Nephrologie | Transplantation | DiabetologieDIATRA
Nephrologie trifft Ophthalmologie
Nephrologie und Schwangerschaft
Immunsuppression – Wohin geht der Weg ?
3 - 2015 D 5144
25. Jahrgang
Leseprobe
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DIATRA 3-2015 im Überblick
Redaktionsschluss DIATRA 4-2015: 31. Oktober 2015Anzeigenschluss DIATRA 4-2015: 10. November 2015
MitteilungenKatharinenhospital Stuttgart hat neue Leitung 11KIO: Neuer Sportler für Organspende 11Nachruf: Ingrid Volke, BDO 11Umzug nach Taunusstein 11Kalender: 366 Tage Leben – Organpaten 11Prof. Kielstein neuer Chefarzt in Braunschweig 12Ausschreibung: Helmut Werner-Preis 2015 12Neue Hirntodrichtlinie 12DSO-Jahresbericht 2014 12Patientenberatung vor dem Aus 12Massage ohne Rezept 12Das grüne Rezept 13KfH Jena: Dialyse mit Sonnenenergie 13Chronische Dialyse im Krankenhaus 14Neuauflage: Broschüre „Dialyse auf Reisen“ 14
MedizinProf. Dr. Marcus Blum: Nephrologie trifft Ophthalmologie 15Dr. Stefan Haack:Nephrologie und Schwangerschaft 17Priv.-Doz. Dr. Markus J. Barten: Umstellung der Immunsuppression – Risiko – Ja oder Nein ? 21Prof. Dr. Ulrich Kunzendorf:Immunsuppression – Wohin geht der Weg ? 24Neues Therapiekonzept entdeckt 26
OrganspendeTag der Organspende 2015 in Hannover 32DSO-Bayern: Jahrestagung mit Organspendepreis 2015 35Kommentar: Organkauf im Ausland 36Werbung für die Heimat und die Organspende 37DSO: Krankenhaus-Ehrung Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen 38Infotelefon Organspende: 15 Jahre Aufklärung 39SOS: Wenn Organspende Schule macht 41Der Organspender – ein Unbekannter, der gleichzeitig nahe ist 43
Das InterviewProf. Dr. Jan T. Kielstein: Hyperurikämie – Ursache und Folge einer Niereninsuffizienz 29
TransplantationTransplantationspflege am Beispiel Köln 45Erlangen wird Außenstelle für Lebertransplantation 47Lebendniere in Schlüssellochtechnik entnommen 47Halbjahresbericht 2015 Swisstransplant 48Aktuelle Zahlen: Organspende – Transplantation – Warteliste 50
FortbildungRhein-Main-AG für Nephrologie: 88. Sitzung 51Berlin: 1 Jahrestreffen der TX-Beauftragten 53DSO / HAW: Ringvorlesung Organspende 56
Kinder und JugendlicheRebecca 65Transplant-Kids in Lauenburg/Elbe 66Vorschau: Transplant-Kids in Kallmünz 67
Sport36. DM Transplantierte und Dialysepatienten 68Radler für OS / Landkreis Marburg-Biedenkopf 70Euregio-Radtour 2015 71TransDia: Radtour-pro-Organspende 2015 73Europäische Konferenz für Transplantation und körperliches Training in Krems 74Vorschau: TACKERS Ski Camp 2016 76
BücherMoskopp: Hirntod 87Kuhlman et al: Nephrologie 87Nisinbaum: Ich bin noch da 87Krahe: Der Geschmack von Blau 88Kochbuch für dialysegerechte Ernährung 88de Kerengal: Die Lebenden reparieren 88
DiabetologieNeue Therapie gegen Blindheit ? 27Können Insulinpillen Diabetes verhindern ? 27Neuropathie häufiger als gedacht 28Mit Diabetes auf Reisen 28
SeminarFreiburg: 10. Patienteninformationstag 59
RehaProf. Dr. Jürgen Wagner: Stationäre Rehabilitation bei Dialyse und Nierentransplantation 61
PortraitMarlis Pamperl: 30 Jahre mit einer Spenderniere – Teil 2 77
GewebespendeTeil 3: Gewebevermittlung – Geschenk ans Leben 80
ErnährungLisa Fell: September ist Erntemonat 84
Termine 8
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InhaltDiatra 3-2015
„Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden“, so lautet ein Spruch von Sokrates. Vielleicht liegt etwas Wahrheit darin, denken wir von der Dia tra-Redaktion. Und deshalb haben wir in unserem Jour-nal, das inzwischen im 25. Jahr erscheint, jetzt das Layout verändert, an der Übersichtlichkeit und Les-barkeit gearbeitet sowie inhaltlich kleine Änderun-gen vorgenommen!Unsere Ansprüche an den Inhalt sind unverändert hoch geblieben. Wer hat schon so viele Originalbeiträ-ge, zum Beispiel im medizinischen Bereich, wie das Diatra-Journal?Oder was interessiert Sie besonders?Wenn Sie die jetzige Ausgabe 3-2015 vom September 2015 durchgelesen haben, sagen Sie uns Ihre Mei-nung – positiv wie negativ, am besten per E-Mail: [email protected]
Wir freuen uns auf Ihre Kommentare,Ihre Diatra-Redaktion
Recht / SozialesLeif Steinecke: Schwerbehindertenrecht – Teil 3 89Urteile 90
SelbsthilfeHessen-Ehrenbrief an Jürgen Sattler 94Straubing: Tag der Organspende 2015 9412. Radwandertag Salzburg 2015 95Am Sonnenstrand in Bulgarien 96Lausitz: Tag der Organspende 2015 97Chemnitz: 25 Jahre Nierenselbsthilfe 98Nephro Tirol: neuer Internetauftritt 98
Editorial 3Impressum 5Diatra-Telefon-Sprechstunde 7Medizinischer Beirat 16
Neues Diatra-Layout
V I P - Dialysereisen Inh. Dominique Ponsard
NEUE ANSCHRIFT !Ihr Dialysereisespezialist seit 20 Jahren !
