Einsatztaktik Vegetationsbrand für kommunale Feuerwehren
- und einfache taktische Waldbrandprognose (ETW) –
Seminar KFV Heidekreis 05.01.2017
Vorstellung
- Detlef Maushake, 46 Jahre alt, verheiratet
- BF Salzgitter seit 1995 (HBM und Zugführer)
FF Braunschweig seit 1980
FF Vallstedt-Alvesse seit 2016
- Seit 1997 über 14 Aufenthalte in den USA mit
Ausbildungen im Waldbrandbereich vornehmlich im Westen
(Kalifornien, Oregon, Arizona, Utah, Washington, Colorado)
- Waldbrand-Qualifikationen Crewboss, Burnboss, Helitack, Type 4 Incident commander
- Einsätze im Ausland unter anderem in - Portugal (2005, 2006, 2011-2014); 2017 in Planung
- Kroatien;
- Korsika,
- Griechenland
- USA (über 10x)
- Vorsitzender des Vereins „Waldbrandteam e.V.“
Vorstellung
Wer und was ist das Waldbrandteam?
-Zusammenschluss von Feuerwehrmitgliedern und anderen Interessierten mit dem Ziel der
überörtlichen Waldbrandbekämpfung (besonders im Ausland)
nach internationalen Regeln mit spezieller Ausrüstung und Taktik;
sowie der Unterstützung örtlicher Feuerwehren bei Großbränden.
-Gemeinnütziger Verein, rein freiwillig organisiert
-Einsatzkosten nur im Rahmen der Kostenerstattung und für
evtl. beschädigte Ausrüstung, keine Personalkosten!
-Ausbildung kommunaler Feuerwehren, der Forst und anderer
Interessierter in Theorie und Praxis sowie Einbindung in den
Katastrophenschutz als Fachberater und Unterstützungseinheit
April, April…
Detlef Maushake 4
Inhalte der Ausbildung
Waldbrandstatistik und das Geheimnis der Glasscherbe…
Sicherheit, Gefahren im Einsatz, PSA und LACES
Basiswissen Vegetationsbrände und Einsatz Handwerkzeuge
Einsatztaktik allgemein und Pump and Roll sowie Pendelverkehr
Einfache taktische Waldbrandprognose und Tips zur Ausbildung
Detlef Maushake 5
Brandstatistik (2008)…
und einige weitere interessante Fakten
- Von 818 Waldbränden in Deutschland mit
539ha verbrannter Fläche befanden
sich 340 Brände mit 365ha in Brandenburg
(Gesamtschaden1 Mio €)
- Auf Platz 2 liegt Niedersachsen mit 129 Bränden auf 18ha
- Platz 3 hält Sachsen-Anhalt: 76 Brände mit 13ha
- Hauptbrandmonate sind statistisch die Monate von Mai bis September;
Hauptbrandzeit am Tage liegt zwischen 11 und 17 Uhr
durchschnittliche Zeit zwischen Entdeckung und Brandbekämpfung in 2008 in
Brandenburg zwischen 20 und 30min
- In 1992 (3012 Brände) und 2003 (2524 Brände) gab es statistische Spitzen und…
Detlef Maushake 6
- Waldbrände
- Betrifft Brände in Wäldern bzw. als Waldfläche
ausgewiesenen Bereichen
- rund 850/Jahr im Schnitt
- Überwiegend die Bundesländer Brandenburg,
Niedersachsen, Sachsen; Sachsen-Anhalt und
Bayern betroffen; hierbei meist ländliche Bereiche
- Brände in anderen Vegetationsformen
- Betrifft Brände auf Feldern, Brachen, Freiflächen, Stoppelackern etc.
- Geschätzt (da durch Statistik bisher nicht belegbar) rund 8-10.000/Jahr
- Alle Bundesländer sowie ALLE Feuerwehren von Großstadt bis hin zu
ländlichen Bereichen betroffen
- Diese Brände in leichten Brennstoffen
(Gras, Stroh etc.) sind die gefährlichsten
aufgrund der Geschwindigkeiten und
Richtungswechsel
Waldbrände, Entstehung, Ausbreitung, allgemeine Grundlagen
Detlef Maushake 7
Brandstatistik… und einige weitere interessante Fakten
- Entstehung von Waldbränden:
- der „Glasscherbe“ werden wundersame, aber
selbst wissenschaftlich nicht nachweisbare
Zündeigenschaften nachgesagt!
