Inhaltsverzeichnis1 Einleitung..........................................................................................................................................12 Vorgänger der Schallplatte.................................................................................................................12.1 Beispiele technischer Erfindungen bis hin zum Weg der heutigen Vinylschallplatte....................22.1.1 Edisons Phonographen................................................................................................................42.1.2 Der Zinnfolien-Phonograph.........................................................................................................62.1.3 Wissenswertes zur Entwicklung..................................................................................................72.1.4 Phonograph..................................................................................................................................72.1.5 Funktionsweise des Phonographen..............................................................................................72.1.6 Walzen.........................................................................................................................................82.1.7 Edisons Platten............................................................................................................................82.1.8 Funktionsweise der Sprechapparate............................................................................................82.2 Die Schalldose................................................................................................................................92.3 Von der Edisonwalze zur Zinkplatte von Berliner........................................................................102.4 Abspielgerät Grammophon...........................................................................................................122.4.1 Funktionsweise des Grammophons...........................................................................................142.4.2 Trichtergrammophone...............................................................................................................152.4.3 Schwenkstabgrammophone.......................................................................................................162.4.5 Tiefenschriftgrammophone........................................................................................................162.4.6 Koffergrammophone auch „Picknick- Orgel“...........................................................................172.4.7 Die Kindergrammophone..........................................................................................................182.5 Die Entwicklung des Antriebes....................................................................................................182.6 Die Aufnahmen.............................................................................................................................192.7 Die Pathé-Platten..........................................................................................................................202.8 Schallplatten.................................................................................................................................212.9 Schellackplatte..............................................................................................................................212.9.1 Tonträger Schallplatte................................................................................................................212.9.3 Material......................................................................................................................................222.9.4 Die Herstellung einer Schellackplatte.......................................................................................222.9.5 Das Ende der Schellackplatte....................................................................................................233 Entstehung der Vinylschallplatte.....................................................................................................243.1 Chemische Aspekte und PVC als Sprungbrett.............................................................................253.2 Technische Aspekte......................................................................................................................263.2.1 Formate......................................................................................................................................273.2.1.1 Die Langspielplatte.................................................................................................................273.2.1.2 Die 7"-Single..........................................................................................................................283.2.2 Plattenspieler.............................................................................................................................303.2.3 Tonabnehmer und Abtastnadel..................................................................................................323.3 Herstellung...................................................................................................................................343.4 Master...........................................................................................................................................343.5 Pressung in der Fabrik..................................................................................................................364 Vinylschallplatte als nostalgisches Gebrauchsmedium...................................................................414.1 Soziokulturelle Aspekte................................................................................................................424.2 Archivierung.................................................................................................................................424.3 Raritäten und Schallplattencover..................................................................................................434.4 Die Schallplatte heute...................................................................................................................455 Literatur...........................................................................................................................................47
1 Einleitung
In unserer Projektarbeit liegt die Essenz bei der Vinylschallplatte und deren begünstigende
technische Erfindungen vom Phonographen bis hin zur Schellackplatte. Das Gegengewicht hierzu
bildet unsere ausklingende Fragestellung aus welchen Gründen das Vinyl in heutiger Zeit noch
bestehen bleibt und möglicherweise sogar ein Comeback feiert. Im ersten Teil unserer Ausarbeitung
gehen wir auf ausgewählte Vorgänger und Wegbereiter der Vinylschallplatte ein. Wie zum Beispiel,
die in unseren Augen einflussreichsten Wiedergabegeräte: der Phonograph und das Grammophon.
Zudem wird die Mutter der Vinylschallplatte, die Schellackplatte, im Bezug auf ihre Herstellung
und deren Ende beschrieben. Anschließend wird im zweiten Teil der Arbeit die Entstehung der
Vinylschallplatte in Angriff genommen. Diese erstreckt sich vom Kunststoff PVC, das als
Sprungbrett für den Erfolg diente, über ausgewählte technische Aspekte, sowie den
Herstellungsprozess und letztendlich der Vinylschallplatte als nostalgisches Gebrauchsmedium
heutiger Zeit. Da wir es für aufschlußreich hielten im Rahmen der Projektarbeit auch praktische
Erfahrungen zu sammeln, entschieden wir uns für einen Besuch des Neuköllner Museums in Berlin.
Die dort ansässige Ausstellung „Mythos Vinyl“ gab uns Impressionen in soziokulturellen Aspekten.
Zudem suchten wir die Firma Disc Partner Berlin auf, die uns Informatives zum Thema Herstellung
der Vinylschallplatte boten und uns ausgewählte Fragen im Rahmen eines Interviews
beantworteten. Unter Menschen zu kommen empfinden wir als wichtiges Kriterium für die
erfolgreiche Fertigstellung unserer Arbeit, da es sich hierbei um Fachleute, sowie Liebhaber der
Schallplatte handelt.
2 Vorgänger der Schallplatte
Im Jahre 1877 erfand Thomas Edison mit dem Phonographen den Vorläufer der Schallplatte, der
noch Töne auf Walzen aufzeichnete. Zehn Jahre später ließ Emil Berliner die erste Schallplatte
patentieren. Diese bestand zunächst aus Hartgummi, wurde dann aber später aus Schellack gefertigt.
Problematisch an diesen Tonträgern war es, dass diese äußerst empfindlich waren. Schon ein
einmaliges Abspielen jener Platten konnte dazu beitragen, dass sie zerstört oder die Walze
beschädigt wurde. Restauratoren können nun aber auf Hilfe aus der Teilchenphysik hoffen. Denn
aus äußerst präzisen optischen Aufnahmen der Schallrillen lassen sich mit Computerhilfe die
Schallinformationen rekonstruieren.1
1 URL: www.deutschlandfunk.de/teilchenphysiker-retten-schellack-schaetzchen.676.de.html?dram:article_id=21547,
abgerufen am 1.1.2015.
1
2.1 Beispiele technischer Erfindungen bis hin zum Weg der heutigen
Vinylschallplatte
Da der Weg bis hin zur heutigen Vinylschallplatte durch die verschiedensten technischen
Erfindungen begünstigt wurde, wird in diesem Abschnitt exemplarisch auf einige Meilensteine der
jeweiligen Epoche eingegangen. Grund für diese kleine Auswahl ist der enorm große Umfang dieser
Erfindungen, zugrundeliegend dieser Komplexität werden hier ab Edison einige technischen
Errungenschaften dargestellt.
Der Elektrotechniker Thomas Alva Edison (11.02.1847 geboren in Milan/ Ohio – 18.10.1931
gestorben in West Orange/ New Jersey) kam durch den Verkauf der Rechte an der Konstruktion
eines Telegraphen an die Western Union zu Geld und errichtete daraufhin seine eigenen
Laboratorien in Menlo Park in Orange (New Jersey).
Edison machte Versuche mit einer dünnen Membran des Phonographen von Scott.
Der Erfinder des Phonautographen Leon Scott, setze sich zu seiner Zeit als Ziel, die über die Luft
übertragenen Schallwellen aufzeichnen zu können.2 1855 entwickelte Leon Scott ein Gerät, welches
Luftschwingungen registrieren konnte. Es wurde unter den Namen Phonautograph bekannt.3 Die
Funktionsweise des Phonautographen wird anhand der Abbildung und dem folgenden Text näher
erläutert.
Dieser besaß einen Trichter (a) am Ende, der die Schallschwingungen in der Luft aufnehmen sollte.
Wiederum an diesem Trichter befand sich eine Membran (b) am kürzer werdenden Ende. An dieser
Membran ist ein exzentrisch ausgerichteter Schreibstift (c) angebracht gewesen. Der Schreibstift
steht schräg zur Trichterachse. Das Stäbchen (d), drückt gegen das Ende der Membran, wobei jenes
gegen die Membran drückt. Hierbei wird solange geschoben, bis die Aufsatzstelle des Schreibstiftes
nicht in einem Schwingknoten liegt und sich dadurch nicht mehr bewegt.4 Die Zylinderachse wird
von einem Gewinde getragen, der Zylinder wird bei jeder Drehung seitlich verschoben. Auf ein
rußgeschwärztes Papier werden die auf die Membran fallenden Schallwellen mit dem Schreibstift
übertragen. Auf dem rußgeschwärzten Papier werden kleine Wellenlinien im Ruß gezeichnet.
2 Vgl. Jüttemann 1979, S. 21.
3 Vgl. Ebd. 4 Vgl. Jüttemann 1979,S. 23.
2
Anhand dieser aufgezeichneten Wellenlinien konnte man die Frequenz, wie auch die Intensität der
Schallwelle feststellen. Der Phonautograph diente lediglich zur Aufzeichnung von Schallwellen,
das Gerät war nicht der in Lage diese aufgezeichneten Schallwellen wiederzugeben. Diese Funktion
war auch für dieses Gerät nicht vorgesehen.
a= Trichter; b= Membran; c= Schreibschrift; d= Stäbchen zum Verändern der Klangfiguren;
e= Schraubgewinde
3
Abbildung 1: Phonautograph aufgezeichnete Schwingungen
Abbildung 2: Skizze des Phonautographen von Scott
2.1.1 Edisons Phonographen
Richtungsweisend für die spätere Erfindung von Edisons Phonographen dürften die Versuche mit
den dünnen Membranen gewesen sein, die im Telefon von Bell verwendet wurden.5 Im Sommer
1877 arbeitete er mit Alexander Bells Telefonhörer. Er soll festgestellt haben, dass die eingebaute
Membran im Gleichklang der Stimme vibrierte.6 Bei seinen ersten Versuchen verwendete er aus
dem von Alexander Graham Bells Telefon stammende Membran. Im Zentrum der Membran
montierte er eine kleine Nadel. Er ertastete anfänglich die durch den Schall auf die Membran
übertagenen Schwingungen mit den Fingern.7 Um die Arbeitsfähigkeit der Membran zu
präsentieren, baute er ein Modell. Das Modell enthielt wie schon bei dem Phonautograph von Scott,
einen Trichter der die Schallwellen in der Luft weiterleitete. Am Ende dieses Trichters befindet sich
eine Membran (a), die mit einem Sperrhaken (b) verbunden war. Dieser Sperrhaken konnte
wiederum das Klinkenrad in Umdrehungen versetzten. Die Skizze gibt nicht wieder, dass sich auf
der Welle des Klinkenrades eine Seilscheibe befand. Auf der Seilscheibe war eine Schnur befestigt,
die mit einem aus Papier gefertigten sägenden Mann verbunden war. Sprach man in den Trichter,
„sägte der Mann Holz“.8
a= Membran; b= Sperrhaken; c= Klinkenrand
5 Vgl. Jüttemann 1979, S. 25.
6 Vgl. Ebd. 7 Vgl. Ebd. 8 Vgl. Jüttemann 1979, S. 26.
4
Abbildung 3: Drehung eines Klinkenrads durch die Schwingung einer
Membran
Aber es blieb nicht nur bei diesem einen Versuch bestehen. In einem anderen Versuch von Edison,
baute er einen Schnellschreiber, der Punkte und Striche der Morse- Schrift als Vertiefung in
imprägniertes Papier drückte.9 Glitt das Papier zu schnell unter der Stahlfeder hinweg, so erzeugte
dies den Anschein, dass im Papier eine undeutliche menschliche Stimme zu vernehmen war. Diese
„Geräuscheart“ ähnelte den Tönen, die aus dem schwachen Telefon von Bell hervortraten.10 Diese
Entdeckung soll Edison dazu bewogen haben, in der Mitte einer Membran eine Nadel zu befestigen.
Zudem wurde ein mit Paraffin getränktes Blatt schnell unter der Membran mit Nadel hindurch
gezogen.
Als das Papier zum ersten Mal hindurch gezogen wurde, sprach er dem Papier zugewandt ein
„Hallo“ zu. Daraufhin wurde das Papier mit der Nadel und der darauf enthaltenden Spur in
umgekehrter Richtung ein zweites Mal hindurchgezogen. Durch ganz viel Einbildungskraft soll
dabei ein undeutliches, dennoch leises Hallo zu vernehmen gewesen sein. Diese Entdeckung bei
diesem Versuch soll Edison dazu bewogen haben, sich weiterhin mit der Schallaufzeichnung, wie
auch der Schallwiedergabe zu befassen.11
9 Vgl. Jüttemann 1979, S. 26.10 Vgl. Ebd.
11 Vgl. Fischer 1.Auflage 2006, S. 12.
5
Abbildung 4: Skizze von Edison einer Sprechmaschine
2.1.2 Der Zinnfolien-Phonograph
Am 29. November 1877 wurde von Edison die erste Skizze einer Sprachmaschine angefertigt, die er
als Phonograph deklarierte.12 Das Modell sollte von dem Schweizer Mechaniker John Kruesi
angefertigt werden. Das Gerät wurde mit einem neun Zentimeter dicken Zylinder auf einer
Schraubenkurbel, die mit einer Handkurbel gedreht werden konnte, ausgestattet. Auf den
gegenüberliegenden Seiten des Zylinders befand sich auf verstellbaren Halterungen je eine
Membran mit einem Stift in der Mitte.13 Auf die eine Membran wurde von Edison der Anfang des
Kinderliedes „Marry has a little lamb“ rezitiert.14 Wurde die Spindel zum Ausgangspunkt
zurückgedreht, so löste Edison den Stift der Membran, welche er besprochen hatte, von der Walze.