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Entfliehen Sie dem Alltag, wir sind für Sie da !Friedenstraße 8 • 46045 Oberhausen • Tel. 02 08 / 3 30 57 bis 59
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dms
25. JahrgangAnzeigenpreisliste Nr. 24 vom 1.1.2015
Herausgeber und VerlagDiatra-Verlag GmbHPostfach 1230, D-65332 Eltville / RheinTelefon: (0 61 23) 7 34 78Telefax: (0 61 23) 7 32 87E-Mail: [email protected]: www.diatra-verlag.de
ISSN-Nummer 0940-5623
USt-IdNr.: DE 113 838 229Amtsgericht Eltville HRB 1331
Redaktion Dr. Robert Laube
Anzeigen Gerhard Stroh, über VerlagTel.: (0 61 23) 7 34 78Fax: (0 61 23) 7 32 87
Erscheinungsweisevierteljährlich (März, Juni, September, Dezember)
Medizinischer Beirat s. Forum Medizin
Satz-Gestaltung Diatra-Team
Gestaltung, Grafiken Dennis M Stamm
BankverbindungDiatra-Verlag GmbH, EltvilleWiesbadener Volksbank, WiesbadenBIC: WIBA DE 5W,IBAN: DE 63510900000009999000
Bezugspreise 2015 Einzelpreis € 6,50Jahresabonnement € 22,- inkl. 7 % MwSt. und VersandJahresabonnement Ausland € 25,-
Die Bestellung gilt jeweils für ein weite-res Jahr, wenn nicht bis spätestens sechs Wochen vor Jah res ende schriftlich gekün-digt wird bei: Diatra-Verlag GmbH, Postfach 1230, D-65332 Eltville oder [email protected]
Urheberrecht Ohne schriftliche Erlaubnis des Herausgebers ist aus urheberrechtli-chen Gründen die Wei ter ver wen dung von Beiträgen der Zeitschrift nicht gestattet.Mit Namen unterzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redakt ion bzw. des Medizinischen Beira-tes wieder.Für die Angaben in den Anzeigen über-nimmt der Verlag keine Gewähr. Ebenso kann der Verlag bei höherer Gewalt o. ä., z. B. Streik, keine Haftung für eine termin-gerechte Aus lieferung übernehmen.
Manuskripte Gern nehmen wir Ihre Manuskripte und Anre gungen an. Bitte beachten Sie, dass wir für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Unterla gen und Bilder keine Haftung überneh men können. Reichen Sie Ihr Manu skript bitte mög-lichst per E-Mail ([email protected]) ein.
DruckDruckerei Zeidler GmbH, D-55252 Mainz
Impressum Diatra-Journal - Fachzeitschrift für Nephrologie, Transplantation, Diabetologie
Rat + Hilfe 91
Leserbriefe 92
Aus aller WeltNeue Hände für Achtjährigen 93Roboter führen Nierentransplantation durch 931.900 Kilometer aus Dankbarkeit 93Zahlen und Fakten 93
Ich, männlich, bin AB0-inkompatibel transplantiert (11/2010). Möchten Sie mit mir Erfahrungen und me-dizinische Meinungen austauschen? E-Mail: [email protected]
Austausch gesucht !
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Lara Marks KrankenschwesterPflegefachkraft für Transplantationspflege Universitätsklinikum Köln (AöR)
Donnerstag, 3. Dezember 2015, 16 bis 18 Uhr – Tel. (02 21) 478 84 761
Geboren 1969 in Erkelenz. 1987 bis 1990 Ausbildung zur Krankenschwester an den Städti-schen Krankenanstalten Krefeld; 1990 bis 1992 Krankenschwester in der Abteilung Viszeral- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Köln; 1993 Weiterbildung zur Leitung einer Sta-tion mit Diplom des Universitätsklinikums Köln; 1993 bis 2006 Stellvertretende Stationsleitung der Abteilung Viszeral- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Köln. 2001 und 2003 Grund und Aufbaukurs zur Algesiologischen Fachassistenz der DGSS/Köln; Juli 2005 Grund- und Aufbaukurs zum Wundberater, Köln; seit 2002 im Bereich der Transplantationspflege tätig.Seit Oktober 2006 Krankenschwester im Abdominalzentrum, Fachgebiet Viszeral- und Tu-morchirurgie, Transplantation und Gastroenterologie des Universitätsklinikums Köln.2012 bis 2014 Weiterbildung zur Pflegefachkraft für Transplantationspflege, EUCAT, Hanno-ver, mit Praxiseinsätzen im Bereich Dialyse/Transplantation/Reha am Universitätsklinikum Köln sowie der Müritzklinik Klink; Teilnahme am Internationalen Hospitationsprogramm der Robert Bosch Stiftung Pflege und Gesundheit in Nijmegen, Zürich und Witten zur Patienten-schulung vor und nach Transplantation.Mitgliedschaft im AKTX Pflege e.V. sowie der AfnP.