- Gleiches gilt auch für den immer wieder auftauchenden Zigarettenstummel!
- Ausbreitungsgeschwindigkeiten (Circa-Werte!)
- Grassfeuer/Stoppelfeld etc. Von 0,2 km/h bis hin zu >11 km/h je nach Wind
- Bodenfeuer im Wald 10m/h bis 1,2 km/h (Flugfeuer bis ca. 400m)
- Großbrände in Wäldern bis zu 1,5 km/h (Flugfeuer über km mit Wind
möglich!)
- Die Werte können je nach Feuchtigkeitsgehalt, Trockenperioden, Bewuchs
auch stark variieren und sind nur als Richtwerte zu sehen!
Detlef Maushake 8
„Das Geheimnis der Glasscherbe“ (AFZ – Der Wald 18/2007)
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Detlef Maushake 10
…vor 40 Jahren…
Am 8. August begannen die Heidebrände 1975… nach einer Woche sind über 8000ha Wald- und Heidefläche eine rauchende, öde Wüste, zahlreiche Häuser brannten aus… Am 10. August brach an der B 188 bei Meinersen ein neuer Waldbrand aus, der sich in Richtung des Ortes ausbreitete. Nachdem der Brand kurz vor dem Ort gestoppt werden konnte, drehte plötzlich der Wind und trug die 20 m hohen Flammen in eine andere Richtung. Dadurch wurde einem Tanklöschfahrzeug der FF Wolfsburg-Fallersleben der Fluchtweg abge- schnitten. Fünf Feuerwehrleute aus Fallersleben und Hohenhameln starben in der Feuerwand. Erst eine Woche später
kann der Katastrophen- alarm wieder aufgehoben werden!
…vor 40 Jahren… Die Fallersleber Feuerwehrkameraden BM Helmut Wille (48), HFM Gerhard Schlie (28) und HFM Kurt Fischer (24) sowie die beiden Feuerwehrmänner aus Hohenhameln (LK Peine) Hartmut Oelkers (16) und Otto Oskar Könneker (30) starben im Kampf gegen den Feuersturm.
Detlef Maushake 13
Und wie sieht es heute aus…
- „Bessere“ Fahrzeuge
-Bessere Funkabdeckung
-Bessere Ausbildung…
Sicherheit bei Vegetationsbränden (k)ein Thema?
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06.08.2008 => 3 verletzte FM(SB) , Fahrzeug ausgebrannt
Sicherheit bei Vegetationsbränden (k)ein Thema?
Film Volkstedt
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07.08.2008 => 1 schwer verbrannter FM(SB) eine verletzte Feuerwehrfrau,
ein Fahrzeug ausgebrannt bei einem Getreidefeldbrand
Detlef Maushake 16
August 2015 => 1 verletzter FM(SB) ein Fahrzeug
ausgebrannt bei einem Getreidefeldbrand
Detlef Maushake 17
06.08.2008 => 3 verletzte FM(SB) , Fahrzeug ausgebrannt
07.08.2008 => 1 schwer verbrannter FM(SB) eine verletzte Feuerwehrfrau,
ein Fahrzeug ausgebrannt bei einem Getreidefeldbrand
11.04.2009 => 3,5ha Waldbrand; TLF stürzt bei Waldbrand einen Abhang hinunter
9 verletzte FM(SB); ein zerstörtes TLF
17.08.2009 => 17 FM (SB) bei Ödlandbrand verletzt (Rauchvergiftung und
Hitzeerschöpfung)
27.09.2009 => 3 verletzte FM bei Feldbrand (Hitzeerschöpfung durch falsche
Schutzkleidung)
Sind diese Einsätze das wert?
NEIN! Das bezahlte Lehrgeld ist zu hoch!
Detlef Maushake 18
Persönliche Schutzausrüstung Bei der Auswahl der Schutzkleidung werden oft Fehler gemacht, die zu
medizinischen Problemen im Einsatz führen können.
- Kreislaufüberlastung durch zu dicke Einsatzkleidung
- Fehlende Schutzkleidung aufgrund der Wärme
- Mangelnde Fitness ALLER Feuerwehrangehörigen (nicht nur AGT müssen
fit sein!)
Detlef Maushake 19
- Schutzkleidung (Empfehlung - je nach Anweisung der jeweiligen FW anzulegen!):
- Einlagige Feuerschutzkleidung sofern vorhanden (keine EN 469 – zu Dick!)
