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Die Entwicklung des Fremdenverkehrs im Oberen
Ennstal am Beispiel des Gröbminger Stoderzinken von
1955 bis 1965
Diplomarbeit
zur Erlangung des akademischen Grades
einer Magistra der Geisteswissenschaften
an der Karl-Franzens-Universität Graz
vorgelegt von
Astrid GRUBER
am Institut für Geschichte
Begutachter: O.Univ.-Prof. Dr. phil. Dr.h.c Helmut Konrad
Graz, Februar 2014
2
Danksagung
Diese Arbeit widme ich meiner Familie, besonders meinen Eltern und meiner Schwester,
ohne deren unermüdliche Unterstützung und Vertrauen die Absolvierung meines Studiums
nicht möglich gewesen wäre.
Ein herzlicher Dank gilt meinem Betreuer Herrn. Univ.-Prof. Dr. phil. Dr. h.c Helmut Konrad,
der mich während meines Arbeitsprozesses immer wieder ermutigte und mich mit einer
Vielzahl von Anregungen und wertvollen Hinweisen zur Fertigstellung dieser Arbeit animiert
hat.
Für die gute Zusammenarbeit möchte ich mich bei der Marktgemeinde Gröbming bedanken,
besonders bei Herrn Bürgermeister Alois Guggi sowie den Gröbmingern, Herrn Julius Steiner
jun. und Herrn Franz Kornberger, die mich mit sämtlichen Quellen und Informationen bei
meiner Recherchearbeit gefördert haben und sich Zeit für mich genommen haben.
An dieser Stelle danke ich auch allen Personen, die mir während meines Studiums mit Rat
und Tat zur Seite standen. Ein besonderer Dank ergeht an Astrid, Claudia und Karin, die mich
seit Kindheitstagen über den Ausbildungsweg hinweg begleiten und die unsere Studienzeit
auf fröhliche und unvergessliche Art mitgestalteten.
Wanderer, die den Weg zum Gipfelkreuz des Stoderzinkens einschlagen, können den
folgenden Spruch des steirischen Heimatdichters und Stoderfreundes Peter Rossegger aus
dem Jahre 1904 kaum übersehen. Dieser soll nun in die folgende Arbeit überleiten:
„Was soll ich schreiben in diesen
Bergen voll Sonnenschein? Ich kann
nur in Andacht schweigen und selig
sein!“
Peter Rossegger
Abbildung 1: Peter Rossegger- Denkmal auf
dem Stoderzinken. Quelle: Privatsammlung
von Johann Gruber
3
Eidesstaatliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe
verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder
inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher
in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch
nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen
Version.
Unterschrift der Studentin: ______________________________
Matrikelnummer: 0814071
4
Vorwort
Die Berge lassen uns staunen.
Der wahre Segen der Berge liegt nicht darin, dass sie eine Herausforderung oder eine
Arena für uns sind. Sie bieten etwas Sanfteres und unendlich Machtvolleres: Sie
fördern unsere Bereitschaft, Wunder anzuerkennen.1
Der Bergsteiger Robert Macfarlane beschreibt mit diesen Worten den Grundgedanken dieser
Arbeit. Die Berge meiner Heimat, des obersteirischen Ennstals, zählen zu den wichtigsten
Energietankstellen meines bisherigen Lebens und ich genieße jede freie Minute, die ich darin
verbringen darf. Unzählige Momente auf den Berggipfeln und die Verbundenheit mit meinem
Zuhause haben mich dazu bewogen, diese letzte große Arbeit im Rahmen des
Lehramtsstudiums der Fächer Englisch und Geschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz
über die „Entwicklung des Fremdenverkehrs im Oberen Ennstal am Beispiel des Gröbminger
Stoderzinken von 1955 bis 1965“ zu verfassen. Ich habe mich für dieses Thema entschieden,
weil ich großes Interesse an der Regionalgeschichte meiner Heimatregion habe. Ich stamme
aus Gröbming und fühle mich aus diesem Grund mit diesem Ort sehr verbunden. Am
Stoderzinken, dem Hausberg von Gröbming, habe ich meine ersten Skiversuche
unternommen und gleichzeitig meine Leidenschaft für diese Wintersportart entdeckt.
1 Rambauske, Thomas: „Robert Macfarlane“. In: [online]. http://www.bergnews.com/bergbrevier/wegpunkte-R-
Z.php.[download am 04.11.2013].
5
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung .................................................................................................................................. 8
2. Forschungsstand zur Fremdenverkehrsgeographie in den 1950er – und 1960er Jahren 14
2.1 Definition von Fremdenverkehr bzw. Tourismus ..................................................... 15
2.1.1 Inländerfremdenverkehr bzw. Inländertourismus .................................................... 18
2.1.2 Ausländerfremdenverkehr ........................................................................................ 18
2.1.3 Reisemotive im Fremdenverkehr ............................................................................. 19
2.1.4 Die Nachfragetheorien des freizeitorientierten Fremdenverkehrs ........................... 20
2.2 Die wichtigsten Arten des Fremdenverkehrs ............................................................. 22
2.2.1 Wintersporttourismus ............................................................................................... 22
2.2.2 Wandertourismus ..................................................................................................... 24
2.2.3 Der Sommerurlaub ................................................................................................... 25
2.3 Veränderung des Fremdenverkehrs durch Automobil und Luftfahrt ................... 26
3. Fremdenverkehr in Österreich nach 1945 ........................................................................... 27
3.1 Fremdenverkehr nach 1945 in der der Steiermark ................................................... 29
4. Das Obersteirische Ennstal ................................................................................................... 32
4.1 Geographische Lage ..................................................................................................... 32
4.2 Geschichte ...................................................................................................................... 34
4.3 Die Marktgemeinde Gröbming ................................................................................... 35
4.4 Allgemeines zum Fremdenverkehr in Gröbming ...................................................... 37
5. Fremdenverkehr in Österreich im Beobachtungszeitraum 1955- 1965 ............................ 38
5.1 Fremdenverkehr in Österreich im Jahre 1955 .......................................................... 38
5.1.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1955 ......................................................................... 39
5.2 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1956 ............................................................ 39
5.2.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1956 ......................................................................... 40
5.3 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1957 ............................................................ 41
5.3.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1957 ......................................................................... 41
6
5.4 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1958 ............................................................ 42
5.4.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1958 ......................................................................... 43
5.5 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1959 ............................................................ 45
5.5.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1959 ......................................................................... 46
5.6 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1960 ............................................................ 46
5.6.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1960 ......................................................................... 48
5.7 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1961 ............................................................ 48
5.7.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1961 ......................................................................... 49
5.8 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1962 ............................................................ 50
5.8.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1962 ......................................................................... 50
5.9 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1963 ............................................................ 53
5.9.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1963 ......................................................................... 54
5.10 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1964 .......................................................... 57
5.10.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1964 ....................................................................... 57
5.11 Fremdenverkehr in Österreich im Jahre 1965 ........................................................ 59
5.11.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1965 ....................................................................... 60
6. Der Stoderzinken als Wahrzeichen von Gröbming ............................................................ 60
6.1 Allgemeines .................................................................................................................... 61
6.2 Baron Horstig und die Erschließung des Stoderzinkens .......................................... 62
6.3 Horstig- Gedenklauf auf dem Stoderzinken ................................................................ 63
6.4 Das Stoderkircherl ........................................................................................................ 66
6.5 Die erste Berghütte am Stoderzinken – Die Brünnerhütte ....................................... 68
6.6 Die nähere Umgebung des Berges ............................................................................... 69
6.7 Der Bau der Stoderstraße ............................................................................................ 71
6.7.1 Das Befahren der Stoderstraße ................................................................................. 75
6.8 Berichte über den Bau der Stoderstraße im Ennstaler ............................................. 77
6.8.1 Plakettenaktion für die Stoderstraße ........................................................................ 81
6.9 Berggasthof Steinerhaus .............................................................................................. 89
7
6.10 Beginn des Liftbetriebes ............................................................................................. 89
7. Erinnerungen von Zeitzeugen ............................................................................................... 93
7.1 Methode ......................................................................................................................... 93
7.2 Forschungsschritte ........................................................................................................ 94
7.3 Interview: Julius Steiner .............................................................................................. 94
7.4 Interview: Franz Kornberger .................................................................................... 101
8. Conclusio ............................................................................................................................... 104
9. Abbildungsverzeichnis ......................................................................................................... 105
10. Literaturverzeichnis ............................................................................................................. 106
10.1 Quellenverzeichnis .................................................................................................... 106
10.2 Statistiken .................................................................................................................. 108
10.3 Sekundärliteratur ..................................................................................................... 109
10.4 Internetzitate ............................................................................................................. 113
8
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit untersucht die Rolle des Fremdenverkehrs im Oberen Ennstal am
Beispiel des Gröbminger Stoderzinken von 1955 bis 1965. Der Thematik zu Grunde liegt die
Annahme einer Hochphase beziehungsweise eines Aufschwunges des Massentourismus nach
der NS- Zeit, ab 1945. Der Sport war dabei ein prägendes Instrument, das Österreich zu einer
neuen Identität verhalf. Durch den Bau der ersten alpinen Asphaltstraße nahm auch der
Stoderzinken an diesem Aufschwung teil und wurde dadurch zu einem ganzjährlichen
attraktiven Ziel für den Fremdenverkehr. Zu Beginn der Arbeit wird ein kurzer Überblick
über den Forschungsstand der Fremdenverkehrsgeographie der 1950er- und 1960er Jahre
gegeben. Die Definition einiger grundlegender Begriffe soll dem Verständnis dieser Arbeit
dienen. Es folgen ein kurzer Überblick der Entwicklung des Fremdenverkehrs in ganz
Österreich nach 1945, sowie eine Erklärung der wichtigsten Arten des Tourismus. Danach
wird die Entwicklung des Fremdenverkehrs im Zeitraum von 1955 bis 1965 in Österreich
sowie in der Marktgemeinde Gröbming erläutert.
Anfang der 1960er Jahre wurde der Stoderzinken für den Wintertourismus mit Liften
erschlossen. Ein wichtiger Abschnitt in der Erschließung dieses Berges wurde mit der
Eröffnung des Skiliftes auf dem Rossfeld am 16. Jänner 1963 eingeleitet. Dies war ein
historischer Augenblick für die Entwicklung des Fremdenverkehrs in der Region um
Gröbming. Dieser Tag wurde von Landesrat Wegart sogar als „Tag der Superlative“
bezeichnet. Der Obmann der Weggenossenschaft Stoderzinken, Julius Steiner und dessen
Freund Franz Seebacher, waren die Motoren der Erschließung. Unterstützt wurde diese
Initiative sowohl von der Marktbürgerschaft und der Gemeinde Gröbming, den
Privatbesitzern, als auch von der Waldgenossenschaft Aich, auf deren Grund ein Großteil der
Straße liegt. Ziel der Diplomarbeit ist es, die Motive der Erschließung vom Stoderzinken als
Skigebiet zu Beginn der 1960er Jahre herauszufinden sowie die geschichtliche Aufarbeitung
der Geschehnisse in den Jahren des Beobachtungszeitraumes 1955 bis 1965.
Meiner Arbeit möchte ich die Beantwortung der Frage, was Heimat bedeutet, voranstellen:
Das Wort „Heimat“ ist eine mit einer Vielzahl von Überlegungen gefüllte Schale und ein
ambivalenter Begriff. Bis heute gibt es keine einheitliche Definition. Der deutsche Philosoph
Ernst Bloch hat in den Abschlusszeilen seines berühmten Diktums „Das Prinzip Hoffnung“
den Heimatbegriff folgendermaßen beschrieben:
9
Der Mensch lebt noch überall in der Vorgeschichte, ja alles und jedes steht noch vor Erschaffung der
Welt, als einer rechten. Die wirkliche Genesis ist nicht am Anfang, sondern am Ende, und sie beginnt
erst anzufangen, wenn Gesellschaft und Dasein radikal werden, das heißt sich an der Wurzel fassen. Die
Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und
überholende Mensch. Hat er sich erfasst und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer
Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch
niemand war: Heimat.2
Bloch sieht „Heimat“ darin nicht als Verwurzelung an. Die Wurzel der Geschichte bilde der
arbeitende Mensch, der etwas schafft. Arbeit wird als Produktion verstanden, Schaffen als
Schöpfung, Umbilden als Revolutionieren und Überholen. In dieser Hinsicht ist Heimat
Geschichte, aber nicht Vergangenheit, Tradition und Herkunft, sondern laut Behrens „die
wirkliche Bewegung erst noch herzustellender Geschichte.“ Denn Bloch schrieb: „Denn der
Mensch lebt noch überall in der Vorgeschichte, ja alles und jedes steht noch vor der
Erschaffung der Welt, als einer rechten.“3 Somit sei Heimat nicht die Verabsolutisierung des
Ortes, nicht die identitätsstiftende Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. Heimat, wie Bloch
diese beschreibt, „ist noch nicht und kann noch nicht sein.“4
Im allgemeinen Sprachgebrauch bezieht sich der Begriff „Heimat“ auf die Region, in welche
der Mensch hineingeboren wird. Dort kommt es auch zur Erfahrung früher
Sozialisationserlebnisse, die Identität, Charakter, Mentalität, Einstellungen und schließlich
auch Weltauffassungen prägen.“5 In soziologischer Hinsicht zählt „Heimat“ in Ergänzung zur
Fremde zu den Konstitutionsbedingungen von Gruppenidentität. Neben der inneren wird dem
Begriff auch eine eigene historische Dimension zuerkannt.6
Laut Hermann Bausinger deutet der Begriff „Heimat“ auf eine Beziehung zwischen Mensch
und Raum hin. Der Kulturwissenschaftler fasst den Ausdruck als eine räumlich-soziale
Einheit von mittlerer Reichweite zusammen, in welcher der „Mensch zur Erfahrung von
Verlässlichkeit sowie Sicherheit seines Daseins gelangt.“7 Außerdem ist Heimat für Bausinger
ein Ort tiefen Vertrauens: „Heimat als Nachwelt, die verständlich und durchschaubar ist, als
Rahmen, in dem sich Verhaltenserwartungen stabilisieren, in dem sinnvolles, abschätzbares
2 Vgl. Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung. S. 1628.
3 Vgl. Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung. S. 1628.
4 Vgl. Behrens, Roger: “Anmerkungen zu Blochs Kategorie und Begriff der Heimat, gegen das bloße Wort ,
einschließlich einer Kritik der um das utopische verkürzte virtuellen Räume des Pop. In:[Online].
http://alt.rogerbehrens.net/bloch.pdf [download am 27.01.2014]. S. 2-3. 5 Vgl. „Heimat“. In: Brockhaus Enzyklopädie. S. 617.
6 Vgl. Ebda. S. 617 f.
7 Vgl. Bausinger, Hermann und Köstlin, Kurt: Heimat und Identität. Probleme regionaler Kultur. S. 20.
10
Handeln möglich ist – Heimat also als Gegensatz zu Fremdheit und Entfremdung, als Bereich
der Aneignung, der aktiven Durchdringung, der Verlässlichkeit.“8
Der Identitätsbegriff hat bei der deutschen Volkskundlerin und Kulturantrhopologin Ina-
Maria Greverus eine besondere Stellung eingenommen. Heimat sei „heile Welt“ und nur in
der Dreiheit von Gemeinschaft, Raum und Tradition zu finden. Nur hier komme es zur
Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse nach Identität, Sicherheit und aktiver
Lebensgestaltung in einem kulturell gegliederten Territorium.9
Michael Neumeyer fasst die genannten Aspekte zusammen, so stellt sich Heimat nach
Neumeyer als eine
unmittelbare, alltäglich erfahrene und subjektive Lebenswelt dar, die durch längeres Einleben in ihre
sozialen, kulturellen und natürlichen Bestandteile Vertrautheit und Sicherheit, emotionale Geborgenheit
und befriedigende soziale Beziehungen bietet und - auch dadurch - insbesondere verschiedene (Grund-)
Bedürfnisse befriedigt. Dieses noch weiter komprimierend und reduzierend kann Heimat als
satisfaktionierende Lebenswelt bezeichnet werden. Womit Heimat weniger als ein Raum, sondern
vielmehr als Zustand der Satisfaktion in einer und durch eine Umwelt anzusehen ist.10
Für Paul Leyhausen reflektiert „Heimat“ in ethologischer und anthropologischer Perspektive
das „Bedürfnis nach Raumorientierung und dem ersten Territorium, das für die eigene
Existenz Identität, Stimulierung und Sicherheit bieten könne.“11
Der Mensch verfügt häufig über eine enge Verbundenheit mit seinem Heimatort. Otto
Friedrich Bollnow betont die Beziehung von Raum und Ort, zu Plätzen sowie Stellen: „Der
Ort hat immer etwas Punktuelles. Man kann auf ihn hinzeigen. Er bezeichnet einen festen
Punkt im Raum, insbesondre [sic.] einen festen Punkt auf der Erdoberfläche.“12
Daraus ist zu
schließen, dass der Ort sprachlich auf diesem Weg zum Wohnort, Geburtsort oder
Aufenthaltsort wird.
Daher bestimmt der Ort stets einen Fixpunkt in Raum und Zeit. Er ist einzigartig und zumeist
wird er mit einer Namensgebung als solcher festgelegt. Es ist nicht die räumliche oder
flächige Ausdehnung, die ihn charakterisiert, sondern die Verbindung von standörtlichen
8 Vgl. Bausinger, Hermann und Köstlin, Kurt: Heimat und Identität. Probleme regionaler Kultur. S. 20.
9 Vgl. Greverus, Ina-Maria: „Auf der Suche nach Heimat“. In: Neumeyer, Michael (Hrsg.): Heimat. Zur
Geschichte und Begriff eines Phänomens. S. 116. 10
Vgl. Neumeyer, Michael: Heimat. Zur Geschichte und Begriff eines Phänomens. S. 127. 11
Vgl. „Heimat“. In: Brockhaus Enzyklopädie. S. 618. 12
Vgl. Bollnow, Otto Friedrich: Mensch und Raum. S. 38.
11
Rahmenbedingungen in Kombination mit mindestens einem markanten Ereignis.13
Außerdem
charakterisiert Bollnow den Ort wie folgt:
Versucht man von hier aus die Bedeutung abzugrenzen, so spricht beim Ort nicht die Ausdehnung mit,
nicht die erfüllte Fläche oder der erfüllte Raum, wie etwa beim Platz. Man kann nicht sagen, dass etwas
Ort hat oder seinen Ort braucht, so wie es seinen Platz braucht, sondern Ort ist immer ein bestimmt
gelegener und genau fixierter Ort. […] Darum kann man Orte nicht tauschen, wie man Plätze und
Stellen tauscht, sondern sich höchstens an einen anderen Ort begeben. Durch diesen punktuellen
Charakter unterscheidet sich der Ort am schärfsten von allen (noch so kleinen) räumlichen Gebilden.14
Für Detlev Ipsen eignet sich gerade der Begriff des Ortes als begrenzte, erfahrbare Einheit des
Raumes, um die räumliche Beziehung der Menschen zu ihrer Umwelt zu beleuchten. „Der Ort
hebt sich vom Grund ab, ist jedoch ohne ihn nicht erfahrbar. […] Die Stimmung des Ortes
korrespondiert mit der Eigenart des ihn umgebenden Raumes und umgekehrt. Nur so ist es
möglich, Beziehungen zu einem Ort, ob negativer oder positiver Art, aufzubauen, sich in ihm
selbst wieder zu finden und ihn so mit der eigenen Biographie, dem Milieu einer Gruppe oder
einer sozialen Kategorie zu verbinden.“15
So ist, wie Ipsen an dieser Stelle weiter
argumentiert, die „soziale und sozialpsychologische Beziehung zu einem Ort“ sowohl für den
Menschen als auch für den Ort selbst von entscheidender Bedeutung.16
Handlungen prägen sowohl den Ort an sich als auch seine Symbolkraft und somit wieder den
individuellen Zugang des Menschen innerhalb des wahrgenommenen Gesamteindrucks. Es
entwickelt sich eine „emotionale Ortsbezogenheit, die in der Umgangssprache als Heimat
oder Zuhause“ bezeichnet wird.17
Ausgehend von der eigenen Emotionalität kann, laut
Frohmann, ein Austausch mit Orten, Landschaften und all seinen Elementen stattfinden. Er
geht dabei unter anderem von Emotionalfeldern unserer Herzensqualität aus, welche über die
Wahrnehmung der von außen wirkenden Schwingungen als Resonanzphänomene bewusst
oder unterbewusst von uns Menschen erfasst werden können. Es findet also auch auf
emotionaler Ebene ein permanenter Austausch statt. Auf diese Weise hinterlassen Menschen
auch Emotionalabdrücke atmosphärischer Art im Raum, die einerseits auf den Ort einwirken,
andererseits wiederum bei der Wahrnehmung solcher Resonanzen mitschwingen und so einen
intuitiv erfassbaren „Beigeschmack“ gewahr werden lassen.18
Heute wird der Begriff Heimat nach Gerhard Handschuh mit vier Dimensionen verbunden:
13
Vgl. Bollnow, Otto Friedrich: Mensch und Raum. S. 38f. 14
Vgl. Bollnow, Otto Friedrich: Mensch und Raum. S. 39. 15
Vgl. Ipsen, Detlev: Ort und Landschaft. S. 102. 16
Vgl. Ebda. S. 102. 17
Vgl. Felber-Rufer, Patricia: Landschaftsveränderung in der Wahrnehmung und Bewertung der Bevölkerung:
Eine qualitative Studie in vier Schweizer Gemeinden. S. 27. 18
Vgl. Frohmann, Erwin: Gestaltqualitäten in Landschaft und Freiraum. S. 242 ff.
12
1. einer räumliche Dimension
2. einer Zeit-Dimension
3. einer soziale Dimension und
4. einer kulturelle Dimension.19
Somit ist Heimat ein Wort mit einem umfangreichen Bedeutungswert. Der steirische Dichter
Max Mell fasst diesen Wert in wenige Verse:
Die Heimat lädt dich ein,
Sei zu ihr lieb!
Es könnte einmal sein,
Es könnte einmal sein,
Dass nichts Dir bleib.20
Die Untersuchung zum Thema der Diplomarbeit erfolgt mithilfe unterschiedlichster Literatur.
Die Statistiken des österreichischen statistischen Zentralamtes dienen der Erläuterung der
Übernachtungszahlen in Österreich und in Gröbming im Analysezeitraum 1955-1965.
Außerdem wird darin ein grundlegender Überblick über die Entwicklung des
Fremdenverkehrs in Österreich im Beobachtungszeitraum gegeben. Die in der Wochenzeitung
Der Ennstaler erschienenen Berichte über den Straßenbau auf dem Stoderzinken und den
Fremdenverkehr in der Marktgemeinde Gröbming stellen eine weitere wichtige Quelle für
diese Arbeit dar. Zwei zusätzliche Zeitzeugeninterviews dienen der illustrativen Betrachtung.
Als Grundlage dient hier die Methode der „Oral History“.
In der Geschichtswissenschaft ist die Methode der „Oral History“ ist ein umfangreicher Teil
und findet seinen Ausgangspunkt in den USA. Wird der Begriff „Oral History“ wörtlich
übersetzt, versteht man darunter „mündliche Geschichte“, welche sich mit erzählten
historischen Erinnerungen von Betroffenen und Beteiligten auseinandersetzt, die in Form
eines Interviews oder als Erzählung erfolgen.21
Oral History zielt u.a. darauf ab, durch Dokumentation der Erzählungen lebender Personen mit Hilfe
des Tonbandes jenes Defizit an tradierten Quellen zur Geschichte der Lebenswelten und Erfahrungen
der sonst ´schweigenden Masse´ auszugleichen […]. Die aus den Gesprächen entstehenden Texte sind
folglich
19
Vgl. Handschuh, Gerhard: Brauchtum – Zwischen Veränderung und Tradition. In: Bundeszentrale für
politische Bildung (Hrsg.): „Heimat“. S. 635. 20
Vgl. Mell, Max: Heimat. Aus dem Reich der Dichtung. S. 12. 21
Vgl. Heuberger, Andrea: Oral History im Geschichteunterricht. S. 4.
13
wissenschaftsproduzierte Quellen – im Unterschied zu jenen tradierten Quellen, die der Historiker
vorfindet.22
In den Geschichtswissenschaften stellt die „Oral History“ eine hermeneutische Methode dar,
um mündliche Quellen zu produzieren und zu bearbeiten. Üblicherweise werden die
Interviews transkribiert. Die Transkriptionstechnik bietet einen Vorschlag, der es ermöglicht,
bei der „Auswertung von Interviews die Methoden zur Herstellung und Sicherung historischer
Quellentreue auf ein neues Fundament zu stellen“.23
Einer der Hauptvertreter der deutschen
„Oral History“, Lutz Niethammer, fordert, dass „der Kompromiss zwischen Lesbarkeit und
Texttreue“ geschlossen werden muss.24
Das Besondere in der „Oral History“ kann auch darin
gesehen werden, dass Zeitzeugen und Zeitzeuginnen die Publikationsweise selbst
mitentscheiden. Auf der einen Seite machen sie ihre persönlichen Rechte im
Überlieferungsprozess geltend. Andererseits haben sie als interessierte der Geschichte die
Möglichkeit, zu intervenieren, Fragestellungen und Interpretationsansätze zu überprüfen und
in den Geschichtsschreibungsprozess maßgeblich einzugreifen. Aus dieser Perspektive kann
die Forschungsmethode der „Oral History“ als „kooperative Quellenproduktion“ interpretiert
werden.25
Lutz Niethammer fasst „Oral History“ folgendermaßen zusammen:
Das aus dem Amerikanischen übernommene Codewort Oral History steht – entgegen seiner wörtlichen
Bedeutung – nicht für eine besondere Art von Geschichte, die mit mündlicher Überlieferung auskäme,
sondern für eine spezifisch zeitgeschichtliche Forschungstechnik. Sie eignet sich einerseits zur
Exploration bestimmter Teilbereiche, für die sonst keine Überlieferung besteht oder zugänglich ist, und
stellt insofern ein Instrument zeitgeschichtlicher Heuristik unter anderen dar. Andererseits erlaubt sie
jedoch eine breitere Konzeption der jüngsten Vergangenheit und ihrer soziokulturellen Bearbeitung als
Geschichte, und insofern hat ihre Praxis Rückwertung auf das Geschichtsverständnis überhaupt.26
Für den empirischen Teil der Arbeit habe ich mich für die Durchführung von Interviews
entschieden. Die beiden Fragebögen setzen sich aus offenen Leitfragen zusammen, die
zeitlich nicht begrenzt werden. Mit Hilfe eines Diktiergerätes zeichne ich die Interviews auf.
Nach der Ausführung der Interviews transkribiere ich die Aufnahmen. Für die Arbeit werde
22
Vgl. Sieder, Reinhard: Bemerkungen zur Verwendung des „Narrativinterviews“ für eine Geschichte des
Alltags. Zeitgeschichte 5/82. S. 165. 23
Vgl. Schröder, Hans Joachim: Die gestohlenen Jahre. Erzählgeschichten und Geschichtserzählungen im
Interview. Der Zweite Weltkrieg aus der Sicht ehemaliger Mannschaftssoldaten. S. 97. 24
Vgl. Niethammer, Lutz: Fragen – Antworten – Fragen. Methodische Erfahrungen und Erwägungen zur Oral
History. In: Niethammer, Lutz / Plato, Alexander von (Hrsg.): Lebensgeschichte und Sozialkultur im Ruhrgebiet
1930-1960. Bd. 3: “Wir kriegen jetzt andere Zeiten”. S. 438. 25
Vgl. Schilde, Silvia: Zum Weinen war keine Zeit. Frauen an der Heimatfront. Lebensgeschichtliche
Erinnerungen von Frauen aus dem Westmünsterland. S. 26. 26
Vgl. Niethammer, Lutz: Fragen – Antworten – Fragen. Methodische Erfahrungen und Erwägungen zur Oral
History. In: Niethammer, Lutz / Plato, Alexander von (Hrsg.): Lebensgeschichte und Sozialkultur im Ruhrgebiet
1930-1960. Bd. 3: “Wir kriegen jetzt andere Zeiten”. S. 420.
14
ich eine Zusammenfassung der Interviews erstellen und in Form von Vergleichen integrieren
oder direkte Zitate einbauen. Die Zeitzeugen werden zum größten Teil zur Entwicklung des
Fremdenverkehrs am Stoderzinken in den Jahren 1955 bis 1965 befragt. Die persönlichen
Erinnerungen und die Folgen des Baues der Stoderstraße spielen dabei eine primäre Rolle.
Die Interviews dienen dazu, besondere Ereignisse oder Erlebnisse herauszuarbeiten, um
einerseits meine Diplomarbeit abzurunden und andererseits neue Erkenntnisse zu gewinnen,
welche bislang von der Literatur nicht oder unzureichend beachtet wurden.
2. Forschungsstand zur Fremdenverkehrsgeographie in den 1950er –
und 1960er Jahren
An den beiden Schweizer Ausbildungsstätten, der Universität Bern und an der Hochschule St.
Gallen, wurden 1941 zur gleichen Zeit das Forschungsinstitut für Fremdenverkehr (FIF) und
das Seminar für Fremdenverkehr gegründet. Walter Hunziker und Kurt Krapf veröffentlichten
ein Jahr später die erste Studie, die Allgemeine Fremdenverkehrslehre. Diese verfügte schon
damals über einen interdisziplinären Aufbau und gilt noch heute als Standardwerk. Die
Forschung zur Fremdenverkehrsgeographie in den 1950er-und 1960er Jahren ist einerseits
durch weitgehend fremdenverkehrsgeographische Fallstudien gekennzeichnet. Dabei handelte
es sich um Monographien über ausgewählte touristisch geprägte Gebiete. Andererseits
herrscht ein deutlicher Mangel an theoretisch angelegten fremdenverkehrsgeographischen
Arbeiten.27
Mitte der 1960er Jahre kam es zur Gründung der sogenannten „Geographie des
Freizeitverhaltens“. Diese stellte eine Ergänzung der bis zu diesem Zeitpunkt führenden
„Fremdenverkehrsgeographie“ dar. Sie entstammt der Sozialgeographie der Münchner Schule
und bezieht sich auf die Grunddaseinsfunktion „sich erholen“. Die Freizeit wurde hierbei als
bedeutende Kategorie interpretiert. Im Mittelpunkt der Anschauung steht das
aktionsräumliche Verhalten des Menschen. Der Zeitaufwand der Freizeitaktivitäten wird in
einen kurz-, mittel-, und langfristigen unterteilt und daraus leitet sich auch eine räumliche
Gliederung des Freizeitverhaltens im Wohnumfeld, Naherholungs- und
Fremdenverkehrsraum ab. Deren Untersuchung gehörte fortan zu den primären Aufgaben der
Freizeitgeographie.28
Aus geographischer Sicht entwickelte sich danach eine Diskussion über
die primären Gedanken zur Freizeit-, Fremdenverkehrs- und Naherholungsforschung. Knirsch
setzte sich dabei verstärkt für eine fremdenverkehrsgeographische Betrachtungsweise ein,
27
Vgl. Jurczek, Peter: Geographie der Freizeit und des Tourismus: Disziplingeschichte und Perspektiven. S. 27. 28
Vgl. Ebda. S. 28.
15
während sich Newig als Gegner der Überbetonung des verhaltensanalytischen Ansatzes der
Geographie des Freizeitverhaltens aussprach. Oestreich wiederum kritisierte das fehlende
gesamtgesellschaftliche Freizeitkonzept der Münchner Schule.29
2.1 Definition von Fremdenverkehr bzw. Tourismus
Anfangs soll darauf hingewiesen werden, dass der Titel dieser Diplomarbeit mit dem Begriff
„Fremdenverkehr“ versehen ist. Der Zeitraum dieser Analysearbeit behandelt zehn Jahre,
beginnend mit dem Jahr 1955, und endet im Jahre 1965. In diesem Zeitabschnitt war die
Bezeichnung „Fremdenverkehr“ die bekannte Form für Urlauberverkehr beziehungsweise die
heutige Bezeichnung „Tourismus“ in Österreich. Die Begriffe „Fremdenverkehr“ und
„Tourismus“ werden üblicherweise synonym verwendet. Doch diese Übereinkunft besteht
noch nicht lange. Auch heute kommt es immer wieder zur Verwendung beider Begriffe
nebeneinander und es werden bestimmte Unterschiede zwischen den beiden Begriffen
aufgezählt.30
Aus diesem Grund folgt eine Definition der Begriffe „Fremdenverkehr“ sowie
„Tourismus“:
Der Ausdruck „Fremdenverkehr“ kommt aus dem deutschen Sprachraum und findet in
anderen Sprachen häufig keine direkte Entsprechung. Der Begriff „Fremdenverkehr“ ist
erstmals in einem 1850 in Erlangen erschienenen und in dem von Dr. F.J. Behrend verfasstem
Werk aufgetaucht. Folgende Formulierung ist im veröffentlichten Vortrag von E. Curtius über
den „Weltuntergang der griechischen Kultur“ zu finden: „[…] Nachdem sich das Land
[gemeint ist Ägypten] einmal dem Fremdenverkehr geöffnet hatte, dauerte es nicht lange, bis
dass die Stärke des Pharaonenreiches auf den Griechen beruhte“. In der allgemeinen Literatur
ist der Begriff ab 1866 nachgewiesen.31
Der Ausdruck beinhaltet im Namen die Aspekte
„Verkehr“ und (Aufenthalt in der) „Fremde“. Im 19. und 20. Jahrhundert hat sich der
Fachbegriff „Fremdenverkehr“ im deutschsprachigen Gebiet für alle mit dem Reisen
zusammenhängenden Phänomene durchgesetzt. In der Gegenwart stehen mit dem Begriff
„Fremdenverkehr“ vor allem die nationalen sowie binnenwirtschaftlichen Aspekte und auch
der Incoming-Tourismus in Verbindung. Der Begriff „Fremd(er)“ verfügt über eine negative
Komponente im Sinne von unbekannt (engl. “stranger“) und teilweise auch von
29 Vgl. Ebda. S. 28-29.
30 Vgl. Freyer, Walter: Tourismus. Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie. S. 7.
31 Vgl. Spatt, Ernst: Allgemeine Fremdenverkehrslehre. S. 2.
16
„unerwünscht“. Außerdem wirkt im Begriff „Fremdenverkehr“ noch die negative Sinngebung
aus der Vergangenheit nach. Aus diesem Grund wird nahegelegt, auf die Bezeichnungen
„Gäste“, „Urlauber“ oder den neutralen Begriff „Touristen“ zurückzugreifen.32
Weitere
Bezeichnungen für Fremdenverkehr sind Gästeverkehr, Urlaubsverkehr, Reiseverkehr oder
Freizeitverkehr. Das Wort „Tourismus“ ist heute am weitesten verbreitet, da es in viele
Sprachen Eingang gefunden hat und aus diesem Grund international auf Verständnis stößt.