Dr. med. Stefan Haack Internist / Nephrologe / Hypertensiologe DHL / Lipidologe DGFFNierenzentrum Wiesbaden an der Deutschen Klinik für Diagnostik (DKD),Medicum am St. Josefs-Hospital, KfH-Nierenzentrum, Wiesbaden
Donnerstag, 5. November 2015, 16 bis 18 Uhr – Tel. (06 11) 95 68 324Geboren 1969 in Stuttgart. 1992 bis 1998 Studium der Humanmedizin an der LMU München; 1998 bis 2000 Arzt im Praktikum an der VI. Med. Abteilung (Nieren- und Hochdruckerkrankun-gen), Städt. Krankenhaus München-Schwabing; 2000 Approbation als Arzt, Zusatzbezeichnung Notfallmedizin; 2000 bis 2008 Assistenzarzt in der Med. Klinik III (Nephrologie), Uniklinikum Frankfurt/M.; 2002 Fachkunde im Strahlenschutz; 2006 Zusatzbezeichnung Hypertensiologe DHL; 2007 Schwerpunktbezeichnung Nephrologie; 2008 bis 2014 Oberarzt an der Med. Klinik II (Nephrologie, Hypertensiologie, Gefäßerkrankungen), Agaplesion-Markus-Krankenhaus, Frank-furt/M.; 2009 bis 2014 stellv. ärztlicher Leiter des KfH-Nierenzentrums Ginnheim, Frankfurt/M.; 2014 Zusatzbezeichnung Lipidologe DGFF; 2014 bis 2015 Sicherstellungsassistent im Nephro-logischen Zentrum Wiesbaden, Praxis Professoren Böhler, Mettang, Strutz und Vonend.Seit April 2015 Niedergelassener Arzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Nephrologie in der Gemeinschaftspraxis der Deutschen Klinik für Diagnostik, Wiesbaden, sowie Ärztlicher Leiter des KfH-Nierenzentrums von-Leyden-Str. 23, Wiesbaden.
Professor Dr. med. Jürgen Wagner Internist / Nephrologe / Hypertensiologe DHLChefarzt der MediClin Staufenburg Klinik, Durbach
Dienstag, 6. Oktober 2015, 16 bis 18 Uhr – Tel. (07 81) 473 2121981 bis 1988 Studium der Humanmedizin an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg; 1988 Approbation als Arzt; 1988 Dissertation; 1989 bis 1991 Assistenzarzt, Sektion Nephrologie am Universitätsklinikum Heidelberg; 1991 bis 1993 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Pharmako-logischen Institut Heidelberg, Hypertonieforschung; 1993 bis 1994 wissenschaftlicher Mitarbei-ter am Max-Delbrückzentrum, Berlin; 1994 bis 1996 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Pasteur Illkirch-Strasbourg, Frankreich; 1996 bis 2000 Assistenzarzt, Sektion Nephrologie am Universitätsklinikum Heidelberg; 2001 Facharzt für Innere Medizin, Schwerpunkt Nephrologie sowie Habilitation zum Thema „chronische Niereninsuffizienz“; 2002 bis 2004 Medizinischer Leiter Nephrologie, Amgen GmbH, München; 2005 bis 2014 Ärztlicher Leiter der internationa-len Dialyse- und Behandlungszentren der B.Braun Avitum AG, Melsungen.Seit 2015 Chefarzt der MediClin Staufenburg Klinik, Fachklinik für Innere Medizin, Diabetes und Nephrologie.
Diatra-Telefon-Sprechstunde
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MedizinDiatra 3-2015
Eine 39-jährige Patientin, die vor 21 Jahren nierentransplantiert wurde und seitdem eine stabile Nierenfunk-tion hat, bekam 2012 auf natürlichem Wege eine gesunde Tochter. Seit über einem Jahr wünschte sich das Paar ein zweites Kind. Da es dies-mal trotz gut eingestellter Medika-mente nicht klappte, suchte die Frau ihren Gynäkologen auf. Eine spezi-elle Blutuntersuchung stellte eine niedrige Fruchtbarkeit fest. Deshalb riet der Gynäkologe dem Paar, ein Kinderwunschzen trum zu Rate zu ziehen. Vorher stellte sie mir die Fra-ge, ob eine „Kinderwunsch-Behand-lung“ mit hormoneller Stimulation auch für sie als nierentransplantierte Frau, aus meiner Sicht als Nephrolo-ge, eine Option sei.Dies war Auslöser, mich noch einge-hender mit dem Thema „Schwanger-schaft bei Nierenkranken, bei Dialy-sepatienten und bei nierentransplan-tierten Patienten“ zu befassen.
Was passiert in der Schwanger-schaft mit den Nieren und der Nierenfunktion?
