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RECHT & BERATUNG Freitag, 2. März 201812

Wien. Die Anzahl der Jus-Studien-absolventen steigt rapide an.Schlossen 2005/06 noch 1454 dasStudium der Rechtswissenschaftenab, waren es zehn Jahre später lautStatistik Austria bereits 2115.Dementsprechend hat sich freilichauch die Anzahl der abgelegtenRechtsanwaltsprüfungen erhöht.Im Vergleich zu 2006, als diese bei390 lag, waren es 2016 schon 445.

Derzeit gibt es in Österreichrund 6200 Rechtsanwälte (2006:4986), etwa 20 Prozent von diesensind Frauen, und 2200 Rechtsan-waltsanwärter. Im Vorjahr gab es324 Neueintragungen von Rechts-anwälten, so der ÖsterreichischeRechtsanwaltskammertag (ÖRAK)– erst durch diese sind die jungenAnwälte berechtigt, eine Kanzleiselbständig zu führen.

Für die Anwälte bedeutet dieseEntwicklung, dass der Konkur-renzdruck gestiegen ist. Aufgrunddes hohen Risikos und der steigen-den Mieten gründeten daher im-mer weniger Anwälte eine eigeneKanzlei, sagt ÖRAK-Präsident Ru-pert Wolff. Der Trend gehe in Rich-tung Kanzleigemeinschaften. Ar-beit gebe es zwar genug, „solangeunsere Politik mehr und mehr Ge-setze produziert“, so Wolff. Unterden Anwälten kristallisiere sichaber die Tendenz zu zunehmenderSpezialisierung heraus, die manfür den Großteil der Fälle wieScheidungen oder Namensände-rungen nicht brauche, gibt Wolffzu bedenken.

Die „Wiener Zeitung“ hat jungeAnwältinnen und Anwälte zu ih-rem Weg in die Selbständigkeit be-fragt – und tatsächlich setzen die-se auf Spezialisierung. Als aufwen-diger als gedacht sei die Administ-ration, zudem vergehe viel Zeit, bisman so viele Mandanten habe,dass man von den Einnahmen le-ben könne, so die jungen Selbstän-digen, von denen trotz allem kei-ner seinen Schritt bereut.

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MMag. Christoph Krones, 32Jahre alt. Seit 2012 Rechtsanwalt,seit Mitte 2016 selbständigerRechtsanwalt, der sich mit einemKollegen eine Kanzlei in Wienteilt. Im Bereich des Zivil- und Zi-vilverfahrensrechts zählen dasVerkehrs-, Flug- und Reiserechtzu seinen Spezialgebieten.

„Jede Selbständigkeit ist wie einSprung ins kalte Wasser. DerDruck und die Konkurrenz sindgroß, und man muss Nischen fin-den – wie in meinem Fall das Ver-kehrs- und Reiserecht, bei dem derMarkt allein durch die Elektromo-bilität immer größer wird. Aber:Den Mutigen gehört die Welt.Wirklich wichtig ist, dass man sichdetailliert vorbereitet. Ich habezum Beispiel Gespräche mit derRechtsanwaltskammer Wien undmeiner Bank geführt und einennachvollziehbaren Businessplanerstellt.

Worauf man sich aber nicht vor-bereiten kann, ist, welche Mandateman bekommt. Ein paar Mandan-ten konnte ich mitnehmen, einpaar kamen durch Empfehlungen,durch Mundpropaganda. Mirkommt vor, dass die Hemmschwel-le für jüngere Personen, zu einemzu kommen, nicht so hoch ist,wenn man selbst jung ist. Jüngerewollen ihren Fall vielleicht liebereinem jungen Rechtsanwalt geben,weil dieser ,mehr Biss‘ hat.