Nach Bernecker ist unter dem Begriff „Fremder“ jede Person zu verstehen, die „eine
zeitweilige Ortsveränderung vornimmt, sofern damit wirtschaftliche Leistungen typischer
Fremdenverkehrseinrichtungen in Anspruch genommen werden“. Hierbei handelt es sich um
eine strak betriebswirtschaftlich orientierte Begriffsdefinition. Diese ermöglicht jedoch, zum
Beispiel Urlauber aus der Bundesrepublik Deutschland als Touristen zu klassifizieren, welche
bei Salzburg die Grenze nach Österreich überschreiten, in Schladming drei Stunden Ski
fahren, in einem Lokal einen Imbiss zu sich nehmen und danach wieder nach Deutschland
zurückkehren.33
Paul Neff interpretiert den „Fremdenverkehr“ in seinem 1922 erschienenem Werk „Über den
internationalen Reiseverkehr als Wirtschaftsfaktor“ als „die Gesamtheit aller Bewegungen
von Personen, die aus wirtschaftlichen, kulturellen Gründen, zu beruflichen, sportlichen,
gesundheitlichen und vergnüglichen Zwecken ihren Wohnsitz, ohne Aufgabe der mit ihm
verbundenen rechtlichen und wirtschaftlichen Beziehungen, zu vorübergehenden Aufenthalt
verlassen“. Diese Definition entstand während einer Zeit erster Bemühungen um eine echte
wissenschaftliche Klärung des Wortes „Fremdenverkehr“.34
1939 erschien die Definition von Poser, welche geographische Begebenheiten vordergründig
versteht: „Fremdenverkehr ist die lokale und gebietliche Häufung von Fremden mit einem
jeweils vorübergehenden Aufenthalt, der die Summe von Wechselwirkungen zwischen den
Fremden einerseits und der ortsansässigen Bevölkerung, dem Ort, der Landschaft andererseits
zum Inhalt hat.“35
Die Autoren Walter Hunziker und Kurt Krapf definierten „Fremdenverkehr“ im Jahre 1954
als „den Inbegriff der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus dem Aufenthalt
Ortsfremder ergeben, sofern durch den Aufenthalt keine Niederlassung zur Ausübung einer
32
Vgl. Freyer, Walter: Tourismus. Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie. S. 7. 33
Vgl. Spatt, Ernst: Allgemeine Fremdenverkehrslehre. S. 4-5. 34
Vgl. Ebda, S. 2. 35
Vgl. Ebda. S. 9.
17
dauernden oder zeitweilig hauptsächlichen Erwerbstätigkeit begründet wird.“36
1954 hat die
Internationale Vereinigung wissenschaftlicher Fremdenverkehrsexperten (AIEST) den
Begriff auf Grund der Erkenntnis, dass die Reisenden die zwischen dem Heimatort und dem
Aufenthaltsort liegende räumliche Entfernung überwinden müssen, um den Tatbestand der
Reise erweitert. So lautet die endgültige Begriffsdefinition: „Fremdenverkehr ist der Inbegriff
der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus Reise und Aufenthalt Ortsfremder ergeben
[…]“. 37
Aus dieser Definition wird klar ersichtlich, dass der Fremdenverkehr schon in den 1940er
Jahren als ein Gesamtsystem von Beziehungen und Erscheinungen betrachtet wurde und nicht
nur einen Verkehrsvorgang oder einen wirtschaftlichen Tatbestand darstellt. Allerdings wurde
der Geschäftsreise-Fremdenverkehr in diese Definition noch nicht mit einbezogen.38
Zedek bemühte sich um eine weitere Erklärung des Fremdenverkehrsbegriffes. In Anlehnung
an Hunziker und Krapf versucht er jedoch, die von den beiden allgemein formulierte
Redewendung „Inbegriff der Beziehungen und Erscheinungen“ mit einem speziellen
Begriffsinhalt zu ergänzen. Diesen konnte er sowohl aus Gästemotiven sowie aus
soziologischen Faktoren gewinnen. Laut Zedek ist „Fremdenverkehr“ der „Inbegriff der
wirtschaftlichen, gesellschaftlichen als auch emotionellen Beziehungen und Erscheinungen
unter Einfluss von Aspekten der Freizeitgestaltung, der Gesunderhaltung oder
Wiederherstellung und Förderung der Pflege zwischenmenschlicher Begegnungen, sowie der
Wahrnehmung von Bildungsmöglichkeiten im Zusammenhang mit Ausflug, Reise und
Aufenthalt nicht ortsansässiger Personen, sofern damit keine dauernde und zeitweilige
hauptsächliche Erwerbstätigkeit ausgeübt wird“. Aus dieser Definition wird der
Zusammenhang des Fremdenverkehres mit der Freizeitgestaltung ersichtlich.39
Die moderne Bezeichnung für „Fremdenverkehr“ lautet „Tourismus“. Kaspar und Krapf
verstehen unter Tourismus die „Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen […], die
sich aus der Ortsveränderung und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der
Aufenthaltsort weder hauptsächlicher und dauernder Wohn-noch Aufenthaltsort ist“.40
Der
Ausdruck „Tourismus“ ist für den deutschsprachigen Raum ein junger Begriff, da er erst nach
dem Ende des Zweiten Weltkrieges aufkam und sich seit diesem Zeitpunkt immer mehr
36
Vgl. Hunziker, Walter und Krapf, Kurt [1942]: Grundriss der Allgemeinen Fremdenverkehrslehre. S. 21. 37
Vgl. Spatt, Ernst: Allgemeine Fremdenverkehrslehre. S. 3. 38
Vgl. Hunziker, Walter und Krapf, Kurt [1942]: Grundriss der Allgemeinen Fremdenverkehrslehre. S. 21. 39
Vgl. Spatt, Ernst: Allgemeine Fremdenverkehrslehre. S. 3. 40
Vgl. Hunziker, Walter und Krapf, Kurt: Grundriss der Allgemeinen Fremdenverkehrslehre. S.27.
18
durchsetzen konnte. Die Entstehung des Wortes „Tourismus“ ist an den englischen Begriff
„tourism“, den französischen Ausdruck „tourisme“ sowie an das italienische und spanische
Wort „turismo“ angelehnt. Das Wort selbst enthält die „Tour“, also eine Rundreise.
Außerdem wird auch der Aspekt der Rückkehr sowie des nur vorrübergehende Aufenthalt an
einem Ort mit Tourismus verbunden.41
Der Ausdruck „Tourismus“ verweist vor allem auf die
internationalen und damit auf die Aspekte des Ausreisens oder Outgoings. Des Weiteren
werden „Tourismus“ und „Touristen“ am ehesten mit Erholungs- und Freizeitreisen in
Verbindung gesehen. Dem wird am Ehesten der geschäftliche „Reiseverkehr“ als der
Geschäfts- „Tourismus“ gegenübergestellt. Der international bekanntere Begriff „Tourismus“
ersetzt die deutschsprachige Bezeichnung „Fremdenverkehr“ zunehmend.42
Tourismus oder Fremdenverkehr „umfasst sowohl den nationalen als auch den internationalen
Reiseverkehr. Darunter versteht man den Verkehr von Reisenden oder Touristen zwischen
Heimatort und Reiseziel, den vorübergehenden Aufenthalt Ortsfremder am Reiseziel sowie
die Organisation der Reisevorbereitung und Reisenachbereitung am Heimatort.“43
2.1.1 Inländerfremdenverkehr bzw. Inländertourismus
Die moderne Bezeichnung für Inländerfremdenverkehr lautet Inländertourismus. Unter
diesem Begriff ist die Reisetätigkeit von Menschen zu verstehen, die sich innerhalb ihres
eigenen Nationalgebietes von einer geographischen Zone zu einer anderen bewegen.44
2.1.2 Ausländerfremdenverkehr
Der Begriff „Ausländerfremdenverkehr“ war der gängige Begriff im Analysezeitraum 1955
bis 1965 für den Aufenthalt von Besuchern eines Landes, die sich an einem anderen als ihrem
Wohnort aufhielten. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der ersten Phase des
41
Vgl. Freyer, Walter: Tourismus. Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie. S. 7. 42
Vgl. Ebda. S. 7. 43
Vgl. Freyer, Walter: Tourismus. Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie. S. 1. 44
Vgl. Torres Arrabal, Marta und Gutierrez, Jesús Juárez: „Verschiedene Typen des Tourismus“. In: [Online].
http://www.eduvinet.de/eduvinet/es025.htm [download am 08.01.2014].
19
Wiederaufbaues des zerbombten Europas ist im Jahre 1950 im Rahmen einer Konferenz, die
von der Internationalen Union der Offiziellen Tourismusorganisationen (IUOTO) in Dublin
abgehalten wurde, der Begriff „internationaler Besucher“ entworfen worden. 1953 wurde
diese Bezeichnung von der Statistischen Kommission der Vereinten Nationen übernommen.
1963 wurde von den Vereinten Nationen eine Konferenz in Rom abgehalten. Dabei wurden
die von der IUOTO empfohlenen Begriffe Besucher („visitor“), Tourist und Ausflügler
vorgeschlagen und 1968 nach Überprüfung von der Statistischen Kommission der Vereinten
Nationen übernommen. Unter „Besuchern“ sind demnach „alle Reisenden, die sich zeitweilig
an einem Ort als den ihres Wohnsitzes aufhalten“ zu verstehen. Der Begriff „Tourist“ fasst
diejenigen Besucher eines Landes zusammen, welche sich für mindestens 24 Stunden an
einem anderen als ihrem Wohnort aufhalten. „Ausflügler“ sind Reisende, die sich kürzer an
einem anderen Ort aufhalten. Dazu sind zum Beispiel auch Passagiere eines
Kreuzfahrtschiffes zu verstehen, die sich mehrere Tage an einem Ort aufhalten, jedoch die
Nacht auf ihrem Kreuzfahrtschiff verbringen.45
2.1.3 Reisemotive im Fremdenverkehr
„Reisemotive“ können als die Gesamtheit der „individuellen Beweggründe verstanden
werden, die dem Reisen zugrunde liegen“.46
Darunter versteht man eine „latente
Handlungsdisposition, die in einem bestimmten Zeitpunkt gerade nicht verhaltenswirksam
ist“.47
Die Erholung bildet einen verbindenden Faktor in der Fremdenverkehrsfunktion.48
Die klassische Definition von „Motivation“ leitet sich im Wörterbuch von „motivieren“ ab.
Darunter versteht man die Interessen einer gewissen Person zu stimulieren oder diese zu einer
bestimmten Handlung zu bewegen.49
Außerdem wird unter dem Begriff „Motivation“ die
45
Vgl. Mundt, Jörn W.: Tourismus. S. 4-5. 46
Vgl. Braun, Ottmar L.: (Urlaubs-)Reisemotive. – Reiseentscheidung.- Reisezufriedenheit. S. 199. 47
Vgl. Kulinat, Klaus: „Reisemotive und andere Grundbegriffe“. In: Geographie der Freizeit und des Tourismus.
S. 98. 48
Vgl. Spatt, Ernst: Allgemeine Fremdenverkehrslehre. S. 5. 49
Vgl. Egger, Daniel: Die Reiseentscheidung und Reisemotivation von Rollstuhlfahrern/- innen. Eine
empirische Analyse. In: [Online].
http://www.behindertenkompass.de/download/DIPLOMARBEIT_danielegger.pdf. S. 26. [download am
12.11.2013].
20
„Aktivierung eines Motivs“ verstanden, Motivationen sind demnach verhaltenswirksam und
drücken einen offensichtlichen und aktuellen Vorgang aus.50
Kroeber- Riel und Weinberg unterscheiden bei den psychischen Determinanten zwischen den
aktivierenden Prozessen, welche von Emotion, Motivation und Einstellung gelenkt werden
und den kognitiven Vorgängen, bei denen zum größten Teil die Information im Vordergrund
steht.51
Kognitive Prozesse schließen auch aktivierende Prozesse mit ein und können in
Informationsaufnahme, Informationsverarbeitung (Wahrnehmen und Beurteilen) und
Informationsspeicherung (Lernen und Gedächtnis) aufgeteilt werden. Die Entscheidung für
oder gegen eine Reise wird auf der einen Seite von aktivierenden und kognitiven Faktoren
gelenkt, auf der anderen Seite steuern Umweltdeterminanten den Entschluss. Letztere werden
von der Welt der Erfahrung und der Medien bestimmt. Die Habitualisierung spielt bei den
psychischen Merkmalen eine primäre Rolle, da bei den immer erfahreneren Touristen mit
habitualisierten Entscheidungen immer öfter zu rechnen ist.52
2.1.4 Die Nachfragetheorien des freizeitorientierten Fremdenverkehrs
Nach Hennig sind folgenden die wichtigsten bisher diskutierten Nachfragetheorien im
freizeitorientierten Fremdenverkehr:
Fluchttheorien
Reisen werden aus Gründen der Flucht aus dem ungemütlichen Alltag in Angriff genommen.
Man möchte die Alltagserscheinungen sowie die monotonen Arbeitswelt für einen gewissen
Zeitraum meiden.
Konformismustheorien
50
Vgl. Kulinat, Klaus: „Tourismusnachfrage: Motive und Theorien“. In: Geographie der Freizeit und des
Tourismus. S 98. 51
Vgl. Kroeber- Riel, Werner und Weinberg, Peter: Konsumentenverhalten. S. 49f. 52
Vgl. Kulinat, Klaus: „Reisemotive und andere Grundbegriffe“. In: Geographie der Freizeit und des Tourismus.
S. 99.
21
Unter „Konformismustheorien“ ist zu verstehen, dass es sich bei den Motiven des Reisens
meist um Kopieren bekannter Verhaltensmuster höherer sozialer Gruppen handelt. Ein
„demonstrativer Erfahrungskonsum“ wird hier als Ausdruck verwendet.
Reisetriebe
Zu den Urtrieben des Menschen zählen der Wandertrieb, „Nomadismus“ sowie der
Entdeckungsdrang. All diese drei Urtriebe sind beim Reisen ausgeprägt. In diesem
Zusammenhang spielt auch das Modell der Bedürfnispyramide von Maslow eine wichtige
Rolle: Die menschlichen Bedürfnisse strukturieren sich von den elementaren
Grundbedürfnissen bis zu den „Entwicklungsbedürfnissen“ wie zum Beispiel
Selbstverwirklichung. Das Reisen wird zu den komplexeren Bedürfnissen gezählt, welche nur
nach Erfüllung der Grundbedürfnisse befriedigt werden können.
Erholung
Unter dem Begriff „Erholung“ fallen alle Handlungen, welche sowohl die psychische als auch
die physische Regeneration unterstützen. Sie haben demnach kompensatorischen Charakter.
Ermüdung verlangt Regeneration, Monotonie ruft nach Stimulation, psychischer Stress sucht
Entspannung. Außerdem wird der Wunsch nach Abstand zur vertrauten Umgebung oder zu
sich selbst als ein weiteres wichtiges Motiv der Erholung interpretiert. Hierbei handelt es sich
um differente Lebensweisen im Urlaub.
Touristen als Pilger
Das Lernen und Besichtigen auf Reisen kann im Vergleich zu Pilgerfahrten gesetzt werden.
Urlauber begeben sich zu sakralen Plätzen. Bestimmte Dinge muss man gesehen haben.
Nichtalltägliche Welten
Der Urlaub wird von den Touristen als Gegenwelt zum Alltagsleben angesehen.
Imaginäre Welten
Die touristische Wahrnehmung entspricht häufig nicht der Realität. Die Urlaubswelt wird von
den Touristen quasi durch eine touristische Brille gesehen.53
53 Vgl. Hennig, Christian: Jenseits des Alltags. Theorien des Tourismus. In: Voyage. Jahrbuch für Reise- und
Tourismusforschung. Bd. 1. S. 37-38.
22
2.2 Die wichtigsten Arten des Fremdenverkehrs
2.2.1 Wintersporttourismus
Der Wintersporttourismus unterscheidet sich von anderen Arten des Fremdenverkehrs, da er
eine Reihe von Eigengesetzlichkeiten aufweisen kann:
Der Wintersportverkehr ist eine relativ junge Art des Fremdenverkehrs. In den Gebirgen
Mitteleuropas und Nordamerikas hat der Wintersporttourismus erst mit der Wende vom 19.
Jahrhundert zum 20. Jahrhundert zu existieren begonnen, als man die Aufmerksamkeit auf die
Schönheit der winterlichen Gebirge richtete.54
Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts setzte auch die positive Wirkung des Wintersports auf den
Fremdenverkehr in Österreich ein. Neben der Sommersaison etablierte sich eine mit den
Jahren immer stärker werdende Wintersaison. Auf diese Weise wuchs die Bekanntheit
spezieller und sich neu entwickelnder Wintersportorte. Die steirische Gemeinde Altaussee
verfügte bereits am Ende des 19. Jahrhunderts über einen Winterbetrieb. Die Menschen
unternahmen Rodelausflüge sowie Pferdeschlittenfahrten. Außerdem wurden Eisstockturniere
veranstaltet. Im Jahre 1890 kam es in der Steiermark als erstem Land der Monarchie zur
Einführung der Disziplin des nordischen Skilaufes. Die Skier wurden direkt aus Trondheim,
Norwegen, bezogen. 1907 veröffentlichte der Landesverband für Fremdenverkehr eine
Broschüre mit dem Titel „Wintersport in der Steiermark“. Diese zeichnete Mürzzuschlag als
anerkannte und geeignete Wintersportgemeinde aus. Ab 1904 wurde der Ort alle zwei Jahre
zum Schauplatz der nordischen Spiele und 1907 fanden die österreichischen
Skimeisterschaften dort statt. Gemäß den Erwartungen des Jahres 1909 hätten sich im Ennstal
die Orte Schladming, Gröbming und Admont zu internationalen Sportplätzen entwickeln
können. 1905 wurde der Österreichische Skiverband gegründet.55
Die in den beiden Weltkriegen betriebenen Kampfhandlungen haben zur technischen
Entwicklung von und Erfahrungen mit zahlreichen Geräten und Einrichtungen des
Wintersports (Seilbahnen, Schier etc.) geführt. Diese Tatsache ermöglichte den Aufschwung
des Wintersporttourismus nach dem Zweiten Weltkrieg. In nur vier Jahrzehnten nach 1950 ist
es schließlich zu einer „Take-off-Phase im Wintersporttourismus“ gekommen, welche im
gebirgigen Gebieten vor allem vom Schilauf vorangetrieben wurde. Am Beginn des 21.
54
Vgl. Jülg, Felix: „Wintersporttourismus“. In: Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 249. 55
Vgl. Burkert, Günther und Hermann, Nikolaus: Geschichte des steirischen Fremdenverkehres. S. 39-40.
23
Jahrhunderts dürfte der Wintersporttourismus bereits seinen Höhepunkt überschritten haben.
Die Zuwachsraten in den wichtigen Wintersportdestinationen sinken, Stagnation setzt ein und
in vielen Orten führt dies zum Rückgang der Frequenzen. Die Ursachen dafür sind folgende:
Einige Wintersportregionen kämpfen mit dem Verlust ihrer Schneesicherheit.
Schneekanonen können nur in beschränktem Ausmaß Abhilfe bringen, da ihre
Funktionalität nur bei Minusgraden gewährleistet ist. Die Veränderungen, welche mit
dem Klimawandel einhergehen, haben für den Wintersporttourismus schwerwiegende
negative Folgen.
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen nimmt unter den Schifahrern vermehrt ab.
Sparmaßnahmen im Bildungswesen führen zum drastischen Rückgang
Schulschikursen. Auch das Interesse der Eltern, dass ihre Kinder an diesen
Veranstaltungen teilnehmen, nimmt vermehrt ab. Die zunehmende migrantische
Bevölkerung in Wien, zum Beispiel, kennt keine Tradition in dieser Sportart und kann
sich diese auch vielfach nicht leisten.56
Als im Jahre 1956 der aus Kitzbühel stammende Skirennläufer Toni Sailer bei der Olympiade
in Cortina d´Ampezzo drei Goldmedaillen gewann, war dies ein symbolhafter Startschuss für
den großartigen Aufschwung des Winterfremdenverkehrs in den 1950er Jahren. So konnte
nicht nur das Selbstbewusstsein der Österreicher in wirtschaftlicher und sportlicher Sicht
gestärkt werden, sondern auch das Interesse der Nachbarländer für die „Skifahrernation im
Herzen Europas“ geweckt werden. Die Wintersaisonen konnten durch weitere Erfolge im
Skizirkus belebt werden. Sie sicherten ebenso hohe Auftragszahlen für die Skiproduzenten
und die damit in Verbindung stehenden Gewerbearten.57
Die Erfolge der österreichischen Skifahrer in den Fünfzigerjahren weckten in Österreich und
im Ausland eine unglaubliche Begeisterung für den Skisport. Die Zahl der aktiven Skiläufer
stieg rasch an. Im Jahre 1954 erzeugte die österreichische Skiindustrie „lediglich“ 23.000 Paar
Skier, im Jahre 1962 wurden bereits über 300.000 Paar Ski in Österreich hergestellt. Bis 1966
kam es sogar zu einer Verdoppelung der Quote. Ein Ereignis, welches für den
österreichischen Fremdenverkehr eine wichtige Bedeutung hatte, waren die IX. Olympischen
Winterspiele, die im Jahre 1964 in Innsbruck ausgetragen wurden. Die Schönheit der Tiroler
Skiberge wurde auf diesem Wege dem internationalen Zusehern vor Augen geführt. Eine
weitere Grundlage für den Aufschwung des Winterfremdenverkehres war der Ausbau des
56
Vgl. Jülg, Felix: „Wintersporttourismus“. In: Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 251. 57
Vgl. Brusatti, Alois: 100 Jahre österreichischer Fremdenverkehr. Historische Entwicklung 1884-1984. S. 163.
24
Seilbahn- und Liftbetriebes. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zum Bau von Sesselliften,
Kleinseilbahnen und Schleppliften. 1952 gab es bereits 44 Sessellifte und 74 Schlepp- oder
Schilifte in den Zentren des Wintersportes. Bis in das Jahr 1968 stieg die Zahl der Lift- und
Seilbahnanlagen auf über 2000, wobei in den 1960er Jahren auch ERP-Mittel zur
Finanzierung herangezogen wurden.58
2.2.2 Wandertourismus
Wandern zählt zu den klassischen Formen der Freizeitaktivitäten und ist gleichzeitig die
älteste Art der Distanzüberwindung für den Menschen. Schon in den Filmen der frühen
1950er- Jahre war die Abbildung der Wanderer in farbenfrohen Heimatfilmen berühmt.
Ausgestattet waren die oft singenden Wanderer mit Hut, Wanderstock, Kniebundhose. Dieses
aussagekräftige Bild des Wanderers bzw. der Wanderin hat sich in der Folge verstärkt in den
Köpfen der Menschen festgelegt. Aus historischer Perspektive ist die Überwindung von
Wegstrecken aus religiösen Gründen als einer der Auslöser des Wanderns zu verstehen.59
Zu den primären Voraussetzungen für den Wandertourismus zählt die Landschaft mit ihrer
naturräumlichen Ausstattung. Unterschiedliche Landschaftsformen können für bestimmte
Wanderformen ausgenutzt werden. Zu den Wanderformen zählen das alpine Wandern, das
Wandern im Mittelgebirge sowie Flachlandwanderungen. Ersteres hat einen höheren
sportlichen Charakter, da es eine Überwindung größerer Höhenunterschiede voraussetzt. Für
diese Wanderform ist der Begriff „Trekking“ anwendbar, der aus dem Amerikanischen „trek“
(= beschwerliche, lange Reise) abgeleitet wird. Der Reiz der eindrucksvollen
Berglandschaften sowie die imposanten Aussichten machen diese Art von Wanderung zu
einer Besonderheit. Wanderungen im Mittelgebirge setzen zwar eine geringere körperliche
Anstrengung voraus und eignen sich aus diesem Grund sehr gut für aktive
Ausdauerwanderungen. Landschaftlich sind eher sanfte Hügel mit kleineren
Höhenunterschieden, Wiesen- Waldflächen- und Ackerflächen zu erwarten.
Flachlandwanderungen vereinen sowohl Wanderungen in Heidelandschaften, als auch
Küsten-und Strandwanderungen. Der besondere Reiz dieser Wanderung ist durch die gesunde
58
Vgl. Ebda. S. 163 f. 59
Vgl. Leder, Susanne: „Wandertourismus“. In: Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 320-321.
25
Seeluft sowie die weitläufigen Sandflächen gegeben. Eine Anpassung der touristischen
Angebote an die verschiedenen Wanderformen ist nötig, um die Gäste zufrieden zu stellen.60
Vorteilhaft wirkt sich das Wandern auf Sport und die körperliche Verfassung aus, da es sich
um einen gemäßigten Ausdauersport handelt, der durch „die Beanspruchung eines Großteils
der Skelettmuskulatur und durch die angenehme Wirkung auf die Psyche eine ganzheitliche
Auswirkung auf Fitness und Wohlbefinden des Menschen hat“.61
Zusammenfassend ist das
Wandern im Besonderen für die Verbesserung des Atems, der Stoffwechselvorgänge und der
Durchblutung, der Stärkung des Immunsystems sowie für die Verbesserung der psychischen
Gesundheit geeignet.62
2.2.3 Der Sommerurlaub
Im Jahre 1948 kam es in der Bundesrepublik Deutschland zur Durchführung einer
Währungsreform. Außerdem wurde die soziale Marktwirtschaft eingeführt. Die
österreichische Arbeiterschaft wurde mit einem erhöhten Mindesturlaub von zwölf Tagen ab
1951/52 belohnt. Diese Faktoren trugen dazu bei, dass die Gäste aus Westdeutschland wieder
zur stärksten Gruppe innerhalb des Ausländerfremdenverkehres wurden. Ab 1950 veränderte
sich die soziale Schichtung der Urlauber: Noch vor dem Zweiten Weltkrieg konnten sich vor
allem Personen aus der Ober- sowie der Mittelschicht Auslandaufenthalte leisten, nach dem
Krieg reisten zwar nach wie vor das Hauptkontingent aus der Oberschicht nach Österreich,
doch die untere Mittelschicht hatte bereits ein Viertel der Gästezahl erreicht. Die Steiermark
gehörte außerdem zu den beliebtesten Reisezielen bei den inländischen Österreichurlaubern.
Das Hauptargument war der preiswerte Aufenthalt. Das Landesfremdenverkehrsamt
Steiermark veröffentlichte im Jahre 1950/51 den „Kleinen Reiseführer durch die Steiermark“,
dieser trug die als ergänzende Werbebotschaft die Aufschrift „Englische Besatzungszone“.
Ein allgemeiner Wirtschaftsaufschwung und der Siegeszug des Automobils in der zweiten
Hälfte der Fünfzigerjahre ließen den Urlaubswunsch zunehmend in Erfüllung gehen.
Gleichzeitig begann in den Fünfzigerjahren, wie bereits erwähnt, der Siegeszug des Autos.
Neben der Bequemlichkeit, Unabhängigkeit und Beweglichkeit trug vor allem der günstige
Benzinpreis trug zur Beliebtheit dieses Verkehrsmittels bei. Die Kosten für einen Liter Benzin
60
Vgl. Leder, Susanne: „Wandertourismus“. In: Geographie der Freizeit und des Tourismus. S. 320-322. 61
Vgl. Ebda. S. 323. 62
Vgl. Ebda. S. 23.
26
beliefen sich im Jahre 1955 bei 3,45 Schilling. Dieser Preis veränderte sich bis zum Beginn
der Siebzigerjahre kaum. Die traditionelle Sommerfrische erlebte in den Fünfziger- und
Sechzigerjahren ihre Blütezeit. Im Reiseführer „Steiermark- Das Land der Vielfalt“, welcher
1957 veröffentlicht wurde, ist zu lesen: „[…] Heute ist die Steiermark praktisch ein einziges
Reiseland. Überall ist man bereits auf Fremdenbesuche eingestellt und eingerichtet. Freilich
ist die Anzahl der mondänen Ferienorte, zu denen eigentlich nur die Orte im steirischen
Salzkammergut und die Landeshauptstadt Graz zu zählen sind, gering. Vielmehr will und
kann das Land dem wirklich Erholungs- Ruhebedürftigen alles bieten, was er sucht. Und es ist
daneben ob seiner landschaftlichen Vielfalt ein schier unerschöpfliches Paradies für den
Autotouristen.“63
Die Steiermark musste jedoch auf dem Binnenmarkt wichtige Marktanteile zugunsten des
Auslandes abgeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterteilte sich der Sommerurlaub in
Wanderurlaub und Badeurlaub. Damit ging die Aufteilung der Urlaubsgebiete in Wander-
bzw. Baderegionen einher. Die Steiermark bot dem Urlauber hauptsächlich Wandergebiete,
da sie kaum mit größeren Badeseen aufwarten kann. Empirische Untersuchungen belegen,
dass Badeurlauber einkommensstärker und jünger als Wanderurlauber sind. Sie tragen daher
zu höheren Wachstumsraten in den von ihnen ausgesuchten Urlaubsregionen bei. Das Fehlen
einer landschaftlichen Grundlage schränkte eine aktive touristische Entwicklung des
Badeurlaubes in der Steiermark ein. Das Wachstum des Sommerreiseverkehres in der
Steiermark erreichte mit einer durchschnittlichen jährlichen Steigerung zwischen 1950 und
1972 von + 5,2 Prozent bei Weitem nicht das Ausmaß von Kärnten (+12,1%) oder gar des
Burgenlandes (+15,3%). Das größte Wachstum von 4,7 Prozentpunkten am Nächtigungsanteil
im steirischen Sommerfremdenverkehr wurde ausschließlich in der Dachstein- Tauern-Region
erreicht: 31,8 Prozent im Sommer 1957 auf 35,5 Prozent im Sommer 1972).64
2.3 Veränderung des Fremdenverkehrs durch Automobil und Luftfahrt
In den Fünfzigerjahren vollzog sich auch eine große Wandlung im Verkehrswesen: Das
Automobil startete seinen Siegeszug. Diese Entwicklung wirkte sich besonders auf den
Fremdenverkehr positiv aus. Nach einer Meinungsumfrage reisten im Jahre 1954 42% der
63
Vgl. Burkert, Günther und Hermann, Nikolaus: Geschichte des steirischen Fremdenverkehres. S. 115-116. 64
Vgl. Ebda. S. 120-121.
27
befragten Ausländer mit dem Auto nach Österreich, 12 % kamen mit einem Bus an und 41%
benutzten noch die Bahn. In den darauf folgenden Jahren änderte sich dieses Bild zugunsten
des Kraftfahrzeugverkehres: 1957 erreichten bereits 77,8% aller Befragten das Urlaubsland
Österreich mit dem Auto und bis 1960 waren dies 83,7%. Die Vorteile des Reisens mit dem
Auto waren: mehr Bequemlichkeit, Unabhängigkeit und Beweglichkeit. Ein Liter
Normalbenzin kostete im Jahre 1955 3,10 Schilling und für einen Liter Superbenzin bezahlte
der Kunde 3,65 Schilling. Diese Preise veränderten sich bis zum Beginn der Siebzigerjahre
kaum. Die rasante Entwicklung des Straßenverkehres brachte für die österreichische
Regierung die Notwendigkeit mit sich, ein gutes Straßennetz zu etablieren. In dieses wurden
zwischen 1952 und 1959 8,5 Millionen Schilling investiert. Die Bauarbeiten der
Westautobahn ab dem Jahre 1954 sowie der Südautobahn 1959 benötigten einen hohen
Geldanteil. Die Neugründung der österreichischen Fluglinie fällt ebenso in die Mitte der
Fünfzigerjahre. Nach Abschluss des Staatsvertrages kam es zur Gründung der beiden
Fluglinien „Air Austria“ und „Austrian Airways“, diese wurden 1957 zu den „Austrian
Airlines“ zusammengelegt. Im Sommer des Jahres 1960 eröffnete der neu ausgebaute
Flughafen in Wien Schwechat. Dadurch konnten neue internationale Fremdenverkehrsmärkte
für Österreich erschlossen werden. Auch eine neuartige Form des Urlaubs erschloss sich
zeitgleich mit der fortschreitenden Motorisierung: der Campingurlaub. Voraussetzung war die
Einrichtung von Campingplätzen mit der dafür notwendigen Ausstattung sowie Wasser-und
Sanitäranlagen. 1954/55 gab es 191 Campingplätze in Österreich, bis 1958/59 steigerte sich
deren Zahl auf 275. Der Urlaub auf dem Campingplatz erfreute sich in den Fünfzigerjahren an
großer Beliebtheit und 1954/55 zählte man etwa 200.000 Nächtigungen auf Campingplätzen.
Anfang der Sechzigerjahre überschritt deren jährliche Anzahl bereits die Millionengrenze pro
Jahr.65
3. Fremdenverkehr in Österreich nach 1945
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war die wieder aufgebaute Republik Österreich mit
einer Vielzahl von Problemen konfrontiert. Mit besonderen Schwierigkeiten war die
Fremdenverkehrswirtschaft allein durch die Unterteilung in vier Besatzungszonen
konfrontiert. Diese verhinderten die Freizügigkeit im Staatsgebiet. Außerdem wurde lange
Zeit den österreichischen Behörden die Visahoheit vorenthalten. Erst 1946 konnte die
schlechte Nahrungsmittelversorgung auf eine erträgliche Basis gestellt werden. Auch die
65
Vgl. Brusatti, Alois: 100 Jahre österreichischer Fremdenverkehr. Historische Entwicklung 1884- 1984. S. 159-
160.