- Feuerschutzhelm
- Flammschutzhaube
- Dreiecktuch (Mundschutz); ACHTUNG NIE nassmachen; Verbrühungsgefahr
- Atemschutzmaske mit Filter (nur als Fluchtgerät); der Brandrauch stellt bei
kurzzeitiger Exposition kaum eine Gefahr dar und die Belastung durch die
Atemschutzmaske ist wesentlich gefährlicher als der Brandrauch!
- Visier / Schutzbrille
- Schutzhandschuhe (leicht)
- Warneinrichtung (Signalpfeife)
Detlef Maushake 20
Vegetationsbrände sind KEINE
Gebäudebrände!
Es sind andere taktische Ansätze nötig!
„Do`s und Dont`s“ im Einsatz
„Do`s und Dont`s“ im Einsatz
Detlef Maushake 23
L AC E S Allgemeine Sicherheitsregeln
Beobachter stellen (Lookout):
Aufgabe Warnung der Kräfte vor Gefahren
Ankerpunkt setzen (Anchor point)
Niemals ohne Ankerpunkt angreifen – das Feuer fällt uns sonst in den Rücken
Kommunikation sicherstellen (Communications):
Verbindung zur Einsatzleitung halten;
Taktik abstimmen; Lageveränderungen melden
Fluchtwege (Escape routes): Jede Einsatzstelle muss über VORHER
ausgesuchte Fluchtwege verfügen; Im Wald evtl. Flatterband verwenden; der
Fluchtweg muss brandlastarm sein und zu einer Sicherheitszone führen
Sicherheitszonen (Safety zones): Gefahrloser Aufenthalt ist möglich auch
bei einem Einschluss durch das Feuer (vorher definieren!) – Flammenlängen
und Hitze NIE unterschätzen!
Detlef Maushake 24
Begriffe
Ankerpunkt: Beste Position um eine Schneise oder
einen Angriff zu beginnen; üblicherweise
eine feste Barriere wie eine Straße, ein
Fluß, altes verbranntes Gebiet o.ä.
Bereiche des Feuers:
Front (höchste Brandintensität)
Rechte/Linke Flanke
Rückseite
Black/Schwarzbereich (Safety zone?)
Green/Grünbereich (Brennstoffe!)
Basiswissen „Vegetationsbrände“
Detlef Maushake 25
Begriffe
Direkter Angriff: Direkter Angriff auf das Feuer am
Flammenbereich mit Handwerkzeug
(Schaufeln oder Feuerpatschen)
oder Strahlrohren.
Indirekter Angriff: Anlegen einer Feuerschneise oder eines
verbrannten Bereiches durch Maschinen,
mit Schaum (vom Hauptfeuer entfernt).
Wird bei zu großer Brandintensität oder
unzugänglichem Terrain angewendet.
Basiswissen „Vegetationsbrände“
Detlef Maushake 26
Begriffe
Flammenlänge (FL):Entfernung der Flammenspitze vom Boden im direkten Verlauf
gesehen (nicht die Höhe der Flammen über dem Boden!)
Basiswissen „Vegetationsbrände“
Detlef Maushake 27
Begriffe
Flammenlänge (FL):Durch z.B. Wind geneigte Flammen sehen „kurz“ aus, sind
aber dennoch sehr Hitzeintensiv!
Basiswissen „Vegetationsbrände“
Flammenlängen und Kontrollschwellen
Flammenlängen über 1,2m sind oft auch
mit einem Geschwindigkeitsproblem verbunden!
Detlef Maushake
Basiswissen „Vegetationsbrände“
Brennt die Hütte ab? Und wenn ja,
WARUM?
Detlef Maushake 30
- Waldbrände in Deutschland sind überwiegend Bodenfeuer, d.h. das Feuer läuft
auf dem Boden und im Unterholz entlang und erreicht nur in Dickungen die Wipfel
- OHNE BODENFEUER – KEIN VOLLFEUER!!!
- Diese Bodenfeuer lassen sich mit vergleichsweise wenig Wasser und geeigneten
Werkzeugen (Schaufeln etc.) leicht eingrenzen
- Grundregel: Was brennt ist eh verloren! (Gilt übrigens auch für alle anderen Brände!)