Der Standort der Kanzlei ist na-türlich auch sehr wichtig und obdie Verkehrsanbindung gut ist.Flexibilität ist ein hohes Gut. Imersten Bezirk zum Beispiel sinddann aber wieder die Mieten rechtteurer. Ich teile mir die Kanzleiund dadurch auch die Mietkostenmit einem Kollegen.

Dem Mandanten muss manzwar seinen Mehrwert verkaufen,kann aber auch nicht unangemes-sene Honorare verlangen. Es mussimmer in einer Relation zur Leis-tung stehen.

Mit der Digitalisierung imRechtsbereich verhält es sich ähn-lich wie mit dem Erdöl Anfang der1920er. Zuerst merkt man, dass esein Reservoir an Möglichkeitengibt, entdeckt das Potenzial dahin-ter, aber auch die Gefahren. Waseiner Maschine immer fehlenwird, ist Empathie. Wenn ein Man-dant seine Themen besprechenwill, braucht er einen Menschen,der ihn an der Hand nehmenkann, der aus Fleisch und Blut ist– auch, wenn er fehlbar ist.“

Dr. Carina Heißenberger, 30 Jah-re alt. Seit 2012 bei der Hule Bach-mayr-Heyda Nordberg Rechtsan-wälte GmbH in Wien tätig, seit2015 Rechtsanwältin und seit 2016Partnerin (geschäftsführende Ge-sellschafterin). Liegenschafts- undImmobilienrecht, Bauprozessrecht,Bauvertragsrecht.

„Die Hürden beginnen, denkeich, bereits vor der Selbständig-keit, nämlich als Rechtsanwaltsan-wärterin. Man muss in dieserBranche sehr viel Fleiß, Verant-wortungsgefühl und Ehrgeiz auf-zeigen. Als selbständige Rechtsan-wältin kommen dann auch wirt-schaftliche Gesichtspunkte hinzu.

Es reicht nicht mehr aus, einRechtsproblem gut zu lösen, viel-mehr ist es zusätzlich notwendig,Mandate zu bekommen und dieseauch selbstverantwortlich zu be-treuen. Heutzutage genügt es nichtmehr, fachlich gut zu sein, darüberhinaus muss man ein unternehme-risches Verständnis haben, wirt-schaftlich denken und sich ständigweiterentwickeln.

Die RechtsanwaltskammerWien veranstaltet einmal jährlicheinen Junganwältetag, bei demJunganwälten Personen aus Wirt-schaft und aus der rechtsanwaltli-chen Praxis für Fragen zu Verfü-gung stehen. Mein Glück war esaber, dass ich innerhalb der Kanz-lei auch vor der Eintragung alsRechtsanwältin für meine offenenFragen immer Ansprechpersonengehabt habe.

Mir wird oft gesagt, dass ichnoch sehr jung bin. Damit habe ichmanchmal zu kämpfen, weil jungsein nicht damit gleichzusetzenist, dass man keine Erfahrung hat.Schließlich bin ich schon seit eini-gen Jahren in der Branche tätigund habe im Zuge dessen auchschon so manches erlebt. MeinEindruck ist, dass ich mein jungesAlter immer durch noch bessereVorbereitung kompensieren muss.

Ich weiß nicht, ob ich jemalsdas Gefühl haben werde, richtigFuß gefasst zu haben. Natürlichbin ich in dem Beruf angekom-men. Der Beruf erfordert es aber,sich ständig weiterzuentwickelnund dazuzulernen. Man gewinntzwar mit jedem Jahr an Erfahrung

dazu und manche Dinge werdenselbstverständlicher und einfacher,man begegnet aber auch immerneuen Situationen, wodurch manständig neu herausgefordert wird.Es gibt in diesem Beruf keinenStillstand, und genau das gefälltmir daran so gut.