28
Überwindung der Strom- und Kohlenkrise dauerte lange Zeit. Insbesondre in Ostösterreich
hatten Bombenangriffe Fremdenverkehrseinrichtungen und Betriebe zerstört, die neu
aufgebaut werden mussten. Von 65.200 Gastbetten des Jahres 1937 wurden 1948 nur noch
25.600 gezählt, die den internationalen Ansprüchen gerecht wurden. Sehr langsam setzte ein
Aufschwung des Tourismus ein. Dank der guten Zusammenarbeit von Bund, Ländern und
Einrichtungen des öffentlichen Rechts, die sich auf den Aufbauwillen der privaten
Unternehmer stützten, konnte die Fremdenverkehrswirtschaft langsam wieder in Schwung
gebracht werden. Als einer der ersten Maßnahmen wurde die österreichische
Fremdenverkehrswerbung im Ausland durch die Gründung der Wiederaufbaustelle der
österreichischen Fremdenverkehrswirtschaft ins Leben gerufen. Bemerkenswert war in
diesem Zusammenhang die sogenannte „Ausländeraktion“, die einer gewissen Anzahl von
Hotels ein leistungsorientiertes Angebot ermöglichte. In den Jahren 1948 bis 1951 konnte ein
bemerkenswerter Ausschwung des Fremdenverkehrs verzeichnet werden. Ein Beschleuniger
dieses Aufschwunges war das European- Recovery-Programm. 1949 wurde der
Fremdenverkehr zum ersten Mal in den Marshallplan mit einbezogen. Man hoffte, dass die
Deviseneinnahmen aus einem wachsenden Ausländerfremdenverkehr zu einem Ausgleich des
Passivums der Handelsbilanz führen könnten. Das Fremdenverkehrsinvestitionsprogramm im
Zusammenhang mit dem Marshall-Plan sollte der Wiederherstellung von gastgewerblichen
Unterkünften dienen. Die Geldbeträge wurden durch niedrig verzinsliche Investitionskredite
bereit gestellt. Aber erst durch den Staatsvertrag, durch den Österreich seine volle
Souveränität erlangte, konnten die größten Hindernisse beseitigt werden. Der Fremdenverkehr
konnte sich in den Folgejahren deutlich erholen.66
Staatliche Förderung des Fremdenverkehrs in Österreich nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges:
1946: Gründung der Wiederaufbaustelle der österreichischen Fremdenverkehrswirtschaft-
Reaktivierung der Fremdenverkehrswerbung im Ausland.
1949: Einbeziehung der Fremdenverkehrswirtschaft in die European-Recovery-Programm-
Hilfe. Die erste Dotation betrug 10 Millionen Schilling.
1955: Umwandlung der Wiederaufbaustelle in den Verein „Österreichische
Fremdenverkehrswerbung“. Die Mitglieder des Vereines waren der Bund, der durch das
Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau vertreten war, die Bundeskammer der
66
Vgl. Spatt, Ernst: Allgemeine Fremdenverkehrslehre. S. 57.
29
gewerblichen Wirtschaft und die 9 Bundesländer. Werbebudget im Jahre 1960: 19,384
Millionen Schilling.67
Neben der Schweiz, Frankreich und Italien war Österreich das klassische Erholungs- und
Reiseland. Der Fremdenverkehr in Österreich im Zeitraum 1925 bis 1955 war durch eine
strukturelle Veränderung in zweifacher Hinsicht gekennzeichnet: Vor dem Zweiten Weltkrieg
bis zum Fremdenverkehrsjahr 1953/54 (für die Jahre 1937/38 bis 1947/48 sind keinerlei
Informationen verfügbar, die Ergebnisse für 1948/49 zu mangelhaft, um für Vergleiche
verwendet zu werden) war der Inländerverkehr der prägende Faktor im österreichischen
Fremdenverkehr. Im Zeitraum November 1956 bis Oktober 1957 erreichte die Zahl der
Übernachtungen ausländischer Gäste einen Wert, welcher um 30 Prozent über dem der
Inländernächtigungen lag. 68
Das wichtigste Herkunftsland der Urlauber in Österreich ist seit
dem Jahre 1951/52 die Bundesrepublik Deutschland. 1956/57 entfielen 67% der
Übernachtungen ausländischer Gäste auf diesen Staat.69
3.1 Fremdenverkehr nach 1945 in der der Steiermark
Die Steiermark ist ein beliebtes Fremdenverkehrsland. Früher gab es hier viele
Sommerfrischen, die vor allem von den Städtern gerne besucht und genutzt wurden. Unter
„Sommerfrische“ ist eine Reiseform zu verstehen, die in Deutschland im beginnenden 19.
Jahrhundert ausgehend vom städtischen Großbürgertum entstand. Ein Begriff spielte dabei
eine prägende Rolle: Erholung.70
Im Wörterbuch der Brüder Grimm wird die Bezeichnung
„Sommerfrische“ als „Erholungsaufenthalt der Städter auf dem Lande zur Sommerzeit“ oder
„Landlust der Städter im Sommer“ definiert.71
Die Steiermark konnte die Spitzenstellung im
österreichischen Inländerfremdenverkehr erfolgreich verteidigen. Eine steirische
Erfolgsgeschichte ist die Errichtung der Thermenanlagen im Steirischen Thermenland, die zu
einer starken Belebung des Tourismus in der Oststeiermark führten. Die zahlreichen
steirischen Skiregionen wurden ständig modernisiert und erfreuen sich eines guten
Zuspruches, die bekanntesten Gebiete sind um Schladming, Murau und am Stuhleck im
Semmeringgebiet.
67
Vgl. Ebda, S. 71. 68
Vgl. Fremdenverkehr in Österreich 1956/57. Beiträge zur Österreichischen Statistik. S. 16. 69
Vgl. Fremdenverkehr in Österreich 1956/57. Beiträge zur Österreichischen Statistik. S. 16-17. 70
Vgl. Kankowski, Kay: Bürgerliches Reisen als Selbstvergewisserung. Bildung und Sommerfrische. S. 4. 71
Vgl. Grimm, Jacob und Grimm, Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Bd. 16, Sp. 1527.
30
Sowohl die politische als auch die wirtschaftliche Lage der Steiermark war nach dem Ende
des Zweiten Weltkrieges kompliziert. Für Verzögerung eines sichtbaren Aufschwunges
sorgten die vielen Zerstörungen, die Truppen und die neu entstandenen Grenzen zu den Zonen
der Alliierten. Das Passieren von Sektoren und Grenzen stellte ein schwer überwindbares
Hindernis dar, welches mit der Erledigung zahlreicher Formalitäten in Verbindung stand.
Allein die Besorgung eines Passierscheines erforderte viel Geduld von den Bürgern.
Hungernöte und Inflation verschlechterten die wirtschaftliche Situation. Zwar investierte man
größere Geldsummen aus der Marshallplanhilfe in den Wiederaufbau des Fremdenverkehrs
(die Steiermark erhielt bis ins Jahr 1951 16.567.3000 Dollar aus European- Recovery-
Programm- Mitteln), jedoch wanderte der größte Teil der Mittel ins westliche Österreich, um
dort nach einem raschen Wiederaufbau Deviseneinnahmen für Österreich möglich zu machen.
Erst im Jahre 1952/53 wurde in der Steiermark mit der Förderung des Fremdenverkehrs in
größerem Umfang begonnen.72
Der Abschnitt zwischen 1945 bis 1947 gilt als „Rekonvaleszenzzeit des steirischen
Tourismus“. Erst ab dem Jahre 1948 setzte eine langsame Erholung des steirischen
Fremdenverkehrs ein. Ausländischen Gästen war es erst ab 1947 wieder erlaubt, Österreich zu
betreten. Dies war unter anderem auf die Einführung des „Landesfremdenverkehrsamtes“ am
31. Oktober 1947 zurückzuführen. Vorerst profitierte die Steiermark, wie bereits erwähnt, von
den Nächtigungen des Inländertourismus, den sie aus Gründen der Verkehrsgeographie
besonders unterstützte. Es gab auch ein Entgegenkommen bei der Gestaltung des Preises.
Außerdem blieb der Standard der Fremdenverkehrseinrichtungen des östlichen
österreichischen Gebietes weit hinter jenen der westlichen Bundesländer zurück.73
Ab dem Sommer 1947 wurden von der Stelle für den Wiederaufbau des österreichischen
Fremdenverkehrs sogenannte „Ausländeraktionen“ durchgeführt, welche die ersten Gäste
nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus Großbritannien, der Schweiz, Belgien sowie den
USA in die Steiermark lockten. Renommierte Fremdenverkehrsorte wie Mariazell, Graz,
Pürgg-Trautenfels und Gröbming wurden in die Aktion mit eingeschlossen. In dieser Zeit
stand die Steiermark beim Ausländertourismus lediglich an siebenter Stelle der Bundesländer,
während sie bei den Wiener Gästen an zweiter Stelle und bei den Gästen aus den übrigen
Bundesländern an erster Stelle stand. In den Jahren 1947 bis 1951 entfielen von den
Fremdenmeldungen 86,5 Prozent auf die Obersteiermark. Murau und Neumarkt in Steiermark
72
Vgl. Burkert, Günther und Hermann, Nikolaus: Geschichte des steirischen Fremdenverkehres. S. 99. 73
Vgl. Ebda. S. 99- 100.
31
waren häufig gewählte Urlaubszielorte. Besonders bedeutende Fremdenverkehrszentren nach
dem Zweiten Weltkrieg waren Schladming sowie das Ausseer Becken, außerdem die Region
um Stainach und das Gesäuse. Trotzdem konnte Mariazell den größten Tourismusanteil in der
Steiermark für sich gewinnen. Südlich der Gegend um den Hochschwab fand sich in der
Umgebung von Aflenz Kurort ein überaus belebtes Tourismuszentrum. Spital am Semmering
und die weiteren Orte im oberen Mürzteil konnten vom niederösterreichischen Tourismus
profitieren, dessen Zentren die Rax und der Semmering waren.74
Die im Jahre 1936 ausgewiesene Meldeziffer konnte in der Steiermark erst wieder 1950
erreicht werden, obwohl die Steiermark bis 1952 mit nur zwei Orten mit
Wintersporttourismus dienen konnte: Mariazell und Bad Aussee. Ersteres wurde jedoch bald
Opfer fremdenverkehrspolitischer Fehleinschätzungen, da sein Potenzial als
Wintersportzentrum wegen der verkehrstechnischen Randlage nicht erkannt wurde. Das
Aufblühen und Heranwachsen der Wintersportorte im Ennstal, an erster Stelle stand
Schladming, war zwar prophezeit worden, jedoch hatten die dortigen
Fremdenverkehrseinrichtungen noch nicht das von den Gästen erwartete Niveau erreicht.75
Allgemein blieb die Aufenthaltsdauer der Gäste nach dem Zweiten Weltkrieg hinter der vor
dem Krieg zurück. Neben den Besuchern aus der Bundesrepublik Deutschland und Italien,
welche Anfang der fünfziger Jahre den größten Prozentsatz unter den Gästen in der
Obersteiermark ausmachten, erhöhte sich ebenso die Zahl der Besucher aus der Schweiz und
den Beneluxstaaten gegenüber der Vorkriegszeit (1937).76
Nach Kriegsende wurde verstärkt in wintersportliche Aktivitäten investiert. Auch der
Bekanntheitsgrad des Bergsteigens stieg. Schladming erreichte kurz nach Kriegsende wieder
seine führende Stellung im Sommerfremdenverkehr. Auch im Winter begann sich der
Tourismus zu entwickeln. Der Deutsche und Österreichische Alpenverein vereinigten sich,
um dieser Entwicklung Rechnung tragen zu können. Für die Wintersporttouristen wurden
Schutzhütten geöffnet, die bisher nur im Sommer bewirtschaftet worden waren. Ein
beschleunigter Zug mit einer Fahrzeit von sechs Stunden und 45 Minuten zwischen Wien und
Schladming und einem Preis von 13,70 Schilling chauffierte viele wintersportinteressierte
Menschen aus Wien in die Obersteiermark. Ramsau am Dachstein erlangte den ersten Platz
als Fremdenverkehrsgemeinde. Bereits 1923 wurde der Fremdenverkehrs- und
74
Vgl. Ebda, S. 100. 75
Vgl. Ebda. S. 101. 76
Vgl. Ebda. S. 101.
32
Verschönerungsverein gegründet und diesem Jahr wurde auch das erste Ramsauer Prospekt
für Werbezwecke gedruckt.77
Noch im April 1948 wurde in der Wirtschaftzeitung Der Österreichische Volkswirt folgendes
berichtet:
[…]damit ist aber gesagt, dass der Fremdenverkehr noch auf lange Zeit keine Aussicht hat, im Rahmen
der österreichischen Zahlungsbilanz, jene Bedeutung zurückzuerobern, die er vor dem Zweiten
Weltkrieg hatte.“78
Mitte der 50er Jahre rückte zum ersten Mal in der Geschichte des österreichischen
Fremdenverkehrs der Inländerfremdenverkehr in den Hintergrund, während der
Ausländerfremdenverkehr größere Bedeutung gewann. In den Sechzigerjahren nahm die
Möglichkeit der Österreicher, den Urlaub im Ausland zu verbringen, immer mehr zu, da die
Einkommen der Menschen stiegen. Dies verringerte zugleich die Nächtigungszahlen der
Inländer in Österreich. In den Jahren 1957 bis 1962 stiegen die Ausgaben für Auslandsreisen
in Österreich dreimal so stark an wie das Volkseinkommen.79
Nachdem der Österreichische Staatsvertrag 1955 abgeschlossen wurde, verließen im
September 1955 die letzten britischen Besatzungssoldaten mit ihren Familien die Steiermark.
Nach den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur, dem grausamen Zweiten Weltkrieg und
den Entbehrungen der Nachkriegszeit war das dunkelste Kapitel der Geschichte des 20.
Jahrhunderts zu Ende gegangen. Der Staatsvertrag und die anschließende Räumung
Österreichs durch die vier Besatzungsmächte konnte endlich als jenes gemeinsame kollektive
Erfolgserlebnis interpretiert werden, das als symbolische Basis für ein österreichisches
Nationalbewusstsein notwendig gewesen ist. 80
4. Das Obersteirische Ennstal
4.1 Geographische Lage
Das Obersteirische Ennstal liegt in der Obersteiermark, im Bezirk Liezen, zwischen der
Landesgrenze zu Salzburg und der Bezirkshauptstadt Liezen. Es zählt zu einer der
Großlandschaften der Steiermark und umfasst den Mittellauf der Enns. Die Talung erstreckt
sich über 90 Kilometer von Westen nach Osten zwischen dem Mandlingpass und dem
Gesäuse. Bei ersterem handelt es sich um den Talpass, bei dem die Enns aus dem Ennspongau
77 Vgl. Zoelss, Franz: Das steirische Ennstal von 1918-1938. S. 127-128.
78 Vgl. Brusatti, Alois. 100 Jahre Österreichischer Fremdenverkehr: Historische Entwicklung 1884- 1984. S. 155.
79 Vgl. Ebda. S. 166.
80 Vgl. Bruckmüller, Ernst: Sozialgeschichte Österreichs. S. 428.
33
fließend die Steiermark erreicht. Das Gesäuse ist der Engtalabschnitt, nach dem die Enns
Richtung Norden knickt und im Durchbruchstal des Oberösterreichischen Ennstals der Donau
zuströmt. Die natürlichen Ressourcen des obersteirischen Ennstals, dazu zählen sowohl eine
großartige Kulturlandschaft als auch eine attraktive Gebirgswelt, haben die Region zu einem
beliebten Tourismusziel reifen lassen. Der Fremdenverkehr ist die Grundlage der
Wertschöpfung der Region. Der politische Bezirk Liezen entspricht in etwa dem Ennstal.
Südlich des steirischen Ennstals erheben sich die östlichen Zentralalpen mit den Schladminger
Tauern und Rottenmanner Tauern und die Ennstaler Alpen, im Norden erstrecken sich einer
der Zentralabschnitte der Nördlichen Kalkalpen, das Dachsteingebirge sowie das Tote
Gebirge bzw. die Steirisch-oberösterreichische Kalkalpen. 81
Außerdem liegt das Obersteirische Ennstal im geographischen Mittelpunkt Österreichs, in
einem Dreieck zwischen den Landeshauptstädten Salzburg, Linz und Graz.
Entsprechend den großräumigen sozioökonomischen Entwicklungstendenzen wird
der westliche Teil des Bezirkes einer eher stabilen, ländlichen Wirtschaftsregion im
Zentralbereich der Tauern zugerechnet. Der östliche Teil des Bezirkes hat
demgegenüber eine stärkere wirtschaftliche Struktur mit Handel und
Gewerbebetrieben, gilt aber dennoch als krisenanfällig und abwanderungsgefährdet.82
Das Ennstal wird in das Untere, das Mittlere und das Obere Ennstal unterteilt. Das Obere
Ennstal ist der Name für das Ennstal oberhalb des Grimming. Zum Mittleren Ennstal existiert
nahezu keine Grenze. Der eng entwickelte Talraum im Oberen Ennstal ist von Schwemm-und
Murkegeln der Seitenbäche gekennzeichnet.83
81
Vgl. Schiefer, Barbara: „LAG Bergregion Obersteirisches Ennstal“. In: [Online]. http://www.netzwerk-
land.at/leader/regionen/steiermark/lag70 [download am 17.11.2013]. 82
Vgl. Regionaler Entwicklungsplan der LAG „Oberes Ennstal“. S. 6. 83
Vgl. Lieb, Gerhard Karl: Oberes Ennstal (Nordalpen/Zentralalpen). In: [Online].
http://www.umwelt.steiermark.at/cms/beitrag/10029009/845054/. [download am 14.11.2013].
34
Abbildung 2: Oberes Ennnstal; Blick vom Stoderzinken nach Südosten auf das
Obere Ennstal im Raum Gröbming.84
Folgende Gemeinden zählen zum Oberen Ennstal: Aich im Ennstal, Aigen im Ennstal,
Donnersbach, Donnersbachwald, Gössenberg, Großsölk, Gröbming, Haus im Ennstal,
Irdning, Kleinsölk, Lassing, Michaelerberg, Mitterberg, Niederöblarn, Öblarn, Pichl-
Preunegg, Pürgg-Trautenfels, Ramsau am Dachstein, Rohrmoos-Untertal, Schladming, St.
Martin am Grimming, St. Nikolei im Sölktal, Stainach, Weissenbach bei Liezen und
Wörschach.85
4.2 Geschichte
Das Ennstal gehört zu jenen Gegenden der Steiermark, die sehr früh besiedelt worden sind.
Zur Eiszeit waren der Gröbminger Kessel und der Mitterberg mit einer dichten Eismasse
überzogen, die nur langsam wegschmolz. In der Steinzeit lebten bereits Menschen im Ennstal.
84
Vgl. Lieb, Gerhard Karl: Oberes Ennstal (Nordalpen/Zentralalpen). In: [Online].
http://www.umwelt.steiermark.at/cms/beitrag/10029009/845054/. [download am 14.11.2013]. 85
Vgl. Zwilling, David: „Bergregion Obersteirisches Ennstal“. In: [Online]. http://www.the-
europeans.eu/regionen/oesterreich/bergregion_obersteirisches_ennstal. [download am 15.11.2013].
35
Dies bezeugen in Pürgg bei Trautenfels gefundene Steinbeile. Zeugen späterer Besiedelung ist
ein in Öblarn gefundenes Bronzeschwert und Funde aus der älteren und jüngeren Eisenzeit.
Im Jahre 15 vor Christi Geburt eroberten die Römer das Königreich Norikum, zu dem auch
das Ennstal gehört hat. Ein in der Kreuzkapelle der Pfarrkirche Gröbming eingemauerter
Grabstein aus der Römerzeit bezeugt, dass auch hier Menschen gewohnt haben. Es wird
vermutet, dass sich auf der Stelle der heutigen Pfarrkirche sogar eine römische Ansiedelung
befunden hat. Die Zeit der Römerherrschaft dauerte über 400 Jahre. Nach dem Untergang des
Weströmischen Reiches im Jahr 476 n. Chr. flohen die meisten Bewohner nach Italien. Nur
eine geringe Restbevölkerung blieb hier zurück. Ende des 6. Jahrhunderts wanderten von
Ungarn kommend slawische Bauern ein und ließen sich an den Rändern der Täler und Ebenen
nieder. Die später als „Karantanen“ bezeichneten slawischen Bauern kamen auch in das
Ennstal. Im 7. Jahrhundert eingewanderte Slawen ließen sich im heutigen Gröbming nieder
und gründeten ein Dorf. Der Name „Gröbming“ ist slawischen Ursprunges: der Ort liegt unter
einem Berg, der die Form eines Hahnenkammes hat, und ein solcher heißt im slawischen
„greben“. Der hier angelegt Ort wurde deshalb von den Slawen „beim Kamm“ oder in ihrer
Sprache „Grebenich“ genannt. Daraus ist der heutige Ortsname entstanden. Bald nach 750
kamen bayrisch-deutsche Bauern und christliche Missionare in das Ennstal. Sie legten hier
eigene Höfe an. Sie begannen auch, die heidnischen Karantanen zu bekehren. Die deutsche
Besiedelung und die Christianisierung setzten im Ennstal also vor 1200 Jahren ein. Einer der
frühesten Herrschaftsmittelpunkte der bayrischen Kolonisation im Ennstal war Haus, später
dann auch Pürgg. 86
4.3 Die Marktgemeinde Gröbming
Die Marktgemeinde Gröbming im Bezirk Liezen hatte nach Stand vom Jänner 2013 eine
Einwohnerzahl von 2813.87
Das auf einem sonnigen und weiten Hochplateau über dem
Ennstal auf einer Seehöhe von 776 Metern liegende Gröbming ist zwischen dem Mitterberg
und dem Dachsteingebirge eingebettet. Der Ort erstreckt sich nördlich der Enns tief hinein ins
Dachsteingebirge bis zu den Salzkammergutgemeinden Mitterndorf, Strassen, Pichl und
Obertraun. Westlich schließen die Gemeinden Haus und Aich, im Süden Pruggern und
Michaelerberg an Gröbming. Im Osten grenzt Gröbming an St. Martin und Mitterberg. Die
86
Vgl. Brunner, Walter: Chronik des Gehöftes vlg. Mitterhofer bei Gröbming. S. 5-7. 87
Vgl. Marktgemeinde Gröbming (Hrsg.): „Gemeindestrukturreform“. In: Gemeindenachrichten Gröbming. S.
8.
36
Orte Hofmanning, Einöd, Talheim, Winkel und Weyern gehören neben dem Markt Gröbming
zum Gemeindegebiet. Der Ehrentitel „Juwel der Dachstein- Tauern-Region“ wurde dem Ort
von der „Tourismuspoesie“ nicht zu Unrecht verliehen.88
Als 1875 der Bahnhof im Moosheim eröffnet wurde und eine eigene Zubringerstraße nach
Gröbming erbaut werden musste, schien diese Lage in den Anfängen des Fremdenverkehres
von Nachteil zu sein: Rudolf Wernbacher kritisierte im Jahre 1893, dass der Ort weniger
bekannt sei, als es ihm gebühre. Als Grund nannte der Reiseschriftsteller die weite Entfernung
des Ortes vom Bahnhof, die immerhin zu Fuß eine Dreiviertelstunde betrug. 89
Bereits in frühen Zeiten hat die Lage des Ortes die Menschen zum Hinreisen angeregt: Das
keltische Königreich Norikum wurde von den Römern um Christi Geburt erobert. 15 n. Chr.
gründete König Augustus die römische Provinz Norikum, die sich im Norden bis zur Donau
und zum Inn zog und in Etwa die österreichischen Alpenländer umfasste. Als eine Trennung
dieser Provinz durch Kaiser Diokletian (284-305) durchgeführt wurde, fiel das obere Ennstal
in den südlichen Teil, nach Binnennoricum. Diese Provinz wiederum wurde in die Territorien
der Städte unterteilt, welche seit dem 4. Jahrhundert auch die Beherbergung von Bischofssitze
inne hatten. Die territoriale Zuordnung des Ennstals zu einer dieser Städte lässt sich jedoch
nicht bestimmen. Es wird angenommen, dass sich in Gröbming eine römische Siedlung
befand. Diese Vermutung wird durch Streufunde von Münzen sowie einigen Tonscherben, die
im Ort aufgefunden wurden, bestärkt. Beim Bau der Klosterschule wurde 1827 ein römischer
Grabstein aus dem frühen 2. Jahrhundert n. Chr. gefunden. Die Grabinschrift lässt diesen auf
einen Gaius Attius Justus uns seiner Gattin Tocatia zurückführen.90
Die Marktgemeinde
Gröbming wird von den Bergen Kammspitze und Stoderzinken begrenzt. Keramikscherben,
Münzen und zwei Grabsteine dienen als Zeugen einer römischen Besiedelung im heutigen
Bereich des Marktes. Einer der römischen Grabsteine ist in der katholischen Pfarrkirche beim
nördlichen Seitenaltar zu finden. Urkundlich findet Gröbming im Jahre 1139 Erwähnung. In
diesem Jahr befand sich im Gefolge des Erzbischofs ein „Grim von Grebing“, ein kleiner
Ritter. Um 1170 schenkte ein „Grien von Irintal“ dem Kloster Admont eine ganze Hube zu
Suedelingen, eine halbe zu Gerichesdorf und eine Hofstatt im Pongau, genannt Gemeshoven.
Der Name Grien könnte für Grim verschrieben und der Gremeshof ein Grimeshof sein. Beide
88
Vgl. Mandl- Neumann Herta und Mandl, Franz: Dachstein- Tauern- Region. Blicke in Vergangenheit und
Gegenwart. S. 167. 89
Vgl. Ebda. S. 167-168. 90
Vgl. Mandl-Neumann, Herta und Mandl, Franz: Dachstein-Tauern-Region. Blicke in Vergangenheit und
Gegenwart. S. 167-168.
37
Adelige von Gröbming und von Irintal waren demnach wesensgleich.91
Gröbming war bis ins
Jahre 1595 dem Hoch- und Erzstifts in Salzburg zugehörig. Danach wurde es den
Landesfürsten von Steiermark unterstellt. Die in den Jahre 1491 bis 1500 errichtete
katholische Kirche wurde im spätgotischen Stil erbaut. Ein Hochaltar wurde vom Salzburger
Bildhauer Pernegger geschaffen. Das wichtigste Kunstwerk dieser Kirche stellt der
holzgeschnitzte gotische Flügelaltar an der Nordseite des Kirchenschiffes dar, der vermutlich
von Lienhart Astl um 1520 geschnitzt wurde. Es bildet den größten und schönsten Flügelaltar
der Steiermark. Die evangelische Kirche, an einem Hügel am Südausgang des Ortes gelegen,
wurde 1870 erbaut und ziert ein vom deutschen Kaiser Wilhelm I. gestiftetes Altarbild. Die
Mariensäule, die in Ortsmitte zu finden ist, erinnert an die grausame Zeit der Pest. Die Seuche
wütete in den Jahren 1678 bis 1680 über Gröbming und tötete viele Bewohner des Ortes.92
Der Name „Gröbming“ findet seinen Ursprung im Slawischen und wird als „Hahnenkamm
übersetzt.93
Wie auch Mandling und Schladming ist Gröbming ein sogenannter unechter ing-
Name. Ursprünglich wurde ein slawischer Name wurde durch die Nachsilbe –ing zu einem
scheinbar deutschen Wort. Die echten –ing Namen, deren Kern ist häufig der Name einer
Person, entstand in der Zeit der bayrischen Besiedelung.
Die Gemeinde trägt die Bezeichnung klimatischer Kurort und gehört den Tourismusregionen
Gröbminger Land sowie Schladming-Dachstein an. Da dieser Bezirk flächenmäßig sehr groß
ist, ist in Gröbming seit 1962 eine politische Expositur eingerichtet, die 17 Gemeinden und
drei Marktgemeinden umfasst. Am 2. August 1988 wurde die Vereinigung der Marktbürger in
einen Verein, die Gröbminger Marktbürgerschaft von einem 13- köpfigen Gründungskomitee
umgewandelt.94
4.4 Allgemeines zum Fremdenverkehr in Gröbming
Als Urvater des Gröbminger Fremdenverkehres gilt Emil Ritter von Horstig d´Aubigny
(1845-1931). Dieser kam 1892 nach Gröbming, um am Stoderzinken den Abbau von
Braunkohle zu reaktivieren. Im Jahre 1846 wurde das Braunkohlevorkommen auf dem
Stoderzinken und im Gröbminger Winkel vom Admonter Benediktinerpater Leonhard Fahrer
entdeckt. Es folgte die Gründung der Gröbminger Schurfgesellschaft im selben Jahr. Auf
Grund zu geringer Ergiebigkeit wurden 1961 die Stollen im Winkel und am Stoderzinken
91
Vgl. Pirchegger, Hans: Geschichte des Bezirkes Gröbming. S. 28. 92
Vgl. Mayer, Martin: Der Stoderzinken im Dachsteingebiet. Gröbming. Steiermark. S. 3. 93
Vgl. Mandl, Lilly und Mandl, Franz: Merk-Würdigkeiten im Raum Gröbming, Pruggern und Aich-Assach. S.
9. 94
Vgl. Moser, Hubert: Die Gröbminger Marktbürgerschaft. S. 3.
38
geschlossen und der Braunkohleabbau eingestellt. Horstig musste erkennen, dass sich der
Abbau nicht rentierte und gab im Jahre 1906 auf, um sich verstärkt der touristischen
Erschließung zu widmen.95
Dabei war Horstig nicht der Erste, doch durch die Anlage eines Karrenweges, der
ursprünglich für den Bergbau gedacht war, schuf er die Grundlage dafür, dass der
Stoderzinken zum Wahrzeichen und Hausberg von Gröbming wurde. Denn ein Teil des
Berges liegt im Aicher Gemeindegebiet. Ursprünglich war er von Assach leichter zu
erreichen. In der Oesterreichischen Touristenzeitung empfiehlt Johann Frischauf den Aufstieg
auf den Stoderzinken vom Bahnhof Haus über Assach und die Assacher Scharte als viel
bequemer.96
Horstigs Erschließungswerk wurde 1958 von den Gröbminger Bürgern mit dem Bau der
Mautstraße auf den Stoder fortgeführt. Die Straße, die stellenweise einen atemberaubenden
Panoramablick eröffnet, kann seit 1963 auch im Winter befahren werden. Damit begann die
Erschließung des Stoderzinkens für den Wintertourismus.97
Ein familiäres sowie sonniges
Skigebiet erwartet die Gäste aus vielen Ländern. Der Fremdenverkehrsort Gröbming hatte in
den 1950er und 1960 bereits Geltung als Fremdenverkehrsort und wurde auf Grund des
Heilklimas als das steirische Davos bezeichnet. Dies zeigte eine Meldung aus Graz,
demzufolge waren die bevorzugten Urlaubsziele in der Steiermark im Jahr 1964 Haus im
Ennstal, Rohrmoos, Schladming, Gröbming, Mitterndorf sowie Tauplitz.98
5. Fremdenverkehr in Österreich im Beobachtungszeitraum 1955- 1965
5.1 Fremdenverkehr in Österreich im Jahre 1955
Die landschaftliche Beschaffenheit Österreichs lockt im Jahr 1955 eine immer größer
werdende Zahl von Wintersportlern nach Österreich. Die Bekanntheit Österreichs als
Wintersportland wird durch die zunehmende Touristenzahl gefördert. Im Winterhalbjahr
1954/55, der Berichtszeitraum beginnt im Monat November 1954 und endet mit Ende April
1955, wurden in Österreich 1,4 Millionen Fremde mit rund 6 Millionen Übernachtungen
gezählt. Somit hat der Fremdenverkehr im Vergleich zur Wintersaison 1953/54 um rund 12%
95
Vgl. Mandl-Neumann, Herta und Mandl, Franz: Dachstein-Tauern-Region. Blicke in Vergangenheit und
Gegenwart. S. 181. 96
Vgl. Ebda, S. 181f. 97
Vgl. Weggenossenschaft Stoderzinken (Hrsg.): Stoderzinken-Alpenstraße. S. 2-3. 98
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 18.12.1964. S. 6.
39
zugenommen. Der Prozentsatz bewegt sich deutlich über dem Durchschnitt der letzten
Jahre.99
Im Sommerhalbjahr 1955 wurden im Berichtszeitraum Mai bis Oktober 1955 in Österreich
insgesamt rund 3,9 Millionen gemeldete Fremde mit 20 Millionen Nächtigungen gezählt. Die
meisten ausländischen Gäste kommen aus der Bundesrepublik Deutschland nach Österreich.
Großbritannien folgt an zweiter Stelle in der Reihe der Herkunftsländer mit rund 8% und an
dritter Stelle gliedern sich die Niederlande mit rund 7% ein.100
5.1.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1955
Im Kalenderjahr 1955 wurden in Gröbming insgesamt 1973 Fremde gemeldet, davon reisten
557 Gäste aus dem Ausland an. Die Zahl der Übernachtungen betrug vom 01. Jänner 1955 bis
zum 31. Dezember 1955 7898, davon wurden 1757 Übernachtungen von Gästen aus dem
Ausland aufgezeichnet.101
Im Winterhalbjahr 1954/55 wurden in Gröbming 459 Fremde gemeldet, davon stammten 24
aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Analysezeitraum 777, davon
wurden wiederum 57 Übernachtungen von ausländischen Gästen vermerkt.102
Im Sommerhalbjahr 1955 wurden in Gröbming insgesamt 1.514 Fremde gemeldet, davon
stammten 437 aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Analysezeitraum
7.121, davon wurden wiederum 1.700 Übernachtungen von ausländischen Gästen
eingetragen.103
5.2 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1956
Der Fremdenverkehr erfuhr im Jahr 1956 eine weitere Belebung durch zahlreiche Aufenthalte
von Urlaubern aus anderen Ländern sowie den Inländerfremdenverkehr. Die seit 1950 zu
beobachtende Aufwärtentwicklung des Fremdenverkehres setzte sich auch in diesem Jahr fort.
99
Vgl. Fremdenverkehr in Österreich 1954/55, herausgegeben vom Österreichischen Statistischen Zentralamt,
Wien 1956. S. 1. 100
Vgl. Ebda, S. 2-3. 101
Vgl. Fremdenverkehr in Österreich 1954/55. S. 64-65. 102
Vgl. Fremdenverkehr in Österreich 1954/55. S. 64-65. 103
Vgl. Fremdenverkehr in Österreich 1954/55. S. 65.