Bodenfeuer: Brennstoffarten
Hinweis auf Film Vollfeuer
Detlef Maushake 31
-Wettereinflüsse Kaltfront: zeichnet sich durch verstärkte vertikale Luftbewegungen aus. Die Ankunft einer stärkeren Kaltfront kann oft gut beobachtet werden: Starker, etwas abgekühlter Wind, Quellwolken und klare Sicht kündigen sie an GEFAHR DURCH: Wind (Stärke und Richtungsänderung)
Sommergewitter: starke Sonneneinstrahlung erwärmt die Luft in Bodennähe und lässt viel Wasser verdunsten. Warmluftblasen steigen in die Höhe, dabei kühlen sie sich ab und erreichen das Kondensationsniveau. Auf diese Weise werden thermisch Gewitter ausgelöst. Wärmegewitter meist in den Nachmittags- und Abendstunden. GEFAHR DURCH: Wind und Blitze
Basiswissen „Vegetationsbrände“
Detlef Maushake 32
Flammenlänge nicht hüfthoch:
• Bekämpfbar mit Werkzeugen
• Direkter Angriff möglich
Einsatz von Handwerkzeugen
Detlef Maushake 33
Flammenlänge über Hüfthoch:
• Ev. Strahlrohreinsatz an „Hotspots“
• Frontalangriff gefährlich
Einsatz von Handwerkzeugen
Detlef Maushake 34
Ausbildung einfacher
Techniken: Sandwurf
Einsatz von Handwerkzeugen
Detlef Maushake 35
Ist die Waldbrand-
Löschmannschaft mit
Handgeräten wirklich
ein neues Werkzeug“?
Einsatz von Handwerkzeugen
Detlef Maushake 36
Einsatz von Handwerkzeugen
Kombinierter Einsatz
Dreier Feuerpatschen
und eines Löschruck-
sackes bei einem Brand
Detlef Maushake 37
Einsatz von Handwerkzeugen
Nachlöscharbeiten mit
Spezialwerkzeugen und
einem Löschrucksack
Detlef Maushake 38
Oberflächen
Blätter,
Zweige,
Gras,
Untergrund
Torf
Wurzeln
Humus
Kronen
Blätter,
Nadeln,
Zweige
Büsche
Verjüngung
Brennmaterial…..
Detlef Maushake 39
Brennmaterialmenge……in Tonnen pro Hektar (t/ha) angegeben.
Je mehr Material dem Feuer zur Verfügung steht, desto grösser die Intensität.
Gras: 1-8 t/ha
Buschland / Heide: bis 20 t/ha
Durchforstungsreste: bis 100 t/ha
Wald: bis 300 t/ha
Detlef Maushake 40
Bedeutung von Wind für Geometrie,
Ausbreitungsgeschwindigkeit und
Flammenlänge
Detlef Maushake 41
Brandarten
Detlef Maushake 42
Brandarten
Detlef Maushake 43
Brandarten
Bodenfeuer: Brennstoffarten
Detlef Maushake 44
LFV Niedersachsen
Brandarten
Detlef Maushake 45
Brandarten
Detlef Maushake 46
Brandarten
Detlef Maushake 47
+
Detlef Maushake 48
- Keine unnötigen Risiken eingehen um Waldflächen zu schützen
„Ist es dieser Busch, das Feld, der Wald es wert, dass einer
von UNS sein Leben dafür gibt?“ Division Chief Benefield, USA
Detlef Maushake 49
Zusammenfassung
-Flammenlängen < 1m => Angriff mittels Schaufeln und Feuerpatschen
=> Vorzugsweise D-HSR
-Flammenlängen 1-2,5m => Angriff mit Handwerkzeug ineffektiv und gefährlich
=> Einsatz von D-Hohlstrahlrohren oder
C-Rohren; (C-HSR kleinste Literleistung!).
-Flammenlängen >3m => direkter Angriff meist zu gefährlich;
=> Spotfeuer durch Funkenflug und Flugfeuer (Wind!).
-MOBIL bleiben! Kein „statischer“ FwDV 3-Löschangriff.
-Pionierspruch „Sperren müssen verteidigt werden!“
=> Schaum, Handwerkzeuge etc.
=> Keine „Arbeitsvernichtung“ durch übersprungene oder
unterlaufene Sperren!
Hinweis auf Film Burgdorf
Detlef Maushake 50
Einsatztaktik allgemein
Pump-and-roll
Mythos Pendelverkehr
Detlef Maushake 51
Taktik der Bodenbrandbekämpfung
Es gilt das Feuer ZUNÄCHST in der vorgefundenen Größe zu
begrenzen (nicht zu löschen) um dann die Ablöschung einzuleiten.