Er setzte den Stift der anderen Membranen auf die Walze und begann die Walze in dieselbe
Richtung wie bei der Aufnahme zu drehen. Dieses Kinderlied wurde verständlich wiedergeben.15
Das Patent für Edison seinen Phonographen wurde am 24. Dezember 1877 angemeldet. Am 19.
Februar 1878 wurde ihm dieses erteilt.
12 Vgl. Jüttemann 1979, S. 26.
13 Vgl. Ebd. 14 Vgl. Große, 1. Auflag Berlin 1981, S. 12.15 Vgl. Jüttemann 1979, S. 28.
6
Abbildung 5: Zinnfolien-Phonograph von Edison
2.1.3 Wissenswertes zur Entwicklung
Am 18. April 1877 übergab Charles Cros eine Denkschrift an die Pariser Académie de Sciences.
Diese Denkschrift enthielt eine Erfindung eines Apparates, welche Töne aufzeichnen und
wiedergeben konnte. Am 6. Dezember 1877 erschien der erste Phonograph von Thomas Alva
Edison. Im Jahre 1881 wurde die Vorläuferfirma der Bell-System- Laboratory von Alexander Bell,
Chichester Bell und Charles Sumner Tainter, die Amrican Graphophon Company, gegründet.
2.1.4 Phonograph
Der entstandene Phonograph sorgte trotz aller vorangegangenen Schwierigkeiten für Furore in der
Breite der Gesellschaft. Ein Strom von Reportern, Journalisten und Schriftstellern kam nach Menlo
Park und berichtete schließlich über das „Wunder des 19. Jahrhundert“.16 Effektvoll wurde der
Phonograph vorgeführt, beispielsweise erkundigte er sich nach dem Befinden der Anwesenden. 17
Schon im Jahre 1889 entstand der erste Phonograph mit Münzeinwurf.18
2.1.5 Funktionsweise des Phonographen
Da der Phonograph vor dem Grammophon erfunden wurde, ist dieses Prinzip das ältere. Das
Urgestein der Phonographen Edions war sein Zinnfolien- Phonograph. Dieser bestand aus einer
Walze, die mit Stanniolblatt bezogen war. Auf der einen Seite befand sich eine Schalldose, die zur
Aufnahme diente und auf der anderen Seite eine für die Wiedergabe. In den dort angebrachten
Schalldosen befand sich jeweils eine dünne Membran an der eine stumpfe Nadel befestigt war. Um
den Schall aufnehmen zu können, befand sich ein Trichter an der verwendeten Schalldose. Folgende
spätere Modelle des Zinnfolien- Phonographen wurden nur noch mit einer Sprechdose ausgestattet,
mit der Wiedergaben sowohl als auch Aufnahmen getätigt werden konnten.
Die Walze wurde während des Sprechvorgangs in Bewegung gesetzt. Die durch den Schall in
Schwingung versetzte Membran, bewegt zusätzlich die an ihr befestigte Nadel. Sie zeichnete die
aufgenommen Schwingungen in wellenförmigen Erhöhungen und Vertiefungen in die
Stanniolfolie.19
16 Vgl. Jüttemann 1979,S. 28.
17 Vgl. Ebd.
18 Vgl. Fischer 2006,S. 67.
19 Vgl. Jüttemann 1979, S. 26.
7
2.1.6 Walzen
Die Wachswalze war eine Vorstufe der Schallplatte. Sie diente zur Tonaufzeichnung und bestand
aus einem speziellen fünf bis sechs Millimeter starken Paraffinwachs. Die Besonderheit lag darin,
dass die Paraffinschicht der Walze abgeschliffen und sie wiederverwendet werden konnte. Durch
die Entwicklung der Schellackplatte wurde die Wachswalze immer weiter zurückgedrängt und ihre
Produktion im Jahre 1929 vollkommen eingestellt.20
2.1.7 Edisons Platten
Edison brachte 1913 sein eigenes Schallplattenformat auf den Markt, die Diamond Disc. Wie zuvor
schon bei seinen Walzen, verwendete er ausschließlich die Tiefenschrift. Die Diamond- Disc konnte
nur auf dem Diamond Disc Phonographen abgespielt werden. Der Name Diamond, stammt von
dem Diamanten, der zum Abtasten der Platte diente.
Im Jahre 1929 wurden von Edison auch gewöhnliche Schellackplatten herstellt. Aufgrund der
Wirtschaftskrise musste aber die gesamte Tonträgerherstellung von Edison aufgegeben werden. Das
bedeutet das Ende der Ära des Phonographen als Unterhaltungsgerät für die breiten Massen der
Bevölkerung.21
2.1.8 Funktionsweise der Sprechapparate
Aus heutigem Technikverständnis ist das Prinzip der Abspielgeräte oder Schreibgeräte eher einfach
zu sehen. Es besteht aus einer Halterung für die Membran mit Nadelhalterung (Schalldose) und
einem Anschluss für einen Trichter bzw. Hörschläuchen.22 Mit einer Nadel werden die Rillen der
Platte bzw. die Walze abgetastet, das wiederum führt dazu, das die Membran in Bewegung gesetzt
wird. Die Luft setzt diese in Schwingungen um. Der entstandene Schall wird an einen Anschluss
weitergeleitet, an dem Hörschläuche oder Trichter angebracht werden können .23 Bei Schreibgeräten
werden die Schallschwingungen durch einen Anschluss auf die Membran, die wiederum diese auf
einen Stift überträgt.24 Dieser sogenannte Stift überträgt die Schallschwingungen auf eine Platte
oder Walze, wobei die Schwingungen eingraviert werden.
20 Vgl. Jüttemann 1979, S. 41 f.21 Vgl. Fischer 2006 S. 17.
22 Vgl. Fischer 2006,S. 38.
23 Vgl. Ebd.24 Vgl. Ebd.
8
2.2 Die Schalldose
Die Schalldose, auch als Sprechdose bekannt, war ein wichtiger Bestandteil des Grammophons, die
für die Wiedergabe zuständig ist. Bei dem Phonographen ist sie für die Aufnahme, wie auch der
Wiedergabe zuständig gewesen.
Die mechanische Kraft die von dem Motor her wirkt, wird von der Schalldose (Sprechdose) durch
die sich auf der Schallplatte befindenden Rillen in akustische Energie umgesetzt. Die Rillen werden
durch eine Nadel ertastetet und führt sie dort entlang. Das wiederum führt dazu, dass Schwingungen
von der Membran erfasst werden, die diese mechanische Energie in Schallschwingungen umsetzt.25
„Die Schalldose eines Grammophons besteht aus dem meist zweiteiligen Korpus, der die Membran
über zwei Gummiringe fixiert. Das Material der Membran ist bei den teureren Dosen dünnster
Glimmer, der leider häufig Einrisse hat (trotzdem manchmal noch erstaunlich gut klingt). Es
befindet sich ein kleiner Aufnahmestift im Zentrum der Membran, der dort verklebt und verschraubt
ist. Der Aufnahmestift geht „(…) über eine Achse am Ring der Schalldose in die
Aufnahmefixierung der Nadel übergeht.“26 Als Glimmer wird eine Gruppe von Schichtsilikaten
bezeichnet.27
Bei den billigeren Produkten wurde anfangs überwiegend Aluminium zur Verwendung einer
Membran genutzt.“28 Dadurch, dass Aluminiummembranen gute Klangeigenschaften hatten,
verwendeten bald auch Hersteller von hochwertigen Schalldosen diese. Ein weiterer Grund für
diese Verwendung war der zweite Weltkrieg. Die Verarbeitung war zu diesem Zeitpunkt zu teuer,
zudem wurde Glimmer in geringeren Mengen verarbeitet, woraufhin auf Aluminium- Membranen
zurückgegriffen wurde. Bis in die 1940er- Jahre wurde Glimmer als Schwingungsmembran der
Schalldose verwendet. Es wurde durch Aluminium und Kupfer ersetzt.29
25 Vgl. Jüttemann 1979, S. 52.26 Vgl. Fischer 2006, S. 121 f.
27 URL: https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/MineralData?lang=de&language=german&mineral=Glimmer, abgeufen am 14.01.2015.
28 Vgl. Fischer 2006, S. 121.
29 Vgl. Ebd.
9
2.3 Von der Edisonwalze zur Zinkplatte von Berliner
Aufnahmen konnten einem breiten Publikum präsentiert werden. Vorführungen wurden unter
anderem mit Orchesterphonographen in großen Sälen vorgeführt, die gut besucht gewesen sein
sollen, so der Autor Fischer.30 Konzertwalzen konnten nur von Konzert- Phonographen abgespielt
werden, weil diese doppelt so groß von Durchmesser waren, als Normalwalzen.31 Der Ton übertraf
in der Stärke und Fülle bei weitem die herkömmlichen Walzen.
Jedoch war der Prozess der Vervielfältigung von den Walzen nicht zufriedenstellend. Es war ein
Qualitätsverlust mit der Erstellung einer Kopie des Klangs der Originalwalze verbunden. Die
Walze wurde mit einem mechanischen Gerät abgetastet und die Schwingungen auf eine weitere
Walze übertragen. Der Schritt zur Fertigung eines Massenmediums gelang erst ab 1902.
Wachswalzen wurden mit einer hauchdünnen Goldschicht überzogen, von der eine Matrize
30 Vgl. Fischer 1. Auflage 2006, S. 16.
31 Vgl. Jüttemann 1979, S. 50.
10
Abbildung 6: Schalldose
genommen wurde. Mit diesem Verfahren konnten beliebig viele Abspielwalzen im Gussverfahren
gefertigt werden. Nach dem Entschluss 1912 mit ins Schallplattengeschäft einzusteigen, wurde die
Edison- Disc von Edison entwickelt. Dem zugrundeliegend wurden 1913 alle weiteren Aufnahmen
auf Schallplatten gefertigt.
Emile Berliner fand eine andere Lösung für die Vervielfältigung von Tonaufnahmen. Er setzte von
vornerein auf die Musik, wie auch auf Platten, anstatt Walzen. Im Gegensatz zu Edisons
Tiefenschrift, die Membran durch das hohe Gewicht der Schalldose zu belasten, vermied er bei
seinen Platten- Experimentiergeräten eine starke Belastung, da die Platten häufig zu Bruch
gingen .32 Bei der Tiefenschrift wurden die aufgenommenen Schallwellen in die Platte
eingegraben.33 Für diese Experimente, soll Emile Berliner eine sich drehende, mit Bienenwachs
beschichte Zinkplatte verwendet haben. Bei der Aufnahme wurde von einem scharfen Stichel
die Beschichtung bis hin zur Metalloberfläche abgekratzt. Die Platte wurde dann in einem
„Säurebad geätzt und danach das Wachs abgelöst“. Durch dieses Verfahren wurde die kommerzielle
Vervielfältigung geschaffen.34
Durch das Aufnahmeverfahren von Emile Berliner entstand die Seitenschrift. Insgesamt gab es
zwei Verfahren, wie die Platten bespielt wurden. Zu einem gab es die Tiefenschrift nach Edison, wie
oben schon angemerkt und dann die Seitenschrift nach Berliner. 1887 erhielt Emilie Berliner vom
kaiserlichen Patentamt in Deutschland, das Patent auf plattenförmige Träger mit Seitenschrift.35
Dieses Patent der Seitenschrift hielt bis 1919. Bei der Seitenschrift handelt es sich um
Tonschwingungen der Membran, die bei den Platten in die seitliche Auslenkung umgesetzt
werden .36 Bei der „Berliner Schrift“ stellen die Rillen mikroskopisch kleine Zick- Zack- Linien da.
Platten, die die Seitenschrift besitzen können mit einem „normalen“ Plattenspieler oder
Grammophon abgespielt werden.