40
Die Zahl der Nächtigungen stieg im Berichtsjahr auf 29, 4 Millionen. Dabei handelte es sich
um eine Zunahme von 3,3 Millionen Übernachtungen gegenüber dem analogen
Analysezeitraum des Vorjahres. Auch eine stärkere Belebung des Inländerfremdenverkehres
konnte 1956 festgestellt werden. Mit 13, 8 Millionen Übernachtungen erreichte dieser das
Ergebnis des Jahres 1936/37. Die Zunahme des Ausländerfremdenverkehrs betrug 18%
gegenüber dem Vorjahr und war mit 15,6 Millionen Übernachtungen äußerst hoch. Der
Winterfremdenverkehr nahm ebenso stetig zu und Österreich gewann als Wintersportland
immer mehr an Ansehen. Im Berichtszeitraum (November 1955 bis April 1956) wurden 6,5
Millionen Übernachtungen aufgezeichnet, was gegenüber dem gleichen Berichtszeitraum des
Vorjahres eine Zunahme um 9% bedeutete. Die ausländischen Gäste stammten zu 58% aus
Deutschland. 8% der Urlauber reisten aus Großbritannien, 7% aus Frankreich und 5% aus den
Niederlanden an. Die Nächtigungsziffer erhöhte sich auch im Sommerhalbjahr 1956 um 2,8
Millionen im Vergleich zum Vorjahr. Im Sommerhalbjahr 1956 wurden 22, 9 Millionen
Übernachtungen in Österreich gezählt.104
5.2.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1956
Im Kalenderjahr 1956 wurden in Gröbming insgesamt 2624 Fremde gemeldet, davon reisten
662 Gäste aus dem Ausland an. Die Zahl der Übernachtungen betrug in diesem Jahr 10.799,
davon wurden 2.566 Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland stammend
aufgezeichnet.105
Im Winterhalbjahr 1955/56 wurden in Gröbming 580 Fremde gemeldet, davon stammten 59
aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Analysezeitraum 950, davon
wurden wiederum 122 Übernachtungen von ausländischen Gästen vermerkt.106
Im Sommerhalbjahr 1956 wurden in Gröbming insgesamt 2.044 Fremde gemeldet, davon
stammten 603 aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Analysezeitraum
9.849, davon wurden wiederum 2.444 Übernachtungen von ausländischen Gästen
eingetragen.107
Der Fremdenverkehr zeigte im Jahre 1956 in Gröbming ein erfreuliches Bild. Besonders
Gäste aus Deutschland waren zahlreich vertreten. Für Juli waren 554 Fremde gemeldet, davon
104
Vgl. Fremdenverkehr in Österreich 1955/56. S. 1-2. 105
Vgl. Fremdenverkehr in Österreich 1955/56. S.71-72. 106
Vgl. Fremdenverkehr in Österreich 1955/56. S. 71. 107
Vgl. Fremdenverkehr in Österreich 1955/56. S. 71.
41
3813 Übernachtungen. Davon waren 1040 Übernachtungen von Ausländern. Zahlreiche
Sommergäste sind jedoch auf Grund von Abgaben nicht gemeldet worden, deshalb gaben
diese Zahlen nicht den wahren Fremdenverkehr an.108
5.3 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1957
Im Jahre 1957 hat Österreich durch den Fremdenverkehr 3,2 Millionen Schilling
eingenommen. Hinter dieser hohen Zahl standen große Leistungen der Gaststätten und
Übernachtungsmöglichkeiten. Vor allem in der Sommersaison strömten die Gäste nach
Österreich. Der größte Massenandrang fand in der Zeit von Juli bis Mitte September statt und
erforderte große Investitionen, vor allem bezüglich des Personals. Demgegenüber sahen sich
jene Betriebe im Nachteil, die sich nicht in der Nähe von Wintersportgebieten befanden, da
sie in den Sommermonaten leer standen. Aus diesem Grund hatten die
Fremdenverkehrsstellen in den Gemeinden Österreichs viel Arbeit zu verrichten. Es war eine
Überlebensfrage für die Gebiete, den Durchbruch zum Gemeinschaftsdenken auch im
Fremdenverkehrswesen zu erringen.109
5.3.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1957
Im Kalenderjahr 1957 wurden in Gröbming insgesamt 3.616 Fremde gemeldet, davon reisten
969 Gäste aus dem Ausland an. Die Zahl der Übernachtungen betrug in diesem Jahr 13.735,
davon wurden 4.184 Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland stammend
aufgezeichnet.110
Im Winterhalbjahr 1956/57 wurden in Gröbming 748 Fremde gemeldet, davon stammten 40
aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Beobachtungszeitraum 1.555,
davon wurden wiederum 74 Übernachtungen von ausländischen Gästen vermerkt.111
Im Sommerhalbjahr 1957 wurden in Gröbming insgesamt 2.868 Fremde gemeldet, davon
stammten 929 aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Analysezeitraum
108
Vgl. Schulchronik der Volksschule Gröbming. Schuljahr 1955/56: „Der Fremdenverkehr“. S. 357. 109
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 07.02.1958. S. 1. 110
Vgl. Fremdenverkehr in Österreich 1956/57. S. S. 85. 111
Vgl. Fremdenverkehr in Österreich 1956/57. S. 85.
42
12.180, davon wurden wiederum 4.110 Übernachtungen von ausländischen Gästen
eingetragen.112
5.4 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1958
In der Saison 1958/59, die vom 1. November 1958 bis zum 31. Oktober 1959 reichte, gab es
mit 38,8 Millionen Nächtigungen in Österreich einen neuen Rekord. Über 300.000 kg
Werbeprosekte wurden ins Ausland versendet und 3000 Werbefilme holten die Gäste nach
Österreich. Die Zunahme des Ausländerverkehres lag bei 27 Millionen Übernachtungen
(+14%) gegenüber dem Vorjahr, der Inländerverkehr nahm um knapp 1 Million
Übernachtungen zu. Die Zunahme des Fremdenverkehres im Analysezeitraum lässt darauf
schließen, dass immer breitere Schichten reisten und dem Erholungsurlaub einen hohen
Stellenwert beisteuerten. Außerdem galt das Motorfahrzeug als ein wichtiger Förderer des
Fremdenverkehres, da es die Fortbewegung förderte und die zusätzlichen Kosten des Reißens
niedrig hielt.113
Im Winterhalbjahr stieg die Aufenthaltsdauer um 12% stärker an als in der Sommersaison
(10%). Es wählten immer mehr Erholungssuchende ihre Urlaubstage im Winter. Die zu
Beginn der Motorisierung beobachtete Tendenz zu verkürzten Aufenthalten hat jedoch wieder
abgenommen. Im Berichtsjahr war sogar eine Zunahme der Aufenthaltsdauer festzustellen.
Diese betrug im Inländerverkehr rund 52 Tage, und im Ausländerverkehr 55 Tage und erzielte
den Vorkriegsdurchschnitt von 51 und 59 Tagen von 1928 bis 1936. Außerdem verstärkt sich
im Berichtsjahr die Neigung, ruhigere Urlaubsorte aufzusuchen.
Laut einem Zeitungsbericht, der am 15. August 1958 im Ennstaler erschien, sei der Ferien-
Luxus langweilig geworden und die reichen Urlauber suchten vermehrt nach Gemütlichkeit in
heimatlichen Pensionen und Gasthöfen. Eine Untersuchung belegte diese Meinung: „Im
Fremdenverkehr Österreich ist eine bedeutende Umschichtung im Gange. Nach vorläufigen
Untersuchungen, welche das erste Halbjahr 1958 umfassen, verlagert sich das Interesse der
Ausländer zusehends von den Luxushotels zu den mittleren und kleineren
Beherbergungsbetrieben“. Fachleute waren überzeugt, dass der Zustrom von Gästen zu
bequemeren Urlaubsorten nun bemerkbar machen würde. Der Wert des Geldes stehe wieder
im Mittelpunkt. Die Fachleute waren für den Rest des Fremdenverkehrsjahres 1958 sehr
112
Vgl. Fremdenverkehr in Österreich 1956/57. S. 85. 113
Vgl. Der Fremdenverkehr im Jahre 1958/59. S. 33
43
optimistisch. Die Urlauber suchen nicht „mondäne Bars oder Musikboxen, sondern
heimisches, bodenständiges Musizieren und gemütliche Jagastüberl und Dirndl in Tracht.“114
5.4.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1958
Im Kalenderjahr 1958 wurden in Gröbming insgesamt 3.105 Fremde gemeldet, davon reisten
871 Gäste aus dem Ausland an. Die Zahl der Übernachtungen betrug in diesem Jahr 16.122,
davon wurden 7.889 Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland stammend
aufgezeichnet.115
Im Winterhalbjahr 1957/58 wurden in Gröbming 760 Fremde gemeldet, davon stammten 103
aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Beobachtungszeitraum 1.682,
davon wurden wiederum 259 Übernachtungen von ausländischen Gästen vermerkt.116
Im Sommerhalbjahr 1958 wurden in Gröbming insgesamt 2.139 Fremde gemeldet, davon
stammten 666 aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Analysezeitraum
14.440, davon wurden wiederum 5.437 Übernachtungen von ausländischen Gästen
eingetragen.117
Die Fremdenverkehrsstatistik des Ortes Gröbming verzeichnete im Jahre 1958 einen neuen
Rekord. Bis einschließlich September 1958 betrug die Zahl der Nächtigungen 14.474. Dies
waren um 3.374 Übernachtungen mehr als in der Vorjahreszeit. Jedoch richtete sich auch
Kritik an die Marktgemeinde: Der Lärm, der sich zu unterschiedlichen Tages- und
Nachtzeiten in Gröbming bemerkbar machte, stellte zunehmend den Erfolg der
Werbemaßnahmen für die Ortschaft in Frage. Die meisten Urlauber erkundigten sich nach
einem Quartier in lärmfreier Lage, am Waldrand gelegen und mit größerem Abstand zu
Autostraßen. Dieser Gesichtspunkt erschwerte die Zimmerverteilung. So würden alle Gebiete
dem Konkurrenzkampf unterliegen, die nicht möglichst rasch Alternativen zum Lärm finden
können. Außerdem wurde von den Touristen das Fehlen von Einzelbettzimmern bemängelt
und die Stacheldrähte, welche einige unbeleuchtete Spazierwege eingrenzten, wurden als
Schande für den Ort bezeichnet.118
114
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 15.08.1958. S. 2 115
Vgl. Fremdenverkehr in Österreich 1957/58. S. 80. 116
Vgl. Fremdenverkehr in Österreich 1957/58. S. 80. 117
Vgl. Fremdenverkehr in Österreich 1957/58. S. 81. 118
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 31.10.1958. S.6.
44
Eine Gruppe von Beamten und Beamtinnen von 36 deutschen Reisebüros besuchte am
Sonntag, den 16. März 1958 die Gemeinde Gröbming. Nachdem die Gäste die Ortschaften
Schladming und Ramsau besuchten, nahmen sie an einer Vorführung von Fremdenverkehrs-
Werbefilmen im Tonkino Gröbming teil, besichtigten den Ort und setzten in der Folge ihre
Reise nach Tirol fort. Im Gasthof Putz wurden die Gäste freundlich bewirtet. Hierbei konnten
Funktionäre des Fremdenverkehrsverbandes Gröbming wichtige Bestimmungen bezüglich der
folgenden Saison treffen. In den Reden wurden vor allem die Vor- und Nachteile der Vor-und
Nachsaison diskutiert, welche für das Wachsen der regionalen Fremdenverkehrsbetriebe sehr
wichtig war.119
Mit großem Interesse wurde im Juli 1958 die Aufstellung einer Übersichtstafel von Gröbming
und seiner Umgebung bekundet. Diese war im Auftrag des Ortsfremdenverkehrsverbandes
von Rudolf Matuschik hergestellt worden. Sie ließ eine Vielzahl von Ausflugszielen erkennen
und gewährte einen perspektivischen Einblick von Gröbming und in die nähere Umgebung.
Für die Gäste der Marktgemeinde Gröbming stellte diese Tafel eine Hilfe bei der Orientierung
dar und die Einheimischen sahen sie als Schmuck für den Ort an.120
Der Gröbminger Ortsfremdenverkehrsverband richtete mit Beginn der Sommersaison 1958 in
Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung ein mit einem Telefon ausgestattetes Büro in
den Räumlichkeiten des Gemeindeamtes ein. Die Arbeit dauerte dort häufig bis in die
Abendstunden, um den Gästen mit Auskünften und Vermittlungen zur Verfügung zu stehen.
So wurden die Gäste vom Verbandsgeschäftsführer Reg. Inspektor A. D. Wilhelm
Kratochwil, der zur gleichen Zeit auch die Durchführung des Verrechnungswesens mit
verschiedenen Reisebüros sowie Einzelreisenden inne hatte, von den Autobussen und Zügen
persönlich abgeholt und in die Unterkünfte chauffiert. Die Gesamtverrechnung des
Fremdenverkehrsverbandes wurde vom Gemeindebeamten Otto Fischbacher erledigt. Dieser
kümmerte sich außerdem um die Anschaffung von Wegweisern und deren Aufstellung. Die
beiden genannten Herren standen den Gästen sowie der Bevölkerung stets zur Verfügung.
Dies wurde allgemein mit Dankbarkeit begrüßt.121
Da der Zimmernachweis zu den grundlegenden Aufgaben des Fremdenverkehrsbüros gehörte,
wurden in der Ausgabe vom 08. August 1958 des Ennstalers alle Vermieter und
Beherbergungsbetriebe darauf aufmerksam gemacht, dass es unerlässlich sei, alle
119
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 21.03.1958. S. 5. 120
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 18. 07.1958. S. 8. 121
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 08. 08. 1958. S. 8.
45
freiwerdenden Zimmer und Betten gleich telefonisch oder mündlich bekannt zu geben. Die
Zahl der Anfragen sei sehr groß und könne ansonsten nicht zufriedenstallend für Gäste und
Vermieter bewältigt werden.122
Die Gröbminger Fremdenverkehrsstatistik verzeichnete einen neuen Höhepunkt in der
Sommersaison 1958. Die Zahl der Nächtigungen einschließlich September stand mit 14.474
um 3.374 über dem Stand der gleichen Vorjahrszeit, die bereits 11.000 Nächtigungen aufwies.
Die meisten Gäste kamen auf Grund persönlicher Empfehlungen. Alle Besucher wurden beim
Eintreffen auf dem Bahnhof persönlich begrüßt. Dies hinterließ auf sie einen besonderen
Eindruck. Die Gäste erkannten die zentrale Lage Gröbmings inmitten eines Gebietes mit
prachtvollen Ausflugszielen.123
5.5 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1959
Der Urlauberstrom in die Steiermark stieg auch im Jahre 1959. In nahezu allen Orten nahmen
die Ausländerübernachtungen gegenüber dem Vorjahr zu. Der größte Teil der erfolgreichen
Fremdenverkehrsorte liegt in der Obersteiermark. Für die Werbung und die Förderung der
Fremdenverkehrseinrichtungen wurden über 4 Millionen Schilling ausgegeben. Besondere
Unterstützung fand der Bau von Kleinskiliftanalagen.124
Im Jahre 1959 haben die Nächtigungszahlen in nahezu allen Bundesländern deutlich
zugenommen. Es wurden nahezu 40 Millionen Nächtigungen vermerkt, um 3,7 Millionen
oder 10% mehr als im Jahr zuvor. Von den 40 Millionen Übernachtungen wurden ungefähr
24 Millionen oder 60% von Gästen aus dem Ausland stammend aufgezeichnet. Der höchste
Anstieg der Übernachtungszahl (1,5 Millionen) wurde im Bundesland Tirol vermerkt.
Salzburg berichtete einen Anstieg um 660.000 Übernachtungen, Kärnten fast 530.000.
Geringer war die Erhöhung in den Bundesländern Vorarlberg, Niederösterreich und
Oberösterreich. Die Zunahme der Übernachtungszahlen wurde durch einen erhöhten Urlaub
der ausländischen Gäste in Österreich bewirkt. So entfielen in der Bundeshauptstadt Wien
98% der Nächtigungen auf erhöhte Urlauberfrequenzen der ausländischen Gäste, in Tirol 93%
122
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 08.08.1958. S. 8. 123
Vgl. Schulchronik der Volksschule Gröbming. Schuljahr 1957/58: „Gute Sommersaison in Gröbming“. S.
400. 124
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 04.12.1959. S. 1.
46
und in der Steiermark 90%. Der Hauptanteil der Nächtigungen entfiel sowohl im Winter- als
auch im Sommerhalbjahr auf die Gäste aus Deutschland.125
5.5.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1959
Im Kalenderjahr 1959 wurden in Gröbming insgesamt 4.739 Fremde gemeldet, davon reisten
1106 Gäste aus dem Ausland an. Die Zahl der Übernachtungen betrug in diesem Jahr 22.412,
davon wurden 7.526 Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland stammend
aufgezeichnet.126
Im Winterhalbjahr 1958/59 wurden in Gröbming 1.234 Fremde gemeldet, davon stammten
154 Urlauber aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im
Beobachtungszeitraum 2.636, davon wurden wiederum 320 Übernachtungen von
ausländischen Gästen vermerkt.127
Im Sommerhalbjahr 1959 wurden in Gröbming insgesamt 3.505 Fremde gemeldet, davon
stammten 952 aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Analysezeitraum
19.776, davon wurden wiederum Übernachtungen 7.206 von ausländischen Gästen
eingetragen.128
Eine Zählung ergab, dass die Nächtigungszahlen von Jänner bis Juli 1959 um mehr als 600
höher lagen als in derselben Vorjahrsperiode. Besonders erfreulich war in diesem
Zusammenhang, dass die Zahl der Gastbetten auch durch die Initiative der privaten Vermieter
abermals gegenüber dem Vorjahr um 40 erhöht werden konnte. Gaststätten, Pensionen und
Private investierten in diesem Jahr sehr viel Geld in den Fremdenverkehr.129
Holländische Reisebürobeamte besuchten im Rahmen einer Autobusreise Gröbming. „Mit
den besten Eindrücken des Ortes Gröbming“ setzte die holländische Gruppe ihre Reise in
Richtung Schladming- Radstadt fort.130
5.6 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1960
In den Monaten Jänner 1960 bis Dezember 1960 wurden in Österreich 7,7 Millionen Fremde
125
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich im Berichtsjahr 1958/59 und im Kalenderjahr 1959. S. 3. 126
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich im Berichtsjahr 1958/59 und im Kalenderjahr 1959. S. 96-97. 127
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich im Berichtsjahr 1958/59 und im Kalenderjahr 1959. S. 96. 128
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich im Berichtsjahr 1958/59 und im Kalenderjahr 1959. S. 97. 129
Vgl. Schulchronik der Volksschule Gröbming. Schuljahr 1958/59: „Fremdenverkehr“. S. 419. 130
Vgl. Schulchronik der Volksschule Gröbming. Schuljahr 1959/60: „Fremdenverkehr“. S. 421.
47
mit 42 Millionen Übernachtungen gezählt. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres
wurden im Jahr 1960 um eine halbe Million mehr Fremde gemeldet. Bei den Übernachtungen
konnte ein Anstieg von 2,2 Millionen verzeichnet werden. Die Sommermonate 1960 galten
als die bedeutendsten Urlaubs-und Reisemonate des Jahres. Dabei wurden in den Monaten
Juli und August die meisten Übernachtungen gezählt. Vom Standpunkt der
Fremdenverkehrswirtschaft wirkte sich die Zusammenballung des Urlauberverkehres auf nur
einige Monate des Jahres eher negativ aus. Die ausgeprägten Saisonschwankungen sind ein
Hauptmerkmal des steirischen, sowie des österreichischen Fremdenverkehres. Es ergaben sich
Probleme bei der Unterbringung der Fremdenverkehrsgäste, da die Kapazität der Betriebe in
den Spitzenmonaten nicht auf das erforderliche Ausmaß erweitert werden konnte. Die
schlechten Wetterverhältnisse im Juli 1960 haben sich auch negativ auf den Fremdenverkehr
ausgewirkt. Der Juli 1960 war mit einer Abnahme von 37.000 Übernachtungen in der
Steiermark im Vergleich zum Vorjahr gekennzeichnet. Der Frequenzrückgang machte sich
vor allem bei den Inländerübernachtungen bemerkbar. Im September 1960 verbesserte sich
die Situation des Fremdenverkehres wieder zur Freude der Betriebe, da der verzeichnete
Frequenzrückganz im Juli 1960 nicht nur gedeckt, sondern überkompensiert werden konnte.
Gekennzeichnet ist der Urlauberverkehr von Besuchen der Gäste aus der Bundesrepublik
Deutschland.131
Der Zustrom an Urlaubern nach Österreich hat den Erwartungen des österreichischen
Fremdenverkehres im ersten Halbjahr 1960 nicht entsprochen. Die Statistik zeigte allein im
Mai 1960 einen Rückgang der Nächtigungen um 200.000 im gesamtem Bundesland
Steiermark. Hotellerie und Gastgewerbe klagten über die schlechte Saison. Deutsche
Reisebüros stellten bereits im Februar und März einen Buchungsrückgang für Österreich fest
und erwarteten eine rückläufige Tendenz bei den Österreichbuchungen seit dem Ende des
Zweiten Weltkrieges. Warnungen in dieser Hinsicht wurden jedoch von den österreichischen
Fremdenverkehrsbetrieben nicht ernst genug genommen. Der stetige Aufwärtstrend des
Fremdenverkehres in den Jahren zuvor verführte zu einer Erwartungshaltung, dass es immer
so bleiben müsse. Interessant sind die Gründe, die das deutsche Reiseunternehmen Touropa
für den Rückgang der deutschen Sommergäste in Österreich verantwortlich macht:
- Viele deutsche Urlauber zogen es vor, Inlandsurlaube zu buchen, weil im Jahr 1959 das Wetter in
Deutschland urlaubsfreundlicher als in Österreich war.
- Wenn der deutsche Urlauber schon Schlechtwetter in Kauf nimmt, dann erwartet er, dass ihm
wenigstens als Ausgleich dafür sozusagen ein preisgünstiger Aufenthalt geboten wird.
131
Vgl. Amt der Steiermärkischen Landesregierung (Hrsg.): Steirische Statistiken 1959-1960. S. 14.
48
Abschließend wird erklärt, dass der deutsche Gast gerne nach Österreich kommt, dass er aber
entsprechende Leistungen bei entsprechenden Preisen erwarte.132
5.6.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1960
Im Kalenderjahr 1960 wurden in Gröbming insgesamt 3.528 Fremde gemeldet, davon reisten
1.063 Gäste aus dem Ausland an. Die Zahl der Übernachtungen betrug in diesem Jahr 18.882,
davon wurden 7.601 Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland stammend
aufgezeichnet.133
Im Winterhalbjahr 1959/60 wurden in Gröbming 1.209 Fremde gemeldet, davon stammten
200 aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Beobachtungszeitraum 3.723,
davon wurden wiederum 916 Übernachtungen von ausländischen Gästen vermerkt.134
Im Sommerhalbjahr 1960 wurden in Gröbming insgesamt 2.248 Fremde gemeldet, davon
stammten 801 aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Analysezeitraum
13.988, davon wurden wiederum 6.188 Übernachtungen von ausländischen Gästen
eingetragen.135
32 englische Schülerinnen und Schüler hielten sich Mitte April 1960 zu einem 14-tägigen
Aufenthalt mit Lehrpersonal in Gröbming auf. Die Gruppe unternahm einige Fahrten und
lernte auf diese Weise Teile des Ennstals kennen. Die Unterkunft der Schülergruppe war der
Gasthof „Post“.136
5.7 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1961
Der Beobachtungszeitraum der österreichischen Fremdenverkehrssaison beginnt am 1.
November 1961 und endet am 31. Oktober 1962. In diesem Zeitraum wurden in Österreich 57
Millionen Übernachtungen gezählt. 53 Millionen entfielen davon auf Hotels, Pensionen und
Gasthöfe. Vier Millionen Übernachtungen wurden in Jugendherbergen, Kinder-und
Erholungsheimen sowie Campingplätzen gezählt. Der Zuwachs gegenüber dem Jahr zuvor
betrug 14%. Seit dem Jahre 1954/55 hat sich der Fremdenverkehr in Österreich verdoppelt.
Außerdem ist die Vermietung der Privatzimmer zu einer wichtigen Stütze des
132
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 29.07.1960. S. 1. 133
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich im Kalenderjahr 1960. S. 95. 134
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich im Kalenderjahr 1960. S. 94. 135
Vgl. Amt der Steiermärkischen Landesregierung (Hrsg.): Steirische Statistiken 1959-1960. S.55. 136
Vgl. Schulchronik der Volksschule Gröbming. Schuljahr 1959/60: “Fremdenverkehr“. S. 424.
49
Fremdenverkehres geworden. Die Deviseneinnahmen aus dem Ausländerverkehr betrugen in
der Saison 1961/62 rund 9.092 Milliarden Schilling. Dies ergibt einen Umsatz von 261
Schilling pro Übernachtung. Diese Kopfquote ist jedoch zu hoch, da in diesen Einnahmen
auch jene aus dem kurzfristigen Reiseverkehr (ohne Übernachtungen) enthalten sind. Die
Zunahme des Fremdenverkehres in Österreich seit 1960/61 lag bei 14% und war vor allem
dem Urlauberfremdenverkehr mit Gästen aus dem Ausland zu verdanken. Der Anteil der aus
Deutschland stammenden Urlauber lag im Analysezeitraum bei 78%. Die Zunahme der
Aufenthalte aus Deutschland war auf eine neue Reisewelle zurückzuführen. Laut Befragung
stand Österreich an der Spitze der Wunschliste der Reisefreudigen. Neben der Schönheit der
Landschaft wurden auch die gemeinsame Sprache sowie ansprechendes Milieu als
Reisehauptmotive angeführt. 1961 wählten 43% aller Deutschen Österreich als
Auslandsreiseziel. An zweiter und dritter Stelle der wichtigsten Herkunftsländer liegen
England und die Niederlande. Knapp 19% der Übernachtungen entfielen auf das
Winterhalbjahr. Daraus ist zu entnehmen, dass der Winterurlaub seine Position durchaus
behaupten konnte. Wachsende Bedeutung gewannen auch die Privatquartiere. So nahm die
Zahl der Privatbetten in den Privatquartieren rascher zu als jene der Gewerbebetriebe. Daher
ist auch der Anteil der Privatvermieter an den Übernachtungen von 23% auf 32% gestiegen.
Die Übernachtungen in Privatquartieren erhöhte sich um 188%, die in gewerblichen Betrieben
um 83%. 137
5.7.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1961
Im Kalenderjahr 1961 wurden in Gröbming insgesamt 3.878 Fremde gemeldet, davon reisten
1.256 Gäste aus dem Ausland an. Die Zahl der Übernachtungen betrug in diesem Jahr 23.617,
davon wurden 10.376 Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland stammend
aufgezeichnet.138
Im Winterhalbjahr 1960/1961 wurden in Gröbming 1.231 Fremde gemeldet, davon stammten
249 aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Beobachtungszeitraum 4.062,
davon wurden wiederum 1.125 Übernachtungen von ausländischen Gästen vermerkt.139
Im Sommerhalbjahr 1961 wurden in Gröbming insgesamt 2.563 Fremde gemeldet, davon
stammten 995 aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Analysezeitraum
137
Vgl. Der Österreichische Fremdenverkehr 1961/62. S. 70. 138
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich im Kalenderjahr 1961. S. 103. 139
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich im Kalenderjahr 1961. S. 102.
50
19.719, davon wurden wiederum 9.274 Übernachtungen von ausländischen Gästen
eingetragen.140
5.8 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1962
Im Winterhalbjahr 1962/63 nahm der Reiseverkehr viel schwächer zu als in den Jahren zuvor.
Der strenge Winter war der Hauptgrund für die Verhinderung einer Reiseexpansion. So kam
es im Winterhalbjahr 1962/63 (1. November 1962 bis 30. April 1963) zu einem Abbruch des
Aufwärtstrends des Winterreiseverkehres. Maßgeblich dafür waren die ungünstigen
Wetterverhältnisse. Im Jänner und Februar war der Winter überaus streng und die Reisefreude
hielt sich in diesen beiden Monaten besonders in Grenzen: Ein Minus von rund 4% bei den
Übernachtungen gegenüber dem Vorjahr war zu verzeichnen. Vermehrt reisten die Gäste aus
Italien und Schweden nach Österreich (21%). Der Zustrom der deutschen Gäste übertraf das
Vorjahresniveau nur gering (+13%). Es kamen insgesamt weniger Engländer und Holländer
nach Österreich. Verdoppelt haben sich im Winterhalbjahr 1962/63 die Besuche der
ungarischen Urlauber in Österreich, diese zählten rund 35.000 Übernachtungen.141
5.8.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1962
Am 22. Juni 1962 wird im Ennstaler berichtet, dass die Fremdenverkehrssaison überraschend
schnell eingesetzt hat. Im Vergleich zum Vorjahr kamen 1962 mehr Gäste nach Gröbming,
welche vor allem die Sauberkeit des Ortes schätzten. Außerdem wurde die Möglichkeit,
weitläufige Spaziergänge unternehmen zu können, als positives Kriterium bewertet.142
Um den Gästen weitere bequeme und begehbare Spazierwege bieten zu können, wurde von
Gemeinde und Fremdenverkehrsverein begonnen, den sogenannten „Kulmleitenweg“
auszubauen. Der Weg nimmt seinen Ausgangspunkt in der Nähe des Gebäudes der
Bezirkshauptmannschaft und erschließt einen der schönsten Aussichtpunkte in der direkten
Umgebung von Gröbming.“Gezielt unter mächtigen Bäumen, die wert wären, unter
Naturschutz gestellt zu werden, bietet sich dem Besucher von der Kulmleite- die in wenigen
Minuten erreichbar sein wird, ein außergewöhnlich schönes Panorama.“143
Dank der guten
140
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich im Kalenderjahr 1961. S. 103. 141
Vgl. Der Fremdenverkehr im Winterhalbjahr 1962/63. S. 397- 399. 142
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 22.06.1962. S. 5. 143
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 22.06.1962. S. 5.
51
Zusammenarbeit der Grundeigentümer Putz und Dr. Kreschmasch mit der Gemeinde ist die
Erbauung dieses Weges ermöglicht worden.144
Im Kalenderjahr 1962 wurden in Gröbming insgesamt 4.420 Fremde gemeldet, davon reisten
1.853 Gäste aus dem Ausland an. Die Zahl der Übernachtungen betrug in diesem Jahr
25.779, davon wurden 13.155 Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland stammend
aufgezeichnet.145
Im Winterhalbjahr 1961/62 wurden in Gröbming 1.387 Fremde gemeldet, davon stammten
331 aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Beobachtungszeitraum 4.956,
davon wurden wiederum 2.034 Übernachtungen von ausländischen Gästen vermerkt. Dies
bedeutete eine Zunahme von 894 Übernachtungen gegenüber dem Winterhalbjahr 1960/61. 146
Im Sommerhalbjahr 1962 wurden in Gröbming insgesamt 3.006 Fremde gemeldet, davon
stammten 1.509 Urlauber aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im
Analysezeitraum 20.425, davon wurden wiederum 10.833 Übernachtungen von ausländischen
Gästen eingetragen.147
Am 01. April erschien ein Artikel in der Wochenzeitung Der Ennstaler, in dem über ein
gigantisches Bauvorhaben auf dem Stoderzinken berichtet wurde: das Österreichische
Fernsehen wollte mit einem überdimensionalen Fernsehsender die Empfangsschwierigkeiten
im Alpenraum überwinden und durch den Bau einer neuen Senderanlage auf dem
Stoderzinken beheben. Nachdem bereits auf dem Hauser Kaibling ein neuer Sender errichtet
wurde, soll der höchste Fernsehturm Österreichs mit einer Höhe von 178 Metern auf dem
Stoderzinken entstehen. Der neue Fernsehturm, er sollte im Unterschied zum Sender auf dem
Hauser Kaibling nicht automatische bedient werden, sollte mit Einrichtungen für den
interplanetarischen Fernsehempfang ausgestattet werden. Die schwingungsstarken
Bodenformationen des Geländes um die Brünnerhütte würden nach Ansicht der Fachleute die
Sendeleistung noch erhöhen. Der Senderneubau sollte neben seiner Funktion als zentraler
Sender des österreichischen Fernsehens auch mit einer Attraktion für den Fremdenverkehr
verbunden werden: Vom geplanten Aussichtsrestaurant würde sich den Besuchern ein
einmaliger Blick in die Eisregionen des Dachsteins, sowie ins Ennstal, in die Niederen Tauern
144
Vgl. Ebda. S. 5. 145
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich im Jahre 1962. S. 86. 146
Vgl. Amt der Steirischen Landesregierung (Hrsg.): Steirische Statistiken: „Fremdenverkehr“. S. 126. 147
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich im Jahre 1962. S. 87.
52
und bis zum Großglockner ergeben. Voraussetzung für dieses Projekt war eine gesicherte
Finanzierung. 148
Dieser Sender wurde nicht gebaut.
Gröbming stellte im Mai 1962 seinen Ruf als Familien-Urlaubsort unter Beweis: ein
Gratisurlaub für elf flutgeschädigte Mütter und neunzehn Kinder der Hamburger
Flutkatastrophe vom Februar 1962 wurde vom Fremdenverkehrsverband Gröbming
ermöglicht. Bei den Flutgeschädigten aus Hamburg, die dank dem Verständnis der
Gröbminger Beherbergungsbetriebe drei Wochen in Gröbming zu Gast waren, handelte es
sich um Personen, die durch die Flutkatastrophe über Nacht wohnungslos wurden. Sie durften
nicht mehr in ihre früheren Wohnungen zurück, weil diese Gebiete wegen neuerlicher
Flutgefahr für die Wiederbesiedelung gesperrt worden waren. Die Hamburger Gäste trafen am
27. April in Gröbming ein. Um den Kindern die lange Reise von Hamburg nach Gröbming zu
verkürzen, erklärte sich das Autounternehmen Putz bereit, die Urlaubsgäste zu einem
verbilligten Tarif schon von Bischofshofen abzuholen. Alle zuständigen Stellen sowie die
Gastwirte, Gewerbetreibenden, Geschäftsleute und Privatpersonen haben sich in den Dienst
der guten Sache gestellt. In Bischofshofen wurden sie von Otto Fischbacher, der im Namen
des Fremdenverkehres vertreten war, begrüßt. Obwohl sich das Ennstal nicht gerade von
seiner schönsten Seite zeigte, ein Schlechtwettereinbruch hatte das sommerhafte
Frühlingswetter beendet, lachte der Ankunft der Urlauber in Gröbming die Sonne vom
Himmel. Schülerinnen und Schüler der Hauptschule unterstützten die Reisegruppe als
Gepäcksträger und die Gäste konnten sich bei einer österreichischen Jause im Gasthof Putz
stärken. Bürgermeister Rosian wünschte den Gästen einen erholsamen Aufenthalt und dankte
den Beherbergungsbetrieben Gröbmings für ihre Bereitschaft, Kost und Quartier unentgeltlich
zur Verfügung zu stellen. Alle anderen Ausgaben wurden von der Hamburger Jugendbehörde
und dem Fremdenverkehrsverband Gröbming getragen. So wurde auch der Einkauf von
warmer wollener Bekleidung, die den aus dem Flachland kommenden Müttern und Kindern
den Aufenthalt im spätwinterlichen Ennstal erträglicher machen sollte, vom
Fremdenverkehrsverband Gröbming übernommen. Die Gäste staunten bereits auf der
Busfahrt nach Gröbming über die ersten Kühee, die sie lediglich aus dem Bilderbuch kannten
und über den Schnee, der zu dieser Jahreszeit noch im Tal lag. Die Gäste aus Hamburg
verweilten drei Wochen in Gröbming und die Bereitschaft zur Hilfe wurde von Irimbert Putz,
148
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 01.04.1962. S. 5.
