in der
Regel sein landwirtschaftlicher Betrieb. Der
Klosterbruder nutzt den Betrieb nur auf
Zeit. Die Klöster an sich denken sehr lang-
fristig, Zeit spielt keine Rolle. Die Landwirt-
schaft ist für das Kloster kein Hobby – sie
darf keine Verluste einfahren. Jedes Bene-
diktinerkloster ist für sich vollkommen
eigenständig und kann eigene Entschei-
dungen, unabhängig von anderen treffen.
Das Land, die Tiere sollen als Gottes
Schöpfung betrachtet werden, damit hat
der Mönch im Kloster nochmal eine
besondere Verantwortung.
Milchpur: Pater Tassilo, vielen Dank für das
Gespräch.
MILCH IMANAGER30
Milchpur 03.2015
Zur Person –Pater Tassilo LenggerPater Tassilo (Jahrgang 1970) ent-
schied sich 1996, dem Benediktiner-
orden beizutreten. Vor dem Beitritt stu-
dierte er Landwirtschaft an der FH Wei-
henstephan und später Theologie und
Philosophie in München und Rom.
2004 kehrte er aus Rom zurück und
übernahm als Klosterökonom die Ver-
antwortung für den kompletten land-
wirtschaftlichen Bereich. 2006 erhielt
Pater Tassilo die Priesterweihe.
Milchpur: Pater Tassilo, was unterscheidet
heute den landwirtschaftlichen Klosterbe-
trieb von einem „herkömmlichen“ land-
wirtschaftlichen Betrieb?
Pater Tassilo: Früher waren viele Kloster-
brüder in der Landwirtschaft beschäftigt.
Heute sind in St. Ottilien fast nur noch „zivi-
le“ Personen beschäftigt. Zurzeit sind nur
noch zwei volle Arbeitskräfte aus der Klos-
tergemeinschaft. Auch eigene ältere Mit-
brüder helfen auf dem Betrieb noch mit.
Ansonsten arbeitet der Klosterbetrieb wie
jeder andere Betrieb auch.
Milchpur:Warum ist die Landwirtschaft für
den Orden der Benediktiner so wichtig?
Pater Tassilo: Der heilige Benedikt (480 –
547) schreibt: Der Mönch soll von seiner
eigenen Hände Arbeit leben. Der Mönch
soll nicht traurig rein, wenn er selber arbei-
ten muss. Die Landwirtschaft war also für
den Orden der Benediktiner immer sehr
wichtig gewesen, auch für die Kultivierung
des Landes.
Milchpur: Das Kloster könnte sich also
komplett autark versorgen?
Pater Tassilo: Nicht komplett, weil der
Boden z. B. für Kartoffeln nicht geeignet ist.
Die Ansprüche haben sich von früher zu
heute verändert. Heute will man auch mal
eine Banane essen. Im Kloster legt man
viel Wert auf eigene Produkte, es geht auch
um die Wertschätzung für diese Produkte.
Milchpur: Auf dem ersten Blick sieht der
neue Stall wie ein herkömmlicher Stall, wie
er auf jedem landwirtschaftlichen Betrieb
stehen könnte, aus. Auf was wurde beim
Stallbau besonders geachtet?
Pater Tassilo: Es wurde viel Wert auf das
Kuh- und Arbeiterwohl gelegt. Der Stall soll
eine Arbeitserleichterung bringen. Es war
eine bewusste Entscheidung die Land-
wirtschaft im Klosterbetrieb zu lassen,
damit die Besucher sehen können, von
was die Klosterbrüder leben. Das Kloster
soll sich weiterhin mit der Landwirtschaft
identifizieren.
Milchpur: Sie haben sich bewusst ent-
schieden, das Kloster für die Öffentlichkeit
zu öffnen. Wie regeln Sie die Biosicherheit
bei so vielen Besuchern?
Pater Tassilo: Es wurde ein eigener Ein-
gang für den Besucherbalkon geschaffen.
Die Besucher kommen mit den Tieren
nicht direkt in Kontakt. Aus seuchenhygie-
nischen Gründen dürfen Besucher den
Stall nicht betreten, dafür wurden entspre-
chende Vorkehrungen wie Absperrgitter
getroffen.
Milchpur: Beim Stallbau wurde z.B. eine
Besucherplattform mit guter Sicht zum
Melkkarussell und zum Stall eingerichtet.
Wie wird dies angenommen?
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Geschäftsführender Gesellschafter:Dip.-Ing. (FH) Wolfgang Kühnle
Herausgeber:Milchprüfring Bayern e.V., Hochstatt 2, 85283 Wolnzach
Verlagsleitung Agrar:Dr. Harald Ströhlein, Tel.: 0831 / 57142-41,eMail: [email protected]
Redaktion:Dr. Christian Baumgartner (verantw.) Tel.: 08442 / 9599-0, eMail: [email protected]. Harald Ströhlein, Tel.: 0831 / 57142-41,eMail: [email protected]
Anzeigen:Karl König (verantw.) Tel.: 08303 / 923 9114,eMail: [email protected]
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Erscheinungsweise: Viermal im Jahr
Bezugspreis: Kostenlose Verteilung an alleMilcherzeuger in Bayern Schutzgebühr 3 EUREinzelhefte 3 EUR (zzgl. Versandkosten)Jahresabonnement 10 EUR (zzgl. Versandkosten)
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Alle Arten der Verbreitung, auch durch Film, Funk oder Fernse-hen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, aus-zugsweiser Nachdruck oder Einspeicherung und Rückgewin-nung in Datenverarbeitungsanlagen aller Art, sind verboten. Beiträge, die mit dem Namen des Verfassers oder seinenInitialen gekennzeichnet sind, brauchen nicht die Meinungder Redaktion wiederzugeben. Mit Übernahme der Manu-skripte und Bilder an den Verlag versichert der Verfasser,dass es sich um Erstveröffentlichungen handelt und dasskeine anderweitigen Copyright- oder Verlagsverpflichtungenvorliegen. Zweitveröffentlichungen werden nicht honoriert. Im Falle höherer Gewalt besteht kein Belieferungs- oder Ent-schädigungsanspruch.
Copyright 2015 by AVA-Agrar Verlag Allgäu GmbH
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Milchpur 03.2015
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und misslungenen Melkungen bei
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� Empfehlung um Tiere, die zum Robo-
ter getrieben werden müssen, zu redu-
zieren
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terleistung
� FMS Web Beratung Kritische Alarme
Schnell wird deutlich, wie die eigenen
Betriebsdaten im Vergleich aussehen
und wo Schwachstellen liegen könnten.
Die Anzahl der Tiere, welche vom Land-
wirt zum Melken geholt werden müssen,
nimmt beispielsweise mit sinkender Zahl
an Verweigerungen (Roboterbesuche,
welche aufgrund einer zu kurzen Zwi-
schenmelkzeit noch nicht zum Melken
führen) zu.
Abbildung 1 zeigt die Daten eines Betrie-
bes, welcher deutlich weniger Verweige-
rungen als der deutsche Durchschnitt
aufweist. Auch die freie Zeit am Roboter
fällt geringer aus als im deutschen Mittel.
Zwei Hinweise dafür, dass in diesem
Betrieb mehr Kühe getrieben werden
müssen als üblich. Die Web Beratung gibt
Empfehlung zur Optimierung der freien
Zeit, z.B. über eine Anpassung der Melk-
zulassung oder der Identifizierung in-
effektiver Kühe. Somit ergeben sich wich-
tige Ansatzpunkte zur Problembehebung.
Die Web Beratung kann von jedem Lely-
Landwirt oder Berater kostenlos angefor-
dert werden. Der Zugang erfolgt über
Ihren Assistenten.
Abb. 1: Betriebsdatenvergleich mit landesweitem Durchschnitt
Erfolgreiche Kooperation
Wenn Wettbewerber zu Partnern wer-
den, so umschrieben die heutigen
Saaten-Union-Geschäftsführer Mar-
cus Iken und Wolfgang Glaser die
Aufgabe, der sich die Saaten-Union
bei ihrer Gründung 1965 stellen
musste. Die anfangsgebende Struk-
tur, die züchterische Kooperation der
weiterhin einzelbilanzierenden Unter-
nehmen und der Aufbau einer
schlagkräftigen Vertriebsorganisation,
sei bis heute erhalten geblieben.
„Die Saaten-Union hat in den ver-
gangenen Jahrzehnten wesentliche
Entwicklungen wie zweizeilige Win-
tergersten, Einfach-0- und später
Doppel-0-Raps-Sorten, leistungsfähi-
ge Hybridroggen-, Hybridweizen- und
Hybridraps-Sorten, sowie Weizensor-
ten mit herausragenden Resistenzei-
genschaften herausgebracht“, stellte
Geschäftsführer Marcus Iken fest. AS
Schnelle Beratung mit Problemlösung: EinBaustein für mehr Erfolg im Stall. Werkfoto
MILCH I INDUSTRIE NEWS34
Milchpur 03.2015
Kein Lebensmittel ist so gut überwacht
und so häufig untersucht wie die Milch!
Diese Feststellung trifft jedenfalls in
Bezug auf Rückstände von Antibiotika
auch objektiv zu. In Bayern wurden im
Rahmen der Milchgüteverordnung
(MilchGüV) durch den Milchprüfring
Bayern e.V. im Jahr 2014 alleine knapp
2 Mio. Hemmstoffuntersuchungen
durchgeführt.
Als Methode der Wahl wird dabei der
sog. Brillantschwarz-Reduktions-Test
(BRT) benutzt. Dieser Test verwendet die
Sporen eines speziellen Testkeims mit
dem Namen Geobacillus stearother-
mophilus var. calidolactis. Der Keim rea-
giert sehr empfindlich (hochsensitiv) auf
Antibiotika. Wird sein Wachstum durch
Antibiotika gehemmt, dann zeigt dies
der Test durch eine Farbreaktion deut-
lich an.
Der BRT-Test der AiM GmbH, München,
der im Rahmen der MilchGüV ange-
wendet wird, entspricht den gesetzli-
chen Vorgaben nach LFGB §64 und
weist das am häufigsten verwendete
Antibiotikum Penicillin G mit einer Emp-
findlichkeit von etwa 3 ppb nach. Die
Konzentrationsangabe ppb (parts per
billion) bedeutet, dass in einer Milliarde
Teile der Gesamtmenge ein Teil des
gesuchten Antibiotikums vorkommt,
Hochsensitiver Nachweis von Antibiotikarückständen
also z.B. 1 mg einer Substanz in 1 t oder
ein Mikrogramm (also ein Tausendstel
Milligramm) in einem Kilogramm.
Der von der AiM GmbH hergestellte
BRT-Test für die MilchGüV kann also
drei Tausendstel Milligramm Penicillin G
in einem Liter Milch nachweisen – eine
Konzentration, die man entsprechend
den gesetzlichen Vorgaben (EU-VO
470/2009) ein Leben lang zu sich neh-
men könnte, ohne messbare Effekte
damit zu erzielen.
Aufgrund von Wünschen, die von Mol-
kereien an den MPR und die AiM
GmbH herangetragen wurden, aber
auch im Rahmen von Forschungspro-
jekten, hat die AiM GmbH den BRT-Test
nun weiter entwickelt und vor Kurzem
eine hochsensitive Variante zur Verfü-
gung gestellt, die deutlich niedrigere
Nachweisempfindlichkeiten aufweist als
bisherige Tests: den BRT hi-sense! Mit
dieser neuen Testvariante werden so
gut wie alle bei Kühen verwendeten
Antibiotika unterhalb der gesetzlichen
Höchstmenge nachgewiesen, sodass
bei einem negativen Testergebnis die
Milch als lebensmittelrechtlich sicher zu
bezeichnen ist.
Mehr Informationen zum BRT hi-sense
unter www.aim-bayern.de oder telefo-
nisch unter 089/53075120.
Der BRT hi-sense istab sofort nicht nurfür Labors, sondernauch für die Eigen-kontrolle am Milch-erzeugerbetrieb ver-fügbar. Er wird wieherkömmliche Hof-tests durchgeführt,ist also in derAnwendung einfachund robust.Werkfoto
wirt kann selbst vorgeben, nach wie vielen
Stunden des „Nicht-Fressens” er informiert
werden möchte. Dank des Smarttag Hals
von Nedap ist jetzt sofortiges Eingreifen
möglich.
Der Smarttag erfasst das Fressverhalten
der Kuh mithilfe eines 3G-Sensors. Durch
einen neu entwickelten Algorithmus erfolgt
jetzt direkt eine Meldung, wenn eine Kuh
seit einer bestimmten Anzahl Stunden nicht
gefressen hat. Die neue Funktion steht ab
sofort für Landwirte zur Verfügung, die den
Smarttag Hals für Brunsterkennung mit
Fressüberwachung verwenden. Sie benö-
tigen lediglich ein Software-Update. Der
Nedap Smarttag Hals kann zusätzlich zu
der Überwachung des Fressverhaltens
auch Brunst erkennen. Die Brunst wird
anhand spezifischer, mit der Brunst zusam-
menhängender Kopfbewegungen und
dem Sprungverhalten der Kuh festgestellt.
Wenn die Kuhnicht frisst
Wenn eine Kuh das Fressen einstellt, kanndies auf akute Probleme wie Milchfieber,Ketose oder Euterentzündung hinweisen.
Werkfoto
Nedap sorgt dafür, dass der Smarttag Hals
meldet, wenn eine Kuh zu lange nicht
gefressen hat. Der Landwirt erhält diesen
„Hinweis auf Handlungsbedarf” auf seinem
Smartphone oder seinem Computer über
eine E-Mail. Bisher hat der Nedap Smart-
tag Hals bereits auf Tiere aufmerksam
gemacht, die ein abweichendes Fressver-
halten an den Tag legten. Ergänzend hier-
zu wird jetzt sofort ein sogenannter „Hin-
weis auf Handlungsbedarf” gegeben, wenn
eine Kuh das Fressen einstellt. Der Land-
MILCH I INDUSTRIE NEWS
Milchpur 03.2015
35
teilige Rollenware nicht selbstverständ-
lich.
Laut Hersteller bleibt diese Weichheit
auch nach Jahren erhalten. Dies hat
auch die DLG bestätigt: Im Mai hat die
WELA LongLine den Fokustest Verform-
barkeit/Elastizität und Dauertritt bestan-
den.
Ebenso wurde der WELA LongLine
auch das neue österreichische Tier-
schutzkennzeichen verliehen.