Relativ rasch nach Beginn der Schwangerschaft steigt das Blutvolumen bis zur 36. Woche kontinuierlich an. Dabei vermehrt sich das Wasservolumen im Verhältnis zur Zahl der roten Blutkörperchen stärker, wodurch die Durchblutung der Plazenta und damit der Austausch von Nahrungsstoffen zwischen mütterlichem und kindlichem Blut verbessert werden. Das erhöhte Blutvolumen führt zu einer natürlichen (sogenannten: physiologischen) Steigerung der Nie
rendurchblutung (man nennt dies Hyperperfusion) und folglich zu einer Steigerung der glomerulären Filtrationsrate (Blutreinigung durch die Nieren) um bis zu 50 Prozent bis zum Ende der Schwangerschaft. Durch die Mehrdurchblutung können die Nieren bis zu ein Zentimeter größer werden. Die Blutreinigung und Urinproduktion finden normalerweise in circa einer Million kleiner „Nierenkörperchen“ (Glomeruli) pro Niere statt. Diese Glomeruli sind der Filter zwischen Blut und Urin. Ihre Anzahl kann nicht gesteigert werden und ist mit der Geburt eines Menschen festgelegt. Das heißt also, dass bei einer vermehrten Durchblutung die einzelnen Nierenkörperchen erhöhtem Druck ausgesetzt sind und mehr „leisten“ müssen. In den drei Monaten nach Beendigung der Schwangerschaft fallen das Blutvolumen und die Nierendurchblutung auf die Ausgangswerte vor der Schwangerschaft zurück.
Welche Bedeutung hat es jetzt, wenn eine nierenkranke Frau schwanger wird?
Bei den meisten Nierenerkrankungen kommt es durch verschiedene Prozesse zu einer Zerstörung der Nierenkörperchen. Häufig ist der Prozess langsam, und nur wenige Glomeruli sind geschädigt, so dass sie funktionslos werden. Die Folge ist jedoch, dass die übrig gebliebenen Nierenkörperchen die Arbeit der anderen mit übernehmen müssen. Dies bedingt ebenfalls eine vermehrte Durchblutung der verbliebenen Nierenkörperchen, die dadurch ebenfalls geschädigt werden können. Kommt es jetzt im Rahmen einer Schwangerschaft (wie oben beschrieben) zu einer zusätzlichen physiologischen Hyperperfusion, können die Kompensationsmechanismen der Nierenkörperchen überschritten sein: Sie werden direkt geschädigt und dabei zerstört, was wiederum den Druck auf die nun verbliebenen Nierenkörperchen erhöht. Ein bedrohlicher Kreislauf wird in Gang gesetzt, der nur durch die Beendigung der vermehrten Belastung (sprich dem Ende der Schwangerschaft) oder durch eine optimale Blutdruckeinstellung gestoppt werden kann.
In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass das Serumkreatinin und damit der Grad der Nierenschwäche vor Beginn der Schwangerschaft von entscheidender Bedeutung ist. Je schlechter die Nierenfunktion bei der Empfängnis ist, umso größer ist die Gefahr. Als „Faustregel“ kann gelten, dass bei einem Kreatinin >2 gr/dl (>176 µmol/l) jede dritte Frau durch die Schwangerschaft dialysepflichtig wird. Die Ursache der Nierenerkrankung spielte dabei nur eine Nebenrolle. Neben der „reinen Nierenfunktion“ ist auch eine bestehende Proteinurie (Eiweißausscheidung im Urin) von mehr als ein Gramm pro Tag ein Risikofaktor: Eine Proteinurie >1 g/d verdoppelt das Risiko einer schwangerschaftsbedingten Verschlechterung der Nierenfunktion und erhöht die Gefahr der dauerhaften Dialysepflichtigkeit nach der Entbindung um das Zweifache.
Insgesamt sind Schwangerschaften bereits bei Frauen in früheren Stadien der Niereninsuffizienz seltener. Eine veränderte Produktion von Sexualhormonen führt dazu, dass diese Frauen durchschnittlich fünf Jahre früher in die Menopause kommen.Ein weiteres Problem in der Schwangerschaft nierenkranker Frauen kann ein bestehender Bluthochdruck sein, der bei Menschen mit Nierenerkrankungen häufig mit einem ACEHemmer oder einem AT1Antagonisten (z.B. Ramipril oder Candesartan) behandelt wird. Diese Medikamente sind in der frühen Phase einer Schwangerschaft mit hohen Raten an Fehlbildungen assoziiert. Sie sind auch in der Stillzeit verboten. Generell wird bei Einnahme dieser Medikamente daher eine sichere Verhütungsmethode empfohlen. Bei Kinderwunsch muss dies mit dem behandelnden Nephrologen besprochen werden und Alternativen ausgewählt werden.
Über die Medikamente hinausgehend spielt der bestehende Bluthochdruck eine wichtige Rolle bei gefürchteten Schwangerschaftskomplikationen, wie der sogenannten Schwangerschaftsgestose (Blutdruckentgleisung und Proteinurie) oder der Eklampsie (Krampf an falls
Nephrologie und Schwangerschaft
Dr. med. Stefan HaackInternist / NephrologeNierenzentrum an der
Deutschen Klinik für Diagnostik, Medicum am St. JosefsHospital, KfHNierenzentrum, Wiesbaden
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Medizin Diatra 3-2015
leiden). Diese Erkrankungen stellen eine hohe Gefahr für die Mutter und das ungeborene Kind dar.Insgesamt: Für die Neugeborenen kann man von einem kindlichen Überleben von 90 Prozent ausgehen, wobei die Rate an Frühgeburten im Bereich zwischen 20 bis 80 Prozent (je nach Literaturangabe) schwankt.