Der Beruf der Rechtsanwältinist unglaublich abwechslungs-reich, man taucht in die unter-schiedlichsten Themengebiete ein,man kann sich für andere einset-zen und Mandanten zur Seite ste-hen. Als Rechtsanwältin geht esnicht immer nur darum, Mandan-ten rechtlich weiterzuhelfen, oftbrauchen sie auch eine taktischeBeratung oder eine zweite Mei-nung. Genau dieses Zusammen-spiel finde ich unglaublich span-nend und faszinierend.

Hürden, die ich für die Zukunftsehe, sind vor allem, wie sich die-ser Beruf mit einer Familie verein-baren lässt. Aber auch diese Hür-den werden dann – wenn es malsoweit ist – hoffentlich zu bewälti-gen sein.“

Dr. Stephanie Langer, 32 Jahrealt. Zuerst in zwei Rechtsanwalts-kanzleien mit Schwerpunkt Im-mobilienrecht und in einer gro-ßen Hausverwaltung beschäftigt,seit 2016 Rechtsanwältin und seit2017 Partnerin (geschäftsführen-de Gesellschafterin) bei der HuleBachmayr-Heyda NordbergRechtsanwälte GmbH in Wien.Bauträgervertragsrecht, Wohn-und Liegenschaftsrecht, Miet-recht.

„Mit Hürden hat man bereits inder Zeit als Rechtsanwaltsanwär-ter zu kämpfen. Alleine der Wech-sel vom (großteils) rein theoreti-schen Bereich der Universität indie rechtsanwaltliche Praxis be-reitet oft Probleme, dazu kommenzumeist ein volles Arbeitspensumund lange Arbeitszeiten – ein Le-benswandel, an den man sich erstgewöhnen muss.

Sobald man endlich eingetrage-ner Rechtsanwalt ist, kommt je-doch ein weiterer Stolperstein aufeinen zu: die Selbständigkeit. AlsRechtsanwalt ist man plötzlich mitvielen administrativen Dingen, wieder Führung seiner eigenen Buch-haltung, Abfuhr der Einkommens-und Umsatzsteuer oder dem Ab-schluss einer Berufshaftpflichtver-sicherung konfrontiert. Man trägtmehr Verantwortung und musssich erstmals mit dem Thema ,Haf-tung‘ beschäftigen. Spätestens zudiesem Zeitpunkt wird vielen erstdie Bedeutung der eigenen Unter-schrift bewusst. Die Basics wurdenmir zu Anfang von lieben Kollegenmitgegeben, alles andere ist ,lear-ning by doing‘.

Ich hatte das Glück, in eine dy-namische, junge Kanzlei zu kom-men, die am Aufbau ihrer Mitar-beiter interessiert ist. Dadurchwurde mir nach relativ kurzerZeit die Partnerschaft angeboten.Auch wenn dieser Schritt einwichtiger Meilenstein ist, bedarfes dennoch der ständigen Weiter-bildung und Weiterentwicklung,um am Ball zu bleiben und auchin Zukunft in der Branche beste-hen zu können.

Als junge, sportliche Frau, diesich auch gerne im eigenen Haus-halt verwirklicht, hat man manch-mal mit dem Arbeitspensum undden damit verbundenen Stunden,die man in der Kanzlei verbringt,zu kämpfen. Es stellt eine Heraus-forderung dar, seine Karrierezielezu verwirklichen und danebennoch ein ausgewogenes Privatle-ben zu führen, aber es ist mög-lich.

Das Schönste am Schritt in dieSelbständigkeit ist die Selbstän-digkeit selbst. Für mich persön-lich ist es eine Erfüllung, meineeigenen Entscheidungen treffen

Von Petra Tempfer

Die Luft für AnwälteDer Konkurrenzdruck auf junge, selbständige Rechtsanwälte ist gestiegen. Die „Wiener Zeitung“ hat

Carina Heißenberger. Foto: privat

Christoph Krones. Foto: privat

Stephanie Langer. Foto: privat

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und mir meine Arbeitstage selbsteinteilen zu können.