32 Vgl. Fischer 2006, S. 17.
33 Vgl. Jüttemann, 1979, S. 77.
34 Vgl. Jüttemann 1979, S. 79.35 Vgl. Fischer 2006, S. 67.
36 URL: http://grammophon-platten.de/news.php, abgerufen am 10.01.2015.
11
2.4 Abspielgerät Grammophon
Im Jahre 1892 wurde die Berliner Gramophone Company unter der Leitung von Frank Seaman
gegründet.37 Frank Seaman wurde zum Verkaufsleiter bestellt.38 Am 26. September 1887 wurde das
Patent für einen Apparat angemeldet, der das Abspielen von Platten ermöglichen soll.39 Nach der
Gründung erfolgte die erste Bezeichnung des Gerätes im englischen als „Gramophone“ und im
deutschen als Grammophon. Ein Nachteil an Emile Berliners Apparat lag darin, dass er nur von
einer einzigen Aufnahme nur ein Original machen konnte.40 Emile Berliner musste dem
zugrundeliegend eine Möglichkeit finden, wie er die Originale vervielfältigen konnte. Die ersten
Platten und Grammophone konnte er bereits im Jahre 1894 auf den Markt bringen.41 Um sein
Unternehmen weiter ausbauen zu können, mussten Investoren gefunden werden, die ihn finanziell
unterstützen konnten. Woraufhin auch im Jahre 1895 die Berliner Grammophon Company
gegründet wurde.42
Die in den ersten zehn Jahren gebauten Grammophone wurden ohne Federwerksantrieb oder einem
Motor gebaut.43 Wollte man eine Platte auf dem Grammophon abspielen, so musste man die an dem
Gerät vorhandene Handkurbel drehen.44 Das Federwerk wurde letztendlich durch den Mechaniker
Eldrige R. Johnson für das Grammophon entwickelt. 1895 wurden die ersten Grammophone mit
einem Federmotor auf den Markt gebracht. Diese Federmotoren wurden weiterhin von Eldrige R.
Johnson bezogen, der sie in der Fabrik in Camden, New Jersey produzieren ließ.45
37 Vgl. Fischer 2006, S. 67.
38 Vgl. Jüttemann 1979, S. 82.
39 Vgl. Jüttemann 1979, S. 79.
40 Vgl. Ebd. 41 Vgl. Jüttemann 1979, S. 82.
42 Vgl. Ebd.43 Vgl. Jüttemann 1979, S. 83.
44 Vgl. Ebd. 45 Vgl. Ebd.
12
Emile Berliner experimenteitere mit einer Metallplatte, diese aus reinem Zink bestand.46 Im Jahr
1879 suchte er nach einer Lösung des Problems der unangenehmen Nebengeräusche zu beseitigen,
die beim Abspielen der Platte entstanden,wollte man Plattenspieler in naher Zukunft weiterhin
verkaufen.47 Im selben Jahr kam der Amerikaner Jones auf die Idee, den von den Walzen
verwendeten Wachs, auch für die Aufnahme von Platten einzusetzen.48 Mit dem Ersatz der
Zinkplatte durch die Wachsaufnahmeplatte war eine bedeutsame Verbesserung erreicht. Die
störenden Nebengeräusche wurden wesentlich verringert.49 Die Zinkplatte wurde mit einer dünnen
Mischung von Wachs und Benzin beschichtet. Bei seinen Versuchen mit der oben vorgestellten
Zinkplatte, wurde diese wiederum auf eine Drehscheibe gesetzt. Die Platte (Pl) trieb bei der
Drehung gleichzeitig über eine Kegelradübersetzung, einen Schlitten an. Dieser Schlitten ist an
einer Membran (M) befestigt gewesen.50 Die Membran in einem Hörschlauch (A) nimmt den
Schall auf. Die Schallschwingungen werden von der Membran an den Aufnahmestichel mit einer 46 Vgl. Jüttemann 1979, S. 79.
47 Vgl. Jüttemann 1979, S. 81.48 Vgl. Ebd. 49 Vgl. Jüttemann 1979, S. 82.
50 Vgl. Jüttemann 1979, S. 79.
13
Abbildung 7: Aufnahmeapparat von Emil Berliner
Platiniridiumspitze weitergeleitet. Die Spitze liegt auf der Platte und kratzt das Wachs von der
Zinkplatte. An der Stelle, wo die Spitze, die Platte berührte, hinterließ die Spitze eine durch die
Schallwellen geformte, geschlängelte Rille. Nachteil an diesem Verfahren war es, dass das
abgeschabte Wachs einen Klumpen an der Nadel bildete und somit Aufnahmestörungen entstanden.
2.4.1 Funktionsweise des Grammophons
Ein Vorteil des Grammophons war es, dass sie im Gegensatz zu den Phonographen ihren großen
Walzen platzsparender waren. Die Erfindung des Grammophons durch Emile Berliner prägte bis in
die 1980er Jahre die Welt der analogen Tonträger.
Die ersten Modelle des Grammophons waren noch mit einer Schalldose ausgestattet, die an dem
Trichter befestigt waren. Sie waren auf einer starren Trägerleiste montiert, das dazu führte, dass sie
ein enorm hohes Auflagegewicht hatten. Zudem waren sie mit einer Handkurbel ausgestattet.
Doch wurden Verbesserungen an den Grammophonen durchgeführt. Die Schalldose wurde an
einem leichteren Tonarm befestigt. Die Schalldose war mit einem Kugellager mit dem Trichter
verbunden. Zudem wurde in den Tonarm ein Bügel eingebaut, der ein leichtes Hochklappen der
Schalldose ermöglichte. Diese Verbesserung ermöglichte ein geringeres Auflagegewicht. Außerdem
wurden andere Nadeln zur Tonabnahme verwendet. Die Vorgänger bestanden aus dem Material
Stahl.
Wie im oberen Teil schon angeführt, experimentierte Emile Berliner mit einer flachen mit Wachs
beschichteten Zinkplatte.51 Für eine Aufnahme wurde eine an einer Spindel befestigte Schalldose
spiralförmig über die Schallplatte geführt. Ein Trichter nahm den Schall auf und leitete diesen an
eine Membran weiter. Die Membran war wiederum mit einer über das Hebelsystem verbundene
Nadel befestigt. Die aufgezeichnete Rille wurde in einem Säurebad geätzt. Anschließend wurde das
restliche als Schutzschicht dienende Wachs entfernt, sodass die entstandene Rille dauerhaft
bestehen blieb. Die Zinkplatte wurde später durch eine Wachsscheibe ersetzt, die mit einer Schicht
Graphitpulver beschichtet war. Von dieser konnte man nämlich eine Kopie erstellen. Sie wurde als
Matrize (Gussform) verwendet, für die Produktion und Herstellung von Schallplatten.
Die Grammophone waren im Gegensatz zu den Phonographen nur für die Wiedergabe von
Schallaufzeichnungen vorgesehen. Das führte wiederum dazu, dass an den Grammophonen keine
Spindel mit der sich darauf befindenden Membran und der darauf enthaltenden Schalldose
vorgesehen war und dieses dadurch entfiel. Die Nadel des Grammophons wurde durch die Rille so
gesehen, selbst geführt. Die Wiedergabe des Schalls wurde durch ein Hebelsystem von der sich
51 Vgl. Jüttemann 1979, S. 79.
14
drehenden Schallplatte durch die Nadel an die Membran durch die entstehenden Bewegungen
weitergegeben. Die Nadel wurde durch die Wellenlinie der Rillen seitlich hin und her bewegt. Die
sich bewegende Membran erzeugte nur eine geringe Schallschnelle, dass im Umkehrschluss
bedeutete, dass die Lautstarke enorm leise war. Um die Lautstärke zu vergrößern, wurde ein
Trichter zur Verstärkung angebracht. Entscheidend für die Wiedergabe- Qualität des Tons waren
dessen Größe, Form und Material. Die Konstruktionsweise erlaubte es, dass diese einfacher und
kostengünstiger hergestellt werden konnten.
In den 1920er Jahren erlebten die Grammophone ihre Blütezeit. Ab den 1920er Jahren wurden die
Schallplatten zunehmend, nachdem dem Ausbau des öffentlichen Stromnetzes, zunehmend
elektrisch angetrieben und über einen elektrischen Verstärker wiedergegeben.
2.4.2 Trichtergrammophone
Man unterscheidet Trichtergrammophone in Schwenkstabgrammophone und Grammophonen mit
einem Tonarm und feststehenden Trichter. 52
52 Vgl. Fischer 2006, S. 45.
15
Abbildung 8: Trichtergrammophon von der
Firma Mammut
2.4.3 Schwenkstabgrammophone
Bei den Schwenkstabgeräte wird der Trichter und die Schalldose durch das Gleiten in der Rille
weitertransportiert, also die gesamte Einheit fortbewegt. Bei den Geräten mit Tonarm und
feststehendem Trichter (ab 1904) bewegen sich nur die Schalldose und der Tonarm. Bei
Nichtbenutzung ist die Schalldose oft umklappbar („gooseneck“- Tonarm). Durch die separate
Halterung des Trichters, konnte dieser größer und schwerer (und damit lauter) konstruiert werden,
da er jetzt nicht mehr mitbewegt wurde.53
2.4.5 Tiefenschriftgrammophone
Platten mit Tiefenschrift konnten auf Tiefenschriftgrammophonen abgespielt werden. Nur von
Bettini wurden die Grammophone so konstruiert, „(...) dass durch eine verstellbare Schalldose,
sowohl Seitenschriftplatten, als auch Tiefenschriftplatten abgespielt werden konnten. Diese Geräte
sind äußerst selten [zu] finden.“54
53 Vgl. Fischer 2006, S. 45.
54 Vgl. Fischer 2006, S. 53.
16
Abbildung 9: Schwenkstabgrammophon
2.4.6 Koffergrammophone auch „Picknick- Orgel“
1913 wurde das erste Koffergrammophon durch die Firma Samuel, Barnett & Sons Ltd. London
gebaut. Der Name dieses Gerätes war Decca und von diesem Zeitpunkt an begann der Siegeszug
der tragbaren Geräte. Es war nun eine Leichtigkeit, überall Musik hören zu können. 1913 bot es für
die Leute eine ungeahnte Mobilität. Besonders „(...) in den rauschenden 20er Jahren, in denen die
Unterhaltungs- und Tanzmusik (…) boomte, waren die kleinen, tragbaren Geräte en vouge.“ Die ab
1922 vermehrt auf den Markt gebrachten Geräte unterschieden sich zu den ersten. Beispielsweise
wurde der Tonarm bei den ersten Geräten, wie auch die Schalldose noch abgenommen und in einen
Deckel gelegt. Bei nachfolgenden Modellen wurde eine Arretierung des Tonarmes durch eine
Mulde möglich, in die er zurückgeschwenkt wurde. Die Kurbel zum Aufziehen des Geräts musste
außen befestigt werden. Für den afrikanischen und indischen Markt wurden noch bis in die 50er
Jahre Koffergrammophone produziert. 55
Abbildung 10: Koffergrammophon
55 Vgl. Fischer 2006, S. 57.
17
2.4.7 Die Kindergrammophone
Die Kindergrammophone bestanden meist aus Metall. Sie waren häufig „(...) bunt [verziert] und mit
verschiedenen Motiven versehen.“ Dieses Gerät spielte vorwiegend Platten, die einen geringen
Durchmesser besaßen. Auf diesen Platten befanden sich meist Kinderlieder oder Märchen. Viele
Kindergrammophone wurden aufgrund ihres Blechanteils in den Kriegsjahren, welches man als
Rohmaterial benötigte, zerstört. Durch das Kindergrammophon wurde eine neue Generation von
Plattenhörern geprägt, die möglicherweise ausschlaggebend waren für den späteren Konsum von
Vinylschallplatten im Erwachsenenalter.56
Abbildung 11: Kindergrammophon
2.5 Die Entwicklung des Antriebes
Lange wurde nach einer Lösung des richtigen Antriebes gesucht, damit sich der Tonträger
gleichmäßig drehen kann. Der Antrieb erfolgte beispielsweise von einer Handkurbel auf die
optimale Umdrehungszahl gebracht. Diese optimale Umdrehungsgeschwindigkeit konnte nur per
Gehör der kurbelnden Person ermittelt werden. Da sich dies aber als schwierig gestaltete wurden
später im Jahre 1889 Geräte mit einer Rutschkopplung entwickelt. Die Rutschkopplung setze ein,
wenn sich der Mechanismus entsprechend schnell drehte. Die Kopplung reguliert die Rotation
entsprechend, damit keine weitere Beschleunigung erfolgen kann. Auch die Antriebsmöglichkeiten
wurden verändert, so konnte der dieser beispielsweise durch ein Fußpedal, welches dem Antrieb
einer Nähmaschine sehr ähnelte bewegt. Hinzu kamen die Möglichkeiten den Antrieb durch eine