53
dem Besitzer des Gasthofs zur Post, ausgelöst. Durch seine Initiative konnten die Mütter mit
ihren Kindern in Gröbming einen erholsamen Urlaub verbringen.149
Am 4. August 1962 wurden von jungen Bergsteigern des Gröbminger Alpenvereines und
Umgebung auf den Bergen Kamm, Stoder, Pleschnitzzinken und Gumpeneck Feuerstellen
entzündet. Die Mitglieder des Alpenvereines planten diese Aktivität auf Grund der 100 Jahr
Feier des Alpenvereines. Das Material wurde bereits zwei Wochen zuvor unter großen Mühen
auf die Berge transportiert, darunter befanden sich 250 Liter stand- und Altöl, 100 Liter
Dieselöl und 40 Liter Benzin. Bei Einbruch der Dämmerung wurden die Feuerdosen
entzündet und aus Gröbming blickten die Menschen mit Begeisterung auf die umliegenden
erleuchteten Berge. Zur gleichen Zeit drohte eine heftige Gewitterwand und die Furcht vor
einbrechendem Regen regte sich unter den Schaulustigen. Während die Musikkapelle
Gröbming unter der Leitung von Kapellmeister Zemanek mit flottem Marsch das dem
Alpenverein gewidmete Platzkonzert startete, entflammten auf den Bergen die Feuer. Nach
wenigen Minuten erstrahlten die Berge um Gröbming hell im Schein und die Zahl „Hundert“ ,
bezogen auf die Jubiläumsfeier des Alpenvereines, leuchtete vom Kamm. Auch das
Schönwetter hielt an und die Bewohner und Gäste in Gröbming feierten ein schönes Fest des
Alpenvereines.150
5.9 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1963
Am 28. Dezember 1962 wurde ein neues Landesgesetz (Nr. 260) beschlossen und trat am 01.
Jänner 1963 in Kraft: Dies beinhaltete eine neue Fremdenverkehrsabgabe in der Steiermark.
All jene Personen, die in einer steirischen Gemeinde in einem gastgewerblichen
Beherbergungsbetrieb oder in einer privaten Unterkunft vorübergehend und nicht länger als
zwei Monate Unterkunft nimmt, mussten ein Entgelt abgeben. Ausgenommen von dieser
Geldabgabe waren Kinder bis zum vollendeten 14. Lebensjahr und Schüler, welche im
Rahmen einer Lehrveranstaltung Unterkunft suchten, wie zum Beispiel bei Skikursen,
Schülerausflügen oder Lehrkursen. Auch die begleitenden Lehrkräfte und Aufsichtspersonen
wurden von der Abgabe freigeschalten. Diese neue Fremdenverkehrsabgabe für das Jahr 1963
betrug je nach Einstufung der Gemeinde in der Gruppe I entweder 1,50 Schilling oder in der
Gruppe II 1 Schilling für jede Übernachtung.151
Für alle Schutzhäuser und bewirtschafteten
149
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 04.05.1962. S. 1. 150
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 10.08. 1962. S. 1. 151
Bemerkung: 1,50 Schilling entsprechen einer Summe von 0,11 €. Vgl. Ostermiller, Stephen: „Der Währungs-
Umrechner“. In: [Online]. http://de.coinmill.com/ATS_EUR.html#ATS=1.50 [download am 17.12.2013].
54
Schutzhütten alpiner Vereine betrug die Fremdenverkehrsabgabe ohne Rücksicht auf die
Gruppierung der Gemeinde 50 Groschen. In die Gruppe I wurden folgende Orte eingeordnet:
Admont, Aflenz Kurort, Bad Aussee, Bad Gleichenberg, Bruck an der Mur, Gams ob
Frauenthal, Graz, Gröbming, Grundlsee, Haus, Leoben, Mariazell, Mitterndorf, Pichl-
Preunegg, Ramsau, Rohrmoos- Untertal, Schladming, St. Sebastian, Spital am Semmering,
Tauplitz, Gstatterboden, Wörschach sowie Turracherhöhe. In der Gruppe II fanden sich alle
übrigen nicht in der Gruppe I zu findenden steirischen Gemeinden. Einhebungspflichtig war
bei der Beherbergung in gastwirtschaftlichen Betrieben der Inhaber, dies konnte der
Gewerbetreibende oder Pächter oder Stellvertreter sein. Bei der Beherbergung in
Privatunterkünften musste das Geld vom Unterstandgeber eingenommen werden. Die Abgabe
war gleichzeitig mit der Begleichung der Rechnung für die Unterkunft zu entrichten. Die
Gastbetriebe hafteten für die Abgabe insoweit, als ihre eigene Rechnung vom Gast beglichen
wurde. 40% der Einnahmen aus der Fremdenverkehrsabgabegebühren der Gemeinde als
Anteil an der Abgabe und 60% wurde dem Land Steiermark zugewiesen.152
Die Entwicklung des Fremdenverkehres im Sommer 1963 (1. Mai bis 31. Oktober) war sehr
gut. Es kam nicht nur zum Anstieg der Übernachtungszahlen, sondern auch zum Anstieg des
Anteils der Urlauber aus dem Ausland. Im August wurde mit 34% aller
Fremdenübernachtungen von ausländischen Gästen eine neue Rekordzahl erreicht. In Ramsau
am Dachstein wurde im Juli und August 1963 die höchste Übernachtungszahl verzeichnet.
Von den großen Fremdenverkehrsorten in der Steiermark waren ebenso rückläufige
Bewegungen zu berichten. So übernachteten beispielsweise in Mariazell im Juli und August
9.000 Fremde weniger als im Vorjahr um dieselbe Zeit.153
5.9.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1963
Im Kalenderjahr 1963 wurden in Gröbming insgesamt 4.635 Fremde gemeldet, davon reisten
1.692 Gäste aus dem Ausland an. Die Zahl der Übernachtungen betrug in diesem Jahr 28.934,
davon wurden 14.694 Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland stammend
aufgezeichnet.154
152
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 11.01.1963. S. 6. 153
Vgl. Amt der Steiermärkischen Landesregierung (Hrsg.): Steirische Statistiken: „Fremdenverkehr“. S. 15. 154
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich im Jahre 1963. S. 96.
55
Im Winterhalbjahr 1962/63 wurden in Gröbming 1.299 Fremde gemeldet, davon stammten
283 Gäste aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Analysezeitraum 4.925,
davon wurden wiederum 1.821 Übernachtungen von ausländischen Gästen vermerkt.155
Im Sommerhalbjahr 1963 wurden in Gröbming insgesamt 3.326 Fremde gemeldet, davon
stammten 1.395 aus dem Ausland.156
Die Zahl der Übernachtungen betrug im
Analysezeitraum 24.057, davon wurden wiederum 12.731 Übernachtungen von ausländischen
Gästen eingetragen. Die Fremdenverkehrsstatistik verzeichnete in diesem
Beobachtungszeitraum eine Zunahme der Übernachtungen gegenüber dem Sommerhalbjahr
1962 um 3.632 Übernachtungen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der ausländischen
Urlauber betrug 7,2 Tage.157
Auf Initiative des Fremdenverkehrsverbandes trafen sich Anfang Mai 1963 die Obmänner
nahezu aller Vereine zu einer Aussprache im Gasthof „Zur Post“, um alle dem
Fremdenverkehr dienenden Faktoren zu besprechen. Diese Besprechung erwies sich als
fruchtbar. Ab Mitte Juni wird die Gröbminger Blaskapelle jeden Freitagabend ein
Platzkonzert geben, das bei schlechtem Wetter als Wunschkonzert in einen Saal verlegt
werden soll. Am 15. Und 18. August werden Traktorrennen stattfinden und am ersten Sonntag
im September soll der früher traditionell gewesene Stoderkirtag wieder abgehalten werden.
Folgende weitere Veranstaltungen wurden verlautbart: im Gasthof Eller wird jeden
Donnerstag ein „Kerzlabend“ stattfinden. Einmal wöchentlich wird im Hotel Spanberger ein
„Heurigen Abend“ abgehalten. Die Bauarbeiten der Minigolfanlage waren im Mai 1963 in
vollem Gange und diese sollte bis zum Sommersaisonbeginn 1963 fertig gestellt werden. Die
Dreharbeiten eines Werbefilmes, in dem Gröbming mit Aufnahmen vom Stoder gezeigt
werden sollte, waren für die nächste Zeit geplant.158
Bei einer Sitzung des Fremdenverkehrsvereines im November 1963 stellte Obmann
Fischbacher fest, dass die Minigolfanlage alle Erwartungen übertroffen habe. Außerdem
wurde durch Entgegenkommen der Grundbesitzer Grössing, Prenner und Dr. Thoma die
Errichtung eines Schiliftes ermöglicht. Die Spazierwege haben bei den Gästen auch guten
Anklang gefunden. Dafür stellten Spanberger, Putz, Bodenwinkler und Huber Teile ihrer
155
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich im Jahre 1963. S. 97. 156
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich im Jahre 1963. S. 97. 157
Vgl. Amt der Steiermärkischen Landesregierung (Hrsg.): Steirische Statistiken. „Fremdenverkehr im
Sommerhalbjahr 1963“. S. 118. 158
Vgl. Schulchronik der Volksschule Gröbming. Schuljahr 1963/64: „Gröbming rüstet für die die
Sommersaison“. S. 478.
56
Grundstücke zur Verfügung. Im vergangenen Sommer 1963 stellte der
Fremdenverkehrsverein 150 neue Bänke auf und sanierte 170 alte Sitzbänke.159
Im Dienste des Fremdenverkehrs wurde im November 1963 in Gröbming ein neuer Skilift
erbaut. Ein Vorteil der Lage des Liftes sind die großen Parkflächen am Fuße des Hanges der
sogenannte „Ton´schen Leithen“. Der Lift beförderte 500 Personen pro Stunde und die
Kosten von ungefähr 300.000 Schilling wurden zum größten Teil als Kredit aufgenommen.
Die ebenso neu errichtete Schischule von Reinhold Wilding wird dort Schikurse und
Einzelunterrichtsstunden abhalten.160
Als „eine eindrucksvolle Demonstration gemeinsamer Interessen“ wurde die Anfang
Dezember 1963 abgehaltene Sitzung des Fremdenverkehrsverbandes „Oberes Ennstal“ im
Ennstaler beschrieben. Dabei wurde der von der Auflösung bedrohte
Fremdenverkehrsverband oberes Ennstal neu gegründet. Im Beisein des Leiters der
Politischen Expositur Gröbming, ORR. Dr. Holzmann, sprachen sich die Vertreter der
einzelnen Gemeinden der Gerichtsbezirke von Gröbming und Schladming für die
Aufrechterhaltung des Vereines aus. Von der Auflösung war gesprochen worden, nachdem
der Verband nur wenige Male im Jahr zusammen kam und keine fruchtbringende Arbeit
aufweisen konnte. Die Vertreter der einzelnen Gemeinden hatten daher ihren Unmut geäußert
und plädierten für eine Auflösung dieser Institution. Vergangenen Montag einigte man sich,
dass ein geschäftsführender Obmann die Interessen wahrnehmen wird. Mit dieser Aufgabe
wurde der Leiter des Ferienbüros, Lazi Seibetseder, betraut. Weiters wurde auch ein
Werbeausschuss installiert, der die Werbeinitiativen erweitern soll. Nach dreistündiger
Sitzung wurde folgender Vorstand von Vorschlägen einstimmig gewählt:
Obmann: Restaurateur Angerer, Stellvertreter: ORR Dr. Holzmann, geschäftsführender
Obmann: Lazi Seibetseder, Werbeleiter: Wieser (Pichl), Schriftführer: Kaserer (Schladming),
Kassier. Schultermandl (Ramsau), Beiräte: Aigner (Pruggern), Miller (Aich), Fischbacher
(Gröbming) und Spannring (Schladming). Die beiden Rechnungsprüfer wurden von den
Verbänden Gröbming und Haus gestellt.161
159
Vgl. Schulchronik der Volksschule Gröbming. Schuljahr 1963/64: „Gröbming mit Fremdenverkehr
erfolgreich“. S. 497. 160
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 15.11.1963. S. 4. 161
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 13.12.1963. S. 3.
57
5.10 Fremdenverkehr in Österreich im Jahr 1964
Im Zeitraum vom 1. Jänner 1964 bis 31. Dezember 1964 wurden in Österreich rund 9.577.001
Fremde und insgesamt 59.497.364 Übernachtungen gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr
ergibt dies eine Zunahme der Übernachtungen um 3.3 Millionen und 5,8%. Die steigenden
Einkommen ermöglicht einem immer größer werdenden Personenkreis, den Urlaub im
Ausland zu verbringen. Dies führt einerseits zu vermehrten Auslandreisen der Inländer und
andererseits zu rasch zunehmenden Nächtigungszahlen der Ausländer im Inland. Die
durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste aus dem Ausland betrug im Kalenderjahr 1964
6,5 Tage, während sich Inländer durchschnittlich 5,7 Tage aufhielt. Die Zahl der
Übernachtungen von Gästen aus der Bundesrepublik Deutschland betrug im Jahre 1964 31,2
Millionen. Ihr Anteil an der Summe der Ausländerübernachtungen betrug in diesem Jahr
76,9%. Tirol war mit 761.012 das Bundesland mit den meisten Übernachtungen, gefolgt von
Kärnten mit 645.689 Übernachtungen und Salzburg mit 404.628 Übernachtungen. Die
Steiermark befand sich mit 98.576 Übernachtungen ausländischer Gäste an drittletzter
Stelle.162
5.10.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1964
Ein kurzer Bericht, erschienen in der Ausgabe vom 13. März 1964 in der Wochenzeitung Der
Ennstaler, informierte die Leserschaft über gute Aussichten auf die Sommersaison dieses
Jahres. Wie der Fremdenverkehrsverein Gröbming mitteilte, dürfte nach den vorläufigen
Buchungen der Besuch von Sommergästen eine beachtliche Steigerung erfahren. Gröbming,
in vielen Reisebüros als ruhiger Urlaubsort angegeben, würde immer mehr zu einem
Urlaubsziel für „Managerkranke und sonstige überbeanspruchte Geschöpfe“ werden, die sich
dort durch Spaziergänge und Ruhe „wirklich“ erholen könnten. Außerdem wurde in diesem
Bericht geschrieben: „Ist einem wirklich fad, so bietet der Minigolfplatz, das Bad und die
vielen Ausflugsmöglichkeiten in die nähere und weitere Umgebung eine wirksame
Abwechslung.“ 163
Im Kalenderjahr 1964 wurden in Gröbming insgesamt 5.049 Fremde gemeldet, davon reisten
1.992 Gäste aus dem Ausland an. Die Zahl der Übernachtungen betrug in diesem Jahr 32.748,
162
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich 1964. S. 7-8. 163
Vgl. Der Ennstaler, Ausgabe vom 13.03.1964. S. 5.
58
davon wurden 15.889 Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland stammend
aufgezeichnet.164
Im Winterhalbjahr 1963/1964 wurden in Gröbming 1.732 Fremde gemeldet, davon stammten
440 aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Analysezeitraum 8.581, davon
wurden wiederum 3.801 Übernachtungen von ausländischen Gästen vermerkt.165
Im Sommerhalbjahr 1964 wurden in Gröbming insgesamt 3.213 Fremde gemeldet, davon
stammten 1.497 aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Analysezeitraum
23.951, davon wurden wiederum 12.622 Übernachtungen von ausländischen Gästen
eingetragen.166
Bürgermeister Rosian, der Obmann des Fremdenverkehrsvereines Fischbacher und Kassier
Rappl ehrten Ende Juni 1964 freue Sommergäste in Gröbming. Im Gasthof Putz wurden
Familie Mayer und Herr Fischer aus London geehrt. Als gebürtiger Österreicher war Herr
Fischer aus dem Ortsbild nicht mehr wegzudenken. Der Bürgermeister dankte den Gästen für
die erwiesene Treue und überreichte das goldene Zeichen des Fremdenverkehrsverbandes.
Familie Mayer logierte seit Jahren im Haus Scharzenberger und Herr Fischer bezog im
Gasthof Post sein Quartier.167
Bei der Gemeinderatssitzung Anfang Oktober 1964 beschloss der Gemeinderat einstimmig
eine Subvention von 25.000 Schilling für den Fremdenverkehrsverein. Außerdem willigte
dieser auch in eine finanzielle Unterstützung gleicher Höhe für den Bergrettungsdienst ein.
Der Bergrettungsdienst möchte mit dieser Summe auf dem Stoderzinken eine Diensthütte
errichten. Bei der Sitzung zeigte Gemeinderat Julius Steiner auf, wie wichtig der
Bergrettungsdienst am Stoder sei.168
Der Fremdenverkehrsverein hielt seine letzte Ausschusssitzung des Jahres 1964 kurz vor
Weihnachten ab. Vereinsobmann Bürgermeister Rosian hielt die Eröffnungsrede. Der
geschäftsführende Obmann Fischbacher erwähnte ausdrücklich, dass „Vertrauen und das
Schaffen von Verbindungen zu den wichtigsten Aufgaben des Verbandes zählen.“ Während
seines eigenen Sommerurlaubes habe er in 18 Wiener Reisebüros selbst Werbeprospekte für
die Gemeinde Gröbming ausgeteilt und konnte bald darauf eine größere Zahl von Buchungen
164
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich 1964. S. 81. 165
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich 1964. S. 80. 166
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich 1964. S. 80. 167
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 26.06.1964. S. 5. 168
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 09. 10.1964. S. 6.
59
verzeichnen. Fischbacher bezeichnete die vergangene Saison als erfolgreich sowie als erste
beschwerdefreie Saison seit der Gründung des Fremdenverkehrsvereines. Er dankte den
Gastwirten für die Preisdisziplin und die „gediegene Ausstattung“ der Gasträume.
Lichtbildvorträge, Reitvorführungen, Heimatabende und Musikveranstaltungen haben sich als
gute Anziehungspunkte für den Fremdenverkehr im Jahre 1964 erwiesen. Das
wetterabhängige Minigolf hat jedoch keine besonderen Einnahmen gebracht. Den Ausgleich
brachte dafür die Stoderstraße. Diese wurde bei der Verbandssitzung als „im höchstem Grade
asphaltier bedürftig“ bezeichnet. Mit 40.000 schönen Winterprospekten, gestaltet vom
Graphiker Zagavec, stieg der Fremdenverkehrsverband in das Wintersaisongeschäft 1964/65
ein. Die Gröbminger Devise „Freundlicher Empfang“ und „Billige Menüs“ blieb aufrecht.
Außerdem wurde bei der Sitzung beschlossen, auch die Umgebung Gröbmings zu beleben.
Eine Meldung aus Graz zeigte, dass Gröbming als Fremdenverkehrsort bereits Geltung hatte:
der zufolge waren die beliebtesten Urlaubsziele in der Steiermark Rohrmoos, Haus im
Ennstal, Schladming, Ramsau am Dachstein, Gröbming, Bad Mitterndorf und Tauplitz.169
5.11 Fremdenverkehr in Österreich im Jahre 1965
Im Zeitraum vom 1. Jänner bis 31. Dezember 1965 wurden in Österreich 9.834.609 Fremde
und insgesamt 62.023.425 Übernachtungen gezählt. Gegenüber dem Vorjahr haben die
Übernachtungen somit um 4,2% oder 2,55 Millionen an der Zahl zugenommen. Wiederum
war die Übernachtung ausländischer Menschen höher als jene der Inländerübernachtungen.
Dies konnte auf der einen Seite auf die negativen Wetterkapriolen in der Hauptreisezeit von
Mai bis September 1965 zurückgeführt werden, auf der anderen Seite nahmen die
Einkommen stetig zu und ermöglichten einem wachsenden Personenkreis, den Urlaub im
Ausland zu verbringen. Dies und überaus günstige Reiseangebote führten, wie bereits im
Jahre 1964, zu einem wachsenden Reiseverkehr der Inländer in fremde Länder des Südens
und Südostens, sowie zu steigenden Nächtigungszahlen der Urlauber in Österreich. Außerdem
ist festzuhalten, dass im Kalenderjahr 1965 die Anteile der Übernachtungen ausländischer
Menschen bei 70% lag und jener der Inländer bei 30%. Die durchschnittliche
Aufenthaltsdauer der Urlauber aus dem Ausland betrug im Jahr 1965 6,6 Tage, während der
durchschnittliche Aufenthalt des Inländers 5,7 Tage anhielt. Mit einer Zahl von 33 Millionen
und einem Anteil von 76,5% stammen die meisten Gäste in Österreich auch im Jahre 1965
aus der Bundesrepublik Deutschland, gefolgt von Großbritannien und den Niederlanden
169
Vgl. Schulchronik der Volksschule Gröbming: Schuljahr 1963/64: „Fremdenverkehrsverein“. S. 521.
60
(beide rund 10%). Auch die Übernachtungen der Gäste aus Jugoslawien und der Türkei
stiegen prozentuell an. Vom Zuwachs der rund 2.6 Millionen Auslandübernachtungen im
Vergleich zum Vorjahr profitierten hauptsächlich Tirol und Kärnten. Nach der Steiermark
hatte das Burgenland den größten prozentualen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr an
Übernachtungen aufzuweisen.
5.11.1 Fremdenverkehr in Gröbming 1965
Im Kalenderjahr 1965 wurden in Gröbming insgesamt 5.079 Fremde gemeldet, davon reisten
2.121 Gäste aus dem Ausland an. Die Zahl der Übernachtungen betrug in diesem Jahr 42.229,
davon wurden 23.736 Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland aufgezeichnet.170
Im Winterhalbjahr 1964/1965 wurden in Gröbming 1.771 Fremde gemeldet, davon stammten
450 aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Analysezeitraum 10.712,
davon wurden wiederum 3.315 Übernachtungen von ausländischen Gästen eingetragen.171
Im Sommerhalbjahr 1964/65 wurden in Gröbming insgesamt 3.043 Fremde gemeldet, davon
stammten 1.503 aus dem Ausland. Die Zahl der Übernachtungen betrug im Analysezeitraum
28.859, davon wurden wiederum 18.399 Übernachtungen von ausländischen Gästen
eingetragen.172
6. Der Stoderzinken als Wahrzeichen von Gröbming
Der stolze Grimming blickt von Morgen her mir ins Gesicht,
Mein großer Bruder Dachstein grüßt mit Firnenlicht.
Ich steh am Tor zum zweiten „Stein“, dem dummen Land,
Von aberhundert Blumensternen schimmert mein Gewand.
An meinen Flanken läuft die Straße hin,
Die Menschen wollen tief zu mir, zum Ursprung ziehn wo Gott noch wohnt.
Tu ab die Hast des Tals, den lauten Sinn,
170
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich im Jahre 1965. S. 83. 171
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich im Jahre 1965. S. 83. 172
Vgl. Der Fremdenverkehr in Österreich im Jahre 1965. S. 83.
61
es wird mit immer neuem Anbeginn dein Herz belohnt.173
Elfriede Detzlhofer
6.1 Allgemeines
Zwischen dem Grimming im Osten und dem Dachsteinmassiv im Westen liegt der 2048
Meter hohe Stoderzinken, ein Gebirgsstock, der von der einheimischen Bevölkerung auch
„Stoder“ bezeichnet wird.174
Bereits im beginnenden 20. Jahrhundert stieg die wirtschaftliche
Bedeutung dieses Massivs, da zu dieser Zeit im Norden des Berges der Abbau von Kohle
betrieben wurde und dies über eine Schotterstraße ins Tal befördert wurde. In den folgenden
Jahrzehnten wurde der Berg vor allem durch seine touristische Erschließung bekannt.175
Abbildung 3: Blick vom Stoderzinken auf das Obere Ennstal, Fotograf: Helfried Hofer.176
173
Vgl. Stippberger, Walter: Peter Rossegger. Ein Freund des Stoderzinken. S. 38. 174
Vgl. Sonnleitner, Walter: Ökologisch-Vegetationskundliche Untersuchungen am Stoderzinken, Steiermark. S.
6. 175
Vgl. Ebda. S. 6. 176
Abb.: Blick vom Stoderzinken auf das Obere Ennstal, aufgenommen von Helfried Hofer am 13.10.2013 um
17:37.
62
Der Stoderzinken, auch als „verstecktes Paradies“ bekannt, gilt als einer der schönsten Berge
der Steiermark. Viele Bergwanderer suchen auf den vielen Wanderrouten Erholung und
Entspannung.177
Ein bislang unbekannter Dichter hat die Tatsache, dass der Markt Gröbming zwei Kilometer
entfernt vom Bahnhof in Moosheim liegt, mit folgenden treffenden Worten beschrieben:
„Warum liegt den Gröbming so abseits von der Bahn? Weil man das Paradies nicht vor der
Haustür haben kann!“178
6.2 Baron Horstig und die Erschließung des Stoderzinkens
Baron Horstig kam im Jahre 1893 aus dem schlesischen Kohlenrevier nach Gröbming, um auf
dem Stoder nach Kohle zu schürfen. Durch die Anlage eines Karrenweges schuf Horstig die
Grundlage dafür, dass der Stoderzinken zum Wahrzeichen und Hausberg von Gröbming
wurde. Um die Jahrhundertwende des 19. zum 20. Jahrhundert begann mit Baron Horstig der
Sommertourismus in Gröbming auf dem Stoderzinken. Im Oktober 1895 führte Horstig die
Leitung der Arbeiten der von ihm trassierten Stoderstraße. Diese wurde im Jahre 1896 fertig
gestellt. Ein Jahr später wurde eine Wasserquelle namens „Punker“ an der Stoderstraße
erschlossen. 1902 wurde das Alpenheim am Stoderzinken durch die Initiative Baron Horstigs
erbaut. Er selbst übersiedelt endgültig von Gröbminger Ort auf den Stoderzinken, wo er im
neu erbauten Alpenheim einzieht. Auch das Friedenskircherl wird in diesem Jahre erbaut.
1902 besuchte Peter Rossegger Baron Horstig am Stoderzinken. 1903 kam es zur Auflage
erster Prospekte, die in Zusammenarbeit mit dem Verschönerungsverein von Gröbming,
dessen Obmann Horstig war, initiiert wurden. 1904 besucht der steirische Heimatdichter Peter
Rossegger erneut den Stoderzinken. 1906 wurde der Betrieb am Kohlenbergbau Stoderzinken
eingestellt. 1919 kam es zum Verkauf des Alpenheimes und zwei Jahre später erschloss
Horstig einen Wasserfall auf dem Stoderzinken. 1922 wurde das Alpenheim durch einen
Brand vernichtet. Bis ins Jahre 1926 war Horstig noch in Gröbming ansässig, er starb am
30.Oktober 1931 in Graz- Eggenberg bei den Barmherzigen Brüdern. 1932 wurde eine
Gedenktafel für Horstig beim Friedenskircherl enthüllt. 1958 ergriff Franz Seebacher die
Initiative für den Bau der neuen Stoderstraße, welche als Autostraße der Förderung des
Fremdenverkehres im Oberen Ennstal dienen soll.179
177
Vgl. Fischer, Heinz M.: Gröbming. Eine blühende Marktgemeinde. S. 4-5. 178
Vgl. Mayer, Martin: Der Stoderzinken mit seiner Alpenstraße im Dachsteingebiet, S. 3-4. 179
Vgl. Stippberger, Walter: Peter Rossegger. Ein Freund des Stoderzinken. S. 39-41.
63
Peter Rossegger schrieb 1902 in seiner Monatsschrift „Heimgarten“ über seine Angst vor dem
Bekanntwerden des Stoderzinken als Touristenattraktion:
Der Stoderzinken ist in höchster Gefahr, ein Zielpunkt der Touristenwelt zu werden. Der Weg an
ihm hinauf ist größtenteils so, dass man bloß Schienen zu legen brauchte, und die Unterstange, um
mit dem Zahnradwagen hinaufzufahren. Aber da müssten die Gröbminger sich tummeln mit
Zuvorkommenheit, sonst packen es die weiter oben an der Eisenbahnstation Aich an, die einen viel
kürzeren Weg auf den Berg haben und ihn ebenso gut herrichten können. Von Aich erreicht man
bequem in drei Stunden den Gipfel des Stoderzinken, der selbst die Dachsteinaussicht insoweit
übertrifft, als man von ihm aus gegenüber so klipp und klar das stolzeste Alpenbild der Steiermark
sieht – den Dachstein.180
Baron Horstig war einer der wenigen, die auch schon damals die wirtschaftliche Bedeutung
des Fremdenverkehres erkannt haben. Das Friedenskircherl in den Felsen des Stoders war sein
Werk und hier hat der schlesische Baron, der durch die Inflation alles verloren hatte, nach
seinem Tod im Jahre 1927 seine letzte Ruhestätte gefunden. „Hier irgendwo ruht Baron Emil
Ritter von Horstig“, steht auf der Gedenktafel neben dem Friedenskirchlein und erinnert, dass
die Asche Baron Horstigs in seinen geliebten Bergen beigesetzt worden ist.181
6.3 Horstig- Gedenklauf auf dem Stoderzinken
Zur Erinnerung an Baron Horstig wird seit 1944 in Gröbming der Horstig- Gedenklauf
abgehalten. Anfang war dies ein Abfahrtslauf vom Stoder ins Tal. Mit der Zeit hat sich das
Rennen den Erfordernissen angepasst.182
Der Gedenklauf wird bis in die Gegenwart als
Riesentorlauf ausgetragen und gilt als „ältestes Skirennen der Steiermark“. Am 17.03.2013
fand dieses zum 69. Male auf dem Stoderzinken statt.183
Die vier Kilometer lange Bahn
führte von der „Kaiserwand“ bis zur Kohlstatt und wies einen Höhenunterschied von 800
Metern auf. Im Analysezeitraum 1955 bis 1965 wurde dieses Rennen auch jedes Jahr auf dem
Stoderzinken ausgetragen, mit Ausnahme der Jahre 1961 und 1962, da man auf Grund des
Straßenbaues das Rennen nicht auf dem alten Weg durchführen konnte. Der Horstig-
Gedenklauf fand jedoch trotzdem statt und wurde in diesen Jahren auf einem Nachbarberg des
Stoderzinken, dem Michaelerberg, ausgetragen.
Am 07. März 1958 wurde der Horstig- Gedenklauf auf dem Stoderzinken zum 15. Mal
ausgetragen. Vom Start an der Kaiserwand wurde die Rennstrecke von den Gröbminger
Schifahrern ausgezeichnet präpariert. Das Ziel befand sich in der Nähe des Bruckenwirts.
Obwohl 88 Läuferinnen und Läufer am Start waren, gab es keinen einzigen Unfall und es
180
Vgl. Rossegger, Peter: Heimgarten. S. 225. 181
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 22.03.1963. S. 5. 182
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 22.03.1963. S. 5. 183
Vgl. Putz, Markus: „69. Horstig-Gedenklauf“. In: [Online]. http://www.schiklub.net/de/verein/horstig-
gedenklauf.php [download am 05.12.2013].
64
wurden ausgezeichnete Zeiten eingefahren.184
Die Durchführung des Rennens lag in den
Händen des ÖAV Gröbming. Sektionsvorsitzender Reisp konnte anlässlich der Siegerehrung
im Gasthof Putz unter anderem ORR. Dr. Gaisbacher als Vertreter der Landesregierung,
ORR. Dr. Dinacher, der auch die Grüße des Bezirkshauptmannes brachte und Bürgermeister
Rosian, die kurze Ansprachen hielten, begrüßen. Der Leiter der Skigruppe der ÖAV- Sektion,
Rappl, nahm die Preisverleihung vor und betonte die starke Leistung der Jugend und dankte
den Helfern und Funktionären. ORR. Dr. Gaisbacher war auch über die gute Kapelle „Sonor“
aus Gröbming überrascht und wurde auf den Trompeter Günther Zemanek, der gemeinsam
mit Gasperl die Juniorenbestzeit gefahren und durch das Los glücklicher Pokalgewinner
geworden war, aufmerksam. Gaisbacher lud ihn zu einem Gratisrundflug über Graz ein.185
Trotz Schneesturmes stellten sich im Februar 1959 rund 108 Läuferinnen und Läufer dem
traditionellen 16. Horstig-Gedenklauf. Damit erreichte der Lauf seine bis zum diesem
Zeitpunkt größte Teilnehmerzahl. Auf einer etwas verkürzten Strecke wurden gute Zeiten
erzielt und bei der Siegerehrung im Gasthof Putz begrüßte der Obmann des Österreichischen
Alpenvereines Reisp die anwesenden Teilnehmer und Ehrengäste und schilderte das Wirken
Horstigs. Er dankte dem Einsatz des Schneeräumgerätes von Dr. Thoma.186
Im Februar 1960 wurde der 17. Horstig- Gedenklauf, der von der Schigruppe Gröbming
ausgeschrieben wurde, abgehalten. Zum Start an der Kaiserwand fanden sich 115 Läufer ein.