NIEMALS einen Angriff bergab, in steilem Terrain, starten wenn ein
Feuer unterhalb brennt oder das Risiko dazu besteht! Gefahr schon bei
geringer Hangneigung! (Film Höchen)
Generelle Richtlinie für die Breite der Schneise ist mindestens
die 1 1/2 fache Höhe der überwiegenden brennbaren Stoffe.
Detlef Maushake 52
Taktik der Bodenbrandbekämpfung
Was ist eine „Schneise“ und was soll sie erreichen (bzw. was kann
sie nicht leisten!)…
Bäume fällen für eine Schneise???
Detlef Maushake 53
Taktik der Bodenbrandbekämpfung
In Baumbereichen ist das Ziel eine fireline zu schaffen, die das
Bodenfeuer stoppt und niedrig hängende Zweige so zu kürzen,
dass das Feuer nicht in die Krone kann und nicht über die fireline
springt!
Bäume, Stümpfe oder Holz außerhalb der fireline sollten mit Sand,
Dreck oder ähnlichem gegen die Wärmestrahlung des Feuers
geschützt werden, wenn sie nicht weggeräumt werden können.
Detlef Maushake 54
Taktik der Bodenbrandbekämpfung
An Hängen immer Ausschau nach rollenden, heißen Materialen
halten, die unterhalb der Gruppe ein Feuer verursachen könnten!
Notfalls „trenchen“ , d.h. unterhalb von Gefahrenpunkten mit
möglicherweise rollenden Materialien einen Graben zum
Auffangen solcher rollenden Stoffe anlegen.
Das Naßspritzen des Buschwerks vor Ankunft des Feuers ist
nutzlos, da das Feuer das Wasser sofort verdampft und somit nur
Wasser und Zeit verschwendet werden.
Detlef Maushake 55
Taktik der Bodenbrandbekämpfung
Durchmischung von Boden und Vegetation im Verhältnis 50:50 löscht
das Feuer zumeist.
Wasser oder Wasser mit Netzmittel ist in Kombination mit
Handwerkzeugen das effektivste Löschmittel auch bei Nachlöscharbeiten
Detlef Maushake 56
Taktik der Bodenbrandbekämpfung
Training, Training, Training ist für alle taktischen Varianten die wichtigste
Grundlage… je realistischer desto besser!
Detlef Maushake 57
Pump and Roll – Fahren und Löschen (am Beispiel TSF-W)
Pumpe rausziehen, starten, S-Angriff unter
Druck setzen
D-Leitung/S-Angriff rechts am Fahrzeug über
Spiegel nach vorn verlegen
(wenn möglich mit Prusikknoten abfangen)
Detlef Maushake 58
Pump and Roll – Fahren und Löschen
Handzeichen des Staffelführers beachten
Nie vor das Feuer/über das BLACK fahren (Ausnahmen nur in Fällen, bei
denen die Sicherheit für Fahrzeug und Mannschaft gewährleistet ist!)
Detlef Maushake 59
Pump and Roll – Fahren und Löschen (Raupentaktik)
Fußmannschaft zur Unterstützung einsetzen
Anker-Flanke-Löschen…
Detlef Maushake 60
Pump and Roll – Fahren und Löschen
Detlef Maushake 61
Pump and Roll – Fahren und Löschen
Detlef Maushake 62
Pump and Roll – Fahren und Löschen
Detlef Maushake 63
Pump and Roll – Fahren und Löschen
Detlef Maushake 64
Mythos Pendelverkehr – eine Taktik mit begrenzter Wirkung…
Detlef Maushake 65
Wasserversorgung im Pendelverkehr – Eine Taktik mit begrenzter Wirkung…
Detlef Maushake 66
Wasserversorgung im Pendelverkehr – Eine Taktik mit begrenzter Wirkung…
Pendelverkehr – Grundlagen
- Einrichtung eines eigenen Einsatzabschnittes „Pendelverkehr“ nötig
- die TLF mit dem größten Tankvolumen sind zum Pendeln vorzusehen
- Bei offener Wasserentnahmestelle => Herrichtung durch z.B. TSF oder LF um
die Füllzeiten kurz zu halten
- Einbahnstraßenregelung (Begegnungsvermeidung) einrichten (WBEK, GPS)
- Lotsen für ortsunkundige Maschinisten bereithalten
- An den Wendepunkten „Wartezonen“ einrichten da es immer zu „Staus“
kommen kann
- Am Wasserübergabepunkt Puffer (möglichst groß) einrichten, um den Wechsel
der Pendel-TLF und stark schwankende Wasserabnahmen zu überbrücken
(entweder Tank eines LF/TLF oder Faltbehälter) => Verteiler 2B-CBC
Detlef Maushake 67
Wasserversorgung im Pendelverkehr – Eine Taktik mit begrenzter Wirkung…
- Waldbrand als Bodenfeuer – Wasserbedarf 500l/min an der Einsatzstelle = 5x CM
(das sind nur 100m Deckungsbreite und damit nur eine Brandfläche von unter
1000qm! Vorzugsweise sollten hier mobile D-Rohre eingesetzt werden, die durch ihre
Mobilität und die kleinere Wassermenge die kleinere Deckungsbreite wettmachen!)