Abgesehen davon, habe ichdurch die Spezialisierung unsererKanzlei die Möglichkeit, mich fastausschließlich mit jenen Rechts-gebieten auseinandersetzen zudürfen, die mir liegen und Spaßmachen. Dieser Umstand ist einLuxus, den nicht jeder Anwalt le-ben darf.

Es war schon immer meinWunsch, Rechtsanwältin zu wer-den, auch wenn ich mir den Berufdamals noch anders vorgestellthabe. Trotz aller Höhen und Tie-fen, die man im Laufe der Jahredurchlebt, würde ich meinen Wegimmer wieder genauso gehen.“

Mag. Jakob Kisser, 40 Jahre alt.2009 bis 2017 Counsel und Direc-tor Knowledge & Compliance beiSchönherr, seit wenigen Wochenselbständiger Rechtsanwalt,Northcote.Recht in Wien. Unter-nehmensgründer, KMU, Corpo-rate M&A, Aufbau interner Pro-zesse und Compliance von Kanz-leien (insbesondere Geldwäscheund Datenschutz).

„Ich stehe ganz am Anfang, ha-be die Planungsphase abgeschlos-sen und starte nach einem langenUrlaub mit voller Energie in dieSelbständigkeit. Bis dahin war esein langer Prozess. Seit 2004 warich durchgehend für Großkanzlei-en tätig (Fiebinger&Polak, Fresh-fields und Schönherr). Dass ich indiesen Strukturen nicht alt werde,war mir immer klar. Mit dem Ge-

danken an die Selbständigkeit ha-be ich – wie viele Kollegen – lan-ge gespielt. Abgehalten habenmich die üblichen Bedenken: dieAufgabe der finanziellen Sicher-heit, der große Wettbewerb undinteressanterweise auch die Ver-mutung, möglicherweise sogar zuspezialisiert zu sein. Umgekehrthatte ich schon immer das starkeBauchgefühl, irgendwann unter-nehmerisch tätig zu werden. An-fang 2017 war ich dann plötzlichsicher, dass jetzt der richtige Zeit-punkt gekommen ist.

Vorbereitet habe ich mich etwaein halbes Jahr. Die Unterstüt-zung der Kammer habe ich nichtin Anspruch genommen, sondernvor allem Anregungen ehemaligerKollegen eingeholt, die den Um-stieg bereits hinter sich haben.Mut macht die Tatsache, dass oh-ne Ausnahme alle ihren Weg ge-funden haben. Bei mir ist dannzunehmend das Vertrauen ge-wachsen, dass es funktionierenwird.

Die Ausbildung und Sozialisie-rung in der Großkanzlei hat vieleVorteile: hoher Spezialisierungs-grad, Perfektionismus im positi-ven Sinn, hohe sprachliche undformale Qualität der Arbeit, wich-tige Kontakte zu ehemaligen Kol-legen, die nun zum BeispielRechtsabteilungsleiter oder Ge-schäftsführer sind, und allgemeindie Fähigkeit zu strukturiertemArbeiten.

In der Selbständigkeit will ichall dies nutzen. Natürlich werdeich – zumindest zu Beginn – nichtdie großvolumigen Transaktionender Großkanzleien betreuen. MeinBetätigungsfeld hat sich aber oh-nehin schon während der letztenJahre zu jungen Unternehmen hinverschoben – zum Beispiel Unter-nehmensgründungen, Einstiegvon Investoren –, was mir jetztzugutekommt.

Mein Plan für die Zukunft istdaher, die Gründungsberatungund die allgemeine gesellschafts-und zivilrechtliche Beratung vonKlein- und Mittelunternehmen zuforcieren und andererseits Kanz-leien beim Aufbau interner Struk-turen und Prozesse in den Berei-chen Compliance (Geldwäsche

und Datenschutz) und KnowledgeManagement zu beraten. Darüberhinaus investiere ich viel Zeit inden Bereich Digitalisierung undLegal Tech, der zunehmend Fahrtaufnimmt und den Rechtsmarktimmer stärker beeinflusst. AlsAnwalt sollte man darauf achten,in jenen Bereichen zu arbeiten,die durch die Automatisierungnicht ersetzt werden können.