Die Strecke befand sich zwar in gutem Zustand, war jedoch durch die Witterungsverhältnisse
stark vereist. Diese Tatsache trug mit dazu bei, dass es viele Stürze gab. Zwei Läufer mussten
mit Beinbrüchen abtransportiert werden. Die Stoderstraße war durch Einsatz eines
Caterpillars in den Tagen vor dem Rennen befahrbar gemacht worden. Viele Zuschauer
fanden sich neben der Rennstrecke ein, darunter wurde auch Bezirkshauptmann Dr. Pullitzky
mit seiner Gattin gesichtet. Bei der Siegerehrung im Gasthof Post begrüßte Obmann ORR Dr.
Dinacher die vielen Sportler und die Ehrengäste, unter ihnen ORR Dr. Gaisbacher vom
Landesfremdenverkehrsamt. Der Tagesbeste Otto Kornberger wurde mit einem Pokal vom
Landesfremdenverkehrsverband belohnt. Vor der Veranstaltung wurde in einer Gedenkminute
des am selben Tag tödlich verunglückten Gröbmingers Herbert Ceplak gedacht.187
Auch der in der Regel auf dem Stoderzinken abgehaltene Horstig- Gedenklauf des
Österreichischen Alpenvereines wurde im Jahre 1961 auf Grund der Verhinderung durch den
184
Vgl. Schulchronik der Volksschule Gröbming: Schuljahr 1957/58: „Horstig-Lauf mit 88 Läufern“. S. 382. 185
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 07.03.1958. S. 6. 186
Vgl. Schulchronik der Volksschule Gröbming. Schuljahr 1960/61: „18. Horstiglauf“. S. 441. 187
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 26.02.1960. S. 6.
65
Straßenbau auf einem Nachbarberg des Stoders, dem Michaelerberg, abgehalten. Dieser fand
dort am 12. Februar 1961 zum 18. Mal statt, da auch die strengen Voraussetzungen des
Österreichischen Skiverbandes die Durchführung der Veranstaltung auf der Stoderstraße
unmöglich machten. Auf einer Riesenslalomstrecke mit einer Länge von 1200 Metern und
ausgeflaggt mit 43 Toren und einem Höhenunterschied von 300 Metern, gewann der Bad
Gasteiner Norbert Malzer mit einer Zeit von 1:10,2.188
Bei den Damen sicherte sich die
Ramsauerin Marianne Schrempf mit einer Laufzeit von 1:41,5 den Sieg. Vom
Michaelerberghaus sei die Piste laut den Veranstaltern ebenso einladend, doch in Zukunft
würde wieder der Widmung des Rennens entsprochen werden und der Lauf auf dem Gebiet
des Stoders abgehalten werden.189
Der 20. Horstig- Gedenklauf des Österreichischen Alpenvereines wurde im März 1963 wieder
auf dem Stoderzinken ausgetragen. Die Beteiligung war mit über 200 Nennungen für die
Veranstalter überaus zufriedenstellend. Die Teilnehmer zeigten auf der Riesentorlaufstrecke
gute Leistungen. Die Jubiläumsveranstaltung stand unter dem Ehrenschutz von Landesrat
Wegart, ORR Dr. Holzmann und Bürgermeister Rosian. Das Rennen stellte nicht nur ein
bedeutendes sportliches Ereignis dar, sondern war auch ein Bekenntnis der Marktgemeinde
Gröbming, das Vermächtnis Baron Ritter von Horstigs in Ehren zu halten. Bei der
Siegerehrung im Gasthof Post erinnerte der 1. Vorsitzende der Sektion Gröbming des
Österreichischen Alpenvereines, an die Pionierleistung Baron Horstigs. Dieser erschloss den
Stoderzinken, nachdem er 1893 aus Schlesien nach Gröbming gekommen war, um auf dem
dem Stoder nach Kohle zu suchen. „Er war einer der wenigen, die auch schon zur damaligen
Zeit an die wirtschaftliche Bedeutung des Fremdenverkehrs gedacht haben. So ließ er die
erste Stoderstraße erbauen und errichtete ein Alpenheim, das jedoch 1922 abbrannte. Das
Friedenskircherl zählt ebenso zu seinen Werken.“ 190
Hundertachtzig Teilnehmer starteten am Gröbminger Stoderzinken im April 1964 wieder zum
traditionellen Horstig-Gedenklauf. Dieser wurde unfallfrei von der Schigruppe Gröbming des
Österreichischen Alpenvereines durchgeführt. Überraschend schwach waren bei diesem Lauf
die Damen vertreten. Bei der Siegerehrung im Gasthof Putz konnten von Obmann Wilding 12
Pokale vergeben werden und dem Erschließer des Stoderzinkens, Baron Horstig, gedacht
werden. Aus Graz war Hofrat Dr. Hammer vertreten. Expositurleiter ORR Dr. Holzmann
vertrat den dienstlich verhinderten Landesrat Wegart und übernahm mit DR. Holzmann und
188
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 10.02.1961. S. 5. 189
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 03.02.1961. S. 8. 190
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 22.03.1963. S. 5.
66
Bürgermeister Rosian den Ehrenschutz dieser Veranstaltung. Vom steirischen Skiverband
richtete auch Präsident Derkogner vom steirischen Skiverband einen Gruß an die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer.191
6.4 Das Stoderkircherl
Das Stoderkircherl, von seinem Erbauer Emil Ritter von Horstig liebevoll „Friedenskirchle“
genannt, wurde im Jahre 1902 vom Schladminger Zimmermeister Brandner erbaut und gilt als
das Wahrzeichen des Ennstals, ebenso als Symbol der Toleranz und der gegenseitigen
Achtung unter den Konfessionen. 1965 wurde das Friedenskircherl von Herbert Hruban, dem
damaligen Besitzer der Gröbminger Trachtenstube mit einem neuen Dach versehen.192
Es
steht in einer Felsnische in der steilen Kaiserwand, leicht begehbar und doch ausgesetzt. Im
Kircherl finden die Besucher eine von Prof. Brandstätter aus Graz geschnitzte Christusfigur.
Das Stoderkircherl ist ein begehrtes Wanderziel, es gilt als Kraftplatz und ist ein beliebtes
Motiv für heimische Fotographen und Künstler.193
Heute gehört das Stoderkircherl der Sektion Gröbming des Österreichischen Alpenvereines
und wird von dieser auch liebevoll erhalten. Die sogenannte „Gröbminger Bergrettung“ ist
vom Stoderzinken nicht wegzudenken. Die ehrenamtlichen Mitglieder erfüllen nicht nur bei
der Bewahrung des Stoderkircherls eine denkwürdige Aufgabe, sie sind auch bedeutend für
die Sicherheit der Einheimischen und der Gäste, die den Stoderzinken und die Nachbarberge
besuchen.
191
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 10.04.1964. S. 9. 192
Vgl. Schulchronik der Volksschule Gröbming: Schuljahr 1965/66: „Friedenskircherl in neuem Kleid“. S. 542. 193
Vgl. Film: Der Stoderzinken, Berg der Vielfalt, Min. 02:95
67
Abbildung 4: Sonnenaufgang am Stoderkircherl, Fotograf: Helfried Hofer194
194
Abb: Sonnenaufgang am Stoderkircherl, aufgenommen von Helfried Hofer am 02.11.2013 um 06:53.
68
Abbildung 5: Sonnenuntergang am Stoderzinken mit dem Friedenskircherl. Fotograf:
Helfried Hofer195
6.5 Die erste Berghütte am Stoderzinken – Die Brünnerhütte
Die erste Berghütte am Stoder wurde 1887 errichtet und ging ein Jahr später in den Besitz des
Österreichischen Alpenvereines über. Der Name dieser Hütte lautet „Brünnerhütte“, da deren
Betreuung die Sektion Morava in Brünn übernommen hatte. Heute steht das ehemalige
Schutzhaus im Besitz der Familie Steiner.196
Franz Stocker war seit Beginn der 1940er Jahre
Wirt auf der Brünnerhütte auf dem Stoderzinken. Er verwaltete die dem Österreichischem
Alpenverein gehörende Hütte mit großer Sorgfalt. Bei jedem Wetter musste der Wirt die
Lebensmittel bei mühevollem Aufstieg vom Tal zur Hütte tragen. Die Brünnerhütte, die im
Jahre 1962 ihr 75-jähriges Bestehen feierte, fand ihren Bekanntheitskreis früher nur bei
Bergsteigern. Durch den Bau der Stoderzinken- Alpenstraße ist sie heute sehr leicht erreichbar
und für den Hüttenwirt ist der Straßenbau mit einer Erleichterung der Bewirtschaftung einher
195
Sonnenuntergang am Stoderzinken mit dem Friedenskircherl, aufgenommen von Helfried Hofer am
02.11.2013 um 06:43. 196
Mandl-Neumann, Herta und Mandl, Franz: Dachstein- Tauern- Region. Blicke in Vergangenheit und
Gegenwart. S. 182.
69
gegangen. Mit einem Puch-Haflinger konnte er nicht nur Lebensmittel und Getränke, sondern
auch seine Gäste bis zur Hütte chauffieren. Die Brünnerhütte, in der durch den Wirten Franz
Stocker eine Schutzhütten-Atmosphäre herrscht, erfuhr rasch moderne Gesellschaft. Die Hütte
bietet Übernachtungsmöglichkeit für etwa 50 Personen.197
Abbildung 6: Die Brünnerhütte auf dem Stoderzinken
Quelle: Aus dem Archiv des Berggasthof Steinerhaus198
6.6 Die nähere Umgebung des Berges
Der Stoderzinken bietet eine Vielzahl von Wandermöglichkeiten. Über den Florasteig erreicht
man vom Stoderkirchlein startend den Gipfel in einer halben Stunde Gehzeit. Etwas
Bergerfahrung, Schwindelfreiheit und gutes Schuhwerk sind für diese Wanderung notwendig.
Für nichtschwindelfreie Bergfreunde eignet sich der Weg vom Kirchlein retour bis zur
Abzweigung beim sogenannten „Malerheim“, an einer kleinen, westseitigen glatten Wand
vorbei, über den wald- und latschenbestandenen ungefährlichen Route zum Gipfel. Der
einmalige Rundblick vom Gipfel erfreut die Bergwanderer und entschädigt für jede geringe
Mühe des Anstieges. Im Osten sind die Kammspitze zu sehen und darüber ein kleines Stück
des Grimmings. Im Osten sind außerdem die steilen Berge des Gesäuses zu erkennen:
darunter der Buchstein, das Hochtor sowie der Reichenstein. Die Rottenmanner Tauern
schließen an die Gesäuseberge an. Wird der Blick in südöstliche Richtung geschwenkt, so
sind das vulkanförmige Gumpeneck und der Kochofen zu erblicken. Direkt südlich gewinnt
197
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 28.12.1962. S. 10. 198
Vgl. Gasthaus Steinerhaus: „Die Brünnerhütte“. In: [Online].
http://www.steinerhaus.at/Steinerhaus/Brunnerhutte.html [download am 09.01.2014].
70
man einen Blick auf die gewaltigen Nordwände der Hochwildstelle und des Höchststeines
und gegen die Salzburger Grenze hin im Westen die Radstädter Tauern und dahinter die
Hohen Tauern mit dem Großglockner, Sonnblick und Ankogel. Westlich erscheint der
Dachstein mit seinen Eisfeldern und dem Dolinengebiet „Am Stein“ zum Greifen nahe.
Gegen Nordwest kann man den Krippenstein erkennen und mit einem Fernglas ist sogar die
Dachsteinseilbahnstation zu erkennen. Es schließen sich der Schafberg mit seiner
charakteristischen Form, der Saarstein und noch weiter nordöstlich das Höllengebirge und die
weißgraue Mauer des Toten Gebirges an. Der Stoderblick reicht auch bis weit in die Täler
hinein. Nördlich der Kammspitze liegt der bekannte Wintersportort Tauplitz im
Salzkammergut. Rechts vom Kamm ist das Ennstal bis Liezen und Irdning zu sehen. Ein paar
Schritte abwärts vom Gipfel ermöglichen den Blick auf Gröbming und Öblarn.199
Abbildung 7: Das Gipfelkreuz des Stoderzinkens mit der Marktgemeinde Gröbming im
Hintergrund
Quelle: Privatsammlung von Johann Gruber; Bild aufgenommen am 10.08.2012
Weiter rechts dann Stein an der Enns, die Ortschaft am Eingang des Sölktales, durch das die
alte Römerstraße über die Sölker Tauern in das Murtal hinüber führt. Heute stellt eine
199
Vgl. Mayer, Martin: Der Stoderzinken. Gröbming. Steiermark. S. 14.
71
Tauernstraße die Nord-Südverbindung des Ennstales mit dem Murtal dar. Im Ennstal südlich
vor dem Stoderzinken sind die Orte Pruggern, Assach, Aich, Haus und etwas westlich die
Stadt Schladming zu erkennen. Der Blick reicht sogar noch weiter das Tal entlang bis zur
Salzburger Landesgrenze.200
Vom Gipfel des Stoderzinkens kann man auch in nördlicher Richtung über Serpentinen
absteigen. Über einen latschenbewachsenen Hang ist nach etwa 25 Minuten die Brünnerhütte
erreicht. Von hier führt ein markierter Weg an den Almhütten unter der Brünnerhütte vorbei,
zuerst in nördlicher, dann in östlicher Richtung durch alte Wälder über den sogenannten
Rotwandschlag hinunter zur Ranstube, einem kleinen Almboden weiter über den Seeboden zu
den Öfen. Nun führt ein steiler, steiniger Weg zwischen dem Stoder und dem Kamm durch
eine von hohen Felswänden eingefasste Schlucht, die vorher erwähnten „Öfen“, in die Ebene
des Gröbminger Winkls. Zwei Stunden sind für diese Wanderung zu berechnen.
Eine zweite Abstiegsmöglichkeit von der Brünnerhütte führt in westlicher Richtung über
einen markierten Weg zum bezaubernden Ahornsee und weiter hinunter nach Weißenbach im
Ennstal. Vier bis fünf Stunden sollten für diese Wanderung eingeplant werden. Bevor man
jedoch zum Ahornsee südlich absteigt, bietet sich die Möglichkeit, über die Grafenbergalm
zum Guttenberghaus am Dachstein zu wandern. Diese Wanderung dauert in etwa sechs bis
sieben Stunden und sollte nur von bergerfahrenen und ausdauernden Wanderern
unternommen werden, da es sich hierbei um hochalpines Kalkalpengelände handelt.
6.7 Der Bau der Stoderstraße
Ab dem Jahre 1958 bemühte sich der Gröbminger Möbelhändler Franz Seebacher um den
Bau einer Autostraße auf den Stoderzinken. Ein Jahr später wurde damit begonnen. In Julius
Steiner, dem Waldsachbearbeiter der Marktbürgerschaft Gröbming fand er einen
unterstützenden Befürworter dieses Straßenbauprojektes. Die Gründung einer öffentlich-
rechtlichen Weggenossenschaft Stoderzinken mit Sitz in Gröbming folgte noch im selben
Jahr, zu deren Obmann Julius Steiner gewählt wurde. Sein Stellvertreter wurde Franz
Seebacher.201
Die Verantwortung für die Projektierung lag bei der Landeskammer für Land-
und Forstwirtschaft und die Aufsicht der Bauarbeiten sowie die Trassierung übernahm
200
Vgl. Mayer, Martin: Der Stoderzinken im Dachsteingebiet. Gröbming. Steiermark. S. 13-15. 201
Vgl. Stippberger, Walter: Peter Rossegger. Ein Freund des Stoderzinken. S. 35.
72
Forstmeister Dipl.- Ing. Blaimauer. Mitglieder und Hilfsarbeiter der Genossenschaft wurden
mit dem Bau der Stoderstraße beauftragt.202
Im September 1959 wurde mit dem Bau des ersten Teilstückes der Straße bis zur sogenannten
„Saukeixe“ begonnen. Die Durchführung der Arbeiten geschah in Eigenregie von der
Weggenossenschaft Stoderzinken mit Unterstützung von Geräten der Landeskammer. Als
Arbeitskräfte wurden Hilfsarbeiter der Genossenschaft eingesetzt. Des Weiteren beteiligten
sich Mitglieder der Genossenschaft mit Arbeitsleistungen bei den Bauarbeiten.203
Das erste Teilstück wurde am 28. November 1960 für den Verkehr geöffnet. Dieses reichte
von Gröbming- Winkel bis zur „Saukeixe“. Die Firma Letmaier aus Gröbming wurde in der
Folge mit dem Bau des zweiten sowie dritten Teilstückes beauftragt. Das zweite Teilstück
begann bei der „Saukeixe“ und endete bei der „Kaiserwand“. Dieses wurde 1961 für den
Verkehr frei gegeben. Das dritte und letzte Teilstück wurde unter schwierigen Bedingungen
von der „Kaiserwand“ bis zum Rossfeld gebaut, zum größten Teil mussten die Bauarbeiter
den Weg durch Felsen sprengen. Ein Jahr später wurde dann auch dieses Stück dem
öffentlichen Verkehr übergeben. Damit konnte ein Straßenbau im Oberen Ennstal beendet
werden, der sowohl von seinen Initiatoren, als auch von seinen Arbeitern jede Menge
Aufopferung sowie Einsatzbereitschaft erforderte.204
202
Vgl. Ebda. S. 35f. 203
Vgl. Ebda. S. 36. 204
Vgl. Ebda. S. 36.
73
Abbildung 8: Alpenstraße bei der Kaiserwand205
Im Sinne der Aktivierung des steirischen Fremdenverkehres haben die Marktgemeinde
Gröbming, die Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft und das Land Steiermark durch
finanzielle Unterstützung die Durchführung und das Gelingen dieses Projektes ermöglicht.206
Mit einer Länge von 12 km weist die im Jahre 1962 eröffnete Stoderstraße eine
durchschnittliche Steigung von 9 bis 10 Prozent auf und ist bis zum heutigen Tage sowohl im
Sommer als auch im Winter befahrbar.207
Da die Straße auch erhalten werden muss, ist eine
Einhebung einer Mautgebühr unerlässlich gewesen. Diese wurde bis ins Jahr 2002
eingehoben. Seit dem Stoderstraßenneubau 2002 ist das Befahren der Straße nicht mehr
mautpflichtig.208
Die Stoderweggenossenschaft besteht weiter, um für die Straße Erhaltungs-
und Verbesserungsarbeiten durchführen zu können. Der Anteil der Marktbürgerschaft an ihr
beträgt 48,2%.209
205
Vgl. Mayer, Martin: Der Stoderzinken im Dachsteingebiet. Gröbming. Steiermark. S. 8. 206
Vgl. Stippberger, Walter: Peter Rossegger. Ein Freund des Stoderzinken. S. 36. 207
Vgl. Schwarz, Eliane: 100 Jahre Verein Marktbürgerschaft Gröbming. 1888- 1988. S. 40. 208
Vgl. Gasthaus Steinerhaus: „Chronik“. In: [Online]. http://www.steinerhaus.at/index2.html [download am
16.11.2013]. 209
Vgl. Schwarz, Eliane: 100 Jahre Verein Marktbürgerschaft Gröbming. 1888-1988. S. 40.
75
Abbildung 9: Informationsbroschüre über die Stoderzinken-Alpenstraße210
6.7.1 Das Befahren der Stoderstraße
In der Mitte des Ortes Gröbming zweigt eine Straße nach Westen zur Stoderzinken-
Alpenstraße ab. Nach etwa einem Kilometer dem Bach entlang fahrend erreichen die
Autofahrer den Gröbminger Winkel. Beim Zehetmaier- Hof wird über eine Brücke nach links
abgebogen, danach beginnt die eigentliche Stoderzinken-Alpenstraße. Ein Mauthaus lädt die
Gäste bis in die Gegenwart zur Rast ein. In einer großartigen Straßenführung windet sich das
graue Straßenband den Berg hinauf. Die „Sieben-Brünn“ erreicht der Autofahrer bzw. die
Autofahrerin zu Beginn, wo die Fahrt durch Nadel- und Mischwald führt. Vom schattigen
Hang des vorgelagerten „Sticklereck“ biegen die Gäste in den Südhang des Stoderzinken ein.
Hier gewährt die Straße zum ersten Mal einen freien Blick auf die Marktgemeinde Gröbming.
Auch der zweite Hausberg der Gröbminger, der Kamm, ist von dieser Stelle gut ersichtlich.
Die Befahrer der Stoderzinken-Alpenstraße kommen in der Folge an einer Quelle vorbei, dem
sogenannten „Süßen Löchl“. Einige Hinweistafeln, wie zum Beispiel „Müllrinne“ oder
„Saukeixe“ stehen als Bezeichnung wichtiger Stellen. Diese Stellen eignen sich ebenso für
210
Wegbaugenossenschaft Stoderzinken. 1962.
76
eine Rast. Weiter geht es an der „Saukeixe“ vorbei in nördlicher Richtung zur oberen
Müllrinne. Von dort vergrößert sich das Blickfeld und im Süden sind bereits die Berge der
Niederen Tauern, im Osten die Gesäuseberge ersichtlich. Das Erreichen der Großen Kehre,
die auch mit einem Schild versehen den Namen „Glocknerblick“ trägt, lädt sowohl Wanderer
als auch Autofahrer zu einer Verschnaufpause ein, denn der wunderbare Fernblick sollte an
dieser Stelle keineswegs versäumt werden. Rechts im Westen ist die Bergkette der Hohen
Tauern mit dem Kitzsteinhorn, dem Wiesbachhorn und dem Großglockner zu erkennen.
Etwas weiter vorne sind die Radstädter Tauern und in südlicher Richtung die Schladminger
Tauern mit dem spitz aufragenden Höchststein und der respekteinflößenden Hohen Wildstelle
zu erblicken. Von dieser Aussichtsstelle eröffnet sich außerdem ein Blick ins Tal: rechts ist
das Hochplateau der Ramsau zu sehen und im Ennstal unten sind die Gemeinden Haus im
Ennstal und Schladming ersichtlich. Im Gebiet des Bannwaldes ist der Baumwuchs weniger
geworden. Es folgt das „Stoderbrünndl“, das letzte Quellwasser in dieser Höhe. Ein Fahrweg
zweigt zum sogenannten „Verlobungskreuz“ ab. Dieses Kreuz befindet sich im untersten Teil
der „Kaiserwand“ und wurde von einem sich an dieser Stelle verlobenden Paar gestiftet. Von
dieser Stelle kann auch die wunderbare Aussicht auf die umliegenden Berge genossen
werden. Des Weiteren ist hier ein im Schatten liegender Parkplatz für Kraftfahrzeuge zu
finden. Es folgt die Latschenregion der Südseite des Stoderzinken und die Fahrt setzt auf der
aus den Felsen herausgesprengten Straße fort. Nach zwei weiteren Kehren ist das Ziel des
Rossfeldes erreicht. Dieser Almboden liegt auf der rechten Seite der Straße. Hier befindet sich
neben der ersten Skiliftstation auch ein geräumiger Parkplatz. Eine kurze Strecke führt zum
zweiten großen Parkplatz, welcher in 1845 Meter Seehöhe liegt. Von dort können die
Besucher noch weitere 10 Minuten zum Gasthaus „Steinerhaus“ spazieren und einkehren.211
Heutzutage ist die Straße auf den Stoderzinken ist ein begehrtes Ziel verschiedener Rallyes,
zum Beispiel der berühmten „Ennstal-Classic“ und der IVC- Bergprüfung- Stoderzinken.
Vertreter aus Wirtschaft, Sport und Kultur wollen auf der weithin bekannten Bergstraße ihre
historischen Kraftfahrzeuge auf Fahrtauglichkeit und Konstanz prüfen.212
211
Vgl. Mayer, Martin: Der Stoderzinken im Dachsteingebiet, Gröbming, Steiermark. S. 4-8. 212
Vgl. Film: Der Stoderzinken. Berg der Vielfalt. Min. 04:52.
77
Abbildung 10: Franz Seebacher und Julius Steiner, die Initiatoren für den Bau
der Stoderstraße 1959 213
6.8 Berichte über den Bau der Stoderstraße im Ennstaler
Am 27. August fand die feierliche Eröffnung des Teilstückes der Straße auf dem Stoderzinken
durch Mitglieder der Landesregierung statt.
Am 28. August wurde das von der Weggenossenschaft Stoderzinken veranstaltete Stoderfest
im Gasthof Moser-Loy in Gröbming abgehalten. Der Reinertrag der Veranstaltung wurde für
den weiteren Bau der Stoderstraße verwendet. Das Fest begann um 14 Uhr und dauerte bis 22
Uhr und die Veranstalter freuten sich über regen Zuspruch. Die Gröbminger Kapelle „Die
lustigen Elf“ umrahmte das Fest auf musikalische Weise.214
Bei der Gemeinderatssitzung Anfang Oktober 1960 wurde der Weggenossenschaft
Stoderzinken für den Ausbau der Stoderstraße 50.000 Schilling, geteilt auf die Jahre 1960 und
1961, bereit gestellt. Die Gesamtkosten des Teilstückes von der Saukeixe bis zur Kaiserwand
betragen 200.000 Schilling.215
Am 28. November wurde das erste Teilstück der Stoderstraße den Interessenten der
Weggenossenschaft Stoderzinken übergeben. „Damit wurde im Bau der Stoderstraße, die zu
213
Vgl. Film: Der Stoderzinken. Berg der Vielfalt. Min. 02:03. 214
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 02.09.1960. S. 8. 215
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 14.10.1960. S. 8.
78
einer weiteren Fremdenverkehrsattraktion im Ennstal werden wird, ein wichtiger Abschnitt
beendet.“ Das neue Teilstück führt vom Winkel bis zur Saukeixe und weist eine Gesamtlänge
von etwa fünf Kilometern auf. Die Gesamtkosten beliefen sich bei 300.000 Schilling, das
entspricht einer Summe von 21801.85 Euro. 216
Das zweite Teilstück wird von der Saukeixe
bis zur Kaiserwand führen. An der Trassierung wurde im November 1960 bereits gearbeitet.
„Die finanziellen Mittel für den Bau der Stoderstraße wurden zum Großteil von den
Interessenten und aus Spenden aufgebracht.“ In diesem Zusammenhang wurde auch auf den
Erfolg der Plakettenaktion aufmerksam gemacht. Es wurden Förderungsplaketen in
Aluminium (ab 20 Schilling), Silber (ab 100 Schilling), und Gold (ab 1000 Schilling)
ausgegeben. Geschäftsleute und andere ehrenamtliche Sammler haben dieser Aktion zu einem
„verblüffenden Ergebnis“ verholfen. An die 60.000 Schilling sind bis November 1960
eingenommen worden. „Die Initiatoren der Stoderstraße hoffen, dass sich dieser Aktion
niemand verschließen und dass zumindest die 100.000 Schilling Grenze erreicht werden
wird.“ 217
Am 29. November 1960 wurde der Film „Im Land der Schwarzen Berge“, ein Kulturfilm über
Kanada, im Gröbminger Kino aufgeführt. Der Reinerlös dieser Kinovorstellung und einigen
weiteren für die Gröbminger Schüler kam dem Bau der Stoderstraße zu Gute.218
Am 02. Dezember 1960 wurde die Titelseite des Ennstalers mit folgenden Schlagzeilen
bedruckt: „Neues Schigebiet wird erschlossen. Eine Straße bezwingt den Stoder- Erstes
Teilstück fertiggestellt – Gut und sparsam gebaut.“ Immer mehr setze sich in den
obersteirischen Sommer- und Fremdenverkehrsorten die Tendenz durch, auch an die
Wintersaison anzuknüpfen. Eine notwendige Voraussetzung dafür sei die Erschließung
idealer Skigebiete. Naturschützer geben mit ihren Einwänden oft Grund zum Nachdenken,
jedoch gibt es immer wieder eine Möglichkeit, die Erschließung so durchzuführen, dass die
Bedürfnisse des Fremdenverkehrs, als auch jene des Naturschutzes in Einklang bleiben. Die
neue Stoderstraße kann als Exempel für eine optimale Lösung betrachtet werden. Die
Zubringerstraße führt von Gröbming über den Winkel zu einem bisher nur wenig
zugänglichen Wintersportgebiet. In relativ kurzer Zeit wird der Besucher auf dieser Straße in
die Einsamkeit einer Berglandschaft geführt, welche man nur schwer in anderen Gebieten
finden kann. Die Trassierung unter der Planung von Diplomingenieur Blaimauer sei nach
Meinung von Experten exzellent gelöst worden. Die durchschnittliche Steigung beträgt 9,9%,
216
„Euro-Umrechner“. In: [Online]. http://www.region-noe.at/region-noe/euro.htm [download am 13.01.2014]. 217
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 25.11.1960. S. 8. 218
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 25.11.1960. S. 8.
79
die Höchststeigung liegt bei 12%. Außerdem wird die Trasse nicht nur den technischen
Anforderungen des modernen Verkehres gerecht, sondern auch denen des Fremdenverkehres.
Des Weiteren könne man die neu erbaute alpine Stoderstraße als Aussichtsstraße bezeichnen,
da sie eine Vielzahl von Panoramen bietet.219
Das erste Teilstück wurde am 28. November kollaudiert und reicht vom Winkel bis zur
sogenannten Saukeixe. Von diesem Ausgangspunkt wird am zweiten Teilstück bis zur
Kaiserwand in einer Höhe von 1900 Metern gearbeitet. Für den Besucher ergeben sich
unzählige Wandermöglichkeiten sowohl im Sommer als auch im Winter. Damit kam es auch
zur Erschließung eines idealen Schigebietes, das sich in den Reigen der obersteirischen
Wintersportzentren einordnen wird. Für den erholungssuchenden Fremden ist die Straße
selbst zu Spaziergängen sehr gut geeignet. Mit dem Plan der Stoderstraße, welcher noch vor
Jahren aus technischen Gründen nahezu keine Aussicht auf Erfolg gehabt hätte, haben die
Initiatoren Julius Steiner und Franz Seebacher einen sicheren Blick für die Zukunft bewiesen.
So mag es eine Genugtuung für alle Beteiligten und vor allem die Initiatoren gewesen sein,
als der zuständige Referent der forsttechnischen Inspektion des Amtes der Steirischen
Landesregierung, Dipl. Ing. Schilder nach der Besichtigung des ersten Teilstückes festhielt:
„Solche Projekte erfordern kühne Pläne und ein vorausblickendes Denken. Ihre
Verwirklichung wird sich zum Segen aller auswirken. Diese Straße stellt nicht nur
hinsichtlich ihrer einmalig schönen Anlage, ihrer Bedeutung für den Fremdenverkehr,
sondern auch durch beispielhaft durchdachte sparsame und gute Bauausführung eine
Besonderheit dar. Eine Leistung, die nur mit echtem genossenschaftlichen Denken erreicht
werden konnte.“220
Abbildung 11: Der Straßenbau schreitet voran.
219
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 02.12.1960. S. 1. 220
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 02. 12. 1960. S. 1.
80
Quelle: Archiv des Berggasthof Steinerhaus221
Die Weggenossenschaft Stoderzinken aus Gröbming hat am Donnerstag, den 1. Dezember
1960 im Saal des Gasthofs Grafenwirt in Aich einen Werbeabend für den Bau der Straße auf
den Stoderzinken veranstaltet. Vom Gröbminger Fotographen Rudolf Matuschik wurden
mehr als 200 Farblichtbilder vom Bau der Stoderstraße und vom Stoderzinken selbst und
seiner Umgebung präsentiert. Eine kleine Sängerrunde aus Gröbming, geleitet von Fräulein
Roswitha Riegler, schmückte den Vortrag mit Jodlern und alten steirischen Liedern. Ein von
der aus St. Martin am Grimming stammenden Paula Maier gedichtetes und vertontes
„Stoderlied“ wurde ebenso der Öffentlichkeit vorgesungen. Der Obmann der Genossenschaft,
Julis Steiner, richtete freundliche Worte an die in großer Zahl erschienenen Interessierten des
Baues der neuen Straße. Der Aicher Bürgermeister Pitzer dankte zum Abschluss für die
Vorträge und den Herren Julius Steiner und Franz Seebacher für das Zustandekommen des
Abends. Er lenkte die Aufmerksamkeit auch auf den großen Wert der neuen Straße und
versprach Unterstützung, die in seiner Macht stünde.222
Abbildung 12: Der Bau der Stoderstraße erforderte technische Geräte.223
221
Vgl. Gasthaus Steinerhaus: „Bilder“. In: [Online]. http://www.steinerhaus.at/Steinerhaus/Chronik.html.
[download am 09.01.2014]. 222
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 09.12.1960. S. 5. 223
Vgl. Film: Der Stoderzinken. Berg der Vielfalt. Min. 02:08.
81
6.8.1 Plakettenaktion für die Stoderstraße
Am 03. Februar 1961 wurde im Ennstaler berichtet, dass bei der Ende Januar stattgefundenen
Interessenten- Besprechung eine Pauschalübersicht über die Ergebnisse der Plakettenaktion
sowie der Spenden und Sachleistungen gegeben wurde. Es wurde bekannt gegeben, dass
hierbei eine Summe von 101. 304 Schilling224
eingenommen werden konnte. Des Weiteren
wurde berichtet, dass die Verhandlungen zu Kreditaufnahmen erfolgreich verliefen, sodass im
Frühjahr mit dem Bau der letzten Etappe zur Erschließung des Stoderzinkens begonnen
werden konnte. Aus Kreisen der Arbeiter und Angestellten zeigte sich enormes Interesse an
der Notwendigkeit der neuen alpinen Straße für die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes.
Die Sammler gaben an, dass es nicht schwer fiel, goldene und silberne Plakette an die
Menschen zu bringen. Nach der Sitzung der Interessenten präsentierte der Gröbminger Rudolf
Matuschik einige seiner Farbaufnahmen des Stoderzinkens.225
Abbildung 13: Der Bau der letzten Etappe
Quelle: Aus dem Archiv des Berggasthof Steinerhaus
Am 03. März 1961 informierten die Verfasser eines Berichtes im Ennstaler, dass die
Weggenossenschaft Stoderzinken am 1. März 1961 zu einem Stoderabend im Gasthof Post in
Gröbming einlud. Obmann Gemeinderat Julius Steiner konnte unter den zahlreich
erschienenen Gästen auch ORR Dr. Dinacher, Bürgermeister Rosian und Herrn Pfarrer Heher
begrüßen. Steiner berichtete vom Verlauf des Baues der Stoderstraße und eröffnete den
Zuhörern, dass durch die Plakettenaktion bereits über 100.000 Schilling gesammelt werden
konnten. Rudolf Matuschik sorgte mit seinem Lichtbildvortrag über den Stoderzinken für
Begeisterung. Ebenso wurden von Frau Seebacher, dem Gendarm Schneider, Herrn Hubner
224
Dies entspricht einer Summe von 7362.05 Euro. Siehe: “Euro- Umrechner”. [Online]. http://www.region-
noe.at/region-noe/euro.htm [download am 13.01.2014]. 225
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 03.02.1961. S. 5.