- Zwischenpuffer an der Einsatzstelle: TLF 2000
- Eigensicherung für das TLF 200l
- Entfernung zur Wasserentnahmestelle 2500m (im Realfall oft länger!)
- mögliche durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit: 30 km/h = 500 m/min
- Füllrate aus dem Hydranten: 1000l/min
- Übergaberate TLF zum Zwischenpuffer: 1000l/min
- Verwendung von TLF mit 2000l Wassertank für das Pendeln
Berechnungsbeispiel Wasserförderung über Pendelverkehr:
Detlef Maushake 68
Wasserversorgung im Pendelverkehr – Eine Taktik mit begrenzter Wirkung…
- Bei einem Löschwasserstrom von 500l/min und dem Einhalten der Sicherheits-
reserve muß etwa alle 3 ½ min. ein TLF zur Verfügung stehen
=> Größe des Puffers : Wasserbedarf pro Minute
- An- und Abfahrt zur Wasserentnahmestelle jeweils 5min = 10min
- Befüllzeit ca. 2 ½ min
- Die Rüstzeit für An- / Abkuppeln des TLF und Rangierarbeiten an Wasser-
entnahmestelle und Pufferbehälter wird mit 3min angenommen
Die Gesamtzeit für einen Zyklus beträgt also 20 min.
Geteilt durch 3 ½ min und gerundet auf die nächst höhere Zahl ergibt sich der Wert 6!
Zusätzlich zum Puffer-TLF und der Einheit an der Wasserentnahmestelle müssen also
6 TLF 2000 zur Verfügung stehen um 500l/min zu Pendeln!!!
Berechnungsbeispiel Wasserförderung über Pendelverkehr:
Detlef Maushake 69
Wasserversorgung im Pendelverkehr – Eine Taktik mit begrenzter Wirkung…
- Zu großer Löschwasserminutenstrom an der Einsatzstelle
- Kein AL bestellt und Pendelverkehr „nebenbei“ mit der Folge der
mangelnden Koordination
- Mangelnder Einsatz geeigneter Einheiten (genügend große TLF etc.)
- Mangelndes Training auch abseits
befestigter Wege zur Löschwasser-
versorgung durch TLF z.B. auf dem Acker
Häufige Fehler beim Einsatz mit Pendelverkehr:
Detlef Maushake 70
- Zusätzliche Ausrüstung
- BB-CBC Verteiler zur verbesserten Versorgung beim Pendelverkehr
- C-DCD Verteiler für leichtere Schläuche
Detlef Maushake 71
- Zusätzliche Ausrüstung
- D-Schläuche für effektivere und kräfteschonendere Einsatztaktik (wenn möglich
außengummierte Schläuche beschaffen – bessere Widerstandsfähigkeit gegen
Hitze und Abrieb!)
Detlef Maushake 72
- Zusätzliche Ausrüstung
- Dosiereinrichtung für Zumischer Z2 und Z4
von z.B. TKW:oder AWG 0,1%, 0,5%, 1% und 3%
- Oder per Falttank als „Batchmix“
(3000l bei 0,1% sind 3l SM!)