Weich in einem Stück
Auf der EuroTier 2014 vorgestellt und jetztim Handel erhältlich: die Komfort-Liege-fläche WELA LongLine. Werkfoto
Erstmals vorgestellt auf der EuroTier
2014 und ganz neu im Verkauf ist die
Komfort-Liegefläche WELA LongLine
vom Gummiwerk Kraiburg. Diese inno-
vative Rollenware mit der Liegelänge
von 183 cm ist 45 mm stark, 25 m kön-
nen am Stück geliefert werden.
Durch die kurzen, schräg gestellten
Lamellen an der Unterseite wird eine
Einsinktiefe für die Kuh von fast 30 mm
erreicht. Diese Weichheit ist für eine ein-
Seit dem Frühjahr produziert der Rad- und Teleskopladerspe-
zialist Weidemann den eHoftrac®, den ersten voll-elektronischen
Hoftrac® mit Knicklenkung für landwirtschaftliche Innenanwen-
dungen, in Serie. Zahlreiche Maschinen überzeugen seitdem
ihre Fahrer im täglichen Einsatz auf den Betrieben der Land-
und Pferdewirtschaft. Die Technik basiert auf dem bereits
bewährten klassischen 1160er Hoftrac®.
Er punktet Unternehmensangaben zufolge mit Einsparungen
bei den Energiekosten (48 %) und bei den CO2-Emmisionen
(43 %). Der emissionsfreie und geräuscharme eHoftrac® ver-
bessert die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Mensch und
Tier im geschlossenen Raum erheblich – und das ganz ohne
Leistungs- und Performanceverlust im Vergleich zu einer kon-
ventionellen Maschine. Die Batterieladung reicht für einen
Arbeitseinsatz von zwei bis fünf Stunden unter Vollauslastung.
Die Ladezeiten sollen nicht über acht Stunden liegen. Zum Auf-
laden wird ein 400-Volt-Stromanschluss benötigt.
Auf der diesjährigen Agritechnica wird Weidemann den 1160
eHoftrac® in Halle 6, Stand C37 in exklusiven Demoshows prä-
sentieren.
Punktet im Stall
Seit dem Frühjahr ist der1160 eHoftrac®
von Weidemann auf zahlreichenHöfen imEinsatz. Werkfoto
Sichere Laktationsleistung
Gesunde Euterin der Tocken-
stehzeit sind dieBasis für eineerfolgreiche
Folgelaktation.Foto: Luttner
Etwa 60 % der Mastitiden in der Frühlaktation werden durch Infek-
tionen der Milchdrüse in der Trockenstehzeit hervorgerufen. Beson-
dere Bedeutung kommt dabei den ersten und letzten Wochen der
Trockenstehzeit zu, da zu Beginn und zum Ende dieses Zeitraums
der mechanische Zitzenverschluss durch den Keratinpfropf und die
eutereigenen Abwehrmechanismen noch nicht oder nicht mehr aus-
reichend funktionieren, um eindringende Infektionserreger wirksam
zu bekämpfen.
Trockenstellverfahren mit antibiotischen Trockenstellern, beispiels-
weise mit Produkten von Bayer HealthCare Deutschland, sind bis-
lang ein wirkungsvolles Instrument, um mit umwelt- oder kuhasso-
ziierten Mastitiserregern infizierte Euterviertel erfolgreich zu thera-
pieren. Gesunde Euter in der Trockenstehzeit sind die Vorausset-
zung für eine erfolgreiche Folgelaktation. Untersuchungen haben
jedoch gezeigt, dass nicht jede Kuh zum Trockenstellen einen anti-
biotischen Trockensteller benötigt. Um den Forderungen von Gesell-
schaft und Politik zum verantwortungsvollen Umgang mit Antibioti-
ka nachzukommen, kann das „selektive Trockenstellen” auf Ebene
der Einzelkuh ein wertvoller Beitrag sein.
agaPROTECT – Tränkwasserqualität optimieren
Fast alle wasserbenetzten Oberflächen
sind von Biofilmen besiedelt, die die
Wasserhygiene im Tränksystem stark
erschweren, denn das Milieu des Bio-
films stellt einen idealen Nährboden für
Bakterien dar. Besonders Legionella
pneumophila und Pseudomonas aeru-
ginosa stellen ein erhöhtes gesundheit-
liches Risiko für Ihre Tiere dar. Oft sind
diese Bakterien resistent gegen her-
kömmliche Desinfektionsmittel. Das Risi-
ko für Krankheiten steigt. Folglich erhö-
hen sich die Aufwendungen für Sanie-
rungs- und Reinigungskosten sowie der Medikamenteneinsatz pro
Tier. Mit der Einspeisung von agaPROTECT in das Tränkwasser-
system wird der Biofilm kontinuierlich abgebaut und die Wasser-
qualität nachhaltig verbessert.
Ursachenbekämpfung: Mit agaPROTECT wird die Ursache
bekämpft: In den meisten Sanierungsfällen hat sich der Biofilm voll
im Tränkwassersystem etabliert. Durch seine langsame Entste-
hungsweise ist er relativ stabil und herkömmliche Desinfektions-
mittel zeigen meist keine Verbesserung. Dabei ist die Kontrolle und
Steuerung des Biofilms der Schlüssel für eine stabil hohe Was-
serqualität im Tränkwassersystem.
Biofilm ade: Mit der kontinuierlichen Einspeisung von agaPRO-
TECT werden die extrazellulären polymeren Substanzen (EPS) des
Biofilms, die den vorhandenen Mikroorganismen den Nährstoff-
transport ermöglichen, nachhaltig abgebaut. So wird die Wasser-
qualität erhöht und der Gesundheitszustand der Tiere deutlich ver-
bessert.
agaPROTECT ist eine elektrochemisch aktivierte Lösung und erfüllt
im ECA (Elektrochemisch aktiviertes Wasser) Bereich die Euro-
päische Biozid-Richtlinie. Es ist HACCP-, QS- und Bio-konform.
agaPROTECT wirkt auf alle Einzeller wie Bakterien, Algen, Pilze,
deren Sporen und Viren.
Das Dosiersystem kann individuell auf Ihre Stallungen abgestimmt
werden. Die Aufwandsmengen von agaPROTECT sind abhängig
vom Zustand des Tränkwassersystems und der Leitungen sowie
der Wasserqualität vor Ort. Durch eine kontinuierliche Einspeisung
von agaPROTECT in das Tränksystem wird die Wasserqualität
nachweislich verbessert und der Aufbau des sich negativ auf die
Wasserqualität auswirkenden Biofilms wird nachhaltig verhindert.
Die Vorteile sind:
� dauerhafte Eliminierung des Biofilms
� keine Hemmstoffe, keine Resistenzbildung
� keine Rückstände, Produkt wird vollständig abgebaut
� einfache Handhabung
� kein Gefahrstoff
� Einsatz auch während des laufenden Betriebes
� erhältlich in 20-, 30-, 200- und 1 000-Liter-Gebinden
agaCARE –Wirtschaftliche Klauendesinfektion zum Sprühen
agaCARE ist speziell für die Klauenpflege konzipiert und wirkt auf
alle Einzeller wie Bakterien, Algen, Pilze,
deren Sporen und Viren.
Ob im vollautomatischen Melkroboter
installiert oder per Handdüse im Melk-
stand angewandt, die unabhängigen
agaCARE-Dosiersysteme passen sich
flexibel Ihrem Stall an. Sie werden hin-
sichtlich der Anwendung und der tech-
nischen Möglichkeiten beraten sowie
dauerhaft weiter betreut..
Ihre Vorteile sind:
� sprühfähiges Desinfektionsmittel
� wirtschaftlich optimale Lösung dank der hohen Ausgangskon-
zentration
� Rundumschutz auch zwischen den Anwendungen dank der
CARE-Technologie
MILCH I INDUSTRIE NEWS36
Milchpur 03.2015
Rundum versorgt mit agaFARMSeit 2014 bietet die agaSAAT GmbH & Co. KG Maishandelsgesellschaft unter der ProduktsparteagaFARM ein Sortiment rund um die Stall- und Tierhygiene im Rinderbereich an.
Die agaSAAT GmbH & Co. KG Maishandelsgesellschaft ist im
europäischen Saatgutmarkt fest etabliert und vertreibt seit über
20 Jahren Hochleistungsmaissorten und Gräsermischungen.
Nachfolgend werden agaFARM Produkte für Rinder vorgestellt
und agaCARE, agaPROTECT und agaCLEAN anhand deren
Einsatzgebiete und Anwendungsmöglichkeiten näher erläu-
tert.
Die kontinuierliche Einspeisung von aga-PROTECT in das Tränk-wassersystem verbes-sert nachweislich dieWasserqualität und ver-hindert nachhaltig denAufbau des Biofilms.
Die Mortellaro’scheKrankheit ist eine lä-stige Hauterkrankungam Unterfuß, die ofterst viel zu spät er-kannt wird. Mit aga-CARE bekämpfen SieMortellaro nachhaltig.
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� Reduktion vorhandener Keime
� Durchbrechen des Infektionsdrucks
� sanfte, aber sehr wirksame Methode
� keine Hemmstoffe, kein Gefahrstoff, biologisch abbaubar
� kein zusätzlicher Arbeitsprozess, da beim Melkvorgang
angewandt
� unabhängiges, auch an allen Melkrobotern einsetzbares
System
� einfache technische Lösung
Individuelle Anwendung: Die agaCARE-Dosiersysteme können im
vollautomatischen Melkroboter oder in hoch frequentierten Lauf-
wegen im Stall integriert werden. Aber auch eine individuelle
Anbringung der manuellen Handdüse ist möglich.
Im Melkroboter: Hier läuft das Dosiersystem vollautomatisch, un-
abhängig von dem Melkroboter. Nach der Transpondererkennung
setzt erst nach circa zwei Min. Stehzeit der Sprühvorgang ein.
So wird eine Unruhe vor dem Melkvorgang vermieden und
agaCARE kann präzise aufgesprüht werden. Ein Sprühvorgang
mit agaCARE dauert bei jedem Melkvorgang 10 bis 30 Sek., je
nach Verschmutzunggrad der Klaue. agaCARE wird bei jedem
Melkvorgang direkt auf die anfälligen Partien gesprüht und durch-
bricht bei regelmäßiger Anwendung den Infektionsdruck nach-
haltig.
Im Melkstand: agaCARE kann auch manuell mit einer Handdüse
bei jedem Melkvorgang aufgesprüht werden. Mit einer einfach zu
installierenden Sprühvorrichtung wird das agaCARE-Dosiersys-
tem im Melkstand angebracht und kann während des Melkvor-
gangs flexibel eingesetzt werden. agaCARE wird direkt auf die
anfälligen Partien gesprüht und durchbricht bei regelmäßiger
Anwendung den Infektionsdruck nachhaltig.
Nach dem Trimmen: agaCARE nach dem Trimmen einfach auf
die zu desinfizierenden Stellen und Zwischenräume sprühen.
agaCLEAN –Wirtschaftliche Stalldesinfektion
Schluss mit zusätzlichen Arbeitsschritten
wie bei herkömmlichen chemischen
Stalldesinfektionen. Zur Umsetzung einer
optimalen Desinfektion reicht nun ein
Produkt für den gesamten Stall: aga-
CLEAN. agaCLEAN ist eine wirtschaftli-
che Stalldesinfektion mit vollem Wir-
kungsspektrum. Mit agaCLEAN werden
sekundenschnell alle Mikroorganismen
im Stall abgetötet. In maximal 60 Sekunden sind Arbeitsflächen
und Werkzeuge desinfiziert – Schimmelsporen in drei Minuten. Da
agaCLEAN von bestimmten Flächen und Utensilien nicht entfernt
werden muss, wird hier wertvolle Arbeitszeit gespart.
MILCH I INDUSTRIE NEWS
Milchpur 03.2015
37
agaSAAT GmbH & Co. KG MaishandelsgesellschaftPascalstr. 11 - Gewerbegebiet Süd47506 Neukirchen-VluynTel.: +49-2845-93697-0 Fax: +49-2845-93697-0E-Mail: [email protected]/agasaat.maiswww.youtube.com/user/agasaat
Weitere Infos unter:
agaCLEAN wirkt gegen:
� Viren (z. B. Herpesviren)
� Sporen und Algen
� Pilze (z. B. Aspergillus, Candida albicans)
� Bakterien (z. B. Escherichia coli, Salmonella, Legionella pneu-
mophila, Pseudomonaden)
Als Vorteile sind zu nennen:
� kein Gefahrstoff
� wirtschaftlich optimale Lösung
� kein Arbeitsschutz in der Anwendung notwendig
� keine Hemmstoffe, keine Resistenzbildung
� Erhältlich in 10-, 20-, 30-, 200- und 1 000-Liter-Gebinde
Die Anwendung von agaCLEAN führt nachweislich zu einer gerin-
geren Keimbelastung und einer deutlichen Reduktion von Krank-
heitserregern. Der Einsatz von weiteren Desinfektionsmitteln entfällt.
So wird Ihr Personal, vor allem bei zeitlichen Engpässen geschont.
Für die Anwendung von agaCLEAN ist kein zusätzlicher Wasser-
einsatz nötig, behandelte Flächen müssen nur abtrocknen.
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Rinder nehmen ihre Umwelt mittels Ge-
hör-, Geruchs-, Seh- und Tastsinn wahr. Da
sie auf Umweltreize unter Umständen völ-
lig anders als der Mensch reagieren, kön-
nen sie in unerwartete Stresssituationen
geraten.
Diese besonderen Reaktionen dürfen beim
Umgang mit Tieren und gerade beim Ver-
laden von Rindern nicht außer Acht gelas-
sen werden.
� Sehen: Rinder haben ein sehr weitesSichtfeld von ca. 330° (zum Vergleich: Men-
schen 210°). Lediglich ein schmaler Bereich
von etwa 30° direkt hinter dem Tier ist von
diesem nicht einsehbar. Auf eine Annähe-
rung in diesem toten Winkel reagiert ein
Rind sehr sensibel. Für ein Überleben in
der Wildnis ist für das Rind scharfes Sehen
nicht das Wichtigste, sondern das Wahr-
nehmen kleinster Bewegungen potenziel-
ler Feinde. Daher nehmen die Augen der
Rinder auch Farbkontraste stärker wahr als
die des Menschen. Dies hat jedoch auch
zur Folge, dass das Rinderauge rund 5-
bis 10-mal länger braucht um sich an ver-
änderte Lichtverhältnisse anzupassen, zum
Beispiel wenn Tiere von der Weide in einen
dunklen Viehtransporter gehen sollen. Rin-
der gehen generell nicht gerne ins Dunk-
le.