56 Vgl. Fischer 2006, S. 56.
18
Wasserturbine oder mit verschiedene Heißluftmotoren zu steuern. Eine weitere Option war der
Antriebe durch Gewichte, diese aber alle letztendlich ab den 1930er Jahren durch den Federlauf
ersetzt wurden. (Der Federlauf setzte sich als Antriebsmöglichkeit gegenüber den anderen Verfahren
durch. ) Schon im 1930er Jahre waren 70% der gebauten Walzen- und Plattenspieler mit einem
Federbetrieb ausgestattet (vgl. Fischer 2006, S.39). „Die meisten Antriebswerke wurden in den
Hochburgen der Uhrenmacherkunst, anfangs in der Schweiz (St. Croix), später im Schwarzwald
gefertigt.“57 Elektrisch angetriebene Werke wurden bereits 1887 von Edison in einen Phonographen
mit Elektromotor eingesetzt.58 „Mit dem Ausbau des öffentlichen Stromnetzes (zwischen 1910-
1930) wurden diese ursprüngliche Exoten unter den Geräten immer gängiger.“59
2.6 Die Aufnahmen
Durch die Erfindung der Walzen und Platten konnten sich auch einfache Menschen, ihre Stars mit
in ihr Wohnzimmer holen. Die Aufnahmetechniken steckten noch in den Kinderschuhen. Der
Sekretär an der New Yorker Metropolitan Opera Linoel Mapleson versuchte trotzdem die ersten
Live Aufnahmen zwischen 1901 und 1903 zu machen.60 Da die Technik zu jener Zeit nicht in der
Lage war ein ganzes Orchester aufzunehmen. Stattdessen wurde ein einziges Klavier zur
Begleitung und ein Tenor eingesetzt. Doch auch die Aufnahme wurde im Laufe der Zeit verbessert,
sodass es 1905 schon möglich war Bläser zusätzlich mit aufzunehmen.
57 Vgl. Fischer 2006, S. 39.
58 Vgl. Ebd.
59 Vgl. Fischer 2006, S. 39.
60 Vgl. Fischer 2006, S. 31.
19
2.7 Die Pathé-Platten
Abbildung 12: Warenzeichen der Firma
Pathé Frères
Charles Pathé ließ sich ca. 1893 einen Phonographen aus den USA nach Frankreich liefern, da aber
die in englischer Sprache gefassten Walzen, wenig Anklang zum Beispiel in Paris fanden,
beschlossen die Brüder Pathé die Wachswalzen selbst zu bespielen.61 Durch sie wurde der
Phonograph in Frankreich, als der Apparat unter der Bezeichnung „ Hahn kräht“ bekannt.
Die Besonderheit der Pathé- Platten ist, dass sie nicht die Seitenschrift nach Emile Berliner, sondern
die Tiefenschrift nach Edison für ihre Walzen verwendet haben. Jene Wiedergabeschrift wird
dementsprechend nicht an der Walze entlanggeführt, „(…) sondern vollführt eine Berg- und Talfahrt
“.62 Dadurch, dass die Edison- Schrift zum Einsatz kam, wurden wie sonst üblich keine Stahlnadeln,
sondern Saphir – Kugelstifte eingesetzt. Zudem wurden die Platten von innen nach außen
abgespielt. Außerdem besaßen sie einen Durchmesser von 24 cm und 28 cm. Die Abspieldauer
dieser Pathé- Platten betrug im Schnitt 4,5- 5 Minuten, bei 150 Umdrehungen pro Minute.63
61 Vgl. Jüttemann 1979, S. 92.
62 Vgl. Jüttemann 1979, S. 93.
63 Vgl. Ebd.
20
2.8 Schallplatten
Charles Sumner Tainter erstellte bereits 1880 die erste Schallplatte, nachdem ihm auffiel, dass die
Mängel (Qualität) bei der Edison- Walze ausgeglichen werden könnten. Den Nachteil würde er
durch eine Tonrille, welche spiralförmig auf einer flachen Scheibe eingraviert wird, umgehen.
Zugrunde dieser Idee liegend entwarf er einen Prototyp eines Apparates, mit dem man Aufnahmen
tätigen könnte.64 Dadurch, dass er mit Schwierigkeiten mit der Technik konfrontiert war, gab er
diese Versuche auf.
2.9 Schellackplatte
Der bedeutendste Vorgänger der Vinylschallplatte ist die Schellackplatte gewesen. Die erste
Schallplatte aus Schellack besaß einen Durchmesser von 22 cm und hatte eine Drehgeschwindigkeit
von 65 und 82 UpM (Umdrehung pro Minute). Überwiegend wurden die Schallackplatten mit der
Seitenschrift versehen.
2.9.1 Tonträger Schallplatte
Die im oberen Teil beschriebene rein aus Zink bestehende Zinkplatte entwickelte „arg störende
Nebengeräusche“.65 Die unangenehmen Nebengeräusche waren 1879 normale
Begleiterscheinungen von Platten, dem zufolge wurde nach einer Lösung dieses Problems
gesucht.66 Emilie Berliner experimentierte deshalb auch mit anderen Materialien, wie Zelluloid und
Hartgummi, doch der gewünschte Effekt, dass keine Nebengeräusche auftreten würden, trat nicht
ein.
Im Jahre 1897 verwendete Berliner einen Werkstoff der Duranoid- Company of Newark/ N. J.,
welches bei der Herstellung von elektrischen Isolationsköpfen eingesetzt wurde. Dieser Werkstoff
enthielt größtenteils Schellack, Schwerspat, Ruß und Kuhhaare. Dieser Werkstoff diente sehr lange
nach Verbesserungen, als Plattenwerkstoff.67
Erst Emile Berliner gelang es das Material, aus dem die Platten bestanden und aus der eine
erstklassige Pressung von der Metallmatrize abgenommen werden konnte, zu optimieren.68
64 Vgl. Fischer 2006, S. 92.
65 Vgl. Jüttemann 1979, S. 79.
66 Vgl. Jüttemann 1979, S. 81.
67 Vgl. Jüttemann 1979, S. 80.
68 Vgl. Fischer 2006, S. 90.
21
2.9.3 Material
Anfänglich wurden Experimente mit Celluloid, Hartgummi und Siegellack durchgeführt. Diese
Materialen erwiesen sich jedoch nicht als geeignet, da sie der Stahlnadel und ihrer hohen
mechanischen Belastung nicht standhielten.69 Schellack setzte sich als Material aufgrund seiner
besseren Eigenschaften durch.
2.9.4 Die Herstellung einer Schellackplatte
Schellack stammt von der weiblichen Gummilackschildlaus(Kerria lacca). Ihre harzartigen
Ausscheidungen werden als Schellack bezeichnet. Die Schildläuse sondern das Sekret zum Schutz
ihrer Brut auf ihrer gesamten Körperfläche ab und überziehen zusätzlich Äste und Zweige der
Bäume, auf denen sie leben. Dieses Sekret, unter anderem auch als Gummilack bezeichnet, wird
durch das Saugen von bestimmten Pflanzensäften aus Bäumen gewonnen und eigens produziert.
Da sich diese Bäume hauptsächlich in Süd- und Südostasien wachsen, wurde Schellack dem
zugrundeliegend speziell dort gewonnen.70 Möchte man ein Kilogramm Schellack gewinnen, so
wird das Sekret von 300 000 Läusen benötigt.71
Die Platten bestehen aus Schellack, dem weitere Inhaltsstoffe beigefügt werden. Hinzu kam
Gesteinsmehl, das entweder aus rotem Lehm oder freier Kieselerde bestehen konnte. Aber nicht nur
Gesteinsmehl wurden beigemischt, Fasern, wie zum Beispiel Tierhaare und zum einfärben des
Gemischs mit Ruß oder Kohle versehen.72 Jedoch gab es auch andere Möglichkeiten für
Bindemittel, wie Schwerspat, bekannt auch unter seiner chemischen Bezeichnung Bariumsulfat, wie
Ruß und Kuhhaare. Später wurden diese Haare, durch Baumwollflocken ersetzt. Schellack trug
dazu bei, dass das Bariumsulfat, das Gesteinsmehl, der Ruß, wie auch die Baumwollflocken zu
einer verschleißfesten Masse verbunden wurde.73
Diese Inhaltsstoffe wurden gemahlen, gesiebt, gemischt und anschließend auf 110˚C erhitzt. Die
Besonderheit bei diesem Fertigungsprozess war es, dass penibel bei der Bearbeitung der
Inhaltsstoffe darauf geachtet wurde, dass keine Fremdkörper sich in den einzelnen
Fertigungsschritten befanden. Diese Masse wurde dann anschließend auf ein Band gelegt, auf dem
69 Vgl. Fischer 2006, S. 90.70 URL: http://www.zusatzstoffe-online.de/zusatzstoffe/274.e904_schellack.html, abgerufen am 23. Januar 2015.
71 Vgl. Fischer 2006, S. 91.72 Vgl. Fischer 2006, S. 90.
73 Vgl. Ebd.
22
diese Masse in „(…) kleine Quadrate eingeteilt und eingeritzt (…)“ wurde.74 Nachdem diese
Quadrate abgekühlt sind, wurden sie in viereckige Abschnitte in sogenannte „Biskuits“ gebrochen.
Diese „Biskuits“ werden erneut erwärmt und in eine Presse hineingelegt. Bei dem Vorgang wird
sogleich das Etikett in die Schellackplatte eingepresst.
Nachdem Herstellungsprozess wurden die Platten auf Fehler kontrolliert. Wurden Platten mit
Press- und Schönheitsfehlern entdeckt, so wurden diese umgehend aussortiert und für eine erneute
Fertigung wiederwendet. Anschließend wurden die Ränder der Platten abgeschliffen. Nach dem
Schleifen wurden stichprobenartig Musikprüfungen durchgeführt.
Schellack wurde deshalb gegenüber dem natürlichen vorkommenden Harz vorgezogen, da dieses
wenn sich dieses nicht im Rohzustand befindet, wo es sehr zäh ist, eine hervorragende
Fließeigenschaft, wie auch eine enorme Hitzebeständigkeit und einen hohen Widerstand gegen
Wasser aufweist.75 Gerade in Kriegszeiten, wie auch in den Nachkriegszeiten war die
Recyclingsfähigkeit des Materials von allergrößter Bedeutung. Es kam zu jenen Zeiten nicht selten
vor, wenn man eine Schellackplatte käuflich erwerben wollte, eine im Gegenzug zurückgab,
wodurch wiederum viele wichtige Musikdokumente verloren gingen.
Problematisch war die hohe Sprödigkeit der Schellackplatte.
2.9.5 Das Ende der Schellackplatte
Die Nutzung von Schellack war selbst im Zweiten Weltkrieg immer noch Standard, obwohl schon
bereits besser geeignete Materialien für die Schallplattenproduktion bekannt waren. Viele Fabriken,
die Schellackplatten produzierten, wurden zerstört. Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges und
der Aufteilung Deutschlands durch die Alliierten, entstanden zum Beispiel in West Deutschland
viele neue Plattenmarken. Grund für die Entstehung war die hohe Nachfrage nach amerikanischer
Jazz- und Swingplatten, die befriedigt werden sollten. Die Schellackplattenproduktion erholte sich
rasend, durch die sich immer mehr durchsetzende Langspielplatte. Durch die besser werdende
Qualität der Schellackplatten konnten immer mehr Musikfans dafür gewonnen werden. Trotzdem
wurde von der breiten Bevölkerung nach stabilen, pflegeleichteren Platten verlangt. Dies führte
dazu, dass die „obsoleten und zerbrechlichen Schellackplatten“ ihr Ende im Jahr 1958 in den
westlichen Ländern fand. In der sowjetisch besetzten Zone, welche später zur DDR wurde, ist die
gesamte Schallplatten produzierende Industrie unter staatlichen Besitz gestellt worden. Zudem
wurde der Konzern „VEB Lied der Zeit“ gegründet. Durch Labels, wie „Amiga“, „Eterna“ und
„Lied der Zeit“ wurden noch bis 1960 Schellackplatten produziert.76
74 Vgl. Fischer 2006, S. 90.75 Vgl. Ebd. 76 Vgl. Fischer 2006, S. 112.
23
3 Entstehung der Vinylschallplatte
1930 brachte die Radio Corporation of America Victor, kurz RCA-Victor, die erste langspielende
Schallplatte aus Polyvinychlorid heraus, vermarktet als „Program Transcription Discs“. Diese
revolutionäre Platte war gedacht für 33⅓ Umdrehungen pro Minute, hatte einen Durchmesser von
12" bzw. 30cm und war nahezu unzerbrechlich. RCA nannte das PVC, womit die Platte überzogen
war "Vitrolac". Dieser Begriff sorgte für Verwirrung und kam auch in dem Werk von Roland Gelatt
"The Fabulous Phonograph" vor, ohne Klarzustellen, dass es sich hierbei tatsächlich um das
Material Polyvinychlorid handelte.77 Was Gelatt allerdings in seinem Werk feststellte, ist die
Annahme, dass sich RCA-Victor aufgrund von Mangel an geeigneten Wiedergabegeräten. Ein
anderer Grund war der schlecht ausgearbeitete Marketingplan. Zu den gepressten Platten wurden
die in weniger Zahl herausgebrachten Wiedergabegeräten, die aber viel zu teuer für die
Konsumenten waren, da mit Anfang der 30er Jahre die Weltwirtschaftskrise anfing zu wüten. Ein
Blick auf die Zahlen kann uns den wirtschaftlichen Misserfolg erklären. Während im Jahre 1929 in
Amerika noch 110 Millionen Platten verkauft worden sind, war der Umsatz auf klägliche 6
Millionen im Jahre 1932 gesunken.78 Über die nächsten Jahre konkurrierte RCA-Victor mit der
Firma "Dime Store Labels" und versuchte günstigere Modelle vorzustellen, um für einen
Durchbruch zu sorgen. Dies gelang diesen Firmen über die Jahre nicht.