Um als selbständiger Anwaltleben zu können, muss man ange-sichts der hohen Kosten zumin-dest 6000 bis 7000 Euro im Mo-nat verdienen. Auf der anderenSeite kommt dieser Betrag relativschnell auch ohne Riesenmandatezusammen. Ich plane, heuer zu-mindest mit einer schwarzen Nullabzuschließen und ab dem nächs-ten Jahr ordentlich zu verdienen.

Sich ständig weiterzuentwi-ckeln, komplexe Aufgaben bewäl-tigen zu können, gute und belast-bare Beziehungen zu Mandantenund Kollegen zu entwickeln undzu pflegen, Unternehmen ge-schäftlich zu begleiten: Das sinddie Gründe, warum ich Anwalt ge-worden bin und mich selbständiggemacht habe.

Faszinierend finde ich, welcheTüren sich öffnen, sobald manden Entschluss gefasst und denSchalter umgelegt hat. Lose Ideen,Erfahrungen und Bekanntschaf-ten fügen sich plötzlich zusam-men, alte Kollegen rufen wegenAufträgen an, es ist eine spannen-de Zeit. Ich kann allen Gleichge-sinnten nur raten, den Schritt zuwagen.“

Mag. Barbara Jakubowics, LL.M.,38 Jahre alt. Seit 2011 Rechtsan-wältin und seit 2017 selbständigeRechtsanwältin, Northcote.Recht inWien. Arbeitsrecht, Finanzierungund Gesellschaftsrecht mitSchwerpunkt FinTech.

„Richtig große Hürden auf demWeg in die Selbständigkeit gibt esnicht, es muss nur alles gut ge-plant sein, damit es keine bösenÜberraschungen gibt. Finanziellkam es für mich etwas anders alserwartet, weil die Einkunftsituati-on im ersten Jahr nicht vorherseh-bar ist. Ein paar Aufträge, unddann vier Wochen lang wieder garnichts zu tun außer Business De-velopment: Das habe ich so nichtvorhergesehen. Die Konkurrenzam Markt ist sehr groß.

Man darf auch nicht den Fehlermachen, zu glauben, dass man alsAnwalt nur einen Computer

braucht. Es gibt zahlreiche Fixkos-ten wie die Abgabe an die Rechts-anwaltskammer, die Berufshaft-pflichtversicherung, die privateVersicherung, Kosten für dieHomepage und für Online-Zugän-ge zu Datenbanken, zum Beispielzur Gerichtsdatenbank. Man darfaber keine Panik bekommen. ZumGlück habe ich genügend ,Polster‘und kann einige Zeit auch ohneEinkünfte auskommen.

Kanzleiräumlichkeiten braucheich auch nicht, weil ich zu North-cote.Recht gekommen bin, eineKanzlei- und Infrastrukturgemein-schaft. Der Beitrag, den jeder zahlt,ist von den individuellen Leistun-gen, die er bezieht, abhängig, da-für haben wir ein Büro, IT-Infra-struktur, Konferenzräume, den Zu-gang zu allen Datenbanken, Mar-keting und eine Sekretariatsbe-treuung. Also jemanden, der Ter-mine ausmacht, Klienten am Tele-fon betreut, Klienten begrüßt undKaffee anbietet. Außerdem kannman sich mit den anderen auf gu-tem fachlichen Niveau austau-schen und ist nicht allein.