� Hören: Das Gehör des Rindes kann sehrhohe, wie auch sehr tiefe Töne wahrneh-
men. Mit den beinahe in alle Richtungen
drehbaren Ohrmuscheln können auch
sehr leise Geräuschquellen geortet werden.
Rinder können positive Geräusche, wie
zum Beispiel vom Futtermischwagen, von
negativen, wie vom Viehtransporter, unter-
scheiden und diese entsprechend einord-
nen. Gegenüber lauten, schrillen oder nicht
endenden Geräuschen sind sie besonders
empfindlich. In der Praxis haben sich aus
diesem Grund geräuschdämmende Bau-
teile aus Kunststoff, zum Beispiel an Fang-
fressgittern, bewährt.
Tritt der Landwirt mit ruhiger Stimme an Rin-
der heran, hat dies einen positiveren Effekt
auf das Tier als der metallische Klang eines
Stockschlages auf die Stalleinrichtung.
� Riechen / Schmecken: Rinder habeneinen sehr feinen Geruchs- und Ge-
schmackssinn. Sie erkennen ihre Artge-
nossen in der Herde und deren sozialen
Rang am Geruch. Das neugeborene Kalb
wird als allererstes auf den Geruch der Mut-
ter geprägt, noch bevor es sie an ihrem Ruf
erkennt oder sehen kann. Befinden sich
Rinder in Stresssituationen, scheiden sie
verstärkt Kot und Urin aus. Über darin ent-
haltene Botenstoffe, sogenannte Phero-
mone, sollen nachfolgende Tiere gewarnt
werden. Dies zeigt sich in der Praxis häu-
fig bei der Klauenpflege oder beim Tier-
transport. Auch der gestresste Mensch
scheidet Pheromone über den Schweiß
aus – das Rind nimmt diese Duftstoffe
ebenfalls auf und reagiert mit Unruhe.
Das Rind besitzt über die gesamte Zunge
verteilte Geschmacksknospen und kann
damit verschiedene Geschmacksrichtun-
gen unterscheiden. Besonders gerne
mögen Rinder Süßes und Salziges. Sie
sind ausgesprochene Schleckermäuler
und lassen sich gerne mit kleinen Beloh-
nungen bestechen.
� Tasten / Fühlen: Häufiger positiver Kon-takt fördert die Mensch-Tier-Beziehung. Am
ganzen Körper hat das Rind unterschied-
lich berührungssensible Stellen. Feste
Berührungen an bestimmten Stellen (z.B.
die Haarwirbel auf der Wirbelsäule sowie
die Ohrwurzel) können helfen das Tier zu
beruhigen. Eine leichte Berührung hinge-
gen empfindet das Rind als unangenehm.
Der Berührungssinn spielt vor allem in der
Sozialstruktur einer Herde eine große Rol-
le. Das gegenseitige Belecken dient der
Stabilisierung der Rangordnung. Rangho-
he Tiere lassen sich von rangniedrigeren
Tieren belecken und fordern dies auch mit
entsprechendem Nachdruck ein. Dieses
Zusammenspiel kann für den Landwirt zum
Verhängnis werden, wenn er der „kleinen
Leckaufforderung“ (sanftes Anstoßen) wäh-
rend Reparaturarbeiten im Laufstall nicht
nachkommt. Das nicht beachtete Tier will
seinen Rang in der Folge durch einen
Rangkampf klären. Wer in diesem Fall allein
aufgrund des circa 10-fachen Gewichts-
unterschiedes gewinnen wird, ist offen-
sichtlich.
Vorbereitung Verladung
So vielfältig wie die einzelnen Betriebs-
strukturen sind, so unterschiedlich werden
auf den einzelnen Betrieben oder Vieh-
weiden Tiere verladen. Ein wichtiger
Grundsatz gilt für alle Verladearten glei-
chermaßen: Benötigte Einrichtungen und
Hilfsmittel müssen vorhanden, vorbereitet
und einsatzbereit sein. Kurz vor dem Ver-
laden der Tiere sollen nach Möglichkeit
keine Veränderungen im Stall oder Wei-
debereich erfolgen, da dies die Tiere unnö-
tig beunruhigt.
Obwohl regelmäßig Rinder den Betrieb
verlassen müssen oder durch Zukauf auf
den Betrieb kommen, wird dieser Arbeits-
bereich oft auch bei Neubauten noch stief-
MILCH IMANAGER38
Milchpur 03.2015
Sicheres Verladen von Rindern„Entlaufene Rinder halten Polizei und Landwirte auf Trab!“ „Kuh verletzt Landwirt schwer!“ Solche und ähnliche Nachrichten scheinen sich in letzter Zeit zu häufen. Michael Miller von der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft berichtet über das sichere Verladen.
mütterlich behandelt. Verladerampen mit
nachgelagertem Wartebereich im Stall
sieht man leider noch viel zu selten. Der
Wartebereich sollte so angeordnet sein,
dass die Tiere auch weiterhin Sichtkontakt
zu den restlichen Herdentieren haben.
Egal ob bei Neubauten oder im Bestand,
eine einfache Verbesserungsmaßnahme
kann nahezu auf jedem Betrieb installiert
werden: Die Ausleuchtung des Verlade-
bereiches sollte vom Stall weg in den LKW
bzw. Viehwagen erfolgen. Rinder gehen
nicht gerne ins Dunkle, wollen aber auch
nicht geblendet werden.
Kommen Viehanhänger mit Rampen zum
Einsatz, so sollten diese nicht steiler als 30°
sein. Ein trittsicherer und lärmdämmender
Belag im Viehwagen und auf der Rampe
macht das Einladen für Tier und Mensch
sicherer. Seitlich aufgebaute Panels leiten
die Tiere zielgerichtet in die gewünschte
Richtung und erleichtern die Arbeit der
Nachtreiber. Schwenkbare Innengittertore
im Wagen sorgen für mehr Sicherheit beim
Schließen und Öffnen der Ladeklappe.
Verladen auf der Weide
Viehweiden mit einer festen Hütte oder
einem Unterstand, der auch mit Schlepper
und Anhänger erreichbar ist, sind beim
Auf- und Abladen der Tiere von Vorteil.
Beim Abladen gewöhnen sich die Tiere
nach und nach an die veränderten Licht-
verhältnisse und nehmen die Umzäunung
besser wahr. Zum Aufladen können die
Tiere mit Treibgattern (Panels) in der Hüt-
te eingesperrt und dann direkt von dort in
den Viehanhänger getrieben werden.
Wird eine mobile Treib- und Fangeinrich-
tung eingesetzt, sollte diese frühzeitig, min-
destens einen Tag vorher, im Tierbereich
aufgestellt werden, um den Tieren die
Scheu vor dieser zum nehmen.
Fazit
� unbekannte Umgebung, rasche Bewe-gungen, hohe Geräuschpegel und
plötzlicher Lärm führen bei Tieren zu
Unruhe und Stress
� den Tieren Zeit geben für die Erkun-dung ungewohnter Gegenstände (z.B.
anderer Bodenbelag)
� Treibe-, Verladebereiche und Transpor-ter blendfrei ausleuchten
� Treibgänge oder ausreichende Anzahlan Panels verwenden
� persönliche Fluchtmöglichkeiten schaf-fen
MILCH IMANAGER 39
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Kuhkomfort ist das Schlagwort, unter dem
sich in den letzten Jahren alle Verbesse-
rungen in der Stallhaltung von Kühen
zusammenfassen lassen. Im Bereich des
Stallklimas, der Gestaltung der Laufgänge
und der Liegeboxen wurden in dem
Bestreben, den Kühen eine artgerechtere
Haltung zu ermöglichen, deutliche Ver-
besserungen erzielt.
Ein Aspekt ist dabei etwas stiefmütterlich
behandelt worden: die Beleuchtung der
Ställe. Sie diente bisher meist zur Arbeits-
platzgestaltung der im Stall arbeitenden
Personen. Außerhalb der Arbeitszeiten
brennt nur ein rotes Notlicht, das die Kühe
aber nicht sehen. Sie bewegen sich in der
Nacht im Dunkeln.
Die Berufsgenossenschaft verlangt aus
Gründen der Arbeitssicherheit in Ställen
eine Lichtstärke von mindestens 50 Lux; in
Milchräumen und Ställen von kranken
Kühen sollen 200 Lux möglich sein. 50 Lux
entsprechen etwa dem Licht bei Vollmond
in dunkler Nacht und bei 200 Lux kann
man Zeitung lesen. Die Vorgaben der
Berufsgenossenschaft sind der Arbeits-
stättenverordnung entnommen und gelten
streng genommen für Arbeitnehmer. Aus
Gründen der Arbeitssicherheit sollten sie
aber auch für die Landwirtsfamilie beach-
tet werden.
Neuerdings sind sogenannte LED-Lam-
pen für Milchviehställe auf dem Markt,
denen im Vergleich zu den verbreiteten
Metalldampf- oder Röhrenlampen positi-
ve Einflüsse auf das Tierwohl und die Leis-
tung nachgesagt werden und die zudem
noch deutlich weniger Strom verbrauchen.
LED-Lampen benötigen z.B. für ein Licht
mit einer Helligkeit von 600 Lumen nur
eine Leistung von 8 Watt. Um die gleiche
Leistung mit einer Glühbirne zu erzeugen,
sind 60 Watt Leistung nötig.
Licht beeinflusst dieTiergesundheit und -leistung
Lichtintensität, -farbe und -dauer beein-
flussen das Tierverhalten. In den USA setz-
te man Kühe 16 Std./ Tag einem Licht von
150 bis 200 Lux etwa 1 m über dem Stall-
boden aus. Die Milchleistung erhöhte sich
um ca. 2,5 kg, unabhängig vom Leis-
tungsniveau. Deutsche Experten geben
eine Mindestlichtstärke von 200 Lux für
Leistungssteigerungen an. Ursache hierfür
ist eine reduzierte Bildung des „Schlafhor-
mons” Melatonin, wodurch die Produktion
der die Milchproduktion fördernden Hor-
mone Prolaktin und IGF-1 steigt. Entschei-
dend für diesen Effekt ist, dass der gesam-
te Stall ausgeleuchtet wird und nicht nur
der Bereich am Futtertisch. Die Kuh frisst
drei bis vier Stunden/Tag und liegt neun
bis 14 Stunden in der Liegebox.
Joep Dreesen, Tierarzt aus den Nieder-
landen, zählt Licht neben Futter, Wasser,
Luft, Ruhe und Platz zu den sechs Freihei-
ten der Kuh und empfiehlt, das Licht im
Stall eine halbe Stunde vor Beginn der
Stallarbeit einzuschalten. Die Kühe sind
dann schon aktiv und es ist einfacher,
brünstige Kühe zu entdecken.
Einen Einfluss auf die Leistung hat auch
die Lichtfarbe. Sie wird in Kelvin (K)
gemessen. 4 000 bis 5 000 K bedeutet
neutralweißes Licht; es wirkt kälter als das
bei 2 500 K warme, leicht gelbliche Licht
und ist leistungsanregend für Mensch und
Tier. Maßgeblich hierfür ist ein hoher Blau-
anteil in ihrem Lichtspektrum.
Für die Beleuchtung von Ställen stehen
drei Lichtsysteme zur Verfügung:
1. die bekannten Leuchtstoffröhren
2. Halogendampflampen
3. LED-Lampen
1. Moderne Leuchtstoffröhren:
Leuchtstoffröhren haben in ihrem Inneren
ein Gas, das durch die beiden Elektroden
an den Enden gezündet wird. Für weiße
Farben ist Quecksilberdampf notwendig.
Der Quecksilbergehalt in der Röhre liegt
bei 2 bis 3 mg. Nach der Zündung entsteht
ein unsichtbares UV-Licht. Die Innenwan-
dung der Röhre ist mit phosphorhaltigen
Leuchtstoffen beschichtet, die durch das
MILCH IMANAGER40
Milchpur 03.2015
Leuchten der ZukunftDass auch die Beleuchtung ein Teil des Kuhkomforts ist, wird im vorliegenden Beitrag von Dr. Josef Hiemer anschaulich verdeutlicht.
Beleuchtung derSuperlative: LED-Lampen werdenverstärkt Einzugin die Milchvieh-ställe halten. Werkfoto
UV-Licht zum Leuchten gebracht werden.
Der größte Teil des UV- Lichtes bleibt in der
Röhre. Moderne Röhren können mit 1 Watt
Leistung 80 bis 100 Lumen Licht erzeugen.
Lumen ist das von der Lampe abgestrahl-
te gesamte Licht. Die Leuchtstoffröhre
leuchtet nach allen Richtungen. Die volle
Leistung wird aber nur bei 20 °C Umge-
bungstemperatur erreicht. Bei 0 °C sinkt
die Leistung um 40 bis 60 %. Die LED
Lampe erzeugt mit 1 Watt ein Licht von 100
bis 120 Lumen.
Moderne Leuchtstofflampen haben mittle-
re Lebensdauern bis zu 24000 Stunden.
Die Röhre altert erst ab ca. 16 000 Stun-
den Nutzungsdauer um ca. 5 %, während
die LED von Anfang an einen linearen
Leistungsabfall hat. Für die Lebensdauer
entscheidend ist auch die Zahl der Schalt-
zyklen, die auf ca. 2 000 begrenzt ist.
Fällt eine Röhre aus, ist der Ersatz billig. Mit
3 bis 5 EUR / Stück ist eine neue Röhre
beschafft. Sie sind dimmbar und haben
eine gute Farbwiedergabe mit einem mit
den anderen Lichtquellen vergleichbaren
Ra-Wert von 85.
Normale Leuchtstoffröhren eignen sich für
hohe Ställe nur bedingt. Die Lichtausbeu-
te auf Stallebene ist bei der üblicherweise
hohen Aufhängung schwach. Bedeuten-
de Hersteller haben die Lampe für den Ein-
satz im Stall nicht freigegeben.
2. Halogenmetalldampflampen:
Natriumdampflampen: In diesem Lam-
pentyp erzeugt wie bei der Leuchtstoffröh-
re eine Gasentladung Licht. Anders als bei
der Leuchtstoffröhre wird jedoch kein extra
Leuchtstoff benötigt, der das Licht sichtbar
macht. Die Gasentladung erzeugt unmit-
telbar sichtbares, einfarbiges, gelbes Licht,
das ein kontrastreiches Sehen ermöglicht.