Detlef Maushake 73
- Netzmittelhandrohre
- Keine „Flüssigzumischung“ – leichterer Transport ins Einsatzgebiet
- flexible Nutzung (auch für andere Einsätze nutzbar)
Detlef Maushake 74
Düsenschläuche
- Nur bei ausreichender Wasserversorgung sinnvoll
- Literleistung von 880l/min aufwärts
- Gutes Instrument zum Objektschutz
Detlef Maushake 75
- Zusätzliche Ausrüstung
- Spezielle Handwerkzeuge
Kombitool: Klappspaten am langen Stiel
=> Gut geeignet für Nachlöscharbeiten
McLeod: Kombination aus Hacke und Harke
=> Gut geeignet für Angriff und Nachlöscharbeiten,
speziell In leichten Brennstoffen
Detlef Maushake 76
- Zusätzliche Ausrüstung
- Spezielle Handwerkzeuge
Pulaski: Kombination aus Axt und Hacke
=> Gut geeignet für das Graben von Feuerschneisen und
Nachlöscharbeiten in Waldgebieten
US Waldbrandschaufel: Kurzer Stiel
=> Gut geeignet für Angriff (Sandwurf) und
Nachlöscharbeiten In fast allen Brennstoffen
Detlef Maushake 77
- Zusätzliche Ausrüstung
- Spezielle Handwerkzeuge
Gorgui: Kombination aus McLeod, Fire rake und Pulaski
=> Sehr gutes Kombiwerkzeug für alle Vegetationstypen
und für Angriff, Graben von Feuerschneisen sowie
Nachlöscharbeiten
Fire rake: Feuerrechen
=> Gut geeignet für Angriff in Laubwald und bedingt
für das Graben von Feuerschneisen
Detlef Maushake 78
- Zusätzliche Ausrüstung
-Wasserrucksäcke / Schlauchverlegerucksäcke
Detlef Maushake 79
Einfache taktische Waldbrandprognose
Detlef Maushake 80
Warum ein Prognosewerkzeug?
Detlef Maushake 81
Warum ein Prognosewerkzeug?
Detlef Maushake 82
Warum ein Prognosewerkzeug?
Detlef Maushake 83
Warum ein Prognosewerkzeug?
Inhalt
- Warum ein Prognosewerkzeug?
- Entstehung der ETW (Campbell Prediction System CPS)
- Welche Faktoren beeinflussen das Brandverhalten?
- Anwendung der ETW in der Praxis und Beispiele
Detlef Maushake 85
Warum ein Prognosewerkzeug?
„Planung ersetzt Zufall durch Irrtum!“
Albert Einstein
Detlef Maushake 86
Warum ein Prognosewerkzeug?
Einfache Taktische Waldbrandprognose - ETW
Wie kann uns die ETW im Einsatz helfen und wie ist es
entstanden?
Was versetzt uns als Feuerwehrleute in die Lage, dem Vegetationsbrand wie ein Schachspieler mit taktischem Wissen zu begegnen und Voraussagen zum Feuerverhalten mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit zu machen?
Wie können wir Triggerpunkte oder Kontrollschwellen (Time tags) früh genug erkennen?
Welche Grundlagen beeinflussen das Feuerverhalten?
Wann befindet sich die Intensität des Feuers oberhalb der Kontrollschwelle?
Einfache Taktische Waldbrandprognose - ETW
Wie kann uns die ETW im Einsatz helfen und wie ist es
entstanden?
Doug Campbell (FBAN) aus Ojai nördlich von Los Angeles
Computergestützte System BEHAVE und FARSITE wirkten nicht immer ausreichend
Entwicklung des CPS aufgrund von Beinahe-Unfällen und dem Fehlen von Computern bei kleineren Einsätzen
Detlef Maushake 89
Einfache Taktische Waldbrandprognose – ETW Welche Faktoren beeinflussen das Brandverhalten?
• Eigenschaften
• Feuchtigkeitsgehalt
• Temperatur
• Windverhältnisse
• Luftfeuchtigkeit
• Sonneneinstrahlung
• Hangaufwärts/abwärts
• Hangausrichtung
Detlef Maushake 90
Einfache Taktische Waldbrandprognose - ETW
Das Brandverhalten hängt
hauptsächlich von drei Faktoren ab:
1.Wind
2.Hangsteilheit (gegen 0° Neigung)
3.Hangausrichtung (N, S, O, W) und
damit der Entzündbarkeit der
Brennstoffe
® Campbell Prediction System (CPS)
1. Wind
- Richtung und Stärke beeinflussen das Feuerverhalten
- Richtungswechsel beeinflussen das Feuerverhalten
- Achtung im Gebirge: - Tageswindwechsel (Diurnal wind change); der Wind wechselt im
Tagesverlauf gegen Nachmittag (Sonnenuntergang) von
Talaufwärts / Hangaufwärts zu Hangabwärts / Talabwärts
1. Wind
Beispiel eines wind-dominierten Feuers: ebenes Gelände,
Rauchsäule stark geneigt Wind beugt die Flamme Energieübertrag durch Konvektion und Strahlung wird
erleichtert, Brennmaterial wird vorgetrocknet
1. Wind
Wind fördert die Ausbreitung von Flugfeuern
2. Hangsteilheit (gegen 0°)
- Bewegt sich das Feuer hangabwärts wendet sich der
Faktor gegen das Feuer
- Bewegt es sich hangaufwärts addiert sich der Faktor in
der Berechnung
- Bei Bränden auf ebenem Gelände fällt dieser Faktor wenig
ins Gewicht aber auch hier reichen geringe Neigungen zur
Beeinflussung aus!