77 Penndorf, Ron: RCA Victor Red Seal Labelography. RECOLLECTIONS: Fine Vintage LPs and Journal of Recorded Music. URL: http://ronpenndorf.com/labelography4.html , abgerufen am 19.01.2015.
78 Große, Günter: Von der Edisonwalze zur Stereoplatte. 2. Auflage. Berlin: VEB Lied der Zeit, 1989. S. 99.
24
Abbildung 13: RCA-Victor Program Transcription Discs
3.1 Chemische Aspekte und PVC als Sprungbrett
Das Naturprodukt Schellack war bekannterweise äußerst teuer und brachte, wie bereits oben zuvor
beschrieben, Nachteile mit sich. Mit der Entwicklung der ersten Kunststoffe, zu denen Zelluloid
und Bakelit gehörten, wurde das Tor zu einer neuen Welt geöffnet. Nach dem großen Erfolg von
Bakelit wurde die Forschung beflügelt. Man entdeckte zahlreiche Kunststoffe und darunter auch
Polyvinylchlorid, der die Schallplattenindustrie revolutionierte.79 Um zu verstehen, wieso PVC die
Schallplatte begünstigte, sollte man sich mit den Eigenschaften des Stoffes auseinandersetzen und
ihre positiven Eigenschaften bzw. Vorteile gegenüber anderen Stoffen herauskristallisieren. Dabei
könnte man sich der Frage stellen, welche Eigenschaften eine Schallplatte haben sollte, um für eine
optimale Nutzung und Wiedergabe zu sorgen. Folgende Aspekte sollten hierbei in Betracht gezogen
werden:
• Bruchsicherheit: Der Stoff sollte dem Druck des Tonabnehmers auf die Platte widerstehen
können und keine Schäden hinterlassen oder diese zumindest stark reduzieren.
• Gewicht: Die Schellackplatten waren äußerst schwer. Man erhoffte sich vom Gewicht her
leichtere Platten, um den Transport erleichtern und die Haptik zu verbessern.
• Hydrophobie: Die Platte sollte kein Wasser absorbieren und in Wasser praktisch unlöslich
sein, da das zu Krümmung der Platte führen könnte.
• Preis: Wird das zu herstellende Produkt ein Erfolg, so wird es höchstwahrscheinlich
massenangefertigt. Dabei setzte man natürlich auf eine preiswerte Produktion und niedrige
Transportkosten, die wiederum davon beeinflusst sind, wie schwer die Ware ist.
PVC brachte genau diese Eigenschaften mit sich. Es war leicht zu verarbeiten, bruchsicher, leicht,
wasserabweisend und günstig. PVC gehört zu der Kunststoffgruppe der Thermoplaste, ist also aus
kettenartigen Makromolekülen aufgebaut. Da es verglichen mit vielen anderen Kunststoffen relativ
wenige Kohlenstoffatome enthält, ist für die Herstellung von PVC auch weniger Erdöl oder Erdgas
nötig, was einen niedrigeren Preis mit sich brachte. Somit wurde 1948 Schellack endgültig vom
Kunststoff Polyvinylchlorid abgelöst.
Wichtig ist es hinzuzufügen, dass die Zugabe von Weichmachern und Stabilisatoren das PVC
weich, formbar und für technische Anwendungen eignen lässt. Das von Grund aus harte und spröde
79 URL: http://www1.wdr.de/fernsehen/wissen/quarks/sendungen/unkaputtbar-hommageansplastik100.html, abgerufen am 17.01. 2015.
25
PVC ist ein anderes als das, was für die Herstellung von Vinylschallplatten gebraucht wird.
Heutzutage ist das für Vinylschallplatten genutzte PVC ein sogenanntes Granulat aus dem
Kunststoff PVC Compound. Dieses ist mit Zusatzstoffen versehen, um Elastizität, Zähigkeit, Glanz
und Verarbeitbarkeit zu erhöhen. Natürlich ist dieser Stoff in zahlreichen Farben erhältlich und
findet Anwendung in verschiedensten Branchen, wie z.B. der Bau-, Automobil-, der Elektro- oder
Hausgerätsindustrie.
3.2 Technische Aspekte
Bei der Herstellung der Schallplatte achtetet man neben den chemischen Aspekten auch auf
technische Aspekte, die sich während ihrer Entwicklung über die Jahre mehrmals verändert und
angepasst haben. Je nach Durchmesser passten mehr Rillen auf die Schallplatte und Fortschritte im
Bereich der Tonabnehmern und Abtastnadeln, sowie in der Entwicklung verbesserter
Plattenschriftarten bedeuteten erst einmal eine längere Spieldauer und die Auskopplung von einigen
Formaten, von denen sich heute einige als Standard etabliert haben. Diese Formate wurden auch
von Compact Discs, wie wir sie heute kennen, übernommen. Je mehr Spieldauer die Platte hatte,
desto mehr Freude hatte der Verbraucher. Vor 1930 waren Schellackplatten mit einem 30cm
Durchmesser und 78 U/min üblich, die eine Spieldauer von nur 3,5 – 4,5 Minuten pro Seite
26
Abbildung 14: PVC Compound
zuließen. Die ersten Platten wurden sogar nur einseitig benutzt. Man war bestrebt Verzerrungen,
Unterbrechungen, sowie lautes Knistern und Knacken zu vermeiden. Zu diesen Fehlern trägt vor
allem der Tonabnehmer des Plattenspielers herbei. Aus diesem Grund ist es durchaus signifikant
sich mit der Technik hinter dieser Komponente auseinanderzusetzen. Man konnte eine
Schellackplatte auf den älteren Geräten zwischen 75 und 125 Malen abspielen konnte bis sie
komplett den Geist aufgegeben hatte. Die Platte wurde im Laufe ihrer Nutzung abgenutzt und
hinterließ bemerkbare Spuren, die zur Reduzierung der Klangqualität führten. Die mit der Zeit
entstandenen Unreinheiten und Kratzer haben das ohnehin schon laute Knacksen und die
Unterbrechungen verstärkt.
3.2.1 Formate
Als Formate haben sich über die Jahre drei als Standard etabliert. Dazu zählt die Single, die
Extended Play (EP) und die Longplay (LP). Beitragend für den Erfolg der Vinylschallplatte war die
Langspielplatte. Doch auch die Single hatte ihren Durchbruch. In den Jahren 1948/49 konkurrierten
die Firmen Columbia Records und RCA-Victor in einem Formatkrieg, der "Battle of the Speeds"
genannt worden ist und auf den Ursprung bzw. die Entstehung der Formate zurückzuführen ist. Wir
möchten hier auf speziell auf die Longplay und 7"-Single eingehen, da diese Formate dazu
beitrugen, dass die Schallplatte bei Verbraucher und Plattenfirma beliebt geworden sind und somit
die Vinyl in ihrem Siegeszug begünstigten.
3.2.1.1 Die Langspielplatte
Wie bereits erwähnt, war die RCA-Victor revoulutionär für das Herausgeben der ersten
Vinylschallplatte im Jahre 1930. Doch auch schon vorher gab es einige erfolglose Versuche die
Langspielplatte als Standard zu etablieren, die alle aufgrund großen Makeln in der
Klangreproduktion, vor allem in höheren Frequenzbereichen, mangelten.80 Zuvorige Versuche mehr
Rillen auf die damalige Schellackplatte einzugravieren waren vergebens, da das Material kleinere
Rillen nicht zusammenhalten konnte und die Klanginformation dadurch nicht verarbeiten.81
Erfolgreich begann es im April 1948, als Columbia Records unter der Führung von Dr. Peter Carl
Goldmark, einer der größten US-Schallplattenproduzenten, mit der neuen Langspielplatte mit 30cm
Durchmesser für 33 1/3 U/min herauskam. Auf Grund eines neuen Schallplattenmaterials aus
80 Millard, Andre: America On Record - A History of Recorded Sound. Cambridge University Press, 1995. S. 195.81 Millard, Andre: America On Record - A History of Recorded Sound. Cambridge University Press, 1995. S. 202.
27
Polyvinychlorid und Polyvinylazetat82 konnten die Plattengeräusche der „Vinylite-Platten" nach
Messungen der Deutschen Grammophon-Gesellschaft, um etwa 6db gegenüber dem bisher
verwendeten Schellack gesenkt werden. Das war für den Kenner sicherlich herauszuhören, für den
Erfolg des breiten Publikums allerdings nicht ausschlaggebend. Der Erfolg war mehr dem richtigen
Zeitpunkt und Ortes zuzuschreiben, sowie ein mehr durchdachter Marketingplan. Der zweite
Weltkrieg war vorbei und auch Europa fing an erstmals wieder aufzuatmen. Das bedeutete, dass
sich die Menschen allmählich auch wieder an einen qualitativ hochwertigeren Lebensstil gewöhnen
konnten und somit Musik und Kunst mehr in den Vordergrund rückten.
3.2.1.2 Die 7"-Single
Obwohl sich Columbia Records sehr selbstbewusst und innovativ der Öffentlichkeit präsentiert
hatte, war RCA-Victor als langjähriger Konkurrent nicht ausgeschieden. 1949 setzte ein das
Unternehmen einen Meilenstein mit dem Singleformat. Abweichend zur Langspieplatte hatte diese
einen Durchmesser von 7 Zoll (umgerechnet 17,78cm) und wurde nicht mit den revolutionären 33
1/3 Umdrehungen pro Minute abgespielt, sondern mit 45. Vom Äußerlichen war die Single vor
allem durch sein großes Mittelloch hervorstechend. Weitere Singleformate, die nachfolgend auf den
Markt kamen waren die 10"-Single und die 12" Maxi-Single.
82 Große, Günter: Von der Edisonwalze zur Stereoplatte. 2. Auflage. Berlin: VEB Lied der Zeit, 1989. S. 127-128.
28
Abbildung 15: Columbia Records' erste LP
Mit der Entdeckung und Nutzung von Polyvinylchlorid konnten jetzt auch Schallplatten hergestellt
werden, die eine Spieldauer von 30 Minuten oder mehr erreichen konnten. Die gewöhnlichen 80 bis
100 Rillen, die per Zoll in das Rohling geschnitten wurden, wurden auf 224 bis 260 erhöht. Das war
die Entstehung der "Microgrooves" (zu Deutsch: Kleinstrillen).83
Zudem wurden kleinere Abtastnadeln eingesetzt und es kam zu einer deutlichen Steigerung sowohl
der Tonqualität als auch der Spieldauer. Man verwendete meist 33⅓ U/min, nur für kürzere
Aufnahmen 78 U/min. Somit hatte das Radio bereits ein der Vinyl-LP ähnliches Schallplattenformat
in Verwendung, lange bevor die „Mikrorillenschallplatte“ der breiten Öffentlichkeit vorgestellt
wurde.
83 Millard, Andre: America On Record - A History of Recorded Sound. Cambridge University Press, 1995. S. 204.
29
Abbildung 16: "Texarkana Baby" Eddy Arnold (1949), die erste
weltweit kommerziell erfolgreiche 7"-Single .