Fazit: Jede Frau mit einer Nierenerkrankung sollte den Kinderwunsch mit ihrem Nephrologen besprechen. Das Risiko der Verschlechterung der Nierenfunktion ist abhängig von der Nierenfunktion zu Beginn der Schwangerschaft und muss gegen den Kinderwunsch abgewogen werden (Kreatinin <1,5 gr/dl i.d.R. gut möglich).
Gibt es Schwangerschaften an der Dialyse?
Die erste erfolgreiche Schwangerschaft bei einer Hämodialysepatientin wurde 1971 berichtet. Weltweit gibt es seit dieser Zeit nur wenige hundert erfolgreiche Schwangerschaften an der Dialyse. Ein USRegister zeigte im Verlauf über drei Jahre bei 6.230 Dialysepatientinnen im Alter zwischen 14 und 44 Jahren nur 132 Schwangerschaften. Die niedrige Zahl hat mehrere Gründe:
1. Junge Frauen an der Dialyse haben eine Konzeptionsrate (Empfängnisrate oder Wahrscheinlichkeit der Befruchtung der Eizelle bei zeitlich passendem Geschlechtsverkehr) von circa 0,5 bis ein Prozent pro Zyklus, gesunde Frauen in Gegensatz dazu von circa 35 Prozent.
Die Gründe liegen in der renalen Anämie (Blutarmut), im Aussetzen des Menstruationszyklus und in einer bei Nierenkranken häufig vorkommenden Hormonstörung (Hyperprolaktinämie).
2. Chronisch Kranke leiden häufiger an Depression und damit auch an reduziertem sexuellem Verlangen.
Dennoch hat sich die Sicht auf das Thema Schwangerschaft an der Dialyse in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Ging man Mitte der 1980er Jahre noch von einem Überleben von nur 25 Prozent der ungeborenen Kinder aus, rechnet man heute mit einer Überlebens
wahrscheinlichkeit von etwa 70 Prozent der ungeborenen Kinder bei allen erkannten Schwangerschaften. Eine Über sichts arbeit aus dem Jahr 2010 wertete 90 Schwangerschaften bei 79 Dialysepatientinnen aus (Abb. 1).
Einschränkend muss man sagen, dass viele Schwangerschaften nicht bemerkt werden, da nicht damit gerechnet wird. Viele Paare gehen von einer Unfruchtbarkeit an der Dialyse aus, weshalb auf eine Antikonzeption verzichtet wird. Häufig finden dann frühe Aborte statt. Bei den meisten erfolgreichen Schwangerschaften kommt es zu früheren Entbindungen und zu einem deutlich niedrigeren Geburtsgewicht. Verlässliche Daten über die spätere Entwicklung von Kindern der Dialysepatientinnen gibt es nicht.
Der wichtigste Punkt in der Behandlung der schwangeren Dialysepatientin ist die Intensivierung der Dialysezeit. Hier gelten die Sätze: „je länger umso besser“ und „so viel wie toleriert wird“. Anzustreben sind bei der Hämodialyse Wochendialysezeiten von mindestens 24 Stunden.
Wird die Mutter durch die Schwangerschaft gefährdet?Es gibt mehr Blutdruckprobleme und eine stärkere Anämie, die jedoch mit Blutdruckmedikamenten und Erythropoetin gut behandelt werden
können. Hinweise für eine erhöhte mütterliche Sterblichkeit gibt es nicht.
Welches Dialyseverfahren ist in der Schwangerschaft besser?Theoretisch bietet die Peritonealdialyse (PD) eine schonendere Dialyse, mit weniger Schwankungen der Elektrolyte, des Wassers und der Urämietoxine (Giftstoffe). So kann auch zu Beginn einer Schwangerschaft die PD durchaus fortgesetzt werden, allerdings ist auch hier eine Intensivierung der Therapie anzustreben. Durch das Wachsen des Kindes wird der peritoneale Raum jedoch kleiner und ein Wechsel zur Hämodialyse muss zu einem baldigen Zeitpunkt stattfinden. Direkt nach der Entbindung kann bei natürlicher Geburt jedoch direkt wieder mit der PD begonnen werden.
Fazit: Schwangerschaften an der Dialyse bleiben eine Rarität, bedürfen intensiver täglicher Dialyse und verlaufen häufiger erfolgreich, als lange angenommen.
Schwangerschaft nach Nieren-transplantation
Nach einer erfolgreichen Nierentransplantation verändert sich viel im Leben der Menschen:− FürjungeFrauenbedeuteteine
Transplantation oftmals die neu geweckte Hoffnung auf die Gründung einer Familie oder auf weitere Kinder.
Totgeburten16 %
Spontanaborte5 %
Abtreibungen11 %
Lebendgeburten68 %
Abbildung 1: 90 Schwangerschaften bei Dialysepatientinnen (nach Piccoli, cJASN; 2010)
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MedizinDiatra 3-2015
− Durch das funktionsfähige Organ haben viele junge Frauen wieder einen normalen Zyklus mit einer deutlich höheren Empfängnisrate als an der Dialyse.
− Sowohl bei Männern als auchbei Frauen steigt meist nach der Transplantation wieder das sexuelle Verlangen und die Aktivität.