82
und Robert Slavotinek prächtige Stoder- Bilder präsentiert. Außerdem trat die Singgruppe
„Stoderzinken“ unter der Leitung von Roswitha Erhard zum Ersten Mal öffentlich auf und bot
drei Uraufführungen dar. Drei neue Lieder von der Sankt Martinerin Paula Maier erklangen
und wurden mit großem Applaus belohnt.226
Am 12. Mai 1961 wurde im Ennstaler berichtet, dass der zweite Stoderabend unter der
Initiative von Musikschuldirektor Fachlehrer Schwarz und der Unterstützung des Chores und
des katholischen Kirchenchores in Gröbming stattfand. Herr Pfarrer Heher und Fachlehrer
Schwarz kümmerten sich um die Kasse und konnten einen Betrag von 1700 Schilling an
freiwilligen Spenden für den weiteren Ausbau der Stoderstraße verbuchen. Gemeinderat
Steiner begrüßte die Gäste und Mitwirkenden und ein Flötenquartett mit Fachlehrer Schwarz,
Renate Letmaier, Getrude Pollantz und Helga Jaldez umrahmte die Veranstaltung.227
Am 07. Juli 1961 kam es zu einer ersten Generalprobe auf den beiden ersten Teilstücken der
alpinen Stoderstraße. Ein Fahrer des Gröbminger Autounternehmen Putz fuhr mit einem
vollbesetzten Bus, darunter befanden sich die Interessenten der Weggenossenschaft
Stoderzinken und einige Freunde des Stoders:
Abbildung 14: Reisebus pausiert an der „Glocknerblick-Kurve“228
226
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 03.03.1961. S. 5. 227
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 12.05.1961. S. 8. 228
Vgl. Mayer, Martin: Der Stoderzinken im Dachsteingebiet. Gröbming. Steiermark. S. 7.
83
Diese Fahrt bewies, dass mit dem Bau der Stoderstraße sowohl Fremden als auch
Einheimischen eine unvergleichbare Landschaft im Hochgebirge erschlossen wurde. Über die
beiden trassierten Teilstücke erreicht man in einer Fahrzeit von 30 Minuten von Gröbming
aus die Kaiserwand. Von dort ist die Brünnerhütte in einer knappen Dreiviertelstunde zu
erreichen. Die Ausbauarbeiten werden bis zum Sattel des Stoders durchgezogen, damit die
Gäste unmittelbar in das Almgebiet gelangen. Dieses dritte Teilstück wurde bei der
anschließenden Interessentensitzung diskutiert. Der Vorsitzende der Weggenossenschaft
Stoderzinken, Julius Steiner, teilte nach Begrüßung der Gäste, darunter die Bürgermeister
Rosian, Schneepfleitner und Huber, einen kurzen finanziellen Situationsbericht mit den
Anwesenden. Rund 300.000 bis 500.000 Schilling seien noch nötig, um die letzte Etappe der
Straße noch in diesem Jahr fertig stellen zu können. Diese müsse zum größten Teil in den
Felsen gesprengt werden. Eingehend wurde die Frage der Finanzierung debattiert und
Bürgermeister Rosian berichtete, dass er einen neuerlichen Kredit von bis zu 300.000
Schilling einverstanden wäre, für welchen die Gemeinde Gröbming die Ausfallshaftung
übernehmen könne. Sein Vorschlag stieß auf vereinte Zustimmung.229
Blühende Alpenrosenfelder laden von Tag zu Tag mehr Besucher auf den Stoderzinken, seit
die Straße bis zur Kaiserwand für den Verkehr geöffnet worden ist. Von diesem
Ausgangspunkt die die Brünnerhütte in einer Dreiviertelstunde zu Fuß zu erreichen. Auch ein
Parkplatz wurde am Fuße der Kaiserwand errichtet.230
Am 08. September 1961 erschien ein kurzer Bericht im Ennstaler, in dem folgende
Informationen an die Leserschaft vermittelt werden: „Die Arbeiten am dritten Teilstück der
Stoderstraße schreiten im August und September 1961 zügig voran. Wenn die guten
Wetterverhältnisse anhalten und die Finanzierung fixiert werden kann, dann wird die Straße
bis zum Winter bis zum Rossfeld befahrbar sein.“ Dies wurde in einer
Interessentenbesprechung besprochen, in der auch die Probleme der Finanzierung erläutert
wurden: so fehlen 300.000 Schilling. Der Zustrom auf die Straße reiße nicht ab und die
Besucher zeigen sich von der neuen Straße und den damit verbundenem Panorama
begeistert.231
Bei der unter dem Vorsitz von Bürgermeister Rosian abgehaltenen ersten
Gemeinderatssitzung nach den Sommerferien 1961 wurde berichtet, dass die Gemeinde
229
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 14.07.1961. S. 8. 230
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 28.07.1961. S. 5. 231
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 08.09.1961. S. 5.
84
Gröbming für den Bau der Stoderstraße mit ein einer Darlehenshaltung von 300.000 Schilling
bürgt. Vom Bürgermeister persönlich wurde des Weiteren von der ersten gemeinsamen
Auffahrt aller interessierten Stellen auf den Stoderzinken sowie über das Ergebnis der
Ausschusssitzung der Weggenossenschaft auf der Brünnerhütte berichtet. Die Alpenstraße
soll bis zum Sattel des Stoderzinken geführt werden. Dafür sind rund 500.000 Schilling nötig.
Hierzu sollen 300.000 Schilling als Darlehen aufgenommen werden, für welche die Gemeinde
Gröbming die Bürgschaft übernimmt. Gemeinderat Julius Steiner, Obmann der
Weggenossenschaft Stoderzinken erklärte, dass im Zuge der Eröffnung der bisherigen
Teilstücke bis zur Kaiserwand auch Hofrat Dipl. Ing. Hödl von der Agrartechnischen
Abteilung das Projekt als förderungswürdig erklärt habe. Gemeinderat Dr. Löb schlug vor, die
einzuhebende Mautgebühr bis zu 50 Prozent auf ein Sperrkonto zu legen, welches zur
Amortisation des Darlehens dienen solle. Der Gemeinderat beschloss einstimmig die
Darlehensbürgschaft in der Höhe von 300.000 Schilling für die Stoderzinken- Alpenstraße zu
übernehmen.232
Mit einem vollbesetzten Autobus des Autobusunternehmens Putz fuhren die Interessenten der
Weggenossenschaft Stoderzinken und viele „Freunde des Stoders“ auf den Hausberg der
Gröbminger. Diese Fahrt bestätigte, dass mit dem Bau der Stoderstraße den Urlaubern sowie
den Einheimischen eine prachtvolle Landschaft erschlossen wurde. 233
Am 15. Oktober 1961 stattete der steirische Landeshauptmann Krainer der Stoderzinken-
Alpenstraße einen Überraschungsbesuch ab. Er reiste in Begleitung des Obmannes der
Wegbaugenossenschaft Gemeinderat Steiner auf den Berg und konnte sich vom Baufortschritt
und der wunderschönen Anlage der Aussichtsstraße begeistern lassen. Der Landeshauptmann
war von der Straße äußerst beeindruckt und verließ die Gemeinde mit dem Versprechen einer
möglichen finanziellen Unterstützung des Straßenbaues durch das Land.234
Bei der Gemeinderatssitzung im Herbst 1961 berichtete Gemeinderat Löb über die Absicht
des Bergrettungsdienstes, auf dem Stoderzinken eine Unterkunftshütte zu errichten, um der
steigenden Frequenz gewachsen zu sein. „Der Bergrettungsdienst hoffe für seine auch im
Interesse des Fremdenverkehres gelegene Absicht, die Unterstützung der Gemeinde zu
232
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 22.09.1961. S. 5. 233
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 14.07.1961. S. 8. 234
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 20.10.1961. S. 8.
85
finden.“ Weiters wurde bei der Sitzung das Konzessionsansuchen von Irimbert Putz über eine
Kraftfahrlinie auf den Stoderzinken vom Gemeinderat positiv begutachtet.235
Abbildung 15: Befahrung der Straße mit einem Kraftfahrzeug.236
In der Ausgabe des Ennstalers vom 16. März 1962 wurde von der Freimachung der
Stoderstraße berichtet. Damit sollte das Skigebiet rund um die Brünnerhütte auch noch in
dieser Saison für die Wintersportler eröffnet werden. Auch eine Schneefräse aus der Ramsau
wurde neben weiteren geeigneten Geräten für die Schneeräumung verwendet.237
Am 30. März 1962 informierte ein Bericht im Ennstaler, dass auf Antrag des Obmannes der
Weggenossenschaft Stoderzinken“, Gemeinderat Julius Steiner, die Gemeinde Gröbming die
Bürgschaft über einen Kredit von 500.000 Schilling für die Fertigstellung der Stoderzinken -
Alpenstraße übernimmt. Bei der Gemeinderatssitzung wurde auch berichtet, dass die
Weggenossenschaft ebenso an die Gemeinde Aich herangetreten ist, um eine Bürgschaft für
200.000 Schilling zu erreichen. Das Gebiet des Stoderzinken, welches durch den Bau der
Straße eine Erschließung erfährt, gehört zum Großteil der Gemeinde Aich. Sollte sich Aich
bereit erklären, die Bürgschaft zu übernehmen, dann würde die Gröbminger Bürgschaft
dementsprechend reduziert werden. Die Gemeinde Gröbming übernahm die Bürgschaft aus
dem Grund, die Straße rasch fertig stellen zu können und auch um durch die Mauteinnahmen
rascher zu einer Amortisation zu gelangen.238
235
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 03. 11. 1961. S. 5. 236
Vgl. Film: Der Stoderzinken. Berg der Vielfalt. Min. 02:17. 237
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 16.03.1962. S. 8. 238
Vgl. Der Ennstaler, 30.03.1962. S. 1
86
Der Stoderzinken, der sich immer mehr zum Ausflugsziel entwickelte, wurde ab dem 25. Juli
1962 regelmäßig ab Gröbming mit dem Autobus der Firma Putz befahren. Obwohl im Juni
1962 am letzten Teilstück der Straße noch fleißig gearbeitet wurde, bietet die vorläufige
Endstelle der Alpenstraße schöne Tageswanderungen in hochalpiner Umgebung.239
Eineinhalb Monate später, am 03. August 1962, wurde in derselben Wochenzeitung berichtet,
dass nach wochenlangen Sprengarbeiten die Hauptarbeit an der Stoderzinken-Alpenstraße zu
Ende ging. In den folgenden zehn-bis vierzehn Tagen wurde das letzte Stück durch gesprengt
und die Fahrt bis zum Rossfeld war somit ermöglicht worden. Die Straße musste auf Grund
von starken Sprengungsarbeiten zeitgleich für den Verkehr gesperrt werden. Diese Blockade
wurde mit 03. August 1962 aufgehoben und die Straße konnte wieder bis zum Parkplatz
Kaiserwand befahren werden. Nach Abschluss aller Sprengungsarbeiten war die Straße
wieder zur Gänze befahrbar.240
Am 31. 08. 1962 erschien der Bericht mit dem Titel „Stoderstraße bis zum Rossfeld
befahrbar“ im Ennstaler. Darin wurde den Leserinnen und Lesern berichtet, dass die
Stoderzinken-Alpenstraße ab dem 03. September 1962 bereits bis zum Rossfeld, das
bedeutete fast zur Gänze der projektierten Länge, befahrbar sei. Das letzte Teilstück der
Straße musste in einem unwegsamen Felsgelänge angelegt werden, wozu große
Sprengungsarbeiten notwendig waren. „Die Straße führt nun von der Kaiserwand in kühnen
Serpentinen zur Sattelhöhe.“241
Am 28. September wurde im Ennstaler über den Abzug des Caterpillars und die
durchgehende Befahrung der Stoderstraße bis zum Lärchkogel informiert: „Damit ist einem
der größten Bauvorhaben im Gemeindegebiet ein glückliches Ende zugeführt worden.“242
Die am 19. Oktober 1962 erschienene Ausgabe des Ennstalers berichtete auf dem Titelblatt
von der Fertigstellung der Stoderstraße. Darin wurde beschrieben, dass diese unter den
schwierigsten Bedingungen gebaut wurde. Die Gesamtlänge der Bohrlöcher, welche für die
Sprengungen auf der 12 km langen Straße und besonders im letzten Abschnitt notwendig
waren, betrug rund 25 Kilometer. Außerdem wurden 25.000 Kilogramm Sprengstoff
239
Vgl. Der Ennstaler, 22.06.1962, S. 8. 240
Vgl. Der Ennstaler. 03.08.1962. S. 5. 241
Vgl. Schulchronik der Volksschule Gröbming. Schuljahr 1962/63: „Stoderstraße bis zum Rossfeld fertig“. S.
473. 242
Vgl. Schulchronik der Volksschule Gröbming. Schuljahr 1962/63: „Stoderstraße bis zum Lärchkogel
befahrbar“. S. 475.
87
verbraucht, um eine Trasse in der in unwegsamen Felsregionen gelegenen Straße zu sprengen.
Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund zwei Millionen Schilling.
Im Herbst 1959 starteten die Arbeiter mit den Vorarbeiten und dem ersten Teilstück. 1960
konnte die Straße bereits bis zur sogenannten Saukeixe gebaut werden und im Jahre 1961
erreichte man die legendäre Kaiserwand. Bis zum Rossfeld fehlten noch drei Kilometer, die
jedoch in mühevollen Sprengungsarbeiten in Felsen erledigt werden mussten. Mit großem
Arbeitseifer wurde die Stoderzinken- Alpenstraße in einer Bauzeit von nahezu zwei Jahren
fertig gestellt. Für den Fremdenverkehr des Ennstales und Gröbming bietet dieses Werk viele
Vorteile.243
Eine Arbeitsdelegation der Kammer für Land-und Forstwirtschaft war bei den Arbeiten am
ersten Teilstück der Straße eingesetzt. Die restliche Straße wurde von der Weggenossenschaft
Stoderzinken unter Obmann Julius Steiner gebaut. Die gesamte Planung und Bausaufsicht
oblag Ingenieur Blaimauer. Fünf bis sechs Personen waren durchschnittlich am Bau der
Straße beschäftigt. Otto Schröfel leistete auf dem Caterpillar zusammen mit dem
Sprengmeister Bertl Tranninger hervorragende Arbeit.244
Mit dem Erreichen des Straßenbaues bis zum Rossfeld ist der Beginn der Erschließung des
Stoderzinkens als Skigebiet unternommen worden. Nun sollten die Bedingungen geschaffen
werden, um Gröbming auch im Winter für die Gäste bekannt zu machen. Der Gröbminger
Gastwirt und Initiator des Stoderstraßenbaues, Julius Steiner, begann bereits mit dem Bau
eines Berggasthofes und bis zum Einbruch des Winters Ende 1962 wird der Betrieb von zwei
Schleppliften auf dem Stoderzinken aufgenommen. Besichtigt wurde die fertig gestellte
Straße von Vertretern des Fremdenverkehrsverbandes Steiermark. Diese prophezeiten dem
Stoderzinken als Schigebiet mit sicherer Schneelage positive Zukunftsvorhersagen.245
Am 02. November 1962 erschien ein Bericht im Ennstaler, in welchem von einer Aufforstung
entlang der Stoderstraße berichtet wurde. In Zusammenarbeit mit der Bezirkskammer für
Land- und Forstwirtschaft in Liezen hat die Bundesversuchsanstalt für Forstwirtschaft mit der
Durchführung von Versuchspflanzungen entlang der neu gebauten Stoderzinken- Alpenstraße
begonnen.246
243
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 19.10.1962. S. 1. 244
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 19.10.1962. S. 1. 245
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 19.10.1962. S. 1. 246
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 02.11.1962. S. 8.
88
Anfang September 1963 fand am Stoderzinken der traditionelle Stoderkirtag statt. Organisiert
wurde das Fest von der Gröbminger Bergrettung. Nach einer Bergmesse um 11 Uhr wurde
das Fest beim Steinerhaus am Nachmittag eröffnet. Für die Veranstaltung wurde auch ein
Autobusverkehr eingerichtet. Abfahrt vom Gröbminger Hauptplatz auf den Stoderzinken war
um 8, 10, 12 und 14 Uhr.247
Ein Menschenansturm setzte an zwei Wochenenden Ende Oktober sowie Anfang November
1963 auf die Aussichtsberge der Obersteiermark ein. An einigen Berggipfeln herrschte sogar
teilweise lebensgefährliches Gedränge. Von der Schladminger Hochwurzen, dem Gröbminger
Stoderzinken, dem Ramsauer Dachstein sowie von der Planneralm in Donnersbach und von
Thörl-Zauchen in Tauplitz wurde mitgeteilt, dass sich Menschenmassen auf den Gipfeln
aufhalten würden. Die Weggenossenschaften zeigten sich mit dem Urlauberverkehr sehr
zufrieden. Man stellte auf allen Bergstraßen bereits im November die Begrenzungsstangen für
die Schneeräumung auf. Am Stoderzinken wurde das Steinerhaus fertig geputzt und „verleiht
dem Kessel neben dem Gipfel ein schönes Gepräge“. Auch die Gäste waren sehr zufrieden.
Unter den Ausflugsgästen befanden sich auch zahlreiche Deutsche, die entweder den
Herbsturlaub in der Obersteiermark verbrachten oder über das Wochenende in das obere
Ennstal gereist waren. Begeisterte Meinungen wurden über den vorbildlichen Zustand der
Mautstraßen verkündet.248
Im Februar 1964 zeigt sich der Stoderzinken in einem prächtigen Winterkleid, während man
im Tal bereits den Schnee suchen musste. Die Weggenossenschaft sorgt für eine ständige
Freihaltung der Straße und sorgt ebenso für die Instandhaltung und den problemlosen Betrieb
des Schiliftes auf dem Stoderzinken. Das Gasthaus „Steinerhaus“ war im Februar 1964
nahezu fertig gebaut und die Terrasse wurde zu einem „wahren Eldorado für Sudschinder“.249
Die Mitglieder der Stoderzinken-Weggenossenschaft beschlossen im Sommer 1964, dass für
die darauf folgende Wintersaison eine Skiabfahrt bis ins Tal ausgeschlägert wird. Mit den
Grundeigentümern würde in Gespräch aufgenommen werden. 250
Diese Abfahrt ist bis zum
heutigen Tag nicht realisiert worden.
247
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 06.09.1963. S. 5. 248
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 08.11.1963. S. 3. 249
Vgl. Schulchronik der Volksschule Gröbming. Schuljahr 1963/64:“Stoderzinken“. S. 501. 250
Vgl. Schulchronik der Volksschule Gröbming. Schuljahr 1963/64: „Neue Schiabfahrt am Stoder“. S. 505.
89
6.9 Berggasthof Steinerhaus
Das Berggasthof Steinerhaus wurde von 1962 bis 1963 errichtet. Das Alpengasthaus bot dem
Besucher mit seiner erstklassigen Küche, den Fremdenzimmern mit Fließ- und Warmwasser,
einer nach Süden ausgerichteten Sonnenterrasse ein freundliches Willkommen.251
1974 wurde
das Gasthaus von Julius Steiner jun. übernommen.
Abbildung 16: Berggasthof Steinerhaus
Quelle: Aus dem Archiv des Berggasthof Steinerhaus252
6.10 Beginn des Liftbetriebes
Am 16. Jänner 1963 wurde mit dem Skiliftbetrieb auf dem Stoderzinken begonnen. Der
damalige Landesrat Wegart reiste für die Eröffnung auf den Stoderzinken. Am selben Tag
fand auch die Generalversammlung des Fremdenverkehrsverbandes statt. Auf Grund der
schlechten Wetterverhältnisse an den beiden Tagen vor der Eröffnung fuhr ein
Lautsprecherwagen durch den Ort Gröbming um die Skilifteröffnung abzusagen. Doch gegen
Mittag des 16. Jänners 1963 besserten sich die Witterungsbedingungen und die vorsorglich
durchgeführte Räumung der Stoderstraße zeigte sich als richtig: Die Veranstalter nutzten die
Wetterbesserung am Nachmittag aus und die Eröffnung auf 1800 Meter Seehöhe konnte
planmäßig stattfinden. Der Tellerlift hat eine Länge von 295 Metern und überwindet einen
Höhenunterschied von 72 Metern. Insgesamt können 520 Personen pro Stunde befördert
werden. Um 12 Uhr Mittag traf Landesrat Wegart in Gröbming ein und im Saal des Gasthofs
Post fand die offizielle Begrüßung durch Bürgermeister und Fremdenverkehrsobmann Rosian
statt. Ein Ständchen wurde den Ehrengästen, unter ihnen waren ORR Dr. Holzmann von der
Politischen Expositur Gröbming, Geistl. Rat Pfarrer Heher sowie Pfarrer Honegger, von der
Jugendkapelle der Musikkapelle Gröbming entgegengebracht. Nach dem Mittagessen im
251
Vgl. Mayer, Martin: Der Stoderzinken im Dachsteingebiet. Gröbming. Steiermark. S. 9. 252
Vgl. Berggasthof Steinerhaus. In: [Online]. http://steinerhaus.gemeindeausstellung.at/kontakt/ [download am
09.01.2013].
90
Gasthof Post und einem kurzen Besuch des Gasthofes Eller wurde die Winterbefahrung der
Stoderzinken-Alpenstraße in Angriff genommen. Der Konvoi, bestehend aus Kleinbussen und
Privatfahrzeugen, erreichte in zügiger Fahrt von Gröbming aus den Parkplatz auf dem
Rossfeld. Es wurden sogar Abschlepptraktoren zur Vergnügung gestellt, jedoch kamen diese
nicht in den Einsatz. Die unter der Leitung von Baumeister Letmaier bereits ab drei Uhr
morgens geräumte Straße zeigte, dass die Straße auch bei schwierigen Verhältnissen offen
gehalten werden kann. Mit einer Ansprache erklärte Landesrat Wegart den Lärchkogellift für
eröffnet und setzte diesen mit einer Bläsereinlage musikalisch umrahmt in Bewegung. Die
ersten Skifahrer wurden den Berg hochgezogen und tummelten sich auf der Piste herab. Nach
einem Besuch in der Pension Mayer und dem Abendessen der Ehrengäste im Hotel
Spanberger wurde im Gasthof Post eine Hauptversammlung des Fremdenverkehrsverbandes
Gröbming abgehalten.253
Abbildung 17: Erster Lift am Stoderzinken: Der Rossfeldlift.
Quelle: Foto von der Homepage des Berggasthofes Steinerhaus254
Auf der Schipiste des Rossfeldes, in der Nähe des Steinerhauses, steht ein langer
Umlaufschlepplift zur Verfügung. Das Rossfeld selbst wird den Ansprüchen des Anfängers
sowie dem fortgeschrittenen Schifahrer gerecht. Auch auf Nord- bzw. Westseite des
Stoderzinkens findet man herrlichste Skigelände. Da die meisten Hänge des Berges nicht
südseitig liegen, wird dem Winterurlauber die Gelegenheit geboten, sich bis in das Frühjahr
253
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 18.1.1963. S. 1. 254
Vgl. Gasthaus Steinerhaus: „Skiliftbetrieb am Stoderzinken“. In: [Online].
http://www.steinerhaus.at/index2.html [download am 03.12.2013].
91
an Sonne und glitzerndem Firnschnee zu erfreuen. Durch Autobusunternehmen besteht die
Möglichkeit, mühelos in dieses Sommer- und Winterparadies zu gelangen.255
Abbildung 18: Die Piste vom Rossfeld heute
Quelle: Foto von der Homepage des Stoderzinkens256
Am 1. Mai 1964 druckten die Verleger des Ennstalers einen kurzen Bericht über den
Stoderzinken, in dem von Rüstungsvorbereitungen für den Fremdenverkehr im Sommer
informiert wird: „Um den vielen Sonnenhungrigen die Zufahrt zum Stoderzinken bequemer
zu machen, hat sich die Gemeinde Gröbming rasch entschlossen, die altersschwache Brück
über den Gröbminger Bach gegen eine moderne Betonbrücke zu ersetzen. In einer Rekordzeit
wurde von der Firma Letmaier das hölzerne Monstrum weggerissen und an dessen Stelle eine
tragfähige Betonbrücke errichtet. Die Bauarbeiten sind auch mit einer Verbreiterung der
Fahrbahn sowie einer Verbesserung des Straßenstückes bis zur Maut einhergegangen.257
Anfang Mai 1964 hielt die Weggenossenschaft Stoderzinken eine Interessentenbesprechung
im Gasthaus Steiner ab, bei der Obmann Julius Steiner von einigen Problemen auf dem
Stoderzinken berichtete: So wurde von Mutwilligen das Kabel für den Rossfeldschilift
zerstört. Dies verursachte einen längeren Betriebsausfall sowie Instandsetzungskosten.
Außerdem kam es bei dieser Sitzung zum Beschluss eines Straßenerhaltungsprogrammes für
das Jahr 1964: Dies sieht vor allem die Sicherung der Straße bei der Kaiserwand sowie der
Einrichtung unterschiedlicher Schutzmaßnahmen an den gefährdeten Stellen vor. Bei dieser
255
Vgl. Mayer, Martin: Der Stoderzinken im Dachsteingebiet. Gröbming. Steiermark. S.21-22. 256
Vgl. Freizeitschule Gröbming GMBH: „10 gute Gründe, den Stoderzinken zu besuchen“. In: [Online].
http://www.stoderzinken.at/skigebiet/10-gute-gr%C3%BCnde/ [download am 20.01.2014].
257 Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 01.05.1964. S. 5.
92
Versammlung wurde auch beschlossen, dass im Sommer 1964 neue Bänke, neue Wege und
Markierungen. Außerdem konnte auf diese Weise das gesamte Stodergebiet erschlossen
werden. Nach der Schneeschmelze würde mit den Ausbesserungsarbeiten der Straße
begonnen werden.258
Die Ortsgruppe Gröbming des Bergrettungsdienstes unterstützte im Juni 1964 des
Fremdenverkehrsverein: Die Männer opferten ihre freie Zeit, um den gefährlichen Weg zum
Stoderkircherl zu renovieren und zu entschärfen. Lockere Stellen wurden befestigt und ein
massives Geländer diente als Beitrag zur weiteren Sicherung.259
Repräsentant der Touropa in Österreich, Direktor Georg Wagner, hielt sich Mitte Juli 1964 in
Gröbming auf. Touropa ist ein 1951 gegründetes Touristikunternehmen, das in den folgenden
Jahren enorme Bedeutung in der Sparte der Gesellschaftreisen erlangte. 260
Wagner tätigte bei
seinem Aufenthalt die letzten Vorbereitungen, um Gröbming in das Reiseprogramm des
großen deutschen Reisebüros aufzunehmen. In Gröbming wurden mehrere Quartiere
besichtigt und zusammen mit Bürgermeister Rosian und dem Expositurleiter ORR Dr.
Holzmann sowie Fremdenverkehrsversverbandsobmann Fischbacher wurde das Thema
nochmals besprochen.261
Am 15. August 1964 wurde von Ortsstelle Gröbming des Bergrettungsdienstes der
traditionelle Stoderkirtag abgehalten. Die Musikkapelle Aich mit Kapellmeister Friedl Kolb
sorgte für beste Stimmung. An der Mautstelle gab es lange Autoschlangen und die
Weggenossenschaft Stoderzinken freute sich über den überaus gut besuchten Kirtag. 262
Im September 1964 folgten österreichische Journalisten einer Einladung der Gemeinde
Gröbming. Anlässlich der Sternfahrt der Österreichischen Jugendbewegung gab die
Marktgemeinde Gröbming zusammen mit dem Fremdenverkehrsverein eine Pressekonferenz
und einen Empfang im Steinerhaus am Stoderzinken. Daran nahmen neben Bürgermeister
Rosian, Obmann Fischbacher, Bezirksjugendführer Baier der Österreichischen
Jugendbewegung und Weggenossenschaftsobmann Julius Steiner Vertreter des Fernsehens,
des Rundfunks sowie der steirischen, oberösterreichischen, niederösterreichischen und
258
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 08.05.1964. S. 5. 259
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 26.06.1964. S. 5. 260
Vgl. Kopper, Christopher: Die Reise als Ware. Die Bedeutung der Pauschalreise für den westdeutschen
Massentourismus nach 1945. S. 5. 261
Vgl. Der Ennstaler, Ausgabe vom 24.07.1964. S. 6. 262
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 21.08.1964. S. 6.
93
Wiener Presse teil. Der folgende Bericht erschien darüber am 11. September 1964 im
Ennstaler:
Nachdem Bürgermeister Rosian die Gäste herzlichst begrüßte, erläuterte Fremdenverkehrsobmann
Fischbacher die Lage Gröbmings als Fremdenverkehrsgemeinde. Er verwies auf den traditionsreichen Markt
vor allem als Wintersportort und gab auch einen Überblick auf die Relation zwischen Sommer-und
Wintersaison. Bezüglich der Stoderzinkenstraße betonte er, dass es sich hier um ein überaus schwieriges
Projekt handelt, da die Straße auf einer längeren Strecke in den Fels gesprengt werden musste. Bei einem
Rundgang am Stoderzinken zeigten sich die Pressevertreter von dem Gröbminger Hausberg ehrlich
begeistert. Die wunderbare Aussicht, die vielen Möglichkeiten für Spaziergänge und das herrliche Klima
haben bei den Journalisten einen bleibenden Eindruck hinterlassen.263
7. Erinnerungen von Zeitzeugen
7.1 Methode
Der empirische Teil dieser Arbeit setzt sich aus zwei Interviews zusammen. Zur
Datengewinnung und Befragung des Sohnes des Initiators des Baues der Stoderstraße, Herrn
Julius Steiner jun. sowie des Gründers der Skischule Kornberger, Herrn Franz Kornberger,
diente ein Leitfadeninterview. Das sogenannte „Leitfadeninterview“ ist eine zum Teil
standardisierte, mündliche Befragung einzelner Personen beziehungsweise eines Experten.
Die Durchführung des Interviews konnte mit Hilfe eines Fragebogens abgehalten werden. Die
Fragestellungen wurden sehr offen formuliert, sodass den Interviewten Freiraum für
zusätzliche Äußerungen und Ergänzungen blieb. Da die Fragen nicht einer strikten
Reihenfolge unterworfen waren, konnten die Interviews mit einer gewissen Offenheit geführt
werden. Die Interviews tragen in erster Linie einen illustrativen Charakter. Für diese Arbeit
wurde der Sohn eines Initiators des Baues der Stoderstraße Herr Julius Steiner sen., der
gleichnamige Julius Steiner jun., befragt. Außerdem konnte der Gründer der Gröbminger
Skischule Kornberger, Herr Franz Kornberger, befragt werden. Die Skischule Kornberger
bietet diverse Skikurse seit 1963 auf dem Stoderzinken an. Die Auswahl der Zeitzeugen
unterlag keinen speziellen Kriterien, dennoch versuchte ich möglichst viel Information aus
dem Interviews herauszufiltern, um viele Themen rund um den Bau der Stoderstraße und die
Entwicklung des Fremdenverkehres in der Region abdecken zu können. Die befragten
Personen wurden die Möglichkeit eines anonymen Interviews angeboten. Dennoch erklärten
sich die Personen dazu bereit, in meiner wissenschaftlichen Arbeit auch namentlich erwähnt
zu werden. Eine kurze Auflistung der wichtigsten Daten zur befragten Person befindet sich im
Anhang.
263
Vgl. Der Ennstaler. Ausgabe vom 11.09.1964. S. 7.
94
7.2 Forschungsschritte
Vorbereitung inhaltlicher Aspekte
Organisatorische Maßnahmen (Vorbereitung der Aufzeichnungsmöglichkeiten,
Terminvereinbarung)
Durchführung der Interviews (Aufzeichnung mithilfe eines Diktiergerätes)
Kontextprotokoll und zusätzliche Notizen
Transkribieren der Interviews
Aufarbeitung des Materials
7.3 Interview: Julius Steiner
Julius Steiner wurde am 07.04.1947 in Gröbming geboren. Er ist dort aufgewachsen und zur
Schule gegangen. Als Sohn von Herrn Julius Steiner sen., einer der beiden Initiatoren des
Baues der Stoderzinken-Alpenstraße, erlebte er die Entwicklung um die Erschließung des
Stoderzinkens Ende der 1950er und beginnenden 1960er- Jahre hautnah mit. Herr Steiner hat
am 01.01. 1974 das Berggasthof „Steinerhaus“ auf dem Stoderzinken gemeinsam mit seiner
Gattin Burgi Steiner übernommen. Bis zum Jahre 2008 war er Inhaber und Koch in diesem
Gasthaus und betreibt seit 01.Oktober 2013 das Restaurant „Steiner´s Winterzeit“ in
Gröbming.
Herr Steiner erzählte mir auf die Frage nach persönlichen Erinnerungen an seine Besuche auf
dem Stoderzinken, noch bevor es zum Bau der Straße kam, dass er schon als Kind sehr gerne
mit seiner Familie den Stoderzinken besucht hat. Auf die Frage, welche technischen Mittel
notwendig waren, um auf den Stoderzinken zu gelangen, erklärte er mir, dass man mit Skiern
und Fellen von Gröbming kommend auf den Stoder ging.
Damals wurde bereits um die Jahrhundertwende für den Kohlenabbau eine Straße erbaut und man ist
mit Ochsenkarren hinauf gefahren und im Winter ging man mit Schi und mit Fellen hinauf und der
Brünnerhüttenwirt hat sich dann eigentlich, kann man sagen, in den letzten Jahre bevor die Straße
gebaut wurde, einen Jeep- Haflinger gekauft und ist mit diesem Jeep- Haflinger schon hinauf gefahren
und es hat ihn auch ein paar Mal umgeschmissen damit [lacht]. Dann haben sich unsere Leute
zusammengetan, da ist der Herr Seebacher gekommen und hat gesagt, dass es wäre etwas, am Stoder
eine Straße zu bauen und mein Vater war begeistert.