Die Effizienz ist deshalb höher als bei
Leuchtstoffröhren. Je Watt werden bis zu
150 Lumen erreicht. Bis die volle Lichtstär-
ke erreicht ist, dauert es ca. vier Minuten.
Die mittlere Lebensdauer wird bis zu
30000 Stunden angegeben. Häufiges Ein-
und Ausschalten verkürzt die Lebensdau-
er auch dieser Lampen deutlich.
Das Licht von Natriumdampflampen liegt
in einem Lichtspektrum, das von den Rin-
dern zu 80 % nicht gesehen wird. D.h. für
Rinder sind Ställe ziemlich dunkel, auch
wenn für den Landwirt eine ausreichende
Helligkeit herrscht.
Halogendampflampen: Es sind wie die
Natriumdampflampen Gasentladungs-
lampen. Durch Zusatz von Halogengemi-
schen (Fluor, Brom, Jod, Chlor) zu Queck-
silber, Thallium und anderen Stoffen las-
sen sich eine hohe Farbwiedergabe mit
einem Farbwiedergabeindex Ra bis 95
und eine hohe Lichtausbeute bis 140 lm/
W erzielen. Die Farbtemperatur liegt zwi-
schen 3 bis 20 000 K. Dieser hocheffizien-
te Lampentyp kann deshalb ein angeneh-
mes weißes Licht erzeugen und die Far-
ben echt darstellen.
Wie jede Gasentladungslampe dauert es
einige Minuten, bis nach dem Einschalten
die volle Lichtstärke erreicht ist.
Die Lebensdauer wird mit bis zu 30 000
Stunden angegeben.
Halogenmetalldampflampen dürfen nicht
mit Halogenglühlampen verwechselt wer-
den. Letztere bringen wie die Glühlampe
einen Faden zum Glühen.
Halogenmetallldampflampen sind nur be-
grenzt dimmbar.
In der Praxis werden oft zu wenig sehr licht-
starke Halogendampflampen installiert.
Das hat zwei negative Effekte zur Folge:
�Der Stall wird nicht gleichmäßig ausge-leuchtet.
�Unter der Lampe entsteht eine starkeHitze, weshalb die Kühe diesen Bereich
meiden.
3. LED-Lampen: DeLaval hat eine LED-
Lampe speziell für Milchviehställe entwi-
ckelt, während die anderen Anbieter die
Technik aus Industrie und Gewerbe über-
nommen haben. In zwei Dioden-Doppel-
reihen wird ein sehr weißes, kaltes Licht
und ein normales weißes Licht erzeugt. Die
beiden Reihen lassen sich getrennt steu-
ern. Das kalte Licht mit einem hohen Anteil
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an blauem Licht sorgt für eine erhöhte Leis-
tungsbereitschaft. Die andere Reihe lässt
sich dimmen, entweder „per Hand” oder
über einen Lichtsensor. Durch diese Licht-
zusammensetzung ist eine geringere Leis-
tung notwendig als mit den üblichen LED-
Lampen. Die Leistungseinsparung wird mit
25 % angegeben. Die Lampen kommen
aber erst im 3. oder 4. Quartal 2015 auf den
Markt.
LED-Lampen bestehen aus Licht erzeu-
genden Dioden, die von einem Halbleiter
mit Strom versorgt und gesteuert werden.
Jede Lampe besteht aus mehreren
Dioden. LED-Lampen fallen deshalb nicht
plötzlich aus. Beim Ausfall einer Leucht-
diode wird das Licht schwächer.
LED-Licht ist kalt. Es entsteht aber Wärme
auf dem Chip, die zum Ausfall einzelner
Lichtpunkte führen kann. Die Lampen
benötigen je nach Umgebung einen extra
Kühler, zumindest Kühlrippen, die die Wär-
me abführen. Die Stalllampen sollten des-
halb in einem Aluminium- und nicht in
einem Plastikgehäuse eingebaut sein. Die
Dimension und Qualität des Kühlers sind
wichtige Qualitätsmerkmale der LED-Lam-
pen. Es ist durch einen Lichtsensor sicher-
zustellen, dass die Lampen bei Tempera-
turen über 50 ° C abgeschaltet werden.
Diese Temperaturen können v.a. bei nicht
isolierten Dächern und den hoch aufge-
hängten Lampen entstehen.
Der Lampenchip der LED-Lampe ist – wie
der PC – empfindlich gegenüber Span-
nungsschwankungen im Netz, die zu
einem Totalausfall der Lampe führen kön-
nen, z.B. wenn die Michkühlung einschal-
tet. Gute LED-Lampen können Span-
nungsschwankungen abfangen.
Die Gewährleistung durch den Hersteller
ist ein weiteres Qualitätsmerkmal: Es wer-
den je nach Hersteller drei oder fünf Jah-
re angegeben. Ein Lampenwechsel kann
aufwendig werden, wenn hierzu eine
mobile Hebebühne notwendig wird.
Geklärt werden sollte auch, ob die Garan-
tie für die Leuchten oder die ganze Lampe
gilt.
LED-Lampen enthalten kein Quecksilber
und erzeugen kein UV- oder Infrarot- Licht.
Sie ziehen deshalb keine Fliegen an. Sie
erreichen sofort nach dem Einschalten die
volle Lichtstärke und flackern nicht.
In der Lebensdauer können sie den ande-
ren Lichtquellen deutlich überlegen sein,
fachgerechter Einsatz vorausgesetzt.
Sowohl die Leuchtdauer als auch die Zahl
der möglichen Einschaltvorgänge ist höher
als bei allen anderen Leuchtmitteln. Da die
LED-Lampe nicht sofort total ausfällt son-
dern altert, kann die Angabe der Lebens-
dauer nicht mit der anderer Leuchtmittel
direkt verglichen werden. Wird eine
Lebensdauer von 50000 Stunden mit der
Bezeichnung B50L70 angegeben, bedeu-
tet dies, dass nach 50000 Stunden 50 %
der Lampen noch 70 % der ursprüngli-
chen Leuchtkraft aufweisen oder anders
herum: Dass 50 % der Lampen diese
Bedingungen nicht mehr erfüllen. Man
sollte die Leuchtdauer nicht überschätzen:
Brennt eine Lampe vier Stunden am Tag,
ergibt sich bei einer Lebensdauer von
50000 Stunden eine mögliche Nutzungs-
dauer von 34 Jahren. Ob die Elektronik der
LED so lange hält, kann bezweifelt werden.
LED-Lampen haben die höchste Energie-
effizienz. Mit 1 Watt können bis zu 180
Lumen einfarbiges Licht erzeugt werden.
Sie sind in der Anschaffung etwa doppelt
so teuer wie Halogendampflampen.
Im Internet findet man weitere Informatio-
nen zu den LED-Leuchten, z.B unter
www.cavallo.de/lichtimstall.
Billige LEDs verwenden Chips aus ver-
schiedenen Produktionschargen, die
unterschiedliche Lichtfarben erzeugen
können. Bei Chips aus einer Charge oder
der Selektion der Chips ist dies weniger
der Fall. Die EU-Norm sagt, dass die
Abweichung bezüglich Helligkeit und Farb-
temperatur weniger als sechs Stufen betra-
gen darf. Dieser Effekt wird als „Binning”
bezeichnet.
LED-Lampen lassen sich dimmen und ein-
zeln schalten, z.B. über das smartphone.
Sie können auch verschiedene Farben
enthalten. Dadurch sind tierangepasste
Lichtprogramme möglich, z.B. durch teil-
weises Abschalten einzelner Lampen und
durch Dimmen der wenigen verbliebenen
Lampen während der Nacht.
Auch LED-Lampen im Milchviehstall sind
besonderen Umweltbedingungen ausge-
setzt: Staub, Feuchtigkeit, Hitze unter dem
Stalldach, Verschmutzung durch Vögel
und Insekten und Ammoniak. Sie müssen
MILCH IMANAGER42
Milchpur 03.2015
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Schutzart IP 65 IP 54 IP 65 IP 67 IP 65
Herstellergarantie 5 Jahre 1 Jahr 6 Jahre 7 Jahre 5 Jahre
Lebensdauer > 50 000 h 50 000 h für mindestens 15 Jahre > 50 000 h > 50 000 h
Material Gehäuse Aluminium Aluminium Edelstahl Aluminium Aluminium Aluminium
Bauart Einzellampen schwenkbar 3 schwenkbare Leuchten Einzellampen alle Glockenform 2 Lampen aufauf 1 Träger auf Edelstahlträger schwenkbar auf Wunsch 1 Träger,
schwenkbarauf Edelstahlträger auf Wunsch
dimmbar ja ja nein ja
Temperaturbereich -20 – + 40 °C - 40 – + 45 °C -30 – + 50 °C -30 – + 50 °C
* Lampe auf 75 % gedimmt – weitere Angaben noch nicht verfügbar
deshalb mindestens nach dem Standard
IP 65 geschützt sein.
Dies bedeutet: „6” Staubdicht und voll-
ständiger Schutz gegen Berührung, „5”
Schutz gegen starkes Strahlwasser; „7”
Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen.
Anbieter von LED-Lampen für Rinderstäl-
le: Die Zahl der Anbieter ist noch begrenzt.
Erst durch die deutlichen Kostensenkun-
gen der letzten Zeit ist die LED-Lampe ein
Thema für Rinderställe geworden.
Gewarnt werden muss vor qualitativ min-
derwertigen Billigangeboten, die den Ein-
satzbedingungen im Stall nicht standhal-
ten. Tabelle 1 zeigt einen Überblick über
aktuelle Anbieter von LED-Lampen für Rin-
derställe.
Einsparpotenzial von LED-Lampen
Tabelle 2 zeigt den Vergleich zwischen
einer Beleuchtung mit Halogendampf
(HQI)- und LED-Lampen für einen Milch-
viehstall mit einer Größe von 25 x 60 m
inkl. der Nebenräume.
Bei vergleichbarer Lichtleistung sind insg.
18 HQI-Lampen mit einer Leistung von je
435 Watt notwendig sowie 13 Leuchtstoff-
röhren mit je 65 Watt. Insgesamt sind 8,68
Kilowatt installiert.
Um das gleiche Licht mit LED-Lampen zu
erzeugen, sind insgesamt 24 LED-Lampen
mit je 200 Watt notwendig sowie 13 LEDs
mit je 30 Watt – zusammen ergibt das 5,19
Kilowatt oder 60 % der Leistung mit HQI-
Lampen. Bei Kosten von 26 ct/ kWh ergibt
sich eine Stromersparnis von 0,91 EUR/
Leuchtstunde.
Der Investitionsmehraufwand der LED-
Lampen beträgt ca. 5 000 EUR. Die Amor-
tisationsdauer des Mehraufwandes hängt
von der Brenndauer der Lampen ab. Sie
beträgt bei drei Stunden täglich fünf Jahre
und sinkt auf 1,5 Jahre, wenn mit einem
Lichtprogramm mit 10 h/Tag Belichtung
gearbeitet wird.
Die erwartete Lebensdauer der LED-Lam-
pen ist doppelt so hoch wie die der HQI-
Lampen, sodass die jährlichen Fixkosten
bei doppeltem Anschaffungspreis der
LED-Lampen in etwa gleich hoch sind.
Wir halten fest
� LED-Lampen sind das Leuchtmittel derZukunft, auch in Milchviehställen.
� Ihr Einsatz ist besonders beim Ersatzvon Glühbirnen und Leuchtstoffröhren
wirtschaftlich.
� In der Anschaffung sind sie etwa dop-pelt so teuer wie herkömmliche Leucht-
mittel. Aufgrund der höheren Effektivität
muss weniger als 50 % der Leistung
von Metalldampflampen investiert wer-
den.
� LED-Lampen lassen sich über den PC,
das tablet oder das smartphone einzeln
steuern und dimmen.
�Die Stromeinsparung hängt von derLeuchtdauer ab. Sie kann zwischen den
beiden Extremen Einsatz zur Beleuch-
tung des Arbeitsplatzes während der
Stallarbeiten und einem 16-Stunden-
Lichtprogramm/Tag schwanken. Davon
abhängig ist die Amortisationsdauer des
Mehraufwands gegenüber herkömmli-
chen Lampen.
� LED-Lampen bieten die Chancen zueinem Lichtprogramm, das das Wohl-
befinden der Tiere erhöhen und höhe-
re Leistungen bewirken kann. Welche
Auswirkungen eine weitere Leistungs-
steigerung durch ein Lichtprogramm mit
16 Stunden Licht und acht Stunden
Dunkelheit auf Hochleistungskühe hat,
die bereits an der Grenze der Leis-
tungsfähigkeit sind, muss hinterfragt
werden. Zu beachten ist auch, dass ein
solches Lichtprogramm nicht für Tro-
ckensteher geeignet ist. In der Natur kal-
ben die Kühe im Frühjahr in der Dun-
kelheit.
�Bei etwa gleichen Festkosten bietenLED-Lampen auch ohne Lichtpro-
gramm durch deutlich niedrigere
Stromkosten Kostenvorteile, deren Höhe
von der täglichen Brenndauer abhängt
und die bei steigenden Strompreisen
größer werden.
MILCH IMANAGER
Milchpur 03.2015
43
Tab. 2: Vergleich zwischen Halogendampflampen und LED-Lampen bei der Beleuchtung eines Milchviehlaufstalles (25-60 cm)
Ort Leuchtmittel Anzahl Watt Leistungsauf- Kosten Kosten Leuchtmittel Anzahl Watt Leistungsauf- Kosten EinsparungLampe nahme insg. kWh € insges. Lampe nahme insg. insges.
kWh/h kWh/hMilchviehstall HQI 9 435 3,92 0,26 1,02 € LED 11 200 2,20 0,57 € 0,45 €
HQI 9 435 3,92 0,26 1,02 € LED 13 200 2,60 0,68 € 0,34 € BüroNebenräume Röhren 13 65 0,85 0,26 0,22 € LED 13 30 0,39 0,10 € 0,12 € Summe 8,68 2,26 € 5,19 1,35 € 0,91 € Einsparung Stromkosten Investitionsmehraufwand LED-Lampen 5 000 €€ tägliche Leuchtdauer Tage/Jahr Kostenersparnis/JahrAmortisationsdauer Mehraufwand (Jahre)
2 365 661 € 7,63 365 992 € 5,04 365 1 323 € 3,85 365 1 654 € 3,06 365 1 984 € 2,57 365 2 315 € 2,28 365 2 646 € 1,99 365 2 977 € 1,710 365 3 307 € 1,5
MILCH I HALTUNG44
Milchpur 03.2015
Wenn Kühe Hörner tragen
� 2,5 m2/Kuh im Wartebereich
� zusätzlicher Laufhof als Ausweichmög-
lichkeit für rangniedere Tiere
� Fressplatzbreite 85 cm
� Trockensteher mit Sichtkontakt Herde
� keine Sackgassen
� Um Rangordnungskämpfe bei Um-
gruppierungen auf ein Minimum zu re-
duzieren, sind alle Gruppen mit Sicht-
kontakt zueinander angeordnet. Ledig-
lich die Abkalbebuchten befinden sich
in einem separaten Sonderbereich.