Dies bedeutet, dass junge Frauen relativ bald nach der Transplantation sicher verhüten sollten, um in dieser Phase eine Schwangerschaft zu verhindern. Dies ist wichtig, da vor allem in den ersten Monaten nach einer Transplantation hohe Dosen der immunsuppressiven Therapie (mit erhöhter viraler und bakterieller Infektanfälligkeit) gegeben werden müssen und die Nierenfunktion noch schwankt. Zudem können in den ersten ein bis zwei Jahren nach einer Transplantation Frühkomplikationen auftreten, die man ohne Rücksicht auf ein ungeborenes Kind im Mutterleib behandeln möchte.DieAufklärungfüreineOrgantransplantation beinhaltet deshalb bei Frauen in dem entsprechenden Alter auch die Beratung über geeignete Verhütungsmethoden sowie einen Impfversuch gegen Röteln und Windpocken bei fehlenden Antikörpern vor der Transplantation.
Wann ist der ideale Zeitpunkt für eine Schwangerschaft nach einer Transplantation?Es sollte ein stabiles Serumkreatinin vorliegen (s. Tabelle 1). Wir wissen, dass die Transplantatfunktion bei Patientinnen mit einem Kreatinin <1,65 gr/dl durch die Schwangerschaft im Vergleich zu nicht schwangeren jungen Frauen unbeeinflusst bleibt (vgl. Abb. 2).Dennoch stellt eine solche Schwangerschaft immer eine Risikoschwangerschaft dar, die einer intensiven interdisziplinären Betreuung durch Gynäkologen und Nephrologen beziehungsweise Transplantationsmedizinern bedarf. Sie ist mit folgenden Risiken verbunden:− Erhöhte Abstoßungsrate der
Transplantatniere, da die Steuerung der Immunsuppression wegen des sich verändernden Körpervolumens schwieriger wird. Außerdem kann eine Abstoßung aufgrund der in der Schwangerschaft erhöhten Nie
rendurchblutung (s.o.) leichter übersehen werden.
− Entwicklung eines Schwangerschaftsbluthochdrucks, besonders bei einem zuvor bestehenden Bluthochdruck, was bei transplantierten Patienten häufig der Fall ist.
− Entwicklung eines Schwangerschaftsdiabetes.
− Harnwegsinfekte(beibiszu40%der transplantierten Schwangeren), die in jedem Fall behandelt werden sollten.
Welche Risiken bestehen für das Kind?− EineFehlgeburtsratevon10bis
25 Prozent.− EineFrühgeburtsratevonbiszu
50 Prozent (im Mittel in der 34. Schwangerschaftswoche).
− Ein vermindertes Geburtsgewicht(50%bei<2.500gr),was
aber häufig innerhalb der ersten beiden Lebensjahre wieder aufgeholt wird.
− KeineeindeutigerhöhtenFehlbildungsraten(etwa3%).
Welche immunsuppressiven Medi-kamente können in der Schwanger-schaft eingenommen werden?Jedes eingesetzte Medikament tritt über die Plazenta in den kindlichen Blutkreislauf über. Dies kann unterschiedliche (harmlose oder gefährliche) Konsequenzen haben:− Cortison: Es kann in der
Schwangerschaft bedenkenlos gegeben werden. Die Blutspiegel im kindlichen Kreislauf sind deutlich niedriger als bei der Mutter. Nebenwirkungen üblicher Dosen, wie sie bei einer stabilen Transplantatfunktion eingesetzt werden, sind für das Kind nicht beschrieben. Bei der Mutter können sie jedoch einen arteriellen (Schwangerschafts)Bluthochdruck verschlimmern.
− Cyclosporin (Sandimmun): Eserhöht etwas das Risiko einer Frühgeburt sowie eines verzögerten Wachstums im Mutterleib. Dennoch wird nicht empfohlen, auf Sandimmun in der Schwangerschaft zu verzichten. Ähnlich wie Cortison erhöht es bei der Mutter das Risiko eines Bluthochdrucks.
− Tacrolimus (Prograf): Sein Einsatz bei Schwangeren ist etwas umstrittener: Auf der einen Seite gibt es tierexperimentelle Berichte über fetale Missbildungen, auf der anderen Seite gibt es viele Beschreibungen über erfolgreiche Geburten unter
Empfehlungen für eine Schwangerschaft nach Nieren-
transplantation:AST (American Society of
Transplantation, 2005)
− keine Abstoßung im letztenJahr
− Kreatinin <1,5 g/dl (<132µmol/l)
− geringe Proteinurie (<500mg/Tag)
− KeineakutenInfektionen,diedem Föten schaden können(Herpes,Varizellenetc.)
− StabileMedikamentenspiegel(CSAundFK)
Tabelle 1
0 24 48 72 96 120 144 168 192 216 240
100 %
80 %
60 %
40 %
20 %
0 %
schwangere Patientin
nicht schwangere Patientin
Transplantatüberleben
Monate nach EntbindungAbbildung 2:(Fischeretall.;AJT,2005)
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Medizin Diatra 3-2015
Tacrolimus nicht nur bei nieren sondern auch bei lebertransplantierten Frauen. Vor dem Hintergrund dieser Unsicherheit empfehlen manche Transplantationszentren den Wechsel auf Sandimmun während der Schwangerschaft.
− Azathioprin: Mit dem zugleichauch ältesten Medikament in der Transplantationsmedizin gibt es auch die meisten Erfahrungen. Trotz erhöhter Fehlbildungsrate wurde es in vielen Schwangerschaften eingesetzt und bietet im Gegensatz zu Sandimmun weniger Probleme bei der nötigen Dosisanpassung in der Schwangerschaft.