3.2.2 Plattenspieler
Wie bereits ausführlich oben beschrieben, gehören das Grammophon und der Phonograph zu den
Vorläufern des Plattenspielers. Zu den damaligen Schellackplatten mussten natürlich geeignete
Abspielgeräte herausgebracht werden. Ohne die Erfindung des elektrischen Plattenspielers, hätte die
Schallplatte ihren Ruhm nicht genießen können, da diese Komponente das Medium war, auf der die
Platte abgespielt worden ist. Die Schellackplatte war die erste massenangefertigte Platte und so
kamen Anfang der 1920er-Jahre die ersten elektrischen Aufnahmen in Kombination mit
elektrischen Tonabnehmern auf den Markt. Dadurch entstand der Begriff des elektrischen
Grammophons, der 10 Jahre später vom Begriff des "Plattenspielers" abgelöst worden ist, da
Kurbelgrammophone vom Markt verschwanden und der elektrische Antrieb des Tellers sich
etablierte. Plattenfirmen haben in diesen Jahren stark gegeneinander konkurriert und versucht sich
auf dem Markt gegeneinander auszuspielen. Jede Firma war bestrebt ein Monopol aufzubauen.
Dabei war es üblich, dass Schallplatten von einer Firma auch nur auf deren herausgebrachten
Abspielgeräten kompatibel waren und mit Geräten anderer Firmen nicht funktionierten. Eines der
erfolgreichsten und einflussreichsten Modelle waren die angefangen im Jahre 1906
herausgebrachten Grammophone, genannt "Victrola" der Victor Talking Machine Company.84 Es
kamen zahlreiche Modelle dieser Art auf den Markt unter denen das VV-XI Modell das meist
verkaufte war.85
84 Millard, Andre: America On Record - A History of Recorded Sound. Cambridge University Press, 1995. S. 130-132.85 URL: http://www.victor-victrola.com/Production%20Volumes.htm, abgerufen am 08.02.2015.
30
Abbildung 17: Statistik der Absatzzahlen der Victrola Modelle
Nach 1948 dann, mit dem Durchbruch der Vinylschallplatte, wurden die neuen Formate etabliert.
Die alten Abspielgeräte waren allerdings nur für Platten geeignet, die für gewöhnlich mit 78
Umdrehungen pro Minute rotierten, da dieses Format für Schellackplatten als Standard galt. Dies
führte zu Frustration und gleichzeitig Verwirrung unter den Konsumenten, da man beispielsweise
Platten von Freunden nur bei sich abspielen konnte, wenn auch der Freund das selbe Abspielgerät
besaß. Um dem zu unterbinden, kamen die Firmen ständig mit Erneuerungen und Ausbauungen für
die Plattenspieler heraus, um die neuen Formate zu unterstützen. Zudem waren die Abspielgeräte
und das Zubehör sehr teuer, wodurch die Verbraucher oft vor einem Dilemma standen sich zu
entscheiden, da das Aneignen mehrerer Abspielgeräte ein Vermögen kostete.
Columbia Records brachte somit kooperierend mit der Philco Company zu den Vinyls im Jahre
1948 günstige Plattenspieler heraus, die für 29,95 Dollar erhältlich waren und in einer
muschelschalenartigen Plastikkiste verkauft wurden. Mit diesem unschlagbaren Preis war der
Durchbruch garantiert. Werfen wir einen Blick auf die Technik, die hinter solch einem
Plattenspieler steckte. Unser Augenmark werden wir dabei auf das Herzstück des Plattenspielers
legen, der Abtastnadel.
31
Abbildung 18: Das meist verkaufte (ca.
850.000 Stück) Victrola Modell VV-XI aus dem
Jahr 1910.
3.2.3 Tonabnehmer und Abtastnadel
Die ersten Grammophone waren mit einer simplen Nadel bestückt, die völlig aus Stahl bestand und
deren Spitze einfach spitz geschliffen war. Diese Art der Nadel war sehr leicht auszutauschen, hatte
aber den Nachteil, die Rille des Schellacks sehr zu beanspruchen. Ein weiteres Manko war die
schnelle Abnutzung der etwa 0,7 Millimeter breiten Nadel. Nach nur wenigen Abspielstunden war
die Nadel nicht mehr zu gebrauchen und musste gewechselt werden.
Mit den herkömmlichen Nadeln für Grammophone waren die neuen Vinylschallplatten nicht
abspielbar, da die Rillen durch die Microgrooves wesentlich schmaler wurden. Somit wurden neue
Tonabnehmersysteme entwickelt, die mit Saphir-Nadeln arbeiteten. Edison war hier wieder der
Erste, der seit 1892 mit Edelsteinen experimentierte. Saphire waren in dem Sinne vorteilhafter, da
sie feiner geschliffen werden konnten und somit in der engeren Rille der Vinylschallplatten laufen
konnten, viel härter als die üblichen Stahlnadeln in alten Grammophonen waren und somit eine
längere Haltbarkeit mit sich brachten. Nachteilig war allerdings die sehr schnelle Abnutzung der
Platte, die nach nur wenigen Malen diese beschädigte und für Knacksen und Knistern sorgte. Grund
dafür war die Härte des Materials. Die Saphir-Nadel wirkte wie eine Fräse, auch bedingt durch die
relativ hohen Auflagekräfte, um den Saphir in der Rille zu halten. Trotzdem war das ein großer
Sprung, da eine Saphir-Nadel einfach eine vielfach längere Lebenszeit hatte. Neben der Saphir-
32
Abbildung 19: Victor Talking Machine mit Stahl-Nadel
Nadel, konnte sich bis heute die Diamant-Nadel durchsetzen. Diamanten sind von ihren
Eigenschaften her der härteste Stoff, deshalb werden diese Nadeln auch nicht abgenutzt und werden
aus dem Grund bis heute ans Ende moderner Tonabnehmer angebracht. Das erste Erscheinen dieses
äußerst revolutionären Materials in der Schallplattenindustrie haben wir wieder Thomas Alva
Edison zu verdanken. 1926 präsentierte dieser als eine seiner letzten Erfindungen eine
Langspielplatte mit extremer Mikrorille namens Diamond Disc, die bei 80 U/min und 24cm
Durchmesser eine Laufzeit von mehr als 20 Minuten pro Seite aufwies. Die Platte konnte nur mit
einem speziellen Diamant-Abnehmer wiedergegeben werden und war einen halben Zentimeter dick,
um jegliche Flexibilität zu beseitigen. Die Empfindlichkeit der Mikrorillen, deren Wände schon
durch normales Berühren der Platte beschädigt werden konnten, verhinderte jeden kommerziellen
Erfolg des Systems, das nur einige Monate lang auf dem Markt blieb.86
86 Millard, Andre: America On Record - A History of Recorded Sound. Cambridge University Press, 1995. S. 132-133.
33
Abbildung 20: Edison Diamond Phonograph
3.3 Herstellung
Es liegt auf der Hand, dass die Vinylschallplatte massenangefertigt wurde und das auch
Voraussetzung sein musste, um sich weltweiten Erfolg zu versprechen. Aus diesem Grund ist es
wichtig auf den Herstellungsprozess einzugehen. Um an Informationen zur Herstellung zu
gelangen, haben wir der Firma Disc Partner Berlin (Niederlassung Berlin: AAA Media Solutions
GmbH & Co. KG)87 einen Besuch abgestattet und uns ausgiebig über den Herstellungsprozess
unterhalten und informiert.
3.4 Master
Das richtige Mastering vorab ist sehr wichtig, da dabei die Tracks auf den maximalen Pegel und auf
auch auf das Frequenzspektrum, das eine Vinylplatte wiedergeben kann, optimiert werden. Nicht
umsont besitzen einige Spezialisten Kultstatus, weil sie gekonnt mastern und besonders gute
Schnitte machen. Bei der Herstellung muss anfangs ein Master erstellt werden. Das bedeutet, dass
die aufgenommene Musik in die Rillen geschrieben werden muss. Dies geschieht in einem
Schnittstudio mittels eines Schneidstichels. Der Kern des Masters ist eine dünne Scheibe aus
Aluminium. Die Oberfläche sollte besonders glatt sein, deshalb wird sie geschliffen und poliert.
In der Beschichtungsanlage erhält die polierte Alumiumscheibe einen Überzug aus
87 URL: http://www.discpartner.de/.
34
Abbildung 21: polierte Aluminiumscheibe
Nitrocelluloselack. Dabei wird der Lack, dessen Konsistenz Nagellack ähnelt, mit einem
Vorhangbeschichter aufgetragen und bezogen. Eine Rakel streift den überschüssigen Lack ab. Der
Überschuss wird aufgefangen und wiederverwendet. Die Lackschicht beginnt an der Luft sofort zu
trocknen und wird hart. Hierbei können trotzdem Schönheitsfehler auftreten, die vom Personal an
einer Kontrollstation auf Dellen, Beulen und Verunreinigungen überprüft wird. Die Ausschussquote
ist sehr hoch (bis zu 50%), da jeder kleinste Fehler die Platte unbrauchbar macht. Die
unbrauchbaren Platten werden recycled. Die brauchbaren Scheiben erhalten eine
Kunststoffeinfassung am Seitenrand, die als Abstandhalter dient und verhindert, dass die
Lackschicht beim Stapeln und Hantieren beschädigt wird.
Mit einer hydraulischen Presse wird ein Loch in Mitte der Scheibe gestanzt, woraufhin die Scheibe
auf eine Spindel gesteckt wird. Ein Roboter lässt eine kleine Kunststoffscheibe auf die Spindel
gleiten, die das Loch verstärkt und auch als Abstandhalter dient. Diese Scheiben sind jetzt für das
Aufnahmestudio bereit. An einer Aufnahmemaschine kommt die Musik auf die Scheibe. Nachdem
die Scheibe auf die Maschine gelegt wird, wird die Randeinfassung entfernt. Auf das Loch in der
Mitte wird ein Schlauch mit einem Sauger gesetzt, der der Fixierung der Platte auf der Unterlage
dient. Der Schneidstichel und ein Mikroskop wird über der Scheibe positioniert. Der Schneidstichel
senkt sich am äußersten Rand der Scheibe und nimmt dort einen Testschnitt vor. Mit dem
Mikroskop wird die Testrille begutachtet. Die Maschine wird genau justiert, die Einführrille wird
geschnitten und dann wird die Musik aufgezeichnet. An der Spitze des Schneidstichels sitzt ein
Saphir, der eine Rille in die Lackschicht schneidet. Vom Anfang bis zum Ende besteht die
35
Abbildung 22: Lackscheibe mit Abstandhalter
Aufnahme aus einer einzigen Rille, die sich spiralförmig vom äußeren Rand bis zur Mitte der
Scheibe zieht.
Ein Computer überwacht die gesamte Aufzeichnung und justiert, wenn nötig, den Rillenabstand
nach. Während der Schneidstichel die Rille in den Lack schneidet, entfernt ein kleiner Staubsauger
den Abfall. Die Rille ist 40 Mikrometer breit, das entspricht der Dicke eines menschlichen Haars.
Der Abstand zwischen den Rillen beträgt 70 Mikrometer. Um Bässe wiederzugeben muss der
Schneidstichel breitere Rillen schneiden. Damit verkürzt sich die Gesamtlänge der Rille und somit
die Spieldauer der Platte. Das Gleiche gilt für generell lautere Klangsignale, die von der Maschine
erkannt werden und dementsprechend in die Platte geritzt werden. Je größer also der Bassanteil
oder lauter das Klangsignal, desto kürzer die Spieldauer und länger der Rillenabstand. Ist die
Aufnahme fertig, wird eine Stützschablone aufgesetzt und eine Seriennummer in die Platte graviert.
3.5 Pressung in der Fabrik
Damit die Rillen in tausende Vinylplatten gepresst werden können, muss von dem zarten
Lackmaster ein Negativabdruck gemacht werden. Dieser Abdruck muss stabil genug sein, um viele
tausend Mal als Pressmatrize dienen zu können. Anfangs wird das Master in der Galvanik
vorbereitet und mit Seifenwasser bzw. deionisiertem Wasser gereinigt. Das Spülen ist sehr wichtig,
um jeweilige Rückstände oder Substanzen von dem Master zu entfernen und wird nach jeder
Behandlung wiederholt. Danach wird es in ein kaliumhydroxidhaltiges Entfettungsbad getaucht, um
36
Abbildung 23: Der Saphir schneidet Rillen in die Platte
folieneigene Ausgasungen und Fingerrückstände zu entfernen. Nach erneutem Ausspülen sind
nächste Arbeitsschritte nötig, damit ein geschlossener Wasserfilm entstehen kann. Das Master wird
nacheinander in drei verschiedenen Bädern mit unterschiedlichen Vorbehandlungslösungen benetzt
und so zum Versilbern vorbereitet. Dabei ist gutes Timing einzuhalten, da es zu erhöhtem
Grundrauschen kommen kann, wenn es zu lange in der Lösung liegt. Wird es zu früh
rausgenommen, kommt es wahrscheinlich zu hörbarem knistern. Dann wird es in einer
Versilberungskabine auf einen Drehteller gehängt und mit Zinkchlorid und flüssigem Silber
besprüht.