� Die Laufgänge in der Liegehalle sind
3,50 m breit. Die Fressgänge haben ei-
ne Breite von mindestens 4,70 m inklu-
sive eines 1,70 m tiefen Antritts zum Fut-
tertisch. Für die Laufflächen sind Beton-
oberflächen ohne Gummiauflage vor-
gesehen.
Bei der Planung der Stalleinrichtung wer-
den folgende Aspekte beachtet: Als Trän-
ken sind Einzelplatz-Ventiltrogtränken vor-
gesehen: In den Übergängen mindestens
zwei Tränken pro Gruppe bzw. eine Trän-
ke pro 15 Tiere sowie mindestens eine
frostsichere Tränke im Auslauf.
Bei den Modellen mit kleineren Bestän-
den (unter 100 Tierplätze) wird davon aus-
gegangen, dass die laktierende Herde
nicht in Leistungsgruppen eingeteilt ist.
Für die leistungsbezogene Fütterung sind
Kraftfutterstationen vorgesehen.
Diese sind allseitig geschlossen und ha-
ben keinen seitlichen Zugang, sondern
können von der Kuh in Laufrichtung ver-
lassen werden. So können Auseinander-
setzungen vermieden werden.
Bei den Stallmodellen mit großen Bestän-
den (über 100 Tierplätze) werden Leis-
tungsgruppen gebildet, dennoch laufen
die Tiere auch hier in einer Herde. Dies
Neue Laufstallkonzepte für die Haltung von behornten Kühen stellen Barbara Meyer undDr. Ulrike Klöble vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL),Darmstadt, vor.
Neue Stallkonzepte bieten eine Chance,
die Anforderungen an die Haltung von
horntragenden Kühen stärker zu berück-
sichtigen. Das KTBL hat daher im Rahmen
eines durch das BÖLN geförderten Pro-
jekts den Investitionsbedarf von Milchvieh-
ställen für horntragende Kühe untersucht.
Betriebsleiter, die behornte Kühe halten
wollen, erhalten nun Informationen darü-
ber, wie Laufställe gestaltet werden sollten,
mit welchem Investitionsbedarf und mit
welchen jährlichen Gebäudekosten zu
rechnen ist. In der Vergangenheit wurden
behornte Milchkühe vor allem in Anbinde-
ställen gehalten. Gemäß EG-Öko-Verord-
nung ist dies seit 2013 nur noch für kleine
Bestände unter 30 Tieren zulässig. Erfah-
rungen von Praktikern und Ergebnisse ver-
schiedener Untersuchungen zeigen, dass
in Laufställen das Verletzungsrisiko für
Mensch und Tier sinkt, wenn das Stallge-
bäude, die baulichen Einrichtungen und
vor allem das Management an die Bedürf-
nisse der horntragenden Tiere angepasst
werden.
Daher wurde im Rahmen eines KTBL-
Projekts untersucht, wie Ställe für behorn-
te Kühe aussehen könnten und was sie
kosten. Insgesamt wurden sechs Lauf-
stallmodelle mit Bestandsgrößen von 42
bis 193 Tierplätzen und unterschiedlichen
Melksystemen entwickelt. Alle Modelle
wurden nach den Vorgaben der Verord-
nung (EG) Nr. 834/2007 geplant. Die Pla-
nungsgrundlagen wurden mit einer Ex-
pertengruppe abgestimmt. Um den Mehr-
bedarf festzustellen, wurden die Ställe mit
ähnlichen Stallmodellen für Kühe ohne
Hörner verglichen (siehe Tabelle 1).
Für die Planung des Stallgebäudes ist es
wichtig, dass sich eine stabile Rangord-
nung einstellen kann, dass rangniedere
Kühe Ausweichmöglichkeiten haben und
dass das Flächenangebot insgesamt
großzügig bemessen ist. Dadurch wird
auch die Unfallgefahr für den Tierhalter
vermindert. Bei der Planung der Stall-
grundrisse werden folgende Grundsätze
berücksichtigt:
� circa 10 % überzählige Liege- und
Fressplätze als Reserve
� Liegeboxen als Tiefboxen, Länge 3 m,
mit vorderem Boxenausgang als
Fluchtweg
Wichtigstes Ziel bei der Planungvon Ställen fürhorntragende Küheist es, das Risikovon Rangkämpfenzu minimieren. Foto: Ute Schultheiß
trägt zu einem stabileren Herdenverband
bei. Für die leistungsgerechte Fütterung
erhalten die Tiere eine individuelle Zu-
gangsberechtigung zum Futtertisch, die
an Selektionstoren gesteuert wird.
Ergebnisse
Die Planungsdaten der Stallmodelle für
horntragende Kühe wurden mit EG-öko-
konformen Milchviehställen für hornlose
Kühe verglichen. Hinsichtlich des Flächen-
angebots ergibt sich ein Mehrbedarf von
25 bis 40 %. Dieser Mehrbedarf ergibt sich
aus den zusätzlichen Reserveflächen und
den größeren Abmessungen für Liegebo-
xen, Lauf- und Fressgänge und für den
Wartebereich. Beim Vergleich des Investi-
tionsbedarfs zeigt sich, dass mit Mehrkos-
ten von etwa 10 bis 20 % je Tierplatz zu
rechnen ist. Die Anforderungen an die Hal-
tung von behornten Kühen führen insge-
samt zu einem höheren Flächenangebot
und folglich zu einem höheren Investiti-
onsbedarf. Genaue Angaben zu den Kos-
tenelementen sind ebenso wie die Stall-
grundrisse in der kostenfreien KTBL-On-
line-Anwendung Baukost unter dem Link
www.ktbl.de veröffentlicht. Der Mehrauf-
wand sollte durch einen angemessenen
Milchpreis honoriert werden. Für eine Aus-
sage zur Wirtschaftlichkeit der Haltung von
behornten Kühen sind die Stallbaukosten
allein jedoch noch nicht ausreichend. Da-
für müsste auch der Arbeitszeitbedarf be-
rücksichtigt werden.
MILCH I HALTUNG 45
Tab. 1: Investitionsbedarf und jährliche Gebäudekosten der Stallmodelle für horntragende Milchkühe im Vergleich zu ähnlichen Stallmodellen für hornlose Kühe, Preisstand: 2014
Investitionsbedarf5) Jährliche Gebäudekosten6)
Haltungsverfahren TP1) insgesamt Mehrbedarf3) insgesamt Mehrbedarf3)
EUR EUR/TP % EUR/a EUR/TP · a %
1b2) Zweiflächenbucht, 2x3-AT1) 45 644 888 14 331 k.A.4) 59 550 1 323 k.A.
2b Liegeboxen, 2x3-AT 42 622 757 14 828 k.A. 57 908 1 379 k.A.
3b Liegeboxen, AMS1) 67 857 693 12 801 21,9 % 80 916 1 208 20,9 %
7e2) Liegeboxen, AMS 79 829 332 10 498 79 031 999
4b Liegeboxen, 2x4-AT 69 887 180 12 858 -3,3 % 82 308 1 193 -5,7 %
8e Liegeboxen, 2x8-FGM1) 71 944 471 13 302 89 802 1 265
5b Liegeboxen, 2x4-AT 111 1 075 532 9 689 11,1 % 99 433 896 8,9 %
9e Liegeboxen, 2x8-FGM 128 1 115 901 8 718 105 342 823
6b Liegeboxen, 24er-Melkkarussell 193 1 884 821 9 766 13,6 % 175 715 910 11,9 %
10e Liegeboxen, 24er-Melkkarussell 220 1 891 694 8 599 178 918 8131) TP: Tierplatz, AT: Auto-Tandem, AMS: Automatisches Melksystem, FGM: Fischgrät-Melkstand. 2) b: behornt, geeignet für Kühe mit Hörnern; e: enthornt, geeignet für Kühe ohne Hörner.3) Mehrbedarf bei Ställen für behornte Kühe je Tierplatz. 4) k.A.: keine Angabe, da kein Vergleichsmodell vorhanden.5) Erfasst sind die Kostengruppen 300 Bauwerk, 400 Technische Anlagen, 500 Außenanlagen (nach DIN 276 Kosten im Hochbau); alle Preisangaben ohne MwSt.6) Summe aus Abschreibung, Zinskosten, Unterhaltung und Versicherung.
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Info: [email protected]
Gerade bei Neu- oder Umbauten von
landwirtschaftlichen Gebäuden ist es
besonders ratsam, sich mit den Anfor-
derungen, welche eine Kuh an ihre
Umgebung stellt, auseinanderzusetzen.
Oft werden die Möglichkeiten, die sich
bei einem Bauvorhaben ergeben, nicht
umfassend genutzt.
Was will die Kuh?
Sie und auch ihre Mitarbeiterin, die Kuh,
wollen im Stall möglichst lange erfolg-
reich zusammenarbeiten. Steht die Kuh
in einer optimalen Umgebung, dann
bleibt sie länger gesund und sie ist wirt-
schaftlich interessanter.
Die Kuh wünscht sich letztlich im Stall
nichts anderes als die sechs Freiheiten
der Weide. Das sind Licht, Luft, Futter,
Wasser, Ruhe und Raum. Dies gilt es
beim Stallbau zu berücksichtigen.
Beim Bau eines Milchviehstalles muss
an erster Stelle das Wohl der Kuh ste-
hen. Schließlich baut man einen Arbeits-
platz für eine Kuh und keinen Büro-
komplex. Trotzdem soll die Arbeit rund
ums Milchvieh auch dem Tierhalter
Spaß machen. Es gilt bei der Planung,
neben weiteren, speziell auch die fol-
genden Besonderheiten des Rindviehs
zu beachten.
Die Kuh
� ist kein Höhlenbewohner,
� ist ein Herdentier (gemeinsam fres-
sen, gemeinsam liegen, nahe bei der
Herde abkalben),
� ist ein Fluchttier (schwache Tiere ver-
meiden Rangkämpfe wenn immer
möglich),
� produziert mit einem Drittel ihres Kör-
pergewichts („Biogasanlage« im Pan-
sen”) Wärme,
� fühlt sich bei Temperaturen zwischen
0 und 15 °C am wohlsten,
� gibt viel Flüssigkeit ab über den Harn,
den Schweiß und die Atemluft,
� gibt Kohlendioxid, Methan und
Ammoniak an die Luft ab,
� bewegt sich nur für die Futtersuche
und für die sozialen Kontakte und legt
sich dann hin,
� liegt auf einem optimalen Liegeplatz
bis zu 14 Stunden pro Tag.
Folgende kritische Kuhsignale können
Hinweise auf ungenügende Haltungs-
bedingungen geben: Viele stehende
Kühe (15 Minuten nach Fressende lie-
gen weniger als 80 %), zögerliches
Abliegen, rutschende Kühe, diagonales
Liegen, stark seitliches Liegen, Liegen
über der Lägerkante, Stehen auf der
Lägerkante, Futter werfen, Schlürfge-
räusche beim Trinken, Schwanz schla-
gen, tanzende Kühe, Koten im Liegen
und beim Aufstehen, stark verschmutz-
te Tiere, Zitzenverletzungen, Haarab-
schürfungen sowie verdickte Karpal-,
Euter- und Sprunggelenke, usw.
HaupterfolgsfaktorLiegebereich
Wissen Sie, dass die Liegefläche für den
Erfolg im Stall der entschiedene Faktor
ist? Die Euteraufhängung und das Fun-
dament (Klauen und Gelenke) werden
beim Liegen entlastet und vor allem in
gut durchlüfteten Ställen trocknen beim
Liegen die Klauen gut ab (beugt Klau-
enfäule und Mortellaro vor). Rund um
MILCH I HALTUNG46
Milchpur 03.2015
Sechs Freiheiten für die KuhJe mehr eine Kuh im Stall von den sechs Freiheiten der Weide erhält, umso gesünder ist sie und umso mehr Freude macht die Arbeit mit den Rindern, wie Christian Manser vomSchweizer Landwirtschaftszentrum SG, Flawil, verdeutlicht.
Das gibt’s umsonst und tut den Kühen gut: Luft und Licht! Foto: Manser
den Liegebereich sollen, soweit tech-
nisch möglich, keine oder nur ganz tie-
fe Wände erstellt werden. Es gilt zu
beachten, dass nicht nur frische Luft in
den Stall, sondern vielmehr auch die mit
Schadgasen, Wärme und Feuchtigkeit
versetzte Luft von den Tieren weggeführt
werden muss. Krankheitserreger lieben
Wärme und Feuchtigkeit. Liegen Sie
doch selber einmal in die Liegebox und
spüren Sie den Unterschied der Luft-
qualität in der Nase! Sie werden stau-
nen. Die Luft, die ungehindert durch den
Stall strömt, und das Tageslicht sind gra-
tis. Das muss genutzt werden. Schon
allein das Entfernen sämtlicher Fenster
kann die Bedingungen im Stall wesent-
lich verbessern.
Die Wiederkautätigkeit und damit die
Speichelbildung sind im Liegen intensi-
ver. Dies wirkt sich positiv auf die Ver-
dauung und auf die Klauengesundheit
aus. Im Liegen erholt sich die Kuh, sie
spart Energie und hat dadurch eine ver-
stärkte Immunabwehr.
Ausgeruhte Tiere legen sich nach dem
Melken nicht sofort hin, was zu einer
besseren Eutergesundheit führt. Je län-
ger dominante Tiere liegen, umso mehr
Freiheiten genießen die rangniederen
Kühe daneben. Im Liegen produziert
eine Milchkuh zudem durchschnittlich
1 kg mehr Milch pro Stunde als im Ste-
hen.