Die übrigen (vor allem neuen) Immunsuppressiva wie Mycophenolatmofetil (CellCept oder Myfortic), die mTORInhibitoren Everolimus undSirolimus (Certicane oder Rapamune) und auch das bisher speziellen Indikationen vorbehaltene Belatacept, dürfen nicht gegeben werden.Kommt es dennoch zu einer Schwangerschaft, darf in keinem Fall die Immunsuppression abgesetzt werden, denn dies würde eine akute Abstoßung induzieren, die neben der Transplantatfunktion das Leben des ungeborenen Kindes gefährdet. Kein Medikament führt mit absoluter (100%iger)SicherheitzuFehlbildungen. Gerade in dieser Situation ist
Besonnenheit und eine enge Zusammenarbeit zwischen Gynäkologen und Nephrologen wichtig.
Fazit: Die erfolgreiche Transplantation stellt in der Regel die Voraussetzung für die Erfüllung des Kinderwunsches dar. Jedoch bleibt auch diese Schwangerschaft eine Risikoschwangerschaft, ist aber bei stabiler und guter Transplantatfunktion mit einem sehr guten dauerhaften Ergebnis für Mutter und Kind verbunden.
Was kann man nun der jungen nierentransplantierten Frau mit dem unerfüllten Kinderwunsch und der Frage nach einer „Kin-derwunschbehandlung“ sagen?
Bis 2011 sind weltweit fünf Schwangerschaften bei nierentransplantierten Patientinnen mittels künstlicher Befruchtung (nach hormoneller Stimulation) publiziert worden. In vier der fünf Fälle kam es zu einem Schwangerschaftshypertonus und vorzeitiger Entbindung. Das heißt, dass das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen (Präeklampsie, zeitweilige Verschlechterung der Transplantatfunktion und Frühgeburten, s.o.) durch die hormonelle Stimulation erhöht ist. In allen Fällen jedoch konnten die Schwangerschaften erfolgreich mit den Geburten von acht Kindern (dreimal Zwillinge) beendet werden. In keinem
der Fälle kam es zu einer dauerhaften Verschlechterung der Transplantatfunktion.
Bei stabiler Transplantatfunktion und sehr intensiver Begleitung stellt dieseBehandlungalsoeineOptionfürmanche Paare mit unerfülltem Kinderwunsch dar.
Dieses Thema hat sehr viele Facetten: auf der einen Seite Angst und Unsicherheit über den Verlauf der eigenen Erkrankung und auf der anderen Seite der Wunsch nach einem eigenen Kind, was zweifelsfrei zu dem Schönsten im Leben gehören kann.
Bei der Entscheidung über eine Schwangerschaft kann deshalb auch die Kommunikation mit anderen Betroffenen helfen. Der Verein „Junge Nierenkranke Deutschland e.V.” (www.jungenierenkranke.de) ist ein gutes Informationsforum. Dennoch sollten die betroffenen Paare erst nach Gesprächen mit ihren betreuenden Ärzten eine Entscheidung treffen. Unsere Aufgabe als behandelnde Ärzte ist es, die Betroffenen über alle Chancen und Risiken zu informieren und sie über Hilfestellungen bei der Planung einer Schwangerschaft und in dieser Zeit zu unterstützen. Dazu soll auch dieser Artikel beitragen.
SiehabenweitereFragenzumThema? Dann sprechen Sie Dr. med. Stefan HaackamDonnerstag, 5. November 2015,inunsererkostenlosen„Telefon-Sprechstunde“an.WeitereInformationenzur„Sprechstunde“findenSieindieserAusgabeaufderSeite7.
DIATRA-Telefon-Sprechstunde
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Diatra 3-2015 Organspende
Infotelefon Organspende – 15 Jahre Aufklärung und Information
„Bis zu welchem Lebensjahr kann man Organe spenden?“ – „Es gibt keine Altersgrenze, entscheidend ist vor allem der Zustand der Organe.“„Muss ich mich als Spender registrie-ren lassen?“ – „Nein, eine Registrie-rung findet nicht statt. Gerade des-halb ist es besonders wichtig, die ei-gene Entscheidung auf einem Or-ganspendeausweis festzuhalten und mit den Angehörigen darüber zu sprechen.“„Wo erhalte ich weitere Organspen-deausweise?“ – „Bei uns! Unter der kostenlosen Nummer 0800 9040400 sowie unter [email protected] und www.organspende-info.de können Sie ohne Aufwand Organspende-ausweise und Infomaterialien bestel-len.“
Schon seit mehr als 15 Jahren be-antwortet das Team des Infotelefons diese und viele andere Fragen rund um das Thema Organ- und Gewebe-spende. Das Infotelefon dient als Anlaufstelle für Menschen, die sich über Organ- und Gewebespende informieren und auch persönliche Fragen dazu klä-ren möchten. Erreichbar ist das Info-telefon telefonisch montags bis frei-tags von 9 bis 18 Uhr.
