Das Rote Wien – Sozialer Wohnbau
„"Wenn wir einst nicht mehr sind, werden diese Steine fuer uns
sprechen." Karl Seitz, bei der Eröffnung des Karl
Marx Hofs, 12. Oktober 1930
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Das Rote Wien
Wohnsituation um die Jahrhundertwende
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Das Rote Wien
• „Vor allem in den Arbeiterbezirken außerhalb des Gürtels herrschten die furchtbarsten Zustände. In Tausenden Kellerwohnungen tropfte das Wasser von den Wänden. In den meisten großen Zinskasernen waren enge Zimmer-Küche-Wohnungen um einen lichtlosen Gang gruppiert, auf dem es .....eine gemeinsame Toilette und eine Wasserleitung gab.
• Noch 1917 hatten 92% der Wiener Wohnungen kein eigenes Klosett und
• 95% keine eigene Wasserleitung. • Die Arbeiterhäuser brachten den Hausherrn eine hohe
Verzinsung des Kapitals, bis zu 25 %, und wurden natürlich mit kleinsten Wohnflächen (im Durchschnitt 20m2) gebaut. Der Mietzins für diese Wohnhöhlen verschlang ein Viertel eines Arbeitslohns.“
Wolfgang Speiser, in: Paul Speiser und das Rote Wien, Wien-München, 1979.
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Das Rote Wien
Wohnsituation um die Jahrhundertwende
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Das Rote Wien
Bebauungsdichte bis 85%
Wohnsituation um die Jahrhundertwende
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Das Rote Wien
Parteitag der SDAP 1900 in Graz:Franz Schuhmeier (einer der ersten beiden
sozialdemokratischen Reichsratsabgeordneten) stellt die
Wohnungsfrage in den Vordergrund.
Weitere Forderungen:Volksbäder, Fürsorge, Schulärzte
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Wohnungsmangel und Wohnungselend
73,21% d. Wohnungen: ½ bis 1 ½ Zimmer58% der Menschen hatten kein eigenes Bett
85% d. Wohnungen : Wohnküche ohne Gas, Strom
Folgen: Hohe Sterblichkeit
(Masern, Blattern, Keuchhusten, Tuberkulose)
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Das Rote Wien
Wohnungsmangel und Wohnungselend
Wien: Verdopplung der EW-Zahl 2.Hälfte 19.Jhdt
Beginn 1. WK: Vorübergehende Entspannung d. Wohnungsmarkts, allerdings private Bautätigkeit praktisch eingestellt
Ende 1. WK: Bevölkerung sank von ca. 2 Mio auf ca.1,8 Mio, dennoch verschlimmerte sich der Wohnungsmangel dramatisch (veränderte Altersstruktur, Heiraten, Zuzug aus ehem.k.k.Gebieten)
Die sozialdemokratische Gemeindeverwaltung stand vor einer katastrophalen Wohnungssituation.
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Das Rote Wien
Wohnungsgrößen
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Das Rote Wien
Wien in der Zwischenkriegszeit: Sozial- und Wirtschaftsstruktur
Hohe BevölkerungsdichteHoher Anteil an ArbeiterInnenca.1,8 Mio EW (1919 -1934)Starke ArbeiterbewegungHoher Organisationsgrad
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Das Rote Wien
Die dringende Lösung des Wohnungsproblems wurde
zum Angelpunkt der Sozialpolitik im Roten Wien
und von den Konservativen als
„Wohnungsbolschewismus“
kritisiert.
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Das Rote Wien
Historische Voraussetzungen:
Lueger als „historischer Wegbereiter“(Verwaltung, kommunalwirtschaftl. Versorgung mit Strom,
Gas, Wasser, Verkehrs- und Raumkonzept, Krankenpflege, städt. Versicherung)
Mieterschutz v. 26.1.1917Einstellung der privaten Bautätigkeit,
Preisverfall bei Baugrund
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Das Rote Wien
Wesentliche Voraussetzungen:
Wien konnte als eigenes Bundesland direkte Steuern einführen
Die Einführung der Wohnbausteuern„Breitner Steuern“
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Das Rote Wien
1.Konflikt:
Volkswohnung oder Sozialpalast?