Das Zinkchlorid wirkt hierbei als Haftgrund für die Silberschicht. Die Silberbeschichtung sorgt
dafür, dass die Scheibe elektrisch leitend ist. Damit der Oberflächenfilm nicht aufreisst, wird vor
der Versilberung ein Netzmittel in niedriger Dosis aufgesprüht. Anschließend folgt eine weitere
Dusche mit Seifenwasser, die das nachfolgende Galvanikbad vergiften und unbrauchbar machen
könnten. Es werden auch erneute Rückstände mit einem weichen Schwamm auf der Rückseite
entfernt. Die Beschichtung ist so fein (<1 Mikrometer), dass das Rillenprofil intakt bleibt. Um der
Silberschicht mehr Stabilität zu geben, wird sie galvanisch vernickelt. Dazu wird das Master mit der
Silberbeschichtung nach außen an der Unterseite eines Tankdeckels befestigt, in Rotation versetzt
und in eine Nickelsulfamatlösung getaucht. Es folgt ein elektochemischer Prozess. Dabei ist ein
Korb mit Nickelkugeln, der Pluspol (Anode). Die Nickelionen wandern durch das Fließen von
Gleichstrom zur Silberfolie, die als Kathode fungiert, und lagern sich doch als metallische
Nickelschicht an. Im Vorgalvanikbad wird mit relativ niedrigen Stromstärken und Temperaturen
37
Abbildung 24: Zinkchlorid- und Silberbeschichtung
gearbeitet. Bei höheren Stromstärken kann die Nickelschicht innere mechanische Spannungen
erzeugen, die die Rillen der Masteroberfläche deformieren könnten. Das Master bleibt 1,5h in der
Vorgalvanik. Danach wird sie in die Hauptgalvanik umgehängt, wo die Nickelschicht auf die
Endschichtstärke von etwa 200 Mikrometer (=0,2mm) zu Ende wächst. In der Hauptgalvanik wird
mit höheren Temperaturen und Stromstärken gearbeitet, deshalb sammelt sich das Nickel am Master
in kürzerer Zeit, als in der Vorgalvanik. Die Schichtstärke ist immer ein Ergebnis aus Zeit und
Stromstärke. Nach dem galvanischen Bad wird die Metallschicht als Ganzes von dem
empfindlichen Lackmaster abgezogen. Es entsteht das Negativ, der sogenannte "Vater". Da keine
weiteren Abzüge von ihr angefertigt werden können ist ein weiterer Schritt notwendig. Der gesamte
Galvanikprozess wird mit dem entstanden Negativ wiederholt. Am Ende dieses Prozesses entsteht
das Positiv, die sogenannte "Mutter". Von ihr werden schließlich mehrere Abzüge hergestellt, die
"Söhne" genannt werden. Diese dienen als Pressmatrizen, die für die Herstellung von ca. 1000
Platten dienen können.
Da im Galvanikprozess die Exzentrizität des Mittelloches verloren geht, kommt die Matrizze in ein
Zentriergerät. Ohne die Zentrierung würde die Platte später unrund laufen. Der Seitenschlag der
fertigen Platte darf maximal +-0,2mm betragen. Nun wird die exakte Mitte der Pressmatrize
gesucht. Dazu wird die Matrize unter eine Stanzpresse gelegt, die mit einem Mikroskop ausgestattet
ist. Mit Hilfe des Suchers und einer Einstellhilfe wird die Matrize exakt positioniert und dann ein
Loch gestanzt. Anschließend wird die Pressmatrize in eine Beschneidemaschine eingespannt.
38
Abbildung 25: Oben:
Pressmatrize, der "Sohn". Unten:
Positiv, die "Mutter".
Während sich hier die Matrize dreht, wird sie von einem Schneidrad entgratet. Danach hat sie einen
Durchmesser von exakt 32 cm und ist fertig zum Einsatz. Zuerst müssen die Labels vorbereitet
werden. In die Mitte des bedruckten Papiers wird ein Loch gestanzt. Die nächste Maschine stanzt
die runde Form mit Druck aus, damit die Matrize später beim Pressen passgenau in die Vinylpresse
eingespannt werden kann. Der fertige Sohn wird dann auf die Pressform der Anlage eingespannt.
Für jede Seite wird eine Pressmatrize benötigt. Dann wird Polyvinychlorid-Granulat in den
Einfüllschacht eines Extruders gegeben.
Der Extruder formt daraus den sogenanten "Presskuchen", einen heißen, runden und gummiartigen
Klumpen.
39
Abbildung 26: PVC-Granulat wird in den Extruder gegeben.
Abbildung 27: 160g Presskuchen (unten) mit Label (oben)
Der Kuchen wiegt ca. 160g und hat eine Temperatur von 160° Celsius. Der Presskuchen wird oben
und unten mit den Labels belegt. Saugvorrichtungen halten die Labels am Platz während ein
Schlitten das Ganze zur Pressform befördert. Die Pressform besteht aus zwei Hälften in die die
obere und untere Pressmatrize eingespannt sind. Der Presskuchen mit den Labels wird per
Hydraulik unter hohem Druck (110 Tonnen) bei 180° Celsius gepresst. Dabei schmilzt er, es
werden die Rillen ins Vinyl gepresst und fügt sich in die Form der Matrizzen. Danach werden die
Pressformen mit Wasser durchströmt, um die Platten abzukühlen. Pro Platte braucht ein
Pressvorgang mit Erhitzen und Abkühlen etwa 22 Sekunden. Anschließend befördert ein Schlitten
die gepresste Scheibe auf einen Schneideteller. Dieser wird in Rotation versetzt und ein Messer
trennt den überstehenden Grat ab, der die Platte auf sein endgültiges Maß reduziert (z.B. 12"). Ein
Roboterarm nimmt die Schallplatte vom Teller und setzt sie zu den übrigen fertigen Platten auf eine
Spindel.
Abgeschnitte Vinylränder und Platten generell sind recyclebar und können mehrere Male
eingeschmolzen und neu gepresst werden. Die Qualität nimmt mit der Zeit allerdings etwas ab. Zur
Qualitätskontrolle werden einer Pressung einzelne Platten als Stichproben entnommen. Sie werden
durch Sichten und Hören überprüft. Am Ende werden die Platten in Schallplattencover verpackt und
40
Abbildung 28: Pressmaschine
versandtfertig gemacht. Der ganze Vorgang des Pressens und Entgratens dauert etwa 30 Sekunden.
Das bedeutet um 100.000 Schallplatten zu produzieren muss die Schallplattenpresse 833 Stunden
durchgehend laufen.
4 Vinylschallplatte als nostalgisches Gebrauchsmedium
Mit den ersten Erfindungen, Musik und Sprache aufzunehmen, zu verbreiten und an die
Öffentlichkeit zu bringen und letztendlich zuhause selbst in den Genuss zu verfallen sich den
Klängen hingeben zu können, es Freunden und Verwandten zu präsentieren, wurde ein neuer
luxuriöser Lebensstil geebnet. Das Leben auszukosten und zu genießen, sich Zeit für die guten
Dinge im Leben zu nehmen, sich von dem Alltagstrott bzw. der Routine zu distanzieren, und die
Momente mit Freude zu erfüllen, wurden durch die Entwicklung der Schallplatte begünstigt.
Offensichtlich war es Kunst, sich in Form von Musik ausdrücken zu können und damit ein so viel
größeres Publikum anzusprechen, als das in einem örtlichen Etablissement. Die Menschen waren
somit in der Lage Werke von ihren favorisierten Interpreten zu sammeln, darunter auch zahlreiche
Raritäten.
Wieso Menschen angefangen haben Schallplatten in Massen zuhause zu sammeln und sie zu
archivieren, war mitunter auf die Hingabe zum Jazz, Swing oder anderen Musikrichtungen, wie
diese in den 20er und 30er Jahren in den USA entstanden sind, zurückzuführen.
Die Schallplatte war nicht nur für seine eigene Klangfarbe so besonders, sondern wird bis heute für
seine ästhetischen Aspekte von Anhängern geliebt. Zum einen die Runde, glatt und glänzende Platte
mit Mittelloch und zum anderen spielt die Verpackung hier eine große Rolle. Die Rede ist von
Schallplattencovern, die in verschiedensten Ausführungen aufzufinden sind. Wie auch bei den
technischen Aspekten der Platte, hat sich hier bis heute viel verändert, was den visuellen Aspekt
betrifft. Je ausgefallener, kreativer und passender das Cover zur Single oder zum Album, desto
höher sind möglicherweise die Verkaufszahlen.
Um auf den letzten Teil unseres Projektes einzugehen, wollten wir uns damit beschäftigen, was
einen Kunden in heutiger Gesellschaft anhält, sich statt CD, DVD oder digitalem Download, eine
Schallplatte anzueignen oder wieso Schallplatten jeglicher Art noch heute von Liebhabern und
Kennern gesammelt und aufbewahrt werden. Um dafür aussagekräftige Argumente zu finden, sollte
man sich sicherlich für die subjektive Meinung von Menschen interessieren, die selbst im Besitz
von Platten und vielleicht auch Raritäten sind. Solche Menschen zu finden, anzutreffen und
Interviews zu führen erschien uns günstig. Wir haben die Plattenläden in Berlin aufgesucht und sind
41
auf positive Resonanz gestoßen. Wir haben zwei Interviews geführt, diese ausgewertet und zu
einem zusammengefasst. Auch haben wir uns für die Methode entschieden einige im Internet zur
Verfügung gestellten Videos über Sammler zu analysieren, um uns detailliertere Einblicke in das
archivieren von Platten zu gewähren und dadurch besser verstehen zu können, wieso sich die
Vinylschallplatte bis heute als nostalgisches Gebrauchsmedium hält.
4.1 Soziokulturelle Aspekte
In den 20er Jahren Amerikas gab es viele radikale Veränderungen im sozialen Verhalten. Vor allem,
wenn man sich zu der Zeit die Jugend betrachtet. Diese Jahre waren von einem hemmungslosen
Hedonismus und wilden Exzessen der Jugend geprägt. Die Art, wie junge Leute aussahen, sich
kleideten und sich der Öffentlichkeit präsentiert haben, war auffallend, provokativ und neu. Jazz hat
zu der Zeit diesen Lifestyle reflektiert. Größen, wie Duke Ellington und F. Scott Fitzgerald waren
nicht nur Abbild der sogenannten "Roaring Twenties", sondern wurden auch idealisiert und
glorifiziert. Diese Adaption von Lebensstilen an Musikrichtungen und Stargrößen hallt noch bis
heute nach. So hat Amerika in den 30er Jahren den Swing-Boom erfahren. Selbiger Effekt trat dann
ab den 1950er Jahren auf, nur war der Einfluss auf die breite Masse und Jugend größer als je zuvor.