Die Entwicklung des Infotelefons: Von der manuellen Strichliste und Telefonhörer zu Headset und digi-taler Erfassung
Im Juli 2000 wurde das Infotelefon Organspende als Gemeinschaftspro-
jekt der Bundeszentrale für gesund-heitliche Aufklärung (BZgA) und der Deutschen Stiftung Organtransplan-tion (DSO) gegründet. Gestartet hat es im kleinen Rahmen mit einer Projektleitung und zwei Mit-arbeiterinnen. Die Arbeit am Infotelefon entwickelte sich stetig weiter und vieles hat sich verändert: Nicht nur die Mitarbei-teranzahl hat sich vervielfacht, auch das Telefonieren mit Headsets ge-hört heute zum Standard und er-leichtert die Arbeit sehr. Die Erfas-sung der Statistik wurde digitalisiert. Wurden anfangs die Anrufer noch „per Strichliste“ gezählt, erlaubt heu-te ein Statistikprogramm eine deut-lich umfangreichere Erfassung und Auswertung.Mit Einführung der Entscheidungslö-sung November 2012 und der damit verbundenen Versendung der Kran-kenversicherungen von Infomateria-lien und Organspendeausweisen schnellten die Anruferzahlen zeitwei-se um 300 Prozent in die Höhe. Um der umfangreichen Nachfrage ge-recht zu werden, erfolgte eine perso-nelle Aufstockung: Inzwischen be-steht das Team aus 14 Kolleginnen in Teilzeit. Die Qualifikation der Mit-arbeiterinnen ist sehr fundiert und vielfältig. Fast alle haben medizini-sche Berufe, viele sind Fachpflege-kräfte für Intensivpflege und Anäs-thesie oder Kinderkrankenpflege.
Einblicke in die Statistik
Im oben erwähnten Versendejahr der Krankenkasseninformationen 2013 konnten insgesamt 57.332 Telefona-te persönlich beantwortet werden, ein Jahresdurchschnitt von 228 Ge-sprächen pro Arbeitstag. Im Spitzen-monat August wurden täglich mehr als 341 Telefonate geführt. Das Ranking der häufigsten Fragen ist seit Jahren unverändert: Fragen zum Ausweis, die Frage nach einer Altersbegrenzung, dem Ausschluss von einer Organspende aufgrund von Vorerkrankungen sowie die Fra-ge nach einer Registrierung. Abbildung 1 zeigt die prozentuale Ver teilung der Gesprächsinhalte 2013 (in einem Telefonat werden in der Regel mehr als ein Anliegen be-sprochen).
Inhalte (%) der geführten Gespräche 2013(83.367 Themen in 57.332 Anrufen)
Frage Ausweis 17 %
Vorerkrankung 19 %
Altersbegrenzung 24 %
Andere 40 %*
Abbildung 1: Prozentuale Verteilung der Gesprächsinhalte 2013 (in einem Telefonat werden in der Regel mehr als ein Anliegen besprochen)*Andere: Bestellung (7 %), Registrierung (6 %), Gesetz (4 %), Hirntod (3 %), Spendepro-zess (3 %), sonstige (3 %), Adressanfrage (2 % ), Patientenverfügung (2 %), med. Frage (2 %), Blut/DKMS (2 %); weniger als 2 % (Körperspende, Allokation, Beerdigung, Gewe-bespende, Bestattung, Lebendspende, Narkose, Kritik Ausweis, Betroffene)
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Neues Logo zum Jubiläum
Zum 15-jährigen Jubiläum erhielt das Infotelefon ein neues Logo:
Die beiden stilisierten Sprechblasen spiegeln das Hauptanliegen des In-fotelefons Organspende wider: Die individuelle und direkte Kommunika-tion als Grundlage zur Klärung von wichtigen und häufig sehr persönli-chen Fragen und Anliegen. Das Logo ist in den Farben des Organ-spendeausweises gehalten.
Der Arbeitsalltag am Infotelefon
Der Kreis derer, die sich an das Info-
telefon wenden, ist sehr vielfältig. Er reicht von älteren Damen und Her-ren, über Schüler und Studierende bis hin zu Medizinern und Apothe-kern. Interessanterweise liegt der prozentuale Anteil der anrufenden weiblichen Privatpersonen bisher kontinuierlich um zwölf Prozent über dem ihrer männlichen Geschlechts-genossen.
Gelegentlich erleben die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit auch kuriose Situatio-nen. Zum Beispiel meldete sich im dies-jährigen Hochsommer mit idealen Badesee-Temperaturen ein Anrufer mit Namen und sagt: „Hallo, ich bin Kontrolleur, wie können Sie bei die-sem schönen Wetter im Büro sitzen? Haben Sie keinen Anrufbeantwor-ter?“Auch der nächste Anrufer ist empört über die persönliche Begrüßung und Entgegennahme des Gesprächs: „Nein, jetzt hab ich ja jemanden am Telefon. Dabei wollte ich doch ein-fach nur noch einmal das Band ab-hören! Gehen Sie weg!“Ganz besonderer Art ist die Verbin-dung mit einem Damen-Kaffee-kränzchen am anderen Ende: Alle hören mit und reichen nachher für die persönlichen Fragen das Telefon durch die Runde. Was im Büro des Infotelefons zu dieser Situation fehl-te, waren Kaffeeduft und Kuchen.
Ähnlich überraschend sind Anrufe, bei denen die Kolleginnen sich plötz-lich im Klassenraum wiederfinden. Das Mobiltelefon der Lehrerin laut gestellt, erhalten die Jugendlichen Antworten auf ihre vielfältigen Fra-gen.
Es ist schön zu erleben, wie viele Menschen sich Gedanken machen zum Thema Organspende. Denn umfassende Informationen und transparente Aufklärung über die Abläufe und Voraussetzungen für eine Organspende sind maßgeb-lich, um zu einer überlegten Ent-scheidung zu kommen.
Judith Vogler, Projektleiterin des Infotelefons Organspende
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