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• 2.Konflikt:
Siedlung
oder Massenwohnhaus?
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Das Rote Wien
Blocks werden vorgezogen
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Das Rote Wien
Richtlinien für die neuen Gemeindewohnungen
Vergabe nach Bedarf, nicht nach Einkommen
Zins nur zur Deckung der Instandhaltungs- und Betriebskostenca. 20 Groschen/m2 = ca.4% d.Lohnes
Stundung bei Krankheit oder Arbeitsunfähigkeit
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Das Rote Wien
Bestimmungen der neuen Wr. Bauordnung (Auswahl)
• Maximale Verbauung 50% des Grundstücks• Freier Lichteinfall unter 45% auf alle Fenster von
Haupträumen• Mindestfläche von 35m2 (18m2 für Alleinstehende)• Belüftbares WC in jeder Wohnung• Normierung von Fenstern, Türen, Küchen, Treppen und
Zimmerhöhen• Einteilung der Wohnungen in drei Größen
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Das Rote Wien
Genormte Fenster und Tüueren
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Das Rote Wien
Architektender
384 Kommunalwohnprojekte (1919-1934)• Beamte der MA 22• Frei schaffende Privatarchitekten• Professoren der Hochschulen(Kunstgewerbeschule,
Akademie, THS) darunter Schüler von Otto Wagner und Adolf Loos
zB Hubert Geßner, Karl Ehn,Leopold Bauer, Hermann Aichinger, Heinrich Schmidt, Franz Kaym, Alfons Hetmanek, Josef Frank, Josef Hoffmann,Peter Behrens, Siegfried Theiß, Anton Brenner u.v.a.
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DAS ROTE WIEN
Entwicklung der Grundrisse
1.Phase:Straßenseitige
Verbauung,unregelmäßigz.B. Rabenhof
2.Phase:Reine
Randverbauung,z.B.
Jean Jaures-Hof
3.Phase:Randver-
bauung mitHoftrakt
z.B.Schlingerhof
4.Phase:Monumentale
Riesen- Superblocks
z.B. Karl Marx Hof
5.Phase:Aufgelockerte Superblocks
z.B.Washington-Hof
Die Idee der staeädtischen Grossßform
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Das Rote Wien
Schematische Randverbauung
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Das Rote Wien
Achsiale monumentale Anlage
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Das Rote Wien
Bauten der ersten Generation:
Spät-Historismus,
„Heimatschutzstil“,Sezessionismus,
Anlehnung an das gutbürgerliche Zinshaus der Jahrhundertwende.
Stilgeschichte
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Das Rote Wien
Bauten der zweiten Generation:
Geschlossene Baukörper (Stiegenhäuser mussten
vom Innenhof zu erreichen sein),
Fassaden sind ruhiger, palastartige „Ehrenhöfe“
Stilgeschichte
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Das Rote Wien
Bauten der drittenGeneration:
Einfachere Außengestaltung zu Gunsten
optimierter Grundrisse der Wohnungen,
kubisch – reduziert, einfache Balkone und
Loggien
Stilgeschichte
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Das Rote Wien
• Vor 1923: 785 Wohnungen (hptsl.Umgestaltung)• 1.Siedlung:Friedensstadt (Schmelz)• 1.Block: Metzleinsthalerhof – nur fertig gestellt• 1923 – 1933: Bau von 58.667 Wohnungen und 5.257
Wohnhäusern• 63.934 Wohnungen ausschließlich aus den Mitteln der
Wohnbausteuer finanziert• Ca. 250.000 Menschen (etwa 1/8 der Wiener
Bevölkerung hatte neue, helle und gesunde Wohnungen erhalten
• Wohnbauprogramm war in Europa einzigartig
Bilanz
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Das Rote Wien
„..uns ist aber etwas ganz Gewaltiges kaputtgegangen“, sagt ein Arbeiter in Seghers Roman „Der Weg durch den Februar“ .
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Vielen Dank fuer Ihre Aufmerksamkeit!
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IMPRESSUM
• Verfasserin: Dagmar Schulz
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