Der Liegebereich sollte trocken, weich
und trittsicher ausgeführt sein. Eine har-
te Unterlage (testen Sie es selbst mit
einem Kniefall aus 20 cm Höhe) wirkt
alles andere als einladend und führt zu
schmerzhaft verdickten Karpal-, Euter-
und Sprunggelenken. Auch bei Kühen
sind solche Schwellungen nicht nur
optisch nachteilhaft, sondern führen zu
Leistungseinbußen und zu vorzeitigen
Abgängen. Mit dem Einbau einer Kalk-
strohmatratze kann das Abliege- und
Aufstehverhalten wesentlich verbessert
und die Liegedauer nachweislich erhöht
werden.
Kranke und schwache Tiere (frisch
abgekalbte, Erstmelkkühe oder ältere
Kühe) müssen einfach beobachtet und
versorgt werden können. Stehen diese
beispielsweise gemeinsam in einer
Gruppe auf Tiefstroh, so kann man sie
einfacher beobachten und einfacher
behandeln. Ist der Fressplatz in diesem
Stallbereich mit Gummi ausgestattet,
werden die Klauen maximal geschont.
Die Erholungszeit wird verkürzt und die
Tiere können schneller zurück in die
Gesamtherde gebracht werden.
Fehler auf dem Papier kosten nichts
Es ist für den Bauherrn nicht immer ein-
fach, die notwendige Unterstützung für
sein Generationen-Bauwerk zu finden.
Jeder verkauft seine Dienstleistung und
sein Produkt in der Annahme, es sei das
Beste auf dem Markt oder vor allem in
seinem Sortiment. Bei jedem Bauteil
muss die Frage nach der Notwendigkeit
gestellt werden. Jede Außen- und
Innenwand ist zu hinterfragen. Muss hier
tatsächlich eine Wand sein? Muss die
Wand so hoch sein? Muss es Beton
sein oder reicht Holz oder gar eine ein-
fache Abschrankung mittels Metallstan-
ge? Zeigen Sie Ihren Stallbauplan recht-
zeitig einem Berufskollegen. Haben Sie
den Mut, mit einem unabhängigen
Berater den Plan zu hinterfragen.
Bedenken Sie, dass Fehler, die im Plan
entdeckt werden und erst auf dem
Papier stehen, nichts kosten. Im Gegen-
teil: Der Bauherr kann sich an jedem
frühzeitig ausgeschalteten Fehler freu-
en. Beton dagegen ist nach 24 Stunden
hart. Spätestens dann wird es auch hart,
etwas zu ändern. Die Erfahrungen des
Autors zeigen, dass jede nicht gebaute
Betonwand eine gute Wand ist.
Steigende Grundfutterkosten bringen
immer höhere Anforderungen an die
Grundfutterqualität mit sich. Bei der Milch
beispielsweise belaufen sich die Grund-
futterkosten auf ca. 50 % der Direktkosten.
Das wiederum führt zu hohen Anforde-
rungen an die Häckselqualität, insbeson-
dere beim Mais, der in vielen Regionen
Deutschlands Rationsgrundlage ist.
Grundsätzlich gibt es verschiedene Anfor-
derungen an Häcksellängen bei der Mais-
silage, diese sind abhängig vom Einsatz-
bereich der Silage. So gibt es Einsatzbe-
reiche, in denen bewusst kurz gehäckselt
wird und andere, in denen eine längere
Häcksellänge empfehlenswert ist.
Kurz gehäckselter Mais steht für eine gute
Verdichtung im Silo, hat aber eine geringe
Strukturwirkung bei Wiederkäuern und bie-
tet damit immer auch Gefahrpotenzial von
fütterungsbedingten Krankheiten.
Lang gehäckseltes Erntegut bedeutet eine
schwierige Verdichtung im Silo und stellt
somit auch höhere Ansprüche an die
Walzarbeit auf dem Silo; gleichzeitig aber
sorgt länger gehäckselter Mais für eine
gute Strukturwirkung bei Wiederkäuern.
Praktiker unterscheiden vier verschiedene
Häcksellängen-Bereiche: Biogas, Milch-
kühe, Mastrinder, sowie notwendige Ände-
rungen in Abhängigkeit vom Gehalt der
Trockenmasse (TS-Gehalt).
Für eine Biogasanlagewird möglichst kurz
gehäckselt (je nach Gutfeuchte zwischen
3 bis 7 mm), da kürzeres Häckseln den
Methanbakterien mehr Angriffsfläche bie-
tet. Zum Vergleich: Ein Methanbakterium
steht vor 4 mm Maishäcksel wie ein
Mensch vor einem siebenstöckigen Haus.
Weiterer Vorteil von kurz gehäckseltem
Erntegut: Die Gasausbeute gelingt höher
und schneller, da die Verweilzeit im Fer-
menter kürzer ist. Das steigert die Effizienz
der Anlage. In verschiedenen Versuchen
wurde belegt, dass die Gasausbeute um
mehr als 20 % gesteigert werden kann,
wenn man die Häcksellänge von 10 mm
auf 5 mm verkürzt.
Eine möglichst hohe Milchleistung – das
steht im Vordergrund bei Milchbauern.
Deshalb verlangen sie für Milchkühe län-
ger gehäckseltes Erntegut (Häcksellänge
ca. 7 bis 13 mm), da Wiederkäuer auf die
Strukturwirkung des Futters angewiesen
sind. Die Maiskörner sollen fein gemahlen,
aber nicht vermust sein. Bei sehr energie-
reicher Maissilage wird für die Strukturwir-
kung sogar Stroh zugefüttert, das vom Fut-
termischwagen noch weiter zerkleinert
wird. Eine gute Futterstruktur ist wichtig für
MILCH I FUTTER48
Milchpur 03.2015
Es lohnt sich auf jeden Fall, die Häcksellänge richtig einzustellen. Nur so kann man für seine Nutzungsrichtung das Optimum aus den Maissorten rausholen, die Silage optimal verdichten und Sickersaft vermeiden. Ein Beitrag von Benedikt Schäfers, Spelle.
Mais: Welche Häcksellängen für welchen Zweck?
hohe Michleistungen, Milchinhaltstoffe
(besonders Fettgehalt), Gesundheit und
Fruchtbarkeit.
In den USA wird aktuell von vielen Milch-
bauern die sogenannte „Shredlage”
bevorzugt; dabei wird der Mais recht lang
gehäckselt (bis ca. 19 mm, regional noch
länger), jedoch bei sehr feiner Kornaufbe-
reitung. „Shredlage” bewirkt eine sehr gute
Strukturwirkung bei hoher Energieverdau-
lichkeit, stellt gleichzeitig jedoch hohe
Anforderungen an die Verdichtung im Silo
und die Aufbereitungsqualität des Corn-
Conditioners.
In der Bullenmast ist eine Häcksellänge
zwischen ca. 5 bis 10 mm üblich, da Bul-
len geringere Anforderungen an die Fut-
terstruktur haben.
Die oben genannten Werte gelten als
Richtlinien, jedoch sollten Häcksellängen
immer auch an den Reifegrad der Mais-
pflanze angepasst werden. So sollte man
bei grünem Mais mit geringen TS-Gehal-
ten länger häckseln; das sorgt für mehr
Struktur im Futter, kein Auseinanderlaufen
des Silohaufens und verhindert zudem
Sickersaft- und damit Energieverluste.
Brauner Mais mit hohen TS-Gehalten
dagegen sollte kürzer gehäckselt werden;
das führt zur besseren Verdichtung im Silo,
einer verbesserten Gärung und damit letzt-
endlich auch zu einer besseren Futter-
qualität. Hausinterne Versuche belegen,
dass grüner Mais mit 30 % TS auf
14 mm gehäckselt die gleiche Verdich-
tungswirkung hat wie brauner Mais mit
40 % TS auf 5 mm gehäckselt.
Im Praxisalltag erlebt der Häckslerfahrer
häufig Teilflächen mit unterschiedlichen
Reifezuständen. Es gibt bereits Systeme,
die den Reifegrad der Maispflanze auto-
matisch erkennen und die Häcksellänge
entsprechend anpassen.
Fazit
Die Häckselqualität ergibt sich aus den
Faktoren eingestellte Häcksellänge,
Schnittlängen-Fraktionen und Maiskorn-
aufbereitung durch den CornConditioner.
Als Überlängen gelten Anteile größer als
20 mm, diese sollten so gering wie mög-
lich sein, denn 1 % Überlängen in der Sila-
ge kosten den Milchproduzenten ca. 100
EUR/ha und den Biogas-Produzenten
rund 25 EUR/ha.
Moderne Feldhäcksler können in allen
Belangen durch unterschiedliche Ausrüs-
tungen und Einstellungen auf die Praxis-
anforderungen angepasst werden. Fol-
gende Technik-Features sichern eine vor-
bildliche Häckselqualität: ein langer
Vorpressweg mit einer hohen Verdichtung
schon im Einzug, spezielle Messertrom-
meln für unterschiedliche Einsatzbereiche
(z.B. Langguttrommel oder Biogas-
Trommel) sowie Walzenaufbereiter mit fei-
nen oder groben Zähnen, speziell für lan-
ges Häckseln bei intensivem Korn-Auf-
schluss.
MILCH I FUTTER 49
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Ob für die Milchkuh, den Mastbullen oderdie Biogasanlage: Je nach Verwendungs-zweck gibt es eine optimale Häcksellänge.
Fotos: Krone
Der glaubwürdigste und vertrauens-
vollste Botschafter der modernen Land-
wirtschaft ist der Landwirt vor Ort. Laut
einer Umfrage der Gesellschaft für Kon-
sumforschung (GfK) aus dem Jahr 2014
gehört der Berufsstand zu den Top Ten
und rangiert in der Beliebtheitsskala nur
knapp hinter Feuerwehrleuten oder bei-
spielsweise den Pflegeberufen.
Gleichzeitig entfremdet sich die Bevöl-
kerung zunehmend von der Landwirt-
schaft. Die Zeiten, in denen zumindest
noch die Generation der Großeltern in
der einen oder anderen Weise mit der
Landwirtschaft „verbandelt“ war, sind
vorbei. Neben der Tierhaltung wird in
diesem Zusammenhang auch der
Pflanzenschutz vielfach kritisch disku-
tiert. Nach den Neonikotinoiden erregt
derzeit vor allem der herbizide Wirkstoff
Glyphosat die Gemüter. Sachliche, wis-
senschaftlich abgesicherte Argumente
finden dabei wenig Gehör, Unbedenk-
lichkeit und Nutzen von modernem
Pflanzenschutz sind vielfach nicht
bekannt.
Die Agrarbranche darf diese gesell-
schaftliche Diskussion nicht ignorieren,
sondern muss ausreichend Ressourcen
für die gesellschaftliche Kommunikati-
on vorhalten. Für den modernen Pflan-
zenschutz gibt es ausreichend gute
Argumente. Insbesondere die Landwir-
tinnen und Landwirte sind dabei wie so
MILCH IMANAGER50
Milchpur 03.2015
Bayer ist engagiert im VerbraucherdialogMit der Initiative „Agrar-Dialog” unterstützt Bayer CropScience Praktiker bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit.
oft die besten Botschafter. Bayer Crop-
Science hat deshalb konkrete Maßnah-
men ergriffen, um die Praktiker in ihrer
Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen.
„Agrar-Dialog“ zum modernen Pflanzenschutz
Warum brauchen wir überhaupt Pflan-
zenschutzmittel? Wie sieht es mit Rück-
ständen in Lebensmitteln aus? Werden
die Risiken bei der Anwendung von
Pflanzenschutzmitteln vernachlässigt?
Verbraucher stellen heute zunehmend
diese und vergleichbare kritische Fra-
gen und erwarten verständliche Ant-
worten darauf. Häufig sind bei diesem
Über die App »Agrar-Dialog« werden die wichtigsten Fragen zum Pflanzenschutz beantwortet. Fotos: BCS
Dialog am Feldrand oder im Hofladen
Landwirte die ersten Ansprechpartner. Mit
der Initiative „Agrar-Dialog“ stellt Bayer
diesen Landwirten und/oder landwirt-
schaftlichen Öffentlichkeitsarbeitern Ant-
worten rund um das Thema Pflanzen-
schutz zur Verfügung. Zudem können
sich interessierte Verbraucher auch direkt
informieren.
„Agrar-Dialog“ hat die wichtigsten und
häufigsten Fragen zum Pflanzenschutz
zu den vier Themenfeldern „Nutzen“,
„Recht“, „Sicherheit“ und „Umwelt“
zusammengestellt und auch direkt
beantwortet. Die Fragen sind aus Ver-
brauchersicht gestellt und werden allge-
mein verständlich und ohne „Fachchi-
nesisch“ beantwortet. Zu jeder Frage gibt
es auch eine Grafik, die die schriftliche
Antwort unterstützt. Die Fragen-Antwor-
ten-Sammlung steht als gedruckte Aus-
gabe in Form eines Fächers, als Heftchen
und als Kartenspiel zur Verfügung.
Neben den gedruckten Ausgabeforma-
ten gibt es eine kostenlose Agrar-Dialog
App, die die Möglichkeit zur Interaktion
eröffnet. Die Anwender der App können
eigene Fragen vorschlagen, falls diese
nicht in der Sammlung enthalten sind.
Neue beziehungsweise häufig gestellte
Fragen von allgemeiner Bedeutung wer-
den einschließlich der Antwort in den
Katalog aufgenommen und an die Nut-
zergemeinde zurückgespielt. Die App ist
unter www.agrar.bayer/apps zu finden
und kann kostenfrei downgeloadet wer-
den. Ein ähnliches Ziel verfolgt Bayer mit
sogenannten SimpleShows, die über
YouTube publiziert wurden. Der Clip
„Pflanzenschutzmittel – viel besser als
ihr Ruf“ erklärt, wie Pflanzenschutzmit-
tel funktionieren und warum sie wichtig
sind. Das Video erfreut sich in den
sozialen Netzwerken bereits allergröß-
ter Beliebtheit.
Eine weitere SimpleShow beschäftigt
sich mit der Förderung der Artenvielfalt
und erklärt, warum alle dazu einen Bei-
trag leisten sollten. In einer dritten Sim-
pleShow erfahren die Zuschauer die
wesentlichen Fakten rund um die Bie-
nengesundheit und die gute imkerliche
Praxis. Diese Videos stehen frei zur Ver-
fügung und lassen sich beispielsweise
sehr einfach bei Veranstaltungen oder
in einzelbetriebliche Internetauftritte ein-
binden.
Pflanzenschutzin Szene setzen
Mit der Aktion „Schau ins Feld!“ der Ini-
tiative „Pflanzenschützer“ unterstützt
Bayer den Industrieverband Agrar (IVA).