In meine Spezialisierung Fi-nanzierungs- und Gesellschafts-recht bin ich nach dem Studiumund dem Gerichtsjahr ein biss-chen hineingerutscht. Ich fanddas schon immer interessant undhabe dann in der Großkanzlei, inder ich lange Zeit gearbeitet habe,große Transaktionen im Zuge vonUnternehmenskäufen und -fusio-nen betreut. Teilweise waren dasMilliardenbeträge. Ich fand dastoll, es machte inhaltlich Spaß,und ich habe mich auf Unterneh-menskäufe und Finanzierungenspezialisiert.

Als selbständige Rechtsanwäl-tin war es dann aber schwierig,Mandanten auf diesem Gebiet zubekommen, weil sich zum Bei-spiel Großbanken mit ihren Ge-schäften eher an Großkanzleienwenden und man die richtigenMandanten finden muss. Außer-dem ist es nicht so international.Früher hatte ich Mandanten ausdrei verschiedenen Kontinenten.Dafür habe ich jetzt eine bessereWork-Life-Balance. Bevor man denSchritt in die Selbständigkeitwagt, sollte man sich aber unbe-dingt die Fragen stellen: ,WelcheZielgruppe habe ich? Wo sehe ichmich?‘

Was ich persönlich nie seinmöchte, ist ,Wald- und Wiesenan-walt‘, der alle Rechtsgebiete abde-cken soll. Es gibt so viele Rechtsbe-reiche, so viele Spezialisierungen.Man muss so sorgfältig sein – undauch den Mut haben, zu sagen: ,Dakenn’ ich mich nicht aus.‘

Meine Eltern haben mich beimeiner Entscheidung unterstützt.Sie sind auch selbständig, aller-dings keine Juristen, sondern ha-ben mit Anfang 20 die Unterneh-men ihrer Eltern übernommen.Nur bei meiner Großmutter, sie ist84, hatte ich ein bisschen die Sor-ge, dass sie Angst um mich hat.Aber sie hat gesagt: ,Barbara, war-um hast du das nicht schon vielfrüher gemacht?‘“ ■

wird immer dünnereinige von diesen befragt – den Schlüssel zum Erfolg suchen sie demnach in der Spezialisierung.

Jakob Kisser. Foto: Rahmann

Wer als Rechtsanwalt tätig seinwill, muss eine mehrstufige Aus-bildung in Theorie und Praxis ab-solvieren. Grundvoraussetzung istein erfolgreich abgeschlossenesStudium der Rechtswissenschaftensowie eine fünfjährige praktischeBerufsausbildung. Im Rahmendessen müssen mindestens siebenMonate bei Gericht und mindes-tens drei Jahre in der Kanzlei ei-nes Rechtsanwaltes als Berufsan-wärter verbracht werden. In dieserZeit müssen vorgeschriebene Aus-bildungsveranstaltungen im Aus-

maß von mindestens 42 Halbtagenabsolviert werden.

Auf Basis dieses Wissens undder praktischen Erfahrung tritt derkünftige Rechtsanwalt zur Rechts-anwaltsprüfung vor einer Kommis-sion des Oberlandesgerichtes an.Nach erfolgreicher Prüfung und ei-ner positiven Beurteilung der Ver-trauenswürdigkeit durch den Aus-schuss der Rechtsanwaltskammerkann die Eintragung in die bei derRechtsanwaltskammer geführte Li-ste erfolgen. Erst dann ist derRechtsanwalt berechtigt, eine

Kanzlei selbständig zu führen (nä-here Infos unter www.rakwien.at).

Als Hilfestellungen für jungeRechtsanwälte beziehungsweiseRechtsanwaltsanwärter bieten dieRechtsanwaltskammern zum Bei-spiel Junganwältetage (www.jung-anwaeltetag.at) oder ein Gründer-service an. Auf der Webseite desÖsterreichischen Rechtsanwalts-kammertages findet man einen In-fo-Guide für Rechtsanwaltsanwär-ter und eine Broschüre zur Thema-tik Kranken-, Unfall- und Pensions-versicherung.

Wissen

Barbara Jakubowics. Foto: Rahmann

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