1. Die Zahl ex.
Wir zeigen, dass limn→∞(1 + xn)n = ex für alle x ∈ R.
Zuerst benötigen wir eine allgemeine Klasse von Funktionen.Definition: Die Funktion x 7→ ax (a > 0) heißt Exponentialfunktion.Sie ist für a > 1 monoton wachsend, und für a ∈ (0, 1) monoton fallend.
Lemma 1: (Sandwich-Theorem)Ist an, bn → a und gilt für fast alle n an ≤ cn ≤ bn, dann gilt auchcn → a.Beweis: Für ε > 0 sind fast alle Glieder der Folgen (an), (bn) in einerε Umgebung von a. Also müssen auch fast alle Glieder der Folge (cn)in dieser Umgebung liegen.
�
Satz 1: Ist (xn) eine Nullfolge deren Glieder 6= 0 und > −1 sind, sostrebt
(1 +1
xn
)1/xn → e
Beweis:Fall 1: Fast alle Folgenglieder positiv.
Da (xn) eine Nullfolge ist finden wir ein n0 ∈ N so dass |xn| ≤ 1,für alle n ≥ n0. Also 1/xn ≥ 1 für alle n ≥ n0. Also finden wirZahlen kn ∈ N so dass
kn ≤ 1/xn < kn + 1
oder äquivalent
1 +1
kn + 1< 1 + xn ≤ 1 +
1
kn
Da (xn) eine Nullfolge per Annahme ist, muss (kn) divergentsein. Die Exponentialfunktion x 7→ (1 + 1
k)x ist monoton wach-
send, daher
(1 +1
kn + 1)kn < (1 + xn)kn ≤ (1 + xn)1/xn
und (1 + xn)1/xn ≤ (1 + 1kn
)1/xn < (1 + 1kn
)kn+1. Insgesamterhalten wir damit
(1 +1
kn + 1)kn < (1 + xn)1/xn < (1 +
1
kn
)kn+1
was sich auch schreiben lässt als
(1 +1
kn + 1)kn+1(1 +
1
kn + 1)−1 < (1 + xn)1/xn < (1 +
1
kn
)kn(1 +1
kn
)
Da limn→∞(1 + 1kn+1
) = limn→∞(1 + 1kn
) = 1, strebt sowohl dielinke als auch die rechte Seite gegen e. Gemäß dem Sandwich-Theorem folgt also (1 + xn)1/xn → e.
1
2
Mit der gleichen Überlegung erledigt sich der Fall wenn fast alleGlieder der Folge negativ sind. Es ist
(1− 1
kn
)kn+1 < (1− xn)1/xn < (1− 1
kn + 1)kn
Führe den Beweis selber zu Ende, wobei das folgende verwendetwerden sollte:Wir wissen aus der Übung, dass (1− 1
n)n → 1/e. Denn es ist
(1− 1
n)n =
1
(1 + 1n−1
)n=
1
(1 + 1n−1
)n−1(1 + 1n−1
)
Also folgt (1−xn)−1/xn → 1/e, woraus der Beweis für (fast alle)negative Glieder der Folge folgt.
Fall 2: Hat (xn) unendlich viele positve und unendlich viele ne-gative Glieder (etwa wie (−1)n 1
n), dann können wir 2 Teilfolgen
(x′n), (x′′n) betrachten und den obigen Fall separat auf die beidenTeilfolgen anwenden.
�Satz 2: Für jedes x strebt (1 + x
n)n gegen ex.
Beweis: Nach dem letzten Satz gilt (1 + xn)n/x → e. Nun
lim(1 +x
n)n = lim
[(1 +
x
n)n/x
]x
= ex
�.