Erstmals in diesem Jahr hat der IVA mit
„Schau ins Feld“ veranschaulicht, was
der Verzicht auf Pflanzenschutz in
Ackerkulturen bewirken kann. In Form
von Spritzfenstern verzichteten die Akti-
onsteilnehmer auf den Einsatz von
MILCH IMANAGER
Milchpur 03.2015
51
Pflanzenschutzmitteln. Die Hauptfläche
behandelten die Landwirte dagegen wie
gewohnt. Im direkten Vergleich wurden
die Folgen eines fehlenden Pflanzen-
schutzes – besonders im Bereich der
Herbizide – auch dem Laien deutlich.
Aufgestellte Informationstafeln infor-
mierten darüber hinaus die Passanten
über den Nutzen des Pflanzenschutzes.
Einbezogen waren die großen Acker-
kulturen wie Weizen, Gerste, Mais,
Zuckerrüben und Kartoffeln, aber auch
seltenere Kulturen wie Lupinen oder
Sonnenblumen; selbst der Weinbau war
vertreten. Viele Aktionsteilnehmer hatten
auf den Wegeschildern für die Spritz-
fenster ihre persönlichen Kontaktdaten
vermerkt – so konnten sich Passanten
mit ihren Fragen direkt an den Erzeuger
wenden.
Die meisten Schilder wurden in Bayern
aufgestellt. Dort beteiligten sich 44 Land-
wirte mit 53 Schaufenstern, es folgten
Niedersachsen (31 Teilnehmer / 37
Schaufenster) und Nordrhein-Westfalen
(27 Teilnehmer / 37 Schaufenster). In
Baden-Württemberg waren acht Betrie-
be mit dabei. Mit Ausnahme des Saar-
landes und der Stadt-Staaten beteilig-
ten sich in jedem Bundesland mindes-
tens fünf landwirtschaftliche Betriebe.
Wegen der guten Resonanz soll die
Aktion im nächsten Jahr fortgesetzt wer-
den. Friederike Krick
Was geschieht ohnePflanzenschutz?
Spritzfenster gebendie Antwort; die
Schautafeln weisendarauf hin.
Er ist auf vielen Milchviehbetrieben die
wichtigste Maschine am Hof – der Fut-
termischwagen. Es gibt ihn in vielen
Varianten, sodass es für jeden Betrieb
einen passenden gibt. In den letzten
Jahren ist vor allem der Markt an selbst-
fahrenden Futtermischwagen stark
gewachsen. Und dies soll auch so wei-
ter gehen, wenn es nach dem Willen der
Hersteller geht. Aus diesem Grund wur-
de viel Engagement in die Entwicklung
neuer Baureihen und Modelle gesteckt.
Die Grenze nach oben ist dabei wahr-
scheinlich noch nicht erreicht. Die größ-
ten Modelle, zum Teil als LKW-Lösung,
besitzen Mischbehälter über 40 m3 Grö-
ße und können so mehrere Hundert
Kühe auf einmal mit frischem Futter ver-
sorgen.
Wer nun aber glaubt, es gibt nur Model-
le für Großbetriebe, der täuscht sich. Die
Technik aus den großen Modellen hält
immer mehr Einzug in die unteren Bau-
reihen, die zum Teil ganz neu entwickelt
wurden. Hier setzen die Hersteller vor
allem auf kleine, wendige Maschinen,
die auch mit engen Platzverhältnissen
keine Probleme haben. Trotzdem besit-
zen diese Geräte ausreichend große
Mischbehälter, um 40 Kühe und mehr
zu füttern.
Schon im Jahr 2013 stellte Siloking auf
der Agritechnica in Hannover das
Modell SelfLine Smart 5 dem Publikum
vor. Diese Maschine ist nur 2,02 m breit
und 2,45 m hoch, eignet sich also sehr
gut für niedrige, enge Stallgebäude, wie
sie noch oft in Süddeutschland anzu-
treffen sind. Angetrieben wird der Misch-
wagen von einem 4-Zylinder-Motor, der
49 PS leistet, die Fahrgeschwindigkeit
beträgt maximal 20 km/h. Der SelfLine
Smart 5 besitzt hinten serienmäßig ein
Querförderband für den beidseitigen
Futteraustrag. Damit kann in einem
Stichfuttertisch bis zum letzten Platz
gefüttert werden.
Kompakte Selbstfahrer
Die 1000er-Serie von Sgariboldi wurde
ebenfalls speziell für beengte Ställe ent-
wickelt. Die neuen horizontalen Mischer
werden mit 5, 7 und 11 m3 in der kom-
paktesten Bauart angeboten. In Laufe
der Zeit soll das Produktprogramm
dann um vertikale Mischbehälter von
5 bis 12 m3 mit einer oder zwei Schne-
cken sowie um die Paddelmischer mit 11
und 14 m3 ergänzt werden. Dabei sind
die Maschinen maximal 2,20 m hoch
und 1,80 m breit. Serienmäßig erhalten
die Maschinen eine 4-Rad-Lenkung; auf
Wunsch können die Mischer mit einer
Heckfräse oder einem beidseitigen Aus-
trag ausgestattet werden.
MILCH I TECHNIK52
Milchpur 03.2015
Futter mischen leicht gemachtFuttermischwägen gibt es mittlerweile für fast jeden Betriebstyp. Insbesondere die Selbstfahrer liegen voll im Trend und werden bei den Herstellern durch kleinere Baureihen ergänzt. Bei den gezogenen Mischern werden viele Details verbessert. Andreas Hummel gibt einen Überblick.
Sgariboldi präsentierte zurEuroTier 2014 die neue
1000er Serie, speziell fürden Einsatz in kleineren Be-
trieben mit schmalen undscher zugänglichen Futterti-schen und geringer Traktor-
mechanisierung.Werkfoto
Auch Strautmann hat seine Produktpa-
lette nach unten mit dem Sherpa erwei-
tert. Diesen selbstfahrenden Futter-
mischwagen (12 und 14 m3) gibt es mit
einer, das größte Modell mit 17 m3 Fas-
sungsvermögen mit zwei vertikalen
Mischschnecken. Zur Futterentnahme
aus dem Fahrsilo kommt das patentier-
te System Fast-Cut an der Fräse zum
Einsatz, für das Strautmann 2012 mit
einer DLG-Silbermedaille ausgezeich-
net wurde. Dieses Entnahmesystem ist
besonders leistungsfähig, die Struktur
der Futterkomponenten wird dennoch
geschont. Serienmäßig sind die Sher-
MILCH I TECHNIK 53
Der kleine Selbstfahrer Sherpa von Strautmann hat wie die großenModelle das Fast-Cut-Schneidschild, was eine saubere Anschnitt-fläche am Silo hinterlässt.
Eine Mischung aus Gabelstapler und Futtermischwagen ist der BigaPacman Gen2 von Peecon. Das Futter wird mit einer Zange heraus-geschnitten und in den Mischbehälter gekippt.
Gesunde Tiere sind eine gesunde Basis für jeden Milchviehbetrieb. Durch Zuchtfortschritt, hohe Leistungen,
gestiegenen wirtschaftlichen Druck, größere Herden und geringen Zeitaufwand pro Tier wird es aber immer
komplexer, die Tiere gesund zu erhalten und ungünstige Veränderungen früh zu bemerken.
Letztendlich ist nur eine gesunde Herde wirtschaftlich und nur mit einer gesunden Herde macht die Arbeit auch Spaß.
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pa-Modelle mit einem 4-Zylinder-Motor
ausgestattet (144 PS), die Fahrge-
schwindigkeit beträgt 15 km/h, auf
Wunsch ist eine 25 km/h-Zulassung
möglich. Mit dem Leader compact
besitzt auch Faresin einen kleinen
selbstfahrenden Futtermischwagen mit
12, 14 und 16 m3 (eine vertikale Schne-
cke). Seit Mitte 2015 sind die Modelle mit
14 und 16 m3 Fassungsvermögen dann
auf Wunsch als Doppelmischer erhält-
lich, die Außenbreite liegt dann bei ca.
2 m, ansonsten ist die Maschine 2,55 m
breit und 2,46 m hoch. Von den größe-
ren Modellen hat der Leader compact
die 2 m breite Entnahmefräße erhalten.
Damit der Selbstfahrer auch in schwie-
rigem Gelände gut vorwärts kommt,
besitzt er einen Allradantrieb.
Mit dem V-MIX Drive Maximus plus
ergänzt BvL die selbstfahrenden Futter-
mischwagen und stattet den Mischer mit
neuen Features und Weiterentwicklun-
gen aus. Die Strukturwalze zur Futter-
entnahme ist nicht mit Messern, son-
dern mit verschleißfesten Zahnseg-
menten bestückt und unterscheidet sich
in der Arbeitsweise deutlich von her-
kömmlichen Fräsen. Allradantrieb und
4-Rad-Lenkung machen den kleinen
Mischwagen mit 11 bis 15 m3 Fas-
sungsvermögen zu einer agilen und
wendigen Maschine.
Eine Mischung aus Gabelstapler und
Futtermischwagen ist der Biga Pacman
Gen2 von Peecon. Mittels eines ausge-
klügelten Systems vorne kann der
Pacman mithilfe einer Siloschneidzan-
ge sich selbst beladen. Das Entnahme-
gerät ist an einem Hubgerüst befestigt,
sodass die Silage auf unterschiedlichen
Höhen entnommen werden kann. Zum
Befüllen des Mischbehälters wird die
Schneidzange einfach über die Kabine
hinweg gekippt. Der Mischbehälter hat
ein Fassungsvermögen von 12 m3 und
besitzt eine vertikale Schnecke. Für die
notwendige Leistung sorgt ein 116 PS
starker Motor, der Fahrantrieb erfolgt
über einen Hydrostaten. Dank einer
Trennscheibe im Mischbehälter hat der
Fahrer aus der Kabine immer eine gute
Sicht in den Mischer.
Leistungsstarke Mischer
Marmix entwickelte die neue Power
Champ-Baureihe mit 12 bis 15 m3 Fas-
sungsvermögen. Diese Maschine ver-
bindet sehr hohe Energieeffizienz mit
höchster Leistung durch die drehzahl-
reduzierte Fahrweise (max. 1 700 U/min
beim Fräsen und Mischen). Das Rühr-
flügel-Mischwerk wird direkt von einem
160 PS starken Dieselmotor angetrie-
ben. Den Fahrantrieb der zwei Radmo-
toren auf der absenkbaren Hinterachse
erfolgt mit Softansteuerung von 0 bis 10
km/h, was im Silo von Vorteil sein soll.
Die Endgeschwindigkeit beträgt 30
km/h. Durch eine drehbare Hub-Kabi-
ne erhält der Fahrer eine großzügige
Sicht nach hinten zum Fräskopf. Der Fut-
teraustrag ist wahlweise vor oder hinter
dem Hinterrad (ein-/beidseitig) möglich.
Mit dem Smartrac TS hat Trioliet nun
eine dritte Variante ihres selbstfahren-
den Futtermischwagens auf dem Markt.
Neu ist dabei das 2,2 m breite Stanz-
Ladesystem mit festen Messern, womit
ein glatter Siloanschnitt entsteht. Mit die-
sem System können auf einmal bis zu
2,6 m3 Futter entnommen und in den
Mischbehälter (10 oder 12 m3) gekippt
werden. Die Fahrerkabine wird dabei
um 180 Grad gedreht, sodass der Fah-
rer eine optimale Sicht auf den Belade-
vorgang hat. Das Misch- und Dosier-
system besteht aus dem bewährten ver-
tikalen Einschneckensystem von Trioliet.
Der Schneckenantrieb ist mechanisch
und erfolgt über zwei Geschwindigkei-
ten. Über ein Querförderband vor dem
Mischbehälter wird das Futter auf der
linken oder der rechten Seite ausdosiert.
Um gezielter die Anforderungen größe-
rer Betriebe zu erfüllen, erweiterte Sga-
riboldi die 7000er-Serie. Die neuen
Modelle erhalten neben den neuen
54
Milchpur 03.2015
Dank der angehobenen Kabine hat der Fahrer beim Marmix Power-Champ immer eine gute Sicht auf die Futterentnahme.
Sgariboldi stattet die Baureihe Gulliver 7000 neben den neuen, grö-ßeren Mischwannen auch mit einer größeren Misch-Haspel aus.
MILCH I FTECHNIK
Mischwannen (25, 28 und 31 m3) auch
einen größeren Haspel-Druchmesser
sowie einen breiteren Häcksler. Somit
können nun auch Paddelmischer höhe-
re Volumen mit einer lockeren und exak-
ten Mischung fahren und größere Tier-
gruppen bedienen. Die neue Kabine 2.0
für alle Selbstfahrer von Sgariboldi soll
den Fahrer an langen Arbeitstagen durch
eine intuitive Bedienung und die besse-
re Ergonomie entlasten. Das Bedien-Ter-
minal besteht aus einem Joystick,
bekannt aus der Traktoren-Technik, sowie
einem Encoder (Dreh- und Tippschalter),
mit dem sämtliche Aktionen zum Aus-
trag geregelt werden können.
Siloking stattet die Baureihe SelfLine
Compact 1612 SCR jetzt serienmäßig
mit einem 4-Zylinder 110 kW (150 PS)
Common-Rail-Motor aus. Die neue
Motorisierung steht für höhere Leistung
und Energieeffizienz bei reduzierten
Schadstoffemissionen. Bei den Premi-
um 2115-Modellen ist nun serienmäßig
ein neuer Fräsmotor mit 25 % mehr
Leistung eingebaut. Bei den Selbstfah-
rern von Kuhn ergänzt die Baureihe
SPW mit 19, 22, und 25 m3 Fassungs-
vermögen die Produktpallette um
Maschinen mit zwei vertikalen Misch-
schnecken.
Angehängte Mischwagen
Daneben ergänzt die Baureihe Profile
Serie 70 mit zwei Modellen (12 bzw. 13
m3 Behältervolumen) die Produktpalet-
te. Diese gezogenen Mischer besitzen
zwei vertikale Schnecken und sind
äußerst kompakt gebaut. Als Ergänzung
gibt es die Baureihe Profile Plus Serie
70, die ebenfalls zwei vertikale Misch-
schnecken besitzt und zusätzlich mit
einem Strohgebläse ausgestattet ist.