Die Rede ist von der Entwicklung und Entstehung des Rock'n'Rolls, der das damit verbundene
Lebensgefühl einer Jugend-Protestkultur schuf, die sich stark an damalige Ikonen wie Elvis Presley
und Jerry Lee Lewis band.88
4.2 Archivierung
Betritt man einen Plattenladen, so fällt einem sofort die einzigartige Atmosphäre auf. Der Raum ist
mit Schallplatten beschmückt und überall, wo man hinguckt sieht man das runde schwarze Gold,
die von facettenreichen Plattencovern umhüllt sind. Es macht den Eindruck als würden die meisten
Betreiber ihren Laden als heilige Stätte ansehen. Rainer Lotz lagert in seinem Keller rund 60.000
Schallplatten unter denen Schellackplatten den Großteil ausmachen. Für ihn entsteht wahrer
Hörgenuss erst, wenn die Diamantnadel den Schellack berührt. Sein Interesse an Schallplatten
entsprang aus dem Interesse an Jazz. In seinen Jahren als Schüler kaufte er seinem Freund eine
Platte von Duke Ellington ab und war ab dem Moment fanatisch danach. Damit stieg sein Interesse
an der Musik und seine Leidenschaft am sammeln begann. Er investierte viel Zeit in die Suche nach
vor allem seltenen Schallplatten und über die Jahre entstanden Netzwerke von Zulieferern und
88 Millard, Andre: America On Record - A History of Recorded Sound. Cambridge University Press, 1995. S. 96.
42
Archivaren, von denen er sich Raritäten im Tausch oder Handel angeeignet hat. Lotz besitzt auch
sehr wertvolle historische Seltenheiten, wie eine aus dem Jahre 1932 stammende Bildschallplatte
aus der Nazizeit auf der Adolf Hitler eine nationalsozialistische Propaganda-Rede hält. Viele
Schallplatten sind museumsartige Sammlerstücke und bilden ein Archiv, die allerdings von ihm
selbst nicht zur Freizeitbeschäftigung genutzt werden.89
4.3 Raritäten und Schallplattencover
Die Attraktivität hat die Schallplatte ihrer Größe, ihrer Handfestikeit und ihrer markanten
Ausfertigung zu verdanken. Für den Liebhaber ist es etwas für das Auge, etwas was er in den
Händen halten kann und eine unvergleichliche Präsenz ausstrahlt. Durch die Größe sind Texte und
Beilagen zur Platte auch wichtig und kommen hier auch in größerer und eindrucksvolleren Form
zur Geltung als bei der CD. Paradoxerweise sind Schallplattencover-Sammlerstücke, die mit
Fehlern behaftet sind, äußerste Raritäten und lassen das Herz eines Schallplattenliebhabers höher
schlagen. Beispiele sind die Single "She Loves You" von den Beatles, die als Original in deutscher
Version unter dem Titel "Sie liebt dich" herauskam, allerdings mit "Sie liebt mich" bedruckt und
zeitweise auch so verkauft wurde.
Schallplattencover, die aufgrund von musikalischem Erfolg in anderer Ausfertigung neu gedruckt
und verkauft worden sind, hatten gewisse Cover als Vorgänger, die in der Form dann nicht mehr
erhältlich waren und daher nur in wenige Hände gerieten.
Eine Rarität kann natürlich aber natürlich aber auch durch die Nachfrage nach einem bestimmten
Titel aus der Vergangenheit entstehen. Allerdings ist der Wert über Jahre dynamisch und kann
sinken und steigen. Bei alten Jazzplatten aus den 50ern ist der Trend stets steigend, wohingegen es
Platten aus dem Rock'n'Roll Bereich gibt, die sinkenden Wert haben, weil die Käuferschaft nicht
mehr da ist bzw. erst wieder nachwachsen muss. Neukunden sind in heutigen Plattenläden nicht
selten verwirrt, wieso sie für eine gebrauchte und nicht neu verpackte Platte mehr zahlen müssen.
Genau aus diesem Grund sind die Platten ja teuer, denn hierbei handelt es sich um Raritäten, die
nicht mehr produziert werden bzw. die es in neuer Ausfertigung nicht mehr gibt.
Künstler versuchten ihre Themen und Botschaften der Singles und Alben an die Schallplattencover
so gut wie nur möglich anzupassen. Schallplattencover waren seit der Etablierung auf dem
Schallplattenmarkt ein Ausdruck von Kunst und Stil und haben mit dem Durchbruch der
Vinylschallplatte immer mehr an Bedeutung gewonnen.
89 Ein Schatz aus schwarzen Scheiben 1/2. URL: https://www.youtube.com/watch?v=xMe4cNRKLy8, abgerufen am
25.01.2015.
43
44
Abbildung 29: The Beatles LP: Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band
(1967)
Abbildung 30: Velvet Undeground LP (1967): Cover von
Andy Warhol.
4.4 Die Schallplatte heute
In heutiger Zeit, wo es eine immense Vielfalt an verschiedensten Musikrichtungen gibt und ständig
versucht wird mit der Schaffung neuer Stars und Ikonen gerade die jungen Leute zum Kauf von
Musik zu animieren, ist es sicherlich selten Leute anzutreffen, die sich Musik in Form von
Schallplatten aneignen. Liegen wird es auch daran, dass nur noch sehr wenige Leute einen
Schallplattenspieler zu Hause haben. Grund dafür wird auch sein, dass man sich Musik in Sekunden
auf den PC oder das Smartphone downloaden kann und somit Zeit und Aufwand spart. CD
Abspielgeräte werden allerdings in den meisten Haushälten noch vorzufinden sein und sind in
beispielsweise Autos meist ein integrierter Bestandteil der Innenausstattung. Auch werden aktuelle
Neuerscheinungen von Interpreten meist im CD-Format herausgebracht. Trotz alledem hat die
Schallplattenindustrie einen Aufschwung erfahren.
Wie aus den von uns ausgearbeiteten Interviews hervorging, hat die Schallplatte in erster Linie
einen großen Vorteil gegenüber der CD. Auf ihr wird heute noch das "Scratching" praktiziert. Diese
Technik ist eine vom DJ angeeignete Technik, die heute auf den meisten Parties in Diskotheken
oder Open-Air Festivals nicht fehlen darf, um in einen einzigartigen Genuss von reproduzierter
Musik zu verfallen. So manipulativ und beeinflussbar die Jugend von ihren Ikonen ist, gibt es einige
unter ihnen, die den jungen Leuten suggerieren, sie sollten sich von CDs und MP3s distanzieren
und wieder auf Vinyls umsteigen, um den "Vibe" zu spüren. Jede CD, die heute im Handel
erhältlich ist, wird heute auch als Vinyl-Konfiguration erhältlich sein. Die Nachfrage scheint
einfach immer beständig zu sein. In den Übergangs- oder Ablösejahren der CD gegenüber der
Schallplatte vor dem Internet, kann man ein deutliches Absinken der Nachfrage nach Schallplatten
nachweisen. Die Firmen haben ihre Schallplattenproduktion in diesen Jahren komplett eingestellt
und sind auf CD umgestiegen. Das war aus der Sicht der Interviewenden womöglich ein großer
wirtschaftlicher Fehler, da es zu der Zeit in den Haushälten anteilig immernoch mehr
Schallplattenspieler gab als CD-Player. Mit dem Zugang zum Internet in heutiger Zeit, der
mittlerweile in fast jedem Haushalt vorzufinden ist, konnte die Schallplatte nochmal einen großen
Boom erleben. Es haben sich im Internet große Communities gebildet, die sich untereinander in
Foren und Seiten wie e-Bay austauschen und Handel betreiben. Zu diesen Communities kommen
erstaunlicherweise auch immer wieder neue junge Leute hinzu, die sich für das Phänomen der
Schallplatte interessieren. Interessant waren Aussagen darüber, dass die Kundschaft fast
ausschließlich männlich sei und äußerst seltene weibliche Kundschaft sehr auffällt. Wenn Menschen
einen Plattenladen betreten, dann sind die Intentionen nicht immer käuferischer Natur. Sie wollen
45
sich auch unterhalten und austauschen, sowie sie sich auch auf neue Geschmäcker und Inspirationen
einlassen.
Ein weiter Grund für eine Renaissance ist natürlich die einzigartige Klangfarbe. Gerade hier ist es
im Gegensatz zum Anfang des Durchbruchs der Schellackplatte, wo man darauf fixiert war
Unreinheiten über die Jahre zu beseitigen, diese gerade heute wiederum für einen nostalgischen
Effekt unter den Liebhabern sorgen. Es kommt auch nicht selten vor, dass Neuerscheinungen von
Künstlern absichtlich darauf abzielen ihren Songs einen unreinen, gebrauchten und dadurch
stilvollen Charakter zu verleihen. Getan wird das dadurch, indem das Instrumental den Eindruck
vermittelt, als würde man eine Schallplatte auflegen und abspielen. Einige Beispiele unter ganz
vielen sind das "The Way I Am" von Eminem aus dem Jahr 2000 oder das ganz aktuelle von Mr.
Probz "Waves" (Roter & Lewis Edit) von 2014. Sehr viele Künstler und Produzenten arbeiten im
Studio mit genau diesem Mittel und verleihen den Tracks einen nostalgischen Touch. Das
bestehende Interesse am besonderen Klang der Schallplatte lässt uns das noch einzige analoge
Medium zurück ins Gedächtnis rufen.
46
5 Literatur
Amerikanische Literatur:
• Millard, Andre: America On Record. A History of Recorded Sound. Cambridge University
Press, 1995.
Deutsche Literatur:
• Große, Günter: Von der Edisonwalze zur Stereoplatte. 1. Auflage. Berlin VEB Lied der Zeit,
1981.
• Große, Günter: Von der Edisonwalze zur Stereoplatte. 2. Auflage. Berlin: VEB Lied der
Zeit, 1989.
• Fischer, Martin: Faszination Schellack. Grammophone, Schellackplatten, Nadeldosen. 1.
Auflage. Regenstauf: Battenberg Verlag, 2006.
• Jüttemann, Herbert: Phonographen und Grammophone. Klinkhardt und Biermann,
Braunschweig, 1979.
Internetrecherche:
• http://www.ebay.de/gds/Was-bringt-einen-besseren-Klang-Saphir-oder-
Diamantnadeln-/10000000177882034/g.html
• http://www.tonaufzeichnung.de/medien/vinylschallplatte
• http://absolutradio.de/lebensgefuehl-vinyl/das-schwarze-gold-die-teuersten-schallplatten-
der-welt.html
• http://www.spiegel.de/video/back-in-black-die-renaissance-der-schallplatte-video-
1279948.html
• http://www.abendblatt.de/wirtschaft/article126871529/Vinyl-ist-wieder-in-Das-Comeback-
der-Schallplatte.html
• http://www.sueddeutsche.de/bayern/rueckkehr-der-schallplatte-jagd-nach-dem-schwarzen-
gold-1.1498228
• http://www.hifimuseum.de/
47
• http://www1.wdr.de/fernsehen/wissen/quarks/sendungen/unkaputtbar-
hommageansplastik100.html
• www.deutschlandfunk.de/teilchenphysiker-retten-schellack-schaetzchen.676.de.html?
dram:article_id=21547
• http://www.zusatzstoffe-online.de/zusatzstoffe/274.e904%C2%AD_schellack.html
• https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/MineralData?
lang=de&language=german&mineral=Glimmer
• http://grammophon-platten.de/news.php
Bilder:
• Abbildung 1: Phonautograph aufgezeichnete Schwingungen (Jüttemann 1979, S. 22)
• Abbildung 2: Skizze eines Phonautographen (Jüttemann 1979, S. 21)
• Abbildung 3: Drehung eines Klinkenrades durch die Schwingung einer Membran
(Jüttemann 1979, S. 25)
• Abbildung 4: Skizze einer Sprechmaschine von Edison (Jüttemann 1979, S. 26)
• URL Abbildung 5: http://cylinders.library.ucsb.edu/tinfoil.jpg
• URL Abbildung 6:
http://www.grammophon.ch/tisch_grammophone/grammophon_tisch/details/DSCN4335.jpg
• Abbildung 7: Aufnahmeapparat von Emil Berliner (Jüttemann 1979, S. 80)
• URL Abbildung 8: http://www.burgimeilen.ch/grammophon/b0338399cab093a8050.jpg
• URL Abbildung 9:
http://www.grammophon.ch/trichter_grammophone/monarch/details/DSC00597.jpg
• URL Abbildung 10: http://www.sterkrader-radio-museum.de/Gram.Felz.gif
• URL Abbildung 11:
http://www.nipperfriend.de/de/sammlung/kindergrammophone/kindergrammo_klein.jpg
• URL Abbildung 12:
http://www.radiomuseum.org/forumdata/users/4888/Pathe_Warenzeichen.jpg
• URL Abbildung 13: http://www.radioblvd.com/ConsolePhoto.htm
• URL Abbildung 14: http://www.wirefirst.com/newphotos/sylvin.jpg
48
• URL Abbildung 15: http://www.wired.com/2010/06/0621first-lp-released/
• URL Abbildung 16: http://historysdumpster.blogspot.de/2012/08/the-history-of-45-rpm-
record.html
• Statistik Abbildung 17: http://www.victor-victrola.com/Production%20Volumes.htm
• URL Abbildung 18: http://www.liveauctioneers.com/item/1062282
• URL Abbildung 19: http://www.antiquephono.org/basic-antique-phonograph-operational-
tips/
• URL Abbildung 20:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4a/DiamondDiscPhonograph.jpg
• URL Abbildung 21 – 28: https://www.youtube.com/watch?v=2V76CgEuj1c und
https://www.youtube.com/watch?v=vYLxKwwArd4
• URL Abbildung 29: https://neonmoderntimes.wordpress.com/2014/07/26/the-beatles-sgt-
peppers-lonely-heart-club-band-album-review/
• URL Abbildung 30: http://www.toptenz.net/top-10-things-that-made-andy-warhol-the-
ultimate-artist.php
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