Film Höchen
2. Hangsteilheit (gegen 0°)
Feuer bergab
Feuer bergauf
2. Hangsteilheit (gegen 0°)
Detlef Maushake 97
3. Hangausrichtung N-S-O-W und
damit Entzündbarkeit der Brennstoffe
zu bestimmten Tageszeiten…
Schritte in der taktischen Beurteilung
1.Zeitstempel setzen
2.Änderungspunkte (Trigger) setzen
3.Faktorenüberlagerung identifizieren
4.Kontrollschwellen erkennen
5.Einsatztaktik auswählen
…und kommunizieren
Taktische Vorgehensweise
Taktik an Feuerverhalten anpassen
Windrichtung auf Karte vermerken
Triggerpunkte eintragen
Wo sind wir auf der Entzündungskurve?
Vorausdenken und Planen…
Taktik gezielt zur richtigen Zeit am
richtigen Ort anwenden…
und gewinnen!
Anwendung der ETW in der Praxis
Detlef Maushake 100
Faktoren-Überlagerung: AUSRICHTUNG
Verschiedene Feuersignaturen bei: gleichen Brennstoffen; gleicher Luftfeuchtigkeit;
gleichen Windbedingungen ABER unterschiedlicher Faktorenausrichtung!
101
Erklären Sie wie sich das Feuer verhalten wird…
Film Footprint
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Die Front wird sich verändern!
Die Front brennt Bergab, in “kalte” Brennstoffe und aus dem Wind heraus.
Zeichen der Ausrichtungsverlagerung
Detlef Maushake 105
Wo ändert sich „F“?
ETW Übung
Zusammenarbeit mit der Forst (und anderen)
Wie kann uns die Zusammenarbeit mit der Forst helfen?
Gleiche „Sprache“ im Einsatz (ETW) daraus folgt bessere taktische Abstimmung.
Hilfestellung seitens der Forst mit Baumbestandskarten, Wissen zu Eigentumsverhältnissen, waldbauliche Brandschutzmaßnahmen etc.
Hilfestellung seitens der Forst durch gemeinsame Übungen, Übungsmöglichkeiten (evtl. auch mit Feuer?)
„An einem Strang zieht`s sich fester!“
Hinweise zur Zusammenarbeit mit anderen…
In der Regel keinerlei „Fw-Ausbildung“!
PSA ungeeignet!
Bauern und Waldbesitzer gehen oft aus Unwissenheit oder Selbstschutz hohe Risiken ein!
Detlef Maushake 111
„Sandkastenspiele“
Detlef Maushake 112
Detlef Maushake 113
Zusammenfassung:
- Sicherheit ist oberstes Gebot!
- Wir kämpfen i.d.R. um „nichts“
- Taktik klar kommunizieren; Plan anhand der ETW entwickeln und Umsetzen
- Keep one foot in the Black
Detlef Maushake 114
Bildernachweis:
- Feuerwehr Osnabrück, Jan Südmersen; GFMC-Homepage, Universität Freiburg, FW MTK, badische Zeitung, FW Ditzingen;
- Eigenunterlagen Verfasser, Doug Campbell – CPS Dateien, Marty Alexander Veröffentlichungen im Netz, main-netz.de;
- Internet allgemein, Sturm-feuerschutz.de; Working on Fire – Alexander Herd, feig-online.de, Feuerwehr-Magazin; GRAF Catalonien
- Feuerwehr-rueckersdorf.de, THW OV Neuhof; drk-voelkersbach.de;
Detlef Maushake 115
Film
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