Die Behältergrößen liegen hier bei 16,
MILCH I TECHNIK 55
18 und 20 m3. Nach oben rundet nun
die Baureihe Euromix I mit drei vertika-
len Mischschnecken das Produktpro-
gramm ab. Die vier Modelle besitzen
eine Mischergröße von 28, 33, 39 und
45 m3, womit 140 bis 360 Kühe auf ein-
mal gefüttert werden können.
Ebenfalls für Betriebe mit 200 bis 500
Kühen entwickelte Siloking den ange-
hängten Mischwagen Duo Avant mit drei
vertikalen Mischschnecken. Zwei Behäl-
tergroßen mit 27 und 32 m3 sind im Pro-
gramm, wobei für den Antrieb laut Her-
steller ein Schlepper mit 100 PS Leistung
reichen soll. Dank einer zwangsgelenkten
Achse ist der Mischer leicht zu rangieren.
Für niedrige und engeStälle entwickelte
Siloking den SelfLineSmart 5, der hintenein Querförderband
für den Futteraustrag besitzt.
MILCH I AGRITECHNICA56
Milchpur 03.2015
Mekka der LandtechnikHervorragende Beteiligung an der Agritechnica 2015: Bereits über 2.400 Aussteller aus 49 Ländern angemeldet / Weltweit bedeutendste Ausstellung für Landtechnik
Als entscheidende Neuheiten-Plattform vermittelt die Agritechnica 2015 neue positiveImpulse für den internationalenLandtechnikmarkt.Foto: DLG
Zu der vom 10. bis 14. November 2015
(Exklusivtage am 8. und 9. November) in
Hannover stattfindenden internationalen
Landtechnik-Ausstellung Agritechnica
haben sich nach Angaben des Veranstal-
ters DLG (Deutsche Landwirtschafts-
Gesellschaft) bereits über 2.400 Aussteller
aus 49 Ländern angemeldet. Laut DLG
sind alle weltweit führenden Unternehmen
der Branche auf der Agritechnica 2015 ver-
treten und werden dort ihre Neuheiten und
aktuellen Weiterentwicklungen präsentie-
ren.
„Das bisherige Anmeldeergebnis liegt in
etwa auf gleicher Höhe wie zur Rekord-
veranstaltung vor zwei Jahren. Insbeson-
dere die frühzeitigen Anfragen von Aus-
stellern, aber auch von Besuchern, bele-
gen das große Interesse an der Weltleit-
messe Agritechnica“, sagt Freya von Czet-
tritz. Für den professionellen Pflanzenbau
werden „im kommenden Herbst wieder-
um zahlreiche richtungsweisende Innova-
tionen“ erwartet, so von Czettritz.
Auslandsbeteiligung steigt
Die Auslandsbeteiligung nimmt weiter zu.
Sie liegt gegenwärtig bei 54 %. Die meis-
ten der bisher angemeldeten 1.280 Aus-
landsaussteller kommen aus Italien (344
Unternehmen) und den Niederlanden
(112). Darüber hinaus sind offizielle
Gemeinschaftsbeteiligungen aus insge-
samt 20 Ländern angemeldet. Die DLG
sieht in der hohen AuslandsbeteiIigung ein
deutliches Signal für die weiter zuneh-
mende globale Ausrichtung der Unter-
nehmen und der Agrarwirtschaft mit ihren
weltweiten Verflechtungen. Die Unterneh-
men wollen die Plattform Agritechnica
gezielt dazu nutzen, um neue Märkte zu
erschließen.
Weltweite Neuheitenbörse: Gründe für
die hervorragende Ausstellernachfrage
werden von der DLG einerseits in der
führenden Stellung der Agritechnica als
Treffpunkt der Landtechnikbranche mit
einer hohen Anziehungskraft auf Profi-
landwirte, Lohnunternehmer und Händ-
ler aus aller Welt gesehen.
So informierten sich vor zwei Jahren
rund 450.000 Besucher, darunter
107.000 aus dem Ausland, auf der Agri-
technica. Andererseits ist die hohe
Nachfrage darin begründet, dass die
Agritechnica das Neuheiten-Schau-
fenster für die Hersteller ist. Sie richten
ihre Innovationszyklen auf die Agritech-
nica aus und stellen dort ihre Neuhei-
ten für den Weltmarkt vor. Darüber
hinaus gilt die Agritechnica durch ihr
hochkarätiges Fachprogramm mit einer
Vielzahl von internationalen Veranstal-
tungen, wie Kongressen, Foren und
Pressekonferenzen, als das wichtigste
Zukunftsforum der Agrarbranche. Hier
werden sowohl die Techniktrends auf-
gezeigt als auch alle wichtigen Zukunfts-
fragen der Landwirtschaft sowie der
Agrartechnik behandelt.
Neue Bausteine für „Smart Farming”: Die
Landwirtschaft steht vor großen Heraus-
forderungen, wenn es darum geht, die Pro-
duktion von Rohstoffen, Nahrungs- und
Futtermitteln nachhaltig zu steigern. Eine
der wichtigsten Voraussetzungen ist es
dabei, den Produktionsfaktor Standort –
also Bodengüte, Nährstoffversorgung,
Wasserverfügbarkeit, Ertragsfähigkeit, etc. –
zu kennen und darauf abgestimmt einen
Pflanzenbestand zu etablieren.
Hierzu bietet der breite Themenkomplex
des Smart Farming digitale Lösungsan-
sätze für die sinnvolle Verknüpfung und
Interpretation der gesammelten Daten. Wie
kann der Landwirt aus der Fülle der Mög-
lichkeiten die Lösung finden, die sein indi-
viduelles Bewirtschaftungssystem opti-
miert? Antworten auf diese Frage stehen
im Mittelpunkt des Agritechnica-Specials
„Digital Cropping: Den Standort ent-
schlüsseln – den Ertrag verstehen«. Her-
steller präsentieren im Special die ent-
sprechenden Technologien und Systeme
und schaffen damit für die Besucher eine
einzigartige Informationsplattform, um an
einem Ort Systeme und Angebote zu ver-
gleichen.
„Systems & Competens”: Bereits zum
zweiten Mal bietet die Agritechnica mit
dem Bereich „Systems & Components“
eine internationale Plattform für Systeme,
Module, Komponenten und Zubehör für
Landtechnik und affine Industrien. Damit
erhalten die Besucher die Gelegenheit,
Neuheiten aus den Bereichen Motoren,
Hydraulik, Achsen, Antriebstechnik, Kabi-
nen, Elektronik, Ersatz- und Verschleißteile
und entsprechende Software, kennenzu-
lernen. Gleichzeitig eröffnet die Plattform
vielfältige Möglichkeiten zum Expertendia-
log, zu Kooperationsgesprächen und
Geschäftskontakten.
Neu: „Internationales Händler- und Dienst-
leistungszentrum:Die DLG, der LandBau-
Technik-Bundesverband und der europäi-
sche Landmaschinenhändlerverband
CLIMMAR richten auf der Agritechnica
2015 erstmals ein „Internationales Händ-
ler- und Dienstleistungszentrum“ ein. Im
integrierten Dienstleistungszentrum prä-
sentieren sich unter anderem kompetente
Dienstleistungsunternehmen aus den Seg-
menten Finanzierung, Versicherungen,
Logistik, Gebrauchtmaschinenbörsen,
Speditionen, Zollabwicklung und Perso-
naldienstleistungen. Damit ist das „Inter-
nationale Händler- und Dienstleistungs-
zentrum“ eine hervorragende Plattform, um
weltweite Kontakte zu knüpfen, unter ande-
rem zu Nachfragern von Gebrauchtma-
schinen. Neu 2015 sind täglich stattfinden-
de Themen-Talks, zum Beispiel zu Fragen
der Versicherung von Maschinen oder zu
den Zollformalitäten beim Export von
gebrauchter Technik.
Special „Werkstatt LIVE”: Gute Serviceleis-
tungen und dafür bestens ausgebildete
Fachkräfte sind eine wichtige Vorausset-
zung für das Funktionieren des Agrar-
technikmarktes. In Zusammenarbeit mit
dem LandBauTechnik-Bundesverband
werden in einer Neuauflage des Specials
„Werkstatt LIVE“ anhand von praktisch vor-
geführten und kommentierten Wartungs-
und Umbauarbeiten an modernster Tech-
nik die Anforderungen an die verschiede-
nen Qualifikationsstufen (Lehrling, Ser-
vicetechniker und Meister) für Land- und
Baumaschinenmechaniker aufgezeigt.
Darüber hinaus wird es wieder ein
umfangreiches Infoangebot seitens der
Ausbildungsträger zu diesem Beruf geben.
Neu: „Campus & Career”: Ausbildung –
Beruf –Wissenschaft: Erstmalig in diesem
Jahr organisiert die DLG mit der „Campus
& Career“ einen eigenen Karrierebereich
auf der Agritechnica unter dem großen
Holzdach in den Pavillons 33 und 35.
Damit wird Jobsuchenden und jungen
MILCH I AGRITECHNICA 57
CO2-Abgase, Lärm und Rußpartikel in Gebäuden – das war gestern! Der neue 1160 eHoftrac® verbannt Emissionen aus Ihrem Arbeitsalltag. Die Innovation für Ihren Betrieb: www.weidemann.deHier geht‘s zum Video.
Der neue Hoftrac®: Original Hoftrac. 100% elektrisch.
AGRITECHNICA Halle 6, Stand C37DEMOSHOWSauf unserem Stand
Berufseinsteigern eine Anlaufstelle zur
beruflichen Orientierung in der Landtech-
nik- und Agrarbranche geboten. Die
„Campus & Career“ vereint alles rund um
die Themen Beruf, Weiterbildung und Kar-
riere sowie Forschung und Wissenschaft.
Neben Ausstellerständen zur Personalre-
krutierung präsentieren sich etablierte
Angebote wie der Young Farmers Day,
Campus und DLG-Karriere- und Berufs-
beratung. Das „Campus & Career“-Fach-
programm mit Bühne, rotem Sofa und
Aktionsflächen bietet ergänzend dazu ein
breites und spannendes Programm nicht
nur für den landtechnischen Nachwuchs.
Aussteller der „Campus & Career“ haben
zudem die Möglichkeit, in speziellen Mee-
tingräumen der „Campus & Career“-
Lounge persönliche Gespräche mit
Bewerbern zu führen.
Zukunftsforum der Agrarbranche – Hoch-
karätiges internationales Fachprogramm:
Durch ihr hochkarätiges Fachprogramm
mit einer Vielzahl von internationalen
Veranstaltungen, wie Kongressen, Work-
shops und Foren, gilt die Agritechnica als
das wichtigste Zukunftsforum der Agrar-
branche. Hier werden sowohl die Technik-
trends aufgezeigt als auch alle wichtigen
Zukunftsfragen der Landwirtschaft sowie
der Agrartechnik behandelt.
So werden bei der internationalen Tagung
„LAND.TECHNIK AgEng 2015“ vom VDI
Wissensforum die aktuellen Entwicklungen
in der Landtechnik und neueste Ergebnis-
se aus der Forschung bereits am 6. und 7.
November vorgestellt und diskutiert. Erst-
malig wird es eine Veranstaltung der „Sys-
tems & Components“ über Komponen-
tenmärkte mit dem Fokus auf die BRIC-
Länder – Brasilien, Russland, Indien
und China – geben. Große Aufmerksam-
keit wird darüber hinaus der Europäische
Junglandwirte- und Studententag finden,
der von der Jungen DLG gemeinsam mit
nationalen und internationalen Partnern
für die Agritechnica 2015 organisiert
wird.
Ein vielfältiges internationales Fachpro-
gramm wird zudem in speziellen Foren in
verschiedenen Ausstellungshallen ange-
boten. Diese werden in Deutsch/Eng-
lisch/Russisch (Simultanübersetzung) prä-
sentiert. In insgesamt fünf Foren präsen-
tieren Vertreter aus Wissenschaft, Beratung,
Industrie und landwirtschaftlicher Praxis
täglich aktuelle Trends und wichtige Ent-
wicklungen zu Themen der Branche:
Forum 1 „Pflanzenbau" in Halle 15
Forum 2 „Technik und Management" in
Halle 8
Forum 3 „Major Crops Worldwide" in Hal-
le 21 (in englischer Sprache)
Forum 4: „Systems & Components“ in Hal-
le 16 (in englischer Sprache)
Forum 5: „Campus & Career“ im Pavillon
33 unter dem großen Holzdach
Internationale Kontaktbörse „Match &
Meet”: Erneut wird es auf der Agritechnica
eine internationale Kontaktbörse „Match &
Meet“ zur Kooperations- und Geschäfts-
anbahnung geben. Aussteller und Besu-
cher können sich ab September online
registrieren, mit ihrem Profil und ihrer kon-
kreten Suche oder ihrem Angebot. Eine
Software gleicht Angebot und Nachfrage
ab, und ein erstes Treffen wird auf der Agri-
technica fixiert.
Weitere Informationen zur Agritechnica
2015 erhalten Interessenten bei der DLG,
Eschborner Landstr. 122, 60489 Frankfurt
am Main, Tel. 069/24788-252 bzw. -255,
Fax: 069/24788-113 oder
E-Mail: [email protected].
MILCH I AGRITECHNICA58
Milchpur 03.2015
Die DLG bietet für die vom 10. bis 14.
November (Exklusivtage am 8. und 9.
November) auf dem Messegelände in
Hannover stattfindende Landtechnik-Mes-
se Agritechnica Tickets zu Sonderkondi-
tionen in ihrem Online-Shop an. Hier kön-
nen bis zu 20 % günstigere Eintrittskarten
für die Messe erworben werden:
� Tageskarte (10. bis 14. November) nur
20,- EUR anstatt 24 EUR an der Tages-
kasse
� Zweitageskarte (10. bis 14. November)
nur 30 EUR anstatt 36 EUR an der
Tageskasse
� Dauerkarte (10. bis 14. November) nur
52 EUR anstatt 60 EUR an der Tages-
kasse
� Exklusivtageskarte (8. oder 9. Novem-
ber) nur 60 EUR anstatt 75 EUR an der
Tageskasse
Gleichzeitig können die Inhaber dieser
Hometicketing-Eintrittskarten, wie auch alle
anderen Besucher mit Vorregistrierung,
einen kostenfreien WLAN-Zugriff in den
Messehallen nutzen.
Darüber hinaus bietet die DLG bis zum
31. Oktober 2015 für Besuchergruppen er-
neut vergünstigte Eintrittskarten im Vorver-
kauf an.
Ausführliches hierzu wie auch zum Home-
ticketing finden Interessenten im Internet
unter http://www.agritechnica.com/de/
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