Ich erkundigte mich nach den Erinnerungen von Julius Steiner über Gespräche mit seinem
Vater, die den Bau der Stoderstraße beinhalteten. Er berichtete mir folgendes:
95
Ja, dass er eben begeistert war. Und dass der Herr Seebacher und der Vater fest herum gelaufen sind
und die Leute zusammengebracht haben. Es haben ja alle mitgetan: die Grundbesitzer haben mitgetan,
nicht, die waren ja alle dabei, die haben ja ihren Grund hergegeben für die Straße. Und eigentlich, ich
weiß nicht, ob wir das eh behandeln, ist ja die Straße in erster Linie 2/3 als Forstaufschließungsweg und
das letzte Drittel mussten sie selber finanzieren, denn durch die Wände war ja keine Begründung mehr
für eine Waldaufschließung gegeben. […] Ja und durch Sprengungen ist das letzte Stück, das
sogenannte „Kaiserwandstück“ erschlossen worden.
Auf die Frage, ob der Stoderzinken schon in den 1950er Jahren ein beliebtes Ausflugsziel
war, antwortete Herr Steiner wie folgt:
Für uns Gröbminger war es der Hausberg. Wir sind im Sommer hinauf gegangen. Im Winter hat der
Horstig-Lauf vom Stoderzinken herunter stattgefunden. Wir gingen mit dem Eltern hinauf mit den Ski,
mit den Fellen, wir haben beim Stocker auf der Brünnerhütte geschlafen. Und dann haben wir beim
Horstig-Lauf zugesehen. Das war ja ein wildes Rennen. […] Sowohl Einheimische als auch ganz gute
Skifahrer waren damals schon da. Ich weiß jetzt die Namen nicht auswendig. Ein Amantus (?) sagt mir
etwas, berühmte Österreicher haben daran teilgenommen. Die erscheinen eh in den Ausgaben des
Ennstalers. […] Ja. Das war ganz ein berühmtes Rennen, der Horstig-Lauf. Der ist bis heute noch
bekannt und wird auch noch heute durchgeführt.
Der Horstig- Lauf wurde während der Zeit des Straßenbaues auf dem Michaelerberg
ausgetragen. Hierbei handelt es sich um einen Nachbarberg des Stoderzinkens:
Ja, damals ist wo anders ausgetragen worden. Und dann ist mal wieder einmal [bricht Satz ab]. Das war
ja ein wildes Rennen, weil es ja nur den Hohlweg hinunter ging.
Das Rennen führte vor der Fertigstellung der Straße den ehemaligen Stoderweg hinunter.
Ja den alten Stoderweg hinunter. Dort würde heute kein Mensch mehr ein Rennen fahren, ohne
Sturzräume, den Hohlweg durch hinunter. […] Ja ein Hohlweg war das. Ein Ziehweg. Heute ist noch
ein kleiner Teil davon vorhanden. […] Und das Ende war vor der Maut oben. In der „Kohlstatt“ hat man
gesagt war das Ende.
Die Frage bezüglich der Finanzierung der Stoderstraße konnte mir Herr Steiner sehr
ausführlich beantworten:
Ja, das [die Finanzierung] hat lang gedauert. Und wie man sieht haben sie dann auch Plaketten
aufgelegt, damit es die Einheimischen mitfinanzieren. Und dann ist es eben über Kredite gelaufen und
eine Mautstraße geworden. […] Ich denke nicht, dass damals schon eine Geldsumme bzw. ein
Grundkapital vorhanden war. Die Grundbesitzer haben ja Ihren Grund zur Verfügung gestellt. Und da
kam es dann auch zur Gründung der Weggenossenschaft. Und das Grundkapital war damals, denke ich,
für die ersten zwei Drittel der Straße die Förderung für die Forstaufschließung. Weil das wurde ja noch
96
gefördert. Die Waldaufschließung. Und erst der dritte Abschnitt hinauf, das war ja dann keine
Waldaufschließung mehr, das haben sie dann wirklich privat finanzieren müssen.
Im Jahre 1961 fand eine Plakettenaktion in Gröbming statt. Die aus dieser Aktion
resultierende Geldsumme wurde für weitere Finanzierungsmaßnahmen der Stoderzinken-
Alpenstraße verwendet:
Da wurden Plaketten aufgelegt, Silber, Gold und Bronze. Und unter den Einheimischen wurden diese
Plaketten dann verkauft. Ja, die haben sich auf diesem Weg beteiligt, die Einheimischen. Da ist schon
auch eine Geldsumme zusammengekommen. Das ging alles auf die Ideen von Franz Seebacher zurück.
Ich fragte in der Folge, ob die Einheimischen sich auch für kein Entgelt selbst an den
Bauarbeiten beteiligt haben, damit der Stoderzinken, ihr Hausberg, durch die Erbauung der
Straße für den Fremdenverkehr sowie für die Gröbminger Bevölkerung erschlossen werden
konnte:
Das weiß ich nicht. Ich war ja da eigentlich auch schon da aber ich habe da nicht mitbekommen, dass
Einheimische um sonst gearbeitet haben. Das habe ich nicht mitbekommen. Vielleicht [denkt nach]. Ich
denke sicher, dass diese Grundbesitzer beim Schlägern und so weiter schon geschaut haben. Beim
Trassen- Vorbereiten, das werden schon die Grundbesitzer selber gemacht haben. Aber das kann ich
nicht genau sagen.
Außerdem stellte ich mir die Frage, ob im Zuge der Straßenbauarbeiten von der Gröbminger
Bevölkerung sogenannte „Robotstunden“ geleistet wurden. Bezüglich dieser Frage konnte mir
Herr Steiner leider auch keine Auskunft vermitteln:
Das weiß ich nicht. Ich war ja da eigentlich auch schon da aber ich habe da nicht mitbekommen, dass
Einheimische um sonst gearbeitet haben. Das habe ich nicht mitbekommen. Vielleicht [denkt nach]. Ich
denke sicher, dass diese Grundbesitzer beim Schlägern und so weiter schon geschaut haben. Beim
Trassen- Vorbereiten, das werden schon die Grundbesitzer selber gemacht haben. Aber das kann ich
nicht genau sagen.
Nein. Das hat nur „Bruckenwirt“ geheißen. Das war aber kein Gasthaus. Das war so eine Station einmal
beim Bau der ersten Stoderstraße, eine Unterstation beim ersten Straßenbau so um die
Jahrhundertwende, aber da war kein Gasthaus. Da gab es drei Steine beim alten Weg und da war so ein
Holzunterstand. Da haben wir sogar bei unserem Gasthof „Steinerhaus“ am Stoder ein Foto von diesem
Bruckenwirt, wo auch der Horstig abgebildet ist, der Erbauer der ersten Straße.
Des Weiteren interessierte ich mich für die Versorgung der Arbeiter während der Bauarbeiten.
Heutzutage ist es oft einfach, sich bei einem Lebensmittelkonzern eine Jause oder ein
Mittagessen zu holen, die Mobilität durch ein Kraftfahrzeug ist gegeben. Zur Zeit der
97
Erbauung der Straße gab es zwar auch schon Autos, jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass
die Arbeiter die Möglichkeiten hatten, sich mit Lebensmittel jeder Zeit versorgen zu können,
da sich die Straße sechs Kilometer außerhalb des Ortes befindet. Deswegen fragte ich Herrn
Steiner, ob die Arbeiter von den umliegenden Gasthäusern oder sogar von den Anrainern mit
Nahrungsmitteln versorgt wurden:
Ja, da weiß ich nichts darüber. Ich glaube vielleicht das einmal jemand wieder eine Jause vorbei
gebracht hat oder so, das gab es sicher, dass Bauern wieder einmal geschaut haben, die Grundbesitzer
und einmal wieder eine Jause gebracht, aber an und für sich weiß ich nichts vom Versorgen.
Am Beginn der Stoderstraße steht auch noch heute das sogenannte Gasthaus Maut. Dies hat
schon seit jeher zur Einkehr eingeladen und dient bis zum heutigen Tag als Jausenstation für
Einheimische und Gäste aus nah und fern. Herr Steiner erklärte mir:
[…] Die Maut ist dann auch zu dieser Zeit gebaut worden, wie die Straße gebaut wurde. […] Ja, das
Mauthaus und das Gasthaus „Maut“. Das wurde auch zur gleichen Zeit gebaut, kann man sagen, damit
dort jemand ist. Das wurde dann von der Weggenossenschaft ausgemacht, damit dies die Familie
Aubauer übernimmt, die Maut. Und bis die Straße maut frei wurde, hat die Familie Aubauer die Maut
eingehoben. Zuerst der Bernhard, dann sein Bruder, der Berti.
Welche Maschinen waren für den Bau der Straße von Nöten?
[…] Bagger und Gräter waren wichtig. Und das Sprengmaterial sowie die Sprenggeräte, die man gehabt
hat. Beim letzten Teilstück ist viel gesprengt worden, oder alles gesprengt worden. Und alle dafür
notwendigen Geräte wurden von der Gröbminger Baufirma Letmaier zur Verfügung gestellt.
Ich erkundigte mich in der Folge, ob der Bau der alpinen Stoderstraße nach Plan verlief.
Ja, eigentlich schon. Diese Bauabschnitte, wie sie sich das vorgestellt haben, Jahr für Jahr, sind nach
Plan verlaufen. Der Straßenbau ist jedoch beim letzten Abschnitt einmal eingestellt worden auf Grund
der Sprengarbeiten. Da sind dann Naturschützer gekommen und haben Einwand genommen und gesagt,
dass die Sprengungen nicht durchgeführt werden könnten. Der gesamte Straßenbau entlang der
„Kaiserwand“ war eine einzige Sprengarbeit in die Felsen hinein.
Herr Franz Seebacher war Ende der 1950er Jahre ein Möbelhändler in Gröbming. Er war
Inhaber der Tischlerei Seebacher. Herr Julius Steiner war von 1955 bis 1959 Bürgermeister
von Gröbming. Folgendes berichtete mir Herr Steiner über die Zusammenarbeit der beiden
Herren und den Verlauf der Planungen:
98
Die [Vater Julius Steiner und Franz Seebacher] haben eigentlich immer schon eine Freundschaft
gepflegt. Ja. Der Vater war sehr dafür. Und die beiden haben sich zusammengetan und sind dann zu den
Grundbesitzern gegangen und haben die Weggenossenschaft gegründet.
Besonders interessant empfand ich die Frage, ob es bereits im Vorfeld Einwände von
Naturschützern gegeben hatte, sie sich gegen den Straßenbau auflehnten. Herr Steiner
verneinte diese Frage. Ich suchte auch im Ennstaler nach etwaigen Leserbriefen, in denen sich
die Verfasser gegen den Straßenbau aussprachen, jedoch konnte ich auf keinen Leserbrief
beziehungsweise Bericht mit Kritiken stoßen. Herr Steiner teilte mir mit, dass sich die
Grundbesitzer den Mitgliedern der Weggenossenschaft Stoderzinken einigten und so ein Bau
nach Plan verrichtet werden konnte:
Nein, da weiß ich nichts. Das wurde dann eigentlich so gebaut, wie sie sich mit den Grundbesitzern
geeinigt haben und mit der Weggenossenschaft. Aber man hat nie gehört, dass es sich verzögert hätte,
wie heute bei der Zipline.
Außerdem interessierte mich die Reaktion der heimischen Bevölkerung auf den Bau der
Stoderstraße. Laut der Aussage von Herrn Julius Steiner reagierte die Bevölkerung
„gemischt“. „Ein paar gab es, die meinten, dass die Stoderstraße unbedingt gebaut werden
muss. Der Großteil war begeistert, unseren Hausberg zu erschließen. Der Stoder ist ja der
Hausberg und man begab sich immer schon gerne auf den Berg hinauf.“
Auf die Frage, wer die Jungfernfahrt auf den Stoderzinken in Angriff nehmen durfte, gab mir
Herr Steiner folgende Antwort:
Ob es eine offizielle Jungfernfahrt gab, weiß ich leider nicht. Man ist ja schon zwei Jahre vor der
Eröffnung der gesamten Straße bis zum Verlobungskreuz gefahren. Da war ja ein größerer Parkplatz.
Die Firma Putz (Anm.: ein Taxi-Unternehmen in Gröbming) und Hubner- Taxi fuhren mit ihren
Fahrzeugen hinauf. Da wird es schon eine offizielle Fahrt gegeben haben und da waren sicher die
beiden Herren Steiner und Seebacher dabei und bestimmt auch Beteiligte aus Aich, da ja ein großer Teil
der Straße im Gemeindegebiet von Aich-Assach liegt. Es gehört ja nicht alles zu Gröbming.
Die Vorteile des Baues der ersten alpinen Alpenstraße auf den Gröbminger Stoderzinken sind
vielschichtig. Einerseits profitierte der Fremdenverkehr in der Region Gröbming. Durch die
Eröffnung der Skilifte auf dem Stoder konnten kurz nach der Freigabe der Straße viele Gäste
auf den Stoderzinken gelockt werden. Auch die Einheimischen erfreuten sich an den
99
präparierten Pisten und dem nicht weit entfernten neu erschlossenen Wintersportgebiet. Auch
Herr Steiner stimmte mit mir überein:
Ja, touristisch hat der Bau für Gröbming viel Gutes gebracht. Ich denke, dass der Stoderzinken das
Aushängeschild für Gröbming ist. Der Berg ist das Wahrzeichen von Gröbming. Denken wir nur an das
Friedenskircherl, einmalig.
Die positive Entwicklung des Fremdenverkehres nach der Fertigstellung der Stoderstraße
zeigte sich in den steigenden Nächtigungszahlen des Ortes. Herr Steiner merkte auch eine
deutliche Zunahme der Urlauberzahlen in Gröbming und dem Stoderzinken.
Über die genauen Nächtigungszahlen kann ich Ihnen leider nicht Vieles berichten. Aber im Sommer
gab es einen großen Zuzug aus dem ganzen näheren und weiteren Raum. Bis heute kommen im
Sommer viele Leute, vor allem Österreicher: Niederösterreicher. Und Busse. Und die bleiben ja in
Gröbming im Ort stehen, schauen sich die Kirche an. Es bleiben eigentlich viele Urlauber in Gröbming
stehen. Und die Privaten werden auch stehen bleiben.
Als größten Profiteur des Baues der Straße auf den Stoderzinken nannte mir Herr Steiner den
Fremdenverkehr.
Ja absolut. Für den Ort, für den Fremdenverkehr, die Gastronomen und für die Urlauber. Das einzige
Problem ist meiner Meinung nach die bis zum heutigen Tag nicht vorhandene Skiabfahrt. Man hatte
eigentlich nie die Möglichkeit, eine Skiabfahrt zu erschaffen. Ja und deshalb hat sich das Skigebiet nicht
wirklich entwickeln können, man muss mit dem Auto hinauf fahren zum Ski fahren und wieder
herunter. Wenn man herum blickt, haben die Leute oft von der Straße weg die Gondel und können den
Berg auf direktem Wege befahren. Dies ist am Stoderzinken nicht möglich.
In der Folge erkundigte ich mich bei Herrn Steiner nach seinen persönlichen Erinnerungen an
das Befahren der Straße nach der Fertigstellung. Er antwortete mir wie folgt:
Nein, im Winter gab es die größeren Probleme. Ja, aber als die Straße dann fertig gestellt wurde, haben
die Räumungsfahrzeuge immer hervorragende Arbeit geleistet. Es war schon schwierig. Es gab ja oft
vier bis fünf Meter Schnee und man ist oft stecken geblieben und hat zu Fuß weiter gehen müssen, aber
sonst haben wir keine schlechten Erinnerungen. Und der Vater ist sogar einmal abgestürzt mit dem
Auto! […] Ja, richtig abgestürzt. Er ist von einer Straße auf die andere hinunter gekugelt und hat es aber
zum Glück gut überstanden. Es waren nur die Zähne kaputt, aber ich kann das genaue Jahr nicht sagen,
wann es passiert ist.
100
Die Asphaltierung der Stoderzinken-Alpenstraße fand nicht sofort nach der Freigabe für den
Verkehr statt, sondern erst etwas später:
Genau, die Straße wurde nicht gleich asphaltiert, sondern erste Ende 1960. Der erste Teil bis zum
„Glocknerblick“ asphaltiert und 1972 wurde der zweite Teil bis zum mittleren Parkplatz asphaltiert.
Und 2002 wurde die Straße dann generalsaniert. Der Strom kam 1989/90 auf den Stoder, dabei handelte
es sich um eine große Errungenschaft für den Berg. Da wurden dann auch die Lifte elektrifiziert und
umgebaut: Der Rossfeldlift ist auf einen Tellerlift umgestellt worden. […] Die Lifte wurden zuerst mit
Diesel- und Benzinmotoren angetrieben. Auch das Steinerhaus wurde mit zwei Aggregaten versorgt.
Bis zum heutigen Tag gib es kein Wasser aus Quellen auf dem Stoderzinken.
Nein, wir haben lediglich Oberflächenwasser. Jedes Ferienhaus, jeder Betrieb verfügt über Zisternen.
Und das muss über Filter gereinigt werden. Im Winter wird das Wasser mit Tankwaren hinauf
chauffiert. Je nach Verbrauch, die Privathäuser kommen meistens mit dem Wasservorrat aus,
Ferienhäuser auch, und beim Steinerhaus kommt es auch auf die Gästebesetzung an.
Die Bewirtschaftung des Steinerhauses liegt seit Beginn in der Hand der Familie Steiner. In
Gröbming befand sich zur gleichen Zeit das Stammgasthaus „Steiner“.
Am 01.01.1974 habe ich den Betrieb zusammen mit meiner Gattin Burgi übernommen. Wir haben dann
1975 das erste Mal zugebaut, damit es einen zweiten Speiseraum gibt und damit es noch weitere
Zimmer gibt, wir haben damals fünf Zimmer ausgebaut. Dann ist der Strom im Jahre 1989/90
gekommen. Und 1993 haben wir noch einmal zugebaut.
Woher stammen die meisten Gäste, die den Stoderzinken als Urlaubsziel auswählen? Sind
dies vor allem Familien oder Einheimische?
Hauptsächlich kamen die Urlauber aus Deutschland, aus Berlin und Frankfurt. Heute kommt sogar
schon die dritte Generation zu uns.
Wie viele Zimmer hatte das Steinerhaus zu Beginn?
Das waren sechs Zimmerln, da kann man sagen, dass es sich um drei normale Zimmer handelte und die
restlichen drei waren Kammerln und die wurden dann schon vermietet. Da war dann immer schon
jemand angestellt, eine Köchin und eine Kellnerin. Und wenn die Fremden kamen, sind wir in den
Keller gezogen.
Ich fragte Herrn Steiner, wie die Menschen in den 1960er Jahren auf den Stoderzinken
aufmerksam wurden:
Ich denke durch den Fremdenverkehrsverein. Durch die Werbung. Und durch Mundpropaganda.
Auch die Einheimischen begaben sich sehr gerne auf den Stoder:
Ja, sehr gerne sogar. Für die Einheimischen war der Stoderzinken immer ein Kinderschiberg. Da
konnten die Kinder sehr gut mit dem Schifahren beginnen.
101
7.4 Interview: Franz Kornberger
Herr Franz Kornberger wurde am 15. 06.1936 in Gröbming geboren. Er besuchte die
Volksschule in Gröbming und die Hauptschule in Schladming. Danach absolvierte er eine
Lehre als Maurer in Schladming und arbeitete 20 Jahre bei der Gröbminger Baufirma
Letmaier. In den 1960er Jahren fand Herr Kornberger im Winter nur wenig Arbeit als Maurer.
Aus diesem Grund war er in dieser Zeit als arbeitslos gemeldet. In dieser Zeit übte er seine
Leidenschaft für das Ski fahren vermehrt aus und konnte sein Können bei diversen Rennen in
der Umgebung unter Beweis stellen. Die Skilehrerausbildung absolvierte er innerhalb von nur
drei Jahren. Viele Persönlichkeiten erlernten bei Herrn Franz Kornberger die Grundbegriffe
des Ski Fahrens. Er beschreibt im Interview, dass er positive Erinnerungen an die Besuche auf
dem Stoderzinken habe, noch bevor es zum Bau der Straße kam.
Schöne Erinnerungen habe ich an die Zeit vor dem Straßenbau als Schüler und Jugendlicher, als ich mit
einigen guten Gröbminger Skifahrern auf den Stoderzinken zur Brünnerhütte mitgehen durfte. In den 50er
Jahren gingen wir von Gröbming aus mit Schi und Steigfellen drei bis vier Stunden zur Brünnerhütte und
manchmal nächtigen wir auch auf der Hütte.
In den Jahren des Straßenbaues auf dem Stoderzinken befand sich Herr Kornberger nicht im
Ort Gröbming, da er zu dieser Zeit in Obertauern als Skilehrer tätig war. Somit konnte er über
Gespräche mit Freunden und Bekannten, die den Bau der Straße betrafen, nicht berichten.
Herr Kornberger sah folgende Vorteile des Baues der Straße auf den Stoderzinken:
Naja, für den Berg hat der Bau natürlich schon Vorteile mit sich gebracht. Das heißt, dass die Brünnerhütte
damals schon existierte und man konnte dann das Holz viel schneller und kostengünstiger ins Tal bringen.
Natürlich war durch den Bau der Straße die Möglichkeit gegeben worden, auf dem Stoder etwas zu bauen.
Da beginnt das Ganze eigentlich. Das Steinerhaus profitierte in erster Linie. Dann wurden Privathäuser
gebaut. Es musste aber auch eine Tonnenmaut bezahlt werden. Diese Kosten waren nicht niedrig. Für unsere
Skischulhütte, du weißt, wie diese aussieht, haben wir damals schon für den Bau über 20.000 Schilling
bezahlt. Viel Geld, von nichts kommt nichts, das muss ich schon dazusagen. Aber es war notwendig.
Ich erkundigte mich in der Folge, ob nach der Fertigstellung der alpinen Asphaltstraße eine
Veränderung des Fremdenverkehres spürbar gewesen sei. Der Skilehrer und Gründer der
Skischule Kornberger in Gröbming bejahte diese Frage und erklärte mir folgendes:
Eigentlich sind sehr, sehr viele Menschen nach der Fertigstellung nach Gröbming gestürmt. Es war eine
günstige Zeit. Die Gebiete da oben [gemeint sind Skigebiete wie die Schladminger Planai oder die
Hochwurzen] waren sehr wohl gut erschlossen, aber wir als Skischule haben einen sehr guten Namen gehabt
und sehr gute Lehrer dazu. Dann kam die Holländer-Zeit dazu. In der Maut waren viele Holländer
einquartiert. Gröbming war ausgebucht mit Holländern, beginnend in der Mitte der 1960er Jahre bis in die
1980er Jahre. Die Holländer wollten alle das Skifahren lernen, weil sie in ihrer Heimat nicht die Möglichkeit
dazu fanden. Und der Stoderzinken ist ja als Skischulgebiet günstig und überschaubar. Ansonsten kamen
auch noch sehr viele Deutsche und Urlauber aus den anderen österreichischen Bundesländern nach
Gröbming und auf den Stoderzinken.
102
Als Hauptprofiteure des Straßenbaues auf den Stoderzinken sieht Herr Kornberger den Ort
Gröbming, die Gaststätten, Hotels und Privatvermieter. Außerdem habe seine Skischule vom
Bau profitiert:
Der Ort selber, Gröbming, hat vom Bau stark profitiert. Außerdem war der Bau für die Gasthäuser, Hotels
und Privathäuser von Vorteil. Es gab unzählige Privatvermieter. In zweiter Linie profitierte das Gasthaus
Steiner auf dem Stoderzinken. Denn wo wären die Urlauber sonst verpflegt worden? Und natürlich hat
unsere Skischule auch profitiert. Wir haben auf die Leute geschaut. Wir haben die Leute beschäftigt. Und
um das geht es eigentlich. Skischule ist nicht nur das Skifahren-Lernen, sondern auch Urlaub gestalten. Dass
der Urlauber lustig nach Hause geht ins Hotel. Das er daheim von seinem Aufenthalt erzählt. Auf das
kommt es an.
Nach der Fertigstellung der Straße erinnert sich Herr Kornberger an folgendes:
Ja, es ist eine Mautstraße gewesen. Von den Befahrungen im Sommer kann ich leider weniger berichten,
aber im Winter kann ich sagen, dass das Befahren nicht immer so ohne war. Das Land Steiermark hat in
bestimmten Orten die Skilifte, die höher oben waren, eine Lawinenkommission installiert. Diese
Kommission hat die Straße beobachtet und auch manchmal gesperrt. Da sind bestimmte Personen, die
freiwillig und auch mit ihrer Ausbildung in der Kommission waren, auf den Berg gefahren, haben die
Situation beobachtet und eingeschätzt. Und das ist ja noch heute so.
Die Skilehrertätigkeit von Herrn Franz Kornberger begann im Jahre 1960 in der bekannten
Skischule Koch in Obertauern. Im Dezember 1963 hatte er sämtliche Ausbildungen zum
staatlichen Skilehrer erfolgreich abgeschlossen und eröffnete zu Weihnachten 1963 die
Skischule Kornberger. Die Begeisterung der Bevölkerung von Gröbming war groß. Es
wurden Kurse für Kinder, Gäste und Einheimische angeboten. Als Hauptgrund für die
Lokalisierung der Skischule auf dem Stoderzinken nannte mir Herr Kornberger die unsichere
Schneelage im Ort Gröbming. Auf der sogenannten „Tonschn-Leitn“ gab es zwar einen
Ziehlift, der Anfänger und Skibegeisterte die Wintersportart ausüben ließ, jedoch war die
Schneesicherheit nicht immer gewährleistet:
Die Schneelage im Ort auf der Tonschn wurde immer weniger. So musste ich den Standort auf den
Stoderzinken, das Rossfeld, verlegen. Der Hauptgrund war also die Schneesicherheit. Ich baute dort 1980
ein Gebäude für Kinder mit Mittagsbetreuung. Ich musste mit großen Schwierigkeiten seitens der Behörde
kämpfen, dass ich überhaupt bauen durfte. Dies dauerte zwei Jahre, bis ich die Genehmigung bekam, weil
dort ein Landschaftsschutzgebiet ist. Ich konnte dies zwar verstehen, führte jedoch der Behörde vor Augen,
dass der Bau dieses Hauses notwendig war. Und diese sah das dann auch ein. Zur damaligen Zeit gab es nur
ganz wenige solche Einrichtungen in Skigebieten wie die Skischule. Da war in Rohrmoos eine Skischule mit
Skischulgebäude. Und unser Haus am Stoder besteht heute noch. Sonst wäre der Stoder schon lange nicht
mehr.
Die Skischule Kornberger biete bis in die Gegenwart Kinderskikurse für alle Altersgruppen,
Privatkurse und Privatstunden an. Herr Kornberger kann sehr stolz auf seine bisherigen
Unterrichtsstunden sein:
103
Es gibt auch Leute, die haben bei mir Ski fahren gelernt und fahren schon seit 40 Jahren. Sie wollen ihr
skifahrerisches Können am Stoder erneuern, verbessern und einfahren und fahren dann am Arlberg auf
Urlaub. Die Gäste wollen alle fahren und jede Stunde, jeden Tag kann eine Verbesserung sichtbar sein.
Und heutzutage ist nicht mehr das Können entscheidend, sondern die Sicherheit des Ski Fahrens.
Einen typischen Skifahrer zu Beginn der 1960er Jahre, der seine Kurven im Schnee des
Stoderzinken zog, beschrieb Herr Kornberger wie folgt:
Die haben die einfachsten Holz Ski gehabt und Kabelbindung, die Lederschuhe, es hat keinen Schuh
gegeben wie heute. Und die Kleidung dazu war im Vergleich zu heute nicht gut. Damals gab es eine
Cordhose, eine Keilhose.
Zusammenfassend beschrieb mir Herr Kornberger den Stoderzinken als Wahrzeichen von
Gröbming.
Alles haben wir zwar nicht auf dem Stoder, ich denke dabei an eine Abfahrt ins Tal und eine Gondel, die die
Skifahrer vom Tal auf den Berg bringt. ABER: oben ist es sehr vorteilhaft: Die Kinder können da oben in
Sicherheit fahren. Sie gehen nicht verloren. Für die Skischule, zum Beispiel, kann ich die Kinder in den Bus
setzen, wir steigen gemeinsam ein und auch wieder aus. Und da sind alle in einem Bus. Bei einer Seilbahn
lauft dies viel komplizierter ab.
Der Skisport übte bereits in den beginnenden 1960er Jahren einen positiven Einfluss auf den
Fremdenverkehr der Region Gröbming aus:
Es geht darum, dass die Leute, die im Winter hier sind, schauen sich den Berg und seine Gegend auch im
Sommer an und umgekehrt. Natürlich ist es so, dass in Gröbming immer weniger Gästezimmer geboten
werden und es gibt auch immer weniger Gasthäuser […] Die Skibegeisterten kamen schon damals gern auf
den Stoderzinken und ich hoffe, dass dies auch noch lange für die Zukunft gilt.
104
8. Conclusio
Ein wichtiger Abschnitt in der Erschließung des Gröbminger Stoderzinkens zu einem
Winterparadies wurde mit der Eröffnung des Skiliftes auf dem Rossfeld am 16. Jänner 1963
eingeleitet. Dies war ein historischer Augenblick für die Entwicklung des Fremdenverkehrs in
der Region um Gröbming und der damalige Landesrat Wegart bezeichnete diesen Tag als
einen „Tag der Superlative“.264
Der Skitourismus hat dem Fremdenverkehr auf dem Stoderzinken zu einem großen
Aufschwung verholfen. Nach dem erfolgreichen Straßenbau wurden zwei Lifte auf dem
Stoderzinken errichtet, welche die skibegeisterten Besucher auf den Berg locken. Die
Gröbminger Skischule Kornberger betreibt seit dem Jahre 1963 den Kursbetrieb auf dem
Stoderzinken und weckt dadurch die Begeisterung vieler nationaler sowie internationaler
Gäste, in die obersteirische Fremdenverkehrsregion Gröbminger Land zu reisen.
Der Stoderzinken wurde in den Anfängen der 1960er Jahre zu einem Ski-und Wanderberg
erschlossen. Der Straßenbau wirkte sich positiv auf den Fremdenverkehr in der Region aus.
Dies ist in den Statistiken klar erkennbar: eine jährliche Zunahme der Nächtigungszahlen im
Beobachtungszeitraum 1955 bis 1965 in der Marktgemeinde Gröbming legt ein Zeugnis
dieser wichtigen Entwicklung für den örtlichen Fremdenverkehr ab.
Der Obmann der Weggenossenschaft Stoderzinken, Julius Steiner und dessen Freund Franz
Seebacher waren die Motoren der Erschießung. Unterstützt sowohl von der
Marktbürgerschaft, von der Gemeinde Gröbming, den Privatbesitzern als auch von der
Waldgenossenschaft Aich, auf deren Grund ein Großteil der Straße liegt, haben alle dazu
beigetragen, dass die Erschließung des Gröbminger Stoderzinken als Ski- und Wandergebiet
zu Beginn der 1960er Jahre ermöglicht werden konnte. Ohne deren Einsatz und mühevollen
Arbeit hätte sich der Stoderzinken nicht zu dem bekannten Ausflugsziel für Gäste und
einheimische Besucher etabliert, welches der Berg bis in die Gegenwart darstellt.
264
Vgl. Schulchronik der Volksschule Gröbming. Schuljahr 1962/63: „Für Gröbming 2.Saison: Skilifteröffnung
in 1800 m Seehöhe“. S. 476.
105
9. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Peter Rossegger- Denkmal auf dem Stoderzinken ……………………..……… 2
Abbildung 2: Oberes Ennstal; Blick vom Stoderzinken nach Südosten auf das Obere Ennstal
im Raum Gröbming ……………………………………………………………………...…. 34
Abbildung 3: Blick vom Stoderzinken auf das Obere Ennstal ……………...……………… 61
Abbildung 4: Sonnenaufgang am Stoderkircherl …………………………………………… 67
Abbildung 5: Sonnenuntergang am Stoderzinken mit dem Friedenskircherl ………….…… 68
Abbildung 6: Die Brünnerhütte auf dem Stoderzinken ……………………………….……. 69
Abbildung 7: Das Gipfelkreuz des Stoderzinken mit der Marktgemeinde Gröbming im
Hintergrund ………………………………………………………………………….……… 70
Abbildung 8: Alpenstraße bei der Kaiserwand …………………………...………………… 73
Abbildung 9: Informationsbroschüre über die Stoderzinken-Alpenstraße …………….... 74-75
Abbildung 10: Franz Seebacher und Julius Steiner, die Initiatoren für den Bau der
Stoderstraße 1959 …………………………………………………………………………… 77
Abbildung 11: Der Straßenbau schreitet voran ………………………………………..……. 79
Abbildung 12: Der Bau der Stoderstraße erforderte technische Geräte …………………….. 80
Abbildung 13: Der Bau der letzten Etappe ………………………………………………..... 81
Abbildung 14: Reisebus pausiert an der „Glocknerblick-Kurve“ ………………………..…. 82
Abbildung 15: Befahrung der Straße mit einem Kraftfahrzeug …………………………….. 85
Abbildung 16: Berggasthof Steinerhaus ……………………………………………………. 89
Abbildung 17: Erster Lift am Stoderzinken: Der Rossfeldlift ……………………………… 90
Abbildung 18: Die Skipiste vom Rossfeld heute …………………………………………… 91
106
10. Literaturverzeichnis
10.1 Quellenverzeichnis
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Schuljahr 1955/56
Schuljahr 1956/57
Schuljahr 1957/58
Schuljahr 1958/59
Schuljahr 1959/60
Schuljahr 1960/61
Schuljahr 1961/62
Schuljahr 1962/63
Schuljahr 1963/64
Schuljahr 1964/65
Schuljahr 1965/66
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Ausgabe vom 21.03.1958. 53. Jg. Nr. 12.
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107
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Ausgabe vom 03.02.1961. 56. Jg. Nr. 5.
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Ausgabe vom 18.01.1963. 58. Jg. Nr. 3.
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Ausgabe vom 10.04.1964. 59. Jg. Nr. 15.
Ausgabe vom 01.05.1964. 59. Jg. Nr. 18.
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Ausgabe vom 08.05.1964. 59. Jg. Nr. 19.
Ausgabe vom 26.06.1964. 59. Jg. Nr. 26.
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